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^Auch den heften Quellen hearheitel: von
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DRUCK DER SPAMERSCHEN BUCHDRUCKEREI IN LEIPZIG
COPYRIGHT 1921 BY FRANKFURTER VERLAGS-ANSTALT A.-G. IN FRANKFURT A.M.
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ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
DER GEIGEN- UND LAUTENMACHER
536289
Aabenmund, Jens Iversen. — Tversted(?). 1762
Seinem Zettel nach ein Drechsler, der einige sonderbar
aussehende Geigen gebaut hat. Der Name des Wohn-
orts ist nicht sicher lesbar gewesen.
Geigenzettel : Forfoerdiget af Jens Iv. Aaben- / mund,
Dreier i Tverstedt / Ao 1762 (geschrieben).
Aachner s. Achner
Aagaard, Larsen. — Kopenhagen
Geb. 9. Juli 1847 in einem dänischen Dorfe, kam er
1862 in die Maschinenbaulehre und wurde in der
Modellwerkstatt verwendet. Sein Meister Heinrich
Hertz war gelernter Musikinstrumentenmacher, unter
dessen Leitung Aagaard 1 866 zum Geigenbau überging.
Im Jahre 1876 siedelte er nach Amerika über, arbeitete
in vielen bedeutenden Geigengeschäften, so bei Lyon
und Healy, dann bei F. Cristofori in Chicago, und
kehrte 1883 nach Kopenhagen zurück, wo er seine
eigene Werkstatt eröffnete und Anerkennung fand.
Abbate, Alessandro. — Neapel. 1890. 1899
Ein Mandolinenmacher, der jetzt mit seinem Sohne
gemeinsam arbeitet.
Abbate, Alfonso. — Neapel. 1845
Ein Lautenmacher, der gute Instrumente nach den her-
gebrachten Modellen verfertigt hat. Seine Mandolinen
hatten seinerzeit guten Ruf.
Abbate, Luigi. — Neapel. 1860
Wahrscheinlich Sohn, Schüler und Nachfolger von
Alfonso Abbate, dem er in seiner Arbeit nahesteht.
Abbatl, Giambattista. — Modena. 1775. 1795
Seine Arbeit erinnert an Cassini, aus dessen Schule er
hervorgegangen sein mag. Wenn er auch nur zu den
mittelmäßigen Nachahmern der Amati und Stradivarl
gehört, so hat er doch einzelne gute Geigen, namentlich
Bässe, gebaut, die stark im Holz sind und braunen Lack
zeigen. Eine gutklingende Viola von ihm befindet sich
in der Sammlung Valdrighi.
AbelUe. — Avignon. 1870. 1876
Ein Musikinstrumentenhändler, der eine Reparatur-
werkstatt für Blech-, Holz- und Streichinstrumente be-
saß. 1876 ward Gaetano Autiero sein Nachfolger.
Abel, Pater Rudolph. — Konstanz a. B. 1796
Ein Augustinermönch, der Violinen repariert hat. Das
Konstanzer Augustinerkloster ist am Ende des 1 8. Jahr-
hunderts in den Besitz der Stadt übergegangen, die die
Bestreitung des Unterhalts für die damaligen wenigen
Ordensangehörigen bis zu deren Lebensende übernahm.
Pater Rudolph, über den die dürftigen, noch erhaltenen
Klosterakten keine Auskunft geben, hat also wohl
seinen stillen Lebensabend damit beschlossen, seiner
Geigenliebhaberei zu leben. Grillet teilt nur den unvoll-
ständigen Zettel mit, auf dem der Wohnort fehlt, und
rechnet Abel ohne ersichtlichen Grund zur italienischen
Schule.
Geigenzettel : Raccommode par le Pere Rodolphe/ Abel
de l'ordre de St. Augustin / ä Constance sur le lac. 1 796
(gedruckt).
Äberg. — Malmö. 1850
Er soll niclit ungeschickt gewesen sein, ist hauptsächlich
aber als Reparateur bekannt.
Absam, Thomas. — Wakefield (Yorkshire).
1810. 1849
Er soll einer Tiroler Familie entstammen und stand in
Diensten des Händlers Pickard in Leeds, versah aber
auch einige bessere Geigen mit seinem eigenen Zettel.
In seiner Arbeit erinnert er an Forster, kommt ihm
aber nicht gleich.
Geigenzettel : Made by / Thomas Absam / Wakefield,
Feb. 14/ 1833 (gedruckt).
Acevo (richtig acero, d. h. »Ahorn«, vgl. auch
Sapino, d. h. Tannenholz)
Auf dem Boden einer Viola aus Saluzzo las man das —
wie de Piccolellis nachweist — die Holzart bezeichnende
Wort acero. Fetis las »Acevo« und hielt dieses Wort
für den Namen eines Geigenmachers. So kam dieser
»Acevo« in die Literatur, und noch VidaP) und Grillet
führen ihn an, lassen ihn sogar einen Schüler Cappas
sein und setzen, je nach Belieben, sein Zeitalter zwischen
1620 und 1690 und seine Heimat in Cremona oder
Saluzzo ein.
Achille e Vinaccla. — Neapel. 1880. 1900
Mandolinenmacher, die gute und oft hübsch ausge-
stattete Instrumente bauen.
Achner, Joseph. — Mittenwald. 1760
Er schrieb seinen Namen, der von der Achen, einem
Nebenfluß der Isar, abgeleitet scheint, zeitweilig auch
Aachner, und ist ein weniger hervorragender Geigen-
bauer als viele seiner Mittenwalder Zeitgenossen. Er
gehört jedoch zu denen, die den Übergang vom Stainer-
modell zu den Cremoneser Modellen anbahnen halfen.
^) Vidal beruft sich freilich nur auf Fetis und erklärt
ausdrücklich, kein anderes, ernst zu nehmendes Zeugnis
von der Existenz dieses »Acevo« zu kennen.
8
Ach
ner
Ad,
ams
Achner, Michael. — Wallgau. 1764
Zur MIttenwalder Schule gehörig, vielleicht ein Bruder
von Joseph und Philipp Achner. Wallgau liegt nur
wenige Stunden von Mittenwald entfernt. Er hatte ein
langes, hochgevk'ölbtes Modell mit schmalem (2' o mm)
Rand und sehr dünner Ader. Die Mittelbügel nahm er
sehr lang, die Schnecke ist recht gewöhnlich, der Lack
braungelb. Für die Decke scheint er hartjähnges Holz,
für den Boden kleingeflammten Gebirgsahorn bevor-
zugt zu haben.
Geigenzettel: Abb. 1.
Achner, Philipp. — Mittenwald. 1772. 1798
Er gehört zu den besten Vertretern der Klotz-Schule,
verwendet gutes Holz und braunen Lack. Der Ton
seiner Geigen ist oft von besonderer Schönheit, wenn
auch zumeist nicht sehr groß. Eine Violine von ihm be-
findet sich im Musikhist. Museum von W. Heyer in
Köln.
Geigenzettel : Philipp Achner in Mitten- / wald an der
Iser 1 798 (geschrieben).
Achner, Thomas. — Mittenwald. 1789
Ahnlich wie Philipp und Joseph A. Eine Geige von ihm
besitzt Valdrighi, der ihn auch in seiner Nomochehurgo-
grafia unter Nr. 3991 aufführt.
Accoulon, Alfred. — Paris
Teilhaber der bekannten Firma J. Thibouville-Lamy,
Ritter der Ehrenlegion und des belgischen Leopold-
ordens. Wenn auch hauptsächlich Fabrikant, so hat er
doch den Geigenbau regelrecht erlernt und war als
Geigenmacher auch auf der Pariser .Ausstellung im
Jahre 1900 vertreten.
Ackermann, Anton. — Basel? 1838
In einer in Basel befindlichen kleinen Geige liest man :
>> Anton Ackermann, 30. Hornung 1838 in Ordnung ge-
richtet«.
Acton, A. W. — Woolwich. 1846. 1870
Englischer Geigenmacher, dessen Zettel sich in einigen
guten Violinen findet.
Acton, William J. — Woolwich, London (Gipsey
Lane). Geb. 12. Dez. 1848 in Woolwich
Sohn und Schüler von A. W. A. Er begann seine Lauf-
bahn mit einer Kopie nach Stainer und hat seither über
140 Violinen, 12 Violen, 30 Violoncelli und 10 Kontra-
bässe gebaut. Er verarbeitet vorzügliches Tonholz und
bereitet sich seinen Bernsteinöllack selbst. Im Jahre
1898 verlegte er seine Werkstatt nach London. Sein
Modell ist dem des Stradivari ähnlich, der Ton seiner
Geigen ist edel und voll. Er gilt auch als geschickter
Bogenmacher und ist äußerst sorgfältig als Wiederher-
steller. Er beschäftigt keine Gehilfen und macht daher
alles selbst, auch ist er ein tüchtiger Geiger. Meredith
Morris veröffentlichte in »TheStrad« Jan. 1900 seine
Biographie mit Bildnis usw.
Geigenzettel: William J. Acton, / Maker / St Mary
Street, Woolwich 188 . . (gedruckt). — William John
.Acton / Maker / Forest Gate London 1 898 (geschrieben).
Adam, G. Christian. — Halle, Berlin. Geb. um
1835, t 1886 oder 1888
Ein gewissenhafter Geigenmacher, der es zwar nicht zu
besonderer Meisterschaft gebracht hat, aber als Repa-
rateur nicht ohne Bedeutung war. Er war zuerst in
Halle a. S. ansässig und siedelte um 1860 nach Berlin
über. Seine Geigen sind sauber gearbeitet, meist aber
zu schwer im Holz, sein Lack ist undurchsichtig und
hart. Er war ein guter Lehrer; sein bester Schüler ist
Oswald Möckel. In seinen letzten Jahren mußte er mit
Schwierigkeiten kämpfen, weshalb er nur mehr schlech-
tes Holz verarbeitete, das ihm seine Berliner Fach-
genossen für billiges Geld überließen. .
Geigenzettel : Zu Ton verhelfen / G. Chr. Adam G|Ch
Berlin 1 883 (gedruckt). — Reparirt von C. Adam / A
Halle a.S. 1858 (gedruckt).
Adam, ... — Caen, f vor 1783
Ein wahrscheinlich aus Mirecourt stammender Luthier»
dessen Geigen ohne Eigenart sind.
Adam, Jean. — Mirecourt. 1790. 1820
Er soll ursprünglich Geigenbauer und als solcher vor-
übergehend in Valence gewesen sein, ist aber nur als
Bogenmacher bekannt geworden, ohne es auch dann
zu besonderer Geschicklichkeit gebracht zu haben.
Seine Bögen sind in der Regel nur gewöhnliche Handels-
ware.
Adam, Jean-Dominique. — Mirecourt. Geb.
30. Dez. 1795 in Mirecourt, f das. 1864
Schüler und Nachfolger seines Vaters Jean A. und wie
dieser nur Bogenfabrikant. Nur die besseren Bögen ver-
sah er mit dem Brandstempel : Adam. Er war nicht un-
geschickt und konnte auf Bestellung recht gut arbeiten.
Namentlich seine Bögen mit achteckiger Stange sind
gut gelungen.
Adam (eigentlich Grandadam). — Mirecourt.
Geb. in Mirecourt 26. Febr. 1823, f das.
19. Jan. 1869
Schüler seines Vaters Jean-Dominique, den er aber,
vornehmlich als Bogenmacher, weit überflügelte.
Brandmarke: Adam.
Adam, Johann. — (Mark-)Neukirchen. 1677
Er wird unter den Geigenmachern genannt, die 1677
von Graslitz nach Neukirchen übersiedelten und hier
die Geigenmacherzunft begründeten. Arbeiten von ihm
nachzuweisen, ist bis jetzt nicht gelungen. Ich bin sogar
geneigt, anzunehmen, daß es sich hier nur um die Vor-
namen eines Schönfelder( ?) handelt, und daß in der
Zunftliste der Familienname nur versehentlich weg-
gelassen ist.
Adams, Cathune. — Garmouth (Schottland).
1775. 1805
Er hat viele Kits, Violinen und VitDloncelli gebaut und
diese oft reich mit Perlmutter und Elfenbein eingelegt.
Sein Modell erinnert in mancher Hinsicht an N. Amati,
Adams — Airth
er verwandte einen dünnen, gelben Spirituslack. Es soll
in Garmouth noch ein zweiter gleichnamiger Geigen-
macher gelebt haben.
Geigenzettel: Adams, Ma. / Garmouth , 1782 (geschr.).
Adams, Oliver. — Boston. 1897
In einer guten Geige frei nach Stradivari fand sich sein
Zettel.
Geigenzettel: Abb. 23.
Adamsen, P. P. — Kopenhagen
Begründete 1866 in Fyrkilde bei Hobro (Jütland) seine
Fabrik von Streichinstrumenten. Seine Arbeiten werden
gelobt ; in Musikerkreisen sind seine Bässe am meisten
geschätzt.
Adanl, Pancrazio. — Modena. 1775. 1827
Hauptsächlich als Gitarren- und Mandolinenbauer be-
kannt. Er scheint einen Sohn gehabt zu haben, der noch
um 1868 arbeitete.
Addison. William. — London. 1665. 1670
Ein englischer Violenbauer, der von Sandys und
Forster, die seinen m emer Viola gefundenen Zettel
mitteilen, erwähnt wird. Eine Liraviole von ihm be-
findet sich in der Sammlung Galpin (Hatfield).
Geigenzettel: William Addison in Long .Alley , over
against Moorfields 1670 (gedruckt).
Adler, Carl August. — Markneukirchen. Geb.
7. Nov. 1828, t 4. Juni 1869
Sohn und Schüler von Joh. Gg. A., arbeitete wie sem
Vater meist für Händler.
Adler, Eduard. — Grünberg in Schlesien
Geb. 1865 in Bodzanowitz, war ursprünglich Cellist
und als solcher Mitglied verschiedener Theater- und
Konzertorchester. Er besuchte die Werkstätten von
Edler in Frankfurt, von Riechers und Möckel in Berlin
und Hammig in Leipzig, bildete sich allmählich auto-
didaktisch zum Geigenmacher aus und gründete im
Jahre 1888 sein Geschäft, in dem er seit Jahren tüchtige
Gehilfen beschäftigt. Seine Spezialität ist die Repa-
ratur; beim Neubau arbeitet er nach Stradivari und ver-
wendet Ottoschen Ollack sowie Spirituslack. Er ist Verf.
eines bei Merseburger in Leipzig 1895 erschienenen
Büchleins über die Behandlung und Erhaltung der
Streichinstrumente.
Geigenzettel : Gefertigt von ; Eduard .Adler / Grünberg
in Schles. 18 . . (geschrieben).
.^dler, Johann Georg. — Markneukirchen.
Geb. 1800 in Wernitzgrün. f 15. Dez. 1866
in Markneukirchen (66 Jahre 10 Monate
1 8 Tage alt)
Da er hauptsächlich billige Geigen für Händler gebaut
hat, dürften nur wenige Werke seiner Hand mit seinem
Zettel vorkommen. Er verwendete jedoch in seinen
besseren Arbeiten einen Brandstempel mit seinem Na-
men J.G.Adler. Eine so gezeichnete Viola von ihnj
besaß Arnold Voigt.
Aelbrechts, Jakob. — Antwerpen 1558, f vor
1584
Lauten mit seinem Namen kommen noch heute vor;
eine solche besaß vor einigen Jahren ein belgischer
Musiker.
Aelbrechts, Lukas. — Antwerpen. 1588
Sohn von Jakob Ae. Im Jahre 1 588 wurde er als Meister
aufgenommen. Wenn er auch hauptsächlich Clavecin-
macher war, so dürfte er doch, wie sein Vater und die
meisten seiner Zunftgenossen, auch Lauten gebaut
haben.
Aerninck, Heindrick. — Leyden. 1681. 1736
Die Arbeiten mit diesem Namen sind so verschieden,
daß man an zwei gleichnamige Meister denken muß.
Die älteren gleichen denen von Willems in Gent, die
jüngeren denen von Cuypers.
Aglio s. Dall'Aglio
Agostini, Sante. — Palermo?. 1822
Sein Name wurde auf einem Reparaturzettel (In einer
Geige von .Achner) gefunden. S. D'Agostino.
Aicher, Hans. — Füßen. 1690
Er war Lautenmacher und wohnte in der Vorstadt.
Arbeiten von ihm sind mir bisher nicht zu Gesicht ge-
kommen.
Aicher, Mathias. — Füßen. 1666
Vielleicht ein Enkel des im Jahre 1535 aus München
in Füßen eingewanderten Peter Aicher. In den Akten
des Hochstifts Augsburg (im Kreisarchiv in Neuburg)
heißt es von ihm: »Derzeit Schulmeister, sonsten ein
Lauten macher.« — Er wohnte im zweiten Stadt-
viertel.
L'Air s. Claudot
Airaghi, Cesare. — Mailand. 1883
Als selbständiger Geigenmacher ist er wenig hervor-
getreten; einige bessere Instrumente, die er gebaut hat,
ließen jedoch erkennen, daß er sorgfältig zu arbeiten
verstand.
Aireton, Edmund. — London. Geb. um 1727,
t 1807
Angeblich der Sohn eines gleichnamigen, schon 1735
vorkommenden Geigenmachers und ein Verwandter
des Kirchenkomponisten Edmund Ayreton (1734 bis
1808), der unter Händel Hilfsorganist der Westminster-
abtei war. Edm. A. gilt als ein Schüler Peter Wamsleys
und ahmte Stainer und Amati nach. Die Arbeit ist gut,
sein gelbbrauner Lack dagegen stumpf und der Ton
unbedeutend. Da er viel für Norris & Barnes arbeitete,
kommen verhältnismäßig selten Geigen mit seinem
Zettel vor; eine solche aus dem Jahre 1755 war 1872 in
South Kensington ausgestellt.
Airth,William.- Edinburgh. Geb.um 1 840. 1 889
Schüler und Schwiegersohn von James I. Hardie. Er
arbeitete von 1860 bis 1881 in Edinburgh und wanderte
dann nach .Australien aus.
10
Aisele — Alban
Aisele (Aisile) s. Eisele
Alba. — Lyon. 1822
Geschäftsteilhaber von Micollier (s. d.); ais Geigen-
macher ist er jedoch ohne Ruf.
Alban, Franz. — Graz. 1 724
Ob er in irgendeiner Beziehung zu der Bozener Famihe
Alban oder zu den italienischen Albanis steht, ist nicht
festzustellen gewesen. Arbeiten von ihm sind sehr
selten. Ich habe eine einzige Violine mit seinem Namen
und der Jahreszahl 1 724 kennengelernt, die sich in der
Fürstl. Lobkowitzschen Sammlung auf Schloß Raudnitz
befindet.
Geigenzettel: Franciscus Albanus fecit / Grecia in
Styna anno 1724 (gedruckt).
Alban, Johann Michael. — Graz. Geb. um
1677 In Bozen, f 27. März 1730 in Graz
Sohn erster Ehe und jedenfalls auch Schüler von
Mathias A. Er scheint bei Wolfgang Sagmayr gearbeitet
zu haben, dessen Tochter Eva Rosina er am 14. Februar
1702 heiratete, wodurch er das Geschäft seines damals
bereits verstorbenen Schwiegervaters erwarb. Was sich
an tatsächlichen Angaben über sein Leben ermitteln
ließ, hat Dr. Fr. Waldner in der Innsbrucker Ferdi-
nandeums-Zeitschrift (III. Folge, 55. Heft) veröffent-
licht. Joh. Mich. A. war nach Sagmayrs Tod zweifellos
der beste in Steiermark tätige Geigenmacher. Es haben
sich noch viele Arbeiten von ihm erhalten. Häufiger als
Violinen kommen jedoch Violoncelli von ihm vor, die
übrigens nur in den F-Löchern an Arbeiten seines
Vaters erinnern. Die Einlagen sind bei ihm weiter vom
Rande entfernt, wodurch dieser breiter erscheint, die
Ecken sind stumpfer, und auch die Schnecke ist mas-
siger, sehr hübsch sind dagegen immer die statt der
Schnecke oft vorkommenden Engels- oder Frauen-
köpfchen. Die Wölbung ist ziemlich hoch. Der Lack ist
rotbraun, von guter, fetter Beschaffenheit und fein-
rissig, wodurch seine Arbeiten fast ein italienisches
Aussehen erhalten. Auch das Holz ist gewöhnlich gut,
nur sind die Böden auffällig dünn, so daß sie jetzt fast
regelmäßig gefüttert werden müssen. Bei seinen Geigen
soll er einen gelblichen Lack vorgezogen haben. Auf
seinen in Kupferstich ausgeführten Zetteln, die in der
Mitte das Grazer Wappentier zeigen, ist die Zahl 17
vorgedruckt, die mit Tinte hinzugefügte Jahreszahl fast
regelmäßig so verblichen, daß sich genaue Jahreszahlen
nur selten feststellen lassen. — Von seinen Söhnen
scheint keiner Geigenmacher geworden zu sein. Drei
Violinen von ihm besitzt Abt Sales Bauer in Rein
(Steiermark), eine prächtig erhaltene große Viola Prof.
Ant. Mayer in Admont.
Geigenzettel : Abb. 2.
Alban, Joseph. — Bozen. Geb. 28. März 1680
in Bozen, f das. 10. Jan. 1722
Jüngster Sohn von Matthias A. und dessen erster Frau
Elise Luggin und wahrscheinlich Schüler seines Vaters.
Nach Dr. Fr. Waldners Feststellungen war er um 1 709
in der Fremde, heiratete im Jahre 1712 Anna Maria
Magdalena Rorer und starb kinderlos. Man kennt nur
wenig von ihm, auch werden seine meisten Arbeiten
jetzt wohl unter dem Namen seines Vaters gehen. In
seinen jüngeren Jahren wird er als Gehilfe seines Vaters
nur selten seinen Zettel in Geigen geklebt haben, sicher
aber in seme Gesellen- urd Meisterstücke, daher ist
es nicht auffällig, wenn Geigen mit der Jahreszahl 1703
schon seinen Namen tragen.
Geigenzettel : Abb. 9.
Alban, Joseph Anton. — Bozen. Geb. in
Kaltem vor 1730(?), f 6. Juli 1771 in Bozen
Er war ein Sohn des jüngsten Stiefbruders von Math.A.
Wessen Schüler er war, läßt sich nicht feststellen. Es
scheint aber, daß er den von der Familie wahrscheinlich
aufbewahrten Nachlaß von Joseph A. übernommen und
sich dann als dessen Geschäftsnachfolger betrachtet hat.
Dadurch erklärt es sich bis zu einem gewissen Grad,
daß er die Zettel mit dem auf ihn eigentlich nicht zu-
treffenden Wortlaute »Josephus filius Math. Albani
usw.« beibehalten hat. Mit seiner Arbeit hat er seinem
Namen Ehre gemacht. Nach Dr. Fr. Waldners Fest-
stellungen heiratete er am 13. Februar 1759 Maria Bar-
bara Ortner. Geigen von ihm befinden sich auf dem
Musikchor der Bozener Pfarrkirche.
Alban, Matthias. — Bozen. Geb. zu St. Niko-
laus m Kaltem am 28. März 1 621 , f m Bozen
7. Febr. 1712
Obwohl er neben J. Stamer der berühmteste Tiroler
Geigen- und Lautenmacher war, sind seine äußeren
Lebensumstände so schnell vergessen worden, daß
selbst sein Name unrichtig in der italienisch klingenden
Form Albani auf die Nachwelt gekommen ist. Selbst
Beda Weber berichtete von ihm nur, daß er eine Geige
von ihm aus dem Jahre 1645 kennen gelernt habe. Meine
fortgesetzten Versuche, aus Kirchenbüchern und Magi-
stratsakten einige Angaben über ihn zu erhalten,
blieben jahrelang erfolglos. Wohl nahm ich auf Grund
der mir bekannten Arbeiten an, daß er im Jahre 1621
geboren sei, wohl trat ich dafür ein, daß er, da es noch,
wie mir glaubwürdig versichert wird, Geigen von ihm
mit der Jahreszahl 1712 gibt, bis über das neunzigste
Lebensjahr arbeitsfähig geblieben sei ; ein urkundlicher
Beweis für diese Annahmen fehlte aber. Da gelang es
endlich Dr. Franz Waldner in Innsbruck, dem sorg-
fältigen Erforscher der Geschichte der Tiroler Geigen-
und Lautenmacher, Licht in das Dunkel zu bringen.
Nach seinen Feststellungen, die er im 55. Heft (II I.Folge)
der Ferdinandeums-Zeitschrift veröffentlicht, ist Mat-
thias Alban als ältester Sohn des Bauern Johann A. und
dessen erster Ehefrau Agnes Selva in Kaltem (Uber-
etsch) geboren und hat am 24. Mai 1671, also erst im
Alter von 50 Jahren, zum erstenmal geheiratet. Seine
Frau war Elisabeth, eine Tochter des Schlossermeisters
J. Luggin (Lugg oder Luchini), f 1680. Am 4. Nov.
1682 ging er eine zweite Ehe ein mit Rosina Perlat,
Maurermeisterstochter aus Brixen. Als er hochbetagt
starb, hinterließ er ein ansehnliches Vermögen, und
Dr. F. Waldner macht mit Recht darauf aufmerksam,
wie glatt sein Leben verlief im Vergleich zu dem Jakob
Stainers. — Wo M. Alban geleVnt hat, läßt sich noch
nicht feststellen. Ich bin geneigt, ihn für einen Mit-
schüler seines Altersgenossen Jak. Stainer zu halten;
Albanesi — Albert
11
Deide haben viel Gemeinschaftliches m ihrer Arbeit,
wenn auch Stainer der wesentlich genialere Meister
war. In seinen jüngeren Jahren war M. Alban sicher
von seinem Landsmann beeinflußt. Seine Geigen sehen
in seiner ersten Zeit gut tirolisch aus, und es ist auf-
fällig, daß sich etwa von 1680 an eine deutliche Stil-
wandlung bemerkbar macht: eine Anlehnung an ita-
lienische Vorbilder. Hat er damals Gelegenheit gehabt,
Italien zu besuchen? Daß er schon in seiner Jugend bis
nach Rom gekommen, ist unwahrscheinlich, obwohl
behauptet wird, daß von dort datierte Arbeiten von ihm
vorhanden sein sollen. Mir ist trotz eifrigen Nach-
forschens eine solche von zweifelloser Echtheit bisher
aber nicht vorgekommen, nur solche ohne Ortsbezeich-
nung oder mit der ausdrücklichen Angabe Bozens als
Ursprungsort. Echte Geigen mit echten Zetteln, die
über 1 706 hinausgehen, kenne ich zwar nicht, doch soll
es noch solche von 1712 geben. M. Alban wird in der
letzten Zeit wahrscheinlich an seinem Sohne Joseph
einen für ihn arbeitenden Gehilfen gehabt haben. Seine
Geigen galten im 18. Jahrhundert, neben denen von
Amati und Stainer, als die besten, die man kannte; da-
her wurde sein Name auch vielfach mißbraucht und in
Geigen angebracht, die nicht einmal von ferne an seine
Arbeit erinnern. Sein bestes Modell nähert sich der
Amati-Schule, ist aber meist sehr hoch gewölbt, mit
hohen Zargen. Die Arbeit ist sehr sorgfältig. Das
Deckenholz besonders schön, der Boden meist schlich-
tes Ahornholz, der rötlich-braune, wenig elastische
Lack von italienischem Charakter. Die F-Löcher sind
zu weit offen; statt der Schnecken liebt er Köpfchen,
Drachen und Fratzen anzubringen. Bei den Violen
bleibt er den hergebrachten Formen treu, schneidet
Schallöcher in Schlangenlinien und bringt unter dem
Griffbrett noch ein durchbrochenes rundes Schalloch
an. Wie auch Stradivari, erreichte er erst in seiner
zweiten Lebenshälfte die Höhe seiner Kunst. Er ist
minder originell als Stainer, kommt ihm im Tone aber
sehr nahe. Hoffentlich wird sich die archivalische For-
schung noch weiterhin mit ihm beschäftigen und we-
nigstens die Frage lösen, wo er gelernt hat und wann er
m Italien war. Er gebrauchte verschiedene, fast immer
gedruckte Zettel, auf denen er sich stets Albanus oder
Alban, nie aber Albani oder Albanius nannte. Er hat
auch gute Bogen gemacht, ja es wird sogar behauptet, daß
sie besser waren als die zu seiner Zeit in Cremona her-
gestellten. Ausführlicheres über seine Familienverhält-
nisse findet sich in Dr. Waldners mehrfach genannter
Arbeit. Eine Liste seiner noch erhaltenen Geigen usw.
müßte erst zusammengestellt werden. Eine prächtige
Violine von ihm aus dem Jahre 1673 besitzt Dipl.-Ing.
Rieh. Renner in Tutzing (flache Wölbung, 160 und
204 mm breit, Korpus 353 mm lang, Zargen überall
28 mm hoch). Eine Taschengeige von ihm aus dem
Jahre 1680 war 1872 in South Kensington ausgestellt.
Eine Chitarrone von 1696 besitzt Fritz Wildhagen in
Haiensee, der ein gleiches Instrument von Magnus
Stegher mit einem Reparaturzettel Albans von 1698 in
seiner Sammlung hat.
Geigenzettel: Abb. 3, 10. 25, 26.
Albanesi, Sebastiane. — Cremona. 1 720. 1 744
Nach De Piccolellis und Vidal war er ein Schüler von
Carlo Bergonzi. Er ist nicht originell und bevorzugt ein
an dieMailänderSchule erinnerndes Modell von flacher
Wölbung. Lack und Ton sind unbedeutend.
Albani, Filippo. — 1773
Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie A., dessen
Zettel De Wit veröffentlicht. Der Stammsitz der Fa-
milie war vielleicht Bologna, wo der Name lange hei-
misch gewesen ist.
Geigenzettel : Filippo Albani fecit ' Anno 1 773 (gedr.).
Albani, Leopoldo. — Ancona. 1883
Wenig bekannter Reparateur.
Albani, Michele. — Palermo. 18. Jahrhundert
Ein wenig bekannter Meister, vielleicht ein Sohn von
Paolo A. Der Vorname hat dazu veranlaßt, ihn mit dem
in Graz nachweisbaren Michael Alban zu identifizieren.
Es handelt sich jedoch um zwei verschiedene Meister
aus zwei in keiner Beziehung zueinander stehenden
Familien.
Mantua, Mailand. 1763
Albani, Nicola.
1770
Er könnte mit Paolo A. verwandt gewesen sein. Geigen
von ihm zeigen gewöhnlich ein großes flaches Patron
und haben einen sehr schönen rötlichen Lack, aber
nicht immer gut gewähltes Holz. Ihres starken, oft
edlen Tons wegen dürfen sie als vorzügliche Orchester-
instrumente gelten. Ingenieur 0. Rüders in Wien besaß
eine gute Violine von ihm. Eine dunkel lackierte, aus
Mailand datierte Violine von ihm befindet sich in
Regensburg m Privatbesitz.
Geigenzettel: Nicolaus Albani / fecit Mantua 1763 (ge-
druckt). — Nicolaus Albani fatte / Milano 1770 (ge-
schrieben).
Albani, Paolo. — Palermo, Rom, Cremona.
Gen. »Signor Albani«
Seine Zeit wird in die Jahre 1630 — 1666 gesetzt, Vidal
meint noch 1670 und erwähnt, daß dieser Geigen-
macher auch einen Sohn, der um 1720 gewirkt habe,
dessen Vorname aber noch nicht feststeht, gehabt haben
soll. (Vielleicht Paolo Alvani?; s. d.) Ich sah eine ihm
zugeschriebene Geige mit der Jahreszahl 1673, Grillet
setzt ihn von 1650 — 1680, lobt seine Arbeit und sagt,
daß man ihn für einen Schüler Nicolo Amatis halte.
Daß ein Gio Paolo Albani 1723 in Bozen gelebt habe,
wie mehrfach behauptet wurde, ist mehr als unglaub-
würdig.
Alber. — Pfronten- Weißbach. 1920
Em Geigenmacher, der in der Füßener Gegend und m
Tirol einen guten Kundenkreis hat.
Albert, Charles Francis. — Philadelphia. Geb.
in Freiburg i. B. 25. Dez. 1842, f 1. Juli 1901
in Philadelphia
Altester Sohn von John A., mit dem er als Kind nach
Amerika und m seinem zwölften Jahre nach Phila-
delphia kam. Er war nacheinander bei einem Sattler, in
einer Sägefabrik, bei einem Messerschmied und einem
Juwelier in der Lehre, bis er sich entschloß, dem Bei-
12
Albert — Albrecht
spiele seines Vaters folgend, Geigenmacher zu werden.
Natürliches Talent und Handgeschicklichkeit kamen
ihm dabei sehr zustatten, und nachdem er sich 1865
selbständig gemacht hatte, kam er bald zu Ansehen und
galt schließlich als einer der besten amerikanischen
Geigenmacher seiner Zeit ; er wurde als solcher auch
von den besten europäischen Geigern, die nach Ame-
rika kamen, anerkannt und hat auch zahlreiche Aus-
stellungsmedaillen erhalten. Er arbeitete hauptsächlich
nach einem großen Modell und verwendete altes, ameri-
kanisches Holz. Er kopierte auch Stradivari, Guarneri
und andere ältere Meister, machte allerlei Erfin-
dungen (Kinnhalter, Maschinen zum Saitenüber-
spinnen, Saitenmesser usw.) und hatte viele Medaillen.
Außer seinem Zettel^) gebrauchte er auch eine Brand-
marke. (C. F. Albert Philada [in einem Oval].)
Geigenzettel : Abb. 4.
Albert, Charles F. jun. — Philadelphia. Geb.
1869
Sohn, Schüler und Nachfolger von Charles F. Albert,
dem er in der Arbeit gleichkommt. Er gebraucht den
Zettel, den sein Vater seit 1881 verwendete.
.Mbert, John. — New York, Philadelphia.
1848. 1887
Ursprünglich Advokat in Baden. 1848 flüchtete er sich
nach Amerika, wo er Geigenmacher wurde. Seine Ar-
beit ist gut.
Albert, Eugen J. — Philadelphia. 1885-1902
Jüngerer Sohn von John A. Auf der Ausstellung in
New Orleans 1885 erhielt er den ersten Preis; in Chi-
cago war er mit einer guten Baßgeige vertreten.
Albert, Leon. — ?
Geschätzter französischer Geigenbauer des 19. Jahr-
hunderts, der ein amatisiertes Stradivari-Modell nach-
ahmt.
Alberti, Ferdinande. — Mailand. 1737. 1760
Er wohnte erst in der Contrada Larga und dann in der
Contrada del Pesce und hatte die Krone (»Segno della
Corona«) zum Ladenschild, die vorher Giovanni II.
Grancino geführt hat, dessen Geschäftsnachfolger er
also vermutlich war. Seine Arbeit erinnert an die der
Grancini, er ist aber nur ein Meister dritten Ranges.
Geigen von ihm kommen selten vor, sind mittelmäßig
in der Arbeit, manchmal gut im Holz und haben gelben
Lack. Er verwendete verschiedene, nur wenig vonein-
ander abweichende Zettel. Eine Violine von ihm (von
1741) besaß J. Müller in Schönbach.
Geigenzettel : Ferdinando Alberti fece in Milano / nella
Contrada del Pesce al Segno ' della Corona. A^^- 1745
(gedruckt).
Alberti, Guglielmo. — Arezzo 1877
Italienischer Geigenmacher ohne Eigenart.
Albertini, Carlo. — Mailand. 19. Jahrhundert
(Vater und Sohn.) Eine Gitarren- und Mandolinen-
fabrik, in der ausschließlich sog. lombardische Man-
dolinen gemacht werden. Sie nimmt den Ruhm für sich
in Anspruch, die älteste in Italien zu sein, die lom-
bardische Mandolinen herstellt.
R
om.
^) Bis 1871 nur geschriebene Zettel: Made by C. F.
Albert.
Albertis, Peter de (»Pietro Alberto«).
1578, lebte 1598 noch
Ein geborener Flamländer, der sich zu Rom »in Pa-
rione" als Lautenmacher niederließ und dort sehr ge-
schätzt wurde. G. Masetti, der Agent des Hauses Este in
Rom, rühmt ihn in einem Briefe ganz besonders. Von
seinem Leben ist wenig bekannt, nur so viel, daß er
1 582 von dem deutschen Lautenmacher Peter Pfanshel
zum Testamentsvollstrecker ernannt wurde und von
ihm dafür eine Ebenholz-Laute vermacht erhielt. Er
war auch der Schwiegervater von Matteo Buckenberg.
Eine seiner Archilauten italienischen Stiles aus dem
Jahre 1598 besitzt W. Heyers Musikhistorisches Mu-
seum in Köln, eine Mandore Antoine Gautier in Nizza.
Der Zettel in letzterem Instrument ist nicht vollständig,
die Ortsangabe zeigt nur noch den ersten Buchstaben;
Vidal las statt R . . . ein B und machte kurz ent-
schlossen »Bologna« daraus.
Geigenzettel: Petrus Albertus 1598 (gedruckt). —
Petrus Albertus / faciebat R(omae) (gedruckt).
Alberto, Andrea di. — Rom. 1608
Ein vlämischer Lautenmacher, der in der Via dei Liu-
tari wohnte ; er war vermutlich ein Sohn des 1 598 noch
erwähnten Peter de Albertis. Vielleicht war Giorgio
Alberto, der Verfertiger einer Taschengeige, die sich
in Heyers Musikhistorischem Museum in Köln be-
findet, sein Sohn. Eine Ortsangabe fehlt zwar ebenso
wie eine Jahreszahl, die Arbeit gehört jedoch wohl noch
dem 17. Jahrhundert an.
Albinus. — ?. 14. Jahrhundert
Einer der ältesten Lautenmacher, dessen Heimat man
iedoch nicht kennt, wenn auch anzunehmen ist, daß er
in Italien ansässig war. Die ihm zugeschriebenen Violen
haben zumeist einen gitarrenförmigen Körper. (Vgl.
Valdrighi.)
Albrecht, Johannes. — Krems. Geb. 1766 in
Oberneustift, f 7. Dez. 1828 in Krems
Er war der Nachfolger von Magnus Anton Fichtl, des-
sen Witwe Marianne er am 16. Juni 1793 heiratete.
Nach deren Tode ging er 1806 eine zweite und 1813
eine dritte Ehe ein. Seine Arbeit ist im ganzen etwas
handwerksmäßig, aber doch noch gut zu nennen.
Geigenzettel: Johannes Albrecht me fecit Cremsii
1826 (gedruckt). — Johannes Albrecht , fecit Krems
1808 (gedruckt).
Albrecht, Melgior. —Hamburg. 1797
Da sich bisher keine Arbeiten von ihm nachweisen
ließen, steht nicht fest, ob er Klaviere oder Lauten und
Geigen gebaut hat. Man weiß von ihm nur, daß er am
5. Mai 1797 als »Instrumentenmacher« Bürger von
Hamburg wurde.
Aldred — AUetsee
13
Aldred. — London. 1600 Allessandroni, Paolo. — Rom. 1850. 1860
Einer der guten englischen Geigenbauer des 1 7. Jahr- Ein unbedeutender Musikinstrumentenmacher, dessen
hunderts, der schon um 1560 gearbeitet haben soll. wenige Violinen, die er selbständig gemacht hat, weder
Mace erwähnt ihn in »Musicks Monument ■■ (erschienen Eigenart noch Künstlerschaft verraten.
1676) bei Besprechung der Violen: "Of such there are ... .,,
__ l' ;„ .u. ,.,„.u ;K,n tkn.. nf Aldred « usw. Aletzie s. Alletsee
..j better in the world than those of Aldred . . . . .« usw.
Um so mehr ist es zu beklagen, daß bisher keine Ar-
beiten von ihm zum Vorschein kamen. Vgl. Hosborn.
Aldric, Fran^ols Antoine. — Mirecourt. Geb.
20. März 1727, f nach 1775
Sohn des Jean A. Arbeiten von ihm sind mir noch nicht
vorgekommen.
Aldric, Jean. — Mirecourt. 1726. 1730
Ein geschickter Geigenmacher, von dem man an-
nehmen kann, daß er auf seiner Wanderschaft nach
Italien gekommen war.
Aldric, Jean Fran^ois. — Paris. Geb. 28. April
1765 in Mirecourt, f 1843
Sohn des Jean Fran?ois A. und der Charlotte Mougenot.
Er ließ sich um 1788 in Paris nieder. Ein geschickter
Vertreter der französischen Schule, der nach dem
Strad. -Modell arbeitete und manchmal selbst N. Lupot
nahekam. Er verwendete meist roten, nur manchmal zu
dicken Lack und war besonders dafür bekannt, daß er
alte Violen in moderne Geigen trefflich umzubauen
verstand, die er dann wohl auch als Originale alter
Meister verkauft haben wird. Als Händler hatte er be-
sondere Bedeutung, und er war auch der erste Pariser Alletsee (Alletsche, Aletzie, Alleci), Paul
Geigenbauer, der mit dem Sammelgenie Tarisio in Ver-
der Rue des Arcis
Allard. Claude. —Paris? 1671
In der Sammlung des Barons Lery befindet sich eine
sehr schöne Laute mit diesem Namen, doch ohne An-
gabe des Wohnorts.
Allard, Fran?ois. — Paris. 1776. 1789
Unbedeutender Geigenmacher, von dem nur wenig
vorkommt. Er wohnte zuerst Place Maubert und von
1788—89 in der Rue du Petit-Pont No. 9. Er ist wahr-
scheinlich der Sohn der Witwe Allard, die von 1775 bis
1783 im Adreßbuche aufgeführt wird.
AUegretti, Massimiliano, genannt Monfer-
rino. — Soliera (Modena). 1873. 1883
Besserer Geigenmacher, der bei dem modenesischen
Ebenisten Alessandro Lusvardi gearbeitet hat und
dieser Tätigkeit eine große Handgeschicklichkeit ver-
dankt, die ihm namentlich bei Wiederherstellungen
sehr zustatten kam.
Allen, Noah
Wenig bekannter amerikanischer Geigenbauer aus dem
Anfang des 19. Jahrhunderts.
bindung trat. Er wohnte zuerst in der Kue des
Nr. 16, dann Rue de Bussy Nr. 30 und seit dem Anfang
des 19. Jahrhunderts Rue de Seine Faubourg St. Ger-
main No. 71 ('^pres Celle de Bussy). Sein Geschäfts-
nachfolger war um 1840 sein Neffe Aubry. Er ver-
wendete sowohl geschriebene als gedruckte Zettel. Für
seine Geigen erhielt er in der Regel 150 — 200 Francs.
Eine Violine von ihm befindet sich im Museum des
Pariser Konservatoriums (Nr. 27).
Gelgenzettel. .'\bb. 5, 6, 7.
Aldovrandi, Emilio. — Bologna. 1850. 1882
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der sich hauptsäch-
lich mit der Wiederherstellung alter Streichinstru-
mente beschäftigte.
Alessandro, genannt il Veneziano. Um 1 540
Eine Laute von ihm war 1880 in Turin ausgestellt.
Vidal u. a. erwähnen ihn mehrfach, doch war Genaueres
nicht festzustellen, da aus seinem Beinamen wohl seine
Heimat hervorgeht, nicht aber, wo er gelebt hat, wäh-
rend sein wirklicher Familienname überhaupt nicht be-
kannt ist.
Alfrede?). -Örebro. 1831
In einer Geige wurde der beistehende geschriebene
Zettel gefunden. Der Name ist so verschnörkelt ge-
schrieben, daß man statt Alfred auch A. Gred lesen
könnte.
Geigenzettel : Forfärdigad af / Alfred in Orebro 1 83 1
(geschrieben).
München. 1698, f 1738 (?)
Zweifellos einer der besten Lauten- und Geigenmacher
Bayerns. Er dürfte aus der Gegend von Füßen oder Vils
stammen. In Pfronten im bayrischen Allgäu ist noch
heute eine Familie Alletsee ansässig. Auf einer nach
hinten zu abfallenden Terrasse des Gebirgskammes,
der sich vom Lech bei Füßen bis gegen Pfronten der
Grenze entlang hinzieht. Hegt 865 m hoch und genau
1 km Luftlinie nördlich von Vils (auf der bayrischen
Seite) der Alatsee (oder Aletsee, wie er auf den älteren
Karten eingetragen ist). Von diesem See dürfte der
Name Alletse wahrscheinlicher abzuleiten sein als von
den Aletschgletschern. Paul A. wurde öfter der ita-
lienischen Schule zugezählt, doch hat er nur sehr wenig
Italieriisches an sich; in seiner Arbelt überwiegt der
deutsche Stil. Seine ältesten, mir bekannt gewordenen
Geigen tragen die Jahreszahl 1698, die jüngsten gehen
nicht über 1735 hinaus. Als Ursprungsort gibt er stets
München an, nur in einer Viola d'amore, die L. van
Waefelghen in Paris besaß, liest man »Venetia 1720«.
Die Jahreszahl dürfte mindestens falsch gelesen sein,
denn in der Sammlung Snoeck befand sich eine Tenor-
Viola d'amore aus dem gleichen Jahre, die wieder
München angibt. Es könnte aber immerhin ein vorüber-
gehender Aufenthalt in Venedig angenommen werden.
Sein Todesjahr ist nicht zu ermitteln, doch kommt in
den Münchener Hofzahlamtsakten usw. von 1747 an
und noch 1761 seine Witwe Maria Anna Alletseein, die
als »Hoflautenmacherin« bezeichnet wird, vor. Er dürfte
1738 gestorben sein, da in diesem Jahre sein Schwieger-
sohn Johann Andreas Kämbl sein Nachfolger wird.
14
Allin — Aman
I
Alletsee besaß eine große Handgeschicklichkeit, guten
Geschmack und Formensinn, und so zeichnen sich seine
Arbeiten durch Sorgfalt und Zierlichkeit in den Einzel-
heiten aus. Am häufigsten kommen größere Geigen
(Violen, Liebesgeigen, Violoncelli usw. und besonders
Baßinstrumente, die sich zu seiner Zeit einer weit über
München hinaus gehenden Beliebtheit erfreuten) von
ihm vor, doch kennt man auch eine Reihe schöner
Violinen von seiner Hand. In der Wahl des Holzes
erweist er sich als Kenner, und sein hellgelber oder
dunkelroter Lack hat vorzügliche Eigenschaften. Semen
Namen schrieb er selbst verschiedenartig, auf seinen
Zetteln bediente er sich der deutschen, lateinischen und
italienischen Sprache, wobei er München in »Monaco«
übersetzte, was einige Schriftsteller zu dem Irrtum ver-
leitete,' ihn nach dem Fürstentum »Monaco« zu ver-
setzen. Violen von ihm befinden sich im Germanischen
Museum in Nürnberg (von 1713), im Museum Franc. -
Carolinum in Linz (von 1724), im Nationalmuseum in
München (von 1730), in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln, im Hohenzollernschen Museum in
Sigmaringen usw. usw. Die meisten Geigen haben
Löwenköpfchen u. dgl. am Wirbelkasten. Solche
brachte er auch bei seinen Violoncelli an, wie ein Bei-
spiel im Cisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld bei
Augsburg zeigt. Eine Nonnengeige vom Jahre 1732 be-
findet sich in der Sammlung des Historischen Kreis-
vereins in Landshut in Bayern und eine ebensolche von
1737 besaß C. C. Snoeck. Ein Baryton mit 6 Darm-
und 1 1 Metallsaiten von ihm (Korpus 65 cm, ganze
Länge 132cm) besitzt C.Claudius in Kopenhagen.
Eine Viola mit hübsch geschnitztem Köpfchen besaß
A. J. Kochendörfer in Stuttgart.
Geigenzettel : Paulus Alletsee f. / Lauten und Geigen- /
macher i. München / 1724 (gedruckt). — Paolo Aletzie
Monaco / 1730 (gedruckt) und Abb. 18, 27, 28.
Allin, Jos. — Lebt als Gelgenmacher in
London
Altenöder s. Neuner & Hornsteiner
Althenn, Georg Philipp. — Frankfurt a. M.
Geb. 1719 in Frankfurt a. M. 1750
Sohn von Peter Althenn und wie dieser Instrumenten-
macher und Musiker. Er war Mitglied der städtischen
Kapelle, erwarb 1793 das Bürgerrecht und wurde da-
mit selbständiger Meister. Eine sechschörige Zither
von ihm besitzt die Sammlung Crosby Brown in New
York (Nr. 1297).
Althenn, Peter. — Frankfurt a. M. 1 706. 1719
Ein Musiker und Instrumentenmacher, der 1706 aus
Kelsterbach a. M. nach Frankfurt eingewandert und
Mitglied der städtischen Kapelle geworden war. Für
seine Stellung spricht es vielleicht, daß sein Sohn 1719
vom Kapelldirektor Telemann aus der Taufe gehoben
wurde.
Altimira. — Barcelona. 1850. 1880
Musikinstrumentenfabrikant. Seiner Geigenbauwerk-
statt stand Etienne Maire-Breton vor, als dessen Arbeit
daher die Violinen Altimiras betrachtet werden müssen.
Altrichter, J. — Frankfurt a. 0.
Eine Fabriksfirma, die hauptsächlich Blechinstrumente
herstellt, aber auch Geigenmacher beschäftigt und Re-
paraturen ausführt.
Alvani, Paolo. — Cremona. 1750. 1755
Wahrscheinlich Sohn oder Enkel von Paolo Albani.
Einige wenige aber gute Violinen, deren Modell an
Guarneri erinnert, tragen diesen Namen. Holz und
Lack sind von lobenswerter Beschaffenheit.
Amaglioni. 1839
Wenig bekannter italienischer Geigenmacher, der rech'
sauber nach Stradivari arbeitete.
Aman, Georg. — Augsburg. Geb. 28. März
1671 in Vils, fnach 1717
Er stammte aus Vils und heiratete nach dem Hochzeits-
amtsprotokoll vom 13. Februar 1695 die Witwe des
Lautenmachers M. Wöhrlein (Wörle), wo es heißt:
»Georg Aman von Fülsz Lautenmacher ledigstandts u.
Ursula Schnitzlerin, weyl. Matthias Wohrlin's ge-
westen Lautenmachers seel. Wittib« usw. usw. Im
.Augsburger Steuerbuche von 1717 wird er noch ge-
nannt. Da man jedoch Geigen von ihm kennt, die die
Jahreszahlen 1688—1729 tragen, läßt sich die Zeit
seines Wirkens noch um einige Jahre verlängern. Seine
Arbeit ist gut, er wechselt jedoch die Modelle mehrfach
und bringt am Wirbelkasten gern geschnitzte Köpfchen
an. Das Holz ist oft mit Sorgfalt ausgewählt, der Boden
meist aus einem Stück und Hals und Schnecke aus
Birnbaumholz. Sein Lack, der sich nicht gerade aus-
zeichnet, ist von hellroter bis dunkelbrauner Farbe.
Seine Violinen haben keinen großen Ton, am besten
sind seine großen Geigen (Violen, Violoncelli und
Bässe). Eine aus dem Jahre 1699 stammende Taschen-
geige besitzt das Germanische Museum in Nürnberg.
eine hübsche, kleine Laute von 1707 das Hohenzol-
lemsche Museum in Sigmaringen, eine Violine von
1716 die Staatssammlung vaterländischer Altertümer in
Stuttgart und ein Altquinton von 1729 die staatliche
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 875),
eine Laute und eine hübsche dunkelbraune Violine
Konzertmeister Fr. Eib! in Innsbruck usw. In der
Wiener Musik- und Theaterausstellung war er mit
einer Pochette vertreten. Er schreibt seinen Namen
stets Aman (nicht Amann, aber auch nicht Amma).
Geigenzettel: Abb. 19.
Aman, Mathias. — Augsburg. 1720. 1765
Vielleicht ein Sohn von Georg Aman oder jener Matth.
Aman aus Memmingen, der sich als Kammacher und
Bürger in Augsburg niederließ und am 9. Juni 1 720 den
Konsens zur Verehelichung erhielt. In letzterem Falle
könnte er immerhin ein Verwandter und Schüler
Georg A.s gewesen sein. Seine Geigen sind denen
von Georg A. ähnlich. Auch er zog große Modelle vor
und baute hauptsächlich Violen und Bässe, seltener
Geigen.
Geigenzettel : Mathias Aman / Lauten- / und Geigen-
macher in / Augspurg 1 764 (gedruckt).
Amati, Andrea — Amati, Hieronymus I
15
Amati, Andrea. — Cremona. Geb. um 1535,
fnach 1611
Der Stammvater der berühmten Geigenmacherfamilie,
deren Ahnen sich bis ins frühe Mittelalter (1097) zu-
rückverfolgen lassen, und die, wie Lancetti, de Picco-
lellis u. a. annehmen, deutschen Ursprungs war.
Andreas Geburtstag zu ermitteln, gelang noch nicht, da
die Kirchenbücher aus so früher Zeit nicht mehr vor-
handen sind. Auch sein Todestag ließ sich nicht fest-
stellen; er scheint also nicht in Cremona selbst ge-
storben zu sein. Nach dem Wortlaut des Totenscheines
seiner zweiten Frau muß er im Jahre 1611 noch gelebt
haben. Von seinem Leben ist nicht allzuviel bekannt.
Schon 1554 ging er seine erste Ehe ein, doch ist der
Name der Frau nicht angegeben. Er hatte von ihr drei
Kinder, darunter Antonio und Girolamo. Gegen 1609
verheiratete er sich zum zweiten Male mit der erst
18jährigen Angiola de Migli, die schon zwei Jahre
später starb. Alles, was über seine Lehrer gesagt wird,
ist nur Vermutung. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß
er m Cremona selbst gelernt hat, es ist auch möglich,
daß er in seiner Lehrzeit zu den Brescianem Bezie-
hungen hatte ; aber es geht zu weit, wenn man geradezu
Giammarcello del Busetto als seinen Lehrer angibt.
Daß er ein Schüler Gaspar da Salos gewesen sei, läßt
sein Alter schon cJs unglaublich erscheinen. An die
Brescianer erinnern höchstens seine weiten F-Löcher
und die abfallenden Ecken ; in der Hauptsache hielt er
sich an die überlieferten Modelle. Es sind übrigens nur
wenige Instrumente erhalten, die ihm mit einiger
Sicherheit zugeschrieben werden können, aber auch
diese sind meist vielfach ausgebessert. Anfangs baute
er, wie erwähnt, noch nach den alten Gambenmodellen,
und erst allmählich nahm er die jetzt gebräuchliche
Geigenform an. Er bevorzugte ein kleines Patron,
wählte gutes Holz, das er in entsprechender Stärke ver-
wendete. Der Boden ist fast immer nach der Schwarte
geschnitten. .-Xuch sein Lack ist in der ältesten Zeit noch
der bei Lauten- und Violinenbauem des 16. Jahr-
hunderts häufig verwendete schwarz-rötliche; später
kommt er davon ab und gebraucht einen dunkelgelben
oder hellbraunen Lack, den er nur etwas zu dick auf-
trägt. Die Wölbung ist ziemlich hoch, weshalb auch der
Ton nicht allzu voll klingen kann, doch ist er silberhell
und weich. Bei den F-Löchern sind die oberen Punkte
fast ebensogroß wie die unteren. Den heutigen Anfor-
derungen entsprechen seineViolinen freilich nicht mehr,
sie werden aber immer einen hohen Sammelwert be-
halten. Er war schon bei Lebzeiten sehr berühmt und
soll auch von König Karl IX. von Frankreich viel be-
schäftigt worden sein. Belege hierfür ließen sich freilich
nicht finden, doch dürfte der alten Überlieferung im-
merhin etwas Wahres zugrunde liegen. Ein schönes,
echtes Violoncello von ihm besitzt Simoutre in Paris,
ein anderes Mr. J. H. Bridges. Eine Liste seiner erhal-
tenen Werke müßte noch aufgestellt werden. Andrea
war der Begründer des Ruhms seiner Familie, deren
Name vielleicht am meisten mißbraucht wurde. Jede
ältere Geige, die nur einigermaßen italienisch aussieht,
vioirde mit dem Namen eines der Amati getauft.
Geigenzettel : Andrea Amati in ,' Cremona M.D.LXXI I
(gedruckt).
Amati, Antonio. — Cremona. Geb. zwischen
1555 und 1560. fnach 1640
Altester Sohn von Andrea A. Er arbeitete viele Jahre
gemeinsam mit seinem Bruder Hieronymus. Ihre stets
trefflichen Instrumente erinnern anfangs noch an die
Arbeiten des Vaters. Ihre späteren und besseren Geigen
haben eine weniger hohe Wölbung. Die verschiedenen,
mit einem gemeinsamen Zettel (s. Abb. 20) bezeich-
neten Instrumente stimmen nur selten miteinander
überein, so daß man die Arbeit der Brüder unter-
scheiden zu können vermeint ; die besseren werden dem
talentvolleren Hieronymus zugeschrieben. Der Lack ist
anfangs dicker und dunkel (kirschbraun), später wird
er dünner und hat schöne Orangefarbe. Nach dem
Tode seines Bruders zeichnete er seine Arbeiten nur
mit seinem Namen. Die Brüder haben nicht allzuviel
Werke hinterlassen; ihre Geigen sind aber meist vor-
züglich erhalten, was man vielleicht der immerhin noch
hohen Wölbung zuschreiben kann. Eine Decke mit
hoher Wölbung besitzt größere Elastizität und vor allem
größeren Widerstand gegen den Saitendruck, obwohl
sie dünner ausgearbeitet werden kann. (In der Brust
ließen die Brüder Amati das Holz in der Regel 2 bis
2,8 mm dick.) Freilich hat eine Violine mit flacher
Decke einen größeren und wohl auch edleren Ton. Die
Brüder waren, wie ihr Vater, weit über ihr Vaterland
hinaus berühmt und wurden namentlich in Frankreich
hochgeschätzt. Auch sie bauten prächtig ausgestattete
Geigen für den französischen Königshof^). Zwei vor-
zügliche Violen von ihnen besitzt die Hofkirche in
Dresden. Es sind vielleicht die größten bisher bekannten
Violen ihrer Zeit und befinden sich noch im Original-
zustande mit den alten Hälsen. Boden, Zargen und
Schnecke sind nach der Schwarte geschnitten. Der
braungoldgelbe Lack ist von außerordentlicher Durch-
sichtigkeit und Weichheit; die beiden Violen sind nur
wegen ihrer Größe schwer spielbar. Eine sehr schöne
Violine der Brüder befindet sich auch in der Sammlung
des Apoth. E. Meisner in München-Nymphenburg.
Geigenzettel : Abb. 20.
Amati, Hieronymus (Girolamo) I. — Cremona.
Geb. um 1556, t 2. November 1630 an der
Pest, der wenige Tage vor ihm auch seine
Frau und zwei Töchter erlegen waren
Jüngerer Sohn von Andrea A. In der ersten Ehe (um
1576) vermählt mit Ippolita Zucchielli, von welcher er
fünf Töchter hatte. Am 24. Mai 1 584 ging er mit Laura
Lazzarini eine zweite Ehe ein, von der er neun Kinder
bekam; das fünfte davon war Nicola. Hieronymus war
ungleich talentvoller und origineller als sein Bruder und
wie dieser bedeutender als der Vater. Er arbeitete mit
seinem Bruder gemeinsam. Daß sich in den letzten
Lebensjahren die Brüder getrennt haben sollen, ist
nicht wahrscheinlich, da es noch Violinen mit gemein-
samem Zettel und der Jahreszahl 1630, also dem Todes-
jahr Girolamos, gibt. Der von Grillet veröffentlichte
Zettel mit dem Namen »Hieronimus (sie) Amati« trägt
die Jahreszahl 1640 und erweist sich dadurch als Fäl-
^) Vgl. Heron-.Allens .Aufsatz über die bemalten Amati-
Geigen.
16
Amali, Hieronymus II — Amati, D. Nicolaus
schung^). Wenn man auch mehrfach versucht hat, die
Arbeiten der beiden Brüder auseinanderzuhalten, so
können sie doch nur gemeinsam beurteilt werden. Alles
an ihren Geigen verdient Lob, und ihre Arbeit weist in
allen Einzelheiten einen sichtbaren Fortschritt gegen
ihre Vorgänger auf. Sie führten auch die Aushöhlung
der Decke zu beiden Seiten des Steges ein, wodurch der
Ton süßer und lieblicher wurde. Violinen von ihnen
kommen nicht zu selten vor, Violen besitzen der König
von England, W. E. Hill & Sons usw. usw.
Geigenzettel: Antonius & Hieronymus Fr. Amati /
Cremonen. Andreae fil. F. 1630 (gedruckt) und Abb. 21.
Amati, Hieronymus (Girolamo) II. — Cre-
mona. Geb. 26. Febr. 1649, f 21. Febr. 1740
Dritter Sohn von Nicola A., bei dem er bis zum Jahre
1684 arbeitete. Er war seit 1678 mit Angiola Carettoni
(t 1685) verheiratet und hatte drei Kinder, die früh
starben. Man hat sich daran gewöhnt, ihn als den un-
bedeutendsten Meister der Familie zu betrachten ; man
tut ihm aber damit sicher unrecht, und erfreulich ist es,
daß auch Hill in seinem Buche über Stradivari eine
Lanze für ihn bricht. Es gibt Geigen von ihm. die den
Namen Amati in allen Ehren tragen. Er scheint unter
dem Einflüsse seines Mitschülers Stradivari gestanden
zu haben und bevorzugte bei seinen ersten Arbeiten ein
großes Patron, auch die Ecken machte er öfter Stradi-
vari nach. Die Schnecke bildet er wuchtiger aus als sein
Vater, jedoch im Lack steht er ihm nach und erinnert
in dieser Beziehung eher an Bergonzi durch die Bevor-
zugung einer rotbraunen Farbe. So weicht er in man-
chen Einzelheiten von den Traditionen seiner Familie
ab; er scheint dies aber in der Erkenntnis getan zu
haben, daß Stradivari seinen Vater überflügelt habe,
weshalb er versuchte, es seinem genialeren Mitschüler
gleichzutun. Die F-Löcher verraten noch den alten
Schwung der Amatischule, wenn sie auch manchmal
sorgloser geschnittener scheinen. Gerade seine F-Löcher
aber sind schuld, daß man jede Geige der Amatischule
mit abweichenden F-Löchern auf seinen Namen taufte
und dabei sehr oft ganz geringwertigen Arbeiten zu
einem bedeutenden Namen verhalf. Zettel, auf denen
der Taufname Hieron imus statt Hieronymus ge-
schrieben erscheint, sind von vornherein als falsch zu
betrachten ; ich glaube auch, daß alle Zettel, auf denen
der Name seines Vaters nicht angegeben ist, verdächtig
sind. Er war lange genug Gehilfe in der väterlichen
Werkstatt und hat an Nicolas letzten Arbeiten gewiß
einen nicht unbedeutenden Anteil ; er wird sich daher
sowohl zur Unterscheidung von Girolamo I als auch
zu seiner eigenen Empfehlung stets auf seinen be-
rühmten Vater berufen haben.
Geigenzettel: Hieronymus Amati, figlio / di Niccolo
Amati Cremona 17 . . (gedruckt). — Revisto e corretto
da me / Girolamo Amati figlio di Niccolo / Amati Cre-
mona 1710 (gedruckt).
Amati, Nicola. — Cremona. Geb. 3. Dez. 1 596,
t 12. April 1684
Sohn und Schüler des talentvollen Girolamo 1 und
Enkel Andreas. Er war seit 1645 mit Lukrezia Pagliari
) Im besten Falle hat man es mit einem falsch da-
tierten Zettel von Hier. II. (Nicolas Sohn) zu tun.
(geb. 1619, f 1703) vermählt. Einer seiner Trauzeuger
war sein Schüler Guarneri. Von seinen neun Kindern
wurde nur Girolamo II ein Geigenbauer. Nicola Amati
war der größte Kunst 1er aus seiner Familie. Bis etwa
1625 arbeitete er ziemlich genau nach dem Modelle
seines Vaters; häufiger als Violinen scheint er damals
Gamben und Violen gemacht zu haben. Auf der Höhe
seiner Kunst stehend, findet er allmählich sein eigenes
Modell, das er schließlich zu dem sog. »Großen Amati-
modell« ausgestaltete. Es war dies die schönste Frucht
seines rastlosen Strebens und sichert seinem Namen in
der Geschichte des Geigenbaues einen unvergänglichen
Ruhm, auch wenn die Werke seiner großen Schüler
jetzt vorgezogen werden, weil sie den heutigen Anfor-
derungen besser entsprechen. Er war im Vollbesitz
dessen, was man jetzt so gerne das »Geheimnis der
Cremoneser« bezeichnet. Seine Arbeit verrät den
denkenden Künstler, und es ist sicher, daß er seine
wissenschaftlichen Kenntnisse, die er zweifellos be-
sessen hat, nicht nur auf empirischem Wege erwarb.
Wölbung und Holzstärke sind besser erdacht und feiner
berechnet als bei allen seinen Vorgängern. Der Rand
ist schräg abgerundet, die F-Löcher kühn im Schwung,
die Schnecke meist klein, aber elegant, das Holz pracht-
voll gewählt und der Lack elastisch und feurig, von
gelbbrauner bis rotgoldiger Farbe. Er war von be-
stimmendem Einfluß auf die ganze Cremoneser Schule,
und fast alle Meister ersten Ranges vom Beginn des
18. Jahrhunderts waren direkt oder indirekt seine
Schüler. Er nahm das Gute der Brescianer sowie aller
seiner Vorgänger auf. Die Formen werden bei ihm
edler, das Format zierlicher, die überreiche äußerliche
Verzierung fällt weg, und dafür wird der Wahl des
Holzes und des Lackes besondere Aufmerksamkeit zu-
gewendet. So sind seine Geigen vollendete Kunstwerke;
der Ton ist zwar mehr lieblich als groß, entsprach aber
vollkommen der Forderung seiner Zeit, und deshalb
behaupteten seine Geigen den allerersten Platz bis zum
Anfange des 19. Jahrhunderts unbestritten. Er baute
Violinen, Violen und Violoncelli; es gibt aber auch
einige Bässe von ihm, darunter solche, die seinen Namen
und Jahreszahlen von 1580 bis 1586 tragen. Man hat
daher angenommen, daß er einen gleichnamigen Oheim
gehabt haben müsse. Wahrscheinlich sind es Arbeiten
von ihm mit gefälschter Jahreszahl. Von den vielen mir
bekannt gewordenen Geigen von ihm nenne ich die in
der Sammlung Th. Hämmerle in Wien sowie die des
Direktors Wilh. Kux in Wien von 1673, des Col. T. B.
Shaw-Hellier (1646) und des Rev. E. H. Fellowes(I679)!
Ein Violoncello von 1656 besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen, eines von 1676 die Sammlung Savoye. Ein vor-
treffliches Violoncello von mittlerer Größe aus dem
Jahre 1 762 besitzt der Sachs. Kammermusiker Richard
Wohlrab in Dresden. — Daß Nie. A. seine eigenen
Arbeiten von denen seiner Schüler strenge auseinander-
hielt, beweisen die Abb. 12 und 22.
Geigenzettel : Nicolaus Amatus Cremone e / Hieronymi
filii fecit. An. 1651 (gedruckt). — Nicolaus Amatus
Cremonen. Hieronymi / Fi!, ac Antonij Nepos fecit
1677 (gedruckt) und Abb. 12 und 22.
Amati, D. Nicolaus. ^ Bologna. 1723. 1737
Das D. vor seinem Namen auf seinem (bei de Wit ver-
öffentlichten) Zettel läßt eigentlich nur die Deutung
Amali — Anda
17
Don (von lat. Dominus) zu. Diesen früher nur der
höheren GeistHchkeit zustehenden Titel führten im
18. Jahrhundert die Mönche, und man geht daher wohl
nicht fehl, wenn man diesen Träger des Namens Amati
für einen Geistlichen bei S. Cosmas und Damian hält,
der den Geigenbau nur aus Liebhaberei betrieb. Auf
einigen Zetteln steht allerdings em C. statt des D. Seine
Leistungen werden als mittelmäßig bezeichnet, und
seine Zugehörigkeit zur Cremoneser Familie ist nicht
klar.
Geigenzettel : D. Nicolaus Amati Fecit Bononiae Apud
SS: Cosma, et Damiani, 1723 (gedruckt). — D. Nico-
laus Amati fecit Bononiae 1 737 (gedruckt) und Abb. 1 3.
Amati (fingierte Mitglieder der Familie)
Im Stift Kremsmünster befindet sich eine Violine mit
der Jahreszahl 1640 und dem Namen Francesco
Amati in Cremona. — Eine lange und schmal^Violine
von häßlicher Form, ungleich auf beiden Seiten, mit
allen Zeichen des Dilettantismus, trägt die Inschrift:
Jo Giovanni Amati fece questo violino del 1610 da...
(unleserlich, vielleicht Vicenza); eine andere Violine
nennt einen Giuseppe Amati in Bologna. Professor
Kahle in Bochum besitzt eine unbestreitbar alte, hoch-
gewölbte Violine von 'LuigiAmati 1662«, die zweifel-
los von deutscher Herkunft ist; in Dresden befindet
sich eine solche mit dem Zettel: »Pietro Amati,
Napoli*. Noch schlimmer erscheint ein Taronimus
(sie) Amati in Absom (sie) 1627. — Unwissenheit oder
Berechnung ließ diese fingierten Mitglieder der be-
rühmten Familie entstehen ; in jedem Falle aber war es
dabei auf Täuschung abgesehen.
Amatls, Glambattista. — Venedig. 1677
Von Valdrighi erwähnter Geigenmacher, der sonst nicht
bekannt ist.
Amberger, Max I. — München. Geb. 1838,
t 11. Nov. 1889
Sohn, Erbe und Nachfolger von Heinrich A. Wenn er
auch Geigen reparierte, so war er doch vorzugsweise
Zithermacher. Er erfand allerlei Verbesserungen für die
Zither und baute auch nach Fr. Xaver Steiners An-
gaben die erste Konzertzither (Primzither mit größerer
Mensur). Er übergab 1887 sein im Jahre 1863 be-
gründetes Geschäft seinem gleichnamigen Sohne.
C. Claudius in Kopenhagen besitzt eine Philomele von
ihm.
Geigenzettel : Reparirt ,' Max Amberger / Reichen-
bachstraße Nr. 39 in München (gedruckt).
Amberger, Max II. — München. Geb. 28.0kt.
1863
Schüler seines Vaters Max A. I, dessen Geschäft er
1887 übernahm. Er war Bayrischer Hofinstrumenten-
fabrikant und baut Konzertzithern, für die er bereits
viele Medaillen erhalten hat.
Amberger, Heinrich. — München. 1 860, f 1 91 0
Wie die übrigen Mitglieder seiner Familie hauptsäch-
lich Zithermacher, oder, wie er sich nannte: Saiten-
instrumentenfabrikant.
Ambrogl s. Ambrosi
V. Lütgendorff, Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II
Ambrolse. — Paris. 18. Jahrhundert
Ein Pariser »Luthier« dritten Ranges, dessen Werke
wenig geschätzt sind. Am besten gelangen ihm noch
seine Gitarren.
Geigenzettel: Abb. 17.
Ambrosch, Karl. — Schönbach b. Eger. 1826
Ein Geigenmacher, dessen Nachkommen noch heute
im Geigenbau tätig sind. Ein Johann Ambrosch hat seit
1892 in Schönbach eine Streichinstrumentenfabnk.
Brescia, Rom.
Ambrosi (Ambrogi), Pietro.
1712. 1748
Die durch den Dialekt veranlaßte schwankende Schreib-
weise des Namens hat dazu verführt, zwei Meister aus
ihm zu machen. Er dürfte erst um 1 745 nach Rom über-
gesiedelt sein. Nach seinem von De Piccolellis mitge-
teilten Zettel stammte er aus Cremona, was man seiner
Arbeit aber wenig ansieht. Er baute oberflächlich nach
Stradivari und verwandte wenig Sorgfalt auf die Wahl
des Holzes und des Lackes.
Geigenzettel: Petrus Ambrogi Crem. ,' fecit Romae an.
17.. (gedruckt) und Abb. 1 1 .
Ambrosio s. D'Ambrosio
Amelot. — Lorient (Frankreich). 1821. 1842
Gewöhnliche, französische Arbeit, kleiner Ton, manch-
mal gelber, meist aber rötlicher Lack. Am besten sollen
seine Kontrabässe sein. Er verwendete einen mit dem
Stadtwappen verzierten Zettel.
Geigenzettel : .Xmelot, luthier A Lorient, 1829 (gedr.).
Amlcl, Luigi. — Rom. Ende des 18., Anfang
des 19. Jahrhunderts
Wahrscheinlich nur Gitarren- und Mandolinenmacher.
Er wohnte in der Via del Pellegnno Nr. 44 und ist un-
bedeutend. Sein Zettel aus einer Doppelmandoline
findet sich in De Wits »Geigenzettel alter Meister« ab-
gebildet. Eine hübsch gearbeitete Doppelmandoline
von ihm befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 660).
Amman, Erhard. — Haag. 1751. 1770
Er gilt als guter Geigenmacher; doch gelang es mir
nicht, Arbeiten von ihm kennen zu lernen.
Amourdedieu. — Amiens (Dep. Somme). 1900
Geigenbauer und Musikinstrumentenhändler der
Gegenwart.
Anciaume, Bernard. — Mlrecourt (Lüttich?).
1783. 1789
Wenig bekannter Geigen- und Lautenmacher des
18. Jahrhunderts. Er verwendete eine Brandmarke mit
seinem Namen. Eine Arbeit von ihm befindet sich —
aus der Sammlung Snoeck (Nr. 531) — in Berlin.
Anda. — Hyeres. 1801
Nur als Reparateur bekannt.
Geigenzettel: Repare par Anda / ä Hyeres l'an 1801
(geschrieben).
2
18
Anderlini — Andrescu
Anderlini, Giuseppe. — Spilamberto (Modena)
1860
Er baute zwar in seiner Jugend einige Violinen, ist aber
kein Geigenmacher, sondern Fabrikant landwirtschaft-
licher Geräte und Maschinen. Dilettantisch in der Ar-
beit, sorglos in der Wahl des Holzes und des Modells.
Andersen, Charles,
1880. 1900
Denver (Colorado).
Ein trefflicher Musiker, Organist, der sich gründliche
Kenntnisse im Geigenbau angeeignet hat und über
eine große Handgeschicklichkeit verfügt.
Anderson, John I. — Aberdeen. Geb. 1829 in
Alford, t 1 883 in Aberdeen
Schüler von Matthew Hardie. Er begann schon als acht-
jähriger Knabe Geigen zu machen. Er baute nach einem
kleinen Stradivari-Modell und verwendete einen selbst-
bereiteten Ollack in verschiedenen Farben. Er machte
durchschnittlich zwei Geigen im Monat fertig und war
ein vorzüglicher Geiger.
Geigenzettel: Made by / John Anderson / Aberdeen
(gedruckt).
Anderson, John II. — Glasgow. Geb. 25. Dez.
1 856 In Aberdeen
Sohn und Schüler von John I, A. Er hat sehr viele
Geigen nach Stradivari gebaut, ist ein vorzüglicher
Geiger und Violinlehrer und auch sonst sehr musi-
kalisch.
Geigenzettel : Made by / John Anderson / Bon-Accord
Violin Maker / Glasgow 18 . . (gedruckt).
Anderson, Henry. — Edinburgh. Geb. In
Auchtermuchty 1839
Er war ursprünglich Tischler, hat es aber als Geigen-
macher zu großer Geschicklichkeit gebracht und über
hundert Geigen nach Guarneri gebaut. Sein Lack ist
meist gelb oder mahagonifarben. Er gebraucht keine
Zettel, sondern schreibt seinen Namen mit Feder oder
Bleistift in seine Geigen und bringt außen einen Brand-
stempel an.
Andorff, M. C. R. — Nordhausen a. H. 1884.
1885
Nur durch einen Reparaturzettel bekannt. Er wohnte
1884 in Nordhausen, verließ diese Stadt aber am
30. Oktober 1885, um nach Adorf in Sachsen überzu-
siedeln.
Andrade. — Lissabon
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher.
Andre & Co., eine 1885 gegründete Gelgen-
macherfirma In London
Andrea, Giovanni. — Rom. 1606
Ein Flamänder, von dem nur die italienisierten Namen
bekannt sind und der 1606 bei Visco da Piperno ge-
arbeitet hat.
Andrea, Pletro. — Venedig. 1650. 1700
Vermutlich der Meister, von dem der Modeneser
Castaldi Bellerofonte singt :
»Con Andrea, liutar poi siate pratico
perche non voglio piü la sua amicizia
ne, la mattina, ber seco il liatico.«
(Manuskript im Besitze Valdrighis)
Andreas, Heinrich. — Schönbach b. Eger. Ge-
gründet 1881
Ein Streichinstrumentenmacher, der hauptsächlich
Handelsware herstellt.
Andreae, Johannes. — Verona, Venedig(?). 151 1
In einer wundervollen Lira da Braccio der Kunst-
sammlung des Hauses Este in Wien findet sich der
geschtiebene Zettel: Joannes Andree. Veronen./adi 12
Agosto 1511. Giovanni d'Andrea gibt hier nur seinen
und seines Vaters Taufnamen an. Trotz eifriger Nach-
forschung gelang es mir noch nicht. Näheres über
diesen hervorragenden Meister festzustellen. Die Lira
trägt außerdem noch die griechische Inschrift:
AVniZ lATl'OI. Enix
AxePünoii:. t2\ii.
Andrejeff, V.V. — St. Petersburg. 1889. 1911
Ein ausgezeichneter Musiker, der durch große Konzert-
reisen mit seinem großrussischen Orchester berühmt
geworden ist. Er hat das Verdienst, ein altrussisches
Volksinstrument, das bereits anfing, in Vergessenheit
zu geraten, die Balalaika, so verbessert zu haben, daß
es den gesteigerten Anforderungen unserer Zeit ent-
spricht, so daß es jetzt wieder außerordentlich in Auf-
nahme gekommen ist. Hierbei standen ihm Meister
Nalinow und Passierbski zur Seite. Auch die altrus-
sischen Volksinstrumente Domra und Gußli sind von
A. verbessert und in sein Orchester aufgenommen
worden.
Andreolo. — Venedig. 1359
Einer der ältesten venezianischen Lautenmacher, den
Valdrighi (3986) anführt.
Andres, Domenico. — Bologna. 1740
Ein Liebhaber, von dem ein Violoncello von gewöhn-
licher Arbeit bekannt wurde, und der ehrlich genug
war, sich selbst als Dilettant zu bezeichnen.
Geigenzettel: Dominicus Andres / Bolognensis Dile-
tante / Fecit a. Domini 1 740 (geschrieben).
Andrescu, Johann.
Ungarn)
Broos (Szäszvaros,
Geboren 1868 in Broos. Er erlernte den Geigenbau
durch Privatunterricht, vervollkommnete sich in Wien
und begründete dann 1888 in seinem Elternhause sein
eigenes Geschäft. Er benützt im allgemeinen das Stradi-
vari-Modell, nur wählt er eine stärkere Wölbung, die
Decke läßt er in der Mitte stärker im Holz als den
Boden, die Zargen sind 27 bis 30 mm hoch. Der Hals
unterhalb der Schnecke ist 2 cm, am Geigenkörper
3/4 — 4^4 cm breit. Er verwendet Spirituslack nach
einem Wiener Rezept und klebt seinen Geigen seinen
Angard — Antonlazz!
19
Firmastempel mit Datum und der eigenhändigen Unter-
schrift ein. Er baut nur Geigen in * ^-Größe und hat auf
allen von ihm seit 1890 beschickten Ausstellungen, so
in Budapest, Hermann Stadt usw. Preise erhalten.
Geigenzettel : J ohann Andrescu /' Geigenmacher / Broos,
Szäszväros (Ungarn) (gedruckt).
Angard, Maxime. — Paris. Geb. 1 . Dez. 1849
in Arronville (Seine-et-Oise)
Ursprünglich nur Liebhaber, verlegte er sich erst
später ganz auf den Geigenbau. Seine Arbeit ist im
ganzen gut; eigenartig sind aber nur seine Wirbel, an
denen er Verbesserungen angebracht hat. Er dürfte um
1900 gestorben sein oder hat um diese Zeit Paris ver-
lassen. Außer seinem Zettel tragen seine Geigen auch
noch seinen Namen handschriftlich.
Geigenzettel: Abb. 14 und 15.
Angelis, Vitus de. — Bologna. 1 609
Dem Namen nach bekannter, wahrscheinlich aus den
Niederlanden eingewanderter Meister vom Anfang des
17. Jahrhunderts.
Angelucci, Dominicus. — ? 1816
Er nennt sich nach seiner Heimat einen ->Septem-
pedanus«und ist mir nur durch einen Reparaturzettel
bekannt geworden.
Angerbauer (Angerhauer), Georg. — Füssen.
1606
Er wird 1606 als Mitglied der damals neubegründeten
Füssener Lautenmacherzunft genannt.
Angerer, Franz. - Wien. 1885. 1910
Ein Wiener Streichinstrumentenmacher, der 1885 in
Wien XV, Mariahilf erstraße 170, eine Werkstatt er-
öffnete. Er ist ebenso tüchtig im Neubau wie als Repa-
rateur und zugleich ein sehr guter Geiger. Er verwendet
einen schönen, goldgelben Öllack. Schon 1893 erhielt
er in Chicago eine Medaille. Er arbeitet mit zwei Ge-
hilfen; das Wichtigste macht er aber stets selbst. Sehr
geschätzt sind seine Gitarren.
Anselmo (Anselmi), Pietro. — Florenz, Ve-
nedig. 1700. 1750
Er soll zuerst in Cremona gearbeitet haben, was nach
dem Stil seiner Arbeit nicht allzu glaubwürdig erscheint.
Er verwendet ein kleines, an Ruggeri erinnerndes Mo-
dell von mäßiger Wölbung, einen schönen, goldigen
Lack, wenn auch nicht immer schönes Holz. Arbeiten,
die ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden können,
sind selten und gewöhnlich aus Venedig datiert. Der
Text auf seinen Zetteln ist italienisch oder lateinisch.
Ansoldo, Rocco. — Genua. 1760
Selten vorkommender Meister, der nicht ungeschickt
nach J. B. Guadagnini arbeitete.
Antegnati, Giov. Francesco. — Brescia. 1535
De Piccolelüs nennt ihn Antognati und führt ihn als
Lautenmacher an. Die Quelle, aus der er geschöpft hat,
kann zwar nur das Buch von Giovan Maria Lanfranco
sein, in diesem wird er aber ausdrücklich als »fabri-
catore di monochordi e clavicembali« bezeichnet. Die
Familie Antegnati war eigentlich eine Orgelbauer-
familie; Giov. Francescos Vater Bartolomeo, ebenso
seine Brüder Giovan Giacobo und Giovan Battista und
Graziadio, der Sohn des Letztgenannten, waren Orgel-
bauer; am bedeutendsten war aber Costanzo Antegnati,
der außerdem noch Organist und Musikschriftsteller
war und 1608 seine »l'Arte Organica« herausgab. Aus-
führlicheres über die Familie gibt Damiano Muoni im
»Archivio storico Lombardo« (1883) S. 178 — 221.
Antenelli, A. — London 1 900
Englischer Geigenmacher der Gegenwart ; wahrschein-
lich italienischer Herkunft.
Antoine, Jean Claude. — Mirecourt. 1733,
t 1786
Er ist mir nur dem Namen nach bekannt geworden und
gehörte zu den handwerksmäßig arbeitenden Geigen-
machern seines Ortes. Sein Sohn Jean I A. und seine
Verwandten Jean II und sein Enkel S. E. Antoine
waren wie er nur mittelmäßige Geigenmacher.
Antolini, Francesco. — Mailand
Ein Musikinstrumentenmacher des 19. Jahrhunderts,
der nichts Hervorragendes geleistet hat.
Anton, Rudolf. — Aussig i. B. Geb. 1854 in
Graslitz
Enkel des Orgelbauers Anton in Schönbach, Schüler
von Wurm in Aussig, zu dem er kam, nachdem er das
Tischlerhandwerk erlernt hatte Er ist seit 1869 m
Aussig ansässig und beschäftigt sich sowohl als Geigen-
wie als Gitarrenmacher.
Geigenzettel: Rudolf Anton / Holz- Instrumenten-
macher / Aussig, Herrengasse 38 (gedruckt).
Antoniazzi, Gaetano. — Cremona. Geb. 7. Aug.
1823, t l.Aug. 1897 in Mailand
Vielleicht der Sohn eines gleichnamigen Vaters, von
dem es Geigen mit der Jahreszahl 1810 geben soll. Da
er in einem wahrscheinlich ehrlich gemeinten Streben
oft von den guten Vorbildern im Modell abwich, ohne
jedoch etwas Besseres finden zu können, haben seine
Versuchsgeigen trotz sorgfältigster .Arbeit keinen
höheren Wert. Er verrückte auch die Lage der F-Löcher
wiederholt sehr zu ihrem Nachteil. Seine Kopien da-
gegen sind, bis auf den Lack, recht gut, und er erhielt
dafür auch mehrere Medaillen.
Antoniazzi, Gregorio. — Colle 1738
Vidal teilt nur seinen Zettel mit, de Piccolellis nur seinen
Namen, Werke seiner Hand konnte ich nicht erfragen.
Geigenzettel: Gregorio / Antoniazzi / In Colle 1738
(gedruckt).
Antoniazzi, Riccardo. — Mailand 1886. 1910
Bruder von Romeo. Er war ursprünglich Musiker und
hat sich schließlich auch dem Bau von Geigen und
Mandolinen zugewendet. Er arbeitete längere Zeit bei
Leandro Bisiach und jetzt ist er Werkführer in der
2*
20
AntoniazzI — Arlow
Musikalien- und Instrumentenhandlung von Monzino
in Mailand. Durch angeborenes Talent geleitet und
eifriges Studium erwarb er sich wertvolle Kenntnisse,
die ihn zu einem recht geschickten Meister machten.
Antoniazzi, Romeo. — Cremona, Mailand.
Geb. 4. Mai 1862 in Cremona
Sohn von Gaetano A., Schüler semes Vaters. Nach
einer Studienzeit von 15 Jahren eröffnete er im Jahre
1887 in Mailand seine eigene Werkstatt und verlegte sie
bald nach Cremona, wo er das Geschäft seines Vaters
übernahm. Er baut Streichinstrumente aller Art nach
Stradivari, Amati, Guarneri, Guadagnini und Pressenda
und hat auch ein eigenes Modell, bei welchem eine von
ihm aufgestellte Theorie der Dicke des Bodens und der
Decke Verwendung findet. Seine Geigen sind von
schöner Arbeit und gut im Ton. Er besitzt goldene und
silberne Medaillen von Turin 1898, Paris 1900 usw.
Geigenzettel : Antoniazzi Romeo di Cremona / fece in
Cremona l'anno .... (gedruckt) und Abb. 24.
Antonio, Cyprlano. — Lissabon. 18. Jahrb.
Ein Lautenmacher, von dem Mandolinen wiederholt
vorkommen, deren Ausführung im ganzen recht ge-
fällig ist.
Geigenzettel: Cypriano Antonio a fez en / Lisboa rua
Largo da Esperanza (gedruckt).
Antonio s. Siciliano
Antonius Bononiensis s. Brensio
Antonio dai Liuti. — Ferrara 1475
Erwird in Urkunden als »Maestro An ton iodai Liuti«
bezeichnet. Wenn man bisher auch nicht mehr als
seinen Namen kennt, wird man doch nicht fehlgehen,
ihn als Lautenmacher anzusehen.
Antony, H. -1750. 1780
Vidal bespricht ein aus Cremona 1751 datiertes Instru-
ment zweiten Ranges aus der Sammlung des Marquis
de St. Hilaire in Paris und gibt die Namen Hieronymus
Antony an. Es wird wohl nur H. geschrieben gewesen
sein. Mir wurde ein Cello mit dem Zettel »Johann
Antony, violinmacher, Mittenwald 1780« bekannt. Das
Holz der Decke ist schön und klarjähng, beim Boden
und den Zargen unschön, die Ecken sehr spitz; die
schmale, elliptisch geschnitzte Schnecke ist tief aus-
gestochen, der Lack nußbraun. Die Arbeit hat eher
einen vogtländischen als einen Mittenwalder Charakter;
auch war es mir nicht möglich, eine Familie Antony in
Mittenwald nachzuweisen. Wahrscheinlich ist H(ans)
und Johann Antony ein und derselbe Geigenmacher.
Bekannt ist es, daß die Vogtländer sehr häufig »Cre-
mona« oder »Mittenwald« als Ursprungsort angaben,
auch wenn sie den eigenen Namen gebrauchten.
Antonio, Mastr'. — Venedig. 16. Jahrhundert
Ein venezianischer Lyrenmacher des 16. Jahrhunderts,
den Valdrighi (3933) anführt.
Anyon, Thomas. — Manchester. Geb. 1854
An seinen Geigen wird der Lack besonders gelobt.
Appel, Ignaz. — Budapest. Geb. 1854. 1910
Schüler von Mönnig, arbeitete bei Zach und bei Voigt in
Wien, dann bei J. W. Schunda in Budapest und baute
einige ziemlich gute Geigen, hat sich jedoch in letzter
Zeit mehr dem Bau des Cimbals zugewendet.
Geigenzettel : Appel Ignäcz , 18 Musikinstrumenten-
Fabrik 88 / Budapest, Graf Kärolygasse Nr. 5 (gedr.).
Appold, Carl Friedr.
Vermutlich ein schwäbischer Geigenmacher, der im
ersten Drittel des 19. Jahrhunderts tätig war.
Arcangioli, Lorenzo. — Florenz. 1825. 1849
Ein Geigenmacher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,
von dem sich ein gutes »Violoncello da Spalla« in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln (Nr. 938)
befindet. Auch seine Violinen sind nicht schlecht, wenn
auch nicht hervorragend.
Ardenois, Jean. — Gent. 1731
Wenig bekannt. Man weiß von ihm nur, daß er die
Instrumente der Kathedrale in Gent ausgebessert hat.
Geigenzettel : Johannes Ardenois tot Ghent ; 1731 (ge-
druckt).
Ardern, Job. — London 1893
In einer mittelmäßigen Violine stand sein Name.
Arezzo, Nicolo, lebt als Geigenmacher in
Neapel
Anas, Vicente. 1889
Guter Gitarrenmacher.
Arienti, Carlo Giuseppe. Mailand. 1810 (?).
1863 (?)
Das Mailänder Konservatorium besitzt von ihm einen
kleinen, graugelb lackierten Kontrabaß mit dem Zettel :
Carlo Giuseppe Arienti / Fece in Milano, nella / Con-
trada Ponte Vetro/ num. 1863. Anno 1810 (gedruckt).
Arkhusen, Gebrüder. — St. Petersburg. 1880
Im Jahre 1818 begründete Fabrik von Saiteninstru-
menten, die gute, aber verhältnismäßig teure Instru-
mente (Violinen, Gitarren usw.) herstellt und auch in
Moskau eine Werkstatt unterhält.
Arling, Olaus (Olof). — Stockholm, f 25. Jan.
1735
Von ihm ist nur bekannt, daß er sieben Jahre lang Ge-
hilfe von Jonas Elg gewesen ist, nach dessen Tod die
Witwe heiratete und damit die Werkstatt seines ver-
storbenen Meisters bekam, aber schon nach zweiein-
halbjähriger Tätigkeit als selbständiger Geigen- und
Lautenmacher starb.
Arlow, Heinrich.
1850—1865.
Brunn, Wien. Um
War um 1849 Schüler von N. Savicki, den er in seinen
Modellen anfangs genau nachzuahmen suchte, wenn
seiner Arbeit auch etwas Schülerhaftes anhaften blieb
Arnitz — Arthmann
21
(flache Wölbung, heller Lack). Er hat nur wenige Gel-
gen gemacht, doch war er als Geigenmacher nicht un-
geschickt, was schon daraus hervorgeht, daß er einen so
tüchtigen Schüler wie Jac. Kliment heranbildete. In
seiner Arbeit erinnert er öfters an die Preßburger
Meister ; er verwendete gelben Lack. Nach 1 860 scheint
er kurze Zeit in Wien ansässig gewesen zu sein.
Geigenzettel : Heinrich Arlow/ Wien 863 (geschrieben).
Arnitz, Meinrad. — Obernußbaumen (Schweiz).
19. Jahrhundert
Ein Dilettant, der seinerzeit in der Schweiz herumreiste
und sich da und dort aufhielt, um Geigen, so gut er es
verstand, auszubessern.
Arnoldi, Carlo. — Anagni, Rom. 1790
Ein Meister dritten Ranges, der statt seines eigenen
häufiger fremde Zettel in seine Geigen geklebt haben
soll.
Arnoldt, Joh. — Prichsenstadt. 1891
Ein Schreinermeister, der mit Geschick und leidlichem
Verständnis zahlreiche Geigen repariert hat. .'Xuch sein
Sohn und Nachfolger soll sich als Reparateur bewährt
haben.
Arnot, David. — Glasgow. Geb. 1831 in
Turred Bant Cottage, f in Glasgow 1897
Ein geschickter Geigenmacher, der ursprünglich einen
anderen Beruf hatte, als er 1859 nach Glasgow kam.
Seine ersten Geigen waren nach Amati, die späteren
nach Stradivari und Guarnerl gebaut. Erst 1888 eröff-
nete er seine Geigenmacherwerkstatt. Er war auch ein
vorzüglicher Geiger.
Geigenzettel : David Arnot / Glasgow 1 889 (geschr:).
Arnould, Eduard. — Moskau. Geb. in Mire-
court, t 1895
Ein Mirecourter Meister, der die letzten Jahre seines
Lebens in Moskau tätig war und, nachdem er längere
Zeit bei Salzard gearbeitet hatte, seine eigene Werk-
statt eröffnete. Er wurde als Reparateur gelobt; seine
wenigen neuen Instrumente hat er jedoch zu schwach
gebaut. Sein Nachfolger war der ehemalige Tischler
Petroff, der das Geschäft nur kurze Zeit weiterführte.
Arphenmacher, Konrad. — Freiburg i. Schw.
1454, t vor 1464
Im Freiburger Bürgeraufnahmsbuche findet sich der
Eintrag: »Cunradus dictus Arphenmacher f actus est
burgensis supra domum suam sitam Freiburgi in angulo
vici dicti Fischolan usw. Datum vicesima die januaru
anno 1454.« — Ist es auch nicht durchaus sicher, daß
dieser Konrad ein Harfenmacher war, so zwingt der
Vergleich mit den übrigen Eintragungen doch dazu, an-
zunehmen, daß »Harfenmacher« den Beruf und nicht
etwa nur den Familiennamen bedeutete.
Arphenmacher, Peter. — Freiburg i. Schw.
1464
Sohn von Konrad. Von ihm heißt es im Bürgerbuche
S. 81b: »Petrus Arphenmacher filius Conradi recepit
burgensiam ejusdem patris sui et factus est burgensis
supra domum suam qu. fuit dicti patris sui sitam Fri-
burgi in inferiori angulo vici dicti Fischolant juxta car-
reriam. Datum 12^ die mensis marcii anno Domini
1464.«
Artaldus, Joannes Aloysius. — 1584
Eine Cithara mit sieben Saiten in der Sammlung Alfr.
Keil in Lissabon trägt diesen Namen nebst dem Datum
25. Oktober 1 584. Die .Arbeit sieht italienisch aus.
Artalli, Giuseppe Antonio. Mailand 1 765
Selten vorkommender Meister. Seine Violinen sind dem
Wurmfraß stark ausgesetzt, erinnern an Testores Ar-
beiten und sind nicht schlecht im Ton.
Arthmann^), Georg Valentin. — Wechmar bei
Gotha. Geb. 19. Dez. 1750 in Wechmar,
fdas. 11. Jan. 1799
Er war Sohn eines Schreiners und selbst Schreiner und,
wie es im Sterberegister zu Wechmar heißt: »besonders
Instrument macher*. Wahrscheinlich war auch schon
sein Vater Johann Philipp A. nebenbei Instrumenten-
macher. Von beiden ist nichts Näheres bekannt. Georg
Valentin A. war zw^eimal verheiratet, in erster Ehe(l 773)
mit Maria Elisabeth geb. Fischer, von welcher er sechs
Kinder hatte; aber nur sein ältester Sohn widmete sich
der Geigenmacherkunst und brachte es darin zu ziem-
licher Kunstfertigkeit. In seinem Trau- und Toten-
schein wird er auch als Mitnachbar und Vormund-
schaftsverwandter aufgeführt und als Todesursache epir
demisches Faulfieber angegeben.
Arthmann, Johann Nikolaus. — Wechmar bei
Gotha. Geb. 11. März 1774 in Wechmar,
fdas. 20. Dez. 1846
Ältester Sohn des Schreiners und Instrumenten-
machers Georg Valentin A. Er erlernte zunächst bei
seinem Vater das Schreinerhandwerk und nebenbei den
Instrumentenbau. Als Gehilfe kam er zu Ernst nach
Gotha, dessen Schüler er nun als Geigenbauer wurde.
Natürliches Talent und eine beim Vater schon er-
worbene, nicht gewöhnliche Handfertigkeit brachten es
bald dahin, daß er Tüchtiges im Geigenbau leistete.
Nach dem Tode seines Vaters kehrte er nach Wechmar
zurück und verheiratete sich 1812 mit Barbara Judithe
SchüUer und verlegte sich ausschließlich auf den Gei-
genbau. Nach Ottos .Aussage waren seine Geigen denen
von Ernst in der Form sehr ähnlich und hatten einen
starken, runden und dicken Ton, sprachen leicht an
und wurden als gute Nachahmungen italienischer
Meister betrachtet. Arthm.ann verkaufte seine Violinen
zu zwei Louisdor'-), doch wurden sie, wenn sie gut ein-
gespielt waren, schon zu seinen Lebzeiten wesentlich
teuerer bezahlt. Trotzdem er sehr geschätzt war und
von seinem Herzog öffentlich belobt wurde, lebte er
doch in den bescheidensten Verhältnissen. Noch heute
^) Wenn in der Literatur ein Geigenm.acher ».Altmann
in Gotha« vorkommt, so ist das eine Verwechslung mit
Arthmann.
-) Vgl. Journal für Fabrik. 1797, Jan., S. 66.
22
Artn
Aubry
wird erzählt, daß es geradezu Staunen erregte, Arth-
mann die feinsten Arbeiten ausführen zu sehen mit
seinen ungeschlachten Händen, deren Finger von einer
geradezu abnormen Breite waren. Nachdem er 1842 am
18. Dezember seine Eh.efrau, die an der .Auszehrung
starb, verloren hatte, siechte auch er dahin, bis er vier
Jahre später an Altersschwäche starb. Kammermusikus
E. G. Lind in Koburg besitzt ein Quintett (zwei Vio-
linen, eine Viola, ein Violoncello und einen Baß) und
einige einzelne vorzügliche Instrumente von ihm.
Geigenzettel: J.N. Artmann in Wechmar / prope
Gothan. 1835 (gedruckt).
Artmann, H. — Capri. 19. Jahrhundert
Ein Mandolinenmacher, der wahrscheinlich ursprüng-
lich Hartmann hieß. Er war nicht ungeschickt, Gustav
Hering in München besaß eine hübsche Mandoline
von ihm.
Geigenzettel : Capri / H. Artmann (geschrieben).
Arvesen, C. Ferd. — Kopenhagen
Dänischer Geigenmacher der Gegenwart, der auf der
Nordischen Kunst- und Industrieausstellung 1888 mit
einer Violine vertreten war.
Ascensio, Dom Vicenzo. — Madrid. 1 775. 1 790
Ein Priester, der sich mit dem Anfertigen und be-
sonders mit dem Ausbessern von Geigen befaßte. Sein
Geschäftstagebuch soll noch vorhanden sein, aus dem
hervorgeht, daß er vom spanischen Hofe beschäftigt
wurde und sich sowohl an Werken von Stradivari wie
von Stainer vergriffen hat. Vgl. die »Greffuhle Stra-
divarius« (Stuttgart, Hamma & Co.).
Askew, John. — Stanhope, Darlington. 1879.
1885
Ein Schuhmachermeister, der auf der Londoner „Inven-
tionsexhibition" für zwei gut gebaute Violinen eine
bronzene Medaille bekam.
Askey, Samuel. — London. 1785, f um 1840
Ursprünglich zum Klempner bestimmt, wurde er an-
geblich Schüler von John Morrison und arbeitete um
1825 für G. Corsby. Wenig ansprechende Arbeit.
Manche glauben, den Namen Astley lesen zu müssen.
Geigenzettel: Askey ,' No. 9 Fleet Lane / 1785 (gedr.).
Aspinall, James. — Bolsterstone. Geb. 1855
Er baut nach Riechers Stradivari-Patron und ver-
wendet Whitelaws Lack.
Asplund, C. E. — Skultuna. Wahrscheinlich
18. Jahrhundert
Verfertiger einer %-Geige im Museum zu Gothenburg,
deren eckenloser, gitarrenähnlicher Körper aus Messing
besteht. Hals, Schnecke und Saitenhalter usw. sind aus
Holz.
Assalone, Gasparo (Gaspero) d'. — Pesaro und
Rom (?)
Ein zweifellos erfundener Geigenmacher, von dem be-
hauptet wird, daß er um 1690 und noch um 1740 gelebt
haben soll. Man sagt, daß er im Umriß das Amatimodell
nachahmte, jedoch die Wölbung zu hoch nahm und
unsauber arbeitete. Wahrscheinlich ist dieser Gasparo
d' Assalone aus dem Namen Gasparo da Salos ent-
standen. Die Zettel mit seinem Namen sehe ich als Fäl-
schungen an.
Atelbotinger (Adelbodinger), Johann Georg. —
Hermannstadt (Nagy-Szeben). 1783
Advokat Zins in Agöta besitzt eine Geige von ihm mit
dem Zettel : Johann Georg Atelbotinger / Geigen unt
Lauten macher/ zu Herrmann Stadt Anno 1783 (gedr.).
Leider kommt sein Name in den Hermannstädter Ar-
chivalien nicht vor.
Atkmson, William Thomas Reed. — London,
Tottenhamm. Geb. in Stepney 23. Oktober
1851
Ursprünglich Seemann, kam er dann zu einem Tischler
in die Lehre und begann 1869 seine erste Geige zu
bauen, die ihm so viel Freude machte, daß er eifrig
arbeitete, um sich zu vervollkommnen. Schließlich ver-
legte er sich ganz auf den Geigenbau und eröffnete 1881
in Tottenhamm seine Werkstatt. Er baut nach eigenen
Modellen Geigen, die er mit Bernsteinlack überzieht.
Seine Arbeit ist sorgfältig, der Ton gut. Er erhielt in
Paris 1889 und in Edinburgh 1890 Medaillen. Meredith-
Morris brachte seine Biographie in »The Strad« 1900
Nr. 127.
Geigenzettel: William Attkinson ,' in Tottenham 1892
(gedruckt).
Attore, Michele. — Padua, Venedig. 1583.
• 1620
Ein Lautenmacher, von dem sich hauptsächlich Archi-
lauten erhalten haben. Eine Chitarrone von 1620 aus
Venedig besitzt W. Heyers Musikhistorisches Museum
in Köln (Nr. 513).
Atze. — Breslau
Guter Geigenreparateur. Vgl. Schles. Tonkünstler-
lexikon. Breslau 1846.
Aubert. — Troyes. 1767. 1789
Als Geigenmacher nicht bemerkenswert; dagegen
kommen gute Gitarren und Lauten von ihm vor; eine
solche mit zwei Hälsen befindet sich aus der Sammlung
Snoeck (Nr. 355) in Berlin. Eine zehnsaitige Gitarre
aus abwechselnden Streifen von Rosenholz und Ahorn
mit dazwischenliegenden Ebenholzadern und ähnlich
behandeltem Halse und Wirbelbrett besitzt Fritz Wild-
hagen in Haiensee. Sie trägt den Brandstempel : Aubert
a Troyes.
Aubry. — Mirecourt. 1 8. Jahrhundert
Eine Geigenmacherfamilie, von der eigentlich kein Mit-
glied zu größerer Bedeutung gelangt ist. Auf Pierre, der
schon 1738 vorkommt, folgen Franq:ois (1758. 1765),
Charles (1753. 1765), Nicolas (1762) und Dominique
(1772). Sie scheinen auch weder Zettel noch Brand-
marken gebraucht zu haben.
Aubry — Avorie
23
Aubry, Fran^ols. — Mirecourt. 1757. 1767
! Er galt als guter Bogenmacher.
Aubry, Jacques (?). — Paris. 1840
Aldrlcs Neffe und Geschäftsnachfolger, der vermutlich
vorher in Remiremont tätig war. In Paris war er nur
Händler, der andere für sich arbeiten ließ.
Audinot, Charles I. — Mirecourt. 1763
Einer der besseren Mirecourter Geigenmacher seiner
Zeit.
Audinot, Charles II. — Mirecourt. Geb. 1 788,
t gegen 1850
Em guter Handwerker, dessen .■arbeiten ohne künst-
lerischen Wert sind.
Audinot, Leopold. — Mirecourt. Geb. 1811,
t 1891
Sohn von Charles A. und wahrschemlich auch sein
Schüler. Seme Arbeit ist von gewöhnlicher Mirecourter
Art. Er war der Schwiegersohn und Nachfolger von
Laurent Bourlier.
Audinot, Nestor Dominique. — Paris. Geb.
in Mirecourt 12. Dez. 1842
Nachdem er bei seinem Vater Leopold A. ausgelernt
hatte, kam er 1863 nach Paris zu Seb. Vuillaume und
machte sich 1868 in der Rue Faubourg St. Denis 17
selbständig. Nach 1875 wurde er S. Vuillaumes Nach-
folger und wohnt jetzt Boulevard Bonne Nouvelle 1 7.
Er ist ein ebenso geschickter Geigenmacher wie ge-
suchter Reparateur und wendet dem Studium des
Lackes seine besondere Sorgfalt zu. Er hat etwa 600 In-
strumente gebaut und gilt auch als em tüchtiger Bogen-
macher.
Geigenzette! : Abb. 8 und 1 6.
Audinot, Nicolas I. — Mirecourt. 1742
Vielleicht der Stammvater und der erste Geigenmacher
seiner Familie.
Audinot, Nicolas II. — Mirecourt. 1845. 1891
Nachdem er den Militärdienst verlassen, verlegte er
sich auf den Geigenbau und machte billige Geigen.
Einige derselben tragen seinen Namen eingestempelt
und sind aus Paris datiert. Er soll bei einem Mirecourter
Vuillaume gelernt haben und ist mit den übrigen Gei-
genmachern seines Namens nicht verwandt.
Audinot, Victor. — Mirecourt. 1912
Er ist nicht mehr der jüngste Geigenmacher aus seiner
Familie, da er auch seinen Sohn, der sein Schüler ist,
Geigenmacher werden ließ.
Ausaire. — Paris. Um 1830
Als Geigenmacher nur ein Handwerker.
Ausold(Unseld), Christoph. — Ulm. 1586. 1591
Ein Lautenmacher, von dem die Stuttgarter Hofkapelle
wiederholt Saiten bezog.
Ausold (Unseld), Georg. — Ulm. 1609
Vielleicht ein Sohn Christophs. Auch er verkaufte der
Stuttgarter Hofkapelle Saiten.
Augiere. — Paris, 1830
Er war lange Zeit Gehilfe von Clement. Um 1830
machte er sich selbständig und verband sich mit Calot.
Sie hatten ihr Geschäft in der Rue St. Eustache Nr. 12
und bauten viele Instrumente, die weder besonders zu
loben noch zu tadeln sind. Französischer Stil, roter und
rotbrauner Lack.
Austine, Arthur. — London. 1900
Ob die Violinen mit seinem Zettel von ihm gemacht
sind, konnte ich nicht feststellen.
Auteur, Baptiste. — Paris. Um 1850
In tadellos gearbeiteten Gitarren von schönem Ton
findet man den Zettel: (Vignette) ' Guitarre la Pre-
votte / Dediee aux Dames. / Luthier B'^ Auteur /
Rue Richelieu N° 10 / Paris (gedruckt).
Autieio, Gaetan. — Avignon (Vaucluse). Geb.
14. Okt. 1853inTeano (Italien)
Schüler seines Vaters Paride A. Im Jahre 1 876 wurde er
Abeilles Nachfolger in Avignon. Seine Werkstatt be-
fand sich erst Rue Saunerie No. 3 und wurde später
nach der Rue des Marchands 28 verlegt. Seit er sich in
Frankreich ansässig machte, beschränkte er sich auf den
Handel und unterhält eine Reparaturwerkstatt für alle
Arten von Musikinstrumenten.
Autiero, Joseph. — Avignon. Geb. 31. Dez.
1858 in Teano (Italien)
Er ließ sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts als
Geigenmacher und Reparateur in Avignon nieder, wo
er Rue des Marchands No. 30 wohnt. Er handelt mit
allenMusikinstrumenten und besitzt mehrere Medaillen.
Geigenzettel : Repare par J^" Autiero / luthier / Avignon
anno 1886 (gedruckt).
Autiero, Paride. — Teano. 1860. 1870
Ein fleißiger Geigenmacher, der mit seinen Söhnen alle
Arten von Geigen und Mandolinen usw. gebaut hat,
ohne dabei gerade bemerkenswerte Künstlerschaft an
den Tag zu legen.
Geigenzettel : Paride Autiero / fecit Teano 1865 (gedr.).
Auversen, Sveinung. — Lunde (Telemarken).
1897. 1902
Norwegischer Geigenmacher der Gegenwart, der sog.
Hardangerfiedeln herstellt.
Avenia s. D'Avenia
Avorie, Henry. — Edinburgh. 1765
Wenig bekannter Geigenmacher, der englischen Schule
nahestehend.
24
Baad
aader
Bachi
achmann
Baader, J. A., & Co. — Mittenwald
Neben Neuner & Hornsteiner die bedeutendste Firma
in Mittenwald, die ihre Gründung m das Jahr 1790
setzen kann. Em großer Teil der Geigenmacher des
Ortes steht in Diensten dieser Firma oder arbeitet für
dieselbe. Der langjährige Inhaber Johann Paul Baader
starb am 24. Juni 1899 im 89. Lebensjahre. Der in-
zwischen gleichfalls verstorbene Max B., geboren
18. Januar 1843, war sein Nachfolger. Er lernte im
väterlichen Geschäfte, unternahm zu seiner weiteren
Ausbildung Reisen durch Deutschland, England und
Amerika. Er war, wie sein Vater, Hoflieferant und ar-
beitete mit trefflich geschulten Leuten. Der jetzige
Firmeninhaber ist sein Sohn Adolf Baader, geb. 1876.
Er ist Bürgermeister von Mittenwald. Die Firma besitzt
ein eigenes Sägewerk und beschäftigt etwa 160 Heim-
arbeiter mit Teilarbeit und eine Anzahl im Betrieb
dauernd angestellte Leute. Die Geigen sind trotz ihrer
ungewöhnlichen Billigkeit recht gut, das Holz ist schön,
ebenso der Ol- oder Spirituslack. Auch die Zithern, die
bei ihm hergestellt werden, entsprechen strengen An-
forderungen. Er verwendet Zettel mit seiner Firma.
Baader s. auch Bader
Baarsen, Johannes. — (Norwegen.) 1812
In Alfr. Keils Sammlung in Lissabon befindet sich eine
Hardangerfledel mit diesem Namen.
Baas, Peter Nielsen. — Kopenhagen. 1708
Seine Arbeiten erinnern an die deutsche Schule. Eine
sechssaitige Tenorviola di Gamba befindet sich bei
Claudius in Kopenhagen.
Geigenzettel : Peter Nielsen Baas / in Copenhagen 1 708
(gedruckt).
Babos, Bela (Adalbert). — Hermannstadt (Nagy
Szeben). 1915
Siebenbürgischer Geigenmacher der Gegenwart.
Babos, Sändor (Alexander). — Szegedin.
1915
Bruder von Bela und wie dieser Geigenmacher.
Babutzky, Leo. — Mährisch - Neustadt.
1914
Ursprünglich Bildnismaler, Schüler der Münchener
und Wiener Kunstakademie, wurde er durch den Tod
seines Vaters veranlaßt, in die Heimat zurückzukehren.
Ein Zufall führte ihn mit einem ehemaligen Gesellen
des alten Paflik in Troppau zusammen, der ihm die
wichtigsten Handwerksgriffe beibrachte. Durch eifriges
Studium vervollkommnete er seine Kenntnisse und
baut jetzt recht gute Geigen. Seine Erfahrungen als
Maler kommen ihm bei der Herstellung seines Lackes
sehr zustatten.
Bacchetta (Barchetta), Giuseppe. — Cremona
und Mantua. 1784
Ein selten vorkommender Geigenmacher, von dem ich
eine Viola gesehen habe, bei der außer dem Lack wenig
zu
loben
war.
Bacco (Backo), Heinrich. — Mannheim. Geb.
8. Aug. 1818 in Mannheim, f um 1885
Er war der Sohn eines Mannheimer Schiffsknechts; wo
und bei wem er gelernt hat, ist nicht bekannt, aber be-
reits im Jahre 1837 führte er Reparaturen für das Hof-
theater-Orchester aus. In den Mannheimer Adreß-
büchern kommt er von 1852 bis 1885 als Instrumenten-
macher vor, und als solcher hat er am 20. Juni 1865 das
angeborene Bürgerrecht angetreten. Er scheint sich aus-
schließlich mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt zu
haben, vorzugsweise wird sein Reparaturzettel in Bäs-
sen und Violoncellis gefunden.
Geigenzettel : H. Bacco / in / Mannheim / Repare 1840
(geschrieben).
Bach, H. E. — Melbourne. 1888. 1906
Geigenmacher, der als Reparateur gelobt wird.
Bach, Johann Sebastian. Geb. 21. März 1685
in Eisenach, f 28. Juli 1 750 in Leipzig
Einer der größten Tonschöpfer aller Zeiten, der hier als
der Erfinder der »Viola pomposa" aufgeführt werden
darf. Das Instrument war eine übergroße Viola mit
fünf Saiten und nahm im Orchester etwa die Stelle
ein, die jetzt dem Violoncello zugewiesen ist, das die
Viola pomposa auch vollständig verdrängt hat.
Bachelier, Jean Gaspard. — Paris. 1 777. 1 789
Unbedeutender Geigenmacher, der nur handwerks-
mäßig arbeitete und seine Geigen selten bezeichnete.
Er wohnte zuerst in der Rue de la Tissanderie und von
1783 an Place Baudoyer.
Bachman, A. — Amsterdam
In der Mitte des 19. Jahrhunderts soll ein Geigen-
macher dieses Namens in Amsterdam gelebt haben,
etwas Näheres über ihn war jedoch nicht zu erfahren.
Er dürfte mit dem Geigenmacher Johannes Bachmann
identisch sein.
Bachmann, Anton. — Berlin. Geb. 1716 in
Berlin, f 8. März 1800 daselbst
Er war schon mit 30 Jahren Königlich Preußischer Hof-
instrumentenmacher und stand in einem Ansehen, das
seine Arbeiten nicht rechtfertigen. Seine Violen und
Violoncelli werden allerdings ihres starken Tons wegen
noch heute von Orchestermusikern sehr geschätzt,
klingen aber roh. Er hat nie gute Modelle gehabt und
nie gutes Holz — das er sich zu seiner Zeit in Berlin frei-
lich nur schwer hätte verschaffen können — verarbeitet.
Einige seiner Geigen gab er für Kopien nach Stradivari
aus, er hat, nach diesen zu urteilen, aber nie em echtes
Instrument gesehen. Seine Wölbung ist steif, nach den
Backen zu plötzlich abfallend und in der Brust zu dick,
der Lack stumpf, von häßlicher brauner Farbe. Eine
Viola da Gamba von 1 746 von besserer Ausführung be-
wahrt die ehem. Königliche Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin (Nr. 831), ein Violoncello von
1757 die Schweriner Hofkapelle, eine mandolinenartige
Laute von 1784 mit hübschem Dachstern Fritz Wild-
hagen in Haiensee bei Berlin. Mehrere Erfindungen, die
Bachmann — Bader
25
gewöhnlich seinem Sohne zugeschrieben werden, dürf-
ten von ihm herrühren, z. B. Gitarren mit Hammer-
klaviatur, aber nur seine 1 778 bekannt gewordene Er-
findung des Schraubenmechanismus am Kopf der
Bässe hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Sem
zweiter Sohn, Friedrich Wilhelm B., soll zwar auch das
Geigenmachen erlernt haben, er war aber Berufs-
musiker (Geiger) und Kapellmeister und soll sich von
1797 an nebenbei auch auf den Handel mit Musik-
instrumenten verlegt haben. Vgl. Allg. D. Biographie,
Ledeburs Tonkünstlerlexikon Berlin usw.
Geigenzettel : Abb. 36.
ßachmann, Johannes. — Amsterdam. 1840
Er stammte aus Deutschland und hatte in der
Agnietenstraat seine Werkstatt. Seine Geigen waren
sauber gearbeitet, besonders wurde er als Baßmacher
geschätzt.
Bachmann, Johannes Ernst. — Sneeck. Gro-
ningen. Geb. 13. Juni 1851 in Amsterdam.
f in Groningen
Sohn und Schüler von Johannes B. Nachdem er eine
Zeitlang Geigenmacher der städtischen Musikschule
in Sneeck (Friesland) gewesen war, ließ er sich in
Groningen nieder. Er arbeitete zumeist nach Stradi-
vari, aber auch nach Brescianer Vorbildern.
Bachmann, Karl Ludwig. — Berlin. Geb.
1748, t 26. Mai 1809
Sohn von Anton B. und ursprünglich zum Musiker
ausgebildet. Er war ein Virtuose auf der Viola, trat
1765 in die Königliche Kapelle in Berlin als Kammer-
musikus ein und errichtete 1770 mit Benda zusammen
ein sehr geschätztes Liebhaberkonzert, wobei er bis zu
Bendas Tod freilich nur als Geschäftsführer hervor-
trat'). Mehr und mehr wandte er sich mit der Zeit dem
Geigenbau zu. Im Jahre 1785 verheiratete er sich mit
der als Klavierspielerin und Sängerin geschätzten Char-
lotte Caroline Stöwe (f 19. August 1817). Er war sorg-
fältiger in der Wahl des Holzes als sein Vater, auch sind
seine Geigen regelmäßiger gebaut, nur etwas zu dick im
Holz. .4m besten sind jedenfalls seine Bratschen. Eine
solche besitzt Rechnungsrat Friedrich in Posen.
Geigenzettel : Carl Bachmann in Berlin 1 796 (geschr.).
Bachmann, Otto. — Halberstadt. 1830. 1835
Tüchtiger Meister, der sich sowohl im Neubau als auch
im Wiederherstellen alter Geigen bewährte. Er gab e;p.e
P Schrift unter dem Titel : Theoretisch-praktisches Hand-
buch des Geigenbaues usw., Leipzig 1835 bei G. Basse,
heraus. Er scheint vor 1848 bereits gestorben zu sein,
! da er in den Meldelisten von Halberstadt im Jahre 1848
nicht mehr vorkommt.
Bachmann, Wilhelm. — Brunn. 1810. f 1856
In einer Gitarre fand ich seinen Namen. Er wurde 1810
Bürger und am 5. Mai desselben Jahres als »Instru-
mentenmacher« Mitglied der Tischlerzunft.
^) .Ms Kapellmeister wurde er später sehr abfällig be-
urteilt.
Backman, Carl. — Nyköping. 1828
Ein schwedischer Geigenmacher ohne hervorragende
Eigenschaften.
Backmann, David. — St. Petersburg. 1834.
1840
Nach einer gut gearbeiteten Violine zu urteilen, die
seinen geschriebenen Zettel trug, war er einer der ge-
schicktesten Geigenmacher, die zu seiner Zeit in Ruß-
land tätig waren.
Gelgenzettel: David Backmann / in Petersburg 1840.
Bacso, Istvan (Stephan). — Szegedin. 1905
Ist mir nur als Reparateur bekannt geworden.
Baczynski, Ladislaus. — Krakau. 1902
Polnischer Geigenmacher der Gegenwart.
Geigenzettel: Ladislaus Baczyiiski — fecit Cracoviae
19 . . (gedru:kt).
Bader, Daniel. — Antwerpen. 1600. 1607
Eine Theorbe mit diesem Namen wurde 1869 in Lon-
don versteigert. Sie rührte jedenfalls von jenem Daniel
Bader her, der, ein Deutscher, im Jahre 1600 als Orgel-
und Clavecinmacher in die Antwerpener Gilde aufge-
nommen wurde und 1607 noch gelebt hat.
Bader, Johann. — Mittenwald. 1760. 1763
Gute Arbeit nach den Traditionen der Klotzschen
Schule.
Baders Erben. — München
Eine Geigenmacherfirma, die um 1844 in München
eine Niederlage von Mittenwalder Instrumenten hatte.
Bader, Franz. — Mittenwald. 1889. f nach
1912
Ein tüchtiger Meister, der seit 1889 als Geigenbau-
lehrer an der Mittenwalder Fachschule wirkte und sich
als solcher große Verdienste um die blühende Industrie
seiner Heimat erworben hat. Seine letzten Lebensjahre
verbrachte er in wohlverdientem Ruhestand.
Bader, Johann. — Mittenwald. Geb. 5. April
1876 in Mittenwald
Er besuchte durch drei Jahre die Mittenwalder Geigen-
bauschule und arbeitete dann fünf Jahre lang als Ge-
hilfe bei Joh. Padewet in Karlsruhe, K. A. Hörlein in
Würzburg, 0. Migge in Koblenz und Gius. Fiorini in
München. Im Jahre 1901 machte er sich in Mittenwald
selbständig, und es gelang ihm bald, sich durch tadel-
lose .Arbeit einen bedeutenden Ruf zu erwerben. Eine
Zeitlang war er auch als zweiter Lehrer an der Mitten-
walder Geigenbauschule tätig. Hauptsächlich beschäf-
tigt er sich mit dem Neubau von Soloviolinen, die er
nach Stradivari, Guarneri, N. Amati und Maggini aus-
führt. Seinen Lack (Öl- und Spirituslack) bereitet er
sich selbst. Er baut auch Lauten und Gitarren und ist
ein geschickter Reparateur.
Geigenzettel : Johann Bader. Mittenwald. 1909. (gedr.)-
26
Bader — Bailly
Bader, Josef. — Mlttenwald. 1748
Klotz-Schule; seine Geigen sind nach der Form gebaut
und dem kleinen Amati-Modell nachgeahmt. Das Holz
ist gut gewählt, der Lack braun.
Bader, Martin. — Mittenwald. 1730. 1736
Er darf als ein echter Schüler von M. Klotz angesehen
werden. Seine Geigen smd gut und kommen denen
seines Lehrers nahe; nur soll er auch den Zettel
Stainers häufig mißbraucht haben.
Bär (Bahr, Beer), Andreas. — Wien. 1679.
t 16. März 1722
Wahrscheinlich aus Füssen emgewandert, oder zu der
Familie Perr (aus der Ramsau stammend) gehörig und
vielleicht ein Sohn von Hans Perr, der semen Namen
auch gelegentlich Beer schrieb. Er nennt sich auf seinen
Zetteln ausdrücklich »bürgerlicher Lautten- und Gei-
genmacher«, doch war es mir nicht möglich, seine
Bürgeraufnahme zu ermitteln. Seine Violen waren in
ihrer Ausführung nicht hervorargend ; Violinen dürfte
er nur wenige gemacht haben, wodurch sich ihr seltenes
Vorkommen erklärt. Sie sind unansehnlich, braun
lackiert, besser dagegen sind seine Lauten, und Baron
sagt von ihm in seiner Untersuchung des Instrumentes
der Lauten, nachdem er erwähnt, daß er als Lauten-
macher berühmt sei : »Was [Andreas Bahr] anlanget, so
arbeitete er breitspänicht, und sind seine Instrumente
von dem hochberühmten Graffen Logi^) ungemein
aestimirt worden« (S. 96).
Baer. — Meiningen. 1917
Ein Kammermusiker, der auch als geschickter Geigen-
macher gilt.
Baffo, Antonio (Joannes Antonius). — Venedig.
1523. 1581
Er wird mehrfach als Lautenmacher erwähnt, doch es
gelang mir nur, ihn als den Erbauer von schönen Harfen
und Klavizimbeln nachzuweisen.
Geigenzettel: Antonius Baffo Venetus fecit (gedruckt).
Bagany. — Pottendorf. 1822
Auch einer von den unglücklichen Reformatoren des
Geigenbaues. Er erfand Geigen, deren Decke aus Eisen-
blech hergestellt wurde, die aber trotz ihrer Billigkeit —
das Stück kostete 4 fl. 48 kr. C. M. — die Welt nicht
eroberten.
Bagatella, Antonio. — Padua. Geb. 21. Febr.
1755, 125. Mai 1829
Sohn des Gaetano B. und der Catarina Coppo-Scan-
ferla. Er wollte ursprünglich Geiger werden und war
vermutlich ein Schüler seines Verwandten Pietro B.
Ein literarisch und musikalisch gebildeter Mann. Seine
Bedeutung liegt allerdings weniger in seiner Kunst als
Geigenmacher, als vielmehr darin, daß er eine .Ab-
handlung über die Theorie des Geigenbaues schrieb,
für welche er 1 782 einen von der Akademie der Wissen-
^) Berühmter Lautenspieler, t 1721 in Prag im Alter
von etwa 80 Jahren.
Schäften in Padua ausgesetzten Preis erhielt. Diese Ab-
handlung wurde ] 786 auf Kosten der Akademie ge-
druckt und ist seitdem wiederholt erschienen und so-
wohl mehrfach ins Deutsche als auch ins Französische,
Englische usw. übersetzt worden. Seine Arbeit ist sehr
überschätzt worden, denn etwas Sicheres wußte er doch
nicht. Vieles von dem, was er vorschlägt, hat sich niclit
bewährt. Wenn man auch annehmen will, daß er das
Geigenmachen erlernt hat, so scheint er doch die
Lücken seines Wissens durch selbsterfundene Theorien
ausgefüllt zu haben. Trotzdem verdankt man ihm bis zu
einem gewissen Grade die wenigen auf uns gekommenen
Grundsätze, nach denen die alten italienischen Meister
gearbeitet haben. Über sein Leben ist nicht viel mehr
bekannt, als was er in seiner Schrift selbst erzählt, und
daß er mit Antonia Pelizzari verheiratet war, ver-
schiedene Kinder hatte und gänzlich verarmt und er-
blindet starb. Eine Zeitlang arbeitete er mit Danieli
zusammen. Eine Geige mit seinem Namen, von guter
Arbeit und rotem Lack, vmrde kürzlich in England um
ca. 1000 Mk. gekauft. Eine andere zum Verkauf aus-
gebotene Geige von ».'\ntonio Bagoletto in Padua, 1 782«
dürfte, wenn sie echt war, gleichfalls von Bagatella ge-
wesen sein. — Er ahmte Jos. Guarneri nach und steht
Joseph Rocca nahe.
Geigenzette! : .Antonius Bagatella delectens / fecit
Patavij Anno 1 794 (gedruckt).
Bagatella, Pietro, gen. Piclno. — Padua. 1712,
soll 1 760 noch gelebt haben
Vermutlich der Großvater oder Oheim Antonios. Er
verwendete ein sehr hochgewölbtes Modell und dunkeln
Lack. Um 1726 soll auch ein Carlo Picino als Geigen-
macher gelebt haben.
Bagnini, Orazio. — Florenz. 1661. 1667
Sohn von Antonio B. Ein von Vidal und Valdrighi er-
wähnter, sonst aber nicht bekannter Lautenmacher des
1 7. Jahrhunderts.
Bailly, Antoine. — Mirecourt. 1 770
Ein Geigenmacher, der um 1 772 seinen Heimatsort ver-
lassen hat. Ein anderer Antoine Bailly kommt 1 763 bis
1 785 als Bogenmacher vor.
Bailly, Joseph. — Mirecourt. 1770. 1790
Seinen Namen fand ich in einer sauber gearbeiteten
Violine, die ein Wiener Musiker besaß.
Bailly, Paul. — Mirecourt, London, Paris.
Geb. in Mattaincourt 13. April 1844
Er erhielt seine erste Ausbildung in Mirecourt bei Jule«
Gaillard, Prosper Gabasse und P. G. Grandjon. Hierauf
arbeitete er bei Fran^ois Vuillaume, der ihn zu seinem
Bruder J. B. V. nach Paris schickte, hier blieb er meh-
rere Jahre und wurde 1869 zum Geigenmacher der
Musikakademie in Douai ernannt. 1892 ging er nach
Mirecourt zurück und arbeitete hauptsächlich für die
ersten Pariser und Londoner Firmen. Während dieser
Zeit bildete er auch viele Lehrlinge aus, 1884 zog er
nach Paris und blieb wieder mehrere Jahre da ; dann
verlegte er seine Werkstatt nach London und 1898 end-
gültig nach Paris zurück, wo er jetzt Rue de Grenelle
Baines — Baldantoni
27
Nr. 197 wohnt. Er baut nach allen Modellen, auch nach
englischen, seine Violinen hauptsächlich nach der
»Messias« von Stradivari. Für seine Violoncelli zieht er
ein großes Patron vor und verwendet einen schönen,
kastanienbraunen Ollack. Der Ton seiner Geigen ist
edel und gleichmäßig in allen Lagen und seine Arbeit
vorzüglich, er besaß 1990 bereits mehr als 10 Medaillen
usw. Bekannt sind seine von Prof. Wagner in Lissabon
veranlaßten Versuche, Geigen ganz aus dem brasilia-
nischen Murtaholz zu bauen. Jetzt arbeiten auch seine
Söhne bei ihm.
Geigenzettel : Paul Bailly luthier ä Mirecourt, Vosges /
Eleve de J. B. Vuillaume de Paris / Luthier de l'aca-
! demie de musique de Douai (gedruckt) und Abb. 52.
Baines. — London. 1780
Man weiß von ihm nur wenig mehr, als daß er ein
Schüler von Matthew Furber war.
Balrhoff, Giorgio. — Neapel. 1757. 1786
Da der seltene Name Bairhoff in Füssen vorkommt,
darf man annehmen, daß auch er aus Füssen stammte
und einer der vielen Deutschen war, die als Gehilfen
bei den Gaglianos und anderen gearbeitet haben und
schließlich in Italien seßhaft geworden sind. Seine Ar-
beit erinnert an G. u. N. Gagliano, er benutzte ein
schönes, breites, flaches, manchmal mittelgroßes Mo-
dell. Seine Geigen sind dick im Holz, haben eine wenig
elegante Schnecke, aber meist großen Ton und sind
zumindest sehr gute Orchesterinstrumente. (Barthoff
statt Bairhoff zu lesen ist falsch.)
Geigenzettel: Giorgio Bairhoff Fecit ' Naooli 1757
(Initiale.! im Kras) (gedruckt) und Brandmarke Nr. 24.
Baisch, Samuel. — Stuttgart. 1572. f 1593
Ein Geistlicher, der früher Pfarrer in Gundringen und
Altburg war und wahrscheinlich in Füssen in die Ge-
heimnisse der Lautenmacherei eingeweiht wurde. Er
kam 1 572 nach Stuttgart und wurde bald darauf in der
Hofkapelle als Musiker und Instrumentenmacher ange-
stellt, wo er nach Thanners Tod auch eine Zeitlang die
Musikinstrumentenwerkstatt leitete. Noch im Jahre
1585 kaufte er von dem Füssener Lautenmacher Ma-
thias Stehelin, der damals in Hausen a. d. Fils lebte,
allerlei Werkzeuge, obwohl er schon 1 582 zu seinem
geistlichen Berufe zurückgekehrt und Pfarrer in Both-
nang geworden war. Im Jahre 1 592 wurde er als mark-
gräfÜch badischer Pfarrer nach Bohlingen berufen, wo
er schon ein Jahr darauf starb.
Mailand. 1838. f nach
Bajoni, Luigi.
1878
Obwohl er sich bestrebte, an die Traditionen seiner
heimischen Schule anzuknüpfen, fehlte ihm doch die
rechte Begabung, um sich aus seinem Handwerk zur
Kunst zu erheben.
Baker, E. L. — New London (Conn.) 1849
Amerikanischer Geigenmacher und Händler.
Baker, Francis. — London. 1696
Vielleicht ein Bruder des Oxforder Meisters und
diesem in seiner Arbeit ebenbürtig. Eine vorzügliche
Baßviola, die aus dem Besitze des Cellisten Tolbecque
stammt, bewahrt das Konserv'atonum in Brüssel.
Geigenzettel: Francis Baker in Pauls church / Yard ,
1696 London (gedruckt).
Baker, John. — Oxford. 1688. 1720
Die Violenbauer des 17. Jahrhunderts in England
standen im höchsten Ansehen bei allen Musikern und
w-urden damals von vielen den Italienern vorgezogen.
Zu den englischen Meistern, die diese hohe Wert-
schätzung durch ihre Arbeit rechtfertigen, gehört auch
John Baker, von dem nur vortreffliche Violen und
Gamben bekannt sind. Sein Lack ist von hellgelber
Farbe. Eine schöne Viola da Gamba von ihm war 1872
im South Kens. Mus. ausgestellt.
Geigenzettel : John Baker / Oxon / 1 688 (gedruckt).
Baker(Bakker), William. — Oxford. 1673. 1683
Das Selhofsche Auktionsverzeichnis (Hag 1759) nennt
eine Gamba von ihm. Es liegt nahe, diesen William für
den Vater von John und vielleicht auch von Francis zu
halten. Eine Violine und eine Viola besitzt T. W. Tap-
house.
Baker. — Brighton. 1820. 1830
Von ihm weiß ich nur, daß er u. a. einige sehr gute
Bässe gebaut hat.
Balcaini
Eine Geige mit diesem sonst unbekannten Namen,
kleines Amati-Modell, boten G. Withers & Sons vor
dem Kriege um 15 £ an.
Baldantoni, Giuseppe. • — Ancona. Geb.
19. März 1784, t 5. Jan. 1873
Einer Familie von Mechanikern entstammend, erlernte
er in seiner Jugend bei dem als Lehrer geschätzten
Geiger Nappi das Viollnspie!. Nappi führte kleinere
Reparaturen an Geigen selbst aus und leitete auch seine
Schüler dann an, was Baldantoni veranlaßte, selbst zu
versuchen, eine Geige zu bauen. Wenn diese im Äußern
auch wohlgelungen aussah, so war sie doch in allen
Maßen usw. verfehlt, und erst, als ihm Bagatellas Schrift
in die Hand fiel, kam erdazu, den Gelgenbau ernsthafter
zu studieren. Er tat dies von nun an mit Eifer und war
nach jahrelangen Bemühungen wirklich imstande, Gei-
gen von schöner Form und gutem, weichem Klang her-
zustellen, wobei er ein großes Stradivanmodell bevor-
zugte, nur die F- Löcher lassen oft den rechten Schwung
vermissen. Er hat an 200 neue Violinen, Violen, Violon-
celli und Bässe gebaut, obwohl er auch als Mechaniker
vielbeschäftigt war. 1869 erhielt er eine goldene Me-
daille für seine Erfindung einer sehr zweckmäßigen
Mechanik für Trommeln, auch die von ihm verfertigten
Stimmgabeln waren geschätzt. Seine Geigen sind
sauber durchgearbeitet, haben flache Wölbung und
braungelben Lack. Merkwürdigerweise werden seine
Geigen oder solche, die man ihm nur zuschreibt, von
Händlern u. dgl. gern bis in die Mitte des 18. Jahr-
hunderts zurückdatiert. Sein Sohn Benjamin ist ein be-
kannter Geigenvirtuose.
Geigenzettel: Joseph Baldantonj Anconae ; fecit .Anno
1734 (gedruckt). — Josephus Baldantonus / Anconiae
fecit Anno 1839 (gedruckt).
28
Balestrierl — Banks
Balestrleri, Pietro. — Cremona. 1 735
Er nennt sich einen Schüler Stradivaris und war ein
Bruder von Tommaso B., dem er jedoch in keiner Be-
ziehung gleichsteht, trotzdem kommt gerade sein Name
in freilich oft sehr verstümmelter Schreibweise in un-
echten Instrumenten vor.
Geigenzettel : Petrus Balestnen alumnus Antonii / Stra-
divarii fecit Cremona; anno 17 . . (gedruckt). — Pietro
Balestrieri / fece in Cremona 17 . . (gedruckt).
Balestnen, Tommaso. — Mantua. 1 720. 1 788
Seiner Angabe nach stammt er aus Cremona und ist ein
Meister, über den die Meinungen merkwürdig ausein-
andergehen. Während ihn die einen nur als geschickten
Dilettanten ansehen, machen andere auf Grund einiger
seiner Geigen ihn zu dem einzigen Schüler des Pietro
Guameri, und wieder andere, wie De Piccolellis und
Vidal, weisen ihn der Schule Stradivaris zu. Das letztere
hat insofern Berechtigung, als Balestnen tatsächlich an
die letzten Arbeiten des großen Cremonesers anzu-
knüpfen scheint. Sein Modell ist groß und schön, die
Wölbung schwungvoll, die Arbeit nicht sehr gleich-
mäßig, sein Lfck ist von gelblichroter oder orangegelber
Farbe; man kann übrigens zwei bestimmte Lackarten
bei ihm unterscheiden, von denen die eine an Gua-
dagnini erinnert. Seine Geigen haben zweifellos durch
das Alter sehr an Tonschönheit zugenommen, so daß
es sich erklärt, daß sie jetzt wesentlich höher geschätzt
werden als früher. Besonders sind seine Violoncelli ge-
sucht. Es wurde bisher behauptet, daß er erst von 1757
an in Mantua nachweisbar sein und vorher in Cremona
gelebt haben soll, mir sind jedoch nur Zettel aus Man-
tua bekannt geworden und darunter verschiedene mit
früheren Jahreszahlen. So besitzt auch Dr. Bornemann
in Eisenach eine schöne, gelblichrote Violine (35,5 cm
Korpuslänge) mit dem geschriebenen Zettel : Tomaso
Balestnen / fece in Mantova 1735. Eine trefflich klin-
gende Violine von ihm befindet sich auch in der Samm-
lung Th. Hämmerle in Wien. Er verwendete verschie-
dene Zettel, darunter auch einen mit verziertem Rand,
auf welchem der Text dreizeilig erscheint.
Geigenzettel : Abb. 53.
Ball s. Firth & Ball
Ballantine, Robert. — Edmburgh, dann Glas-
gow. 1850. 1856
Man weiß nur, daß er 1856 nach Glasgow übersiedelte,
wo er in den sechziger Jahren gestorben sein soll. Er
scheint hauptsächlich Händler gewesen zu sein (bei
Honeyman wird er nicht erwähnt).
Ballarlni, Santo. — Rimini, Terni, Rom. 1 740.
1781
Da seine Arbeiten denen Gisalbertis sehr ähnlich sehen,
macht Horace Pethenk es sehr wahrscheinlich, daß
dieser selbst die Violinen mit diesem Namen ange-
fertigt habe. Dagegen spricht nur der Umstand, daß
auch aus Rom datierte Arbeiten mit dem gleichen
Namen vorkommen, die Jahreszahlen bis 178! auf-
weisen, und daß der Familienname Ballarini (auch Bal-
larino) heute noch in Italien vorkommt. Im Jahre 1740
hielt er sich auf einer Reise in Terni auf, wie der bei De
Wit veröffentlichte Zettel erzählt.
Geigenzettel : Fatto da me Santo Ballarini / per passagio
in Terni / Nel .'Xnno 1 740 (geschrieben). — Sanct Balla-
rini / fece in Roma 1780 (geschrieben).
Ballerinl, Pietro. — Florenz. 1900
Nachfolger von Castellani & Figlio, Streichinstru-
menten- und Saitenfabrik der Gegenwart.
Ballini, Paolo. — Brescia. 1857
Seine Geigen sind handwerksmäßig ausgeführt und
ahmen in oberflächlicher Weise Stradivari und Guar-
neri nach.
Baltensperger, Emil. — Chur. Geb. 1859 in
Zürich (Schwamendingen)
Sohn eines Malermeisters, bei dem er nach dem Besuch
der Stadtschule in Chur in die Lehre trat. Zu seiner
weiteren Ausbildung ging er 1880 nach München und
übernahm 1881 das väterliche Geschäft. Um 1900 be-
gann er autodidaktisch den Geigenbau zu erlernen und
brachte es dann zu bemerkenswerter Fertigkeit. Von
1901-1908 hatte er 86 Violinen, 6 Violoncelli und
3 Violen gemacht, hat aber seit Kriegsbeginn den Gei-
genbau wieder aufgegeben. Er arbeitete nach eigenen
Grundsätzen und bestimmte die Dicke von Decke und
Boden je nach dem Holz und dem Modell, so daß er ab-
wechselnd die Brust oder die Ränder dicker machte,
wobei er manchmal bis zur Stärke von 8 mm ging. Bei
der Lackierung kam ihm seine Erfahrung als Maler sehr
zustatten; sein Lack ist schön, von hellrötlicher Gold-
farbe. Kreisler in London, Steffy Geier in Budapest u. a.
besitzen Geigen von ihm.
Baluff, Erhard, arbeitete im 19. Jahrhundert in
Chicago
Banks, Benjamm (I). — Salisbury. Geb.
H.JuK 1727, t 18. Febr. 1795
Sohn von George und Barbary B., Schüler von Wamsley.
Einer der besten englischen Meister und wohl der erste,
der das bis dahin in England bevorzugte Stainermodell
aufgab und Amati und die Cremoneser zum Vorbild
nahm. In der Arbeit ist er tadellos; sein Lack, von
schöner Durchsichtigkeit, zeigt bei seinen besten Wer-
ken braungelbe, ins Rötliche spielende Farbe, bei ge-
wöhnlichen Arbeiten ist er schwärzlich-dunkelrot. Er
baute sowohl Violinen als Violen und Violoncelli, na-
mentlich die letzteren sind wertvoll, wobei die mit
breitem Modell vorzuziehen sind. Bässe hat er nur sehr
selten gebaut, diese sind wie alle seine Arbeiten sehr gut.
Zu verschiedenen Zeiten baute er auch nachweislich
Geigen für die Verlegerfirma Longman & Brodenp.
Außer seinem Zettel verwendete er auch einen Brand-
stempel mit B. B. Eine englische Zister (1750) besitzt
Mrs. Dean, eine andere A. F. Hill. Andere Arbeiten be-
finden sich in englischem Privat*besitz.
Geigenzettel : Benjamin Banks / fecit / Salisbury (ge-
druckt) und Abb. 75, Brandmarke Nr. 9.
Banks — Barbe
29
Banks, Benjamin (II). — Salisbury, später Lon-
don, dann Liverpool. Geb. 13. Sept. 1754,
t 22. Jan. 1820 in Liverpool
Zweiter Sohn und Schüler von Benj. B. (1), hei dem er
bis etwa 1 780 gearbeitet hat. Er ging dann nach London
und wohnte Sherrard Street, Golden Square N. 30,
später zog er nach Liverpool, wo er in der Bank Street
seine Werkstatt aufschlug. Es sind nur wenige Arbeiten
seiner Hand bekannt, er hat wohl meist für Händler
gearbeitet.
Geigenzettel : Made by Benjn. Banks , N° 30 Sherrard
Street, Golden Square, from Salisbury (gedruckt).
Banks, Henry. — Salisbury, Liverpool. Geb*
in Salisbury 1770, f 16. Okt. 1830 in Liver-
pool
Sechster Sohn von Benj. B. (I), bei dem er auch gelernt
hat. Er verlegte sich in der Folge mehr auf das Repa-
rieren von Pianofortes und war ein gesuchter Klavier-
stimmer. Er blieb aber dabei Teilhaber seines Bruders
und hat wohl auch an verschiedenen Instrumenten, die
aus der gemeinsamen Werkstatt hervorgingen, mitge-
arbeitet.
Banks, James. — Salisbury, später Liverpool.
Geb. in Salisbury 1756, f in Liverpool
15. Juni 1831
Vierter Sohn von Benj. B. (I), Schüler seines Vaters,
den er gleichwertig nachahmte. Er gebrauchte die
gleichen Modelle und verwendete den gleichen Lack,
nur von etwas schwärzlicherer Färbung. Er arbeitete
mit seinem Bruder Henry zusammen, mit dem er das
väterliche Geschäft in der Catherine Street fortsetzte.
Im Jahre 1811 verkauften sie dasselbe und siedelten
nach Liverpool über, wo sie erst in der Church Street
und dann in der Bold Street wohnten. Ein Cello, von
den beiden Brüdern 1797 gebaut, war 1871 im South
Kens. Mus. ausgestellt.
Geigenzettel : James and Henry Banks / Musical Instru-
ment Makers ; and Musik Seilers / Salisbury 1802 (ge-
druckt).
Bantis (?), Jean. — Mirecourt. Um 1740
Er soll nur handwerksmäßig gearbeitet haben, doch ge-
lang es mir nicht, Arbeiten von ihm kennen zu lernen.
Auch Jacquot erwähnt ihn nicht.
Barabäs. — Cremona. 1793
Eine Viola d'amore von ihm besaß der Maler Kraus in
München. Auch Valdrighi führt diesen Namen
(Nr. 3664) auf. Näheres war jedoch nicht zu er-
fahren.
Baracchi, Venerio. — S. Martino d'Este. (Mo-
dena.) 1829
Mittelmäßiger modenesischer Geigenmacher, der im
Sommer Landwirtschaft betrieb. Seine Geigen klingen
manchmal recht gut.
Baraldi, Alfonso. — Modena, Bomporto. 1 879.
1891
In seiner Arbeit nicht ungeschickt, doch lassen Holz
und Ton zu wünschen übrig.
Baraldi, Giovanni. — San Felice (Modena).
1766
In ValdrighisNomocheliurgografiawird er unter Nr. 204
mit der Jahreszahl 1766 angeführt. In der Berliner
staatlichen Sammlung alter Musikinstrumente befin-
det sich ein zur Lira in gamba hergenchtetes, altes
Streichinstrument (Nr. 820) mit der Jahreszahl 1 566,
die offenbar unrichtig ist. Nach dem Zettel ist anzu-
nehmen, daß Baraldi ein Dominikanermönch war. Seine
Arbeit ist roh, ob die häßlichen F-Löcher ihm zuzu-
schreiben oder schon vorher gewesen sind, will ich nicht
entscheiden.
Geigenzettel : Fece questo violunetto lo ' Giovanni
Baraldi di S. D. , L'anno del Signore 1(5)66 (gedruckt).
Bäräny, Desiderius (Dezsö). — Budapest. Geb.
1871
Schüler von Pilät und von Hamberger in Wien. Im
Jahre 1897 machte er sich selbständig. Der Ton seiner
kräftig gebauten Geigen wird gelobt. Er verwendet
einen rotbraunen Lack.
Geigenzettel: Keszitette , Bärany Deszö , Bpest 1897
Op. . . . (geschrieben).
Barat, arbeitete im 1 9. Jahrhundert in Paris
Baravalli, Francesco
Unbekannter italienischer Geigenmacher des 18. Jahr-
hunderts.
Barbanti, Silva Francesco. — Correggio. 1847.
1850
Da er nur selten einen Zettel in seine Geigen einklebte,
läßt sich nicht feststellen, ob er überhaupt viele Geigen
neu gebaut hat. Er galt jedoch seinerzeit als tüchtiger
Meister und namentlich seine Violoncelli sind sehr be-
liebt.
Barbara. Charles. — Orleans. 1810. 1850
Er soll sich nur mit Wiederherstellungsarbeiten be-
schäftigt haben.
Barbaro s. Branzo
Barbe, Amable Telesphore. — Paris, Nancy.
Geb. in Dijon 1822
Sohn von J. Barbe und Schüler von Derazey. .Als er
nach Paris kam, wurde er Gehilfe bei J. B. Vuillaume,
den er als seinen eigentlichen Lehrmeister betrachtet.
Er gilt als geschickter Künstler, hat aber seit 1 865 fast
ausschließlich für große Firmen (Vuillaume, Miremont
und Gand in Paris, Jacquot in Nancy usw.) gearbeitet.
Geigenzettel : Telesphore Barbe Expremier ouvrier de
J. B. Vuillaume medaille ä l'Exposition de 1867 /
Paris (gedruckt).
30
Barbe — Baronclni
Barbe, Fran^ois. — Dijon
Eine französische »Guitare droite« von ihm besitzt W.
Heyers Musikhistorisches Museum in Köln, eine andere
Baron de Lery.
Geigenzettel: Faits par fran?ois barbe , luthier brevete
de la societe / melophile d'avallon / ä Dijcn (geschr.).
Barbe, J. — Avallon. Paris usw. Geb. in Mire-
courtvor 1800, f 1868
Auch Barbe pere genannt. Geigenmacher und Kan-
tinenwirt eines Regiments, mit dem er jeden Garnison-
wechsel mitmachte. Seine Geigen sind handwerksmäßig
ausgeführt, doch hat er mehrere gute Violincelli gebaut.
Geigenzettel : Barbe d'Avallon (gedruckt).
Barbella s. Naldi
Barbey (Barbay). — Paris. 1746
Besserer Geigenmacher, dessen Arbeiten nach Jacquots
Meinung an die Klotz-Schule erinnern.
Barbey, Guillaume. — Paris. 1717. 1719
Geschickter Violenbauer, von dem sich eine sehr schöne
Gamba von sechs Saiten im Museum des Konserva-
toriums in Brüssel (No. 226) mit geschnitztem Frauen-
köpfchen am Wirbelkasten befindet.
Geigenzettel : Abb. 84.
Barbezant (Barbazanton), Joseph. — Mire-
court. 1747
Ein bisher nur von Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Barbier. — Bordeaux. 1774
Er war der Hoflautenmacher des Prinzen Ferdinand.
In der Sammlung des Barons de Lery befindet sich eine
sehr schöne Gitarre von ihm.
Barbieri, Francesco. — Mantua. 1695. 1750
Seine Geigen erinnern an das Modell Andr. Guameris,
sind jedoch nicht sehr gut. Nach Vidal und Grillet soll
er 1695 in Verona gearbeitet haben. In Instrumenten
aus den Jahren 1698, 1740, 1730, die ich zu sehen Ge-
legenheit hatte, war stets Mantua als Wohnort ange-
geben. Valdrighi läßt ihn noch 1780 leben (Nr. 3665).
Eine große fünfsaitige Baßgamba von ihm aus dem
Jahre 1697 besitzt Alfr. Keil in Lissabon. Ein Pietro B.
soll um 1750 gelebt haben.
Barbieri, Giuseppe. — Poggio (Mantua). 1880
Er stammt aus MedoUa und war ein guter Geigen-
macher und Reparateur.
Barbieri (de Barberis), R.
Mandolinenmacher.
G
enua
Barchaneck (Barchänek), Joseph Friedrich. —
Ödenburg. Geb. 11. Febr. 1817 in Mezoun
bei Tachlovic, f nach 1850
Sohn des Schmiedemeisters Wenzel B. und der Fran-
ziska geb. Dobeä. Schüler von Joh. Kulik in Prag. Er
war nicht ungeschickt, besonders gut waren seine Vio-
loncelli, die jetzt gerne gut bezahlt werden.
Geigenzettel : Joseph Friedr. Barchaneck / bürgerlicher/
Guitarre- u. Geigenmacher / in Ödenburg / A 1845
(gedruckt).
Bardella s. Naldi
Bargue, Isaac de. — Paris. 1579
Wird als Luthier und Musikinstrumentenmacher er-
wähnt.
Bargues. — Bordeaux. 1900
Ein Instrumentenhändler mit Geigenmacherwerkstatt.
Barnes, Robert. — London. 1765. 1794
Schüler von Thomas Smith und Mitschüler von John
Norris, mit dem er sich um 1765 verband. Es ist bisher
nur ein einziges Cello bekannt, das die Namen beider
trägt, aber dieses wird mit vieler Wahrscheinlichkeit als
eine Arbeit von Aireton angesehen. Er wohnte zuerst in
der Windmill Street und zog später mit seinem Ge-
nossen nach der Coventry Street. Einige nicht hervor-
ragende Geigen tragen seinen Namen, doch scheint es
wahr zu sein, daß er sich frühzeitig vom Geschäfte
zurückgezogen hat. Er soll sich eine Farm in Hayes ge-
kauft haben; gestorben ist er dort jedenfalls nicht, da
Sandys und Forster die dortigen Kirchenbücher ver-
gebens nach ihm durchforscht haben.
Geigenzettel : Robert Barnes, violin maker / Windmill
Street, Haymarket (gedruckt).
Barnia, Fedele. — Venedig. 1760. 1780
Er stammt aus Mailand und erinnert in seiner Arbeit
auch ein wenig an die Mailänder Schule. Er war ein ge-
schickter Meister, der nur zu oft handwerksmäßig ge-
arbeitet hat. Seine Geigen sind daher von ungleichem
Wert ; am besten ist er dann, wenn er sich an gute Vor-
bilder hält; wo er originell ist, ist er auch unschön, um
so mehr, als er kein Künstler im Schnitzen der Schnek-
ken war und auf die Wahl des Holzes und die Einlagen
keine Sorgfalt verwendete; nur bei seinen Mandolinen
gab er sich bei der Einlegearbeit mehr Mühe, wie eine
hübsche Theorbe in der Sammlung Gautier in Nizza
beweist. Wenn Vidal die Jahreszahl 1715 liest, so
scheint dies ein Fehler zu sein, es muß wohl 1775
heißen. De Piccolellis muß eine nach P. Guarneri ge-
baute Geige von ihm gekannt haben, da er es für mög-
lich hält, daß er ein Schüler dieses Meisters gewesen
sei, was ich nicht zugeben kann. Auch sein Lack, trotz-
dem er durchsichtig gelb ist. spricht dagegen.
Geigenzettel : Fedele Barnia Milanese / fece in Venezia
l'anno 1761 (gedruckt).
Baroncini (Barontini ?), Giuseppe. — Pistoja.
Anfang 19. Jahrhundert
Dr. J. Geyer in Budapest besitzt eine Violine von ihm
mit länglichem Korpus und unschönen F-Löchern, mit
dickem, breitem Rand, breiter Einlage und gelbem,
etwas sprödem Lack. Sehr eigenartig ist die tiefge-
stcchene Schnecke. Der Ton ist nur mittelmäßig.
Geigenzettel: Baroncini Giuseppe / Pistoja 1 . . . (ge-
schrieben).
Baroncini — Bartl
31
Baroncini, Micehle, lebte in Lodi
Baroux. — Paris. 1830
Enkel des Mirecourter Bogenmachers Charles B. Er
wohnte in der Rue du Petit-Carreau Nr. 57 und ist wie
sein Großvater nur als tüchtiger Bogenmacher bekannt.
Baroux, Charles. — Mirecourt. 1770. f 1773
Ein Geigenmacher, der wahrscheinlich schon sehr jung
gestorben ist.
Barrata-Ementoli (?). — Padua. 17. Jahrh. (?)
Er soll gute Archilauten gemacht haben und wird auch
von Valdrighi (3934) aufgezählt.
Barrett, John. — London (Piccadilly). 1714.
1740
Wahrscheinlich ein Schüler des gleichen Meisters wie
N. Gross. Er verwendete ein längliches, hochgewölbtes
Modell, das mehr an Stainer wie an Amati erinnert.
Statt der Einlage zeichnete er am Rande Linien ein.
Der Lack, den er verwendete, dürfte gelb gewesen sein,
ist aber stark ins Bräunliche nachgedunkelt. Der Ton
ist edel, wenn auch nicht groß, die Arbeit gut, aber ge-
wöhnlich. Von ihm sind zweierlei Zettel bekannt ; der
ältere einfach gedruckt, der spätere zeigt noch eine ge-
krönte Lyra. Eine Violine von 1740 besitzt J. T. Chap-
man. Um 1731 kommt auch ein Thomas Barrett vor.
Geigenzettel: John Barrett, at the Harp and Crown , in
Pickadilly, 1722 (gedruckt). — Made by John Barrett,
at y<= Harp / & Crown in Pickadilly, London 1731 (ge-
druckt).
Barriere. — Cherbourg. 1 886
Ein Musikinstrumentenmacher, der sowohl Klaviere
als Geigen verfertigte.
Barry. — London (?)
Die Inschrift einer englischen Gitarre der Sammlung
Snoeck (Nr. 326) lautet: Light Invent. Barry maker.
Danach scheint Edv. Light die von ihm erfundenen
Instrumente nicht selbst gemacht zu haben ; der Ver-
fertiger Barry kann jedoch nicht mit Sicherheit fest-
gestellt werden.
Bartak, Franz. — Znaim. 1895. 1898
Ein Instrumentenmacher, der sich vorübergehend in
Znaim aufhielt.
Geigenzettel: Franz Bartak / Instrumentenmacher ,'
Oberer Platz N° 1 0 in Znaim (gedruckt).
Da er sehr arm war, mußte er sein Leben hauptsächlich
mit Flickarbeiten fristen, weshalb es nur wenige Geigen
von ihm gibt, die wenigen aber sind durchweg Meister-
werke. Im Jahre 1883 verfiel er in Geistesnacht und
starb bald darauf. Sein früher Tod war ein Verlust für
die Geiger in Ungarn.
Geigenzettel: Eduard Bartek fecit ' Pestini Anno 1878
(geschrieben).
Bartelmo s. Schuster
Barth, Ludwig. — München. Geb. 26. März
1875
Schüler von Gius. Fiorini, bei dem er von 1889 — 1892
lernte. Nachdem er dann noch zwei Jahre lang in Köln
und Frankfurt a. M. gearbeitet hat, machte er sich i. J.
1894 in München selbständig. Er ist ein gesuchter und
geschickter Reparateur und hat sich auch im Neubau
schon trefflich bewährt. In Verbindung mit seinem
Sohne begründete er unter der Firma »I. Münchener
Geigenindustrie« eine große Werkstatt mit elektrischem
Betrieb.
Barthell. Eifiil. — Basel. 1888
Arbeitete bei Gebr. Hug.
Bartek, Eduard. — Budapest.
t 1883
Geb. 1852,
Wi
len,
Erst Schüler von AI. Engleder, arbeitete er später bei
G. Nemessanyi, Thomas Zach und Gabriel Lemböck
und erlangte bei großer Begabung hier eine allseitige
künstlerische Ausbildung. Kaum zwanzig Jahre alt, er-
öffnete er in Budapest seine eigene Werkstatt und
erhielt 1878 auf der Pariser .\usstellung für nach Stra-
divari und Guarneri gebaute Geigen einen ersten Preis.
Barthoff s. Bairhoff
Bartl (Parti, Parti), Andre Nikolaus.
Geb. um 1682, t5.Aug. 1762
Er soll der Sohn eines Christoph P. gewesen sein und ■
wohnte im »Wübmer Viertel«. Am 4. Juni 1703 legte er
den Bürgereid ab und kommt in den Steuerbüchern bis
1763 vor. Seine Werkstatt übernahm sein Schwieger-
sohn Maximilian Roiß. Andre N. B. war ein geschickter
Lautenmacher, von dem auf der Wiener Musikaus-
stellung recht gute Arbeiten zu sehen waren. Seine
Geigen haben schöne Form, wenn sie auch oft zu hoch
gewölbt sind. Die F-Löcher sind ohne Schwung, da-
gegen ist die Schnecke (Ahornholz) recht hübsch. Er
verwendete einen fetten gelben oder roten Lack, den er,
im Gegensatz zu den übrigen Mitgliedern seiner Familie,
unmittelbar auf das reine Holz auftrug, so daß er auch
heute noch ein schönes Feuer hat. Er schrieb seinen
Namen abwechselnd mit B oder P, in allen Urkunden
herrscht jedoch die richtigere Schreibweise Bartl vor.
Für seine Geigen werden jetzt gute Preise bezahlt.
Geigenzettel : Andreas Nicolaus Parti ,' me fecit Viennae
1757 (gedruckt) und Abb. 45.
Bartl (Parti), Christian Franz. — Wien. Geb.
um 1739, t 9. Jan. 1807
Er wohnte im Schottenviertel, Seizerhof gässel, und
legte am 23. Januar 1768 den Bürgereid ab. In den
Steuerbüchern von 1769—1787 erscheint er als »Neu-
besteuerter«, d. h. als Begründer seines Geschäftes. Er
gehört zu den unbedeutendsten Geigenmachern der
Wiener Schule, arbeitete so sorglos und hatte einen so
undurchsichtigen, umbratraunen Lack, daß er bei den
älteren Wiener Geigenmachern den Spitznamen »Sau-
partl« bekam. Seine Violinen und Violen sind oft ohne
Einlagen, im Innern fehlt meistens die Bereifung, und
32
Bartl — Barzoni
die Violoncelli haben gewöhnlich flache Böden. Er
schreibt seinen Namen meistens mit P. Nur seine
besten Arbeiten erreichen höhere Preise.
Geigenzettel : Christianus Franciscus Parti / fecit
Vienna? 1 780 (gedruckt) und Abb. 42.
Bartl (Parti), Michael Andreas (Andre). —
Wien. Geb. 1704, f 1 1 . Aug. 1788
Sohn und Schüler von Andre Nikolaus P. Er wohnte,
wie sein Vater, im Wübmer Viertel und legte am 29. Mai
1 728 den Bürgereid ab. Er war sehr fleißig und gehörte
zu den besseren Wiener Lautenmachern, hat es aber zu
keinem Wohlstand gebracht. In den Steuerbüchern
kommt er von 1749 — 1775 vor; von 1776 — 1779 aber
heißt es von ihm: »Bettlarm und wird von seinem Weib
unterhalten.« Im Jahre 1779 übernahm sein Sohn Josef
die Werkstatt. Werke von Mich. Andre P. sind in
größerer Zahl erhalten, so eine undatierte Viola im
Schottenstift in Wien, eine Viola mit geschnitztem
Frauenköpfchen am Wirbelkasten von 1746 in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln, eine ähn-
liche von 1764 im Museum des Konservatoriums in
Brüssel (Nr. 224) und eine schöne Viola d'amore von
1732 in der staatlichen Sammlung alter Musikinstru-
mente in Berlin (Nr. 866) ; der Wirbelkasten zeigt durch-
brochene Schnitzerei und das Köpfchen des Liebes-
gottes mit verbundenen Augen. Im Musikhistorischen
Museum in Stockholm ist eine Laute von 1745. Wenn
seine späteren Arbeiten auch oft recht gewöhnlich sind,
so erkennt man doch immer seine geschickte Hand
dann. Das Deckenholz ist meist sehr schön und auch
der Ton recht gut ; der Lack scheint stark nachgedunkelt
zu haben und ist jetzt häufig schwarzbraun. Auf man-
chen Zetteln fehlt das Wort »fecit«.
Geigenzettel : Michael Andreas Parti / Feclt Viennae
1763 (gedruckt).
Wi
len.
1682.
Bartl (Parti, Parti), Christoph.
1691
Er gilt als Stammvater der Familie und hat am 28. Mai
1683 den Bürgereid geleistet. Er scheint sich Bärtl ge-
nannt zu haben. Seine Nachkommen schreiben den
Namen bald mit B und bald mit P.
Bartl (Parti), Ignaz Christian. — Wien. Geb.
1732, t 27. Dez. 1819
Er legte am 31. März 1764 den Bürgereid als Lauten-
und Geigenmacher ab und erscheint in den Steuer-
büchern von 1765 — 1787. Violinen von ihm kommen
noch ziemlich häufig vor und sind reclit gut. Er hält sich
in den Umrissen an die Italiener, nur die Wölbung
nimmt er manchmal höher.
Geigenzettel : Abb. 32.
w
len.
Geb.
Bartl (Parti), Joseph Jakob.
1743, t I.Juni 1801
Sohn von Michael Andre P., dessen Werkstatt er 1 779
übernahm. In den Steuerbüchern kommt er bis 1787
vor; daß er jedoch noch länger gelebt hat, beweisen so-
wohl Arbeiten von ihm mit Jahreszahlen bis 1801, als
sein Totenschein. Seine Arbeit ist gut, hübsch Im Mo-
del! und in der mittelhohen Wölbung, nur der Lack ist
etwas zu dunkel.
Geigenzettel : Abb. 38.
Bartolini, M., Teilhaber einer am Ende des
19. Jahrhunderts in Rom bestehenden Gei-
genmacherfirma
Bartolotti, Giovanni. — 1894
Neuerer italienischer Geigenmacher ohne Eigenart.
Barton, Georg. — London. 1772. f um 1810
Das Gewerbemuseum in Markneukirchen besitzt von
ihm eine Geige ohne Mittelecken — es Ist dies der
älteste bisher bekannte Versuch, In dieser Art den Bau
der Geige zu verändern. Unschön in der Form und un-
richtig in der Mensur, besitzt das Instrument doch
einen schönen, wenn auch kleinen Ton. Auch ein John
Barton war 1786 noch tätig.
Geigenzettel : George Barton / Elllot Court / Old Bailey
1780 (gedruckt).
Bartsch, Alfred. — Münsterberg i. Schi.,
Dessau, Essen (Ruhr). Geb. am 6. Okt. 1868
in Münsterberg
Er erlernte In Markneukirchen bei Christian Tr.
Schaller den Geigenbau von 1883 — 1887 und besuchte
gleichzeitig die dortige Fachschule, wo er für sein Ge-
sellenstück ausgezeichnet wurde. Nachdem er kurze
Zeit in seiner Vaterstadt gearbeitet hatte, verlegte
er am 1. Mai 1890 seinen Wohnsitz nach Dessau,
arbeitete bis 1903 in verschiedenen ersten Werkstätten
und machte sich dann selbständig. Seine Arbeit ist
sorgfältig, und er erlangte sowohl Im Neubau wie in der
Wiederherstellung von Streichinstrumenten einen
guten Ruf.
Barttner, Michael. — Salzburg. 1524
Eine Arbeit von ihm befindet sich im städtischen Mu-
seum Carolino Augusteum im Salzburg.
Barzellini, Aegidius. — Cremona(?). 1670.
1700
Er nennt sich einen Schüler Amatis und ahmt auch die
Art der Amati nach. Schönes Holz, edler Ton, der
Boden ist flacher gewölbt als die Decke.
Geigenzettel : /Egidius Barzellini fecit / Ecolle .Amatius
Cremonen. 1680 (gedruckt).
Barzoni (Fran^ois). — (Chateau Thierry.)
Letztes Drittel des 1 9. Jahrhunderts
Geigen mit diesem Namen kamen mir nur in englischen
Verzeichnissen vor. Sie sollen nach Guarneri gebaut
sein, gelben Lack haben und durch niedrige Zargen
auffallen. Die Firma Beares Son in London verkauft
»Barzonl-Geigen« zu billlgen-Preisen.
Geigenzettel : Francjois Barzoni fecit anno 1 890 / Manu-
facture special de la Maison / Beare & fils ä Londres
(gedruckt).
Basi — Battaglia
33
Basi s. Bosi
Bassi, A. — Scandiano (Modena)
Unbedeutender Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Bassiano. — Rom. 1666
Ein Lautenmacher, von dem sich in der Sammlung der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eine Theorbe
befindet (Nr. 26).
Geigenzettel: Bassiano liuttaro in Roma
Bassot, Joseph. — Mlrecourt, Paris
Mirecourt vor 1740, f nach 1805
666 (gedr.).
Geb. in
Bastogi, Gaetano. — Llvorno. 1 8. Jahrhundert
Bei Vidal findet sich nur der Name. Lauten und Gi-
tarren von ihm sollen noch öfters vorkommen.
Batho, W.J. — 1886
Englischer Geigenmacher, der in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts lebte und u. a. einige gute Bässe
gebaut hat.
Bati, Antonio. — Arezzo. 1691
In einer Theorbe fand sich dieser Name eingeschrieben.
Die Arbeit war nur von mäßigem Verdienst. Dagegen
ist mir ein Spinett und ein Klavizimbel von ihm bekannt
geworden, die beide nicht schlecht ausgesehen haben.
Er arbeitete bis 1774 in Mirecourt und ging dann nach
Paris. Vidal rechnet ihn zwar zu den guten Pariser ßatlazza, Antonio Maria
Geigenmachern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrb.,
doch sehen seine Geigen so verschieden aus, sowohl
was die Arbeit, die Wahl des Holzes und des Lackes als
das Modell anbelangt, daß man zu der Annahme, er
habe Mirecourter Schachteln mit seinen Zetteln ver-
sehen, gezwungen wird. In seiner ersten Zeit, solange
er noch Quinze Vingts wohnte, zeigen seine Geigen
schlechtes Holz und einen schlechten gelben Lack, nur
die Einlagen, die oft aus Fischbein bestehen, sind
sauber. Später machte er zusehends Fortschritte oder
beschäftigte bessere Arbeiter, er wird sorgfältiger in
der Wahl des Holzes, arbeitet genauer und verwendet
einen besseren, meist roten Lack. Seme Werkstatt hatte
er 1788 nach der Rue Chabanais Nr. 1 verlegt. Seine
besten Geigen nähern sich der Art Lupots und können
als recht brauchbare Orchesterinstrumente gelten.
Nach Brunis Inventar besaß Berthier de Sanvigny ein Bäton II., Charles. — Paris. 1730 — 1750
-Malland. 1707
Selten vorkommender Geigenmacher der Mailänder
Schule.
Geigenzettel: Antonio Maria Batiazza /' fece in Milano
in Contrada / Larga 1 707 (gedruckt).
Bäton I . — Versailles (nicht Vincennes). 1716.
1732
In den Urkunden wird er stets »Luthier« genannt,
eigentlich war er aber ein Drehleiermacher, der auch
andere Instrumente, vielleicht sogar Geigen anfertigte.
Er wurde hauptsächlich dadurch bekannt, daß er seit
1716 alte Gitarren und seit 1719 auch Theorben in
Drehleiern (Viellen) umbaute, die er um zwei Töne
bereichert hatte.
Violoncello von ihm mit der frühen Jahreszahl 1761.
Geigenzettel : Abb. 55 und 64.
Basta, Johann. — Schönbach. 1885
Hauptsächlich Händler.
Bastia s. Mucchi
Bastiano (»Bastlano da Verona«). — Verona.
15. bis 16. Jahrhundert
Von ihm wird berichtet, daß er außer Lauten, Violen
und Lyren auch Flöten, Hörner, Monochorde, Psal-
terions, Harfen und Klavizimbeln usw. gebaut habe
und alles in vortrefflicher Weise. Erhalten ist jedoch
keine Arbeit seiner Hand.
Bastien, E. — Nancy. 1897. f 17. Dez.
1910
Ein Geigenmacher, der als Wiederhersteller alter Ar-
beiten geschätzt ward.
Bastien, Fran^ois. — Mirecourt. 1785. 1786
Von Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Bastien, Nicolas. — Mirecourt. 1775. 1790
Er war Mitglied der Mirecourter Zunft.
Bastien, fils. — Brüssel. 1816
Die Jahreszahl ist nicht sicher lesbar. Snoeck besaß eine
Gitarre von ihm.
V. Lütg'endorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Sohn von Bäton I. Er siedelte von Versailles nach Paris
über und wohnte Quai des Orf evres. Auch er verbesserte
die Bauernleier (Vielle) und bereicherte sie um drei
Töne.
Batow, Ivan Andrewitsch. — Um 1780
Einer der ältesten russischen Geigenbauer. Er war
Leibeigener des Grafen Scheremetjew und soll an
mehreren Orten in Rußland gearbeitet haben. Bei wem
er gelernt hat, ist nicht bekannt. Seine Geigen gehen
auf ein Guarnerimodell zurück, weichen aber doch so
sehr von dem Original ab, daß sich die in russischen
Büchern vorkommenden Erzählungen, seine Geigen
sähen denen Guarneris zum Verwechseln ähnlich und
würden auch wirklich oft mit ihnen verwechselt, von
vornherein als hinfällig erweisen. Seine Arbeit war sehr
sauber, nur die Ränder lassen zu wünschen übrig. Sein
Spirituslack war nicht schlecht. Er baute Violinen,
Violoncelli, Gitarren und Balalaiken. Sein Zettel findet
sich häufig in Instrumenten, die unzweifelhaft vogt-
ländischen Ursprungs sind. Spätere Händler scheinen
da Mißbrauch mit seinem Namen getrieben zu haben.
Battaglia, Antonio. — Malland. 1757. 1766
Ein Lautenmacher, der hauptsächlich cimbalartige In-
strumente gebaut hat. Von seiner Hand befindet sich
ein Hackbrett in Berlin in der staadichen Sammlung
und ein Tympanon in der Sammlung Snoeck, ferner
ein Psalterium im Mailänder Konservatorium mit dem
Zettel: Antonio Battaglia / Fabbricatore de Salterj /
nella Stretta del Mangano / vicino a S. Maria Segreta /
3
34
Battani
Bäuml
aumler
in Milano 1757/ * F * S *. In einem zweiten Psalterium
mit unausgefüllter Jahreszahl erscheint der Name
»Batalia« geschrieben.
Geigenzettel : Antonio Battaglia / Fece nell'anno 1 766. ,
Nella stretta de) Mangano / Dirimpetto a Santa
Maria. Secreta , Vicino al Cordusio / in Milano / f
(gedruckt).
Battani, Antonio. — Frassinoro. 19. Jahrh.
Ein Geigenmacher und Reparateur, der sich später
mehr dem Orgelbau zuwandte. (Valdrighi 240.)
Foligno. 1884. Später
Battioni, Alberto.
Ferrara
Sohn und Schüler von Marc Antonio B. Seme Geigen
und Gitarren erinnern an französische Vorbilder.
Battista s. Bressano
Baud (Baude). — Versailles. 1796. 1810
(Valdnghi 246.) Wenig bekannt. Der Name ist vielleicht
verstümmelt überliefert.
Baudis, Wenceslaus. 1 780
In W. Heyers Musikhistonschem Museum in Köln be-
findet sich unter Nr. 842 eine Viola d'amore mit der
Inschrift »Sidvab Svalsecnew Fecit .Anno 1780«. Nach
rückwärts gelesen gibt diese Inschrift den Namen Wen-
ceslaus Baudis. Am besten an dieser Liebesgeige sind
die Schnitzereien am Wirbclkasten.
Bauer, Albin Paul. — Dresden. Geb. 1866 in
Oschatz (Sachsen)
Sohn von Carl Ant. B., Schüler von Gust. Roth in
Markneukirchen. Durch den Tod des Vaters war er
frühzeitig gezwungen, dessen Geschäft zu übernehmen,
das er wesentlich zu vergrößern suchte. In seiner Werk-
statt werden gute Bässe hergestellt, deren Modelle ziem-
lich verschieden sind, da Bauer nach Verbesserungen
sucht. Am Wirbelkasten bringt er gerne die Porträt-
köpfe von berühmten Tonkünstlern an.
Geigenzettel: Gef. von P.A. Bauer / Inh. der Firma
C. A. Bauer / Dresden 1892 (gedruckt).
Bauer, Anton. — Linz a. D. — Eröffnete 1884
seine Werkstatt
Ein Saiteninstrumentenmacher, der auf der Linzer
Kunst- und Gewerbeausstellung 1887 eine kleine sil-
berne Medaille für Zithern und Geigen erhielt.
Bauer, Carl Anton. — Dresden. Geb. 1835 zu
Untermarxgrün bei Ölsnitz, f 1884
Er soll bei einem Meister in Karlsfeld von 1849 — 1852
gelernt haben und begründete später in Dresden sein
Geschäft. Seine Bässe zeigen eine auffällige abschüssige
Form, die ein leichteres Greifen in den oberen Lagen
ermöglichen soll. Seine Violoncelli sind schwer, haben
einen zu kurzen Hals und meist einen näselnden
Ton.
Gelgenzettel : Carl Anton Bauer / Dresden-N. 1 89 (ge-
druckt).
Bauer, Christian Friedrich. — Klingenthal . 1 782
Wahrscheinlich ein Eingewanderter, der 1782 im Kassa-
buch der Geigenmachennnung als Meister genannt
wird. Außer Violinen kommen auch Liebesgeigen von
ihm vor.
Geigenzettel: Christian Friedrich Bauer / Cremonalis
baviebat (gedruckt). — Christian Friedrich Bauer / Er-
funden von Jacob Stainer in Absam (geschrieben).
Bauer & Dürrschmidt. — Markneukirchen
Geigenfirma der Gegenwart.
Bauer, Joseph. — Ergoldsbach b. Landshut
(Bayern)
Guter Geigenbauer der Gegenwart.
Baulain. — Laval. 1900
Streichinstrumentenmacher und -händler der Gegen-
wart.
Baumann, Heinrich. — Stein-Zehrowitz bei
Kladno (Böhmen). Geb. 12. März 1853 in
Rokycan
Sohn eines aus Graslitz stammenden Med. -Doktors,
studierte am Polytechnischen Institut in Prag Ma-
schinen- und Straßenbau und wurde 1875 zum Lehrer
an der Fachschule in Stein-Zehrowitz ernannt; er be-
schäftigte sich mit Geigenforschungen und gab in
böhmischer Sprache bei J. Scholz in Kladno ein Buch
»Cremona« (mit Atlas)'^) heraus. Er hat als Liebhaber
Geigen nach Stradivari und Guarneri del Gesü kopiert,
zuletzt auch Bässe gebaut.
Geigenzettel: Genau nach Ant. Stradivarius gemacht /
von Heinrich Baumann, / anno 1 89 . . . (gedruckt).
Baumeester s. Boumeester
Baumeister. — Liebenwalde. 1816
Wahrscheinlich ein Dilettant, der Geigen geflickt hat.
Ein Orgelbauer F. Baumeister, dessen Wohnsitz ich
noch nicht ermitteln konnte, hat sich schon um 1780
als Geigenreparateur betätigt.
Geigenzettel: Baumeister / Liebenwalde d. 12. July /
1816 (geschrieben).
Baumgartner, Fritz. — Basel. 1920. Geb. 1891
in Liestal (Baselland)
Ein junger, talentvoller Geigenmacher, der gutklingende
Instrumente baut. Er hat auch eine sinnreich erdachte,
dabei sehr einfache Zargenbiegmaschine erfunden, die
sich gut bewährt.
Geigenzettel: F. Baumgartner, Basel / fecit anno 19 . .
(gedruckt).
Bäumler, Christoph. — Crawmkel. Geb.
19. Okt. 1820, t 1879
Er baute Geigen und war ein nicht ungeschickter In-
strumentenmacher.
^) Hier sind die Kurven der Härtegrade von Decke und
Boden, die nach seiner Theorie nicht gleich sein dürfen,
genau angegeben (22 Tafeln).
Baur — Bazin
35
Baur, Adolf. — Stuttgart. Geb. um 1840,
t 1873
Sohn und Schüler von Martin B., dessen Geschäft er
1870 übernahm, aber nur drei Jahre weiterführen
konnte, da er frühzeitig starb. Er hat eine Zeitlang bei
J. B. Vuillaume gearbeitet und dort besonders das
Imitieren alter Instrumente erlernt. Er war ein sehr ge-
schickter Geigenmacher, seine Arbeiten unterscheiden
sich oft nur im Lack von denen Vuillaumes. Leider aber
hat er das Holz gebacken (künstlich gedörrt), weshalb
seine Geigen in kurzer Zeit im Ton außerordentlich
zurückgingen. Auch senkte sich häufig der Hals wegen
der Kraftlosigkeit des Holzes. Eine ganz vorzüglich
nach Jos. Guarneri imitierte Violine von ihm (eine
Kopie der Prof. Singerschen Vuillaume-Gelge) besitzt
die Stuttgarter Hofkapelle. Leider hat auch diese ge-
backenes Holz. Seine Witwe verkaufte das Geschäft an
A. Sprenger.
Geigenzettel: Abb. 93.
Baur, Charles AI. — Tour, Dep. Savole. 1789
1810
Auch er gehörte zu den unglücklichen Erfindern, die
im Abweichen von den Formen der klassischen Meister
zu Mißerfolgen kommen müssen.
Baur, Martin. — Stuttgart. Geb. 10. Okt. 1793
zu Windratzhofen (O.-A.Leutkirch in Würt-
temberg), t um 1875
In seinem 18. Jahre kam er nach Stuttgart zum Militär
und wurde dort der Musik als Trompeter zugeteilt. Er
zeigte schon damals so viel Interesse und Talent für die
Wiederinstandsetzung gebrauchter Instrumente, daß
König Wilhelm I. auf ihn aufmerksam wurde und ihn
1823 auf ein Jahr zu Thumhardt nach München in die
Lehre schickte. Im Jahre 1824 zurückgekehrt, gründete
er das erste Instrumentengeschäft in Stuttgart, wo seit
langen Jahren kein Gelgenmacher mehr ansässig war.
Er fand sofort als Reparateur, namentlich für das Hof-
theater, ausreichende Beschäftigung und verlegte sich
später auch auf den Neubau von Geigen, die er mit
Sorgfalt ausführte und die u. a. Molique für die besten
neuen Geigen seiner Zeit erklärte. Auch gute Bogen
gingen aus seiner Hand hervor. Im Jahre 1870 über-
nahm sein talentvoller Sohn Adolf das Geschäft, von
dem es 1873 auf A. Sprenger überging. Martin Baur
arbeitete von 1870 an erst noch für seinen Sohn und
dann bis zu seinem Tode mit Sprenger zusammen.
Geigenzettel: Martin Baur, kgl. Hofinstrumen- / ten-
macher in Stuttgart, (gedruckt) und .\bb. 91.
Bausch, Ludwig Christ. Aug. — Dresden,
Dessau, Leipzig und Wiesbaden. Geb.
15. Jan. 1805 zu Naumburg a. S., f 26. Mai
1871 zu Leipzig
Schüler von J. B. Fritzsche in Dresden, bei dem er von
1818—1822 lernte. Hauptsächlich als Bogenmacher be-
rühmt, ließ er sich zuerst in Dresden, später in Dessau
nieder, ging 1839 nach Leipzig und am 1. November
'861 nach Wiesbaden, wo er Herzoglich Nassauischer
Hof Instrumentenmacher wurde, und kehrte 1863 nach
Leipzig zurück. Seine Bogen sowohl als seine Stege
werden noch heute als mustergültig nachgeahmt; er
wurde gerne der deutsche »Tourte« genannt. Seine
Bogen tragen auf der Stange unter dem Frosch den
Blindstempel »Bausch Leipzig«'. Von großem Vorteil
war es für ihn, daß L. Spohr ihm mit gutem Rat an die
Hand ging. Da er in Leipzig nicht genügenden Absatz
fand, ging er In seinen jüngeren Jahren oft auf Reisen,
die ihn bis nach St. Petersburg führten. Er hatte zwei
Söhne. Geigen von ihm kommen noch häufig vor, auch
hat er sehr gute Gitarren gemacht. Eine mit großer
Sorgfalt ausgeführte sog. Terzgitarre vom Jahre 1825
mit zierlichen schwarzen Auflagen auf der Decke,
Rand und Schalloch mit Perlmutter und Ebenholz ver-
ziert, besitzt Fritz Wildhagen in Haiensee. Der Hals ist
mit Ebenholz und Elfenbein schachbrettartig ausgelegt.
Geigenzettel : Ludewig Bausch / in Neustadt Dresden /
Ao 1820 / No. 6 (geschrieben).
Bausch, Ludwig d.J. — Leipzig. Geb. 10. Nov.
1829 zu Dessau, f 7. April 1871 zu Pabstdorf
(bei Königstein)
Sohn und Schüler von Ludwig Chr. A. B. Hauptsäch-
lich Gelgenmacher. Nach beendigter Lehrzelt ging er
nach New York; nach seiner Rückkehr machte er sich in
Leipzig selbständig, trat aber 1860 in das väterliche
Geschäft, das nun die Firma »Ludw. Bausch & Sohn«
führte, ein. Nach seinem Tode trat sein Bruder Otto an
seine Stelle.
Geigenzettel: Ludovicus Bausch filius / feclt Lipsiae
anno 1860 [Monogramm im Doppelkreis] (gedruckt),
Bausch, Otto B. — Leipzig. Geb. 6. Aug. 1841
zu Leipzig, t 30. Dez. 1875
Jüngerer Sohn und Nachfolger von Ludw. Bausch &
Sohn, Schüler von Vauchel. Er übernahm 1871 nach
dem. Tode von Vater und Bruder das Geschäft, das nach
seinem Tode auf Adolf Paulus, der seit 1860 Mit-
arbeiter der Familie Bausch war, überging. Seine Arbeit
steht hinter der seines Vaters und Bruders zurück. Der
gleichnamige Sohn von Adolf Paulus setzte das Ge-
schäft unter der alten Firma »Ludw. Bausch & Sohn «
bis 1 908 fort und löste es auf, als er nach Berlin über-
siedelte.
Geigenzettel: Otto Bausch, filius Ludovlci sen; , et
f rater Ludovicl jun: / feclt Lipsiae Ao. 1873 [Kreuz
mit Initialen im Doppelkreis] (gedruckt).
Bazelaire, Joseph. — Mlrecourt. Geb. um
1728, lebte noch 1789
Wenig bekannter Geigenmacher. Ein anderer Bazelaire
lebte um 1785 in Versailles.
BazIn, Gustave. — Mlrecourt. Geb. 24. Mai
1871
Sein Vater Charles B. hatte eine seit 1836 bestehende
Bogenfabrik; Gustave, der Schüler von Darte- Vuil-
laume, Laurent und CoUin-Mezin war, fügte ihr eine
Geigenwerkstatt hinzu. Sein 1881 geborener Bruder
Louis ist, wie der Vater, ausschließlich Bogenmacher.
3*
36
Beare
ieer
Beare, Goodwln & Co. — London. 1 898. 1 900
Mit einer Geigenbauwerkstatt verbundene bekannte
Handlung mit alten Instrumenten.
Beaulieu, Nicolas. — Mirecourt. 1780
Nur von Jacquot erwähnt.
Bechardini s. Rechardini
Bechonnet, Joseph. — Effiat. Geb. 3. Febr.
1820, t 10. März 1900
Er soll auch einige Geigen gebaut haben, berühmt
wurde er aber als trefflicher Bauernleiermacher.
Bechstein, Friedrich. — (Kassel?) 1834
Ein Instrumentenmacher, der auch Streichinstrumente
repariert hat.
Bechstein, Heinrich. — (Kassel?) 1865
Er arbeitete mit Hermann Vogt zusammen und repa-
rierte auch Streichmstrumente.
Beck (Otto); genannt Adolf. — Düsseldorf.
Geb. 15. Febr. 1891 zu Burg in Dith-
marschen
Schüler und Schwiegersohn von J. H. Schult in Lübeck.
Er besuchte das Johanneum in Lübeck, das er im Jahre
1906 mit der Berechtigung zum Einj.-Freiwilligen-
dienst verließ, wollte sich zunächst dem Justizdienste
widmen und legte dann auch sein Gerichtssekretär-
Examen ab. Seine Neigung gehörte jedoch längst dem
Geigenbau, und so trat er bei J.H. Schult in die Lehre,
wo er sich bald durch Begabung und Geschicklichkeit
auszeichnete. Im Jahre 1916 legte er in Hamburg seine
Meisterprüfung ab und machte sich darauf in Düssel-
dorf selbständig. Er ist ein sehr tüchtiger, sorgfältig
arbeitender Geigenbauer, der sich durch vorzügliche
Arbeiten schnell einen ausgezeichneten Ruf verdiente.
Beck, Max. — Bern. 1896, f 1898
Ein hoffnungsvoller Schweizer Geigenmacher, der 1 896
Methfessels Nachfolger wurde, aber schon zwei Jahre
später starb.
Beck, Vincenz. — Glatz. Geb. um 1804 in
Wölfeisdorf, t nach 1860
Er soll bei einem Hoff mann gelernt haben, wurde im
Jahre 1853 Bürger zu Glatz und besaß dort das Haus
Nr. 422,9. Er betrieb die Geigenmacherei beinahe
fabrikmäßig, wobei seine neun Töchter und drei Söhne
seine Gehilfen waren.
Becker. — London. Um 1800
Ein aus Hessen eingewanderter Instrumentenmacher,
dessen Gitarren (Lyragitarren) seinerzeit geschätzt
waren, der sich aber namentlich als Verbesserer der
Harfe einen Namen machte.
gleichzeitig als Cellist ausgebildet. Er >>erfand« eine so-
genannte »elegante Violine«, d. h. eine in allen Teilen
reich verzierte und eingelegte Geige, die recht gut aus-
sehen soll.
Beckett, John. — Faversham
Seine Violinen sind gut gearbeitet, ohne durch Eigen-
art aufzufallen.
Beckman, Svend. — Stockholm, f um 1761
Er erhielt am 20. Oktober 1741 das Privilegium als
Musikinstrumentenmacher und wurde im Jahre 1756
sogar Hofinstrumentenmacher, obwohl er kein Künstler
in seinem Fache war. Seine Geigen sind von roher
Arbeit; besser sind seine l-auten, die häufiger vor-
kommen. Eine solche mit einem Rokokoornament be-
fand sich in der Sammlung Hammer in Stockholm. Em
Violoncello von ihm. besitzt das Musikhistorische Mu-
seum in Stockholm. Auf seinen Zetteln erscheint sein
Vorname in verschiedener Schreibweise, den er üb-
rigens auf seiner Brandmarke fehlen ließ.
Geigenzettel : Sveno Beckman / i Stockholm, Anno
1 757 (gedruckt).
Bsdler s. Gedler
Beer, Andreas, s. Bär
Beer, Anton. — Bärnau (Oberpfalz). Geb.
1764, t 1836 in Bärnau
Sohn und Schüler von Ignatius B. und diesem in der
Arbeit ähnlich, aber weniger sorgfältig. Sein im Jahre
1895 gestorbener Sohn Adam Jakob B. soll auch ge-
lernter Geigenmacher gewesen sein.
Beer, Gabriel. — Iglau. 1875
Musikinstrumentenmacher, um 1885 hieß die Firma
Gabr. Beer Söhne.
Beer, Jan de. — Amsterdam. 17./18. Jahrh.
Im Brüsseler Museum befindet sich eine Taschengeige
mit diesem Namen, der mir sonst noch nicht begegnet
ist.
Beer (Ber), Ignatius. — Bärnau (Oberpfalz).
Geb. 1719, t am 20. Juli 1807 in Bärnau
Sohn und wohl auch Schüler des Joh. Mich. Beer. Er
scheint mit seinem Vater in Bärnau eingewandert zu
sein. Sein Geburtsort geht auch nicht aus seiner Trau-
ungsurkunde vom 19. November 1754 (mit Maria
Johanna Schwendner) hervor. Im Kirchenbuch wird er
stets als civis et chelium artifex (oder confector) be-
zeichnet. In seiner Arbeit ist er den Halleiner Meistern
nahe verwandt. Gutes Deckenholz, Birnbaumschnecke,
weite F-Löcher und unscheinbarer Lack, aber ziemlich
guter Ton kennzeichnen seine Geigen. Die Einlagen
fehlen gewöhnlich.
Geigenzettel : Ignatij Ber / Instrumen-/ talischer Violin-
Macher / in Bernau 1 782 (gedruckt).
Becker, Wilhelm. — Adorf i.V. 1900. 1902 Beer, Ignaz. — Brunn. 1897
Ein Neffe Professor Reinhold Beckers in Dresden. Die Ein Saitenspinner, der 1897 Jakob Klem.ents Geschäft
Geigenmacherei erlernte er in seiner Heimat und wurde übernahm.
Beer — Bellosio
37
Beer, Johann Georg. — Bärnau (Oberpfalz),
Breslau. Geb. 1758, f 1829 in Bärnau
Altester Sohn und Schüler von Ign. B., dem er sehr
nahe kommt. Er scheint nur kurze Zeit in Breslau an-
sässig gewesen zu sem und kommt m den Akten des
Breslauer Stadtarchivs nicht vor.
Geigenzettel : Abb. 88.
Beer (Ber), Johann Michael. — Bärnau (Ober-
pfalz). 1754
Der Stammvater der Bämauer Gelgenmacherfam'lie.
Er war Bürger und Geigenmacher (»chely'fex«) in
Bärnau, wo er jedoch nicht geboren zu sein scheint.
Wahrscheinlich kehrte er in seinen alten Tagen m
seinen Heimatsort zurück, da auch sem Tod in den
Bämauer Kirchenbüchern nicht verzeichnet ist.
Beerselmann, Friedrich. — ?. 1 624 oder 1 674( ?)
Diesen Namen fand ich bisher nur in emer Poche im
Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg.
Geigenzettel: Friedericus Beerselmann / 1624
(od. 1674) (gedruckt).
Behrmann, Fried. Aug. — Gotha. 1810
In einer Violine von guter .-Xrbeit, gutem Holz, flachem
Modell und breitem Ton fand sich dieser Name. Behr-
mann scheint nur vorübergehend in Gotha ansässig ge-
wesen zu sein.
Beichtner (richtiger: Veichtner), Johann. —
Regensburg. 1603
Eine Laute von ihm war 1883 im Leipziger Krystall-
palast ausgestellt; eine Bratsche von ihm besitzt Ge-
heimrat Immanuel Hoffmann in Berlin.
Beick (Back?), Heinrich? — Niederlangenau
(welches?). 1840
Eine braungelb lackierte Geige, in der Arbeit ähnlich
wie die Neumärkers in Schöneck, trägt den schlecht
leserlichen Zettel : HinnchBäck Instrumenten-, macher
Niederlangenau 1840 (geschrieben).
Bela s. Szepessy
Belacqua (Bivelacqua). — Florenz. 13. Jahrh.
Ein Freund Dantes, der ihm im Purgatorio IV, Vers 106
bis 1 36 einige Terzinen widmet. Er war nach Benvenuto
d'Imola ein Meister in der Verfertigung von Zithern
und Lauten und verstand es vortrefflich, deren Hälse
und Wirbelkästen mit kunstreichem Schnitzwerk zu
versehen; auch war er selbst ein tüchtiger Musiker.
Beiami, Paolo. — Paris. Um 1612
Wahrscheinlich Italiener, ein seinerzeit sehr geschätzter
Lautenmacher. »Belami wohnte« — wie Baron schreibt
(1727) — »in Paris und hat sich daselbst mit seiner
Arbeit einen unsterblichen Ruhm erworben und flo-
rierte um das Jahr 1612.«
Belawski, B. G. — Warschau. 1886
Wurde mir nur durch einen Reparaturzettel bekannt.
Geigenzettel : B. G. Belawski Warschau / reperowac
Anno 1 886 (geschrieben).
Belcioni, Antonio di Stefano. — ? 1673
Von Valdnghi (264) erwähnter italienischer Geigen-
macher, von dem ich weder Wohnort noch Arbeiten
erfragen konnte.
Beledin, Albert-Jules-Louis. — Nantes. Geb.
um 1829, tum 1895
Er war als Geigenmacher nicht ungeschickt und hatte
auch eine Musikinstrumentenhandlung. Sein Geschäft
besteht noch heute unter der Firma Beledin fils in
der Passage Pommeraye.
Bellanger. — Caen. 1837
Schüler von Guill. Le Breton, dem er in seiner Arbeit
nahesteht.
BelleviUe. — Paris. 1823
Ein Dilettant, Erfinder einer Geige von neuer, aber
wenig ansprechender Form im Museum des Pariser
Konservatoriums. (Nr. 35.)
Geigenzettel : fait par Belleville / amateur a paris / en
1823 (geschrieben, in der Mitte ein Lamm gez.).
Beloe, W. L. - Coldstream. Geb. 1819, f 1897
in Coldstream
Ein in vielen Kunstfertigkeiten gewandter Mann. Er
hat mehrere hundert Geigen gemacht, als sein Meister-
stück betrachtete er eine Kopie der »Messias« vonStra-
divari, die er nur nach dem Augenmaß machen mußte,
da der Eigentümer sie ihm nicht anvertrauen wollte.
Arbeit und Lack sind sehr lobenswert.
Geigenzettel : Made by / W. L. Beloe / Coldstream /
1 886 (geschrieben).
Bellon, J.F. — Paris. 1828. 1832
Ein Geigenmacher, von dem man nur weiß daß er
einen Dämpfer für das Violoncello erfunden hat, der
mit dem Fuße zur Anwendung gebracht werden konnte.
Bellone, Pietro Antonio, genannt il Pesco-
rino. — Mailand. 1691. 1694
Er hatte den heiligen Antonius von Padua zum Laden-
schild, ist übrigens wenig bekannt, was aber nicht
hindert, daß sein Zettel nachgeahmt und in Geigen
geklebt wird, die gewiß nicht in Italien entstanden sind.
Geigenzettel: Abb. 81.
BeirOrsi, Michel Angelo. — Turin. 1681
Ist mir nur durch seinen Zettel bekannt geworden, und
diesen halte ich nicht für einwandfrei. Der Name heißt
vielleicht richtiger Dell'Orsi?
Geigenzettel : Michel .Angelo Be'l'Orsi Fece in Torino/
l'anno 1681 (gedruckt).
Bellosio, Anselmo. — Venedig. Geb. nach
1715. 1789
Wahrscheinlich ein Sohn von Giovanni Bell, und
Schüler von Serafino Santo. Wenn er seinem Meister
auch nicht gleichkam, so war er doch einer der besseren
Geigenbauer seiner Zeit und stand in hohem Ansehen
so daß seine Schüler (Marc. .Ant. Cerin, Pietro Val
38
Bellcsio — Ber
Novelle u. a.) in ihren Zetteln sich stets zu ihrer Emp-
fehlung auf ihn beriefen. Seine Geigen klingen gut,
wenn ihnen auch oft besseres Holz und schönerer Lack
zu wünschen wäre.
Geigenzettel : Anselmus Bellosius Fecit / Venetiis 1 783
(gedruckt) und Abb. 54.
Bellosio, Giovanni. — Venedig. 1735
Angeblich ein Schüler von Montagnana. Es gelang mir
jedoch nicht, irgendeine glaubwürdige Arbeit von ihm
zu erfragen; auch der Zettel mit seinem Namen, den
ich zu sehen bekam, war eine durch Steindruck her-
gestellte Fälschung. .\uffällig ist ferner, daß die im
Handel vorkommenden ihm zugeschriebenen Geigen
fast immer die Jahreszahl 1735 tragen.
Beltrami, Giuseppe. — Vescovato bei Cre-
mona. 1870. 1881
Als Geigenmacher eigentlich nur Laie. Er trieb aber
gründliche Studien und besaß gute theoretische Kennt-
nisse, so daß seine Arbeiten immerhin einigen Wert be-
sitzen.
Belluominl, Maurizio, war im 19. Jahrhundert
in Pisa tätig
Belviglieri (Bilveglieri), Gregorio. — Bologna.
1742. 1772
Nicht ungeschickt, am besten sind seme Bratschen.
Geigenzettel: Gregorius Bilvegheri fecit / Bolognmae,
villa Bononiae, ' m: jan: an: 1772 (geschrieben).
Ben den Chaus s. Benedikt Tentzel
Bendini, Giambattlsta. — ? 1668
Ein von Valdrighi (277) ohne Quellenangabe erwähnter
Meister, der sonst nicht bekannt ist.
Benecke, S. — Stockholm. 1802
Mittelmäßiger Geigenmacher des 1 9. Jahrhunderts.
Am besten gelangen ihm noch Violoncelli und Bässe.
Benedetti, Giuseppe. — Piacenza. Nach 1700
Man kann ihn nach den Geigen und Violen, die seinen
Namen tragen, nicht für einen besonderen Künstler
halten.
Benedict, Jose. — Cadix. 1667. 1744
Besserer spanischer Lautenmacher.
Geigenzettel : Compuesto en Cadix p. / Jose Benedict /
ano de! 1738 (gedruckt).
Benedicti, Donato de. — Cremona. 1679
Er wird zwar mehrfach erwähnt, doch sind mir Arbeiten
von ihm nicht bekannt geworden. Es steht auch noch
nicht fest, zu welcher Familie er eigentlich gehört.
Benettlni. — Mailand. 1868
Wenig hervorragender Geigenmacher, doch hat er
einige gute Bässe gebaut.
Benito, A. J. Antoni. — Mailand (?). 1664
Name und Ort sind zweifelhaft. Eine Kniegeige aus der
Sammlung Scheurleer (mit Schildpatt eingelegt und
einem Löwenköpfchen am Wirbelkasten) soll den
nebenstehenden Zettel tragen, der offenbar schlecht
gelesen — oder gefälscht ist.
Geigenzettel: A. J. Antoni Benito / Milaan 1664 (ge-
druckt).
Benoit. — Düsseldorf. 1802
Ein französischer Geigenmacher, der wohl nur vorüber-
gehend in Düsseldorf gearbeitet hat. In einer mitte!
mäßig gearbeiteten Violine bezeichnet er sich »Luthi'
de Paris«.
Benolt, Eugene. — Brüssel. 1754. 1758
Ziemlich gute Arbeit, französische Schule. Die Holz-
wahl ist jedoch nicht sorgfältig, auch der rotbraune Lack
läßt zu wünschen übrig.
Geigenzettel : Eugene Benoit / Bruxelles 1 754 (gedr.).
Benozzatl, Girolamo. — (Venedig.) 1899
Schüler von Eugenio Degani, bei dem er zwei Jahre
lang lernte.
Bensande, Alfred Dr. — Lissabon. 1905
Er ist Professor am Lissaboner Handels- und Industrie-
institut und beschäftigt sich aus Liebhaberei mit dem
Geigenmachen.
Bentl (nicht Beute), Matteo. — Brescia. Geb.
1580, t nach 1637
Er war nach einer im. Brescianer Archiv aufbewahrten
Urkunde vom 23. März 1637 Sohn des Giovanni Benti,
wohnte in der Contrada di S. Antonio »con esercizio di
far eitere ed altri istrumenti« und war damals 57 Jahre
alt. Seine um 1 1 Jahre jüngere Frau hieß Chiara Dea.
Man hat sich erst in neuerer Zeit wieder mit ihm be-
schäftigt, und noch in Fcnarohs Dizionario degli artisti
Bresciani fehlt sein Name gänzlich. In den Urkunden
heißt es von ihm »che fa Cithere et altri instrumenti«,
und auch Fetis weiß von einer schönen Laute von ihm
zu erzählen. Nach verschiedenen, nicht immer ver-
läßlichen Nachrichten kennt man eine Geige von ihm
aus dem Jahre 1601 , auch Spinette und Cimbalone soll
er gebaut haben. Sein Geigenmodell soll, wie behauptet
wird, groß, die Wölbung ziemlich hoch und der Lack
dunkelbraun gewesen sein. Willy Burmeister besaß eine
Violine mit Bentis Namen. Miß Gardener besaß gleich-
falls eine ihm zugeschriebene Violine, die Dr. Th. L.
Phipson beschrieb, wobei er allerdings angibt, sie sei
um 1 580 — also im Geburtsjahr Bentis — gebaut. Eine
ähnliche Geige mit der ausgeschriebenen gleichen un-
möglichen Jahreszahl rühmte sich Ole Bull zu besitzen.
Geigenzettel : Matteo Benti / fecit Bresiae 1601 (gedr.).
Benvenutl, Paolo. — B. S. Lorenzo in Nugello.
18. Jahrhundert
Von Valdrighi (3672) erwähnt, sonst nicht bekannt. Ein
Benvenuti ist jetzt Teilhaber einer Geigenmacherfirma
in Pisa.
Benze, Ignaz, s. Penze
Ber, s. Bertolt
Ber, Ignatius, s. Beer
Berati — Bergmann
39
Berati. — Imola (Prov. Bologna). 18. Jahrh.
Vidal erwähnt ihn zwar, doch war m Imola selbst über
einen Meister dieses Namens nicht das geringste zu
erfahren; Arbeiten von ihm lassen sich ebensowenig
nachweisen.
Berera, Giov. Antonio. — Trient. 1771
Einige mittelmäßige Geigen, die nicht viel Italienisches
an sich haben, tragen diesen Namen.
Beretta, Felice. — Como. 1760. 1789
Er nennt sich einen Schüler von Giuseppe Guadagnini,
dem er aber nicht viel Ehre macht. Ohne Sorgfalt in der
Wahl des Holzes. Gelber Lack.
Geigenzettel : Abb. 56.
Berg, G. E. — Kopenhagen, f um 1900
Dänischer Streichinstrumentenmacher, dessen Werk-
statt auf den Geigenmacher Rosenvald überging. Er
wohnte erst Reventlowsgade, dann Klosterstraede 10.
Berg, Olof. — Königsberg. 1835. 1836
Ein schwedisch-norwegischer Konsul, der allerlei neue
Erfindungen die er machte, an Geigen anbringen ließ.
Er selbst machte nichts und ließ seine Ideen meist in
Schönbach ausführen. Daß er mit seinen Erfindungen
keinen Erfolg erzielte, sei nur nebenbei erwähnt.
Bergbom, C. — ? 18. Jahrhundert
Besserer schwedischer Geigenbauer, der nach Stainer
arbeitete.
Berge. — Toulouse. 1760. 1771
Ein Lautenmacher, der bisher nur durch die Inschrift
seiner interessanten »vielles orgamsees* im Museum
des Konservatoriums zu Paris bekannt geworden ist.
Geigenzettel : Berge, ä Toulouse 1 77 1 (gedruckt).
Berger. — Gent. 1823
Ein wenig bekannter Geigenmacher, von dem Snoeck
eine Violine besaß.
Berger, C. D. — Schwerin.
Mittelmäßiger Reparateur.
1835
Berger, Horst. — Hamburg. Geb. 14. Nov.
1893 in Kiel
Sohn eines Kapitäns zur See. besuchte er das Gym-
nasium seiner Vaterstadt, kam dann nach Hamburg in
die Kaufmannslehre, war eine Zeitlang in Südamerika
tätig und wurde durch ein Konzert Vecseys veranlaßt,
sich mit größtem Eifer auf das Violinspiel zu verlegen,
worin er es durch angestrengten Fleiß zu anerkennens-
werter Fertigkeit brachte. Durch seine Beziehungen zu
Geigenmachern, namentlich zu dem trefflichen Aug.
Diehl wurde er auch angeregt, sich mit dem Geigenbau
zu beschäftigen und hatte auch hierin so viel Erfolg,
daß er seinen Kaufmannsberuf mit seiner Vorliebe für
die Geige verband und eine Geigenhandlung eröffnete.
In der wenigen freien Zeit, die ihm übrig bleibt, baut
und repariert er Geigen und verwendet einen guten
OUack eigener Zusammenstellung.
Berger, Johannes. — Landshut. Geb. um 1655
Seit der Auflösung der herzoglichen Hofhaltung auf der
Trausnitz (1579) war es mit der Musik in Landshut
schwach bestellt. Es kommen nur mehr die »Stadt-
Singer« mit ihren religiösen Schau- und Singspielen
und die »Stadt- Instrumentisten« vor, die letzteren be-
standen aus drei Pfeifern und einem »Pusauner«. In-
folge der Drangsale des 30]ährigen Krieges und seiner
Nachwehen hatten die Stadtväter weder Geld noch
Herz für die Musik, selbst die Pfeifer verstummten und
wurden aus den Stadtkammerrechnungen gestrichen^).
Erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheinen
sich die Musikverhältnisse wieder gebessert zu haben,
denn nun ließen sich wieder Geigen- und Lautenmacher
hier nieder, und unter diesen wird noch 1726 Berger,
wohl der Lehrmeister Fischers, genannt. Im Lands-
huter Museum befindet sich ein Miniaturbildnis auf
Pergament, den »Geigenmacher Joannes berger« dar-
stellend; in der Sammlung des dortigen historischen
Kreisvereins ist auch eine Nonnengeige mit dem Zettel
J. B. Landsh. / a. 0° 168 . . (gedruckt) zu finden, die
wahrscheinlich von ihm herrührt.
Berger, Lorenz. — Landshut. 1759. 1807
Sohn (?) und Schüler des Jobs. Berger, wurde 1 759 als
»Stadthauboist« aufgenommen und machte seitdem,
wie der Landshuter Gewerbekataster von 1807 sagt:
sämtliche Instrumente wie sein Vater. Sem Geschäft
ging 1808 auf Franz Kriner über, der Bergers Witwe
Gertraud heiratete.
Berger, Max. — Markneukirchen. Geb. 1869
in Markneukirchen
Schüler von H. Th. Heberlein jun. Nach einer neun-
jährigen Lehr- und Wanderzeit begründete er 1892 in
seiner Vaterstadt sein eigenes Geschäft, in welchem
Geigen nach den Modellen der alten Meister gebaut
werden. Als Zettel wird der Name des Meisters, nach
dessen Modell die Geigen gemacht sind, eingeklebt.
Berger-Kapralik, Julius. — Lemberg. Geb. in
Lemberg 1864
Erlernte nach seiner Angabe in Rußland von 1879 bis
1883 die Geigenmacherei, machte sich 1886 in Lemberg
selbständig und baute nach Amati, Stradivarius und
Vuillaume. Im Lack ahmte er französische Vorbilder
nach. 1894 stellte er mehrere Geigen hors concours aus;
seitdem hat er den Neubau von Streichinstrumenten
aufgegeben und sich ausschließlich auf den Instru-
mentenhandel verlegt.
Bergette, Hannss s. Pergette
Bergmann, Andreas. — Budapest. Geb. 1862
in Nagy Maros
Schüler von Eduard Bartek, später langjähriger Gehilfe
von Paul Pilät. Im Jahre 1898 begründete er seine
eigene Werkstatt, die das Ladenschild »Zum Cremo-
neser« führt, und hat seitdem über 80 neue Geigen ge-
baut, darunter 30 nach Guarneri, 15 nach Stradivari
^) Vgl. A. Kalcher, Chronik der Landshuter Lieder-
tafel (1891).
40
Bergonzi, Benedetto — Beigonzi, Michel Angiolo
und 5 nach Magglnl. Da er bei wiederholt angestellten
Versuchen, wenn er aus dem gleichen Holz eine Geige
nach Stradivari und eine solche nach Guarneri baute,
stets den Ton der Guarneri-Kopie besser fand, zieht er
dessen Modell allen anderen vor und baut danach in
entsprechender Vergrößerung auch Violen und Violon-
celli. Er ist auch als Reparateur sorgfältig in seiner
Arbeit und verwendet Ollack in verschiedenen Farben.
Geigen, die er allein gebaut hat, tragen den Zettel :
Bergmann Andräs ,' hegedü keszitö / sajat kezü keszit-
menye / Budapest 1898 (gedruckt), die von seinen Ge-
hilfen gebauten : Keszitette Bergmann Andräs / hegedü
keszitö / Budapest 1901 (gedruckt). Arbeiten seiner
Schüler: Bergmann Andräs / hegedü keszitö tanitvänya/
Budapest 1901 (gedruckt). Reparaturen: Javitotta Berg-
mann .Andräs / hegedü keszitö Budapest 1899 (ge-
druckt).
Bergonzi, Benedetto. — Cremona. f 1840 In
Cremona
Der letzte Geigenmacher der Familie, der nur als Re-
parateur von Bedeutung war. Er wohnte noch im
Stammhause seiner Vorfahren an der Piazza San Do-
menico. Von ihm sollen die Angaben über Stradivari
und seine Zeitgenossen stammen, die Tarisio dem
J. B. Vuillaume machte und die dann Fetis in seiner
Schrift über Stradivari verwertet hat.
Cremona. Geb. 1686,
Bergonzi, Carlo I.
t 1747
Sohn des Michele B. Einer der besten, wenn nicht der
allerbeste Schüler Stradivaris, der nach dem Tode von
Stradivaris Söhnen Haus und Werkstatt seines Meisters
erwarb. Es wird allerdings behauptet, daß er zuerst bei
Amati in der Lehre gewesen und erst als Gehilfe zu
Stradivari gekommen sei. In seiner Arbeit schließt er
sich jedoch mehr an Stradivari an, nur verlängerte er
die obere Hälfte des Geigenkörpers und machte die
untere etwas breiter, die F-Löcher setzte er etwas höher
und näher dem Rande und gab ihnen einen Schnitt, der
dem von Guarneri de! Gesü nicht ganz unähnlich ist.
Die Wölbung nahm er gewöhnlich flach, doch wech-
selte er mehr als andere mit der Wölbung ; die Schnecke
ist flacher als bei den meisten seiner Zeitgenossen, aber
sehr sauber geschnitzt. Sein Lack ist meist rotbraun
oder bernsteingelb, nur manchmal etwas zu dick auf-
getragen und deshalb öfter zerronnen, hat aber durch
das Alter sehr gewonnen und sieht gerade dadurcli
originell aus, daß er oft auf Klümpchen zusammen-
geschrumpft ist, deren feine Zwischenräume zum Teil
bis auf den Holzgrund, zum Teil bis zur ersten Lackie-
rung reichen. Der Ton ist groß und edel, und da Ber-
gonzi stets das beste und gesündeste Holz nahm und
seine Geigen sehr stark baute, darf man ihnen eine
lange Lebensdauer in Aussicht stellen. Sie gehören zu
denen, die in den letzten fünfzig Jahren die größten
Preissteigerungen erfahren haben. Man charakterisiert
Carlo I B. am besten, wenn man sagt, daß er
zwischen Stradivari und Guarneri del Gesü in der
Mitte steht. Seine Violoncelli und Bässe sind nicht
minder gut als seine Violinen und ebenfalls sehr ge-
sucht. Eine schöne Gamba von ihm besaß de Wit in
Leipzig, in dessen Zeitschrift (1895, Nr. 12) sie be-
schrieben und abgebildet ist. Von seinen drei Söhnen
erreichte ihn keiner. Seine ältesten Arbeiten tragen
Jahreszahlen vor 1700. So hat ein Geiger in München
eine Violine von ihm mit geschriebenem Pergament-
zettel aus dem Jahre 1696. Eine Violine von tadelloser
Erhaltung, mit rotem Lack, von ihm aus dem Jahre
1737 besitzt Valentin Walter in Grulich i. B. ; seine
schönste Arbelt, eine Violine, die Tarisio besaß und von
der er sich nie trennen konnte, verkaufte Vuillaume
später an Konzertmeister Woerle, und jetzt befindet sie
sich im Besitz des deutschen Konsuls Baron Liebig in
Wien.
Geigenzettel : Anno 17.. Reuisto, e corretto da me /
Carlo Bergonzi in Cremona (gedruckt). — Abb. 95.
Bergonzi, Carlo II. — Cremona. 1780, f um
1820
Dritter Sohn von Michel Angiolo B. Er soll ein ge-
schickter Reparateur gewesen sein und war hauptsäch-
lich Mandolinen- und Gitarrenmacher. Die wenigen
Geigen, die er gebaut hat, sind minderwertig, unfein in
der Form und haben häßliche F-Löcher.
Bergonzi, Francesco. — Cremona. 1687
Man will ihn für den Ahnherrn der Familie halten, und
es soll auch noch Geigen von ihm geben, in denen er
seinen Namen allerdings »Baganzi« schrieb.
Bergonzi, Giuseppe. — Cremona. 1740
Es soll auch einen Giuseppe B. gegeben haben. Es ist
mir aber nicht gelungen, Instrumente mit seinem
Namen ausfindig zu machen. — Ebensowenig solche
von einem angeblichen Pietro Bergonzi.
Bergonzi, Ludovico. — Cremona. 1741
Ein bisher nicht bekanntes Mitglied der Familie, von
dem einzelne Violinen vorkommen, die einer Cremo-
neser Herkunft nicht widersprechen.
Bergonzi, Michel Angiolo. — Cremona. Geb.
um 1715, tum 1765
Sohn von Carlo B., dessen Nachfolger er 1747 wurde.
Er war mit Barbara Berselli, Tochter des Alfonso B.,
verheiratet. Wenn er auch nach verschiedenen Mo-
dellen arbeitete, so bevorzugte er doch das breite Stra-
divari-Patron. In der Arbeit ist er recht gut, auch sein
Holz ist schön; seinen Vater erreichte er aber doch
niemals. Sein Lack ist stumpf und der Ton häufig
näselnd, vorzüglich sind seine Bässe. Da er sich früh-
zeitig besonders auf den Bau von Mandolinen usw. ver-
legte, kommen Streichinstrumente von ihm verhältnis-
mäßig selten vor. Doch besitzt G. Siefert in Leipzig
eine sehr schöne Violine von ihm aus dem Jahre 1736,
die denselben Lack zeigt, den Carlo I B. verwendet hat,
der so leicht »zerronnen« ist. Auch die Grundierung ist
die gleiche wie bei seinem Vater. Eine Violine von ihm
besitzt .Miß Baird in Elgin (Schottland), eine Pandurina
von 1755 C. van Raalte, eine von 1756 die Sammlung
Galpin (Hatfield). — Er hatte drei Söhne.
Geigenzettel : Michel Angelo Bergonzi / Figlio di Carlo
fece in , Cremona l'Anno 1749 (gedruckt). — Michel-
angelus Bergonzi / Fecit Cremonae 17 . . (gedruckt)
Bergonzi — Bernardel
41
Bergonzi, Nicola. — Cremona. 1740. 1782
Altester Sohn von Michel Angiolo B., der das väterliche
Geschäft übernahm und fortsetzte. Er baute viele In-
strumente, die im Patron denen seines Vaters ähnlich
sind, ihnen aber im Ton und in der Arbeit sehr nach-
stehen. Der Lack ist dünn und hat wenig Feuer, das
Holz nicht immer gut gewählt und die Schnecke un-
schön.
Geigenzettel : Abb. 78.
Bergonzi, Zosimo. — Cremona. 1750. 1777
Dritter Sohn Michel Angiolos und etwas geschickter als
sein Bruder Nicola. Seine Violinen sind von ungleichem
Wert, besser dagegen seine Violoncelli und Bässe.
Geigenzettel: Fatto da me Zosimo Bergonzi ; L'anno
1777, Cremonae (gedruckt).
Bergström, J. A. — Nyköpmg. 1828
In der Wahl des Holzes nicht sehr glücklich, sonst ein
ganz tüchtig arbeitender schwedischer Geigenmacher.
Berkemayer, Bernhard. — Iglau
In einer zwölfsaitigen Zither im Besitze Eman. Ed.
Homolkas findet sich der Zettel :
Bernhard Berkemayer / Bürger in Iglau verfertigt
Forte-Pianos und alle , andere Saiteninstrumente. /
Wohnt im eigenen Hause N° 356 / in der hinteren
Judengasse (gedruckt).
Berkemeyer, J. F. — Amsterdam. 1806
Wenig bekannter, wahrscheinlich aus Süddeutschland
oder Mähren eingewanderter geschickter Geigen-
macher, von dem Felix Herrmann eine recht gute
Violine besitzt. Boden, Zargen und Schnecke sind sehr
schön, die Decke von weitjährigem Holz fällt dagegen
etwas ab, doch ist der rotbraune Lack zu loben.
Geigenzettel: J. F. Berkemeyer , Amsterdam Ao 1806
(geschrieben).
Berly. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der dem Namen nach
bekannt wurden :
Berly, Charles. 1760. 1765
— Dominique I. 1744. 1750
— Dominique II. 1761. 1765
— Dominique III. 1750. 1789
— Dominique IV. Geb. 1765
— Guillaume. 1732
— Jean-Claude. 1756. 1757
— Leopold. 1777. 1778
— Pierre. 1756. 1764.
Berliner, E. — Boston. 1885
Ließ sich eine »verbesserte« Violine patentieren, an der
durch einen Spannrahmen eine Saitenspannvorrichtung
angebracht war; er erzielte jedoch begreiflicherweise
keinen sonderlichen Erfolg damit.
Bernard, Andre Florent Nicolas. — Lüttich.
Geb. 6. Okt. 1870,
Schüler von Gand und Bernardel. Seit 1890 ist er in
seiner Vaterstadt tätig. Er arbeitet sauber im Stile seiner
Lehrmeister und erhielt 1897 in Brüssel, 1900 in Paris
für seine neuen Geigen silberne Medaillen, und 1905 in
Lüttich, 1907 in Bordeaux und 1910 in Brüssel goldene
Medaillen. Auch in der Wiederherstellung alter Geigen
ist er sehr geschickt. Seine Werkstatt führt das Schild :
»A la Guitarre royale«.
Bernard, Jacques. — Mirecourt. 1773. 1780
Galt als guter Bogenmacher.
Bernardel, Auguste-Sebastien-Philippe. — Paris.
Geb. Mirecourt 1802, f 6. Aug. 1870 zu
Bougival
Nachdem er in seiner Heimat ausgelernt hatte, kam er
1820 nach Paris und trat bei N. Lupot und später bei
Gand pere als Gehilfe ein. Er gründete 1826 sein Ge-
schäft in der Rue Coquilliere Nr. 44 und arbeitete bis
1859 allein. Dann nahm er seine beiden Söhne als Teil-
haber der Firma auf. arbeitete aber noch bis 1866
fleißig weiter. Einer der geschicktesten französischen
Geigenmacher des 19. Jahrhunderts und gründlicher
Kenner des Holzes, das er mit größter Sorgfalt aus-
wählte. Auf der Londoner Ausstellung 1851 stellte man
seine Arbeit der Forsterschen gleich, wenn auch sein
Cello einen näselnden Ton gehabt haben soll ; aber es
unterliegt keinem Zweifel, daß er gerade, was die Größe
des Tons anbelangt, alle englischen Meister übertraf.
Seinen braunen und rötlichen Lack trug er manchmal
zu dick auf, auch hat die rote Farbe oft einen Stich ins
Violette, was als Schönheitsfehler gelten muß. 1859
verband er sich, wie schon bemerkt, mit seinen Söhnen
Ernest-Auguste und Gustave-Adolphe zu der Firma
"Bernardel et iils^< und zog sich 1866 vom Geschäft
zurück.
Geigenzettel : Bernardel, luthier ,' ex-ouvrier du si'Lu-
pot, / rue Coquilliere, n° 44 ä Paris, / l'an 1826 (ge-
druckt) und Abb. 72 und 73.
Bernardel, Ernest-Auguste. — Paris. Geb.
1826, t 10. Dez. 1899 in Paris
Sohn von Seb. Phil. B. Seit 1859 Teilhaber der Firma
seines Vaters ; er verband sich später mit seinem Bruder
zusammen mit Ch. N. E. Gand. Ein trefflicher Meister,
dem ein gut Teil des Ruhmes der Firma zuzuschreiben
ist.
Bernardel, Gustave-Adolphe. — Paris. Geb.
Paris 1832, t 27. Jan. 1904 in Cherbourg
Schüler seines Vaters Seb. Phil. B. Vielleicht der beste
• unter den französischen Geigenmachern seiner Zeit.
Seit 1860 Teilhaber der Firma seines Vaters; er ver-
band sich 1866 mit Eug. Gand, mit dem er 26 Jahre in
treuer Freundschaft die Firma Gand & Bernardel teilte.
Seit 1892 war Gustave B. alleiniger Inhaber des welt-
berühmten Geschäftes, das nun die Firma »Gustave
Bernardel, seul successeur de Gand & Bernardel<' trug.
Begründer des Geschäftes war bekanntlich Lupot; seine
Nachfolger waren Gand, Gand freres, Gand & Ber-
nardel und Gustave B. Er befolgte die Traditionen
Lupots, baute treffliche Streichinstrumente und ver-
suchte eine gelungene Rekonstruktion der V iola di Gam-
ba, er machte alle Saiteninstrumente, die Harfe aus-
42
Bernardel — Bernlnard
genommen, und verwendete nur Öüack. Seit 1 . Juli
1901 sind Albert Caressa und Henri Fran^ais seine
Nachfolger.
Geigenzettel : Gustave Bernardel N° . . . / Paris Pdssage
Saulnier 4 / luthier du Conservatoire 18 . . (gedruckt)
und Abb. 57.
Bernardel, L. — Amsterdam. Geb. um 1805
in Mirecourt, f 1847
Bruder von A. Sebast. B., ein talentvoller Geigen-
macher, dessen frühzeitiger Tod verhinderte, daß er zu
größerem Ruhm kam.
Geigenzettel : Repare par L. Bernardel / Amsterdam
1844 (gedruckt).
- P,
ans.
Geb.
m
ans
Bernardel, Leon.
22. Aug. 1853
Sohn von Ernest-Aug. B. Nachdem er von 1869 — 1870
bei Just Derazey in Mirecourt gelernt hatte, kam er zu
Gand & Bernardel freres nach Paris, bei denen er vom
I . August 1 870 bis 3 1 . Juli 1 898 — also 28 Jahre lang —
blieb. Am I.Oktober 1898 eröffnete er seine eigene
Werkstatt; er baut nach Stradivari, Lupot und Gand
und verwendet nur Ollack. 1900 erhielt er das Diplom
eines Offiziers der Akademie und auf der Weltaus-
stellung eine Bronzemedaille. Seine Geigen sind gut
und werden von Musikern sehr geschätzt ; so ist er u. a.
Lieferant des Lamoureuxschen Konzertes usw. Seinen
1882 geborenen Sohn ließ er in Mirecourt zum Geigen-
macher ausbilden und erzog ihn zu seinem besten Mit-
arbeiter.
Geigenzettel : Abb. 58.
Bernardelle, Roussel. — Paris. 1837
Baute nach Stradivari; seine Arbeit ist nicht schlecht,
kommt aber nur selten vor.
Bernardus. — Udine
Ein englischer Händlsr bot eine Violine mit diesem
Namen, der wohl nur zur Hälfte gelesen ist, an.
Berndt, Willy. — Berlin-Neukölln. Geb.
II. April 1876 in Stettin
Durch den frühen Tod seines Vaters in ärmlichen
Verhältnissen aufgewachsen, baute er sich schon als
Schulknabe ohne jegliche Anleitung eine Geige, da
ihm seine Mutter keine kaufen konnte. Das Instru-
ment war so gelungen, daß ihm von allen Seiten
geraten wurde, Geigenbauer zu werden. Da er aber
in Stettin keine Lehrstelle erhalten konnte, mußte er
zunächst die Tischlerei und den Klavierbau erlernen,
aber jede freie Zeit benützte er dazu, sich im Geigen-
machen zu vervollkommnen, wenn er auch darauf an-
gewiesen war, die Anleitung dazu aus Büchern zu
holen. In seinem zwanzigsten Jahre kam er endlich
zu Adolf Pfretzschner, unter dessen Leitung er bald
mehrere Geigen in allen Teil -n fertigstellte, die schon
in unlackiertem Zustand den größten Beifall des hol! .
Konzertmeisters Max de Groot fan len. Im Jahre
1907 siedelte er nach Berlin über und begründete seine
eigene Werkstatt, die sich eines stetig zunehmenden
Zuspruchs erfreut. Er baut nach Stradivari und stimmt
Boden und Decke harmonisch ab und bereitet sich
einen Ollack eigener Zusammensetzung. Sein Sohn
Walter, der eine gründliche musikalische Ausbildung
erfahren hat, widmet sich jetzt ebenfalls dem Geigen-
bau.
Geigenzettel : Gebaut von / Willy Berndt / Berlin-
Neukölln / Geigenmacher — den .... 192 .
Berner (Perner), Samuel. — Brixen. f 24. Febr.
1754 (im Spital)
Gute Arbeit. Ein Violoncello von ihm wurde 1890 von
Heberle in Nürnberg versteigert. Eine Viola und ein
Cello von ihm besitzt Kaufmann Fallmereyer (Eisen-
handlung) in Brixen.
Bernhard, August. — Fleißen. 1884. 1895
Einer der besseren Geigenmacher seines Heimatortes,
der auch als guter Lehrer geschätzt war.
Bernhard, Carl. — Stadthagen. Geb. 22. Nov.
1857
Ursprünglich Musiker, brachte ihn der Wunsch, den
Ton seiner Streichinstrumente zu verbessern, schon
frühzeitig auf den Gedanken, den Geigenbau zu stu-
dieren. Meister Weber in MöUenbeck bei Rinteln war
der erste, der ihm einige Anleitungen gab. Als Sohn
eines Tischlers mit der Holzbearbeitung gut vertraut,
versuchte er zunächst, ein Violoncell zu bauen. Der Er-
folg spornte ihn zu weiterem eifrigen Studium an, und
Weber gab ihm außer praktischer Anleitung auch
Bagatellas Schrift und ähnliche Bücher. Er machte jetzt
rasche Fortschritte und baute 1885 seine erste neue
Geige. Hierauf ging er noch nach Markneukirchen, um
seine Ausbildung abzuschließen. Wenn er dort auch
nicht alles fand, was er hauptsächlich suchte, so nutzte
er doch jede Gelegenheit, die Werke alter Meister
kennen zu lernen, mit Eifer aus. Bis 1904 hatte er be-
reits 178 neue Violinen, 31 Violen, 17 Violoncelli und
58 Bässe gebaut. Er ahmt vorzugsweise das Stainer-
modell nach, wobei er die Schallkreise elliptisch an-
ordnet, da sonst bei der schnell abfallenden Wölbung
die gerade laufenden Fasern des Holzes nach seiner An-
sicht zu kurz abgeschnitten würden. Bei flacher Wöl-
bung nimmt er die Schallkreise dagegen rund, wie
Bagatella dies vorschreibt. Seine Arbeit ist sorgfältig,
der Ton voll und weich; auch als Reparateur wird er
geschätzt und erhielt durch Professor Sahla die Ar-
beiten für die Bückeburger Hofkapelle übertragen.
Geigenzettel : Carl Bernhard / Geigenmacher / Stadt-
hagen Ao. 19 . . (gedruckt).
Bernhard, Johann Georg. — Mark-Biberbach.
1743. 1746
Schwäbischer Geigenmacher, der um die Mitte des
18. Jahrhunderts lebte und sehr mittelmäßig arbeitete.
Sem Holz ist unschön, zur unrechten Zeit geschlagen,
daher jetzt sehr wurmstichig, der Lack schlecht und
dementsprechend der Ton armselig. Im Modell ahmt
er die Tiroler Schule nach.
Geigenzettel : Johann Georg Bernhard / Lauten- / und
Geigenmacher in Mark-Biber- / bach. Anno 1743 (ge-
druckt).
Bernhardt — Bertolotti
43
chränktes Lob
ollt.
Bernhardt, Arnold. — Markneukirchen. Geb. Bertier, Phülppe. — Mirecourt. 1773. 1789
1 9. Juli 1 874 zu Markneukirchen Ja^quot kennt nur seinen Namen.
Schüler von Karl Wilh. Lederer 11. Als Gehilfe arbeitete Bertini, Vincenzo. — Rom
er längere Zeit bei Dr. AlL-ed Stelzner in Dresden und ^^ ^-^^^ j^^j^^^,^ eingelegte Mandolinen mit seinem
machte sich im Jahre 1905 m seiner Vaterstadt selb- Namen,
ständig. Er arbeitet sehr sorgfältig und sauber, ver-
wendet vorzügliches Holz, und seinen Geigen wird auch Bertoleti, Antonio. — Brescia. 1796
In einem mittelmäßigen Violoncello wurde der Zettel
gefunden: Antonio Bertoleti / Fece in Brescia, 1796
(gedruckt).
Bertoli, Giuseppe. — (Venedig.) 1899
Schüler von Eugenio Degani, bei dem er ein Jahr lang
lernte.
Bertolinl. — 18./19. Jahrhundert
Dr. J. L. Phipson erzählt in »The Strad« 1896 (Nr. 74)
von einer Violine mit diesem sonst nicht bekannten
Namen, die zwar keine äußeren Vorzüge und wenig
Eigenart, aber einen wundervollen Ton gehabt haben
soll.
Bertolotti, Francesco I, genannt Violi (Vio-
lino). — Polpenazze. 16. Jahrhundert
Sohn des Santino und Vater Gasparo da Salos. Er war
Maler, seinem Beinamen nach aber auch Geiger oder
Geigenmacher.
Bertolotti, Francesco II. — Brescia. Geb.
März 1564 in Brescia. 1614
Sohn des Gasparo B. da Salo und Schüler seines Vaters.
Mit 23 Jahren war er bereits mit Fior (aus Calvagese
bei Salö) verheiratet, und es läßt sich vermuten, daß er
nach dem Tode seines Vaters seine Kunst nicht mehr
ausgeübt hat ; vielleicht hat er das Geschäft an Giovan
P. Maggini, der ja der Nachfolger seines Vaters wurde,
verkauft. Nach 1614 läßt er sich in Brescia nicht mehr
nachweisen und dürfte also fortgezogen sein, vermutlich
nach Calvagese, wo sich bekanntlich Gasparo da Salö
angekauft hatte. Eine Lira di Camba mit der Zettel-
inschrift: D. Francesco q. Gaspar da Salö in Brescia
(gedruckt) besitzt W. Heyers Musikhistorisches Mu-
seum in Köln (Nr. 783).
Bertolotti, Gasparo, gen. da Salo. — Brescia.
Geb. 20. Mai 1540 (?) in Salo, f H.April
1609
. Sohn des Francesco B. und Enkel von Santino. Sein
Vater war Maler und »Violino«, die ganze Familie war
musikalisch^), und der junge Gasparo wandte sich wohl
schon frühzeitig dem Berufe, den auch sein Großvater
ausübte, zu. Er war wahrscheinlich ein Schüler seines
Großvaters und später von Girolamo di Virchi, was ihn
veranlaßt haben mag, aus Salö, einem Städtchen am
Gardasee, nach Brescia überzusiedeln, wo er bereits
vor 1565 als Meister ansässig war. An Können und
Talent überragte er alle seine Vorgänger und wurde
in bezug auf den Ton uneingeschränktes Lot) geiol
Er beschäftigt keine Gehilfen, sondern macht alles selbst
an seinen Instrumenten, wie er sich auch den Lack
selbst zubereitet. Er arbeitet nach einem eigenen Mo-
dell, das dem des Stradivarl ähnlich ist. Daß es ihm
sehr zustatten kommt, nebenbei ein trefflicher Geiger
zu sein, sei gleichfalls erwähnt. Seine Geigen tragen
einen Brandstempel (Brandmarke Nr. 1).
Berro, Ambroslus. — ? 1766
Nach einer Mitteilung des Propstes von St. Florian in
Oberösterreich befindet sich im Besitze des Stiftes eine
gute Viola mit dem rätselhaften (vielleicht schlecht ge-
lesenen) Zettel : Ambroslus Berro / zu Barris 1 766 (ge-
druckt).
Berrolt. — Brüssel. 1750
Ein selten genannter Violenbauer. Vielleicht ist nicht
einmal sein Name richtig überliefert.
Bertanl. — Modena. 1 9. Jahrhundert
Außer Geigen verfertigte er auch Flöten und englische
Hörner.
Bertaslo, Luigl. — Piadena. 19. Jahrhundert
Bei De Piccolellls und Vidal findet sich dieser Name
ohne weitere Zusätze oder Quellenangaben. •
Bertassl, Ambrogio. — Piadena. 1730
Wahrscheinlich zur selben Familie wie Bertaslo gehörig.
Bertet, Joseph R. — Paris, Nantes. 1754. 1774
Ein Geigenmacher, der wie L'Harmand und der alte
VulUaume u.a. den Werkstattnamen »Au roy David«
führte. Nach 1764 scheint er nach Nantes gezogen zu
sem. Von ihm befindet sich ein großer Alto aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 573) in Berlin. Dicker gelber
Lack, gute Arbelt. Eine sehr schöne Laute mit einem
wundervoll geschnitzten Frauenköpfchen besitzt Baron
de Lery.
Geigenzettel : Joseph R. Bertet, au Roy David / Rue
Neuve St. Roch ä Paris 1754 (geschrieben). — Bertet,
luthler Au Roi David / rue Dauphine ä Paris 1 764 (ge-
schrieben).
Bertholini, Nicolo
Siehe Bertolinl.
Berti, Antonio. — Cortona. 1721
Vidal erwähnt ein Psalterion von ihm; auch sollen
Lauten mit seinem Namen vorkommen ; doch ließ sich
in Cortona nichts über ihn ermitteln.
Berti, Giuseppe gen. Giusino. — Flumalba
(Modena). Anfang des 19. Jahrhunderts
Er soll auch in anderen modenesischen Orten gearbeitet
haben; seine Geigen sind minderwertig.
1) Ein Alessandro Bertolotti war nach Valdrighi ein
tüchtiger Klavizimbelbauer.
44
Bertolotti — Bessard
bald das Haupt der Brescianer Schule; er hatte jeden-
falls einen wesentlichen Anteil an der Ausgestaltung der
heutigen Violine, deren Erfindung man ihm mit
größerem Rechte zuschreiben könnte, als »Duiffo-
prugcar«. Sein Ruf war bald begründet; 1568 wohnte
er noch zur Miete in der Contrada del palazzo vecchio,
1588 besaß er bereits sein eigenes Haus in der Contrada
de la Cocere (jetzt via delle Cossere). Seine Frau hieß
Isabella und war 1546 geboren. Trotz aller Anerken-
nung scheint er doch anfangs mit Sorgen zu kämpfen
gehabt zu haben, denn um seine Lage zu verbessern,
stand er im Begriffe, dem Beispiel anderer Meister
folgend, nach Frankreich auszuwandern. Um das zu
verhindern, lieh ihm Bruder Gabriel zu St. Piero
60 Lire. Von da an arbeitete er sich empor ; 1 599 konnte
er sich ein neues Haus in der Straße San Pietro Martire
kaufen, und zwischen 1581 und 1607 erwarb er außer-
dem verschiedene liegende Gründe in Calvagese (bei
Salo), dem Heimatorte seiner Schwiegertochter Fior.
Das ist alles, was sich aus seinem Leben urkundlich
feststellen ließ. Er wurde bei St. Joseph begraben, wo
sich leider sein Grabstein nicht erhalten hat. Im April
1907 wurde ihm aber auf Veranlassung des Prof. Cav.
Fr. Pasini an dieser Kirche ein Denkstein errichtet mit
der Inschrift:
Gasparo da Salo
nell arte di liutai maestro
per trovar le vie nuove
loggi, materia, forma studiando
die quasi anima e senso
al violino moderno
creazione sua.
Nato 1542. — Morto 1609
fu sepolto in questo tempio.
In den Urkunden wird er 1568 »Magistro de violini«,
1579 »Magistro a cittaris«, 1583 »Artefice d'instrumenti
musici« und 1588 »Magister instrumentorum musi-
corum« genannt. Seine Geigen zeigen im allgemeinen
schon die später klassisch gewordene Form. Die Wöl-
bung nimmt er noch ziemlich hoch, d;e F-Löcher sind
weit und stehen fast parallel, die )( sind langgestreckt
und die Ecken kurz. Die Schnecke ist nicht besonders
fein und bei größeren Instrumenten meist aus Birn-
baumholz. Sein Lack scheint nachgedunkelt zu haben ;
aber es gibt außer braunlackierten Geigen auch solche
von schöner Bernsteinfarbe. Bis heute haben sich nur
wenige Arbeiten seiner Hand erhalten ; doch wurde sein
Name schon frühzeitig mißbraucht, weshalb ihm zu-
geschriebene Geigen stets mit Vorsicht zu behandeln
sind. Man findet viele Instrumente mit seinem Namen
und Jahreszahlen, die von 1610 — 1630 reichen, obwohl
er selbst fast nie eine Jahreszahl auf seinen Zetteln an-
gab. Einen echten dreisaitigen Baß besaß Dragonetti,
eine sechssaitige Gamba bewahrt das Pariser Konser-
vatorium. In der Sammlung des Professors Cav. Franc.
Pasini befindet sich eine ganze Reihe von Instrumenten,
die als Arbeiten von Gasparo da Salo gelten. Ole Bulls
Violine, die ihm zugeschrieben ward, scheint jüngeren
Ursprungs gewesen zu sein. Er war auf alle seine Nach-
folger von größtem Einfluß, der sich bis Stradivari und
Guarnen verfolgen läßt. Vgl. G. Livis Aufsatz in der
Nuova Antologia vom 16. Aug. 1891. Siehe auch:
Gargnano.
Geigenzettel : Abb. 96.
Bertolotti, Lulgi s. Bortolottl
Bertolotti, Santino. — Polpenazze. 16. Jahrh.
Lautenmacher, der Großvater von Gasparo da Salö.
Bertolt. — Nürnberg. 1413
In einer Urkunde des Archivs der Stadt Nürnberg
wird im Jahre 1413 ein *Ber(tolt) Lautenmacher auf
der Lorenzer Stadtseite in der Mittelgasse« aufgeführt.
Bertram, Alexander. — Eddieston. Geb. 1801
Sohn von William B. und wohl auch dessen Schüler.
Ein fleißiger schottischer Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts.
Bertram, William. — Stobo Castle (Schott-
land). 1790. 1810
Er war Jäger von James Montgomery und machte aus
Liebhaberei Geigen. Er brachte es dann zu einer ge-
wissen Geschicklichkeit und soll in den letzten drei
Jahren seines Lebens siebzehn Geigen gemacht haben,
die er den Gästen seines Herrn zu verkaufen pflegte.
Bertrand, Nicolas. — Paris. 1687. 1735
Er arbeitete handwerksmäßig; nur manchmal kam er
Jacques Boquay nahe. Sein Lack ist fast immer rissig
und stumpf und gewöhnlich von roter Farbe. Violinen
scheint er nur selten gemacht zu haben, dagegen trifft
man Violen, Bässe und Quintone von ihm mehrfach.
Das Selhofsche Versteigerungsverzeichnis (Haag 1759)
führt eine Arbeit von ihm mit der Jahreszahl 1603 auf;
diese kann nur 1703 oder höchstens 1693 geheißen
haben, oder man müßte einen gleichnamigen Vorfahren
annehmen. Ein Quinton und eine Baßviola (Gamba)
von gewöhnlicher Arbeit, rotem, schmierigem Lack und
mit einem Frauenköpfchen am Wirbelkasten besitzt das
Brüsseler Konservatorium (Nr. 222 und 227). Außer
seinem Zettel verwandte er auch eine Brandmarke mit
seinem Namen.
Geigenzettel : Abb. 50.
Bertrand. — Mirecourt. 1853
Wahrscheinlich mehr Händler als Geigenmacher.
Bertucci, D. Giuseppe. — Mont-Orsello. 1748.
1777
Das D. vor dem Taufnamen scheint die Abkürzung von
Don zu sein ; Bertucci wäre demnach geistlichen Stan-
des gewesen. Geigen von ihm kommen selten vor und
sind nicht sehr geschickt gemacht.
Berupt, Leopold und Louis. — Mirecourt.
1766. 1789
Wahrscheinlich zwei Brüder, die beide als Luthiers ge-
nannt werden.
Besancenot. — Dijon. 1776
Seine Geigen zeichnen sich mehr durch ihre reiche
Ornamentierung als durch Modell und Ton aus.
Bessard, Louis. — Paris. 1753
Er war geschworener Meister der Pariser Lauten-
macherzunft; mehr war über ihn nicht zu erfahren.
Beßl
er
Biancl
lanchi
45
Beßler, Adam. — Eperjes. 1670
Daniel Speer berichtet in seinem »Unterricht in der
musikalischen Kunst« (Ulm 1687, bei S.W.Kühne)
über die Viola Baryton : »Ich habe auf meiner Peregri-
nation nicht mehr als am bischöflichen Hofe zu Frey-
sing einen (Barytonspieler) angetroffen, auch der-
gleichen Instrument nirgend als zu Eperes in Ungarn
bei dem Stadt-Trompeter Musico Adam Besslern, der
als ein berühmter Geigen macher solches selbsten
gemacht.«
Bessolaz, lebt als »Luthier« in Chambery (Dep.
Savoie)
Betts, Edward ( »Ned Betts«). — London. Geb.
in Stamford?, f um 1815 oder 1820
Neffe von John Betts und wie dieser Schüler von R.
Duke. Ein tüchtiger Geigenmacher, dessen eigene Ar-
beiten Lob verdienen. Die Einlagen machte er sehr gut,
schnitt schöne F-Löcher und schöne Schnecken; nur
der Lack ist hart und unklar. Da in England aber — wie
leider auch anderwärts — moderne Geigen schlecht be-
zahlt werden, verlegte er sich auf das Nachahmen alter
Instrumente, besonders solcher von den Amatis, worin
er es zu großer Meisterschaft brachte.
Betts, John Edward (»Old John Betts«). —
London. Geb. 1755, f im März 1823
Schüler des älteren R. Duke. Er stammte aus Stamford,
Lincolnshire, und war weniger hervorragend als Geigen-
macher wie als Händler und Kenner. Die Geigen, die
seinen Namen tragen, sind sehr verschieden, was daher
kommt, daß Carter, sein Neffe Betts, B. Fendt und seine
Söhne, Panormo usw. für ihn arbeiteten. Er ließ u. a.
treffliche Kopien nach den Cremoneser Meistern her-
stellen. Sein Geschäftsnachfolger war sein Bruder
Arthur B., der Violinlehrer gewesen war. Dessen gleich-
namiger Sohn und Nachfolger war gleichfalls kein
Gelgenmacher. Eine Stockgeige (1800) von ihm besitzt
T. W. Taphouse.
Geigenzettel : J " Betts N ° 2 / Near Northgate the /
Royal Exchange / London 1 782 (gedruckt).
Betz s. Petz
Beuthner, Adolf. — Markneukirchen
Schüler von Reinhold Paulus. Als Gehilfe arbeitete er
in Leipzig, Berlin und Kopenhagen, kehrte 1895 in
seine Vaterstadt zurück und machte sich selbständig.
Er beschäftigt sich mit dem Neubau und der Wieder-
herstellung von Geigen und treibt auch einen Handel
mit alten Musikinstrumenten.
Beuthner, Johann Ulrich. — Hamburg. 1710
Sein Name kommt auf einem Reparaturzettel in der
ehemaligen Sammlung Hammer vor. Er scheint jedoch
das Bürgerrecht nicht besessen zu haben, weshalb sich
nichts Näheres über ihn ermitteln ließ.
Beutler, Johannes. — Um 1830
Eine einfach gehaltene Gitarre mit einem Wirbelkasten,
den ein Affenkopf abschließt, wird in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln aufbewahrt (Nr. 563).
Beveridge, William. — Aberdeen. Geb. Juli
1821 in Craigh, Tough, f Aug. 1893 in
Chapel of Ganoch
Als Sohn eines Farmers beschäftigte er sich im Winter
mit dem Ausstopfen von Vögeln, Schnitzen von
Schnupftabaksdosen und Geigenmachen. Auf das
letztere verlegte er sich nach dem Tode seines Vaters
ganz und gar. Seine Violinen sind hübsch gemacht, oft
reich verziert, haben aber keinen großen Ton. 1886 er-
hielt er auf der Ausstellung in Edinburgh für Geigen
eine ehrenvolle Erwähnung.
Geigenzettel: W. Beveridge/ Fecit / Tough, 1860 (ge-
druckt).
Beyer, Emil. — Erfurt. 1895. 1916
Ein vielseitiger Geschäftsmann, der mit Getreide usw.
und mit Geigen Handel treibt und selbst auch Geigen
gebaut haben soll, die auf Ausstellungen stets Aner-
kennung fanden. 1899 erhielt er ein Patent für einen
Steg.
Beyer, F. — Naumburg. 1815
Ein ziemlich dunkel lackierter großer Baß trägt seinen
Zettel : F. Beyer / Instrumentenmacher in Naumburg
(geschrieben).
Beyer, Franz L. E. — Wien. 1920
Er bringt die sog. TIM-Streichinstrumente (d. h. Ton-
Instrumente Markstein) auf den Markt, ist selbst aber
kein Geigenmacher.
Beyer, Robert. — Berlin. 1909. 1910
Nicht mehr bestehendes Geigengeschäft »Unter den
Linden«. Der Inhaber war kein Geigenmacher, be-
schäftigte jedoch Gehilfen.
Bianchi, Giovanni. — Florenz. 1746
Gute Arbeit, aber plumpes Modell, gelber Lack. Haupt-
sächlich kommen Violoncelli von ihm vor.
Geigenzettel : Giovanni Bianchi Fee. ,' In Firenze, anno
1 746 (gedruckt).
Bianchi, Nicolo. — Aix, Paris, Genua, Nizza.
Geb. 1796 in Genua, f 1881 in Nizza
Nachdem er bei Bagatella, F. Calcagni, Cerutti und
Pressenda gearbeitet hatte, ließ er sich zunächst in Aix
nieder, wo er noch 1845 lebte; er ging dann nach Paris.
Seine Werkstatt hatte er bis 1868 in der Rue Croix des
Petits-Champs. Seine Violinen sind nicht gleichwertig,
er konnte aber, wenn er wollte, sehr gut arbeiten und
soll auch sein Interesse der Viola d'amore zugewendet
haben. Er war als Reparateur viel beschäftigt, obwohl er
es an der nötigen Sorgfalt oft fehlen ließ, und reparierte
auch die Baßviola von Gasparo da Sal6 im Museum
des Pariser Konservatoriums (Nr. 197). Von 1868 bis
1872 war er in seiner Vaterstadt und zog dann nach
Nizza, wo er starb. Er darf nicht mit Mitgliedern der
Familie Bianchi verwechselt werden. Sein Schüler und
Nachfolger ist Bovis.
Geigenzettel : Repare par Bianchi Nicolo / Luthier de-
core / A Parigi 1851 (gedruckt) und Abb. 39.
46
Bichet — Bittner
Bichet, Mansuy. — Mlrecourt. 1 780
Wird von Jacquot als Bogenmacher aufgezählt.
Bichler s. Pichler
Bienfait, Paul-Emile. — Paris. Geb. 1857 in
Rouen
Er war ursprünglich Geiger und verlegte sich schließ-
lich auf das Bogenmachen, worin er es zu großer
Meisterschaft brachte. Seine Bogen tragen die Brand-
marke: P. E. Bienfait.
Biernatzki. — Posen. Um 1860
Ein schwedischer Staatsrat, ausgezeichneter Violin-
spieler, der aus Liebhaberei Geigen gemacht hat.
Biest, Martin van der. — Antwerpen. 1558
Bisher nur als Clavecinmacher bekannt.
Bigourat, Nicolas. — Moulins-sur-Allier. Geb.
in Saint-Gerand-le-Puy (Allier) 1824. f 1880
Schüler und Nachfolger von Thibouville in Moulins-
sur-AUier. Er hat nur sehr wenige Geigen (meist nach
Guarneri) gebaut und sich hauptsächlich mit Wieder-
herstellungsarbeiten beschäftigt. Er verwendete einen
hellbraunen Lack.
Geigenzettel : Repare par Nicolas Bigourat / ä Moulins
en 1823 (geschrieben). — Nicolas Bigourat Luthier
pres l'horloge / ä Moulins 1869 (gedruckt).
Bigourat. — Le Havre. 1870. 1890
Sohn von Nicolas B. Hauptsächlich Reparateur.
Bilveglien s. Belviglien
Bimbi, Bartolomeo. — Siena. 1750. 1769
Er stammt aus Florenz, war ein Sohn oder wahrschein-
licher Enkel des bekannten gleichnamigen Blumen-
malers (1648 — 1725) und soll um 1760 wieder nach
Florenz zurückgekehrt sein. Sein Modell ist klein, sein
Lack von schöner orangeroter Farbe, die Arbeit recht
gut. Die Inschrift m einem Baß, die seinen Namen mit
dem Wohnort Bologna und der Jahreszahl 1701 angibt,
erweist sich als gefälscht.
Geigenzettel : Abb. 59.
Bina, Johann Nepom. — Prag. Geb. 22. Mai
1826 in Prag, f 25. Jan. 1897 daselbst
Sohn eines Musikers und Schneidermeisters, Schüler
von Franz Lehner, bei dem er auch nach seiner vier-
jährigen Lehrzeit noch bis 1849 blieb. Später arbeitete
er bei Joh. Stoß, J. Hamberger in Preßburg, F. A.
Patzelt in Budapest und Ant. Hoffmann in Wien und
machte sich 1853 in Prag selbständig. Seit 1864 war er
beeideter Sachverständiger für Geigen. Er wohnte im
Laufe der Jahre Neustadt Nr. 793, 802, 52, 835, 825,
788, 834, von 1878 — 94 Wenzelsplatz (Vaclavske
nämesti) Nr. 841 und zuletzt »in der Grube« (V Jäme)
Nr. 697. In seiner Arbeit ist er ein charakteristischer
Vertreter der Prager Schule, wenn auch nur ein Meister
zweiten Ranges.
Geigenzettel: Johannes Bina / Pragae / Fecit Anno
Domini 18 . . (gedruckt). — Johann Bina / in / Prag
anno 1877 (gedruckt). — Opravil / J. Bina v Praze
(gedruckt). — Johann Bina / Musikinstrumentenvcr-
fertiger und beeideter / Schätzer, Anno 1885 / Prag /
Wenzelsplatz N° 5 neu (gedruckt).
Bindernagel, Johann Wilhelm. — Gotha. Geb.
um 1 770 in Remstädt bei Gotha, f 30. März
1845 in Gotha
Er war ursprünglich Tischler, erlernte bei Kleinsteuber
in Gotha den Bau musikalischer Instrumente und wurde
dann Gehilfe bei Ernst, als dessen Schüler man ihn be-
trachten kann. Seme Geigen entsprechen den Ernst-
schen Modellen. Anfangs verfertigte er nur Harfen und
Zithern, später jedoch Geigen und schließlich, nach
dem Vorgange Ottos in Weimar, vorzugsweise Gitarren,
wozu ihn wohl seine Frau, eine geborene Trompheller
aus Gotha, die eine ausgezeichnete Virtuosin auf der
Gitarre war, veranlaßte. Emzelne seiner Instrumente
waren recht gut, seine Geigen jedoch meist von hand-
werksmäßiger Ausführung. Zwei Zithern von ihm,
eine davon fünfchöns, besitzt die staatliche Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin Nr. 598 und 599.
Geigenzettel: Johann Wilhelm Bindernagel / Instru-
mentenmacher in Gotha / 1 798 (gedruckt) und Abb. 37.
Bing (& Lantez). 1880
Französische Fabrikfirma.
Birt. Kommt als Name eines Geigenmachers
in englischen Violinen vor
Bischerei s. Magri
Bischoff. — Dessau. 1790. 1796
Ein Kammermusikus, der ein der Viola Baryton ähn-
liches Instrument, das er Harmoniecello nannte, erfand,
aber nicht selbst baute.
Bisiach, Leandro. — Mailand. 1890. 1914
Besserer italienischer Geigenmacher der Gegenwart,
der darauf hält, daß nur Geigen, die in allen Teilen
in seiner Werkstatt angefertigt werden, seinen Namen
tragen. Er hat in Cremona gelernt und das Stu-
dium der alten Cremoneser zu seiner Hauptaufgabe
gemacht. Von einer in Mailand lebenden Witwe Stra-
divari hat er vor einigen Jahren Werkzeuge sowie die
Photographie eines Lackrezeptes gekauft, die angeblich
noch aus dem Nachlasse des großen Antonio Stradivari
stammen sollen. Er ließ sich diesen Kauf auch notariell
bestätigen. Er wird als vorzüglicher Reparateur ge-
schätzt und im Anpassen von Baßbalken, Stimmstock
und Steg ist er ein Künstler ersten Ranges. Er handelt
auch mit alten Meistergeigen und mit in Deutschland
oder Frankreich vorgearbeiteten Instrumenten, die in
seiner Werkstatt vollendet werden. Seine Söhne Carlo
und Andrea erzog er zu tüchtigen Geigenmachern.
Geigenzettel : Abb. 61.
Bittner, David. — Wien. 1845, f 1887. Schüler
von Wilhelm Ruprecht
Er begründete schon in sehr jungen Jahren sein eigenes
Geschäft und war einer der besseren Wiener Geigen-
macher aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Biz
Blanchl
47
Er studierte die Italiener mit Erfolg, besaß selbst eine
auserlesene Sammlung echter italienischer Geigen und
kopierte mit großer Treue. 1873 erhielt er eine Ver-
dienstmedaille. Außer Violinen baute er auch alle
anderen Streichinstrumente, selbst eine Viola d amore
und Zithern, besonders aber sehr gute Violoncelli, von
denen manche auch noch durch ihren schönen, fetten
ÖUack hervorragen, und die jetzt sehr gut bezahlt
werden. Eine Streichzither von ihm bewahrt die
Sammlung des Brüsseler Konservatoriums. Seine
Frau Marie war eine Zitherlehrerin. Das Geschäft
wurde kurze Zeit von seinem Sohne Th. Bittner fort-
gesetzt, dann an den Musiker Hans Graf verkauft und
bald aufgelöst.
Geigenzettel: Abb. 30 und 31 (Brandmarke Nr. 14).
Biza, Giovanni Battista. — Treviso. 1 779
Wenig bekannter Lauten- und Geigenmacher, der sich
wohl hauptsächlich mit .Ausbesserungsarbeiten be-
schäftigt hat.
Bizan. — Brüssel. 1749
Er wird als »luthier« bezeichnet; Geigen von ihm sind
mir jedoch nicht vorgekommen.
Bizey, Charles. — Paris. 1716
Er wird zwar wiederholt für einen Geigenbauer aus-
gegeben, war aber Holzblasinstrumentenmacher m der
Rue Dauphine und nannte sich ausdrücklich: Inven-
teur de plusieurs Instruments ä vent. Falsch ist es,
seinen Namen »Bizet« zu schreiben.
Blacht s. Flacht
Black, John. — Edinburgh. 1893
Neuerer schottischer Geigenmacher.
Blahowetz, Josef. — Markneukirchen. Geb. in
Ober-Schönbach i. B. 13. Juni 1857
Handwerksmäßig arbeitender Geigenmacher, der für
Markneukirchener Handelshäuser Geigen baut, die mit
Zetteln »nach den Modellen« beklebt werden. Einige
wenige besser ausgeführte Geigen tragen jedoch seinen
eigenen Zettel.
Blair, John. — Edinburgh. 1790. 1820
Anfangs arbeitete er allein, später mit Matthew Hardie
zusammen, der wahrscheinlich sein Schüler war. Blair
war jedenfalls der Geschicktere von beiden. Zettel
scheint er nicht verwendet zu haben, doch schrieb er
manchmal seinen Namen in seine Arbeiten und ver-
wendete eine Brandmarke J. B. Sein Spinfuslack, der
jetzt ziemlich braun aussieht, war ursprünglich gelb-
lich. Er arbeitete nach Stradivari. Brandmarke Nr. 32.
Blair, Willie. — Abergeldie (Schottland). Geb.
26. Okt. 1793 unweit Ballater, f daselbst
12. Nov. 1884
Ursprünglich ein Zimmermann und trefflicher, bei
Hofe angesehener Geiger, bekannt als »the Queen 's
Fiddler«. Er erhielt von Peter Hardie .Anleitung im
Geigenmachen und war nicht ungeschickt, hatte aber
den Fehler, sein Geigenholz zu backen, wodurch er
seine Arbeiten selbst ruinierte.
Blaise. — Mirecourt. 1822
Als Geigenmacher in keiner Weise hervorragend, war
er doch ein verdienstvoller Lehrmeister; als seine besten
Schüler darf man die beiden Silvestre bezeichnen. Er
war wahrscheinlich auch der Vater von Joseph Blaise In
Genf.
Blaise, Joseph (nicht Jules).
t 23. Okt. 1882
Genf. 1855.
Er kam um 1855 aus Mirecourt nach Genf, nachdem er
vorher eine Zeitlang bei den Brüdern Silvestre in Lyon
gearbeitet hatte. Er gab den Geigenbau bald auf und
beschränkte sich mehr und mehr auf den Verkauf von
MIrecourter Fabrikwaren, die er oft mit seinem Zettel
versah. Auch als Reparateur war er ohne Bedeutung.
Mirecourt. Geb. 1796,
Blaisot s. Mast
Blanchard, Fran9ois.
tl859
Obwohl er gelernter Gelgenmacher war, beschränkte er
sich doch auf den Bau von Lauten und Gitarren. Sein
Enkel Ist Paul Bl. in Lyon.
Blanchard, Paul-Fran^ois. — Lyon. Geb.
10. Febr. 1851 in Mirecourt
Schüler von Auguste Darte, arbeitete bei Daniel In
Marseille und war dann sieben Jahre lang Gehilfe im
Hause Silvestre in Lyon. Im Jahre 1876 gründete er In
Lyon sein eigenes Geschäft und brachte es bald als ge-
schickter Gelgenmacher und Reparateur zu großem-
Ansehen. Seine Arbelt Ist tadellos; schönes Holz und
feiner, ambraroter, feuriger Lack von gesättigtem Aus-
sehen zeichnen seine Instrumente, die sehr gut im Tone
sind, aus. Er baut hauptsächlich nach Ant. Stradivan
und Guarnerl mit vielem Glück, manchmal auch nach
Amatl. Er besitzt viele erste Preise und die Palme der
Akademie, Ist Gelgenmacher des Konservatoriums in
Lyon und ^President de la Chambre syndicale des
Instruments de muslque« zu Lyon. Instrumente, die er
ganz eigenhändig machte, tragen folgenden Zettel :
Abb. 68; die In seiner Werkstatt unter seiner Leitung
gebauten: Abb. 85; Geigen, die von anderen Geigen-
bauern für sein Geschäft gemacht werden, tragen den
Zettel: Abb. 82.
Ni
izza.
Geb. in Nizza am
Blanchi, Albert.
25. Jan. 1871
Schüler seines Vaters Aug. Bl., dessen Werkstatt er
1899 übernahm. Er gilt als ein besonders geschickter
Gelgenmacher, der alle Arten von Streich- und Saiten-
Instrumenten verfertigt, vorzugsweise jedoch Violinen,
die er nach eigenen Modellen baut und mit einem gelb-
roten ÖUack überzieht. Sehr beliebt sind auch seine
Gitarren von 12 und 18 Saiten.
Geigenzettel : Abb. 34.
Blanchi, Augustin. — Nizza. Geb. 1 828 f 1 899.
Tüchtiger Geigenmacher, der sich In den besten Werk-
stätten gebildet hatte und durch unablässiges Forschen
zu schönen Erfolgen gekommen war. Gelgen von ihm
werden von Musikern sehr geschätzt.
48
Blaschke — Bodenl
Blaschke, Ferdinand. — Glatz. Geb. zu
Grafenort um 1775, f nach 1845
Er ließ sich als Instrumentenmacher und Gastwirt im
Jahre 1839 in Glatz nieder und besaß das Gasthaus
Nr 592, ist aber später nach Scheibe verzogen, wo er
wohl auch gestorben sein dürfte.
Blasich, Giovanni. — Triest. 1870. 1880
Er war eigentlich als Geigenmacher nur Dilettant und
erhielt einige Unterweisung von Dollenz, doch sind
seine Geigen nicht schlecht gearbeitet, wenn sie auch
ganz ohne Eigenart erschemen.
Blasich, Ludwig. — Triest. 1881
Vielleicht ein Sohn von Giovanni Bl. Er stellte 1881 in
Triest zwei Violinen und ein Violoncello als Dilet-
tantenarbeit aus, für die er eine goldene Medaille erhielt.
Blasio, Raffaele di. — Neapel. 1 8. Jahrhundert
Es kommen ab und zu Geigen mit seinem Namen vor.
In der Arbeit unbedeutend, im Modell der Gagliani-
Schule verwandt; der Lack ist glanzlos, von brauner
Farbe. Er gehört möglicherweise derselben Familie an
wie Nicolaus De Blosy (s. d.).
Blass, Dr. — Mannheim. 1913
Ein Liebhaber, der gute Geigen baut, die er auch u. a.
einmal durch das Berliner Philharmonische Orchester
mit Erfolg zu Gehör bringen ließ.
Blaun, Carl Wilhelm. — Altona. 1840. 1847
Hauptsächlich guter Baßmacher.
Blavet. — La Ferte. 18./19. Jahrhundert
Ein geschickter Kunsttischler, der als Wiederhersteller
alter Geigen und Lauten einen gewissen Ruf besaß.
Geigenzettel: Abb. 44.
Bleich (Bley), Johann (Anton). — Schönbach.
1805. 1810
Einer der besseren Schönbacher Meister seiner Zeit,
der zwar nicht immer schönes Holz verarbeitete, aber
gut klingende Geigen gemacht hat.
Geigenzettel: Johann Bleich, Geigen- / und Instru-
mentenmacher in / Schönbach, Anno 1805 (gedruckt).
Blight. — Exeter
Seinen Namen sah ich als Brandmarke auf dem Boden
einer mittelmäßig gearbeiteten Violine.
Blommesteyn (Blomster), Christoffel. — Ant-
werpen. 1550. 1558
Er baute allerlei Saiteninstrumente; urkundlich ist er
jedoch nur als Clavecinmacher nachweisbar, wie auch
sein Bruder Martin Bl.
Blosij s. De Blosy
Blumenhagen, C. P. — Hannover. 1753
Er hat im 18. Jahrhundert als Lauten- und Geigen-
macher in Hannover gelebt. Eine Pochette Sourdine
von ihm befindet sich in der Sammlung Galpin.
Blunff, Richard. — London. 1604
Das Verzeichnis der 1 759 im Haag versteigerten Selhof-
schen Musikinstrumentensammlung führt diesen viel-
leicht falsch gelesenen Namen auf.
Blyth, Williamson. — Edinburgh. Geb. 1821
in Greenlaw, f Mai 1897 in Edinburgh
Ein tüchtiger Musiker und Komponist, dessen Geigen
— er hat über 2000 gemacht — sehr dünn sind und
schwach klingen.
Boccaber s. Buchenberg
Bochem, Dierich. — Köln. 1668. 1673
Wahrscheinlich der Stammvater der bekannten Kölner
Lautenmacherfamilie, über die leider nichts zu er-
mitteln war. Die kurkölnischen Archivalien wurden
seinerzeit nach Darmstadt verbracht, und als sie nach
Preußen zurückgehen sollten, weigerte sich die preu-
ßische Regierung, die Kosten des Rücktransports zu
tragen, infolge davon wurde dann ein großer Teil der
Aktenbestände einfach vernichtet. Eine von D. Bochem
reparierte Laute befindet sich in derHerzogl. Kunst-
und Altertumssammlung auf der Feste Koburg. Eine
Laute mit der Brandmarke »DBM Collen« im Darm-
städter Museum (Nr. 484) ist ihm vielleicht zuzu-
schreiben. Eine Diskantviola besitzt die Brüsseler
Sammlung.
Geigenzettel: Dierich Bochem, in Colin. / neu renovlrt
Ao. 1673 (gedruckt). Brandmarke (Nr. 15).
Bochem, Joannes. — Köln a. Rh. 1745. 1769
Fleißiger Lauten- und Geigenmacher und Reparateur.
Er baute namentlich Violen, sehr großes Patron, von
Italienischem Aussehen und gutem Ton.
Geigenzettel : Joannes Bochem / Lauten- / und Gelgen-
macher in Collen 1 745 (gedruckt). — Joannes Bochem
in / Colin renovatum 1769. (gedruckt).
Bochem, Michael. — Köln. 1694. 1729
Vielleicht ein Sohn Dierichs und der Vater Johanns.
Ein geschickter und vielbeschäftigter Lautenmacher,
von dem das Germanische Museum In Nürnberg eine
Zither aus dem Jahre 1 728, die staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente in Berlin eine fünfchörige Zither
mit ovalem Schallkasten von schöner Arbeit besitzt.
Eine ähnliche von 1728 hat Fr. Wildhagen in Haiensee
bei Berlin. Den Wirbelkasten schmückt ein Frauen-
köpfchen. Eine Laute von 1724 wurde in Köln 1883
bei Heberle versteigert. Zwei andere Instrumente (von
1694 und 1720) besitzt das Großherzogliche Museum in
Darmstadt (Nr. 487 und 498).
Geigenzettel: Michael Bochem in Collen 1728 (ge-
druckt). — Michael Bochem, Lauten und geigen-
macher / In Collen Anno 1720 (gedruckt).
Bocquay s. Boquay
Bodeni, Luigi (Aloysius). — Venedig. 1719
Seinem Zettel nach ein Dilettant, der »zum Zeitver-
treib« ein Violoncello gebaut hat, seiner Arbeit nach
aber doch ein geschickter Mensch, der mehr konnte als
mancher berufsmäßige Geigenmacher.
Geigenzettel: Abb. 63.
Bodi.
Boffda
gdanovics
49
Bodio, Gennaro. — Venedig. 1 740
Ein Meister dritten Ranges, von dem es jedoch einige
gute Violinen gibt, die freilich ohne Eigenart sind.
Bodio, Giambattista. — Venedig. 1790. 1832
Vielleicht ein Sohn Gennaros und dessen Schüler. Em
tüchtiger, aber wenig bekannter Meister. Sein Lack ist
für seine Zeit noch sehr gut. Pietro Val. Novello ist
einer seiner Schüler gewesen. Ein Quartett von ihm aus
dem Jahre 1813 besaß ein Antiquar in Korfu. Statt der
Schnecke hatten die Instrumente am Wirbelkasten
Widderköpfe, deren Hörner in Schneckenlinien ver-
liefen. Der rötlich-gelbe Lack erinnerte an Gagliano.
Geigenzettel: Gio: Battista Bodio fecit / Venezia. 1800
(gedruckt).
Body, Otto. — Innsbruck. Geb. 1857 in
Debreczin
Im Alter von drei Jahren kam er mit seinen Eltern nach
Bezau in Vorarlberg, erlernte in Mittenwald, dem
Heimatsort seiner Mutter, bei Johann Neuner den
Geigenbau und kam als Gehilfe 1875 zu J. Gschwenter
nach Innsbruck. Einige Jahre später machte er sich
selbständig. Er baut hauptsächlich Zithern und Gitar-
ren und repariert Geigen. Gegenwärtig arbeitet er zu-
sammen mit seinem Sohne.
Böck, Johann Georg. — Wölfeisdorf. 1 9. Jahrb.
Vielleicht ein Schüler Ignatz Hoffmanns. Er hatte ein
ungewöhnlich langes Modell mit wenig hervortretenden
Ecken. Die F-Löcher sind groß und weit geschnitten,
der Lack ist gelblich. Seine Arbeit ist gut, eigenartig
und interessant. Eine schöne Geige von ihm besitzt
Pfarrer Nürnberger in Kaditz bei Dresden.
Geigenzettel : Johann George Böck, Lauten- / Geigen-
und Harfenmacher in / Wölfeisdorf 18 . . (gedruckt).
Böcklin, Dr. Frhr. v. — Ruß (?). Um 1810
Em Musikhebhaber und Erfinder, der eine Tenorgeige
»Tenorotta« erfunden hat, die größer als eine Bratsche
war und um acht Töne tiefer als die Geige gestimmt
wurde.
Bögenholz, H. sen. — Detmold. Geb. 1834
Ein Musiker, der auch Instrumentenmacher ist und
seit 1874 und noch in seinem 83. Jahre Geigen gebaut
hat.
Geigenzettel: H. Bögenholz / Detmold 1880 (geschr.)-
Böhm, Franz. — Budapest. 1804. 1805
Ein trefflicher Geigenmacher, dessen Werke jetzt viel-
fach mit italienischen Meisterzetteln versehen im
Handel vorkommen sollen. Dr. J. Geyer erwähnt eine
seiner Geigen, die mit einem Guadagninizettel ver-
sehen ist. Bei der Öffnung des Instruments fand man
auf der Innenseite der Decke mit Bleistift die Inschrift
»Verfertigt von Franz Böhm in Pesth 1804«.
Geigenzettel: Franz Böhm Geigenmacher / in Pesth
Anno 1804 (gedruckt).
V. Lütg^endorff, Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II
mgentha
Botlandt, Johann Christian. — Kl
18. Jahrhundert
Die Familie schreibt ihren Namen jetzt Pöhland.
Geigen von ihm kommen nicht häufig vor und unter-
scheiden sich durch nichts von denen seiner Vogtländer
Zeitgenossen.
Geigenzettel : lohann Christian Boelandt / Violin-
macher in Klingenthal 17 . . (gedruckt).
Boelandt s. auch Pöhlandt
Böllinger (Bollinger), Joseph. — Steyr. 1819
Wahrscheinlich Schüler oder Mitschüler von Meinrad
Frank, mit dessen Arbeit die seine ganz merkwürdig
übereinstimmt.
Geigenzettel: Joseph Böllinger fecit/ Steyr. anno 1819
(gedruckt).
Böningk, Johann Adolph. — Göhringen. (Göt-
tingen?) 1664
Bisher nur als Reparateur einer Laute des Straßburger
Meisters Jonas Stehelin in W. Heyers Musikhistc-
rischem Museum in Köln bekannt.
w
len.
1763.
Böß (oder Höß), Maximilian.
1789
Seinen Namen findet man nur selten in nicht besonders
sorgfältig gebauten Instrumenten. Er scheint auch das
Bürgerrecht nicht erworben zu haben, da er weder in
den Steuer- noch in den Bürgerlisten vorkommt.
Böttcher, Gottfried. — Altenroda. 1846
Seiner Arbelt nach ein Dilettant.
Geigenzettel: Repare Gottfried / Böttcher in Alten-
roda / 1846 (geschrieben).
Bofili (Bonfili), Salvadore. — Barcelona. 1 738
Soll Guarneri nachgeahmt haben; mir war jedoch nicht
möglich, diese Angabe zu überprüfen.
Bogaerde, Gisbert van den. — Antwerpen.
Geb. in Gent
Sohn von Josse v. d. B. Wurde 1558 in die Gilde, 1559
zum Bürger aufgenommen und ist nur als Clavecin-
macher bekannt, hat aber, wie alle seine Berufsgenossen,
auch Zithern und Lauten gebaut.
Bogdanoffski, A.N. — St. Petersburg. 1880
Seine Geigen sind handwerksmäßig gebaut; häufig
fehlt ihnen Rand und Einlage. Statt der Lackierung
zeigen sie eine Art Möbelpolitur.
Geigenzettel : (Russischer Adler) A. N. Bogdanoffski /
St. Petersburg.
Bogdanovics, Stephan (Istvan). — Budapest.
1865
Ist nur kurze Zeit nachweisbar, soll aber recht geschickt
gewesen sein.
Geigenzettel: Keszitette Bogdanovics Istvan / Pesten
1865 (geschrieben).
4
50
Boghart — Bolli
Boghart, Hayne (Heinrich). — Brüssel. 1436
Lautenmacher, von dem bekannt ist, daß er gute Leiern
baute. Er wird als *faiseur de bas mstruments« in Ur-
kunden bezeichnet. Vielleicht ein Vorfahr von Gisbert
van den Bogaerde, der 1558 in die Antwerpener Lucas-
gilde als Clavecinmacher aufgenommen wurde.
Bogner, Ambros. Joseph. — Prag, später Wien.
Geb. 12. Febr. 1752 in Hayd (Böhmen),
f 22. Sept. 1816 in Wien
Er baute auch Lauten, war bis 1792 in Prag ansässig
und siedelte dann nach Wien über, wo er in der Stadt
Nr. 976 seine Werkstatt eröffnete und am 1 7. Aug. 1 792
den Bürgereid ablegte. Seine Geigen, die jedoch selten
vorkommen und nicht sonderlich hoch bewertet wer-
den, sind gut gearbeitet und haben schönes Decken -
holz; weniger schön ist der Boden, die Schnecke
schwungvoll, aber nicht sehr sauber ausgestochen, die
Wölbung von mittlerer Höhe, der Lack dunkel, spröde
und undurchsichtig. Er war einer der ersten in Wien,
die zu einem breiteren, flachen Modell übergingen.
Geigenzettel: Ambrosius Josephus Bogner fccit
Viennae. Anno 1807 (gedruckt) und Abb. 43.
Bohmann, Joseph. — Chicago III. Geb.
23. Okt. 1848 zu Neumarkt in Böhmen
Schüler seines Oheims. Machte sich zuerst in Böhmen
selbständig und ging um 1873 nach Amerika, wo er seit
1876 in Chicago ansässig ist. Seine Geigen fanden auch
auf europäischen Ausstellungen Anerkennung. Heute
besitzt er ein bedeutendes Musikgeschäft in Chicago
und fertigt hauptsächlich Geigen (nach allen italie-
nischen Meistern), die er mit Bernsteinöllack überzieht.
Er besitzt auch ein e'genes Modell, das zwischen dem
des Maggini und des Guarnen liegt. Er verwendet das
zum Geigenbau sehr geeignete kanadische Gebirgsholz
und baut auch vorzügliche Gitarren und Mandolinen,
sowie Bogen, an denen er am Frosch ein gut passendes
Daumenloch anbringt.
Geigenzettel: Abb. 41.
Bolssart. — Paris. 1606
Lauten- und Geigenmacher, von dem nur wenig mehr
als der Name erhalten ist.
Boiteux, Claudius. — München. 1786. 1799
Er stammte aus Mirecourt, wo er von 1 773 bis 1 779
nachweisbar ist. Im Jahre 1786 ließ er sich in München
nieder und erhielt sehr bald die Arbeiten für die Hof-
kapelle, da man mit Gregor Sidtler nicht zufrieden
war; er erhielt auch den Hoftitel und wird im Hof-
kalender für 1799 noch als Hoflautenmacher aufge-
führt, er hat aber München schon Ende 1798 oder An-
fang 1799 wieder verlassen. Geigen von ihm sind mir
- nicht bekannt geworden; er scheint hauptsächlich mit
Ausbesserungen beschäftigt gewesen zu sein.
Bolvln, Claude. — Paris. 1730. 1754
Unter den Pariser Lautenmachern war er sehr ange-
sehen und wurde geschworener Zunftmeister für 1752.
Er nannte seine Werkstatt >>ä la guitarre royale* und
war hauptsächlich Gitarrenmacher, doch kommen ver-
einzelt auch Violen und Violinen von ihm vor; auch
Bruni hat eine Gamba dieses Meisters von 1735 inven-
tarisiert. Er wohnte bis 1732 Rue de Grenelle St.
Honore, dann Rue Ticquetonne und zog um 1749 nach
der Rue de la Poterie Nr. 10. Seine Arbeit ist gut, nur
in bezug auf die Dicke ungenau. Sein Lack ist blaß,
meist rötlichbraun. Außer seinem Zettel findet man
auch seine Brandmarke. Eine sehr hübsche Gitarre von
ihm bewahrt das Museum des Pariser Konservatoriums
(Nr. 273). Eine schöne siebensaitige Basse de Viole
d'.Amour von 1734 befindet s:ch in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln.
Geigenzettel: Abb. 66 und 67.
Boldizsar, Stephan (Istvan). — Budapest. Um
1865 geb. in Szegedin
Schüler seines Schwagers Nemessanyi. Er gab das
Geigenmachen aber nach kurzer Zeit auf, um Berufs-
soldat zu werden.
Bollecker, Felix s. Enel
Boldrini, Ovidlo. — Salo. 1864
Ein Instrumentenmacher in der Heimat des großen
Gasparo: in seinen wenigen Werken ist von dem Genius
loci kein Hauch mehr zu verspüren.
Bolelll, Pletro. — Bologna. 19. Jahrhundert
Ein ausgezeichneter Orchestergeiger und später Im-
presario von Theaterunternehmungen (z. B. des Teatro
communale in Bologna). Aus Liebhaberei beschäftigte
er sich auch mit dem Geigenmachen und versuchte sich
als Reparateur, ohne dann etwas zu leisten. Da ihn
Valdnghi (389) aufzählt, sei er hier auch erwähnt.
Boller, Johann Adolf. — Frankfurt a. M. 1670
Er stammt vielleicht aus Mittenwald und ist bis jetzt
nur durch eine sehr niedliche Pochette mit Ebenholz-
und Elfenbeineinlegearbeit, die sich in Berlin in der
staatl. Sammlung alter Musikinstrumente (Nr. 781) be-
findet, bekannt. Der Körper besteht aus neun .Spänen
mit Elfenbeinrippen; C-Löcher. In Frankfurt lebte
1662 ein Krämer Johann Adolf Boller, der als »Bürger-
sohn« bezeichnet wird. Er dürfte der Sohn unseres
Lautenmachers gewesen sein.
Boller s. PollerO
BoUes. — London. 1600. 1620
Th. Mace bezeichnet ihn als einen der berühmtesten
englischen Violen- und Lautenmacher seiner Zeit und
schätzte den Wert einer Baßviola dieses Meisters schon
damals (1676) auf 100 £. Sehr bedauerlicherweise
scheinen sich gerade von ihm keinerlei Arbeiten er-
halten zu haben.
BolH. — Neapel. 1897
Besserer italienischer Geigenmacher, der nach alten
Vorbildern arbeitet.
') Die Mitten walder Mitglieder dieser Familie
schwankten im 18. Jahrhundert in der Schreibweise
zwischen B und P, jetzt schreiben sie sich ausschließlich
Poller.
Bol
mon
Bonc
51
Bolmon, Johannes. — ? 1683
Vermutlich zur Familie Pollmann (Pöhlmann) gehörig.
Ein Simon Pollmann (s. d.) wurde 1696 Meister in
(Marl<)neukirchen und war wahrscheinlich aus Böhmen
dort eingewandert. Von "Johannes Bolmon" befindet
sich eine Gitarrelaute im Konservatorium in Brüssel
(Nr. 268).
Geigenzettel : Johannes Bolmon, Laute- und Geiger.-
macher . 1 683 (gedruckt).
Bolt. — London
Ein Dilettant, der einige Gitarren nach Galbuseras Mo-
dell gebaut haben soll.
Boltze. — Elberfeld. 1890
Ein Hoboist und leidenschaftlicher Geigenliebhaber,
der alte Geigen nicht ungeschickt wieder instand zu
setzen verstand. Er machte sichtliche Fortschritte und
hätte mit der Zeit noch ein ganz guter Geigenmacher
werden können, wenn er nicht schon mit 40 Jahren ge-
storben wäre.
Bomberghi, Lorenzo. — Florenz. 17. Jahrh.
Sohn des Giovanni B. Ein florentinischer Violen-
macher von wenig Ruf. Einige vermuten, daß er von
deutscher Abstammung war und daß sein Vater viel-
leicht aus Bamberg eingewandert sei. Er soll 1670 noch
gelebt haben.
Bombino, Domenico. — Villafranca (Piemont).
1720. 1730
Möglicherweise ein Schüler G. Cappas, unter dessen
Einfluß seine .Arbeit steht, die im ganzen doch nur als
mittelmäßig bezeichnet werden kann.
B
Th
Versaill
ersaiUes.
1788.
ome, 1 homas de.
1808
Ein vornehmer Dilettant, der einige Geigen von un-
gleichem Wert gebaut hat. Eine solche aus dem Jahre
1 790 von recht gewöhnlicher .Arbeit besitzt das Pariser
Konservatorium (Nr. 24). Besser sind jene Geigen, die
er bestimmten Personen widmete. .Außer seinem Zettel
(von verschiedenem Wortlaut) brachte er auch ein
Schildchen mit den Buchstaben T. B. V. an. Seine
Zettel spiegeln die Zeit, in der er lebte, charakteristisch
wieder : 1 788 nennt er sich noch M. de Borne, Chevalier
de St. Louis, 1790 nur noch kurz Thomas Bome und
1803 läßt er Taufnamen und sogar den Ort weg.
Geigenzettel : Fait par M. de Bome Ch'^ de St. Louis
Versailles 1 788 Donne a M. de Macusan (gedruckt). —
Thomas Bome, Versailles 1790 (gedruckt). — Bome
1803 (gedruckt). Brandmarke: Nr. 73.
Bomini, Carlo. — Cremona. 1715
In einer nach Stradivari gebauten Geige fand sich sein
Zettel, doch gelang es mir nicht. Urkundliches über ihn
zu ermitteln, obwohl er sich als einen Schüler Stradi-
varis bezeichnet.
Geigenzettel: Carolus Bomini, Discipulus Antonij
Stradivari) Cremonen- , sisl715 (gedruckt).
Bonafon, Nicolas. — Paris. 18. Jahrhundert
Eine Viola, die dem Aussehen nach dem Anfange des
18. oder Ende des 17. Jahrhunderts angehört haben
dürfte, trug den Zettel : Abb. 49.
Bonardi, Domenico. — Modena. 1728
Sein Name fand sich auf einem Reparaturzettel.
Bonazza, Domenico. — Triest. 1880
Ein Bassist aus Friaul, der gegen 1880 zu Gius. Dollenz
kam und von ihm im Geigenbau unterwiesen wurde.
Er baute sowohl Geigen als Celli und Bässe und ver-
wendete braunschwarzen Lack. Die Arbeit ist ziemlich
gut, der Ton aber unbedeutend.
Bongars, Simon. — Paris (?) 1655
Eine sechssaitige Baßviola aus der Sammlung Bricque-
ville trägt seinen Namen und Datum.
Bonichi, Francisco. — Cadix
Nur als Gitarrenmacher bekannt.
Bonn, J. Edwin. — Brading, Isle of Wight.
Geb. 28. März 1851 in Fermoy (Irland)
Ursprünglich für den ärztlichen Beruf bestimmt stu-
dierte er erst Chemie, bevor er sich dem Geigenbau
zuwandte, den er dann regelrecht erlernte. Er arbeitet
mit Geschick nach Stradivari und nach einem eigenen
Modell und wurde auch als Erfinder eines vierfüßigen
Steges bekannt. Seine Biographie veröffentlichte Mere-t
dith-Morris in der Zeitschrift »The Strad« Nr. 123.
Geigenzettel: J. Edwin Bonn Brading, Isle of Wight
(gedruckt).
Bonnel aine. — Rennes. 1820. 1852
Besserer Geigenmacher, der auch als Reparateur einen
gewissen Namen hatte.
Geigenzettel : Reparee chez Bonnel, Luthier. A Rennes
(185.) (gedruckt).
Bonnel jeune. — Rennes. 1855
Sohn und Schüler von Bonnel aine und sowohl im
Neubau wie als Reparateur tüchtig. Seine Geigen sind
sorgfältig durchgeführt und haben rötlichen Lack. Be-
sonders gut sind seine Gitarren. Die Firma heißt jetzt
Bossard & Bonnel.
Geigenzettel: Repare chez Bonnel jeune Luthier
facteur Musique etc. 1855 Rennes. (gedruckt).
Bonnici, Francesco. — Paris. Geb. um 1842
auf Malta
Seit 1865 Arbeiter beiGand undBernardel, der mehrere
goldene Medaillen für Mitarbeiter in Brüssel 1897, in
Paris 1889 und 1900 erhielt. Seit 1901 verbringt er
seinen Lebensabend in Nogent.
Bono, Gaetano. — Venedig. 18. Jahrhundert
Einer der weniger bekannten Venezianer, dessen Ar-
beiten gleichwohl nicht schlecht sind.
4*
52
B
onoris
Borl
on
Bonoris, Cesare. — Mantua. 1 568
Wahrscheinlich aus Dardelhs Schule hervorgegangen.
Seine Violen sind gut gearbeitet. Eine Viola da Gamba
von ihm besitzt Valdrighi.
Bontemps, Nicolas. — Lyon. 1507. 1517
Als »faiseur d'instruments« oder »de manicordions«
bezeichnet. Er wohnte im Quartier du port du temple.
Vgl. Coutagne, Duiffopruggar. — Ein Dominique
Bontemps kam noch 1773 bis 1776 in Mirecourt als
Bogenmacher vor.
Bonviclni, Filippo. — Spilamberto (?). 1790.
1796
Er wird von Valdrighi zwar erwähnt (408), doch ist sein
Name in Spilamberto gänzlich unbekannt.
Böpel s. Pöpel
Boom (Boon), Pierre. — Brüssel. 1758. 1779
Ein Genosse von Gilles Michiels bei der Hofkapelle,
»Bourgeois et habitant de Bruxelles«, wie er sich selbst
nennt; er war ein geschickter Lautenmacher, von dem
es auch einige gute Violinen gibt. Ch. Bosselet (in
Belgien) besitzt ein Alto aus dem Jahre 1778, und bei
Cl. Snoeck befand sich eine Violine aus dem Jahre 1 779
von ihm.
Geigenzettel: P. Boom me fecit. Bruxelles 1778 (gedr.).
Booth, Joseph. — Manchester. 1889
Seine Geigen sind zwar ohne Eigenart, aber gut ge-
arbeitet und klingen nicht schlecht.
Booth, William (I). — Leeds. Geb. um 1779,
t gegen 1858
Ursprünglich Friseur, verlegte er sich seit 1809 auf den
Geigenbau und erlangte als Reparateur eine aner-
kennenswerte Geschicklichkeit.
Geigenzettel : Wm. Booth, maker, Leeds 1828 (gedr.).
Booth, William (II). — Leeds. Geb- 1816,
t I.Mai 1856
Sohn von Will. B. I, aber nicht dessen Schüler. Er
machte sich bereits mit 22 Jahren selbständig und be-
rechtigte zu großen Hoffnungen, starb aber, bevor er
zur vollen Entwicklung gekommen war. In Burnley
(Lancashire) lebte noch am Ende des 19. Jahrhunderts
ein Booth als Geigenmacher.
Boquay, Jacques. — Paris. Geb. zu Lyon,
lebte von 1 700 bis nach 1 736 in Paris
Vermutlich ein Mitschüler von Pierray, dem er in
seiner Arbeit zwar nicht gleichkommt, aber ähnlich ist.
Er gehört zu den besseren französischen Geigen-
machern, und einzelne seiner Nachahmungen Hier.
Amatis (kleines Modell) sind ihm recht gut gelungen,
nur stellt er die F-Löcher manchmal etwas zu schräge.
Sein fast stets rotbrauner, nur manchmal ins Gelbliche
spielender Ollack ist sehr durchsichtig und verdient
alles Lob. Der Ton seiner Geigen ist etwas dick, aber
kräftig. Während er (nach seinen Zetteln) Im Jahre 1718
noch in der Rue de la Juivene wohnte, gibt er 1719 be-
reits die Rue d'Argenteuil als seine Adresse an. Instru-
mente von ihm finden sich in verschiedenen Samm-
lungen, so in Paris eine Violine und ein Violoncell.
Geigenzettel : Abb. 29 und 87.
Borbon (Bourbon), Caspar. — Brüssel. 1673.
1702
Er wird in der Liste der Hofkapelle von 1 673 bereits als
»reparateur des Instruments« aufgeführt und war wahr-
scheinlich ein Sohn Peter Borbons. Seit 1701 schreibt
er seinen Namen auch Bourbon. Seine Arbeit erinnert
ein wenig an den Stil Gasparo da Salos; die F-Löcher
sind weit geöffnet, im übrigen verraten sie eine ge-
schickte Hand; auch der gelbe, hellbraune oder rote
Lack ist nicht gerade schlecht. Eine Violine von ihm
vom Jahre 1691 besitzt W. Heyers Musikhistorisches
Museum in Köln.
Geigenzettel: Gaspar Bourbon 1702 (gedruckt) und
Abb. 92.
Borbon, Peeter. — Brüssel. 1636. 1641
Er war Hoflautenmacher, in seiner Art ein sehr ge-
schickter Meister. Vgl. v. d. Straeten, B. V. 137. Eine
sechssaitige Baßviola aus der Sammlung Snoeck be-
findet sich in Berlin.
Geigenzettel : Peeter Borbon tot Brüssel (gedruckt).
Borelh, Andrea. — Parma. 1720. 1746
Tüchtiger Nachahmer von L. Guadagnini. Großes Mo-
dell, gelber, gelbbrauner oder brauner schöner Lack
und guter Ton zeichnen seine Arbeit aus, so daß seine
Violinen bereits vor dem Kriege den Preis von 1000 M.,
seine Violoncelli von 1500 M. erreichten. Eine Violine
mit seinem Zettel und der Jahreszahl 1736 wurde am
2. Mai 1917 bei Lepke in Berlin versteigert.
Geigenzettel : Abb. 80.
Borelli, Antonio Cesare. — Parma? 1792
Vielleicht ein Sohn Andreas. Sein Modell ist groß, der
Lack von bernsteingelber Farbe, die Arbeit jedoch
ziemlich sorglos durchgeführt.
Borgia, Antonio. — Mailand. 1 769
Seine Arbeit erinnert an Testore, hinter dem er freilich
noch wesentlich zurückbleibt.
Geigenzettel: Antonius Borgia me fecit / In Milano,
anno 1769 (gedruckt).
Boriero, Alfonso. — Malo (Vicenza). 19. Jahrh.
Er macht Geigen und Violen nach alten Vorbildern,
ohne Großes zu leisten. Auch in Schio lebte gleichzeitig
(noch 1891) ein Geigenmacher Boriero.
Borio, Francesco Antonio. — Asti und Cuneo
(Coni). 1737
Einige mittelmäßige Geigen tragen seinen Namen ;
auch Valdrighi (4045) erwähnt ihn.
Borlon (Burion, Porion), Ae.t (Artus oder
Arnold). — Antwerpen". 1 579
Er wurde 1579 als Zithermacher (cyetermaker) in die
Gilde aufgenommen.
Borlc
Botin
53
Borion (Porion), Francis. — Antwerpen. 1645
Als Lautenmacher stand er in hohem Ansehen. Eine
schöne, große Viola von ihm besitzt die St. Jakobs-
kirche in Antwerpen.
Geigenzettel: Francis Borion tot Antwerpen / op de
Cathelyne Vest (gedruckt).
Borlon (Porion), Jan. — Antwerpen. 1670.
1680
Vielleicht ein Sohn von Francis oder Peeter B. Man
kennt einen Baß von ihm, dessen Arbeit nicht gerade
bemerkenswert ist.
Geigenzettel : Joannis Borlon / tot Antwerpen (gedr.).
Borlon (Porion), Peeter. — Antwerpen. 1636.
1647
Vielleicht ein Sohn von Aert B. Er baute 1647 für den
Kirchenchor der Kathedrale in Antwerpen einen noch
heute erhaltenen Kontrabaß.
Geigenzettel : Peeter Porion tot Antwerpen fecit / 1 647
(gedruckt).
— Veri'ca (Fngnano).
Bortolotti, Giovanni.
1884. 1894
Seme Bässe werden gelobt.
Bortolotti, Luigi. — Mailand. 1815
Wenig bekannter Geigenmacher, der aus einer guten
Schule hervorgegangen ist, sauber arbeitete und gelben
Lack gebrauchte. Häufiger kommen Gitarren usw. von
ihm vor. A. Gautier m Nizza besitzt eine sorgfältig
durchgeführte Zither von ihm mit der Brandmarke :
Luigi Bortolotti / 1815.
Bosch s. auch Posch
Bosch, Hans. — Kassel. Geb. 15. April 1881
m Thannhausen a. d. M. (Bayern)
Ein Architekt, hervorragender Raumkünstler, der als
leidenschaftlicher Musikfreund sich schon in früher
Jugend mit dem Bau von Musikinstrumenten befaßte,
was auch sein Vater, der als Altarbauer und Tischler-
meister die nötige Handfertigkeit von vorneherein be-
saß, schon tat. Seine Studienjahre und seine Berufs-
tätigkeit nahmen ihm wohl längere Zeit die Gelegenheit,
seiner Liebhaberei nachzugehen, dann kam der Krieg,
an dem er, als er nicht mehr felddienstfähig war, als
Bauingenieur bei der Heeresbauverwaltung teilnahm,
aber sobald er wieder einige freie Zeit hatte, kehrte er
mit erneutem Eifer an den Werktisch zurück, und,
angeleitet durch Wettengels Buch, und durch sorg-
fältiges Studium alter Geigen und zahllose Versuche
und Vorübungen geschult, begann er seine erste Geige
zu bauen. Mit rastlosem Eifer arbeitete er weiter und
brachte es schließlich so weit, daß seine .Arbeiten jetzt
den Vergleich mit jeder neuen Geige eines zunftgerecht
ausgebildeten Geigenbauers aushalten und sich auch
durch großen, edlen Ton auszeichnen.
Geigenzettel: Johannes Bosch /Thannhausen a. d. M.
Bayern (gedruckt).
Bosi (Basi), Florianus. — Bologna. 1 756. 1 782
Er baute vorzugsweise Lauten und Mandolinen und
liebte es, die Hälse mit Elfenbeineinlagen zu verzieren.
Eine seiner Lauten war in der Sammlung Cavallieri in
Ferrara. Eine römische Mandoline von ihm aus der
Sammlung Snoeck befindet sich in Berlin.
Geigenzettel : Florianus Bosi m via / S. Mcimoli-
Bonon.e y Fecit 1756
Bossard, Louis s. Desjardins
Bossard & Bonnel. — Rennes. 1900
Geigenmacher, Händler und Reparateure der Gegen-
wart.
Bossart, Rudolf. — Augsburg. Geb. um 1561.
1625
Im Augsburger Meisterregister von 1615 wird er als
Lautenmacher, 54 Jahre alt, angeführt. Erwähnt wird
er ferner im Meisterregister von 1619 und im Steuer-
buche von 1625. Er war vielleicht der Vater Jacob
Bossarts, der sich jedoch Bosshart schrieb.
Bosshart (Bossart), Jacob. — Augsburg. 1625.
1640
Im Augsburger Steuerbuche wird er zuerst als Jacob
Bossart ohne Angabe des Berufs im Jahre 1625 erwähnt.
Von ihm haben sich noch einige Geigen erhalten, die
durch hohe Wölbung, hohe Zargen und kurze Ecken
auffallen. Er hatte sein eigenes Modell, arbeitete sorg-
fältig und nahm gutes Holz und feurigen, durchsichtig-
rotgelben Lack. Die F-Löcher schnitt er parallel mit
den Jahren. In der Sammlung Fritz Wildhagens in
Haiensee b. Berlin befindet sich ein sehr schön ge-
arbeiteter, mit Elfenbeinstreifen eingelegter Chitarrone
von ihm v. J. 1629. Der Körper des Instruments ist aus
Zypressenholz.
Geigenzettel: Jacob Boßhart / in Augspurg 1626 (ge-
druckt).
Botelli, Angelo. — Neapel. 1857
In seinen Violinen spürt man noch die Nachwirkung
der guten neapolitanischen Werkstatt-Tradition.
Bothe. — Berlin. 1787 ^
Ein Instrumentenmacher dieses Namens wird als Er-
finder einer chromatischen Harfe genannt und soll auch
Gitarren nach eigenen Grundsätzen gebaut haben.
Bothwell, Wilham. — Aberdeen. Geb. 1815
in Aberdeen
Nachfolger von John Young. Er machte nur billige
Geigen und Violoncelli nach einem eigenen Modell.
Das Holz ist gewöhnlich unschön, die Einlage manch-
mal aber recht kunstvoll. Er verwendete nie Zettel.
Botin. — Chantilly. 1795. 1800
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der vielleicht in
Mirecourt gelernt hat.
Geigenzettel : Abb. 69.
54
ßott — Boureard
Bott, Johann. — Wien. Geb. um 1810,
t 10. März 1881
Ein geschickter Geigenmacher, der nur wenig neue,
aber sehr schöne Violinen gemacht hat, die nach Stra-
divari und Amati gebaut sind und guten gelbbraunen
Lack haben. Er soll nach seiner eigenen Angabe nur ein
einziges Violoncello gemacht haben. Als Reparateur
war er vielbeschäftigt und wegen seiner Sorgfalt ge-
schätzt. Er hatte seine Werkstatt in der Burggasse bei
St. Ulrich, wo jedermann den originellen kleinen Mann
mit dem großen grauen Künstlerhut kannte. Er ver-
wendete nur geschriebene Zettel.
Bottari, Ferdinando. — Pisa. 1849
Ein Gitarrenmacher vom Anfang des 1 9. Jahrhunderts
ohne bemerkenswerte Vorzüge.
Botti, Antonio. — Sassuolo (Modena). 19. Jahr-
hundert
Er wird bei Valdnghi (3689) erwähnt; man kennt nur
einige Kontrabässe von ihm.
Botze, Johannes. — Erfurt. 1687
G. Siefert in Leipzig besitzt eine aus der Kirche einer
Brüdergemeinde stammende Viola von ihm (Decke
und Kopf sind neuere Arbeit) mit dem geschriebenen
Zettel: Johannes Botze in Erffürth 1687.
Boucher. — London. 1764
Ein in England ansässiger Franzose, der sich durch
nichts hervorgetan hat.
Bouillot, Jean Fran^ois. — Mirecourt. 1778.
1787
Nur dem Namen nach bekannt.
Boul, Simon. — ? 1786
Eine gute Geige mit seinem Zettel führt das Preisver-
zeichnis von G. Withers auf (16 £).
Boulanger, Nicolas. — Mirecourt. 1 727. 1 758
Nur von A. Jacquot erwähnter Luthier.
Boullangier, Charles. — London. Geb. 1823
in Mirecourt, t Okt. 1888
Nachdem er in Mirecourt ausgelernt hatte, ging er 1843
nach Paris, arbeitete drei Jahre bei Vuillaume und drei
Jahre bei Gand & Bernardel und wandte sich 1849 nach
London, wo er bis 1856 für Edw. Withers Geigen
machte und dann seine eigene Werkstatt eröffnete. Er
war sehr fleißig, baute viele Geigen nach Stradivan und
Guarneri und verwendete einen schönen, roten Lack.
Besonders geschätzt sind seine Violoncelli.
Boullangier, C. — London. 1889. 1900
Wohl der Sohn und Nachfolger von Charles B. Er er-
hielt für seine Violinen und Violoncelli 1889 auf der
Invention Exhibition eine silberne Medaille.
Boumeester (Bouwmeester), Jan. — Amster-
dam. 1637. 1689
Einer der besten holländischen Geigenmacher des
17. Jahrhunderts, der sich durch besonders saubere
Arbeit und guten, gelben oder gelbroten Lack aus-
zeichnet. Er bevorzugte ein großes Patron von mittlerer
Wölbung und brachte am Wirbelkasten geschnitzte
Köpfchen an. Er stand in hohem Ansehen, und das
Selhofsche .Auktionsverzeichnis führt Violinen, Gam-
ben und Violoncelli von ihm aus den Jahren von 1614(?)
bis 1675 auf (versteigert im Haag 1759). In der Samm-
lung von Scheurleer sind zwei Violen von 1683 und
1689 und bei Snoeck eine Baßviola von 1667 (jetzt in
Berlin). Auch auf der Ausstellung des Verbandes
deutscher Geigenbauer in Leipzig im Jahre 1908 war
eine Violine dieses Meisters zu sehen, die den Arbeiten
von Petrus Guarneri (Mantuae) zum Verwechseln
ähnlich war. Es ist daher wahrscheinlich, daß die
meisten seiner .Arbeiten jetzt unter italienischer Flagge
segeln.
Geigenzettel: Jean B;umeester , Amsterdam 1667 (ge-
druckt). — .Abb. 76.
Bourbon s. Borbon
Bourbon, Nicolas. — Mirecourt. 1753. 1787
Er galt als geschickter Meister und war mit Nicolas
Vuillaume befreundet. Ein Fran(;ois Bourbon, der von
1775 bis 1789 nachweisbar ist, war dagegen nach
Jacquot nur ein mittelmäßiger Geigenmacher.
Bourdet, Jacques. — Paris. 1750. 1752
Er stammt wahrscheinlich aus Mirecourt (vgl. Bourdot)
und scheint Instrumente aller Art gebaut zu haben.
Seine Violinen sollen von sehr gewöhnlicher Arbeit sein.
Mir ist er nur als der Wiederhersteller eines Clavecins
bekannt geworden. Von seinem Leben weiß man auch
nur, daß er 1751 geschworener Meister der Pariser
Lautenmacherzunft war.
Bourdot (Bourdet), Jean-Sebastien. — Mire-
court. Geb. im Beginn des 18. Jahrhunderts,
lebte noch 1 766
Ein sehr geschickter Meister. Über seine Lebenszeit
gehen die Nachrichten weit auseinander. Während
Jacquot und Vidal das 18. Jahrhundert als seine Zeit
nachweisen, setzen ihn andere ein Jahrhundert zurück
und lassen ihn 16.20 leben, und wieder andere sagen,
er sei 1 530 geboren und habe 1 555 in Paris gelebt. Man
hat es da bestenfalls mit drei gleichnamigen Meistern
zu tun. Andere Mitglieder der Familie waren : Claude-
FrancoisB. (1738. 1745), Dominique B., der Bruder von
Jean-Sebastien, der auch Orgelmacher war(l 732. 1748),
sowie zwei Franc^ois B., die 1785 und 1786 in den
Zunftlisten vorkommen.
Bourgard, Jean. — Nancy. 1775. 1786
Er stammte aus Prag und war der Sohn des Johann
Burghardt und der Cathanna, geb. Baumgarten. Er
kam in jungen Jahren zu Charotte nach Nancy, wo er
seinen Namen französisierte und die Marianne Fanchon
heiratete. Seine Geigsn sind meist ohne Sorgfalt aus-
geführt und haben braunen Lack, doch gibt es auch
I
Bourgeois — Bozzolo
55
bessere Arbeiten von ihm, die schönen, roten Lack
zeigen. Er schloß sich der französischen Schule an und
machte oder handelte wenigstens mit allen möglichen
Saiteninstrumenten.
Geigenzettel : Jean Bourgard maitre luthier ä Nancy, /
rue de laPoissonnerie, n° 404; f ait et raccomode toutes/
sortes d'ouvrages de sa profession comme / guitares
allemandes, guitares mechaniques, guitares / espagnoles,
mandolines, luths, paradons ä trente cordes ' contre-
basses, basses, violon d amour, violons etc. (gedruckt).
— Jean Bourgard, facteur d'instruments ä Nancy 1 776
(gedruckt). — F*. par moi Bourgard, facteur d'instru-
ments, rue / de la Poissonnerie a Nancy 1 786 (ge-
schrieben).
Bourgeois, Seraphin. — Genf. 1829
Es war unmöglich, irgend etwas über diesen Schweizer
Geigenmacher zu erfahren. Ich kenne nur den folgenden
Zettel von ihm. Vielleicht hieß er Seraphin und war
Bürger zu Genf.
Geigenzettel: Repare par Seraphin Bourgeois , ä Ge-
neve An 1829 (gedruckt).
Bourguignon, Maurice. — Brüssel. Geb.
18. Sept. 1885 in Mattaincourt
Schüler von Georges Mougenot, dessen Nachfolger er
im Jahre 1910 wurde.
Bourlier, Jacques. — Mirecourt. 1770. 1790
Bevor er sich selbständig machte, arbeitete er eine Zeit-
lang bei Charotte in Nancy, an dessen Art seine Geigen
erinnern. Er verwendete einen Brandstempel Jacq.
Bourlier.
Bourlier, Jean-Baptiste. — Mirecourt. 1773.
1785
Er stand seinerzeit in einem gewissen Ansehen. Ar-
beiten von ihm kenne ich nicht. Ein Francjois B., der
1788 vorkommt, war vielleicht sein Sohn.
Bourlier, Laurent I. — Mirecourt. Geb. um
1737, t 1780
Mehr können auch Vidal und Jacquot von ihm nicht
sagen, da bisher keinerlei Arbeiten von ihm bekannt
geworden sind.
Bourlier. — Mirecourt. 1775. 1820
Sohn von Laurent I B. Er baute hauptsächlich Kinder-
geigen in Viertel-, halber und Dreiviertel große und
war nicht ungeschickt.
Bourlier, Laurent II. — Mirecourt. Geb. um
1798, t 1878
Ein Enkel von Laurent I. B. und wohl der Geschickteste
aus seiner Familie, der sauber arbeitete und einen guten
Ton erzielte. Einen Brandstempel mit seinem Namen
brachte er innen am Boden an.
Bourlier, Nicolas. — Mirecourt. 19. Jahrh.
Vielleicht der Bruder von Laurent 1 1 B. Auch er war
nicht ungeschickt. Von ihm rühren die Geigen her, die
nur den Namen Bourlier als Brandmarke tragen.
Bourse. — Paris. 1805
Jacquot teilt seinen Namen nach einem geschriebenen
Geigenzettel mit.
Boury, A. — St. Quentin. 1867
Neue Geigen von ihm sind mir nicht zu Gesicht ge-
kommen.
Geigenzettel : Repare par A. Boury ,' Luthier ä S* Quen-
tin 1867 (geschrieben).
Boussu , Benoit-Joseph. — Eterbeek-Brüssel.
1750. 1780
Einer der besseren belgischen Geigenmacher, der
ziemlich gut und sauber nach Amati arbeitete und auch
einen schönen, gelben Lack verwendete. Seine Werk-
statt war in der Vorstadt Eterbeek, doch dürfte er, wie
auch van der Straeten glaubt, in Brüssel selbst einen
Verkaufsladen besessen haben. Eine Geige von ihm
mit charakteristischer Schnecke besaß C. C. Snoeck.
Bovis, Fran^ois. — Nizza. Geb. 1860 in Nizza
Von 1874 — 1881 war er Schüler von Nicolo Bianchi,
dessen Werkstatt er nach dem Tode des Meisters über-
nahm. Er arbeitet nach eigenem Modell und verwendet
einen halbfetten Lack. Er ist Geigenmacher des Kon-
zertorchesters von Monte Carlo.
Geigenzettel : Abb. 77.
Bowes, A. — Edinburgh. 1895
Bekannt durch seinen Versuch, die Saiten der Geige
paarweise anzubringen (ähnlich wie bei der Mandoline).
Bowler, Arthur. — Islington-London. Geb.
12. Juli 1867 in Thame (Oxfordshire)
Seine Mutter war die jüngste Schwester der Frau von
Georges Chanot, so daß schon in früher Jugend sein
Interesse für den Geigenbau geweckt wurde; doch er-
lernte er zunächst in der Werkstatt seines Großvaters
die Schreinerei. 1893 nach London gekommen, suchte
er seinen Oheim Chanot auf und bot nach dem Tode
desselben dem Sohne und Nachfolger seine Dienste an.
J. A. Chanot nahm ihn auf drei Jahre in die Lehre. Hier
kamen ihm seine Vorkenntnisse in der Holzbearbeitung
sehr zustatten, und er machte schnelle Fortschritte. Er
blieb bei Chanot bis 1899 und machte sich dann selb-
ständig. Bowler arbeitet ungemein sauber und baut
seine Geigen hauptsächlich nach der »Messias« von
Stradivari. Er verwendet einen dunkelorangeroten
Bernsteinlack und wird als Künstler geschätzt. Seine
Biographie mit Bildnis, Geigenabbildung und Zettel
veröffentlichte Rev. Meredith-Morris in »The Strad«
(April 1900, Nr. 120).
Geigenzettel : Arthur Bowler London, fecit 19.. (Kreis
mit A. B.).
Boyer, Alexis. — Mirecourt. 1773. 1789
Ein Geigenmacher, dessen gleichnamiger Sohn 1783
erwähnt wird.
Bozzolo, Pietro. — St. Petersburg. Geb. um
1830, t9.JuH 1907
Ein Mailänder, der im Jahre 1862 als Chorist der
italienischen Oper nach St. Petersburg kam. Den
56
Bradi
Brand
ner
Geigenbau scheint er schon m seiner Heimat betrieben
zu haben, und so verlegte er sich auch in Rußland sehr
bald ausschließlich auf die Reparatur und den Handel
mit alten italienischen Geigen. Er war als Kenner sehr
geschätzt, lebte ungemein sparsam und hinterließ bei
seinem Tode ein großes Vermögen. Sein schönes Lager
italienischer Streichinstrumente erwarb Jul. Heinr.
Zimmermann, während seine Werkstatt und seine
reichen Geigenholzvorräte in den Besitz von A. J.
Leman übergingen.
Braglia, Antonio. — Modena. 1 790. f um 1 820
Besonders als Bogenmacher geschätzt; seine Gitarren
und Bässe sind dagegen weniger wertvoll.
Brahi. — Lüttich. 1900
Geigenmacher und -händler der Gegenwart.
Braidi, Geminiano. — Modena. 1 794
Er baute Geigen und Bogeninstrumente aller Art. —
Alles aber ohne besonderes Verdienst.
Braidi, Giovanni.
1766
Modena.
Mittelmäßiger Geigenmacher, von dem ich ein großes
Violoncello und einen Baß gesehen habe. Vielleicht der
Vater Geminianos.
Geigenzettel: Johannes Braidi, protomagister / violae
majoris (sie) in C. S.""' ducis / Mutinae fecit a. 1 766
(gedruckt).
Brandillonl (Brandiglioni), Filippo. — Bres-
cla(?). 1790. 1800
Er wird von mehreren in das 1 7. Jahrhundert versetzt
und soll das Maggini-Modell nachgeahmt haben. Das
erstere ist falsch und das letztere nicht bewiesen. Eine
Violine von ihm aus dem Jahre 1795 hat braunroten
Leimlack und eine scharfe, bestimmte Hohlkehle. Die
Schnecke, durch deren Mitte ein Ebenholzstift geht,
ist nach Amati geschnitten, mit vertiefter, schwarz ge-
färbter Mittellinie. Die Zargen sind hoch, die F-Löcher
plump, aber die Wölbung ist schön. Die ganze Geige
erinnerte an die Arbeit Leop. Widhalms und mehr an
die Mittenwalder als an die italienische Schule; selbst
das für Mittenwald charakteristische Merkmal für die
Mitte der Unterzarge fehlt nicht. Da ihn Fenaroli gar
nicht erwähnt, ist das »Brixiee« vielleicht auf Bnxen
statt auf Brescia zu deuten.
Geigenzettel : Abb. 93.
Brandini, Fausto. — Pisa. 1 777
Seine Geigen sind nicht ungeschickt gemacht. Val-
drighi (3867) schreibt den Namen Prandini, doch
scheint die Schreibweise mit B die vorherrschende zu
sein.
Brandini, Jacopo. — Pisa. 1789. 1807
Gehört er auch nicht zu den hervorragenden Geigen-
machern, so kennt man doch einige gut klingende
Violinen von ihm. Sein Modell ist nicht besonders
schön, er verwandte aber im allgemeinen gutes Holz
und einen ziemlich guten Lack. Der Boden ist bei ihm
oft nach der Schwarte geschnitten. Nach einer Mit-
teilung gelangte die Firma Herrmann & Söhne in
Berlin in den Besitz seines zufällig erhaltenen Nach-
lasses, aus etwa 50 Geigen bestehend.
Geigenzettel : Abb. 74.
Brandini. — Pesaro. 1660
Der älteste Geigenmacher dieses Namens, von dem es
Geigen und Violoncelli gibt, die nicht ganz schlecht
sind. Auch Valdrighi (3691) erwähnt ihn.
Brandl, Karl. — Budapest. Geb. in Szom-
bathely 1821, f 16. April 1864
Schüler vonTischenant und Anton Hoffmann in Wien,
bei dem er gleichzeitig mit Th. Gutermann arbeitete-
Er hat mehrere sehr gute Geigen gemacht, auch
die Londoner Ausstellung von 1862 enthielt zwei
schöne Geigen von ihm, nach Stradivan und Guarnen
del Gesü gebaut, von denen die letztere später in den
Besitz von Louis van Waefelghem überging.
Geigenzettel: Carolus Brandl fecit ad formnm Gio.
Pao. / Maggini Pestini 1863 (gedruckt).
Brandner. — Schönbach b. Eger. Geb. 29. Jan.
1814, 17. Febr. 1895
Trat als Geigenmacherssohn frühzeitig in die Werk-
statt seines Vaters ein und war ein fleißiger Geigen-
macher, dessen Sohn Johann auch wieder das väterliche
Geschäft fortsetzt.
Brandner, Anton I. — Schönbach in B. Geb.
um 1800
Innungsmeister vor.
Schönbach in B.
1870.
Kommt 1826 bereits als
Brandner, Anton II. —
t 1898
Ursprünglich Geigenmacher, verlegte er sich in der
Folge fast ausschließlich auf das Schnitzen von Geigen-
hälsen und Schnecken.
Brandner, Ignaz. — Schönbach in B. f um
1899
Ein Geigenmacher, der nur billige Geigen und Schach-
teln machte.
Brandner, Johann. — Schönbach in B. Geb.
in Schönbach 1849
Schüler von Anton Brandner. Durchwanderte als Ge-
hilfe Deutschland und war von 1870 — 1875 bei Bausch
in Leipzig, worauf er 1875 sein eigenes Geschäft be-
gründete. Er baut Streichinstrumente nach allen Mo-
dellen und wendet verschiedene Lackierungen an.
Auch treibt er Handel mit alten Instrumenten. Außer
seinen eieenen Zetteln klebt er auch solche nach dem
Modell ein.
Brandner, Josef |
» Karl I Schönbach
» Wenzel )
In der Geigenindustrie ihrer Heimat noch gegenwärtig
tätige Mitglieder der Familie B.
ßrandner — Braun
57
Brandner, Johann. — Mittenwald. Geb. 1835,
t 1916
Ein braver Gelgenmacher, der selbständig wenig her-
vorgetreten ist, aber seines unversieglichen Humors
halber sehr beliebt war, und der als Hochzeitlader und
Brautführer bei allen Familienfesten seines Ortes eine
gewichtige Rolle spielte.
Brandner, Kaspar. — Mittenwald. Geb.
18. Nov. 1883 in Mittenwald
Schüler der Mittenwalder Geigenbauschule unter Franz
Baader. Als Gehilfe arbeitete er zwei Jahre lang bei
G. Kriner in Landshut und drei Jahre in München bei
Gius. Fiorini, Zunterer und zuletzt bei Sim. Rieger,
nachdem er vorher m seinem Heimatsort noch das
Lauten- und Gitarrenmachen erlernt hatte. Im Jahre
1904 machte er sich selbständig, baut nach Stradivari
und Guarnen gute Konzertgeigen und nach italie-
nischen und Wiener Modellen Lauten und Gitarren.
Er ist auch in der Wiederherstellung aller Saiteninstru-
mente geschickt und wurde 1896 auf der Nürnberger
Ausstellung für seine Geigen prämiiert.
Geigenzettel : Kaspar Brandner / Instrumentenmacher
und Reparateur / Mittenwald Nr. 125 (Bayern) [Rechts
und links Medaille Prämiiert Nürnberg 1906].
w
len.
Geb.
um
1757.
Brandstätter, Ignaz.
t 10. März 1791
Da er nur ein Alter von 34 Jahren erreicht hat, dürfte
es nur wenige Geigen von ihm geben. Er scheint übri-
gens hauptsächlich Gitarren gemacht zu haben, die aber
nur von mittelmäßiger Arbeit sind. Boden und Zargen
zeigen denselben schwarzbraunen Lack, der zu seiner
Zeit in Wien beliebt war.
Geigenzettel : Abb. 46.
Brandstätter, Matthäus Ignaz. — Wien. Geb.
um 1791, t 6. März 1851
Er wohnte Stadt Nr. 994 und legte am 3. Oktober 1817
als Lautenmacher den Bürgereid ab. Er baute sehr sauber
gearbeitete Violinen nach Stradivari und verwendete
einen gelben Lack mit rötlicher Schattierung. Leider ist
der Ton seiner Geigen nicht so schön wie ihr Aussehen.
Er war sehr fleißig, soll aber in den letzten Lebens-
jahren nicht zu bewegen gewesen sein, eine seiner neuen
Geigen zu verkaufen. Nach seinem Tode fanden sich in
seiner Werkstatt mehrere Schubladen voll Violinen, die
bis zum Lackieren fertig waren. Anton Hoffmann kaufte
den ganzen Nachlaß, machte die Geigen fertig, versah
sie mit Brandstätters Zettel und brachte sie in den
Handel. Diese nachgelassenen Geigen sind leicht an
ihrem minderwertigen Lack zu erkennen und nur halb
so viel wert als diejenigen, die er selbst noch fertig ge-
macht hat und die jetzt recht gut bezahlt werden.
Er stand als Reparateur in großem Ansehen. Ein Re-
paraturzettel von ihm in Brüssel (Mus. d. Cons.
Nr. 258), ein ebensolcher in einer theorbierten Laute
von Pradter, die sich in der Sammlung alter Musik-
instrumente in Wien, Burgring 5, befindet. Ein Johann
Brandstätter, der von 1840 bis 1855 in Wien gelebt
haben soll, hat nicht existiert.
Geigenzettel : Mathäus Brandstätter in Viennae / repa-
ravit Anno 1817 (gedruckt) und Abb. 47.
Branzo, Francesco Barbaro. — Padua. 1 620. 1 660
Das Wort »Barbaro« dürfte die Heimat dieses Meisters
andeuten. Ein Calascione (beliebtes neap. Volksinstru-
ment) in der staatl. Sammlung alter Musikinstrumente
in Berlin, Nr. 723 (von 1620), S.Abbildung Bd. I
Seite 54. Bei Vidal wird nur der Name mit der Jahres-
zahl 1660 erwähnt. Erscheint also nur die aus diesem
Jahre stammende Gamba von ihm in der Sammlung
Correr gekannt zu haben. Valdnghi nennt ihn Bronzo-
Barbaro (3693).
Brater s. Pradter
Bratti, Cesare. — Florenz. 1882
Er soll nicht ungeschickt gewesen sein ; da er aber in
seine Geigen gerne fremde Zettel geklebt hat, findet
man seinen Namen sehr selten.
Braun, Adam. — (Mark-)Neukirchen. 1697
Sein Name wird als der eines Stiefsohnes und Schülers
von Komelius Kretzschmar überliefert. Da er keines
Meisters Sohn war und die vorgeschriebene Wanderzeit
nicht erledigt hatte, wurde er erst auf ein an den Landes-
herrn gerichtetes Gnadengesuch hin am 17. Okt. 1697
als Meister in die Zunft aufgenommen. Er ist wahr-
scheinlich der Ahnherr der noch bestehenden Familie,
seine Söhne und Enkel scheinen jedoch nicht Geigen-
macher gewesen zu sein.
Braun, Anton. — Budapest, Szegedin, Belgrad.
Geb. 1847, t 5. Okt. 1901
Schüler von Placht in Wien und Ferd. Jos. Homolka in
Kuttenberg. Er hielt sich nur kurze Zeit in Budapest
auf, ging dann nach Szegedin und ließ sich um 1887 in
Belgrad nieder, wo er Königl. Serbischer Hofinstru-
mentenmacher wurde. Er war auch ein tüchtiger Mu-
siker und wahrscheinlich der Vater von Johann und
Michael Braun.
Geigenzettel : Antonius Braun / fecit Beigradi 1890 (ge-
druckt). — Reparavit / Ant. Braun Beigradi / 1882 (ge-
druckt).
Braun, August Hermann. — Markneukirchen.
Geb. 11. Dez. 1868
Schüler von Karl Wilhelm Keßler, bei dem er seit 1882
lernte. Als Gehilfe arbeitete er bei verschiedenen
Meistern und machte sich 1892 selbständig. Im Jahre
1896 trat er bei der Firma Karl Gottlob Schuster ein
und gründete deren Werkstatt für Kunstgeigenbau, die
er durch 22 Jahre leitete. Im Jahre 1918 richtete er
seine eigene Werkstatt ein und baut sehr sorgfältig aus-
geführte Violinen und Violoncelli nach italienischen und
Tiroler Meistern, die sich sehr schnell Eingang in Künst-
lerkreisen verschafften. Er verwendet einen guten äthe-
rischen Ollack. Besonders wird auch seine Geschicklich-
keit im Wiederherstellen alter Meistergeigen gelobt.
Geigenzettel: Gebaut im Jahre 19 . . / von Aug. Her-
mann Braun / Lauten- und Geigenbaumeister / Mark-
neukirchen i.'S. No. 855.
58
B
raun
-B
renner
Braun, August Robert. — Erlbach. 19. Jahrh.
Er soll nach Spremberg gezogen sein, war aber dort
nicht zu ermitteln.
Braun, August Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. in Erlbach 1819, f 30. Okt. 1869,
50 Jahre 23 Tage alt
Ließ sich anfangs der fünfziger Jahre in Markneu-
kirchen als Geigenmacher nieder und baute billige
Geigen für den Ausfuhrhandel.
Braun, Ernst Moritz. — Markneukirchen. Geb.
in Erlbach 27. Dez. 1848
Sohn von Aug. Wilh. Braun. Geigenmacher der Gegen-
wart.
Braun, Gustav. — Düsseldorf, Dresden, Lü-
beck. Geb. in Erlbach 7. Febr. 1 846, f Ostern
1896 in Lübeck
Sohn von Aug. Wilh. Braun. Er war ursprünglich
Bratschist; da er jedoch Geigenmacherssohn war,
interessierte er sich für den Geigenbau, und als er in
Hannover Gelegenheit gehabt hatte, bei einem Geigen-
macher Unterricht zu nehmen, begann er bald darauf in
Düsseldorf, in seiner freien Zeit Geigen zu reparieren.
1872 siedelte er nach Dresden über und 1895 nach
Lübeck. Er besaß theoretische Kenntnisse und be-
schäftigte auch zeitweise Gehilfen. Die von diesen an-
gefertigten Geigen tragen seinen Zettel.
Geigenzettel : Repariert von Gustav Braun / Düsseldorf
1869 (gedruckt). Gustav Braun /Dresden 18 . . (geschr.).
Braun, Johann. — Szegedin. Geb. in Nagy
SzentMiklos 1860
Als C.W.Richters Nachfolger ließ er sich 1883 in
Szegedin als Geigenmacher und Optiker nieder. Er soll
bei Ig. Lutz in Wien gearbeitet haben und unterhält
eine Werkstatt. Auf der Szegediner und Torontäler
Gewerbeausstellung sowie auf der Budapester Millen-
niumsausstellung erhielt er Medaillen.
Geigenzettel: Joannes Braun fecit / Szegedini 1895
(gedruckt).
Braun, Joseph. — Mittenwald. 1914
Er gilt als guter Violoncellomacher, arbeitet aber auch
als Zimmermann.
Braun, Michael. — Szegedin, Klausenburg.
1891. 1896
Geschickter Geigenmacher der Gegenwart. Er arbeitet
nach Guarnen und Stradivari, verwendet einen gold-
rötlichen Lack und liebt dicke Einlagen.
Geigenzettel: Braun Michael / Szegedin 891 (geschr.).
Braun, Wilhelm August. — Markneukirchen.
Geb. 18. Juni 1855 in Markneukirchen
Sohn von Aug. Wilh. Braun. Gelgenmacher der Gegen-
wart.
Brauner, Johann Josef. — Wien. 1749. 1761
In den Wiener Steuerbüchern kommt er von 1750 bis
1758 vor. Im letzten Jahre mit der Bemerkung: »Wegen
seiner Abreisung von hier der Steuer und des Bürger-
rechts entlassen worden«. Er wohnte im Schotten viertel
und legte am 4. Juli 1 749 den Bürgereid ab. Er wird
zuletzt erwähnt mit der Bemerkung : »Vermög Ver-
ordnung dd° 29. May 1758 der Bürgerpflicht entlassen
und das Bürger Zettel zurückgegeben worden.« Doch
kommen noch Geigen mit der Jahreszahl 1761 von ihm
vor. Auf seinen Zetteln gebraucht er abwechselnd bald
den Taufnamen Johann, bald Josef, selten beide zu-
sammen.
Geigenzettel : Abb. 40.
Brauns, Carl Friedr. Wilh. — Hamburg. 1798
Er wird als »Instrumentenmacher« am 12. Okt. 1798
Bürger von Hamburg, ist aber sonst nicht bekannt.
B
reazzano s
Bri
riazzano
Breckinridge, John. — Glasgow. Geb. 1790
in Parkhead bei Glasgow, f 1840 in Glas-
gow
Er war von Hause aus Weber und besaß später einen
Krämerladen ; dabei machte er fleißig Geigen, die recht
gut nach Amati gebaut sind. Sein (Splritus-)Lack ist
gelb oder dunkelbraun. Der Ton ist angenehm, aber
nicht groß.
Geigenzettel: John Breckinridge Maker Parkhead
1834 (geschrieben).
Breiling, Andreas Ludolph (Ludwig). — Göt-
tingen. 1801. 1829
Er wurde am 21. September 1801 zum Bürger ange-
nommen, aber erst am 29. April 1829 als solcher ver-
eidigt. Da ihm dabei die Gebühren erlassen wurden,
kann man annehmen, daß er in beschränkten Verhält-
nissen lebte. Trotzdem war er ein sehr geschickter
Lautenmacher, der ebenso originell als sauber arbeitete.
Eine Laute von ihm aus dem Jahre 1803 trug die
Nr. 132.
Geigenzettel: A. L. Breiling in Göttingen ,' fecit 1802
No. 121 (?) (geschrieten).
Breitenberger, Ludwig, lebt als Instrumenten-
macher in München
Bremitz, Giuseppe. — Tnest. 1895
Unbedeutender Geigenmacher aus den letzten Jahren
des 19. Jahrhunderts, der wohl nur von Fabriken her-
gestellte Schachteln verarbeitete.
Brenner, C. — Gefle. 1804
Man kennt einige Reparaturen von ihm, es ist aber
wahrscheinlich, daß er ein Musiker war, der nur ge-
legentlich Ausbesserungen vornahm.
Geigenzettel: Reparerad 1804 C . . . Brenner, Gefle
(gedruckt).
Brensio — Brinckmann
59
Brensio (Brensius, Brinsius), Antonio. — Bo-
logna. 1592
Vielleicht der Vater oder Sohn von Girolamo. Eine Lira
da Gamba von ihm besitzt W. Heyers Musikhistonsches
MuseuTi in Köln (Nr. 782).
Geigenzettel : Antonino Brensius Bononi (gedruckt). —
Antonius Bononiensis (geschrieben).
Brensio, (Girolsmo) Hieronymus. — Bologna
16. Jahrhundert
In einer nicht datierten Viola da Eraccio im Museum
des »Liceo filarmonico« in Bologna findet sich der
Name dieses Meisters. Vidal teilt die Maße des fünf-
saitigen Instruments, das für die Geschichte des Gei-
genbaus sehr bemerkenswert ist, mit.
Geigenzettel : Abb. 89.
Brenzoni, Pietro. — 1902
Italienischer Geigen macher unserer Zeit.
Bresa (Brosa?), Francesco. — Mailand. 1708
Vidal ergänzt den Namen der Stadt, die auf einem
Originalzettel nicht ganz leserlich war, wohl richtig,
wenn er Milano lesen will, wofür auch »alla scala« zu
sprechen scheint. Das zu dem Zettel gehörige Instru-
ment ist übrigens verschwunden und Werke von F.
Bresa sonst nicht bekannt geworden. Vgl. auch Brossa.
De Piccolellis bezeichnet ihn als einen mittelmäßigen
Mailänder Geigenmacher.
Geigenzettel : Francesco Bresa fece alla Scala in Mil . .
1 708 (gedruckt).
Bressano, Baptista. — ? 16. 17. Jahrhundert
Eine Pochette im Museum des Liceo filarmonico in
Bologna trägt diesen Namen. Sie ist wahrscheinlich
Brescisner .Arbeit, in welchem Falle das Wort Bressano
wohl als Heimatsbezeichnung angesehen werden muß.
Breton, Fran^ois. — Mirecourt. Geb. in Mire-
courtum 1750, f 1830
Seine Arbeit ist zwar nicht künstlerisch, aber immerhin
recht sauber. Er bevorzugte ein großes Modell und
verwandte meist hellgelben Lack. Da er viele Arbeiter
beschäftigte, sind seine Geigen nicht selten ; man muß
sich jedoch trotzdem vorsehen, denn abgesehen davon,
daß seine Firma auf eine Mirecourter Fabrik überging,
die noch immer seinen Zettel m ganz neue Instrumente
klebt, ist er auch norh vielfach nachgeahmt worden. Es
geht ihm beinahe so wie der deutschen Famihe Hopf.
Sie erhob sich nicht über handwerksmäßige Mittel-
mäßigkeit und wird doch fortwährend von einer urteils-
losen Menge zum Vorbild senommen. — Er ver-
wendete auch den einen Brandstempel, dessen letzte
Zeile häufig fehlt. — .'Xuch als Bogenmacher hat er
sich betätigt.
Geigenzettel: Abb. 71 und 79.
Breton, Joseph Fran^ois.
1740. 1815 (?)
Paris, Mirecourt.
Ein Mirecourter Meister, der vielleicht wirklich vor-
übergehend in Paris ansässig war, obwohl das Fehlen
einer näheren Wohnungsangabe zu Zweifeln m dieser
Hinsicht berechtigt. Seine Arbeiten zeichnen sich nicht
aus und werden häufig mit denen von F. Breton ver-
wechselt, wozu die '\hnlichkeit der Modelle einigen
Anlaß gibt. Es ist auch nicht ganz sicher, welcher
Breton den Brandstempel : Breton Luthier ä Paris be-
nutzte. Eine Violine von ihm befand sich in der Samm-
lung Snoeck (Nr. 522).
Geigenzettel: J. F. Breton, citharae fabri- ' cator, faclt ,
vendit et recon- cinat instrumenta musica omnis /
generls. Parisiis anno 1780 (gedruckt).
Gleichlautende Zettel kommen von 1740 — 1780 häufig
vor. doch fand sich ein solcher Zettel auch in einem
Violoncello mit der Jahreszahl 1815 vor. Ob er dieses
noch selbst gemacht hat, oder ob der alte Zettel mit
neuer Jahreszahl von einem Werkstattnachfolger ge-
braucht worden ist, müßte erst festgestellt werden.
Breton s. auch Le Breton
Breuling s. Breiling
Briano, Fran<;ois. — Nizza. 1900
Musikinstrumentenmacher und -händler der Gegen-
wart.
Bnazzano (Breazzano) s. Brizzano
Briere, Paschal. — Rouen. Anfang des 1 S.Jahr-
hunderts
Er wohnte in der Rue du Petit Pults (Pfarrei St. Michel),
scheint aber nur wenig Zuspruch gehabt zu haben.
Briggs, James William. — Glasgow. Geb.
9. Juli 1855 m Wakefield
Schüler von William Tarr, machte sich 1876 selb-
ständig und baut sowohl nach Stradivan und Guarneri
als auch nach einem eigenen Modell, wobei er einen
Bernsteinöllack verwendet. Seine Geigen und Bässe
sind vorzüglich gearbeitet, und schon 1891 erhieltereine
goldene Medaille dafür. Er ist auch als Händler mit
alten Instrumenten bedeutend und wohnte um 1890 u.
1891 in Leeds. Seine Biographie veröffentlichte
Meredith-Morris in »The Strad« 1902 Nr. 142.
Geigenzettel: James William Briggs Glasgow 19. .
(gedruckt).
Brinckmann, Franz Georg. — Frankfurt a. M.
Geb. 1 799 in Frankfurt a. M., f daselbst
nach 1845
Er war der Sohn eines Musikers, von dem er wohl die
ersten Unterweisungen erhielt. Später kam er zu einem
Schreiner in die Lehre und wurde 1829 auch als
Schreinermeister zum Bürger aufgenommen. Er ver-
legte sich jedoch ganz auf den Instrumentenbau und
brachte es dann zu bemerkenswerter Geschicklichkeit,
so daß er für eine Geige gern 100 fl. bekam. Mit Vor-
liebe baute er jedoch Gitarren und war stolz darauf,
hierfür von Paganini belobt worden zu sein. Er hat auch
einen Mechanismus erfunden, der das häufige Ver-
stimmen der Gitarren verhüten sollte. Instrumente mit
diesem Mechanismus nannte er >>Korrektionsgitarren«.
Sehr geschätzt waren seine übersponnenen Saiten.
60
Britsen — Brown
Britsen, Georgius. — Antwerpen. 1613
Schüler des Bildhauers Melchior Ykens. Er ist freilich
nur als Clavecinmacher bekannt. Auch sein Sohn und
sein Enkel gleichen Taufnamens kommen 1654 — 1659
und 1675 im gleichen Berufe vor, doch wurde mir von
einem Händler vor längerer Zeit eine schön geschnitzte
Theorbe mit dem eingeschnittenen Namen »Britsen«
angeboten, so daß anzunehmen ist, daß auch m dieser
Familie die Lautenmacherei wenigstens nebenbei be-
trieben wurde, wenn der Name nicht etwa nur den
einstigen Besitzer andeutete.
Brizzano (?), Vincenzo. — Foggla. 1860
Der Name war nicht sicher leserlich, aber die Geige,
die ihn trug, recht gut, ja besser als viele von seinen
italienischen Zeitgenossen.
Broberg, Carl Johan. — Gothenburg. 1 769. 1 793
Er war vermutlich ein Schüler von Jacob Hellman in
Engelholm^) und wurde im Jahre 1 769 als Geigen- und
Musikinstrumentenmacher in Gothenburg zugelassen.
Er war fleißig und baute alle Arten von Streich- und
Rupfinstrumenten. Er verwendete geschriebene und
gedruckte Zettel und gelegentlich auch eine Brand-
marke. Arbeiten von ihm haben sich im Privatbesitz
mehrfach erhalten.
Geigenzettel : Carl Joh. Broberg / Götheborg Anno 1 774
(gedruckt).
Brechet (Broche) s. M. Snoeck
Brock, Alfred Nilsson. — Stockholm. Geb.
15. April 1876
Sohn und Schüler von N. Nilsson in Malmö. Am
1. Oktober 1900 eröffnete er in Stockholm seine eigene
Werkstatt und ist jetzt dort Geigenmacher der König-
lichen Hof kapelle und des Musikhistorischen Museums.
Brocsko (Brotsko), Karl. — Budapest, f 1858
Schüler von Teufelsdorter. Seine nach Amati gebauten
Geigen sind in ihrer Arbeit, im Lack und im Ton recht
lobenswert.
Geigenzettel : Carolus Brotsko fecit / Pestini 1 85 1 (ge-
druckt).
Brooley, Charles. — London. 1885
Gitarren- und Banjomacher.
Bronzo s. Branzo
Brookfleld, Edward. — Southport. 1890. 1900
Er baut nach Guarneri und Stradivari und verwendet
ÖUack von gelber und orangeroter Farbe. Die Firma
heißt jetzt Brookfield & Co.
Geigenzettel: Edward Brookfield (geschrieben).
Broomley, Ch. H. — New Haven
Amerrkanischer Geigenmacher der Gegenv.'art.
Broquet, lebte Ende des 19. Jahrhunderts In
Dunkerque (Dep. Nord)
Broschi (Brocchi), Carlo. — Parma. 1 730. 1 744
Wenig bekannter Geigenmacher, über den sich nichts
ermitteln ließ. Eine zweifellos echte, vom Wurm stark
angegriffene Violine (kleines an Nie. Amati erinnerndes
Modell, hübsche F-Löcher, kleine Schnecke), trug den
Zettel : Carlo Broschi / in Parma fecit 1 732. Ein gleich-
namiger Geigenmacher lebte noch in den zwanziger
Jahren des 19. Jahrhunderts. Der Name wird auch
Braschi gelesen.
^) Was Hedvig Boivie, Amanuensis am Nordischen
Museum in Stockholm, in ihrem hübschen Aufsatz über
die schwedischen Geigenmacher in der Mus. Zeitschr.
»Fataburen« 1921, S. 64 mit aller Vorsicht sehr wahr-
scheinlich macht.
Brosig. — Neiße. 1910
Wurde nur als Reparateur genannt.
Brossa (Brosa, Bresa), Francesco. — Mailand.
1700
Eine Violine mit seinem Namen erinnert an die Bres-
cianer Schule und hat orangeroten Lack. Ich bin ge-
neigt, diesen Francesco Brossa mit Francesco Bresa zu
identifizieren; es wäre nur festzustellen, welche Form
des Namens die richtige ist. Eine Geige von ihm be-
findet sich in Freiburg i. B.
Geigenzettel: Francesco Bro'-a fece / dalla Scala in
Mano / 1700 (gedruckO.
Brouaux. — Bar-le-Duc. 1860. 1890
Beschäftigte sich hauptsächlich mit Wiederherstellungs-
arbeiten.
Brown, Alexander. — Glasgow. 1855. 1860
Er baute nicht ungeschickt nach Stradivari und ver-
wendete Spirituslack.
Geigenzettel : Alex. Brown Maker, / Glasgow, 1 857
(geschrieben).
Brown, Anthony. — London. 1855
Er soll ein Schüler von Morrison oder Panormo ge-
wesen sein und war besonders als Gitarrenmacher ge-
schätzt. Er wohnte um 1855 in der Rosamond st.,
Clerkenwell.
Brown, James (sen). — London. Geb. vor
1759, t vor 1834
Er war ursprünglich Seidenweber und erlernte erst im
Jahre 1804 bei Thomas Kennedy den Geigenbau, er-
öffnete dann in der Wheeler st. ,Spitalfields' seine eigene
Werkstatt als Geigenmacher und Reparateur und be-
tätigte sich als geschickter Meister.
Brown, James (jun.). — London. Geb. im Nov.
1786, t 1860
Sohn und Schüler von James B. sen. Ursprünglich
sollte er nur Bogen macher werden und erlangte darin
eine besondere GeschicklicKkeit. Nach dem Tode
seines Vaters verlegte er sich dann mehr auf den
Geigenbau und leistete auch darin Beachtenswertes.
Auch sein Sohn war zum Geigenmacher bestimmt.
Brown — Brusere
61
Brown, John. — Melbourne. 1880
Ein australischer Geigenmacher der Gegenwart, der
auf der Melboumer Ausstellung den dritten Preis
erhielt.
Brown, W. J. — Melbourne
Erhielt 1880 einen Ausstellungspreis für vorzügliche
Reparaturen. Die Firma heißt jetzt W. J. Brown & Son.
Browne (Brown), John. — London (Cornhill).
1680. 1743
Er führte die Hausmarke *at the Black lyon«. Das
Selhofsche Auktionsverzeichnis weist eine Viola da
Braccio von ihm auf. Seine Violinen gehen auf ein
Amatimodell zurück, erinnern aber auch an Stainer.
Brubac, Antoine. — Rouen. Geb. in Mire-
court 22. Jan. 1847, f in Rouen 1894
Ein tüchtiger Meister und verdienstvoller Leiter der
bekannten A. Kleinschen Geigenbauwerkstatt. Seine
Geigen tragen den Namen der Firma Klein.
Brubac, Charles. — Paris. Geb. in Mirecourt
21. Mai 1853
Bruder von Antoine B. Er arbeitet seit 1877 bei Gand
& Bernardel (jetzt Caressa & Franjais) und erhielt 1897
in Brüssel eine goldene Mitarbeitermedaille.
Brücken-Hammig, Christian August. — Mark-
neuklrchen. Geb. 14. Okt. 1833, f 19. Dez.
1885
Er selbst war hauptsächlich Baßmacher, aber er be-
schäftigte in seiner Werkstatt viele Geigenmacher,
hielt auf saubere Arbeit und besaß viele Ausstellungs-
preise.
Brücken-Hammig jun., Max. — Markneu-
kirchen 1897
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart, von dem
ein 1897 ausgestelltes Quartett nach Stradivari Beifall
verdiente.
Brückner, Ernst Max. —
Geb. 30. Mai 1875
Geigenmacher der Gegenwart.
Markneukirchen.
Brückner, Ernst Richard. — Markneukirchen.
Geb. 5. Nov. 1867
Geigenmacher der Gegenwart.
Brückner, Ferdinand (Nändor). — Budapest.
1874. 1900. Geb. 1848
Schüler von Mönnig. Im Jahre 1874 begründete er in
Budapest sein Geschäft, in welchem er stets eine Reihe
von Gehilfen beschäftigt hat. Unter seinen Streich-
instrumenten werden besonders seine Bässe gelobt;
auch fertigt er gute Schlaginstrumente (Cymbal) an'
Als Gehilfe arbeitete er vor 1874 bei J. W. Schunda.
Geigenzettel : Brückner Nändor ,' hangszer keszitö /
Budapest , Raktar: Magyar utcza 4. sz. (gedruckt).
Brückner, Franz. — Berlin, New York. 1879.
1892
Er ließ sich zuerst in Berlin nieder und ging im Anfeing
der neunziger Jahre nach New York.
Brückner, Heinrich Albin. — Markneukirchen.
Geb. 2. März 1855
Geschickter Geigenmacher der Gegenwart, der auch
als Lehrmeister erfolgreich gewirkt hat.
Mark
neu-
Brückner, Heinrich August,
kirchen. Geb. 6. Sept. 1856
Geigenmacher der Gegenwart.
Brückner, Richard. — London. 1886. 1906
Bruder von Franz Br. ; er hat eine Zeitlang in Berlin
gearbeitet und ist dann nach London übergesiedelt, wo
er namentlich als Reparateur geschätzt wird. Der Ton
seiner Geigen findet Anerkennung.
Geigenzettel : repaired at R. Brückner / London Septbr.
1892 (gedruckt).
Brückner, W. — Erfurt. 1900
Wurde mir nur durch seinen Zettel bekannt.
Geigenzettel: W.Brückner, Geigenbauer / Erfurt. /
Instrumenten- und Saitenhandlung / 1 900 (gedruckt).
Bruders, Johann August Christof. — Tanger-
münde. 1829
Er soll bei A. Zabel gelernt haben. In den Akten wird
er als Instrumentenmacher bezeichnet.
Brugere, Charles -Georges. — Paris. Geb.
10. Nov. 1865 in Mirecourt
Sohn von Charles Joseph Br. und Schüler von Etienne
Drouin m Mirecourt. Er arbeitete als Gehilfe bei Blan-
chard in Lyon, bei P. Bailly und bei Gand & Bernardel
und übernahm am 22. Sept. 1892 die alte Werkstatt der
Familie Henry in der Rue St. Martin. Er arbeitet unge-
mein sorgfältig, so daß er in jedem Monat nur eine
Geige fertig bekommt, die er nach Stradivari baut und
mit einem gelben bis goldroten Lack versieht. Nur in
die Geigen, die er vollkommen allein fertigmacht,
■ klebt er seinen Zettel. Er besitzt bereits mehrere
silberne Medaillen und eine goldene (Lüttich 1 905) und
war auch 1900 auf der Pariser .Ausstellung gut ver-
treten. Eine Verbesserung der Klangfarbe des Kontra-
basses ist ihm durch Änderungen in der Bauart recht
wohl gelungen.
Geigenzettel: Abb. 51. 65, 94.
Brugere, Charles-Joseph.
1842, t 1876
Mirecourt. Geb.
Nur als geschickter Gitarrenmacher hervorgetreten.
Seine Arbeiten tragen seinen Namen als Brandmarke.
62
Brugere — Bubenik
Brugere, Charles -Malakof f. — Marseille. Geb.
1857, f 1894 In Mirecourt
Ältester Sohn von Fran<;ois B., arbeitete lange Zeit bei
Hei in Lille und ließ sich dann in Marseille nieder, wo er
über 100 gute Geigen baute, deren Wert vor dem Kriege
auf durchschnittlich 200 fr. geschätzt vvurde.
Geigenzettel : Abb. 62.
Brugere, Franq:ols. — Mirecourt. Geb. 1822,
t 1874 in Mirecourt
Bruder von Charles- Joseph Br. Nachdem er unter
Pierre Silvestre und unter Daniel in Marseille gearbeitet
hatte, kehrte er nach Mirecourt zurück, wo er haupt-
sächlich für Derazey tätig war. Er hatte drei Söhne, die
sämtlich Geigenmacher wurden, aber nur Charles-
Malakoff B. machte sich selbständig.
Brugere, Joseph-Napoleon. — Mirecourt. Geb.
um 1859
Z-.veiter Sohn von Fran(;^ois Br. Gilt als sehr gesuchter
Baßmacher.
Brugere, Michel. — Paris. Geb. 1864 in Mire-
court
Dritter Sohn von Franc. B. und seit 1893 Werkführer
bei Charles-Georges Br., ein besonders tüchtiger Re-
parateur.
Brugger, Michael. — Salzburg. 1822. 1824
Er war eigentlich kein Geigenmacher, sondern Tischler.
Ob er neue Geigen gebaut hat, ist nicht bekannt, wohl
aber war er als Reparateur viel beschäftigt, da zu seiner
Zeit kein Geigenmacher in Salzburg ansässig war.
Eines der Instrumente im städtischen Museum Caro-
llno-Augusteum in Salzburg trägt einen Reparatur-
7ettel von ihm aus dem Jahre 1824.
Brunner, Franz. — Wien. Anfang des 1 9.Jahr-
hunderts
Der Erfinder der sog. »Harpe amphionique«, einer
kleinen Pedalharfe, die man auf dem Schoß halten
konnte. — Eine Harfe von Ihm besitzt das k. k. öster-
reichische Museum für Kunst und Industrie in Wien.
Er hat auch Gitarren, schwerlich aber Geigen gemacht.
Brunner, J. — Dübendorf (K. Zürich). Gegr.
1860. 1895
Streichinstrumentenhandlung und -fabrikatlon.
Brunner, Martin. — Olmütz. Geb. 1724,
t 26. Febr. 1801
Ein guter Meister, der wahrscheinlich bei J. Strobl ge-
lernt hatte und sorgfältig nach der Form baute. Hohe
Stalner-Wölbung und gelber Spirituslack sind für ihn
charakteristisch. Der Ton seiner Gelgen Ist recht an-
sprechend. Statt der Schnecke brachte er am Wirbel-
kasten gerne einen schön geschnitzten Hundekopf an.
Er brachte es trotzdem zu keinem Vermögen und starb
im Hause Nr. 565 in bitterster Armut. Ein Kontrabaß
von ihm befindet sich als Inventarstück auf dem Chor
der Pfarre St. Moritz in Olmütz.
Gelgenzettel: Martin Bruner, Lauten- und Geigen-
macher in Ollmütz 1771 (gedruckt).
Bruno, Carlo Colombo. — Turin. Geb. 1 6. Mai
1872 in Caltanisetta (Sizilien)
Er kam frühzeitig nach Turin, wo er lernte und 15
Jahre lang als Gehilfe arbeitete, worauf er seine eigene
Werkstatt eröffnete. Er baut vorzugsweise Geigen und
Violoncelli nach Stradivari, die er mit einem fetten, rot-
braunen Öllack versieht, ferner auch gute Mandolinen.
Seine Geigen sind sauber gearbeitet und gut im Ton.
Er erhielt In Turin 1898 eine goldene und 1900 in Paris
eine Bronzemedaille und in Marseille einen großen
Preis.
Geigenzettel : Abb. 33 und 60.
Bruno, Nicola. — Bologna. 1 727
In einigen Gelgen findet sich der Name dieses auch von
Valdrlghl (4052) erwähnten Meisters.
Brunskill, J. — Newcastle-on-Tyne. 1900
GeigenmacHer, -lehrer und -händler der Gegenwart.
Brustgrün, M. C. — Flensburg. 1862
Ein Holzblasinstrumentenmacher, der auch Geigen
repariert hat.
Brynildsrud, Lars Larsen. —
Moß (Norwegen). Geb. 4.
dem Hofe Brynildsrud im
marken (Norwegen)
Schüler von Lars Grinager, bei dem er von 1887 — 1889
arbeitete. Er Heß sich darauf In Kongsvinger als Geigen-
macher nieder und stellte ein von Ihm gebautes Quar-
tett in Paris aus. Von der Regierung erhielt er dann ein
Reisestipendium, arbeitete nach seiner Rückkehr in
einer Orgelfabrik in Chrlstlanla und ließ sich 1895 als
Orgelbauer In Moß nieder. Bis dahin führte er nur den
Namen nach dem Taufnamen des Vaters, also Lars
Larsen, und legte sich nun noch den Namen seiner Ge-
burtsstätte zu. Er hat ziemlich viele Streichinstrumente
gebaut und beschäftigt sich noch immer eifrig mit dem
Studium des Geigenbaus, wenn seine Haupttätigkeit
jetzt auch der Orgel gewidmet ist.
Bubenik, Joh. Bapt. — Prag. Geb. 21. Juni
1 800 in Hrusic bei Mnichovic, f 1 9. Jan. 1 836
in Prag
Schüler von Caspar Strnad, dessen Werkstatt er nach
dem Tode des Meisters übernahm. Er war mit Karo-
line, der Tochter des Musikers Scharoch, mit der er
am 17. Mal 1826 In der Kirche Maria Schnee getraut
wurde, verheiratet und wohnte in der (jetzigen) Ferdi-
nandsstraße (Ferdinandovä tl'ida) Nr. 9-19. Er arbeitete
nach den Modellen Strnads; nur nahm er die Wölbung
in der Mitte der Decke runder; da er aber verhältnis-
mäßig jung starb, hat er nicht allzuviel Geigen gebaut.
Geigenzettel : Johann Bubenik / Fecit Pragae Anno 1 829
(gedruckt).
Kongsvinger.
Juli 1859 auf
Amte Hede-
Bucharin — Buchstetter
63
Bucharin, Iwanowitsch. — Kasan. 1914
Sohn des geschickten Holzschnitzers Iwan Dimitro-
witsch B., der sich schon mit der Ausbesserung alter
Musikinstrumente beschäftigt hatte. So war er frühe
auf den Geigenbau hingewiesen und hat es darin zu
einer bei seinen Landsleuten sehr gerühmten Geschick-
lichkeit gebracht. Er arbeitet sehr sauber nach Amati
und Stradivarl und verwendet einen guten, dunkel-
gelben Ollack.
Buchenberg (Buckenberg), Mattheus.
1592. 1619
Rom.
Der Name kommt in allerlei entstellten Formen vor:
Bückenburg, Buechtenberg und italienisch sogar
Matteo Boccaber. Er selbst schrieb sich Bucchenberg;
in Urkunden heißt er manchmal auch Bucherberg
(1606). Er war deutscher Abkunft und ein berühmter
Lautenmacher. Baron schreibt von ihm: »Man hat die
vortrefflichsten Theorben von ihm, die nur zu finden
seyn. e. g. Oval rund, von einer sehr proportionierlichen
Größe, und von einem sehr delikaten, durchdrmgenden
metallenen Ton. Wer das Glück hat, von diesem be-
sonderen und vortrefflichen Meister etwas zu besitzen,
der kann nur solches als ein wahres Kleinod von Instru-
menten aufheben. Das Dach oder die Decke ist ins-
gemein mit drey Sternen nach römischer .\rt geziehret,
damit sie den Ton gut auswerf fen können.« — (Vgl.
auch V. d. Straeten, B. VI, S. 516. 517.) Im Jahre 1592
heiratete er Virginia, die Tochter des Lautenmachers
Pietro de Albertis. Eine Theorbe von ihm aus dem
Jahre 1608 besitzt .Mfr. Keil in Lissabon, ein Chitarrone
von 1614 das Victoria- and Albert-Museum in London.
Bucher, Ignaz Johann (I). — Wien. Geb. in
Wien 1828, t ll.Juh 1881
Schüler seines Vaters Johann B., dessen Geschäft er
1856 übernahm. Er war ein sehr tüchtiger Geigen-
macher, der u. a. für ein nach Stradivari gebautes
Quartett, dessen guter und starker Ton auffiel, im
Jahre 1873 die Verdienstmedaille erhielt. Er baute auch
verschiedene andere Saiteninstrumente, von denen
namentlich seine Gitarren sehr beliebt waren. Als in
den sechziger Jahren die Zither populär wurde, ver-
legte er sich ganz auf den Bau dieses Instruments und
brachte es darin bald zu großem Rufe.
Geigenzettel : Abb. 48.
Bucher, Ignaz Joh. (II). — Wien VII. Geb. In
Wien 1859
Schüler seines Vaters Ign. Joh. B. I, dessen Geschäft
er 1881 übernahm. Er arbeitete eine Zeitlang als Ge-
hilfe in Markneukirchen und setzt jetzt die Traditionen
des ererbten Geschäftes, das neun Medaillen besitzt, in
würdiger Weise fort. Er baut seine Geigen meist nach
Stradivari, die übrigen Instrumente (Zithern, Gitarren
usw ) n-ich eigenen Modellen und verwendet Spintus-
und Öllack. Mit dem Geschäfte ist jetzt auch eine
Saitenfabrik und eine Musikalienhandlung verbunden.
Gcigenzettel: Ig. Joh. Bucher / VII Zollergasse 22 ,'
Wien (gedruckt).
Bucher, Johann. — Wien. Geb. 1792 zu
Hammerschwang in Württemberg, f in Wien
1856
Er kam als Knabe nach Wien zu J. G. Stauffer in die
Lehre, gründete bereits 1816 sein eigenes, heute noch
blühendes Geschäft und brachte es bald zu Ansehen,
sodaß er schon in den dreißiger Jahren in Schuberths
Lexikon unter den hervcrragerden neueren Geigen-
machern aufgeführt wird. Hauptsächlich verlegte ersieh
auf den Bau von Gitarren, die er nach Legnani, Stauffer
u. a. baute und in großer Zahl auch an die Wiener
Händler verkaufte.
Geigenzettel : (Schwebender, Gitarre spielender Engel )
Johann Bucher Guitarremacher in der Stadt. Schul-
tergasse am Judenplatz N° 403 , in Wien (Abb. 70).
Bucher. Michael. - Halle (Hall?). 1729
Eine Arbeit von ihm besitzt das Museum in Darmstadt
(Nr. 499).
Buchner
Eine Geigenmacherfamilie, von der gegenwärtig selb-
ständig tätig sind : Anton B., Emanuel B. und Wenzel B.
in Schönbach und Josef B. in Steingrub. Der Klavier-
macher Carl Conr. B. (geb. 1778) in Sondershausen
gehört einer anderen Familie an.
Buchstetter, Christoff Andre. — Stadtamhof.
1741
Wahrscheinlich der Vater von Gabriel David B. Er
arbeitete nach G. da Salö und nennt sich »Bürger,
Landen und Geigenmacher«.
Buchstetter, Gabriel David. — Stadtamhof bei
Regensburg. 1752. 1771
Seinerzeit galt er für einen der besten deutschen
Meister, und selbst Spohr spielte auf seinen Konzerten
nur eine »Buchstetter«, bis ihm der Zufall in Münster
bei Kolmar seine »Lupot« in die Hand fallen ließ.
Buchstetter war fleißig und galt für sehr wohlhabend.
Seine besten Geigen sind lang und schmal, haben flache
Wölbung und eigenartige F-Löcher, die etwas an
Amati erinnern. Die Arbeit ist gut, stellenweise sogar
sehr sorgfältig; nur in der Wahl des Holzes war er nicht
allzu wählerisch und verarbeitete gern hartjähriges
Tannenholz, was den Ton scharf machte. Weniger gut
war ursprünglich sein Lack, der über einer braunen
Beize aufgetragen erscheint. Später verstand er aber
■ einen schönen, feurigen Lack von guten Eigenschaften
und gelber oder gelbroter Farbe herzustellen. Auch
seine Schnecken sind oft schön gestochen. Er machte
Geigen und Lauten aller Art, und Arbeiten von ihm
kommen noch ziemlich häufig vor. Eine Chorlaute be-
sitzt das Germanische Museum in Nürnberg, zwei
Violinen das Stift St. Florian in Obcrösterrelch. Es gibt
auch eine Anzahl hochgewölbter Geigen (mit tiefer,
breiter Hohlkehle, kurzen, geschweiften F- Löchern
mit eiförmigen Endpunkten, gutem Lack, aber
schlechter Schnecke), in denen statt Gabriel David nur
Gabriel Buchstetter zu lesen ist. Man hat daher zwei
Geigenmacher unterscheiden wollen. Wahrscheinlich
64
Buchstetter — Burekart
hat er seine billigen Geigen in den gangbaren deutschen
Formen und bessere nach italienischem Vorbild ge-
macht. Eine Violine von ihm mit geschriebenem Zettel
besitzt Carl Stoeber in Würzburg.
Geigenzette! : Abb. 35 und 83.
Buchstetter, Josef. — Stadtamhof b. Regens-
burg. 1776
Sohn von Gabriel David B. und jedenfalls auch dessen
Schüler, da er ganz wie dieser arbeitete ; doch kommen
seine Geigen seltener vor.
Geigenzettel: Josephus Buchstetter, Filius Gabrielis /
Davidis, PedepontI prope Ratis- / bonam — Anno 1776
(gedruckt).
Buchta, Johann. — Brunn. 1776. 1841. Geb.
bei Ingrowitz in Mähren um 1755, f 1841
Außer Lauten und Gitarren soll er auch Harfen gemacht
und sich schließlich auf den Klavierbau verlegt haben.
Er war seit 1776 Mitglied der Tischlerzunft und wurde
1803 Bürger. Der im Jahre 1838 als Bürger vorkom-
mende Instrumentenmacher Wilhelm B. dürfte sein
Sohn, und der 1888 verstorbene Klaviermacher Rudolf
B. sein Enkel gewesen sem.
Buckman, Geo. H. — Dover. 1899. Geb.
23. Okt. 1845
Ein Beamter und guter Geiger, der, durch Ottos und
Heron-Allens Schriften angeregt, sich dem Geigenbau
zuwendete und am besten nach dem Modell von Stra-
divaris »Le Messie« arbeitete. Seine Geigen zeigen
gutes, altes Holz, sorgfältige Arbeit und sind mit
»Whitelaws Cremona-Bernstein-Öllack« in verschie-
denen Farben lackiert. Seine Biographie veröffentlichte
Meredith-Morris in »The Strad<' 1899 Nr. 112.
Geigenzettel: Geo. H. Buckman / Dover 1899 (gedr.).
Buczak, Franz, lebte im letzten Drittel des
19. Jahrhunderts in Galizien
Geigenzettel: Rep. w roku 1877 / Franciszek Buczak
(gedruckt).
Budiani s. Rodiani
Büchel, Hugo. — Coburg. Geb. 19. Nov. 1859
auf der Coburger Feste
Er war ursprünglich Mechaniker, bereiste Italien und
die Schweiz, studierte, als Sprößling einer bekannten
Musikerfamilie, bei dieser Gelegenheit alle Geigen-
sammlungen und verlegte sich schließlich, unter-
stützt von der herzogl. sächs. Hofkapelle, ganz auf
den Geigenbau. Er trat in das Galdertsche Geschäft
in Coburg ein, dessen Eigentümer er seit 1891 ist. Er
arbeitete ursprünglich nach Stainer, doch hatten seine
ersten Geigen in den tieferen Lagen einen hohlen, in
den höheren einen spitzen Ton. Später kam er auf ein
eigenes Modell, in der Mitte zwischen Stradivari und
Bergonzi liegend, das auf ellipsenförmiger Ausarbeitung
der Decke beruht.
Geigenzettel: H. Büchel / Coburg 1899 (nur geschr.).
Büchner, F. W. — Leipzig. 1850. 1861
Musiker und Instrumentenmacher. J. Lotto zollte ihm
wegen des kräftigen Tons seiner Geigen lebhafte Aner-
kennung. Ich kenne nur Ausbesserungsarbeiten von
ihm. Seine Reparaturzettel klebte er gewöhnlich im
Innern an die Zargen.
Bühlich, Richard. — Rostock i. M. Geb. um
1 868 in Lützen bei Leipzig
Er lernte bei Ad. Paulus in Leipzig, war von 1885 bis
1895 als Gehilfe tätig und ließ sich 1895 in Rostock
nieder, wo er schon vorher bei Ellersieck gearbeitet
hatte. Er baut nach eigenem, dem Stradivari ähnlichen
Modell und verwendet einen goldgelben Spirituslack
mit rotbrauner Schattierung. Sein Holz ist gut, und
seine Geigen klingen, wenn sie nicht zu dünn aus-
gearbeitet sind.
Geigenzettel : Richard Bühlich, Rostock / Geigenbauer
18.. (gedruckt).
Bürger, Joh. Adolph. — Frankfurt. 1694
C. C. Snoeck besaß eine 26 cm lange Taschengeige mit
Perlmuttereinlagen von ihm. Die größere Wahrschein-
lichkeit spricht dafür, daß er in Frankfurt a. M. gelebt
hat, obwohl sich im dortigen Archiv kein Beleg dafür
finden ließ. In Frankfurt a. 0. habe ich gleichfalls ver-
gebens nach ihm geforscht.
Bull, Ole. — Bergen. Geb. 5. Febr. 1810,
t 17. Aug. 1880
Der berühmte norwegische Geiger versuchte sich auch
als Geigenmacher. Er ging dabei von den Lehrsätzen
Bagatellas aus und bildete sich ein geometrisches
System, das ihm einen Schlüssel abgeben sollte, um in
die vermuteten Geheimnisse der Cremoneser und be-
sonders Stradivaris einzudringen. Am wertvollsten
waren dabei vielleicht seine Versuche, die er mit den
verschiedenartigsten Hölzern vornahm.
Buonaroti. — Rom. 18. Jahrhundert
Ein Meister zweiten Ranges, dessen schmales Patron
sowie die ziemlich starke Wölbung eher auf deutsche
als auf italienische Vorbilder schließen läßt. Manche
bringen ihn mit D. Tecchler in Beziehung.
Buonfigliuoli, Pier Francesco. — Florenz.
17. Jahrhundert
Bei de Piccolellis und Vidal wird er zwar dem Namen
nach erwähnt, doch war es mir nicht möglich, irgend
etwas von ihm oder über ihn zu ermitteln.
Burekart, Dionysius. — Rastatt. 1807
In einer mittelmäßigen, nach dem Stainermodell ge-
bauten Violine fand sich der untenstehende Zettel. Die
Schnecke ist flach, am besten noch der gelbe Lack. Da
nur der Ort und die Jahreszahl handschrifdich ange-
bracht ist, scheint Burekart an verschiedenen Orten
gearbeitet und dann auf seinem Zettel den jeweiligen
Aufenthaltsort vermerkt zu liaben.
Geigenzettel : Dionisius Burekart Musikus / Violin- und
Saitenmacher / in Rastat 1807 (geschrieben).
Burckholtzer — Buti
65
Burckholtzer (Burgkholzer) s. Purkholtzer
Burghardt s. Bourgard
Burkhardt, Emil. — Elsenach. Geb. 1871 zu
Annaberg im Erzgeb.
Er lernte bei Meisel in Klingenthal und arbeitete 1888
als Gehilfe bei Ernst Gläsel in Markneukirchen ; von da
ging er 1890 nach Dresden zu Hammig, 1892 zu Beyer
nach Erfurt und 1895 nach Kötzschenbroda bei
Dresden, wo er sich am 1 . Juni selbständig machte. Er
erfand ein Universalstreich- und Rupfinstrument, zu
dessen fabrikmäßiger Herstellung er sich mit einem
Kaufmann in Schleusingen verband. Seit 1898 widmete
er sich wieder ausschließlich dem Geigenbau und
siedelte 1901 nach Eisenach über, wo er durch ge-
diegene Arbeit bald allgemeine Anerkennung fand. Er
ist gleich tüchtig im Neubau wie in der künstlerischen
Wiederherstellung alter Geigen.
Geigenzettel: Emil Burkhardt, / Instrumentenmacher
u. Reparateur, ' Elsenach, anno 190 (gedruckt).
Burnley, Arnold. — 1871
Ein englischer Geigenmacher, dessen OUack gelobt
wird.
Burzenski, Kasimir. — Uscie-Solne. 1796
In der Wiener Musik- und Theaterausstellung waren
Arbeiten von ihm ausgestellt.
Busan, Domenico. — Vicenza, Venedig. 1 740.
1780
Die Lesart BusaS ist sein:n Zetteln nach falsch. Er ist
wenig bekannt und soll nach de Plccolellis aus Vicenza
stammen, schloß sich aber der Venezianer Schule an.
Hauptsächlich sind einige gute Bässe von ihm bekannt.
Geigenzettel : Dominlcus Busan / Venetus Fecit / Anno
1746 (gedruckt). — Dominicus Busan / fecit Venetils
1761 (gedruckt).
Busch, Ernst. — Nürnberg. 1612. 1644
Ein fleißiger und geschätzter Lauten- und Violen-
macher, der in den Umrissen eine neue Form anstrebte.
Arbeiten von ihm sind in verschiedenen Sammlungen
zu finden. Zwei Gamben von ihm sind in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln und ferner eine
Violine von 1644 im Germanischen Museum in Nürn-
berg. Eine aus der Sebalduskirche stammende Viola von
ihm besitzt der 85 jährige Nürnberger Musiker Auer
seit 65 Jahren. Die Viola ist sehr groß und hat einen
wundervollen Ton. C. Claudius in Kopenhagen hat
eine sehr große Baßgamba mit Bogen von ihm aus
dem Jahre 1638 und eine Diskantviola da Gamba.
Gelgenzettel: Ernst Busch, Nürnberg 1617 (gedruckt).
— Ernst Busch / in Nürnberg 1 638 (gedruckt). — Ernst
Busch Nürnberg / 1641 (gedruckt).
Kontrabaß hier genannt werden darf. Er hat sich seit
langen Jahren mit der Verbesserung des Kontrabasses
beschäftigt, der bekanntlich an dem Mangel leidet, daß
seine Töne nur bis zum Kontra-E hinuntergehen, daß
also die Kontraoktave zu den tiefsten Cellotönen bis C
fehlt. Schon 1856 baute er einen C- Kontrabaß, der sich
aber nicht praktisch erwies, well er in Quinten gestimmt
war. Um die gewohnte Mensur bestehen zu lassen und
nur die tiefste Saite nach Bedürfnis bis zum Kontra-C
benutzen zu können, ersann Buschmann verschiedene
Systeme mit Anwendung von Wellen, Klappen oder
Druckstäben, aber alle wollten den Ansprüchen an
bequeme Spielart nicht genügen. Schließlich löste er
das Problem durch Verwendung eines zweiten Sattels
für die tiefste Saite und von vier Greifern, die durch
Druckknöpfe vom Hals aus in Tätigkeit gesetzt werden.
So kann die gewöhnliche Spielart des Instruments be-
stehen bleiben und doch nach Belleben die tiefste Saite
nach Dis oder Es, D, Cis oder Des und C zu gestimmt
werden. Damit ist nicht nur die Skala um diese Töne
erweitert, sondern der Klang des Instruments vervoll-
kommnet und die Tonarten, die sonst ohne Kraft sind,
wirken freier. Eine ähnliche Erfindung hat allerdings
Karl Plttrlch in Dresden schon früher gemacht.
Bussetto, Giovanni Maria del. — Cremona,
Brescia. 1640. 1681
Er wird stets, u. a. noch von Valdnghi, in die Zeit von
1540 — 1580 gesetzt und dann der Zeit nach als einer
der ersten Geigenmacher Cremonas erklärt. Auf echten
Zetteln ist jedoch die Zahl 16 bei der Angabe des Jahr-
hunderts ganz deutlich; einen solchen Zettel veröffent-
licht auch Grillet. In einer Ahviola der Sammlung
Scheurleer mit der Ortsangabe Brescia wird die Jahres-
zahl 1 576 gelesen, was offenbar falsch ist. Seine Geigen
sind hochgewölbt, haben großes Patron, kurze, weite
F-Löcher, und dunkelgelben oder braunen Lack. Er
stammt wahrscheinlich aus Busetto und ist vielleicht
der Meister der Violen mit dem Namen: Joannes
Marlus (gedruckt).
Geigenzettel : .Abb. 85.
Bussolero, Luigi. — Riva-Nazzaro. 1817
Guter Gitarren- und Mandollnenbauer vom Anfang
des 19. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Luigi Bussolero Rivanazzaro 1817 (ge-
druckt).
Buthod. — Mirecourt. 1820. 1845
Nachdem er eine Zeitlang unter Vulllaume gearbeitet
hatte, gründete er in Mirecourt eine große Fabrik und
verband sich später mit Husson; zuletzt hieß die Firma
»Husson, Buthod et Thibouville*.
Geigenzettel : Buthod. Luthier / Eleve du Vulllaume, ä
Paris (gedruckt).
Buschmann, Gustav Adolf. — Hamburg. Geb. Buti, Antonio. — Archi. 1756
1835 in Freiburg i. Br. Mittelmäßiger Geigenmacher aus Albano.
Bekannter Piano- und Harmoniumfabrikant, der als Geigenzettel: Antonio Buti d'Albano Archi / Fece
Erfinder einer schätzenswerten Verbesserung am l'anno 1756 (gedruckt).
V. Lütg-endorff, Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II J
66
Button — Ca'.agari
Button. — London. 1806. 1830
Hauptsächlich Händler. Er war zuerst mit Purdey,
später mit Whitaker verbunden und wohnte eine Zeit-
lang in St. Paul's Churchyard.
Byrom, John. — Liverpool. 1900
Eine sauber gearbeitete Violine, die ich in Händen hatte,
trug semen Namen.
C. C.F.R. — Wien. 1800
In einer sehr schön gearbeiteten, mit Ebenholz, Elfen-
bein und Perlmutter eingelegten Gitarre fand sich dieser
Brandstempel. Es gelang mir nicht, den Verfertiger fest-
zustellen.
Cabasse, Prosper. — Mirecourt. Anfang des
19. Jahrhunderts
Vielleicht ein Sohn des 1778 genannten Bogenmachers
Jean C. Ein ziemlich geschickter Gitarren- und Geigen-
macher, der auf seiner Brandmarke Paris als Ursprungs-
ort anzugeben pflegte. Sein Modell war schmal und
höher gewölbt als das in Mirecourt übliche. Seine
Brandmarke wurde auch nach seinem Tode noch von
Händlern benutzt, wobei der Name manchmal als
Gabasse erscheint.
Cabled (Cabley). Claude. — Mirecourt. 1604.
1607
Ein bisher nur aus den Urkunden nachzuweisender
Geigenmacher. Einer seiner Nachkommen, Jean Claude
Cabley, lebte zwischen 1 762 und 1 777 als Bogenmacher.
Cabresy. — (?) 1725
Der am 8. Mai 1794 guillotinierte Tavernier de Bou-
logne besaß nach Brunis Inventar (Gallay, Un Inven-
taire sous la terreur par A. Bruni, Paris 1890, S. 25)
»ein Violoncello von Cabresy«. Auch ein Baß aus dem
gleichen Jahr von diesem Meister ist bekannt. Über
seinen Wohnort usw. war nichts zu erfahren.
Cabroli, Lorenzo. — Mailand. 1716
Mittelmäßiger Geigenmacher, dessen gelber Lack noch
das Beste an seinen Arbeiten ist.
Cabroly. — Toulouse. 1734. 1747
Er scheint ein in Frankreich eingewanderter Italiener
gewesen zu sein und könnte mit der Mailänder Familie
Cabroli zusammenhängen. Seine Arbeiten sind nicht
schlecht und sein Lack ist gewöhnlich blaßrot oder
rötlichgelb. Statt der Einlage zog er oft nur Linien.
Eine Diskantviola von ihm ist in der Crosby Brown-
Sammlung in New York zu sehen.
Geigenzettel: Abb. 124.
Cadot, Theobald. — Toulon. Geb. um 1850
Er ließ sich in den achtziger Jahren des 1 9. Jahrhunderts
in Toulon als Geigenmacher und -händler nieder.
Caeste, Gaetano. — Cremona. 1660. 1680
Da die wenigen, die seinen Namen erwähnen, ihre
Quellen verschweigen, war es nicht möglich, etwas
Näheres über ihn festzustellen. Er gehört vielleicht zur
Familie Costa, ist aber m Cremona unbekannt.
Caffarata. — ? 1840
Ein geschickter Italiener, von dem ich einen sehr guten
Baß kennen lernte.
Cahusac. — London (Strand). 1785. 1788
Da er fast nur mit den Söhnen von Banks gemeinsam
arbeitete, kommen Geigen mit seinem Namen äußerst
selten vor. Er hielt sich an den deutschen Stil; sein
Modell ist hochgewölbt. Die Einlage fehlt zwar, dagegen
ist sein bernsteinbrauner Lack schön. Sein Sohn (»Ca-
husac Son«) ist als Verfertiger von Oboen bekannt ge-
worden.
Cailhe, Henri. — Charroux. Geb. 8. Aug. 1864
Geschäftsteilhaber seines Vaters J. B. Cailhe-Decante.
Cailhe (Cailhe-Decante), Jean Baptiste. —
Charroux. Geb. in Charroux d'Allier 10. Mai
1832
Schüler und Schwiegersohn von Jacques Decante,
dessen Geschäft er 1858 übernahm und von Jenzat
nach Charroux verlegte, nachdem er vorher von 1855
bis 1857 in Paris und Lyon gearbeitet hatte. Er baute
Leiern (Viellen) nach den Modellen seines Hauses und
hat ihnen eine gefälligere Form und volleren Klang
gegeben und auch den Saitenbezug verdoppelt. Er ver-
wendet einen Spirituslack eigener Mischung. Seine
Fabrik führt das Schild »ä la vielle Bourbonaise«. Auf
seinen Zetteln findet man außer dem Namen seine
zahlreichen Auszeichnungen angeführt.
Caille. — Mirecourt. 18. Jahrhundert
lacquot nennt zwei Mitglieder dieser Familie: Louis C.
(1779—1787) und Dominique C. (1769—1789).
Caisser s. Kaiser
Calabri,PierVittoriodi. — Ferrara. 1549. 1551
Ein Musiker, der auch Lyren gebaut haben soll. Vgl.
Valdrighi 518 und Anmerkung dazu.
Calace, Antonio. — Neapel. Um 1850
Nur als Gitarrenmacher bekannt. Er wohnte Strada
Mezzo-cannone Nr. 32.
Calace (Calaca), Nicola und Raffaele. - Neapel.
1881. 1903
Söhne des Antonio C. Gehören wie ihr Vater zu den
vielen Mandolinenmachern Neapels.
Calagari, Francesco Giuseppe. - — ? 1685
Eine sehr schöne, hochgewölbte Viola von großem,
edlem Ton, mit braunem feurigen Lack und schöner
Schnecke in der Sammlung Carl Stoeber in Würzburg
enthält einen Zettel mit diesem Namen. Der Wohnort
läßt sich nicht einwandfrei lesen.
I
Ca'.ar — Campetti
67
Calar, Giovanni. — Rom. 1624
Ein in Rom ansässiger Lautenmacher, wahrscheinlich
deutscher Abstammung.
Calow, William. — Nottmgham. 1875.
Geigenmacher, Reparateur und Händler.
1890
G
enua.
Calcagni (Calcanius), Bernardo.
1710. 1750
Ein geschickter Meister, der von verschiedenen Ken-
nern der Schule Guarneris zugewiesen wird. Wenn er
auch zeitweise das Guarnen-Modell nachahmte, so
nähert er sich mehr und mehr dem flachen Modelle
Stradivaris ; nur um 1 740, da er mit Pazarini verbunden
war, scheint er das hochgewölbte Modell seines Ge-
nossen angenommen zu haben. Sem Holz ist schön und
der Lack von rotgelber oder Goldorangefarbe. Ein
Ferdmando Calcanius, den manche erwähnen, hat in
Genua nicht gelebt^).
Geigenzettel: Abb. 140.
Caldeira. — Lissabon. 1896
Sein Geschäftsteilhaber war Rosa. Beide sind die Nach-
folger von Manoel Pereira gewesen und bauten haupt-
sächlich Gitarren und Mandohnen.
Callsen, Bruno. — Zittau i. S. 1898
Die Firma lautete bis 1898 B. Callsen & Schäfer. Er
bezeichnet sein Geschäft als »Streichinstrumenten-
macherei".
Caltrassaure (?). — 1787
Eine Geige mit diesem zweifelhaften Namen, hellbraun
lackiert, besitzt G. Withers in London.
Calvalono. — Genf. 1 725
Zweifelhafter Name, der jedoch von Grillet noch an-
geführt wird ; s. Cavalono.
Calvarola, Bartolommeo. — Torre Baldone
(Bergamo) und Bologna. 1 750. 1 767
Viele seiner Geigen sind von gewöhnlicher Arbeit,
einige aber sorgfältiger gemacht und erinnern an die
Schule der Ruggeri. Sein gelber Lack ist immer ziem-
lich gut ; dagegen sind seine Schnecken ohne Schwung
und bei aller Kleinheit plump in der Form.
Geigenzettel : Bartolommeo Calvarola / fecit Bergame
1 76 . . (gedruckt).
Calzavara, Santo. — Padua. 1764
Sein Name ist mir nur in einer klemen Mandoline der
Sammlung Snoeck (Nr. 319) vorgekommen.
Geigenzettel : Santo Calzavara fece ,' in Padova Tanne /
1764 (geschrieben).
Calonardi, Marco.
1 7. Jahrhunderts
Sowohl de Piccolellis als Vidal teilen ohne Quellen-
nachweis nur den Namen mit. »Calonardi« ist jedenfalls
mit »Carlomordi« identisch, doch wage ich nicht zu
entscheiden, welche Form des Namens die richtige ist.
Calon-Stremiti, Eugenio. — Modena. 1840
Nur als Gitarrenmacher bekannt geworden.
Calot. — Bern, Turin. 1820. 1830
Er stammte aus Mirecourt, arbeitete in verschiedenen
Städten als Gehilfe und ließ sich zuerst in Bern und
später in Turin als Geigenmacher nieder. Valdrighi
besitzt eine schöne Gitarre mit dem Zettel : Calot, rue
de la rose rouge / porte N. 3. U etage, Turin (gedr.).
— Eine von ihm ausgebesserte Viola besaß Comm.
Ca Valien in Ferrara.
Geigenzettel : Repare par Calot ,' ä Herne, 1 . may 1 820
(geschrieben).
Calot (Callot). — Paris. Geb. 1810 in Mire-
court
In seiner Vaterstadt ausgebildet, kam er als Gehilfe zu
Clement nach Paris und verband sich 1830 mit Augiere,
mit dem zusammen er ein Geschäft in der Rue St. Eu-
stache Nr. 12 eröffnete. Ihre Instrumente zeichnen sich
durch saubere Arbeit, gelbroten Lack und guten Ton
aus.
^) Ein Tiberio Calcagni war ein florentinischer Bild-
hauer, der um 1560 bei Michel .'Xngelo arbeitete.
Cremona. Mitte des Camberini (?), Giambattista. — Florenz (?).
18. (?) Jahrhundert
Wahrscheinlich ein Mitglied der Familie Giamberini
(s. d.), von dem G. Withers in London einen dreisaitigen
Kontrabaß besitzt. Das Holz daran und die Arbeit sind
gut.
Camilli, Camillo. — Mantua. 1714. 1760
Er wird zwar gewöhnlich als Schüler Stradivaris be-
zeichnet, doch sind seine Geigen viel häufiger nach
Guarnen gebaut, so daß es wahrscheinlicher ist, daß er
bei einem Mitglied der Guarnerischule gelernt hat.
Seine Instrumente kommen, wie nicht anders zu er-
warten, jetzt immer mehr in Aufnahme. Schöner Ton,
gutes Holz, hellroter oder bräunlichroter Lack, der an
Landolfi erinnert, weite, kurze F- Löcher kennzeichnen
seine Geigen. Er verwendet verschiedene Zettel:
Eine Violine mit der Inschrift »Camillo de Camilli Fee.
in Mantova 1734« besitzt das Brüsseler Streichquartett.
Geigenzettel : Camillus de Camilli , Fecit in Mantova
1760(gedruckO und Abb. 116,
Camilho, Davide. — Cremona. 1 755
Wenig bekannter Meister dritten Ranges, den de Pic-
colellis übrigens nicht erwähnt. Er ahmte Nie. Amati
nach. Der Wohnort ist vielleicht fingiert.
Campetti, Lorenzo. — Lucca. 1833
Einer der vielen italienischen Geigenmacher des
19. Jahrhunderts ohne Eigenart, deren Arbeiten nichts
mehr von den Traditionen der klassischen Meister ver-
raten.
5*
68
Campi — Cappa
Campl, Giuseppe. — Pescina. 1760. 1762
Ein Geigen macher, der vielleicht in Pesaro gelernt hat
oder zu Odoardo in Beziehung stand. Seine Geigen
sind nicht schlecht, flach gewölbt, aber von handwerks-
mäßiger Arbeit.
Geigenzettel : Josephus de Campis / in Pescina Ao 1 7 . .
(geschrieben). — Giuseppe Campi fece ,' in Pescina
Anno 1762 (geschrieben).
Campion. — Paris (?). 1823
Nur nach einer reich mit Perlmutter und Ebenholz em-
gelegten Gitarre aus Mahagoniholz bekannt, die m Paris
im Jahre 1823 ausgestellt war.
Camploy. J. — Verona. 1854. 1860
Wie so viele andere wollte auch er den alten Cremoneser
Lack neu erfunden haben und stellte Geigen mit diesem
Lack in München im Jahre 1854 aus.
Cannon, James. — Dumfnes. Geb. m Plascow
(Kirkcudbrightshire) 1855
Er kam um 1 880 als Bahnbeamter nach Dumfries und
ist ein guter Geiger. Er besaß eine von seinem Groß-
vater gemachte Violine, die ihn zuerst veranlaßte, sich
auch im Geigenbau zu versuchen. Er studierte Ottos
Schriftchen und hat aus Liebhaberei eine Anzahl Gei-
gen gemacht, die nicht schlecht sind.
Geigenzettel: J. Cannon. / Dumfries,/ 1888 (gedr.).
Cans, Dominik. — Oudenaarde (Belgien). 1 748.
t 1806
In der Sammlung Snoeck befand sich eine von Jooris
Willems gebaute Baßviola mit seinem Reparaturzettel.
Er war von Beruf Apotheker und nur aus Liebhaberei
Geigenmacher.
Geigenzettel: D. Cans refecit / Aldenardae, anno 1801
(gedruckt).
Capellus, Antonius. — ? 1563
Eine Diskantlaute mit diesem Namen und Datum be-
sitzt C. Claudius in Kopenhagen.
Capiari. 1846
Italienischer Geigenmacher, der um die Mitte des
19. Jahrhunderts tätig war.
Capo (Capa), Antonio. — Cremona. 1796
Einige wenige Geigen tragen seinen Namen; auch bei
Valdrighi (4093) wird er erwähnt.
Capo. — Mailand. 1717. 1718
Ebenso selten vorkommend wie der gleichnamige Cre-
moneser. Vidal führt nur den Namen an ; Grillet fügt
die Beschreibung eines Zettels hinzu, ohne auf seine
Arbeiten einzugehen. Beide sind vielleicht Nach-
kommen G. Cappas. Eine Violine (35,4 mm) von ihm
mit einem Pergamentzettel besitzt Julius von Thury
In Budapest. Sie erinnert eher an das Klotz-Modell als
an die Arbeiten gleichzeitiger Malländer, Ist aber ele-
ganter Im Umriß und hat recht hübsche F-Löcher.
Cappa, Giuseppe Francesco. — Saluzzio. 1 640
Grillet veröffentlicht seinen Zettel. Wenn die Jahreszahl
richtig gelesen und der Zettel echt ist, dann wäre dieser
bisher unbekannte Gius. Franc. C. vermutlich als ein
Oheim des berühmteren Goffredo C. anzusehen.
Geigenzettel: Abb. 139.
Cappa, Goffredo. — Saluzzo. Geb. 1644 in
Saluzzo, t 6. Aug. 1717
Sohn des Andrea C. aus Finalborgo. Er war wahr-
scheinlich ein Schüler Nicolo Amatis. Von seinen Le-
bensschicksalen weiß man bedauerlicherweise sehr
wenig, nur daß er im Jahre 1679 die Maria Scottl ge-
heiratet hat. Er gehört zu den besten Meistern der
Amatlschule und geriet unverdienterweise so in Ver-
gessenheit, daß allerlei schiefe Urteile über ihn und
seine Arbeit lange genug unwidersprochen verbreitet
werden konnten. Auch wurden seine Zettel gefälscht
und mit unsinnigen Jahreszahlen versehen in minder-
wertige Gelgen geklebt, während seine echten Arbeiten
als Arbeiten der Amati, deren Namen den Händlern
geläufiger waren, verkauft worden sind. Er nimmt die
Wölbung ein klein wenig höher als sein Lehrer, hat eme
andere Schnecke, kurze, weite F-Löcher, hohe Zargen
und kommt im Lack seinen größeren Zeltgenossen
nicht gleich. Seine Geigen haben jedoch einen edlen
Ton und können In dieser Beziehung mindestens den
Arbeiten G. B. Rogerls gleichgestellt werden. Da seine
besten Violinen, wie schon bemerkt, längst mit Amati-
zetteln versehen wurden, kommt nur selten ein ein-
wandfreies Exemplar mit seinem Namen zum Vor-
schein, eher begegnet man noch Violen und Violoncelli
von ihm, so daß es begreiflich erscheint, wenn min
angenommen hat, daß ihm diese Instrumente besser
gelungen seien. Auf den Zetteln, die er In seine Arbeiten
klebte, liest man : lofredus Cappa feclt / Salutlls anno
16 . . (gedruckt). Diese Zettel wurden schon In alter
Zeit gefälscht, und da sie häufig verwendet wurden,
läßt dies doch einen Rückschluß darauf zu, daß Cappa
seinerzeit einen gewissen Ruf bei den Geigern gehabt
haben muß. Dafür spricht auch, daß verschiedene ge-
schickte Gelgenmacher als Cappa-Schüler bezeichnet
wurden, so die Turiner Meister G. Francesco Celoniato,
der etwas ältere Gius. Francesco Catenarl und Nicola
Glorgl, femer Domenico Bombino In VUlafranca und
Spirito Sorsana in Conl und bis zu einem gewissen
Grade auch Carlo Giuseppe Testore In Mailand. Es
wird sich schwer feststellen lassen, was da willkürliche
Vermutung und was Überlieferung Ist. Nach G. Hart
soll es Geigen Cappas geben, die als Ursprungsort Tu-
rin bezeichnen. Mir ist eine solche nie vorgekommen,
auch auf seinen echten oder nachgeahmten Zetteln habe
ich nie diese Ortsangabe gefunden, sondern immer nur
Saluzzo. Wir wissen ja jetzt auch, daß er dort geboren
und gestorben Ist, dort geheiratet hat, und daß er einen
Sohn hinterließ. Ich glaube daher nicht daran, daß er
je In Turin ansässig war, und neige auch zu der Ansicht,
daß ihm nur Infolge des angeblichen Aufenthaltes In
Turin die genannten Turiner Meister als Schüler zu-
gewiesen wurden. Cappa Ist. ein Meister des Gelgen-
baues, der es verdienen würde, daß man sich mit seinem
Leben und seiner Kunst eingehender beschäftigte.
Glücklicherweise wendet Ihm jetzt Bischof Obertl von
Cappa
^arcassi
69
Saluzzo neben Orazio Roggiero sein Interesse zu, und
dem Forschungseifer beider wird es gewiß noch ge-
lingen, manche wertvolle Einzelheit aus dem Leben
Cappas zutage zu fördern. Auch Comm. Turbigüo, der
im »Popolo della Domenica« (vom 3. Sept. 1906) m
einem .Aufsatz auf Cappa hingewiesen hat, wird sich
weiter mit ihm beschäftigen. Da das Wichtigste aber
wäre, ihm seine Werke zurückzugeben und aus den
noch erhaltenen, echten Geigen seine Eigenart ein-
wandfrei festzustellen, so würde ich den freundlichen
Lesern dieses Buches, die Instrumente von Cappa be-
sitzen, sehr dankbar sein, wenn sie mir darüber eine
kurze Mitteilung zugehen lassen wollten. Einer Klä-
rung bedarf auch noch das Verwandtschaftsverhältnis
Goffredo Cappas zu den übrigen Mitgliedern der Fa-
milie Cappa.
Geigenzettel: lofredus Cappa fecit / Salutiis anno 16 . .
(gedruckt).
Muster eines der häufig vorkommenden gefälschten
Zettel: Abb. 98.
Cappa, Gloacchino und Giuseppe. — Saluzzio,
Turin. 1661. 1725
Vielleicht Söhne Goffredos, — übrigens waren mehrere
Nachkommen Goffredo Cappas Geigenmacher, diese
waren aber durchaus unbedeutend, so daß man ihre
Arbeiten schon deshalb leicht von den seinen unter-
scheiden kann. Auch ihre Zettel wurden gerne gefälscht
und mit Jahreszahlen, die bis 1640 zurückgehen, ver-
sehen.
Cappiello. — Neapel
Mandolinenmacher.
Caprari, Francesco. — Rolo. 1846
Mittelmäßiger italienischerGeigenmacher aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Capsperger s. Kapsberger
Car, Andrija. — Agram. 1903
Kroatischer Lauten(Tamburitza-)macher der Gegen-
wart.
Carabbä, C. V. — Catania. Ende des 19. Jahr-
hunderts
Mandolinenfabrikant der Gegenwart.
Caradotti, Luigi
Italienischer Mandolinenmacher.
Carboni, Gius., lebt als Saiteninstrumenten-
macher m Pavia
Carbonari. — Neapel
Mandolmenmacher.
Carcanius. — Cremona. 1500
Vidal führt diesen Namen als den eines alten Geigen-
mactiers an, von dem er einen gedruckten Pergament-
zettel gefunden haben will. Mir ist der Name niemals
vorgekommen ; ich vermute sehr, daß man es hier, falls
der Zettel überhaupt echt war, mit einem Calcanius zu
tun hat; die Jahreszahl wird falsch gelesen sein.
Carcassi, Antonio Feiice. — Florenz. 1773
Seine Zugehörigkeit zu den anderen Mitgliedern der
Familie Carcassi steht nicht fest, wenn auch seine Ar-
beit manche Ähnlichkeiten aufweist.
Geigenzettel : Antonio Feiice Carcas , fece in Firenze
1773 (gedruckt).
Carcassi, Francesco. — Florenz. 1735. 1758
Vielleicht der Vater von Lorenzo und Tomaso, deren
Geigen den seinen nahe stehen. Mittelgute Arbeit,
gelbbrauner Lack.
Carcassi, Giovanni. — Florenz (?). 1688. 1698
Bekannt als Verfertiger von Spinetts und Klavizimbeln.
Geigenzettel : Joannes Carcassi fecit ; anno Dommi
MDCLXXXVIIl (gedruckt).
Carcassi, Lorenzo. — Florenz. 1737. 1757
Der Zeit nach muß er Teilhaber der Firma Lorenzo e-
Tomaso C. gewesen sein, er arbeitete aber auch für sich
allein und hatte bei der noch heute stehenden Kirche
»dalla Madonna dei Ricci« einen La Jen. Er wohnte im
Borgo San Fridiano und dürfte wohl bis 1776 noch ge-
lebt haben. Dem Anscheine nach hielt er sich 1755
vorübergehend in Turin auf, denn in einer Viola
d'amore in der Sammlung Keil in Lissabon von ihm
liest man: »fecit Taurini 1755*. Seine Geigen sind gut
gearbeitet und haben leidlich hohe Wölbung und gelben
Lack. Eine kleine Baßgeige in W. Heyers Musikhistori-
schem Museum in Köln trägt seinen Reparaturzettel,
das gleiche Museum besitzt auch eine Hakenharfe von
ihm (Nr. 392). In der Sammlung Th. Hämmerle in'
Wien ist eine kleine Viola von ihm. Die Doppelfirma
Lorenzo e Tomaso C. ist mindestens seit 1745 nach-
weisbar. Eine gute Geige von 1764 und eine Viola
d'amore von 1767 von beiden besitzt das Musikhistori-
sche Museum in Köln. Eine gute Violine von ihm be-
sitzt Zeichenlehrer Bogs in Bromberg, eine andere
Albert Berr in Böhmischbruck und eine dritte, mit
schönem gelben Lack Dipl.-Ing. Rieh. Renner in
Tutzing. Später verlegten sich die Brüder mehr auf
den Bau von Gitarren.
Geigenzettel: Abb. 107, 122, 131.
Carcassi, Salvatore. — Florenz. 1802
Wahrscheinlich ein Sohn eines der Brüder Carcassi.
Von ihm sind mir hauptsächlich Gitarren bekannt ge-
worden.
Carcassi, Tomaso. — Florenz. 1747. 1786
Wahrscheinlich Teilhaber der Firma Lorenzo To-
maso C. ; daß er auch allein gearbeitet hat, beweisen
seine Zettel, die noch um 1786 vorkommen. Die Be-
hauptung, daß er schon in den dreißiger Jahren ge-
arbeitet hat, hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich
und beruht wohl auf einem Lesefehler.
Geigenzettel: Abb. 121.
Carcassi, Vincenzo. — Florenz. 1790
Das am wenigsten bekannte Mitglied der Familie. Eine
kleine (38 cm lange) Mandoline von ihm befand sich in
der 1910 in Frankfurt a. M. versteigerten Sammlung
Günther-Prestel.
70
Cardi — Carr
Cardi, Luigl. — Verona. 19. Jahrhundert
Ein Musikinstrumentenmacher, der auch einige Geigen
gebaut hat.
Care, Paul. — Danzig. Geb. in Beigard 1859
Von Haus aus Musiker, ist er durch 12 Jahre Hoboist
gewesen. Während semer Mihtärzeit wohnte er bei dem
Geigenmacher Leitzsch, der ihm einige Anleitung im
Gelgenbau gab. Er fand so viel Gefallen daran, daß er
sich schließlich ganz darauf verlegte und 1893 seine
Werkstatt eröffnete. Er baut nach einem eigenen, Stra-
divari nachgeahmten Modell, an dem der Mittelbügel
mehr an Guarnen erinnert. Auf den Lack legt er wenig
Gewicht und verwendet verschiedene Sorten. Auf der
Berliner Musikausstellung erhielt er für mehrere Gei-
gen eine silberne Medaille.
Geigenzettel : Paul Gare / Danzig 1 895 (geschrieben).
Caressa, Felix Albert. — Paris. Geb. in Nizza
25. Dezember 1866
Schüler von Gand und Bernardel. Nachdem er 10 Jahre
in dem Geschäfte tätig war, das er 1900 bereits leitete,
wurde er am 1. Juli 190! mit Henri Francjais zusammen
der Nachfolger von Gustave Bernardel. Die Firma lau-
tet jetzt: Caressa & Frangais, Successeurs de Gustave
Bernardel, anciennes maisons Lupot et Gand et Ber-
nardel 4 passage Saulnier ä Paris. Er baut nach Lupot
und verwendete eine Zeitlang Gust. Bernardeis Zettel,
jetzt den der neuen Firma. Er besitzt viele Auszeich-
nungen, ist Ritter der Ehrenlegion und war bei allen
großen Ausstellungen der letzten Jahre als Juror tätig.
Geigenzettel : (Monogr. C F.) Caressa & Francais /
Luthiers du Conservatoire de Musique / No. . .
Paris 19..
Cargnano s. Gargnano
Carlander, Elias. — Stockholm. Geb. 1721,
t in Trosa 25. April 1784
Ein tüchtiger Geiger, Mitglied der Kgl. Hofkapelle, der
sich seit mindestens 1760 recht eifrig mit dem Geigen-
bau beschäftigte. Besonders scheint er sich als Repara-
teur bewährt zu haben, doch kommen auch Geigen und
Violen, die er gebaut hat, mehrfach vor. Auf seinen
Zetteln bezeichnet er sich stets als Kgl. Hofmusikus.
Geigenzettel : Renarerad af Kongl / Hof Musicus Cai-
lander / A° 1 784 (geschrieben).
Carlman (?), Jonas
Wird als tüchtiger schwedischer Geigenmacher des
18. Jahrhunderts bezeichnet, der das Stainermodell
zum Vorbild nahm. Vielleicht hieß er richtig Carlander?
Carlo, Giuseppe. — Mailand. 1769
Auf seinem Zettel war nicht deutlich ersichtlich, ob
Carlo nicht der zweite Taufname vor einem fehlenden
Familiennamen war. Der Arbeit nach gehört er zu den
Meistern vierten Ranges.
Carlo (gen. Carlo da Pesaro). — Pesaro. 1682
Er wird als Geigenmacher mehrfach erwähnt, auchVal-
drighi (3702) führt ihn an, doch war es mir bisher nicht
möglich, seine Arbeiten kennenzulernen.
Carlomordi (Carlomorti), Marco. — 1654. 1660
Eine Violine »di piccola forma« von ihm zählt der Ka-
talog der Sammlung Correr in Venedig auf. Vidal führt
den Namen mit dem Taufnamen Carlo an und setzt als
Wohnort Verona. Da er die gleiche Jahreszahl (1654)
mitteilt, scheint seine Kenntnis dieses Meisters doch
nur auf die kleine Violine der Sammlung Correr zurück-
zugehen. In der im November 1910 in Frankfurt a. M.
versteigerten Sammlung F. Günther-Prestel befand sich
eine Mandohne mit einer Sphinx aus Bein am Wirbel-
kasten von Marco Carlomorti aus dem Jahre 1660.
M. Carlomordi ist jedenfalls identisch mit Marco Calo-
nardi, der in Cremona gelebt haben soll.
Carlson, C. A., lebte Ende des 1 9. Jahrhunderts
in Salt Lake City (Utah)
Caroli. — Brescia. 1681
Ein Brescianer Lautenmacher des 1 7. Jahrhunderts, vcn
dem sich eine Mandora in der Sammlung Galpin (Hat-
field, jetzt Boston) befindet.
Caroll (Carrol), James. — Manchester. Um 1 890
Es gibt flachgewölbte Geigen mit diesem Namen, die
nach verschiedenen Modellen gearbeitet sind.
Caron. — Versailles. 1775. 1790
Er bezeichnet sich als Hoflautenmacher der Königin
Mane-Antoinette, wohnte erst in der Rue Royale,
dann in der Rue Satory und dürfte ein naher Ver-
wandter des Uhrmachers Caron und von dessen Sohn,
des unter dem Namen Beaumarchais berühmt geworde-
nen Dichters, gewesen sein. Er ist zwar kein hervor-
ragender Meister, aber seine Arbeit ist gut; er ahmte
italienische Modelle nach; nur sein brauner Lack ist zu
dunkel. Eine französische Lyra von ihm besitzt Clau-
dius in Kopenhagen, eine zehnsaitige Theorbe mit den
Initialen der Königin Marie-.'\ntoinette im runden
Schalloch das Museum des Pariser Konservatoriums,
Nr. 224.
Geigenzettel: Abb. 123.
Carone, Giuseppe. — Neapel 1883
Mandolinenmacher.
Carotti, C. — Florenz. 1694
Geigen von ihm habe ich bisher nicht kennen lernen
können.
Carozza, Raffaele. — Messina. 1912
Mandolinenmacher der Gegenwart.
Carp (Karp) s. Karg
Carr, John. — Falkirk. Geb. in Berwick-on
Tweed M.Mai 1839
Em Fabrikleiter und Musikalienhändler, der aus Lieb-
haberei weit über 50 Violinen und ein Violoncello ge-
macht hat. Die erste Anleitung dann erhielt er schon
als neunjähriger Knabe von James Thomson und
Robert Harvie.
Geigenzettel: John Carr, / Maker / Falkirk, 1897 (ge-
druckt).
Carre — Castagneri
71
Carre, Antolne. — Arras. 1750. 1790
Besonders geschickt als Verfertiger der '>vielle organi-
see«; einige wenige Geigen von ihm zeigen dagegen nur
gewöhnliche Arbeit.
Carrodus s. Haynes
Carter, John. — London. 1780. 1790
Da er für die Betts arbeitete, welche auch, wie erzählt
wird, die Leichenkosten für ihn bezahlten, tragen viele
seiner Instrumente die Zettel von diesen ; die wenigen
jedoch, in die er seinen Zettel klebte, sind gut.
Geigenzettel : J. Carter. Violin-Tennor / & Bass Maker,
Wych Street, Drury Lane / London 1 787 (gedruckt).
Cartheuser, Johann Christian. — Köln. 1790
Nähert sich m seinen Geigen öfter dem Amatimodell
und bevorzugt einen gelben Harzlack.
Geigenzettel : Johann Christian Cartheuser / in Köln in
der Mariengartengasse 1 790 (gedr.)
Cartwright, John William. — Yeadon b. Leeds.
Geb. 21. Aug. 1836 in Assenby bei Thirsk
(Yorkshire)
Er kam als Sohn von armen Bauersleuten 1851 in eine
Lokomotivfabrik nach Leeds, wo er 10 Jahre lang blieb.
Er arbeitete dort unter Jos. Fox, der sich aus Liebhabe-
rei mit dem Geigenbau beschäftigte und auch m Cart-
wright die Lust für diese Kunst erweckte. Dann arbei-
tete er drei Jahre lang in den Abendstunden bei
H. Pickard und verlegte sich zunächst auf das Aus-
bessern alter Geigen. Tüchtig vorgeschult, versuchte er
auch neue zu bauen und hatte bald Erfolg damit. Sein
Hauptaugenmerk verwendete er auf die Verbesserung
der Viola, um ihr jene Stellung im Quartett zu ver-
schaffen, die auch Ritter ihr zuweist. Seine .Arbeit ist
genau und sorgfältig und der Ton gesangreich. Er baut
vorzugsweise die sogenannte Baratoneviola und Kon-
trabässe. Sein Fleiß ist bemerkenswert, schon 1898
konnte er in eine Geige die Nummer 1075 schreiben.
Cary &Co., Alphonse. — London. Gegr. 1872
Geigenmacher- und Händlerfirma der Gegenwart. 1886
erhielt .Alph. Cary (der damals in Newbury wohnte) auf
der Ausstellung in Liverpool eine silberne Medaille für
Geigen und Zubehör.
Casaltoli, Giuseppe. — Florenz. 1714
Sohn des Pier Giovanni. Nur als Lautenmacher be-
kannt.
Casasnovas (Casanovas), Francesco. — Palma
(Balearen)
Spamscher Lautenmacher vom Beginn des 19. Jahr-
hunderts, von dem mir eine gute Mandoline bekannt
geworden ist. Die Brüder M. und B. Casanovas waren
noch um 1888 in Palma als Gitarrenmacher ansässig.
Geigenzettel : Fab«:" de Guitarras de / Fra^° Casano-
vas, ,' Plaza de la Merced N" 1 / Palma de Mallorca
(gedruckt).
Casella, Fratelh, leben als Saiteninstrumenten-
macher in Catania (Sizilien)
Caselli, Francesco. — ? 1740
Bisher nicht bekannter Geigenmacher. Grillet führt nur
seinen Zettel an.
Geigenzettel : Fece Francesco ^ Caselli 1 740 (geschr.).
Casiglia, Casimiro. — Palermo. 19. Jahrh.
Seine Geigen sind sauber nach guten Vorbildern gebaut
und zeigeii einen goldbraunen Lack.
Casini, Serafino. — CampiBisenziobei Florenz.
1899
Guter Mando'inenmacher, der durch seine Instrumen-
ten mit dreifachen Saiten und allerlei andere Verbesse-
rungen an der lombardischen Mandoline bekannt wurde
Auch seine Einlegearbeit ist geschmackvoll.
Caspan (Caspani), Giovani Pietro. — Venedig.
1658. 1670
Nach den Violinen zu urteilen, die diesen Namen
tragen, wahrscheinlich ein Schüler der Brüder Amati,
deren .Arbeiten er nachahmte. Kleines Patron, gelber
Lack.
Casrini, Gio. Batt. — Carrara. 1687
Von ihm war eine Marmorgeige mit Intarsia auf der
Wiener Musik- und Theaterausstellung zu sehen.
Cassanelli (Casanelh), Giovanni. — Ciano
(Modena). 1770. 1777
Im allgemeinen kennt man nur Geigen von mittel-
mäßiger Arbeit von ihm. Gewöhnlich verwendete er
braunen Lack.
Cassineau s. Cousineau
Cassini (Casini), Antonio. — Modena. Geb.
um 1630, tum 1698
Der bekannteste modenesische Geigenmacher seiner
Zeit, ein vielbeschäftigter Meister, der auch in Diensten
seines Herzogs stand. Bei der großen Masse seiner
Geigen, Violoncelli und Bässe ist es nicht zu verwun-
dern, daß er sehr handwerksmäßig arbeitete. Seine
besseren Geigen gehen auf das Amatimodell zurück,
weshalb ihn auch einige zu einem Amatischüler machen
wollten. Die .Arbeit ist gut, die Ebenholzeinlage sauber,
F-Löcher und Schnecke von guter Form, der Lack
kastanienbraun. Nach Valdnghi soll er zwar nach 1690
gestorben sein, doch kommen noch Geigen mit seinem
Zettel und der Jahreszahl 1710 vor. Er verwendete ver-
schiedene Zettel. Eine Viola von ihm aus dem Jahre
1667 besitzt Dr. Bornemann in Eisenach (Korpuslänge
41 cm).
Geigenzettel : Antonius Cassinus fecit Mutinae anno
1687(gedruckt). — Abb. 148.
Castagneri, Andrea. — Paris. 1730. 1750
Sohn und Schüler von Gian Paolo C, den er allerdings
übertrifft. Sein Modell gehört der Stradi\ anschule an,
die Arbeit ist sorgfältig, der Lack gewöhnlich etwas
72
Castaeneri — Castro
trocken und von rotbrauner Farbe und der Ton an-
sprechend. Nur seine F-Löcher sind oft zu groß und
zu weit offen. Seine Geigen haben aber fast immer noch
ein italienisches Aussehen und werden geschätzt. Er
wohnte bis 1744, wie sem Vater, in einem Anbau des
Hotel de Soissons, zog dann nach der Rue des Prou-
vaires und schrieb von da an seinen Namen Castagnery.
■ Auch seine Violoncelli dürfen hervorgehoben werden,
dagegen sind seine Versuche, Geigen mit ganz flacher
Decke zu bauen, als mißglückt zu bezeichnen. Eine
Geige von ihm bewahrt die Sammlung Snoeck (jetzt in
Berlin).
Geigenzettel : Castagnery rue des Prouvaires / Pangi
1747 (gedruckt). — Abb. 128 und 137.
Castagneri, Gian Paolo. — Paris. 1638. 1665
Ein Italiener, angeblich sogar ein Cremoneser, der sich
in Paris niederließ. Wenn auch unbedeutend, darf er
doch als einer der besten unter den damaligen Pariser
Geigenmachern gelten. Vidal erwähnt ihn nicht einmal,
Fetis dagegen kennt Geigen von ihm aus den Jahren
1 639 und 1 662 und lobt ihren Silberklang, wenn er auch
den Mangel an Tonfülle beklagt. De Piccolellis gibt
'seinen Zettel: Castagneri Gian Paolo / nel palazzo di
Soissons / in Pariggi (gedruckt).
Castagnino, Giuseppe. — Chiavari. 1920
Schüler von G. Fiorini, bei dem er in München seit
1913 lernte.
Castaro, Antonio. — Rom. Um 1615
Em geschickter Lautenmacher, dessen Name nach
Baron »Corta-ro« lauten soll; s. d.
Fl
orenz.
1806.
Castellani, Bartolomeo.
tum 1820
Er wohnte Via da S. Trinitä. Seine Geigen, die nur
selten vorkommen, sind nicht hervorragend, dagegen
baute er sehr gute Gitarren.
Geigenzettel : Bartolomeo Castellani / fece in Firenze,
l'anno / 1816 in Via S. Tnnitä (gedruckt).
Castellani e Figlio. — Florenz. 1900
Inhaber des Geschäftes ist jetzt P. Ballerini.
Castellani, Luigi. — Florenz Geb. 1809, f 1884
Sohn und Schüler von Pietro C. Tüchtiger Kontra-
bassist. Er baute selbst keine Geigen, war aber ein vor-
trefflicher Reparateur und berühmt wegen seiner aus-
gezeichneten Gitarren. Er wohnte Via Calimaruzza,
1866 verband er sich mit G. Scarampella. Wegen seiner
Kennerschaft und Geschicklichkeit im Wiederherstellen
ernannte ihn das Florentiner Konservatorium zum Kon-
servator der Instrumentensammlung. Nach seinemTode
ging sein Geschäft auf P. Ballerini über.
Castellani, Pietro. — Florenz. 1780. f 1820
Von ihm kennt man ziemlich gute Geigen und beson-
ders Gitarren und Mandolinen.
Castelli, Tomaso. — Brescia. 1 623
Ein bisher nicht bekannter Brescianer, von dem Fritz
Wildhagen in Haiensee eine Violine mit ausgeschweif-
ten Korpusumnssen, C-Löchern und einem schön ge-
schnitzten Mädchenkopf am Wirbelkasten besitzt.
Geigenzettel: Tomaso Castelli / fecit a Brescia 1623
(geschrieben).
Castello, Paolo. — Genua. 1 750. 1 780
Seine Arbeit ist äußerlich sehr schön, erinnert an die
der Gagliam und geht auf das Amatimodell zurück.
Im allgemeinen ist er trotz alledem nicht sehr geschätzt,
da er oft nur mittelmäßiges Holz verwendete. Sein
gelber Lack ist dagegen nicht schlecht. Eine seiner
schönsten Geigen, ein wahres Prachtexemplar aus der
Spätzeit des italienischen Geigenbaues, ist aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 508) in die staatl. Sammlung
in Berlin übergegangen.
Geigenzettel: Abb. 129.
Castendorfer, Melchior. — Nördlingen.
15. Jahrhundert
Er wird als Lautenmacher bezeichnet und war ein Sohn
des Stephan C. Sein Name kommt aber weder in der
Nördlingischen Geschlechtshistone (gedruckt 1801)
noch im Bürgerbuche vor, so daß als sicher angenom-
men werden kann, daß er nur vorübergehend — viel-
leicht als Gehilfe des Vaters — m Nördlingen ansässig
war.
Castendorfer, Michel. — Erfurt. 15. Jahrh.
Sohn des Stephan C, Lautenmacher. — Bedauerlicher-
weise ließ sich auch in Erfurt über diesen Meister nichts
ermitteln.
Castendorfer, Stephan. — Nürnberg, Breslau,
Nördlingen usw. 1464. 1499
Von ihm weiß ich wohl, daß er 1460 in Nürnberg als
Orgelbauer tätig war und dort als »Stephanus de Bra-
tislavia« in Urkunden erscheint, dann wieder in Breslau
lebte, die alte Orgel in der Georgskirche in Nördlingen
von 1 466— 1 486 erbaut hat und 1 496— 1 499 in Schweid-
nitz arbeitete. Ob er je Lauten und Geigen machte,
steht nicht fest, ist aber wahrscheinlich, da seine Söhne
als Lautenmacher bezeichnet werden. Er ist identisch
mit dem in dem Werke : Scriptores rerum Silesiacarum
III, S. 134 genannten Orgelmacher Stephan Kaschen-
dorf . An der Stelle der Breslauer »Libri Signaturarum<',
an der die in den »Script, rer. Sil.« erwähnte Eintragung
von 1464 steht, kann man ebensogut Kaschendorf als
Kasthendor*^ lesen.
Castorino, Lorenzo. — Aci Reale (Sizilien)
Sizilianischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts, der
nicht ungeschickt war.
Geigenzettel: Lorenzo Castorino , Abitante in ,4ci
Reale (gedruckt).
Castro. — Venedig. 1680. 1720
Er hatte meist nur ein schlechtes Modell, nahm aber
gutes Holz; im übrigen ist seine Arbeit handwerks-
mäßig, die F-Löcher häßlich in der Zeichnung und
rohgeschnitten, der Lack von roter Farbe, aber sehr
armselig. Einzelne Geigen hat er nach Stradivari ge-
t-aut. Am besten sind seine Bässe. Ein Kontrabaß von
ihm, der seines edlen Tons wegen sehr geschätzt wird,
befindet sich in der Dresdener Hofkapelle.
Castrucci — Cavalorio
73
Castrucci, Pietro. Anf. d. 18. Jahrhunderts
Ein Geiger, der während seines Aufenthaltes in Eng-
land ein Streichinstrument nach Art der Liebesgeigen
erfand, das er »Violetto marina« nannte, was h'er nur
erwähnt wird, da Händel für dieses Instrument einiges
geschrieben hat.
Catenar, Gaetano. — Pavia. 1639. 1670
In Pavia sollen sich noch Violen und Gamben mit der
Ortsangabe und diesen Jahreszahlen erhalten haben.
Dieser Catenar könnte als der Stammvater der später
in Turin vorkommenden Familie betrachtet werden.
Geigenzcttel : Gaetano Cattenaro / Fecit Paviae Anno
1670 (gedruckt).
Catenari, Enrico. — Turin. 1671, soll 1746
noch gelebt haben
Die Schreibweise des Namens schwankt; man findet
Catenar, Gattinari usw. angegeben. Er soll der Vater,
nach anderen ein Bruder des Francesco gewesen sein
und war vielleicht auch mit Catenar in Pavia verwandt.
Die Behauptung, daß er ein Schüler von Cappa ge-
wesen sei, kann nicht begründet werden, in seiner Ar-
beit steht er den Stradivari-Nachahmern nahe. Vidal
teilt nebenstehenden Zettel mit : Henricus Catenar /
fecit Taurini anno 1671 (gedruckt).
Catenari, Giuseppe Francesco. — Turin. 1 703'
1720
Wahrscheinlich Sohn von Enrico C. — Er verwendet
ein ziemlich hohes Modell und dicken, roten oder rot-
braunen Lack. Vidal beschreibt eine gute Violine dieses
Meisters im Besitz des Marquis de St. Hilaire in Paris.
Der Name erscheint hier »Gattinari« geschrieben. Eine
Violine von ihm mit der Jahreszahl 1 703 besitzt Maler
Julius von Thury in Budapest.
Geigenzettel : Francesco Gattinari ' Fecit Taurini Anno
Domini 1 703 (gedruckt). — Joseph Franciscus Catenar/
Fecit Taurini anno 1 720 (geschrieben).
Cateni, Pietro. — ? 1722
Withers in London bot eine Violine mit diesem Na-
men für 25 £ an.
Cati, Pierantonio. — Florenz. 1 738. 1 760
In der Arbeit hat er manches mit Gabrielli gemeinsam,
ohne ihm gleichzustehen. Sein Modell geht auf Stradi-
vari zurück, sein Lack ist meist braunorange, das Holz
oft nicht besonders schön, der Ton aber kräftig. Eine
Taschengeige von 1741 (»Terzinodi Violino« Nr. 756).
besitzt W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln.
Geigenzettel: Abb. 108.
Cattas, J.H. — Kassell828
Ein Hofmusiker, der sich auch mit dem Ausbessern
alter Instrumente beschäftigte.
Causbin (Coussin), Frangois. — Neufchäteau
(Vogesen). 1845. 1881
Ein begabter Nachahmer der Italiener, der seine Geigen
sehr hübsch ausführte und besonders geschickt war.
den alten Lack mit all seinen zufälligen Mängeln zu
imitieren. Er baute meist nach einem kleinen Modell.
Er kam alljährlich mit seinen Geigen nach Paris, und
da diese auch gut im Ton waren, brachte er sie leicht
bei Händlern an. Gar mancher, der sich im Besitze einer
echten Cremoneser wähnt, hat nur eine »Caussin«. Er
machte auch allerlei Versuche, so besaß C. C. Snoeck
eine Violine von ihm mit acht Saiten und sechs F-
Löchern. Nicolas C. und Hipolyte C. (1878) waren
gleichfalls sehr geschickt.
Caussin, Fran^ois-Hippolyte. — Rouvres-la-
Chetive (bei Neufchäteau). 1845. 1870
Sohn von Fran^ois C, der ganz in der Art seines Vaters
arbeitete.
Geigenzettel: Caussin Luthier / Neufchäteau (Vosges)
(gedruckt).
Caussin, Nicolas.
1860
Paris, Neufchäteau. 1850.
Sohn von Francois C. Er war kurze Zeit in Paris an-
sässig, kehrte 1857 wieder nach Neufchäteau zurück
und war fast immer für seinen Bruder tätig. Auch
er war wie dieser ein geschickter Nachahmer alter
Violinen.
Cavaleri, Giuseppe. — Genua. 1732. 1747
Man kennt verschiedene gute Geigen von ihm; wenn
sie nur selten vorkommen, so liegt es daran, daß die
Händler seine Arbeiten gerne mit berühmteren Namen
versehen haben.
Geigenzettel : Joseph Cavaleri fecit / Genuae anno sa-
lutis 17.. (gedruckt).
Cavalli, Arlstide. — Cremona. Geb. 12. April
1856 in Cremona
Sohn von Savino C. und Schüler von G. Beltranni,
dessen Nachfolger er auch 1882 wurde. Er baut haupt-
sächlich Violinen nach eigenem Modell. Seine Arbeit
erinnert an die Beltramis und Ceruttis. Er weicht jedoch
von seinen Vorbildern in den Umrißlinien und den
Stärkeverhältnissen stellenweise ab. Sein Lack ist recht
gut. Er führt als Ladenschild: 'Claudio Monteverdi's
(Schöpfer des Musikdramas 1567 — 1643).
Geigenzettel: Abb. 147.
Cavalli, Savino. — Cremona. 1850. f 1861
Tüchtiger Musiker, der auch einige gute Violinen ge-
baut hat.
Cavallini & Figlio, Luigi. — Arezzo
Streich- und Blasinstrumentenmacherfirma der Gegen-
wart. An manchen ihrer Mandolinen sitzen die Wirbel
in einer halbrunden Metallscheibe.
Cavalorio (Cavalerio ?)
Vidal nennt einen Geigenmacher dieses Namens und
gibt 1725 als Jahreszahl und Genf als Ort an. Sollte
nicht Cavaleri und Genua gemeint sein?
74
^avani
— Cerin
Cavani, Giovanni. — Spilamberto (Modena).
Geb. 13. Aug. 1851
Sohn von Domenico C. und Teresa geb. Merli. Ge-
schickter Streichinstrumentenmacher und nicht minder
tüchtiger Glockengießer. Als Sohn eines Tischlers, der
als Dilettant auch Musikinstrumente machte, kam er
zuerst darauf, sich im Geigenbau zu versuchen, und
ohne einen anderen Lehrer gehabt zu haben, brachte er
es zu einer großen Fertigkeit sowohl im Neubau als in
der Reparatur. Er besitzt mehrere Medaillen und ist
Lieferant der Konservatorien m Parma und Bologna.
Medaille 1901 . Leider sind seine letzten Arbeiten nicht
mehr so gut wie früher. Vgl. A. G. Spinelli »Giov.
Cavani«. Modena 1901.
Cecco s. Ceko
Cecherini s. Cicchenni
Cejka, Johann. — Ödenburg (Sopron). f um
1879
Sohn
von
Jos. G.
Cejka s. auch Czejka
Cejka, Josef. — Saar, Prag, Chrudim. Geb. um
1781 in Saar (Zd'ar in Mähren), f 7. Aug.
1859 in Chrudim
Er scheint in Prag gelernt zu haben wenigstens ist eine
von ihm gebaute Geige, die er dort in seinem achtzehn-
ten Jahre gemacht hat, bekannt. Er lebte dann bis etwa
1837 in Saar, wo er 1820 in zweiter Ehe Franziska
Vorlicek heiratete. Ende 1837 erlangte er das Bürger-
recht der königl. Leibgedingstadt Chrudim, doch
scheint er auch hier als Geigenmacher nicht auf seine
Rechnung gekommen zu sein, da er nebenbei noch
einen »Kleinhandel« betreiben mußte. Seine Geig3n
waren sauber gearbeitet und klangen gut.
Geigenzettel : Joseph Czejka / b. Instrumentenmachei /
in Chrudim 1847 / reparava (sie) (gedruckt). — Josef
Cejka/ Instrumenta? Praha 1797 (gedruckt).
Cejka, Severin. — Chrudim. 1851. f 4. Juni
1901
Jüngster Sohn von Josef C. Musikinstrumenten-
macher.
Geigenzettel : Sewerin Cejka / hotovitel hudebni'ch na-
strojii / v Chrudime (gedruckt).
Ceko (Cecco), Cristoforo. — Venedig. 1654
Lauten- und Violenmacher dritten Ranges.
Celani, Emiho, gen. il Turco. — Ascoli Piceno.
1880. 1894
Er baute Geigen, Mandolinen und Gitarren und war
auch als Reparateur nicht ungeschickt.
Geigenzettel : Restaurato da Emilio / Celani (gedruckt).
Celentano. — Neapel
Mandolinenmacher.
Celionatus s. Celoniato
Cellier. — Hamburg. 1840. 1855. 1864
Ein K. Cellier lebte anfangs der vierziger Jahre des
19. Jahrhunderts in Hamburg; schon 1844 heißt die
Firma »Cellier & Sohn«, auch »Cellier & fils« und 1855
nur F. Cellier. Der letztgenannte war wohl der Sohn,
der aber noch 1864 die Firma J. Celller & Fils ange-
wendet hat. Die Arbeiten mit ihren Zetteln sind nicht
schlecht, am besten die Violoncelli. Doch scheinen
diese öfters von anderen Geigenmachern (J. J.C. Sauke
u. a.) gebaut zu sein, oder aus Mirecourt zu stammen.
Geiaenzettcl : K. Cellier. / Luthier / Hamburg (gedr.).
und Abb. 143.
Cellini, Giovanni. — Florenz. Geb. um 1460,
t 1527 oder 1528 an der Pest
Der Vater des berühmten Goldschmieds und Erz-
gießers usw. Benvenuto Cellini. Ursprünglich Archi-
tekt, wie sein Vater, verlegte er sich — ein echter
Renaissancemensch — auf viele Künste, ward Rats-
pfeifer und wollte auch aus Benvenuto einen Musiker
machen. Dieser schreibt von ihm in seiner Autobio-
graphie: »Mein Vater machte zu selbiger Zeit (um 1505)
wundersame Orgeln mit hölzernen Pfeifen, Klaviere,
so schön und gut, als man sie damals nur sehen konnte,
Violen, Lauten und Harfen auf das Beste ... Er ar-
beitete wundersam in Elfenbein und war der erste, der
in dieser Kunst etwas leistete.«
Celoniato, Gian Francesco. — Turin. 1730.
1737
Wenn er, seinem Modell nach zu urteilen, auch Amali
und Bergonzi gekannt hat, so steht er doch noch unter
dem Einflüsse Cappas. Die Arbeit ist ziemlich gut, be-
sonders schön aber sein gelber Lack. Die oft wieder-
kehrende Lesart Celionatus scheint auf einem Druck-
fehler zu beruhen. Eine Viola d'amore von 1732 besitzt
W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln. Es soll
auch Geigenzettel geben, auf denen nur der Taufname
Franciscus vorkommt. Seine Violoncelli sind gewöhn-
lich sehr gut im Ton. Im Jahre 1905 wurde ein solches
in Wien für 4000 Kronen ausgeboten.
Geigenzettel: Joannes Franciscus Celionatus fecit /
Taurinl anno Domini 1 737 (gedruckt). — Abb 1 09 und
119.
Centurio, Giuseppe. — Padua. 1750. 1780
Von einem Gelgenmacher erhielt ich die folgende Ab-
schrift eines Zettels, der sich in einer gut gebauten, an
Amati erinnernden Geige befunden haben soll: «Jos.
Certurio Tiburtinus f. in Padua 1780«. Danach wäre
anzunehmen, daß er aus Tibur, d. i. Tivoli bei Rom,
stammte. Es Ist dies jedenfalls derselbe Geigenmacher,
der auch unter dem Namen »Tibontimus« genannt
wird. Andere lesen sogar »Conlusia Tibertimus«. Da
ich keinen Originalzettel zu Gesicht bekommen habe,
muß ich alle Konjekturen vermeiden.
Cerin, Marco. — Venedig. 1610
Eine prächtige Laute mit geschnitztem Männerkopf, bei
der nur die Einlage etwas plump erscheint, befindet sich
in der Königl. Sammlung alter Musikinstrumente in
Cerin — Chalon
75
Berlin (Nr. 702). Der Name kann hier allerdings auch
Perin statt Cerin gelesen werden ; auch die Jahreszahl
möchte ich etwas anzweifeln.
Geigenzettel : Marco Cerin fece in Venezia 1610 (gedr.).
Cerin, Marco Antonio. — Venedig. 1 780. 1 824
Vielleicht ein Abkömmling von Marco Cerin. —Er be-
zeichnet sich als einen Schüler Ans. Belosios; seine
Arbeit ist schön, sein Lack blaßgelb oder sattrot und
das Modell dem des Stradivari ähnlich.
Geigenzettel: Abb. 138.
Cermak, Josef. — Böhmisch-Schumburg
(Sumburk). 1889. 1895
Musikinstrumentenmacher, von dem mehrfach Arbei-
ten vorkommen.
Geigenzettel : Josef Cermäk / V Ceskem Sumburku u
Tannwaldu (gedruckt).
Cermäk, Josef A. — Kutnä Hora (Kuttenberg).
Geb. in Pasek a. d. Iser am 17. Jan. 1874
Schüler von Benj. Patocka. Er ließ sich im Jahre 1898
in Kuttenberg nieder, wo er seine eigene Werkstatt er-
öffnete. Er baut nach Amati, Stainer, Stradivari und
Guarneri und verwendet goldgelben und feungroten
Lack. Er arbeitet sorgfältig und besitzt die silberne
Staatsmedaille.
Geigenzettel: Abb. 144.
Certinetti s. Nigetti
Cleruttl, Enrico. — Cremona. Geb. 1808,
t 20. Okt. 1883
Sohn des Giuseppe C. und der letzte Geigenmacher
der Familie. Wenn er auch so wenig wie irgendein an-
derer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts die großen
Cremoneser Meister erreichte, so hat er doch An-
erkennenswertes geleistet ; namentlich seine Violoncelli
gelten als wertvolle Arbeiten. Er hat an 400 Geigen ge-
baut und beschickte alle größeren Ausstellungen, die
ihn mit Medaillen auszeichneten. Seine letzte Arbeit
war 1881 in Mailand ausgestellt. Er wohnte Via Borgo
SperaNr. 14.
Geigenzettel: Abb. 146.
Cerutti, Giov. Battista. — Cremona. Geb. um
1755, t nach 1817
Er war Lorenzo Storionis Schüler und Nachfolger,
dessen Geschäft in der Via di Coltellai er 1790 über-
nahm. Krankheitshnlber mußte er seine Werkstatt
schon vor seinem Tode semem Sohne übergeben. Er
i-baute nach Guarneri, seltener nach Stradivari, zumeist
aber nach dem großen Amatimodell, ungefähr 500 In-
strumente. Sein Lack ist verschieden, von hellem Bern-
steingelb bis zum tiefsten Rot. Manchmal nahm er auch
verschiedene Farben für die Decke und den Boden. Er
war freilich auch kein ebenbürtiger Nachahmer seiner
großen Vorgänger, aber man erkennt in seinen Arbeiten
doch noch die Traditionen der Schule, aus der er her-
vorgegangen ist. Der Tjon ist edel und hat durch das
Alter naturgemäß sehr gewonnen.
Geigenzettel: Abb. 136, Brandmarke Nr. 25.
Cerutti, Giuseppe. — Cremona. Geb. um
1787, f 1860 zu Mantua
Sohn und Nachfolger von Giovanni Batt. C, den er
jedoch nicht ganz erreicht. Er bevorzugte ein kleines,
zierliches Modell und schönes, am Boden enggeflamm-
tes Holz und verv.endeterötlichgelben oder gelben Lack.
Seine F-Löcher sind sauber geschnitten, dagegen stehen
seine Schnecken oft ein wenig seh lef und haben schlechte
Rundungen. Seine bcsserenGeigen, die nußer dem Zettel
auch die Brandmarke G. C. tragen, werden schon mit
sehr hohen Preisen bezahlt. Er war auch sehr geschickt
als Verfertiger geodätischer Instrumente und berühmt
wegen seiner kunstreichen Wiederherstellungen alter
Geigen.
Geigenzettel : Josephus Cerutti f ilius Joannis Baptis- /
tae Cremonensis fecit anno 1830 (gedruckt). Brand-
marke Nr. 26.
Cerrutti, Sebastian. — Piemont. 1615
Dieser Lautenmacher, den Valdrighi (4486) erwähnt,
dürfte ein Vorfahr der Cremoneser Familie gleichen
Namens gewesen sein.
Cervella, Giovanni. — ?
Italienischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Cervo, Giovanni. — S. Angelo. 1489
Einer der ältesten italienischen Lautenmacher, den Val-
drighi (3979) aufzählt.
Cesana, Carlo. — Carate (Brianza). 1898
Guter Mandolinenmacher.
Chalin pere. — Pont-ä-Mousson. 1865
Ein Liebhaber, dessen Zettel A. Jacquot mitteilt.
Challard. — Montpellier, Herault. 1898
Erfinder einer Neuerung an Lauten, Mandolinen, Gi-
tarren usw.
Challiot, Antoine. — Paris. 1778. 1816
Anfangs baute er auch Lauten und Gitarren, aber bald
verlegte ersieh ganz auf den Bau von Harfen. Er wohnte
erst Faubourg St. Antoine und zog dann nach Faubourg
St. Martin. Sein Sohn Pierre (f 1839) und sein Enkel
Etienne waren seine Nachfolger. Eine Pedalharfe von
ihm im Empirestil besitzt das .vlusikhistorische Museum
in Stockholm, eine ebensolche W. Heyers Musikhistori-
sches Museum in Köln.
Challoner, Thomas. — London. 18. Jahrh.
Seine Arbeit geht, wie die der meisten seiner Zeit-
genossen, auf das Stainermodell zurück; übrigens
könnte er ein Schüler von Wamsley gewesen sein.
Chalon, Fr. — CHälons-sur-Marne. 1812
Er nennt sich »Luthier et facteurd'instruments ä vent«
und hat nur in seiner letztgenannten Eigenschaft Be-
deutung. Seine Geigen sind von mittelmäßiger Arbeit,
auch wenn er sie nach Maggini baute und doppelt ein-
legte.
76
Chalupätzky — Chanot
Steingrub b. Eger.
Chalupätzky, Anton.
1900
GeigenmacKer der Gegenwart, der für den Handel ar-
beitet.
Champion, Jean-Baptiste. — Paris. 1 783. 1 808
Vielleicht ein Sohn von Rene Ch. Geigen von ihm sind
nicht bekannt, wohl aber schön eingelegte, sechssaitige
Gitarren.
Champion de St. Juhen, Rene. — Paris. 1730.
1770
Er wohnte 1735 in der Rue des Bourdonnois und 1748
in der Rue des vieilles Odriettes. Seine Geigen sind hoch
ge<\'ölbt und verraten die Schule Guersans oder Boquays.
Gelber l.ack von guten Eigenschaften und brave Arbeit.
Auf den meisten Zetteln fehlt der Zusatz de St. Julien
nach dem Namen. Seine Witwe führte noch 1775 bis
1777 das Geschäft fort. Eine Bratsche findet sich aus
der Sammlung Snoeck (Nr. 470) in Berlin.
Geigenzettel: Rene Champion de St. Julien, rue des
vieilles Odriettes / au coin de l'echelledu temple ä Paris
1748 (gedruckt). — Abb. 104.
Channon, Fred William. — Plymouth. Geb.
1862 in Totness
Ursprünglich Kunsttischler, begann er im Jahre 1891
seine erste Geige zu machen und wurde ein geschickter
englischer Geigenmacher, der vornehmlich nach Stra-
divaris »Tuscan« arbeitet und bereits viele Medaillen
erhielt.
Geigenzettel : Made by Fred : W. Channon / No. . .
Plymouth. ' Medals 1893 1890 1889 1883.
Chanot, Francis. — Paris. Geb. 1787 oder
1788 zu Mirecourt, f 1823 zu Brest (Roche-
fort)
Sohn von Joseph Ch. und der Catherine geb. Beur-
douche. Er war von Beruf Marineingenieur und besaß
ein reiches Wissen. Zu einer unfreiwilligen Muße wäh-
rend der Zeit der Restauration gezwungen, nahm er
einen Lieblingsgedanken seiner ersten Jugendjahre wie-
der auf und machte allerlei akustische Versuche, um
den Ton der Geigen zu verbessern. Er glaubte dies
durch eine Veränderung im Bau zu erreichen, und um
die Holzfasern in ihrer ganzen Länge zu erhalten, was
er für nötig hielt, konstruierte er 1817 eine Geive, deren
Körper sich der eckenlosen Form der Gitarre nähert.
Neu war dieser Versuch nicht, und Gamben usw. hat
man fast zu allen Zeiten mit abgerundeten Ecken ge-
baut. Chanot erhielt aber 1818 ein Patent auf seine Er-
findung, die vom »Institut* glänzend begutachtet wurde,
und hoffte eine Revolution im Geigenbau herbeiführen
zu können. Da er selbst nicht Geigenmacher war, richtete
er bei dem Orgelbauer Lete eine Werkstatt zum Bau
von Geigen ein, in der er seinen Bruder Georges Ch.
und J. B. Vuillaume beschäftigte. Der Ton seiner Gei-
gen ist zwar voll, doch fehlt ihm der eigentliche Glanz
und Schmelz. Hat sich somit Chanot kein Verdienst
um die Verbesserung der Geige erworben, so regte er
doch Savart u. a. zu wertvollen akustischen Studien an.
Eine Geige seiner Konstruktion, die er für Viotti ge-
macht hat, bewahrt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums (Nr. 31) mit dem untenstehenden Zettel,
der das Datum seines Patentes (21. Januar 1818) an-
gibt. Die Buchstaben C. I. D. bedeuten seinen da-
maligen Rang: Capitaine Ingenieur Deuxieme (Classe);
kurz vor seinem Tode wurde er wieder in Dienst ge-
stellt und zum Kapitän I. Klasse befördert. Die ge-
nannte Violine enthält noch einen Zettel mit den Ver-
sen :
»A mes essais daigne sourire !
Fais resonner ce nouveau violon :
Et Ion dira que d'Apollon
J'ai retrouve l'harmonieuse lyre.«
Geigenzettel: Abb. 132.
Chanot, Frederic W. — London. 1890. 1900
Zweiter Sohn von Georges II Ch., der sowohl als
Geigenmacher wie als Händler guten Ruf hat.
Chanot, Georges I (genannt »Du Joly«). —
Mirecourt. 1710. 1714
Das älteste von A. Jacquot nachgewiesene Mitglied und
wahrscheinlich der Stammvater der Familie.
Chanot, Georges II. — Paris. Geb. in Mire-
court 25. März 1801, t in Courcelles 10. Jan.
1873
Sohn und Schüler von Joseph Ch. 1819 kam er nach
Paris, wo er in der Leteschen Werkstatt Geigen für
seinen Bruder nach dessen Modell machte. Schon im
Jahre 1820 wollte er sich auf eigene Füße stellen — er
wohnte Rue de !a Vrillere — , doch scheint man zu dem
19 jährigen Meister nicht genug Vertrauen gehabt zu
haben. Er trat daher zunächst wieder bei Clement und
dann bei Ch. F. Gand als Gehilfe ein und machte sich
erst 1823 wieder selbständig. Er wohnte bis 1825 Rue
Oblin pres de la Halle, bis 1828 Place des Victoires, bis
1837 Passage Choiseul, bis 1848 Rue Rivoü und zuletzt
auf dem Quai Malaquais, wo er bis 1871 tätig gewesen
ist. Er war einer der glänzendsten Vertreter der fran-
zösischen Schule des 19. Jahrhunderts und hat zweifel-
los wertvolle Anregungen von seinem Bruder emp-
fangen, wenn er auch andere Wege ging. Er war ein
denkender Künstler und ein gründlicher Kenner der
Italiener, die er eifrig studierte und nachahmte, be-
sonders Stradivari und Guarneri. Arbeit, Holz und Lack
sind tadellos und der Ton sehr edel. Ebenso bedeutend
war er als Reparateur und als Händler und hat wieder-
holt große Reisen durch Italien, Spanien, Deutschland,
Osterreich und Rußland gemacht, um alte Geigen ein-
zuhandeln. Seine erste Frau (f 1858) war seine Schü-
lerin und konnte schon 1827 eine vorzügliche, von ihr
gebaute Geige ausstellen. Später heiratete er seine
Schwägerin, und auch diese ward ihm eine brauchbare
Gehilfin. Im Jahre 1872 zog er sich vom Geschäfte,
das er seinem Schwiegersohns Jos. Chardon übergab,
nach Courcelles (Seine-et-Oise) zurück, wo er sich noch
immer zu seinem Vergnügen mit dem Geigenbau be-
schäftigte. Auch er machte viele Versuche, um den Ton
Chanot — Chardon
77
der neuen Instrumente zu veredeln; er kam aber
schließlich dahin, alles zu verwerfen, was ein Ab-
weichen von den bewährten Errungenschaften der
Cremoneser bedeutete.
Geigenzettel : Chanot jeune rue Passage , Choiseul
Nr. 15 ä Paris 1825 (geschrieben). — Abb. 126.
Chanot, Georges III. — London. Geb. in
Paris 1830, t London H . März 1893
Sohn (erste.' Ehe) und Schüler von Georges II Gh. Im
Jahre 1851 ging er nach London, trat als Gehilfe bei
seinem Landsmanne Ch. Maucotel ein und machte sich
1859 selbständig. Er darf als einer der besten Lon-
doner Geigenmacher des 19. Jahrhunderts gelten, und
eine in den siebziger Jahren von ihm gefertigte Maggmi-
Kopie kann, nach Heron-AUens Ausspruch, jeden Ver-
gleich mit einer Cremoneser Meistergeige aushalten.
Chanot, George Adolphus. — Manchester.
Geb. 28. Okt. 1855 in London
Ältester Sohn und Schüler von Georges III Ch. Zu
seiner weiteren .Ausbildung arbeitete er auch ein Jahr
lang in Paris bei seinem Oheim Jos. Chardon. Im Jahre
1879 eröffnete er seine Werkstatt in Manchester und
ist ein würdiger Erbe der Kunst seines Vaters und
Großvaters.
Geigenzettel: Abb. 134.
Chanot, Joseph. — Mirecourt. 1780. f um
1830
Ein sehr handwerksmäßig arbeitender Mirecourter Gei-
genmacher. Sein Lack ist rot oder dunkelbraun, und
sein Name findet sich innen im Boden eingebrannt.
Chanot, Joseph Anthony. — London. Geb.
l.Okt. 1865 in London
Dritter Sohn und seit seinem 14. Jahre Schüler von
GeorL'es III Gh., bei dem er bis zu dessen Tod ( 1 893) als
Gehilfe blieb. Er übernahm hierauf die Werkstatt und
das Geschäft seines Vaters, das sich nun seit 1858 in
der Wardour Street befmdet.
Chanot, M°". — Paris
Geigenmacherfirma der Gegenwart, ges;r. 1821. In-
haber: Chardon Vater und Sohn (s.d.). Seit 1900
lautet die Firma : *>Chardon Successeur«.
Chantraine. — Mirecourt. Nach 1800
Man kennt bisher nur gute Gitarren, die seinen Namen
als Brandmarke tragen.
Chapuy (Chappuy), Nicolas. — Mirecourt.
1733. 1781
Jacquot weiß von ihm nur, daß er Geigenmacher und
mit Anne Parisot verheiratet war. Ich vermute, daß die
meist sehr gewöhnlich gearbeiteten Violinen, die die
bisher seinem Bruder zugeschriebene Brandmarke
»N. Chappuy« tragen, von ihm herrühren. Besser sind
die Liebesgeigen mit dieser Brandmarke, die auch
durch hübsch geschnitzte Köpfchen am Wirbelkasten
auffallen.
Chappuy, Nicolas-Augustin. — Paris, Mire-
court. Geb. um 1 740, t 27. Sept. 1784
Bruder von Nicolas Ch. Er ließ sich um die Mitte des
18. Jahrhunderts in Paris nieder, wo er sich zwar eines
gewissen Ansehens erfreute, doch ging er nach 1770
nach Mirecourt zurück. Er ist sehr ungleich in seiner
Arbeit und sorglos in der Wahl des Holzes gewesen und
verwandte meist einen gelblichen oderb''aunen Sj^intus-
lack, der in der Mitte wesentlich dunkler gefärt-t er-
scheint. ErnahmdasStradivan- undGuarneridelGesü-
Modell zum Vorbild, hat aber kaum je ein Original
gesehen. Neben guten Geigen von ihm gibt es
auch solche, die kaum noch die Hand eines Fach-
mannes vermuten lassen. Einer seiner guten Geigen
bediente sich der berühmte Geiger und Komponist
Habeneck mit Vorliebe. Diese befindet sich jetzt im
Museum des Pariser Konservatoriums. .Auch in der
Sammlung Snoeck befand sich eine bessere Arbeit
seiner Hand. Eine Violine, die er nach seiner Heimkehr
nach Mirecourt 1 770 gemacht hat, besitzt Carl Stoeber
in Würzburg. Eine Pochette befindet sich in der Samm-
lung Savoye in Paris. Auf seinen Zetteln nennt er sich
meist nur Augustinus Gh., manchmal auchN. A., nie-
mals nur N. oder Nicolas allein.
Geigenzettel : Augustinus Chappuy / olim Parisiis nunc
Mirecurtio fecit Anno 1 770 (gedruckt). — .Augustinus
Chappuy , Fecit Parisiis anno 1 766 (gedruckt). —
N A Chappui, luthler , de S. A. R. la Duchesse de
Montpensier (gedruckt). — Abb. 97.
Chappuy, Pierre-Fournier. — Mirecourt. 1 775.
Bruder von Nicolas und N. Augustin Ch. Geigen, die
ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden können, sind
noch nicht bekannt geworden.
Chardin. — Mirecourt. 1875. 1886
Geschickter Geigenmacher, der hauptsächlich für die
größeren Fabriken in Mirecourt tätig war. Lehrer von
A. Delivet.
Chardon, Joseph-Maria. — Paris. Geb. 22. Mai
1843 in Paris
Schüler und Schwiegersohn von G. Chanot, dessen Ge-
schäft er 1872 übernahm und fortsetzte. Später ward
auch sein Sohn Teilhaber der Firma »Chardon et fils«.
Sie arbeiten den alten Traditionen getreu und haben
sich 1 900 wieder gelegentlich der Pariser Weltausstellung
ausgezeichnet. Auch er bereiste viele fremde Länder,
wie Chanot, um alte Geigen einzuhandeln. Er wohnte
zuerst Quai Malaquais und verlegte 1 888 sein Geschäft
in die Rue Poissonnerie 22. Er besitzt zahlreiche Me-
daillen.
Geigenzettel: Abb. 130.
Chardon, M. Joseph-Ant. -Georges. — Paris,
Geb. 22. April 1870
Sohn, Schüler und seit 1896 Teilhaber von Joseph-
Marie Ch.
Geigenzettel: Abb. 103, 115, 125.
78
Charle — Chatelaln
Charle. — Paris. 1748
Aus Mirecourt stammender und sehr handwerksmäßig
arbeitender Geigenmacher, von dem nur sehr selten
Arbeiten vorkommen.
Gelgenzettel : Charle, luthier dans les Quinze- / Vingts'
a Paris annee 1 748 (gedruckt).
Charles, J. — Marseille. 1783. 1786
Wahrscheinlich ein Schüler seines Oheims Guersan
und möglicherweise ein Sohn des Pariser Charle. Seine
Arbeit zeichnet sich durch nichts aus und ist sehr ge-
wöhnlich. Besser waren seine Gitarren, die er sehr
hübsch auszustatten verstand. Er verwendete Zettel,
auf denen manchmal der Taufname fehlte.
Geigenzettel: Abb. 1 18.
Charlutte.
Wahrscheinlich schlecht gelesen für Charoutte = Cha-
rotte.
Charotte, Fran^ois. — Mirecourt. 1797. 1798
Nur dem Namen nach bekannt. Vielleicht der Bruder
von J. F. Ch. in Nancy.
geahmt, doch hat er immerhin gut spielbare Violoncelli
und Bässe gebaut. Er führte das Schild >>ä la ville de
Cremone*. Seine Violinen sind gewöhnlich demStradi-
varimodell nachgeahmt und hell lackiert. Seme Brand-
marke nannte Paris als Ursprungsort.
Geigenzettel: Abb. 110 und 1 14.
Charpantier (Charpentier). — Bordeaux. 1 780
Wenig bekannter Geigenmacher, der »Galerie du spec-
tacle« wohnte und wohl hauptsächlich als Wiederher-
steller alter Geigen tätig war.
Geigenzettel: Abb. 141.
Charpentier, Auguste. — Mirecourt. Anfang
des 19. Jahrhunderts
Ist mir nur als Lautenmacher bekannt. Eine große Gi-
tarre mit Ahornboden und -zargen besaß C. C. Snoeck.
Charpentier (Louis) et Münchs. — Paris. 1 832
Erfinder der »Guitare multicorde« (Verbindung von
Lyra, Gitarre und Harfe). — Ein Auguste Charpentier
lebte als Gitarrenmacher in Mirecourt.
Charotte, Claude. — Mirecouii:. 1763. 1765
Gewöhnliche Mirecourter Arbeit. Auf dem Zettel und
seiner Brandmarke gibt er, wie viele Mirecourter, Paris
als Ursprungsort an.
Geigenzettel: Cl. Charotte / ä Paris (gedruckt).
Charotte, Hippolyte. — Mirecourt. Geb. Chartrin. — Mirecourt
30. April 1829. f nach 1876.
Chartrain. — Mirecourt. 1760
Einer der vielen Mirecourter, die Paris als Ursprungs-
ort angeben. Seine Geigen klingen nicht schlecht, sind
aber von gewöhnlicher Arbeit.
Sohn von Joseph Ch.-Millot und jedenfalls auch dessen
Schüler. Seine Arbeit gleicht der seines Vaters und ist
nicht hervorragend.
Charotte, Jean-Fran^ois. — Mirecourt, Nancy.
1784. 1801
Wahrscheinlich ein Bruder von Claude Ch. Er kam
nach A. Jacquots Feststellung im Jahre 1774 nach
Nancy und hatte seine Werkstatt in der Rue St. Jean,
später in der Rue de la Poissonnene. Er gebrauchte
die Brandmarke: Charotte ä Nancy.
Charotte, V. J. — Mirecourt. 1904
Ein Geigenmacher, der, wie viele andere, ein System
zur Verbesserung der Tonstärke der Geigen erfunden
hat. Vgl. Nouvelles scientifiques 1904, S. 15.
Charotte. — Rouen. Geb. in Mirecourt, f 1836
Er ließ sich in Rouen nieder, wo er 1830 in der Rue
Beauvoisine Nr. 36 wohnte. Seine Arbeit ist von ge-
wöhnlicher Mirecourter Art, wenn auch manchmal mit
einer gewissen Sorgfalt durchgeführt. Seine Nachfolger
waren P. N. Jeandel und Lucien Delau, die sich jedoch
1848 trennten.
Charotte-Millot, Joseph. — Mirecourt. Geb.
2. Sept. 1798. fnach 1848.
Sohn von Fran^ois Ch. Er nennt sich zwar einen Schü-
ler von Aldnc, hat aber dessen Arbeit nicht nach-
A. Jacquot nennt aus dieser Familie, die ursprünglich
wohl mit den Chantraines und den Chartrains zusam-
menhing: Nicolas Ch.. f 11 April 1748, dessen Sohn
Fran<;ois Ch., f 8. August 1756, und einen Louis Ch.,
der schon 1720 vorkommt.
Charwath, Franz. — Wien. 1849. f 1876
Ein unbedeutender Saiteninstrumentenmacher, dessen
Witwe Leopoldine das Geschäft bis 1880 fortführte.
Geigen sind mir von ihm bisher nie bekannt geworden.
In der Mitte seines Zettels befindet sich eine Lyra mit
Kranz und den Buchstaben F. C. usw.
Geigenzettel: Franz Charwath / In Wien / Leopold-
stadt No312 (gedruckt).
Chastelain, Martin. — Warwick. 1580
Ein blinder flandrischer Geiger, der auch Violen, Vio-
linen und Spinette gemacht haben soll.
Chatelain, Fran^ois. — Paris. 1766. 1799
Er wohnte zuerst Rue de Braque Nr. 9 und dann in der
Rue de Berry. Einige sehr gut erhaltene Geigen von ihm
lassen ihn als einen tüchtigen Meister erkennen. Eine
Zeitlang arbeitete er mit Renault (s. Renault et Chate-
lain) zusammen. Ein »Alto recoupe« von ihm wird in
Gallay-Brunis Inventaire S. 105 erwähnt. Eine Harfe
in chinesischem Stil ist im Museum Cluny in Paris zu
sehen. Vielleicht ist er mit dem 1759 vorkommenden
Chaterain identisch.
Geigenzettel: Abb. 145.
Chatelin — Chiarelli
79
Chatelin (Chathelin), Adrien-Benoist. — Va-
lenciennes. 1 757. 1 759
Einige gute Violen von ihm sind bekannt, besonders
ein Quinton der Sammlung Samary von 1758 und ein
Par dessus de viole in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln. Nr. 789.
Geigenzettel : Fait par Adrien Benoist / Chatelin ä Va-
lencienne / 1 758 (geschrieben).
Chatelin (Chatelain), Pierre. — Mirecourt.
1778. 1781
Durch das Vorkommen seines Namens in Mirecourt
ergibt sich, daß auch die übrigen Geigenmacher dieser
Familie höchstwahrscheinlich aus Mirecourt stammen.
Chaussier, H. — Paris. 1889
Ein Instrumentenmacher und Reparateur ohne beson-
deren Ruf.
Chavez, Tomas, lebte im 19. Jahrhundert in
San Salvador
Chelz, Stephan. — Rom. 1602
Von ihm weiß man nur, daß er ein Lautenmacher
deutscher oder vlämischer Abkunft war und am 26. Juni
1602 von Pompeo Lambertino ein Haus m Rom kaufte.
Cherbourg. — Paris. 1760. 1780
Er wohnte im »Temple«. Seine Modelle sind gut, nur
die F-Löcher etwas zu weit ausgeschnitten. Er ist u. a.
der Erfinder einer verbesserten Lyra. Eme solche be-
findet sich m der Sammlung Sax.
Geigenzettel : Cherbourg dans le Temple a Paris / en-
venteuvre (sie) de la perfexion (sie) / de cet instrument
tans desire (sie) (gedruckt).
Cheron, Nicolas. — Paris. 1658. 1691
Vermutlich der Sohn eines Orgelbauers. Er wohnte in
der Rue Dauphine und später in der Rue de laVieille-
Boucherie und handelte auch mit römischen Saiten.
Außer Violen dürfte er auch Blasinstrumente gemacht
haben.
Cherpitel, Nicolas-Emile. — Paris. Geb. m
Mirecourt 24. Juni 1841 , f Feb. 1893 in Paris
Nachdem er in seiner Vaterstadt ausgelernt hatte, ar-
beitete er bei Grandjon und kam 1 859 nach Paris zu den
Brüdern Gand als Gehilfe, wo er bis 1 870 blieb. Hierauf
begründete er seine eigene Werkstatt in der Rue St. De-
nis und zog 1884 in die Rue du Faubourg Poissonniere.
Er arbeitete gediegen, hatte einen guten Lack und er-
hielt auf allen von ihm beschickten Ausstellungen Aus-
zeichnungen. Seine Witwe führte mit ihrem Neffen
Ch. Moinel das Geschäft bis 1 899 fort und überließ es
diesem dann ganz.
Geigenzettel: Nicolas-Emile Cherpitel, ä Paris / 13Fau-
bourg Poissonniere. / N.E. C. (gedruckt). — Abb. 1 12.
Cherpitel-Moinel s. Moinel
Chevrier, Amable. — Cherbourg. Geb. in
Mirecourt am 29. Jan. 1823, lebte noch 1886
Ältester Sohn von Claude Chevrier. Er verließ gegen
1884 Cheibjurg wieder und übergab seine Werkstatt,
der er 30 Jahre lang vorstand, dem Geigenmacher A.
Magne. Angeblich ist er nach Mirecourt zurück-
gekehrt.
Chevrier, Andre-Augustin (Auguste). — Paris,
Brüssel. 1830. 1840. Geb. in Mirecourt
Schüler von Koliker. Er ließ sich zunächst in Paris
nieder und siedelte vor 1838 nach Brüssel über. Seine
Arbeit ist lobenswert. Er ahmte Lupot nach und ver-
wendete einen dicken, rotorangen Lack, der jetzt aller-
dings ein wenig rissig erscheint. Seine besten Geigen
haben doppelte Einlagen.
Chevrier, Antoine. — 1 732. 1 775
Nur urkundlich nachweisbar.
Chevrier, Claude. — Mirecourt. Geb. 1800,
t 24. Juli 1878
Seine Geigen sind von gewöhnlicher, handwerksmäßi-
ger Arbeit.
Chevrier, Claude- Auguste. — Beauvais. Geb.
in Mirecourt 19. Mai 1827
Zweiter Sohn von Claude Chevrier und wohl auch
dessen Schüler. Im Jahre 1888 gab er seine Werkstatt
auf.
Chevrier, Joseph. — Mirecourt. Geb. 26. Dez.
1833, f 1911
Sohn von Claude Ch. Einer der besseren Mirecourter
Geigenmacher seiner Zeit; er war seit etwa 1866 Leiter
der Thibonville-Lamyschen Fabrik
Chevrier, Nicolas. — Mirecourt. Geb. um
1700. 1770
Wahrscheinlich der Stammvater und auch der beste
Geigenmacher aus der Familie. Eine Geige von ihm
wurde in London einige Jahre vor dem Kriege cchon
um 360 Mark verkauft.
Chevrier, Paul. — Mirecourt. Chälons-sur-
Saone. 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Sohn von J. Chevrier. Er verband mit seiner Geigen-
werkstatt einen Klavierhandel.
Chevrier, Victor. — Mirecourt. 1911
Sohn von Joseph Ch. und dessen Nachfolger in der
Thibonville-Lamyschen Fabrik.
Chiarelli, Andrea. — Messina. Geb. in Mes-
sina um 1675, f 1699
Ein Lautenmacher, der aber berühmter als Komponist
und Virtuose auf der Archilaute war. Er war ein so-
genanntes Wunderkind und erhielt seine Ausbildung
in Rom und Neapel. Es werden ihm auch einige Ver-
besserungen an seinem Instrumente nachgerühmt; die
80
Chiareschi — Chretien
von ihm gemachten Theorben und Archilauten nennt
Fetis, der eine solche von 1698 besaß, die besten, die
je gemacht wurden. Ich selbst habe keine Arbeiten von
ihm kennen gelernt. Schon 1690 veröffentlichte er
»Suonate musicali di violini, organo, violone ed arci-
luto«.
Chiareschi, PaoHno. — Del Bagno. 1827
Seine Geigen klingen manchmal nicht schlecht, smd
aber nicht sorgfältig gearbeitet und lassen auch im Lack
viel zu wünschen übrig.
Chiari, Francesco. — Villa Mmozzo (Modena).
1880. 1883
Geigenmacher und Reparateur von wenig Ruf.
Chlavellati, Domenico. — Lonigo. 1 780. 1 796
Er ist weniger wegen der Güte als wegen der oft bizar-
ren Formen seiner im übrigen ziemlich mittelmäßigen
Violinen bekannt. Eine achtsaitige Viola von ihm besaß
ein süddeutscher Sammler.
Geigenzettel : Dom<=° Chlavellati / Fece / Lanno 1 796 /
In Lonigo (gedruckt).
Chlbon, Jean-Robert. — Paris. 1757. 1785
Die wenigen Arbeiten, die von ihm erhalten sind, lassen
ihn als einen handwerksmäßig arbeitenden Geigen-
iiiacher erkennen. Auch sein brauner Lack ist sehr
mittelmäßig. Selbst das von Gallay veröffentlichte Bru-
nische Inventar bezeichnet ein Instrument von ihm
als »un Alto ordlnalre« (dasselbe war Eigentum des
am 27. Januar 1794 guillotinierten Kriegskomrnissärs
Saint-Laurent). Die Marqulse von Lestange besaß
nach diesem Inventar ein gleiches Instrument und ein
Violoncello von ihm. Er wohnte um 1757 in der Rue
de la Sourdiere, von 1755 bis 1779 in der Rue de la
Comtesse d'Artois, und von 1 783 bis 1 785 in der Rue
de la grande Truandene.
Geigenzettel: Abb. 120.
Chilinski (Chyliiiski), Paul Augustinowitsch. —
Warschau, Kiew. Geb. 1830
Ursprünglich Schauspieler, bildete er sich autodidak-
tisch zum Gelgenmacher aus und siedelte in den sieb-
ziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Warschau nach
Kiew über. Vielen seiner Arbeiten Ist es anzusehen, daß
er den Gelgenbau nicht regelrecht erlernt hat, die Ein-
lagen und die F-Löcher lassen zu vs'ünschen übrig. Er
verwendet jedoch sehr schönes Holz, auch im Ton
sind seine Geigen nicht schlecht, sie klingen welch,
wenn auch etwas dumpf. Er baut nach Guarneri del
Gesü und verwendet einen vollroten Kopalöllack. Aut
der St. Petersburger Muslkausstellung 1908 erhielt er
eine kleine goldene Medaille.
Chiocchi, Gaetano. — Padua. Geb. 13. Jan.
1814 in Monselice bei Padua, f nach 1880
Einer vornehmen Familie entstammend, studierte er
zuerst Philosophie, dann Medizin und erlernte bei
einem tüchtigen Tartlnischüler das Gelgenspiel. Als er
sich der revolutionären Bewegung in der Romagna an-
schloß, geriet er in Gefangenschaft und mußte für ein
halbes Jahr in den Kerker wandern. Später zur Dienst-
leistung im 13. österr. Infanterieregiment herangezogen,
trat er als Fagottist in das Musikkorps ein und verlegte
sich ganz auf das Studium der Musik, so daß er schon
1844 Musikdirektor des Ballett-Theaters In Padua wer-
den konnte. Hier wurde er mit Giuseppe Cerutti bekannt
und erhielt dadurch, schon in reifen Jahren, den ersten
Anstoß, sich im Geigenbau zu versuchen. Er besuchte
verschiedene Werkstätten, blieb aber in der Haupt-
sache Autodidakt und brachte es mit eisernem Fleiß
und einer ungewöhnlichen Begabung dazu, sich zu
einem trefflichen Gelgenbauer auszubilden. Die erste
Gel.ge baute er Im Jahre 1858, aber er eignete sich erst
noch tüchtige Kenntnisse In den Gesetzen der Akustik,
der Chemie usw. an, bevor er sein eigenes Modell auf-
stellte, das mit einem veränderten F dem Magglnl-
modell nahesteht. Er galt zu seinen Lebzelten bald als
einer der besten Gelgenmacher in Italien, und da er
nur wenige Gelgen gemacht hat (Im ganzen etwa 50!).
stehen sie auch heute noch hoch Im Preise. Ton, Arbeit
und Lack verdienen uneingeschränktes Lob, das ihm
auch de PIccolellls zollt. Auf der Innenseite der Decke
findet man In seinen Gelgen oft Eintragungen, die auf
die damaligen politischen Verhältnisse seines Vater-
landes anspielen. Vgl. den Aufsatz von v. WasiUewski in
der Allgemeinen Musikzeitung VII, Nr. 30 (1872).
Chiochini, Pietro. — Pisa. 18. Jahrhundert
Ein Meister dritten Ranges, der immerhin wegen des
schönen Holzes, das er verwendete, einige Beachtung
verdient.
Chirone s. Manano
Chironi, neuerer italienischer Geigenbauer
Chitarrino, dal, s. Petrobono
Chiusole, Antonio di. — Roveredo. 1784
Sein Name läßt darauf schließen, daß er aus Chiusole
(Trient) stammt. Seine Bässe erinnern an Tiroler Ar-
belt; Violinen scheint er nur selten gemacht zu haben.
Gelgenzettel : Antonius de Clusolls / faciebat Roboreti
.... opus 1 1 (gedruckt). — Antonius de Clusolls / feclt
1784 (gedruckt).
Chretien, Hippolyte, gen. Silvestre. — Lyon,
Paris. Geb. I.April 1845 in Sommerviller
(Meurthe, Frankreich)
Ein Schwestersohn von Pierre und Hipp. Silvestre und
deren Schüler. Nachdem er tüchtig vorgebildet war,
übernahm er Im Jahre 1865 das von seinen Oheimen
begründete Geschäft von Plchon. Er ist ein würdiger
Nachfolger der beiden Sllvestres und erregte schon
1 873 auf der Wiener Weltausstellung mit einem Violon-
cello, das durch die Fülle und den Adel des Tons wie
durch die Ausführung hervorragte, ein gewisses Auf-
sehen. Ebenso gut waren seine Gelgen und Violen,
deren Lack an italienische Vorbilder erinnert. Im Jahre
1884 verlegte er sein Geschäft nach Paris, Rue du Fau-
bourg-PoIssonnlere, und ist auch als Reparateur zu
Christa — Clagget
81
großem Ruf gekommen. 1900 verband er sich mit
Ernest Maucotel. Er besitzt zahlreiche Auszeichnungen
und ist Ritter der Ehrenlegion.
Geigenzettel : Hippolyte Chretien, Silvestre neveu (ge-
druckt). — Silvestre et Maucotel / Paris 19 . . N"
(gedruckt) und Abb. 102 und 113.
Christa, Joseph Paul. — München. 1730. 1776
Vielleicht der am 3. März 1700 fjeborene Sohn des als
»Faber lignarius« bezeichneten Michael Christa in
Füssen. Ein seinerzeit geschätzter Geigenmacher der
Füssener Schule, der auch heute noch alles Lob ver-
dient. Der älteste Zettel, den ich von ihm kennen lernte,
rührte von 1730 her; in den Hofrechnungen (Münch-
ner Kreisarchiv) kommt er noch 1 776 vor. Er erinnert
in seiner Arbeit an Alletsee, als dessen Gehilfe er nach
München gekommen sein könnte, und bevorzugt ein
hochgewölbtes Modell. Sein Lack ist meist braun,
scheint jedoch nachgedunkelt zu sein. Besonders schön
sind seine Liebesgeigen, die am reichverzierten Wirbel-
kasten das Köpfchen der Themis tragen. Eine solche
besaß Horst Berger in Hamburg.
Geigenzettel: Josephus Paulus Christa, Lauten / und
Geigenmacher in München 1730 (gedruckt).
Christa, Michl. — Füssen. 1606
Er vk'ar Bürger und Mitglied der Lautenmacherzunft.
Er oder sein gleichnamiger Sohn hat am 5. August 1618
die Maria Schröder geheiratet.
Chrlstie, James. — Dundee. Geb. In Arbroath
I.Dez. 1857
Ein Ingenieur, der aus Liebhaberei Geigen nach dem
großen Stradivarimodell macht. Er begann damit um
1889 und verwendet einen roten Öllack. Er hat bisher
über zwei Dutzend Violinen gemacht.
Geigenzettel : James Christie, / Violinmaker / Dundee
1890 (gedruckt).
Chrlstie, John. — Kincardine-on-Forth. 1840.
tum 1859
Tüchtiger Geiger und Tanzlehrer, der über fünfzig
recht gute Violinen gemacht hat.
Christophe, Denis und Joseph. — Mlrecourt.
18. Jahrhundert
Zwei bisher nur von A. Jacquot erwähnte Luthiers.
Chrlstophle, Jean. — Avlgnon. 1695
Man kennt bis jetzt nur ein Alto im Pariser Konserva-
torium (Nr. 1032) von ihm: Körper 41 cm lang, untere
Breite 23 cm. Sehr schöne Schnecke, prachtvoller Ton.
Geigenzettel : Jean Christophle d'Avignon/ 1 695 (gedr.).
Chrlstophorl s. Crlstoforl (verdorben: Crlsto-
fall)
Churchward soll der Name eines älteren eng-
lischen Geigenmachers sein.
Churst s. Rud. Höß
Chylinski, Pawel s. Chlllnskl
V. Lii t g end o rf f , Gelg^cn- und Lnutonmachci-. Bd. II
Cianchl, Sebastlano dl Rocco. — Florenz. 1 662
Von Valdrighi (653) erwähnter Lautenmacher; auch
der Vater Rocco Cianchi soll Lauten gemacht haben.
Clarma, Francesco, gen. Nlcchitto. — Ascoll
Unbedeutender Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Ciccherini
Italienischer Mandolinenmacher.
ClcUlano s. Slciliano
Clfka, Wenzeslaus
Ein böhmischer Keramiker des 19. Jahrhunderts, von
dem sich in der Sammlung Keil in Lissabon eine
Fayencegeige mit eigenartiger Bemalung befindet.
Clgl, Jeromos. — Budapest. Geb. In Berzde-
kow. 1 874
Schüler von Pilät. Er machte sich im Jahre 1912 selb-
ständig, arbeitet nach Stradivari und verwendet einen
rötlichen Lack.
Gelgenzettel : Cigl Jeromos / feclt Budapestini anno
1913 / Op . . . (geschrieben).
Clnquegranl, Ercole. — Rom. 1882
Seine Mandolinen erfreuten sich einer gewissen Wert-
schätzung.
Clntl, Giuseppe. — Bologna. 1856
Es ist nicht bekannt, daß er Geigen selbständig gebaut
hat, doch soll er Im Wiederherstellen ein gewisses Ge-
schick an den Tag gelegt haben.
Clochl (Clocchl), Antonio. — Venedig. 1790
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der gleichwohl
einige bessere Arbeiten hinterlassen hat.
Geigenzettel: Antonio Clochl dl Venezia / anno 1790
(gedruckt).
Clonl, Emlllo. — Mont' Orso (Frlgnano). 1 884
1894
Schüler von R. Florini. Er arbeitete fleißig, wenn auch
etwas handwerksmäßig. Seine Violinen und Violoncelli
kommen oft vor.
Clottl, Leone. — Siena. 1889
Ein Instrumentenmacher ohne besondere Eigenschaf-
ten.
Circapa, Tomaso. — Neapel. 1730. 1735
Ungleich in seiner Arbelt, die an Aless. Gagliano er-
innert, — am besten ist noch sein orangegelber Lack;
häufiger als Gelgen kommen Mandolinen von ihm vor.
Claas s. Glass
Clagget, Charles. — London. 1780. 1795
Ein Instrumentenmacher, der seit 1789 allerlei Erfin-
dungen, angebliche Verbesserungen an Musikinstru-
menten öffentlich ausstellte und u. a. einen beweglichen
Steg, eine Regulierschraube für Saiteninstrumente er-
dachte.
6
82
Claine — Clement
Claine, Jean. — Mirecourt. 1780
Als Bogenmacher genannt.
Claisse, lebt als »Luthier« in Brüssel
Clark. — London. 1780. 1789
Schüler von Matthew Furber. Er wohnte Turnmill
Street, Clerkenwell, und scheint viel für Händler ge-
arbeitet zu haben.
Clark, A. B. — Richmond. 1880. 1900
Amerikanischer Geigenmacher und -händler der Gegen-
wart. Er arbeitet nach Cremoneser Modellen und ver-
wendet gern alte amerikanische Hölzer.
Clark, John. - Riga. Geb. 19. (31 .) Okt. 1830
in Riga, t 19. Juli (1. Aug.) 1905 in Bilder-
lingshof bei Riga
Er war Professor am Polytechnikum, Maler undZeichen-
lehrer, beschäftigte sich viel mit der Theorie des
Geigenbaues und studierte die Modelle der alten Mei-
ster. Er hat dann neun Violinen und ein Violoncello
gebaut, die sehr gut gelungen sein sollen.
Claude (Clauze?), Jean, Jean-Claude und
Vincent. — Mirecourt. 18. Jahrhundert
Drei Geigenmacher, die in den Jahren 1740^1768 vor-
kommen. Ein anderer Vincent Gl. wird 1770 — 1780 als
Bogenmacher erwähnt.
Claudon, Charles-Fran^ois. — Mirecourt 1785
Nur urkundlich nachweisbar.
Claudot, Augustin. — Mirecourt. 1840. 1850
Bruder von Charles 1 1 Claudot. Er soll in seiner Jugend
auch in Paris gearbeitet haben. Sein Modell von brei-
tem Patron ist nicht schlecht; weniger läßt sich dies
von seinem (gelben oder orangefarbigen) Lack sagen ;
dagegen verwendete er meist gutes Holz. Statt des
Zettels gebrauchte er eine Brandmarke mit seinem
Namen ohne Ortsangabe. Eine Geige von ihm war in der
Sammlung Snoeck.
Brandmarke: Nr. 7.
Claudot, Charles I. — Mirecourt. 1775. 1780
Wahrscheinlich der Vater von Charles II Q. Er war
Geigen- und Bogenmacher.
Claudot, Charles II. — Mirecourt. Geb. in
Mirecourt 1794, f 1876
Seine Arbeit ist sehr gewöhnlich; sein Lack von gelb-
brauner Farbe ist in der Mitte der Brust und des Bodens
geschwärzt. Seine Geigen schreien und sind im gün-
stigsten Falle brauchbare Orchesterinstrumente. Sein
Name findet sich in der Regel im Boden eingebrannt.
Häufig verwendete er die etwas rätselhafte Brandmarke
»Marquis de l'air l'oiseau«. Er verwendete ein Modell,
das oberflächlich an Stradivari erinnert. Viele seiner
Geigen und namentlich seiner Bässe, die, solange sie
neu waren, gut gewesen sein sollen, haben jetzt allen
Klang verloren. Er hatte zwei Söhne, von denen jedoch
nur einer Geigenmacher wurde.
Geigenzettel : Charles Claudot (gedruckt). Brandmarke
Nr. 58.
Claudot, Charles III. ^ — Rennes. Geb. in Mire-
court um 1835, t 1888 in Rennes
Sohn von Charles II Cl. Er arbeitete erst in Mirecourt,
dann in Paris und zuletzt bei Bonnel in Rennes, wo er
auch starb. Er hat nur fünf bis sechs Geigen selb-
ständig gebaut, in die er seinen Namen schrieb; diese
aber sind mit der größten Sorgfalt ausgeführt.
Claudot, Felix. — Mirecourt. Geb. 10. Juli
1871
Sohn von Felix Cl. (der kein Geigenmacher war). Nach
beendeter Lehrzeit arbeitete er bei C. Silvestre in Paris,
dann bei Jacquet und erfüllte darauf seine Militär-
pflicht. Im Jähe 1899 machte er sich in Mirecourt
selbständig und baut hauptsächlich Kontrabässe. Er
verwendet eine Brandmarke: Felix Claudot.
Claudot, Frangois. — Dijon. Geb. 10. Sept.
1865 in Mirecourt
Enkel von Charles Cl. und Bruder von Felix Cl. Er
lernte in Mirecourt bei Darte und ging 1884 zu Gand &
Bernardel, bei denen er zwei Jahre blieb. Hierauf
mußte er seiner Militärpflicht genügen und ließ sich am
I. Dez. 1889 in Dijon nieder, wo er Geigenmacher des
Konservatoriums wurde. Er baut nach Stradivari, ver-
wendet einen roten oder braunen OUack und besitzt
bereits verschiedene Medaillen. Außer seinem Zettel
tragen seine Geigen im Innern auch die Brandmarke
»Claudot. Dijon« — Geigenzettel: Abb. 135.
Claudot, Nicolas. — Mirecourt. Geb. um
1840, t ?
Sohn von Charles II Cl. — Der Unbedeutendste der
Familie.
Claudot, Paul. — Mirecourt. Geb. in Mire-
court um 1800, t 1886 bei Paris
Sohn und Schüler von Augustin Cl. Seine Geigen sind
von gewöhnlicher Arbeit; dagegen zeichnen sich seine
Bässe durch guten Ton aus. Er verwandte nur eine
Brandmarke: Nr. 68.
Cleinmann s. Kleynmann
Clement, Jacquot (Jacob). — Mirecourt. 1 747.
1757
Schwiegersohn des Geigenmachers Berly, wie A. Jac-
quot mitteilt.
Clement, Jean-Laurent. — Paris. 1783. 1847
Er stammte aus Mirecourt, kam um 1815 nach Paris
und wohnte erst in der Rue Croix des Petits-Champs
und dann in der Rue des Bons-Enfants. Er arbeitete
sauber nach italienischen Vorbildern und hatte gutes
Holz und einen hübschen, dunkelrotbraunen Lack. In
der Geschichte des Geigenbaues ist er weniger wegen
seiner Arbeiten von Bedeutung als in seiner Eigenschaft
Clementl — Coletti
83
als Lehrmeister einer ganzen Reihe von treffhchen
Schülern, unter denen G. Chanot, Augiere, Calot,
Thomassin u. a. hervorragen. Er machte fortgesetzt
allerlei interessante Versuche und verschiedene Er-
findungen; so ließ er sich u. a. mit L. V. Brouot zu-
sammen im Jahre 1823 ein Patent ausstellen für die Er-
findung einer neuen Art von Wirbeln für Geigen und
Gitarren und im Jahre 1824 für einen neuen Steg, der
die Saiten in gleichmäßiger Stimmung erhalten sollte.
Einen dreisaitigen Baß von ihm besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Geigenzettel: Abb. 99.
Clementl, Pietro. — Cremona. 1678
In einer zweifellos alten italienischen Geige von kleiner
Form und gelbem Lack fand sich der folgende Zettel,
dessen Alter gleichfalls nicht anzuzvsfeifeln war, wenn
auch Bedenken schon wegen der Form des Tauf namens
»Peter« und die Bezeichnung >>en (sie) Cremona« nicht
zu unterdrücken sind.
Geigenzettel : Peter Clementius en Cremona 1678 (ge-
druckt).
Clementl & Co. — London
Der berühmte Pianist Muzio Clementi gründete, nach-
dem er 1800 durch den Fall des Hauses Longman &
Brodenp einen großen Teil seines Vermögens verloren
hatte, eine Klavierfabrik, in der auch andere Musik-
instrumente gebaut wurden, so z. B. Gitarren, Harfen
und auch Geigen, mit deren Herstellung er sich offen-
bar schon früher beschäftigt hatte, denn Harry Dykes
konnte vor mehreren Jahren eine Violine zum Kauf
ausbieten, die den Namen Clementis mit der Jahreszahl
1 785 als Brandstempel trug. Leider ist nicht bekannt,
welche Geigenbauer für ihn arbeiteten.
Clermont. — Nancy. 1759
Geschickter Harfenbauer.
Clerq s. De Clerq
Cleve (richtig Clerc) s. Leclerc
Cllquot, Henry. — Paris. 1765
Geschworener Meister der Pariser Lautenmacherzunft
für 1765, aber nur als Orgelbauer bekannt.
Cliquot, Louis-Alexandre. — Paris. 1756
Geschworener Meister der Pariser Lautenmacherzunft
für 1756, wohl der Vater des berühmten Orgelbauers
Frangois-Henry-Chquot und wahrscheinlich auch selbst
nicht Lautenmacher, sondern Orgelbauer.
Cllrlcato, Luigi. — (Venedig?) 1899
Schüler von Eugenio Degani, bei dem er vier Jahre
lernte.
Clusolis s. Chiusole
Cochet. — Paris. 1818
Mittelmäßiger Geigenmacher
Cocks (Cocko), Christofer. — Venedig. 1654
Ein wahrscheinlich aus England eingewanderter Lau-
tenmacher, von dem das Museum des Pariser Konserva-
toriums eine Archilaute (Nr. 233) besitzt mit dem nach-
stehenden Zettel und der Brandmarke: Christoforo
Cocko.
Geigenzettel : Cnstofer Cocks, AU'insegna / Dell' Aqui-
la d'oro / Venetiae 1654 (gedruckt).
Coelho s. Pereira
Coenen, Ludwig und Franz. — Rotterdam.
19. Jahrhundert
Zwei Brüder, die eine gemeinsame Werkstatt besaßen.
Mittelmäßige Arbeit, dürftiger Lack.
Geigenzettel : Fratres Ludovicus & Franciscus / Coenen,
ad Rotterdam f. 18 . . (gedruckt).
Coffe, Jean Joseph. — Bayonne. Geb. um 1 799
in Mirecourt, f das. 6. Sept. 1881
Er galt als geschickter Arbeiter.
Coffe-Goguette. — Mirecourt. 1834. 1860
Er erhielt für gute Arbeiten eine Bronzemedaille und
ist nur als Gitarrenmacher bekannt geworden.
Coincu s. Couicu
Colas, Prosper. — Paris. Geb. Coincourt
20. Jum 1842
Seit 1873 in Paris ansässiger Bogenmacher.
Cole, James. — Manchester. 1850. 1910
Lernte zuerst bei Tarr und dann bei George Crask..
Seine Geigen sind gute Orchesterinstrumente. Bis 1858
gebrauchte er einen Zettel, später nur mehr eine Brand-
marke.
Cole, Thomas. — London (Holborn). — 1672.
1690
Er gehört zwar zu den weniger bekannten englischen
Geigenmachern, hat aber einige sehr gute Violen und
Gamben gebaut. Eine Viola da Gamba von ihm besaß
De Valdrighi.
Geigenzettel : Thomas Cole, near Fetter Lane / in Hol-
born 1690 (gedruckt). — Made 1690; by Thomas Cole /
of London, on Holborn Hill / who selleth all sorts of /
musical Instruments') (gedruckt).
Coletti, Alfred. — Wien. Geb. 1878 in Wien
Schüler von C. H. Voigt, bei dem er auch acht Jahre
lang als Gehilfe arbeitete und sich zu einem tüchtigen
• Reparateur ausbildete. Seit 15. Mai 1905 ist er Nach-
folger von Jos. Hamberger, und seit November 1906
führt er den Titel eines k. k. Hofgeigenmachers. Er
bewohnt den alten Geigenmacherladen in der Habs-
burgergasse (vordem obere Bräunerstraße genannt), der
seit mehr als 21 8 Jahren besteht. Dieser Laden ging von
Christoph Bartl, Joh. Jak. Fux, Ant. Posch, Dan. Ad.
Stadimann, Mich. Ign. Stadimann, Martin Stoß, Jos.
Hofmann auf Hamberger und nun auf Coletti über.
Alle waren Hofgeigenmacher und zugleich Geigen-
macher der Hofpfarrkirche zu St. Michael. Auch den
^) Von Pearce mitgeteilter Zettel einer Tenorviola.
6*
84
Colle — Colson I.
»Wiener Stradivari« Geissenhof darf Coletti wohl zu
seinen Geschäftsvorgängern rechnen, wenigstens fand
er in der Werkstatt noch den größten Teil des mit
Geissenhofs Brandmarke versehenen Handwerkszeugs
sovi'ie Musterschnecken dieses Meisters vor. Seine
neuen Geigen sind sorgfältig gearbeitet und klingen
gut. Er verwendet vorzügliches Holz, das er beim Ab-
bruch eines nachweisbar im Jahre 1 535 erbauten großen
Hauses entdeckte.
Colle. — Rouen. 18. Jahrhundert
Er gehörte der Zunft der Musiker und Instrumenten-
macher von Rouen an ; doch steht nicht fest, in welcher
Eigenschaft er aufgenommen wurde.
Collenot, L. — Rouvier-la-Chetive. Reims.
19. Jahrhundert
Schüler von Honore-Just-Derazey und von Nicolas
Caussm, in deren Stil er arbeitete.
CoUeoni, Cesar. — Nizza
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart.
Colllchon, Michel. - Paris. 1670. 1693
Vidal kannte eine sechssaitige Viola aus dem Jahre 1693
von ihm mit flachem Boden und gelbem Lack; eine
schöne Baßviola von ihm war 1889 in Paris ausgestellt;
auch Taschengeigen mit seinem Namen kommen vor.
Geigenzettel : Michel Collichon / A Paris 1 683 (geschr.).
Collier, Samuel. — London. 1750. 1755
Ein Musikinstrumentenmacher dritten Ranges, dessen
Geigen wenig Wert haben.
Geigenzettel: Samuel Collier, musical instrument /
Maker, at Corellis Head, on / London Bridge 1 755 (ge-
druckt).
Collier, Thomas. — London. 1775
Wahrscheinlich der Sohn von Samuel C., dem er auch
in der Arbeit nahestehen soll.
Collier and Davis. — London. Ende des
18., Anfang des 19. Jahrhunderts
Es ist ungewiß, mit welchen Mitgliedern ihrer Familien
die beiden identisch sind. Ihre gemeinsame Arbeit ist
lobenswert, wenn auch die Einlagen fehlen, der rot-
braune Lack dagegen ist unbedeutend.
Geigenzettel : Collier and Davis Makers / at N° 7 Fifth-
Street-Hill-London (gedruckt).
Colhn s. auch Duchene
Collln. — Laval. 1900
Er nennt sich Luthier und handelt auch mit Musik-
instrumenten.
CoUin (Colin), Jean und Nicolas. — Mirecourt
Zwei Geigenmacher, die um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts lebten und ihre Arbeiten gerne aus Paris da-
tierten. Nicolas C. wird auch als Bogenmacher be-
zeichnet. Auch ein Jean-Frangois und ein Louis C.
werden im letzten Drittel des 1 8. Jahrhunderts als
Geigen- und Bogenmacher erwähnt.
Collin-Mezin, Charles-Jean-Baptlste. — Paris.
Geb. in Mirecourt 12. Nov. 1841
Schüler seines Vaters Claude-Nic. Collin. Er arbeitete
bei Cl. Fr. Vuillaume und ließ sich zuerst in seiner
Vaterstadt nieder, siedelte 1867 nach Paris über und
wohnte stets in der Rue du Faubourg-Poissonniere. Er
gilt als einer der besten Pariser Geigenmacher, und
selbst Joachim stellte ihm ein glänzendes Zeugnis aus.
Er besitzt viele Medaillen, und auch auf der Pariser
Ausstellung 1900 war er sehr gut vertreten. Er gebraucht
gedruckte Zettel, denen er seit 1879 noch seine eigen-
händige Unterschrift hinzufügt. Auch als Wiederher-
steller alter Geigen ist er sehr gewissenhaft und hat die
akademische Palme für schöne Künste erhalten.
Geigenzettel : Ch. J. B. Collin-Mezin fils / luthier ä
Paris / rue du Faubg. Poissonniere 1 0 (gedruckt) und
Abb. 106 und 117.
Collin-Mezin, Charles. — Mirecourt. Geb. in
Amboise 25. Okt. 1870
Sohn von Ch. J. B. Collin-Mezin, ein trefflicher Gei-
genmacher, der sich auf weiten Reisen, die ihn bis nach
Amerika führten, vervollkommnete. Er verlegte die
Werkstatt in die Stammheimat seiner Familie und er-
hielt auf allen Ausstellungen, die er beschickte, erste
Preise. Seit 1911 ist er Offizier der Akademie und Mit-
glied der Handelskammer usw.
Collin(-Mezin), Claude-Nicolas. — Mirecourt.
1835. tl865
Schüler von N. F. Vuillaume, sorgfältig arbeitender
Meister, war seit etwa 1839 in Mirecourt selbständig
und galt als tüchtiger Lehrer.
Colhngwood, Joseph. — London. 1760
Guter englischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Joseph Collingwood / at the Golden
Spectacles / on London Bridge 17.. (gedruckt).
Colhns, William Henry. — London. Geb. in
Marylebone 1860
Er bildete sich durch Selbststudium nach den besten
Lehrbüchern aus, baut nach Stradivari und nach
einem eigenen Modell und verwendet einen Bernstein-
lack, den er selbst zusammensetzt.
Geigenzettel: William Henry Collins / London 1901
(Monogramm) (gedruckt).
Colonna. — Paris. 1897. 1900
Ein geschickter Geigenmacher, der jedoch den Neubau
bald aufgegeben und sich seither ausschließlich als
Reparateur betätigt hat ^). Er erfand einen mechanischen
Bogen für Streichinstrumente.
Colson I. — Mirecourt. 1840
Gitarren- und Leiernmacher ohne besonderes Ver-
dienst. Eine Drehleier von ihm besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Geigenzettel : Colson A mirecourt (gedruckt).
^) Da seine Landsleute »nur noch für Zweiräder Sinn
haben«, wie er schreibt.
G)lson II. — Contal
85
Colson II. — Mirecourt. 1860. 1893
Sohn von Colson I. Ebenfalls hauptsächlich Gitarren-
macher; er steht jedoch wesentlich höher als sein Vater.
Colton, Walter. — Brooklyn
Besserer amerikanischer Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts.
ColvlUe, David. — Cupar (Schottland). 1845.
1885
Von Hause aus Kunsttischler, verlegte er sich mit be-
sonderer Vorliebe auf den Geigenbau. Im Jahre 1858
wanderte er nach Neuseeland aus und hat recht gute
Geigen gemacht. Er war ein Sonderling, aber ein sehr
talentvoller Mann. Er klebte keine Zettel^ ein, sondern
schrieb seinen Namen mit Bleistift in seine Geigen.
Colvin, Gavin. — Sunderland (Schottland).
Geb. 1841 in Lerwlck (Shetland)
Er ahmt das große Stradivarimodell nach und hat bis-
her über 50 Geigen gemacht.
Geigenzettel: Gavin Colvin / Maker / Sunderland /
187 . . (gedruckt). • .
Coly s. Coty
Comble s. Decomble '
Comins, John. — London. 1801
Schüler von W. Forster, den er ziemlich genau nach-
ahmte. Auf seinem Zettel gab er neben der Jahreszahl
auch gerne den Monatstag der Fertigstellung an.
Comme s. Couicu
Compalns, Gui. — (?) 1480
Ein Brabanter Lautenmacher, dessen Name urkundlich
vorkommt. Vgl. Archives des .Arts (Brüssel).
• Compare, Vittorlo. — Llvorno. 1899
Guter Mandolinenmacher.
Compostano, Antonio. — Malland. 1699. 1710
Seine Arbeit ist der von Grancino ähnlich. Sein Lack
ist meistens braungelb, F-Löcher und Schnecke sehr
sauber durchgeführt, der Ton in der Regel voll und
wohllautend. Außer Violinen und Violen usw. hat er
auch Bässe gebaut; einen solchen erwähnt Brunis In-
ventaire (herausgegeben von Gallay, S. 169) aus dem
Besitze Debains. Er verwendete gedruckte und ge-
schriebene Zettel.
Geigenzettel : Antonio Compostano / Fece in Contrada
Larga / Milane 1709 (gedruckt).
Comuni, Antonio. — Piacenza. 1820. 1823
Geigenmacher aus der Verfallszeit, ohne Eigenart und
ohne Vorzüge. Er scheint einen gleichnamigen, ge-
schickteren Sohn gehabt zu haben, der noch um 1860
lebte.
Geigenzettel : Abb. III.
Confector, Franciscus. — Graz. 1 77d
.Andere lesen Confessor und selbst Contessor. Ich halte
nur die Lesart Confector für möglich, dann bedeutet das
Wort allerdings nur »Verfertiger« und ist folglich
schwerlich der Familienname, vielleicht aber die latei-
nische Übersetzung eines solchen, zu welcher Annahme
das nachfolgende »fecit« veranlassen könnte, das nach
»Confector* überflüssig erscheint. Unter den mir be-
kannten Grazer Geigenmachern führte um 1 775 keiner
den Taufnamen Franz, der 1724 vorkommende, etwas
fragwürdige Franz Alban liegt der Zeit nach zu weit
zurück, als daß man ihm die (übrigens recht mittel-
mäßige) Geige mit dem nebenstehenden Zettel zu-
schreiben könnte.
Geigenzettel : Franciscus Confector fecit / Graecii 1 775
(gedruckt).
Terni. 1828.
Consessor s. Confector
Conslll (Consigll), Giovanni.
1829
Man weiß von ihm nur, daß er sich viel mit Erfindungen
an und mit Geigen beschäftigt hat. Seine Arbeiten
setzte Prof. Demetrio Consili fort, der auch die sog.
»Poggia-Violino« beschrieb. In einer Geige, die die
Form einer Viola d'amore hat, findet sich der unten-
'stehende Zettel.
Geigenzettel : Giovanni Consigli a Terni in- / vento la
nuova forma del Violino / per eseguirvi con maggior
faci- / litä e sicurezza la difficoltä / nelle portamenti
acuti op. quart. / A. 1829 (gedruckt). — Joannes Con-
sili / fecit Interamnae / Anno D"» 1828 (gedruckt).
Constantlni, Nicolaus Franciscus. — 1508
Das Verzeichnis der Sammlung Keil in Lissabon führt
eine sechssaitige Viola auf, die ein italienisches .Aus-
sehen haben soll. Ich bin geneigt, die Jahreszahl 1608
für richtiger zu halten und irgendeinen Nicola Fran-
cesco, der in der »Via Constantini« (in Neapel) wohnte,
als den Verfertiger der Viola anzusehen.
Contal, Georges. —Paris. Geb. 19. April 1874
in Mirecourt
Schüler von Poiion (dem ersten Gelgenmacher der
Firma Laberte-Humbert freres). Nachdem er in Eng-
land, in der Schweiz, Tirol, Italien, Belgien und Öster-
reich-Ungarn durch zelin Jahre gearbeitet hatte, er-
öffnete er 1899 In Paris seine eigene Werkstatt. Er
macht gute Gelgen und ist der Erfinder der »Violaline«,
einer Art Mandoline, die, in der Form einer Viola
d'amore gebaut, die Mandoline an Tonschönheit und
Fülle übertrifft. Er macht die Violaline als Sopran-,
Alt-, Tenor-, Baß- und Kontrabaßinstrument. Für
seine Geigen usw., die er mit Öl- und Spirituslack
überzieht, erhielt er 1900 in Paris eine Mention hono-
rable.
Geigenzettel: Annee 1901 / Violaline / Brevetee S. G.
D. G. et deposee en France et a l'Etranger / Georges
Contal, Paris / Nr. 955 serie B (gedr.), Georges Contal /
Luthler/ Paris/ Nr. 204 Annee 1910 (geschr.).
Contal, F. — Mirecourt. 1800. 1830
Er arbeitete sauber und sorgfällig; besonders seine
Violoncelli erfreuen sich einer gewissen Wertschätzung,
86
Conte
^ornelli
lli
Conte, fils H. — Villefranche
Eine 1852 begründete Firma, die sich auch mit dem
Bau von Geigen beschäftigt.
Conteglacomo, Giovanni. — Turin. 1900
Italienischer Geigenmacher der Gegenwart.
Contreras, Elias. — Guatemala. 1888
Stellte in Paris eine aus 6114 Stücken zusammenge-
setzte Gitarre aus.
Contreras, Jose. — Madrid. Geb. um 1710,
tum 1780
Einer der besten spanischen Geigenmacher, dessen
Arbeiten mit Recht hoch bewertet werden. Er stammte
aus Granada und führte deshalb auch den Beinamen
»Granadino«. Er kopierte die Italiener, — Sandys und
Forster sagen: den Stradivari; doch schließt sich sein
Modell häufiger dem des Guarneri an. Eine hübsche
Violine von ihm mit gelbrotem Lack, aus der Samm-
lung des Prinzen Caraman-Chimay, war 1878 in Paris
ausgestellt. Vidal liest den Wohnort »Matxiti« statt
Matriti, und dieser Lese- oder Druckfehler begegnet
uns seitdem in allen nach Vidal verfaßten Schriften.
Geigenzettel: Matriti per Granadensem / Josephum
Contreras / anno 1760 (gedruckt).
Contreras. — Madrid. Geb. um 1751. 1827
Sohn, Schüler und Nachfolger von Jose C. Seine Arbeit
gleicht der seines Vaters, ist aber minderwertig. Er be-
ginnt um 1 790 seine Geigen mit Nummern zu versehen,
1792 kommt er bis Nr. 1 1, 1793 bis Nr. 16 usw.
Geigenzettel: Abb. 142.
Convert. — Bourg. 1830. 1868
Ein Dilettant, der einige Leiern im Stile von Louvet
gebaut hat.
Conway, William. — London. 1745. 1750
Wenig bekannter englischer Geigenmacher des 1 8.Jahr-
hunderts.
Cook, A., lebte im 19. Jahrhundert in Ipswich
Cooper, Hugh W. — Glasgow. Geb. 30. Aug.
1848 in Airdrie
Nachdem er sich erst als Orgelbauer versucht hatte,
ging er zum Geigenbau über, den er mit Erfolg zu
seinem Beruf machte. Er baut frei nach Stradivari und
Guarneri und verwendet Whitelaws Geigenlack. Er hat
über 50 neue Geigen gebaut. Vgl. seine Biographie von
Meredith-Morris in »The Strad« 1900 Nr. 129.
Geigenzettel : Hugh W. Cooper / Maker / 75 Dumas
Street / Glasgow (gedruckt).
Cope & Roberts. — Fitzroy, Melbourne. 1888
Zwei »Wiederfinder des echten Cremoneser Geigen-
lacks«, den sie ^>CremonaeRedivivus«(!) nannten. Sie
erhielten auf der Melbourner Ausstellung für ihre
Geigen eine Medaille 2. Verdienstklasse.
Coppi, Sante de. — Mantua. 1800. 1817
Seine Geigen stehen denen von Alessandro Zanti nahe,
sind oft von gewöhnlichem Aussehen, klingen aber gut.
Geigenzettel: Sanctus de Coppi fecit / Mantoae Anno
1816 (gedruckt).
Coppo, Armando. — Neapel. 1608
Giovanni di Enrico bezeichnet ihn m emem Schrift-
stück als einen vlämischen Lautenmacher, mit dem er
in Neapel die Werkstatt teilte.
Coq. — Toulon. 1855
Er machte Violinen, Violoncelli und Bässe und galt als
nicht ungeschickt.
Coquet, Claude. — Paris. 1636
Er wird als »Luthier« bezeichnet und erscheint als Sach-
verständiger im Prozeß Medard. Wir haben es hier
möglicherweise mit einem Vorfahren von Louis Soc-
quet zu tun.
Corani, Vincenzo. — Triest. 1830
Wenig bekannter Geigenmacher, von dem mir einige
Violinen vorgekommen sind.
Corara, Giacomo. — Venedig. 1 775
Geschickter, wenn auch wenig bekannter Geigen-
macher.
Geigenzettel : Giacomo Corara / Fecit in Aug° 1 775 /
Venezia N° 3 (gedruckt).
Corbucci. — Parma
Neuerer italienischer Geigenmacher.
Cordano, Giacomo Filippo. - Genua. 1 770. 1 776
Seine Geigen verraten eine geschickte Hand und gehen
auf Cremoneser Vorbilder aus der Ruggeri-Schule
zurück, wenn sie auch durch ihre höhere Wölbung und
kürzere F-Löcher seine Eigenart zur Geltung bringen.
Er verwendete aber auch ein flaches Modell und gelben
oder braunroten Lack. Ob er mit der Familie Giordano
in Verbindung zu bringen ist, muß ich dahingestellt
sein lassen.
Geigenzettel: Abb. 127.
Cormatches, Alberto. — Santiago. 1900. 1902
Erhielt 1901 auf der Panamerikanischen Ausstellung
eine goldene Medaille für Gitarren, Mandolinen und
Lauten.
Corna s. Dalla Corna
Cornelli, Carlo. — Cremona. 1702
Bei Vidal findet sich nur der Name und Zettel dieses
Geigenmachers, von dem es mir nicht möglich war,
Arbeiten zu erfragen. Auf anderen Zetteln steht zuerst
>'Cremonae<' und dann erst der Name. Bei Lepke m
Berlin wurde am 2. Mai 1917 eine Violine mit seinem
Zettel und der Jahreszahl 1702, die merkwürdigerweise
fast alle mit seinem Namen vorkommenden Geigen
aufweisen, versteigert.
Geigenzettel : Carolus Cornelli fecit / Cremonae anno
]702(gedruckO.
Cornelli — Costa
87
Cornelli, Giorgio. — Venedig. 1 797
Ein geschickter Meister, vielleicht Carlo C.s Sohn, von
dem C. Stoeber in Würzburg eine sehr schöne Violine
nach einem länglichen Modell mit flacher Wölbung und
prachtvollem roten Lack besitzt.
Cornesse fils, Henri. — Troyes. 1900
Geigenfirma der Gegenwart.
Cornia, Giuseppe. — Iddiano (Modena). 1 884.
1894
Seine Kontrabässe sind in Italien nicht unbeliebt.
Cornino. — Spilamberto. 1800
Sein Name findet sich zwar bei Valdrighi (3722), doch
ist er in Spilamberto selbst unbekannt.
Cornu. — Marseille. 1759
Ein gutes Violoncello in italienischem Stil enthielt
seinen hier mitgeteilten Zettel. Im übrigen schemt er
wenig Geigen gebaut zu haben, und die wenigen sind
von sehr gewöhnlicher Arbeit.
Geigenzettel : Cornu Fecit ' A Marseille 1 759(gedruckt).
Corolano? (Coriolano?) — Genua
In einer handwerksmäßig ausgeführten Violine fand
sich dieser schwer leserliche Name.
Corradotti, Luigi. — Rom. 19. Jahrhundert
Guter Mandolinenmacher.
Correa, Joao (aus Almeida). — Lissabon.
18. Jahrhundert
Vielleicht der Sohn Manoels. Der 1794 guillotinierte
Marquis de Laborde besaß eine Gitarre von ihm mit
dem Zettel ^) : Joao Correa de Almeida / a fez en Lisboa
(gedruckt).
Correa, Manoel. — Lissabon. 17. Jahrhundert
Er stammte aus Almeida und war wohl ausschließlich
Lautenmacher. Eine Laute von ihm trägt den Zettel :
Manoel Correa de Alm^a Violeiro da Rainha NS / Mo-
rador na Rua direita la / Esperan^ja LX^ (gedruckt).
Corrien s. Gornen
Corsby. — Northampton. 1770. 1780
Bisher sind fast nur Bässe von ihm zum Vorschein ge-
kommen, die übrigens nicht ungeschickt gemacht sind.
Corsby, George. — London. 1789. 1830
Er wohnte in der Princess Street, Leicester Square, war
Geigenmacher und handelte mit alten Instrumenten.
Von seinen Arbeiten erfreuten sich namentlich seine
Violoncelli einer gewissen Beliebtheit. Ob er mit dem
Northamptoner Corsby verwandt oder gar identisch
war, konnte ich nicht feststellen.
Corsini, Pietro. — Arcidosso (Toscana). 1652
Eine Harfe von ihm besitzt das Musikhistorische Mu-
seum in Köln.
^) Gallay: Un inventaire souslaterreurparBruni,S.41.
Cortaro (Castaro, Corsaro), Antonio. — Rom.
1614
Baron schreibt in seiner Untersuchung des Instru-
ments der Lauten (1727): »Antonio Cortaro hat nach
ihm (Buchenberg) .'Xnno 1614 in Rom gelebet.« — Ar-
beiten von ihm sind mir nicht bekannt.
Corte s. Dalla Corte
Cortenhout, Jan van. — Amsterdam
Er wird als »Luthier« bezeichnet; mehr ließ sich nicht
über ihn in Erfahrung bringen, und auch in »Bouw-
steenen« I, S. 69, wird nur sein Name ohne weitere Be-
merkung erwähnt.
Cortese, Andrea. — Genua. 1920
Ein .Autodidakt, der sich eine gewisse Geschicklichkeit
angeeignet hat.
Geigenzettel : Andrea Cortese all insegna dei ,' tre cuori
in Genova 19 . . (gedruckt).
Cortesi, Carlo. — Pesaro. 1612
Es gibt Geigen im Stile G. da Salos und Marianis, die
seinen Zettel tragen. Kammermusiker W. F. Borsche
in Hannover besaß eine sehr hochgewölbte Violine von
ihm.
Geigenzettel: Cortesi fecit Pisavri 1612 (gedruckt). —
Carlo Cortesi (geschrieben).
Cosetto, Giuseppe. — Venedig. 1786
Von diesem unverdient in Vergessenheit geratenen
Meister besitzt Dr. G. Geyer in Budapest eine hervor-
ragend schöne Violine, stark im Holz, mit auffallend
kräftigen Ecken, eigenartigen F-Löchern, breiter Ein-
lage und eigenartiger, um eine Spirale vermehrter
Schnecke. Der Ton ist groß und edel. Der Körper
weist eine Länge von 36,4 cm auf.
Geigenzettel : Giuseppe Cosetto Fexit (sie !) / anno 1 786
Venezia (geschrieben).
Costa, di Agostino. — Verona. 1600. 1622
Er stammte der .\ngabe auf seinen Zetteln zufolge aus
Brescia und war ein Sohn des Agostino. Er soll einige
Zeit in Genua zugebracht und — nach de Piccolellis —
auch in Venedig gearbeitet haben. Eine doppelt einge-
legte Viola da spalla aus dem Jahre 1600 besitzt die
Sammlung Correr in Venedig, ein Colascione von 1622
die Sammlung Crosby Brown in NewYork und eine
Laute aus dem gleichen Jahre Herr Claudius in Kopen-
hagen.
Geigenzettel: Costa di agostino di Brescia 1600 (gedr.).
Costa s. Dalla Costa
Costa, Augusto da. — Funchal
Mandolinenmacher des 19. Jahrhunderts. Eine Arbeit
von ihm befindet sich in der Sammlung Keil in Lissa-
bon.
Costa, Diego. — Cadix. 1790 (?)
Seiner Arbeit nach dürfte er in Italien gelernt haben.
Er wohnte in der Calle de Cobor und ist nur als Lauten-
und Mandolinenmacher bekannt. Eine Bandurria von
ihm besaß Paul de Wit.
88
Costa — Couturieux
Costa, FellceMorl.— Parma. 1804. 1812
Andere nennen ihn Mori-Costa. Seine Arbeit ist nicht
schlecht, aber ohne bemerkenswerte Eigenschaften.
Geigenzettel: Abb. 105.
Costa, Giovanni Battista. — Venedig. 1770
Vermutlich ein Schüler von Santo Seraphin, an den
seine Arbeit auffallend erinnert, besonders bevorzugte
er ein an J. Stainer erinnerndes Modell. Arbeit und
Schnecke kommen S. Seraphin bis zum Veryk-echseln
nahe, nur der Lack ist wesentlich dünner und hat
weniger Feuer. Daß seine Geigen jetzt so selten vor-
kommen, hat seinen Grund wohl darin, daß sie längst
zum größten Teil als Arbeiten S. Seraphins im Ver-
kehr sind.
Costa, Ludovico. — Urbino. 1 786
Der Name findet sich in mittelmäßigen Geigen, bei
denen das Alter glaubwürdiger ist als die Herkunft.
Costa, Alfonso della. — Neapel. 1876
Ein neuerer Neapolitaner, von dem u. a. einige gute
Violoncelli bekannt sind.
Cotton, Robert. — Rouen. 17. bis 18. Jahrb.
Eine Viola bastarda aus der Sammlung Snoeck (Nr. 477)
von sonderbarem und ungewöhnlichem Modell, rot
lackiert, trägt zwar seinen Namen, doch war in Rouen
über ihn nichts zu linden. A. Jacquot hält es für mög-
lich, daß Cotton englischer Abstammung war.
Geigenzettel: Robert Cotton / ä Rouen (gedruckt).
Coty, Jean-Claude (Pierre du). — Versailles.
1787
Mittelmäßiger französischer Geigen- und Lauten-
macher des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel : Jean-Claude Coty luthier / A Versailles
1787 (geschrieben).
Coucbet, Jean. — Antwerpen. 1642. f 1665
Nur als Klavezinmacher und Orgelstimmer bekannt ; in
gleicher Eigenschaft kommt noch 1665 ein Joseph
Couchet und 1666 ein Abraham C, der auch als ge-
schickter Maler bekannt ist, sowie 1696 ein Jan Couchet
vor. Welchem von diesen eine Laute mit dem Namen
Couchet, die ein rheinischer Sammler besaß, zuzu-
schreiben ist, läßt sich nicht entscheiden.
Couder freres. — Paris. 1850
Diese Gebrüder erfanden eine neuartige Form der
Geige und nahmen darauf 1850 ein Patent. Ein Exem-
plar ihrer Geigen befindet sich im Pariser Konser-
vatorium. Eine solche in Form eines Halbmonds, ohne
Resonanzboden, besaß C. C. Snoeck.
Couicu. — Blois. 1642
Der Name wird verschieden angegeben, am häufigsten
»Coincu«, aber auch »Comme*. Vielleicht ist Couicu
(möglicherweise eine Dialektform des Namens Kukuk)
die richtigste Lesart. Eine Laute von ihm besaß nach
Brunis Inventaire die Gräfin Lowendal. Im Archiv der
Stadt Blois war leider nichts über einen .so oder ähnlich
heißenden Lautenmacher zu finden.
Coulson, M. — Stamfordham
Englischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Abb. 149.
Courier, Fran^ois. — Rouen. 1668
Er gehörte der Zunft der »Menetriers« in Rouen als
Meister an und wird ausdrücklich als *faiseur d'instru-
ments de musique* bezeichnet, was bemerkenswert ist,
da dieser seit dem 14. Jahrhundert bestehenden Zunft
außer den Lauten- und Gelgenmachern auch die Mu-
siker und die Tanzmeister angehörten.
Cousin, Jean -Christophe, s. Job. Christ. I
Vetter
Cousineau, Georges (nach andern: Pierre-
Joseph). — Paris. 1769. 1788
Er war zwar 1769 geschwomer Meister der Pariser
Lautenmacherzunft, hat aber nur als Harfen-
macher und Musikalienhändler ein Verdienst; doch
zeigte er in den Blättern an, daß er alle Sorten von
Geigen, Gitarren, Mandolinen und Harfen usw. mache
und verkaufe. Auch auf seiner sehr hübsch von Pruneau
nach St. Aubin gestochenen Adreßkarte nennt er sich
ausdrücklich Luthier; doch liegt es nahe, anzunehmen,
daß er fremde Arbeiten verkauft habe.
Geigenzettel : Rue des Poulies, vis-ä-vis la Colonade du
Louvre. / »A la Victoire.« / Cousineau, luthier, fait et
vend harpes, lyres, violons, violon- / cellos, contrabasses
pardessus de viole, altviola, guitares, violes / d amour,
mandolines. sistres et autres instruments de musique.
11 vend aussi des cordes de Naples et tient magasin de
Musique / fran?aise et italienne. Son epouse grave la
musique (gedruckt).
Cousineau, Jacques-Georges. — Paris. Geb.
13. Jan. 1760, t 1824
Sohn von Georges (Pierre-Joseph) C. Er war seit 1 775
Teilhaber des väterlichen Geschäfts, das dann die
Firma »Cousineau pere et fils<' führte, und wurde 1788
»Luthier de la Reine«. Obwohl er hauptsächlich Harfen-
macher und tüchtiger Harfenspieler war, kennt man
doch auch Violen und Bässe von ihm. Er gebrauchte
eine Brandmarke mit seinem Namen.
Couturieux (Couturier), N. — Toulon. 1842.
1850
Einer der besseren französischen Geigenmacher im
Stile von Nicolas. Er stammte wahrscheinlich aus Mire-
court und hat gute Geigen gemacht, die durch hübsches
Holz, saubere Arbeit und ihren reichen, dunkelroten
oder gelben Lack sowie den oft vollen, süßen Ton auf-
fallen. Er brannte in seine Violinen häufig die Buch-
staben N. C. ein. Brandmarke: Nr. 66.
Couturieux. — MIrecourt. 1835. 1848
Seine Geigen sind gewöhnliche Handelsware; er da-
tierte sie gerne aus Paris odQr nannte sich wenigstens
»luthier de Paris« und arbeitete im Stile von Nicolas.
Um 1850 bestand eine Fabrik unter der Firma Coutu-
rieux & Heroux.
Coviaux — Cristofori
89
Coviaux s. Lippi
Cox, N. — London, Holborn. 1674
Altenglischer Geigenmacher, von dem ich jedoch bisher
keine zweifellos echte Arbeit kennen lernen konnte.
Cozzl, Battista. — Venedig. 19. Jahrhundert
Wenig bekannter Geigenmacher, dessen geschriebener
Reparaturzettel manchmal vorkommt.
Cralg, John. — Edinburgh. Geb. 17. Nov.
1860 in Kirkinch bei Meigle
Er ahmt das Stradivanmodell frei nach und verwendet
Whitelaws ».Amati-Lack«. Seine Arbeit erinnert etwas
an die Matthew Hardies.
Geigenzettel : John Craig, / Maker / Edinburgh. A. D.
1897 (gedruckt).
Craile (Graill), Magno. — Rom. 1606. 1631
In Rom ansässiger, deutscher oder vlämischer Lauten-
macher, der 1606 urkundlich (als Zeuge) erwähnt wird.
Er kommt 1627 und 1631 noch vor und soll besonders
gute Archilauten gebaut haben.
Cramond, Charles. — Aberdeen. 1800. 1834
Er kam vom Pfluge her nach Aberdeen und war ein
äußerst fleißiger Geigenmacher, der jahrelang jede
Woche eine Geige fertigbrachte. Seme Geigen wären
nicht schlecht, wenn er sie nicht zu dünn im Holz ge-
macht und schlecht lackiert hätte. Auf seinen Zetteln
fehlt meistens die Jahreszahl ; er gebrauchte auch einen
Brandstempel »Cramond, Aberdeen". Im Jahre 1834
wanderte er nach St. John in Neu-Schottland aus und
machte dort Gewehrschäfte.
Geigenzettel: Chas. Gramond / Maker / Aberdeen
(gedruckt).
Craske (Crask), George. — Bath, Leeds,
Sheffield, Birmingham, Manchester, Stock-
port. Geb. 1797 in Bury St. Edmunds,
f 1888 in Stockport
Als Jüngling kam er zu William Forster in die Lehre,
trat später zu dem berühmten Klavierspieler Clementi
in Beziehung, namentlich aber zu Thomas Dodd, der
einen neuen Geigenlack erfunden hatte und junge Leute
beschäftigte, die für ihn arbeiten mußten ; unter diesen
war auch Craske. Er verließ Dodd aber bald wieder und
ließ sich in Bath nieder. Er hatte hier keinen sonder-
lichen Erfolg und siedelte nach der Reihe nach Leeds,
Sheffield und Birmingham über. In Birmingham hielt
er sich über 20 Jahre auf, um dann für ein Jahr nach
Manchester und von da nach Stockport (Distrikt Sal-
ford) zu ziehen. Er war eine echte Künstlernatur, aber
voll Schrullen und Eigenheiten, die sich im Alter immer
mehr ausbildeten. Obwohl er unermüdlich tätig war
und noch in seinem 90. Lebensjahre arbeitete — er hat
über 3000 Violinen, Violen und Violoncelli und etwa
20 Kontrabässe gebaut — und von den bedeutendsten
Virtuosen hochgeschätzt wurde, brachte er es doch zu
keinem Wohlstande. Seme Arbeiten sind nach den
besten italienischen Vorbildern sehr sauber ausgeführt
und werden jetzt von Jahr zu Jahr besser im Ton. Seine
Biographie veröffentlichten G. Crompton in »The
Strad« 1893 und Arthur Broadley in der Zeitschrift
»Musical News« 1901, Nr. 553: »An english Stradi-
varius«. Drei Violinen von ihm aus den Jahren 1820 bis
1836 waren 1880 in Edinburgh ausgestellt. Seinen Nach-
laß (70 Violinen, 10 Violoncelli, eine Anzahl Violen und
12 Kontrabässe) erwarben W. E. Hill & Sons in Lon-
don, die seine Arbeiten besser zu verwerten wußten,
als er dies selbst bei Lebzeiten gekonnt hatte.
Geigenzettel: Made by George Craske / (born 1797,
died 1888 / and sold by / William E. Hill & Sons. Lon-
don (gedruckt).
Cravtchenko (Craftschenko) s. Krawtschenko
Cremona, Girolamo. — Turin
Von Valdrighi (754) erwähnter Geigenmacher; der
Name ist vermutlich durch Mißverständnis eines in
Turin gefälschten Amati - Zettels aus »Hieronymus
Cremonensis« entstanden.
^ricca
.Alf
onso.
'errara.
1591
Ein Instrumentenmacher, der wohl auch Lauten ge-
baut hat, vorzugsweise aber Klaviere und Orgeln.
Cricca, Giulio. — Ferrara. 1 594
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und war der
Bruder von Alfonso. Die Brüder hatten, wie auch der
Orgelbauer Hyppohto Cncca^), den Beinamen »Paia-
rini«, »Pagliarini«.
Geb.
Cnsta s. Christa
Cristofaro, E. de. — Neapel und Paris.
11. Febr. 1870 in Neapel
Schüler seines Vaters und wie dieser Mandolinen-
macher. Er machte sich 1892 selbständig und verlegte
seinen Wohnsitz nach Paris. Seine Mandolinen sind von
sauberer Arbeit und schön im Ton.
Geigenzettel : Fabbricazione Artistica / di Mandolini e
Mandole Napoletani con nuovo sistema tnplando la
sonoritä. E. de Cristofaro / 1 99 t>'s Via Mergellina Na-
poli. Vendita e deposita / a Paris (gedruckt).
Cristofori (Cnstofali ?), Bartolommeo. — Flo-
renz. Geb. um 1667 (in Cremona oder
Padua?), fnach 1720
Im Jahre 1680 findet sich ein Bartolommeo Cristofori,
13 Jahre alt, als Schüler N. Amatis angegeben. Das
Museum »deir Istituto musicale« in Florenz besitzt
einen schönen Kontrabaß von ihm. Fiorini in München
besaß ein schönes Cello von ihm mit der Jahreszahl
1716. Die Versuchung liegt nahe, diesen Cristofori
(dessen Name nach dem Giornale de Letterati d'Italia
B.V. 1711 richtig »Cristofali« lauten müßte) mit dem
berühmten Erfinder des Hammerklaviers oder richtiger
gesagt: der Stoßzungenmechanik zu identifizieren;
doch spricht die Tatsache dagegen, daß als Geburts-
datum des Erfinders des Hammerklaviers der 4. Mai
^) Er hatte schon 1598 ein Tasteninstrument gebaut,
dem er den Namen »Piano e forte* gab,
90
Cristofori
alt
1 655 feststeht, während der Amatischüler zwölf Jahre
jünger war, worauf Georg Kinsky in seinem Katalog
des Musikhistorischen Museums von W. Heyer in Köln
mit Recht hinweist. — Die ältesten Arbeiten des Gei-
' genmachers Cristofori sollen die Jahreszahl 1 700, die
letzten 1720 tragen.
Geigenzettel : Bartolommeo Cristofori Firenze 1715
(gedruckt).
Cristofori, Francesco. — Chicago. 1879. 1882
Ein Italiener, der mehrere Jahre lang als Geigenmacher
in Amerika lebte, später aber wieder in seine Heimat
zurückkehrte.
Cnstonl, Eusebio. — Modena. 1847. 1883
Einige seiner Geigen sind recht sauber gearbeitet, wenn
auch weder originell noch hervorragend.
Cristophon, Joannes. — Vienne (?). 1746 (?)
In einer Violine, die nicht sehr sorgfältig gearbeitet
war und eine plumpe Schnecke und weite F-Löcher
hatte, befand sich dieser Name auf einem schwer leser-
lichen Zettel.
Croft, W. H. — 1822
Englischer Geigenmacher aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Croft & Son. — Birmingham. 1871. 1880
Eine englische Streichinstrumentenmacherfirma aus
dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, die 1871 be-
gründet wurde und vor 1898 erloschen sein muß.
Crompton, Edward. — Manchester. 1886
Erhielt 1886 in Edinburgh für seine Geigen eine
bronzene Medaille.
Crosby, G. R. — Dewsbury. 1900
Englischer Geigenmacher der Gegenwart. Auch in
Nottingham lebte ein Crosby als Geigenmacher. Ein
George Crosby in London, der schon um 1790 vor-
kommt, war hauptsächlich Händler, weshalb die mit
seinem Namen vorkommenden, meist nach Amati ge-
bauten und mit dünnem, rotbraunem Lack versehenen
Arbeiten schwerlich von ihm selbst herrühren dürften.
Cross, Nathaniel. — London (Aldermanbury).
1700. 1751
Einer der bekanntesten Vertreter der englischen Schule.
Er hat das Stainermodell gut studiert und baute recht
genau danach. Daß er aber selbst bei Stainer ge-
lernt hat, wie man früher gerne behauptete, ist ausge-
schlossen. Seine Geigen haben einen edlen, kräftigen
Ton und sind gelb lackiert. Seit 1715 war er Gesell-
schafter von Barak Norman, doch ist seine Arbeit leicht
von der Normans zu unterscheiden. Er bezeichnete
seine Geigen im Innern in der Mitte des Bodens mit
einem Kreuz (»Cross«) unter den Buchstaben N. C.
Arbeiten von ihm findet man in verschiedenen Samm-
lungen. Eine Violine von 1731 besitzt J. T. Chapman.
Geigenzettel : Nathaniel Cross, Maker / the George Jnn,
Aldergate Street / London 1731 (geschrieben). Brand-
marke Nr. 65.
Cross, W. S. — Cleveland. 1900
Amerikanischer Geigenmacher der Gegenwart.
Crowther, John. — London. 1755. f um 1810
Er arbeitete gewöhnlich für Händler, so auch für John
Kennedy, weshalb sich sein Name nur selten in seinen
Arbeiten, die übrigens recht gut sind, vorfindet.
Geigenzettel : John Crowther / Haughton Street / Cläre
Market 1 760 (gedruckt).
Crugrossi (?), Vincenzo. — Florenz. 1767
Bisher nur von Valdnghi (768) erwähnter Geigen-
macher, dessen Name wahrscheinlich falsch gelesen ist.
Cruz-Abrantes, Jose Gaetano da. — Villa Nova
de Fakem. 1900
Portugiesischer Mandolinen- und Gitarrenmacher der
Gegenwart.
Cruz-Müra, Antonio Joseph da. — Porto. 1 867
Er stellte 1867 in Paris eine Violine aus, die eine gute
Schule und Geschmack verriet.
Csutor, Alexander (Sändor) Nagybanya. —
Budapest. Geb. 1840
Em von Dr. J. Geyer erwähnter Forstrechnungsrat, der
aus Liebhaberei viele Geigen gemacht hat.
Cuchet, Gaspard. — Grenoble. 1729
Seine Geigen sind sauber gearbeitet, aber nicht sonder-
lich schön in der Form.
Geigenzettel : Fait par Gaspard Cuchet ä / Grenoble
Mil sept Cent 29 (gedruckt).
Cumming, Andrew. — Portpatrick. Geb.
19. April 1848 in Kirkcolm, Wigtonshire
Aus Liebhaberei begann er seit 1892 Geigen zu machen
und hat seitdem über 100 Violinen gemacht. Die
meisten haben keine Einlage und sind mit Kauriharz
lackiert. Er klebt keine Zettel ein, sondern schreibt
in seine Arbeiten: Handmade violin, home grown
wood, by A. Cumming Nr. 49 (1897).
Cunault, Georges. — Paris. Geb. in Paris
20. März 1856
Von 1872 — 1873 Schüler von Seb. Vuillaume und von
1873—1880 von Miremont. Von 1880—1882 arbeitete
er in seiner Wohnung für verschiedene Meister, so für
E. Germain usw. und eröffnete 1882 seine eigene Werk-
statt Faubourg Poissonniere 53, die er 1884 nach der
Rue des Martyrs 29, 1889 nach der Rue Clauzel 6,
1893 nach der Rue de Navarin 21 und zuletzt in
derselben Straße nach Nr. 19 verlegte. Er kopiert alle
großen Meister und besitzt auch ein von ihm selbst
entworfenes Modell, bei welchem er die größte Fülle
und Gleichmäßigkeit des Tons zu erreichen sucht. Er
legt eine anerkennenswerte Sorgfalt auf die Wahl des
Holzes und verwendet Ollack. Seine Geigen sind recht
gut und jedenfalls vielen mittelmäßigen oder verdor-
benen, die nur den Vorzug des" Alters haben, vorzu-
ziehen.
Geigenzettel: Abb. 101 und 133.
Cunha-Mello — Czyz
91
Cunha-Mello, Joaquim da. — Porto. 1900
Mandolinen- und Gitarrenmacher der Gegenwart.
Cunln, Albert. — ?
In einer Geige, vielleicht aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts stammend, von französischem (Mire-
courter) Aussehen, fand sich dieser Name eingebrannt.
Cuniot-Hury. — Mirecourt. 1875. 1900
Bessere Geigen- und Bogenfabrik der Gegenwart, die
1873 gegründet wurde und die Firma *ancienne Maison
Vuillaume« führt. Der um 1912 verstorbene Eugene
C.-H. war am 22. Dez. 1861 geboren.
Cuny.— Paris. 1777. 1778
Er lebte wahrscheinlich in Mirecourt und hielt sich
nur zeitweise in Paris auf. Seine Geigen sind von ganz
gewöhnlicher Arbeit und haben dicken, braunen Lack.
Vidal schätzte sie seinerzeit auf höchstens 30 — 40 Fran-
ken. Eine Violine im Museum des Pariser Konser-
vatoriums (Nr. 14) trägt den Brandstempel: Cuny a
Paris.
Cuny, Fran^ois.
Vielleicht mit dem noch
Geigenmacher identisch
Vater.
Mirecourt. 1751. 1767
778 in Paris vorkommenden
wahrscheinlicher aber sein
Cuppin, Giovanni. — ?
So liest Vidal den Namen in einer sehr alten Baßviole
der Sammlung Gautier in Nizza. (Ohne Rand und
Reifchen. Die F-Löcher hübsch geschnitten: gelber
Lack.) Valdnghi erwähnt diesen Meister unter Nr. 3727.
Wo er gelebt hat ist unbekannt.
Curatoli, Antonio. — Neapel. 1900
Em Streichinstrumentenhändler, der auch gelernter
Geigenmacher sein soll.
Cusumano, Giuseppe. — Tunis. 1854
Eine gitarrisierte Laute von ihm befindet sich in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln No. 575.
Geigenzettel: Giuseppe Cusumano. / Tunis 1854 (ge-
schrieben).
Cuthbert, Robert. — London. 1690
Man kennt Violen und Violinen von ihm, die durch ihr
flaches Modell und ihren schönen, dicken Lack, der
freilich häufig zu dunkel ist, bemerkenswert sind. So-
wohl in der Arbeit wie im Holz sind seine Instrumente
gut. Eine Violine von ihm besitzt J. T. Chapman.
Cuvillier. — Paris. 1897. 1900
Streichinstrumentenhändler und Geigenmacher.
doch war es mir nicht möglich, eine einwandfreie und
echte Arbeit von ihm näher kennen zu lernen, oder in
Holland auch nur zu erfragen.
Geigenzettel : Johannes Cuypers fecit in Haag 1707
(gedruckt) und Abb. 100.
Cuypers, Jan. — Haag. Geb. 1719, f nach
1806
Angeblich Neffe und wohl auch Schüler des alten Jan
C. Seine Geigen sind meist schwerfällig in der Form
und zu stark im Holz, aber fast immer nach Stradivari
gebaut. Sie haben schwere Ränder und dick aufge-
tragenen Lack. Der Ton ist sehr klar, aber etwas hart.
Er schreibt seinen Namen auch »Koeuppers«. Seine
Arbeiten kommen häufig vor. Eine Geige von 1798 bei
Scheurleer, eine neunsaitige Gitarre im Museum zu
Brüssel Nr. 259.
Geigenzettel : Johannes Cuypers, / Fecit 's Hage A°
1 782 (gedruckt). — Johannes Cuypers / fecit S : hage
1802 / aetatis suae 83 (geschrieben).
Cuypers, Johannes Bernardus. — Haag. 1810
Vielleicht ein Sohn von Johannes C, den er nachahmte,
aber nicht erreichte. Seine Arbeit ist roher, der Ton
weniger gut, nur der Lack ist trotz seiner Härte recht
schön und heller (gelblicher) als der des Vaters. Er ver-
wendete geschriebene Zettel :
Job. Bernardus Cuypers / fecit 's Hage 1810.
Cuypers, Johannes Frans. — Amsterdam.
1783. 1811
Angeblich ein Neffe von Johannes C. Er dürfte im
Haag gelernt haben und muß auch nach Italien ge-
kommen sein, wo er seine letzte Ausbildung fand. Er
arbeitete nach talienischen Grundsätzen und besaß
eine gewisse Handgeschicklichkeit, doch sind seine
Arbeiten meist zu schwer im Holz und haben dicke
Ränder. Zwei Geigen von ihm besitzt der ehemalige
Sekretär der Südafrikanischen Republik Dr. Leyds. In
der Sammlung Scheurleer ist eine Taschengeige von
ihm, bei der Boden und Zargen aus einem Stück ge-
stochen sind.
Geigenzettel : Johannes Franciscus Cuijpers / fecit 's
Hage 1783 (gedruckt). — Johannes Franciscus Cuypers/
Fecit Amsterdam 1811 (geschrieben).
Czejka (Cejka), Joseph. — Prag. 18. Jahrh.
Geigen von ihm habe ich bisher nicht kennen gelernt.
Seine (1733 geborene) Witwe Veronika starb am 9. Jan.
1826 in Prag.
Czejka s. Cejka
Cuypers, Jan (Johannes) der Alte, (de oude). — Czyz, Jan. — Krasnobrody. 1 896
Haag. I /U/. I /Z\j\^?) Ist mir nur als Reparateur bekannt geworden.
Er wird als das Haupt der Familie bezeichnet, und Geigenzettel: Koregowal Jan Czyz zo Krasnobrodzie
J. Roumen lobt ihn als sehr tüchtigen Geigenmacher; 1896 (geschrieben).
92
Daboll — Dalla Costa
Daboll, L. Norman. — New London (Conn.
Am.). 1894
Amerikanischer Geigenmacher und -händler aus dem
letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts.
Dcj,browski s. Dombrowski
Däblitz, J. Gottfried. — Tapiau (Ostpreußen).
1850. t 12. Okt. 1899
Em Kapellmeister, der sich auch mit dem Geigenbau
beschäftigt hat. Er war mindestens seit dem Ende der
siebziger Jahre in Tapiau ansässig und hat viele Geigen
repariert. Für einen Dilettanten besaß er ein be-
merkenswertes Geschick, und so hat er für seine neuen
Geigen allerlei Ausstellungspreise erhalten. Rechnungs-
rat Friedrich in Posen besitzt eine nach einem läng-
lichen Modell gebaute Viola von ihm, gute Arbeit,
gutes Holz, gelbbraun lackiert. Die F-Löcher erinnern
an Stainer, die Schnecke ist tief ausgestochen.
Geigenzettel: J. G. Däblitz / Musiker und Geigen-
macher / Tapiau. 1881 Oithographiert).
Dähn, Christian Friedrich. — Klingenthal.
1737
Kommt nur im Kassabuch der Innung als Meister vor.
Dänzel s. Tentzel
Dagli Instrumenti, Marco. Ferrara. 1541
Nach den Zahlamtslisten hat er für die Herzöge Alfonso
und Alfonsino d'Este sechs Violinen gemacht. Auch ein
Domenico dagli Instrumenti kommt vor; der eigent-
liche Familienname ist aber nicht bekannt.
D'Agostino, Nicolo. — Palermo. 19. Jahrh.
Er hatte in der Via Macqueda seine Werkstatt und war
am besten als Lautenmacher.
Dahlström, Joh. Reinhard. — Hamburg. 1 788
Er wurde als »Instrumentenmacher« am 31. Oktober
1788 Bürger; ob er jedoch auch Geigen und Lauten
gemacht hat, war nicht nachzuweisen.
Dal Chitarrino (Gitarino), Biagio. — Ferrara.
1464. 1467
Modenesischer(?) Lautenmacher, den auch Valdrighi
(1248) erwähnt, doch hieß er wahrscheinlich Polverino
(s. d.). Auch ein Pietrobono dal Chitarrino kommt
1445 — 1446 als trefflicher Lautenist vor, von dem je-
doch nicht feststeht, ob er auch Lautenmacher war.
Dalgarno, Thomas. — Aberdeen. 1860. 1870
Em Geigenliebhaber, der auf Grundlage der Unter-
weisungen, die er in Ottos kleiner Schrift fand, etwa
20 Violinen, mehrere Violoncelli und einen großen Baß
gemacht hat. Er verwandte einen Spirituslack.
Geigenzettel : Thomas Dalgarno / Aberdeen 1865 (ge-
schrieben).
Dahnger (Dallinger), Sebastian. — Wien. 1 768.
1809'
Er wohnte im Kärnthner Viertel, Himmelpfortgasse,
und legte am 23. Januar 1768 den Bürgereid ab. In den
Steuerbüchern kommt er bis 1787 vor. Er war ein mit
Th ir auf gleicher Stufe stehender, sehr tüchtiger Lauten-
und Geigenmacher, von dem namentlich die Violon-
celli sehr gesucht sind. Ein solches von 1771 besitzt das
Schottenstift in Wien. Er schrieb seinen Namen stets
Dalinger, in den Akten liest man dagegen: Tallinger,
Tällinger und Dallinger. Sein Holz ist gut, wenn auch
nicht ausgesucht schön, die Arbeit sorgfältig. Umriß-
linien, Wölbung und F-Löcher sind von schönem
Schwung und an das Stainermodell erinnernd. Seine
Schnecken oder Löwenköpfchen (die er gerne anbrachte)
sind gewöhnlich aus Birnbaumholz geschnitzt. Der
Lack ist in der Regel dunkelbraun und ohne Feuer,
manchmal aber auch gelb; so besitzt Korecky in Prag
ein Violoncello von ihm aus dem Jahre 1803 mit gelb-
lichem Lack. Seine dunkeln Geigen erreichen zwar
gute Preise, doch sind tadellos erhaltene Violinen mit
gelbem Lack mehr als das Doppelte wert. Er machte
auch recht gute Kontrabässe, von denen viele Schlangen-
linien als Schallöcher haben.
Geigenzettel: Abb. 150 und 160.
Dalla Corna (Della Corna), Giovan Giacomo —
Brescia. Geb. um 1484, f nach 1548
Er war ein Sohn des Giovan Maria dalla Corna und
wohnte in der Contrada del Canto Bombasar. In seiner
Steuererklärung vom Jahre 1534 bezeichnet er sich als
50 Jahre alt, wobei seinem Namen der Zusatz »che fa
lauti« beigefügt ist. Arbeiten von ihm sind bisher nicht
bekannt geworden. In späteren Jahren scheint er die
Lautenmacherei aufgegeben zu haben, denn nach seiner
Steuererklärung von 1548 zu urteilen handelte er zu-
letzt mit Waffen usw. De Piccolellis, Vidal, Fenaroli
hatten nur Lanfranco als einzige Quelle und geben so-
wohl die Vornamen als die Jahreszahlen ungenau.
Dalla Corte, Alfonso. — Neapel. 19. Jahrh.
Seine Geigen sind gute Nachahmungen der alten
Meister, sein gelber Lack zeigt jedoch mehr den Cha-
rakter der Mailänder als der Neapolitaner Schule.
Übrigens wendet er den Lack in verschiedenen Far-
ben an.
Dalla Costa, Marco. — Treviso. 1640. 1680
Vielleicht der Großvater oder auch Vater von Pietro
.Antonio. Alfred Keil in Lissabon besitzt eine Taschen-
geige mit drei Saiten von ihm aus dem Jahre 1640.
Dalla Costa, Pietro Antonio. — Treviso.
1768
1700.
Der Name wird auch Dalla Caesta gelesen. Er war ein
Nachahmer der Brüder Amati, was er ausdrücklich
betont, aber auch Stradivaris, und arbeitete recht
sauber; namentlich sein prachtvoller rotbrauner oder
gelber Lack ist zu loben. Er soll auch in Mantua und
Venedig gearbeitet haben; das könnte allerdings nur
vorübergehend oder vor 1720 und nach 1757 gewesen
sein. Sein Name wurde von Fälschern gern miß-
braucht^), wodurch sich die ungewöhnlich weit aus-
einanderliegenden Jahreszahlerv, die man neben seinem
^) Die gefälschten Zettel fallen meist durch ihr fehler-
haftes Latein auf.
Dair Aglio — Dankwart
93
Namen angegeben findet, wohl einigermaßen erklären
lassen. Eine schöne Geige von ihm besitzt Dr. Schulze
in München.
Gelgenzettel : Petrus Antonius a Costa fecit / Tarvisu,
Anno 1740 (gedruckt). — Petrus Antonius a Costa
fecit ad / Similitudinem illorum quos fecerunt: An-
tonius & Hieronymus Fratres Amati / Cremonenses
Filii Andreee. Tarvisii Anno 1757 (gedruckt) und
Abb. 167.
Dali" Aglio, Giuseppe I. — Mantua. 1723 (?)
1775 (?)
Wenn der nachfolgende Zettel nicht gefälscht ist, was
Valdrighi auch bei einem solchen mit der Jahreszahl
1719 für möglich hält, dann hat Gius. II. D. A. einen
gleichnamigen Vorfahren gehabt, dessen Arbeit aller-
dings nicht her\'orragend war. Ich fand eine Geige mit
dem gleichen Zettel und der Jahreszahl 1 775 oder 1 745.
Geigenzettel: Abb. 182.
Dair Aglio (Dalaglio), Giuseppe II. — Man-
tua. 1795. Soll 1840 noch gelebt haben
Seine Geigen haben manche Ähnlichkeit mit denen
C. Camillis, doch nimmt er die Wölbung höher. Der
Lack ist gelb, und die F-Löcher sind etwas steil, die
Schnecken gewöhnlich in der Form und oft sogar
plump. Am besten sind seine Violoncelli. Gustav Siefert
in Leipzig besitzt eine schöne Violine von 1781 und ein
Violoncello von 1800 von ihm, das in seiner Form an
Peter Guameri erinnert und durch sehr schöne F-
Löcher auffällt.
Geigenzettel: Abb. 153 und 178.
Dalla Porta, Marc Antonio. — Venedig. 1 601
Dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe
wurde vor einiger Zeit eine Laute zum Kauf angeboten
mit dem Zettel : Marc Antonio dalla Porta / in Venecia
(sie) MDCI. (gedruckO- Vielleicht dieselbe Laute (mit
sechs Wirbeln) wurde am 14. Juli 1917 bei Helbing in
München versteigert. Gewölbter Körper in ge-
flammtem Ahornholz, Decke mit Ebenholzauflage, am
Steg und am Schalloch Perlmutterverzierung.
Dair Hocha, Gasparo. — Ferrara. 1568
Nach Valdrighi (1483) nicht nur ein Lautenmacher,
sondern auch als Lautenspieler bekannt. Vermutlich
von deutscher Abstammung.
Dallemagne, Pierre. — Mirecourt. f 1 739
Unbedeutender Geigenmacher. Ein gleichnamiger,
vielleicht der Sohn, starb 1748.
nacr
Dal Liuto s. Simone (Semola)
Dair Oglio, Domenico. — Padua. Geb.
1700, finNarwa 1765
Ursprünglich Mechaniker, ging er schon in jungen
Jahren zur Musik über und wendete sich nebenbei mit
Erfolg dem Geigenbau zu. In seiner Arbeit zeigt sich
der paduanische Stil, der auch in Bagatellas Geigen
noch hervortritt, schon deutlich ausgebildet. Es gibt
recht gute Geigen und Lauten von ihm, die nur in bezug
auf Holz und Lack nicht ganz entsprechen. Er stand
auch als Musiker in Ansehen und wurde als Direktor
des kaiserl. Orchesters nach St. Petersburg berufen. Als
er seine Heimat wieder einmal besuchen wollte, starb
er auf der Reise.
Dair Ongaro, Ignazio. — Venedig. 1 747. 1 783
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der nur selten die
guten Eigentümlichkeiten der venezianischen Schule in
seiner Arbeit erkennen läßt. Manchmal schreibt er sich
kurzweg Ongaro.
D'Ambrosio, Antonio. — Neapel. 1820
In seiner Arbeit kennzeichnet sich der allmähliche Ver-
fall der Schule von Neapel. Übrigens scheint er sich
auch mehr mit dem Bau von Mandolinen und Gitarren
als mit dem von Geigen beschäftigt zu haben.
Daniel, ein französischer Lautenmacher, der
um 1 656 vorkommt
Daniel (»Meister Daniel«). — Antwerpen. 1636
De Piccolellis, Vidal u. a. erwähnen einen Antwerpener
Meister Namens Daniel, der 1636 einen Kontrabaß für
die Sakramentskapelle der Kathedrale gemacht hat.
Ein Geigenmacher mit dem Familiennamen Daniel
lebte damals nicht in Antwerpen ; nur ein Daniel Bader,
Orgel- und Klavezinmacher, kommt dort von 1600 an
vor; vielleicht ist dieser mit dem »Meister Daniel«
identisch.
Daniel, Charles. — Marseille. 1762
Er eröffnete 1762 seine Werkstatt. Selbständige Ar-
beiten von ihm sind mir nicht bekannt geworden. Er
war hauptsächlich Händler und Reparateur und be-
schäftigte sich mehr mit Blechinstrumenten als mit
Geigen.
Daniel, Edmond. — Marseille. 1800. 1850
Sohn, Schüler und Nachfolger von Charles Daniel,
arbeitete kurze Zeit bei Gand in Paris und war der
l^Lehrer von A. Guerin. der später sein Nachfolger
wurde. Als tüchtiger Reparateur wurde er geschätzt,
[trieb aber hauptsächlich einen Handel mit Musik-
instrumenten aller Art.
Daniele, lebte in Verona
Geigenzettel: Daniele in Verona (gedruckt).
Danieli, Giovanni. — Padua. 1745. 1785
Arbeitete erst allein und später mitBagatella zusammen,
dem er auch in der Arbeit nahesteht.
Geigenzettel : Joannes Danieli fecit Patavii / 1 745 (ge-
druckt). — Danieli et Bagatella / fecerunt Patavii Anno
17.. (gedruckt).
Daniels, Geo W., lebte im 19. Jahrhundert in
Boston
Dankwart, Belizar. — Warschau. 1603
Ein im 17. Jahrhundert in Polen tätiger Geigenmacher,
dessen Violinen zwar etwas zu dünn im Holz sind, aber
im Modell an die Brescianer Schule erinnern und die
deshalb auch von gewissenlosen Händlern gerne mit
94
Danner — Daum
italienischen Zetteln versehen worden sind. Der Lack
ist dunkelrot und sehr dünn. Der Ton entsprach den
damaligen Anforderungen, und diesem Umstand ist es
wohl auch zuzuschreiben, daß sich die polnischen
Geigen einer gewissen Beliebtheit bei den Musikern
des 17. Jahrhunderts erfreuten. Bei einer Viola d'amore
von ihm war sowohl der Boden als die Decke aus Ahorn-
holz.
Danner s. Thanner
Darbey, G. — Bristol. 1882. 1910
Ein Geigen- und Bogenmacher, der seine Werkstatt, die
er »Cremona house« nennt, 1882 eröffnete. Er ist der
Erfinder und Verfertiger eines Saiten-Mikrometers.
Darche, Charles-Fran^ols. — Brüssel. Geb. In
Mirecourtum 1820, f 1874
Jüngerer Bruder von Nicolas Darche. Er kam in
jungen Jahren zu N. F. Vuillaume, als dessen Schüler
er gelten kann, und machte sich 1845 in Brüssel selb-
ständig. Seine Arbeit war im ganzen gut, der Lack aber
mager und der Ton oft dumpf, was wohl hauptsächlich
daher kam, daß er das Holz durch chemische Prozesse
alt machen wollte und dadurch verdarb. Er verbrauchte
überhaupt viel Zeit zu allerlei Versuchen und Erfin-
dungen, dazu gehören auch Violoncelli mit fünf Saiten
u. dgl. Als Reparateur war er jedoch wegen seiner sorg-
samen und treuen Geduldsarbeit ungemein geschätzt.
Darche, Joseph. — Brüssel. Geb. um 1824 in
Mirecourt, f 1867
Jüngster Bruder von Nicolas D. Nachdem er in Mire-
court ausgelernt hatte, kam er zu N. Vuillaume nach
Brüssel, machte sich da 1854 selbständig und galt als
geschickter Geigenmacher.
Darche, Hilaire. — Brüssel. Geb. in Brüssel
1862
Sohn von Joseph D. Seine erste Lehrzeit machte er in
Mirecourt durch und kam dann drei Jahre später nach
Brüssel zurück, wo er unter der Leitung eines Geigen-
machers, der 30 Jahre lang bei Vuillaume gearbeitet
hatte, seine Ausbildung vollendete. Im Jahre 1886 er-
öffnete er seine eigene Werkstatt und führte sie allein
bis 1894 fort; dann verband er sich mit seinem Bruder
zu der Firma »Darche Freres«. (Der Bruder ist jedoch
nicht Geigen-, sondern Klaviermacher usw.) Er baut
nach Stradivarl, Guarneri und Maggini und ist Geigen-
macher des Konservatoriums.
Geigenzettel: Hilaire Darche, Luthier / du Conser-
vatoire Royal de Bruxelles. / L'An 19 . . (gedruckt).
Darche, Nicolas. — Aachen. Geb. um 1815,
t 1873
Er soll in seiner Vaterstadt Mirecourt gelernt haben und
ließ sich, nachdem er in Brüssel eine Zeitlang gearbeitet
hatte, gegen 1840 in Aachen nieder. In seiner ersten
Zeit berechtigte er zu schönen Hoffnungen und baute
nach den Modellen von Stradivari, Guarneri und
Maggini mit Geschick und Verständnis. Damals ver-
wendete er auch dicken, roten Ollack und erzielte eine
bemerkenswerte Klangschönheit. Er verlangte 1844 für
eine Geige 35 Taler, für ein Violoncello 70 Taler.
Später ergab er sich dem Trünke, und seine Arbeiten
aus den sechziger Jahren kommen höchstens noch der
Mirecourter Durchschnittsware gleich; ja es ist wahr-
scheinlich, daß er nur noch Mirecourter Schachteln
verarbeitete. In den letzten Jahren seines Lebens
arbeitete er überhaupt nichts mehr.
Geigenzettel: N. Darche Luthier / ä Aix la Chapelle /
1852 (gedruckt).
Darche, Paul. — Brüssel. Geb. um 1846,
t 1881 in Brüssel
Sohn von Gh. F. Darche und dessen Nachfolger. Seine
Lehrzelt machte er in Mirecourt durch und arbeitete
dann im väterlichen Geschäfte. Er war nicht unge-
schickt sowohl im Neubau wie In der Herstellung alter
Geigen.
Dardelli, Fra Pietro. — Mantua. 1497. 1500
Ein Franziskanermönch, der sowohl schöne Lauten als
Violen gemacht hat. Er stand seinerzeit in hohem An-
sehen und wurde von Fürsten beschäftigt. Fetis erwähnt
und beschreibt eine seither verschwundene Laute, die
Dardelli für die Herzogin von Mantua gemacht haben
soll. Daß die seinen Namen tragenden Gelgen echt sind,
erscheint durchaus zweifelhaft. Vgl. auch Bertolotti, La
Musica in Mantova (1400—1600) Mailand, Ricordi &
Co., S. 17. 18.
D'Argent, Michel. — Mirecourt. 1750
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Dassigny, Jacques. — Mirecourt. 1774. 1779
Bogenmacher.
Darte, Auguste. — Mirecourt. 1865. f 1888
Schüler, Schwiegersohn und Nachfolger von Nicolas
Vuillaume. Eine Zeitlang arbeitete er als Gehilfe bei
J. B. Vuillaume in Paris. Seine Geigen sind gute Mire-
courter Durchschnlltsware.
Daum, Karl Mathias. — Wiener-Neustadt.
Geb. 20. April 1825, f 15. Mai 1870 m
Wiener-Neustadt
Sohn von Mathias D. Schüler von Anton Fischer in
Wien, bei dem er bis 3. September 1843 lernte. Er ar-
beitete dann bei verschiedenen Meistern, übernahm
1855 die väterliche Werkstatt und heiratete 1860 Fran-
clsca Pajer, die Tochter eines Fleischhauers aus Rcpcze
Szemere in Ungarn. Er war nicht ungeschickt, wenn
er auch seinem Vater nicht gleichkam, und ist zu früh
gestorben, um sich ausreifen zu können. Seine Witwe
heiratete 1872 den Geigenmacher Fr. Hiller.
Daum, Karl Wilhelm. — Pressburg, Wiener-
Neustadt, Barmen. Geb. 19. Sept. 1860
Sohn von Karl Mathlas D. Er verlor seinen Vater schon
im zehnten Lebensjahre, erlernte die Geigenmacherei
bei seinem Stiefvater Franz Hiller und ging dann nach
Ungarn, von wo er erst 1901 wieder nach Wiener-Neu-
stadt kam und sich als Geigenmacher niederließ. Vor-
D,
'auni
Day
95
her war er von 1888—1889 in Preßburg ansässig. Er
besitzt noch Werkzeuge, die sein Großvater von Mich.
Stadimann geerbt hatte. Im Jahre 1902 verließ er
wieder seine Heimat, ging nach Deutschland und ar-
beitete 1906 in Barmen usw.
Geigenzettel: Carl Daum / Musik-Instrumenten-Er-
zeuger / Preßburg Schöndorfergaße 6. (gedruckt).
Daum, Mathias. — Wiener-Neustadt. Geb.
24. Febr. 1789 in Kaidling (Herrschaft
Pöltenberg in Mähren), f 10. Dez. 1855 (am
Schlagfluß) in Wiener-Neustadt
Sohn eines Schullehrers und Schüler von Franz Jos.
Wassermann in Znaim. Von 1809—1811 arbeitete er
bei Johann Ertl in Wien und von 1812—1813 bei
Michael Stadimann, bei dem er bis zu dessen Tode
blieb. Stadimann versprach ihm >>als dem emzigen
Subjekte, welches ihm das Geschäft während der
Krankheit führte und bis ans Ende bei ihm aus-
harrte«, sein Geigenmacherwerkzeug und die Gewölbe-
(Laden-)elnrichtung samt Holzvorräten, dieDaumauch
wirklich erbte. Damals hatte Magnus Eberle seine
Werkstatt in Wiener-Neustadt aufgegeben, weshalb
Daum am 3. Juni 1813 bat, ihm dessen Gewerbe obrig-
keitlich zu verleihen, was ihm bereits am 1 1 . Juni be-
willigt wurde. Am 14. Febr. 1814 legte er den Bürger-
eid ab und heiratete am 17. Juni 1821 die Bürgerstochter
Anna Pflieger, von der er sechs Kinder bekam. Er
war ein tüchtiger Meister und den besten Wienern
ebenbürtig. Geigen von ihm zeichnen sich durch kräf-
tigen, gleichmäßigen Ton und schöne Form aus. —
Sein Name kommt auch »Thaum« geschrieben vor.
D' Avenia, Carlo. — Neapel. 1788
Vielleicht ein Schüler von AI. Gagliano. Prof. Dr. A.
Bensande in Lissabon besitzt ein Violoncello von ihm
mit geschriebenem Zettel.
D'Avenia.L. — Neapel. 1888
War auf der Musikausstellung zu Bologna mit zwei
außergewöhnlich fein durchgeführten Mandolinen ver-
treten; die dabei zu lesende Bemerkung: »Di materie
chimiche« gibt allerdings ein Rätsel auf.
David. — Paris. 1730
Nach Vidal u. a. ein Zeitgenosse von Pierray; Grillet
erwähnt nur den Namen und das Jahr: nach Hart »Hof-
lautenmacher Louis' XVI.«, nach anderen »Lieferant
der Hofmusik«. Übereinstimmend wird seine Arbeit
als gewöhnlich bezeichnet. Da die Quelle nicht ange-
geben wird, aus der diese Angaben geschöpft sind, und
da mir nie Arbeiten von der Hand dieses David vor-
gekommen sind, liegt möglicherweise eine mißverständ-
liche Auffassung der Firma »Au roy David«, die ja
vielfach gebraucht wurde, vor. »Au roy« wurde viel-
leicht auf Louis XVI. bezogen und »David« als Name
gelesen.
David, Claude-Joseph. — Dijon. 1851
Kleiner Geigenmacher, der hauptsächlich von Wieder-
herstellungsarbeiten lebte.
Davidson, Hay. — Huntley. 1870
Wenig hervorragender Geigenmacher aus dem letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts.
Davidson, Peter. — Forres (Schottland). Geb.
1834inSpeyside. 1886
Er war Steuerbeamter und ist 1886 nach Louisville
(Georgia, Am.) ausgewandert. In seinen freien Stunden
machte er viele Violinen nach den Modellen von Stradl-
vari und Guarneri, die er mit einem roten ÖUack versah.
Er veröffentlichte auch eine Schrift über den Geigen-
bau, die 1895 in Amerika in 3. Auflage erschien.
Davidson, William. — Edinburgh. Geb. 1827
in Muckhart, Perthshire
Er machte aus Liebhaberei über 30 Geigen usw. und
erhielt in Glasgow 1890 hierfür ein Diplom zweiter
Klasse.
Geigenzettel: William Davidson ,' Edinburgh. 1890.
(geschrieben).
Davies, Thomas. — Birmingham. 1900
Englischer Streichinstrumentenmacher der Gegenwart.
Davini, Gmstp. — Lucca
Unbedeutender Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Davis, Charles John. — Milford Haven. 1895
Erfinder eines Bogens mit wellenförmigen Einschnitten
und tellerförmigen Warzen zur Erzielung einer rich-
tigen Fingerlagerung.
Davis (Davies), Richard. — London. Geb. um
1 790 in Bussage bei Stroud, f daselbst April
1836
Er begann seine Laufbahn als Geigenmacher bei Norris
& Barness und übernahm nach Norris' Tod 1818 das
Geschäft. Er hat nur sehr wenig gearbeitet und war
zeitlebens mehr Händler als Geigenmacher. Mit seinem
Neffen William zusammen fertigte er auch viele Gi-
tarren an.
Davis, William. — London. 1836. 1846
Gleich seinem Oheim Richard D., dessen Geschäft er
1836 übernahm, fast nur Händler und Reparateur. Er
wohnte Coventry Street. Die neuen Geigen, die er
bauen ließ, waren Maucotels Arbelt. Im Dezemberl846
verkaufte er das Geschäft an Edward WIthers und zog
sich in seinen Heimatort Bussage zurück.
Davoux, Claude. — Mirecourt. 1761
Arbeiten von ihm sind noch nicht zum Vorschein ge-
kommen.
Day, John Dr. — London. 1887
Ursprünglich Violinvirtuose, Schüler von Ch. Beriot
und Mitglied der könlgl. Hauskapelle, verwendete er
jahrelanges Studium auf den Geigenbau und brachte es
darin zu so seltener Meisterschaft, daß seinen Geigen,
die er jedoch nie für den Handel bestimmt und nie ver-
kauft hat, u. a. von John Broadhouse (Vlolins, old &
new) nachgerühmt wird, daß sie den besten Stradivari-
Gelgen an Tonschönheit gleich kämen (?).
96
De Andrade — Deconetti
De Andrade, Francisco G., lebt als Saiten-
instrumentenmacher in Rio de Janeiro
Dearlove, Mark. - Leeds. 1812. 1820
Wenig hervorragender Geigenmacher, dessen Arbeiten
höchstens als Schülergeigen gelten können.
Dearlove, Mark William. — Leeds. Geb. um
1800, t nach 1864
Sohn und Schüler von Mark D. Er verstand es, das
väterliche Geschäft in die Höhe zu bringen, und be-
schäftigte viele, später angesehene Geigenmacher, so
Absam, Gough und auch John Fryer, mit dem er sich
um 1828 verband. — Seine Violoncelli sind recht gut.
Geigenzettel : Dearlove and Fryer / Musical Instrument
Manufacturers / Boar Lane Leeds 1828 (gedruckt).
Deblaye, Albert Joseph. — Mirecourt. Geb.
1874 in Bonzemont
Er fand seine Ausbildung in Mirecourt, wo er sich
dauernd niederließ, als er sich im Jahre 1900 selbstän-
dig machte. Seine Arbeit ist gut; er verwendet eine
Brandmarke mit semem Namen.
De Blosy, Nicolaus. — Neapel. "1793
Wenn er nicht zu der Familie de Blasio gehört, war er
vermudich ein belgischer oder französischer Lauten-
macher, der sich in Neapel niederließ und sich der
dortigen Schule anschloß. Eine neapolitanische Gitarre
von ihm aus der Sammlung Snoeck besitzt die staat-
liche Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin.
Geigenzettel : Nicolaus De Blosy fecit Napoli / In rua
Catalana al n« 13. A. D. 1793 (gedruckt).
Debruyn, J. B., lebte im 19. Jahrhundert in
Brüssel
Decaniis, Nunzio. — Florenz. 1789
Ein reisender Gaukler, der sich Professor der »Mecha-
nik und Optik« nannte, und bei seinen Kunststückchen
auch Geigen ruinierte. Vgl. de Piccolellls, S. 26 ff.
Decante, Jacques. — Jenzat. Geb. 14. Jan.
1798 oder 1801, f 5. Nov. 1884
Er begründete 1820 die von seinem Schwiegersohn
Callhe-Decante noch heute fortgeführte Fabrik und
baute gute Leiern im Stile Pajots.
Dechler s. Tecchler
Deckert, Beatus Friedrich Christian. — Groß-
breitenbach. Geb. 17. Okt. 1817, t 9.JuH
1882
Sohn und Schüler von Georg Nlk. D. Er machte, wie
sein Vater, Instrumente aller Art, kam ihm aber nicht
gleich.
Deckert, Georg Nikolaus. Großbreitenbach.
Geb. 26. Febr. 1772, t 7. Juni 1844
Ein vielseitiger Instrumentenmacher, der anfangs Gei-
gen, dann Gitarren und zuletzt Klaviere baute. Er er-
freute sich eines gewissen Rufs, so daß ihn sowohl
de Piccolellls als auch Fetis erwähnen. Seine Klaviere
waren sehr billig und dabei gut. Seine erste Frau war
eine geb. Schüller, seine zweite eine geborene Meisel-
bach. Er hatte sechs Töchter und einen Sohn, dieser
wurde sein Nachfolger.
De Clerq, Gh. — Oudenaarde. 1860. 1882
Ein Bürstenmacher, der aus Liebhaberei auch Geigen
gebaut hat, die nicht schlecht sind.
Decol, Jean-Dominique. — Mirecourt. 1772
Bisher nur urkundlich nachgewiesen.
Decombe. — Paris. 1789. 1800
Er erwarb um 1789 das von der Witwe fortgeführte
Geschäft Salomons, in dem er vielleicht vorher schon
als Werkführer tätig war. Er verlegte die Werkstatt und
den Laden nach dem Qual de l'Ecole Nr. 14 und im
Jahre Vll an die Ecke der Ecole de Medecine. Er führte
nunmehr das Schild: »A l'accord parfalt*. Ob er je
Geigen selbst gebaut hat, steht nicht fest, doch betrieb
er einen ausgedehnten Musikalien- und Instrumenten-
handel. — Nicht zu verwechseln mit De Comble.
De Comble, Ambroise. — Tournay. 1740.
1785
Einer der berühmtesten vlämischen Geigenbauer, der
einer alten Musikerfamilie entstammte^). Er war jeden-
falls auch selbst Musiker und ist als solcher in seiner
Jugend als Stipendiat möglicherweise nach Italien ge-
kommen. Daß er aber ein Schüler von Stradivan ge-
wesen sei, wie Fetls (der den Namen Irrig De Combre
schreibt), behauptet, dagegen spricht sowohl die Arbelt
De Combles, als auch die Zelt, in der er nachweisbar
gelebt hat. Immerhin baute er nach Italienischen Vor-
bildern, aber er war sorglos In der Wahl des Holzes,
vernachlässigte alle Nebensachen und war unsauber In
der Arbelt; dagegen war sein Lack meist gut. Er gab
der Decke gerne einen gelben und dem Boden und
den Zargen einen roten Lack. Sein Patron ist eher groß
als klein, die Wölbung flach, der Rand dick und die
Einlage ungewöhnlich dünn. Der Ton ist fast immer
voll und gut. Im Selhofschen Auktionsverzeichnis(Haag
1759) werden Geigen und Violoncelli von ihm aufge-
zählt; ein Vloloncell aus der Snoeckschen Sammlung
(Nr. 587) befindet sich in Berlin. Ein Streichquartett
von ihm besaß der Prinz Caraman-Chimay.
Gelgenzettel : Abb. 1 70.
I
Deconetti (Deconet), Giov. Battista. — Vene-
dig. 1720. 1742
Der Name wird gewöhnlich Deconet geschrieben.
Vielleicht war er der Vater des bekannteren MIchele
Deconet.
Er wendet ähnliche Formen wie Nie. AmatI an; nur
zieht er eine höhere Wölbung vor.
Geigenzettel: Gio. Bapt. Deconet fecit Venezia 17 . .
(gedruckt).
^) Schon 1 505 kommt ein Pleter de Comble als Trom-
peter vor.
I
Deconetti — De Lacroix
97
Deconetti, Mlchele. — Venedig. Padua. 1752.
1795
VielleicKt ein SoVin von Gio. B. D. Wie dieser schreibt
er seinen Namen gewöhnlich *Deconet«. Vom Jahre
1 790 an hat er in Padua gearbeitet, wo er schon früher
( 1 772) vorübergehend ansässig war. Er hatte ein breites,
flaches Modell. In den Umrissen ahmte er öfter Jos.
Guarneri, manchmal auch Stradivari ohne besonderen
Schwung nach, sein rotbrauner Lack ist dagegen dem
des Montagnana, für dessen Schüler man ihn hält, un-
gemein ähnlich. Er war sehr fleißig, weshalb er auch
vielerlei Zettel gebrauchte, bei denen die beinahe stets
wechselnde Schreibweise des Taufnamens auffällt
(Michele, Michaele, Michiel, Michael, Micael ussv.).
Eine Geige von ihm mit der Jahreszahl 1786 besitzt
Wrede in Lüneburg.
Geigenzettel: Michele Deconet / fecit Venezia 1775 (ge-
druckt). — Michiel Deconet / Fecit Venetij. Anno /
1786 (gedruckt) und Abb. 180.
Defresne, Pierre. — Rouen. 1731. 1745
Er lernte in Paris und ließ sich 1 73 1 in Rouen nieder,
wo er in allerlei Zunftstreitigkeiten verwickelt wurde.
Man wollte ihm u. a. nicht gestatten, daß er sich auf
dem Schild über seinem Schaufenster einen Meister
von Paris nenne usw. Schließlich setzte er seine Auf-
nahme in die Zunft dennoch durch; er berief sich dabei
auf ein »Brevet de Monseigneur de Luxembourg«.
Seine Violinen sind nicht übel im Aussehen und in der
Arbeit.
Geigenzettel: Fait par moi Pierre Defresne, maistre
luthier de Paris / demeurant rue N^^ St. Lö ä Rouen
1 737 (gedruckt).
Degani, Domenico. — Montagnana. Geb. um
1820, t 1887
Geschickter Musikinstrumentenmacher, der Geigen,
Gitarren und Mandolinen machte, deren Ton gelobt
wird, die aber der Billigkeit halber meist sehr einfach
ausgeführt sind ; so fehlt den meisten seiner Geigen die
Einlage am Rand. Eine Lyra von ihm besitzt C. Clau-
dius in Kopenhagen.
Geigenzettel: Degan Domenico / fecit in Maggio 18 . ./
Montagnana (gedruckt).
Degani, Eugenio. — Venedig. Geb. 20. Mai
1 840 zu Montagnana (Prov. Padua)
Seit seinem zehnten Jahre Schüler seines Vaters, ging
er, 16 Jahre alt, um sich im Orgelbau auszubilden, zu
dem Orgelbauer Domenico Malvestio in Montagnana,
bei welchem er von 1856 — 1866 arbeitete. Während des
Krieges von 1866 mußte er, um sein Leben zu fristen,
Flinten machen, wozu ihn seine technischen Fertig-
keiten befähigten. Im Jahre 1877 machte er sich in
seinem Geburtsorte selbständig und siedelte 1 887, nach-
dem er sich als Geigenmacher bereits einen Namen ge-
macht, nach Venedig über. Er baut nach eigenem Mo-
dell, versieht seine Geigen mit fünf Einlagespänen (drei
schwarzen und zwei weißen) und hat auch eine be-
sonders gestochene Schnecke, doch kopiert er auch alte
Meister. Sein Lack, dessen Zusammensetzung sein Ge-
V. Lü tg-e ndo rf f , Gcig-eii- und Lautenmaclier. Bd. II
heimnis ist, wird sehr gelobt. Er besitzt mehr als 1 5 Me-
daillen von den Ausstellungen in Treviso, Rovigo, Mai-
land, Arezzo, Neapel, Turin, Paris, London, Chicago,
Mailand, Palermo, Bologna usw. usw. und gilt als treff-
licher Lehrer seiner Kunst. Seit 1898 lautet seine Firma
Eugenio Degani & Figlio.
Geigenzettel: Abb. 154.
Degani, Giulio. — Venedig. Geb. in Mon-
tagnana 1875
Schüler seines Vaters, dessen Geschäftsteilhaber er jetzt
ist. Er arbeitet im Stile seines Vaters.
Degen, F. — Zürich
Ein Zitherlehrer, der im Jahre 1896 ein Musikinstru-
mentengeschäft begründete, in dem auch Geigen repa-
riert werden.
Degroot, Romain. — Quaregnon. 1900
Ein Bildhauer, dessen aus amerikanischem Nußbaum-
holz gefertigte Geigen als interessante Versuche gelten
können.
Dehaye s. Deshayes
De Haven, Frank. — New York. Geb. in
Bluff ton (Indiana) 1856
Ein berühmter amerikanischer Landschaftsmaler, der
aus Liebhaberei im Jahre 191 1 angefangen hat, Geigen
und namentlich Violen zu bauen, und es dann zu großer
Vollkommenheit gebracht hat. Er hat sich ein eigenes
Modell gebildet, nimmt die Wölbung flacher als Stradi-
vari, hat eigenartige lange F-Löcher und einen elasti-
schen orange- bis rotbraunen Lack eigener Zusammen-
setzung von sehr guter Beschaffenheit. Der Ton seiner
Geigen ist kräftig und edel.
Dehmal (Dejmal), Anton. — Wien
Blech- und Streichinstrumentenmacherfirma der Ge-
genwart.
Dehommais. — Paris
Von 1876 — 1882 Teilhaber der Firma Dehommais &
Germain. Er war ein Liebhaber, der sich durch seine
Untersuchungen des Geigenlacks ein Verdienst erwarb,
aber selbst kein gelernter Geigenmacher.
Deininger, Charles. — Paris. 1851
Wahrscheinlich ein Deutscher, der sich in Paris nieder-
gelassen hat, aber nicht hervorgetreten ist.
Deistler, Joseph. — Schönbach b. Eger. 1826
1830
Einer der besseren Geigenmacher seines Orts. Seine
Nachkommen sind meist Zithermacher geworden.
Delaborne. — Paris oder Mirecourt (?). 1819.
1823
Nur als Gitarrenmacher bekannt. Er baute Gitarren für
»doppeltes Spiel« und mit Registern.
De Lacroix s. Lacroix
7
98
Delaine — Deleplanque
Delalne, Jean. — Mirecourt. 1789
Wird als Bogenmacher erwähnt.
De L'Air (Marquis) s. Charles II. Claudot
De La Mothe (Motte), Jacques. — Paris. 1 606
Ein Lauten- und Geigenmacher, der auch unter seinen
Landsleuten und Zeitgenossen nur einen dritten Rang
einnimmt.
De La Noue, Matthieu (gen. Mathelin). —
Lyon. 1523-1555
Er war Instrumentenmacher und »Fleustier« und hat
wohl nur Holzblasinstrumente gemacht.
Delanoy, Alexandre. — Bordeaux. Geb.
15. Mai 1850 in Mirecourt
Schüler von Buthod, arbeitete drei Jahre lang bei
Vuillaume und wurde 1880 Nicolas Vaillants Nach-
folger in Bordeaux. Er baut nach den Traditionen von
J. B. Vuillaumes Werkstatt, den er als seinen eigent-
lichen Lehrer ansieht, kopiert ein Stradivan-Modell
und verwendet Vuillaumeschen Ollack. Seine Arbeit
zeichnet sich durch Genauigkeit und künstlerische
Durchführung aus, weshalb er auch mehrere goldene
Medaillen erhielt. Er ist ein erfahrener Kenner alter
Instrumente, mit denen er Handel treibt. Er erfand
auch eine den Bedürfnissen der Kolonien entsprechende
Geige.
Geigenzettel : A. Delanoy / Bordeaux / Medailles d'or.
18 . . (gedruckt). — A. Delanoy / Eleve de J. B. Vuil-
laume. / Medailles d'or. / Bordeaux 189! (gedruckt).
De Lannoy, H. J. — Lille. 1740. 1775
Er wohnte 1 747 Petite Place, au-dessus des Halles und
seit 1752 »Dessus les ponts de Comines«. Seine Arbeit
ist sehr gut, das Holz schön, der Lack gelb.
Geigenzettel: H. J. de Lannoy, sur la petite place / au
dessus des halles, ä Lille 1 747 (gedruckt) und Abb. 151.
De Lannoy, L. — Lille. 1828. 1835
Wahrscheinlich ein Sohn von H. J. De L. Er beschäf-
tigte sich hauptsächlich mit dem Ausbessern alter Gei-
gen usw.
Geigenzettel: Repare par L Delannoy / ä Lille en 1835
(gedruckt).
Delannoy (De Lannoy), Henri-Joseph. —
Brüssel. 1778. 1791
Wahrscheinlich der Enkel von J. de Lannoy. Seine
Geigen und Bratschen werden gelobt. C. Mougenot be-
sitzt ein Alto von ihm aus dem Jahre 1 778.
Geigenzettel : Henncus Josephus de Lannoy / Bruxel-
lensis anno 1 778 (gedruckt).
Delannoy (Delanoix), F. J. »le fils<
1760. 1783
Brüssel.
Der Sohn von J. D. und wahrscheinlich Schwiegersohn
von Lefebre. Er war Hoflautenmacher. De Croes
schreibt 1 783 von ihm, als er ihn als Nachfolger von
Michiels vorschlägt: . . . »seul et unique bon ouvrier
dans ce genre d'ouvrages que je connaisse . . .<< Seine
Geigen sind gut gearbeitet. Eine sechssaitige Laute von
ihm aus der Sammlung Snoeck befindet sich in Berlin.
Delannoy (De Lannoy), J. — Brüssel. 1744.
1745
Wahrscheinlich der Stammvater der Brüsseler Familie
seines Namens. Er wohnte in der Bourgendaele und
baute hübsche Gamben, Violoncelli und Alti.
Delanoe, Pierre Jean. — Paris (?). 1754
Er wird nur selten erwähnt und scheint nicht viele
Geigen angefertigt zu haben.
Delany, John. — Dublin. 1808
Er ahmte zwar die Italiener recht gut nach, doch scheint
er ein allzu starkes Selbstbewußtsein gehabt zu haben,
denn nach seinem Zettel baute er seine Geigen, um sein
Andenken in künftigen Zeiten zu erhalten. In unseren
Tagen hätte er sie wohl »ein Dokument irischer Kunst«
genannt.
Geigenzettel : Made by John Delany / N° 1 7 Britain
Street / Dublin 1808 (gedruckt). — Made by John De-
lany / In Order to perpetuate his memory in future ages/
Dublin 1808 /Liberty to all the world / black and
white (gedruckt).
Delarche. — Rouen. 1912
Wenig bekannt.
Delau (Deleau), Lucien. — Rouen. 1836. 1858
Er ist nur als Nachfolger Charottes bekannt, dessen Ge-
schäft er in der Rue Beauvoisine Nr. 36 mit Pierre-Na-
poleon Jeandel und nach 1848 allein fortführte, und hat
sich auf das Ausbessern alter Instrumente beschränkt.
Nach seinem Tode wurde sein Sohn, der jedoch kein
Geigenbauer ist, sein Geschäftsnachfolger.
Delaunay. — Paris. 1775
Nach einer hübschen Vielle, die das Pariser Konserva-
torium (Nr. 213) von ihm besitzt, zu urteilen, war er
ein geschickter Meister.
Delepierre, Jules. — Paris. 1895. 1898
Er war nicht ungeschickt. Seine Werkstatt übernahm
1 898 Leon Leroy.
Deleplanque, Gerard J. — Lille. 1760. 1790
Ein sehr geschickter Lauten- und Geigenmacher. Er
wohnte erst Marche aux poulets, pres le Marche aux
poissons, seit 1768 in der Grande Chaussee au com de
Celle des Dominicains und gegen 1790 Place de Ribour,
pres l'Hotel de Ville. Er war sorgfältig in der Arbeit
und fleißig, so daß seine Werke ziemlich häufig vor-
kommen, freilich häufiger Pandoren, Lauten und
Zithern, als Geigen. Verschiedene Instrumente von ihm
befinden sich in den Sammlungen der Konservatorien
in Paris und Brüssel, sowie bei Snoeck, bei Heuckart
und bei W. Heyer in Köln. Das Holz ist meist sehr
schön, der Lack rötlichgelb. Er gebrauchte verschiedene
Zettel und führte erst in seineo letzten das Schild »Au
violon de Cremone« an.
Geigenzettel: Gerard Deleplanque, luthier, / ä Lille
(geschrieben) und Abb. 172.
Delette — De Planche
99
Delette, Jean-Baptlste. — Mirecourt. 1777.
1789
Nur dem Namen nach bekannt. Sein Bruder Charles D.
war Bogenmacher.
De Llgne, Laurentius Josephus. — Antwerpen.
1747. 1752
Guter Vertreter der Antwerpener Schule, der oft nur
auf die äußere Ausstattung seiner Arbeiten Wert legte,
Löwenköpfchen am Wirbelkasten anbrachte usw. Eine
Violine und ein Violoncell von ihm aus der Samm-
lung Snoeck befmden sich in Berlin.
Geigenzettel : Laurentius Josephus De Ligne fecit /
Antwerpiae 1732 (gedruckt).
Delivet, Auguste. — Paris. Geb. 24. Dez. 1861
in Mirecourt
Großneffe von Victor Rambaux, Schüler von Chardin
in Mirecourt, kam 1887 nach Paris zu H. C. Silvestre,
bei dem er bis 1892 blieb. Er eröffnete hierauf in der
Rue de Paris 10 seine eigene Werkstatt und macht neue
Geigen, die wegen ihrer sorgfältigen Arbeit und ihres
guten Tones beliebt sind ; auch als Reparateur wird er
geschätzt. Für feine Instrumente verwendet er OUack.
Er baut auch alle anderen Saiteninstrumente und be-
sonders solche für musikalische Clowns, die sich durch
Originalität auszeichnen. Er besitzt viele Auszeich-
nungen und ist Offizier der .Akademie.
Geigenzettel: A. Delivet: Luthier / exouvrier de
H. C. Silvestre / Paris Annee 189 . . N^ . . . (gedruckt).
Deller, Jakob. — Schönbach b. Eger. 1826
Seine Violinen und Violen sind von handwerksmäßiger
Arbeit, sonst aber gut.
Delphin. — Mirecourt. 19. Jahrhundert
Er datierte seine Geigen, wie viele Mirecourter, aus
Paris oder wählte einen Zettel, der wenigstens den
Schein erwecken könnte, als hätte man eine Pariser
Geige vor sich.
Geigenzettel: Abb. 175.
Demercier, A., lebte im 1 9. Jahrhundert in Gent
Demouchi, P. — Lyon. 1618. 1633
Seine Arbeit erinnert an deutsche Vorbilder. Eine Baß-
viola von 1618 befindet sich in Berlin (Sammlung
Snoeck Nr. 485) : sie zeigt einen braunschwarzen Lack
und ein geschnitztes Köpfchen. Eine Viola da Gamba
von 1633 von ihm ist im Nationalmuseum in München
(Nr. 121) mit C- statt F-Löchern; der Name ist hier
De Mouchi geschrieben.
Geigenzettel: P. Demouchi / ä Lyon 1618 (gedruckt).
Dengl s. Tängel
Denis, Christophe. — Mirecourt. 1740
Nur urkundlich genannt.
Denis, Jean-Baptiste. — Mirecourt. Luneville.
1737. 1739
Er soll nicht ungeschickt gewesen sein.
Denitor s. Devitor
Denizot. — Tours. 1828. 1829
Er stammte aus Mirecourt, war hauptsächlich als'
Reparateur tätig und scheint Mirecourter Geigen ver-
kauft zu haben.
Geigenzettel : Repare par Denizot / Luthier ä Tours
1828.
De Loeuvre, Honore.
1551
Als »faiseur d'espinettes« bezeichnet. (Vgl. Coutagne,
i Duiffopr.) Doch soll ein Sammler in Lyon auch eine
' Laute mit seinem Namen besitzen (?).
Deloir. — Bayeux. f vor 1899
Ein Geigenmacher, der ein gutes Geschäft hatte, das
seine Witwe fortsetzt.
De Lorenzi s. Lorenzi
De Losy s. Losio
Del Perugia, Ferdinando. — San Cresci. Flo-
renz. Geb. 16. Nov. 1857 in Petriolo bei
Bruzzi (Florenz)
Einer der besten Mandolinenmacher der Gegenwart.
Seit 1872 verlegte er sich auf den Bau von Mandolinen
und Gitarren und kam bald zu großem Ansehen. Seit
1 899 arbeitet er ausschließlich für die Firma C. Schm.idl
& Co. in Triest und Wien. Del Perugias Mandolinen
sind tadellos ausgeführt und mehrfach auf Ausstellun-
gen ausgezeichnet worden.
Denizot, Jean-Claude und Nicolas. — Mire-
Lyon. 1523. t vor court
Zwei Geigenmacher, von denen der eine von 1 747 bis
1773, der andere von 1760 — 1785 vorkommt.
Dennis, Jesse. — London. Geb. 1795, f nach
1855
Er lernte von 1805 an bei John Crowther und arbeitete
später bei Matthew Furber; 1855 wohnte er noch in der
Eweherst Str. Walworth Common. Er brachte es nur
zu handwerksmäßiger Fertigkeit.
Depelerin, S. S. — Tournay. 1755
C. C. Snoeck besaß eine Violine von ihm und las den
Namen unrichtig »Depelehin<'.
Depine, G. — Modena. 1774
Geigen mit diesem sehr zweifelhaften Namen kommen
im Hände! in England vor. In Modena war nichts
über einen Geigenmacher dieses Namens zu ermitteln.
(Vgl. übrigens Sapino!)
De Planche, Pierre. — Paris. 18. Jahrhundert
Sein Name fand sich bisher nur in einer sechssaitigen
Viola. Er war mit La Lae (s. d.) verbunden.
7*
100
De Poilly — Desideri
De Poilly, Guillaume. — Ypem (Belgien). 1672
Ein tüchtiger Meister, von dem sich aus der Sammlung
Snoeck eine Taschengeige mit fünfkantigem Boden in
Berlin befindet, die den Zettel trägt : Faict A Ypre / par
Guillaume De Poilly 1672 (gedruckt).
Derazey, Jean-Joseph-Honore. — Mirecourt.
Geb. 1794 in Darney, f 23. April 1883
Bevor er sich in Mirecourt als Fabrikant selbständig
machte, arbeitete er einige Jahre in Paris bei verschie-
denen Meistern. Seine Geigen, gewöhnlich nach Stradi-
vari, seltener nach Amati gemacht, sind aus gutem Holz
und tragen eine Brandmarke mit seinem Namen, die
freilich oft nur nach Öffnung der Geige zu finden ist.
In seiner Fabrik wurden schon 1846 jährlich an 600
Geigen hergestellt, die er zu Preisen von 5 — 150 Francs
verkaufte. Schon 1855 und 1862 hat er in Paris und
London Medaillen erhalten. Die Schülergeigen, die
J. B. Vuillaume in seinem Laden verkaufte, ließ er bei
Derazey herstellen.
Derazey, Just.-Amedee. — Mirecourt. Geb.
28. Juni 1839, t 22. Jan. 1890
Sohn, Schüler und Nachfolger von J. J. Honore D. und
Geigenfabrikant wie dieser. Im Jahre 1864 kaufte er
von der Witwe das Geschäft von Joseph Nicolas fils mit
allen Werkzeugen und Vorräten und machte von nun
an einen größeren Unterschied zwischen Geigen, die er
selbst machte, und solchen, die nur Werkstattarbeit
waren. Die letzteren erhielten den Firmastempel Nico-
las. Sein Holz ist ziemlich gut, der Lack dagegen spröde
und bald unscheinbar. Sein Geschäft ging auf P. Mou-
genot über, der jetzt beide Brandmarken verwendet. —
Er soll auch eine Niederlage mit Werkstatt in Nancy
gehabt haben.
Geigenzettel: Just Derazey, Luthier / ä Mirecourt,
Vosges. 18 . . (gedruckt, die Jahreszahl geschrieben).
Deroux (»Deroux pere«), Georges. — Mire-
court. Geb. in Mirecourt 1822. f 1889 in
Reims
Schüler von Honore Derazey und wahrscheinlich der
Erikel eines schon 1 760 vorkommenden Geigenmachers
Nicolas D. Einer der besseren Mirecourter Meister, der
sich 1846 selbständig machte. Wenn er auch viel für
den Markt gearbeitet hat, so verstand er sich doch
trefflich auf seinHandwerk, was auch viele seiner Schü-
ler, die etwas Tüchtiges bei ihm gelernt haben, be-
weisen, so Seb.-Aug. Deroux, Georges Mougenot usw.
Er gebrauchte einen Brandstempel, schrieb oft auch
seinen Namen mit Bleistift in seine Geigen hinein.
Deroux, Sebastien-August. — Paris. Geb. am
29. Juni 1848 in Mirecourt
Sohn und Schüler von Georges D. Nachdem er drei
Jahre bei Silvestre in Lyon und 1 1 Jahre bei Miremont
gearbeitet hatte, machte er sich 1884 selbständig und
erfreut sich jetzt eines guten Rufs als Geigenmacher
und Reparateur. Er hat bisher über 100 neue Geigen
gemacht und dafür sowohl 1 889 als auch 1 900 Medaillen
erhalten. Er arbeitet nach italienischen Vorbildern und
verwendet OUack.
Geigenzettel: Abb. 166 und 168.
De Santis, Giovanni. — Rom. 1899
Gut eingeführte Mandolinenfabrik, die die Söhne fort-
führen.
Deschamps, Claude. — Paris. 1783. 1785
Er wird als »Luthier« bezeichnet und wohnte in der
Rue de Seine. Arbeiten von ihm kommen sehr selten
vor.
Descquots, Jean. — Mirecourt. 1773. 1781
Nur von A. Jacquot genannter Geigenmacher.
Desgarnets. — Mirecourt. 1 7./1 8. Jahrhundert
Eine Geigenmacherfamilie, als deren Stammvater Jean
L D. angesehen werden kann, dessen 1692 geborener
Sohn und Schüler Louis D. der Vater des 1729 ge-
borenen Nicolas II. war. Ein älterer Nicolas (I.) D.
lebte in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts und
Jean II. D. ist von 1722 — 1728 nachweisbar.
Deshayes (Dehaye). — Paris. 1775. 1825
Er nennt sich einen Neffen und einzigen Schüler von
Salomon. Er wohnte zuerst Rue des Saints-Peres und
dann in der Rue de Grenelle-Saint-Honore und führte
das Ladenschild »au Prelude espagnol«. Er scheint
übrigens mehr Händler als Geigenmacher gewesen zu
sein.
Desiato, Giuseppe. — Neapel. 1890. 1900
Em wenig bekannter Geigenmacher, der etwas leicht-
fertig nach dem Gaglianomodell arbeitete, aber gutes
Holz besaß und sich auf den Ton verstand. Er wohnte
1899 noch Via Speransella 174. Auch ein Luigi und ein
Vincenzo Desiato lebten im 19. Jahrhundert in Neapel.
Desiden, An. — Ascoli
Sein Name, ohne Jahreszahl, findet sich ab und zu in
Geigen, die nicht schlecht sind.
Desideri (Desideti?), Pietro Paolo. — Riva (?).
1793. 1837
Seine Arbeiten sind meist sorglos, aber doch mit Talent
ausgeführt. Auf die Wahl des Holzes scheint er kein
großes Gewicht gelegt zu haben, dagegen ist sein dicker,
gelber oder gelbbrauner Lack im ganzen nicht schlecht,
auch die F-Löcher sind sauber geschnitten. Der Ton
ist nicht groß, aber ziemlich edel. Seine älteren Arbeiten
erinnern an die Schule der Guadagnini, die späteren
nähern sich dem Andreas Guarnen-Modell. Ob mit
»Ripe*, wie auf seinen Zetteln zu lesen ist, Riva ge-
meint ist, konnte ich noch nicht feststellen. Im Stadt-
archiv zu Riva war nichts über ihn zu ermitteln. Auch
die Form seines Namens steht nicht einwandfrei fest,
da man auf vielen seiner handschriftlich hergestellten
Zettel oder auf den Inschriften, die er im Innern der
Decke anzubringen pflegte, ebenso gut Desideti wie
Desidcii — De Zorzi
101
Desideri lesen kann ^). Erich Lachmann in Berlin be-
sitzt eine Violine von ihm. Decke und Boden nach der
Schwarte geschnitten ; eine andere besaß Eugen Gärt-
ner, bei der die Decke ebenfalls nach der Schwarte ge-
schnitten war. Der Boden bestand aus beinahe glattem
(ungeflammtem ) Ahornholz.
Geigenzettel: Pietro Paolo Desideri/ feclt Ripe 1837.
(gedruckt).
Desideri, Raffaele. — Ascoli. 18./19. Jahrh.
Reich eingelegte Geigen, Violoncelli und Gitarren von
ihm kommen öfter vor.
Desjardins, Louis. — Caen. 1740. 1780
Er hieß eigentlich Bossard genannt Desjardms. Unbe-
deutender Musikinstrumentenmacher des 18. Jahr-
hunderts, der in den letzten Jahren gemeinschaftlich
mit seinem Schwiegersohne gearbeitet zu haben schemt.
Eine Vielle in einem Gitarrekorpus ist aus der Samm-
lung Snoeck (Nr. 606) nach Berlin gekommen.
Geigenzettel : Faite par Desjardins, Marchand / Lu-
thier, grande rue St.-Jean / ä Caen 1 763 (gedruckt).
Desmarees (Desmaretz), Nicolas. — Mire-
court. 1742. 1783
Nur dem Namen nach überliefert.
Desmoulins. — Paris. 1640. 1660
Im Briefwechsel Const. Huygens (»Corresp. et ceuvres
m.usicales de Const. Huygens, publ. p. W. J.A.Jonck-
bloet et Land, Leyde 1882«) findet sich eine Stelle, in
der ein Lautenmacher dieses Namens erwähnt wird. De
la Barre, an den sich Huygens wegen Ankaufs einer
Laute nach Paris gewendet, schreibt am 15. Oktober
1638: •>. . . ne luy ayant rien communique de la re-
cherche que vous faites d'un excellent LuthdeBologne,
Joint qu'il me semble qu'il estime plus les luths neufs
de Desmoulins . . .« Valdrighi erwähnt ihn gleichfalls
(Nr. 835) und setzt ihn in die Zeit von 1640—1660.
Despines, Alexandre. — Turin. 1828. 1842
Schüler von Pressenda, Gatte der Sängerin Mme Des-
pines. Die Geschichte eines von ihm nach Omobeno
Stradivari gemachten Violoncellos erzählt Alfrede Piatti
in den Violin Times (deutsch in De Wits Z.) Nr. 31,
1895. Er baute nach Guameri. Auf seinen Zetteln hat
er sich auch D'Espine genannt.
Geigenzettel : Abb. 1 77.
Despont s. D'Hespont
Des Rousseaux, Nicolas. — Verdun. 1755
Er war ursprünglich Steinmetz und wurde der Schwie-
gersohn von Joseph Miraucourt ; als Violenbauer brachte
er es zu achtungswerter Tüchtigkeit und arbeitete
nach A. Jacquots Angabe im Stile der Klotzschule.
Sein Ladenschild lautete »ä la Luth«. Er verwendete
auch einen Brandstempel mit seinem Namen. Eine von
ihm gemachte fünfsaitige Bratsche findet man aus der
') Der Name Desideti kommt mehrfach vor. Ein Gold-
schmied Giorgio Desideti lebte um 1536 in Rom. Die
Familie war in Novara heimisch.
Sammlung Snoeck (Nr. 465) in Berlin. Eine Pardessus
de viole befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 790).
Geigenzettel : A Verdun par Nicolas / des rousseaux
1755 (gedruckt).
Dessauer, Heinrich. — Linz a. D. 1902
Ein Tonkünstler, der eine Bratsche erfunden hat, die,
bei vergrößertem Körper, die gleiche Mensur wie die
Violine hat. Vgl. »die Dessauer Bratsche«, Zeitschr. f.
Instr. V.Paul De Wit. Nr. 11,1902.
Deuz(?), John. — 1755
Eine Violine mit diesem mir sonst nicht bekannten
Namen wurde im Juli 1904 bei Puttick & Simpson in
London versteigert.
Devereux, John. — London. Melbourne.
1840. 1880
Er arbeitete längere Zeit bei B. S. Fendt 'n London
und ging später nach Australien, wo er 1880 noch lebte.
De Vitor, Pietro Paolo. — Brescia. 1738. 1740
Er bezeichnet sich als Venezianer. Seine Geigen zeigen
ein übertrieben hochgewölbtes Modell, kurze und ge-
drungene Schnecke, ziernlich gute Arbelt und einen be-
sonders schönen roten Öllack. In einigen Teilen ahnite
er Maggini nicht ungeschickt nach. Eine gute Geige
von ihm besitzt Adamowski in Boston (Mass.).
Geigenzettel : Abb. 1 73.
De Voney, Frank. — Blackpool, Pittsburg
(Am.), San Francisco. 1890. 1908
Ein Perthshirehochländer, der sich als Geigenmacher
einen guten Namen gemacht hat ; um 1 900 wanderte er
nach Amerika aus und soll auch dort mit Erfolg tätig
gewesen sein. Er arbeitete nach den Modellen von
Gaspar da Salo, Stradivari und Guarneri und hat gelben
oder roten Öllack verwendet.
Geigenzettel : Joseph Guarnerlus / Copy / By / Frank
de Voney 1 893 [I. H. S. Im Kreis mit Kreuz] (gedruckO-
Devyri, Anton. — Alpenrose (bei den Karer-
see nächst Bozen)
Eine Geige, wohl dem 18. Jahrhundert angehörend.
Stainermodell, etwas ungelenk gemacht, trug den
schlecht leserlichen Zettel : Anton Devyri , Alpenrose
bey Carrer See / nechst Botzen (geschrieben).
Dewars, William. — Brechin (Schottland).
Geb. 1878
Er baut Geigen nach Stradivari und Guarneri und ver-
wendet Whitelaws oder Hardies Öllack.
De Zorzi, Valentino. — Florenz. Geb. 1837
in Vittorio (Venetien), f 1916
Erlernte autodidaktisch den Geigenbau, arbeitete stets
in Italien, eröffnete seine eigene Werkstatt in Pistoja
1880 und verlegte diese vor 1885 noch nach Florenz,
wo er zu Ansehen kam. Er war sehr fleißig, bis er in
hohem Alter in Geistesnacht verfiel. Er baute nach
102
D'Hespont — Didelot
eigenem Modell, das zwischen Stradivan und Stainer
die Mitte hält, strebte aber den großen Vorbildern nach
und machte alle Bestandteile seiner Gelgen, selbst Wir-
belgriffbretter, Saitenhalter und Stege eigenhändig. Er
besaß zahlreiche Auszeichnungen. Er war auch Er-
finder einer Harfengitarre (18 Saiten mit 5 Oktaven,
der Archilaute verwandt) sowie eines Streichinstru-
mentes, das er »Contraviolino« nennt. Dieses ist eme
Oktave tiefer gestimmt als die Violine, wird wie ein
Violoncello gespielt und liegt zwischen diesem und der
Viola; es soll die Differenz in der Klangfarbe dieser
beiden Instrumente ausgleichen. Das Museum des R.
Istituto L. Cherubini in Florenz besitzt ein solches In-
strument von ihm, bei dem er auf einen ähnlichen Ge-
danken kam wie z. B. Dr. Steltzner.
Geigenzettel: Abb. 164 und 165.
D'Hespont (Despont), Antoine. — Paris. 1 634.
1636
Er wird ausdrücklich als »maitre d'instruments de mu-
slque« bezeichnet und trat 1636 im Prozesse Medard
auch als Sachverständiger auf. Von ihm sollen noch
verschiedene gute Instrumente vorhanden sein, obwohl
es selbst Vidal nicht gelang, eines derselben ausfindig
zu machen. Glücklicher war der treffliche A. Jacquot,
der auch einen Zettel veröffentlichen kann, aus dem
hervorgeht, daß D'Hespont, oder wie er sich hier
schreibt Despont, das Ladenschild »Au Luth Royal«
führte. Urkundlich wird der Name D'Hespont ge-
schrieben, Vidal schreibt »Despont« und Fetis »Des-
pons«. Geigen, die oberflächlich nach italienischem
Vorbild gemacht sind, schlechtes Holz und schlechten
Lack haben und seinen Namen tragen, sind offenbar
spätere Fälschungen.
Geigenzettel : Antoine / Despont demeurant / A Paris /
Sur le pont N[? Dame / Au Luth Royal / 1634
(geschrieben).
Dick, Alban. — Frankfurt a. M. Geb. 31 . Okt.
1876 in Wohlliausen
Nachdem er ausgelernt hatte, kam er zu Albin Wilfer,
den er als seinen eigentlichen Lehrer betrachtet. Im
Jahre 1899 trat er bei Alb. Vogt in Frankfurt a. M. ein,
dessen Geschäft er im Jahre 1 907 käuflich erwarb und es
durch tüchtige Leistungen sehr auszudehnen verstand.
Dickie, William. — Wentworth. 1876. 1897
Er baut nach Stradivarl, Amati und auch nach Guar-
neri und verwendet einen gelben, rötlich schattierten
Öllack.
Geigenzettel: Wm. Dickie, Fecit / Wentworth, Anno
1890 (geschrieben).
Dickinson (Dickenson), Edward. — London.
1750. 1790
Es sind nur wenig gute Geigen von ihm bekannt; meist
arbeitete er sehr handwerksmäßig nach einem hoch-
gewölbten Stalnermodell. Auf einzelnen Zetteln nennt
er nur seinen Namen ohne weitere Angaben.
Geigenzettel : Edward Dickinson / Maker, at the Harp
and Crown in / the Strand / near E^feter Change/ Lon-
don 1754 (gedruckt),
Dickson, Dr. George. — Edinburgh. Geb.
1838 in Edinburgh
Ein gesuchter Arzt, der viele Gelgen mit bemerkens-
werter Geschicklichkeit gemacht hat. Sein Hauptver-
dienst aber ist es, daß er als einer der ersten die Ver-
wendung fossilen Bernsteins zur Lackbereitung lehrte
und dessen Bedeutung für den Geigenlack erkannte.
Dickson (Dickeson), John. — London und
Cambridge. Geb. in Stirling (Schottland)
um 1 720, t nach 1780
Er scheint einige echte Geigen von den Amati, wohl
auch eine von Cappa gekannt zu haben, die er recht
genau kopierte. Er lebte zwischen 1750 und 1780 ab-
wechselnd in London und Cambridge, ja, es gibt Gei-
gen, in denen beide Städte zugleich angegeben werden.
Geigenzettel: John Dickson Cambridge / 1779 (gedr.).
Didelin. — Mirecourt. XVIII. Jahrhundert
Eine Geigenmacherfamilie, von der genannt werden:
Antoine D. Geb. 1749
Henry I. 1745. 1755
Henry II. 1750. 1779
Jean-Nicolas, 1781, und der Bogenmacher Nicolas-
Henry. 1772. 1789
Didelin, Joseph. — Nancy. 1760. 1776
Wenig bekannter Mlrecourter, der in seiner Arbeit aber
nicht ungeschickt war. Sein Ladenschild lautete: »A la
Guitare des Dames de France«. Sein Reparaturzettel
findet sich in einem Amatlvioloncello bei C. Claudius
in Kopenhagen.
Geigenzettel : Raccomode par moy didelin ä ' Nancy an /
1 773 (gedruckt).
Didelot, August. — Moskau. 1873. 1900
Geboren in Mirecourt, arbeitete von 1873 — 1879 bei
seinem Landsmann Ernest -Andre Salzard und machte
sich dann selbständig. Seine Arbeit wird gelobt.
Didelot, Dominique I. — Mirecourt. 18. Jahr-
hundert
Wahrscheinlich der Vater oder Großvater von Domini-
que II D. Sein Name kommt auch in der Schreibung
»Dldenot« vor.
Didelot, Dominique II. — Mirecourt. 1820 (?)
Gute Mlrecourter Arbeit, schöner hell- oder dunkel-
roter Spirituslack. Er verwendete eine Brandmarke:
A Cremone / Dominique Didelot.
Geigenzettel : Domlnicus Didelot / A la vllle de . . (un-
leserlich)^).
Didelot, N. — Mirecourt
Ein französischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts,
der handwerksmäßig arbeitete, jedoch einen guten
Orangelack verwendete.
^) Wahrscheinlich »Cremone«.
Didier — Dielil
103
Didier, Marius. — Mirecourt
Sehr tüchtiger vogesischer Geigenmacher der Gegen-
wart.
Didier, Nicolas s. auch Nicolas
Didion. — La Roche-sur-Yon. 1900
Ein Musikinstrumentenhändler, der auch Geigen ma-
chen soll.
Didion, Gabriel. — Mirecourt. 1875. f 1881
Geigenmacher und Fabrikant. Stiefbruder von Blan-
chard in Lyon, einer der besseren Meister seines Wohn-
sitzes, Lehrer von Resuche. Die Firma hieß anfänglich
Witwe Sonot & Didion, dann Didion-Laberte.
Diehl, August. — Hamburg. Geb. 1852 in
Darmstadt
Sohn und Schüler von Friedrich D. Im Jahre 1875 er-
öffnete er seine Werkstatt in Darmstadt, siedelte aber
bereits 1876 nach Hamburg über. Er ist ein hervor-
ragend geschickter Geigenmacher und Reparateur. Der
jüngste Sprößling der altberühmten Familie. Er erhielt
auf den Ausstellungen in Hamburg, Lüttich und Leip-
zig die silberne sowie in St. Louis die goldene Medaille.
Außer nach alten Meistern baut er auch nach einem
eigenen Modell. Er ist auch der Erfinder und Ver-
fertiger eines Violinbogens mit flacher, linsenförmiger
Stange, die sich nach dem Kopfe zu verjüngt. In der
Mitte seines gedruckten Zettels befindet sich ein Löwe
mit einer Laute, jetzt aber verwendet er hauptsächlich
einen eigenhändig gezeichneten Zettel. Viele seiner
Geigen sind mit besonders schöner Schnitzarbeit ver-
ziert. Auch sein Lack ist ausgezeichnet. Obwohl er als
echte Künstlernatur jeder Reklame abhold ist, werden
seine Arbeiten in Kennerkreisen schon jetzt zu den
besten unserer Zeit gerechnet.
Geigenzettel : Im Jahre 189 / August Diehl / Hamburg
(gedruckt) und Alab. 169.
Diehl, Felix. — Mainz. 1850. f nach 1875
Sohn von Joh. Diehl und dessen Schüler; Bruder des
1898 in Mainz verstorbenen Konzertmeisters Carl Hip-
polyt Diehl.
Geigenzettel : Reparlrt von / Felix Diehl / in Mainz
1862 (gedruckO.
Diehl (Diel), Friedrich. — Darmstadt. Geb.
1814, t 1888
Zweiter Sohn, Schüler und Nachfolger von Nikolaus D.
Gute, aber namentlich in bezug auf den Lack nicht
hervorragende Arbeit. Auf einer Pariser Ausstellung
erhielt er eine Bronzemedaille, kam jedoch seinem
Vater nicht gleich. Er fertigte u. a. verschiedene, seiner-
zeit sehr beliebte Kontrabässe statt nach dem alten
Viola- nach dem Geigenmodell mit gewölbtem Boden.
Gelgenzettel: Friedrich Diehl, / Hof-Instrumenten-
macher in Darmstadt 18 . . (gedruckt).
Diehl, Heinrich. — Mainz. Frankfurt a. M.
1846. 1850
Angeblich ein Sohn von Johann D. und nicht hervor-
ragend. In Frankfurt war er im Jahre 1848 ansässig.
doch scheint er schon nach kurzer Zeit nach Mainz
zurückgekehrt zu sein.
Diehl, Jakob. — Bremen, Hamburg. Geb.
1806 in Mainz, f 1874 in Hamburg
Sohn und Schüler von Nikolaus Diehl; er machte sich
1826 in Mainz selbständig, ließ sich 1834 in Bremen
nieder und siedelte 1858 nach Hamburg über. Er steht
dort als tüchtiger Meister in gutem Andenken. Sein
Nachfolger Jakob D. jun. war Händler und unterhielt
nur eine Reparaturwerkstatt.
Diehl, Jacob August. — Darmstadt. 18. Jahr-
hundert
Er arbeitete ähnlich wie Schonger und J. Steininger,
ist jedoch in der Wahl des Holzes weniger sorgfältig
gewesen.
Geigenzettel : Jac. Aug. Diehl, / Hof-Lauten & Geigen-
Macher / in Darmstadt 17.. (gedruckt).
Diehl, Johann. — Mainz. 1808. 1843
Zweiter Sohn von Martin und Bruder von Nikolaus D.
Jedenfalls der Bedeutendste von den in Mainz an-
sässigen Mitgliedern der Familie Diehl. Seine Violinen
(meist nach Stradlvan gemacht) wurden ihm schon bei
Lebzeiten mit 66 fl., Violoncelli mit 121 fl. und seine
Violen, zu denen er gerne Zitronenholz verwendete,
mit 88 fl. bezahlt. Sein Lack Ist goldgelb.
Geigenzettel: Johann Diehl, Lauten- und Geigen-/
macher in Mainz 1832 (gedruckt) und Abb. 163.
Diehl, Martin. — Mainz. 1770. 1792
Geboren in Mainz, Schüler und Schwiegersohn von
Nikolaus Dopfer. Während seiner elfjährigen Wander-
schaft kam er zuerst nach Aschaffenburg, soll dann in
Tirol und Osterreich gewesen sein und arbeitete als
Gehilfe bei Carl Helmer in Prag, brachte es aber trotz-
dem zu keiner besonderen Geschicklichkeit. Er starb
nach der ersten Belagerung von Mainz durch die Fran-
zosen, also um 1794.
Geigenzettel: Martin Dihl / in Mainz 1786 (geschrie-
ben) und Abb. 161.
Diehl, Martin II, geb. 1817 in Darmstadt
Dritter Sohn von Nikolaus D.
Mainz, Darmstadt. Geb.
Diehl, Nikolaus.
1779, t 1851
Sohn von Martin D. und dessen Nachfolger, Schüler
seines Oheims Jak. Steininger in Frankfurt a. M. und
Enkel von Nikolaus Dopfer, der auch sein Taufpate
war. Um das Jahr 1811 verlegte er auf den Ruf des
Großherzogs Ludwig I. von Hessen, der ihm ein Gehalt
von 300 fl. aussetzte, seine Werkstatt nach Darmstadt,
wo er Großherzoglich Hessischer Hoflauten- und Gei-
genmacher wurde. In der Arbeit steht er seinem Bruder
Johann sehr nahe, am besten gelangen ihm jedoch
Kontrabässe; sein Holz und sein goldgelber Lack sind
gewöhnlich gut.
Gelgenzettel : Abb. 1 59.
104
Diehl — Dicltrich
Hamburg. 1860.
DIehl, Nikolaus Louis.
t 1876
Sohn von Jakob Diehl. Er studierte die alten Meister
gut und ist der Verfasser von »Die Geigenmacher der
italienischen Schule«. (Seit 1864 in mehreren Auflagen
erschienen.)
Dlehl, Philipp. — Stühlingen. 1867
Ist mir nur durch einen vom April 1867 datierten Re-
paraturzettel bekannt.
Dlehl (Dil), Simon. — Mannhelm, f 1758
Man darf ihn als den Stammvater der heute noch
blühenden Geigenmacherfamilie ansehen. Er wurde als
»Instrumentenmacher« am 12. Februar 1757 zum Hof-
kalkanten bei der Hofmusik mit einem Gehalte von
250 fl. angestellt, starb aber schon im darauffolgenden
Jahre. (Großh. L.-Archiv in Karlsruhe.)
Diener, Ferdinand. — Graslltz. Anfang des
19. Jahrhunderts
Seine Geigen klingen nicht schlecht, smd aber hand-
werksmäßig durchgeführt.
Diener, Franz. — Graslltz. Geb. 10. April
1790, t 3. Febr. 1866
Sohn und Schüler von Josef I Diener. Wenn er auch
hauptsächlich billige Geigen machte, so war er doch
recht geschickt und sorgfältig in seiner Arbeit. Von 1 854
bis etwa 1856 lebte er in Karlsbad, wo um dieselbe Zeit
auch ein Friedrich Diener gearbeitet haben soll.
Geigenzettel: Franz Diener fecit Graslitz , 1852 (gedr.).
Diener, Friedrich (Gottfried). — Graslltz.
Geb. 10. Okt. 1791
Sohn des Instrumentenmachers Anton D. Einer der
geschicktesten Geigenmacher aus seiner Familie. Er
hatte ein gefällig aussehendes Modell, hellbraunen Lack
und verarbeitete gutes Holz. Außen am Boden semer
Geigen findet sich der Brandstempel Fried. Diener. Er
hielt auf sorgfältige Arbeit, seine Geigen klangen gut,
und so war er der erste, der es wagen durfte, einen
höheren Preis als die ortsüblichen »90 Kreuzer für das
Stück« zu fordern.
Diener, Gottfried. — Graslltz. 1780. 1784
In einer mittelmäßigen Viola mit Buchenboden und
unscheinbarem braunen Lack stand im Innern der
Decke sein Name. Er war mit Rosina geb. Stark ver-
heiratet. Sein 1784 geborener Sohn wurde später
Musselinweber.
Diener, Ignaz I. — Graslitz. Geb. 1 . Nov. 1820
m Graslltz
Sohn und Schüler von Franz D. Nachdem er aus-
gelernt hatte, machte er als Gehilfe große Reisen durch
Österreich-Ungarn, Deutschland, Frankreich und Ruß-
land und ließ sich dann in Graslitz nieder. Obwohl er
recht geschickt war, kam er doch auf keinen grünen
Zweig, arbeitete hauptsächlich für Händler und ver-
brachte seinen Lebensabend im Versorgungshaus zu
Schönau. Er war nie verheiratet und ist der Letzte seines
Stammes.
Diener, Ignaz II. — Graslitz. Geb. 19. Okt.
1833
Seine Geigen waren für ihren billigen Preis recht gut.
Diener, Joseph I. — Graslitz. Geb. um 1760,
tum 1840
Er soll bei einem Hüller gelernt haben, dessen Tochter
Rosina er vor 1789 heiratete. Seine Geigen sind den
besseren gleichzeitigen vogtländischen Arbeiten nahe-
stehend ; nur ist bei ihm das Holz gewöhnlich schöner.
Geigenzettel : Joseph Diener fecit / Graslitz Böhmen
18.. (gedruckt).
Diener, Joseph II. — Graslitz. ^eb. 23. März
1831, t nach 1885
Sohn von Friedrich D. Seine Gelgen und Gitarren sind
nicht schlecht, wenn auch keine Kunstwerke.
Gelgenzettel : Joseph Diener, Geigen- / und Guitarren-
macher in Graslitz 1869 (gedruckt).
Dlepenryck, Ludwig van. — Antwerpen.
Wurde 1558 Freimeister der Gilde, lebte
noch 1589
Er war als »Claveclngelmaker« eingetragen, hat aber
auch Lauten usw. gemacht.
Dierlcxen, Jan. — Antwerpen. 1558. 1574
Nur als Claveclnmacher bekannt, doch wird er, wie alle
seine Zunftgenossen, wohl auch Lauten gemacht haben.
1574 wird er bezeichnet als die »Eersamen persoon,
meester Jan Dierlcxen, claveslngelmaker«.
Dieterich, Michel. — Birklingen. 1815
Wurde mir nur durch seinen Reparaturzettel bekannt.
Geigenzettel : Reparirt von Michel Diete- / rieh, Gei-
genmacher zu / Birklingen pro 1815 (geschrieben).
Dlettrlch, Johann Gottlieb. — Saupsdorf,
Sebnltz. Geb. 1851 in Saupsdorf in Sachsen
Zuerst kam er bei dem Klaviermacher Karl Schmidlln
in die Lehre; später ging er zu G. Tiefenbrunner nach
München und zu Knner nach Landshut und erlernte
bei diesen Zithern- und Gelgenmachen. Nach zehn
Wanderjahren ließ er sich 1879 in seinem Geburtsort
nieder und verlegte seine Werkstatt später nach Sebnltz.
Seine Gelgen macht er nach einem eigenen Modell, das
ihm in der unteren Hälfte mehr Resonanzfläche dar-
bietet, doch ist die Form so ungewöhnlich, daß bei aller
Anerkennung des Tonwertes die Musiker seine Geigen
nicht gerne spielen. Da er fortwährend neue Versuche
macht, ist vielleicht noch etwas von ihm zu erwarten.
Gelgenzettel: Johann Gottlieb Dlettrlch / Instrumen-
tenmacher / Sebnitz (gedruckt).
Dictz — Diter
105
Dietz, Christian. — Emmerich. Geb. 1801
Sohn des Johann Christian D. Ein wenig hervorgetrete-
ner Geigenmacher, den übrigens auch Valdrighi (855)
erwähnt.
Dietz, Johann Christian. — Darmstadt. 1800.
1805
Es ist fraghch, ob er je eine Geige gemacht hat, da-
gegen kommen Gitarren und Harfen von ihm öfters vor.
Bekannt ist er nur durch seine Erfindungen, das »Me-
lodion«. eine Klavierharfe, und das ■>Trochleon<'.
Dietzel, Hermann Theodor. — Markneu-
kirchen. Berhn
Geboren 1866 in Markneukirchen, Schüler von Ernst
Gläsel, ging nach beendeter Lehrzeit 1884 nach Bres-
lau zu Liebich und machte sich 1888 in seiner Vater-
stadt selbständig, verlegte von 1892 — 1897 sein Ge-
schäft nach Berlin, kehrte dann aber nach Markneu-
kirchen zurück, wo er sich außer mit dem Neubau
(Stradivarimodell)auch mit der Reparatur, sowie einem
Handel mit alten Streichinstrumenten beschäftigte. Im
Jahre 1900 siedelte er dann wieder nach Berlin über.
Er verwendet sowohl Spiritus- als Ollack.
Dieulafait. — Paris. 1720
Im Museum des Par. Cons. (Nr. 172) befindet sich eine
schöne Baßviola, von Ihm repariert. Valdrighi fragt, ob
dieser Name nicht vielleicht fingiert sei, was ich jedoch
nicht annehmen möchte.
Dillenz, Fridolin. — Ulm a. D. Geb. 6. März
1853 in Fischbach b. Biberach
Er trat im Jahre 1 867 als Schüler bei Anton Sprenger
ein und siedelte 1 873 mit ihm nach Stuttgart über. Nach-
dem er sieben Jahre lang bei seinem ersten Lehrmeister
gearbeitet hatte, kam er zu Lorenz Kriner und machte
sich nach Beendigung seiner Militärzeit im Jahre 1878
in Ulm selbständig. Er ist ein sehr tüchtiger, kenntnis-
reicher Geigenmacher, baut nach Stradivari und ver-
wendet einen rötlichgelben feurigen Lack. Vielseitige
Anerkennung findet er auch für seine trefflichen
Wiederherstellungsarbeiten.
Geigenzettel : Fridolin Dillenz, Geigenmacher ' in Ulm.
anno 18.. (gedruckt). — Fridolin Dillenz, Geigen-
macher in Ulm a. D. 19 (gedruckt).
Dinacci, Antonio. — Neapel. 19. Jahrhundert
Er baute Mandolinen, Lauten und Gitarren und wird
von Valdrighi (860) aufgezählt.
Dmelli, Carlo. — Fanano. 1887
Ich kenne nur Violoncelli von handwerksmäßiger, roher
Arbeit von ihm.
Dmi, Giovanni Battista.
1707
Lucignano. 1 700.
Ein noch wenig bekannter, aber ungewöhnlich ge-
schickter Meister, von dem Jul. Heinr. Zimmermann
in Leipzig eine prachtvolle, 14saitigeViolad'amore vom
Jahre 1700 besitzt. Die Umnßlinien sind reizvoll ge-
schweift, die Decke schön gewölbt, der Boden flach und
alles hübsch eingelegt. Die Schallöcher in Schlangen-
linien sind zweiteilig, unter dem Griffbrett befindet
sich eine prachtvolle Rosette, der reich verzierte Wirbel-
kasten endigt mit einem anmutigen Engelsköpfchen.
Der Ton ist von großem Wohllaut, und auch der hell-
gelbe, feurige Lack ist bemerkenswert. In W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln befindet sich ein
guter Kontrabaß mit auffällig hochgewölbtem Boden
aus dem Jahre 1707 von ihm.
Geigenzettel : Gio. B^ Dini Fece 1 700 , in Lucignano
(gedruckt).
Dinis, Felis Antonio. — Lissabon. 1807
Mittelmäßiger portugiesischer Geigenmacher, von dem
sich eine Violine in der Sammlung A. Keil in Lissabon
befindet.
Dinumerabo, Johannes. — Padua. 1661
Ein Lautenmacher, dessen sonderbaren Namen Val-
drighi (9130) mitteilt.
DionelH, Gaetano. — Mantua. 1865. 1869
Wenig hervorragender Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts; am besten waren noch seine Violoncelli.
Dionigi, Alessandro. — Syrakus. 18. Jahrh.
Ein sizilianischer Lautenmacher, der sich auch als
Geigenmacher versuchte, ohne etwas Bemerkenswertes
zu leisten.
Geigenzettel : Alessandro Dionigi dl Siracusa / 17..-
(gedruckt).
Diotallevi, Michelangelo. — Rimini. 1820
Es soll einige Geigen geben, die diesen — wahrschein-
lich falsch gelesenen — Namen tragen.
Dischka (Di'zka). — Fünfkirchen. 1895
Er wird als Geigenmacher bezeichnet, scheint aber nur
Händler und Reparateur gewesen zu sein.
Diter, Justin. — Marseille. Geb. 16. Febr.
1866 in Mirecourt
Er lernte bei Bailly, betrachtet sich aber als Schüler von
Paul Blanchard in Lyon. Im Jahre 1896 machte er sich
in Lyon selbständig ^) und verlegte seine Werkstatt am
1. April 1897 nach Marseille, wo er M. Richelmes
Nachfolger wurde. Er baut nach Stradivari, Guarneri
und Amati und ist als Reparateur geschätzt. Sein Lack
(fetter Ollack) ist nach dem Rezept J. B. Vuillaumes zu-
sammengesetzt. Auf seinem Zettel ist u. a. das Wappen
von Marseille angebracht.
Geigenzettel : Abb. 181.
Diter, Paul. — Marseille. Geb. in Mirecourt
27. Mai 1879
Schüler von Bazin. Er verband sich mit seinem Bruder
Justin und ist auch ein guter Bogenmacher. Die Brüder
führen den gemeinsamen Zettel: J. & P. Diter, Lu-
thiers / a Marseille l'an 1903 (gedruckt).
*) In Verbindung mit Resuche.
106
Dittel — Dodi
Dittel, Friedrich August. — Hof. 1809
Mittelmäßiger Gelgenmacher, von dem ein Musiker in
Eibelstadt eine Violine besitzt.
Geigenzettel : Friedr. Aug. Dittel / Instr. und Lauten-
macher in Hof. 1809 (geschrieben).
Ditton. — London. 1700. 1720
Man kennt von ihm bisher nichts als den Namen, der
u. a. durch Sir J. Hawkins überliefert ist. Auch Sandys
und Forster, Vidal usw. wissen nichts weiter anzugeben.
In Thomas Brittons Sammlung war eine gute Violine
von Ditton. Valdrighi führt ihn als einen aus Frank-
reich stammenden Harfenmacher an.
Dittrlch. — Glogau. 19. Jahrhundert
Ein Militäranwärter, der sich mit Geigenreparaturen
einen Nebenverdienst erwarb.
Diverny, Jean. — . Mirecourt. 1741
Er wird sowohl als Geigen- wie als Bogenmacher be-
zeichnet.
Dobriansky, L. — Odessa. 1901
Ein Liebhaber, der Geigen nach einem eigenen Modell
verfertigt und sich, laut seinen Zetteln, auch damit
beschäftigt, bei fertigen Geigen den Ton nach einem
von ihm erfundenen Verfahren zu »verbessern«. Es ist
mir jedoch nicht gelungen, eine Arbeit von ihm kennen
zu lernen.
Dobruckl, Matthäus. — Krakau. f 1602
Berühmter polnischer Geigen- und Lautenmacher.
A. Grabowski^) erwähnt das 1602 aufgestellte Nachlaß-
inventar dieses Meisters, in dem es u.a. heißt: »Eine
Kiste mit Formen für Bässe, in der zweiten Kiste
Geigenholz, in der dritten fertige Geigenwirbel. Drei
Schock Decken für Lauten, 1 1 Formen für Lauten,
6 Diskantformen, 3 Tenorformen, 3 Baßformen, 40 un-
fertige Geigen, 23 Tenorböden, 46 Böden für Diskant-
geigen. Ein Werktisch zur Anfertigung von Geigen,
12 Ahornbretter für Geigen, 40 Lautenköpfe etc.«
Dodd, Edward 1. — London. Geb. 1705 In
Sheffield, t 1810 zu London
Er war gelernter Geigenmacher und verlegte sich, als
einer der ersten in England, frühzeitig auf das Bogen-
machen, worin er es jedoch noch nicht zu bemerkens-
werter Geschicklichkeit brachte. Er ist der Begründer
der berühmten Geigenmacherfamilie und starb im
Alter von 105 Jahren. Er hatte drei Söhne, John,
James und Thomas D.
Dodd, Edward II. — London, t 29. April 1843
Älterer Sohn von Thomas D. sen. Schüler von B.Fendt.
Er wendete sich jedoch ganz dem Bau von Harfen und
Klavieren zu. Er ertrank durch einen unglücklichen
Zufall.
Dodd, James (sen.). — London. 1835
Zweiter Sohn von Edward D. und wie dieser Bogen-
macher.
1) »Dawne zabylkl m. Krakowa« (Krakau 1850, S. 1 74).
Dodd, James (jun.). — London, f nach 1851
Sohn von James D. sen., gleichfalls ein guter Bogen-
macher.
Dodd, J. — London. 1851
Er arbeitete wie E. Dodd und machte auch sehr gute
Bogen.
Dodd, John Kew (Sursey). — London. Geb.
in Stlrling 1752, f 4. Okt. 1839 zu Richmond
Dieser ausgezeichnete Bogenmacher, der zuerst
Büchsenschlosser und dann Goldwagenmacher war,
steht in England in gleichem Ansehen wie Fr. Tourte
in Frankreich. Seine Bogen sind ebenso gut wie die
seines französischen Rivalen, wenn er auch ihre Ele-
ganz nicht erreicht. Er war der älteste Sohn von Ed-
ward D. und Bruder von Thomas D. und wohnte New
Street, Covent Garden. Seine Stangen haben vielleicht
den einzigen Fehler, nicht immer lang genug zu sein.
Trotzdem brachte er es im Leben nicht vorwärts; er
war weder an regelmäßiges Leben, noch an regel-
mäßiges Arbeiten gewöhnt, und obwohl reiche Gönner
ihm mehrfach unter die Arme griffen, kam er in seinen
Vermögensverhältnissen immer mehr zurück und starb
als 87 jähriger Greis im Armenasyl (Workhouse) zu
Richmond. Er hatte nie einen Schüler, da er seine Ge-
heimnisse des Bogenmachens, vor allem das Zuschnei-
den der Stange, nicht verraten wollte; er soll sogar,
wie behauptet wird, trotz seiner Armut ein Angebot
von 1000 Pf. Sterling für die Preisgabe seines Geheim-
nisses abgelehnt haben. Seine Bogen sind heute noch
sehr gesucht und werden gut bezahlt.
Dodd, Thomas (sen.). — London. 1 786. 1820
Dritter Sohn von Edward D. War zuerst Brauer, dann
1786 — 1789 Bogenmacher, von 1798 Gelgenmacher
und -händler und zuletzt noch Harfen- und Klavier-
bauer. Seinen Ruhm als Geigenmacher verdankt er
hauptsächlich seinen Gehilfen Bernhard Fendt und
John Lott; er verstand sich aber außerordentlich gut
auf das Lackleren, das er als sein Geheimnis behandelte.
Er war außerdem ein gewiegter Kenner italienischer
Instrumente. Seine Gelgen und Violoncelli werden
jetzt sehr anständig bezahlt. Eine im Jahre 1820 ge-
baute Violine von ihm besitzt J. T. Chapman.
Gelgenzettel: Dodd, Maker, 92 St. Martins Lane /
Perfect copies of Stradiuarlus, Amati, Stalner, etc. /
Note : — The only possessor of the recipe for pre- /
paring the original Cremona oll varnish. / Instruments
Improved and repaired (gedruckt) und Abb. 1 58.
Dodd, Thomas (jun.). — London
Jüngerer Sohn von Th. D. sen. f. Anfang des 19. Jahr-
hunderts. Schüler von Bernh. Fendt und Lott. Er war
geschickt, starb aber so jung, daß er nicht ausreifen
konnte.
Dodi, Giovanni. — Modena. Zweite Hälfte
des 19. Jahrhunderts
Seine Violen und Kontrabässe sollen recht gut sein.
Ein Baß aus Valdrighls Besitz befindet sich jetzt im
Museo Clvico in Modena.
Dodi — Dörffel
107
Dodi. — Modena. Zweite Hälfte des 19. Jahr-
hunderts
Ein Sohn oder Bruder von Giov. Dodi. Soll gleichfalls
als Geigenmacher gelebt haben.
Dods (Dodds), Edward. — Edinburgh. 1889.
1902
Seine Geigen sind nicht hervorragend ; auch sein Lack
ist nicht besonders, obwohl er behauptet, der einzige
Geigenbauer zu sein, der wirklich den Cremoneser Lack
wiedergefunden habe.
Dölling, August. — Markneukirchen, Erfurt.
Geb. 30. Juni 1859 in Markneukirchen
Er lernte von 1 873 — 1 877 bei Ernst Hums und arbeitete
dann durch vier Jahre als Gehilfe bei Ernst Gläsel in
seiner Vaterstadt, dann bei Louis Noebe in Homburg
V. d. H. Im Jahre 1885 machte er sich in Markneu-
kirchen selbständig und verlegte 1910 seine Werkstatt
nach Erfurt, wo er jetzt mit gutem Erfolg tätig ist. Er
baut nach den alten Meistern, verwendet Ollack und
ist ein vielbeschäftigter Reparateur.
Geigenzettel : August Dölling, Geigenbauer , Erfurt.
19 . . (gedruckt).
Dölling, Georg Louis. — Markneukirchen.
Geb. 15. Dez. 1860, t 15. Sept. 1917
Schüler von Karl Gustav Otto. Von 1877 — 1878 ar-
beitete er in Leipzig, 1878 — 1884 in Breslau, worauf er
sich in seinem Geburtsort niederließ. Er kopiert Stradi-
vari, Amati u. a. und gebraucht Spirituslack.
Geigenzettel : Louis Dölling jun. ' Markneukirchen i.S.
.Anno 18 (gedruckt).
Dölling. — Markneukirchen
Heinrich August D., geb. 30. Juni 1859
(jetzt in Erfurt, s. oben.)
Heinrich Gustav D., geb. 29. Juli 1854,
t 25. Juni 1889
Hermann Moritz D. (sen.), geb. 6. Juni 1839
Hermann D. Oun.). geb. 24. Okt. 1862
Sämtlich als Geigenmacher tätig. Max D. gründete 1893
sein Geschäft und Robert D. ist in Adorf als Geigen-
macher ansässig.
Dölling, Hermann. — Markneukirchen
Geigenfirma der Gegenwart.
Döpfer s. Dopfer
Dörffel
Eine weitverzweigte Geigenmacherfamilie des Vogt-
landes, die aus dem Böhmischen eingewandert ist. Die
Schreibart des Namens schwankt zwischen Dörffel,
Dörfel, Dürfel und Dörffler. Die bevorzugte Schreib-
art, die die Familie auch heute beibehalten hat, ist
jedoch Dörffel.
Dörffel, Adolph Louis. — Markneukirchen.
Geb. 24. Okt. 1852
Geigenmacher, der für den Handel arbeitet.
Dörffel (Dörfler), (Carl) Gottlieb. — Klingen-
thal. 1750. 1792
Erscheint zuerst 1 750 in den Innungsbüchern und war
1 792 Obermeister der Innung.
Dörffel (Dörffler), Christian Friedrich. —
Klingenthal. 1704. 1749
Er wurde am 29. Februar 1 704 von der (M.)Neukirche-
ner Geigenmacherzunft als Meister aufgenommen und
scheint mindestens seit 1717 in Klingenthal ansässig
gewesen zu sein.
Geigenzettel : Christian Friedrich Doerffler / in Klin-
genthal, Ao. 1 749 (gedruckt).
Dörffel (Dörffler), Christian Gottlieb. —
Klingenthal. 1779
Er scheint seine Geigen sehr selten bezeichnet zu haben,
so daß er eigentlich nur aus den Innungslisten als
Meister bekannt ist.
Dörffel (Dörffler), Christoph Heinrich. —
Klingenthal. 1716
Er wird schon 1 7 1 6 als Geselle bezeichnet und soll dann
ausgewandert sein.
Dörffel (Dörfel), Friedrich Wilhelm. —
Khngenthal. f 8. Jan. 1893
Er war an und für sich nicht ungeschickt, hat aber nur
billige Ware hergestellt.
Dörffel (Dörffler), Johann (Hans) Andreas. —
Klingenthal. 1717. 1757
Er kommt bereits 1717 als Meister vor und soll 1772
noch gelebt haben. Einer der besten Klingenthaler
Geigenmacher, dessen Arbeiten heute noch in vielen
Sammlungen zu finden sind. Eine elfspänige Theorbe
von 1736 besitzt die staatl. Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin (Nr. 719), eine ."Mtviola aus der
Boersschen Sammlung das Rijksmuseum in Amster-
dam (aus dem Jahre 1 754), eine Viola von I 742 und eine
Viola d'amore von 1755 das Musikhistorische Museum
W. Heyers in Köln, eine zwölfsaitige Viola d'amore die
Sammlung Snoeck. Diese Arbeiten zeigen meist ein
mittleres Patron, gelben Lack, flachen Boden und
Schnecken (seltener Köpfchen). Der 1794 guillotinierte
Kriegskommissar Saint Laurent besaß nach Brunis In-
ventaire eine Violine von ihm. Eine hellgelbe »Viola
ass« von ihm vom Jahre I 728 besaß nach dem Inventar
von 1773 die ehemalige Köthener Hofkapelle.
Geigenzettel : Johann Andreas Dörffel violin und /
Lautenmacher in Klingenthal 1755 (gedruckt) und
Abb. 155.
108
Doerffcl — Dölsch
Doerffel (Dürfel, Dörffell), Joh. Andr. —
Altenburg. 1792
Otto sagt von ihm, daß er weniger Sorgfalt auf das
Äußere verwendete, aber doch recht gute Instrumente
baute und seinerzeit als einer der besten Baßmacher galt,
was auch de Piccolellis wiederholt. Valdrighi gibt da-
gegen seinen Arbeiten das Prädikat: »ordinarissimo«.
Daß ein Dörfel oder Dürfel je in Altenburg ansässig
war, ließ sich leider aktenmäßig nicht feststellen. Er
soll um 1 793 in Untersachsenberg gearbeitet haben und
dürfte identisch sein mit Hans Andreas D. in Klingen-
thal, der sich nur vorübergehend in Altenburg aufge-
halten hat.
Dörffel (Dörffler), Johann Friedrich. — Klin-
genthal. 1680. fvor 1701
Er stammte aus Khngenthal und ward am 28. Novem-
ber 1680 als Mitmeister in Markneukirchen in die Zunft
aufgenommen. Daß er vor 1701 gestorben ist, geht
daraus hervor, daß in diesem Jahre seme Witwe eine
zweite Ehe mit Joh. Dengel (Tängel) einging.
Dörffel (Dörffler), Joh. Friedrich. — (Mark)-
Neukirchen. 1704
Man weiß nur, daß er '>eines Meisters Sohn« war und
als Geigenmacher der Innung angehörte. Er war wahr-
scheinlich ein Sohn des gleichnamigen, vor 1701 ver-
storbenen Meisters.
Dörffel (Dörffler), Johann Friedrich. — Klin-
genthal. 1736. 1749
Er war seit 1736 als Geigenmacher Innungsmeister und
vielleicht ein Sohn des Neukirchener Meisters, der 1 704
vorkommt.
Dörffel (Dörffler), Johann (Hans) Georg I. —
Schöneck, (Mark)Neukirchen, Klingenthal.
1678. 1716
Er kam als Exulant aus Graslitz und wurde am 25. Juli
1678 in Neukirchen in die Zunft aufgenommen. Er
wohnte erst in Schöneck und kommt seit 1697 bis 1716
in Klingenthal als Geigenmacher vor.
Dörffel (Dörffler), Johann (Hans) Georg II. —
(Mark)Neukirchen. 1697
Sohn und Schüler von Sebastian D. In Ansehung des
Notstandes seiner verwitweten Mutter wurde er auf
Antrag seines Vormundes Caspar Hopf nach kurzer
Gesellenzeit schon am 25. Juli 1697 als Mitmeister in
die Zunft aufgenommen. Zum Unterschied von seinem
gleichnamigen jüngeren Bruder nannte er sich gewöhn-
lich Hans Georg D.
Dörffel (Dörffler), Johann Georg III. — Klin-
genthal. 1710
Sohn von Sebastian D. Nachdem er als Geselle sein
Wanderjahr abgedient hatte, wurde er am 8. Dezember
1710 als Meister in die Neukirchener Zunft aufge-
nommen.
Dörffel (Dörfel), Johann Gottfried. — Klin-
genthal. 1754. 1765
Er galt als tüchtiger Meister und soll auch als Händler
von einiger Bedeutung gewesen sein. Auf seinen Zetteln
findet sich nur sein Name angegeben.
Dörffel (Dörfler), Michael. — Graslitz. 1667
Nach unglaubwürdigen Angaben hat er in Deutsch-
land das Geigenmachen gelernt. Ihm wird die Begrün-
dung der Musikindustrie in Graslitz zugeschrieben, in
der er seine Brüder und Söhne unterrichtete.
Dörffel (Dörffler), Sebastian. — Klingenthal,
(Mark)Neukirchen. 1688. f um 1697
Seit 20. März 1688 als Meister von der Geigenmacher-
zunft in Neukirchen aufgenommen, Bruder von Johann
Georg D. und seiner Angabe nach auch dessen Schüler.
Er scheint zwei Söhne gehabt zu haben, die beide
Johann Georg hießen, der ältere wird allerdings ge-
wöhnlich Hans Georg geannnt, oder es hat zwei Se-
bastian D. gegeben, wofür allerdings jeder Beweis fehlt.
Döring, Christoph. — Kassel. 1676. 1677
Vielleicht der Sohn von Hans D. In Kassel selbst ist er
heute vergessen und urkundlich nicht nachzuweisen.
Eine gute Viola da Gamba von ihm besitzt das Musik-
historische Museum W. Heyers in Köln.
Geigenzettel : Christoph Döring / Lauthen und Violen-
macher / in Cassel / Anno 1676. 7. c. (gedruckt).
Döring, Hans. — Kassel. 1633
Er stammte aus Heisa und wurde im Jahre 1633 als
Bürger in Kassel aufgenommen und dabei ausdrücklich
als Geigenmacher bezeichnet.
Döring, Wilhelm. — Kassel. 1765
Wahrscheinlich ein Enkel von Christoph D. Es liegt
nahe, zu vermuten, daß auch der Vater Geigenmacher
war. Leider aber ist es nicht gelungen, in Kassel irgend
etwas über die Familie zu erfahren. Archivalien und
gedruckte Bücher sind vergebens durchforscht worden.
Eine Tenorviola da Gamba von ihm besitzt W. Heyers
Musikhistorisches Museum in Köln.
Geigenzettel : Wilhelm Döring me fecit / Cassellis.
.'Xnno 1765 (gedruckt).
Dötsch, Michael. — Berlin-Wilmersdorf. Geb.
22. Okt. 1874 in Neuenbrand bei Asch
(Böhmen)
Er machte seine erste Lehrzeit bei Michael Kohlbacher
in Schönbach durch, ging dann in die Fremde,
arbeitete 20 Jahre lang als Gehilfe bei den ersten
Meistern, überall seine Kenntnisse bereichernd, und
war zuletzt fünf Jahre bei Erich Lachmann tätig.
Er verwendete sein Hauptaugenmerk auf das Studium
der alten Meister, deren Arbeitsweise er sich zu eigen
machte und deren Lackierung er in mustergültiger Weise
nachzuahmen versteht. Im Jahre 1914 machte er sich
selbständig und arbeitet mit Vorliebe nach Stradivari,
G. B. Guadagnini und Nicolaus Gagliano. Da er nur
das beste alte Holz verwendet, jedes Stück an seinen
Dollenz — Dominicus
109
Geigen selbst anfertigt, auch seinen Lack selbst be-
reitet und sich in jeder Beziehung als Künstler erweist,
hat er bald in weiten Kreisen Anerkennung ge-
funden. Seine Kopien alter Meisterwerke gehören zu
dem Besten, was in dieser Beziehung geleistet werden
kann. In der Kunst des Lackierens ist er kaum zu über-
treffen .
Geigenzettel: Michael Dötsch / Berlin W 19 Monogr.
M. D., darunter B., das Ganze von Laub- und Nadel-
zweigen umrahmt.
Dollenz, Giovanni. — Triest. 1 800. f um 1 850
Er soll ein Schüler Storionis gewesen sein, den er auch
nachahmte. Er baute sowohl Geigen als Violen und
Violoncelli und war auch als Bogenmacher sehr ge-
schätzt; sein Lack ist gelbrot.
Geigenzettel : Restauratum a me Gio. Dollenz , in Triest
18 . . (gedruckt). — Giovanni Dollenz, Fecit inTrieste
Anno 1805 (gedruckt).
Dollenz, Giuseppe. — Triest. 1850. f 1889
Sohn und Schüler von Giovanni D. Er baute im ganzen
130 Violinen und Violen und einige Violoncelli. Er war
geschickt, wenn er auch den Vater nicht ganz erreichte.
Die Geigen aus seinen letzten Lebensjahren sind am
besten. Sein Lack gleicht dem seines Vaters ; nur ist er
etwas rötlicher. Seine Violoncelli sind recht gut.
Domanski, Albert. — Paris usw. Geb. 1780,
t nach 1855 in Spanien
Ein polnischer Offizier, später russischer Konsul in
Spanien, der sich in seinen Mußestunden auf den
Geigenbau verlegte, dessen Anfangsgründe er in jungen
Jahren in Wien erlernte. Er wohnte damals in dem-
selben Hause wie Mozart, an den er durch den Prinzen
Jablonowski empfohlen wurde. (Vgl. Domanskis Me-
moiren in der Zeitschrift »Przeglond Poznanski«, Heft 2
1850.) Als Geigenmacher bildete er sich in Paris von
1835 — 1849 weiter aus. Er hat dann noch in einigen
polnischen Städten gearbeitet und verbrachte seine
letzten Lebensjahre In Spanien bei seinem Sohne, der
dort als Offizier diente.
Dombrowski (Dabrowski). — Warschau. 1 892.
1902
Polnischer Geigenmacher der Gegenwart.
Dombrowsky, August. — Riga. Geb. 16./28.
Juli 1845 in Kengeragge bei Riga
Besitzer einer großen Holzsägerei in Alt-Mühlgraben
bei Riga. Er wendete sich seit 1878 aus Liebhaberei dem
Gelgenbau zu und beschäftigte sich bis 1890 mit viel-
fältigen Versuchen, wobei er 1886 von Wilhelmj wert-
volle Anregungen erhielt. Wohlvorbereitet begann er
1890 die Geigenmacherei in größerem Umfange zu be-
treiben, zog sich zwei Gehilfen heran und hat seitdem
1134 Violinen, 30 Violoncelli und 2 Kontrabässe ge-
baut, die fast alle verkauft sind. Er hat Versuche mit
den verschiedensten Holzsorten für die Böden (statt des
üblichen Ahorns) angestellt und solche von Ebenholz,
Wacholder usw. gemacht. Auch mit verschiedenen
Lacksorten hat er experimentiert, verwendet aber jetzt
fast ausschiießllch sogenannten Danziger Bernsteinlack.
Dominicelli (. . ero oder Domenico). — Fer-
rara. 1695—1715
De Piccolellis schreibt den Namen Domincelli und fügt
hinzu »dl Brescia«. Daß er Violinen gemacht hat, steht
noch nicht fest, wohl aber kennt man einige gute
Violoncelli und Bässe von ihm. Vidal rechnet ihn zur
Amatischule. Andere halten ihn für einen Schüler
G. B. Rogens. Er gebrauchte goldgelben Lack.
Dominichini, Antonio Eduardo. — Bologna.
1708. 1766
Als Geigenmacher und Reparateur mehrfach erwähnt,
so auch bei Valdrlghi (879).
Dominichino, Giuseppe. — Verona. 1 700.
1709
Vielleicht ein Schüler der Amati, an deren Arbeit die
seine stark erinnert. Ob er in Verona selbst tätig war,
ist noch nicht nachgewiesen, doch ist es wahrscheinlich
(seine Zettel geben auch Verona nur als seine Heimat
an).
Geigenzettel : Giuseppe Domichlno / Veronensis Facie-
bat anno 1 7 . (gedruckt).
Dominico. — Pesaro. Venedig. 1522. 1548
König Philipp II. von Spanien besaß fünf Violen von
einem Dominico. Das Im Archiv des Palacio real In
Madrid aufbewahrte Inventar der Musikinstrumente
des Königs führt an : »Cinco vihuelas de arco de ma-
dera blanca, con unos quadros sambiados de tara9ea
de mano de Dominico en tres caxas No 59 . . . .<' Dieser
Dominico ist möglicherweise Identisch mit dem Meister
Dominicus in Pesaro, von dem mir sonst nur Klavi-
zimbeln bekannt geworden sind, und der durch das
Gravicembalo, das er nach Gioseffo Zarlinos Anwei-
sung im Jahre 1548 baute, bekannt ist. Um 1548 kam
übrigens auch ein Bildhauer und Medailleur Domenico
Veneziano vor, von dem eine bezeichnete und datierte
Medaille auf König Sigismund II. von Polen herrührt.
Geigenzettel : Dominicus PIsaurensIs /fecit MDXXXI 1 1
(gedruckt).
Dominicus, Joannes. — Rom. 1570 (?) •
Niederheitmann besaß eine kleine Violine, die nach
seiner Beschreibung in ihrer Wölbung und den F-
Löchern an Andreas AmatI erinnerte. Das Holz soll gut,
der Lack braun und der Boden mit einer verzierten
Einlage versehen gewesen sein. Die Jahreszahl zweifelte
Niederheitmann selbst an, er scheint aber auch den
ganzen Zettel falsch gelesen zu haben, der bei ihm
lautet :Joannes Cesarum Dominicus Roma minorum
1510/ und in dieser Form ganz unverständlich ist.
Den Zettel sicher zu korrigieren Ist, ohne das Original
vor Augen zu haben, nicht gut möglich; wahrscheinlich
aber mußte der Zettel folgendermaßen aussehen:
Joannes Dominicus
Ord. frum.
Minorum
Romae 1570
Dominicus wäre demnach ein Minorit (Ordinis fratrum
Minorum) gewesen. Die Jahreszahl könnte vielleicht
1570, wird aber wohl 1610 geheißen haben.
10
Donato — Doss & Heidegger
Donato, Serafino. — Venedig. 141 1
Vidal und Valdrighi erwähnen ohne nähere Angaben
nur seinen Namen mit der Jahreszahl.
Doneda, Giovan Battlsta. — Brescia. Geb. um
1530, t 19. Jan. 1610 in Brescia
Er war der Sohn eines Paolo D. und wird zuerst 1562
als dreiunddreißigjährio; mit dem Zusatz »quäl fa di
violini« erwähnt; in seinen Steuererklärungen kommt
er bald als »lavorento de instrumenti de citere<< (1568),
als »maestro d'instrumenti de sonar« (1588). bald als
»cytaredus«(1607) vor. Sein Todestag findet sich m der
Sterbematrikel der Pfarrei Nazaro e Celso. Ob er mit
»Baptista Bressano« identifiziert werden kann, erscheint
fraglich.
Doni, Giambattista. — Florenz. 1635. 1663
Berühmter Musikkenner und -Schriftsteller, Akademi-
ker usw., der sich auch als Instrumentenmacher ver-
suchte und u. a. die Lira Barberina (Amficordo) erfand.
Doni, Rocco. — Florenz. 1600. 1660
Als Priester führte er vor seinem Taufnamen auch den
Titel Dom^). Er hat ziemlich viele Lauten und Geigen
gemacht und dürfte ein Verwandter des berühmten
Giambattista Doni gewesen sein. Im Verzeichnis der
Musikinstrumente des Herzogs von Florenz, dasCnsto-
fori am 23. September 1716 angefertigt hat, heißt es:
»N° 45. Basetto opra del sacerdote Rocco Dom con
corpo stacciato corrsuo arco. «
Donozetto (Donizetti?), Pietro. — Neapel.
1789
Ob der Name richtig gelesen ist, kann ich nicht ent-
scheiden. Der Arbeit nach vielleicht ein Gagliani-
schüler.
Dopfer (Döpfer), Nikolaus. — Mainz. 1715.
1768
Ein sehr tüchtiger, angesehener Künstler, der Kurfürst-
lich Mainzischer Hofgeigenmacher war. Seine Geigen
sind gut gearbeitet, haben großes Patron und erinnern
in den Umrißlinien an Stainer. Da er die Wölbung oft
ohne Hohlkehle gleich vom Rande aus ansteigen ließ,
sieht sie höher aus, als sie eigentlich ist. Das Holz ist
gut, auch wenn er für den Boden statt Ahorn- Eschen-
holz nahm, denn er legte dann Wert darauf, daß ihm
die Wurzelknollen ein buntes Aussehen verliehen. Der
Ton ist vorzüglich. Die Schnecke, oft aus Birnbaumholz,
ist hübsch im Schwung; auch die F- Löcher sind in der
Regel elegant und schmal, wenn sie nicht genau nach
Stainer geschnitten erscheinen. Weniger gut ist sein
brauner, besser sein gelbbrauner Lack. Er war der
Schwiegervater von Diehl und Steimnger. In einer
Frankfurter Matrikel wird sein Name irrtümlich Dopp-
ler geschrieben. Eine Altgeige von ihm aus dem Jahre
1763 war in der von der holländischen Gesellschaft
»Pulchri Studio« 1893 veranstalteten Ausstellung zu
sehen.
Geigenzettel: Abb. 156.
') Was Irrtümlich manchmal mit »Dominicus« ergänzt
wurde.
Dorant, William. — London. 1814
Er wohnte Winfield Street, Brick Lane Spitalfields,
und ist kein bedeutender Meister gewesen.
Dorigo s. Spilman
Döring, Ernest N. s. John Friedrich & Bro.
Dorner, Ignatz Martin. — Wien? 1716 (?).
1777
In den Steuerlisten kommt sein Name nicht vor, wohl
aber fand man ihn in mittelmäßigen Geigen, von denen
eine entschieden jünger war als die angegebene Jahres-
zahl 1716. Auch daß der Name der Stadt Wien entgegen
der damals meistens gebrauchten Schreibweise »Wienn«
nur ein n zeigt, läßt die Echtheit des Ursprungsortes
und der Jahreszahl sehr zweifelhaft erscheinen. Eine
seiner Violinen mit der verdächtigen Jahreszahl 1716
tauchte noch im Jahre 1912 bei der Oktoberversteige-
rung von Puttick & Simpson in London auf. Wahr-
scheinlich war Dorner ein Schönbacher oder Vogtlän-
der, wofür auch das fehlerhafte Latein der Taufnamen
auf einem anderen Zettel spricht.
Geigenzettel: Ignatii Martynlj Dorner / Violin und
Lautenmacher me fecit Wien 1777 (gedruckt) und
Abb. 157.
Dorniedten (Tor Niedten). — ? 18. Jahrh. (?)
Vermutlich ein Holländer, dessen Name hie und da in
Musikinstrumenten eingebrannt zu finden Ist.
Doser, Joseph. — Freising. Geb. 1770 in Vils
bei Füssen, f 19. März 1836 in Freising
Er wird als Sohn eines gleichnamigen Vaters bezeichnet
und dürfte in seinem Geburtsort gelernt haben. Um
1 790 scheint er nach Freising gekommen zu sein, wo er
am 10. Juni 1794 Therese, die Witwe Franz Knittls,
heiratete, obwohl sie 20 Jahre älter war als er. Er dürfte
das Versprechen gehabt haben, auch als Hofgeigen-
macher der Nachfolger Knittls zu werden, denn im
Trauschein wird er bezeichnet als »angehender bürger-
licher Hof-Lauten- und Geigenmacher«, doch scheint
er den Dienst nicht erhalten zu haben, da sein Toten-
schein von ihm nur kurz als »bürgerlichem Geigen-
macher« spricht. Nach dem 181 1 erfolgten Tode seiner
Frau hat er sich nicht wieder verheiratet. Seine Arbeit
verrät gute Tiroler Schule, und er kommt den besseren
gleichzeitigen Mittenwaldern sehr nahe.
Geigenzettel : Doser in Freising 1 790 (geschrieben).
Dosi, Pietro. — Bologna. 1880. 1885
Ein aus Livorno stammender Zollbeamter, der sich in
seinen Nebenstunden als Rahmenmacher versuchte. Er
gehörte dem Freundeskreis von Raffaele Fionni an und
wurde dadurch veranlaßt, sich aus Liebhaberei mit
dem Geigenmachen zu beschäftigen. Er war nicht
unbegabt und hat sogar Ausstellungspreise erhalten;
seine Arbeiten sind trotzdem unbedeutend zu nennen.
Geigenzettel : Pietro Dosi di Livorno / fece per diletto
(gedruckt).
Doss & Heidegger. — Hamburg
Eine 1879 begründete Musikinstrumentenfirma, deren
jetziger Inhaber Heinrich Schlüter ist.
Dosseur — Drögemeyer
111
Dosseur, Claude. — ? 177d
Französischer Geigenbauer des 18. Jahrhunderts. Wo
er gelebt hat, ist ungewiß; seiner Arbeit nach scheint er
die Brescianer Schule zum Vorbild genommen zu haben,
ja er übertreibt die charakteristischen Formen Mag-
ginis noch ; doch ist er im allgemeinen sehr geschickt
gewesen.
Geigenzettel : Claudius Dosseur / Fecit anno 1 775 (ge-
druckt).
Dotzauer
Eme im Egerlande ansässige Familie, von der verschie-
dene Mitglieder in der dortigen Geigenindustrie
tätig sind. In Schönbach bei Eger lebt jetzt Jakob D.
als »Corpusmacher«; Josef D. lebt in Absroth bei
Schönbach, ein anderer Josef D. in Pechbach in
Böhmen.
Dow, W. H. — Melbourne. 1880. 1900
Australischer Geigenmacher, der schon 1880 eine Viola
nach eigenem Modell sowie Violinen nach Stradivan
und Guarneri ausgestellt und dafür den ersten Preis
erhalten hat.
Draßegg (Drassich), Vlctorln. — Bregenz.
Geb. zu Groß-Polom (Mähren) 3. Sept. 1 782,
t 6. März 1847 Im Militärspital zu Wien
Nach G. Kinskys Ermittlungen war er gelernter Tisch-
ler, wurde Soldat und geriet in Italien in französische
Gefangenschaft. Er kam weit in der Welt umher und
ließ sich dann, da er Deserteur war, unter dem Namen
Friedrich Grünwald in Bregenz nieder, wo er 1816
auch heiratete. Geigen scheint er nicht gebaut zu haben,
wohl aber gute Gitarren und Zithern, von denen sich
noch mehrere in Bregenz in Privatbesitz befinden.
Auch soll er ein vorzüglicher Gitarrespieler gewesen
sein. Eine Schlagzither aus dem Jahre 1834 und eine
Gitarre von 1833 besitzt W. Heyers Musikhistorisches
Museum in Köln. Vgl. den Katalog dieses Museums
B. II, S. 236.
Zettel: Victorin Draßegg / Instrumentenmacher in
Bregenz, 1807 (gedruckt).
Dreher, J.- Warschau. 1884. 1902
Ein Geigenmacher, der vermutlich aus Deutschland
nach Polen eingewandert ist und 1884 sein Geschäft in
Warschau begründet hat.
Dreier, Carl. — Leipzig. Geb. 2. Mai 1857 in
Markneukirchen
Schüler von M. Schmidt, arbeitete nach beendeter Lehr-
zeit in Dresden, Beuel bei Bonn und Philadelphia und
machte sich 1887 in Leipzig selbständig. Er baut Gei-
gen und Violoncelli nach Stradivari (aber aucb schöne
Gitarren und Zithern) und wendet einen gelbbraunen
Lack an.
Geigenzettel : Carl Dreier in Leipzig, / Streichinstru-
mentenmacher u. Reparateur (gedruckt). — Carl Dreier
Leipzig (gedruckt).
Dreier, Friedrich. — Grabow i. M. Geb. 1848
in Neu-Brenz
Er ist als Weichensteller bei der Eisenbahn angestellt
und versuchte gelegentlich, nach einer Kindergeige ein
spielbares Instrument zu bauen. Seitdem macht er
Geigen in seinen Nebenstunden. Er arbeitet nach kei-
nem bestimmten Modell und verwendet Spirituslack.
Geigenzettel: Gebaut von ' F. Dreier, Weichensteller /
in Grabow i. M. (gedruckt).
Dreier, Ole. — Kopenhagen. 1795. 1810
Einer der besten dänischen Geigenmacher. Sein Name
findet sich auf der Außenseite des Bodens in seinen
Violinen eingebrannt.
Dresler (Dreßler), Ernst Wilhelm. — Landes-
hut. 1833. Geb. 13. Jan. 1799 in Schmiede-
berg 1. Riesengeb., f ?
Sohn des Hufschmieds Joh. Ehrenfried Dreßler, der
ein tüchtiger Musiker gewesen sein soll. Ernst W. Dr.
soll bei einem Instrumentenmacher im Riesengebirge
gelernt haben und ließ sich um 1833 in Landeshut
nieder. Er ist aber bald wieder »unbekannt wohin« ver-
zogen. Als Geigenmacher war er sehr unbedeutend.
Geigenzettel: Ernst Dresler. , Instrumenten-Bauer / in
Landeshut. Reyariert (sie), (gedruckt).
Drexel, Georg. — Nördlingen. 1902
Geigenzettel: Georg Drexel / Instrumentenfabrikant /
Nördlingen / gebaut 19 . . Renoviert 19 . . (gedruckt).
Driel, Abraham von. — Hamburg. 1710
Ein Instrumentenmacher, der am 14. März 1710 Bürger
wurde. Vermutlich war er Klaviermacher, doch soll er
auch Zimbeln und Lauten gemacht haben.
Drinda, Giacomo. — Pienza (?). 18. Jahrh.
Vidal führt einen Geigenmacher dieses Namens auf
und gibt als Wohnort »Pianzo« an. Vermutlich sollte es
»Pienza« (Toskana, Provinz Siena) heißen, möglicher-
weise aber auch Piazzo (ein Dorf in der Provinz Turin)
oder ein anderer, ähnlich klingender Ort.
Drögemeyer, Hermann August. — Bremen.
Geb. 16. März 1849 in Bremen
Ursprünglich Maschinentechniker, beschäftigte er sich
frühzeitig mit dem Studium des Geigenbaus und
brachte es bald darin zu so großer Fertigkeit, daß er
sich 1883 in seiner Vaterstadt als Geigenmacher nieder-
lassen konnte. Anfangs arbeitete er nach einem eigenen
Modell, ging aber später zu denen des Stradivari aus
den Jahren 1696—1709 über und machte mehrfach
größere Reisen nach Belgien, Frankreich und England,
um dort die Werke der großen italienischen Meister zu
studieren. Im Jahre 1903 zog er sich in das Privatleben
zurück. Seine Geigen werden sehr gelobt ; in weiteren
Kreisen ist er außerdem durch sein bereits in dritter
Auflage erschienenes Werk »Die Geige« bekannt ge-
worden.
Geigenzettel : Abb. 1 76.
112
Drouet-Koel. — Valence
Mittelmäßiger französischer Geigenmacher des 19. Jahr
hunderts.
Geigenzettel: Raccomode par Drouet-Koel , A Valence/
departement de la Drome (gedruckt).
Drouin, Charles. — Mlrecourt. 1897. 1900
Geigenfabrikant, Besitzer der Marke: »Chipot-Vuil-
laume«.
Drouin, Claude. — Nancy, f 24. Aug. 1637
Bisher nur von A. Jacquot erwähnter Meister.
Drouin, Etienne. — Mirecourt. 1878
Sorgfältig arbeitender Mirecourter Geigenmacher.
Lehrer von Brugere.
Droulot (Drouleau). — Paris. 1788. 1800
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammend. In Paris
wohnte er Rue du Temple Nr. 35. Gewöhnliche, aber
gute Arbeit, gelbbrauner Lack. Er war bekannt als Ver-
fertiger des »Rhythmometers«.
Drouyn, Dimanche. — Paris. Ende des 17.
oder Anfang des 18. Jahrhunderts
Jedenfalls zur Mirecourter Familie Drouin gehörig und
ein naher Verwandter von Claude Drouin in Nancy.
Er ist mir nur durch eine Taschengeige, die im South
Kensington Museum ausgestellt war, bekannt gewor-
den.
Duarte
Eine portugiesische Instrumentenmacherfamilie. An-
tonio Duarte lebt in Porto, Ant. Duarte-Mendes in
Figueira da Foz. Beide machen hauptsächlich Mando-
linen und Gitarren.
Dubois, B. — Paris. 1834
Er war Kontrabassist der Oper und hat einige Instru-
mente aus Liebhaberei gemacht. Er war vermutlich
auch der Erfinder des »Violontenors«, einer Geige,
deren Saiten eine Oktave tiefer gestimmt waren als die
der Violine.
Dubois, Pierre. — Mirecourt. 1748
Er wird in den Urkunden als Maler und Geigenmacher
bezeichnet.
Dubreuil, E., war in Lisieux (Dep. Calvados)
ansässig
Dubrowin. — Swenigorod. 1881
Einer der vielen, die russische Nationalinstrumente
bauen. Im Jahre 1881 hatte er eine Gitarre in Moskau
ausgestellt.
Dubuisson. — Rouen. 1708
Sein Name kommt in den Zunftakten vor, Arbeiten von
ihm kennt man aber nicht.
Ducfell, John. — ?
Eine Geige dieses sonst unbekannten Meisters weist
der Selhofsche Auktionskatalog (1759) auf. Der Name
Drouet-Koel — Dünkel
dürfte falsch gelesen sein und hieß vielleicht sogar
Dürf eil (Dorf fei)?
Duchene (Duchesne), Nicolas. — (Mirecourt?
Paris?) 1742. 1772
Er führte die Hausmarke »A la ville de Cremone« und
gibt oft Paris als Ursprungsort an. Sein Modell ist sehr
schlank, die Wölbung flach, die Zargen hoch, die
Schnecke sehr groß, die F-Löcher langgestreckt und
wenig geschweift; der Einschnitt in den F-Löchern für
den Stegpunkt ist sehr schief. Das Holz der Oberdecke
ist stark und schön ; die Jahre stehen gleichmäßig einen
Millimeter voneinander ab. Der Lack ist dunkel gelb-
braun, die Einlagen sind fein mit breitem Rand, der
Ton weich und angenehm. Er führte die Brandmarke:
NICOLAUS DUCHESNE A PARIS. Eine Violine
von ihm besitzt J. Hirschler in Unter-Ägeri, eine
andere C. Stoeber in Würzburg. Ein zweiter Nicolas
Duchene war Bogenmacher, von ihm weiß man nur,
daß er im Jahre i 783 aus Mirecourt weggezogen ist.
Duchene. — Paris. 1850
War 1854 auf der Münchener Ausstellung gut ver-
treten.
Duchene, Jean-Baptiste-Colin. — Nancy. Geb.
um 1815 in Nancy, t 25. Jan. 1889
Ein Luthier, der eine gute Schule durchgemacht und
mit seinen Gelgen Erfolg gehabt hat. Er gebrauchte meist
geschriebene Zettel und eine Brandmarke: »Colin
Duchene«. — Sein Enkel ist Ch. Resuche in Bordeaux.
Ducheron, Matthieu (Mathurin). — Paris.
1700. 1730
Arbeiten von ihm kommen selten vor und sind ohne
Kunstwert.
Geigenzettel : Matthieu Ducheron ä Paris / 1 7 1 1 (gedr.).
— Mathurin Ducheron, a Paris, / 1714 (geschrieben).
Duchesne s. Duchene
Duclos, Nicolaus. — Barcelona. 1759. 1764
Wahrscheinlich ein eingewanderter Franzose, wofür
schon seine Arbeit spricht. Seine Geigen schließen sich
an italienische Vorbilder an ; er schnitzte hübsche Köpf-
chen (Löwen, Engel usw.) am Wirbelkasten und
machte auch Mandolinen. Eine Nonnengeige von ihm
besitzt das Konservatorium In Brüssel (Nr. 427). Er
soll 1766 noch in Madrid gearbeitet haben.
Geigenzettel: Abb. 171.
Ducoq.
1838
Mittelmäßiger Geigenmacher.
Geigenzettel: Ducoq fecit / Hera 1838 (geschrieben).
Dünkel, Bernhard. — Magdeburg. Geb.
4. JuH 1833 zu Trochtelborn bei Erfurt
Noch als Stabstrompeter übernahm er im Jahre 1867
F. Haases Instrumentenhandlung und führte sie bis
1888 fort. Er hatte auch eine Reparaturwerkstatt, hat
aber schwerlich selbst Geigen gebaut.
D
uien
Dulf
enn
113
Düren, Hermann. — Bonn. 1850
Er galt als tüchtiger Reparateur, Arbeiten von ihm habe
ich nicht kennen gelernt.
Düren, Wilhelm. — Köln, Bonn. 1870. f nach
1891
Sohn von Hermann D. Um 1875 siedelte er nach Bonn
über, wo er sich zuletzt hauptsächlich auf den Handel
verlegte. Seine letzte Arbeit, eine sehr gute Violine aus
dem Jahre 1891, besitzt sein Sohn. Sehr ungleich in
seiner Arbeit. Er machte sehr viele neue Streichinstru-
mente, von denen einzelne schön und gut sind, während
viele wieder geradezu häßlich genannt werden dürfen.
Geigenzettel: Wilhelm Düren / fecit, Bonn 1891 (gedr.)
Dürr (Dier), Johann. — Wien. 1813
Mitvorsteher der Wiener Lauten- und Geigenmacher-
innung. In der Arbeit kommt er manchmal Dalinger
nahe. Ein .Anton Dier war 1826 Schätzmeister, doch ist
es ungewiß, ob er der Familie Dürr oder Thir an-
gehörte.
Dürrschmidt, Wilhelm August. — Markneu-
kirchen. Geb. 11. März 1863
Wenn er auch einzelne Teile seiner Geigen wie fast alle
.Markneukirchener von anderen vorarbeiten läßt, so ge-
hört er doch zu den geschickteren Meistern seines
Wohnorts. Ein Dürrschmidt war auch in Warschau
eine Zeitlang ansässig.
Duff, William. — Dunkeid. Geb. 20. Juni
1810, t 1882 in Pulney Cottage bei Dunkeid
Er wurde 1839 Jäger bei der schottischen .Adelsfamilie
Atholl und machte in seinen freien Stunden viele und
recht gute Geigen nach dem Stainermodell. Einige
Unterweisung mag er von Peter Hardie bekommen
haben, mit dem er später bekannt wurde. Seine Geigen
sind oft sehr kunstvoll eingelegt und auch seine Bogen
waren gut.
Geigenzettel : .Made by Wm. Duff, Pulney Cottage, ,'
Dunkeid 1860 (gedruckt).
Dufour. — Mirecourt
Von dieser Geigenmacherfamilie nennt .A. Jacquot:
AmableD. f 1747
Charles D. 1751. 1757
Claude- Frangois D. 1768
Felix-Charles D. f 20. Febr. 1781
FrantoisD. 1748. 1781
Jean-Baptiste D. 1784. 1789.
Duguid. — Aberdeen. 1872
Wenig hervortretender Geigenmacher.
Duiffopruggar s. Tieffenbrucker
Duke, Richard (Vater). — London. 1 750. 1 780
Einer der besten englischen Geigenmacher, der auch
ein eigenes Modell, das an das Stainersche anklingt,
verwendete. Die Wölbung ist hoch, das Patron länglich.
Holz und .Arbeit sehr sorgfältig und der Ton weich und
ansprechend. Weniger geglückt erscheint sein gelber
v.Lütg-endorff, Geigen- und Lautenniacher. Bd. II
Lack, der manchmal über einer .Art Walnußbeize auf-
getragen ist. Bei den größeren Violen ersetzt er gern in
der Breite, was er an Länge verkürzt. Auch als Kopist
hat er sich mehrfach mit Erfolg versucht. Seine Kopien
nach Stradivan und Amati sind recht gut, weniger ge-
nau dagegen die nach Stainer, zu denen ihm wahr-
scheinlich kein Original vorgelegen hat. Echte Geigen
von ihm sind selten zu haben, doch wurde er leider von
Stümpern häufig nachgeahmt und seine Zettel ge-
fälscht, so daß Instrumente, die seinen Namen tragen,
erst eingehend auf ihre Echtheit hm geprüft werden
müssen. .4ußer seinen bald geschriebenen, bald ge-
druckten Zetteln gebrauchte er auch einen Brandstem-
pel mit seinem Namen, dem manchmal noch •>London«
hinzugefügt wurde. Wenn Vidal die .Arbeit Richard
Dukes kurzweg als »luthene infeneure« bezeichnet, so
können ihm nur Geigen von der Hand des jüngeren
Duke oder die gewöhnlichen Fälschungen vorgelegen
haben. Denn R. Duke ist so eifrig nachgeahmt und ge-
fälscht worden, daß man Glück haben muß, wenn man
eine echte Arbeit von ihm ausfindig machen will.
Geigenzettel : Rieh** Duke Londini fecit 1 767 (geschr.).
• — Richard Duke Maker , Holborn London Annol 777
(geschrieben). — Richard Duke maker near opposite /
Great Turn-Stile , Holbourn-London (gedruckt).
Duke, Richard (Sohn). — London. Anfang
des 19. Jahrhunderts
Seiner Arbeit nach zweifellos ein Schüler seines Vaters.
Er verwendete auch den gleichen Brandstempel, hat
aber den Namen Duke sehr in Mißkredit gebracht,
denn er hatte wenig Talent und kam schließlich so
herunter, daß er mit seinen roh gearbeiteten Geigen
als Hausierer sein Leben fristen mußte. Ein William
Duke soll gleichfalls Geigenmacher gewesen sein.
Dulac (Du Lac), Andre. — Viviers. 18. Jahrh.
Man kennt nur wenige .Arbeiten von ihm, einige Gei-
gen, die etwas an Guersan erinnern. Da er jedoch sorg-
los in der Wahl des Holzes war und einen schlechten,
dunklen Lack gebrauchte, sind seine Werke sehr un-
ansehnlich. Der Ton ist laut, aber nicht edel.
Geigenzettel: Andreas Dulac, Vivarais (gedruckt).
Dulcken, Jean. — Brüssel. 1750. f vor 1763
Die Lauten, die mit seinem Namen vorkommen, sind
wohl in seiner Werkstatt gemacht, aber schwerlich
Werke seiner Hand, da er »facteur de Clavecins« war.
Daß er aber alle Sorten von Saiteninstrumenten fertigen
ließ, das beweist u. a. das Schreiben seiner Witwe (von
1763), in dem es heißt: »Nous avons eu de tout tems
et nous y avons encore des ouvners en toutes sortes
d'instruments.«
Dulfenn, Alexander. — Livorno. 1689. 1700
Zwei Geigen, die seinen Zettel enthalten, sehen nicht
italienisch aus, sind unkünstlerisch durchgeführt und
lassen eher auf einen Dilettanten als einen Geigen-
macher schließen. Auch der Zettel erregt Bedenken.
Bei Bangel in Frankfurt a. M. wurde Ende Januar 1909
eine Geige von Dulfenn vom Jahre 1689 versteigert.
Geigenzettel : Allexemter Dulfenn fecit in Livorno 1 7..
(gedruckt).
8
114
Dur
Dvofäk
Dumenil (Dumesnll?), N. — Paris? 1786
Wie Brunis Inventaire (herausgegeben von Gallay),
S. 159 berichtet, wurde während der Schreckensherr-
schaft dem Marschall d'Ecquevilly eine Violine von
N. Dumenil konfisziert. Diesen sonst nicht bekannten
Geigenbauer mit Jacques Du Mesnil zu identifizieren,
verbietet schon, abgesehen von dem Vornamen, die
angegebene Jahreszahl.
Du MesnIl, Jacques. — Paris. 1655. 1662
Das beste Werk, das man von ihm kennt, ist die hüb-
sche, mit Elfenbein und Silber eingelegte Tanzmeister-
geige, die das Pariser Konservatorium bewahrt. Die
F-Löcher zeigen den Stil Amatis, das Holz ist sehr
schön und der rotbraune Lack vortrefflich. Am Wirbel-
kasten ist ein Frauenköpfchen angebracht. Eine
Taschengeige von 1662 ist in der Sammlung Savoye
in Paris.
Geigenzettel: Abb. 174.
Duncan, George. — Glasgow. Geb. 17. Jan.
1855 in Kingston-on-Spey
Er war zuerst Tischler und eröffnete 1875 in Glasgow
seine Werkstatt als Geigenmacher. Er arbeitete nach
verschiedenen Modellen und verwandte einen guten
Öllack. Seine Geigen sind sehr gut und tadellos ge-
macht. 1885 erhielt er auf der Inventions Exhibition
in London eine goldene Medaille; eine silberne, die er
1886 in Edinburgh zuerkannt erhielt, wies er zurück.
1892 wanderte er nach Amerika aus.
Geigenzettel: N° 31 / Made by / George Duncan. /
Glasgow, 1883 (gedruckt).
Duncan, Robert. — Aberdeen. 1740. 1762
Er soll ursprünglich Tischler und Holzschnitzer ge-
wesen sein, weshalb auch die Schnecken und die Bei-
werke an seinen Geigen leidlich gut aussehen; Arbeit,
Holz, Lack und Ton sind sehr gewöhnlich, sein Modell
ist hochgewölbt und geht auf Stainer zurück.
Geigenzettel : Abb. 179.
Duparge, Nicolas-Remi. — Mirecourt. 1767.
1768
Bisher nur dem Namen nach bekannt.
Dupont, Fran^ois. — Mirecourt. 1761.
t 18. Febr. 1780
Er war Geigen- und Bogenmacher. Auch ein Charles-
Felix D. kommt gleichzeitig vor.
Durand, Fran^ois. — Mirecourt. 1751. 1753
Bis jetzt das älteste bekannte Mitglied der Familie, zu
der wohl auch jener Pierre D. gehört haben dürfte,
dessen Name gewöhnlich Duvand gelesen wird.
Durand. — Marseille. 1868. 1870
Seiner Arbeit nach gehört er der Mirecourter Schule
an. Seine wenigen Geigen sind sehr sauber durch-
geführt und klingen gut. Er war nur kurze Zeit in
Marseille ansässig und scheint jung gestorben zu sein.
Durand, Victor, genannt Bazil. — Mirecourt.
Mitte des 19. Jahrhunderts
Vielleicht der Vater des Marseiller Meisters oder
identisch mit diesem. Ein Durand hatte in Rouen,
4 place St. Eloi seine Werkstatt.
Du Riez, Nicolas. — Abbeville. 1663
[Man kennt ihn bisher nur nach einer Baßviola aus
der Sammlung Snoeck (Nr. 986), die sich in Berlin
befindet.
Geigenzettel : Nicolas Du Riez ä Abbeville 1663 (gedr.).
Duval, Germaln. — Rouen. 1708. f 23. März
1733
Er wird als »Faiseur d'mstruments de musique* be-
zeichnet und wohnte in der Rue St. Laurent (Pfarrei
St. Lo). Im Jahre 1708 wurde er von der Zunft ver-
klagt, daß er, ohne einen Meisterbrief zu besitzen, in
seinem Laden Musikinstrumente feilhielt.
Duvrard s. Ouvrard
Duwar (Duwaer), Hermanus Gerardus. —
Utrecht. Geb. 10. Juni 1842 in Utrecht,
t 10. Nov. 1909
Sohn des Klaviermachers Pieter D. und der Maria
Kukenbömer, Schüler von Hampe, bei dem er seit
seinem zwölften Jahre fünf Jahre lang gelernt hat.
Später zwangen ihn besondere Umstände, sich emem
anderen Wirkungskreis anzuschließen, und erst im
reifen Mannesalter konnte er (im Jahre 1878) zu seinem
ersten Berufe zurückkehren. Bei Hampe war er eigent-
lich nur zum Reparateur ausgebildet worden. Durch
einen Zufall entdeckte er prachtvolles altes Geigenholz,
was ihn veranlaßte, seine ersten eigenen Geigen zu
machen. Da er die alten Meister eingehend studiert
hatte, gelangen schon seine ersten Versuche gut, und er
galt als tüchtiger Geigenmacher. Er ahmte das Stradi-
varimodell nach und verwendete selbstbereiteten Spi-
rituslack.
Geigenzettel: Hermanus Gerardus Duwaer / 1895 /
Utrecht / (geschrieben).
Dvorak, Jaroslav Anton. — Prag. Geb. 19. April
1861 in Prag-Neustadt
Nachdem er zuerst das Gymnasium besucht hatte,
wurde er Schüler seines Vaters J. B. Dv., bei dem er,
von einigen Reisen abgesehen, über 10 Jahre tätig
war. Am 4. Mai 1885 eröffnete er seine eigene Werk-
statt, und es gelang ihm bald, Anerkennung zu finden.
Er baut nach Stradivari und Guarneri, ist ein ge-
schickter Reparateur und besitzt bereits verschiedene
Staatsmedaillen und andere Auszeichnungen. Er ar-
beitet sauber und verwendet das beste Holz. Auch bei
seinen Fachgenossen steht er in Ansehen und wurde
1895 in den Vorstand der Prager Musikinstrumenten-
macher-Genossenschaft gewählt.
Geigenzettel: Jaroslav Dvorak / fecit Pragae 1899 (ge-
druckt).
Dvofäk — Eberle
115
Dvorak (Dworak), Johann Baptist. — Prag.
Geb. 10. Aug. 1825 in Unhost. f 28. Sept.
1890 in Prag
Schüler von Joh. Kulik, bei dem er 1844 ausgelernt
hatte. Er ging dann nach Pest zu J. B. Schweitzer,
dann zu A. Hoffmann nach Wien, zurück nach Pest
zu Ferd. Patzelt und zuletzt zu Ignaz Sandner in Prag,
dessen Werkstatt in der Husovä ti'ida (Husgasse)Nr.230
er später übernahm. Er verheiratete sich mit Maria
Klima; von seinen drei Söhnen sind zwei Geigen-
macher geworden. Er kommt in mancher Beziehung
seinem Lehrer Kulik nahe, seine Arbeit ist gut. Er
hatte Stradivari und Guarneri nachgeahmt, doch er-
zielte er wie Kulik meist nur einen harten, scharfen
Ton. Besser sind seine Violoncelli. Besondere Sorgfalt
verwendete er auf den Lack, der sich bis jetzt recht
gut bewährt hat, aber etwas grell in der Farbe ist.
Außer Geigen baute er auch Gitarren usw. Seinen
Namen, der nach der neueren böhmischen Recht-
schreibung jetzt Dvorak geschrieben wird, schrieb er
gewöhnlich Dworäk.
Geigenzettel : Joh. Bapt. Dworäk / Geigen- und Gui-
tarrenmacher, Prag / 230/1 (gedruckt) und Abb. 162.
Dvorak, Karl Boromäus. — Prag. Geb. 26. Okt.
1856 in Prag-Neustadt, f 28. Juni 1909 in
Königssaal bei Prag
Schüler seines Vaters Joh. B. Dv., bei dem er von
1872 — 1876 in der Lehre war. Um sich weiter auszu-
bilden, ging er zunächst zu Thom. Zach und Dav.
Bittner nach Wien, zu Sütterlin nach Straßburg, von
da nach Paris zu Hip. Chretien-Silvestre und zuletzt
zu Gand & Bernardel. Trefflich geschult kehrte er ins
Vaterhaus zurück, wo er den Vater in dessen lang-
wieriger Krankheit vertreten mußte. Hierauf eröffnete
er seine eigene Werkstatt und baute gute Geigen nach
Stradivari und Guarneri. Gleichzeitig war er ein eifriger
Sammler alter Instrumente, die er mit Glück auf
seinen größeren Reisen zu entdecken wußte. Seine
Arbeit erinnert an die moderne französische Schule,
er erfreute sich eines wohlbegründeten Rufes und war
im Besitze vieler Medaillen und Auszeichnungen.
Geigenzettel: Abb. 152.
Dykes, Geo L. — Leeds. Geb. 1 1 . Okt. 1884
in Leeds
Mit zwölfeinhalb Jahren trat er in die Lehre bei seinem
Vater und ging dann zu Paul Bailly. Er hat Violinen
gemacht, die in allen Einzelheiten seine eigene Arbeit
zeigen. Er baut nach Stradivari, Guarneri und Amati,
und zwar mit solchem Erfolg, daß schon im März 1901
Meredith-Morris seine Biographie mit Bild in »The
Strad« veröffentlichte. Daß er auch im übrigen eine
gute Ausbildung genossen hat und Deutsch und Fran-
zösisch mit bemerkenswerter Sicherheit spricht, sei
nebenbei erwähnt.
Geigenzettel : Made by / George L. Dykes, / Leeds,
pupil of Paul Bailly, / (pupil of Jean Baptiste Vuil-
laume, of Paris) / No. 14 (gedruckt).
Dykes, Harry. — Leeds, 28 Queens Arcade.
1883. 1900
Er besitzt eine Geigenmacherwerkstatt und ist ein be-
deutender englischer Händler mit alten Geigen. Er
ist auch Vertreter mehrerer französischer und ita-
lienischer Geigenmacher der Gegenwart für England.
Eastburn, W. — Halifax. 1902
Er wird als Geigenmacher und Saitenhändler be-
zeichnet.
Ebar s. Ebert
Ebentheur, Franz Sales. — Kriegshaber bei
Augsburg. 18. Jahrhundert
Seinen mit musikalischen Emblemen umrahmten Zettel
veröffentlichte Paul de Wit. Das Augsburger Stadt-
archiv enthält keinerlei auf diesen Meister bezüglichen
Vermerk.
Geigenzettel: Sales Ebentheur / Instrumentenmacher /
in Kriegshaber / bey Augsburg (gedruckt).
Eber! (Eberle), Benedikt. — Budapest. 1820.
1827
Wenig bekannter, aber geschickter Geigenmacher, der
der Vorliebe der ungarischen Geiger seiner Zeit für die
Brescianer Modelle entsprechend fast nur Nachahmun-
gen nach Maggini gebaut hat. Seine Geigen sind
doppelt eingelegt, der Lack sehr geschickt imitiert,
Arbeit und Holz vorzüglich. Seine Geigen haben
immer unechte Maggini- Zettel, versteckt im Inneren
aber liest man: »Benedikt Eberl, Pesth« und die
Jahreszahl.
Eberl, Christoph. — Prag. 1780. 1784
Mir ist zwar eine Geige dritten Ranges mit dem unten-
stehenden gedruckten Zettel vorgekommen, ein Chri-
stoph Eberl ist jedoch als Geigenmacher in Prag nicht
nachzuweisen. Es wird wohl ein Schönbacher Meister
gewesen sein, der, wie viele Neukirchner, seine Ar-
beiten von Prag aus datierte.
Geigenzettel: Abb. 188.
Eberl. — Schönbach b. E.
Eine egerländische Familie, von der mehrere Mit-
glieder in der Geigenindustrie ihrer Heimat tätig waren
und noch sind. Jetzt sind dies ein Johann und ein
Rudolf Eberl.
Eberle, Eugen. — Rotterdam
Geb. 7. März 1885 in Rotterdam als Sohn des be-
rühmten Violoncellisten Oskar E., Schüler von
K. Ferenczy-Tomasowsky, bei dem er von 1896 — 1902
blieb. Er arbeitete als Gehilfe bei Karel van der Meer,
dann zwei Jahre lang bei 0. Möckel und machte sich
1904 in seiner Vaterstadt selbständig. Seine Arbeit ist
sehr sorgfältig, er führt alle Teile seiner Geigen ohne
fremde Mitarbeit aus und wird sehr gelobt. Auf der
8*
116
Eberle
Rotterdamer Internationalen Musikfachausstellung er-
hielt er für ein Quartett usw. eine goldene Medaille
und wurde 1909 in Mailand ebenso ausgezeichnet.
Geigenzettel: Eugene Eberle, / Vioolmaker. / Fecit
Rotterdam — Anno 19 (geschrieben).
(Eberle, Johann Anton. — Mannheim)
Da er bis 1780 »Hofinstrumentenmacher* war, geriet
er in die Geigenliteratur, obwohl er keine Musik-
instrumente machte, sondern Messer, und später als
Münzwardein in Frankfurt a. M. starb. Er war viel-
leicht ein Verwandter des 1771 im Mannheimer Hof-
orchester vorkommenden Hoboisten Franz Eberhard
Eberle, stand aber mit dem Prager Meister schwerlich
in Beziehung.
Eberle (Eberll), Johannes Udalricus. — Prag.
Geb. 2. Juh 1699 in Vils. t 2. JuH 1768
Sohn des Sebastian Eberle und der Ursula geb. Schon-
ger. Er hat den Geigenbau jedenfalls in seiner Heimat
erlernt und kam als Gehilfe nach Prag zu Thomas Ed-
linger, doch war er kein Verwandter dieses Meisters.
Er machte sich dann dort selbständig und erwarb am
20. Februar 1 726 das Prager Bürgerrecht. Auf manchem
Zettel schreibt er den Namen Eberll; auch Ebberll
soll vorkommen. Am 4. Mai 1727 heiratete er Klara
Jordin, von der er fünf Söhne und vier Töchter be-
kam. Er hatte seine Werkstätte in der Altstadt, zuletzt
in seinem eigenen Hause, das er 1736 erwarb, in der
Konviktskä ulice (Konviktsgasse) Nr. 296, das noch
heute »u Eberlu« genannt wird. In seiner Arbeit verrät
er, daß er bei Edlinger eine gute Schule durchgemacht
hat. Seine Violinen und Violoncelli sind nach Stainer
gebaut, tadellos in der Form, prächtig im Holz und in
der Ausführung. Sein Lack ist von sehr schöner roter
Farbe und anscheinend auf gelbem Grunde aufge-
tragen. Die Einlage ist gut und breit, der Ton jedoch
nicht ganz so groß, als man eigentlich erwarten könnte.
Sehr schön ist auch die äußere Ausstattung seiner
Geigen, die Schnitzerei am Hals und am Wirbelkasten.
Am häufigsten kommen Violen, besonders Viola
d'amore von ihm vor^). Er ist der erste charakteristi-
sche Vertreter der Prager Schule. Mehrere schöne
Arbeiten von ihm befinden sich im Musikhistorischen
Museum von W. Heyer in Köln, darunter eine präch-
tige fünfsaitige Viola (Quinton) von 1749 und zwei
Liebesgeigen von 1743 und 1755. Eine Violine von
1746 besitzt .Alb. Berr in Böhmischbruck. Eine ältere,
schon aus dem Jahre 1731 stammende Viola d'amore
von ihm und eine von 1749 besitzt das Stift Ossegg.
Eine große Viola d'amore (sog. engl. Violet) von 1739
mit prachtvoll geschweiften Korpusumrissen, braun-
rotem Lack und hübschem Engelsköpfchen am Wirbel-
kasten befindet sich in der Sammlung Fr:tz Wild-
hagen in Haiensee bei Berlin. Auf dem Chor der
Braunauer Stiftskirche befindet sich eine Bratsche von
ihm aus dem Jahre 1739. Eine Geige aus seinem letzten
Lebensjahre (1768) besitzt das Bened.-Stift St. Mar-
gareth bei Prag. In der fürstl. Lobkcwitzschen Samm-
lung auf Raudnitz sind zwei Violinen von 1739 und
1753 und eine von 1760. Ferner befinden sich eine
Viola d'amore im Prager Nationaltheater, eine Viola
von 1 745 in der St. Katharinenkirche in Welwarn und
eine von 1759 im PrageV Konservatorium, Geigen von
1749, 1758, 1763, 1767 und 1768 in der Strahower
Kirche, je eine in der Prager Kreuzherrenkirche, in der
Kirche zu Nepomuk, in der Thomaskirchc in Prag
und in der Kirche zu Neveklov, ein Violoncello bei
St. Nikolaus in Prag, ein Kontrabaß von 1 753 auf dem
Komotauer Kirchenchor.
Geigenzettel: Joann. Udalricus Eberll / fecit Pragae
1 748 (gedruckt). — Joannes Udalricus Eberle / Lauten-
und Geigenmacher in Prag / A° 1752 (gedruckt.) —
Abb. 184 und 191.
Eberle, Karl. — Innsbruck. 1829
Vielleicht ein Sohn von Magnus Benedict E.^). — Ich
kenne nur Reparaturen von ihm, und auch Dr. Fr. Wald-
ner konnte nichts über ihn und seine (wahrscheinlich
nur vorübergehende) Tätigkeit in Innsbruck ermitteln.
Eberle, Magnus Benedict. — Wiener-Neu-
stadt, Raab. 1803. 1835
Er dürfte aus Vils stammen und läßt sich in Wiener-
Neustadt von 1803 an nachweisen. Er war mit Anna
Valentin verheiratet und wurde 1813 Viertelmeister,
weshalb er seine Geigenmacherei wieder aufgab. Einer
Geige nach zu urteilen, die aus Raab 1820 datiert ist,
hielt er sich vorübergehend in Ungarn auf. Wenn er
sein Geschäft auch aufgegeben hatte, so machte er
doch nachträglich noch Geigen. Er hatte als Geigen-
macher einen guten Ruf, und bis vor kurzer Zeit be-
fanden sich noch eine Violine und ein Violoncello von
ihm auf dem Chore der Neuklosterkirche in Wiener-
Neustadt. Seine Arbeit erinnert an die Wiener Schule,
ist jedoch weniger sorgfältig; auch der schwarzrote
Lack sieht nicht schön aus. Am wenigsten gelangen
ihm Violoncelli.
Geigenzettel: Magnus Eberle fecit/ Raabae 1820 (ge-
druckt) und Abb. 198-).
Eberle (nicht Eberti), Tomaso. — Neapel.
1760. 1792
Der Name läßt auf deutsche Abstammung schließen.
Daß er aber »sans doute« ein Verwandter Job. Ulr.
Eberles gewesen sei, wie Grillet behauptet, ist um so
mehr zu bezweifeln, als er seinen Namen auch »Tho-
mas Heberl« schreibt und daher ebensogut mit der
vogtländischen Familie Heberlein in Verbindung ge-
bracht werden könnte. Um seine geschriebenen Zettel
klebt er die gleiche Einfassung, die viele Mittenwalder
haben. Eher glaube ich, daß er zu Heinrich Eberl oder
Eberl in Venedig in Beziehung steht. Seine Geigen
sind denen der Gagliano so ähnlich, daß man ihn wohl
mit gutem Grund für einen Gaglianoschülcr halten
darf. Eberle macht aber die F-Löcher, die sich bei ihm
^) Einer der bedeutendsten Virtuosen auf der Viola ^) Daß dieser einen am 6. Dezember 1807 geborenen
d'amore, der Komponist Johann Joseph Eberle (geb. um Sohn Karl Boromäus hatte, steht urkundlich fest.
1735, t in Prag 1772), war kein Verwandter unseres ") Aus dem musikhistorischen Museum des Herrn
Geigenbauers. Fr. Nicolas Manskopf in Frankfurt a. M.
Eberle
Ebner
117
oft denen Amatis nähern, zierlicher und unterscheidet
sich auch in seinen Schnecken von denen der Gaghani.
Er verarbeitete sehr schönes Holz, verwendete rot-
braunen und braungelben Lack und führte alle Teile
sehr sauber durch. Seme Geigen kommen verhältnis-
mäßig selten vor, was darauf zurückzuführen ist, daß
die meisten jetzt unter dem gangbareren Namen des
Nicolaus Gagliano in den Handel gekommen smd. Er
verwendete häufig geschriebene Zettel und hat in der
Regel quer über den oberen Klotz einen zweiten kleinen
Zettel mit den Worten: »Gesu e Maria« eingeklebt.
Eine jedenfalls von ihm gebaute Viola d'amore, mit dem
Namen »Heberle*, befindet sich in der Sammlung
Valdrighi. Etwa zwölf Geigen von ihm besitzt Eugen
Gärtner in Stuttgart.
Geigenzettel: Thomas Heberl / Fecit Neap. 1780 (ge-
schrieben) und Abb. 189.
Eberle, Wenzel Michael Jos. Vincenz. — Prag.
Geb. 14. Okt. 1738, lebte noch 1770
Vierter Sohn^) und jedenfalls auch Schüler von Joh.
Udalricus E., dessen Nachfolger er dann wurde und
der ihm alles Werkzeug und Geigenholz vermachte,
sogar den freien Nießbrauch des Hauses, solange er
ledigen Standes bleibe. Der junge Eberle scheint dem-
nach eine Wahl getroffen zu haben, die der Vater nicht
billigte. Der Sohn hielt den Ruhm der väterlichen
Werkstatt nicht auf der gleichen Höhe, obwohl seine
.Arbeiten immer noch ein tüchtiges Können verraten.
In seiner ersten Zeit hat er zweifellos die von seinem
Vater noch vorgearbeiteten Geigen fertiggemacht und
mit dessen Zetteln versehen. Vielleicht hat er an dieser
Gewohnheit allzu lange festgehalten, auch wenn die
Geigen ganz allein seine Arbeit waren, wodurch es sich
am besten erklären ließe, daß Arbeiten mit seinem
Zettel so selten vorkommen.
Eberspacher, Bartolommeo. — Florenz. 1 7. Jahr-
hundert
Lautenmacher deutschen Ursprungs. Eine Theorbe
von ihm befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln.
Geigenzettel: Bartolomeo Eberfpacher / In Fiorenza
(gedruckt).
Ebert (Eberl?), Heinrich. — Venedig. 1655
Sehr tüchtiger Lautenmacher des 17. Jahrhunderts,
von dem die Sammlung Scheurleer eine hübsche The-
orbe aufweist. Wie Tiefenbrucker seinen Namen
italianisierte, so hat dies augenscheinlich auch Ebert
getan. Herr Franciolini besitzt eine reich eingelegte
Mandoline in der Form eines kleinen Rebeks mit der
Inschrift: >>Enrico Ebar fecit anno Domini 1655«. Wenn
das Datum richtig ist — was glaubwürdig scheint —
und das Instrument keine späteren Veränderungen er-
litten hat, hätten wir damit eine der ältesten Mando-
linen vor uns. In der Ausstellung der holländischen
^) Seine Brüder scheinen jung gestorben zu sein oder
sich anderen Berufen zugewendet zu haben. J. Udalricus
Eberle hatte fünf Söhne; Joseph Elias, geb. 1728; Se-
bastian Valentin, geb. 1733; Martin Michael, geb. 1736;
Wenzel Michael, geb. 1738; Udalricus Franz, geb, 1741.
Gesellschaft *Pulchri Studio« 1893 war eine von ihm
gebaute und von J. C. Hoff mann reparierte Theorbe.
Auch P. de Wit erwarb 1885 eine Theorbe von schwar-
zem Palisanderholz mit Elfenbeinrippen von unge-
wöhnlicher Größe mit der Inschrift: »Heinrich ebert
In Venetia«. Diese Theorbe zeichnet sich auch durch
drei prächtige gotische Rosetten (»Dachsterne«) aus.
Eine sechssaitige Viola d'amore von ihm besitzt auch
die Sammlung Correr in Venedig. In dieser liest man
den Namen »Heinrich Ebart«.
Ebertl s. Eberle
Ebner, Andreas. — München. Geb. 1852 in
München, f 24. Januar 1919
Er wurde bei seinem Vater, der sich als Trödler schon
seit 1850 mit dem Verkauf alter Musikinstrumente be-
schäftigte, frühzeitig mit dem Geigenbau vertraut und
verlegte sich, als er das väterliche Geschäft übernahm,
ganz auf den Handel mit alten Streichinstrumenten,
Zithern usw.; und verfertigte auch Streichinstrumente
nach eigenen Modellen. Sein Sohn Albert Benno E.,
der ge'ernter Musikinstrumentenmacher ist, und seine
musikalische Ausbildung am Konservatorium abge-
schlossen hat, ist sein Nachfolger.
Ebner, Georg. — Regensburg. 1723
Wahrscheinlich ein Bruder von Gotthard Ebner in
Hallein und Lehrmeister des bekannteren Gotthard
Ebner in Regensburg. Er wird ausdrücklich als Geigen-
macher bezeichnet.
Ebner, Gotthard. — Hallein. 1723
Die Ebner waren Bauern in der Au bei Hallein und
haben wohl nur im Winter Geigen gemacht. Nur Gott-
hard E. scheint sich in jungen Jahren in guten Werk-
stätten umgesehen zu haben und war vielleicht der
Vater des gleichnamigen Regensbuiger Meisters. Er
baute fast ausschließlich nach dem breiten Stainer-
modell und ließ manchmal die Einlage fehlen. Sein
Lack ist feurig, dick aufgetragen und kommt Stainer
sehr nahe; auch im Ton sind seine Instrumente gut.
Ebner, Gotthard. — Regensburg. 1724.
t4. Mai 1760
Er war Geigenmacher und Musiker. Sein Modell er-
innert in gleicher Weise an Stainer wie an Amati;
an den letzteren namentlich in bezug auf die Schnecke
und die F-Löcher. Er hatte einen gewöhnlichen brau-
nen oder gelbroten Lack und nahm ziemlich hohe
Wölbung, die Einlagen ersetzte er oft durch gezeichnete
Linien. Eine Violine von ihm aus dem Jahre 1749
besitzt der Füssener Kirchenchor.
Geigenzettel: Gotthard Ebner Lauten- und Geigen- /
macher Music. fecit Ratisbonae , 1724 (gedruckt).
Ebner, Otto. — Augsburg. Geb. 10. Dez. 1883
in Breitenfeld i. Vogtland
Schüler von Aug. Wilh. Ficker in Markneukirchen. Als
Gehilfe arbeitete er bei Albin Oscar Zimmer, dann bei
F. C. Louis in Saarbrücken und kam 1903 zu G. Pie-
gendorfer nach Augsburg, nach dessen Tod er die
Werkstatt leitete, die er dann am I. Oktober 1906
18
Ecchii
Edl
er
käuflich erwarb. Im September 1907 legte er die
Meisterprüfung ab und bewährte sich seitdem als
würdiger Nachfolger seines trefflichen Vorgängers. Er
befaßt sich hauptsächlich mit dem Neubau von Streich-
instrumenten nach Stradivarl und verwendet einen
guten Ollack.
Geigenzettel: Otto Ebner / Gg. Piegendorfer / fecit
Augsburg 1912 (gedruckt). Daneben Emblem mit der
Augsburger Stadtmarke und den Buchstaben 0. E.
und G. P. darunter.
Ecchio, Giovanni. — Rom. 1610
Sohn des »Giorgio«. Vermutlich ein Flamländer, der
im Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom ansässig war
und wohl van Eecke, Hecke oder van Eycke hieß.
Seine Heimat wird einmal als »Diocesi di .^ugusta«
(Augsburg), das zweitemal aber als Anversa (Ant-
werpen) angegeben. Dieser Giovanni Ecchio dürfte mit
Giov. Hec identisch sein.
Echinger, Karl. — München. 1861
Vielleicht ein Sohn des Würzburger Geigenmachers.
Seine Gitarren und Zithern sind besser als seine Geigen,
wenn diese auch nicht gerade schlecht sind.
Echinger. — Würzburg. 1840
Mittelmäßiger Geigenmacher aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Eckart (Eckert), Heinrich. — Mannheim. Geb.
in Mannheim 1 5. Juni 1 81 1 , f nach 1 878
Er war von Hause aus Geiger und als Hofmusiker
in Mannheim angestellt, wo er sich schließlich auch
mit dem Geigenbau beschäftigte. Als Reparateur scheint
er viel Zulauf gehabt zu haben, obwohl seine Arbeit
nur als dilettantisch bezeichnet werden kann. Seine
Werkstatt übernahm 1879 H. Keßler.
Geigenzettel : Reparirt von Heinrich Eckart / in Mann-
heim (gedruckt).
Ecklid, A. 0.
1890
Drontheim (Norwegen). 1880.
Seine Hardangergeigen sind besser als seine Violinen,
obwohl er sauber arbeitet und auf der Internationalen
Ausstellung in Liverpool 1886 eine bronzene Medaille
erhielt.
Edel, Gustav. — Saulgau (Württemberg)
Ein Liebhaber, der als leidenschaftlicher Geiger, nach-
dem er sich zur Ruhe gesetzt hatte, anfing, selbst
Geigen zu bauen. Er erwarb sich durch großen Fleiß
und sorgfältiges Studium eine ungewöhnliche Hand-
geschicklichkeit. Besondere Sorgfalt verwendet er auf die
Zusammensetzung des Lackes, wobei ihm sein früherer
Beruf als Apotheker sehr zustatten kommt.
Eder, Hannes. — Hallem. 1667
Der älteste bis jetzt bekannte Geigenmacher seines
Wohnorts. Er zeichnet sich durch gute Arbeit, die
unter dem Einfluß der Slainerschen Richtung steht,
aus. Eine Geige von ihm besitzt das Chorherrenstift
Neustift bei Brixen in Tirol.
Geigenzettel : Hannes Eder Geigen- / macher in Hallein ,
1667 (geschrieben).
Eder & Gaguin. — Rouen. 1835. 1837
Eine Geigenmacherfirma, die zwar nichts Hervor-
ragendes hinterlassen hat, aber doch künstlerischen
Zielen zustrebte. Guillaume Lebreton arbeitete eine
Zeitlang mit ihnen zusammen.
Edholm, Sv. — Westingby (Schweden). 1834
Eine schwedische Geige trägt seinen geschriebenen Re-
paraturzettel.
Geigenzettel : Reparerad af Sv. / Edholm uti / Wessting-
by är 1834 (geschrieben).
Edler, F. Ch. (I). — Frankfurt a. M. Geb.
1820, f 1871
Gründer der bekannten Firma in Frankfurt a. M. Er
erhielt 1864 für gute Instrumente ein Diplom. Sein
Sohn:
Edler,F.Ch.(II). — Geb. 1851,t6.Dez.l895
erhielt 1881 eine silberne Medaille für seine Violinen,
doch befaßte er sich hauptsächlich mit dem Handel
mit alten Geigen. Sem Sohn und Schüler:
Edler, F. Ch. (III). -Geb. 1876
wurde sein Nachfolger. Er ist Großherzoglich Sächsi-
scher und Landgräflich Hessischer Hofgeigenmacher-
meister und erster Vorsitzender der Meisterprüfungs-
kommission und erhielt auf der Zweiten Musikfach-
ausstellung in Leipzig 1909 »für hervorragende Lei-
stung« die Staatsmedaille des Herzogs von Sachsen-
Altenburg. Auch als Kenner alter Geigen erfreut er
sich eines großen Ansehens. Er erfand einenT-Balken
für Streichinstrumente und eine ~>Verbesserung am
Stimmstock«.
Edler, Hans. — München. Geb. 16. Jan. 1889
zu Frankfurt a. M.
Sohn des F. Ch. Edler 11. Er besuchte die Oberreal-
schule bis 1903 und trat dann bei seinem Bruder
F. Ch. III in die Lehre, ging später zu J. J. Held nach
Bonn und trat dann im Jahre 1907 als Gehilfe bei
Adolf Romer in Freiburg i. Br. ein. Nach Beendigung
seiner Militärdienstpflicht ging er im Jahre 191 1 nach
München zu Giuseppe Fiorini, wo er Gelegenheit hatte,
sich nach jeder Richtung zu vervollkommnen. Bei
Ausbruch des Krieges wieder zu den Waffen gerufen,
stand er bis zum November 1918 im Felde und machte
sich im darauffolgenden Jahre in München selbständig.
Durch sorgfältige Arbeit im Neubau und in der Re-
paratur, sowie durch sein Geschick, den Ton alter
Geigen wirklich zu verbessern, erwarb er sich schnell
einen guten Ruf. Er gilt als ein tüchtiger Kenner der
alten Meister und besitzt eine hübsche Sammlung
wertvoller Geigen. Er ist auch Schriftführer des Landes-
verbandes der Musikinstrumentenmacher Bayerns.
Geigenzettel: Hans Edler / Geigenmacher / München
19 . . (gedruckt).
Edl
in^er
119
Edlinger, Hans Georg. — Augsburg. Geb.
28. März 1666, 1 1696
Zweiter Sohn von Thomas Edlinger. Da er jung starb,
kommen Arbeiten von ihm nur selten vor. Er heiratete
am 27. Mai 1691 Maria Nigrius (Nigrinuss) aus Sün-
ching(en), die bereits am 1 1 . Februar 1696 als Witwe
vorkommt und an diesem Tage für ihre beiden Töch-
ter Anna und Maria Theresia Vormünder bestellt. Sie
heiratete dann am 2. Februar 1697 den Lautenmacher
jakob Fichtel, aber auch dieser starb ihr drei Jahre
später, und am 23. Oktober 1701 vermählte sie sich,
zum dritten Male, mit dem Geigenmacher Gregor
Ferdinand Wenger.
Edllnger, Josef Joachim. — Prag. Geb. 7. März
]693 1nPrag. t30. Mai 1748
Sohn und Schüler von Thomas (11) E. Er bereiste
nach beendigter Lehrzeit fast ganz Italien und arbeitete
hauptsächlich in Cremona, Rom, Neapel, Bologna,
Ferrara und Venedig. Gründlich ausgebildet kehrte er
gegen 1 728 nach Prag zurück, wo er von nun an tätig
war. Am 2. Februar 1 728 erlangte er das Bürgerrecht
auf der Kleinseite und gelangte zu hohem Ansehen. Er
war Mitglied des Sechsmänneramts und der Nikolaus-
Bruderschaft. Seine Geigen und Lauten werden über
die seines Vaters gestellt^), und Ihm verdankt es die
Prager Gelgenbauschule zuerst, daß man auch aus-
wärts auf sie aufmerksam wurde. Er wurde in der
Johanniskirche unter dem Felsen begraben. Er war
nicht verheiratet. Seine Erbinnen waren die Schwe-
stern Therese und Anna Perlocher; seine Werkstatt mit
allen Vorräten an Instrumenten, Holz und Werkzeugen
hinterließ er dem vierjährigen Sohne seiner Dienerin,
Josef Michl, mit dem Wunsche, daß dieser den Geigen-
bau erlernen möge, wozu er ihm noch außerdem 200 fl.
Rhein, vermachte. — Sollte dieser Josef Michl nicht
vielleicht identisch sein mit Josef Muschl? — Seine
Arbeit Ist gut; sein Modell knüpft an italienische Vor-
bilder an und hat flache Wölbung. An vielen seiner
Gelgen Ist der Lack jetzt gänzlich zerstört; auch sonst
haben sie stark gelitten. Eine Gitarrenlaute mit schöner
Rosette Im Schalloch (Dachstern) besitzt der Maler
Wenig In Prag mit dem Zettel : Josephus Joachlmus Ed-
llnger / me fecit Pragae / Anno 1732 (gedruckt).
Gelgenzettel : Josephus Edllnger / me fecit Pragae 1 733
(gedruckt).
Edlinger, Thomas I. — Augsburg. 1656.
te.Okt. 1690
Er stammte aus Groß-KIrchhelm in Kärnthen und ließ
sich 1656 In Augsburg nieder, wo er die Tochter
Matthias Hummels (s. d.) heiratete. Im Augsburger
Hochzeitsamtsprotokoll vom 6. Februar 1661 heiß es:
»Thomas Edllnger von Groß-KIrchhaimb aus Cärndten
Lautenmacher und Elisabetha Humblin, hiesig, beide
ledigen Standes« . . . usw. Aus dieser Ehe gingen drei
^) Baron sagt: »In Prag haben sonst Thomas und
Joseph Edllnger Vatter und Sohn sich hervorgethan, und
ist absonderlich der letztere eine ziemliche Zeit In Italien
gewesen, daß man sich schon was gutes von seiner Faust
versprechen mag*.
Kinder, Thomas 11, Hans Georg und eine Tochter
hervor. In zweiter Ehe heiratete er Barbara geb. Baur
(Baür) aus Kirchheim. Im Pflegschaftsbuche von 1696
wird er bereits als »seelig« aufgeführt. Er besaß viel
Handgeschicklichkeit: seine Geigen sind leicht zu er-
kennen; die Wölbung geht ohne Hohlkehle vom Rand
empor, Ist hoch, aber in der Brust flach. Auch die Zar-
gen sind hoch, die F-Löcher groß und der Lack dunkel-
braun. Das Holz Ist gut und der Ton ziemlich kräftig.
Das Museum Francisco-Carollnum in Linz besitzt eme
Taschengeige von Ihm, eine ebensolche sowie eine
Laute aus dem Nachlasse Hans Makarts und eine sehr
originelle Tenorviola da Ganiba und eine Laute aus
de Wits Sammlung befinden sich In W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln. Eine besonders schöne
Taschengeige, nach .^rt der Viola d'amore besaitet, be-
sitzt Daniel Fryklund in Sundsvall (Schweden), die er
auch in einem hübschen .Aufsatz beschrieben hat.
Gelgenzettel: Abb. 186 und 187.
Edhnger, Thomas (II). —Prag. Geb. 23. Nov.
1662 in Augsburg, t 20. Jan. 1729 in Prag
Er war jedenfalls ein Schüler seines Vaters Tliomas
Edllnger und nicht von J. Stainer, wie W. Sandys be-
hauptet ; er kann jedoch möglicherweise bei J. Stainer
gearbeitet haben. In Augsburg wird er zuletzt am
18. Februar 1690, schon majorenn, genannt. Kurze
Zeit darauf dürfte er nach Prag gegangen sein. Er lernte
dort die Witwe des Geigenmachers L. Brater (geb. 1653
als Tochter des Gelgenmachers A. Ott und t 19. Mal
1701) kennen, mit der er sich am 17. Mai 1692 ver-
heiratete, nachdem er am 8. Mai desselben Jahres das
Bürgerrecht auf der Prager Kleinseite erworben hatte.
Edlinger war sehr wohlhabend und besaß außer dem
Hause Nr. 210 In der Spornergasse »bey den 3 Geigen«
Getzt Nerudovä ulice), wo sich auch seine Werkstatt
befand, noch ein zweites Haus. Er starb am 20. Januar
1729 und wurde in der Wenzelskirche in eigener Gruft
an der Seite seiner Frau begraben. Er hinterließ zwei
Söhne, von denen der eine sein Schüler und Nachfolger
wurde. Im Stift Ossegg befindet sich eine Laute von
Ihm aus dem Jahre 1718 (Kat. Nr. 23) und eine von
1700 (Kat. Nr. 48); einen Kontrabaß von 1713 besitzt
Fürst Lobkowitz auf Schloß Raudnitz, eine schöne
Viola von 1719 besaß der Geigenmacher Eman. E. Ho-
molka In Prag, Königl. Weinberge, und ein Violoncello
von 1723 befindet sich In der Prager Lorettokirche.
Gelgenzettel: Thomas Edlinger / fecit Pragae Anno
1729 (gedruckt). — Thomas Edllnger , Lauten- und
Geigenmacher in Prag 1719 (gedruckt).
Eesbroeck, Jan van. — Antwerpen. 1 583. 1 585
Geboren In Mariakerck als Sohn von Josse van Ees-
broeck. Er wurde am 9. Dezember 1583 als Bürger von
Antwerpen aufgenommen und war ein seinerzeit hoch-
geschätzter Lautenmacher, der aber auch manches gute
Clavecin gemacht hat. Gelgen mit seinem Namen, die
jetzt im Handel vorkommen, müssen wohl ausnahms-
los als Fälschungen betrachtet werden.
Egan, J. — Dublin
Nur als Verfertiger von irischen Harfen bekannt.
120
Egerland — Elg
Egerland, Christian Carl. — Klingenthal. 1 784
Sohn und Nachfolger von Johann Christian E. und
wohl auch dessen Schüler.
Egerland, David Friedrich. — Klingenthal.
1733
Wahrscheinlich einer aus Böhmen eingewanderten
Exulantenfamilie entstammender Geigen- und Lauten-
macher.
Egerland, Johann Christian. — Klingenthal.
1748
Sohn und Nachfolger von David Friedrich E. Als
Geigenmacher nicht hervorragend.
Eghngton. — London. 1800. 1802
Seine Geigen zeigen zwar unbeholfene Arbeit, haben
aber nichtsdestoweniger einen ansprechenden Ton.
Geigenzettel: Eglington fecit, / Drury Lane London
1802 (gedruckt).
Ehlers, Joachim. — Wien. 1825
Als Gitarren-, Harfen- und Klaviermacher bekannt, der
auch einige Erfindungen gemacht hat.
Ehrlich, Adolf. — Gablonz a. Neiße
Begründete im Jahre 1892 eine Geigenmacherwerkstatt,
die er seither wieder aufgegeben hat, um sich aus-
schließlich auf den Handel zu verlegen.
Ehrlich, Wilhelm. — Dresden. Geb. um 1820,
t 4. März 1887
Er besaß als Reparateur einen wohlverdienten Ruf, und
seine neuen Geigen sind mit Fleiß und Gewissen-
haftigkeit gearbeitet. Sein Geschäftsnachfolger ist Ferd.
Patzelt.
Ehrmann, W. C. — Albany (New York). Geb.
1860 in Albany
Sohn eines eingewanderten Württembergers, Schüler
von Charles Andersen in Denver. Er vervollkommnete
sich auf mehrmaligen Reisen nach Europa, wo er auch
gründliche Musikstudien trieb. Er hat ein neues Zargen-
system für Streichinstrumente erfunden, dem er den
vollen Ton seiner Arbeiten, die in Amerika viel Anklang
finden, zuschreibt.
Geigenzettel : W. C. Ehrmann / Maker / Albany N. Y.
1908 (geschrieben).
Eibich. — Posen
Eine Musikinstrumentenmacherfamilie. Ignatz E. be-
gründete 1790 in Posen eine Klavierfabrik. Von seinen
elf Söhnen, die alle sich mehr oder minder dem Musik-
instrumentenfach widmeten, war Konstantin (geb.
27. Januar 1823, f 24. April 1890) ein nicht ungeschick-
ter Geigenmacher. Seine noch lebenden Brüder Roman
und Max E. betrieben ursprünglich andere Gewerbe
und haben jetzt Musikinstrumentengeschäfte, in denen
auch Geigen usw. repariert werden.
Geigenzettel: Reparirt K. Eibich / in Posen 1871 (ge-
druckt).
Eichentoph (Eichendopf), J. H. — 1726
In einem am 9. Dezember 1773 aufgestellten Verzeich-
nis der im Besitz der damaligen Hofkapelle in Köthen
in Anhalt befindlichen Musikinstrumente wird eine
»Viola von Eichentoph 1726" aufgeführt. In demselben
Verzeichnis werden dann noch »zwei Dis-Hörner von
J. H. Eichendopf« erwähnt. Die Viola und die Hörner
sind wohl Werke des gleichen Meisters, über den ich
bis jetzt nichts Näheres ermitteln konnte.
Eichner, G. - Elberfeld. 1814. 1815
In einer leidlich gut gemachten Geige fand sich sein
Name. Er war wohl nur ein Dilettant und nur vorüber-
gehend in Elberfeld ansässig. Sein Name kommt weder
in den Elberfelder Geburts- und Sterbe-, noch in den
Heimatsregistern von 1810 — 1832 vor. Auch alle an-
deren Nachforschungen nach ihm waren vergeblich.
Geigenzettel: Abb. 190.
Eims, Joh. Nie. Carl. — Hamburg. 1799
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und wurde
am 12. April 1799 Bürger.
Eisele (Aisele), Michele. — Brescia. Geb.1614,
lebte noch 1664
Vielleicht ein Sohn jenes Jakob Heisele (s. d.), der 1619
und 1620 für den Hof in Modena arbeitete. Geigen oder
Lauten von Michele E. sind bisher nicht bekannt, nur
zwei Steuererklärungen von 1655 und 1664, in denen
er seinen Namen »Aiseli« und »Aisili« schreibt, und
sich ausdrücklich mit den Worten »di natione todesco
leutaro in Brescia dall anno 1638 in qua« als Deutscher
bekennt.
Eisenmann, H. — London. 19. Jahrhundert
Seine Geigen waren gut gemacht, ohne durch besondere
Vorzüge aufzufallen. Besser sollen ihm Violen gelungen
sein.
Eitle. — München. 1904
Ein Hauptlehrer an der Städtischen Höheren Töchter-
schule, der im Jahre 1904 beim Patentamt eine Erfin-
dung angemeldet hat, die eine Neukonstruktion der
Geige bezweckte, um die Ubungszeit abzukürzen und
dem Musiker neue Möglichkeiten zu eröffnen. Man
hat jedoch über diese Erfindung seitdem nichts mehr
gehört.
Elemann, Johann. — Augsburg. 18. Jahrh.
Seinen Zettel veröffentlicht P. de Wit. Im Augsburger
Stadtarchiv war nichts über diesen bisher kaum be-
kannten Meister zu ermitteln.
Geigenzettel: lohann Elemann, Violin- und Lauten-
macher in Augspurg 17.. (gedruckt).
Element s. Clement
Elg, Jonas. — Stockholm. Geb. vor 1690,
t 12.Jum 1732
Einer der ältesten schwedischen Geigen- und Lauten-
macher. Er war in zweiter Ehe mit Brita Ström ver-
heiratet und hinterließ zwei minderjähiig?; Söhne.
Geigen von ihm trifft man selten, häufiger dagegen
Elga
Emil
miliani
121
Lauten und Theorben. Eine solche von 1713, reich
geschmückt mit Schnitzwerk und Malerei, bewahrt das
Staatsmuseum in Abo (Finnland), eine andere von 1729
besitzt das Musikhistonsche Museum in Stockholm.
Dasselbe Museum besitzt auch eine in ein Violoncello
umgearbeitete Tenorviola da Gamba und einen Kon-
trabaß. In der Sammlung Hammer war sein Name auf
einem Reparaturzettel zu finden, und eine Viola da
Gamba ist in der Kopenhagener Sammlung zu sehen.
Geigenzettel: lonas Eig: / Me fecit in ' Stockholm
1718 (geschrieben). — Jonas Elg Fecit / Holmiae Anno
1 729 (gedruckt). — Jonas Elg Renovavit / Holmiae /
1730 (gedruckt) und Abb. 196.
Elgas (Ellgas), Georg Paul, lebte um 1760 in
Graslitz
Elgas, Josef. — Schönbach bei Eger. 1826
Unter den besseren Geigenmachern seines Heimatorts
aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird auch
er genannt.
Ellersieck, Albert. — Rostock, Greiz, Berlin.
Geb. 1843 in Magdeburg
Er war ursprünglich Musiker, erlernte durch Selbst-
studium den Geigenbau und ließ sich zunächst, 1878,
in Rostock als Geigenmacher nieder; 1895 siedelte er
nach Greiz und 1900 nach Berlin über. Er bildete sich
ein eigenes großes Modell, das er jedoch nach Fertig-
stellung der siebenten Geige wieder aufgab. Seitdem
baut er fast ausschließlich nach dem großen Stradivari-
modell. Anfangs zog er gelbroten Spiritus-, später
mageren OUack vor. Er versteht es sehr gut, das alte
Aussehen seiner Vorbilder nachzuahmen, und ist auch
bekannt als guter Saitenmacher. Er erhielt auf sechs
Ausstellungen Preise.
Geigenzettel: Alb' Ellersieck / Atelier für Kunstbau
von Streichinstrumenten / Rostock i/M. 1892 (gedr.).
Ellersieck, Hellmuth. — Chnstiania. Geb.
1886 m Rostock
Sohn von Albert E. Er lernte von 1900—1903 in Mark-
neukirchen, wo er seine Gesellenprüfung mit Aus-
zeichnung ablegte. Er arbeitete dann bei Friedel in
Berlin und ging nach Beendigung seiner Militärzeit zu
Hjorth nach Kopenhagen, wo er sechs Jahre lang blieb.
Im Sommer 1914 kam er nach Chnstiania, wo er nach
J. Rummelhoff Hansens Tod dessen Werkstatt über-
nahm und sein ebenbürtiger Nachfolger geworden ist.
Elllot, J. 0. — Norungen (Elfsborgs län,
Schweden). 1897
Em geschickter Dilettant, der in seinen Mußestunden
Geigen macht.
Elsler (Elster), Johann Joseph. — Mainz. 1717.
1750
Ein seinerzeit hochgeschätzter Meister, der mit Job.
Ulr. Eberle auf einer Stufe steht. Seine Arbeit ist sehr
sauber, das Holz, namentlich der Decken, meist recht
gut; seine Geigen nähern sich dem Stainermodell; am
besten gelangen ihm aber doch Violen und Gamben.
Sein Lack ist gelbbraun. Eine siebensaitige Baßviola
aus dem Jahre 1 728 mit einem Frauenköpfchen am
Wirbelkasten aus der Sammlung Snoeck (Nr. 487)
findet sich in Berlin. Eine Gamba von 1730 besitzt
Alfred Keil in Lissabon. Eine Altviola von ihm befindet
sich in der Sammlung Galpin (Hatfield).
Geigenzettel: Joannes Joseph. Elsler Lauten und
Geigenmacher / Meyntz 1717 (gedruckt).
Eist, Aert (oder Arnold), van der. — Ant-
werpen. 1576. 1579
Er kommt 1576 und in den folgenden Jahren in den
Gilderegistern zwar nur als Clavecinmacher vor, doch
soll es ein Bildnis von ihm geben, auf dem er eine
Theorbe in der Hand hält.
Embergher, Luigi. — Rom. 1898. 1910
Lebt als Saiteninstrumentenmacher in Rom und gilt
als der beste römische Mandolinenmacher.
Emde, J. F. Chr. — Leipzig. Geb. 1806,
tnach 1874
In seinen jüngeren Jahren machte er einige Geigen, die
saubere Arbeit zeigen, wenn sie auch weder im Holz
oder Lack noch im Ton über die Mittelmäßigkeit
hinauskommen. Beim besten Willen konnte er eben
nicht ersetzen, was ihm an Talent fehlte. So wurde er
mit der Zeit sehr pedantisch und suchte in Neben-
sachen das Heil seiner Kunst. Er schwor darauf, daß
der Leim nur über einem Holzkohlenbecken gekocht
werden dürfe; statt des Leimpinsels gebrauchte er ein
in seine Fasern zerklopftes Rohrstückchen ; das An-
wärmen der zu leimenden Holzteile durfte gleichfalls
nur über dem Kohlenfeuer geschehen, so daß alle
Fugen angeraucht wurden. Er verarbeitete niemals vor-
gearbeitetes Geigenholz, sondern sägte alles, selbst die
Zargen, vom Holzklotz mit einer Handsäge und hielt
auch seine Gehilfen mit Peinlichkeit an, in gleicher
Weise zu arbeiten. Besser war er im Wiederherstellen
und Ausbessern alter Geigen und hatte deshalb ziem-
lich viel Zulauf. In seinen letzten Jahren war er immer
kränklich und mißmutig und konnte selbst nicht mehr
arbeiten, aber er hielt sich den ganzen Tag in der
Werkstatt auf, um seine Gehilfen scharf zu überwachen.
Sein Sohn und Schüler Tli. Franz E., geb. 1837, starb
1874.
Geigenzettel: J. F. Chr. Emde ' Bogen — Instrumen-
tenmacher in Leipzig / Verfertigt 1840 (gedruckt).
Emerson, Elijah. — Boston
Amerikanischer Geigenmacher der Gegenwart.
Emery, Jean. — Genf. 1722
Bisher nur durch den von P. de Wit veröffentlichten
Zettel bekannt.
Geigenzettel : Fait ä Geneve par Jean Emery Maitre
Luthie. / l'An 1722 (gedruckt).
Emlllanl, Francesco de. — Rom. 1704. 1736
Er arbeitete gut im Stile Tecchlers und bevorzugte eine
hohe Wölbung, bei kleinen Violinen aber nahm er die
122
Enderes — Engleder
Wölbung flacher. Das Holz ist sorgfältig gewählt, der
Lack gelbrot bis braun und die Schnecke sehr schwung-
voll und tief gestochen. Der Ton gut, jedoch klein.
Geigenzettel: Franciscus Emilianus Roma (gedruckt).
— Abb. 183.
Enderes (Endres), Andreas. — Füssen. 1622
Er wurde am 18. Dezember 1622 in die Füssener
Lautenmacherzunft als Meister aufgenommen.
Enders. — Großbreitenbach
Mehrere Mitglieder dieser Familie haben um die Wende
des 18. zum 19. Jahrhundert handwerksmäßige Musik-
instrumente, darunter auch Geigen, hergestellt.
Enel. Charles. — Paris. Geb. 14. Juli 1880 in
Mirecourt
Schüler von G. Bazin und L. Mougenot. arbeitete bei
Silvestre und Maucotel, dann in der Schweiz und in
Deutschland, ging dann nach Paris zurück, wo er sich
selbständig machte und mit Felix Bolleker verband.
Geigenzettel: Charles Enel / Paris 19 . . N" . . [und
Monogramm] (gedruckt).
Engelfried, Franz. — Rottenburg a. Neckar
Ein Orgelbauer, der gelegentlich auch Geigen repariert
hat.
Engelhard.— ? 1742
Eine Leier (Vielle) im Musee de Cluny in Paris trägt
die Inschrift: »Engelhard fecit 1742«.
Enger, Gulbrand. — Kopenhagen. Geb. 1822
in Norwegen, f 1886 in Kopenhagen
Schüler von Th. Jacobsen und VuiUaume. Nach
Jacobsens Tod führte er dessen Geschäft eine Zeitlang
für die Witwe fort und eröffnete später seine eigene
Werkstatt in der Sqvaldergade. Er baute sehr gute
Violinen und Violoncelli von kräftigem und gesundem
Ton und war auch gewissenhaft und sorgfältig im
Wiederherstellen.
Geigenzettel: Gulbrand Enger , Kjobenhavn. 1854
(gedruckt).
Enger, Hagbart. — Kopenhagen. Geb. 1860
Sohn und Schüler von Gulbrand E. Er machte größere
Reisen, arbeitete bei D. Bittner in Wien und Rieger in
München und ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder.
Engl, Adalbert. — Berlin. Um 1900
Seine Arbeit wurde mir gelobt, doch hatte ich keine
Gelegenheit, eine Geige von ihm selbst zu sehen.
Engl, Julius. — Wien 1921
Einer der vielen Erfinder, die den Ton der Geige ver-
bessern wollten. Er sucht sein Ziel dadurch zu er-
reichen, daß er im Innern der Decke die Jahresringe
durchschneidet und acht bis zehn dünne Querstäbchen
einleimt.
Engleder, Alois (aus Großberg bei Regens-
burg). — Budapest (Ofen.) Geb. um 1812,
tum 1883
Schüler von Fischer in Regensburg (dessen Frau seine
Tante war), Bruder von Andreas, Ludwig und Joseph E.
Er war wenig begabt, machte mittelmäßige Geigen
nach Stradivari, hauptsächlich aber nach Nie. Amati.
Auch als Reparateur war er ohne Bedeutung. Er ver-
wendete meist spröden Spirituslack.
Geigenzettel: Aloys Engleder / reparavit Budae 1862
(gedruckt).
Engleder, Andreas. — München. Geb. um
1810, t nach 1860
Er stammt aus Großberg bei Regensburg und war
Schüler von Fischer in Regensburg, dessen Neffe er
war, und von Vauchel. Er war einer der besten Geigen-
macher Münchens um die Mitte des 19. Jahrhunderts
und damals wohl der gesuchteste Reparateur Bayerns.
Über seine Versuche, neue Formen für den Geigenbau
zu finden, schreibt u.a. Prof. Dr. Schafhäutl: »Bei
seinem Saitenquintett versuchte der Künstler eine neue
Form. Die oberen Backen der Violine waren beinahe
schräg abgestutzt, so daß sie ohne Ecken ganz leicht
in die Brust übergingen ; auch die Enden der Unter-
backen waren weggefallen ; dagegen waren diese Unter-
backen beinahe in eben dem Verhältnisse vergrößert,
als die oberen Backen in Fläche vermindert wurden,
£o daß ein birnenähnlicher Umriß entstand. Schubert
schlug im Jahre 1803 die Gitarreform für die Geige
vor, Galbusera in Mailand führte 1813 diesen Vor-
schlag aus, Engleder veränderte nun auch das Verhält-
nis der Backen. Er erzielte nur einen einseitigen Erfolg,
denn gegen den brillant klingenden Diskant fiel der Baß
ungemein ab.« Prachtvolles Holz, tadellose Arbeit.
1854 Medaille.
Geigenzettel: Abb. 196.
Engleder, Johann Ulrich. — Kelheim. 1865
Wohl ein Bruder von Joseph E., wenn nicht ein Sohn.
Auch er soll in Regensburg gelernt haben. Er war recht
tüchtig, baute auch viele Zithern, am besten blieben
aber doch seine Violinen, da er sich stets gutes Tonholz
zu verschaffen wußte.
Engleder, Josef. — Kelheim. Geb. 31. Dez.
1815. tum 1860
Er war zuerst in Rainhausen bei Regensburg ansässig
und verheiratete sich am 15. Oktober 1838 in Kelheim
mit Maria Anna Fichs aus München (geb. 31. Oktober
1814). Er dürfte in Engelstadt oder in Schierling ge-
storben sein, wo je einer seiner Söhne verheiratet ist.
Sein Sohn Franz ist Lehrer in München. — Der Name
»Josef Engleder« findet sich in seinen Arbeiten öfter
eingebrannt, so auch in einer schönen, dunkelrot
lackierten Viola d'amore in W. Heyers Musikhistori-
schem Museum, woselbst sich auch noch ein Violon-
cello mit Löwenkopf und eine fünfsaitige Viola befin-
den. Eine sehr sauber gearbeitete Zither von ihm besitzt
X. Kerschensteiner.
Geigenzettel : Reparavit Jos. Engleder Instru / menten--
macher in Kelheim 1840 (gedruckt).
Engleder — Epp
123
Engleder, Ludwig. — Bamberg. Geb. 1811,
t 2. Febr. 1873
Schüler von Fischer in Regensburg. Er eröffnete am
1. August 1835 in Bamberg als vierundzwanzigjähnger
Mann seine eigene Werkstatt ; obwohl er sehr tüchtig
war, brachte er es doch zu keinem nennenswerten
Wohlstande, so daß er im Alter froh war, im Bürger-
spital auf dem Michaelsberge aufgenommen zu werden,
wo er als Pfründner starb. Er baute frei nach Stainer;
seine Geigen usw. zeichnen sich durch vollen Ton aus.
Ennemoser, Joseph. — Meran. Geb. 1875 in
Obermais
Nach Beendigung seiner Lehrzeit in München und
nach mehrjähriger Gehilfentätigkeit machte er sich im
Jahre 1902 in Meran selbständig. Er repariert Streich-
instrumente und baut Zithern und Gitarren.
Enrico, Giovanni di. — Rom. 1590. 1608
Ein Flamänder, der wahrscheinlich Heindnchs ge-
heißen hat und in der Via dei Liutari bei Meister
Cristoforo del Forno wohnte. Er erschien 1608 vor dem
Tribunal des Gouverneurs, erzählte, daß er in Neapel
mit seinem Landsmanne Armand Coppo als Lauten-
macher ansässig war. und klagte, daß ihm zwei näher
beschriebene kostbare Ebenholzgitarren im ungefähren
Werte von 65 Talern gestohlen worden seien. — Bereits
1590 besaß ein Flamänder »Meister Giovanni« ein
Geschäft in Rom mit dem Ladenschild »alla Trinitä«.
■ — Vielleicht ist die prächtige Laute (Orpheoreon) in
der Sammlung des Pariser Konservatoriums, die sowohl
römische als vlämische Züge aufweist, und die im
letzten Drittel des 16. Jahrhunderts entstanden sein
muß, ein Werk Giovanni di Enricos.
Entzensperger, Christoph. — Füssen. 1708.
t3. Febr. 1747
Vermutlich der Stammvater der heute noch bestehen-
den Geigenmacherfamilie, als deren Urheimat das un-
weit Füssen gelegene Enzensberg (Gemeinde Hopfen)
angesehen werden kann. Eine Viola d'amore aus dem
Jahre 1714 von ihm besitzt das Historische Museum in
Basel.
Geigenzettel: Abb. 185.
Enzensperger, Bernhard I. — Wien. Geb. um
1780, tum 1855
Er dürfte aus Füssen oder Sonthofen im .Mlgäu (wo im
18. Jahrhundert die Entzensperger ansässig waren)
stammen. Bei wem er seine erste Lehrzeit durch-
gemacht hat, ist unbekannt. In Wien kam er zu Georg
Thir, als dessen Schüler er sich betrachtete. Er er-
öffnete im Jahre 1812 seine eigene Werkstatt und legte
am 23. Juni 1820 den Bürgereid ab. Seine Blütezeit
fällt in die 30er Jahre des ! 9. Jahrhunderts. Er be-
schäftigte sich viel mit akustischen Studien und erhielt
auch 1831 ein Patent auf eine von ihm erfundene so-
genannte »Akustikgitarre". In der Folge verlegte er
sich m^hr auf den Bau von Gitarren und Zithern.
Er wohnte 1820 Leopoldstadt Nr. 100, 1831 »auf der
Wieden nächst dem Freyhause Nr. 6 Stiege Nr. 3
beym goldenen Adler« und 1835 •>nächst dem Theater
an der Wien Nr. 24«'
Geigenzettel: Abb. 193 und 195.
Enzensperger, Bernard II. — Wien. Geb.
1828, t 1896
Schüler seines Vaters Bernard 1 E. Er bildete sich durch
ausgedehnte Reisen weiter aus, arbeitete bei Tiefen-
brunner in München, Bausch in Leipzig, Schwarz in
Straßburg und Bernardel in Paris, bis er nach dem
Tode seines Vaters die väterliche Werkstatt übernahm,
deren alten Ruf er zu erhalten verstand. Er war ein
künstlerisch veranlagter und ungemein tätiger Mann
und besaß verschiedene Medaillen. Wie ein Soldat auf
dem Schlachtfeld, starb er, vom Herzschlag getroffen,
in seiner Werkstatt.
Enzensperger, Victor. — Wien. Geb. in Wien
19. Mai 1867, t 23. Febr. 1918
Schüler seines Vaters Bernard 1 1 E. Er sollte ursprüng-
lich Geiger werden und ging nach beendeter Lehrzeit
vom Jahre 1882 — 1889 in die Fremde, arbeitete nach
seiner Angabe in Salzburg, München und in den Haupt-
orten der Geigenindustrie: Mittenwald, Schönbach und
Markneukirchen, übernahm nach dem plötzlichen Tode
seines Vaters am 2. Mai 1896 das väterliche Geschäft
und beschäftigte sich mit dem Instrumentenhandel und
der Reparatur von Geigen. Er verwendete bei Repara-
turen Sprit-, beim Neubau Ollack. Außerdem machte
er auch andere Saiteninstrumente und hauptsächlich
Saiten.
Geigenzettel : Abb. 202.
Epp (Oepp), Georg (Jörg). — Wien, f um 1 632
Ein Füssener Lautenmacher, der es in Wien zu einem
gewissen Wohlstand gebracht hatte, aber schon bald
nach der Geburt seiner einzigen Tochter Anna Maria
starb. Sein Geselle Marcell Hollmayr, der sein engerer
Landsmann war, führte die Werkstatt für die Witwe
Rosina fort, die ihn im Jahre 1633 heiratete und so zum
Nachfolger ihres ersten Ehemannes machte').
Epp, Johann Jakob. — Straßburg i. E. Geb.
1639 m Straßburg. 1669
Altester Sohn von Math. E., war Lautenmacher, wie
sein Vater, und wohl auch dessen Schüler. Eine Tenor-
viola da Gamba mit seinem gedruckten Zettel neben
dem seines Vaters befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln.
Geigenzettel : Hanß Jacob Epp / in Straßburg (gedr.).
Epp, Magn. (?). — Füssen. 1600
Eine rundbauchige, einfache Laute von roher Arbeit
trug diesen Namen. Der Taufname war nicht sicher
leserlich; die Jahreszahl könnte auch 1609 geheißen
haben. Er ist vielleicht der Stammvater der Straß-
burger Familie.
) Vgl. E. K. Blümml, Beiträge zur Geschichte der
Lautenmacher in Wien, Zeitschr. f, Musikwissenschaft
1920, Heft 5,
124
Epp — Erich
Epp, Martin. — Straßburg. Geb. 1641 in
Straßburg, t 1671
Jüngerer Sohn von Math. E., ein seinerzeit geschätzter
Lautenmacher.
Epp (Aepp), Mattheus (Mathias). — Straß-
burg 1. E. Geb. in Füssen um 1610, f nach
1671
Er wanderte als Lautenmacher in Straßburg ein und
heiratete dort 1638 die Rosina Salome Windschläg
(Kirchenbücher M. 109). Er war ein tüchtiger Künstler
und hat nach Baron »breitspänichte Instrumenta ver-
fertiget und unterschiedene Lauten aus Elfenbein ge-
macht«. Im Jahre 1652 wurde er nach Stuttgart be-
rufen, wo er für die Hofkapelle zwei Diskantgeigen und
eine Theorbe aubesserte. Je eine Taschengeige mit
Elfenbeineinlagen befindet sich in der Sammlung des
Pariser Konservatoriums (Nr. 104^)) und im Musik-
histonschen Museum von W. Heyer in Köln eine zur
Gitarre umgearbeitete Laute (vom Jahre 1671). Auch
Baron Benkendorff in St. Petersburg besitzt eine schöne
mit Elfenbein geäderte Taschengeige von ihm mit
einem Frauenköpfchen am Wirbelkasten aus Elfenbein.
Geigenzettel : Matheus Epp / in Strasburg 1656 (gedr.)
und Abb. 201.
Erahr. — Mäcon. Um 1820
Grillet nennt ihn mit der Bemerkung, daß er Leiern
im Stile Louvets gemacht habe. Ist der Name nicht
aus Erard (Erhard) entstanden? Im Archiv zu Macon
ist nichts über ihn zu finden.
Erard, Sebastien. — Paris. Geb. m Straßburg
1752, fm Paris 1831
Ein ausgezeichneter Klavier- und Harfenbauer.
Ergele, Joh. Conrad (Vater). — Waldshut.
Geb. um 1725, t 11. Febr. 1788
Em Geigenmacher, über dessen Leben ein von seinem
Sohne geschriebenes Hausbuch einige Auskunft gibt.
Er hatte mit seiner ersten, 1762 verstorbenen Frau, geb.
Hattenbach, sieben Kinder, heiratete zum zweiten Male
und wurde, wie der Sohn schreibt, »mit dieser Ehe so
angeführt, daß er keine schlechtere Frau in Waldshut
hätte bekommen können; alles mußte versoffen sein«.
Seine Geigen zeigen denselben Stil wie die der Familie
Straub.
Ergele, Johann Conrad (Sohn). — Freiburg
i.Br. Geb. 26. Aug. 1750 in Waldshut,
t 10. Juni 1821
Schüler seines Vaters, ging 1 766 in die Fremde und kam
1772 wieder heim, wo er eine Stiefmutter vorfand. Er
erzählt in einem erhaltenen Hausbuche die traurige
Lage, in die er dadurch kam : »Meine Stiefmutter zer-
schnitt mir meine Hemmeter, die ich aus der Frembd
gebracht habe zu Windeln für ihre Kinder; ich hatte
.Arbeit und genug zu verdienen, aber es half nichts, ja
) Im Katalog wird der Name irrig »Sup* angegeben.
meine Stiefmutter trug die Früchte unter der Predig
an den Sonntagen aus dem Hauss, kurz ich war es
müde, dies länger anzusehen. Anno 1774 ging ich nach
Rheinfelden, erzählte es meiner Schwester (die aelteste
i. Ehe), lieh von ihr 50 fl. und ging also den 27. April
nach Freiburg.« Dort mietete er in der Pfaffengasse eine
Wohnung, hing ein Schild aus und hatte sich in elf
Monaten bereits 200 fl. »erbaust«, so daß es ihm in den
Sinn kam, Bürger zu werden, was ihm mit dem Opfer
fast aller seiner Ersparnisse endlich auch gelang. 1775
verheiratete er sich mit der Metzgerstochter Maria
Anna Knüpffer und erhielt 250 fl. Mitgift. Seine Auf-
zeichnungen schließt er mit den Worten: »Gott sey
gedankt, niemahls keine Noth gelitten.« Seine Geigen
sind recht gut und kommen noch häufig vor. Seine
Kinder waren : 1 . Joh. Nep., geb. 5. Mai 1 777 ; 2. Maria
Magd., geb. 14. Juli 1778; 3. Joh. Conrad, geb. 1. Juli
1779, t 12. März 1791 ; 4. Franz Josef us, geb. 28. Febr.
1782; 5. Ferdinand, geb. 3. Febr. 1784.
Geigenzettel: Abb. 192 und 194.
Erggelet (Ergele), Johann Nep. — Freiburg
i.Br. Geb. 5. Mai 1777, f 1863
Schüler seines Vaters Joh. Conr. (Sohn) E. und dessen
Nachfolger. Er verheiratete sich am 13. September 1808
mit Jungfer Sophia Dräher und galt bis in sein hohes
Alter als tüchtiger Meister seines Faches. Er schrieb
sich fast ausschließlich »Erggelet« statt Ergele, welche
Rechtschreibung auch die Nachkommen übernommen
haben.
Geigenzettel : Abb. 200.
Erhard, Paul. — Genua. 1690
Ingenieur Höselmeyer in Dresden besitzt eine Geige
mit dem etwas fragwürdigen Zettel: »Paul Erhard /
Geigenmacher / Genua 1690«. — In Italien seßhaft
gewordene deutsche Geigenmacher haben durchweg
italienische oder lateinische Zettel verwendet. Auch der
kurze Wortlaut ist für die Zeit etwas verdächtig.
Erich (Enchsen), Daniel.
1660
Lübeck. 1642.
Er war Lautenist und Lautenmacher und bat am
7. Oktober 1642 den Rat der Stadt Lübeck um Zu-
lassung, wobei er versprach, das Bürgerrecht zu er-
werben. Er schrieb: »Nachdem für einem halben Jahre
Albert Uhlig (Olrich) gewesener Violen- und Lauten-
macher allhie mit todt abgegangen, wan ich dan in
meiner Jugend die Kunst lauten, Violen und clero-
gleichen musikalische Instrumenten zu verfertigen er-
lernet« . . . usw. Seiner Bitte wurde entsprochen; es
wurde ihm der Bescheid: »Dass er neue Lauten, Violen
und andere musikalische Instrumente zu machen ver-
lehnt worden, hatt ein Hochw. Raht decretieret, weil
ihme die Musikanten ein gutt Bezcugniss geben, sey er
damit Zeit seines Lebens belehnt.« Er wurde somit
Uhligs Nachfolger. Ein Verwandter seines Vorgängers,
vielleicht dessen Sohn, ließ sich später gleichfalls in
Lübeck als Lautenmacher nieder, worüber man im
Wetteprotokoll den Eintrag findet: »Am 27. April 1649
klagt Daniel Erich, privilegierter Lauten, Violen und
Instrumentenmacher gegen Diedrich Olnchs, der seine
Ernst ■ — Ervine
125
Kunst nicht recht erlernet« — weil er »einen Tonier
Scharden«, einen Schulknecht, und Caspar Schuh-
macher, einen Soldaten, in die Lehre genommen, *ob-
wohl ein blinder dem andern den wegh nicht zeigen
kann". — Im Marientaufbuch findet man ihn 1646 und
1649 als Vater je eines Sohnes^), im Wochenbuche der
Marienkirche kommt er noch 1660 vor. Franz Tunder,
Organist und Werkmeister, ließ, »weil in der ganzen
Stadt keine Tenorviol zu bekommen, die etwas taugt«,
für die Marienkirche zwei Tenorviolen, die 15 Mark
kosteten, bei ihm anfertigen. Sonst ist nichts weiter
über ihn bekannt geworden.
Ernst, Franz Anton. — Gotha. Geb. zu
Georgenthal an der sächs. Grenze in Böhmen
3. Dez. 1745, t 13. Jan. 1805 zu Gotha
In Prag beendete er das Studium der Rechtswissen-
schaft, betrieb aber dabei eifrig Musik, besonders das
Geigenspiel. Er wurde erst Syndikus in Georgenthal,
trat dann in die Dienste des Grafen Salm und bildete
sich nunmehr vollkommen zum Musiker aus. Als sol-
cher kam er 1 773 nach Prag zurück und erzielte große
Erfolge. 1778 wurde er als Konzertmeister nach Gotha
berufen. In den letzten zehn Jahren seines Lebens trat
er nicht mehr öffentlich auf, sondern beschäftigte sich
ausschließlich mit dem Geigenbau, dem er sich, viel-
leicht durch Eberle angeregt, schon früher aus künst-
lerischem Interesse zugewendet hatte; ja er nahm jetzt
noch besonderen Unterricht in der Mathematik, um
noch Vollendeteres im Geigenbau leisten zu können.
Er stellte dann eine auf mathematisch-physikalischer
Grundlage beruhende Ausmessung der Violine auf und
berechnete die Dickenverhältnisse des Holzes. Seine
Geigen, die nach Stradivari gemacht sind, zeigen flache
Wölbung und werden sehr gelobt: selbst Spohr be-
nutzte sie gerne in seinen Konzerten. — Er kompo-
nierte sehr viel, doch ist nur weniges gedruckt erschie-
nen. Sein bester Schüler im Geigenbau war J. A. Otto.
Er veröffentlichte in der Leipziger» Allgemeinen Musi-
kalischen Zeitung«, Bands, 1804, S. 50, einen Aufsatz
»Noch etwas über den Bau der Geige«, in welchem er
erzählt, daß er »seit etlichen und zwanzig Jahren«
zahlreiche Versuche mit Geigen gemacht habe, daß das
Modell nicht verbessert werden könne, und daß er nun
Geigen »nach den schönsten Formen des Stradivarii«
zu verfertigen imstande sei, »so stark vom Tone, als
ihn das Ohr des Spielers nur vertragen kann«, und zwar
nach der von ihm »eigens erfundenen Ausmessung und
Ausarbeitung, wodurch aller Zwang inwendig beseitigt
ist«. Leider hat er seine Methode nicht beschrieben, so
daß sie als verloren betrachtet werden muß. Vgl. u. a.
Journal für Fabrik, 1800, Juni, S. 522. Eine Geige von
ihm besitzt Zigarrenmacher Witzel in Gotha.
Ernst, J. Carl. — Elberfeld. 1815
Nur als Reparateur bekannt.
^) Sein gleichnamiger Sohn, ein Schüler Dietr. Buxte-
hudes, wirkte 1675 — 1679 als Regalist auf dem Chor der
Marienkirche und wurde zu Michaelis 1679 als Organist
nach Güstrow berufen. Er war als Klavier- und Orgel-
komponist nicht ohne Bedeutung. Vgl. J. G. Walthers
Lexikon, S. 229, K. Straube, Choralvorspiele alter Meister.
Erritzoe, Jakob. — Hannover. 1880
Als Wiederhersteller alter Geigen besaß er eine gewisse
Geschicklichkeit; neue Geigen von ihm kenne ich nicht.
Erthel, Leopold. — Venedig. 1710
Diesen Namen mit Wohnort und Jahreszahl trug eine
bei Puttick & Simpson in London vor einigen Jahren
versteigerte Violine. Ein Fälscher würde vielleicht einen
bekannteren Namen gewählt haben, man kann daher
immerhin glauben, daß ein Deutscher im Anfang des
18. Jahrhunderts sein Glück als Geigenmacher in Ve-
nedig gesucht hat. Leider waren Nachforschungen an
Ort und Stelle während des Krieges unmöglich.
Ertl (Erdtl), Jakob. — Preßburg. Ende des
18., Anfang des 19. Jahrhunderts
Er stammte aus Keiling in Mähren und erwarb am
2. April 1813 das Bürgerrecht in Preßburg. Er war der
Vater von Karl und wahrscheinlich auch von Johann
Anton Ertl. Eine Violine von ihm besitzt der Preß-
burger Domchor.
Ertl, Johann Anton. — Wien. 1809. 1828
Er soll zwar schon seit 1785 nachweisbar sein, doch
legte er als Geigenmacher erst am 16. November 1810
den Bürgereid ab und wohnte Stadt Nr. 902. Schon
181 1 erscheint er als Untervorsteher der Geigen- und
Lautenmacherinnung in Wien. Seine Arbeit ist gut.
Geigenzettel : Mit allerhöchstem Privilegium / Johann
Ertl in Wien (gedruckt). [Österr. Adler] Johann Ertl
in Wien/ 1809 (gedruckt).
Ertl, Karl. — Preßburg. 1835. f um 1870
Als Sohn von Jakob E. in Preßburg geboren, erwarb
er am 15. Dezember 1835 das Bürgerrecht in seiner
Vaterstadt. Er steht in seiner Arbeit Leeb und Schweit-
zer nahe und hat, wie der letztere, allerlei chemische
Versuche angestellt, um den »Cremoneser Lack zu er-
gründen«, und dabei wenigstens so viel herausgebracht,
daß sein Lack für seine Zeit sehr gut genannt werden
kann. Seine Arbeit war sehr sauber, und besonders
geschickt verstand er eingelegte Instrumente herzu-
stellen. In Schillings Lexikon (1830) wird er den besten
Geigenmachern zugezählt. Eine Geige, drei Violen, ein
Violoncello und drei Bässe von ihm besitzt der Preß-
burger Domchor. Georg v. Scharitzer in Preßburg be-
sitzt einen mit farbigen Hölzern eingelegten Kontrabaß
von ihm.
Geigenzettel : Abb. 1 99.
Ervine, Robert. — Belfast. Geb. 1860 unweit
von Belfast
Er ist gelernter Zimmermann, hat sich aber bereits seit
seinem zwölften Jahre mit dem Geigenmachen be-
schäftigt. Er erlangte eine besondere Geschicklichkeit
im Reparieren und hat bis 1904 sieben neue Geigen
gemacht, für die er 1895 in Belfast eine Bronzemedaille
erhielt. Er baut nach Stradivari und Guarneri und ver-
wendet Whitelaws Öllack von goldbrauner Farbe.
Geigenzettel: Made by / Robert Ervine / in Belfast /
1893 No . . (Kreis mit Initialen] (gedruckt).
126
E. S.
Lvers
E. S. - 1462
Herr Dr. Karl Voll in München besitzt eine Clster mit
der Inschrift: »E. S. / MCCCCLXII«. Die Buchstaben
gleichen den Lettern des Gutenbergschen Alphabets;
die sparsam angebrachten Verzierungen des Instru-
ments sind gotisch ; der Knopf am Wirbelkasten zeigt
durch Einschnitte und hervorstehende Nase eine Fratze.
Holz und Arbeit entsprechen der Jahreszahl der In-
schrift. Das Instrument scheint deutschen Ursprungs
zu sein, und wenn die Buchstaben den Verfertiger an-
deuten, könnte man auf Erhard Smid schließen. Ihrer
Erhaltung nach ist diese Cister ganz besonders be-
merkenswert, die wohl eine der ältesten unter den
datierten ist.
Esmenjand, A^. — Barcelonette. 1821
Nur ein Reparaturzettel gibt Nachricht von seinem
Dasein.
Geigenzettel: Repare par A* Esmenjand / de Barce-
lunette 1821 (gedruckt).
Esposlto, Glosue. — Neapel. 1890. 1900
Er und seine Brüder Giovane, Pasquale und Gaetano
gelten als gute, aus der Schule Vinaccias hervor-
gegangene Mandolinenmacher.
Estlenne, Nicolas. — Mirecourt. 1767
Ein vogesischer Geigenmacher und wahrscheinlich ein
Vorfahre von Franz Ethien.
Estruch, Gebrüder. — Barcelona. 1873
Lauten- und Gitarrenmacher.
Ethien (Etienne), Fran^ois. — Orleans. 1804
In seiner Arbeit nicht uninteressant. Niedt in Würz-
burg besitzt ein Violoncello von ihm, 75^^/2 cm lang,
34 cm oben, 43 cm unten breit. Die Wölbung ist sehr
flach und läuft glatt aus, so daß der Rand nicht erhaben
ist. Fischbeineinlage. F-Löcher sehr schön geschnitten,
an Stradivari erinnernd. Deckenholz sehr schön, Boden
und Zargen dagegen deutsches Ahornholz nach der
Schwarte geschnitten. Schön geschnitzter Löwenkopf,
gelber Ollack. Auf dem Boden befindet sich an der
Stimmseite ein breiter und flacher Baßbalken, so daß
die Stimme auf diesem zu stehen kommt. Der Ton ist
frisch und singend.
Geigenzettel: Fait par Fran^ois Ethien / Luthier ä
Orleans 1804 (geschrieben).
Etienne, Victor. — Cambrai. 1900
Er wird als »Luthier« bezeichnet und handelt auch mit
Geigen.
Eulry, Clement. — Mirecourt. Anfang des
19. Jahrhunderts
Geschickter Mirccourter Meister, der auch hübsch ein-
gelegte Mandolinen machte.
Eury, Frangois. — Mirecourt. 1753. 1758
Bogenmacher.
Eury, Jakob. — Mirecourt. 1770. 1780
Vielleicht Sohn von Franq:ois E. Tüchtiger Geigen-
macher, wahrscheinlich der Vater des berühmten Pa-
riser Bogenmachers Eury.
Eury. —Paris. 1810. 1830
Vorzüglicher Bogenmacher, der in der Rue des Lyon-
nais St. Jacques Nr. 20 wohnte. Die meisten seiner
Bögen tragen die Brandmarke »Eury« und sind sehr
schön gearbeitet; einzelne davon kommen denen von
Tourte sehr nahe.
Evangelides, Giorgios K. — Athen. Geb. 1860
auf der Insel Cypern
Nach einer sechsjährigen Lehr- und Wanderzeit eröff-
nete er im Jahre 1885 in .Athen seine eigene Werkstatt
als Geigen-, Mandolinen- und Gitarrenmacher. Seine
Geigen sind nach verschiedenen Meistern, seine Gi-
tarren nach französischem und seine Mandolinen nach
italienischem und griechischem Modell gemacht ; seine
Spezialität Ist eine Lyramandoline. Er besitzt mehrere
griechische Medaillen.
Evangeiisti s. Vangelisti
Evans, Richard. — London. 1 742 (auch 1 750 ?)
Der Zettel fand sich in einem Instrument, das nach
Sandys und Forsters Meinung sicher älter war als das
angegebene Datum; es könnte aber auch Evans em
älteres Instrument kopiert haben.
Geigenzettel: Maid in the Paris of / An'irhengel (?)
by Richard / Evans, Instrument makcr/ in the year 1742
(gedruckt).
Eve, Jacques-Charles. — Paris. 1758. 1788
Er hatte das Ladenschild »A la fortune« und wohnte
1 758 in der Rue S. Andre des Arts, 1 770 in der Rue
Culture-Saint-Catharine, 1783 in der Rue Saint-
Antoine und 1788 in der Rue Ville-du-Temple Nr. 101.
In seiner ersten Zeit nennt er sich »Marchand Luthier«,
später kurzweg »Luthier«. Anfangs ist seine .Arbeit
plump, die Wölbung hoch mit tiefer Hohlkehle, die F-
Löcher an Stalner erinnernd, die Schnecke eigenartig
und langgezogen. Die Zargen sind hoch und ohne
Flammen, die Unterzargen aus einem Stück, der Boden
zweiteilig und eng geflammt und der Lack rot. Der Ton
seiner Geigen ist immer gut, und später wurde auch
die Arbeit sauberer; er wechselte dann zwischen
gelbem und rotbraunem Lack. Im ganzen scheint er
unter deutschem oder englischem Einfluß gestanden zu
haben. Eine gute Violine von ihm besitzt die Samm-
lung des Pariser Konservatoriums (Nr. 18).
Geigenzettel: Eve M^ Luthier, rue S. Andre des / Arts,
pres la rue Dauphine Fs S. Ger- / main, ä la Fortune
a Paris 1758 (gedruckt). — Eve, luthier, rue Culture-
Saint / Catharine, 1 770 A la Fortune (gedruckt.)
Evers, A. H. — Lübeck. 1890. 1903
Kaufmann und Instrumentenmacher, dessen Sohn in
Klingenthal gelernt hat und der Werkstatt im väter-
lichen Geschäfte vorstand.
Evert — Faber
127
Evert, Caspar. — Lübeck. 1 657
Man weiß nur, daß er InstrumentenmacVier war und
am 17. Oktober 1657 in der Marienkirche einen Sohn
taufen ließ.
Ewan, David. — Cowdenbeath. Geb. 4. März
1839 in Stoneyhill bei Musselburgh (Schott-
land)
Er ist Musiklehrer, Komponist und Leiter einer Tanz-
kapelle und hat über 100 Violinen gemacht. In seiner
ersten Zeit nahm er die Wölbung sehr hoch und ge-
brauchte einen Spirituslack. Später näherte er sich dem
Stradivarimodell, nahm aber die Wölbung höher als
üblich und verwendete Bernstemlack.
Geigenzettel: Dd. Ewan / Cowdenbeath / August 1889
(geschrieben). — Dd. Ewan. / Teacher of music, / Vio-
linmaker and repairer , Cowdenbeath (gedruckt).
Eylensteln, Adam. — Weimar. Geb. 1 1 . Mai
1705 1n Weimar, t ?
Er trat 1724 bei J. H. Ruppert in Erfurt in die Lehre
und wurde bereits 1731 zum Hofinstrumentenmacher
in Weimar ernannt. Er war sehr vielseitig und machte
nicht nur alle Arten von Geigen und Bässen, sondern
auch Lauten, Mandolinen und Zithern und selbst Har-
fen und Klaviere; in allem aber war er nur ein ge-
schickter Handwerker. Eine Violine von ihm aus dem
Jahre 1726 führt das am 9. Dezember 1773 aufgestelUe
Inventar der damaligen Köthener Hofkapelle an. Ein
Violoncello vom Jahre 1731 ist in London in Privat-
besitz.
Eyles, Charles. — Harpenden. 1910
Er war ursprünglich Maler und hat als solcher seine
Ausbildung in Paris genossen. Später verlegte er sich
auf den Geigenbau und fand bald Anerkennung in
weiten Kreisen.
r abbncatore. — Neapel
Mehrere neapolitanische Lauten- und Mandolinen-
macher führen zwischen 1770—1830 den Namen
»Fabbricatore«. Ich glaube nicht, daß dies der eigent-
liche Familienname ist; wahrscheinlich bezeichnete der
Stammvater nur seinen Beruf damit, und die Söhne
und Enkel behielten die Sitte bei, nachdem die Firma
zu Ruf gekommen war. Daß die verschiedenen »Fabbri-
catori<' zusammengehören, ist nach ihrer Arbeit, die
vorzugsweise im Empirestil reich verziert ist, als zwei-
fellos anzunehmen. Sie gehörten vielleicht einem Zweig
der zahlreichen Familie Vinaccia an.
Fabbricatore, Gennaro I u. II. — Neapel.
1773. 1832
Gennaro I war wahrscheinlich der Sohn, jedenfalls der
Schüler von Giov. Battista F. Er machte fast nur Lau-
ten, Mandolinen und Gitarren, diese aber sind pracht-
voll gearbeitet und kunstreich eingelegt. Er wohnte
immer in der Strada S. Giacomo, und zwar 1 773 — 1 793
im Haus Nr. 37, von 1802-1808 Nr. 26, von 1808 an
wieder Nr. 37 und von 1816 an Nr. 42. Arbeiten vno
ihm kommen häufig vor und sind in vielen Sammlun-
gen zu finden, so eine Gitarre von 1810 bei C. Claudius
in Kopenhagen und zwei solche von 1820 und 1823 im
Musikhistorischen Museum in Stockholm (Nr. 30, 1 94).
Eine Gitarre in Lyraform mit einem geschnitzten
.Männerkopf und einem Boden aus Wurzelahorn be-
sitzt Großfürst Nikolai Nikolajewitsch und J. H. Zim-
mermann in St. Petersburg eine mit Ebenholz ein-
gelegte sechssaitige Gitarre aus dem Jahre 1815. In
seinen letzten Jahren machte er nur noch auf Bestellung
Gitarren und Mandolinen, er scheint sich damals mehr
dem Geigenbau zugewendet zu haben. Violinen von
ihm kenne ich nicht, aber ein Violoncello vom Jahre
1826 mit seinem geschriebenen Zettel besitzt Sekretär
G. Endres in Fürth. — Es gab übrigens um 1826 zwei
Mitglieder der Familie mit dem Taufnamen Gennaro.
Geigenzettel: Gennaro fabricatore / Napoli A. 1805
(gedruckt). — Gennaro fabricatore / Anno 1820 Napoli/
Strada S. Giacomo N» 42 (gedruckt). — -Abb. 220.
Fabbricatore, Giovanni Battista. — Neapel.
1780. 1811
Trefflicher Lautenmacher, von dem ebenfalls m vielen
Museen bemerkenswerte .Arbeiten aufbewahrt werden,
so eine Mandure im Germanischen Museum in Nürn-
berg, ein Mandorone im Museum des Pariser Kon-
servatoriums (Nr. 1369), eine neapolitanische Mando-
line (das Wort »Fabbricatore« fehlt hier) in der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 752),
ein gleiches Instrument im Gothenburger Museum, ein
solches von 1 782 im Städtischen Museum zu Braun-
schweig; auch bei der Auktion des Malers Ferd. Wag-
ner in München kam eine Laute von ihm von 1782 zur
Versteigerung. Eine Apollo- oder Lyragitarre von ihm
aus dem Jahre 1805 besitzt die Sammlung der Gesell-
schaft der Musikfreunde in Wien (Nr. 38).
Geigenzettel: Gio Battista Fabricatore fecit / An. 1793
in S. M. dell Ajuto N° 32 / Napoli (gedruckt). —
Abb. 230.
Fabbricatore, Pletro. — Neapel. 1780. 1799
Der am wenigsten Bekannte der Familie; auch er
machte fast nur Mandolinen und Gitarren. Eine Man-
doline von ihm besitzt die Sammlung Crosby Brown
in New York (Nr. 1065).
Geigenzettel: Abb. 221.
Fabbricatore, Vincenzo. — Neapel. 1770
Wahrscheinlich der Vater von Giov. Battista, Gennaro
und Pietro. Seine .Arbeiten, hauptsächlich Mandolinen
und Lauten, sind gewöhnlich nicht so reich eingelegt
wie die der jüngeren Mitglieder der Familie.
Faber, Josef. — Augsburg. 1 588
Ein Musikinstrumentenmacher, der 1588 ein nicht
näher bezeichnetes Instrument ins Stipendium nach
Tübingen lieferte. Er war wahrscheinlich ein Ver-
wandter von Wolfgang Faber.
128
Faber — Farotti
Faber (Fabrlcius), Wolf (Wolfgang). — Mün-
chen. 1556. 1563
Er war Organist und fertigte Musikinstrumente (Or-
geln, Flöten, Klavizimbeln, Lauten u. dgl.) an. Vgl.
Westenrieders Beiträge III, 74 und Franz Trautmann,
«Die Altmünchener Meister«, im I. Jahrgang des Jahr-
buchs für Münchener Geschichte.
Fabian, Julius. — Landeck. Glatz i. Schi.
Geb. in Glatz oder Landeck 1826, f 29. Mai
1894 in Glatz
Er war gelernter Tischler und hat erst in reiferen
Jahren, angeblich bei Vincenz Beck, den Geigenbau
erlernt. Zunächst ließ er sich in Landeck nieder und
übersiedelte erst im Jahre 1862 nach Glatz. Er besaß
viel Handgeschicklichkeit und war ein vielbeschäftigter
Reparateur. Er hat einen Stimmsetzer für die Violine,
der sich sehr bewährt hat. erfunden und machte auch
Versuche mit einem neuen Baßbalken.
Fabris (Fabbris), Luigi.
1873
Venedig, f nach
Seine Violinen sind gute Durchschnittswaren, doch
hat er auch einige vorzügliche Geigen und Violoncelli
gebaut; auch sein roter Lack ist nicht schlecht. Beim
Ausbessern alter Gelgen legte er große Sorgfalt an den
Tag.
Geigenzettel: Luigi Fabris feclt. / Venezia, .Anno 1838,
Premiato con .Medaglia d'argento all' Esposizione di
Treviso 1872 (gedruckt). — Luigi Fabris fecit , Venetia
l'anno 1860 [in Umrahmung] (gedruckt).
Facini, Fra Agostino. — Bologna. 1732. 1742
Ein Mönch aus dem Orden Johanns von Gott. Sein
Geigen, die an Tononi erinnern, zeichnen sich durch
gute Arbeit, reizvolle Form und schönen, gelben oder
gelbroten Lack und saubere Einlagen aus. Die F-Löcher
sind nach Stradivari geschnitten, der Ton ist weich
und edel.
Geigenzettel: Fr. Augustinus Facini ; Ord^. S. Joanis
de Deo / Fecit Bononiae ; 1733. (geschrieben).
Färber s. Oskar Zimmer
Fagnola, Annibale. — Turin. 1902
Ein geschickter Geigenmacher, der ganz in der Art von
Pressenda und Rocca arbeitet. Er verwendet einen
roten Lack. In einer Violine mit ganzem Boden, nach
Guarneri, die Ränder der Schnecke schwarz gestrichen,
fand sich sein Name (zweimal) mit Tinte geschrieben
im Innern der Decke. Er imitiert Pressenda so genau,
daß viele seiner Arbeiten als echte »Pressenda« im
Handel sind.
Geigenzettel: Annibale Fagnola fece Torino 1902 (ge-
druckt) und Abb. 227.
Faillita, Antonio. — ? 1761. 1791
In englischen Geigenverzeichnissen findet sich wieder-
holt dieser etwas fragwürdige Name als der eines ita-
lienischen Geigenmachers.
Falaise (Falaire?). — (Paris?)
Französischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts. Er
steht Pique nahe, ist gut in der Arbeit, verwendet
schönes Holz und baut nach Amati und Stradivari.
Sein Lack ist von gelber Farbe und nur dünn aufge-
tragen. Jacquot erwähnt einen 1774 — 1789 in Mire-
court vorkommenden Joseph Fallaire.
Falco. Paolo. — Cremona. 1750. 1752
Seiner Arbeit nach kann er als ein Schüler der Bergonzi
(vielleicht B. Bergonzis) gelten.
Falisse, Auguste. — Brüssel. 1912
Ein talentvoller Geigenmacher, dessen Arbelt bei einem
Vergleichsspiel mit alten Meistergeigen den ersten
Preis erhielt.
Falke, Wilhelm. — Hannover-Linden
Ein Tischler, der sich aus Liebhaberei mit dem Geigen-
bau beschäftigt.
Fallet, Alfred. — Dombresson. Geb. 1 1 . Mai
1846 in Dombresson (Neuchätel, Schweiz)
Nach einer fünfjährigen Lehrzeit, und nachdem er in
verschiedenen fremden Werkstätten gearbeitet hatte,
machte er sich 1891 In seiner Vaterstadt selbständig
als Gelgenmacher und Kunsttischler, fertigte nach
Stradivari Violinen, Violoncelli und Bässe und verwen-
dete Spiritus- und Öllack. Seine Geigen haben einen
lauten Ton. Auf der Genfer Ausstellung 1896 erhielt
er eine Bronzemedaille.
Geigenzettel: .Alfred Fallet / Dombresson-Neuchätel
(Manchmal mit Datum) (gedruckt).
Farinato, Paolo. — Venedig. 1695. 1725
Seine Geigen haben manche .Ähnlichkeit mit denen
Serafino Santos. Er verwendet ein hübsches Modell
und einen gelblich-rötlichen Lack. Besonders gut sind
seine Violen, in deren Umrissen er manchmal recht
originell ist.
Faron, Achilles. — ? 1701
Vidal erwähnt ohne nähere Angaben einen Geigen-
macher dieses Namens und nennt als Wohnort »Ratis-
bonne«. In Regensburg sowohl als im Königl. Kreis-
archiv Amberg ist keine Spur zu finden, Mettenleiter
erwähnt ihn nicht, und der Klang des Namens läßt
auch auf keinen Deutschen schließen. Vidal muß
schlecht gelesen haben. — Auch in Ratibor habe ich
vergeblich nachgeforscht.
Farotti, Celeste. — Mailand. Geb. 1864
Durch Selbststudium erlernte er den Gelgenbau und
hat schon recht gute Instrumente gemacht. Sein ge-
druckter Zettel zeigt auf der einen Seite das Mai-
länder Wappen, auf der andern eine Blume und hat
den folgenden Wortlaut.
Gelgenzettel : Farotti Celeste / da San Germano di
Casale/Fece in Milano nell" anno 1901 C. Farotti
(handschr.) (gedruckt).
I
Faruzi — Feiinreiter
129
Faruzi, Francesco. — Venedig. 1853
Hauptsächlich mit dem Ausbessern alter Geigen be-
schäftigt, hat er nur selten neue Instrumente gebaut.
Fasanaro (Fasanari), Luigi, lebt In Neapel
Fasani, Giovanni. — ■ Brescia. Geb. um 1785,
tum 1850
Er stellte 1831 eine Violine nach Stradivari aus und
machte auch alle anderen Bogeninstrumente. Seinem
Zettel nach stammt er aus Cremona.
Geigenzettel: Jo. Fasani Cremonensis / restauravit
Brixiae an. 1832 (gedruckt).
Fassauer-Ferron, Gustav. — Chicago. 1912.
1914
Guter amerikanischer Musikinstrumentenmacher und
Händler.
Faßmann, Gustav. — Magdeburg. Geb.
12. Nov. 1858 in Tagewerben, f 27. Dez.
1893
Er erwarb 1 888 das Geschäft von Bernhard Dünkel und
war Geigen- und Bogenmacher. Seine Arbeit war hand-
werksmäßig gut, verriet aber keine Künstlerschaft.
Faßmann, Ludwig Ernst. — Magdeburg. 1 894
Nach dem Tode seines Bruders Gustav F. übernahm
er dessen Geschäft, in welchem er jedoch den Schwer-
punkt auf die Herstellung von Blechinstrumenten legte.
Fattorlnl, Francesco. — Finale Emilia. 1854
Ein Dilettant, der einige Kontrabässe gebaut hat.
Fauger, Henri. — Cognac. 1900
Ein Musikinstrumentenhändler, der auch eine Geigen-
macherwerkstatt besitzt.
Faure, Toussamt. — Lyon. 1555. 1564
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und dürfte
daher auch Lauten und Violen gebaut haben, obwohl
sich bis jetzt nichts Näheres über ihn erfahren ließ.
Faust, Georg. — Prag (Altstadt). 1588
Ein Lautenmacher aus Büchel (Bähl) in Baden. Er
wurde 1588 am Montag nach hl. Veit (15. Juni) Prager
Bürger.
Faustlno. — Lucca. Modena. 1 7. Jahrhundert
Er wird in einem Gedicht von Angelini di Piere erwähnt :
vFracassate chitarre e violini
Furono a Faustin natio Lucchese
Ch'essere ripenti ea suo' confini
Escito, e aver cambiato il suo paese.«
Valdrighi Nr. 1007.)
Fautroulllot, Fran^ois. — Mlrecourt. 1751.
t 1774
Bisher nur urkundlich nachgewiesen.
Favrot s. Fevrot
V. Lüto^cnHorff, G<>ig;en- und Lautenmacher. Bd. II
Faye. — Angouleme (Dep. Charente). 1895,
fvor 1900
»Luthier« vom Ende des 19. Jahrhunderts, dessen Ge-
schäft die Witwe fortsetzte und dann dem Sohn über-
gab. Jetzt heißt die Firma »Vve Faye fils«.
Febvre (Febbre) s. J. B. Lefebvre
Fedeli, Giuseppe. — Follgno. 1 9. Jahrhundert
Es gibt Geigen mit seinem Namen, doch scheint er sich
fremder Mitarbeit ausgiebig bedient zu haben.
Feierabend, Leo. — Engelberg (Obwalden).
1848. 1855
Ein braver Schweizer Geigenmacher, der hauptsächlich
im Ausbessern alter Instrumente tüchtig war.
Wien. Geb. um 1785,
Feiger^) s. Syller
Feiinreiter, Franz.
t 17. April 1866
Seine Geigen sind brav gearbeitet, vorzüglich gelangen
ihm aber seine Kontrabässe, die er braun lackierte. Da
ihm sein Lack wohl selbst nicht gefiel, ließ er seine
besseren Geigen bei N. Sawitzki lackieren. Der Lack
dieser Geigen ist gelblich und bedeutend schöner als
der seiner Bässe. Er verwendete auch F. F. als Brand-
marke (Nr. 20).
Geigenzettel : Franz Feiinreiter , Geigen- und Guitar-
macher / in Wien / auf der Laimgrube N«. 180 (gedr.).
— Gemacht von F. Feiinreiter/ Gefirnißt von N. Sa-
witzki (gedruckt). — Abb. 203.
Feiinreiter, Georg. — Wien. Geb. um 1820,
t 25. Dez. 1878
Braver Wiener Geigenmacher ohne Eigenart, dessen
Violinen zu derb im Holz sind und daher wenig Ton
haben. Dagegen hat er sehr gute Kontrabässe gebaut.
Er war auch ein tüchtiger Musiker und als Baßgeiger
Mitglied der Hofoper. Eine Geige von ihm besitzt das
Stift Klosterneuburg.
Feiinreiter, Johann. — Wien. Geb. um 1789,
t 26. Okt. 1867
Wahrscheinlich ein Bruder von Franz F. Geigen von
ihm kommen selten vor und sind nicht hervorragend
in der Arbeit.
Feiinreiter, Leopold. — Wien. 1888. f 1904
Er war hauptsächlich Musiker und hat schwerlich das
Geigenmachen regelrecht erlernt. Er wurde jedoch
Nachfolger von Georg F., dessen Sohn er gewesen sein
dürfte. Seine Geigenreparaturen waren stümperhaft,
am brauchbarsten waren noch seine Kontragitarren. Er
war in dem Wiener Vorort Penzing ansässig.
Geigenzettel : Leopold Feiinreiter / Geigenmacher Pen-
zing / Postrase (sie) reparirt No. 1 00 ano. 1 888 (gesrhr.).
^) In einigen Werken kommt der Name Feiger vor,
der durch schlechtes Lesen des Wortes »Geiger« entstan-
den ist.
9
130
Fekete ■^- Fendt
Fekete, Michael (Mihaly). — Budapest. 1915
Ungarischer Geigenmacher der Gegenwart.
Feldt, Thomas. — Wien. 1676
Am 30. Juni 1676 erlangte er als Lautenmacher das
Wiener Bürgerrecht. Er ist möglicherweise ein Sohn
von Magnus Feldtlen (Feldlen).
Feldtle, Jörg. — Füßen. 1650
Er galt als tüchtiger Meister und wohnte in der »Vor-
stadt«. Magnus Feldtlen dürfte sein Bruder gewesen
sem.
Feldtlen (Feldlen, Feldten, Felden), Magnus.—
Wien. 1656
Er war Kaiserlicher Hoflautenmacher. Die Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien besitzt von ihm eine Viola
di Bordone (Baryton, Nr. 2), oben 6, unten 13 Saiten,
die sie 1826 vom Stifte Herzogenburg als Geschenk er-
halten hat. Valdrighi führt diesen Meisler mit der
Jahreszahl 1722 auf. Wenn man nicht annehmen will,
daß er ein so hohes Alter erreicht habe, dann müßte ein
Lesefehler vorliegen. Andere lassen ihn dagegen schon
1550— 1556 gelebt haben.
Geigenzettel: Magnus Feldlen Kais Hof Lauten- /
und Geigenmacher in Wienn 1656 (gedruckt).
Feldtmann, Christian. — Oldenburg i. Gr.
1890
Hofkapellmeister, »Erfinder« einer Geige mit mitklin-
genden Saiten, die er Zimbalgeige nannte.
Felipuci, Pier Ludovico. — Pesaro
Er soll um 1660 gelebt haben.
Felszner, C. — Kopenhagen. 1842
Wahrscheinlich ein deutscher Musiker, der Geigen ge-
flickt hat.
Geigenzettel : Repariert von 0. Felszner / Kopenhagen.
1842 (geschrieben).
Pendler, Emil. — Czarnikau (Posen). 1918
Ein Musiker, der aus Liebhaberei Geigen ausbessert
und lackiert und sich darin eine gewisse Geschicklich-
keit angeeignet hat.
Fendt, Bsrnhard. — London. Geb. um 1775,
angeblich in Innsbruck, f um 1832 m Lon-
don, 57 Jahre alt
Er war ein Neffe des Pariser Fendt und soll nach einer
Überlieferung in seiner Familie aus Schwaz in Tirol
stammen, wo er auch den Geigenbau erlernt haben
dürfte. Leider war es unmöglich, einen urkundlichen
Beweis dafür zu ermitteln. Ich glaube nicht, daß die
Familie Fendt tirolischen Ursprungs ist, auch wenn
sich einzelne Mitglieder dort ansässig gemacht haben,
wie z. B. der begeisterte Musikfreund Abbe Fendt, der
einst das wundervolle Guarnenvioloncello besessen hat,
das jetzt dem Violoncellisten Bottermund gehört. Viel-
leicht kommt man unserem Geigenmacher näher, wenn
man beachtet, daß sich im Taufbuch zu Dinkelsbühl
in den Jahren 1657—1665 fünf Täuflinge aus der Fa-
milie Fendt finden, darunter am 2. April 1662 ein
Bernhard Fendt, der der Großvater des Geigenmachers
gewesen sein könnte. Leider verschwindet der Name
Fendt nach 1665 in allen Dinkelsbühler Matrikeln.
Fendt ging in jungen Jahren auf die Wanderschaft, und
es ist nicht unmöglich, daß er in Italien, vielleicht auch
in Cremona gearbeitet hat, was nicht viel sagen will,
da die italienische Schule damals schon ganz in Verfall
geraten war. Nach anderen soll er schon als sieben-
jähriger Knabe zu seinem Oheim nach Paris gekommen
sein und bei diesem gelernt haben. In den letzten Jah-
ren des 18. Jahrhunderts kam er nach London und ar-
beitete von 1798 — 1809 bei Th. Dodd. Hierauf war er
für Betts beschäftigt, und die meisten seiner trefflichen
Amati- oder Stradivarikopien tragen Betts Namen.
Außer Violinen usw. baute er auch sehr gute Bässe. Er
ist in der Aylesbury Street, Clerkenwel!, gestorben und
hinterließ vier Söhne, die alle Geigenmacher waren.
Fendt, Bernhard Simon (Simmon). — London.
Geb. in London 1800, f 6. März 1852
Ältester Sohn und Schüler von Bernhard F. in der Werk-
statt von Betts. Nachdem er seit 1823 für die Nach-
folger von Betts gearbeitet hatte, verband er sich mit
George Purdy zu der Firma Purdy and Fendt. Er war
überaus fleißig und geschickt, aber nicht sonderlich
sorgfältig. Wenn er aber wollte, konnte er seine
Meisterschaft beweisen ; namentlich gelangen ihm
Kopien des großen Amatimodells, und noch in seinem
letzten Lebensjahre erhielt er auf der Lcndoner Aus-
stellung 1851 für ein wundervolles Quartett nach Gu-
arneri den ersten Preis. Seine Bässe baute er nach
G. da Salö, sonst aber war Stradivari sein Vorbild. Das
Holz ist gut gewölbt und der Lack hellrot. Eine 1820
gebaute Violine von ihm stellten W. E. Hill & Sons in
der Londoner Music Loan Exhibition 1904 aus.
Fendt, Francis. — London, Liverpool. 1850
1857
Vierter Sohn von Bernhard F. Schüler seines ältesten
Bruders Beruh. Sim. F. Er war kein besonders ge-
schickter Geigenmacher, arbeitete eine Zeitlang für die
Firma Purdy & Fendt und ging 1856 nach Liverpool,
wo er in kümmerlichen Verhältnissen lebte.
Fendt, Franq:ois s. Fent
Fendt, Jakob. — London. Geb. 1815, f 1849
Dritter Sohn von Bernhard F. und Schüler seines äl-
testen Bruders Bernh. F. Ein sehr talentvoller Geigen-
macher, der Stradivari und Lupot mit Erfolg zum Vor-
bild nahm, leider aber schon frühzeitig starb. Er ar-
beitete viel für Händler und hatte auch die Leiden-
schaft, seinen Arbeiten künstlich das Aussehen höheren
Alters zu geben.
Fendt, Martin. — London. Geb. 1812, f 1845
Zweiter Sohn und Schüler -von Bernhard F. Er ar-
beitete fast ausschließlich für .Arthur Betts, so daß man
fast nichts von ihm kennt, doch war er nicht unge-
schickt: sein Holz ist gut, der Lack hellbraun.
Fendt
" erraii
131
Fendt, William. - London. Geb. 1 833, f 1 852
Jüngster (zweiter) Sohn von Bernhard Simon F. Schü-
ler und Gehilfe seines Vaters. Da er sehr jung starb,
hat er nur sehr wenige Instrumente, darunter aber gute
Violen und Bässe, gemacht.
Geigenzettel: William Fendt, Jun. / London 18 . . (ge-
druckt).
Fenga, Luigi. — Catania (Sizilien). Geb.
29. Sept. 1866 in Catania
Er erhielt eine gelehrte Vorbildung, hielt sich fünf Jahre
in Paris, London, Rom und Neapel auf und begründete
dann eine Firma in seiner Vaterstadt. Er befaßte sich
zuerst nur mit Gitarren und Mandolinen, seit 1900
auch mit Geigen. Er erhielt in Rom 1899 eine goldene,
in Paris 1900 eine silberne Medaille, scheint aber das
Geschäft jetzt wieder aufgegeben zu haben.
Geigenzettel : .'Muisius Phaenga Catanensis fecit 1 900 /
Luigi Fenga-Catania (Italia) (gedruckt).
Fenouillet, Michel. — Paris. 1717
Eine sehr hübsche Bauernleier trüg diesen Namen.
Fent, Fran^ois. — Paris. 1765. 1791
Ein wahrscheinlich aus Schwaz in Tirol eingewanderter
Meister, dessen Name dort noch vor drei Jahrzehnten
vorkam, der aber wahrscheinlich seine erste Lehrzeit
bei einem Füssener Meister durchgemacht hat. .Auf
einem handschriftlichen Zettel bekennt er sich aus-
drücklich als Deutscher und gibt als seine .Adresse
»Montmartre pres de la rue du Mail « an. Später wohnte
er dann Cul-de-sac Saint Pierre. Er gilt als einer der
geschicktesten Pariser Geigenmacher seiner Zeit, der
die Italiener und besonders Stradivari gut studiert hat
und trefflich nachzuahmen verstand. Ausgezeichnete
Arbeit, prachtvolles Holz, schöner, rotbrauner Lack,
der jetzt freilich sehr nachgedunkelt hat und fast
schwarz aussieht. Sehr schön sind auch seine Schnecken,
nur die F-Löcher öfter zu weit offen. Vidal macht
darauf aufmerksam, daß gerade Fents Instrumente sehr
stark vom Wurm angegriffen werden. Der Name wird
oft Fendt geschrieben. Er selbst schrieb sich stets Fent
und ließ gewöhnlich die Jahreszahl fehlen.
Geigenzettel: fait par fent. / M*''« luthier Montmartre /
pres de la rue du Mail a Paris / Deitscher. (geschrieben).
— Abb. 218.
Feofanow. — Kasan. 1900
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart, den ein
russischer Fürst ausbilden ließ, der ihm auch einige
wertvolle italienische Geigen zum Kopieren lieh. Er
besitzt viel Handgeschicklichkeit und verwendet einen
guten Lack.
Ferati, Pietro. — Siena. 1754. 1764
Die Geigen, die ich mit seinem Zettel sah, zeigten un-
saubere Arbeit, gewöhnliches (grobjähriges) Holz,
einen dicken, trübbraunen Lack und breite Einlage.
Der Ton entsprach dieser Ausführung.
Geigenzettel: Pietro Ferati / fecit Siena 1764 (gedr.).
Ferenczy, Alexander (Sändor). — Debreczen.
Wien. Geb. H.Juli 1859 in Budapest
Schüler von Adolf Mönnig. Als Gehilfe kam er zu
Thomas Zach in Wien, bei dem er fünf Jahre lang
blieb. Hier schloß er erst seine Ausbildung ab, so daß
er sich mit Recht als einen Schüler Zachs betrachten
kann. Er arbeitete auch bei G. Lemböck, ließ sich
hierauf in Debreczen als Meister nieder und blieb sechs
Jahre dort; 1893 ging er zunächst nach Budapest und
dann nach Wien, wo er seinen bleibenden Wohnsitz
aufschlug. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, so
im Jahre 1898 auf der Jubiläumsausstellung eine Me-
daille und im Jahre 1907 auf der Theater- und Musik-
ausstellung eine goldene Medaille usw.
Ferenczy-Tomasowsky, Karl (auch Karl F.To-
masowski). — Berlin. Rotterdam, Haag,
Neuyork. Geb. 1863 in Budapest
Schüler von Zach und von W. J. Schunda in Budapest.
Er hatte ein hübsches Quintett auf der Jubiläumsaus-
stellung im Haag 1 900 und erhielt schon auf der Millen-
niumsausstellung in Budapest einen ersten Preis als
Gehilfe. Um 1889 soll er in Berlin gearbeitet haben,
und nach allerlei Fährlichkeiten kam er schließlich
nach Neuyork. Vgl. De Wits Zeitschrift 1904, Nr. 10
und 17.
Feret. — Paris. 1708
Wahrscheinlich aus Nancy stammend; er nennt sich
einen Schüler von Medard, den er nachgeahmt haben
soll, gute Arbeit, brauner, leuchtender Lack.
Geigenzettel: Fait par Feret / eleve de Medar, / annee
1 708 (geschrieben).
Fergusson, William. — Edinburgh. 1815
Vielleicht ein Schüler von Perry. Er war einer der
besseren schottischen Geigenmacher seiner Zeit. Später
lautete die Firma Fergusson & Son. — Ein Donald
Ferguson arbeitete in Huntley. Aberdeenshire.
Fernandez, Francisco
Lebt als Saiteninstrumentenmacher in Rio de Janeiro.
Ferrand, Eugene. — La Rochelle. Geb. in
Marans 16. Aug. 1848
Schüler der Brüder Rigondeau, bei denen er zwölf
Jahre lernte, und deren Nachfolger er am 1 . April 1874
wurde. Er baut Klaviere, Orgeln und Geigen usw. und
ist ein vorzüglicher Violoncellist. Im Jahre 1880 kaufte
er auch das Instrumentengeschäft von Dureau.
Ferraresi, Vincenzo. — San Feiice (Modena).
Geb. um 1793. t 1869
Ein mittelmäßiger Geigenmacher, der sowohl Violinen
als Violoncelli und Bässe gemacht hat und auch Holz-
blasinstrumente verfertigte.
Ferrari, Agostino. — Budrio. 18. Jahrhundert
Vidal führt einen Geigenmacher dieses Namens ohne
weitere Angaben an, aber weder in Domenico Goli-
nellis »Storiche di Budrio« noch in anderen Werken
132
Ferrari — Fichtholdt
findet man ihn. Auch die Kirchenmatrikeln von Budrio
enthalten nicht einmal den Familiennamen Ferran, so
daß es mir ganz unmöglich war, über diesen Geigen-
macher irgend etwas zu ermitteln.
Ferrari, Alfonso. — Carpi (Modena). 1738
Man kennt hauptsächlich Bässe von ihm. Als Geigen-
macher war er schwerlich hervorragend.
Ferrari, Carlo. — Siena. 1740
Er stand zweifellos unter dem Einfluß der Cremoneser,
wenn er auch nur als ein Meister dritten Ranges
gelten darf.
Ferrari (Ferraro), Gasparo. — Rom. 1731.
1776
Unter den Ferraris der Bedeutendste. Er war haupt-
sächlich Lauten- und Mandoünenmacher. Seine Arbeit
ist sehr hübsch; auch sein hellgelber Lack ist zu loben.
Eine Mandore von 1744 besitzt Claudius in Kopen-
hagen, eine römische Mandoline die Sammlung Snoeck
und eine reich eingelegte große (Archi-)Laute von un-
gewöhnlicher Breite die staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente in Berlin. Eine kleine, zwölfsaitige
Mandoline ist in München in Privatbesitz. Eine 1776
gebaute Mandoline von ihm besitzt W. Heyers Musik-
historisches Museum in Köln.
Geigenzettel : Gasparo Ferraro Romano / f ecit in Roma
nel mesa di Maggio / dell Anno 1744 (gedruckt). —
Gasparo Ferrari Romano / Roma Ao 1751 (gedruckt).
— Caspar Ferrari Romanus / fecit anno 1 776 (gedr.).
Ferrari, Giambattista. — Modena. 1853. 1883
Erfinder der »Chitarra decacorda« (eine Gitarre mit
zwei Hälsen und zehn Saiten) und selbst ein Virtuose
auf diesem Instrument.
Ferrari, Giovanni. — 18. Jahrhundert
Ein bescheidener Geigenmacher, von dem sich eine
schmucklose Taschengeige in W. Heyers Musikhisto-
rischen Museum befindet (No. 735).
Ferrer, Antonius. — Neapel. 1481
Ein Klosterbruder, der für Ferdinand I. von Neapel
verschiedene Musikinstrumente machte. Von ihm heißt
es in einer Urkunde: »A Frate Ant^ Ferrer, quäle fa
certi stromenti da sonar por lo S. R., graciosamenta
adi 4 dieto bis.«
Ferri, Primo. — Mirandola. 1848. 1851
Mittelmäßig in seinen Violinen und Violoncelli. Bei
Valdrighi (1028) wird er aufgezählt.
Ferner, William. — Dundee. Geb. 1849 in
Old Scone, Perthshire
Ein Photograph, der sich aus Liebhaberei dem Studium
des Geigenbaus gewidmet hat. Er hat bisher über 30
Violinen gemacht, von denen ihm viele nur als Ver-
suche galten. Einige sind länger als üblich, andere zu
dünn im Holz, alle aber von bemerkenswerter, schöner
Arbeit.
Geigenzettel: W. Ferrier / Dundee / No ... 18 . . (ge-
druckt).
F. E. S.(?). — Wermrichhausen. 1829
Über seinen vollen Namen und auch seinen Aufenthalt
gibt die Pfarrmatrikel keine Auskunft. Nach seinem
2ettel war er ein »Scrinarius« (Schreiner). Er hat ver-
schiedene Bässe gebaut, die heute noch da und dort in
Franken anzutreffen sind. Die Arbeit ist handwerks-
mäßig, der Lack sehr dürftig. Da er den (gewölbten)
Boden auch aus Fichtenholz machte, sind seine In-
strumente jetzt meistens sehr schadhaft.
Geigenzettel: F E S. Srinario. Wermerichhausen / 1829
(geschrieben).
Feury (Ferry), Fran^ois. — Paris. 1715. 1762
Schwiegersohn von Leclerc, geschworener Meister der
Pariser Lautenmacherzunft für 1752 und für 1757.
Seine Geigen haben kleines Patron, sind hübsch gebaut,
haben schön geschnittene kleine F-Löcher, zierliche
Schnecke. Sein Lack ist rot und dick. Er machte auch
Gitarren, Mandolinen und Bässe. Eine zur Bauernleier
umgebaute Gitarre aus der Sammlung Snoeck (Nr. 600)
befindet sich in Berlin. Einen Baß besitzt A. Rogat.
Geigenzettel : F. Feury rue des Fossez / S^ Germain
de l'Auxerrois / proche la rue de l'Arbre sec / A Paris
17.. (gedruckt). — F. Feury, rue de l'Arbre-Sec / vis-
ä-vis Saint Germain-l'Auxerrois / Paris 1753.
Fevrot. — Lyon. 1779. 1813
Die wenigen von ihm bekannten Geigen sind von hand-
werksmäßiger Arbeit. Er scheint jedoch als Reparateur
viel beschäftigt gewesen zu sein. Seine Zettel sind ge-
schrieben. Eine Lyragitarre von ihm besitzt Baron
de Lery.
Geigenzettel: Abb. 211.
Feyzeau. — Bordeaux. 1740. 1770
Er arbeitete seine Geigen nach einem kleinen, hübsch
gewölbten Modell; einzelne davon sind recht gut ge-
macht. Sein (Spiritus-)Lack ist meist von hellgelber
Farbe, der sich bei einigen Instrumenten in graubraun
verändert hat. Außer Geigen machte er auch Violen,
Quintone und Lyren, die ihn gleichfalls als gewandten
Meister erkennen lassen. Besonders hübsch in der Form
sind die F-Löcher und die Schnecke. Die Sammlung
Savoye in Paris besitzt ein Quinton (von 1 765) von ihm.
Geigenzettel: Feyzeau / a Bordeaux / 1760 (gedruckt).
Fichtel s. auch Fichtl
Fichtel (Fichd), Hans. — Füssen. 1690
Vielleicht der Sohn von Jakob F. Ein seinerzeit sehr
angesehener Lautenmacher, der im vornehmsten
(ersten) Stadtviertel wohnte.
Fichtel (Fichtl), Jakob (?). — 1670
El kann als das älteste bekannte Mitglied der Familie
Fichtl betrachtet werden. Der Vorname war nicht
sicher leserlich. Nach einer schmucklosen Laute zu ur-
teilen, die seinen Namen trug,, war er ein wenig hervor-
ragender Lautenmacher.
Fichtholdt s. Fichtold
Fichtl. Alois Mathias — Fichtl, Martin Matthias II
133
Fichtl, Alois Mathias. — Mittenwald. Geb.
1764. 1810
In seiner Arbeit macht sich der Niedergang der
MIttenwalder Schule bereits bemerkbar. Die Geigen
sehen äußerlich noch gut aus, sind innen sorglos ge-.
arbeitet und klingen deshalb unedel.
Fichtl, Christoph. — Füssen. Geb. um 1695,
t9.Dez. 1758
Im Füssener Umlageregister vom Jahre 1714 wird er
als Lautenmacher (kinderlos) aufgeführt.
Fichtl (Fichtel), Gottlieb. -Breslau. 1806. 1820
Er dürfte der Mittenwalder Familie angehört haben.
Man kennt einige nach Amati hübsch kopierte Geigen
von ihm. Sein Reparaturjettel findet sich in einer
Laute, die angeblich C. Maria v. Weber gehört hat,
und in einem Violoncello im Schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertümer.
Fichtl, Johann. — Wien. 1716. 1742
In den Bürger- und Steuerbüchern kommt er nicht vor;
er war vielleicht der Vater oder der Bruder von Martin
Matthias F. Eine Viola mit seinem Namen wurde mir
1890 in Wien von einem Händler angeboten.
Fichtl, Johann Ulrich. — Mittenwald. 1750.
1769
Einer der besten Mittenwalder, der das Amatimodell
kannte und gelben Lack verwendete. Seine Geigen sind
dick im Holz, und die Arbeit ist sehr gut.
Geigenzettel: Abb. 225.
Fichtl, Joseph. — Füssen. Geb. um 1692,
t 10. März 1759
In der Sterbematrikel wird er als 67 jähriger »Testudi-
narius« bezeichnet. Er ist jedenfalls identisch mit dem
gleichnamigen Lautenmacher, der im Umlageregister
von 1737 als kinderlos aufgeführt wird. Seine Witwe
lebte noch im Jahre 1774.
Fichtl, Joseph Anton. — Mittenwald. Geb.
12. Aug. 1758, t nach 1790
Gute Mittenwalder Schule. Eine Viola von ihm, die er
im Alter von 18 Jahren gemacht hat, besitzt das Stift
St. Florian in Oberösterreich.
Geigenzettel : Antonius Fichtl / 1 776. (gedruckt).
Fichtl, Leopold. — Mittenwald. 1756
Klotz-Schule. Seine Geigen zeichnen sich durch leichte
Ansprache und gleichmäßigen, einschmeichelnden Ton
aus.
Fichtl, Magnus (Mang) Anton. — Krems.
Geb. 1748 (in Füssen oder Mittenwald?),
t 4. Dez. 1792 in Krems (an »Abzehrung«)
Um 1770 kam er nach Krems, wo er sich niederließ
und am 1 2. Januar 1 779 Bürger wurde. Am 3. Mai 1 784
heiratete er Maria Anna, die Tochter des Tischler-
meisters Stadler, und brachte es zu Wohlstand und .An-
sehen, so daß er im Jahre 1790 zum Stadtkämmerer
erwählt wurde. Seiner .Arbeit nach muß er aus Mitten-
wald stammen. Er bevorzugte ein Stainermodell, ver-
wendete ziemlich gutes Holz und einen rötlichen Lack.
Eine gute Viola von ihm, aus einem Kloster in der Nähe
von Krems stammend, besitzt Hofgeigenmacher Jaura
in Wien.
Geigenzettel: 'Abb. 216.
Fichtl, Martin. — Mittenwald. 1768. 1770
Seine Violinen klingen gut, wenn sie auch nicht immer
mit wünschenswerter Sorgfalt gemacht sind.
Fichtl, Martinus Mathias I. — Wien. Geb. um
1651 (in Füssen?), f 23. Febr. 1707 In Wien
Seine Violinen sind nach einem kleinen Stainermodell
gebaut und im ganzen unansehnlich. Er verwendete
gutes Fichtenholz, dagegen meistens nur ungeflammtes
Ahornholz. Auch sein dunkelbrauner Lack ist arm und
ohne Glanz.
Geigenzettel: Abb. 212.
Fichtl, Martin Matthias II. — Wien. Geb. um
1682, t 1768
Wahrscheinlich Sohn des Martin M. I ., F. , den er jedoch
so wesentlich übertraf, daß man annehmen kann, daß
er bei einem besseren Meister gelernt hat. Er wohnte
als Geigen- und Lautenmacher im Kärntner Viertel,
legte am 27. September 1724 den Bürgereid ab und
kommt in den Steuerbüchern von 1749 (sie reichen
nicht weiter zurück) bis 1768 vor. Zuletzt scheint er
wegen hohen Alters nicht mehr gearbeitet zu haben,
denn es heißt in den Akten bei ihm »Gewerbe feiernd«.
Dadurch erklärt sich auch, daß in den Büchern der
Wiener Geigenmacherzunft sein Todestag nicht ver-
zeichnet wird. Er muß also in seinen letzten Lebens-
jahren der Zunft nicht mehr angehört haben. Er soll
seit 1706/07 in Wien ansässig gewesen sein, was die
Vermutung, daß er ein Sohn des im Jahre 1707 ge-
storbenen gleichnamigen Geigenmachers war, nur ver-
stärkt. Er arbeitete sehr sauber nach einem großen
Stainermodell, bevorzugt eine hohe Wölbung und ver-
wendete nur sehr gutes, feinjähriges Fichtenholz, sowie
schönes, möglichst breitgeflammtes Spiegelahornholz,
und nimmt die Zargen nach der Schwarte geschnitten.
Der Lack ist von schöner sattroter Farbe auf goldigem
Grund. Weniger gelungen erscheinen seine Schnecken.
Es gibt auch Geigen von mittelhoher Wölbung mit
gelbbraunem Lack von ihm. Im Ton sind seine Geigen
sehr gut und erreichen daher auch gute Preise. Daß
sie sehr selten geworden sind, ist dem Umstände zu-
zuschreiben, daß sie in den letzten 20 Jahren massen-
haft nach England und Amerika verkauft wurden, wo
sie, mit Stainer- oder Albanizetteln versehen, weit
besser bezahlt wurden als in Wien. Seine besten Ar-
beiten tragen Jahreszahlen zwischen 1730 und 1750.
Zwei sehr schöne Violinen von ihm besitzt Hofgeigen-
macher W. Th. Jaura, zwei Violoncelli, die sehr selten
vorkommen, von 1737 und 1746 das Schottenstift in
Wien. Auf einigen Zetteln gibt er nur den einen Tauf-
namen Martinus an.
Geigenzettel: Martinus Fichtl / fecit Viennae 1739 (ge-
druckt). — .Abb. 21 5.
134
Fichtl
FIchtl, Mathlas. —Augsburg. 1720
Vielleiclit ein Sohn von Philipp jakob F. Da dieser aber
erst 1696 geheiratet hat und schon um 1701 gestorben
ist, geht schon daraus hervor, daß er nicht dessen
Schüler gewesen sein kann. Dagegen spricht auch
die Arbeit von Mathias F., die diejenige von Phil.Jak.F.
bedeutend überragt. Er verwendet ein hochgewölbtes
Modell ohne Hohlkehle; nur den meist aus einem
Stück gearbeiteten Boden nimmt er ziemlich flach. Das
Holz ist gut, Hals und Schnecke gewöhnlich Birn-
baum, die Schnecke sehr schön geschnitzt; auch der
L,ack ist gut und von rotbrauner, durchsichtiger Farbe.
Der Ton ist ansprechend, hell und gleichmäßig.
Geigenzettel: Mathias Fichtl / Lauten- / und Geigen-
Macher in / Augspurg 1 720 (gedruckt).
Fichtl, Michael. — Füssen. 1737. f 13. März
1757
Im Füssener Umlageregister für 1737 wird er als
Lautenmacher mit einem einjährigen Söhnlein Mang
.Anton aufgezählt.
Fichtl, Philipp Jacob. — Augsburg. Geb. um
1670 in Füssen, f um 1701
Nach dem Hochzeitsbuche stammt er aus Füssen und
heiratete am 2. Februar 1696 die Witwe des Augs-
burger Lautenmachers Hans Georg Edlinger, die er
jedoch schon 1701 wieder als Witwe hinterläßt. Als
Geigenmacher war er nicht bedeutend; sein hochge-
wölbtes Modell hat am Rand eine deutliche Hohlkehle,
die Brust ist spitz, die F-Löcher steil und lang. Das
Holz ist manchmal nicht schlecht, aber fast immer zu
dick. -Auch der Lack ist spröde und dünn, gewöhnlich
von gelbbrauner Farbe, der Ton armselig und roh.
Eine Viola mit einem Löwenkopf am Wirbelkasten be-
sitzt das Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld bei
Augsburg.
Geigenzettel; Philipp Jacob Fichtl / Lauten- und
Geigen-Ma / eher in Augsburg 1698 (gedruckt).
Fichtold, Christoph. — Füssen. 1650. 1666
Einer aus Lechbruck nach Füssen gezogenen Familie
angehörend. Vielleicht der jüngere Bruder von Hans F.
Er wohnte im zweiten Stadtviertel und betrieb außer
der Lautenmacherei auch einen Kornhandel.
Fichtold, Hans d. Ä. — Füssen. 1616. 1666
Er wurde am Sonntag Lätare 1616 als Meister in die
Fiissener Lautenmacherzunft aufgenommen und war
vielleicht der am 18. September 1598 geborene Sohn
des Andreas Fichtold. Man kennt seinen Namen aus
Barons »Untersuchung des Instruments der Lauten«;
dort heißt es (Seite 94): »Hannss Fichtholdt, welcher
noch Anno 1612 vortreffliche, auf Italiänische Art ge-
arbeitete Lauten gemacht, ist auch nicht zu übergehen,
an welchen Ort er aber wohnhafft gewesen, ist mir un-
bewußt. Seine Arbeit, welche klein-spänicht, Ist bey
denen Instrument Verständigen in grossen Werthe.«
— Die Jahreszahl hat Baron wohl zu früh angesetzt,
es sei denn, daß der 1650 als sehr wohlhabend vor-
kommende Füssener Meister, der im vornehmsten
- Ficker
(ersten) Viertel der Stadt wohnte, eiiu:n gleichnamigen
Vater gehabt oder daß Hans F. ein sehr hohes Alter er-
reicht hat.
Fichtold, Hans d. J. — Füssen. 1666. f vor
. 1690
Er war ein Sohn von Hans F. d. A. und gleichfalls ein
geschätzter Lautenmacher.
Fichtold, Hanns. — Ingolstadt. 1650
In der Mitte des 17. Jahrhunderts soll ein Hanns
Fichtold — vielleicht ein Bruder von Michel F. in
Ingolstadt gelebt haben. Vielleicht aber hielt sich der
Füssener Meister um diese Zeit vorübergehend in In-
golstadt auf.
Flchtoldt, Michel. — Ingolstadt. 1650. 1651
Leider ließ sich in der Ingolstädter Registratur nichts
über ihn finden. Er war ein trefflicher Lautenmacher,
von dem das Städtische Museum in Braunschweig eine
schöne Theorbe (Nr. 59) und die Königl. Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin eine Pandore von
vollendeter Arbeit (Nr. 740) besitzt.
Geigenzettel: Mich. Fichtoldt Bürger und / Lauten-
macher in Ingolstadt 1650 (gedruckt). — Michl Fich-
toldt lauten / Macher in Ingolstat 1 65 1 (geschrieben).
Fichtold (Vichtelt), Sebastian. — Füssen. 1606.
1612
Er war schon im Jahre 1606 »Fürgesetzter« (Alter-
mann) und kommt noch 1612 als Mitglied der Lauten-
macherzunft vor. Seine Arbeit zeichnet sich durch
Sauberkeit und reiche Verzierung aus.
Flck, C. — Boitzenburg a. E. 1850. 1859
Ein Musiker, der auch einige Geigen machte, die nicht
unfleißig gearbeitet sind und gut klingen, aber doch
eine ungeübte Hand verraten.
Geigenzettel : C. Fick, Musicus fecit / Boitzenburg an
der Elbe, op. 2 / 1850 (geschrieben).
Ficker, August Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 23. Nov. 1855
Schüler von Herrmann DöUing sen., Sohn des Gitarre-
machers Heinr. Wilh. F. (f 8. November 1858). Von
1872 — 1879 Gehilfe bei A. Riechers, gründete 1880 sein
eigenes Geschäft in seiner Vaterstadt und verlegt sich
besonders auf die Herstellung von Konzertviolinen und
Violoncelli, bei denen er in neuerer Zeit auch Boden
und Decke nach Dr. Großmanns System abstimmt. Er
arbeitet nach Stradivan und auch nach Amati und
Guarnen und verwendet meist Ollack, teilweise jedoch
auch Spirituslack.
Geigenzettel : Wilhelm Ficker, / Fabrikation von
Streichinstrumenten / Markneukirchen i/S. (gedruckt).
Ficker, Carl Friedrich (gen. Fickerhansel). —
Markneukirchen. Geb. 13. Nov. 1783,
t 7. Mai 1849 in Markneukirchen
Sohn und Schüler von Johann Christian F. und dessen
Nachfolger in der Werkstatt. Er war sehr tüchtig und
Fickci, Call Muiitz — Ficker, Joliami Gcoig I.
135
wird als Lehrer von A. Riechers bezeichnet, was jedoch
nicht richtig zu sein scheint. Sein Sohn, der auch
Geigenmacher wurde, machte ihm wenig Ehre, da-
gegen mehr sein Schwiegersohn Carl Gottlob Pfretzsch-
ner.
Ficker, Carl Moritz. — Markneukirchen. Geb.
20. Juni 1849
Sohn von Carl Wilh. Aug. F. Ein geschickter, fleißiger
Meister. Da er aber viel für den Handel gearbeitet hat,
konmien Geigen mit seinem Namen selten vor. Er ist
übrigens ein Meister in der Kunst des Lackierens und
ganz besonders geschickt in der Imitation alter Lackie-
rungen.
Ficker, Carl Richard. — Markneukirchen.
Geb. 20. Nov. 1856
Sohn von Carl Wilh. Aug. F., ein sehr fleißiger und
tüchtiger Geigenmacher, der den Beinamen semes
Großvaters »Fickerhansel« geerbt hat.
Ficker, Carl Wilhelm August. — Markneu-
kirchen. Geb. 1. Aug. 1818, 1 25. April 1868
Sohn von Carl Friedrich F., Schüler seines Schwagers
Carl Gottlob Pfretzschner. Er war talentvoll ; da er sich
aber dem Trunk ergab, ist er schließlich herabgekom-
men. Er gilt als der eigentliche Lehrer von A. Riechers.
Dieser nannte seinen Lehrer allerdings '>Hans Ficker«.
Mit diesem Taufnamen gab es jedoch keinen Ficker in
Markneukirchen. Die verschiedenen Johann F. können
nicht in Betracht kommen. Am ehesten »Fickerhansel".
Ficker, Christian Samuel. — Markneukirchen.
Geb. 4. April 1766, t 30. März 1819
Ein weniger hervortretendes Mitglied der Familie,
immerhin aber noch ein geschickter Geigenmacher.
Ficker, Friedrich Wilhelm. — Markneu-
kirchen. Geb. 1794, t 1873
Sohn von Johann Gottlob F. und dessen Nachfolger.
Die Geigen, die er um 1830 — 1840 gebaut hat, sind
seine besten.
Ficker, Friedrich Wilhelm. — Erlbach. Geb.
m Markneukirchen 31. Jan. 1821
Er war zwar nicht Geigenmachers-, sondern Schuh-
macherssohn, ist aber doch mit den übrigen Fickers
verwandt. Er ließ sich in Erlbach nieder.
Ficker, Georg Adam. — (Mark-)Neukirchen.
Ende des 18. Jahrhunderts
Ein Geigenmacher, von dem ich zwar Geigen (von ge-
wöhnlicher Arbeit) gesehen habe, den ich aber urkund-
lich nicht nachweisen konnte.
Ficker, Heinrich Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 1832, t 1858
Sohn von Friedrich Wilhelm F. Er starb, ehe er die
Hoffnungen, zu denen er berechtigte, erfüllen konnte.
Ficker (Fücker), Johann Adam. — (Mark-)
Neukirchen. Geb. um 1732. 1765
Sohn und Schüler von Lorenz F. Er wurde bereits am
5. Oktober 1 73 1 Meister und war ein tüchtiger Arbeiter.
Ficker, Johann Christian I. — (Mark-)Neu-
kirchen. 1700. 1722
Er kam wahrscheinlich als Exulant nach Neukir-
chen und wird in den Kirchenbüchern noch I 720 und
1722, allerdings ohne Angabe seines Berufs, erwähnt,
diesen nennt dagegen sein Zettel schon 1700. Seine
Arbeit ist sorgfältig, Geigen von ihm kommen noch oft
vor.
Geigenzettel : Abb. 209.
Ficker, Johann Christian II. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. um 1735. 1780
Zweiter Sohn und Scliüler von Johann Kaspar F. Er
wurde am 21 . Mai 1 755 Meister und war auch ein tüch-
tiger Kaufmann. Eine Violine von ihm besitzt u. a.
C. Stoeber in Würzburg. Seinem Geschäftsgeiste ent-
sprach es, auf seinen geschriebenen oder gedruckten
Zetteln häufig Miltenwald und Cremona als Ursprungs-
orte anzugeben, obwohl seine Arbeit weder tirolensch
noch gar cremonesisch aussah. Im Innern des Rodens
findet man häufig die Brandmarke Nr. 34
^ I * C * F ^.
Das Holz ist meist gut, die Wölbung hoch, der Lack
braun. Der Ton seiner Geigen ist im allgemeinen recht
gut. Er gebrauchte auch die Zettel seines Vaters, oft
ohne Jahreszahl.
Geigenzettel : Johann Christian Ficker / p:obe Violin
fecit Cremona (gedruckt). — Johann Christian Ficker/
Probe Violino in Cremona 1 757 (geschrieben).
Ficker, Johann Christian III. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 7. März 1758, f 1 . Nov. 1822
Seine Geigen sind ziemlich hochgewölbt, wenn auch
nicht übermäßig. Die F-Löcher sind etwas steif, da-
gegen sieht die Schnecke mit ihren hübschen, hervor-
stehenden Ohren und weitspurigen Gängen besser aus.
Der Rand ist gewöhnlich recht schmal. Auch er hat
seine Arbeiten gerne aus Cremona oder Mittenwald
datiert.
Geigenzettel: lohann Christian Ficker, Lauden / und
Geigenmacher in Neukirchen bey Adorf 1809 (gedr.).
— lohann Christian Ficker , probe violino corr. Cre-
mona (gedruckt).
Ficker, Johann Georg I. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 1732, f 25. Mai 1772
Sohn und Schüler von Hans Caspar F., ward am
21. November 1752 Meister. Er starb, erst 39 Jahre
7 Monate und 19 Tage alt. Nur die Geigen mit seinem
Namen und den Jahreszahlen von 1752 — 1760 können
ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden, diese aber
sind leicht ansprechende, vollklingende Instrumente.
136
Ficker — Fiegimüller
Ficker (Fücker), Johann Georg II. Geb. um
1738. 1760
Er war wahrscheinlich ein Meisterssohn und hat das
Geigenniachen regelrecht erlernt. Bei der von Branden-
burg-Preußen verlangten Rekrutierung von zehn sächsi-
schen Regimentern wurde er ausgehoben. *Da er nun«,
wie es im Zunftbuche heißt, »Gelegenheit gefunden,
sich der Kgl. Preuß. und churfürstl. Brandenburgi-
schen Dienste zu entziehen und m sächsische Dienste
zu treten«, bewarb er sich am 29. Mai 1760 um .Auf-
nahme in die Zunft, und er wurde tatsächlich als Meister
angenommen. Wofür er »von gantz freyen Stücken«
ein halbes Faß Bier für »das Geigenmacher-Handwerk«
stiftete. Arbeiten von ihm sind wegen der Gleichnamig-
keit des gleichzeitig tätigen Johann Georg I. F. schwer
nachzuweisen.
Ficker, Johann Georg III. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 30. März 1761, f 14. Juni) 801
Sohn von Johann Georg I. F. Da er den Vater schon
im elften Lebensjahre verlor, kann er schwerlich dessen
Schüler gewesen sein. Trotzdem benutzt er die gleichen
Modelle wie dieser.
Ficker, Johann Gottfried. — (Mark-)Neu-
klrchen. Geb. 1754, f 7. JuH 1816, 62 J.
6 M. 1 T. alt
Er darf mit Johann Gottlob nicht verwechselt werden ;
seine Arbeit ist weniger gefällig, auch das Holz in der
Regel weniger schön.
Ficker, Johann Gottlob I. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 1744, f 30. Nov. 1832
Sohn von Johann Caspar F., wurde am 13. Juni 1764
Meister und gehört zu den besten Geigenmachern des
Vogtlandes. Seine Arbeiten zeichnen sich durch gutes
Holz, saubere Durchführung und edlen Ton aus. Seine
Violinen waren schon zu seinen Lebzeiten geschätzt;
trotzdem fühlte auch er sich veranlaßt, wiederholt
auf seinen Zetteln bei Unkundigen den Schein zu
erwecken, als hätte man es mit Crem.oneser Geigen zu
tun. Er tut dies in demselben sinnlosen Latein, das für
viele seiner Zeitgenossen und Vorgänger typisch ist.
Ein Beweis für die Güte seiner Geigen mag es sein,
daß ihn viele wirklich für einen Cremoneser Meister
hielten; noch Niederheitmann tat dies, wenn er auch
zugibt, daß die Geigen nur wenig der Cremoneser
Schule entsprechen. Da er fleißig war und 88 Jahre
4 Monate und 5 Tage alt wurde, kommen seine Geigen
noch häufig vor. Er gebrauchte oft eine, übrigens auch
von anderen Mitgliedern der Familie in ähnlicher Form
verwendete Brandmarke (Nr. 39). Die Schreibweise
seines Zettels ist sehr schwankend.
Geigenzettel : lohann Gottlob Ficker probe Violino cor-
Respont Romani Cremona 1788 (gedruckt). — Abb. 205.
Ficker, Johann Gottlob II. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 6. Dez. 1778, f 26. Aug. 1827
Sohn von Johann Gottlob I. F. Er arbeitete ganz in der
Weise seines Vaters und wird wohl auch stets npr unter
diesem, der ihn ja überlebte, gewirkt haben. Es ist
daher schwer, ihn vom Vater zu unterscheiden, es sei
denn, daß man weniger gute Geigen, die echte Zettel
und Brandmarke tragen, für seine Arbeit hält.
Ficker, Johann Kaspar. — (]VIark-)Neukirchen.
Geb. um 1703. t nach 1767
Nachdem er die Geigenmacherkunst regelrecht erlernt
und eine Zeitlang als Geselle gearbeitet hatte, wurde er
am 2. Januar 1 722 Meister, wobei man ihm das Meister-
stück erließ. Er saß schon 1755 und noch 1766 und
1 767 als Vormeister im Zunftrate. Ein tüchtiger Geigen-
macher, der viel auf Reisen gewesen sein soll.
Geigenzettel: Johann Caspar Ficker Vio- / linmacher
in Neukirchen / Ao. 1749 (gedruckt).
Ficker, Lorenz. — (Mark-)Neukirchen. 1730
Er wurde als tüchtiger Geigenmacher gerühmt, ist aber
nach 1730 nicht mehr nachzuweisen, .'\rbeiten von ihm
oder Zettel waren nicht aufzutreiben.
Ficker, Paul Kurt. — Markneukirchen, Char-
lottenburg-Berlln. Geb. 2. Febr. 1880 in
Markneukirchen
Sohn und Schüler von Carl Moritz F. Als Gehilfe ar-
beitete er von 1899 — 1901 bei Joh. Padewet in Karls-
ruhe. Nachdem er seiner Militärpflicht genügt hatte,
machte er sich 1903 in Markneukirchen selbständig,
siedelte jedoch 1908 nach Charlottenburg über, um für
die Firma Rob. Beyer tätig zu sein. Seit November 1910
vereinigte er sich mit Friedr. Freitag zu der Firma
Freitag & Ficker in Berlin. Gut vorgeschult, hatte er
als Gehilfe besonders Gelegenheit, sich im Neubau und
in der Reparatur zu vervollkommnen.
Fida, Anton. — Paris. 1809
In einer gewöhnlichen Geige von zweifelhaftem, wenig
französischem Aussehen fand sich nachstehender Zet-
tel, auf dem auch Anton (für .'\ntoine) auffallen muß.
Geigenzettel: Anton Fida ä Paris 1809 (gedruckt).
Fiebig, Johann Carl. — Schweidnitz. Geb. in
Guhrauum 1770, f um 1810
Orgelbauer und Instrumentenmacher. Er erwarb 1802
das sogenannte kleine Bürgerrecht in Schweidnitz und
soll um 1810 verstorben sein: 1812 heiratete seine
Witwe den Geigenmacher Koded.
Fiedler, August Gottwald Friedrich. — Mark-
neukirchen. Geb. in Untergattengrün bei
Adorf 2. April 1863
Fleißiger Geigenmacher der Gegenwart.
Fiegimüller, Benedict. — ? 1 755
Ein süddeutscher oder österreichischer Meister, von
dem eine »Pochette in Viclinform« in der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 913)
aufbewahrt wird, die im zierlichen Schallkörper den
kleinen Bogen imd einen niedlichen, bemalten Fächer
beherbergt.
Field — Fingland
137
Fleld, T. -1815
Englischer Geigenmacher aus dem ersten Viertel des
19. Jahrhunderts.
Fifo del Pagliaro. — Rolo (Modena). 1840
Ein fleißiger Meister von handwerksmäßiger Tüchtig-
keit, der Geigen und Bässe in großer Zahl gemacht hat.
Filano, Antonio. — Neapel. 1787
Reich eingelegte Mandolinen tragen semen Namen.
Filano. Donato. — Neapel. 1763. 1783
Es gibt nur sehr wenige Gelgen von ihm, und diese
sind unbedeutend; auch ihr brauner Lack ist nicht zu
loben. Dagegen sind seine Mandolinen und Pandoren
gut. Eine reich und geschmackvoll eingelegte neapoli-
tanische Mandoline von ihm besitzt die staatl. Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 750), eine ähn-
liche C. Claudius in Kopenhagen, zwei die Sammlung
Loup und eine das Musikhistorische Museum in Stock-
holm. Eine sehr sorgfältig gearbeitete, überreich mit
Schildpatt, Perlmutter und Elfenbein eingelegte Man-
doline von ihm mit der Jahreszahl 1774 befindet sich
in der Sammlung Fritz Wildhagen in Haiensee bei
Berlin. Eine aus der Sammlung des f Charles Gimbel
stammende italienische Laute, mit Schildpatt und Perl-
mutter eingelegt, besitzt das Großherzoglich Badische
Museum für Altertümer in Karlsruhe mit einer fran-
zösischen (!) Wohnungsangabe: *Donatus Filano Fecit
Anno Dni 1 773 / Av. Rue de la Sainte Ciaire <•. Valdrighi
schreibt den Namen FilCno.
Geigenzettel : Donato Filano fecit alla rua , di s. Chiara
A. D. 1782, Napoli (geschrieben). — Donatus Filano
fecit anno D. 1770 / Neap. alla Rua de Tafettanari (ge-
druckt).
Filano, Giuseppe. — Neapel. 1785. 1797
Ein Sohn von Donato F. und wohl auch dessen Schüler.
Eine Gitarre von ihm befand sich in der SammlungLoup.
Geigenzettel: Joseph Filano, Filius Donati fecit Neap. /
Alla Rua di S. Chiara ,/ Anno 1 787 (gedruckt).
Filano, Luigi. — Neapel. 1821. 1832
Sohn oder Enkel von Donato F. Er hat wie dieser fast
ausschließlich Gitarren und Mandolinen gemacht.
Geigenzettel : Abb. 204.
Filipp, Hans. — Markneukirchen. Geb. 1858
in Schönbach i. B.
Schüler von Johann Fischer in Schönbach. Er arbeitete
als Gehilfe an verschiedenen Orten und ließ sich 1883
in Markneukirchen nieder. Durch seine besondere
Handfertigkeit, die er u. a. beim Bau von niedlichen
Miniaturinstrumenten (Violoncello, Stockgeige usw.)
bewies, hat er sich einen Namen gemacht. Er erfand
auch einen recht praktischen und sicher anzuwendenden
Wirbel für Streichinstrumente. Da er fast ausschließ-
lich für Händler arbeitet, kommen nur wenig Instru-
mente mit seinem Namen vor.
Filippi, Filippo. — Rom
Unbedeutender Musikinstrumentenmacher desl 9. Jahr-
hunderts.
Filippo s. Orazio
Fillion, Georges-Charles. — Straßburg. Geb.
in Seloncourt (Doubs, Frankreich) 1 9. Febr.
1869
Schüler von Arnould in Mirecourt und Methfessel in
Bern. Nachdem er ausgelernt hatte, arbeitete er noch in
Mirecourt, vier Jahre in Paris und zwei Jahre bei Hill
& Sons in London, als deren Schüler er sich haupt-
sächlich betrachtet. Er kam hierauf am 1. Januar 1896
nach Straßburg, wo er sich seitdem dauernd niederließ,
da dort seit längerer Zeit kein Geigenmacher mehr an-
sässig war. Er hat eine tüchtige Schule durchgemacht,
und seine Geigen zeichnen sich durch große Sorgfalt
der Arbeit aus. Er kopiert hauptsächlich Stradivari,
verwendet einen orangegelben Ollack und gilt als sehr
talentvoll.
Geigenzettel : No . . . G. Fillion Luthier / Strasbourg,
annee 189 . . (gedruckt) und Abb. 214.
Fincoh s. Vincoli
Findiger, Arnold. — Leipzig. 1615
Er war nur Reparateur und erlangte 1615 als Lauten-
händler das Bürgerrecht in Leipzig.
Findley, James. — Padanaram. Geb. 1815 auf
der Farm Bromfield bei Brechin, f 1896 in
Padanaram
Ein schottischer Weber, der etwa 500 Geigen gemacht
hat. Viele davon sind Kopien nach einer Jos. Guarneri-
geige, die ein Landsmann von ihm besaß, einige gehen
in den Umrissen auf ein Stradivarimodell zurück, und
andere sind Nachahmungen einer «Black Meg« ge-
nannten alten Geige, die sich im Besitze eines Tanz-
meisters in Forfar befand. Die F-Löcher sind originell
in der Form, die Einlage ziemlich breit, die Schnecken
oft aus Birnbaumholz. Er verwendete einen dünnen
Spirituslack von gelbbrauner Farbe, der sehr nachge-
dunkelt hat. In der Wahl des Holzes war er sorglos
und verarbeitete selbst alte Eisenbahnschwellen, wenn
er nichts anderes zur Hand hatte. Die Weberei betrieb
er bis an sein Ende; außerdem war er ein vorzüglicher
Geiger.
Geigenzettel: James Findley / Maker / Padanaram /
186Ö (gedruckt).
Fi
. Fis
iner s. riscer
Finger, Josef. — Brunn. 1806. f 1856
Er wurde als Instrumentenmacher 1806 bei der Tisch-
lerzunft eingeschrieben und erlangte 1810 das Bürger-
recht. Arbeiten von ihm lernte ich noch nicht kennen.
Fingland, Samuel. — Glasgow. 1892
Ein Liebhaber, der in den neunziger Jahren in Glasgow
lebte und einige Violinen nach Stradivari und Guarneri
gemacht hat. Er verwendete bräunlichroten Ollack.
Geigenzettel: Samuel Fingland / fecit 1892 No. 14 ge-
schrieben).
138
Finke
riorini
Finke, Joseph. — Haindorf (Böhmen). 1844.
1860
Wenig bekannter, aber tüchtiger Geigenmacher, von
dem Prof. Sattler in Linz eine Violine besaß, die ebenso-
gut klang, als sie schön in der Arbeit und im Holz war.
Geigenzettel: Josef Finke , Heindorf bei Friedland / in
Böhmen (gedruckt). — Joseph Finke / in Haindorf /
anno 1860 (gedruckt).
Finoc(chio?), Bibbiano. — Bibbiano (Reggio
Emilia). 17. Jahrhundert
Die staatl. Sammlung alter Musikinstrumente in Ber-
lin besitzt zwei Gitarren (Nr. 643 und 648) italienischer
Herkunft, von denen die eine die Form einer Vihuela
(spanische Gitarre) hat; beide sind reich eingelegt und
am Griffbrett bemalt. Die erstere trug den Namen des
Verfertigers : Bibbiano Finoc ... Da Bibbiano kein ge-
bräuchlicher Taufname ist, dürfte anzunehmen sein,
daß der Verfertiger damit seine Heimat angedeutet hat.
Finolli, Giuseppe Antonio. — Mailand. 1750.
1755
Mittelmäßig in der Arbeit; er hat nur wenig Geigen
gemacht.
Geigenzettel : Abb. 226.
Finte. — Paris
Dieser Name kommt manchm.al in französischen Gei-
gen vor, mit denen ein Fälscher dem Klange nach den
Namen Fent gemeint haben wird, wie auch .'\. Jacquot
annimmt.
Finz, Emmanuel. — Avignon. Geb. in Gi-
braltar um 1820, t In Avignon 10. Dez.
1866
Selbständig von ihm gebaute Geigen sind mir nicht
vorgekommen.
Geigenzettel: Repare par Finz / Avignon 1853 (gedr.)-
Finze. — Carpentras. 1852
Vielleicht mit E. Finz in .'Xvignon identisch.
Geigenzettel: Restaure par Finze: / = Carpentras.
1 852 (geschrieben).
Fiorani, Vincenzo. — Pergola. 1855
Seine Geigen sind gewöhnliche Handwerksarbeit. Das
Holz ist sorglos gewählt und der Spirituslack spröde
und unschön.
Fiori, Amilcare. — Casinalbo. 1 9. Jahrhundert
Vielleicht der Vater der Brüder Fiori, vielleicht auch
ein Sohn von einem der beiden. Valdnghi zählt ihn
auf (1046), doch gelang es mir nicht, eine Arbeit von
ihm zu Gesicht zu bekommen.
Fiori, Andrea (Antonio?). — Modena. Geb.
um 1796, t vor 1870
Von Hause aus Ingenieur, beschäftigte er sich aus Lieb-
haberei mit dem Geigenbau und brachte es in Verbin-
dung mit seinem Bruder darin zu großer Geschicklich-
keit. Er verwendete Spirituslack.
Geigenzettel: Abb. 217.
Fiori, Gaetano. — Modena. Geb. um 1798,
tum 1873
Bruder von Andrea F. Er lebte abwechselnd in Modena
und in Casinalbo mit seinem Bruder, mit dem er ge-
meinschaftlich arbeitete.
Fiorillo, Giovanni. — Ferrara. 1780
Mehrere gute Violoncelli von ihm sind in letzter Zeit
aufgetaucht, und da manches in seiner Arbeit an
deutsche Art erinnert — • so sind z. B. seine F-Löcher
denen Stainers recht ähnlich — , hält man ihn für einen
Südtiroler. Ich glaube aber, daß er als Geselle in Tirol
oder Deutschland gearbeitet hat, denn das Italienische
in seinen Werken hat doch das Übergewicht. Viorillo
zu schreiben ist falsch.
Fiorini, Alessandro (Losandro) und Antonio. —
Bologna. 1671. 1720
Wahrscheinlich der Stammvater der Familie (zu der
wohl auch die Floreni gerechnet werden müssen). Auch
sein Sohn Antonio soll Geigenmacher gewesen sein,
doch gelang es mir bisher nicht, Arbeiten von ihnen
nachzuweisen. Die Zettel beider teilt de Wit zum
erstenmal mit.
Geigenzettel: Antonius Fiorini Bononiae / fecit Anno
1720 (gedruckt).
Fiorini, Giuseppe. — München, Zürich. Geb.
1861 in Bazzano
Er kam mit seinen Eltern im Jahre 1867 nach Bologna,
erhielt eine gute Schulbildung und war von Ende 1876
an Schüler seines Vaters Raffacle F. Schon im Jahre
1881 machte er sich selbständig, und um seinem Vater,
der hauptsächlich Violoncelli baute und Reparateur
war, keine Konkurrenz zu machen, verlegte er sich auf
den Bau von Violinen und den Handel mit alten
Meisterwerken. Zu diesem Zwecke unternahm er
größere Reisen, die ihn wiederholt auch nach Deutsch-
land führten. Im Jaljre 1889 wurde er der Schwieger-
sohn Andr. Riegers in München und leitete das Ge-
schäft unter der Firma Rieger & Fiorini, die dann
Mitte 1899 in »Giuseppe Fiorini« umgewandelt wurde.
Auch jetzt ist der Bau neuer Violinen und der Handel
mit alten Meistergeigen seine Hauptbeschäftigung. Er
macht seine Violinen in allen Teilen selbst, und da sie
vorzüglich gearbeitet sind und vortrefflich klingen,
fehlt es ihm auch nicht an ehrenden Anerkennungen
und Auszeichnungen aller Art. Seine Geigen sind, ohne
Kopien zu sein, von ausgesprochen italienischem Cha-
rakter und entsprechen der Schule, aus der er hervor-
gegangen ist. Er ist als vielerfahrener, gründlicher
Geigenkenner geschätzt und war Mitbegründer und
Vorstandsbeisitzer des Deutschen Geigenmacherver-
bandes, sowie Obmann der Sachverständigenkommis-
sion für die Beurteilung alter Instrumente. Durch den
Krieg wurde er im Mai 1915 veranlaßt seine Werkstatt
nach Zürich zu verlegen. Er wurde da in der Kunst-
welt sehr freundlich aufgenpmrnen und hat sich fast
Mo
Fisch
ischer
)9
ausschließlich dem Bau von neuen Geigen zugewendet,
womit er große Erfolge erzielt hat. Es gelang ihm
auch, in letzter Zeit die kostbare Stradivarisammlung
des Grafen Cozio di Salabue von der letzten Erbin,
der Marchesa Paola della Valle del Pomaro in Turm,
für 100 000 Lire zu erwerben. Diese Sammlung enthält
bekanntlich außer mehreren Violinen usw. hauptsäch-
lich Werkzeuge, Modelle, Handschriften, Vorschriften
für die Grundierung, Lackrezepte usw., die in den
Händen eines Geigenmachers von ganz besonderem
Werte sind.
Fiorinl, Raffaele. — Bologna. Geb. in Pianoro
1828, t in Bologna 1898
Er kam mit seinen Eltern als Kind nach Bazzano, und
da er schon damals in allen freien Stunden versuchte,
Geigen zu machen, führte man ihn zu dem Bruder des
Geigenmachers Tadolini nach Modena, von dem er
später auch den ersten Unterricht erhielt. Er arbeitete
rastlos und vervollkommnete sich immer mehr, so daß
er bald in gutem Rufe stand. Im Jahre 1867 berief ihn
der berühmte Violinprofessor Carlo Verardi nach Bo-
logna, und hier wurde er durch ausgezeichnete Arbeiten
in weiten Kreisen als einer der besseren italienischen
Geigenmacher aus dem letzten Drittel des 19. Jahr-
hunderts bekannt. Er wurde hauptsächlich als Repara-
teur beschäftigt und hat daher nur wenige neue Geigen
gebaut, dagegen ungefähr 60 Violoncelli, die sehr ge-
schätzt sind. Seine Erfindung einer Vorrichtung
zur mechanischen Herstellung der Rinne für die Ein-
lagen hat sich im Großbetrieb sehr bewährt und wird
noch jetzt in Mirecourt angewendet. Er war ein hervor-
ragender Kenner der alten, italienischen Schulen, wie
wenige zu seiner Zeit. Als seine Schüler sind zu nennen
sein einziger Sohn Giuseppe und Augusto Pollastn.
Sein Nachfolger in Bologna ist Armando Monterumici.
Firth. — Manningham. 1877
Vielleicht ein Sohn von G. F. in Leeds. Er bevorzugte
ein breites Modell.
Firth, G. — Leeds. 1836. 1844
Schüler von William Boots sen., aber nur mittelmäßig
in seiner Arbeit.
Geigenzettel: G. Firth No 1 10 Briggate, / Leeds, 1836
(gedruckt).
Firth & Ball. — New York. 19. Jahrhundert
Amerikanische Geigenmacherfirma, von der ich einen
guten dreisaitigen Baß kennenlernte.
Fiscer (Fitter), Brüder. — Mailand. 1 760. 1 764
Vermutlich zwei Deutsche Namens Fischer, oder, wenn
de Piccolellis, der Ficher liest, recht hat, vielleicht
Mitglieder der vogtländischen Familie Ficker ')• Außer
dem Namen spricht auch die Arbeit für die deutsche
Herkunft. Ihre Geigen sind recht gut; auch der rote
oder rotgelbe Lack ist schön zu nennen.
Geigenzettel : Giuseppe Carlo Fratelli Fiscer / Fabbri-
catori di strumenti in Milane / Vicino alla balla 1764
(gedruckt).
^) Andere wollen Fitter oder Einer lesen.
Fiscer, Carlo Vincenzo. — Mailand. 1770
Vermutlich einer der beiden Brüder Fiscer, der 1770
mit der gleichen Adresse allein arbeitend vorkommt.
Die Musikinstrumentensammlung des Bachhauses in
Eisenach besitzt eine Bastardlaute (Nr. 2) und eine
prachtvolle Pandurina von ihm.
Geigenzettel :CarloVincenzo Fiscer, fabbncatord' Istru-
menti / Alla Balla in Milano anno 1770 (gedruckt).
Fischbach
Mehrere Mitglieder dieser Familie sind in der eger-
ländischen Geigenindustrie tätig, so Johann Fischbach,
geb. 1860, Schüler von Josef Sandner, in Dürngrün
bei Schönbach, der seit 1882 eine Kindergeigenfabnk
und eine Gastwirtschaft betreibt; ein anderer Johann
Fischbach ließ sich nach 1898 in Schönbach nieder.
Fischer. — Brambach. 1910
Guter Bogenmacher.
Fischer. — Markneukirchen
Als Geigenmacher aus dieser Familie sind bekannt:
Fischer, Christian Gotthilf I. Geb. um 1728
Er scheint in (Mark-)Neukirchen gelernt zu haben und
kam dann zu der »Miliz«. Obwohl er Soldat war, be-
warb er sich im Jahre 1748 um die Aufnahme in die
Zunft und brachte eine Bescheinigung seines Haupt-
manns bei, daß dieser nichts dagegen habe. Er wurde
dann am 27. Mai als Meister aufgenommen.
Fischer, Christian Gotthilf II. Geb. 1748,
t H.März 1771
Er wurde am 2. November 1768 gleichzeitig mit
G. A. Keßler Meister, starb aber schon in einem Alter
von 22 Jahren, 4 Monaten und 14 Tagen.
Fischer, Christian Gottlob. Geb. 2. Juli 1815,
t 10. April 1895
Sohn von Johann Christian F.
Fischer, Heinrich Wilhelm. Geb. 13. Dez. 1857
Fischer, Johann Adam. Geb. 1730, f I.April
1809
Er wurde am 24. Mai 1752 Meister und galt als ge-
schickt. Er scheint in Neukirchen gelernt zu haben und
war dort auch Geigenmachergeselle, doch wird aus-
drücklich bemerkt, daß er nicht der Sohn eines der
Zunft angehörenden Meisters war. Er erreichte ein
Alter von 78 Jahren 5 Monaten, weniger 14 Tage.
Fischer, Johann Christian. Geb. 24. Sept.
1763, t2 I.Dez. 1838
Zweiter Sohn von Johann Adam F.
Fischer, Johann Georg. Geb. 16. Sept. 1758,
H.Dez. 1821
Altester Sohn von Johann Adam F. und dessen Nach-
folger.
Geigenzettel : Johann Georg Fischer / Violinmacher in
Neukirchen, (geschrieben).
140
Fischer, Johann Gottfried — Fischer, Joseph
Fischer, Johann Gottfried. Geb. 15. März
1770, t 15. Sept. 1825
Jüngster Sohn von Johann Adam F. und der talent-
vollste der Söhne. Er gebrauchte eine ähnliche Brand-
marke wie Joh. Gottl. FIcker (Nr. 39).
Fischer. — München
Es soll um das Jahr 1805 ein Geigenmacher Fischer in
München gelebt haben. Vermutlich war Josef F., der
Regensburger Meister, vorübergehend m München,
denn um die angegebene Zeit fand ich nur einen
Sänger dieses Namens in München; alle übrigen
Fischer hatten der Musik völlig fernstehende Berufe.
Fischer. — Schönbach b. E.
Aus dieser Familie gingen folgende Geigenmacher her-
vor:
Fischer, Anton I. Geb. um 1806, f 1880
Er gehörte schon 1826 der Innung an.
Fischer, Anton II (noch lebend)
Fischer, Carl (noch lebend)
Fischer, Johann (noch lebend)
Fischer, Rudolf (wohnt in Watzkenreuth bei
Schönbach)
Fischer, Wenzl, gehörte schon 1826 der In-
nung an
Fischer, Wenzel (noch tätig)
Fischer, Alois in Proßnitz i. M. scheint auch
aus Schönbach zu stammen
Fischer, Andreas. — Znaim. 1855. 1861
In einigen mittelmäßigen Geigen fand sich sein Zettel.
Besser waren seine Gitarren.
Geigenzettel: Abb. 223.
Fischer, Anton.
1879
Wien. Geb. 1 794,110. Aug.
Am 20. April 1821 legte er seinen Bürgereid ab und
hatte seine Werkstatt Stadt Nr. 369. Im Jahre. 1835
wohnte er »Seitzergasse gegenüber dem Kriegsgebäude «,
später »am Graben nahe der Apotheke, im zweiten
Hofe«. Er gehörte zu jenen Meistern, die ihre Kunst
unablässig studieren. Zu diesem Zwecke brachte er
eine schöne Sammlung alter Geigen zusammen, dar-
unter war auch eine Viola von Duiffopruggar, die Kiese-
wetter im Jahre 1842 gesehen und für zweifellos echt
gehalten hat. In der Nachahmung der italienischen
Vorbilder war Fischer nicht sehr glücklich, obwohl er
sehr geschickt war und gutes Holz verwendete, dagegen
gelang es ihm leicht, die Geigen William Forsters
trefflich nachzuahmen. Eine Violine von ihm aus dem
Jahre 1825 und eine Viola von 1842 besitzt das Schotten-
stift in Wien.
Geigenzettel ; Abb. 207.
Fischer, Christian. — Hamburg. 1797
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und wurde
am 8. September 1 797 Bürger.
Fischer, Georg. — Wien. 1857
Vielleicht ein Sohn von Anton F. Er scheint verhältnis-
mäßig jung gestorben zu sein und gehörte der Wiener
Geigenmacherzunft nicht an. Ich kenne nur einen Re-
paraturzettel von ihm.
Fischer, Gottfried. — Wien, f um 1888
Sohn von Anton F., den er jedoch in keiner Weise er-
reichte. Er wohnte vor Gutermann in Mariahilf, Haupt-
straße Nr. 68 und verlegte seine Werkstatt im Jahre 1 868
in die untere Bräunerstraße, 1882 gab er sein Geschäft
auf und übernahm in Hietzing bei Wien eine Spezerei-
warenhandlung, die bald zugrunde ging. Er starb dann
im Versorgungshaus. Er hat nicht viele neue Geigen
gebaut, die seine Brandmarke G. F. am Halsplättchen
tragenden Violinen dürften zumeist Arbeiten geschick-
ter Gehilfen gewesen sein.
Geigenzettel: Gottfried Fischer / Wien / Mariahilfer
Hauptstraße No 68 (lith.). Brandmarke Nr. 27.
Fischer, Johann Georg. — Jena. S. Vischer
Fischer, Joh. Sim. s. Vischer
Fischer, Johann Ulrich. — Landshut. Mün-
chen. 1720. 1728
Tüchtiger deutscher Meister, der u. a. als einer der
letzten noch häufig Nonnengeigen gebaut hat. Seine
Violen und Gamben sind von vortrefflicher Arbeit,
auch seine Violinen sind zu loben. Um 1728 siedelte
er, wenn der Zettel einer Marinetrompete echt ist, nach
München über, doch läßt sich diese Tatsache urkund-
lich nicht belegen. Zwei Nonnengeigen von 1720 be-
finden sich in der Sammlung des Historischen Kreis-
vereins in Landshut i. B., eine solche von 1722 besitzt
die Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien, eine ebensolche von 1728 und eine Violine mit
Löwenköpfchen W. Heyers musikhistorisches Museum
in Köln.
Geigenzettel: J. Fischer / Landshut 1722 (gedruckt).
— Joham Vlnch Fischer laud Vnd gaigmachr / in
landshuet 1726 (geschrieben).
Fischer, Joseph. — Regensburg. Geb. 1769,
t 22. Juni 1834
Er soll aus dem AUgäu stammen und war vermutlich
ein Schüler von J. Anton Gedler in Füssen. Er kam
1 790 von Wien nach Regensburg, wo er als Nachfolger
von Koßler und Widhalm betrachtet werden kann. Er
war ein hervorragender Meister und baute nach italieni-
schen'* Modellen, hauptsächlich nach Stradivan, und
besaß einen wundervollen, gelbbraunen Ollack. Er
kopierte seine Vorbilder so vorzüglich, daß jetzt viele
seiner Instrumente als echt italienische verkauft wer-
den, außerdem war er ein vom In- und Auslande gleich
stark in Anspruch genommener Reparateur. Er war der
Fischer — Flägel
141
Lehrer der Brüder Engleder, seiner Neffen und von
P. Schulz. Auf vielen seiner Zettel befindet sich in der
Mitte ein Doppeladler mit Krone.
Geigenzettel : Josef Fischer fecit a Ratis- / bona 1 792
(gedruckt). — Joseph Fischer, / Lauten und Geigen-
macher / in Regensburg Anno 1826 (gedruckt).
Fischer, Joseph. — Znaim. 1862. 1865
Vielleicht der Sohn von Andreas F. Wenig bekannter
Geigenmacher, der wohl hauptsächlich Flickarbeiten
ausführte.
Geigenzettel : Josef Fischer / Instrumentenmacher / in /
Zna~im / Nr. 132. 1862 (gedruckt, lith.).
Fischer, Karl. — Bremen. 191 1
Seine Violinen tragen seinen Namen als Brandmarke.
Fischer, Philipp Jakob. — Würzburg. 1715
Er soll ein Bruder des Landshuter Meisters Johann
Ulr. F. gewesen und ursprünglich auch in Landshut
ansässig gewesen sein. Bei de Piccolellis wird er nur als
in Landshut ansässig erwähnt. Vermutlich war er der
Vater des berühmteren Zachanas F.
Geigenzettel: Philipp Jacob Fischer, Lauten- / und
Geigenmacher in Wirz- / bürg. Fecit 1715 (gedruckt).
Fischer, Zacharias. — Würzburg. Geb. 5. Nov.
1730, t 27. Nov. 1812
Er gehört zu den Geigenmachern, die, wenn auch eine
Zeitlang überschätzt, doch durch ihre Arbeit den guten
Ruf, den sie besessen, auch heute noch bis zu einem
gewissen Grade rechtfertigen. Am besten sind seine
Geigen aus den Jahren 1770 — 1780, deren Ton, wenn
auch nicht so edel wie der der von ihm nachgeahmten
Amatischule, immerhin recht voll und kräftig ist. Er
studierte seine Vorbilder unablässig und kam ihnen in
der Sauberkeit der Arbeit sehr nahe, leider aber geriet
er schließlich auf Abwege. Im Jahre 1786 machte er
bekannt, daß er ein Verfahren erfunden habe, welches
es ihm ermögliche, seine neuen Geigen denen des
Stradivari und Stainer gleichwertig zu machen. Dieses
Verfahren bestand jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach
nur darin, das Holz im Ofen auszutrocknen, d. h. zu
backen, weshalb es begreiflich erscheint, daß die
Geigen aus seinen späteren Lebensjahren jetzt meist
verdorben sind. Er gebrauchte verschiedene Zettel und
machte auch Lauten und Gitarren usw. Wie viele an-
dere, die um die Jahrhundertwende gelebt haben, be-
nutzte auch er im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts
noch die Zettel, auf denen 17 . . für die Jahreszahl vor-
gedruckt war. Er schrieb einfach über die 7 eine 8 usw.
Auf der Abbildung seines Zettels hat die Photographie
die gedruckte Zahl 17 scharf, die darüber geschriebene
8 aber so undeutlich wiedergegeben, daß man, wenn
man nicht genau prüft, leicht 1708 statt 1808 lesen
könnte, was sich aber schon dadurch verbietet, daß
Z. Fischer erst 1730 geboren wurde. — Er war 1755
schon Hofgeigenmacher und erwarb am 20. Dezember
1787 das Bürgerrecht in Würzburg in der (jetzigen)
Hörleingasse Nr. 8 (früher : IV. 78), wo er auch starb.
Eine Violine von Ihm mit der Nr. 37 vom Jahre 1 799
besitzt Carl Stoeber in Würzburg. Eine siebenchörige
Laute von ihm aus dem Jahre 1755 befindet sich in
W. Heyers musikhistorischem Museum in Köln.
Geigenzettel : Abb. 208.
Fischesser-Chollet, Leon. — Genf, Staufen i. B.
Paris. Geb. 12. Okt. 1861 in Saint-Cloud
(Frankreich)
Er ließ sich 1 885 In Genf nieder, wo er Rue Leger Nr. 6
wohnte. 1888 hieß seine Firma Reymond & Fischesser
freres. 1900 verzog er nach Staufen In Baden. Um 1904
war er auch in Mülhausen Im Elsaß tätig. Um 1905
siedelte er nach Paris über, wo er Faubourg Polssoniere
seine Werkstatt aufschlug. Für seine neuen Geigen er-
hielt er In Genf eine silberne Medaille. Sein beson-
deres Interesse wandte er der Erforschung des Cre-
moneser Gelgenlacks zu.
Fiscier, Tobia. — Siena. 1710
Wahrscheinlich deutscher Abstammung, vielleicht Va-
ter der Brüder FIscer In Malland. Eine theorblerte
Laute von ihm befindet sich In W. Heyers rnusik-
hlstorlschem Museum in Köln (Nr. 502).
Fisty s. Sisty
Fitsche, Johann. — Linz a. D. Geb. 1 81 9, j in
Linz 30. Aug. 1893
Er hatte Im Hause Landstraße Nr. 23, auch Nr. 34 und
17 seine Werkstatt und war ein alter Junggeselle mit
allerlei Schrullen und Eigentümlichkeiten. Er fertigte
viele billige Geigen an, mit denen er seinen Lebens-
unterhalt verdienen mußte, aber er war ein sorgsamer
Reparateur und hat auch einige sehr gute Instrumente
gebaut, mit denen er beweisen wollte, was er konnte.
Fitter s. Fiscer
Fivaz, C. F. — London. 1899
Er wohnte als Gelgenmacher und Reparateur bis 1 899
Essex rd. Islington Green N und Ist später ohne Hinter-
lassung der Adresse verzogen.
Flac, Philipp. — Lyon. Geb. um 1533. 1572
Wahrscheinlich ein Deutscher; er gehörte zur refor-
mierten Gemeinde in Lyon und wird als Lautenmacher
bezeichnet.
Flägel, Johann Joachim. — Lübeck. Geb.
1 1. März 1845 zu Hornstorf, f 3. Jan. 1918
in Lübeck
Schüler des Instrumentenmachers Adler, mit dtni er
zuerst gemeinschaftlich sein Geschäft hatte. Tüchtiger
Blechblaslnstrumentenmacher imd Orgelbauer, der
auch Geigen reparierte.
Flägel, Heinr. Herrn. Ludw. Jul. Rud. —
Lübeck. Geb. 17. Juli 1871 zu Lübeck
Sohn, Schüler und Nachfolger seines Vaters J. J. Flägel.
142
Flambeau — Flc
Flambeau, Joseph. — Mirecourt. 1740
Er war vielleicht der Vater und Lehrer des 1 776 bis
1789 vorkommenden Charles Flambeau. Arbeiten von
ihnen kennt man nicht.
Flambeau (Flambau), Pierre. — Paris. 1816
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammender, unbedeu-
tender Geigenmacher. Er nannte sich einen Schüler
Kolikers, bei dem er wohl als Geselle gearbeitet hatte,
und verwendete außer seinem geschriebenen Zettel
auch eine Brandmarke mit semem Namen.
Fiather, 0. P.
Wohnt als Geigenmacher m Boston.
Flechter, Victor S., war um 1894 m Neuyork
ansässig
Fleischer, Carl Conrad. — Hamburg. \ vor
1738
Jüngerer Sohn von Hans Christ. F.
Fleischer, Hans Christoph. — Hamburg. 1 672.
1688
Vermutlich der Schwager Joach. Tielkes, der eine
Fleischer geheiratet hat. Er erwarb am 12. Apnl 1672
das Hamburger Bürgerrecht und kommt 1688 noch vor.
Als Beweis seiner Tüchtigkeit kann man die Tatsache
betrachten, daß ein so feiner Kenner, wie Seihof, einen
Kontrabaß von ihm besaß, der 1 759 im Haag versteigert
wurde. Er hat übrigens auch Tasteninstrumente gebaut
Fleischer, Johann Christoph. — Hamburg.
Geb. um 1675, t nach 1732
Älterer Sohn und wohl auch Schüler von Hans Christ.
Fl. Er wurde am 13. Juni 1705 Hamburger Bürger und
verstand es, den Ruf, den sein Vater bereits besaß, noch
zu erhöhen, so daß der Name Fleischer neben Tielke
In der Geschichte des deutschen Instrumentenbaus stets
hervorgehoben werden muß. Er hatte nebst seinem
Bruder 1708 schwere Kämpfe mit der Tischlerzunft
auszufechten, die seine Arbeit als einen Eingriff in ihre
Rechte betrachtete. Seine Lauten und Violen sind von
schöner Arbelt, er hat jedoch wie sein Vater auch
Tasteninstrumente gebaut und erfand u.a. 1718 ein
»Lautenclavecin« und einen »Theorbenflügel«.
Fleming, Georg. — Danzig. 1650
Eine Laute (Nr. 5517) im Schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertum in Breslau trägt den ge-
schriebenen Zettel : »Georg Fleming In Dantzig .^nno
1650«.
Fleming, James M. — London. 1902
Verfasser einiger verdienstvoller Werke zur Geigen-
geschichte und bewährter Geigenkenner. Er erfand eine
neue Geige, die statt des hölzernen Resonanzbodens
einen ziemlich großen Aluminiumschalltrichter besitzt,
in den durch ein Membran die durch die Saiten-
schwingungen hervorgerufenen Töne übergeleitet und
zu Gehör gebracht werden. Die Klangfarbe des neuen
Instruments soll recht eigenartig sein.
Fleming, John. — Saltcoats. 1895
Seine Geigen, die nach Stradivari gebaut und mit 01-
lack überzogen sind, tragen keine Zettel, sondern nur
einen Brandstempel mit seinem Namen.
Flette, Benoist. — Paris. 1745. 1763
Er war geschworner Meister der Pariser Lautenmacher-
zunft für 1763. Geigen von ihm sind wenig bekannt
und unbedeutend, nur seine Lauten und Gitarren wer-
den gelobt. Sein Name wird von einigen Hette gelesen.
Fleuri (Fleury), Jean Frangois. — Paris. 1 783
1785
Weder über sein Leben noch über seine Arbeit ist et-
was Besonderes zu sagen. Er gehört zu den Meistern
dritten Ranges und wird nur selten erwähnt. Er darf
mit Benoit Fl. nicht verwechselt werden.
Fleurot. — Val d'Ajol. 1 8. bis 1 9. Jahrhundert
Bisher sind nur Scheitholte von ihm bekannt geworden.
Fleurot v/ar vielleicht einer der letzten Lautenmacher,
die dieses in den Vogesen beliebte zitherartige In-
strument, das schon Praetorius (1618) verächtlich ein
"Lumpeninstrument« nannte, in größerer Anzahl ge-
baut hat. Scheitholtartige Epinettes, oder genauer
»Epinettes de Vosges« von ihm besitzen das Museum
des Konservatoriums in Brüssel, die Berliner staatl.
Sammlung und das Musikhistorische Museum von
W. Heyer in Köln (Nr. 412).
Fleury, Benoit. — Paris. 1751. 1791
Ein geschickter Lauten- und Geigenmacher, der bei
seinen Genossen sehr angesehen war und zum ge-
schwornen Meister für das Jahr 1755 gewählt wurde.
Er wohnte, und zwar noch 1789, im Faubourg Saint
Germain, rue des Boucheries. Eine Baßviola von 1755
von ihm besitzt das Museum des Pariser Konservato-
riums. Das älteste bisher von ihm bekannte echte In-
strument ist ein Alto von 1751 ; es ist daher sicher ein
Irrtum, wenn ihn Hart schon in das Jahr 1718 setzt.
Er war ein geschickter Reparateur und auch seine Sack-
pfeifen (ein Modeinstrument jener Tage) und Leiern
waren berühmt. Eine Diskantviola (von 1 764) befindet
sich in der Sammlung Galpin (Hatfield).
Geigenzettel: .'\bb. 219.
Flodström, L. E. — Stockholm. 1897
Ein Dilettant, der 1897 in Stockholm recht brav ge-
arbeitete Geigen ausgestellt hat.
Floreno, Fiorenzo. — Bologna. 18. Jahrh.
In der Art des Guidante, mit dem er oft verwechselt
wird. Vidal liest »Florinus«. (Vgl. auch das bei Giovanni
Floreno Gesagte.) Auch ein Antonio Fl. soll zur glei-
chen Zeit vorkommen.
Gelgenzettel: Florentus Florenus / fecit Bononiae, an.
17 . . (gedruckt).
Floreno, Giovanni Guidante. — Bologna. 1685.
1730
Über diese Familie herrscht viel Unklarheit, die da-
durch noch vermehrt wird, daß schon in alten Zeiten
die Zettel vielfach gefälscht, Ihr Wortlaut miteinander
Floreno — Fluvaiil
143
vermengt oder umgestellt wurde. Da auch die Geigen
häufig gut nachgeahmt sind, ist es oft schwer, die echten
von den unechten zu unterscheiden. Die besten Kenner
haben sich jetzt dahin geeinigt, einen Vater und einen
Sohn des Familiennamens Floreno Guidante anzuneh-
men, andere halten dagegen das Wort Guidante für den
Familiennamen, wozu die Zettel in der Tat auch ver-
führen. Die Entscheidung könnte, abgesehen von der
archivalischen Forschung, nur getroffen werden, wenn
man möglichst viele zweifellos echte Arbeiten gleich-
zeitig miteinander zu vergleichen in der Lage wäre.
Die Geigen, die dem Vater zuzuschreiben wären, ver-
raten die Schule Amatis, die Arbeit ist manchmal un-
genau, die Hohlkehle des Bodens ist tiefer als die der
Decke, die F-Löcher sind nicht schwungvoll, die
Schnecke plump, der bernsteinfarbige Lack und der
Ton aber immer gut. Wenn man nicht annehmen will,
daß er ein Alter von etwa 90 Jahren erreicht hat und
Geigen mit seinem Namen und der Jahreszahl 1750
usw. für echt hält, so muß er außer seinem Sohne
Guidante noch einen gleichnamigen Nachkommen
gehabt haben ; von diesem würde die Geige im musik-
historischen Museum von W. Heyer in Köln her-
stammen. Auch nach rückwärts findet man unmög-
liche Jahreszahlen angegeben, so wurde 1898 in Köln
eine Baßlaute mit dem Zettel: »Joannes Florenus 1590
in Cremona* versteigert. Arbeiten von ihm finden sich
in verschiedenen Sammlungen. Eine Laute in der
Sammlung C. Claudius in Kopenhagen vermehrt durch
ihre Inschrift noch die Rätsel, denn sie lautet »Joannes
Florenus Guarneri fecit in Cremona 1590«. Eine sehr
gute Violine mit seinem Zettel und der Jahreszahl
1757 (!) besitzt Dr. med. A. Kubicki jun. in Olmütz.
Geigenzettel: Abb. 231.
Floreno, Guidante. — Bologna. 1710. 1740
Wenn das Wort Guidante ein Vorname sein kann und
nicht etwa mit »unter der Leitung« übersetzt werden
muß^), dann sind die Geigen, auf deren Zetteln der
Taufname Joannes fehlt, als Arbeiten des Sohnes von
Giovanni Fl. anzusehen. Dieser jüngere Floreno müßte
ein fleißiger Meister gewesen sein, da ihm Geigen aller
Art und Lauten zugeschrieben werden. Nach diesen
hatte er sein eigenes, oft großes Modell, das an deutsche
Vorbilder erinnert, aber flache Wölbung, scharf hervor-
stehende Ecken, schräge stehende )(, wodurch die un-
tere Hälfte des Geigenkörpers ungewöhnlich breit wird,
und oft sehr breite, am Boden, der meist aus einem
Stück ist, schmälere Einlage. Trefflicher, dick auf-
getragener Lack von großer Feinheit und leuchtender
Farbe (meist rotbraun auf gelbem Grund). Eine Baß-
geige (oder Violoncello) von 1711 befand sich in der
Selhofschen Sammlung. Ein Viola d' amore von 1730
befindet si:h in der Sammlung Savoye in Paris.
Geigenzettel : Guldante Florenus / fecit Bononiae 17..
(gedruckt, Pergament). — Florlnus Guidantus Fecit /
Bononiae Anno 1710 (gedruckt).
Florentin, N. — ? Anfang des 19. Jahrh.
Eine gute Violine von flachem Modell und Orangelack
trug diesen Namen ohne Ort und Datum. C. C. Snoeck
^) Vgl. guidare un negozio = ein Geschäft leiten.
besaß eine Violine nach Chanots Modell mit der Brand-
marke M. Florentin. Eine gleiche befindet sich bei
C. Claudius in Kopenhagen, eine dritte besitzt Leon
Pagnier in Haag. Diese ist von großem Patron mit be-
sonders breitem Unterteil. Sie trägt eine Brandmarke,
die der des D. Nicolas aine in Mirecourt nachgeahmt
erscheint, wie er auch den gleichen Werkstattnamen
»ä la ville de Cremone« geführt hat. Der Lack ist sehr
dünn aufgetragen, so daß die Geige nur gebeizt er-
scheint. Sie klingt trotzdem recht gut und spricht sehr
leicht an.
Brandmarke : A la ville de Cremone N Florentin (drei-
eckig angeordnet, in der Mitte in einem Kreis N F).
Florianl (Fioriani), Pletro. — Riva. Geb. in
Albola bei Riva am Gardasee, getauft am
3. Juni 1787, t 17. Januar 1870
Sohn des Müllers Francesco Ant. F. Ein vielseitiger,
erfindungsreicher Mann, der ursprünglich das Tischler-
handwerk erlernt hatte und schließlich Mechaniker ge-
worden war. Im Jahre 1829 konstruierte er das erste
mechanisch bewegte Schiff auf dem Gardasee, dann
für die Hauptkirche von Riva eine großartige Be-
leuchtungsmaschinerie als Aufbau über dem Hoch-
altar. Da er als Kind sehr schwach auf den Füßen war
und auf allen Vieren kroch, bekam er den Spitznamen
»Pero Gatt«, der ihm zeitlebens blieb. Seine Liebe zur
Musik brachte ihn dazu, fi;h auch als Geigenmacher zu
versuchen und der Erfolg, den er damit erzielte, ver-
anlaßte ihn jedenfalls, verschiedene Instrumente zu
bauen. Man sieht diesen freilich an, daß er kein ge-
lernter Geigenmacher war; er war sorglos in der Arbeit
und hatte auch keinen guten Lack, denn sein Haupt-
streben war es, einen guten Ton zu erzielen, was ihm
in einigen Fällen auch gut gelang. Rittmeister Picht
in Ulm, dem ich die näheren Angaben über Fioriani
verdanke, besitzt eine Violine und eine Viola von ihm,
in anderem Besitz befinden sich noch zwei Violoncelli,
drei Geigen und eine Viola. — Einen Aufsatz über
Fl. brachte die Trentiner »Libertä« 1921 Nr. 186.
Geigenzettel: Pietro Fioriani fecce, a , Riva di Trento
1858 (gedruckt).
Floßmann, Georg. — Tölz. Geb. am 4. Dez.
1 843 in Oberneuching bei Erdmg
Schüler von Georg Tiefenbrunner in München von
1858 — 1865, arbeitete dann bei J. Hornsteiner in Passau
und bei Georg Heidegger in Passau, dann wieder bei
Tiefenbrunner und eröffnete am 17. Mai 1875 sein
eigenes Geschäft in Tölz. Außer Streichinstrumenten,
die er nach Amati, Stradivari und Guarneri baut und
mit Spiritus- und Öllack versieht, baut er auch Man-
dolinen, Gitarren und hauptsächlich Zithern, an welch
letzteren er mehrere Verbesserungen angebracht hat.
Er besitzt Preise und Medaillen der Nürnberger .Aus-
stellung von 1882 und der Kölner von 1889 usw.
Geigenzettel : Abb. 224.
Fluvam, Edouard. — ?
Guter französischer Geigenmacher der Gegenwart.
144
Foetisch — Forster
Poetisch, Edouard. — Lausanne. Geb. 2. Juni
1869 in Lausanne
Schüler von R. Hammig in Markneukirchen und
P. Möckel in Berlin. Fünf Jahre lang arbeitete er in
Leipzig, Dresden, Frankfurt, Stuttgart, Wien und
Mirecourt und machte sich 1890 selbständig. Er baut
nach Stradivari, indem er sowohl einzelne Geigen ge-
treu imitiert, als nach den bekannten Modellen arbeitet.
Er ist Teilhaber der Musikinstrumentenfirma Foetisch
freres, die in Vevey eine Filiale besitzt, für die be-
sonders Penzel tätig ist.
Geigenzettel: Edouard Foetisch, Luthier / ä Lausanne
An . . . . No . . . (gedruckt).
Forcheville, Jean-Baptiste. — St. Omer (Frank-
reich). 1673
Bisher nur durch eine Pochette, die sich in der Samm-
lung Snoeck (443) befand, bekannt geworden; diese
aber läßt den Schluß zu, daß er in seinem Fache recht
tüchtig war. Leider war es mir nicht möglich, in den
Archivalien in St. Omer etwas über ihn zu finden.
Geigenzettel: Fait ä St. Omer par / J. B'«. Forcheville
1673 (gedruckt).
Foinant, Claude und Leopold.
1765
Wahrscheinlich Brüder. Arbeiten von ihnen kennt man
bis jetzt nicht.
Foltin. — Gleiwitz. 1910
Fonclauze, Joseph (gen. »le Mayeux«). — Paris.
Geb. in Luxeuil (Franche-Comte) 1800,
t Paris-Montmartre 1 864
Einer der besten französischen Bogenmacher, der,
nachdem er bei D. Peccatte in Mirecourt ausgebildet
worden war, 1820 nach Paris ging und zuerst bei
Fr. Lupot, dann bei Fr. Tourte und schließlich zehn
Jahre lang bei J. B. Vuillaume arbeitete. Gegen 1840
machte er sich in der Rue Pagevin selbständig und zog
dann in seinen letzten Jahren auf den Montmartre.
Die meisten seiner Bögen tragen seinen Namen als
Brandmarke.
Fontana, Giovanni. — Ferrara. 1568
Ein Instrumentenmacher, den Valdrighi (4164) er-
wähnt.
Fontanelli, Giovanni Giuseppe. — Bologna.
1733. 1773
Hauptsächlich als Lautenmacher berühmt. Zwei Man-
dolinen von ihm besitzt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums. Eine prächtige, reich mit Schildpatt,
Ebenholz und Elfenbein eingelegte Laute befindet sich
in der Sammlung Gautier in Nizza.
Geigenzettel: Giov. Giuseppe Fontanelli / fece in Bo-
logna, l'anno 1733 — 3 X^'^ (gedruckt). — Giovanni
Giuseppe Fontanelli / Bolognese f. an. 1772 (gedruckt).
Fontaubert, lebt als »Luthier« in Angouleme
Fonvielle, Jean de. — ■ Mirecourt. 1605
Einer der ältesten von A. Jacquot ermittelten Geigen-
macher Mirecourts.
Foradori, Giovanni. — Verona, Bologna. 1 855.
1860
Ein Feintischler, der sehr schön eingelegte Schränke
und Tische verfertigte. Er verlegte sich nebenbei auch
auf das Geigenmachen, wobei ihm zwar seine Hand-
fertigkeit sehr zustatten kam, doch jedes Verständnis
für das eigentliche Wesen des Geigenbaus abging.
Ford, Jacob. — London. 1780. 1790
Wie die meisten seiner Zeitgenossen in England nahm
er sich Stainer zum Vorbild. Er war nicht ungeschickt
Mirecourt. 'J"'^ verwendete einen guten OUack.
Fornarone, il. — Bologna
Ein bolognesischer Instrumentenmacher, dessen Name
und Zeit nicht feststeht, dem Namen nach vielleicht
der Sohn eines Bäckers. Valdrighi nennt ihn ohne
nähere Angaben unter Nr. 3757.
Forni, Stefano. — Pesaro. 1666
Seine Geigen glichen in ihrem Aussehen den Werken
der Brescianer, sind jedoch weder in bezug auf Arbeit,
Holz und Lack, noch auf den Ton hervorragend.
Geigenzettel: Stefano Forni Fece/ In Pesaro. L'anno
1 666 (gedruckt).
Forno, Chrlstoforo del. — Rom. 1608
Ein Lautenmacher aus der via dei Liutari, der wohl
eine größere Werkstatt besaß. Er wird in der Klage-
sache des vlämischen Lautenmachers Giovanni di En-
rico als »Maestro« und Besitzer einer »Bottega'< in der
via dei Leutari erwähnt.
Forster (Foster, auch Forrester), John. —
Brampton (Cumberland). Geb. um 1688 zu
Klrkandrews, f Okt. 1781 in Brampton
Der Stammvater der berühmten Geigenmacherfamilie
seines Namens. Er war eigentlich Spinnrad- und
Büchsenmacher, aber in vielen Künsten beschlagen,
und machte gelegentlich auch Geigen. Ein ihm zuge-
schriebenes Instrument ist sehr oberflächlich durch-
geführt, hoch gewölbt und folgt einem Modell, das
etwa in der Mitte zwischen dem des Stainer und dem
der Amatischule liegt.
Forster, Simon Andrew. — London. Geb.
13. Mal 1781, t 2. Febr. 1870
Sohn von William III F. Erst Schüler seines Vaters
und dann von Samuel Gilkes, der als Gehilfe bei seinem
Vater arbeitete. Er kam seinem Vater und Großvater
zwar nicht gleich, war aber ein feiner Kenner und ist
namentlich bekannt durch seine Mitarbeiterschaft an
dem Buche »The history of the Violin by Sandys and
S. A. Forster« (1864).
Geigenzettel: (in billigen Geigen:) Forster, No . . . (ge-
druckt). — S. A. Forster / Violin, Tenor and Violon-
cello / Maker / No . . London (gedruckt).
Forster — Fran^ais
145
Forster, William I. — Brampton.
1713, t 4. März 1801
Sohn von John F. Er nennt sich auf seinen Zetteln
zwar ausdrücklich Geigenmacher, war aber gleich
seinem Vater eigentlich Spmnraddrechsler und hat auch
als Spielmann sein Brot verdient. Seine Geigen sind
roh gearbeitet und haben schlechten Spirituslack,
klingen aber meist gut.
Geigenzettel: William Forster / Violin Maker / in
Brampton (gedruckt).
Forster, William II. (»Old Forster«). — Lon-
don. Geb. 1739 in Brampton, f H.Dez.
1808 m London
Sohn von William I F., dessen Schüler er sowohl als
Büchsenmacher wie als Geigenmacher und Musiker
war. Mit etwa 20 Jahren kam er nach London und
arbeitete zunächst gelegentlich für Händler, bis er sich
so viel erspart hatte, um seine eigene Werkstatt zu er-
öffnen. Er ist ein vorzüglicher Meister gewesen und
unstreitig der bedeutendste aus seiner Familie. Er ahmte
von 1762— 1772 Stainer und dann die Amati nach und
besaß einen trefflichen Lack; wenn er auch den edlen
Ton seiner Vorbilder nicht erreichte, so übertraf er sie
doch sehr oft in der Klangfülle. Die englischen Samm-
ler und Musiker achten seine Arbeit der Stamerschen
gleich, und namentlich seine Violen und Violoncelli
erreichen hohe Preise. — Es gibt auch einige sehr gute
Bässe von ihm, die er mit Vorliebe violoncelloförmig
baute. Sein noch erhaltenes Tagebuch ist ein wertvolles
Dokument zur Geschichte des Geigenbaus. Eine von
ihm im Jahre 1800 gebaute Violine besitzen W. E. Hill
& Sons.
Geigenzettel: William Forster, / Violin Maker / in
St. Martin 's Lane London / 1779. (gedruckt).
Forster, William III. (*>young Forster«). —
London. Geb. 7. Jan. 1764, f 24. Juli 1824
Sohn und Schüler von William 11 F. Er kam in Arbeit
und Lack seinem Vater sehr nahe und stand in hohem
Ansehen. Er heiratete im Jahre 1786 und hatte zwei
Söhne, die beide Geigenmacher wurden.
Geigenzettel: William Forster Junr / Violin, Violon-
cello, Tenor &Bow-Maker/ 1809 also music No 43 /
to their Royal Highness the / Prince of Wales and the
Duke of Cumberland (gedruckt).
Forster, William IV. — London. Geb. 14. Dez.
1788 in London, f 8. Okt. 1824 in Chelten-
ham
Altester Sohn von William III F. Schüler seines Vaters
und seines Großvaters. Er war hauptsächlich Repara-
teur, arbeitete einige Zeit bei Th. Kennedy und hat
höchstens 12 — 15 neue Instrumente gebaut, von denen
nur zwei oder drei Violinen und ein Violoncello als gute
Arbeiten gelten können. Es kommen übrigens nicht
selten gewöhnliche Fabriksgeigen vor, in die er seinen
Zettel geklebt hat.
V. Lütgfendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Geb. um Forstner. — Geigenmacherfamilie in Schön-
bach b. E. :
Forstner, Johann, ist als Halsschnitzer tätig
Forstner, Martin, ebenso
Forstner, Vincenz, war Geigenmacher und als
solcher schon 1826 in der Innung
Fortier. — Rouen. 1708
Ein »Luthier«, von dem nur der Name dadurch be-
kannt wurde, daß er von der Zunft verklagt wurde, er
arbeite ohne Meisterbrief.
Foucher, Teilhaber der 1866 gegründeten
Geigenmacherfirma Haynes, Foucher & Co.
in London
Fouquet s. Lecomte
Fourier, G. — 1893
Vermutlich ein Mirecourter, vielleicht nur ein Händler.
Geigenzettel : Lutherie artistique / G. Fourier 1893 (ge-
druckt).
Fourneau. — Paris. Um 1780
Wenig bekannter Geigenmacher, der zwar ganz brav
zu arbeiten verstand, aber einen schlechten Lack ver-
wendete.
Fourner s. Nicolas
Geigenzettel: Abb. 228, 229.
Fox, Joseph. — Leeds. 1855. 1862
Ein Maschinenbauer, der aus Liebhaberei Geigen
machte und — ■ abgesehen vom Lackieren — seine
Geigen so gut zu machen verstand, wie irgendein zunft-
gemäßer Geigenmacher.
Fracei, Pietro. — Pescia. 1816
Wenig bekannter Italiener, der nicht allzu sorgfältig
arbeitete, dessen Geigen aber immerhin wertvoll sind.
Er bevorzugte ein schmales, an Jos. Guarnerius er-
innerndes Modell und machte breite Einlagen und zier-
liche Schnecken. Besonders schön ist sein goldorange-
gelber Lack. Gottfr. Glaser in Wiesbaden besitzt eine
Violine von ihm mit einem ausgesucht hübschen klein-
geflammten Boden.
Fraiser, Giorgio. — Cremona. Geb. 1648. 1666
Wahrscheinlich ein Tiroler, der 1666 in der Werkstatt
N. Amatis arbeitete.
Fran^ais, Henri. — Paris. Geb. in Mirecourt
26. Nov. 1861
Schüler von A. Darte, später kam er zu Lullier in
Boulogne-sur-Mer und 1880 zu Gand & Bernardel.
Er arbeitete 22 Jahre lang bei der gleichen Firma und
wurde am 1. Juli 1901 mit Caressa zusammen Nach-
folger von Gustave Bernardel. Er arbeitet nach Lupot
in den Traditionen der Werkstatt, erhielt schon 1897
in Brüssel eine goldene Mitarbeitermedaille und ist seit
1911 Officier de l'instruction publique.
10
146
Francdidier — Franke
Francdidier, Fran^ols. — Mlrecourt. 1774.
1787
Nur von A. Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Franciolini, Leopoldo. — Florenz (?). 1780
In einem sehr schadhaften, oft geflickten Baß, fand
sich auch der (Rep.)-Zettel : »Leop. FrancioHni Fioren-
tino ] 780« (geschrieben). Die Heimatsbezeichnung muß
nicht auch den Wohnort andeuten. Name, Schrift und
Jahreszahl erschienen, nebenbei bemerkt, sehr ver-
dächtig.
Franck, Gottfried Hinrich Anton. — Ham-
burg. 1785
Em Instrumentenmacher, der am 21. Januar 1785
Bürger von Hamburg wurde.
Franck, Johann Andreas. — Klingenthal. 1 740.
1765
Sein Name kommt seit 1 740 in den Innungsbüchern
vor. Näheres über ihn weiß man jedoch nicht.
Franck (?), Johann Michael. — Dresden. 1794
Ein bisher nicht bekannter Dresdener Geigenmacher,
von dem J. M. Tschenn in Leipzig eine gute, nach
einem kleinen Amatimodell gebaute Violine besitzt.
Die Arbeit ist sauber, der Lack gelbbräunlich. Der
Name ist schwer leserlich (der Besitzer liest >>Framlr<').
Geigenzettel : Johann Michael Franck / Violinmacher
Dreßden 1794 (geschrieben).
Franck, Ludwig. — Lübeck. Geb. um 1700,
t 9. April 1763
Er erwarb am 16. Juni 1724 als Instrumentenmacher
das Bürgerrecht und wurde 1725 Organist am Dom.
1729 heiratete er Cath. Dorothea Raggen. Sein Sohn
Ludewig starb schon 1752. Außer diesem besaß er nur
eine Tochter; der Hamburger G. H. A. Franck war
also nicht sein Sohn, wie man früher glaubte. Er hat
Lauten und Harfen repariert, scheint jedoch fast aus-
schließlich Klavier- und Orgelbau betneben zu haben.
Eine Arbeit von ihm, ein Klavier von 1 756, besitzt das
Museum in Lübeck.
Franck. — Gent. 1800. 1830
Ursprünglich Bildhauer, hat er sich erst später auf das
Geigenmachen verlegt und war namentlich als Re-
parateur gesucht.
Geigenzettel : Raccommode par franck / rue De La
Maison Dieu / paroise St. Sauveur N 5 / gand (ge-
schrieben).
Franco (Franchi), Stefano. — Florenz. 1686.
1692
Sohn des Caspar F. Ein Lautenmacher, der vermutlich
Frank hieß. Eine kleine Oktavlaute (Pandurina) von
ihm befindet sich in W. Heyers -Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 494).
Fran^ois, Jean. — Mirecourt. 1755. 1758
Gewöhnlicher Mirecourter Meister. Seine Violen ha-
ben geschnitzte Wirbelkästen. Er bezeichnete seine
Geigen gern als aus Paris stammend und verwendete
eine Brandmarke mit seinem Namen. A. Jacquot konnte
über ihn nichts in den Mirecourter Urkunden finden,
dagegen fand er einen Frangois Frangois, der um 1774
bis 1 787 lebte.
Geigenzettel: Gian Fran9oit ä / Mircour au Lorraine /
Fai en 1758 (gedruckt).
Fran9ois, Maitre (»le luppetier«). — Mire-
court. 1612
Einer der ältesten überlieferten Namen eines Mire-
courter Geigenmachers. Wahrscheinlich hat man es da
nur mit dem Taufnamen zu tun. Es müßte demnach
erst festgestellt werden, wie dieser Maitre Franfois
wirklich hieß.
Frank, Eduard, lebte im 19. Jahrhundert in
Zwota
Frank, Joseph. — Linz a. D. 1795
Vielleicht ein Bruder von Meinrad Fr. Er dürfte jung
gestorben sein oder nur selten Geigen gemacht haben.
Obwohl er sich »bürgerlicher Geigenmacher« nennt,
konnte ich ihn bisher in den Bürgerlisten nicht finden.
Geigenzettel : Joseph Frank, bürgerlicher / Geigen-
macher in Linz 1795 (gedruckt).
Frank, Meinrad. — Linz a. D. Geb. um 1770.
1832
Wahrscheinlich Schüler und seit 16. Mai 1799 auch
Nachfolger von Joh. Bapt. Havelka. Origineller, fleißi-
ger Meister, von dem bessere Arbeiten noch häufig
vorkommen. Er besaß ein eigentümliches Modell mit
tief eingebogenen )( und hoher Wölbung. Die Schnecke
ist dünn und eckig, der Lack gelbrot bis dunkelbraun,
meist von wenig Glanz. Arbeit und Holz sind immer
gut bei ihm. Bei Violen blieb er lange den alten Mo-
dellen treu, die schlangenförmigen Schallöcher suchte
er dagegen öfters zu ändern. Eine hübsche Viola
d'amore aus dem Jahre 1801 von ihm besitzt das Mu-
seum in Gothenburg. Er gebraucht eine Zeitlang die-
selbe Vignette wie J. B. Havelka, in die er seinen Na-
men mit Tinte schreibt.
Geigenzettel: Abb. 210.
Frank s. Grohmann
Franke, Paul. — Nürnberg. Geb. 29. April
1876 in Frankfurt a. 0.
Nachdem er von 1890 — 1894 bei Otto Seifert den
Geigenbau regelrecht erlernt hatte, arbeitete er 15 Jahre
lang als Gehilfe und hat sich 1909 in Nürnberg
selbständig gemacht. Er baut hauptsächlich nach einer
vorzüglichen Stradivarigeige, die er in Berlin zu ko-
pieren Gelegenheit hatte, urtd bevorzugt ein großes
Format und eine flache Wölbung, die jedoch nicht
gleich vom Rande aus ansteigt. Er verarbeitet schönes
altes Holz, macht alle Teile eigenhändig und bereitet
Frankland — Fredimaur
147
auch seinen rötlichgelben Öllack selbst. Seine Arbeit
wird sehr gelobt. — Auch sein jüngerer Bruder ist
Geigenmacher geworden und war sein Schüler.
Geigenzettel: Paul Franke, Geigenbauer / Nürnberg,
gefertigt 1910 (gedruckt).
Frankland. — London. 1785
Er wohnte Robin Hood Court, Shoe Lane und war
meist für William Forster beschäftigt, ragte aber als
Geigenmacher nicht hervor.
Franz, Joachim. — Havelberg. Geb. 1748
Im Havelberger Meldeamt ist über ihn nichts zu fin-
den, doch soll um 1870 ein alter Mann namens Franz,
der Instrumentenmacher gewesen ist, gestorben sem.
Er wohnte zuletzt im Heinetterberg (Heinstterberg?).
Seine Tochter war mit Stellmacher Kardetzki in Da-
merow verheiratet^). Er hieß Johann Jochen Franz und
muß wohl ein Sohn Joachim F.s gewesen sein.
Franza, Glacomo. — Badla Polesme (Prov.
Rovigo)
Sein Zettel findet sich in einer unbeholfen gemach-
ten Violine mit roh gearbeiteter Schnecke aus der
Sammlung Pasini, jetzt im Besitz des Rittmeisters C. S.
Picht in Ulm.
Geigenzettel : Giacomo Franza / Fabricatore Da vlolini /
in Badia polesine.
Fratis (Pratls, Pradter), Stephan. — Prag. 1674'
1695
Der Name kommt in so verschiedener Form vor, daß
ich unsicher bin, ob ich diesen Stephan für emen Ver-
wandten von Leonhard Pradter oder von Georg Fra-
tisch, der in Prag lebte und im Jahre 1752 zwei Wald-
hörner für die Lorettokirche machte, halten soll. Vgl.
Pradter.
Frauendorf er s. Kurz und Frauendorf er
Frazier, J., lebt in Bristol als Geigenmacher
und Geigenlackfabrikant
Frebinet, Claude. — Mirecourt. 1660
Bis jetzt der älteste bekannt gewordene Geigenmacher
Familii
semer f amuie
Mirecourt. Geb. 24. Fe-
Frebmet, Georges
bruar 1874
Schüler seines Großvaters Deroux in Reims. Er ar-
beitete bei Hei und bei Blanchard und entwickelte sich
zu einem sehr tüchtigen Geigenmacher.
Frebmet, Georges -Fran^ois.
1759. 1760
Nur dem Namen nach bekannt.
Mirecourt.
^) Nicht zu finden.
Frebinet, Jean-Baptiste I. — Mirecourt. 1688
Ihm gehört wahrscheinlich der abgebildete Zettel, der
richtig Frebinnet gelesen werden muß, aber meistens
irrig Frebrunet gelesen wurde.
Geigenzettel : Abb. 222.
Frebinet, Jean-Baptiste II. — Mirecourt. Geb.
um 1718. t 1776
Vielleicht ein Sohn von Jean Baptiste I. Er heiratete
im Jahre 1743 und wird sich damals selbständig ge-
macht haben. Seine Arbeit ist recht gut und mit der von
Pierray zu vergleichen. Er verwandte einen guten, gelb-
braunen Öllack. Eine Violine von ihm aus dem Jahre
1760 besitzt das Konservatorium in Paris. Im Selhof-
schen Versteigerungsverzeichnis (Haag 1 739) wird eine
Geige von J. B. Frebine mit der Jahreszahl 1751 an-
geführt. Seine Zettel enthalten zumeist nur seinen
Namen ohne Ort und Datum. Daß er auch in Paris
gearbeitet haben soll, wird zwar behauptet, aber wahr-
scheinlich hat er seine Vaterstadt nur in seinen Ge-
sellenjahren verlassen.
Fredi, Fabio, O^. — Todi, Rom. Geb. 1 845 in
Todi, t 18. Januar 1894 in Rom
Tüchtiger Geigenmacher und Musiker, der von 1875
bis 1878 in Todi arbeitete und 1879 nach Rom über-
gesiedelt ist.
Fredi, O^. Rodolfo. — Rom. Geb. 18. Juni
1861 in Todi (Perugia)
Sohn und Schüler von Fabio Fr. Er eröffnete am
1. Januar 1885 seine eigene Werkstatt in Rom und
baute bisher nach 10 verschiedenen Modellen, kam
aber zuletzt auf das Stradivarimodell zurück, das ihm
jetzt zum Vorbild dient, ohne daß er dabei die Absicht
hat, lediglich Kopien zu fertigen. Die für den Handel
berechneten Geigen versieht er mit Spirituslack, die
besseren dagegen mit Öllack. In der letzten Zeit be-
schäftigt er sich jedoch mehr mit Orgeln und Klavieren
usw. als mit Geigen.
Geigenzettel: Rodolfo Fredi / fece in Roma anno 1901
(gedruckt).
Fredimaur, Joannes Baptista. — Florenz. 1740.
1750
Weder die Form des Namens noch die Herkunft dieses
Meisters kann als sicher angesehen werden, selbst die
Zeit, wann er gelebt hat, müßte erst festgestellt werden.
Nach Gallay-Brunis Inventaire besaß die Marquise de
Thuisy eine Violine von »Fredimaure* aus dem Jahre
175. (?) (S. 175). Die Geigenhändler Lyon & Healy
bieten eine Violine von J. B. FredrimauPr aus dem
Jahre 1740 an, in Frankreich befindet sich dagegen
eine Violine von guter Arbeit, langes, schmales Modell,
hohe Wölbung, große F-Löcher, breite Reifchen, gold-
gelber Lack, schmale kleine Schnecke mit der Jahres-
zahl 1643. Ich halte die Jahreszahl zwar für falsch ge-
lesen, muß sie aber doch erwähnen, da der Zettel im
übrigen echt zu sein scheint.
Geigenzettel: Joannes Baptista Fredimaur eximius /
ligneus faber, Florentie anno 1 643 (gedruckt).
10*
148
Freeman — Frichelet
Freeman s. Hare
Freese, Andres. — Bremen. 1727
Der seit 1721—1763 in Bremen tätige, sehr geschickte
Bildhauer Theophilus Freese^) hatte nach den Zunft-
akten einen Bruder, dessen Vorname leider nicht an-
gegeben erscheint. Vermutlich war Andres Freese
dieser Bruder und seine« Zeichens ebenfalls Holz-,
Elfenbein- und Steinbildhauer. Er wird also nur aus
Liebhaberei Geigen gemacht haben. Eine Taschengeige
von ihm besitzt das Städtische Museum in Braun-
schweig.
Geigenzettel : Andres Freeße/ Bremen d. 27. /Septemb.
1727 (gedruckt).
Freiseisen. — Mittenwald. Anfang des 19. Jahr-
hunderts
Da er ausschließlich für die »Verleger« arbeitete, ist
sein Name unbekannt geblieben ; daß er jedoch zu den
besseren Geigenmachern seiner Heimat gehört haben
muß, beweist eine sehr gute Violine mit seinem hand-
schriftlichen Zettel, die ein Münchener Hofmusiker
besaß.
Freitag, Friedrich. — Berlin
Ein geschickter Geigenmacher, der zusammen mit Paul
Kurt Ficker arbeitet. Ihre Firma heißt »Freitag &
Ficker«.
Frenot, Jean. — Mirecourt. 1750 (?). 1788
Er gab in seinen Geigen, wie viele Mirecourter, Paris
als Ursprungsort an, die hinzugefügte Jahreszahl 1 750
ist wahrscheinlich ebenso unrichtig, denn A. Jacquot
weist nach, daß er erst 1781 geheiratet hat.
Freund, F. — Neiße. 1841
Ist mir nur durch seinen Reparaturzettel bekannt ge-
worden.
Geigenzettel: Reparirt von F. Freund in Neisse 1841
(gedruckt).
Frey. — Antwerpen
C. C. Snoeck besaß eine von Maeterlinck in Gent be-
malte Gitarre von ihm.
Frey, Christoph. — Wiesensteig, Stuttgart.
1582. t 30. August 1635
Er stammte aus Ansbach und kam im Jahre 1582 aus
Wiesensteig nach Stuttgart, wo er mit Joh. Thanner
die Musikinstrumentenwerkstatt der Hofkapelle (»La-
boratorium«) begründete. Er soll viel Geschicklichkeit
bewiesen haben, namentlich als Pfeifenmacher und
Orgelbauer, wird aber als »verdreht« bezeichnet und
erregte durch seine »unzeitige« Heirat Anstoß.
Frey(Frei),Hans.— Nürnberg. 1450.t21 .Nov.
1523
Es ist eine unbewiesene, vielleicht unbeweisbare Über-
lieferung, daß Hans Frey einer der besten Lauten- und
^) Eine Elfenbeinstatuette von ihm ist in der Elfenbein-
sammlung des Museums zu Braunschweig. Vgl. Joh.
Focke, Bremische Werkmeister aus alter Zeit. Bremen 1 890.
Violenmacher seiner Zeit war. Als Beruf übte er diese
Kunst sicher nicht aus. Er war zugleich ein trefflicher
Mechaniker, Physiker und Erfinder, kurz »ein kunst-
reicher Mann, der in allen Dingen erfahren war.« »Für
Musik hatte er Verstand, für einen guten Harfen-
schläger war er berühmt«, wie Neudörffer von ihm be-
richtet. Von seinem Leben ist nicht allzuviel Sicheres
zu berichten. Er soll in seiner Jugend in Bologna ge-
arbeitet haben und gehörte als der Letzte seines Stam-
mes einer ehrbaren, wenn auch nicht ratsfähigen Fa-
milie an. Er war mit der Patrizierstochter Anna Rum-
lein (t 1521) verheiratet und wurde 1496 Genannter
des größeren Rats. Einen Teil seines Ruhms bei der
Nachwelt verdankt er dem Umstände, daß Albrecht
Dürer sein Schwiegersohn war. Dieser schätzte ihn
sehr hoch, und als er seinen Tod in der Hauschronik
eintrug, bemerkte er, daß Hans Frey bei sechs Jahren
krank war und ein Mann gewesen sei, »der auch in der
Welt gleich unmöglich Widerwärtigkeit erduldet hat«.
In den Nürnberger Gerichtsbüchern (Abteilung ht-
terarum) erscheint Hans Frey (Litter. 8, Bl. 228)
als Zeuge; im Jahre 1484 (Bd. 3, Bl. 7) schließt er
und sein Vetter Sebolt Frey einen Vertrag ab mit
Hans Sendelbeck, dem Vormund des Hans Schütten-
samen, wegen Verzinsung und Abnützung eines Hau-
ses, gelegen an dem Hause des Schneiders Ulrich Kolb ;
1501 am 28. Mai erscheint er als Besitzer eines Hauses
auf dem Graben hinter dem deutschen Hofe (Litter. 1 7,
Bl. 99); 1502 am 3. Februar als Zeuge, und in einer
Urkunde vom Jahre 1504 (Litter. 20, Bl. 105) als Vor-
mund der Clara Gärtner. Nach seinem Tode fand sich
ein Vermögen von 425 fl. bar und 600 fl. belegtes Ka-
pital vor. Er liegt auf dem St. Johanniskirchhofe Nr. 649
begraben. — Weiteres findet sich noch bei Lochner:
Die Personennamen in Albrecht Dürers Briefen aus
Venedig (:Nürnbg. 1870:), S. 12—19. In der Samm-
lung alter Musikinstrumente des Kunsthist. Museums
in Wien kann man zwei schön gearbeitete neun- und
elfspänige Altlauten sehen mit dem geschriebenen
Zettel: Hans Frei.
Freyer & Co. — Meißen. 1901
Erfinder einer Porzellanvioline.
Freytag, A. — Landsberg a. W. 1855. 1860
Seinerzeit galt er als recht tüchtiger Reparateur und
soll auch schätzenswerte theoretische Kenntnisse ge-
habt haben. Etwas Näheres über ihn zu ermitteln war
nicht möglich, da die Melderegister in Landsberg a.W.
nicht so weit zurückreichen.
Frez, Michael (Mlhaly). — Budapest. 1915
Geigenmacher.
Frezza, Bartolomeo. — Brescia. 1624
Bisher nur als Lautenmacher von Valdrighi (4493) er-
wähnt.
Frichelet. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der genannt werden :
Antoine, 1687, 1691, dessen Sohn
Claude-Nicolas, geb. 1687 und
Claude, der noch 1761 und 1762 vorkommt.
Friede
Fritz
149
Friede (Frledl?), Johann Karl
Eine angeblich aus dem Jahre 1 700 stammende Zither
mit diesem Namen stellte A. F. Hill in der Londoner
Music Loan Exhibition 1904 aus.
Friedel, Heinrich August. — Berhn. Geb.
11. Okt. 1863 in Markneukirchen
Schüler von Gustav Otto. Nachdem er jahrelang bei
hervorragenden Meistern als Gehilfe gearbeitet hatte,
gründete er im Jahre 1889 sein Geschäft in Berlin und
erwarb sich durch seine besondere Tüchtigkeit sehr
bald einen großen Kundenkreis. Seine neuen Geigen
werden von ersten Künstlern gern gespielt und als
Reparateur erfreut er sich eines wohlverdienten Rufs.
Geigenzettel: H. A. Friedel / Berlin W. 18 . . (gedr.).
Friedrich, Johann s. Gözel
Friedrich, John. — New York. Geb. 26. Juni
1858 in Kassel
Schüler von Joseph Schonger in Kassel, arbeitete von
1875—1883 in Kassel, Stuttgart, Leipzig und in Berlin
bei 0. Möckel ; dann ging er nach Amerika, wo er in
New York mit seinem Bruder William (f 1 . Mai 1911)
die Geigenmacherfirma John Friedrich & Bro. grün-
dete. Nach dem Tode des Bruders trat dessen Sohn
William J. Fr. in die Firma ein, deren Teilhaber schon
seit 1893 Ernest N. Darlng ist. Die Geigen sind gut
und sauber gemacht und erhielten auf den Weltaus-
stellungen In Chicago (1893) und Saint Louis (1904)
die höchsten Preise.
Geigenzettel : John Friedrich feclt New- York (gedr.).
Friedstadt, Johann Christoph. — Kassel. Geb.
1 694, t im April 1 775 im Alter von 81 Jahren
und 1 4 Tagen
Obwohl er »Hofinstrumentenmacher« war, Heß sich im
Archiv in Kassel nichts über ihn finden. Er war mög-
licherweise ein Sohn des 1733 Im Alter von 61 Jahren
verstorbenen Hofmalers Johann Wilhelm Fr. und ein
Bruder des Hof musikers Joh. Heinr. Fr. (f 1 782), des
Stadt- und Turmmusikers Ernst Fr. (f 1787) und des
am 1 7. Februar 1 762 Im Alter von 57 Jahren zu Kassel
verstorbenen herrschaftlichen Malers Johann Martin
Friedstadt. — Seine Arbeit ist gut und reich verziert,
eine Altviola von Ihm befindet sich In der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 872).
Fritsch, Caspar. — Wildstem b. Eger. Geb.
29. Jan. 1875, t (gefallen) 1916
Schüler von Ernst Reinh. Schmidt In Markneukirchen.
Er arbeitete als Gehilfe In Markneukirchen und Schön-
bach und machte sich 1899 selbständig. Er baute
Streichinstrumente und beschäftigte sich hauptsächlich
mit der Wiederherstellung alter Geigen.
D
res-
Fritsche (Fritzsche), Johann Samuel,
den, Leipzig. 1780. 1810
Er war ein Schüler von Hunger und ein recht tüchtiger
Gelgenmacher, der die Cremoneser mit Geschick nach-
ahmte. .Auch sein bernsteinfarbiger Lack ist verhältnis-
mäßig gut. Er verwendete verschiedene Zettel.
Geigenzettel : Joh. Sam. Fritsche / Leipzig. 1 794 (ge-
druckt). — Johann Samuel Fritsche / Lauten- und In-
strumentenmacher / fecit Dresde 17 . . (gedruckt). —
Johann Samuel Fritsche / in Leipzig 17 . . (ge-
druckt).
Fritz. — Nürnberg. 1393. 1403
Im Kreisarchiv Nürnberg findet sich ein »Lauten-
macher Fritz« erwähnt. Fritz dürfte nur der Tauf- und
nicht der Familienname gewesen sein. »Fritz Lauten-
macher« wurde 1393 als Bürger aufgenommen und bis
1403 in den Losungslisten (Losung, d. 1. direkte Steuer)
aufgeführt. Er wohnte zuerst bei St. Martha und dann
am Fischbach (In der heutigen Karolinenstraße). Ein
anderer Fritz, der der Wende vom 16. zum 17. Jahr-
hundert angehört haben dürfte, wird in dem 1613 auf-
gestellten Musikinstrumenteninventar des Landgrafen
Moritz von Hessen (In Kassel) erwähnt, wo es heißt:
»25. eine Steinwerk-gelbe Viola dl gamba So fritz von
Nürnbergk gemacht, darunter Ein baß, drey Tenor undt
zwey Soprani.«
Fritz, Johann. — Innsbruck. Geb. 27. Dez.
1783 zu Pfaffenhofen (Oberinntal), f n. 1825
Er war ein Bauemsohn und erlernte das Tischlerhand-
werk. In seinen freien Stunden beschäftigte er sich mit
der Anfertigung von Harfen und Gitarren und reparierte
Gelgen. Er kam dann als Geselle zu dem Orgel- und
Instrumentenbauer G. Gröber, bei dem er seine Kennt-
nisse vervollkommnete. Angeborenes Talent und Hand-
geschlcklichkeit kamen ihm zustatten, und Im Jahre
1816 erbat er beim Innsbrucker Magistrat die Zu-
lassung als Musikinstrumentenmacher. Diese erhielt er
aber erst, nachdem er durch Anfertigung einer in allen
Teilen selbst gemachten Violine seine Tüchtigkeit
erwiesen hatte. Den Geigenbau hat er zwar nicht
regelrecht erlernt, sich aber jedenfalls von fach-
kundiger Seite Rats erholt und sich gute Vorbilder
verschafft. In seinen Gelgen erkennt man noch die
Traditionen der alten Tiroler Schule, in seinem Lack
kommt er sogar den Italienern nahe, die Brust nimmt
er breit und flach, der Boden ist mehr gewölbt als die
Decke. Der Boden Ist häufig nach der Schwarte ge-
schnitten und besteht bei größeren Gelgen auch aus
weniger schönem Holz (.Apfel- oder Birnbaum). Die
Schnecke Ist hübsch, die F-Löcher erinnern an Stalner,
sind aber bei den Bratschen zu klein. Der Ton ist
meistens recht gut, wenn auch nicht groß. — Nach
Dr. F. Waldners Forschungen, der ausführliche An-
gaben über Johann Fritz bringt (Nachrichten über
Tiroler Lauten- und Gelgenbauer, S. 46ff.), heiratete
er am 30. März 1818 die Gärtnerstochter Crescentia
Trenkwalder. Sein Todesjahr war nicht zu ermitteln.
Die vorläufig letzte Jahreszahl, die ich In einer Gitarre
von Ihm fand, war 1825, was nur beweist, daß er da-
mals noch lebte.
Geigenzettel: Johann Fritz / Gelgen- und Chitar-
macher / in Innsbruck. 1821 (gedruckt). — Johann /
Fritz/ Instrumentenmacher /zu Innsbruck /.Anno 1825
(geschrieben in einer Gitarre).
150
Fritzsche — Fücker
Frltzsche, Johann Benjamin.
1823
Zweiter Sohn des 1804 verstorbenen Blasinstrumenten-
machers Joh. Aug. Fr. Er wohnte im väterhchen Hause
in der Holzgasse N ■■. 636 und wurde am 1 9. August 1 802
Bürger. Ein geschickter Meister, der bald zum Hof-
instrumentenmacher ernannt wurde (anfangs noch
»Churfürstl.«, dann Königl. Sachs.). Geigen von ihm
kommen häufig vor, auch als Reparateur war er viel
beschäftigt. Eine Mandoline von ihm aus dem Jahre
1806 befindet sich in der Sammlung Seheurleer.
Geigenzettel : Abb. 206.
Fritzsche, Karl August. — Dresden. 1797. 1809
Älterer Sohn von Joh. Aug. Fr. Erlernte bei seinem
Vater die Holzblasinstrumentenmacherei und verlegte
sich dann auch auf den Geigenbau. Er wohnte nach den
Adreßbüchern von 1 797 in der Schloßgasse Nr. 294,
1 799 in der Pirnaischen Vorstadt Nr. 20 ; am 2 1 . August
1803 wurde er Bürger und wohnte damals Fischers-
dorf Nr. 708. Er ist weniger bekannt geworden als sein
Bruder und wahrscheinlich früh gestorben.
Fröberg, Andreas. — Stockholm. 1762. 1770
Ein bisher nur dem Namen nach bekannter schwedi-
scher Geigenmacher, der im Jahre 1 762 als solcher in
Stockholm privilegiert wurde.
Fromm, Franz. — Wien
Begründete 1886 in Wien sein Streichinstrumenten-
geschäft.
Fromm, Karl. — Wien. Geb. 1852 in Wien
Begründete im Jahre 1878 sein Musikinstrumenten-
geschäft. Er ist ein vorzüglicher Zitherspieler und baut
sehr gute und schön gearbeitete Zithern. In seiner
Werkstatt werden auch Geigen hergestellt, bei denen
er anfangs das Amati-, später das Stradivanmodell be-
vorzugte. Er war Juror gelegentlich der Wiener Musik-
und Theaterausstellung und besitzt Preise der Chi-
cagoer und Pariser Weltausstellung und von 20 anderen
Ausstellungen, hat einen Tonregulator für Streich-
instrumente (ähnlich dem von Stauffer) konstruiert
und baut auch Konzertzithern mit freischwingenden
Stegen und ohne Brücke (seine Erfindung).
Geigenzettel: Carl Fromm, Geigenmacher/ Wien II,
Taborstr. 20. 1886 (gedruckt).
Fronhofer, Georg. — Füssen. 16. Jahrhundert
In Raymund Fuggers Musikkammer (vom Jahre 1566)
befand sich (Nr. 74) »Eine alte Gute Lauten von
G. Fronhofer; (Nr. 76): Eine alte gute Lauten von
Georg Fronhofer; (Nr. 80): Eine alte gute Lautan von
Georg Fronhofer«. Vgl. Stockbauer, Kunstbestrebun-
gen unter Alb. V. u. Wilh. V. (:Wien 1874:), S. 83.
Dasselbe Verzeichnis nennt auch einen Lautenmacher
Hans Kronhofer. Ob hier nicht ein anderes Mitglied
derselben Familie gemeint ist? In beiden Fällen fehlt
die .'Xngabe des Wohnorts, doch gibt Trautmann Füssen
als Fronhofers Heimat an.
Dresden. 1802. Frosch, Andreas. — München (?)
Ein Lauten- und Geigenmacher vom Ende des 17.Jahr ]
hunderts. EinLautenbassettchenvon ihm befindet sich
im Münchener Nationalmuseum.
Fryer, John Charles. — London, dann Leeds.
1828. t 1840
Erst Gehilfe und seit 1 828 auch Kompagnon von Dear-
love. Bei seinen Geigen fehlt gewöhnlich die Hohlkehle.
Fuchs, Franz. — Linz a. D. Geb. 30. Juli 1875
in Linz
Schüler von Ed. Heidegger, bei dem er als Gehilfe u. a.
mehrere Bratschen nach dem Kleinmensursystem
Dessauer anfertigte. Seine weitere Entwicklung wurde
hauptsächlich von Prof. Sadtler beeinflußt, der ihn seit
1893 in die Ergebnisse seiner durch 50 Jahre fortge-
setzten Forschungen über die Gesetze des Geigenbaues
einweihte. In gemeinsamen, vielfältigen Versuchen
reifte das Können des jungen Geigenmachers, der seit
dem Tode Prof. Sadtlers es auch verstanden hat, die
auf wissenschaftlichem Wege gefundenen Richtlinien
mit der künstlerischen, äußeren Erscheinung seiner
Arbeiten in Einklang zu bringen. Er arbeitet nach
einem eigenen, zwischen Stradivari und Guarneri
liegenden, großen Modell mit schlankem Wirbelkasten
und schöner Schnecke, verwendet ausgezeichnetes Ton-
holz und einen weichen, rötlichgelben Ollack. Er ar-
beitet mit der größten Genauigkeit und macht alles
selbst, so daß er im Jahre höchstens vier Geigen fertig-
stellt. Bei diesen sind die Stärkeverhältnisse des Holzes,
die Wölbung und der Luftraum sorgfältig berechnet.
Den Baßbalken setzt er ungespannt ein. Der Ton seiner
Geigen, Violen und Violoncelli ist sehr schön und groß.
Geigenzettel : Geigenmacher / Franz Fuchs Linza./d.D.,
Baujahr . . No . .
Fuchs. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher waren oder sind in ihrer Heimat
tätig :
Fuchs, Andreas, f 1898
Fuchs, Anton
War 1826 bereits Meister und soll eine Zeitlang in
Görkau bei Komotau ansässig gewesen sein.
Fuchs, Franz
War 1826 bereits Meister und starb 1877.
Fuchs, Josef
Kommt schon 1802 und noch 1840 vor. Er war der
beste Geigenmacher aus dieser Familie. Seine Geigen
sind nach der Form gebaut, mit schöner Wölbung und
zeigen rötlichen Spirituslack. Er gebrauchte verschie-
dene Zettel.
Geigenzettel: Joseph Fuchs, Geigen- / und Lauten-
macher in / Schönbach 1 806 (gedruckt). — Joseph Fuchs
Violinmacher / in Stadt Schönbach / bei Eger in Böh-
men Anno 1840 (geschrieben).
Fücker s. Ficker
Fürst
■ux
151
'p
Fürst, Georg. — Mittenwald. 1790. 1810
MIttenwalder Durchschnittsarbeit ohne bemerkens-
werte Eigenschaften.
Geigenzettel: Georg Fürst in Mittenwald an / der Iser
1790 (gedruckt).
Fürst, Johann I. — Mittenwald. Geb. 1822,
t 1882
Wahrscheinlich ein Sohn von Georg F. Seine Geigen
können als Beispiel dafür dienen, wie um die Mitte des
19. Jahrhunderts aus den Arbeiten der Mittenwalder
das Persönliche, das auch die Geigen der weniger ge-
schickten, älteren Meister noch auszeichnet, allmählich
verschwindet. — Er verlegte sich auch später mehr auf
den Zitherbau.
Fürst, Johann II. — Mittenwald. 1919
Er arbeitet rriit seinen Söhnen und befaßt sich mit der
Herstellung von Violinen, Gitarren und Zithern.
Fürst, Thomas. — Mittenwald. Geb. 29. April
1860
Schüler seines Vaters Johann F. Er baut hauptsächlich
Zithern und Gitarren, aber auch Geigen nach allen
alten Meisterraodellen.
Geigenzettel: Thomas Fürst Saiten-Instru- / menten-
macher, Mittenwald a. d. I. / Bayern 1893 (gedruckt).
Fulquet, Annibal. — Montevideo (Uruguay).
1890. 1916
Sohn und Schüler von Sebastian F., dessen Nachfolger
er 1 890 wurde. Er arbeitete anfangs nach einem Modell,
das er nach Nie. Amati, Stradivarl und Guarneri zu-
sammengestellt hatte. Seit dem Erscheinen von Hills
Buch über Stradivari arbeitet er nur noch nach diesem
Meister. Er verwendet schönes Holz und einen guten
Lack; seine Violinen werden von Geigern sehr gelobt.
Er gilt auch als geschickter Reparateur.
Fulquet, Sebastian. — Montevideo. 1860. 1890
Ein tüchtiger Mandolinen- und Gitarrenbauer, der aber
auch als Geigenmacher Anerkennung gefunden hat. Er
betrachtete J. B. Vuillaume als sein Vorbild und als
seinen Meister.
Furber, David. — London. 1750. 1760
Der Stammvater dieser Geigenmacherfamilie, Geburts-
und Todesjahr sind unbekannt. Er soll ein Schüler
John Johnsons gewesen sein und namentlich einige
gute Bässe gebaut haben.
Furber, Henry John. — London. 1830, lebte
noch 1865
Sohn und Schüler von John F., dessen Geschäft in der
Grafton Street von ihm fortgesetzt wurde. Seine Arbeit
ist lobenswert.
Furber, James. — London. Geb. vor 1790
Ältester Sohn von Matthew F. sen. Nur als Reparateur
hervorgetreten.
Furber, John. — London. 1810, lebte noch
1841 in Cow Gross, Smithfield
Dritter Sohn von Matthew F. sen. und dessen Schüler.
Er ist der Bedeutendste aus der Familie und baute zahl-
reiche gute Geigen, zu denen ihm das Amatimodell als
Vorbild diente. Er arbeitete auch bei J. E. Betts und
war als Reparateur hochgeschätzt.
Geigenzettel: John Furber, Maker / 13 John's Row,
top of BrickLane, / Old St., Saint Luke 181 3 (gedruckt).
Furber, Matthew I. — London. 1740. f um
1790
Sohn von David F., dessen Schüler er auch war. Er
hatte drei Söhne, doch nur von den beiden jüngeren
ist es bekannt, daß sie Geigenmacher waren; ob der
älteste Sohn namens James die Kunst wirklich selb-
ständig ausgeübt, ist nicht erwiesen.
Furber, Matthew II. — London, f um 1830
oder 1831
Zweiter Sohn von Matth. I F. und dessen Schüler.
Füret, Fran^ois. — Lyon. 1583
Ein Instrumentenmacher, der nur dem Namen nach
bekannt ist.
Fux, Jakob.— Wien. Geb. um 1753, f 21 .Aug.
1819
Er übernahm im Jahre 1 787 Philipp Wurms Werkstatt
im »Tiefen Graben Nr. 369« (die vorher Joh. Georg
Huber innehatte) und legte am 28. Juni 1787 den
Bürgereid ab. Er ist aus der Familie Fux der Unbedeu-
tendste. Geigen von ihm kommen selten vor, sind nach
einem breiten, flachen Modell gebaut und haben gelben
oder roten Lack.
Fux, Johann Jakob. — Wien. 1691. 1705
Vielleicht ein Sohn oder Bruder von Matthias F. Im
Wiener Steuerbuch von 1692 heißt es: »Fux, Jakob,
wohnhaft im Wübmer (Wiedener) Viertl. 30. Juni:
Jakob Fux, Lautenmacher ist vermög der hehl. Steyer
Anschlags-Commissanen mündlicher Veranlassung, in
Ansehung seiner Armuth mit der 1692er Steyer zu ver-
schonen, soll aber im 1693 jährigen Steuer Anschlag
eingebracht werden.« — • Seine Geigen, die an das
Stainermodell erinnern, sind sehr gut gearbeitet und
gut im Holz, ohne im übrigen hervorzuragen.
Fux, Matthias. — Wien. 1672. 1700
Ein besonders geschickter Geigen- und Lautenmacher,
der vermutlich aus Füssen stammte, wenn er nicht aus
Hirtenfeld in Steiermark kam, wo 1660 der bedeutende
Kontrapunktist Johann Joseph Fux (f 1741 als Hof-
kapellmeister in Wien) geboren wurde. Er heiratete am
19. Juni 1672 als »bürgerlicher Lautenmacher«, muß
also vorher bereits das Bürgerrecht erworben haben.
Er hat namentlich gute Violen und Lauten mit reichen
Verzierungen usw. gebaut, ward Hoflautenmacher und
verwendete sehr gutes Holz, für den Boden meistens
Augenahorn, und granatroten Lack. Er bevorzugte ein
152
Gabasse — Gärtner
größeres Stainermodell mit hoher Wölbung. Baron sagt
von ihm in seiner »Untersuchung des Instruments der
Lauten« (S. 96), nachdem er ihn als berühmten Lauten-
macher bezeichnet hat: »Was aber (Math. Fux) an-
betrifft, so hat er ebenfalls gute Lauten und Violinen
verfertigt, und hat vom Kayserlichen Hoffe dependirt.«
Das Stift Osegg besitzt eine Lautengitarre von ihm aus
dem Jahre 1692 (Kat. Nr. 29. rep. v. C. J. Helmer) und
die Benediktinerabtei Kremsmünster eine Laute, die er
»zugerichtet« hat.
Geigenzettel : Mathias Fux Römisch kayserl / Majestät
Hof Lauttenmacher in Wien / zugericht. 1685 (gedr.)
und Abb. 213.
(jabasse s. Cabasse
Gabrlelll, Antonio. — Florenz. 1760
Gute Arbeit und goldgelber Lack machen seine Geigen
schätzenswert.
Geigenzettel : Antonio Gabrielli fece / in Firenze 1760
(gedruckt).
Gabnelli, Bartolommeo. — Florenz. 1730
Vielleicht der Bruder Christoforo G.s; seine Geigen
erinnern an die Evangelistis.
Gabrielli, Cristoforo. — Florenz. 1730
Es ist mir nicht gelungen, eine echte Geige von ihm zu
Gesicht zu bekommen, doch wird sein Name glaub-
würdig überliefert.
Gabrielli (Gabbrielli), Giovanni Battista. —
Florenz. 1739. 1770
Der bedeutendste Geigenmacher dieses Namens. Er
erreicht zwar die Cremoneser nicht, ist aber doch einer
der besten Florentiner seiner Zeit. Seine Arbeit ist ge-
schmackvoll, das Holz gut, sein Lack meist von hell-
gelber Farbe, durchsichtig, aber etwas hart. Die F-
Löcher erinnern öfters an Stainer, der Ton ist schön,
manchmal aber etwas rauh. Er suchte augenscheinlich
nach einem neuen Modell und machte eine Anzahl
Geigen, die allzu rund gewölbt erscheinen. Am besten
gelangen ihm Violen und Violoncelli. Außer seinen
Zetteln verwendete er auch eine Brandmarke I. B. G.
— Er gehört zu den Meistern, deren Name von Händ-
lern gerne mißbraucht wurde, weshalb man auch den
unglaublichsten Entstellungen seines Namens begegnen
kann (»Gabbicellis«, »Garbicelli« usw.). ■ — Ich kenne
nur geschriebene Zettel von ihm. Eine Geige von ihm
aus dem Jahre 1 745 besitzt W. Heyers Musikhistori-
sches Museum in Köln.
Geigenzettel: Gio Battista / Gabbriell Firenze / Anno
1 762 (geschrieben) und Abb. 257 und 298. Brandmarke
Nr. 33.
Gade, J. N. — Kopenhagen. 1839. 1850
Bruder von Sören N. Gade. Er machte hauptsächlich
Gitarren und nur wenige Geigen, zuletzt auch Klaviere
und war ein geschickter Arbeiter. Eine Gitarre von ihm
besitzt Claudius in Kopenhagen. Er arbeitete seit den
vierziger Jahren mit seinem Bruder zusammen, die
Firma hieß dann Brodrene (Gebrüder) Gade.
Geigenzettel : J N Gade. Instrumentmager / boende i
Borgergade 197 Kjdbenhavn (gedruckt). — Brodrene
Gade / Instrumentenmagere / Boendes i Borgergade
N° 197 / Kjebenhavn 1846 (gedruckt in einem Oval).
Gade, Sören Nielsen. — Kopenhagen. Geb.
1790, t 1875
Guter Geigenmacher, aber besonders als Gitarren-
inacher geschätzt. Er ist der Vater des berühmten däni-
schen Komponisten Niels W. Gade.
Geigenzettel: S. N Gade, Kjöbenhavn / 1830 (gedr.).
Gändl, Franz. — Goisern. 1763
Vielleicht ein Sohn von Franz Carl G. oder mit diesem
identisch. Seine Geigen sind von guter deutscher Arbeit,
aber handwerksmäßig ausgeführt.
Geigenzettel: Franciscus Gändl Geigen- / macher in
Goisern 1763 (gedruckt).
Gändl, Franz Carl. — Goisern. 1753
Ahnlich wie Franz G.
Geigenzettel: Franciscus Carolus Gändl, Geigenma-
cher in Goysern, Anno 1 753 (gedruckt).
Gändl (Gandl), Johann. — Ramsau. 1734
Er erscheint schon 1734, als Geigenmacher bezeichnet,
in den Kirchenbüchern der Pfarrei Goisern, wohin die
Ramsau eingepfarrt ist. Er ist jedenfalls als der Stamm-
vater der Familie anzusehen. Seine Geigen sind sauber
gemacht, ohne bemerkenswerte Eigenschaften.
Gändl, Joh. Joseph. — Goisern. 1747. 1765
Vielleicht ein Sohn von Joh. G. in der Ramsau. Val-
drighi führt ihn als »Bandl, Josef, in Oiffern« an. Seine
Arbeit ist recht brav, das Holz oft zu loben, nur die
Mensur ist meist unrichtig.
Geigenzettel: Johann Gendl Geigenmacher / Ihn
Goisern Anno 1747 (geschrieben). — Joannes Josephus
Gändl, Lauten- / und Geigen-Macher in Goysern /
Anno 1 748 (gedruckt).
Gändl, Michael. — Goisern. 1772. 1780
Er wird in den Kirchenbüchern mehrfach erwähnt,
auch haben sich noch Arbeiten von ihm erhalten, die,
ohne hervorzuragen, recht gut im Tiroler Stil aus-
geführt sind.
Geigenzettel : Michael Gändl, / Geigenmacher in Goy-
sern 1 772 (gedruckt).
Gändl, Paul. — Ramsau. 1779
Er wird in den Kirchenbüchern stets als Geigenmacher
bezeichnet. Arbeiten von ihm sind mir noch nicht be-
gegnet.
in
Stutt-
Gärtner, Eugen. — Stuttgart. Geb.
gart 10. April 1864
Im Herbst 1879 trat er bei A. Sprenger in die Lehre
und war da bis 1886 tätig, arbeitete Anfang 1887 bis
Ende 1888 als Gehilfe bei N. E. Simoutre in Basel und
Gäßler — Gagliano
153
ging dann in die deutsche Geigenbauschule zu Schüne-
mann nach Schwerin, wo er noch drei Jahre blieb und
sich" besonders im Bau von Konzertgeigen ausbildete.
Im März 1891 machte er sich in seiner Vaterstadt
selbständig, gewann bald einen Kundenkreis, wurde
1896 zum Königl. Hofgeigenbauer ernannt und erhielt
im Januar 1906 den Titel eines Fürstl. Hohenzollern-
schen Hoflieferanten. Er ist ein sehr geschickter Künst-
ler, der bis 1910 etwa 300 Geigen, Violen und Violon-
celli gebaut hat. Er hat mehrfach Medaillen und Ehren-
diplome erhalten und die verdiente Anerkennung
seitens der ersten Künstler, da er sehr sorgfältig arbeitet,
schönes, altes Holz nimmt und vorzugsweise OUack an-
wendet. Seine Einlagen bestehen aus echtem Ebenholz.
Außer seinem in Farbendruck hergestelltem Zettel
benutzt er auch eine Brandmarke. Er macht jährlich
mehrfach größere Reisen nach Italien usw., um wert-
volle Instrumente zu erwerben, und besitzt ein großes
Lager alter Meisterinstrumente. Seine Verdienste wür-
digten viele Fachblätter und Musikzeitschriften und im
Februar 1911 erhielt er vom König von Württemberg
die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am
Bande des Friedrichsordens.
Geigenzettel: Abb. 254, 258, 259, 260. Brandmarke:
Nr. 16.
Gäßler, Andreas. — Mittenwald. 1750. 1753
Einzelne seiner Geigen sind recht gut, das Modell ent-
spricht der Mittenwalder Schule.
Gäßler, Michael. — Mitten wald. Geb. 22. Sept.
1750
Wahrscheinlich Andreas G.s Sohn. Er soll jung ge-
storben sein und hat wohl nur wenig Geigen gemacht
Gaetano s. Antoniaszi
Gafflno, Giuseppe. — Paris. 1 734. f vor 1 789
Ein Italiener, wahrscheinlich aus Piemont, Schüler und
später vielleicht Gesellschafter seines Pariser Lands-
mannes Castagneri, wenn die .Abkürzung: »0°«. mit
Consorto richtig gedeutet ist, und von 1 766 — 1 767 ge-
schworener Meister der Lautenmacherzunft. Sein Ge-
schäft, mit dem ein schwungvoller Instrumenten- und
Saitenhandel verknüpft war und das das Schild »ä la
musette de Colin« führte, wurde nach 1789 von der
Witwe fortgesetzt. Seine Arbeit hat ganz den fran-
zösischen Charakter, er verwandte blaßroten oder gel-
ben Lack. Ein Alto von großem Patron aus dem Jahre
1748 ist im Cons. des Arts et Metiers in Paris. Seine
Geschäftskarte, die als Einfassung die Umrisse eines
Geigenbodens zeigt, lautete: »a la Musette de Colin.«/
»Joseph Gaffino, maitre et marchand Luthier ä Paris
rue des / Prouvaires, fait vend, achete et loue toutes
sortes d'instruments de / musique, scavoir: violons,
basses d'orchestre Violoncellos, alto viola, / violes
d'amour et toutes sortes de sa fa?on. II vend aussi vio-
lons / et basses de Cremone, basses de viole d'Angleterre
et de toutes / sortes d'auteurs etc. etc.«
Geigenzettel: Gaffino 0° di Castagnery / rue des
Prouvaires, / Pariggi 1748 (gedruckt). — Gaffino 0° di
Castagnery / rue des Prouvaires. Pariggi 1 755 (gedr.)
und Abb. 264.
Gagliano, Alberto. — Neapel. 1877
Wahrscheinlich ein Sohn von Raffaele G., dem seine
Arbeit ähnlich ist.
Gagliano, Alessandro. — Neapel. Geb. In
Neapel um 1660, f 1725
lussupof f erzählt eine romantische Geschichte von einem
Duell, das der einer vornehmen Familie entsprossene
Gagliano gehabt haben soll, und das ihn nötigte,
aus Neapel zu fliehen. Er sei dann nach Cremona ge-
kommen und Schüler von Stradivari geworden. Das
Letztere behauptet G. selbst auf seinen Zetteln, es
erscheint auch recht glaubwürdig, daß er, wie be-
hauptet wird, 30 Jahre lang Stradivaris Gehilfe ge-
wesen sein soll. Die ältesten Instrumente von Alessan-
dro sind allerdings erst von 1695 datiert; sie zeichnen
sich gleich durch ausgesucht schönes Holz und schöne
Arbeit aus. Die F-Löcher sind groß und steil (Mensur
meist 200 mm statt 195 mm), die Schnecke klein und
manchmal nicht sehr sorgfältig geschnitzt, der pracht-
voll geflammte Boden meist aus einem Stück. Der Lack
ist wundervoll tiefrot oder orangefarben und leicht vom
Cremoneser zu unterscheiden; in der Form erinnern
seine Geigen an die besten Arbeiten Carlo Bergonzis,
wofür sie auch oft verkauft werden. G. ist der Gründer
der Neapolitanischen Schule und das Haupt der bis auf
unsere Tage bestehenden Familie. Er hinterließ zwei
Söhne, die gleichfalls Geigenmacher wurden.
Geigenzettel: Alessandro Gagliano Alumnus / Stradi-
variUs fecit Neapoli anno 17 . . (gedruckt). —Alexandri
Gagliano AlOmnus / StradiVariUs fecit Neapoli anno
1701 (bei Vidal, gedruckt). — Alexander Gagliano
Alumnus AntoniS / StradivariUs fecit anno 17.. (gedr.)
und Abb. 266 und 283.
N
eapel
Geb.
um
Gagliano, Antonio I.
1728, tum 1795
Dritter Sohn von Nicola und jüngerer Bruder Ferdi-
nandos. Er verwandte roten Lack, machte den Boden
einteilig und arbeitete fast nur mit Josef und mit
Raphael G. zusammen. Der gemeinsame Zettel kommt
noch mit Jahreszahlen bis 1807 vor.
Geigenzettel : Joseph et Antonivs/Gagliani Filii Nico-/
laj et Nepotes Ja- / nuari F Neap. 1771 (gedruckt). —
Joseph & Antonius Gagliano / fec. anno 1787 / In
Platea dicta Cerriglio (gedruckt).
Gagliano, Antonio II. — Neapel. Geb. nach
1790, t 27. Mal 1860
Sohn von Giovanni und Enkel von Nicola G . Er arbeitete
gemeinsam mit seinem Bruder Raffaele und benutzte
auch nach dem Tode des Bruders die gemeinsamen
Zettel, die seine Nachfolger allerdings auch noch weiter
verwendeten. Er war nicht mehr hervorragend. Seine
Wohnung war um 1826 »Sedile di Porto«, später Via
Ciriglio Nr. 75.
Geigenzettel: Antonio Gagliano / Via Ciriglio N° 75
Neap. / fccit Anno 1837 (gedruckt).
Gagliano, Garlo — Gagliano, Giovanni II
154
Gagliano, Carlo. — Belluno 1732
Wenig bekanntes Mitglied der Familie. Eine Arbeit
mit seinem Zettel findet sich im Rathaus zu Regens-
burg.
Geigenzettel : Carlo Gagliano / me fecit / Belluno anno
1732 (gedruckt).
Gagliano, Ferdinando. — Neapel. Geb. 1724
in Neapel, t 1781
Ältester Sohn von Nicola, den er zwar nicht irnmer
erreicht, aber trotzdem noch ein sehr guter Meister.
Seine Arbeit ist der von Alessandro G. ähnlich, er ahmt
das letzte Stradivarimodell nach und verwendet emen
guten, rotbraunen oder gelben Lack von warmer Farbe.
Die Wölbung nimmt er flacher, das Patron aber breiter
und die Zargen manchmal höher als sein Vater, auch
in der Wahl des Holzes ist er weniger sorgfältig, dagegen
sind seine meist kleinen Schnecken recht sauber durch-
geführt. Am besten gelangen ihm seine Violoncelli. Er
soll einen Sohn namens Giuseppe gehabt haben. Auch
er brachte, ähnlich wie Giuseppe Guadagnini I, auf der
Innenseite der Decke die Anfangsbuchstaben einer De-
vise an. Herr E. Löwenfeld in Wien besitzt eine Viohne
von ihm, die außer dem Zettel parallel zum Baßbalken
die Buchstaben trägt: S. L. J. C. J (kann auch F oder S
sein!) S. SS. S. f. Otto Hiß in Brunn besitzt eine sehr
schöne, rötlichbraun lackierte Violine von ihm, die nach
Stradivari gebaut ist und auf dem Baßbalken der Länge
nach schwer leserliche Buchstaben mit Bleistift ge-
schrieben zeigt, die der Besitzer in folgender Form
entziffert: »T G V 0)(-S 1 8' S 1-70 M C S S
S 0 S S S 6 c S A«; auf der rechten oberen Backe
sieht man: a(?)
M— j-rj(?)
A
GFM
SG.
Die Buchstaben werden wohl einen frommen Spruch
oder Vers bedeuten, wie solche Nicolaus Gagliano in
seinen Arbeiten anzubringen pflegte. Um die Deutung
zu ermöglichen, müßte erst eine sichere Lesart vorliegen.
Geigenzettel : Abb. 232.
Gagliano, Gaetano. — Neapel. Geb. um 1770,
t 1824
Nach seiner eigenen Angabe ein Sohn von Giovanni G.,
dem er in der Arbeit nahe kommt. Seine Geigen sind
ebenso sauber gearbeitet, als sie gut klingen. Er machte
aber auch sehr gute Gitarren und Mandolinen, die so
geschätzt waren, daß seine Nachfolger auch nach
seinem Tode noch seine Zettel in Gitarren klebten.
Geigenzettel: Caietanus Gagliano filius / Joannes (sie)
Neapolis 1820 (gedruckt).
Gagliano, Gennaro. — Neapel. Geb. um 1 700,
fnach 1770
Zweiter Sohn und Schüler seines Vaters Alessandro G.,
dessen Einfluß in seiner Arbeit unverkennbar ist. Er
ahmt das Stradivarimodell nach, nur nimmt er die
Wölbung manchmal höher und macht auch die F-
Löcher kürzer, weiter und steiler als sein Vorbild. Er
scheint eine Vorliebe für kurze Ecken gehabt zu haben.
Seine beste Zeit ist zwischen 1730 und 1750; da er
jedoch nur selten Zettel eingeklebt hat und noch selte-
ner die Jahreszahl ausfüllte, ist^das Alter seiner Geigen
nicht immer leicht zu bestimmen, ja, man hat wegen
des seltenen Vorkommens seiner Zettel gewiß mit Un-
recht angenommen, daß er nur sehr wenig gearbeitet
habe. Was man von ihm kennt, ist trefflich, schönes
Holz, prachtvoller orangegelber oder rötlicher Lack und
herrlicher Ton. Eine aus dem Jahre 1758 stammende
prachtvolle Violine von ihm besaß Gh. Mahillon.
Gennaro G. kommt seinem Bruder Nicola G. voll-
kommen gleich, übertrifft ihn aber in der Zierlichkeit
der Einlagen. Er gebrauchte verschiedene Zettel, auf
denen fast stets der Wohnort in »Neap.« abgekürzt er-
scheint. Auf einigen soll er sich einen Schüler Stradi-
varis nennen. Eine genial, aber sehr liederlich gemachte
Geige von ihm mit dickem, schönem dunkelroten Lack,
leichtfertig ausgeführter Einlage, aber wundervoller
Wölbung erwarb Konzertmeister Deecke in Karlsruhe
von Siefert sen. Der Ton dieser Geige ist großartig.
Eine gleichfalls wundervoll klingende, dunkelrot
lackierte Geige aus dem Jahre 1767 von Gennaro G.
besitzt Hofsekretär Gerschey in Lissabon.
Maße einer Violine von 1750: Länge 35,5 cm, obere
Breite 16,3 cm, mittlere Breite 11,3 cm, untere Breite
20,1 cm; ob. Zargen 2,9 cm, unt. Zargen 2,9 cm,
Schnecke 10,8 cm lang.
Geigenzettel : Januarius Gallanus / fecit Neap. 1 760 (ge-
druckt). — Gennaro Gagliano fecit Neap. 17 . . (gedr.).
— Januarius Gaglianus / Fecit Neapoli 1767 (?) (gedr.)
und Abb. 284.
Gagliano, Giovanni I. — Neapel. Geb. um
1740, t 1806
Er war der vierte Sohn von Nicola und folglich ein
Enkel von Alessandro und nicht von Gennaro, was man
nach seiner Angabe auf seinen Zetteln, wo er sich
»Nepos Januari« bezeichnet, meinen könnte. Er war
Gennaros Neffe und hat jedenfalls, wie auch seine
Brüder, das italienische »Nipote« in das lateinische
»Nepos« verwandelt. Da Nicola 1740 gestorben ist,
mulj Giovanni spätestens in diesem Jahre geboren sein.
Er arbeitete in den Traditionen seines Hauses, war ein
Schüler^) seines Oheims Gennaro und arbeitete wäh-
rend seiner Wanderzeit um 1760 auch in Venedig und
scheint schließlich mit seinen Brüdern die Werkstatt
seines Oheims übernommen zu haben, sonst wäre nicht
einzusehen, warum sie sich auf ihren Zetteln gerade
auf diesen berufen. Giovanni ist übrigens kein würdiger
Nachfolger seiner Vorfahren. Er hat nicht allzuviel
gemacht und das wenige meist oberflächlich und
liederlich.
Geigenzettel: Abb. 255.
Gagliano, Giovanni II. — Neapel. Geb. 1800,
t 1867
Vielleicht ein Sohn von Giovanni I G. Nach F. S. Kand-
lers Aufsatz über »Neapel im Jahre 1826« (Caecilia,
^) Auf seinen ältesten Zetteln liest man : Joannes Gagli-
ano fecit sub disciplina Januarls Gagliani. Neapoli.
Ga^liano — Gairaud
155
Zeitschr. f. d. mus. Welt, Bd. VI, Heft 24) lebte er
damals und gehörte zu den besseren Geigenmachern,
wenn auch seine Instrumente ohne bemerkenswerte
Vorzüge gewesen sem sollen.
Gagliano, Gio. Battista. — Cremona. 1728
Ein bisher unbekannter Sprosse der Familie Gagliano,
und, wenn er wirklich gelebt hat, vielleicht ein jüngerer,
früh verstorbener Bruder von Alessandro G., dessen
Zettel hier auch in den Fehlern nachgeahmt erscheint.
Grillet erwähnt ihn zuerst; ich habe nichts von ihm
gesehen und halte den Zettel nicht für einwandfrei.
Geigenzettel : Abb. 240 .
Gagliano, Giuseppe. — Neapel. 1725. f 1793
Zweiter Sohn von Nicol. G. und Bruder von Ferdinan-
do, Antonio und Giovanni. Er arbeitete ohne Sorgfalt
nach den Modellen seines Vaters, aber er verstand sich
gut auf den Ton, so daß seine Geigen alle gut klingen.
In seiner letzten Zeit arbeitete er mit seinem Bruder
Antonio zusammen. Sein Lack ist der semer Familie.
Gut sind auch seine Violoncelli, meist 74,5 cm lang.
Er gebrauchte sehr verschiedenartige Zettel.
Geigenzettel: Giuseppe Gaglianus filius Nicolini fecit
Neap. 17.. (gedruckt). — Joseph Gagliano filius /
Nicolai et nepos ja- / nuarius fecit Nea- / poli 1793
(sedruckt). — Joseph & .Antonius Gagliano / Fee. Ann
1793 ' In Platea dictaCerriglio (gedruckt) und Abb. 235
und 256.
Gagliano, Nicola I. — Neapel. Geb. um 1695
(nach anderen schon 1670), \ um 1740
Ältester Sohn Alessandros, aber ungleich talentvoller
wie dieser. Er ahmte im allgemeinen die Stradivari-
modelle nach, meist die der älteren Perioden des
Meisters, und verarbeitete sehr schönes Holz und gelb-
braunen Lack. Die Decke ließ er gewöhnlich sehr stark,
den Boden machte er an den Seiten etwas schwächer.
Der Lack ist leuchtend gelb, selten rotbraun. .«Xuch die
Einlagen sind mit Sorgfalt und Geschmack ausgeführt.
Eine sehr schöne Geige von ihm aus dem Jahre 1730
besitzt Konzertmeister Prof. J. M. Grün in Wien. Eine
prächtig eingelegte Violine mit muschelförmiger
Schnecke und den ursprünglichen Wirbeln sowie dem
echten Saitenhalter befindet sich in Stuttgart. In den
meisten Geigen der Gagliani, die noch nicht geöffnet
waren, findet man innen am .Ansatz des Halses einen
Zettel mit der Inschrift: »In conceptione tue Virgo
Maria Immaculata fuisti, / Ora, pro nobis Patrem, cujus
Filium Jesum de Sp.s. peperisti«.
Geigenzettel : Abb. 285.
Gagliano, Nicolall. —Neapel. 1793. 1826
Sohn und Schüler von Giovanni G. und womöglich
noch unbedeutender als dieser. Er wohnte in der Galata
dell'Ospidaletto.
Geigenzettel: Nicolaus Gagliano / Filius Joannis ;
Neapoli 1 793 (gedruckt).
Gagliano, Raffaele. — Neapel. Geb. um 1790,
t9.Dez. 1857
Sohn von Giovanni. Arbeitete meist mit seinem Bruder
Antonio zusammen ; braimer Lack, gewöhnliche .Arbeit ,
ziemlich breite F-Löcher, aber manchmal doppelte
Einlagen. Die oberste Zeile des hier abgebildeten
Zettels mit den Worten ^>I Fratelli<' erscheint in vielen
Fällen weggeschnitten. Ein anderer Zettel enthält in
einem langovalen Kranz außer den Namen der Brüder
die Angabe »Quondam Giovanni«.
Geigenzettel: Abb. 233.
Gagliano, Vincenzo. — Neapel. 1870, f um
1886
Sohn von Raffaele, der die alte Firma fortführte, aber
eigendich nur Saitenfabrikant war. Obwohl er nach
übereinstimmenden Mitteilungen unverheiratet und
kinderlos starb, besteht das Geschäft unter der Firma;
»Vincenzo Gagliano & Figlio« in Neapel weiter.
Gaibisso, Giovanni Battista. — Alassio. 1911
Tüchtiger italienischer Geigenmacher der Gegenwart,
der nach Stradivari arbeitet. Auf der Turiner Aus-
stellung 1911 war er gut vertreten und erhielt eine
goldene Medaille.
GaiUard. — Mirecourt. 1830. 1856
Der unbedeutendste Geigenmacher seiner Familie,
dessen Taufname mir nicht bekannt geworden ist. Er
war der Bruder von Jules G. und der Vater von
Charles G.
Gaillard, Charles. — Paris. 1850. 1881
Er kam aus Mirecourt, wo er Schüler seines Vaters war,
nach Paris zu C. A. Gand, bei dem er Werkführer
wurde. Seine Arbeit ist der von Gand sehr ähnlich.
Er hat wiederholt Geigen nach einem sehr kleinen
Guamerimodell gebaut.
Geigenzettel: Abb. 280 und 297.
GaiUard, L. — Mirecourt. Ende des 18., An-
fang des 19. Jahrhunderts
Eine interessante ZwilHngsgeige mit dem Brandstempel
»L. Gaillard« aus der Sammlung Snoeck (Nr. 564)
befindet sich in Berlin.
Geigenzettel : L. Gaillard (gedruckt).
Gaillard-Lajoue, Jules. — Mirecourt. Geb.
um 1820, tum 1870
Oheim von Charles G. Erst Schüler und dann Gehilfe
von Gand. Im Jahre 1852 machte er sich selbständig
und erhielt bereits 1855 auf der Pariser Ausstellung
eine Medaille. Seine .Arbeit war sehr gut, obwohl er den
Geigenbau fabrikmäßig betrieb, auch der Ton ist fast
immer ansprechend, nur der Lack ist hart und spröde.
Gairaud, Louis. — Nantes. 1735, f nach 1770
Außer Geigen machte er auch Clavecins, seine Arbeit
ist gut, wenn auch ohne bemerkenswerte Eigenschaften .
Er war mit Margarete Destains verheiratet und kommt
in den Kirchenbüchern von 1737 an vor, zuletzt als
Pate am 25. März 1770. Vgl. Marquis de Granges de
Surgeres : Les artistes nantois etc. (Nantes 1 898) S. 23 1 .
Geigenzettel : Abb. 27 1 .
156
Gaisenhofer — Gamble
Galsenhofer, Aloys. — Wien
Ein Geigenmacher dieses Namens hat in Wien nie ge-
lebt. Der abgebildete Zettel findet sich jedoch öfter in
minderwertigen Geigen, die dann von Unkundigen für
Arbeiten Geissenhofs gehalten werden.
Geigenzettel: Abb. 318.
Galssenhof s. Geissenhof
Galbani, Pietro. — Florenz. 1640
Sohn des Jacopo G. Das wenige, was man von ihm
kennt, ist unbedeutend.
Galbusera, Carlo Antonio. — Mailand. 1813.
1833
Er war k. k. Kriegskommissar in Mailand und wollte
die Form der Geigen, ähnlich wie Chanot, dadurch
verbessern, daß er, was ältere Meister, z. B. Guarnen
u. a., auch schon getan haben, die Ecken wegließ und
ihr eine der Gitarre sich nähernde Form gab. Da seine
Geigen trotzdem gut klangen, und ein Quartett, das er
gebaut hatte, mit Erfolg zu Gehör gebracht wurde, er-
hielt er von mehreren großen Orchestern Bestellungen
und von der Mailänder Akademie der Wissenschaften
am 4. Oktober 1832 sogar eine silberne Medaille. Die
Prophezeiungen seiner Verehrer (vgl. AUg. musikali-
sche Zeitung, Leipzig, 23. Dezember 1 832 und 1 0. April
1833 usw.), daß er der Geige für das ganze Jahrhundert
eine neue Form gegeben haben dürfte, haben sich nicht
erfüllt. Besser haben sich seine Gitarren erhalten. Vgl.
über ihn auch: Wilhelm Schneiders: »Historisch-
technische Beschreibung der musikalischen Instru-
mente«. (Neiße 1834.)
Galdert, Friedrich. — Koburg. 1895
Schillers Nachfolger. Beide betrieben ursprünglich nur
ein Musikinstrumentengeschäft; erst mit dem Eintritt
H. Bücheis wurde eine Geigenbauwerkstatt damit ver-
knüpft.
Galeazzi, Eugenio. — Ascoli. 1849
Sohn des Francesco G. Er hat während des Winters
fleißig Geigen und Gitarren gebaut und betrieb im
Sommer die Landwirtschaft.
Galerzena. — ? 1790
Ein piemontesischer Geigenmacher, der sich eines ge-
wissen Rufes erfreute.
Galieri, Filippo. — Neapel. 18. Jahrhundert
Vielleicht ein Gaglianoschüler. Er verwandte gelben
Lack und ein etwas gewölbtes Modell.
Galieri, Giuseppe. — Padua, Piacenza(?). 1753
Er nennt sich einen Schüler Nicola Amatis; wenn man
nicht annehmen will, daß er ein Alter von über 90 Jah-
ren erreicht hat, könnte als sein Lehrer nur der D. Nie.
Amati in Bologna gemeint sein. Seine Geige, in der der
nachstehende Zettel zu finden ist, erinnert mehr
an die Schule von Neapel als an die von Cremona.
Die Arbeit ist mäßig, der Lack von gelber Farbe, die
F-Löcher stehen sehr schräg.
Geigenzettel: Giuseppe Galieri, Paduensis, / placenti-
nus Alumnus da Nicolai Amati / faclebat 1 753 (gedr.).
Gall, J., war im 19. Jahrhundert als Musik-
instrumentenmacher in Wien ansässig
Galland, Jean. - Paris. 1744. f vor 1761
Er ist der erste, der das Amt eines geschworenen
Meisters der Pariser Lautenmacherzunft bekleidete (für
1 744). Arbeiten von ihm sind mir jedoch nicht bekannt-
geworden. Er wohnte Rue St. Honore, wo seine Witwe
von 1761 — 1779 das Geschäft noch fortführte. Seine
Tochter war seit etwa 1744 mit Robert Richard, einem
sehr talentvollen Instrumentenmacher verheiratet, der
als Orgelbauer usw. Ruf besaß und namentlich durch
sein automatisches Quartett Aufsehen machte.
Galland, Joh. — Bayreuth. 1888. 1893
Er stellte auf der Münchener Kunstgewerbeausstellung
1888 drei Zithern und eine Violine aus, ist im Jahre
1893 nach Leipzig-Reudnitz übergesiedelt und dürfte
dort gestorben sein.
GalH, Domenico. — Parma. 1687. 1691
Ausgezeichneter Holzbildhauer, Violoncellist und Ton-
dichter des 17. Jahrhunderts, der eine Reihe von
Streichmusikinstrumenten gebaut hat, die er mit
meisterhaften Schnitzereien verzierte. Eine Violine und
ein Violoncello mit den obenstehenden Jahreszahlen
befinden sich im Albergo Arti zu Modena.
Geigenzettel : Dominicus Gallus Parmensis / fecit Par-
mae anno salutis 1691 (gedruckt).
Gallingani. — Mancasale (Prov. Reggio).
19. Jahrhundert
Ein Musiker, der eine gewisse Geschicklichkeit im
Ausbessern alter Geigen besaß und auch vereinzelt
neue Violinen gebaut haben soll.
Galram (Galran, Galräo), Joachim Joseph. —
Lissabon. 1769. 1825
Geschickt in seiner Arbeit, auch sein gelber Lack ist
nicht übel. König Karl I. von Portugal besaß ein Quar-
tett von ihm, das sehr sauber und gut gearbeitet ist und
auch durch edlen Ton hervorragt.
Geigenzettel : Joachim Josef Galram / fecit Olesiponae
1769 (gedruckt).
Galtani, Rocco. — Florenz
Er gehört noch dem 17. Jahrhundert an und hatte
seinerzeit einen guten Ruf. Man kennt freilich nur
wenig mehr von ihm als seinen Namen^).
Galvani, Giuseppe. — 1834
Selten vorkommender italienischer Geigenmacher aus
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Geige
von ihm besaß J. Haberzettl in Drasswitz bei Karlsbad.
Gamble, Ernest. — Leicester 1880
Er hatte ein gutes Geigengeschäft, die Geigen, die
seinen Zettel tragen, hat er jedoch nicht gemacht,
sondern nur verkauft.
^) Wenn G. Chouquet in seinem Bericht über die Aus-
stellung 1878 einen »Galiani« erwähnt, meint er wohl,
wenn nicht einen Gagliano — Rocco Galtani.
Gamble — Gand
157
Gamble, J.- 1785
In einem guten Violoncello fand sich dieser Name.
Gambon, A. — Maastricht (Holland). 1828.
1858
Seiner Arbeit nach gehört er der französischen Schule
an. Seine Geigen sind aber in jeder Beziehung mittel-
mäßig. C. C. Snoeck besaß eine Violine von ihm aus
dem Jahre 1828. Auf einem Reparaturzettel von 1858
schreibt er seinen Namen deutlich lesbar »Gambom«.
Es ist nicht zu entscheiden, ob er sich da verschrieben
hat, oder ob er diese Schreibweise für richtiger hielt.
Geigenzettel : Racommode / par A. Gambon / Lutier /
ä Maestricht. (gedruckt).
Gambonl— Neapel. Geb. um 1724, fn. 1814
An seinen Geigen ist eigentlich nur das Holz gut, und
dies verdankt man dem Umstände, daß er im Besitz
von Geigenholz aus dem Nachlasse von Antonius Amati
war^).
Gand, A. E., lebt als ■>Luthier<' in Laval (Dep.
Mayenne)
Gand, Charles- Adolphe. — Paris. Geb. in
Paris 11. Dez. 1812, f 24. Jan. 1866
Schüler seines Vaters, dessen Werkstatt er 1845 über-
nahm. Er hat nicht viele neue Geigen gebaut, die
v.'enigen aber sind trefflich. Er wurde, wie sein Vater,
Geigenmacher der Königl. (später Kaiserl.) Hofkapelle
und des Konservatoriums und wurde 1862 zum Ritter
der Ehrenlegion ernannt. Im Jahre 1855 trat sein
Bruder Eugene in das Geschäft; die Firma lautete
von da an bis 1866 »Gand freres« und stand nach wie
vor in höchstem Ansehen.
Gelgenzettel: Adolphe Gand fils / ä Paris 1832 (ge-
schrieben) und Abb. 300.
Gand, Charles -Fran^ois (»Gand pere«). —
Paris. Geb. in Versailles am 5. Aug. 1787,
t 10. Mai 1845 in Paris
Sohn von Michel G. Von 1807—1810 würdiger Schü-
ler, später der Ehemann der Pflegetochter und seit 1824
auch Nachfolger Nie. Lupots. Nach seiner Lehrzeit
war er kurze Zeit in Versailles ansässig") und ging dann
nach Paris, wo er 1810 die Werkstatt und den Nachlaß
Kolikers kaufte und zunächst in der Rue Croix des
Petits Champs Nr. 5 und seit 1820 in derselben Straße
Nr. 24 seine Werkstatt aufschlug. Nach Lupots Tode
übernahm er 1824 auch dessen Werkstatt. Er war un-
streitig der bedeutendste französische Geigenmacher
seiner Zeit, unübertroffen in der Sorgfalt und künst-
lerischen Durchführung seiner Arbeit. Seine Geigen
sind herrlich im Ton und schön in ihrem rotbraunen,
manchmal etwas dicken und nicht allzu durchsichtigen
^) Bei der 1814 von ihm veranstalteten Auktion kaufte
Gagliano solches Holz für drei Violinen um 100 span.
Piaster (über 500 M.).
^) Damals bezeichnete auch er sich auf seinen Zetteln,
die vor 1816 zumeist geschrieben waren, als »Gand fils«.
Lack. Ebenso trefflich war er als Reparateur. Seine In-
strumente werden schon jetzt den alten italienischen
als gleichwertig an die Seite gesetzt und teuer bezahlt.
Das Museum des Pariser Konservatoriums besitzt ver-
schiedene Arbeiten von ihm. Er hatte zwei Söhne.
Geigenzettel: Gh. F. Gand eleve de Nicolas Lupct /
successeur du sieur Koliker / rue Croix des Petits
Champs 5 Paris 1810 (gedruckt) und Abb. 304-306.
Gand, Charles-Michel. — Versailles. Geb. um
1 748 in Mirecourt, f 1 820 in Versailles
Um 1780 ließ er sich in der Rue du Commerce Nr. 71,
später in der Rue de la Paroisse Nr. 32 nieder. Sein
Firmenschild lautete: »Aux tendres Accords«. Über
seine Arbeiten ist nichts bekannt. Er ist der erste
Geigenmacher in seiner Familie; doch waren seine
Vorfahren bereits Geigenhändler. Er hatte zwei Söhne
Charles Fran^ois und GuiUaume.
Gand, Charles-Nicolas-Eugene. — Paris. Geb.
in Paris am 5. Juni 1825, f 5. Febr. 1892
Jüngerer Sohn und Schüler von Ch. Fran?. G. Er ver-
band sich 1855 mit seinem Bruder und 1866 nach
dessen Tod mit den Brüdern Bernardel. Die beiden
berühmten Häuser wurden dadurch zu einem veremigt,
ihre Werkstätten waren zuerst in der Rue Croix des
Petits-Champs Nr. 21 und seit 1883 in der Passage
Saulnier. Aus ihren Händen gingen nur treffliche In-
strumente hervor, da sie auch in der Wahl ihrer Mit-
arbeiter außerordentlich vorsichtig waren. Eugene G.
war auch ein tüchtiger Musiker und Offizier der Ehren-
legion. Seine erste Violine trägt den Zettel: »Eugene
Gand fils / ä Paris 1842 No 1.«
Geigenzettel : Gand & Bernardel F^es / Luthiers de la
Musique de l'Empereur et du Conservatoire / No . .
Paris 18 . . (gedruckt) und Abb. 301 und 302. Nach
1886 d. h. nach dem Ausscheiden Ernest Bernardeis:
Abb. 303.
Gand, Francesco. — Madrid. 1788
Ein nach Spanien verschlagenes Mitglied der Mire-
courter Familie. A. Jacquot kennt eine schöne Arbeit
(Alto) von ihm. Eine Viola trägt den Zettel: Echo p''
Franc. Gand / En Madrid aiio 1788 (geschrieben).
Gand, Guillaume- Charles -Louis. — Ver-
sailles. Geb. 22. Juli 1 792 in Paris, f 3 1 . Mai
1858 in Versailles
Zweiter Sohn von Charles-Michel G. Gilt mit Recht
für einen der besten Schüler Lupots. Nachdem er bei
Lupot ausgebildet war. übernahm er die Werkstatt
seines Vaters; in seiner Arbeit setzte er Lupots Tradi-
tionen fort und baute viele Geigen, die jetzt sehr ge-
schätzt werden.
Gand. — Amiens. 1803
Er stammte wahrscheinlich aus Mirecourt und dürfte
ein Bruder von Charles-Michel G. gewesen sein.
Geigenzettel : Recoupe par Gand / luthier ä Amiens /
en 1803 (gedruckt).
158
Gand — Garman
Gand. — Toulouse. 1774
A. Jacquot erwähnt eine Gitarre von ihm.
Gandl s. Gändl
Ganzer s. Kranzer
Ganzeria, Luigi. — San Feiice (Modena). Geb.
um 1794, t 1861
Arbeitete handwerksmäßig, seine Geigen smd fast
wertlos.
Garai, Janos (Johann). — Temesvär
Ein Blas- und Streichinstrumentenmacher, der in den
letzten Jahren des 1 9. Jahrhunderts in Temesvär an-
sässig war.
Garani, Michele Angelo. — Bologna. 1685.
1720
Nachahmer von Stradivarius. Seine Violen werden be-
sonders gelobt wegen ihrer guten — aber ungleichen
Arbeit und wegen ihres weichen Tons.
Geigenzettel :. A. / Michael / Garanus / F. Bonon. (ge-
druckt).
Garani, Nicola. — Neapel. Um 1700
Soll aus Bologna stammen und als Gehilfe bei den
Gagliani gearbeitet haben. Dadurch erklärt sich auch
die Ähnlichkeit seiner Arbeit mit der Gaglianischen.
Er nimmt die Wölbung hoch und verwendet einen
dünnen Lack. Der Ton seiner Geigen ist edel, wird
aber durch das schlechte Holz sehr beeinträchtigt.
Garbito, Antonio. — ? 1815
Eine spanische Gitarre aus dem Besitze der Mrs. Cecil
Bosanquet war im Jahre 1904 in der Londoner »Music
Loan Exhibition« ausgestellt.
Garceux, L. — Paris. 1809
Man findet hier und da seinen Namen in Geigen, die
er geflickt hat, auch sollen die Bauernrad-Weiberleiern,
die auf der Decke L. G. und die Jahreszahl eingebrannt
tragen, von ihm sein. Eine solche von 1797 hat
eine Lang- und zwei Begleitsaiten, elf Tasten, flachen
Boden und flache Decke und ist 700 mm lang und
340 mm breit.
Geigenzettel: Repare a Paris par / L. Garceux 1809
(gedruckt). Brandmarke Nr. 53.
Garcia, Juan. — Madrid
Mandolinen- und Gitarrenmacher.
Gardelli, Federico. — Neapel
Von 1880 bis etwa 1900 besaß er ein mit einer Werk-
statt verbundenes Musikinstrumentengeschäft.
Garden, James. — Edinburgh. — Geb. in
Edinburgh 1849
Ein vorzüglicher Geiger, der aus Liebhaberei einige
Geigen und Violen nach Stradivari gemacht hat. Er
verwendet Whitelaws roten »Amatilack«.
Geigenzettel: Jas. Garden, Edin. 1887 (gedruckt).
Gardiner (Gardner), Pearson. — London. 1 760
Selten vorkommender englischer Geigenmacher, der
im Stile von Duke arbeitete. Eine Violine von ihm be-
sitzt J. T. Chapman.
Gardner, C. — London. 1865
In englischen Händlerverzeichnissen werden öfter Gei-
gen von ihm angeboten.
Garenghi, Giuseppe
Lebte um 1857 als Geigenmacher in Brescia.
Garganesi, Vito und Antonio. — Monopoli
(Puglie). 1898
Ihre Mandolinen erfreuen sich einer gewissen Be-
liebtheit.
Gargnano.
Aus einer wahrscheinlich in dem mitten in Zitronen-
gärten und Olivenhainen nahe bei Salö gelegenen statt-
lichen Dorfe Gargnano am Gardasee betriebenen
Geigenmacherwerkstatt gingen verschiedene Arbeiten
hervor, in denen sich der hier wiedergegebene Zettel
findet. Die Jahreszahl dürfte 1621 gelautet haben. Mir
wurde ein recht gutes Violoncello von Brescianer Aus-
sehen bekannt. In seinem verdächtigen Latein und
seiner Orthographie wird der Zettel, den auch Hajdecki
erwähnt, immerhin anfechtbar erscheinen, um so mehr,
als G. Livi nachweisen konnte, daß weder in Brescia
noch in Salo samt Umgebung je eine Familie Gargnano
existiert habe. Da aber die Instrumente und der Zettel
zweifellos alt sind, könnte man im besten Falle anneh-
men, daß die Witwe Fior, die Schwiegertochter Gaspa-
ros, sich nach Gargnano bei Salo zurückgezogen und
dort eine Werkstatt unterhalten hat; sie konnte sich ja
in gewissem Sinne als Erbin Gasparos betrachten.
Geigenzettel : Abb. 265.
Gargo, Giovanni. — Forli. 1785
Streichinstrumente hat er wohl nur ausnahmsweise ge-
baut, doch kommen Lauten, Mandolinen und kleine
Harfen von ihm mehrfach vor. •
Garini, Michelangelo. — ?
Mittelmäßige italienische Geigen des 19. Jahrhunderts
haben Zettel mit diesem wahrscheinlich erfundenen
Namen, der wohl an »M. A. Garani« anklingen sollte.
Garjev. — Kaluga
Russischer Geigenmacher der Gegenwart.
Garman, Göran. — Stockholm. 1784. 1807
Er war von 1784—1807 Geselle bei Peter Kraft, der
ihm seine Werkstatt und alles, was dazu gehörte, unter
der Bedingung vermachte, daß er Meister werde und
Lars Mollenberg zum Teilhaber annehme. Um un-
gehindert die beim Klavierbau nötigen Tischlerarbeiten
ausführen und Tischlergesellen einstellen zu können,
schloß er sich, wie vorher sein Meister, der Tischler-
zunft an.
Garner — G
avinies
159
Gamer, John. — London-Chelsea, f 1901
Ein Liebhaber, der es durch Talent und Fleiß zu
großer Geschicklichkeit brachte und sich auch gut
auf den Ton verstand.
Garner, Joseph. — Broxbourne. 1828
Einige gute Violinen tragen seinen Namen. Auch in
Chelsea soll um 1849 ein H. Garner ansässig gewesen
sein und nach Stradivari undGuarneri gearbeitet haben.
Garnier, Adolphe. — Mirecourt. 1 766. 1 787
Man weiß nur, daß er gelebt hat.
Garter (Gärtner), Michel. — Salzburg. 1510.
1538
Jedenfalls identisch mit Mich. Barttner (s. d.). Er wird
im Salzburger Bürgerbuche als Lautenmacher aufge-
führt und kommt von 1511 — 1538 in den Urkunden
des Archivs der k. k. Landesregierung in Salzburg vor.
Von ihm befinden sich zwei Lauten im Museum Caro-
lino-Augusteum in Salzburg.
Garter (Gärtner), Veit. — Salzburg. 1510
Nach dem Salzburger Bürgerbuch war er der Sohn
Michel G.s und, ebenso wie dieser, Lautenmacher.
Garzano, Giuseppe, lebt in Catania (Sizilien)
Gaskin, wird als Name eines englischen Geigen-
machers angegeben.
Gaspan s. Caspan
Gaspard, Leon. — Mirecourt
Besitzer der Fabrikfirma »Gaspard fils« (L. Gaspard
& Co.).
Gast, Jörg. — Füssen. 1606. 1612
Als Mitglied der Lautenmacherinnung kommt er schon
1606 vor und ist 1612 Unterzeichner einer Beschwerde
gegen einen die Zunft schädigenden Holzhandel.
Gast, Mang (Magnus). — Füssen. 1621
Er wurde am 26. Dezember 1621 als Meister in die
Füssener Lautenmacherzunft aufgenommen.
Gastano, A. — Messina. 1890. 1896
Er erhielt 1893 in Chicago für eine Geige eine Aus-
stellungsmedaiUe.
Gattanani. — ? 1785. 1790
Ein piemontesischer Geigenmacher von geringer Be-
deutung soll so geheißen haben. Wahrscheinlich han-
delt es sich um einen Catenari.
Gattenan s. Catenari
Gatti, Angelo. — Mailand
Italienischer Geigenmacher unserer Zeit.
Gatti, Ernesto. — Nizza. 1886
Seine Violinen sind nicht schlecht. Er stattet sie manch-
mal recht hübsch aus; den Wirbelkasten versieht er mit
geschnitzten Köpfchen (Leopardenkopf u. dgl.)-
Gatti, Giorgio. — Turin. 1899. 1911
Italienischer Geigenmacher der Gegenwart.
Geigenzettel: Giorgio Gatti / fece in Torino l'anno
. 1899(gedruck0.
Gaudre, Nicolas. — Mirecourt. f 1784
Bogenmacher.
Gaulard, Joseph.— Mirecourt. 1738. f 19.Mäiz
1779
Nur urkundlich nachweisbar, wie auch der 1774 — 1789
vorkommende Louis Gaulard.
Gaulard. — Troyes. 1835
Ein Mirecourter, der sich nicht über den Durchschnitt
erhob. Besser als seine Geigen sind seine Bögen; ein
solcher befindet sich in der Sammlung des Pariser
Konservatoriums.
Gauss, Jakob. — Cannstatt. 1618
Ein Orgelmacher, der wohl wie die meisten seiner da-
maligen Berufsgenossen auch allerlei Lauten gebaut
hat.
Gauthie (Gautie), Pierre. — Toulouse. Geb.
in Fronton 1880
Erst Schüler seines Vaters, dann von P. Lorange und
von Cunault. Auch in Mirecourt hat er ein Jahr lang
gearbeitet. In Toulouse wurde er Nachfolger von
Simonin. Er verlegte sich hauptsächlich auf Wieder-
herstellungsarbeiten, besitzt aber bereits verschiedene
Auszeichnungen.
Gautier, hat eine Geigenmacherwerkstatt in
Aix
Gautrot aine & Co. — Paris. Gegr. 1827
Bekannte Musiklnstrumenten-Fabriksfirma, die haupt-
sächlich Flöten, aber auch Gelgen herstellt. Die Firma
lautet jetzt Couesnon & Cie Succrs. Gautrot aine & Cie.
Gautrot. — Chateau Thierry. 1855. 1877
Ein Mirecourter, der 1855 eine Fabrik begründete, In
der auch Gelgen und Bögen hergestellt wurden.
Gavelli, Giacomo. — Perugia. 1797
Ein Gelgenmacher, den Valdrlghl (9175) erwähnt.
Gavigny. — Paris. 1758
Hei In Lille bekam eine Violine zur Wiederherstellung,
deren Aussehen an die Klotzschule erinnerte und die
den Zettel trug : fals par Moy Gavigny, / Maitre Luthier
a / Paris 1758 (geschrieben).
Gavinies, Frangais. — Bordeaux. Paris. Geb.
um 1700, fnach 1770
Ein geschickter Meister, der, wenn er wollte, sehr gute
Gelgen machen konnte, häufig aber so minderwertige
Ware herstellte, daß böse Zungen von ihm behaupteten,
er habe nur ein gutes Werk zustande gebracht, und das
sei sein Sohn — der treffliche Gelger Pierre Gavinies —
gewesen. Er folgte seinem Sohne 1741 nach Paris und
160
javoni
ließ sich in der Rue St. Thomas du Louvre nieder, wo
er von der Lautenmacherzunft zum geschworenen
Meister für 1762 erwählt wurde. Seine guten Geigen
sind aus schönem Holz gebaut, gut in der Form und
im Lack. Statt der Schnecke verwendete er auch ge-
schnitzte Köpfe, z. B. einen König David an emem
Kontrabaß, den die Schule des Pariser Konservato-
riums besitzt. Dieser Baß hat einen trefflichen Ton und
stammt aus dem Jahre 1757. Im Museum desselben
Konservatoriums befinden sich noch mehrere Geigen
und Violen von ihm. Ein Quinton von 1749 wird in
Bruni-Gallays Inventaire (aus dem Besitz des Grafen
Puysegur) erwähnt (S. 121). — Er ahmte gerne das
große Stradivarimodell nach und versah seine Arbeiten
auch mit einer Brandmarke.
Geigenzettel : Abb. 236 und 312.
Gavonl, Antonio. — Modena. 1777
Violoncelli und Bässe von ganz gewöhnlicher, hand-
werksmäßiger Arbeit von ihm kommen gelegentlich
noch vor.
Gavot. — Mirecourt
Von dieser Familie nennt A. Jacquot :
Nicolas I G. 1738;
Nicolas II G. 1741. 1763;
Nicolas III G. 1747. 1765.
Gazzeri, Domenico. — Florenz. — 1682
Sohn des Marco G. Ein älterer florentinischer Lauten-
macher, den Valdrighi (1 196) erwähnt.
Gazzola, Prosdocimo. — Crespano. Geb. 1 822,
fnach 1884
Hauptsächlich als Baßmacher und trefflicher Repara-
teur bekannt.
Geaye s. Jaye
Gebhardt, J. C. — Hamburg
Ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebender
Meister, der zwar nur selten Geigen oder Violoncelli,
dagegen sehr viele und gute Bässe gebaut hat.
Geigenzettel: J. C. Gebhardt / Instrumentenmacher /
in / Hamburg (gedruckt).
Gedler (Gidl), Johann Anton. — Füssen. 1 752.
1800
Schüler von Maldoner oder S. Niggel, deren Modelle von
ihm nachgeahmt wurden. Es ist wahrscheinlich, daß
auch in Füssen schon eine Arbeitsteilung eintrat, und
daß es dort u. a. schon Halsschnitzer gab. So dürfte der-
selbe Halsschnitzer, der für Fr. Ant. Stoß die Schnecken
machte, auch für Gedler gearbeitet haben. Die übrige
Arbeit ist recht gut, der Boden meist aus einem Stück,
die Wölbung noch höher als bei Stainer, der rotgelbe
Lack dünn aufgetragen und spröde. Gedler machte
auch noch Geigen nach den im 17. Jahrhundert be-
liebten Modellen, mit wellenförmig ausgebogenen
Zargen. Der Ton ist manchmal vorzüglich, oft aber
auch schwach und näselnd. Eine Violine von ihm mit
der Jahreszahl 1800 befindet sich auf dem Chore der
St. Mang-Kirche in Füssen.
Geigenzettel : Abb. 277.
- Geipel
Gedler, Joseph Benedict. — Füssen. Geb. um
1759, t 28. März 1830
Sohn und Schüler von J. Ant. G., den er nachahmte.
Sein Lack ist jedoch heller, oft goldgelb oder weinrot,
aber ebenfalls spröde. Die Arbeit ist gut und der Ton
hell und leicht ansprechend. Er war der letzte Geigen-
macher von einiger Bedeutung in Füssen, wo sein An-
denken bis auf den heutigen Tag fortlebt.
Geigenzettel: Joseph Benedictus Gedler / in Füfsen
1 796 (gedruckt). — Joseph Benedikt Gedler in / Füfsen
1812 (gedruckt).
Gedler. Norbert. — Würzburg. 1715. 1723
Er wanderte aus Füssen, wo schon 1504 ein aus Tann-
heim stammender Konrad Gedler nachzuweisen ist, in
Würzburg ein und wurde Hoflauten- und Geigen-
macher des Bischofs von Würzburg. Er war sehr ge-
schickt, scheint jedoch jung gestorben zu sein. Seine
Arbeit wurde geschätzt, aber sein Name kam in der
entstellten Form »Bedler« in die Geigenliteratur, da in
einigen seiner handschriftlichen Zettel das G dem
heute gebräuchlichen B ähnelt. De Piccolellis nennt
ihn sogar BeSler. Das Museum des Pariser Konservato-
riums besitzt eine sehr schöne Viola di bordone, eine
ebensolche von 1715 die Sammlung Keil in Lissabon
(Nr. 256), eine Viola Dr. med. Hildenbrand in Duis-
burg und Hauptlehrer Roman Dereth in Miltenberg
ein sehr gutes (aus einer Kirche im Bistum Würzburg
stammendes) Violoncello von ihm mit dem Zettel:
Norbertus Gedler / Hochfürstl. / Hof-Lauten- und
Geigen- ,' Macher in Würtzburg / im / Jahr 1 722.
Gehring, Friedrich. — Basel. Geb. 1854 in
Trutingen (Kanton Bern)
Erlernte bei C. M. Ott in Basel den Klavierbau, ar-
beitetevon 1881 — 1882 in Paris, hielt sich dann von 1883
an über sechs Jahre in Nordamerika auf, wo er sich
1884 selbständig machte, kehrte aber 1889 in die Hei-
mat zurück und eröffnete in Basel ein Geschäft, in
welchem er den Klavierbau und den Bau von Streich-
instrumenten mit neuartigem Resonanzkasten betreibt
(auch Gitarren und Zithern). Geigen in der gebräuch-
lichen Form macht er jedoch nicht. Sein Modell hat
keine seitlichen Einbuchtungen; die Decke ist stark
gewölbt und direkt mit dem Boden verbunden. Die
Urteile über diese Erfindung gehen noch scharf aus-
einander, doch läßt sich nicht leugnen, daß Gehring
Instrumente von schöner Klangfülle gemacht hat. Er
verwendet als Grund Spirituslack und als Decklack
Kopal oder Bernsteinlack.
Geigenzettel: Fritz Gehring / Instrumentenmacher /
Basel 18 . . / Pat. N» . . (gedruckt).
Geiger, Fr. J., lebt in Sulzberg bei Kempten
Geipel, Hermann. — Brambach i. S. Geb.
1862 in Fleissen i. B.
Schüler von Ludw. Glaesel jun., war nach beendeter
Lehrzeit fünf Jahre als Gehilfe tätig und begründete
1884 in Brambach sein eigenes Geschäft, in welchem
nach eigenem System lackierte Streichinstrumente her-
gestellt werden, die hauptsächlich nach England gehen.
Er ist der Schwager Aug. Ant. Reicheis.
Geipel — Geissenliof
161
Geipel. — Markneukirchen
Von dieser Familie, deren Stammvater, aus dem Böh-
mischen eingewandert, schon 1726 erscheint (ein Adam
Geipel lebt noch In Fleissen), sind oder waren in der
Markneukirchener Geigenindustrie tätig :
Geipel, Carl Christian. Geb. 1. Oktober 1863
Geipel, Ernst Ferdinand. Geb. 26. Febr. 1866
in Landwüst
Geipel, J. Friedrich I. 1727
Er war der Schüler seines dem Vornamen nach nicht
bekannten Vaters und wurde am 10. Januar 1727 als
Meister in die Zunft aufgenommen, wobei er nur die
ermäßigten Gebühren als Sohn eines Meisters zu be-
zahlen hatte.
Geipel, J.Friedrich II. Geb. 10. Sept. 1809,
t 18. März 1872
Er war ursprünglich Tischler und wurde erst später
Geigenmacher.
Geipel, Moritz. Geb. 12. November 1852
Geipel, Reinhold Adolph, f 1910
Geipel, Walter Edwin. — Homburg, Mann-
heim. 1918. Geb. in Zwota
Tüchtiger Geigenbaumeister.
Geissenhof, Franz. — Wien. Geb. in Vilsl 754,
f 2. Januar 1821 in Wien
Er war ein Sohn des Pflegers und Urbarverwalters
Joh. Mich. G. und kam als Gehilfe nach Wien, wo er
Schüler und seit 1781 Nachfolger von Joh. Gg. Thir
wurde. Er legte am 29. Juli 1 780 den Bürgereid ab und
wohnte Singerstraße Nr. 922. Er war ein hervorragen-
der Meister, der nach italienischen Vorbildern und be-
sonders nach dem Stradivarimodell von 1716 arbeitete.
In bezug auf die Arbeit kann er als der beste Wiener
Meister bezeichnet werden. Leider ist der Ton seiner
Geigen nicht sehr groß. In seiner Arbeit lassen sich
vier Perioden unterscheiden. Die erste ist bis 1790 an-
zusetzen; in dieser Zeit haben seine Geigen einen sehr
dunklen Lack und sehen wie die seines Lehrmeisters
Thir aus. Die zweite Periode umfaßt die Zeit von
1790—1800. Er bevorzugt jetzt ein flacheres Modell,
der Lack, wenn auch noch dunkel, wird durchsichtiger,
nur konnte er sich noch kein schönes Ahornholz ver-
schaffen. Die Böden sind daher nur wenig oder gar
nicht geflammt. In seiner dritten Periode von 1800 bis
1810 erreicht er die volle Höhe seines Könnens,
das Modell wird breiter, Wölbung, Einlagen und Rän-
der sind von tadelloser Schönheit, der Lack wird braun-
gelb, manchmal mehr oder weniger rötlich gemischt.
In der vierten Perlode von 1810 an nimmt er die Rän-
der etwas massiger, seine Arbeit Ist jetzt so vollendet,
daß sie von niemand mehr übertroffen werden könnte.
Der Lack wird von 1815 an immer heller und manch-
mal sogar hellgelb. Leider pflegte er, wie viele andere
Geigenmacher seiner Zeit, seine Geigen vor dem
V. Lütg-endorf f , Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Lackieren mit Leimwasser zu tränken, um die Holz-
flächen besser glatt zu erhalten. Der Lack wurde da-
durch sehr empfindlich und kann namentlich durch
Nässe leicht zerstört werden. In seiner Glanzzeit
machte er die Schnecken ganz besonders schön, die
Facetten treten rein und in vornehmster Linien-
führung hervor, wie sie kein zweiter Wiener Geigen-
macher ausstechen konnte. Auch die F-Löcher nach
Stradivari sind von besonderer Feinheit und die unteren
Zungen sehr elegant ausgehöhlt. Außer se;nen Zetteln
gebrauchte er am Boden, in der Nähe des Halsansatzes,
ein F. G. als Brandmarke (Nr. 21) von einem schief ge-
stellten Parallelogramm von Doppellinien umrahmt.
Kommt die Brandmarke am Plättchen des Halsansatzes
vor, dann fehlt die Umrahmung. Er scheint die Marke
In den Lack eingebrannt zu haben, weshalb sie jetzt
manchmal hell hervortritt oder verwischt erscheint.
Geissenhof war außerordentlich genau und gewissen-
haft In der Arbelt, er arbeitete meistens allein, da er
keinen Gehilfen finden konnte, der seinen strengen An-
forderungen entsprach. Er ließ kein Stück aus der
Werkstatt, das nicht ganz einwandfrei war, und doch
Ist die Zahl der von ihm gebauten Instrumente ziem-
lich groß, so daß man daraus leicht ersehen kann, wie
fleißig er war. In einzelnen wenigen Fällen arbeitete er
wohl auf Bestellung auch nach den Modellen von
Gaspar da Salö oder Maggini usw., aber mit weniger
Erfolg. Seine Violen entsprechen seinen Violinen ; Vio-
loncelli scheint er sehr selten gebaut zu haben, ich
kenne nur drei davon und nur einen einzigen Kontra-
baß. Er stand in hohem Ansehen und erhielt für eine
Violine die damals und für Wien ziemlich hohe Summe
von 60 fl. Schein. Der Verkaufswert seiner Geigen ist
in den letzten Jahren außerordentlich gestiegen. Von
einem schön kastanienbraun lackierten Quartett, das im
Jahre 1877 noch für 100 fl. gekauft werden konnte, sind
die beiden Violinen und die Viola einige Jahre vor dem
Kriege für 1600 K. verkauft worden. Heute zahlt man
für gut erhaltene Violinen geradezu fabelhafte Preise.
Von den mir bekanntgewordenen Arbeiten erwähne
Ich der Kürze halber nur die folgenden: Eine sehr
schöne Viola befand sich In der Wiener Musik- und
Theaterausstellung. Das Stift Schotten In Wien besaß
zwei Gelgen von ihm aus den Jahren 1800 und 1809')
und das Stift Klosterneuburg eine solche von 1810,
Herr Edw. Speyer in Rldgehurst eine solche von 1804,
eine Violine von 1 797 Steueroff Izlal Banauch in Auster-
litz. Die letzte Arbeit von Ihm (gelbbraun lackiert), die
bei seinem Tode bis auf die Wirbellöcher fertig war")
besitzt A. Kottenbach In Wien. Eine Violine nach
Gaspar da Salö besitzt Hofmusiker Franz Heinrich,
zwei Violinen von 1786 und 1805, eine davon nach
Maggini, Valentin Waller, in dessen Sammlung sich
auch eine Viola von 1805 befindet. Ein Violoncello von
1804 und eine goldgelbe Violine von 1817 besitzt Prof.
Mayr, eine ebenso lackierte, prachtvolle Viola Dr. med.
') Im Inventar von 1868 werden die beiden Geigen
noch aufgezählt, in dem von 1887 nicht mehr, doch wird
bemerkt, daß sie 1881 oder kurz darnach gestohlen worden
seien.
") Sie war als Weihnachtsgeschenk für den damaligen
Schüler (späteren Lehrer) Weiß bestellt, von dem sie der
jetzige Besitzer erbte.
11
162
jeissenho
hof — Ge
ider
Jos. Neubauer. Ferner besitzen : das Stift Admont eine
hochgewölbte Violine von 1 796, Dr. Zimmermann eine
schokoladenbraune Viola von 1 784.
Geigenzettel: Neu lackiert und Repariert / Franz
Geißenhof Wien 1 807 (geschrieben) und Abb. 24 1 , 272,
313 und 315 (Beispiel eines falschen Zettels.)
Geissenhof, Josephus. — Wien. 1790
Im Stift Klosterneuburg befindet sich eine Violine mit
dem Namen »Josephus Geissenhof fecit Vienae Anno
1790«. Ein Josephus G. ist urkundlich nicht nachzu-
weisen, es Ist daher anzunehmen, daß der Zettel eine
der schon bald nach Geissenhofs Tod zahlreich vor-
kommenden Fälschungen ist, wobei sich der Fälscher
dadurch zu decken suchte, daß er den Vornamen oder
die Schreibweise des Namens änderte.
Geisser, Ernst. — St. Petersburg. Geb. 1854
in München
Schüler von Franz Ramftler, bei dem er von 1866 bis
1869 lernte. Er arbeitete dann bei Kriner in Stuttgart
und bei Ludwig Otto, mit dem er nach St. Petersburg
übersiedelte. Von 1875—1878 diente er als Musiker
beim Königl. Leibregiment in München, ging dann
zu Otto zurück und machte sich 1881 selbständig. Er
arbeitet sehr sauber nach Stradivari, erhielt 1889 m
Paris, 1893 in Chicago und 1896 in Antwerpen je eine
silberne und auf der Petersburger Musikfachausstellung
1907 die große goldene Medaille. Er ist Geigenbau-
meister des Konservatoriums der Kaiserl. Musikgesell-
schaft zu St. Petersburg und ein gewiegter Kenner, der
jährlich größere Reisen unternimmt, um Meister-
instrumente zu sammeln.
Geisser, Nikolaus. — St. Petersburg. Geb.
1 884 zu St. Petersburg
Nach Absolvierung der deutschen St. Petrischule trat
er bei seinem Vater Ernst G. in die Lehre und arbeitete
dann bei L. Mougenot in Mirecourt und bei Silvestre
und Maucotel in Paris. Seiner Militärpflicht leistete er
von 1904 — 1905 in Lindau Genüge und wurde dann
Teilhaber des väterlichen Geschäfts. Er baut Geigen
und Violoncelli nach Stradivari und Guarneri und nach
einem eigenen Modell und verwendet einen Ollack.
Geissler, Ed. Fried. — Beuthen O.-Schl. 1890.
tum 1898
Er nannte sich Streichinstrumentenmacher, beschränkte
sich jedoch auf Flickarbeiten.
Geitner (Geittner), Wilhelm. — Breslau. 1 826.
tum 1843
Der beste Lauten- und Gitarrenmacher seiner Zeit m
Schlesien. Er hat auch gelegentlich Geigen ausgebessert,
schwerlich aber neue gebaut. Eine von ihm wieder-
hergestellte Laute ist im Schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertümer in Breslau zu finden.
Gelmini, Geminiano. — Ferrara. 1508
Ein alter Lautenmacher, den Valdrighi (4179) aufzählt.
Gelmini, Giovanni. — Brescia. Geb. 1804,
t 1864
Nur als Erfinder von Vorrichtungen zur besseren Be-
saitung von Gitarren und Zimbeln usw. sowie als Er-
finder einer Gitarrenlaute erwähnenswert.
Geigenzettel : Joannes Gelmini / Brescianus Inventor /
Anno 1863 No 26 (geschrieben).
Gemünder, August Martin Ludwig. — Neu-
york. Geb. 22. März 1814 zu Ingelfingen,
t l.Sept. 1895inNeuyork
Schüler seines Vaters Joh. Gg. G., arbeitete einige Jahre
in verschiedenen deutschen Städten als Gehilfe und
begründete 1839 seine eigene Werkstatt In Regensburg,
ohne es dort zu etwas zu bringen. Er wanderte daher
1846 nach Amerika aus und ließ sich zuerst In Spring-
field (Mass.) nieder und ging 1860 nach Neuyork. Hier
kam er bald zu großem Ansehen und galt bei vielen als
der beste amerikanische Geigenmacher seiner Zeit. Er
war ein geschickter, freilich auch von sich selbst sehr
eingenommener Kopist und arbeitete nach Stradivari,
Guarneri und Maggini. Das Holz ist gut gewählt, der
Lack goldgelb bis dunkelrot. Die echt amerikanische
Reklame, die er betrieb, hat seinem Ruf In Europa
jedenfalls mehr geschadet als genützt. Er veröffent-
lichte auch eine Selbstbiographie.
Gemünder, August & Sons. — Neuyork
Geigenmacherflrma der Gegenwart, deren Inhaber jetzt
sind : August M. G. (geb. 4. Mai 1862 in Neuyork;) und
Rudolf G. (geb. 9. Februar 1865). Die Firma gibt seit
1892 die Zeitschrift »The violln-world« heraus.
Gemünder, Georg. — Astoria, Boston, Neu-
york. Geb. 1816 in Ingelfingen, t 15. Jan.
1899
Sohn von Joh. G., bei dem er auch gelernt hat. Später
kam er zu VuIUaume In Paris. 1849 wanderte er nach
Amerika aus, verstand es, durch ausgezeichnete
Arbeit verdiente Anerkennung zu finden. Auf der
Wiener Weltausstellung 1873 hatte er eine Kopie nach
Joseph Guarneri ausgestellt, die er »Kaisergeige« taufte
und für die er 10 000 Dollars verlangte. Wenn der Preis
auch allzu hoch gegriffen war, so war die Geige doch
so gut, daß vielfach behauptet wurde. Gemünder habe
eine echte alte Geige einfach mit seinem Namen ver-
sehen. Auch er machte gern laute Reklame und ver-
öffentlichte 1883 gelegentlich der Weltausstellung in
Amsterdam eine Broschüre »George Gemünders Pro-
gress in VIolinmaking«. Er verstand sich sehr gut dar-
auf, das alte Aussehen der Geigen, die er kopierte, nach-
zuahmen. Weniger glücklich war er manchmal In bezug
auf die Tonschönheit.
Gemünder, Johann (Georg Heinrich). —
Ingelfingen (Württemberg). Geb. 1782,
t 1836
Ein kleiner Gelgenmacher, der (angeblich) viel für das
Fürstl. Hohenlohesche Haus gearbeitet haben soll.
Genin — Gerle
163
Vater von August und Georg Gemünder. Nach den
Erzählungen des ersteren scheint er jedoch ohne künst-
lerisches Verständnis gewesen zu sein.
Genin, Joseph. — Mirecourt. 1778
Er wird als »Joseph G. fils« in den Akten geführt und
war Bogenmacher. Es ist daher anzunehmen, daß sein
Vater dem gleichen Beruf angehörte.
Gennaro s. Fabbncatore (auch Vinaccia)
Genouel. — Laval (Dep. Mayenne). 1912
Er bezeichnet sich als Luthier, doch habe ich keine
Arbeiten von ihm kennengelernt.
Genova, Giovanni Battista. — Turin. 1765
Italienischer Geigenmacher, den ich nur durch eine
gute, im Besitz von G. Winterling in Hamburg befind-
liche Geige kennenlernte.
Geigenzettel : Fecit Taurini Joannes / Baptista Genova
1765 (gedruckt).
Genovese, A. — Lille. 1885. 1910
Ein Luthier, der nicht ungeschickt sein soll.
Gentile, Michele. — Lucca. 1883
Unbedeutender Geigenmacher aus dem letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts.
Gentner, J. — Dillingen. 1891
Sein Reparaturzettel findet sich in Geigen.
Georg, Hans. — (Mark-)Neukirchen. 1678.
1682
Er kommt zwar urkundlich als Geigenmacher vor, ist
aber im Kirchenbuche nicht zu finden. Möglicherweise
hat man es hier nur mit dem Taufnamen eines Meisters
zu tun.
Georgeot, Jean-Claude. — Mirecourt. 1 787
In einer Geige von F. Breton stand auf der Innenseite
der Decke mit Bleistift sein Name geschrieben. Er
scheint also für diesen Meister gearbeitet zu haben.
Auch A. Jacquot nennt ihn.
Georgi s. Giorgi
Geraldi, Hieronymus s. Gerolamo Virchi
Gerani (Garani), N. — Neapel. 1790. 1830
Die Arbeit ist gewöhnlich, aber gut, der Lack von
gelber Farbe.
Gerani. — Turin. 1750
Eine sehr gute Geige mit diesem Namen wurde vor
einigen Jahren in London für 30 £ ausgeboten.
Gerani, Paolo. — Cremona. 1614
Manche wollen den Namen »Gerans« lesen. Er gehört
zu den unbekanntesten Cremonesern.
Gerardin. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der A. Jacquot nennt:
AntoineG. 1745. 1748
Denis G. 1789
Joseph G. 1772. 1789.
Gerardin. — Paris. 1772
Ein Mirecourter, von dem C. Snoeck ein .Alto von ge-
wöhnlicher Arbeit, ohne Einlagen besaß mit dem Zettel
»Gerardin, maitre luthier pres de la limite des Italiens /
ä Paris 1772«. Ein Geigenhändler, vielleicht auch
Geigenmacher dieses Namens kommt in Paris noch
1819 vor.
Gerardin — Bourges. 1811
Gute Arbeit in Mirecourter Stil, roter Lack.
Gerberon, Jean-Baptiste. — Mirecourt. 1787
Nur urkundlich nachweisbar.
Gerlach, Johann Christian. — Hamburg. 1 744
Man kennt bisher nur Klaviere von ihm. Er erwarb am
24. Januar 1744 das Bürgerrecht als »Instrumenten-
macher«.
Gerle (Gerla, Gerlein), Conrad. — Nürnberg.
Blühte um 1460, t 4. Dez. 1521
Ein berühmter Lautenmacher, dessen Lauten ausdrück-
lich als »deutsche Lauten« berühmt waren. Vgl. J. Neu-
dörffers Nachrichten und den noch immer wertvollen
Aufsatz von J. K. S. Kiefhaber in der Allg. Musik-
Zeitung, Leipzig 1816, S. 309ff. In »Norischer Christen
Freydhöfe Gedächtniss usw.« Nürnberg 1682, Bd. 2,
S. 2 ist bei Grabstein Nr. 1 1 (bei St. Rochus) rechts
von der Tür am Eingang die Inschrift seines Epitaphi-
ums verzeichnet: ».'\nno 1521 an St. Barbara Abend
starb der Erbar Mann Conrad Gerl Lautenmacher dem
GOtt gnädig sey. Amen.« Er besaß ein Haus in der
Breitengasse und hinterließ nach seinem Tode eine
Witwe Walburg und mehrere unmündige Kinder. In
den Gerichtsbüchern im Nürnberger städtischen Ar-
chiv (.Abt. L. Literarum Bd. 27, Bl. 146) wird Konrad
Gerlein Lautenmacher und seine Ehefrau Walburga
genannt. Sie kauften von Anna Deichsler, Heinrich
Deichslers Witwe, die Erbschaft ihres Hauses in der
Kotgasse um 50 fl. rh. Nach Bd. 30, Bl. 168 und Lib.
Lit. kauften Konrad Gerlein und seine Frau Walburga
im Jahre 1516 von Martin und Agnes Finsterer ein
Haus in der Breitengasse um 130 fl.
Gerle, Georg. — Innsbruck. 1 569, f um 1 589
Das wenige, was sich über sein Leben ermitteln ließ,
findet sich in D. Fr. Waldners Nachrichten über tiroli-
sche Lauten- und Geigenbauer. Danach war G. Gerle
im Jahre 1569 schon Kaikant und Instrumentenmacher
bei der Hofkapelle des Erzherzogs Ferdinand, und da
er sich 1572 auf seine langjährigen Dienste beruft,
dürfte er schon in Prag bei der gleichen Kapelle an-
gestellt gewesen sein. 1586 erläßt der Erzherzog ein
Befehlsausschreiben, dem Georg G. 40 fl. für zwei
Werke »ehetunlichst« zu bezahlen. Eine Laute von ihm
befindet sich in der Sammlung alter Musikinstrumente
des kunsthistorischen Museums in Wien (A. 35), die
II*
164
Gerle — Gliidini
schon im alten Inventar von 1596 erwähnt wird.
Diese Laute ist eirund; der Rücken besteht aus elf
Elfenbeinrippen. Griffbrett 240 mm lang, 40—54 mm
breit, fünf Doppelsaiten und eine einfache Saite; Länge
des Korpus 450 mm, im Inneren die gedruckte Zettel-
inschrift: »Georg Gerle Fürstlicher Durchleuchtig- /
kait Chalkandt zu Ynnsprugg«.
Gerle, Hanns. — Nürnberg. Geb. um 1505,
t 1599
Sohn von Conrad Gerle. Berühmter Lauten- und
Geigenmacher, der auch als Lautenist, Gelger und
Sänger sehr geschätzt war. Seine Instrumente galten
als die besten seiner Zeit und hatten noch im 17. Jahr-
hundert eine, man kann sagen, europäische Berühmt-
heit. In Neudörffers Nachrichten wird er gewürdigt,
1532 erschien sein Porträt; im gleichen Jahre gab er
heraus : »Musica Teutsch auf die Instrument der großen
und kleinen Geygen, auch Lauthen etc. durch Hans
Gerle lutinist zu Nurenberg aussgangen« (2. Aufl. 1546
»Musica u. Tabulatur aüff die Instrumenten der kl. u.
gr. Geygen etc.«)0- In einem Verzeichnis der Musik-
instrumente des fürstl. Hauses Este in Modena von
1598 wird unter Nr. 18 ein »Cembalo del Gherla« er-
wähnt. Bei Doppelmeyer heißt es von ihm (S. 291)
»ein Geigenmacher, war sowohl in Geigen als Lauten
von einer schönen Proportion, guten Resonanz und
mancherlei Größen zu machen, auf welchen beiden
Instrumenten er auch gar fein spielte, zu seiner Zeit in
einer guten Renommee«.
Gerle, Melchior. — Innsbruck. 1589. 1605
Sohn von Georg G. und seit 1 589 als Kaikant und In-
strumentenmacher sein Nachfolger in der erzherzog-
lichen Hofkapelle, die aber nach dem Tode des Erz-
herzogs im Jahre 1596 aufgelöst wurde. Melchior G.
blieb in Innsbruck, wo er schon 1591 Barbara Lutz
geheiratet hatte. 1605 wurde ihm noch ein Sohn ge-
boren und 1618 starb die »Ehewirtin des Lauten- und
Instrumentenmachers Melchior Gerl« bereits als Witwe.
(Vgl. Dr. F. Waldners mehrfach angeführte Schrift
S. 52.) — Arbeiten von ihm sind mir nicht bekannt.
Gerlein (Gerle), Hans. — Nürnberg. 1618
Vermutlich ein Enkel Conrad Gerles. Er erscheint mit
der ausdrücklichen Bezeichnung »Lautenmacher« m
den Nürnberger Gerichtsbüchern (Liter. 130, Bl. 55)
am 14. Juli 1618 als Besitzer eines Hauses in der Kot-
(jetzt Brunnengasse) und Breitengasse, das vordem
Conrad G. besessen hatte.
Germain, Emile. — Paris. Geb. 24. Juli 1853
in Paris. 1906
Sohn von Joseph-Louis G. Zuerst lernte er (seit 1864)
in Mirecourt und seit 1867 bei seinem Vater, dessen
Geschäft er 1876 übernahm. Bei dieser Gelegenheit
verband er sich mit dem Lackerfinder-) Dehommais,
^) Ein Exemplar besitzt die Staats-Bibliothek in Ber-
lin. Vgl. auch: Beschreibung eines neu entdeckten Lauten-
buchs von Hs. Gerle usw. Wien 1 900.
-) Sein Lack wurde im Inneren der Geigen aufgetragen.
Außerdem erfand er ein Verfahren, das Holz künstlich
»alt« zu machen.
einem Liebhaber, der jedoch 1882 aus der Firma wie-
der austrat. Germain ist ein hervorragend geschickter
Geigenmacher, der auch auf der Pariser Ausstellung
1900 treffliche Arbeiten ausgestellt und die goldene
Medaille erhalten hat. In 10 Jahren hat er an 500 Gei-
gen gemacht.
Geigenzettel : Abb. 243 und 294.
Germain, Joseph-Louis. — Paris. Geb. 23.Juh
1822 in Mirecourt, t 5. Juh 1870
Er wurde in seinem Geburtsort ausgebildet, kam 1840
nach Paris und trat bei Ch. F. Gand ein. Nach dessen
Tod ging er zu J. B. Vuillaume und blieb hier bis 1850,
um dann bei den Söhnen Gands bis 1862 zu arbeiten.
Hierauf machte er sich in der Rue Saint Denis Nr. 364
selbständig und ging 1870 nach Mirecourt zurück, wo
er dann am 5. Juli 1870 starb. Ein großes Talent von
außerordentlicher Bescheidenheit.
Geigenzettel: Joseph-Louis Germain / ä Paris, Annee
1868 (gedruckt) und Abb. 234 und 242.
Germain, Louis. — Paris. 1756
Vermutlich ein Mirecourter. C. C. Snoeck besaß eine
Tenorgeige aus dem Jahre 1756 von ihm.
Germano. — Mailand. 1906. 1907
Seine Geigen sind in England nicht unbeliebt.
Geroni (Gerani), Domenico. — Ostia. 1800.
1820
Da er nichts eigenartiges besaß, aber leidlich gut nach-
ahmte, wurden seine Geigen gerne von Händlern mit
berühmteren Namen versehen, so daß man heute nur
selten etwas von ihm in die Hände bekommt.
Geigenzettel : Domenico Geroni Ostiano / fecit Anno
1817 (gedruckt).
Gervais, T., lebt in Boston (Mass.).
Gesü e Maria s. Tomaso Eberle
Geycke, Joachim Wilhelm. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 27. Oktober 1797 das
Bürgerrecht erwarb.
Gherardi, Giacomo. — Bologna. 1677
Einige Bässe von ihm haben sich erhalten, jedoch in
einem Zustand, daß man ihn nicht danach beurteilen
kann.
Ghirardi, Giovanni Battista. — Venedig. 1791
Vielleicht ein Nachkomme des Bolognesers G. Gherar-
di. In seiner Arbeit recht unbedeutend.
Geigenzettel : Joannes Bapta : Ghirardi / fecit anno 1 791
Venetijs (geschrieben).
Ghidini, Carlo. — Parma. 1746. 1773
Ein wenig befähigter Nachahmer.
Giacomett! — Gilbert
165
Glacometti,Glanbattista(gen.>>DelVlolino«)-—
Rom. 1586
Man kennt ihn wohl nur als Erbauer von Harfen (Dop-
pelharfen), doch läßt sein Beiname mit einiger Sicher-
heit darauf schließen, daß er auch Geigen gemacht
hat.
Giacomo. — Chioggia. 1346
Ein alter Lautenmacher, dessen Namen Valdrighi (3963)
mitteilt.
Giambenni.
Von dieser Familie kommt 1701 in Florenz ein Alessan-
dro G. als Lautenmacher vor, der als Sohn eines
Giovanni G. bezeichnet wird ; femer von etwa 1 770 an
ein Simone oder SImeone G., der auch gute Geigen
gemacht hat. Sein Modell weist Einzelheiten auf, die
mehr an die Tiroler als an eine italienische Schule er-
innern. Der Lack ist goldgelb und von guter Be-
schaffenheit, die Einlage ziemlich breit. Möglicher-
welse sind beide Nachkommen des um 1 350 erwähnten
Giovanni Lodovico Giamberini in Ferrara.
Gianni, Alessio. — Modena (Montagne). 1 793
Man kennt einige wenige, leidlich gut klingende Geigen
von Ihm, die aber wenig ansprechend in Ihrer Arbelt
sind.
Gianoli, Domenico. — Mailand. 1731
Ein Nachahmer der Cremoneser und als solcher nicht
ungeschickt.
Gianottl, Achille
Lebte um 1872 In Sarzano und soll gute Reparaturen
ausgeführt haben.
Gibbs, James. — London. 1800. f um 1845
Er arbeitete hauptsächlich für J. Morrison, George
Corsby und Samuel Gllkes, unter deren Namen daher
auch die meisten seiner Arbeiten gehen.
Gibertmi, Antonio.
1850
arma
,G
enua.
1797-
Seinerzeit erfreute er sich eines gewissen Ansehens,
und selbst PaganinI vertraute Ihm seine Gelgen zum
Ausbessern an. Er ahmte die Guarnerl mit Geschick
nach und hatte einen dunkelroten, etwas dicken Lack,
der noch immer recht gut genannt werden darf. Nach
1833 war er in Genua ansässig. Er erfand einen Mecha-
nismus, den er >>zur Erhöhung der Tonfülle« In den
Geigen anbrachte, und der manche Ähnlichkeit mit der
Sprengerschen Tonschraube hat. Sein Name wurde
In weiteren Kreisen zuerst durch Francesco Antolinis
Broschüre gegen Galbusera bekannt, da in dieser sein
Loblied gesungen wurde.
Geigenzettel: Restauro e corresse nell anno 1839 in
Genova / Antonio Gibertini di Parma / Premiato piü
volte in Milano con Medaglia etc. (gedruckt). —
Antonio Gibertini / (Tier -Vignette) Parma 18 . .
(gedruckt).
Gibertoni, Giuseppe (gen. Paninlno). — Mo-
dena. 1829
Ein Dilettant, der sich in allerlei »Künsten« versuchte,
so als Feuerwerker, als Tischler und Gelgenmacher —
überall mit dem gleichen Mißerfolg.
Gibl, Laurenz. — Prag. Anfang des 17. Jahr-
hunderts
Ein Lauten- und Gelgenmacher, von dem nichts
Näheres bekannt ist.
Giboreau. — Lüttich
Giboreau, Auguste und Giboreau, Deslre-Alphonse-
Dieudonne (geb. 27. April 1866) leben als »Luthlers«
in ihrer Vaterstadt.
Gibson, Frank. — Boston. 1908. 1912
Amerikanische Gelgenmacherfirma der Gegenwart.
Gidl s. Gedler
Glehrl, Lorenz. — Amberg (Bayern). Geb.
10. April 1813, t 2. Juni 1892
Schüler von Thumhart In Amberg. Nachdem er einige
Jahre hindurch In verschiedenen Werkstätten gearbeitet
hatte, machte er sich In Amberg als Geigenmacher und
Musikinstrumentenhändler ansässig. Während seiner
vierzigjährigen Tätigkeit hat er eine Anzahl von sehr
sauber nach AmatI gearbeiteten Geigen gemacht. Am
Wirbelkasten brachte er gerne einen Löwenkopf an.
Eine sehr gute Geige von ihm besitzt das Amberger
Lehrerseminar. Seltener kommen Violen und Zithern
von ihm vor.
Gelgenzettel: Lorenz Glehrl / Saiten- Instrumenten-
macher in Amberg / 1865 (gedruckt).
Glgli, Giulio Cesare. — Rom.. 1721. 1762
Wahrscheinlich ein Sohn oder Enkel des 1640 in Rom
vorkommenden Zimbelmachers Giovanni Giglio. Wenn
er Im ganzen auch nicht zu den hervorragendsten
Meistern gehörte, so machte er doch einige sehr gute
Gelgen nach AmatI, die in ihrem rotgelben Lack und
ihrer .Arbeit für ihn sprechen. Besonders seine Violon-
celli sind lobend hervorzuheben. Viele seiner Arbeiten
sind jetzt unter »berühmten« Namen Im Handel. Das
Musikhistorische Museum von W. Heyer In Köln be-
sitzt eine violinförmige Taschengeige (VIolIno piccolo)
Nr. 757 von ihm, die nicht ohne Verdienst ist.
Gelgenzettel : Abb. 252.
Gilbert, Jeffery James. — Peterborough. Geb.
16. Aug. 1850 in New Rowney (Kent, Eng-
land)
Einer alten, angesehenen kentischen Familie entstam-
mend und ursprünglich für einen anderen Beruf be-
stimmt, hatte er im Geigenbau keinen eigentlichen
Lehrer. Wohl war sein Vater (geb. 1 8 1 4) ein begeisterter
Musikfreund, der als Dilettant einige gute Violoncelli
machte, und von Ihm erhielt er die ersten Unter-
weisungen. Nachdem er sich einmal mit dem Geigen-
bau beschäftigt hatte, verlegte er sich mit Feuereifer
166
Gilbert — GiofTreda
auf das Studium dieser Kunst und trat mit den besten
Kennern und Künstlern m Verbindung; so mit Charles
Reade, George Hart, Horace Petherick, Dr. John Day
und George Withers, von denen er wertvolle Ratschläge
erhielt. Er begann seine Studien 1873 in NewRomney
und setzte sie dort bis 1 887 fort, in welch letzterem Jahre
er nach Peterborough übersiedelte. Er bildete sich ein
eigenes Modell, das bis zu einem gewissen Grade von
Stradivari beeinflußt erscheint, und das er, ohne sich
selbst stets sklavisch nachzuahmen, im Laufe der Zeit
immer mehr vervollkommnet hat. Seine Arbeit ist von
lobenswerter Vollendung sowohl in bezug auf die
Schönheit des Holzes und der Form, als auch in bezug
auf den Ton. Sein Lack, der von hübscher Leuchtkraft
ist, zeigt entweder goldgelbe (hell und dunkel), braune
oder tiefrote Farbe und ist das schließliche Ergebnis
vieljähriger Versuche. Er hat an 200 Instrumente ge-
macht, die alle ein individuelles, künstlerisches Gepräge
haben und von manchen Autoritäten selbst den ita-
lienischen als nahekommend an die Seite gestellt wer-
den. Er besitzt viele Auszeichnungen ; eine ausführliche
Biographie von ihm veröffentlichte Rev. W. Meredith
Morris in Nr. 121 (Mai 1900) der Zeitschrift »The
Strad«.
Geigenzettel : Jeffery J. Gilbert Peterborough / Fecit.
Anno MDCCCCIV. (gedruckt).
Gilbert, Nicolas-Louis. — Metz. 1701. 1706
Em geschickter Violenmacher, von dem 1878 In Paris
eine hübsche fünfsaitige Viola (Pardessus de Viole)
ausgestellt war. Das Museum des Brüsseler Konserva-
toriums besitzt eine gleiche Arbeit von ihm.
Geigenzettel : NIcolas-Louis Gilbert / facteur d'instru-
ments ä Metz / 1701 (geschrieben).
Gilbert, Simon. — Metz. 1730. 1789
Vielleicht der Sohn von Nie. Louis G. Er war Mitglied
des Domorchesters in Metz und ein fleißiger Geigen-
macher, der sehr sauber nach einem Amatimodell ar-
beitete und einen besonders guten Lack verwendete.
Ein Quinton (richtiger Pardessus de Viole) von 1744
befand sich in der Sammlung Sax, ein ähnliches von
1749 besaß Loup, eine fünfsaitige Viola (Pardessus de
Viola) findet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln, Nr. 788. Ein gleiches sehr hübsch
gearbeitetes Instrument von 1752 mit goldgelbem Lack
und einem geschnitzten Frauenköpfchen mit Hut be-
sitzt Fritz Wildhagen in Haiensee.
Geigenzettel: Abb. 274.
Gilchnst, James. — Rothesay, Glasgow. Geb.
in Rothesay 1832, f 1894 in Glasgow
Er begann seine Laufbahn als Metallarbeiter und Me-
chaniker und fertigte alle Arten der feinsten wissen-
schaftlichen Instrumente an. Mit einem gründlichen
Wissen verband er eine außerordentliche Handgeschick-
lichkeit, außerdem besaß er eine prächtige Tenor-
stimme und ein feines Gehör. Erst spät, um 1880,
wandte er sich dem Geigenbau zu, aber dann mit
solchem Eifer und solcher Begeisterung, daß er es bald
dahin brachte, daß ihm seine Verehrer den Namen des
»schottischen Stradivarius« gaben. Er verwendete aus-
gezeichnetes Holz, berechnete die Stärkenverhältnisse
von Decke und Boden nach seinen eigenen mathe-
matischen Grundsätzen und stellte 50 Ausmessungen
fest, um eine richtige und genaue Einteilung der Decke
in bezug auf Baßbalken, Stimme und Steg zu erzielen.
Er gab auf alle Kleinigkeiten acht und fütterte sogar
die Wirbellöcher der Schnecke nach einem eigenen
System. Er machte im ganzen 86 Violinen, Violen und
Violoncelli und ließ keine fremde Hand an seine Arbeit
kommen; sogar die Werkzeuge, mit denen er arbeitete,
fertigte er sich selbst an, verbesserte die gebräuch-
lichen und erfand neue dazu. Seine Geigen wurden
schon zu seinen Lebzeiten hoch bewertet; für ein Quar-
tett erhielt er 3000 M. Professor J. Bell Pettigrew,
dem er auch die Modelle zu dessen Untersuchungen
des Vogelflugs konstruiert hatte, besitzt eine Sammlung
von Gilchristschen Geigen. Trotz alledem ist G. zu
keinem Vermögen gekommen, und seine Frau pflegte
zu sagen: »Machen kann er alles — nur kein Geld«.
Er war ein durchaus origineller Mann und ein erfinde-
rischer Kopf, wie man wenige kennt.
Geigenzettel: James Gilchnst/ Rothesay, 1881 (gedr.).
Gilig s. Gülich
Gilkes, Samuel. — London. Geb. 1787 in
Morton Pmkney (Northamptonshire), f Nov.
1827 m London
Schüler von Charles Harris sen.; arbeitete bei Willi-
am III Forster und eröffnete 1810 seine eigene Werk-
statt. Er arbeitete im Stile von Harris nach dem Amati-
modell recht sauber und verwendete einen guten Lack.
Er wurde auch von Händlern viel beschäftigt. Seine
Geigen und Violoncelli sind heute sehr gesucht.
Geigenzettel: Gilkes / from Forster's / Violin and
Violoncello Maker / 34, James Street Buckingham
Gate / Westminster. (gedruckt) und Abb. 287.
Gilkes, William. — London. Geb. 1811 in
Tothill Fields, Grey Coat Str. (Westminster),
t 1875 m London
Sohn und Schüler von Samuel G., dessen Nachfolger
er wurde. Er verlegte die Werkstatt später in die
Dartmouth Street und machte viele Geigen nach ver-
schiedenen Modellen. Er gehört zu den besten neueren
Nachahmern Magginis und verstand es auch gut, den
Lack zu imitieren. Im ganzen ist er aber weniger be-
deutend als sein Vater. Am besten gelangen ihm Kon-
trabässe.
Gilmore, Richard. — Melbourne (Carlton).
1880
Ein australischer Musikinstrumentenmacher, der für
Geigen und einen Dudelsack auf der Ausstellung In
Melbourne einen zweiten Preis erhielt.
Gmi lebt als Gesellschafter der Firma Gini &
Benvenuti in Pisa
Gioffreda, B. — Turin. 1860
Sein Name fand sich auf einem schlecht leserlichen
Reparaturzettel.
Giordanelli — Gisalberti
167
Giordanelli
Ein Mandolinenmacher, der in Marseille ein Musik-
instrumentengeschäft betreibt.
Giordano, Alberto. — Cremona. 1725. 1740
Er gehört zwar zu den weniger bekannten Nachahmern
Stradivaris, doch hat er einige hübsche Violoncelh und
Taschengeigen gemacht. Sein Lack ist schön, von gelb-
brauner oder rötHcher Farbe.
Geigenzettel: Alte. Giordano fecit. / Cremonae 17..
(gedruckt).
Giorgetti, Giovanni Antonio. — Barga. 1847
Ein begabter, aber unbedeutender Geigenmacher; seine
besten Arbeiten sind denen von Ventapane im Aus-
sehen, in der Arbeit und im Lack sehr ähnlich. Im
allgemeinen arbeitete er jedoch sehr ungenau und flüch-
tig. Auch sein Sohn wurde Geigenmacher (Valdnghi
4200,4201).
Giorgi. Nicola. — Turin. 1717. 1760
Er gilt als ein Schüler G. Cappas, seiner Arbeit nach
kann man ihn eher einen Stradivarinachahmer nennen,
dem am besten Violen gelangen. Eine kleine Viola
d'amore von feiner Arbeit trägt den Zettel: Nicolaus
Giorgi faciebat / Taurini anno 17.. (gedruckt).
Geigenzettel: Abb. 246.
Giovannetti, Leonardo. — Lucca. Geb. in
Luccaum 1816, f 30. Nov. 1884
Sohn von Lelio Luigi und Ernesta G. Er war Advokat,
ein vielseitiger Gelehrter und Dilettant in allen mög-
lichen Künsten. Als eifriger Musiker (tüchtiger Klavier-
und Orgelspieler) kam er auch darauf, Musikinstru-
mente zu bauen, und als es ihm gelang, einen vorzüg-
lichen Geigenlack herzustellen, machte er in den Jahren
1855 — 1858 auch einige Violinen, die durch nichts
verraten, daß sie Dilettantenarbeit sind. Noch größere
Erfolge hätte er erzielt, wenn er beim Geigenmachen
geblieben wäre, aber er verlegte sich dann darauf, kleine
Orgeln zu konstruieren usw. ; er kam durch seine viel-
fachen Liebhabereien schließlich um sein ganzes Ver-
mögen und starb im bittersten Elend. Ein Schlaganfall
machte seinem Leben ein Ende, und es ist nur zu be-
dauern, daß er seine »Geheimnisse« mit ins Grab nahm.
Giovannini, Giorgio. — Rom. 161 1
Ein Lautenmacher, den man bei Valdnghi (3779) auf-
gezählt findet.
Giquelier, Chnstoforo. — Paris. 1712
Lauten- und Geigenmacher, von dem das Pariser Kon-
servatorium eine fünfsaitige Viola di batarda besitzt
(Nr. 153).
Giraniani. — Livorno. 1730
Vidal und Niederheitmann erwähnen ein gutes In-
strument mit gelbem Lack und einem geschriebenen
Zettel von 1730 mit diesem Namen, der wohl »Grag-
nani« hätte gelesen werden müssen.
Girardin, Paulus. — ? 1751
In einer Geige von kleinem Patron wollen einige diesen
Namen gelesen haben. Das Wort Cremona, das auf
dem Zettel noch zu entziffern ist, dürfte eine Firma-
bezeichnung sein, nicht aber den Ursprungsort an-
geben.
Girgitto s. Gusetto
Girod, Claude. — 18. Jahrhundert
Er wird gewöhnlich als Geigenmacher bezeichnet, doch
weiß ich nur, daß der 1791 verstorbene Graf von Maille-
bois eine Drehle-er (vielle) von ihm besaß.
Girolamo, Antonio. — »Cremona«
Aus dem mißverstandenen Zettel der Brüder Antonio
und Girolamo Amati haben findige Händler einen
neuen Geigenmacher entstehen lassen, den sie in das
Jahr 1790 setzten und mit dessen Zettel sie sehr
zweifelhafte Geigen wertvoller erscheinen lassen woll-
ten.
Giron, Claude. — Troyes. Geb. 1 . März 1762,
t 19. Mai 1832
Er arbeitete (nach Kinskys Ermittlungen) seit 1 . Sept.
1788 mitVillaume bei Claude Aubert, dessen Geschäft
beide im Jahre 1791 übernahmen, wobei sie die Firma
in Villaume et Giron änderten. Giron scheint auch
einzelne Geigen allein gemacht zu haben. Wenigstens
gibt es Instrumente, die einen Zettel nur mit seinem
Namen tragen, der Name Villaume ist einfach weg-
geschnitten, der Plural »Luthiers« aber geblieben, was
A. Jacquot zu der irrigen Annahme verleitete, es habe
zwei (Brüder) Giron gegeben.
Geigenzettel: Abb. 237.
Giroux. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der 1 788 ein Jacques G.
und ungefähr gleichzeitig ein Joseph G. nachzuweisen
ist.
Girvan, Thomas. — Edinburgh. Geb. 30. Dez.
1847 in Dalkeith
Er war lange Militärmusiker und spielt außer Blech-
instrumenten auch die Geige. Durch Honeymans
Schriften kam er darauf, sich im Geigenmachen zu
versuchen, und hat seitdem aus Liebhaberei etwa zwei
Dutzend Violinen gemacht nach dem Stradivarimodell.
Geigenzettel : Thomas Girvan / Edinburgh / 1 869 (ge-
schrieben).
Gisalberti, Andrea. — Parma, Bozzolo. 1716.
1730
Er nennt sich selbst einen Cremoneser, doch scheint er
aus Rimini zu stammen. Es ist ungewiß, ob er bei
Mariani in Pesaro oder bei Maggini gelernt hat, jeden-
falls hat er von beiden manches angenommen, ohne
dabei den Einfluß Gasparo da Salos zu verleugnen.
Viele seiner Geigen verraten die Hand eines echten
Künstlers, doch scheint er im Alter nachgelassen zu
haben, oder sein Zettel ist durch Mißbrauch in zwar
alte, aber gewöhnliche Geigen gekommen. Andere,
168
Gisalberti — Gläsel
die seinem Stil sehr nahe kommen, tragen den Namen
»Santo Ballerini«, was Horace Petherick veranlaßte,
wahrscheinlich zu machen, daß dieser Name ein Pseu-
donym Gisalbertis war. Wichtiger aber ist Horace
Pethericks Nachweis, daß Gisalberti der Lehrer Guar-
neris del Gesü war, was er durch Geigenzettel dieses
Großmeisters aus den Jahren 1706 und 1714 belegen
konnte, auf denen sich dieser ausdrücklich emen Schü-
ler Gisalbertis nennt. Diese Bezugnahme auf den Leh-
rer beweist aber auch, daß Gisalberti seinerzeit in be-
sonderem Ansehen gestanden haben muß. Geigen, die
ihm einwandfrei zugeschrieben werden können, smd
immer sehr gut und haben emen reichen edlen Ton.
Wahrscheinlich gehört er auch zu den Meistern, denen
die besten Arbeiten durch das Einkleben von Zetteln
mit im Handel gangbareren Namen genommen worden
sind.
Geigenzettel : Andreas Gisalberti / Cremonensis / fecit
Bozsolo 1716 (geschrieben) und Abb. 249 und 250.
Gisalberti, Giuho Cesare. — Bologna. 1588
Ein Lautenmacher, dessen Name bei Valdrighi (4204)
genannt wird.
Gitter, Andreas. — Augsburg. Um 1800
Ein bekannter Musikalienhändler, der auch mit Musik-
instrumenten handelte, in die er einen Zettel mit seiner
Firma klebte. Eine aus seinem Geschäft stammende
alte Schlagzither besitzt W. Heyers Musikhistorisches
Museum m Köln.
Giudici, Virgilio. — Porto Alegre
Brasilianischer Mandolinen- und Gitarrenmacher der
Gegenwart.
Giulani (Giuliani). — Cremona, Saluzzo. 1 660
Schüler von Nicola Amati, den er recht brav nach-
zuahmen verstand. Seine Violen sind besonders gut,
ebenso ein Kontrabaß, der in W. Heyers Musikhiston-
schem Museum in Köln zu sehen ist.
Giuliani, Alfonso
Nur als Mandolinenmacher zu erwähnen.
Giuseppe, Carlo s. Isep
Giusino s. Berti
Giusti, Giovanni Battista. — Lucca. 1682.
1693
Als Lautenmacher nicht hervorragend, dagegen zeigen
seine Cembali durchweg schöne Arbeit.
Geigenzettel : Joannes Baptista Giusti, / Lucensis fa-
ciebat anno 1693 (gedruckt).
Gladstone, Robert. — Newcastle onTyne. 1871
Englischer Geigenmacher aus dem letzten Drittel des
19. Jahrhunderts.
Geigenzettel : Robert Gladstone / Newcastle on Tyne /
Dec. 28t'n. 1871 (geschrieben).
Gläsel; — Markneukirchen
Eine weitverzweigte Familie. Als Geigenmacher waren
oder sind tätig;
Gläsel, August. — t 1 4. Oktober 1 900 in New-
York
Gläsel, Carl Wilhelm. — Geb. 8. Aug. 1770,
t 30. Jan. 1855
Seine Geigen sind gut, der Lack dunkelbraun, das Holz
oft schöner, als bei vielen seiner vogtländer Zeitgenossen.
Auf älteren Zetteln gibt er auch »Tyrol« oder gar »Tier-
hier« (sie) als Ursprungsland an.
Geigenzettel: Abb. 320.
Gläsel, Ernst. — Geb. 1849
Schüler seines Vaters Joh. Ludw. Gl. 1873 übernahm
er das väterliche Geschäft (Firma Gläsel & Mössner).
Er verwendet einen von ihm zusammengesetzten so-
genannten Levantiner Lack und erfand einen Bogen
»zum Selbstbehaaren«.
Geigenzettel: Abb. 310.
Gläsel, Friedrich August
Lebte im 18. Jahrhundert und soll aus Adorf stammen.
Er war Geigen- und Gitarrenmacher. Seine Arbeiten
tragen gewöhnlich die Brandmarke F. A. G. Das Mo-
dell ist ähnlich wie das der Familie Hopf, hat aber doch
einige Unterscheidungsmerkmale. Brandmarke Nr. 19.
Gläsel, G. — Geb. 1720, t 1782
Urgroßvater von Heinr. Hermann Gl.
Gläsel, Gottlob August. — Geb. 28. Dez. 1872
in Adorf
Gläsel, Heinrich. — Geb. 1757, f 1837
Sohn und Schüler von G. Gläsel.
Gläsel, Heinrich Adolf. — Geb. 10. Jan. 1866
Schüler seines Vaters Heinr. Hermann Gl. und der
Markneukirchener Fachschule. Als Gehilfe arbeitete
er 1884 in Rostock, dann bei Adam, Möckel sen. und
Riechers in Berlin, machte sich 1886 in Berlin selb-
ständig und übernahm auf Wunsch seiner Eltern 1891
die väterliche Saitenfabrik. Er baut jetzt nur noch in
seinen Mußestunden Geigen, die jedoch nicht in den
Handel kommen. Diese sind nach Stradivan- oder dem
alten Gläselmodell gemacht und haben Spiritus- oder
Ollack. Der Zettel ist handschriftlich auf Pergament.
Gläsel, Heinrich Hermann. — Geb. 10. Jan.
1838
Sohn und Schüler von Karl Gl. Er machte seinerzeit
u. a. viele Streichmelodions und verlegte sich schließ-
lich auf die Saitenfabrikation.
Gläsel, Heinrich Ludwig
Streichinstrumentenfabrikant, Mitinhaber der im Jahre
1917 errichteten Firma L. Gläsel und Sohn.
Gläsel, Immanuel I. — Markneukirchen. Geb.
22. März 1819, t 1881
Sohn von Carl Wilhelm Gläsel. Durch unermüdlichen
Fleiß und angeborenes Talent brachte er es zu be-
Gläsel — Glass
169
merkenswerter Meisterschaft. Er war auch musikalisch
gebildet, was seiner Arbeit sehr zum Vorteil gereichte.
In den Jahren 1850 und 1861 erhielt er in Leipzig und
Berlin silberne Ausstellungsmedaillen. Sein Nachfolger
ward sein Sohn Oscar.
Gläsel, Immanuel II. — Markneukirchen.
Geb. 27. Jan. 1878
Sohn von Oscar Gl. und jetzt Mitinhaber der geschätz-
ten Firma »Oscar Gläsel«.
Gläsel, Johann Ludwig (»Ludwig Glaesel
sen.«). — Geb. um 1815, f nach 1890
Er wurde 1838 Meister und war hauptsächlich Baß-
macher.
Gläsel, Karl. — Geb. 1810, f 1850
Gläsel, Konrad, lebt als Geigenmacher in
Brüssel
Gläsel, Ludwig ('>Ludwig Glaesel jr.«). — Geb.
1842
Enkel von Carl Wilhelm Gl., Schüler seines Vaters.
Von 1863 — 1865 arbeitete er als Gehilfe bei Grimm in
Berlin, bei dem er seine Ausbildung in künstlerischer
Richtung abschließen konnte. Im Jahre 1867 machte
er sich in Markneukirchen selbständig und arbeitete
zunächst wie die meisten Markneukirchener für die
dortigen Handelshäuser. Im Jahre 1882 begründete
er mit Herwig ein eigenes Musikinstrumentengeschäft,
das ihm ermöglichte, seine Geigen unter eigener Firma
auf den Markt zu bringen. Von 1890 an führt er
die Firma Ludwig Glaesel jr. Er gehört zu den besten
Markneukirchener Meistern, arbeitet sehr sauber
nach Stradivari und fertigt besonders getreue Kopien
der Geige Joachims an. Er verwendet gutes altes
Holz und besitzt auch einen leuchtenden, schönen 01-
lack. Auch seine Wiederherstellungen alter Geigen sind
lobenswert. Er ist u. a. der Verfasser mehrerer sehr
lesenswerter Broschüren, wie z. B. »Deutsch-Cremona,
oder die Entstehung der vogtländischen Musikinstru-
mentenindustrie usw.« und »Der internationale Geigen-
schwindel und die Errungenschaften im Geigenbau des
19. Jahrhunderts«. Seit 1900 gebraucht er den Zettel:
Ludwig Glaesel jr. / Deutsch-Cremona anno 19 (gedr.).
Gläsel, Ludwig. — Charlottenburg b. Berlm.
Geb. 1872 in Markneukirchen
Schüler seines Vaters Ludw. Gl. jun. Mit 18 Jahren
kam er in das C. Grimmsche Geschäft zu Siebert nach
Berlin und mußte dort ganz selbständig alle vor-
kommenden Arbeiten ausführen. Im Jahre 1899 er-
öffnete er in Charlottenburg seine eigene Werkstatt und
erfreut sich allgemeiner Anerkennung. Er führt haupt-
sächlich Reparaturen aus, macht aber auch neue Geigen
und verfertigt quintenreine Saiten.
Gläsel, Moritz (genannt Wiener). — f 1917
Sohn von Carl Aug. Gl. Er war ein gewiegter Kenner
und besaß das bedeutendste Lager alter Geigen in
Markneukirchen. Sein Geschäft ging auf seinen Schwie-
gersohn Reinhold Voigt über, der es in gleicher Weise,
wie der Begründer, unter der alten Firma weiterführt.
Markneukirch
en.
Geb.
Gläsel, Oscar.
18. Okt. 1850
Sohn und Schüler von Immanuel I Gl. Er leitete be-
reits seit 1871 das von seinem Vater 1850 begründete
Geschäft, das er 1881 übernahm und unter seinem
eigenen Namen (Oscar Gläsel) fortführt und auszudeh-
nen verstand. Außer dem Bau von besseren Streich-
instrumenten und der Herstellung von Violin- und
Violoncellobogen betreibt er auch einen Handel mit
Blasinstrumenten aller Art.
Gläsel, Otto, lebt als Geigenmacher in Sieben-
brunn i. S.
Gläszel, Andreas (eigentlich Glassl). — Ham-
burg. Geb. um 1873 in Watzkenreuth bei
Fleißen
Schüler von Maschauer, kam als Gehilfe zu G. Winter-
ling nach Hamburg, wo er vier Jahre tätig war, ging
dann zu Horst nach Altona und machte sich im Jahre
1901 in Hamburg selbständig.
Geigenzettel: Andreas Gläßel, Geigenmacher / Ham-
burg / 1. Dez. 1904 Reparirt. (gedruckO-
Glandenberg, Heinrich Wilhelm. — Leipzig.
1740
Arbeiten von ihm kenne ich nicht ; P. de Wit veröffent-
licht seinen Zettel : Heinr. Wilh. Glandenberg / in
Leipzig 1 740 (gedruckt).
Glass, Arthur. — Erlbach. Geb. 1 881 , f 5. Febr.
1905
Schüler von Edin. Tauscher. Während der Erfüllung
seiner Militärpflicht erkrankte er und starb kaum
24 Jahre alt.
Glass, Carl Friedrich (August I.). — Klingen-
thal. 1791
Seine Geigen, die im Wert denen der Familie Hopf
gleich stehen, unterscheiden sich durch höhere Wöl-
bung von diesen, doch hat er in seiner ersten Zeit, ver-
mutlich nach seiner auswärts verbrachten Gesellenzeit,
auch ein Stradivarimodell aus dritter Hand nachge-
ahmt.
Glass (Claass), Christian. — Klingenthal. 1 740.
1742
Soweit bis jetzt bekannt, der Stammvater der Familie.
Glass, Christian August. — - Brunndöbra. 1814
Er arbeitete im vogtländer Stil, war aber nicht unge-
schickt.
Glass, Christian Fried. — Klingenthal. 1815
Sohn und Schüler von Christian Gl. Er war der
Schwiegersohn eines Bergmanns, der sich 1 799 auf das
170
Gla
Gh
ler
Bogenmachen verlegte und in Klingenthal die ersten
Bogen machte. Glass wurde sein Schüler und vervoll-
kommnete sich dann später noch, so daß er als der
Begründer der Bogenmacherei in Klingenthal angesehen
werden kann. Brandmarke: Chr. F. Glass.
Glass, Friedrich August II. — Klingenthal
1840. 1855
Wahrscheinlich ein Sohn von C. Friedr. August Gl.
Ein geschickter Geigenbauer, der in London für seine
Arbeiten die goldene Medaille erhielt. Geigen von ihm
werden u. a. im Grünen Gewölbe in Dresden auf-
bewahrt. Er gehört mit zu den Meistern, die im
1 9. Jahrhundert dem Ruhm der vogtländischen Geigen-
macher neuen Glanz verliehen. Er starb in Unter-
sachsenberg bei Khngenthal.
Geigenzettel: Friedr. Aug. Glass, verfertigt / nach
Jacobus Stainer in Absam / prope Oenipontum 18 . .
(gedruckt).
Glass, F. A. — Altona. Geb. 1866 in Klingen-
thal, f 1906
Sohn und Schüler von Joh. Traugott Gl. Nachdem er
ausgelernt hatte, arbeitete er bei seinem ältesten Bruder
Franz Johann Gl. in Leipzig und dann noch in anderen
Werkstätten und machte sich 1892 in Altona selb-
ständig. Seine neuen Geigen sind sorgfältig gemacht,
die Wölbung ist mäßig hoch und verläuft von der
höchsten Stelle unter dem Steg allmählich zu der
flachen Hohlkehle hin. Die Stärkenverhältnisse der
Decke und auch des Bodens hatte er genau berechnet.
Sein ÖUack war in kräftigen Farben, von gelb oder rot
bis zum dunkelsten Braun gehalten. Für billigere
Geigen verwendete er auch Spirituslack. Seine Werk-
statt ging nach seinem Tode auf A. Paul König über.
Glass, Franz Johann. — Leipzig. Geb. 1847
zu Brunndöbra bei Klingenthal
Schüler seines Vaters Joh. Traugott Gl. Von 1866 bis
1870 arbeitete er bei Ludwig Otto in Köln und kam
dann als Leiter in die »Straten «-Geigenfabrik in Gohlis.
1878 machte er sich in Gohlis selbständig und zog
später nach Leipzig; 1897 erhielt er in Leipzig eme
silberne Medaille und wurde 1901 zum Hofgeigen-
macher des Herzogs von Anhalt ernannt. Er baut nach
Stradivari und verwendet einen Ollack eigener Zu-
sammensetzung; auch erfand er neue Geigenwirbel und
einen Bogen zum Selbstbespannen.
Geigenzettel : Johann Glass / Geigenmacher in Leipzig
(gedruckt).
Glass, Heinrich. — Brunndöbra. Geb. in
Untersachsenberg um 1818, f 1893 in Brunn-
döbra
Sohn und Schüler von Friedrich Aug. 11 Gl. Er ar-
beitete nach den Modellen seines Vaters und galt als
tüchtiger Meister.
Glass, Hermann
Er begründete 1 890 sein Geschäft als Geigenmacher in
Wernitzgrün.
Glass, Johann Christoph. — Klingenthal. 1 780
Einer der weniger bekannten Geigenmacher seines
Namens.
Glass, Johann Traugott. — Untersachsenberg,
Klingenthal. Geb. 10. Juni 1819 in Unter-
sachsenberg, t 10. Okt. 1895 in Klingenthal
Vielleicht der begabteste Geigenmacher aus seiner Fa-
milie. Er arbeitete nach einem eigenen Modell, und die
echten »Glassgeigen« waren eine Zeitlang so beliebt
wie echte »Hopf geigen«. Er arbeitete sehr sauber und
erzielte einen sehr guten Ton. Er hat viele billige
Violinen gebaut, einzelne aber werden seinem Namen
dauernd Ehre machen. Auch seine Söhne Johann und
F. A. sind Geigenmacher geworden.
Glass, R., arbeitet als Geigenmacher in Sieben-
brunn
Glassl, Hermann. — München. Geb. 26. Mai
1889 in Asch i.B.
Er erlernte von 1903 — 1907 in Hamburg bei seinem
Oheim Andreas Glässel den Geigenbau, kam dann als
Gehilfe zu Züst nach Zürich, ging drei Jahre später zu
Vrint nach London und dann zu Wittmann nach Wien,
dem er seine letzte Ausbildung verdankt. Er machte
sich 1912 in München selbständig und arbeitet sehr
sauber nach eigenen Modellen, sowie nach den besten
alten Meistern; auch als sorgsamer Reparateur wird er
allgemein geschätzt.
Geigenzettel : Hermann Glassl / Nr. 63 München, anno
1919 (gedruckt).
Glassl, Karl, lebt in Schönbach b. E.
Glenday, James. — Padanaram. 1865
Schüler von James Findlay und, wie sein Lehrer, seines
Zeichens ein Weber. Er hat etwa zwei Dutzend Vio-
linen gemacht, die aber nur von unbeholfener Arbeit
sind.
Glenister, William. — London. Geb. 16. Mai
1850inChendes
Ein Liebhaber, der es zu bemerkenswerter Geschick-
lichkeit gebracht hat. Interessant sind auch seine Ver-
suche, ein neues Modell zu finden. Seine Biographie
veröffentlichte Meredlth-Morrls in »The Strad« 1900,
Nr. 124.
Gelgenzettel: Wm Glenister / 23 Beak Str. / 1898
London (geschrieben).
Glier ^). — Markneukirchen
Dieser Familie gehörten oder gehören die folgenden
Geigenmacher an :
Glier, August sen. Lebte noch 1890
Glier, August Hermann (Baßmacher), f 1 8. Okt.
1898 in Zwickau
I
') Im 18. Jahrhundert wird der Name auch Glür oder
Gluer geschrieben.
Glier — Gobetti
171
Gller, Carl Wilhelm. — Geb. 7. Aug. 1767,
t 30. Okt. 1834
Glier, Johann. — Geb. nach 1812, f um 1895
Er ging in jungen Jahren nach Rußland und Polen und
ließ sich dann in Warschau nieder, wo er sowohl Geigen
als Blasinstrumente fabriksmäßig herstellte. Er beschäf-
tigte ungefähr 24 Arbeiter.
Glier, Johann Adam I.— Geb. 1693, f 31 .Nov.
1 777 im Alter von 84 Jahren 4 Monaten und
27 Tagen
Er wurde im November 1 723 Meister, war Bürger und
verkaufte seine Geigen im Umherziehen, wobei ihn
sein Sohn begleitete. Er brachte es damit zu einigem
Vermögen und saß 1768 — 1772 im Zunftrate.
Glier, Johann Adam II. — Geb. 3. Sept. 1 725,
t 17. Sept. 1774
Zweiter Sohn von Johann Adam I Gl. Da er viel mit
seinem Vater auf Reisen war, bewarb er sich erst im
Alter von 35 Jahren um die Aufnahme in die Zunft,
während es sonst üblich war, daß dies schon im 20.
oder 22. Lebensjahr geschah. Am 2. Dezember 1760
wurde er Meister, starb aber noch vor seinem Vater.
Glier, Johann Friedrich. — Geb. um 1730
Er war keines Meisters Sohn und mußte daher die volle
Gebühr (31 Taler) erlegen, als er am 24. Mai 1752
gleichzeitig mit seinem Vetter Joh. Gg. Gl. als Meister
in die Zunft aufgenommen wurde.
Geigenzettel: Johann Friedrich Glier, / erfunden von
Jacob Steiner in .'Xpsam, probe oempundum. (gedr.).
Glier (Glüer), Johann Georg I. — Geb. 1733,
t 3. Juni 1809
Wahrscheinlich Sohn und Schüler von Johann Adam
F. Gl. Er wurde am 24. Mai 1752 als Meister in die
Zunft aufgenommen und bei dieser Gelegenheit aus-
drücklich als .Meisterssohn bezeichnet. Er erreichte ein
Alter von 76 Jahren 4 Monaten und 2 Tagen.
Glier, Johann Georg II. — Geb. 25. Nov. 1762,
t 5. Febr. 1845
Sohn von Joh. Gottlob Gl. Ein sehr fleißiger Geigen-
macher, der bis in sein hohes Alter tätig war und neben
vielen gewöhnlichen Geigen auch einige recht gute
gemacht hat.
Geigenzettel: Johann Georg Glier / in Neukirchen im
Voigtlande / 1812. (gedruckt).
Glier, Johann Georg III. — Geb. 23. März
1763, t nach 1810
Sohn und Schüler von Joh. Georg I Gl. Er war viel
auf Reisen und soll auch in der Fremde gestorben sein.
Glier, Johann Gottlieb (Gottlob). — Geb. 1 732,
t 1799
Er war unter den Geigenmachern aus seiner Familie
im 18. Jahrhundert der beste und hat auch viele andere
Neukirchener Meister beschäftigt. Seine Geigen sind
recht gut und sauber im vogtländer Stil ausgeführt.
Er starb 67 Jahre 7 Monate und 1 2 Tage alt.
Geigenzettel : lohann Gottlieb Glier Fabrique in Neu-
kirchen bey Adorf im Voigtlande, (gedruckt).
Glier, O. R. — Geb. 1857
Schüler von Herrn. Dölling sen. Als Gehilfe arbeitete
er drei Jahre bei J. J. Held und begründete 1880 sein
eigenes Geschäft. Er erfand eine Schoßvioline zur Be-
gleitung des Zitherspiels und ist ein tüchtiger Meister.
Glier, Robert. — Cmcmnati. 1885
Ein Markneukirchener, der sich in Amerika niederließ.
Bekannt sind seine Versuche, Geigendecken aus dem
Holze der Balsamfichte anzufertigen, wozu er von
Konzertmeister Schradieck veranlaßt wurde.
Glier, Wilhelm. — t vor 1900
Bruder von Johann Gl., dem er nach Warschau folgte.
Er galt in Rußland und Polen als geschickter Geigen-
macher und hatte daher viel zu tun. Sein Sohn Adolf
soll sich mehr auf den Handel verlegt haben.
Glier s. auch Kher
Glinton, R. — Cork. 1895. 1905
Ein Liebhaber, dem einige gute Geigen gelungen sind.
Gloag, John. — Galston. Geb. 1853
Seine Geigen sind nach dem Stradivarimodell gebaut.
Gloss, Friedrich. — Wien. Geb. m Wien
9. Mai 1882, gefallen 5. Mai 1915 in Przemysl
Schüler von Carl Zach und lg. Bucher, ein geschickter
Geigenmacher, der seit 1908 bei Hof geigenmache r
W. Th. Jaura arbeitete.
Gluer s. Glier
Gobetti, Francesco. — Venedig. 1690. 1732
Nach seiner Arbeit gehört er zur Cremoneser Schule,
viele machen ihn sogar zu einem persönlichen Schüler
Stradivaris. Er ist nächst Montagnano und Serafino
Santo der bedeutendste Venezianer Geigenmacher. Als
seine Arbeitszeit wird gewöhnlich der Zeitraum von
1690 — 1725 angegeben; ich halte die Zahlen für un-
genau, da mir Geigen mit einem vor dem 18. Jahr-
hundert liegenden Datum von Gobetti nie vorgekom-
men sind; im Stifte St. Florian in Oberösterreich be-
findet sich allerdings eine Violine von ihm, auf der
die Jahreszahl 1761 zu lesen ist, — wenn die 6 nicht
etwa als 0 gelesen werden muß. — Seine Geigen, von
breitem, flachgewölbtem Patron, erinnern an frühe
Arbeiten Stradivaris und halten zwischen dem Stradi-
vari- und Amatimodell die Mitte, doch wußte er da-
bei seinen Violinen durchaus den Stempel seiner
Eigenart aufzudrücken. Er verwandte sehr schönes
Holz und war sorgfältig in der Arbeit ; seine F-Löcher
sind denen Ruggeris ähnlich; weniger gelungen ist ihm
der Schwung der Schnecke. Sein Lack, der ursprüng-
lich ganz rot gewesen sein muß, erscheint jetzt von
172
Gobit — Gözel
klarer, blaßroter Farbe. Eine besonders schöne Geige
von ihm befand sich in der Sammlung Wilmotte m
Antwerpen.
Geigenzettel : Franciscus Gobettus / Venetijs Fecit
Anno 17.. (gedruckt). — Francesco Gobetti / in Ve-
nezia 17(0)1 (gedruckt) und Abb. 276.
Gobit s. Gobetti
Goebler, Johann Caspar. — Breslau. 18. Jahr-
hundert
Vielleicht ein Schüler von Rauch, doch sind seine
Geigen weniger hoch gewölbt. Sein Lack ist rötlich-
braun und dunkel.
Goepfart, Karl. — Potsdam. 1914. Geb.
3. März 1859 In Mönchenholgen i.Th.
Ein Kapellmeister und geschätzter Tondichter, der sich
aus Liebhaberei mit dem Geigenbau und besonders
mit dem Lackieren beschäftigt. Seine »Altgrund- und
Weichlack-Streichinstrumente« werden u. a. von dem
Prof. Otto Becker-Trio gespielt und wurden auf der
Delegiertenversammlung der deutschen Musiker in
Weimar sehr gelobt.
Goerlich, Joh. — Neiße. 1851. 1859
Ist mir nur durch Reparaturzettel bekannt geworden.
Geigenzettel: Repar. v. Joh. Goerlich in Neiße. / 185 1
(lithographiert).
Göthel, Christoph. — Borstendorf. 1725
Er scheint in Borstendorf weder geboren noch ge-
storben zu sein, war aber dort ein geschätzter Geigen-
macher.
Göthel, Gottfried I. — Borstendorf. Geb.
30. Nov. 1716, t 16. Jan. 1781
Seine Violen und Gamben sind nicht schlecht, wenn
auch im Holz und im Lack nicht besonders gut. Da
er seine Arbeiten selten datierte, sind sie von denen
seines gleichnamigen Sohnes schwer auseinanderzu-
halten.
Geigenzettel: Gottfried Göthel,/ In Borstendorff (ge-
druckt).
Göthel, Gottfried II. — Borstendorf. Geb.
1733. 1755
Sein Modell geht auf Stalner zurück, ist aber nicht
schön, der Lack glanzlos und das Holz nicht sorgfältig
gewählt, der Ton aber manchmal nicht schlecht.
Geigenzettel: Gottfried Goethel Violinmacher / In
Porstendorf Anno 1 755 (gedruckt).
Goethel, Johann Christian. — Borstendorf.
Geb. 7.JuH 1728, t nach 1750
Bruder von Gottfried I G. und angeblich auch dessen
Schüler.
Goethel, Johann Christoph. — Borstendorf.
Geb. l.Febr. 1743, f 3. Okt. 1775
Sohn von Gottfried I G. und dessen Mitarbeiter, doch
gibt es Gelgen, die seinen Namen tragen.
Goethel, Johann Georg. — Borstendorf. Geb.
23. Okt. 1725, t 6. April 1793
Er war der Sohn eines Christoph G., der wahrschein-
lich auch schon Geigenmacher war.
Götz, Albert. — Markneukirchen. 1896
Guter Gelgenmacher unserer Zeit.
Götz, C. A. jun. — Wernitzgrün. 1880. 1906
Im Jahre 1880 begründete Firma, die mit allen Musik-
Instrumenten Handel treibt und auch eine Saiten-
splnnerei hat.
Goetz (Götz), Johann. — Wien. 1819. 1827
Er wohnte Stadt Nr. 62 und legte am 2. April 1819 den
Bürgereid als »Gelgen- und Lautenmacher« ab.
Götz, Johann Michael I. — (Mark) Neu-
kirchen. 1730. t 27. Okt. 1778
Er war eigentlich Tischler und betrieb das Gelgen-
machen nur nebenbei.
Götz, Johann Michael 11. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 1735, f H.März 1813
Sohn von Joh. Mich. I G. und, wie dieser, gelernter
Tischler. Er scheint aber auch eine gute Schule als
Geigenmacher durchgemacht zu haben und war jeden-
falls geschickter als viele seiner Zeitgenossen Irn Vogt-
lande. Sein Holz Ist gut gewählt, nur etwas zu dünn
ausgearbeitet. Decke und Balken sind fast Immer aus
einem Stück. Seinen Zettel klebte er gewöhnlich Im
Innern der Zargen an.
Gelgenzettel : Johann Michael Götz, Lauten / und Vio-
linmacher In Neukirchen / Im Voigtlande (gedruckt).
Götz (Joh. Michael III ?). — (Mark) Neu-
kirchen. 1820
Sohn von Joh. Michael II G. Da er im Jahre 1820 auf
Crasselts Chronik subskribierte, muß er damals noch
gelebt haben.
Götz, Josef, lebt als Geigenmacher in Stein-
grub b. E.
Götz, Ludwig, lebt in Fleissen
Gözel (Götzel), Johann Conrad. — Wernitz-
grün. Geb. um 1700. 1761
Vielleicht ein Sohn von Johann Gottfried G. Er wird
als Gelgenmachermeister und Inwohner von Wernitz-
grün schon 1746 und 1747 erwähnt. Wann er In die
Neukirchener Zunft aufgenommen wurde, geht aus
dem Zunftbuch nicht hervor, bei der Aufnahme seines
jüngsten Sohnes wird er jedoch ausdrücklich als Mit-
meister bezeichnet.
Gözel (Götz), Johann Friedrich. — 1715. 1718
Jüngster Sohn und Schüler von Johann Gottfried G.
Da er schon, bevor er in die Zunft aufgenommen war,
»eine Zeltlang gemeistert«, wurde er In Strafe ge-
nommen, die aber, als er am 5. Juli 1715 wirklich
Goldt
173
Meister wurde, gnädig ausfiel, und »da er ein sehr
armer Mann« war, wurde ihm Ratenzahlung bewilligt.
Das Zunftbuch bemerkt, daß er seine Schuldigkeit
getan, wodurch sein Bürge Conrad Adam Schönfelder
der Bürgschaft ledig wurde. Er soll viel auf Reisen
gewesen sein.
Gözel (Götzel), Johann Georg. — Geb. in
Wernitzgrün nach 1 730, f ?
Jüngster Sohn des Joh. (Hans) Conr. G. Er wurde am
14. Mai 1761 in die Neukirchener Zunft als Meister
aufgenommen.
Gözel (Götzel, Götz), Johann Gottfried. —
(Mark-)Neukirchen. 1677. f vor 1710
Der Stammvater der Familie, der aus Grashtz nach
Neukirchen übersiedelte und unter den Gründern der
dortigen Zunft als »Johann Gotfriedt« angeführt wird.
Es scheint also, daß die volkstümliche Form des
Namens Gottfried (Götz, Götzel) allmählich zum Fa-
miliennamen geworden ist. Die Familie machte sich
dann in Wernitzgrün seßhaft.
Gözel (Götzel), Johann Wilhelm. — Wernitz-
grün. Geb. um 1725
Sohn und wohl auch Schüler von Johann Conrad G.
Er wurde am 26. Mai 1 747 von der Neukirchener Zunft
als Meister aufgenommen und erlegte hierfür die für
Meistersöhne übliche Gebühr, obwohl nicht nachzu-
weisen ist, daß sein Vater als Meister in die Zunft ein-
geschrieben war.
Götzl, Josef Christof, lebte um 1 900 als Geigen-
macher m Wien
Goffredsen s. Gotfredsen
Gofriller, Antonio. — Venedig. 1 730
Er wird zwar mehrfach erwähnt, doch gelang es mir
nicht, irgendein Instrument von ihm zu erfragen.
Geigenzettel: Antonio Gofriller / fece in Venezia 1730
(gedruckt).
Gofriller, Francesco. — Venedig, Udme. 1 960.
1740
Bruder von Matteo G. Da er hauptsächlich als Mit-
arbeiter seines Bruders tätig war, sind selbständig aus-
geführte Geigen von ihm sehr selten, die wenigen aber
sehr gut und gelbbraun lackiert.
Gofriller (Goffriler, auch Gaf riller), Matteo. —
Venedig. 1690. 1742
Wahrscheinlich ein Tiroler aus Lajen, der wohl schon
in seiner Heimat gelernt hat, weshalb seine ältesten
Gelgen in der Wölbung auch mehr an die Tiroler als
an die italienische Schule erinnern. Er scheint bei Carlo
Bergonzi, vielleicht auch bei Stradivari selbst gearbeitet
zu haben; beiden kommt er sehr nahe. Seine Arbeit ist
musterhaft, in der Wahl des Holzes ist er sorgfältig,
der Boden ist meist nach der Schwarte geschnitten,
bei den Violoncelli aus schön geflammtem Ahorn-,
seltener aus Pappelholz. Die F-Löcher sind gut, die
Schnecke tief und schwungvoll gestochen. Besonders
schön ist sein roter Lack. Der Ton ist sehr edel,
namentlich sind seine Violoncelli Meisterwerke ersten
Ranges, und es erscheint glaubwürdig, daß viele davon
als »echte Carlo Bergonzi« in den Handel gebracht
wurden. Diesem Umstand ist es zuzuschreiben, daß
M. Gofriller leider nicht so berühmt ist, als er es zu
sein verdiente. Werke von ihm sind in verschiedenen
Sammlungen, so u. a. eine Gamba von 1709 und eine
Geige 1742 in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln. Eine sehr schöne Violine von ihm mit der
Jahreszahl 1732 besitzt Albert Berr in Böhmischbruck.
In seiner ersten Zeit führte er das Ladenschild »All
msegna di Cremona«.
Geigenzettel: Mattheus Goffriler faciebat / Venetljs
anno 1 735 (gedruckt) und Abb. 282 und 292.
Goldt, Jacob Heinrich. — Hamburg. Geb. um
1700, t 1775
Sohn von Samuel G. Er dürfte bei seinem Vater ge-
lernt haben und ging dann nach Hamburg, wo er wahr-
scheinlich bei Tielke arbeitete, an dessen Art seine
Arbeiten erinnern. Er gehörte zu den besten Ham-
burger Lauten- und Geigenmachern; merkwürdiger-
weise ist Im Hamburger Archiv nichts über Ihn zu fin-
den. Er scheint das Bürgerrecht nicht erworben zu
haben. Verheiratet war er mit Dorothea Elisabeth Hon-
stede aus Lübeck. Eine Laute und eine Archilaute von
ihm mit den wahrscheinlich falsch gelesenen Jahres-
zahlen 1700 und 1712 waren in South Kensington aus-
gestellt. Eine Geige aus dem Jahre 1754 führt der
Selhofsche Auktionskatalog auf. Eine Laute mit vier
einzelnen und vier doppelten Saiten besitzt das Musik-
historische Museum in Stockholm (Nr. 87).
Geigenzettel: Jacobus H. Goldt fecit 1742 (gedruckt)
und Abb. 244.
Goldt, Jacob Samuel. — Verden. 1770
Sohn und wohl auch Schüler von Jacob Heinrich G.
Von ihm weiß ich nur, daß er in jungen Jahren als
Gelgen- und Lautenmacher nach Verden zog und dort
mit Louise Dorothea, der Tochter des hannoverschen
Oberleutnants David Friedrich Brückmann, verheiratet
war.
Goldt, Lukas. — Lübeck. 1673. 1695
Von Ihm ist nur bekannt, daß er aus Hamburg stammte,
in der Ägidienstraße wohnte und von 1673 — 1681 sechs
Kinder taufen ließ. Besonders gut scheint es ihm nicht
ergangen zu sein, denn im Wettegerichtsprotokoll vom
3. Mai 1695 liest man, daß »Lucas Goldt, ein Lauten-
und Violenmacher, wegen Schneider-Böhnhaserei« ver-
klagt worden war. Er hatte zwei Söhne, die wohl beide
seine Schüler waren, wenn auch der ältere, Johann
Christoph (f 1707) lediglich als Musiker erwähnt wird.
Goldt, Samuel. — Lübeck. Geb. 1673 (ge-
tauft am 2. Okt. d. J.), t 28. oder 29. April
1740
Sohn und Schüler von Lukas Goldt. Ein tüchtiger
Lautenmacher, von dem sich eine Mandora (halbbirn-
174
Goll — Gorrieri
förmige Laute) von 1719 im Lübecker Museum be-
findet, vermutlich dasselbe Instrument, das 1879 von
Conr. Ebenhusen in der Lübecker Burg ausgestellt war.
Von ihm weiß man nur, daß er am 6. Oktober 1698
Bürger wurde und sich im gleichen Jahre mit Elisabeth
Wiese verheiratete. Er wohnte damals im Hause seines
Vaters in der Ägidienstraße und ließ bis 1712 außer
einem Sohn noch vier Töchter in der St. Agidienkirche
taufen. Er scheint in zweiter Ehe mit Elisabeth Kum-
merfeldt verheiratet gewesen zu sein. Eine von ihm
reparierte Laute befindet sich in der Kunst- und Alter-
tümersammlung auf der Feste Koburg. Eine sechs-
saitige Tenorviola di Gamba von 1 723 mit einem mit
Schildpatt belegten Griffbrett und einem Frauenkopf
am Wirbelkasten besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen.
Geigenzettel : Samuel Goldt in Lübeck / 1 720 aufs neu
zugericht (geschrieben). • — Samuel Goldt in Lübeck /
fecit 1723 (gedruckt).
Goll, Karl. — Brunn. Geb. 30. Okt. 1876 in
Wien
Schüler von V. Pathan, arbeitete als Gehilfe in Prag
und Wien und kam 1903 nach Brunn, wo er die Werk-
statt Jakob Kliments übernahm. Er arbeitet nach
Stradivari und verwendet einen Spirituslack, haupt-
sächlich beschäftigt er sich jedoch mit Wiederher-
stellungen.
Geigenzettel: Karl Goll / Musik-Instrumenten-Er-
zeugung / Brunn, Schwertgasse 6. / Anno 19.. (gedr.).
Goltberg (Goldberg, Gollberg), Johann. —
Danzig. 1726. 1759
Berühmter Lautenmacher des 18. Jahrhunderts, über
den indessen nichts Näheres zu ermitteln war. Im
Jahre 1726 erwarb ein Johann Goldberg aus Ohra das
Bürgerrecht in Danzig. Sein Beruf ist nicht näher an-
gegeben, sondern er wird, da er wohl keiner Zunft
angehörte, kurzweg als »Arbeltsmann« bezeichnet. Da
sich nun kein anderer Johann Goldberg in Danzig nach-
weisen läßt, und da die ältesten Arbeiten von ihm die
Jahreszahl 1726 tragen, liegt es nahe, anzunehmen, daß
der »Arbeitsmann« unser Lautenmacher war. Violinen
von ihm sind mir nicht bekannt geworden, dagegen
einige gute Violen und Violoncelli. Der Boden ist ge-
wöhnlich flach, die Decke wenig gewölbt (ein Violon-
cello 1 05 cm lang). Eine Tenorgeige aus dem Jahre 1 742
bewahrt das Gewerbemuseum in Markneukirchen, eine
kleine Laute von 1 733 mit rotem Hals Fr. Wildhagen
in Haiensee, eine schön eingelegte lautenförmige Gi-
tarre (von 1 747) W. Heyers Musikhistorisches Museum
in Köln, ferner sind Arbeiten von ihm in den Museen
zu Stockholm und Kopenhagen und im Bachhaus zu
Eisenach.
Geigenzettel : Abb. 308.
Gomann, Christian. — Znaim. 1831
Sein Name findet sich in Geigen, er war aber Klavier-
macher und hat die Geigen höchstens geflickt, schwer-
lich aber selbst gemacht.
Gomier, Nicolas. — Mirecourt. 1747. 1755
Ein Geigenmacher, dessen gleichzeitig vorkommender
Bruder Jean G. im gleichen Beruf tätig war.
Gompaerts, Willem. — Antwerpen. 1560
Er war wahrscheinlich ein naher Verwandter der Fa-
milie Rückers und soll außer Tasteninstrumenten auch
Harfen und Lauten gemacht haben.
Gomulski (Gamohnski, Gamolawski), Sa-
muel. — Posen. 1870
Der Name ist schwer leserlich. Der Träger dieses
Namens soll ein Tischler gewesen sein, der bei einem
Orgelbauer gearbeitet hatte und dann neue Geigen
machte und alte verdarb, die er obendrein blutrot
lackierte. Eine Geige mit seinem Zettel besitzt Post-
sekretär Wronicki in Posen.
Gondolo, Giorgio, lebte noch 1884 als Geigen-
macher in Turin
Gönnet, Pierre-Jean. — Paris. 1775. 1785
Er wohnte Rue du Temple und gehörte zu den un-
bedeutendsten Vertretern der Pariser Schule.
Gontershausen, v. s. Welcker
Gonzales, Francisco. — Madrid. 1867
Er gilt als der beste spanische Gitarrenmacher des
19. Jahrhunderts. Eine Gitarre von ihm befindet sich
im Museum des Pariser Konservatoriums.
Goram, Carl Gottlieb. — Klingenthal. 1788
Wird in den Innungsbüchern als Geigenmachermeister
aufgeführt.
Goram, Christian Friedrich. — Untersachsen-
berg b. Klingenthal. 1829
Wahrscheinlich ein Sohn von Carl Gottlieb G. Er war
Geigenmachermeister und wurde durch einen Zufall
Gründer der einst blühenden Holzkammindustrie
Klingenthals.
Gordon, Hugh. — Belfast, f 1854
Ein nordirischer Geigenmacher, dessen gleichnamiger
Sohn noch um 1910 in Belfast im gleichen Berufe
tätig war.
Gori, Pietro. — Rimini. 1820
Seine Geigen haben ein unedles Aussehen, wenig Ton
und spröden Lack.
Gorrie, James. — Glasgow. 1895
Wahrscheinlich ein Dilettant, der in den neunziger
Jahren in Glasgow lebte und einige Geigen nach Guar-
neri gemacht hat. Er verwendete Whitelaws gelben und
roten Ollack.
Geigenzettel: James Gorrie, / Glasgow. / 189 .. . (ge-
druckt).
Gorrieri, Antonio. — Padua. 1802
Ein kleiner Geigenmacher, der nichts Bemerkenswertes
geschaffen hat.
Goss — Gould
175
Goss, Philipp. — Plymouth. 1879
Seine Violinen sind brauchbare Orchesterinstrumente.
Goss, W. S.
Ein amerikanischer Geigenmacher, der in Lyon lebt.
Gosselin, Jean. — Paris. 1814. 1830
Der Vater der beiden zu ihrer Zeit berühmten Tänze-
rinnen. Ein verdienstvoller Dilettant, mit Koliker eng
befreundet und von diesem unterwiesen. Er machte
sowohl Geigen als Violoncelli nach Stradivari, die in
gewisser Beziehung geschätzt sind und jetzt recht gute
Preise erreichen. Seine Arbeit Ist sorgfältig, der
Lack von roter und gelber Farbe und gut. Das eigen-
artig gesprenkelte Ahornholz, das er mit Vorliebe ver-
wendete, gibt seinen Instrumenten ein persönliches
Gepräge.
Gelgenzettel: Abb. 291 .
Gösset, Nicolas. — Reims. 1752. 1780
A. Jacquot kennt Arbeiten von Ihm, die er sowohl in
Ihrer Durchführung als in der Form und dem Lack
lobt. Bekannt wurde dieser Geigenbauer übrigens
durch allerlei Erfindungen an Instrumenten. Im Jahre
1769 legten er und der Orgelbauer Turpin der Aka-
demie der Wissenschaften eine Erfindung vor, die
das Greifen der halben Töne erleichtern sollte. In
einem guten Violoncello vom Jahre 1 752 nennt er sich
Nicolas G. junior. Ob sein Vater sich schon als Geigen-
macher betätigt hat, ist nicht bekannt.
Gotfredsen (Godfredsen, Goffredson), Jes-
per. — Kopenhagen. 1751. 1766
Er bekam im Jahre 1751 seinen Gewerbeschein als
Gelgenmacher. Seine Gelgen zeigen deutsche Modelle;
in der Wahl des Holzes Ist er nicht immer sorgfältig,
dagegen ist seine Arbeit durchwegs gut. Das Instru-
mentenmuseum In Kopenhagen besitzt eine schöne
Taschengeige von ihm. Eine Tenorviola von 1752 be-
findet sich in der Sammlung Galpm (Hatfield).
Geigenzettel: Jesper Gotfredsen, Fiollnmager / l
Klöbenhavn. 1 766 (gedruckt).
Goth, Franz. — Meerane i. S. 1880. f April
1901
Er Heß sich 1880 in Meerane als Gelgenmacher nieder
und verband mit seinem Geschäfte einen Musik-
instrumenten- und Klavierhandel.
Goth. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher sind zu erwähnen:
Goth, Peter. — t 1898
Goth, Wenzel, hatte seine Werkstatt in der
Pfarrgasse und t 1909
Gottardi, Antonio. — Treviso. 1878
Mittelmäßiger Geigenmacher aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts.
Gottfried, Joh. s. Gözel
Gottfried, Otto. — Leipzig. 1645
Ein Lauten- und wahrscheinlich auch Geigenmacher
aus »Bissing«, der 1645 das Leipziger Bürgerrecht
erwarb.
Gottfried, Wenzel, hatte seine Werkstatt (im
19. Jahrhundert) in Preßburg (Langegasse
Nr. 6)
Gotti, Emiliano. — Ancona. 1770
Wahrscheinlich ein Südtiroler, der sich in Italien
niedergelassen hat. Seine Arbelt steht der Stamers und
noch mehr der Albans näher als einer der italienischen
Schulen. Er nimmt die Wölbung sehr hoch und macht
tiefe Hohlkehlen am Rande. Die F-Löher sind auf-
fallend klein, der gelbbraune Lack Ist mager. Dagegen
ist das Holz, namentlich des Bodens, sehr schön, die
Ecken sind klein und zierlich, ebenso die in hübschem
Schwung geschnittene Schnecke. Eine Viola von ihm
besitzt Stößel in Köln.
Geigenzettel: i'Emillan Gotti, Ancona/ 1770 (gedr.).
Gottmannshausen, Hans. — Erfurt. 1670
Ein tüchtiger Meister, den noch 1738 Johann Gh. Eisel
in seinem »Musicus avToc)i()(ty.TOi« neben Tielke,
Hoffmann u. a. als geschätzten Gambenmacher preist.
Eine Viola da Gamba von ihm besitzt die Königl.
Sammlung alter Musikinstrumente In Berlin (Nr. 823).
Gute Arbeit, die Schallöcher nähern sich bereits der
Form des F.
Götze s. Botze
Goudot, F. — Mirecourt. 19. Jahrhundert
Sein Werkstatteilhaber war Mangln. Ihre Geigen haben
meistens eine doppelte Einlage, sind sauber gearbeitet
und tragen den Brandstempel: F.'. X X Goudot et
Mangln: A Mirecourt.
Gough, John. — Leeds. 1820
Er arbeitete eine Zeitlang für M. W. Dearlove und Ist
unbedeutend.
Gough, Walter. — London. 1810. f um 1830
Gehört er auch nicht zu den bedeutendsten englischen
Geigenmachern, so ist doch seine Arbeit nicht übel,
das Modell gut und der Lack von gelbroter Farbe.
Gould, John Alfred. — Boston (Amerika).
Geb. 11. März 1860 in Windermere (Graf-
schaft Westmoreland m England)
Er erlernte in Liverpool bei Oliver & Davies den
Klavierbau; dabei verlegte er sich frühzeitig auf die
Gelgenmacherel und wurde von dem Geigenhändler
Archer als Reparateur beschäftigt. 1883 wanderte er
nach Kanada aus und konnte bereits 1884 eine Anzahl
selbstgefertigter Geigen ausstellen. 1885 zog er nach
Boston, arbeitete bei O. Weemann über zwei Jahre
lang und eröffnete 1889 seine eigene Werkstatt. Seine
beiden Söhne sind seine Mitarbeiter. Er verarbeitet
amerikanisches Holz, hat ein eigenes Modell und einen
guten glanzvollen und durchsichtigen Ollack.
176
Goulding — Graln
Goulding. - London. 1790. 1800
Es kommen in England noch viele Geigen von sehr
verschiedenem Werte vor, die oben auf der Außen-
seite des Bodens den Namen »Goulding« eingebrannt
tragen. Er selbst hat keine einzige dieser Geigen ge-
macht, sondern sie nur in seinem gut gehenden Musik-
geschäft verkauft. Die billigeren Instrumente bezog
er aus Mittenwald oder Mirecourt, bessere ließ er von
guten englischen Geigenmachern anfertigen. Sein
Nachfolger war Keith, der sich noch mit anderen
Kaufleuten verband und Filialen in verschiedenen
Stadtteilen Londons errichtete.
Gouvernari, Antonio. — Cremona. 1600. 1601
Wenn die Geigen mit diesem Namen als Werke eines
Cremonesers vom Anfange des 1 7. Jahrhunderts ange-
sehen würden, könnte man ihn zu den besseren Geigen-
mücher seiner Zeit rechnen. Abgesehen aber von der
verdächtigen Schreibweise des Namens mit OU kommen
Jahreszahlen von 1600—1715 vor. Nach den Geigen
selbst zu urteilen, können sie kaum im 1 7. oder 18. Jahr-
hundert entstanden sein. Irgendein geschickter Imi-
tator dürfte seine Arbeiten mit diesem wahrscheinlich
erfundenen Namen versehen haben, um sie leichter
anzubringen. Die sogenannten Gouvernarigeigen sind
nach einem länglichen Modell mit mittelhoher Wöl-
bung gebaut, der Lack ist dünn und olivengelb. Die
F-Löcher erinnern an Nie. Amati, sind aber länger und
schwungvoller. Die scharfkantige Schnecke ist meistens
recht gut.
Geigenzettel: Antonius Gouvernari / Cremonensis
Faciebat Anno 16.. (gedruckt).
Graban, Paul. — Gardelegen. 1861
Er arbeitete nach italienischen Modellen, verstand sich
auf den Ton und verwendete einen dunkelgelben Lack.
Auch liebte er es, seinen Geigen ein altes Aussehen zu
geben.
Grabensee, T. K. (nach anderen : T. G., auch
J.A.). — Düsseldorf. 1818. 1861
Es war mir unmöglich, etwas über einen Geigenmacher
dieses Namens zu ermitteln, obwohl er in verschiedenen
Schriften erwähnt wird. — Ich bin daher geneigt, den
Namen für apokryph zu halten. Er ist vielleicht durch
Mißverständnis eines Zettels von Tacke, der in der
Grabenstraße in Düsseldorf wohnte, entstanden. So-
wohl Tacke als der sogenannte Grabensee sind nur
durch Reparaturzettel bekannt.
Gracio, Joäo Pedro, ein portugiesischer Man-
dolinenmacher, der (1895) in Lissabon lebte
Grado, Gaetano da. — Neapel
In einigen Gitarren findet sich sein Name ohne Jahres-
zahl.
Gräbner
Eine Familie in Großbreitenbach, von der sich mehrere
Mitglieder im Nebenberuf mit der Geigenmacherei
beschäftigten.
Grätz, Hans. — Breslau. 1645
Sein Name findet sich in einem Handwerkerverzeichnis
des Breslauer Stadtarchivs (Nr. H, 41, 8), wo er als
Meister der Tischlerinnung eingetragen ist. Da die
Breslauer Geigenmacher unzünftig und auch nicht ver-
pflichtet waren, sich einer Innung anzuschließen, ist
wohl anzunehmen, daß er trotz seiner Geschicklich-
keit im Lautenmachen sein Brot als Tischler suchen
mußte. Eine Laute von ihm, deren Hals mit Elfenbein-
arabesken eingelegt ist, besitzt seit 1908 das Schlesische
Museum für Kunstgewerbe und Altertümer. Vgl.
Schles. Vorzeit in Bild u. Sehr. Neue Folge. (Jahrb.
des Schles. Mus. f. K. u. A.. Bd. V. Breslau 1909,
S. 257.)
Gragnani, Antonio. — Livorno. 1741, soll
1800 noch gelebt haben
Kein großer Meister, aber doch der beste aus seiner
Familie. Seine Arbeiten zeichnen sich mehr durch
ihren weichen, guten Ton als durch schöne Ausführung
aus. Sein goldgelber, oft nachgedunkelter Lack ist da-
gegen recht gut. Sein Modell ist groß, die Zargen
hoch und der Ton meistens voll und tragend. Er ver-
wendete gedruckte und geschriebene Zettel, auf den
gedruckten findet sich neben dem Wortlaut oft noch
eine Erdkugel und ein Kreuz, außerdem findet man
auch noch die Buchstaben A.G als Brandmarke auf der
unteren Zarge unter dem Saitenhalterzäpfchen und
außen auf der Decke über dem oberen Klotz. Eine fünf-
saitige Viola von ihm war im South Kens. Museum
1872 ausgestellt. Eine Violine und eine Viola von ihm
(von 1791) befinden sich in W. Heyers Musikhistori-
schem Museum in Köln.
Geigenzettel: Abb. 243. Brandmarke Nr. 2.
Gragnani, Gennaro. — Livorno. 1730
Vielleicht der Vater Antonios. In seinen Violen wendet
er oft noch altertümliche Formen an. Um 1743 soll
auch ein Jacopo Gragnani vorgekommen sein.
Geigenzettel : Januarus Gragnani fec. / Lib. Anno 17..
(gedruckt).
Gragnani, Onorato. — Livorno. 1785. 1799
Sohn von Antonio G., den er, ohne besondere Be-
gabung, nachahmte.
Geigenzettel: Onorato Gragnani / Figlio d'Antonio /
Fatto in Livorno il 1 799 (gedruckt).
Grab, Ernst. — Merscheid bei Solingen. 1921
Einer von den Vielen, die in den letzten Jahren das
»Problem des altitalienischen Geigenbaus« gelöst haben.
Graill s. Craile
Grain, Ernst. — Grünberg i. Schi. 1 874. f um
1895
Ein Schuhmacher, der als Pfuscher Geigenreparaturen
ausführte. Da er seine Geigen häufig mit Reparatur-
zetteln versah, muß er hier erwähnt werden.
iramino
jrancino
177
Gramino (?). — Mailand. 1722. 1724
Unten ist ein 1722 vorkommender Gramino Grancmo
nach einem geschri?benen Zettel erwähnt. Dr. Borne-
mann in Eisenach sah eme Geige mit dem schön ge-
druckten Zettel aus dem gleichen Jahre: »Gravi Gra-
mino in Contrada ,' larga di Milano 1722«. Erscheint
mir auch der Vorname ebenso seltsam wie der Zuname
fragwürdig, so muß ich doch die Möglichkeit zugeben,
daß ein Geigenmacher Gramino gelebt haben könnte,
um so mehr, als H. Nicolai vom Wiesbadener Kur-
orchester eine Violine besitzt, die den gedruckten
Zettel: »Giovanni Gramino Milano 1724« trägt. Hier
ist der Taufname nicht mehr sonderbar. Ich vermute
aber doch nach wie vor, daß der oder die Verfertiger
Grancino gemeint haben, als sie Gramino schrieben
oder drucken ließen.
Grämulo (Grämola). — 17. Jahrhundert
Dieser Name wird von wenig glaubwürdiger Seite als
der des Lieblingsgeigenmachers Tartinis überliefert.
Es liegt wahrscheinlich eine Namensentstellung vor,
bei der es freilich schwer ist, zu erraten, wer eigentlich
gemeint ist. Aus derselben Quelle scheint auch
E. T. A. Hoffmann geschöpft zu haben, der in der Er-
zählung ~>Der Schüler Tartinis« (Serapionsbrüder III)
diesen Schüler sagen läßt : »Es ist ein wahrhafter Gra-
nuelo, und gegen den alten Meister ist sein Schüler,
Euer Stradivari, nur ein Lump. Tartini mochte auf
keinen andern Geigen spielen, als auf Granuelos«. —
Der Name wird in der Form Hoffmanns auch nicht
greifbarer, trotzdem er hier bis zum Lehrer Stradivaris
emporgerückt ist.
Grancino, Andrea. — Mailand. 1646
Wahrscheinlich der Vater Paolos ; Grillet veröffentlicht
zuerst seinen Zettel, der in einer recht gewöhnlichen
Geige gefunden wurde.
Geigenzettel: .Abb. 281.
Grancino, Francesco. — Mailand. 1690. f 1 746
Jüngerer Sohn von Giovanni Gr. Er erreichte zwar
ebensowenig wie sein Bruder Giov. Batt. (II), mit dem
er zusammen arbeitete, die volle künstlerische Höhe,
hat aber doch recht gute Instrumente gemacht. Meist
ist das Holz sehr gewöhnlich, das Modell nach Amati
und der Lack, wenn auch manchmal noch von klarer,
gelblicher Farbe, nicht besonders, der Ton dagegen
fast durchgängig edel und weich.
Geigenzettel: Francesco Grancino Figlio Giovanni
fecit Mediolani 17 . . (gedruckt).
Grancino, Giovanni I. — (Mailand?). 1645.
1682
Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie Gr.
Wahrscheinlich ein Bruder Andreas, der, einem Zettel
nach zu urteilen, in Cremona gelernt hat, seiner Arbeit
nach aber eher an die alttiroler Schule als an Amati
erinnert. Sein Ladenschild lautete: »al segno delle due
corone", während die übrigen Grancini nur »della
Corona« haben. Eine Geige von ihm besitzt Holm
Viertel in Aachen.
Geigenzettel: Giovan Grancino / Di Cremona 1682
(gedruckt).
V. Lütgcndorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II.
Grancino, Giovanni II. — Mailand. Geb. um
1675, t nach 1737
Zweiter Sohn und Schüler des Paolo G. Als Geigen-
macher ist er einer der besten unter den Mailändern
und seinem Bruder durchaus ähnlich und ebenbürtig,
ja er nimmt gewöhnlich noch schöneres Holz. Die
Wölbung ist weniger hoch, aber breiter als bei Paolo,
der Lack von gelber oder braungelber Farbe. Er scheint
eine Vorliebe für kleinere Modelle gehabt zu haben.
Anfangs arbeitete er mit seinem Bruder gemeinschaft-
lich. Eine Violine von ihm aus dem Jahre 1737 befindet
sich in der Fürstl. Lobkowitzschen Sammlung auf
Schloß Raudnitz. Ein ihm zugeschriebenes Violoncello
aus dem Jahre 1702 (Korpuslänge 74,5) besitzt Alfr.
Keil in Lissabon und eine Viola d'amore von 1696 die
Sammlung Galpin (Hatfield). Eine gute und schön
durchgeführte Violine mit besonders schöner Schnecke
besitzt Bildhauer Heinrich Wirsing in Solin bei
München.
Geigenzettel : Gio. Grancino al Segno della Corona /
in contrada larga di Milano fece 1699 (gedruckt). —
Fratelli Grancini in Contrada larga di Milano al Segno
della , Corona 16 . . (gedruckt) und Abb. 299.
Grancino, Giovanni Battista I. — Mailand,
Ferrara. 1690. 1710
Nach seiner eigenen Angabe Sohn des Paolo, den er in
der Holzwahl übertrifft. Das Modell ist flacher, der
Lack tiefgelb oder orangerot, der Ton groß und
kräftig. .Anfangs scheint er sich in Ferrara nieder-
gelassen zu haben, kehrte aber später doch nach Mai-
land zurück. Für seine besten Arbeiten werden jetzt
gute Preise erzielt.
Geigenzettel : Giov. Bapt. Grancino, Filius , Paoli, fecit
in Ferrara 16 . . (gedruckt) und Abb. 288.
Grancino, Gio. Battista II. — Mailand. 1697.
1705
Älterer Sohn von Giovanni I. Er arbeitete meist mit
seinem Bruder Francesco Gr. zusammen. Beide setzten
das väterliche Geschäft fort. Am besten gelangen ihnen
Violoncelli und Bässe. Ihre Arbeit ist wenig sorgfältig
und ihr Lack jetzt ziemlich nachgedunkelt.
Geigenzettel: Gio. Battista & Francesco fra. Grancini/
In contrada larga di Milano 17 (gedruckt) und Abb. 286.
Grancino, Giovanni Batt. III. — Mantua.
1727. (?)
Vielleicht ein Sohn von Gio. B. II Gr., wenn er über-
haupt gelebt hat. Eine Geige mit seinem Namen zeigte
ein langgestrecktes Modell, war hochgewölbt und
kastanienbraun lackiert. Die Einlagen waren breit und
liederlich in der Ausführung, auch die F-Löcher un-
schön und wenig italienisch. Dagegen war die massige,
flach gestochene Schnecke recht hübsch und originell
(die rechte Seite war flacher gehalten als die linke).
Grancino, Gramino. — Mailand. 1722
Pfarrer M. Müller in Oberlahnstein besitzt eine zwei-
fellos italienische Violine mit einem geschriebenen
Zettel, wobei er den Taufnamen Gramino liest. Der
12
178
Gri
ancino
— G
raseck
Ton ist außerordentlich edel und gesangreich, die
Wölbung von mittlerer Höhe, der Lack auf dem Boden
gelb, auf der Decke gelbbräunlich, die Schnecke
schwungvoll mit breiter Stirne. Dieses Mitglied der
Familie, das die gleiche Adresse angibt, wie fast alle
übrigen, den Namen aber mit z schreibt, ist sonst
nicht bekannt.
Geigenzettel : Gramino Granzino in / contrada Larga di
Milano / 1 722 (geschrieben).
Grancino, Paolo. — Mailand. 1665. 1692
Aus Nicola Amatis Schule hervorgegangen, die er sein
Leben lang nicht verleugnete. Von der sklavischen
Nachahmung seines Meisters befreite er sich erst sehr
spät, weshalb sicher eine große Zahl seiner besten
Arbeiten von Händlern mit Amatizetteln versehen
worden ist. An der originellen längeren Schnecke kann
seine Arbeit übrigens leicht erkannt werden. Sein Holz
ist nicht immer schön, manchmal nimmt er zu Boden
und Zargen nur Pappelholz, dagegen ist sein gelber
Lack recht gut. In seinen Bratschen übertrifft er Amati
fast immer. Arbeiten von ihm besitzt W. Heyers Musik-
historisches Museum in Köln.
Grandadam, Fran^ois. — Mirecourt. 1770.
t2.Mai 1785
Geigenmacher, Großvater von Jean-Dominique Gr.
Grandadam, Jean-Dominique. — Mirecourt.
1795. t 1864
Sehr guter Bogenmacher, Vater von Adam (s. d.).
Grand-Gerard, Jean-Baptiste. — Mirecourt.
1771. 1820
Seine Arbeit ist etwa mit der D. Hopfs gleichwertig.
Das Holz ist mittelmäßig und der glanzlose Lack von
gelber oder brauner Farbe. Am Boden fehlt oft der
Halsansatz. Er bezeichnete seine Geigen nur durch
Aufdrücken eines Brandstempels mit seinem Namen
ohne Datum. Auf der Wiener Musikausstellung befand
sich eine Geige von ihm mit der Abbildung einer Kirche
auf der Außenseite des Bodens. Im Katalog (S. 16)
wird die Geige für englische Arbeit (!) ausgegeben.
Brandmarke: Nr. 30.
Grandi, Luigi. — Pisa. 1874
Italienischer Geigenmacher aus dem letzten Drittel des
19. Jahrhunderts.
Grandini, Geronimo. — Mirecourt
Dem Namen nach müßte man auf einen Italiener
schließen, wahrscheinlicher aber hieß er richtig Gran-
din oder ähnlich und hat den Namen nur italienislert,
um seine Geigen verkäuflicher zu machen.
Grandjon. — Amsterdam. 1847. 1850
Ein Geigenmacher aus Mirecourt, Schwager von L. Ber-
nardel, dessen Geschäft er auf Betreiben der Witwe
1847 übernahm, aber nicht auf der früheren Höhe
halten konnte.
Grandjon, Frangois. — Mirecourt
Der von A. Jacquot nachgewiesene Stammvater der
Familie.
Grandjon, J. (»Grandjon fils«). — Mirecourt.
1862. 1868
Älterer Sohn von Prosper-GerardGr. und dessen Nach-
folger, übertraf aber seinen Vater und besaß verschie-
dene Medaillen.
Grandjon, Jules. — Mirecourt. Geb. 1855
Sohn von Prosper-Gerard Gr. Bevor er seine Fabrik in
Mirecourt gründete, arbeitete er längere Zeit in Paris
und hielt auch später dort noch eine Niederlage. Er
machte verschiedene Versuche und Erfindungen, so
eine Geige, deren Hals abgeschraubt werden kann usw.,
und entschied sich zuletzt für ein großes Modell, das
auch in seiner Fabrik hauptsächlich zur Anwendung
kommt. Vorzugsweise verwendet er hellroten Lack.
Geigenzettel: Abb. 295.
Grandjon, L. — Mirecourt. 1830. 1840
Er bevorzugte ein flaches Modell und einen orange-
farbenen Lack.
Grandjon, Prosper-Gerard (Grandjon pere). —
Mirecourt. 1820. 1862
Er war schon der Sohn eines Geigenmachers und besaß
zwar eine gewisse Geschicklichkeit, arbeitete aber sehr
handwerksmäßig.
Granser (Granzer, Grauser) s. Kranzer
Granuelo s. Gramulo
Grappello, Giovanni Marco. — Ferrara. 1566
Ein Instrumentenmacher, der mehrfach erwähnt wird.
Von ihm ist wahrscheinlich die sechssaitige Viola da
Gamba im Museum des Mailänder Konservatoriums
mit dem Zettel: »loannes marcus*. Sie ist sehr sauber
ausgeführt, ohne Ecken, 108 cm lang, und hat dunkel-
gelben Lack.
Graseck, Gustav. — München. Geb. 12. Juli
1881 in Neuenstein (O.-A. Öhringen, Würt-
temberg)
Erst Schüler von Friedr. Kochendörffer in Stuttgart,
dann von Albert Götz in Markneukirchen ; seine eigent-
liche Ausbildung fand er jedoch erst bei W. A. Keßler
in Frankfurt, bei dem er mehrere Jahre lang als Ge-
hilfe arbeitete. Hierauf kam er zu Fiorini nach Mün-
chen und machte sich dort am 1. Oktober 1910 selb-
ständig und mußte von 1914 — 1918 ins Feld. Erarbeitet
vorzugsweise nach Stradivari und Guarneri und hat
einen sehr guten Öllack, der die Schönheit des sorgfältig
gewählten Holzes gut zur Geltung kommen läßt. Er
vermeidet mit Recht grundsätzlich die Nachahmung
des alten Aussehens seiner Vorbilder und läßt keine
fremde Hand an seine neuen Geigen. Da er jedoch als
ausgezeichneter Reparateur mit Aufträgen überhäuft ist,
kommt er nur selten zum Neubau. Früher verwendete
er gedruckte Zettel, in neuerer Zeit aber nur mehr
geschriebene.
Grater — Gretschel
179
Grater, Thomas
Begründete 1874 seine noch bestehende Werkstatt in
Birmingham.
Gratiani, Giuseppe. — Genua. 1762
Grillet veröffentlicht nur folgenden Zettel von diesem
sonst unbekannten Geigenmacher.
Geigenzettel : Abb. 238.
Grau, L. — Erfurt. 1846
Nur als Gitarren- und Zithermacher bekannt. Eine so-
genannte "Thüringer Volkszither« von ihm befindet
sich in W. Heyers Musikhistorischem Museum inKöln.
Geigenzettel: L. Grau / in / Erfurt 1846 (gedruckt).
Graubner, Adam Gottlieb. — Klingenthal.
1786
Wahrscheinlich ein fremder Geigenmacher, der sich in
Klingenthal eingeheiratet hatte.
Grauweels (Grouwels), Jan (Hans). — Ant-
werpen
Wurde 1579 Meister. Er ist bisher nur als Clavecin-
macher bekannt geworden und war der Sohn eines
Meisters. Ein Clavecin von Ihm befand sich in der
Sammlung Snoeck. Da die Möglichkeit, daß er auch
andere Musikinstrumente, Lauten und Harfen usw.
gemacht hat, nicht ausgeschlossen ist, sei er hier er-
wähnt. Von einem Lodovicus Grovvelus besitzt das
S. Kens. Mus. ein Virginal von 1600.
Geigenzettel : Johannes Gravwells fecit Antwerpiae (ge-
druckt).
Gray, F., lebte im 19. Jahrhundert in St. Louis
(Miss.)
Gray, J. — Fochabers (Banffshire, Schottland).
1870
Unbedeutender Geigenmacher aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts.
Gregori, Luigi. — Bologna. 1793. 1808
Als Geigenmacher nur ein Handwerker.
Geigenzettel: Luigi Gregori fece in Bologna / Anno
1808 (gedruckt).
Gregson, Robert. — Blackburn. Geb. 3. Juni
1871 in Blackburn
Er studierte acht Jahre lang das Violinspiel und hatte
das Holzschnitzen erlernt; so kam er darauf, sich auch
im Geigenmachen zu versuchen. Von 1894 — 1895 war
er in Montreal in Kanada ansässig und ließ sich 1898
in seiner Vaterstadt als Geigenreparateur nieder. Im
Jahre 1898 machte er seine erste Viola und hat seitdem
über 100 neue Geigen (nach dem Stradivanmodell) ge-
macht. Alles an seinen Geigen ist eigene Arbeit, er
beschäftigt keinerlei Gehilfen und steht sowohl als
Geigenmacher und Reparateur wie als Händler in
gutem Ansehen.
Geigenzettel: »Arte et Labore.« / Robert Gregson, /
Blackburn. / Anno 1913 (gedruckt).
Greiff, Andres. — Prag. 1602
Ein Lautenmacher, der in der Altstadt arbeitete und
wahrscheinlich aus Füssen eingewandert war.
Greiff (Greif), Georg I. — Füssen. 15 . .
Vielleicht ein Sohn des im Jahre 1517 aus Faulenbach
in Füssen eingewanderten Martin Greiff. Eine Arbeit
von ihm besitzt das Darmstädter Museum (Nr. 493).
Geigenzettel: Georgius Greif. A Fies / sen. Me fecit
15 . . (gedruckt).
Greiff, Georg II (Jerg). — Füssen. Geb.
27. Okt. 1599
Sohn und wohl auch Schüler von Georg I Gr. Er wurde
am 21. September 1631 als Meister in die Füssener
Lautenmacherzunft aufgenommen.
Greiff, Hans (Johann). — Füssen. 1606. 1622
Wahrscheinlich ein Sohn von Magnus oder Georg Gr.
Im Jahre 1612 gehörte er zu den Lautenmachern, die
sich über einen ihre Zunft schädigenden Holzhandel
beschwerten. Vidal erwähnt einen Johann Greffts,
gemeint kann doch nur Greif! sein.
Greiff, Laurentius. — Ingolstadt. 1600
Wahrscheinlich ein Sohn von Magnus G. und wohl
auch ein älterer Verwandter von M. Fichtoldt, der
gleichfalls aus Füssen kommend, sich später in Ingol-
stadt niedergelassen hat. Eine winkelhalsige Laute aus
dem Jahre 1600 von ihm besitzt R. Leibbrand in
Berlin.
Geigenzettel : Laurentius Greiff / me fecit / Ingolstadij,
Anno 1600 (gedruckt).
Greiff (Greif), Lukas (Laux). — Füssen. 1611.
1612
Er wurde am 26. Dezember 1611 in die Zunft als
Meister aufgenommen, nachdem er schon am 27. April
1609 Anna Pfennig geheiratet hatte. Im Jahre 1612
wird er als Mitglied der Lautenmacherzunft genannt.
Greiff, Magnus (Mang I). — Füssen. 1550
Im Verzeichnis der Raymund Fuggerschen Musik-
kammer (vom Jahre 1 566) wird unter Nr. 67 aufgezählt :
»Eine grosse Lauten von Flader mit schwarzen Filetlen
von Mang Greif zu Fefsen.« Vgl. Stockbauer, Kunst-
bestr. unter Alb. V. u. Wilh. V., S. 83. Trautmann
nennt ihn wohl nur irrtümlich Martin Greif.
Greiff, Mang II. — Füssen. 1606. f 1620
Er war vermutlich ein Sohn des Mang I und wird 1606
als Mitglied der Lautenmacherzunft genannt.
Greßel, Joseph. — Mirecourt. 1781
Nur von A. Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Gretschel. — Arbeitete die 1869 erschienene
neue Auflage von Wettengels Lehrbuch um
12*
180
Grevy • — Grinager
Grevy, Fran^ois. — Paris. Um 1870
Wahrscheinlich nur ein Händler; seine Geigen sehen
wie Mirecourter Fabrikate aus. einzelne, offenbar für
Ausstellungen angefertigte Violinen ausgenommen, die
reich mit Farbholzornamenten eingelegt sind, aber
wenig Tonschönheit besitzen.
Geigenzettel: Fran?ois Grevy / Paris (gedruckt).
Grienberger (Grünberger), Joseph. — Urfahr-
Linz a. D. Geb. um 1800, f um 1865
Er hatte in Urfahr Nr. 195 eine Werkstatt und war
recht geschickt. Er ahmte das Stradivarimodell nach
und verwandte einen dunkelbraunen Lack. Holz und
Arbeit sind gut, ebenso der Klang.
Geigenzettel: Josephus Grienberger fecit y Urfahr —
Linz anno 1842 (gedruckt).
Grieser, Martin. — Dresden. 1790
Vielleicht aus Füssen stammend, wie Mathias Griesser.
dessen Sohn er jedoch nicht gewesen sein dürfte, da
dieser dem Anscheine nach kinderlos geblieben ist.
Ein Lautenmacher des 18. Jahrhunderts, der auch Gi-
tarren und Geigen gebaut hat, hauptsächlich aber als
Reparateur beschäftigt war.
Griesser, Mathias. — Innsbruck. Geb. in
Füssen nach 1700, f am 3. März 1784
Ein geschickter Meister, der wohl in Füssen gelernt
hat und 1 726 bereits in Innsbruck ansässig war, wo er
(nach Dr. F. Waldners Forschungen) am 20. August
Anna Moreller von Imst heiratete. Sein Modell war
zwar nicht besonders schön, Ton und Lack seiner
Geigen sind aber meistens recht gut. Das Instrumen-
tenmuseum des Liceo filarmonico in Bologna besitzt
eine interessante Viola d'amore von ihm. Im Ferdi-
nandeum in Innsbruck befindet sich eine Gitarrelaute
vom Jahre 1747, auch das Stift in Hall besaß von ihm
eine Violine, die in dem bei Aufhebung des Stifts (1783)
angelegten Inventar (Cod. 31 des Statthaltereiarchivs
in Innsbruck) auf 54 Kronen bewertet wurde. (Ferd.
Zeitschr. 1 885, S. 275). Eine gute Viola von 1 727 stellte
W. E. Hill im Jahre 1904 in der Londoner Music Loan
Exhibition aus, wobei er irrtümlich den Vornamen
Martin angab.
Geigenzettel: Mathias Griesser, Lauden und Geigen-
macher in Insprugg ann. 1727 (gedruckt).
Grilli, Giuseppe. — Arezzo. 1742. 1743
Seine Geigen verraten keine kunstgeübte Hand. Grillet
druckt seinen Zettel von 1 743 ab mit dem dort befind-
lichen Zusatz: Nr. 3.
Geigenzettel: Josephus Grilli , Aretii 1742 (gedruckt)^
Grillon. — MIrecourt. 1880. 1895
Tüchtiger Geigenmacher, der jedoch nicht selbständig
aufgetreten ist.
Gnmaldi, Carlo. — Messina. 1681
Er gilt als Schüler von Albani, was seine Arbeiten in
gewisser Beziehung zu betätigen scheinen.
Grimaldi, 0., lebt m Catania
Grimes. — Sherborne. 19. Jahrhundert
Englischer Geigenmacher von wenig Ruf.
Grimm, Adam Friedrich. — Kimgenthal. 1 784
In den Meisterlisten kommt er 1784 vor. Seine Arbeit
ist sehr gewöhnlich. Konzertmeister H. Schatz in Vevey
besitzt eine Violine von ihm im echten Vogtländer Stil,
ohne Einlage, Boden aus einem Stück. Auch im Ton
ziemlich wertlos.
Geigenzettel : Adam Friedrich Grimm / Violin Macher
Klingenthal (geschrieben).
Grimm, Carl Constantm Louis. — Berlm.
Geb. 17. Febr. 1821 in Berlin
Sohn, Schüler und zum Teil Nachfolger von K. Grimm,
da er Teilhaber der Firma mit seinem Schwager Hell-
mig wurde. Den Geigenbau hat er jedoch in der Folge
nicht betrieben; er wurde 1844 als erster Harfenist bei
der Königl. Kapelle angestellt und galt als Künstler in
seinem Fache.
Grimm, Heinrich. — Magdeburg. 1630
Ein Lautenmacher, der auch Monochorde gemacht hat.
Grimm, Karl. — Berlin. Geb. 1794, f 16. Juni
1855 m Berlin
Er eröffnete 1825 seine Werkstatt und war jedenfalls
einer der allerbesten Berliner Geigenmacher. Er ver-
arbeitete nur das schönste und beste Holz und war
sorgfältig in der Ausführung und im Lack. Obwohl er
sehr fleißig arbeitete, machte er im Jahr höchstens
30 Geigen. Seine Kopien nach Stradivari sind täu-
schend ähnlich und das Entzücken der Kenner. Auch
seine Harfen waren geschätzt. Ebenso schön sind seine
Violoncelli. Er war eine echte Künstlernatur und
machte fortwährend interessante Versuche. Er war auch
musikalisch gebildet und soll u. a. ein Virtuose auf der
Trompete gewesen sem. Im Jahre 1853 erhielt er den
Titel eines Königl. Hofinstrumentenmachers. Seine
Werkstatt übernahm sein Werkführer und Schwieger-
sohn C. Hellmig.
Grimm (Grim), Karl. — Saaz. Geb. in Groß-
Tschernitz bei Saaz 1811, f 8. Sept. 1877 in
Saaz
Als Sohn eines Bauern kam er zu einem Musiker, der
auch Geigen machte, in die Lehre. Nachdem er eine
Zeitlang gewandert hatte, ließ er sich um 1842 in Saaz
als Geigenmacher und Musiker nieder, wurde 1846
Bürger und verheiratete sich mit Maria Anna Stein
aus Schönhof. Seine Tochter Sidonia wurde Schau-
spielerin. Seine Geigen sind zwar wenig elegant in der
Form, klingen aber manchmal gut.
Geigenzettel: Karl Grim , in Saatz 1841 (gedruckt). —
Karl Grimm Instrumentenmacher in Saaz. (gedr.).
Grinager, Lars P. — Brandbo (Hadeland, Nor-
wegen). 1886. 1889
Erhielt in Paris 1886 eine goldene, in Christiania 1887
eine bronzene Medaille, in Barcelona 1888 eine ehren-
volle Erwähnung für seine Violinen.
Griseri — G rosset
181
Griseri, Filippo. — Florenz. 1650
Seine Geigen haben manches, was an die deutsche
Schule erinnert, so daß die Meinung aufkommen
konnte, daß er ein Deutscher gewesen sei und vielleicht
zur Familie Grieser (Griesser) aus Füssen gehört habe.
Grivel, V. — Grenoble. 1867
Er beschäftigte sich eingehend mit dem Studium des
altitalienischen Geigenlacks und gab auch eine Schrift
darüber heraus.
Griwalski, Franz. — Posen. 1743
Einer der besten polnischen Geigen- und Lauten-
macher seiner Zeit. August Zimmermann in St. Peters-
burg besitzt von ihm eine kunstvoll ausgeführte Viola
d'amore mit hellbraunem Lack von italienischem Cha-
rakter. Am Wirbelkasten befindet sich der Kopf der
Justitia (Frauenkopf mit Diadem und verbundenen
Augen).
Geigenzettel: AMDCB . M . V^) 1743 D 30 X bris /
Franciszek Griwalski w Poznamu. (gedruckt).
Grob, Andreas Joseph. — Straubing. Geb.
26. April 1826 in Straubing, f daselbst
4. April 1909
Schüler von Jacob Schmidbauer in Regensburg. .Als
Gehilfe arbeitete er in München und Passau usw. und
kehrte dann in die Heimat zurück, wo er der Nachfolger
Melzls wurde, dessen Geschäft er kaufte. Er machte
sowohl alle Arten von Streichinstrumenten als auch
Gitarren, Mandolinen und Zithern.
Grobert. — Mirecourt. Geb. um 1794, \ 1869
Ein geschickter Gitarrenmacher, von dem noch manche
.Arbeiten in Sammlungen aufbewahrt werden, so im
Museum des Pariser Konservatoriums eine Gitarre, die
ehemals Paganini und Berlioz besessen haben.
Groblicz, Martin I (Marcin). — Krakau. 1 601 .
1609
Einer der namhaftesten polnischen Geigenmacher. Am
besten sind seine Violoncelli. Arbeiten von ihm waren
auf der Wiener Musik- und Theaterausstellung zusehen.
Kolarczkowski ■) erwähnt eine in Krakauer Privatbesitz
noch vorhandene Viola da Gamba mit dem Zettel:
Na chwale Boza ukonczyl Marcin Groblicz roku
panskiego 1602 (Zur Ehre Gottes vollendet von Martin
Groblicz im Jahre des Herrn 1602.)
Groblicz.Martin II. — Warschau. 1710. 1750
Vielleicht ein Enkel des Krakauer Meisters. In der
Arbeit ist er ihm gleichstehend, verwendet gutes Holz
und arbeitet nach verschiedenen Modellen, meistens
aber nach Stainer. Er machte hübsche Einlagen und
schnitzte Löwenköpfchen am Wirbelkasten. Seiner
Arbeit nach kann man ihn allenfalls der deutschen
') Die Buchstaben könnten mit: »Ave Maria Domini
Christi Beata Mater Virgo« zu deuten sein.
^) In seiner 1888 erschienenen Schrift über Kunst und
Gewerbe im alten Polen, S. 221. Dasselbe Instrument
scheint auch schon A. Grabowski gekannt zu haben.
Schule zuzählen, nur darf man ihn nicht als »artifice
tedesco« bezeichnen, wie es de Piccolellis tut. Seinen
Ruhm in Deutschland verdankt er vornehmlich dem
Lob, das ihm Kapellmeister Löhlein ') in Danzig
(t 1782) erteilte. Eine Geige von ihm besitzt das Kon-
servatorium in Warschau. (Abgebildet in Polinskis
Geschichte der poln. Musik.)
Geigenzettel: Marcin Groblicz z Warszawie 1710 (ge-
schrieben).
Gröber, Georg. — Innsbruck. 1816
Er war Orgel- und Musikinstrumentenbauer.
Groh, Heinrich Moritz. — Geb. 3. Febr. 1869
in Erlbach, lebt als Geigenmacher in Mark-
neukirchen
Grohmann, C. A. G. (gen. Franck). — Bay-
reuth. 1799
Ist nur als Reparateur bekannt geworden. Eine Ab-
bildung seines Reparaturzettels findet sich in G. Kins-
kys Katalog von W. Heyers Musikhistorischem Mu-
seum in Köln, Bd. II, S. 623.
Groll, Math. — Msran. 1800
In der Arbeit mit den Halleiner Geigenmachern ziem-
lich gleichwertig. Er scheint übrigens nur vorüber-
gehend in Meran ansässig gewesen zu sein, wodurch
es sich erklärt, daß weder im dortigen Archiv noch in
den Geburts- und Sterbematrikeln etwas über ihn zu
finden ist.
Gronau, Joh. Benjamin. — Danzig. 1 794. 1 798
Ein Geigenmacher, von dem bisher nur Reparaturen
bekannt geworden sind.
Geigenzettel: Joh. Benj. Gronau Geigenmacher in
Danzig , Reparirt 1794 (gedruckt) und Abb. 319.
Grosjean, John Fredenck. — London. 1837.
1840
Er war Harfenmacher, baute aber auch Harfengitarren.
Grosseiet. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, aus der A. Jacquot die
Folgenden aufzählt :
JeanG. 1758. 1770
Jean-Fran?ois 1 G., geb. 4. Juli 1727, f 1759, Sohn
des Joseph I G.
Jean-Fran?ois II G., geb. 5. November 1749, lebte
noch 1776, Sohn von Jean Francois I.
Joseph I G. 1727, der Stammvater der Familie.
Joseph II G., geb. vor 1740, lebte noch 1789. Er
gebrauchte eine Brandmarke mit seinem Namen.
Jacquot kennt Geigen von ihm, die er lobt.
Grosset, Paul-Fran^ois. — Paris. 1744. 1765
Schüler von Claude Pierray. In Arbeit und Modell
ungleich und mittelmäßig, am besten ist noch sein
gelber oder brauner Spirituslack. Die Wölbung nimmt
') Löhlein gab 1774 eine heute noch wertvolle An-
weisung zum Violinspielen heraus.
182
Grossl — Gschwenter
er gewöhnlich ziemlich hoch. Er wohnte in der Rue de
la Verrerie und hatte den Schild »Au Dieu Apollon«.
Da er nicht viele Geigen gemacht hat, kommen sie auch
zieiTilich selten vor, doch waren solche aus den Jahren
1 758 und 1 759 aus dem Besitze E. Mennessons im
Jahre 1895 auf der retrospektiven Ausstellung in Reims
ausgestellt.
Geigenzettel : P. F. Grosset. Au dieu Apollon. / rue de
la Verrerie, ä Paris 1757. (geschrieben).
Grossi, Giuseppe. — Bologna. 1803. 1804
Seine Arbeiten lassen nur noch wenig merken, daß sie
in Italien entstanden sind.
Geigenzettel : Giuseppe Grossi / Bologne / 1 804. (gedr.)
Grossi, Gualterio de. — Neapel
Mandolinenmacher.
Großmann, Dr. Max. — Friedrichsfelde bei
Berlin
Es ist durchaus wahrscheinlich, daß die alten Meister
des Geigenbaues über die physikalischen Gesetze besser
unterrichtet waren, als man gemeiniglich glaubt, und
daß die schließlich von ihnen festgestellte Form der
Geige eine Folge wissenschaftlicher Erwägungen war.
Daß wissenschaftliche Ergebnisse in früheren Zeiten
häufig als Geheimnis von den wenigen Wissenden ge-
hütet wurden, kann auch nicht bestritten werden, und
so darf man den ein Jahrhundert alten Glauben, daß
die Cremoneser ein Geheimnis besessen und mit ins
Grab genommen haben, nicht ohne weiteres von der
Hand weisen. Ist es doch trotz aller Versuche der besten
Geigenmacher des 19. Jahrhunderts keinem gelungen,
Stradivari oder Guarneri auch nur zu erreichen, ge-
schweige denn, sie zu übertreffen. Das zu vermutende
Geheimnis zu lüften, haben sich bereits zahlreiche
Geigenmacher und Physiker bemüht, und zu einem
interessanten Ergebnis ist Sanitätsrat Dr. Großmann
gekommen, das dieser in einer kleinen Schrift unter
dem Titel: »Es gibt doch ein Geheimnis der alten
italienischen Geigenbauer« (Berlin 1898) veröffent-
lichte, und das in der Forderung besteht, daß Boden
und Decke in einem einfachen Schwingungsverhältnis
zueinander stehen müssen. Dieses Verhältnis fand er
in der höheren reinen Quarte oder Quinte. Bei an-
nähernd gleicher Stärke stehen die Eigentöne von
Fichten- und Ahornholz in diesem Verhältnis, woraus
sich die Wahl gerade dieser Holzsorten zum Geigenbau
erklären ließe. Dr. Großmann führte seine Theorie
noch weiter aus in einem Aufsatz der Berliner Mus.-
Instr.-Ztg. vom 16. Juli (1897/98) Nr. 41, der auch
als Sonderdruck erschienen ist, sowie in einigen
weiteren Aufsätzen. Auf seine Ideen gingen verschie-
dene Geigenmacher mit bestem Erfolge ein. In jüngster
Zeit ist eine Gesellschaft unter der Firma »Neu-
Cremona« zusammengetreten, um Dr. Großmanns
Theorie praktisch auszubeuten.
Grou. — Paris. 1752
Er fertigte hauptsächlich Bauernleiern an und scheint
früh gestorben zu sein. In der Sammlung Arrigoni in
Mailand waren zwei Arbeiten von ihm.
Grovvelus, s. Grauweels
Gruber, Franz Xaver. 1832
Auf seinem Zettel gibt die schlecht leserliche Orts-
bezeichnung ein Rätsel auf.
Geigenzettel: Fr. Xaver Gruber / Geigen Verfertiger /
in Vollmann (vielleicht Mettmann, Rheinprov. ?) /
1832 (geschrieben).
Grünberger, L. — Linz a. D. 1864
Wahrscheinlich ein Verwandter des J.Grienberger, der
in dem der Stadt Linz gegenüberliegenden Urfahr seine
Werkstatt hatte. Er scheint sich Guarneri zum Vorbild
genommen zu haben, verwendete einen gelblichen Lack
mit rötlicher Schattierung und gab seinen Geigen gerne
ein altes Aussehen. Die Arbeit ist ziemlich gut, nur die
Schnecken lassen zu wünschen übrig.
Gründler, Johann. — Budapest. Geb. 1839 in
Szabadka
Ein talentvoller Schüler seines Oheims Hackhofer und
von Franz Tischenant, lebte bis 1 863 als Geigenmacher
in Budapest und wurde dann Beamter.
Grünwald s. Draßegg
Grulli, Pietro. — Cremona. 1870. f 1898
Wenn ein Geigenmacher in Cremona lebt, fordert er
unwillkürlich zum Vergleich seiner Arbeiten mit den
besten klassischen Meisterwerken heraus. Es will daher
schon etwas heißen, wenn man sagt, daß Grullis Geigen
ihrem Ursprungsorte keine Schande machten.
Grumet, Alphonse-Joseph. — Paris. Geb. 1857
Er begründete 1892 ein Saiteninslrumentengeschäft
und läßt auch nach eigenen Modellen durch einen bei
ihm angestellten Mirecourter Geigenmacher Instru-
mente herstellen, die seinen Namen tragen.
Geigenzettel : A. Grumet, Luthier / ä Paris (geschr.).
Gschiel, Andreas Johann. — Budapest. Zweite
Hälfte des 18. Jahrhunderts
Einer der besten Budapester Geigenmacher seiner Zeit,
der in seinen Violinen an die Art von Math. Thir er-
innert, wenn er ihm auch nicht gleichkommt. Arbeit
und Holz sind gut, nur der Lack ist etwas arm und
dunkel.
Geigenzettel: Abb. 316.
Gschiel (Gschiell), Joseph Michael. — Buda-
pest. 1807
Nach Dr. J. Geyers Meinung vielleicht ein Sohn des
Andreas Joh. Gsch., den er jedoch wesentlich über-
troffen haben soll.
Gschwenter, H. Joseph. — Innsbruck. Geb.
26.Juni 1 838 zu Mals i.Vintschgau, f 1 1 . Dez.
1894 in Innsbruck
Er hat in Mittenwald gelernt und kam vor 1859 nach
Innsbruck. Er hat nur wenige neue Geigen gemacht,
hauptsächlich beschäftigte er sich mit Ausbesserungen
und dem Bau von Zithern und Gitarren. Nach Dr. Fr.
GuadagninI, Antonio — Guadagnini, Giambattista II.
183
Waldner erhielt er 1873 in Wien, wo er ein Quartett
ausgestellt hatte, für eine Bratsche die goldene Me-
daille. Er verlegte sich zuletzt ganz auf den Instru-
menten- und Musikalienhandel. Sein Nachfolger Carl
Gschwenter setzte das Geschäft nur als Kaufmann fort.
Guadagnini, Antonio. — Turin. Geb. 1831,
t 1881
Sohn von Gaetano 1 1 und Enkel von Carlo G. Tüchtiger
und sauberer Nachahmer alter Meister ; Reparateur und
ständiger Lieferant der Musiklyzeen in Turin und
Pesaro, ein ungemein fleißiger Geigenmacher. Auch
seine beiden Söhne Francesco und Giuseppe sind
Geigenmacher geworden.
Geigenzettel: Abb. 251.
Guadagnini, Carlo. — Turin. 1780. 1839
Sohn von Gaetano I. Er machte hauptsächlich Gitarren
und beschäftigte sich nur als Reparateur mit Geigen.
Er hinterließ drei Söhne, Gaetano, Giuseppe und
Feiice, die Geigenmacher wurden.
Guadagnini, Felice I. — Turin. 1834. 1835
Er bezeichnet sich als »Nepos Joan. Bapt.« und wird
häufig mit Felice II. verwechselt. Seine Geigen sind
flachgewölbt und nach dem von seiner Familie be-
vorzugten Modell gebaut.
Guadagnini, Felice II. — Turin. Geb. um 1830
Sohn von Carlo G. und wohl auch dessen Schüler. Er
übertraf jedoch seinen Vater, seine Violinen haben
großen Ton und sind sauber gearbeitet, auch die
kräftiggehaltene Schnecke ist tadellos, nur der Lack —
oft von rotbrauner oder gelbbrauner Farbe — läßt zu
wünschen übrig. Bessere Arbeiten von ihm werden
schon jetzt recht gut bezahlt.
Guadagnini, Francesco. — Turin. 1889. 1910
Sohn und wohl auch Schüler von Antonio G. Gegen-
wärtig der einzige Nachkomme der berühmten Familie
m Turin. Ein gebildeter und geschickter Meister, der
nach den Modellen seines Urururgroßvaters Giam-
battista II G. arbeitet. Von seinem Lack behauptet er,
daß dieser noch immer derselbe sei, den sein Vorfahr
angewendet habe, nur fehlten ihm zunächst naturgemäß
jene Vorzüge, die allein das Alter verleihen können.
Tatsächlich hat sein Lack (von leuchtend roter Farbe)
viele Kennzeichen des altitalienischen Lacks. Bis jetzt
arbeitet er ohne Gehilfen, er hat wohl drei Söhne, von
denen ist der älteste aber erst etwa siebzehn Jahre alt.
Seine Werkstatt befindet sich in der Via Santa Teresa 15.
Die Begründung seines Hauses verlegt er in das Jahr
1690, was freilich nicht ganz stimmen dürfte. — Eine
sehr gute Violine von ihm von tadelloser Arbeit und
großem und doch sehr süßem Ton besitzt Ingenieur
Hermann Keil in Cöthen i. A. — Ein gleichnamiger
Guadagnini soll gleichfalls in Turin tätig gewesen sein
und sich 1889 ins Privatleben zurückgezogen haben.
Geigenzettel : Francesco Guadagnini fu Antonio / fece
in Torino anno 1910 F. G. T.
Guadagnini, Gaetano I. — Turin. 1775. 1831
Sohn von Giov. Batt. II. Seine Geigen sind sehr gut
gearbeitet, haben schönes Holz und gelbbraunen Lack
und klingen vorzüglich. Im Handel wurden Violinen von
ihm schon vor dem Kriege mit 3000 M. bewertet. Eine
schöne Violine von ihm besitzt Abt Sales Bauer in Rein
(Steiermark). Er hat jedoch nur wenig neue Geigen ge-
macht und verlegte sich zuletzt fast ausschließlich auf
die Gitarrenmacherei.
Geigenzettel: Gaetano Guadagnini / J. B. Guadagnini
Filius / Taurini fecit 1 775 (gedruckt).
Guadagnini, Gaetano II. — Turin. 1835. 1852
Altester Sohn von Carlo G. ; wenig bedeutender Geigen-
macher, der aber trotzdem einzelne recht gute Violinen
gemacht haben soll.
Geigenzettel: Abb. 268.
Guadagnini, Giambattista I. — Mailand,
Parma. Geb. in Piacenza um 1 685, f n. 1 770
Er gilt als Bruder von Lorenzo G., mit dem er anfangs
in Piacenza gearbeitet haben soll. Hierauf ging er für
längere Zeit nach Parma, wo er in herzogliche Dienste
trat. Von 1 750 an war er in Mailand tätig. Er war sehr
fleißig, seine Geigen halten den Vergleich mit den Ar-
beiten Lorenzos recht gut aus und übertreffen die von
dessen Sohn Giambattista. Mit dem letzteren wird er oft
verwechselt. Er ahmte sowohl Stradivari als auch Amati
nach und verwendete einen schönen, goldigen Lack.
Auch im Ton sind seine Geigen meist gut. Auf seinen
Zetteln findet sich stets ein Hinweis auf seinen Geburts-
ort, sei es, daß er sich darauf ausdrücklich als »Placen-
tinus« bezeichnet oder daß er unter die Initialen seines
Namens im Kreise das P anbrachte, auch wenn er sich
— wohl aus Geschäftsrücksichten — »Cremonensis«
nannte. Dadurch ist er von Giambattista II, der in Cre-
mona geboren war, leicht zu unterscheiden. Eine Geige
von ihm aus Mailand, mit der Jahreszahl 1 750, besitzt
Prof. Gust. Holländer in Berlin. Besonders schön ist
das Violoncello in der Sammlung Th. Hämmerle in
Wien. Jul. Heinr. Zimmermann m Leipzig besitzt eine
kleine Geige mit rotbraunem Lack und dem neben-
stehenden Zettel. Eine prachtvolle Violine (Mailand
1753) besitzt Dr. Thommen in Wien, eine andere Abt
Sales Bauer in Rein (Steiermark) und ein prächtiges
Konzertinstrument Stefi Geyer.
Geigenzettel : Questo corretto e fatto al Convento da
me / Giam Battista Guadagnini Piacentino / in Milano.
(Jahreszahl unleserlich.). — Abb. 239 und 296.
Guadagnini, Giambattista II. — Piacenza,
Turin. Geb. 1711 in Cremona, f 18. Sept.
1 786 in Turin
Sohn von Lorenzo G. und wie sein Vater wahrscheinlich
Schüler von Stradivari. Er war seinem Vater in jeder
Beziehung ebenbürtig und baute wie dieser ziemlich ge-
nau nach Stradivaris Modellen, nur die Schnecke, die er
massig liebt, gelingt ihm weniger gut, auch die F-Löcher
sind bei ihm ein wenig geändert. Er bevorzugt das
flache Modell, verwendet ausgezeichnetes Holz —
Boden meist zweiteilig — und goldgelben, überaus
feurigen und durchsichtigen Lack, der aber bei aller
Schönheit doch nicht dem von Lorenzo G. an Güte
gleichkommt, da er meistens etwas hart und wenig
elastisch ist. Auch an Tonschönheit steht Giamb. 1 1. oft
184
Guadagnini, Giovanni A. — Guadagnini, Lorcr.zo II.
hinter Lorenzo zurück, denn Violinen von ihm, die
einen wirklich hervorragend schönen Ton haben,
kommen ziemlich selten vor, dagegen findet man
häufiger Geigen, die äußerlich ganz wundervoll aus-
sehen, im Ton aber weniger halten, als sie versprechen.
Die besten Arbeiten von ihm stammen aus dem letzten
Drittel seines Lebens und geben Turin als Wohnort an.
Seine Geigen sind hochgeschätzt und haben schon
vor dem Kriege Preise bis zu 14 000 M. erreicht, eine
Summe, die jetzt mehr als vervierfacht wird. Nach dem
Tode seines Vaters übernahm er dessen Werkstatt und
ging später nach Turin, wo er starb. Daß er auch in
Brescia gearbeitet habe, wie behauptet wird, läßt sich
durch nichts beweisen.
Geigenzettel: Abb. 289^).
Guadagnini, Giovanni Antonio. — Turin. 1 750
Er wird zuerst von Grillet erwähnt, der seinen Zettel in
einer Geige fand, die durchaus einer solchen von
Lorenzo gleichwertig war. Auch dieser Guadagnini
nennt sich einen Schüler von Stradivan und war wohl
ein Bruder Lorenzos und der erste aus der Familie, der
nach Turin ging.
Geigenzettel: Abb. 263.
Guadagnini, Giuseppe (?) — Brescia (?). 1697
Josef Müller in Schönbach besitzt eine italienische
Geige, deren Umrisse und Wölbung bis zu einem ge-
wissen Grade dem Brescianer Stil entsprechen. Die
Violine ist zweifellos die Arbeit eines tüchtigen Meisters,
der Ton soll wundervoll sein, der rotbraune Lack ist
gut. Sie mißt im Corpus 357 mm, untere Breite 209,
obere Breite 170, Brustweite 109 mm, und hat starke
Ränder, doppelte Einlage und schwungvolle F-Löcher.
Der Boden ist von glattem Ahornholz, die Zargen sind
hoch und die Schnecke ist groß und schön. Die Geige
trägt den Zettel : (Giuseppe) Guadagnini fecit Brescia
1697 (gedruckt). Dem Charakter der Schrift nach
könnte der Zettel aus der Zeit stammen ; auffällig ist
nur, daß der Taufname in Klammern steht, und daß bei
einem Zettel in italienischer Sprache das lateinische
»Fecit« (statt fece) vorkommt, abgesehen davon, daß
die Brescianer damals fast immer ganz lateinische Zettel
(»fecit BrixiE« usw.) gebraucht haben. Ein Giuseppe G.,
der schon 1 697 auf der Höhe seiner Kunst stand, ist mir
bisher nicht bekannt geworden; daß die Familie in
Brescia ansässig war, gelang mir auch nicht nachzu-
weisen. Weder im Stadtarchiv zu Brescia noch in den
Schriften von Cav. Livi und von Prof. Don Angelo
Berenzi kommt der Name Guadagnini vor. Auch
Valdrighi kennt keinen Brescianer Guadagnini. Merk-
würdig ist es immerhin, daß der Name Guadagnini auf
Zetteln so oft in Verbindung mit Brescia vorkommt, so
hat u. a. Wild in Eger eine Violine von einem Marco G.
aus Brescia 1713, und auch ein Giambattista G. gibt
Brescia als Wohnort an. Da die Guadagnini öfter den
Wohnort gewechselt haben, wäre die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen, daß einzelne Mitglieder zeitweilig auch
nach Brescia kamen. Solange aber keine urkundlichen
Beweise vorliegen, wird man den Brescianer Guadagnini
berechtigtes Mißtrauen entgegenbringen.
Guadagnini, Giuseppe I, genannt »Soldato«. —
Mailand, Como, Parma, Pavia. Geb. 1736,
t nach 1805
Zweiter Sohn von Giambattista I G., dessen Schüler er
wohl gewesen sein dürfte. Er nennt sich einen Cremo-
neser; ob er in Cremona geboren ist oder vielleicht dort
gelernt hat, ist unbekannt. Er baute nach Stradivan und
Guarnen. Flaches breites Modell, gute Arbeit, weniger
gelingt ihm der Ton ; 1 760 befand er sich in Parma,
1 763 wohnte er in Como in der Contrada di Porta, 1 790
in Pavia. Zuletzt kam er ganz herunter. Seine besten
Arbeiten erreichen immerhin gute Preise. Er liebte
auch doppelte Einlagen und außer seinen Zetteln
findet man neben dem Balken noch die Buchstaben :
»S. J. F. (?) SS. S. GG. F. P.« Eine gute Violine von
ihm besitzt das Kölner Konservatorium der Musik.
Geigenzettel : Josef Guadagnini Cremonensis / fecit
Papiae anno 1790 (gedruckt). — Giuseppe Guadagnini
fil. / Joannes Baptista Parmae 1768. (gedruckt). —
Giuseppe Guadagnini figlio di Giov. Battista (ge-
druckt) und Abb. 279.
Guadagnini, Giuseppe II.
1884. 1900
Rom, Turin.
Zweiter Sohn von Carlo G. Er macht Geigen und
Violoncelli nach den alten Modellen seiner Familie.
T
urin.
1890.
') Auf manchen Zetteln findet sich unter den Initialen
noch ein T.
Guadagnini, Giuseppe III.
1900
Sohn von Antonio G., Geigenmacher der Gegenwart.
Guadagnini, Lorenzo I. — Cremona, Piacenza.
Geb. um 1695 (?) in Piacenza (?), lebte noch
1 760 und soll in Mailand gestorben sein
Schüler von Stradivan, bei dem er lange arbeitete. Er
kehrte nach 1730 in seine Vaterstadt zurück. In seiner
Arbeit strebt er mit Glück seinem Lehrer nach und ge-
brauchte ein ziemlich kleines Patron von schöner
mittlerer Wölbung. Das Holz ist sehr schön, die Aus-
führung musterhaft, die Umnßhmen schwungvoll. Die
F-Löcher sind bald nach Guarnen, bald nach Stradi-
van geschnitten. Charakteristisch für ihn ist die
Schnecke, die allerdings nicht so schön ist, als die
seines Lehrers Stradivan. Sein goldroter Lack ist
wundervoll und wird von keinem Guadagnini außer
von Giambattista an Feuer übertroffen. Es soll auch
Geigen von ihm geben, die ähnlich wie die von Maggini
doppelte Einlagen haben. Er wurde lange den Amatis
als gleichwertig geachtet, doch steigen die Preise für
seine Violinen wegen ihres bestrickenden Tons jetzt
fortwährend. Daß er auch in Mailand gearbeitet haben
soll, wird zwar behauptet, scheint aber auf einer Ver-
wechslung zu beruhen.
Geigenzettel : Laurentius Guadagnini Cremonae /
.^Mumnus Stradivan fecit Anno Domini 17.. (gedruckt)
und Abb. 267.
Guadagnini, Lorenzo II. — Turin. 1790
Sohn und wohl auch Schüler von Giambattista II. G.
Da sich Lorenzo I. auf einigen seiner Zettel »Pater«
Gualzatta — Guarneri
185
nennt, hielt man Lorenzo II. bisher für dessen Sohn.
Durch einen jetzt zutage gekommenen Zettel In einer
wundervollen Violine im Besitze von Max Sternau in
Weimar ist er als Enkel Lorenzos I. festzustellen. Da er
in seiner Arbeit seinem Großvater sehr nahekommt,
sind sicher viele seiner Geigen diesem mit »ver-
besserter« Jahreszahl zugeschrieben worden, wodurch
sich ihr seltenes Vorkommen sehr einfach erklärt. Er
verwendete einen sehr hellen, goldgelben Lack und
zeichnete sich auch durch hübsch geschnitzte Schnecken
aus.
Geigenzettel: Lorenzo Guadagnini figlio di Giovanni
Battista / fecit in Turino an. 1790 (gedruckt).
Gualzatta, Benedetto. — Rom. 1716. 1726
Ein Lautenmacher, der nicht ungeschickt war. Ein aus
einem reichverzierten Kürbis gemachtes Lauteninstru-
. ment («Cavaco«) von ihm besitzt die Sammlung Crosby
Brown in New York (Nr. 144).
Guardelli, Fratelli, lebten im 19. Jahrhundert
in Rom
Guarlni, Gerolamo
Ein Geigenmacher dieses Namens wird von Magius zu
den Meistern allerersten Ranges gezählt, hat aber nie
existiert und wird wohl nur durch eine Vermengung
eines Amatitaufnamens mit dem schlecht gemerkten
Namen der Guarneri entstanden sein.
Guarlni, Joseph^) s. Mennesson
Guarlno, Battista. — Ferrara. 1445
Ein ausgezeichneter Lautenist, den Valdrighi unter dem
Namen »Petrobono« aufzählte. Ob er ihn mit Recht den
Lautenmachern anreihte, kann ich weder bestreiten
noch belegen. Der richtige Familienname geht aber aus
einer Stelle im Codex 62 der Biblioteca Comunale in
Ferrara hervor, wo es heißt : . . . »Baptista Guarinus ad
Petrum Bonum chitarristam rarissimum . . .«
Guarlno, Mlchele. — Foggla. 1854
Er scheint nur Reparateur gewesen zu sein.
Geigenzettel : Michele Guarino / Accomodo in Foggia /
1854 (geschrieben).
Guarmandl, Flllppo. — Bologna. 1795
Ein Geigen- und Lautenmacher ohne Ruf.
Geigenzettel : Philippus Guarmandi Bononiensis / Fecit
Anno 1795. (gedruckt).
Guarneri, Andrea. — Cremona. Geb. um 1626,
t7.Dez. 1698
Sohn des Bartolommeo und der Stammvater der be-
rühmten Cremoneser Geigenmacherfamilie. In fast
allen Urkunden wird der Name allerdings Guarnieri
geschrieben, auf den Zetteln der einzelnen Mitglieder
der Familie findet man aber stets die Schreibart Guar-
nerius vorgezogen. Andrea war einer der ersten Schüler
Nicola Amatis und kommt bereits 1641 In den Akten
der Pfarrei St. Faustino und Giovita mit der Bemerkung
vor, daß er ein Mitbewohner des Hauses Amati und
1 5 Jahre alt sei. Es läßt darauf schließen, daß Amati ihn
besonders schätzte, da er ihn zum Zeugen bei seiner Ver-
mählung mit Lucrezia Pagliarl genommen hat (23. Mai
1645). Wenige Jahre später, am 31. Dezember 1652,
heiratete er selbst Anna Maria Orcelli (f 13. Jan. 1695),
aus welcher Ehe sieben Kinder, vier Töchter und drei
Söhne, hervorgingen. Andreas Gelgen sind größer als
die seines Lehrers, wenn er sich auch anfangs genau an
dessen Modelle gehalten hat. Später nahm er die Wöl-
bung flacher, veränderte die F-Löcher und erfand seine
eigene ziemlich tiefgestochene Schnecke. Sein Lack ist
verschieden, gewöhnlich orangefarben und oft etwas zu
dick aufgetragen. Der Ton ist recht gut: am besten
sind seine Violoncelli, die er, wie fast alle Cremoneser,
In zwei Größen machte. Außer vollen Gelgen fertigte er
auch »halbe« an ; eine solche aus dem Jahre 1644 besitzt
die Kgl. Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin. —
Zwei von seinen Söhnen sind gleichfalls Geigenmacher
geworden. Arbeiten, die er nicht selbst gemacht hat, die
aber in seiner Werkstatt hergestellt wurden, tragen den
Zettel : Sub disciplina Andree Guarnerlj In elus officina
sub titulo S. teresie, Cremone 16 . . (gedruckt). Eine
schöne Violine von ihm besaß Prof. Arno Hilf, eine
andere von 1675 hat Direktor Karl Henricl In Basel, ein
wunderbares Violoncello vom Jahre 1695, eines der
schönsten, das je In Cremona gebaut wurde, besitzt der
Violoncellist Hans Bottermund^), (siehe Bd. I.Tafel 79).
Geigenzettel: Abb. 307.
Guarneri, Antonio. — Cremona
Gian Battista G. hatte wohl einen Sohn namens Giu-
seppe Antonio, der aber schon in seinem Geburtsjahre
1683 gestorben ist. Einen anderen Antonio Guarneri
hat es aber überhaupt nicht gegeben. Wenn daher ein
Antonio G. angeführt wird, der 1678 »sub titulo
Thereslae« gearbeitet haben soll, so beruht dies im
günstigsten Falle auf einer Verwechslung mit Andrea.
Guarneri, Caterlna. — Cremona
Wenn es mehr als eine Sage ist, daß auch ein Catarina
G. Gelgen gemacht hat, die als eine Schülerin der
Brüder Giuseppe und Pietro G. bezeichnet wird, dann
könnte nur Pietro G.s Ehefrau Catarina Sussagni (geb.
um 1658) damit gemeint sein, da die Tochter seines
jüngeren Bruders Giuseppe G. (Josephus G.), Anna
Caterlna, geb. 19. März 1697, schon Im Jahre 1698 ver-
storben Ist. Gelgen, die von einer Caterlna G. her-
rühren, sind mir zwar nie bekannt geworden, aber es
wäre Immerhin möglich, daß Caterina, wenn sie ihren
Mann überlebt haben sollte, das Geschäft fortgesetzt
hat.
Guarneri, Joannes Florenus (?). — Cremona.
1590
Claudius in Kopenhagen besitzt eine hübsche Laute,
als deren Verfertiger ein Joannes Florenus Guarneri
') Was Broadhouse und Miss Stalner über »Guarlni« ^) Vorbesitzer war der Dresdener Hofmusiker Boek-
sagen, beruht auf einem Irrtum, der Name ist nur ein mann. Die Geschichte dieses schönen Instruments läßt
Pseudonym. sich übrigens durch mehr als 100 Jahre zurückverfolgen.
186
Guarneri, Giuseppe — Guarneri, Giuseppe Gian Battista
erscheint. Es liegt nahe, diesen Namen als eine willkür-
liche Verbindung der beiden Namen »Florenus Gul-
dante« und »Guarneri« zu halten. Sollte der Zettel aber
echt sein, könnte er vielleicht dazu dienen, Licht über
das auf dem Namen Floreno Guidante noch ruhende
Dunkel zu verbreiten.
Guarneri, Giuseppe, genannt »del Gesü«.
Cremona. Geb. 16. Okt. 16871), .j. „g^h 1742
Der größte Meister aus der Familie der Guarneri und
einer der größten Geigenmacher überhaupt. Er war der
Sohn des Gian Battista G. und der Angiola Maria, geb.
Locadelli. Gian Battistas Vater war Bernardo G., ein
Vetter von Andrea G. Daß Gius. ein Schüler Stradivaris
gewesen, wie früher behauptet wurde, war von vorn-
herein unwahrscheinlich. Durch Horace Petherick ist
die Frage nach dem Lehrmeister Giuseppe Guarneris
recht glaubwürdig beantwortet, denn er konnte zwei
Zettel in Jugendarbeiten des Meisters von 1706 und
1714 veröffentlichen, auf denen sich dieser emen
Schüler des Andreas Gisalberti nennt. Auch stil-
kritisch verdient diese Angabe vollen Glauben, wenn
auch Giuseppe sehr bald seinen eigenen Weg ging und
vollkommen unabhängig von seinen Vorgängern wurde.
Er ist ein genialer Künstler, dessen Werke denen Stra-
divaris ebenbürtig sind und diesen jetzt mit Recht sogar
manchmal vorgezogen werden. Da er auf seinen Geigen
das eucharistische Zeichen IHS mit dem Kreuz darüber
— das u. a. als die griechischen Anfangsbuchstaben des
Namens Jesu gedeutet wird — anbrachte, erhielt er
den Beinamen »del Gesü«"). Über seinen Lebenslauf
ist wenig bekannt ; die Sage, daß er im Gefängnis ge-
storben sei, ist wohl nur darauf zurückzuführen, daß
tatsächlich ein Verbrecher Namens Guarneri am An-
fange des 18. Jahrhunderts eingekerkert wurde, dieser
aber hatte den Vornamen Giacomo. Gius. G. wechselte
seine Modelle häufig, ließ das Holz in der Brust sehr
stark und wählte für die Mitte die engeren Jahresringe.
Bei geteiltem Boden ließ er die Flammen manchmal
auch abwärts laufen und bevorzugte breitgeflammtes
(tigerfellartiges) Ahornholz. Man unterscheidet bei ihm
drei Perioden. In der ersten wechselt er das Patron
häufig, ebenso die Form der F-Löcher; die Arbeit ist
manchmal flüchtig, aber der Ton immer sehr schön.
Seine eigentliche klassische Periode ist die zweite. Jetzt
hält er sein gefundenes Modell fester, die Form ist voll-
endet schön, die Arbeit tadellos, das Holz prachtvoll
und der Lack durchscheinend mit einem goldigen
Schimmer. In seiner dritten Periode scheint er einem
neuen Ziel nachgejagt zu haben, er arbeitete hastiger
und weniger sorgfältig, und die Geigen aus dieser Zeit
werden, an die Sage von seiner Einkerkerung an-
schließend, im Handel »Gefängnisgeigen« genannt.
Man kennt Violinen, Violen und Taschengeigen, aber
keine Violoncelli von ihm. Sein Name war durch mehr
als 70 Jahre fast in Vergessenheit geraten, da erhielt
^) Giuseppe hatte einen älteren, am S.Juni 1683 ge-
borenen Bruder, namens Giuseppe Antonio, der wenige
Monate nach seiner Geburt starb.
^) Andere deuten die Buchstaben mit »In Hoc Signo«
(vinces), und wieder andere, wie Dr. E. Pochmann in
Linz, lesen noch anderes heraus.
1820, Paganini von dem französischen Kauf manne
Livron in Livorno eine Geige von ihm aus dem Jahre
1 743 zum Geschenk. Paganini spielte fortan nur mehr
auf dieser Geige, und durch seine Kunst wurde der
Name Guarneri »mit einem Schlage« wieder berühmt.
Diese Geige befindet sich jetzt als ein Vermächtnis des
Künstlers an seine Vaterstadt unter einem Glassturze
im Museum zu Genua. Zwei schöne Geigen von ihm
besitzt Th. Hämmerle in Wien, eine von 1 730 W. Tol-
stopjatow in St. Petersburg, andere Kathleen Parlow,
Dr. Welti in Bern, Architekt E. Heman in Basel, Prof.
F. Berber, Dr. Hallgarten und Baron von Zwehl in
München ^). — Die Geschichte der Familie der Guar-
neri einigermaßen klargestellt zu haben, ist ein be-
sonderes Verdienst de Piccolellis, der eine ganze Reihe
bisher unbekannter Urkunden beigebracht hat.
Geigenzettel: Joseph Guarnerius / Alumnus Andreae
Gisalberti / fecit Cremona, 1 706 (gedruckt) und Abb.
247, 248 und 269.
Guarneri, Giuseppe Gian Battista (»Joseph
Guarnerius«). — Cremona. Geb. 22. Nov.
1 666, t wahrscheinlich nach 1 738
Jüngster Sohn von Andrea, dessen Schüler und Nach-
folger er war, den er aber weit übertroffen hat. 1690
vermählte er sich mit Barbara Franchi (f 1738), aus
welcher Ehe sechs Kinder hervorgingen, drei Töchter
und drei Söhne, von denen nur einer, Pietro, Geigen-
bauer wurde. Seine Geigen zeigen sehr verschiedene
Modelle. Am besten charakterisiert man sie damit, daß
man sagt, sie stellen den Übergang von Amati und
Andrea G. zu G. del Gesü dar. Seine Arbeit ist äußerst
sorgfältig. Das Modell ist klein, in der Brust ziemlich
schmal und gehört ihm ganz allein an. Charakteristisch
sind die langen Bügel, die seinen Geigen fast das Aus-
sehen der Patrons »allonge« von Stradivari verleihen.
Sein (wie auch del Gesüs) Deckenholz zeigt nach außen
zu breitere Jahresringe, die nach der Mitte zu enger
werden. Das Bodenholz ist auch bei ihm oft tigerfell-
artig, breit geflammt (wie bei G. del Gesü). Die Stel-
lung der F-Löcher wechselt manchmal bei seinen
Geigen, was nur darauf schließen läßt, daß er damit
Versuche anstellte und bestimmte Ziele verfolgte.
Kommen neben unvergleichlich schön ausgeführten
Geigen auch solche vor, die die Sorgfalt da und dort
vermissen lassen, so findet das bei ihm, wie bei
tausend andern Geigenmachern, die naheliegende Be-
gründung, daß die Besteller billigere Geigen verlangt
hatten. Der wundervolle Lack ist goldgelb oder hell-
braun und manchmal in jenem eigentümlichen Zu-
stande, den Kenner und Geigenmacher gerne als »zer-
ronnen« bezeichnen. Man findet dies bekanntlich auch
bei dem Lack von C. Bergonzi und D. Montagnana.
Erscheint dieser »zerronnene« Lack auch auf den ersten
Anblick rauh oder gar undurchsichtig, so gewinnt er
doch, sobald man das Licht in anderer Richtung darauf
fallen läßt, das ganze Feuer und die Durchsichtigkeit
der glatten Stellen. Gerade der zerronnene Lack ist
unnachahmlich, und selbst so' geschickte Nachahmer
') Eine möglichst vollständige Liste der erhaltenen
Arbeiten dieses Meisters wäre recht wünschenswert.^!
juarneri
Gülich
187
wie Lupot, Vuillaume oder Fr. Coussin in Neuf-
chateau haben sich vergeblich bemüht, durch plötz-
hches Trocknenlassen einer dünnen Lackschicht und
schroffe Temperaturwechsel feine Risse zu erzeugen,
die dann nochmals überfirnißt wurden. Von weitem
sehen solche Lackierungen wohl wie »zerronnen« aus,
in der Nähe betrachtet erkennt man aber leicht das
regelmäßige Gitter, das dem Gemäldefreund als
Craquelure bei auf Holz gemalten Bildern hinlänglich
bekannt ist und das mit dem zerronnenen Lack niemals
identisch ist. Joseph G. ist nächst G. del Gesü der beste
Meister aus seiner Familie, und wenn jemand, so war er
(wie auch Hart meint) der Lehrer seines größeren
Vetters. Eine schöne Geige von ihm besitzt Th. Häm-
merle in Wien, andere Sir Robert Berwick und Konzert-
meister Anton Huber in München, ein prachtvolles
Violoncello von 1732 Prof. Georg Wille in Dresden.
Geigenzettel : Abb. 293.
Guarneri, Pietro (I) Giovanni. — Cremona,
Mantua. Geb. 18. Febr. 1655 in Cremona,
f nach 1728
Erstgeborener Sohn von Andrea G., bei dem er bis 1680
blieb, nachdem er sich schon 1 677 mit Caterina Sussagni
verheiratet hatte. Später ließ er sich in Mantua nieder
und kam nur noch einmal im Jahre 1698 nach Cremona
zurück, wahrscheinlich veranlaßt durch die schwere,
mit dem Tode endigende Krankheit seines Vaters. In
dieser Zeit arbeitete er für seinen Bruder Giuseppe.
Daß er zuletzt in Venedig ansässig gewesen und dort
ganz heruntergekommen sein soll, beruht wohl auf einer
Verwechslung mit seinem Neffen Pietro (11). Man
wollte ihn früher für einen Amatischüler halten, doch
hat er wahrscheinlich bei seinem Vater gelernt. Er war
ein sehr begabter Gelgenmacher, aber ein etwas un-
ruhiger Geist, was ihn verhindert haben mag, voll aus-
zureifen. In der Form welchen seine Geigen bedeutend
von denen seines Vaters und Bruders ab, ja er machte
sogar Versuche, neue Formen zu finden, wofür eine
noch erhaltene Altviola von 1698 spricht, bei der er die
Ecken weggelassen hat, also dasselbe tat, was später u. a.
Chanot getan hat, der eine ganz neue Erfindung damit
gemacht zu haben glaubte. Sonst ist sein Modell sehr
schön und groß, die F-Löcher sind breit und rund und
halten die Mitte zwischen Amati und Stradivari,
während die )( mehr an Nie. Amati erinnern; die
Schnecke ist breit und hat einen originellen Zug, und
die Einlagen sind sehr schön. Die Wölbung nahm er
bei breiter Brust ein wenig zu hoch, weshalb auch der
Ton seiner Geigen, so edel er an sich genannt werden
muß, oft nicht allzu groß ist. Das Holz ist in der Regel
sehr schön und der blaßrote oder braungelbe Lack vor-
trefflich. Seine Arbeit ist manchmal barock und nicht
immer sehr genau, und wenn dies bei ihm die Schönheit
des Tons nicht beeinträchtigt, so scheinen die recht zu
haben, die behaupten, daß es doch ein Geheimnis der
Cremoneser gab, von dem eben der Ton abhängig war.
Eine aus Venedig(?) datierte Violine von ihm befand
sich nach der Mitteilung des Geigenmachers Meth-
fessel in Wien in Privatbesitz. Eine tadellos erhaltene
halbe Violine von ihm aus dem Jahre 1696 besitzt
Heinrich Doevenspech in Düsseldorf. — Eine schöne
Violine von ihm aus dem Nachlasse ihres Vaters, des
trefflichen Malers Prof. Gussow, besitzt Frau Prof.
Dr. V. Fritze in Berlin ^).
Geigenzettel : Revisto e coretto da me Pietro Guarneri /
Cremonese In Mantova 1697. (gedruckt) und Abb. 278.
Guarneri, Pietro (II). — Venedig. Geb. H.April
1695 in Cremona, f nach 1760 in Venedig
Sohn von Giuseppe (»Joseph«) G. und Schüler seines
Vaters. In seinen reiferen Jahren schloß er sich mehr an
seinen Oheim Pietro an und machte recht hübsche
Gelgen nach dessen Modellen, weshalb man ihre Ar-
beiten leicht verwechselt. In seinen letzten Jahren soll
es ihm sehr schlecht gegangen sein. Sichere Arbeiten
von ihm beweisen, daß er seinem Namen alle Ehre
machte. Universitätsprof . Dr. DIsselhorst in Halle a. S.
besitzt eine prächtige Violine von ihm aus dem Jahre
1751, großes flaches Modell mit charakteristischen
großen F-Löchern und leuchtendem braunen Lack.
Das Deckenholz könnte schöner sein, die Arbeit aber
ist tadellos, und im Tone kommt die Violine den
besten Cremonesern gleich. Auch die Schnecke ist
groß und schwungvoll in den Linien. — Auch der Kgl.
Opernsänger Gustaf Sjöberg in Stockholm hat eine sehr
gute Violine von 1719 von ihm. Ein dritter Pietro G.
soll 1720—1750 in Mantua gelebt haben.
Geigenzettel : Abb. 253 und 270.
Guarneri, Ubaldo. — Cremona. 1683
Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie G., das
Valdrighi (Nr. 4218) aufzählt. Er vermutet in Üb. G.
einen Sohn Andreas.
Gudi, Hieronimo. — Cremona. 1 726. 1 727
Ein Meister von hervorragenden Fähigkelten, der jung
gestorben sein muß, da er sonst bekannter wäre. Vidal
macht auf eine herrliche Viola d'amore von Ihm auf-
merksam, die sich in der Sammlung Gautier in Nizza
befindet: prachtvolles Holz, meisterhafte Arbeit, gold-
gelber Lack, edler Ton, Frauenköpfchen am Wirbel-
kasten. Eine schöne Geige von ihm besitzt das Cister-
zienserlnnenkloster Oberschönenfeld bei Augsburg.
Auch Kammermusiker W. F. Borsche in Hannover be-
saß eine gute Violine von ihm (mit einer leider er-
neuerten Schnecke).
Geigenzettel : Hieronimo Gudi da Cremona 1 727 (ge-
druckt).
Guedon, Jacques Antoine. — Paris. 1755. 1783
Er wohnte erst Rue de la TIssanderle (1775/77), später
Rue BariUerie (1779/83) und gehört nicht zu den her-
vorragenden Meistern.
Gülich, Johann.— Mannheim. 1794. f 27. März
1837
Sohn von Math. G. und sein Nachfolger. Er diente zu-
erst In der k. k. Armee, und als er im Jahre 1794 nach
Mannheim zurückkehrte, sollte er zum pfälzischen
Militär eingezogen werden. Intendant v. Dalberg
^) In der Reihe der Männer, die sich ernsthaft mit der
Erforschung des altitalienischen Geigenlacks beschäftigt
haben, nimmt Prof. Gussow einen hervorragenden Platz
ein, und mehrere der besten Arbeiten von Riechers tragen
Gussowschen Geigenlack.
188
Gülich — Guerin
machte dagegen geltend, daß Johann G. wegen »merk-
lichen Leibesschadens« zum Kriegsdienst untauglich
sei, und für den alten Vater den Dienst als Kaikant
(Orchesterdiener) versehen müsse. Im Jahre 1800 über-
nahm er die väterliche Werkstatt und im Jahre 1801
wurde er als Kaikant mit 200 fl. Gehalt fest angestellt.
Von da an geriet er oft in einen Widerstreit zwischen
seinem eigentlichen Berufe und semem Amte, da er
dem einen nur nachkommen konnte, wenn er das andere
vernachlässigte. Seine Stelle scheint er dann schon vor
1817 aufgegeben zu haben, aber er brachte es trotz
allem Fleiße zu keinem Vermögen und besaß außer
seinem auf 350 Gulden geschätzten Hause, das er mit
dem Gelde seiner 1806 verstorbenen ersten Frau ge-
kauft hatte, keine irdischen Güter. Eine aus dem
Theaterorchester stammende Geige von ihm besitzt
das Altertumsmuseum in Mannheim. Das Theater-
orchester besaß noch 1820 fünf Violinen von ihm aus
den Jahren 1804 — 181 l.zwei von 1812 und ein im Jahre
1804 von ihm verkleinertes Violoncello (von Rauch).
Geigenzettel: Johann GüUich, Lauten- und / Geigen-
macher Mannheim 180. (gedruckt).
Gülich (Gylig), Mathias. — Mannheim. Geb.
um 1714, t im August 1803
Er wird zuerst im kurpf. Hofkalender 1763 als Lauten-
macher und kurpfalzbaynscher Hof-Lauten- und
Geigenmacher (Instrumentenmacher) erwähnt, und
diente seit 1 774 bei der Hof musik und der französischen
Komödie als »Kaikant«, wofür er seit 1779 ein Gehalt
von 150 fl. bezog, dabei aber die Saiten liefern und die
Instrumente ausbessern mußte. Er selbst unterschreibt
ein Gesuch von 1782 mit Matthäus Gilig, auf seinen
Zetteln nennt er sich Mathias Gülich, in Urkunden
erscheint auch Gylig, und der bayrische Hofkalender
von 1798 macht gar Gygli daraus. Daß er mit der
bayrischen Hofmusik nach München übergesiedelt ist,
erscheint unwahrscheinlich. Die Übersiedlung fand
1778 statt, während sich Gülich nachweisbar dauernd
in Mannheim befand. Alt geworden und vom Schlage
getroffen, geriet er in Dürftigkeit und fand dann im
Mannheimer Borromäusspital seit 1800 eine letzte Zu-
flucht. Sein Sohn übernahm damals die Werkstatt. —
In den Sammlungen des Mannheimer Altertumsvereins
befindet sich eine 1776 von ihm reparierte Viola da
Gamba mit seinem Zettel. Eine Violine von 1779 und
eine Altviola von 1776 besaß nach den Theaterakten
des Mannheimer Stadtarchivs (»Verzeichnis der am
15. Nov. 1820 dem Kaikanten Karl Mann übergebenen
Orchesterinstrumente«) das Mannheimer Theater.
Geigenzettel : Mathias Gülich Landen- und Geigen ,
macher in Mannheim 17.. (gedruckt).
Guenet. — Bourg. 1850
Ein Uhrmacher, der einige Drehleiern (Viellen) ge-
macht hat.
Günther, Franz. — Halle, Potsdam, Berhn,
Zürich, Tiengen. Geb. 13. Oktober 1857 m
Radegast (Anhalt-Cöthen)
Sohn von Georg G. Im Jahre 1871 kam er zu Ludw.
Bausch nach Leipzig in die Lehre und lernte nach dem
Tode seines Meisters bei seinem Vater aus; von 1878
bis 1880 arbeitete er bei seinem Bruder in Magdeburg,
dann bis 1886 in Halle, wo er sich auch nach dem Tode
seines Vaters selbständig machte und bis Ende Sep-
tember 1893 blieb. Am 1 . Oktober 1893 siedelte er nach
Potsdam, über und übernahm 1894 das Grimmsche Ge-
schäft in Berlin, das er bis 1901 fortführte. Seine
Geigen sind nach Stradivan gemacht, der Rand nach
VuiUaume (also nicht abgerundet). Bis 1898 verwendete
er Spirituslack, seitdem Lasurölfarben aus Tuben und
als letzten Überzug Schellack. Decke und Boden
stimmte er nach eigenem System ab. Auf der Berliner
Musikausstellung 1898 erhielt er für seine Geigen und
Bogen die goldene Medaille. Seine Zettel sind meistens
handschriftlich. Um den altitalienischen Geigenlack zu
erforschen, ging er auf Prof. J. Joachims Rat nach
Mailand und hielt sich dann längere Zeit in Zürich auf.
Die Kriegsereignisse führten ihn in die Heimat zurück
und verschlugen ihn zuletzt nach Tiengen an der
Schweizer Grenze, als er diese nicht mehr über-
schreiten durfte. Er ist überzeugt, die Arbeitsweise der
alten Cremoneser vollkommen erforscht zu haben und
legt auf den Lack ein Hauptgewicht.
Geigenzettel: Verfertigt von Franz Günther, / Berlin,
d (gedruckt).
Günther, Georg. — Radegast, Halle a. S. 1853,
t 1886
Schüler von L. Bausch in Leipzig. Im Jahre 1853
machte er sich selbständig und siedelte 1865 nach Halle
über. Solide Arbeit, längliches Patron, dunkelbrauner
Lack. Die Wölbung zeigt stellenweise einen hartlinigen
Verlauf. Der Ton ist gut, trägt aber nicht genügend,
dagegen wird G. noch heute nachgerühmt, daß er bei
Wiederherstellungsarbeiten verstand, den Ton wirklich
zu verbessern.
Günther, Gustav. — Magdeburg, Mamz. Geb.
1853 in Halle a.S.
Schüler von L. Bausch. Er erhielt auch eine um-
fassende musikalische Ausbildung und spielt alle
Streichinstrumente, was ihm als Geigenmacher sehr zu-
statten kommt. Während seiner Militärzeit diente er als
Hoboist. 1879 ließ er sich in Magdeburg nieder und
übernahm dann 1881 die Werkstatt von A. Milch in
Mainz. Er hat nur wenig neue Geigen gemacht, diese
sind kräftig im Holz, nach Stradivari, und haben 01-
und .Spirituslack. Seit 1895 hat er den Neubau fast ganz
aufgegeben, dagegen reist er jährlich ein- bis zweimal
nach Italien, um alte Geigen einzukaufen, die er dann
recht gut wieder herstellt. An Stelle des Zettels ver-
wendet er auch eine Brandmarke mit seinem Namen.
Sein Sohn und Schüler Georg G., geb. 1893 in Mainz,
ist gleichfalls ein tüchtiger Geigenmacher geworden
und im väterlichen Geschäft tätig.
Günther, H., lebt (1895) in Dresden
Guerin, Alexandre Sauveur. — Marseille. Geb.
20. Aug. 1834 in Hyeres
Schüler und Nachfolger von Edm. Daniel. Er hat sich
fast ausschließlich auf den Handel verlegt.
Guerin — Gütter
189
Guerin, Marius. — Marseille. Geb. 1871
Schüler von Darte in Mirecourt, arbeitete dann bei
Gand & Bernardel und ist jetzt Teilhaber des väter-
lichen Geschäfts, in welchem er jedoch nur wenig Ge-
legenheit hat, seinen eigentlichen Beruf auszuüben.
Guerra, E. — Turin. 1911
Italienischer Geigenmacher der Gegenwart, der auf der
Turiner Ausstellung vertreten war. Er arbeitet nach
verschiedenen Modellen und wendet einen roten
Lack an.
Guerra, Giacomo. — Modena. 1810
Er beschäftigte sich nur aus Liebhaberei mit dem
Geigenmachen, trieb aber ernsthafte Studien und hat
einige recht gute Geigen gemacht, die kastanienbraun
lackiert sind. Auch auf anderen Gebieten machte er
allerlei hübsche Erfindungen.
Guerra, Jose Maria, lebte um 1837 und 1839
als Lautenmacher m Cadix
Guerrero, Juan. — Malaga. Mitte des 18. Jahr-
hunderts
Ein besserer Lautenmacher, von dem sich eine spa-
nische Gitarre aus der Sammlung Snoeck (Nr. 345)
in Berlin befindet.
Geigenzettel : Juan Guerrero me fecit en Malaga ; en
el anno de 175 . . (gedruckt).
Guernni, Giuseppe. — Siena. 1813
Er war Geigenmacher und galt als sorgfältiger Arbeiter
Guersan, Louis.
1781
Paris. Geb. um 1713, t um
Er ist der einzige aus seiner Familie, die angebl.ch
mehrere Geigenmacher zählte, der einen gewissen
Ruhm erlangte. Erst Schüler von Gl. Pierray, wurde er
später auch dessen Nachfolger. Er war jedenfalls ein
Meister von seltener Handgeschicklichkeit, der alles zu
machen verstand, was das Auge befriedigte, Zedern-
holz zu den Verzierungen verwandte und hübsche
Schnecken und Köpfchen schnitzte ; nur in bezug auf den
Ton bleiben seine Arbeiten hinter allen Erwartungen
zurück. Diese Tatsache war ihm zweifellos selbst be-
kannt, denn er machte zeitlebens V.ersuche, die Wöl-
bung, das Stärkeverhältnis von Boden und Decke zu
ändern, ohne zu einem günstigeren Ergebnis zu
kommen. Bis zu einem gewissen Grade mag auch sein
harter, trockener Lack, der leicht abspringt, den Ton
verschlechtert haben : — es war dies ein Spintus^ck,
dessen Einführung in den französischen Geigenbau
ihm geradezu zugeschrieben wird. Am besten gelangen
ihm seine Violen. Er fand im Leben alle denkbare An-
erkennung, war geschworener Zunftmeister für 1748
usw. und zählte Hoch und Nieder zu seinen Kunden.
Seine Arbelt wurde nachgeahmt, so daß er auch als
Haupt einer Schule gelten kann. Er wohnte nächst der
Comedie Frangaise in der Rue des Fosses St. Germain.
Arbeiten von ihm besitzt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums, Snoeck eine Geige von 1734 und eine
Bratsche von 1 752 (jetzt in Berlin"), Claudius in Kopen-
hagen ein Diskant-Quinton, eine sechssaitige Diskant-
Viola W. Heyers musikhistorisches Museum in Köln,
eine andere W. E. Hill & Sons, ein Quinton die Samm-
lung Savoye, das Gothenburger Museum ein Quinton
von 1763, auch in anderen Museen ist er meist gut ver-
treten. Sein Schwiegersohn Antoine Saint-Paul wurde
sein Nachfolger.
Geigenzettel: Abb. 261, 273, 275. 290.
Gürtler s. Güttier
Gütler s. Güttier
Gütter. — Markneukirchen
Aus dieser Familie gingen als Geigenmacher hervor:
Gütter, August Moritz. — Geb. 12. Nov. 1857
Gütter, Carl August I. — Geb. 23. Nov. 1801 ,
t 25. Okt. 1874
Gütter, Carl August II. — Geb. 22. Dez. 1802,
t 7. April 1862
Gütter, Carl August III. — Geb. 26. Juni 1823
Gütter, Carl Friedrich. — Geb. 28. Febr. 1 756,
f 26. Jan. 1830
Sohn von Georg Adam G. Er wohnte zuletzt in Wohl-
hausen und war nicht ungeschickt.
Geigenzettel : Carl Friedrich Gütter , Violinmacher
1780. (gedruckt).
Gütter, Carl Gottlob. — Geb. 28. Juli 1797,
t 15. Jan. 1865
Gütter, Carl Hans. — Geb. 26. Juni 1872
Gütter, Christian August. — f 1900
Erfinder der Akkordzither.
Gütter, Christian Wilhelm, Sohn von Carl
Friedrich G. — Geb. 28. Mai 1786, soll in
Wohlhausen gestorben sein
Gütter, Ernst Ludwig. — Geb. 28. Juli 1867
Gütter, Friedrich Wilhelm. — Geb. 20. April
1862
Gütter, Georg Adam I. — Geb. 1705, f 1757
Sohn und Schüler von Johann G. Er wurde am 7. Juli
1743 als Meister in die Zunft aufgenommen und hat bis
dahin wohl bei seinem Vater als Geselle gearbeitet.
Wenn er im Zunftbuch der »jüngste Sohn des Vor-
meisters« genannt wird, so muß dies ein Irrtum des
Schreibers sein, da nach den Kirchenbüchern Georg
Adam der älteste Sohn war.
Geigenzettel : Georg Adam Gütter , Neukirchen 1 749.
(gedruckt).
Gütter, Georg Adam II. — Geb. 1726,
t 26. Sept. 1811 im Alter von 85 Jahren
3 Monaten und 5 Tagen
Sein Sohn war:
190
Gütter — Gufler
Gütter, Georg Adam III. — Geb. 6. Juni 1761,
t l.Febr. 1829
Von ihm gibt es Geigen, die aus den neunziger Jahren
des 18. Jahrhunderts stammen und Wien als Ursprungs-
ort nennen. Es gelang mir nicht, irgend etwas über seine
dortige Anwesenheit festzustellen. Es ist daher wahr-
scheinlich, daß er, wie andere Vogtländer Prag oder
Cremona usw., Wien angegeben hat, ohne je dort ge-
wesen zu sein. Sein Lack war dunkelbraun, die Arbeit
gewöhnlich, Schnecke und F-Löcher unschön. Er ver-
wendete auch die Brandmarke -;:; G. -.\'c A tk G ^, die
vielleicht schon sein Vater gebraucht hatte. (Nr. 23.)
Geigenzettel: Georg Adam Gütter / Violinmacher in
Wien. 1791. (gedruckt).
Gütter, Gustav Anton. — Geb. 30. Febr. 1856,
fS. Mai 1896
Gütter, Heinrich, ist seit 1896 in Breslau an-
sässig
Gütter, Johann. — Geb. um 1690, f nach 1751
Er wurde am 28. Dezember 1712 Meister, nachdem
Ihm auf Fürsprache des Landesherrn die Wanderjahre
erlassen waren. Er galt als tüchtiger Geigenmacher und
war mindestens von 1743 — 1751 Vormeister der Neu-
kirchener Zunft. Sein .Sohn war:
Gütter, Johann Adam. — Geb. um 1726, f um
1760
Sohn von Joh. G. Er diente lange bei der Miliz und be-
warb sich ziemlich gleichzeitig mit dem wohl beim
gleichen Regiment dienenden Chr. Gotthilf Fischer um
die Aufnahme in die Zunft. In Anbetracht seines Sol-
datenstandes wurde ihm die Gebühr für einen Meisters-
sohn auf die Hälfte ermäßigt und er am 5. Juni als
Meister aufgenommen, nachdem sein Hauptmann sein
Einverständnis ausgesprochen hatte.
Gütter, Johann Georg I. — Geb. 6. Jan. 1759,
t 25. März 1829
Sohn von Georg Adam II. G. Einer der besten Geigen-
macher aus seiner Familie. Er soll um 1799 auch m
Erfurt gearbeitet haben.
Geigenzettel: Abb. 317.
Gütter, Johann Georg II. — Geb. 24. Febr.
1781. t 12. Juni 1820
Sohn von Carl Friedrich G.
Gütter, Johann Gottlob. — Geb. 18. Juli 1766,
126. Jan. 1845
Geigenzettel: Johann Gottlob Guetter / Violinmacher
in Neukirchen bey / Adorf im Voigtlande 1797. (ge-
druckt).
Gütter, Johann Heinrich. — Geb. 20. Okt.
1800, t in Amerika
Einer der Begründer des vogtländischen Exports nach
Amerika.
Gütter, Moritz. — Geb. 1857
Er arbeitete bei Bausch in Leipzig, Eritzoe und Diehl,
ging nach Warschau und von da nach London. Auf der
Heimreise starb er 1883 in Oberhausen a. Rh.
Gütter, Richard Moritz. — Geb. 1 6. Febr. 1 840
Er ging in jungen Jahren nach Amerika und starb in
New York.
Gütter, Wilhelm Ernst. — Geb. 1 840, f 7. März
1897
War hauptsächlich Bogenmacher.
Gütter, Julius. — Philadelphia. Geb. 30. Sept.
1872 in Markneukirchen
Sohn des Stegfabrikanten Adolph G., Schüler seines
Schwagers Wilh. Ernst Martin, arbeitete dann bei
J. Glass in Leipzig und Holm Viertel in Aachen und
ging, 20 Jahre alt, nach Amerika, wo er zunächst bei
Albin Voigt in Philadelphia tätig war und sich dann
1893 selbständig machte. Seine angeborene Begabung,
seine gute Schule und sein Fleiß ließen ihn schnell zu
einem trefflichen Meister heranreifen. Besonderes Ge-
schick entwickelte er im Verbessern des Tons alter
Geigen. Er arbeitet nach Stradivari und verwendet
einen sehr guten Ollack von rötlicher oder hellbrauner
Farbe. Seine aus bestem alten Holz gebauten Geigen
tragen als Brandmarke seinen Namen.
Güttier (Gütler), Franz X. — Wien. Geb. 1857
Schüler von C. Schmidt in Wien, bei dem er von seinem
dreizehnten bis zu seinem neunzehnten Jahre blieb. Er
arbeitete dann als Gehilfe bei verschiedenen Geigen-
machern und ließ sich nach Beendigung seiner Militär-
zeit 1889 in Wien nieder, wo er seine eigene Werkstatt
eröffnete. Er ist namentlich ein sehr guter, fleißiger
Reparateur.
Güttier (Gürtler), Johann Michael. — Breslau.
1709
Ein wahrscheinlich aus Füssen stammender Meister.
Baron sagt von ihm : »Die Bresslauer Lautten sind auch
nicht zu verachten und hat daselbst . . . Joh. Mich.
Güttier aber meist auf einen starken Thon gesehen«.
In der fürstlich Lobkowitzschen Sammlung auf Schloß
Raudnitz befindet sich eine schlecht erhaltene Laute
von ihm mit dem Zettel: Johann Michael Güttier /
Lauten- und Geigenmacher / in Breslau anno 1 709 (ge-
druckt).
Gufler, Rochus. — Brixen a. E. 1679
Wie Dr. Fr. Waldner in seinen Nachrichten über
tirolische Lauten- und Geigenmacher, S. 54, mitteilt,
besitzt Advokat Dr. Jos. Hell in Glurns eine Viola mit
großem Ton von eigenartiger Klangfarbe. Die F-Löcher
stehen nahe beisammen, die Arbeit ist nicht sehr kunst-
voll.
Geigenzettel: Rochus Gufler / zu Brixen an. 1679.
(geschrieben auf Pergament).
Guggemos — Gusnasco
191
Guggemos, Markus. — Füssen. 1759. 1791
Seine Geigen sind hochgewölbt und halten zwischen
Stainer und M. Alban die Mitte. Das Holz ist gut, bei
den Decken gewöhnlich weitjähng, der Lack dunkel-
braun, mager und glanzlos. Der Ton bei gut erhaltenen
Instrumenten recht gut.
Geigenzettel: Abb. 262.
Guglielmi, Gio. Battista. — Cremona. 1 747
Einer der kleineren Cremoneser Meister. Seme Geigen
kommen selten vor und sind ziemlich sorglos nach
Amati gemacht.
Guibourg. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der A. Jacquot die
folgenden Namen aufzählt :
Henry G. -1744. 1775
Joseph IG. -1744. 1763
JosephllG. — 1766
Joseph III G.- 1744. 1775
Remy I G. — Bruder von Joseph I. f 19. März 1779
Remy II. — Geb. 14. Nov. 1763.
Guidantus, Antonio
Niederheitmann u. a. erwähnen einen Antonio Gui-
dante; es ist dies wohl ein erfundener Name, der ein
Mitglied der Familie Florenus (»Guidante Florenus*)
fmgiert.
Guidantus s. Florenus
Guide, Joseph. — Mirecourt. 1763. 1770
Nur dem Namen nach bekannt.
Guinobaldl. — Nizza.
Mandolinenmacher.
1900
B
ar-
Guillami, Joannes. (Vater und Sohn.)
celona. 1742. 1760
Schöne Arbeit nach Stradivari, meist hohe Wölbung,
roter, etwas harter Öllack. Der Vater erinnerte in der
Arbeit an die Gaglianischule. Auffallend smd die
Schnecken mit dickem, nicht geschweiftem Wirbel-
kasten. Es soll übrigens drei Geigen- und Lauten-
macher dieses Namens gegeben haben, die von 1680
bis 1780 arbeiteten.
Geigenzettel : Joannes Guillami me fecit / en Barcelonae
1 742 (gedruckt).
Guillani, Sanctus? — Rom. 1710
Von einem Geigenmacher wurde mir die nachstehende
Abschrift eines Zettels mitgeteilt. Sollte es nicht richtig
Santagiuliana heißen?
Geigenzettel: Sanctus Guillani / fecit Rom 1710 (ge-
druckt).
Guillaume, Fran^ois. — Paris. 1783. 1789
Er war nur Harfenmacher, hat jedoch auch einige
Gitarren gemacht. Eine solche besaß die Marquise de
Marbeuf (vgl. Brunis Inventaire). Er wohnte erst Rue
de rUniversite und dann Rue de Beaune.
Guillemin, Felix I. — Mirecourt. f 1743
Man kennt bis jetzt nur seinen Namen. Dasselbe ist der
Fall bei seinem Sohne Felix II, der 1745 — 1748 nach-
weisbar ist.
Guinot. — Mirecourt
Den Forschungen A. Jacquots verdankt man die
Namen folgender Mitglieder dieser Familie:
Claude-Nicolas G. f 1784, Bogenmacher, Vater des
1 772 vorkommenden Bogenmachers Jean G.
Joseph I. — 1761. 1768. Geigenmacher.
Joseph II G.- 1764. 1774.
Guinot, Nicolas. — Paris. 19. Jahrhundert
Schwager von Nicolaus Maire. Seine Arbeit ist nicht
übel, nur der braune Lack etwas zu dunkel. Am besten
gelangen ihm seine Violoncelli.
Guntzer, Max. — Stuttgart. Um 1600
Ein Musikinstrumentenmacher, der wahrscheinlich
auch Lauten gebaut hat. Bekannt ist nur, daß er dem
jungen Herzog Achilles Friedrich von Württemberg ein
Clavichordium lieferte.
Gurski, Anton. — Kiew. Geb. nach 1830,
t 1909 in Kiew
Ein Autodidakt, der keine Gelegenheit hatte, wirklich
gute Geigen kennenzulernen. Seine Arbeiten waren
daher recht mangelhaft. Er hat nur sehr wenige neue
Geigen gemacht.
Gusetto, Nicolo. — Cremona. 1785. 1828
Aus Florenz stammend. Seine Arbeit erinnert fast mehr
an deutsche als an italienische Vorbilder. Die Ecken
sehr hervorstehend, sehr breite (nicht besonders ge-
schickt gemachte) Einlage, Decke ungleichmäßiges
Holz mit engen und weiten Jahren, Wölbung nicht
sonderlich schön, hohe Zargen, oben und unten 32 mm
hoch, schmale Reifchen, Boden sehr wenig geflammtes
Ahornhoiz mit vielen Spiegeln. Eigenartige hübsche
Schnecke mit kühn durchlaufendem Mittelpunkt. Die
Seiten ziemlich flach, sehr gewöhnliche F-Löcher,
brauner Spirituslack. Eine hochgewölbte, in schwung-
vollem Umriß sauber gearbeitete Violine von auffallend
kurzem Körper mit kurzen F-Löchern, tief ausge-
stochener elliptischer Schnecke und rotgelbem Lack
befindet sich in der Sammlung K. Friedrich in Posen.
Der Besitzer liest den Namen allerdings Nicol. Gir-
gitto. Es kommen Zettel mit sehr frühen Jahreszahlen
vor, bis 1728, die wahrscheinlich dadurch entstanden
sind, daß die Zahl 7 der vorgedruckten Jahrhundertzahl
mit einer 8 überschrieben war, was später von Händlern
beseitigt oder auch von Gusetto selbst übersehen
wurde.
Geigenzettel: (?) Nicolaus Gusetto Fiorentinus, / Mu-
sicus Instrumentalis/ a Cremona. Ao. 1785 (gedruckt).
Nicol : Gusetto Fiorentino / Fabbricante di violini, Cre-
monae (geschrieben) und Abb. 311.
Gusnasco, Lorenzo. — Pavia, Venedig. 1500
Ein sehr angesehener Musikinstrumentenmacher, den
u. a. Alessandro Luzio in »11 lusso d'Isabelle d Este
(Nuova Antologia 1896, Heft 147, 148, 149), femer in
»La Coltura d'Isabella d'Este« (Giornale stonco della
litteratura ital. 32 — 40 u. 42) erwähnt. Er verkehrte als
192
Gutermann - Gutke
Gleichgeschätzter mit den besten Künstlern, und so
konnte er am 13. März 1500 an Isabella von Mantua
schreiben, daß ihm Leonardo da Vinci ihr wundervoll
gemachtes Bildnis gezeigt habe. Das Ausführlichste
über ihn findet sich in Carlo dell Acquas »Lorenzo
Gusnasco e i Lingiardi da Pavia, Mailand 1886«.
Gutermann, Wilhelm Theodor. — Wien. Geb.
22. Aug. 1828 in München, f 8. Juni 1900 in
Admont
Die Heimat seiner Familie war Biberach, woher auch
Sophie Laroche, geb. Gutermann, die Freundin Wie-
lands, stammte. Er lernte bei Engleder, arbeitete dann
bei Tieffenbrunner und dürfte bei diesem auch das
Zithermachen gründlich erlernt haben. Nachdem er bei
der Witwe Stecher in Salzburg tätig gewesen, wanderte
er weiter und kam bis Prag und Budapest. In Wien
fand er zuerst bei Anton Kiendl als Zithermacher Be-
schäftigung und kam dann zu Anton Hofmann, bei dem
er von 1851 — 1866 blieb und für den er auch noch
arbeitete, nachdem er sich bereits selbständig gemacht
hatte. In seine Anfangszeil fällt seine Verbindung mit
Dr. Liharzik, der ein neues Modell berechnet hatte.
Da Dr. Liharzik aber schon frühzeitig starb, dürfte es
nur wenige Geigen nach seinem Modell geben. Diese
tragen beim Knöpfchen die Brandmarke: K. K. (österr.
Adler) Priv. / Liharzik. Die Liharzik-Geigen hat G.
ganz eigenhändig gemacht; viele Geigen mit Hofmanns
Zettel sind seine Arbeit, während die Geigen, Violen
und Violoncelli, die später aus seiner Werkstatt hervor-
gingen, unter der Mitarbeit seiner Gehilfen, zu denen
Bartek, Szepessy, Sandner, Herm. Voigt, Jaura u. a.
gehörten, entstanden sind. Seine Arbeit war von pein-
lichster Sauberkeit; er war sehr geschickt im Lackieren
und bevorzugte einen durchsichtigen, feurigroten Lack.
Für eine Geige erhielt er durchschnittlich 60 fl., für ein
Violoncell 100 fl. Er war ein streng rechdicher, auf-
richtiger Mann, der niemand zu Liebe je von seiner
Überzeugung abwich. Bei alten Instrumenten legte er
mehr Gewicht auf die tadellose Erhaltung und die
Schönheit als auf den Ton; verdorbene Instrumente
hielt er nicht der Mühe einer Wiederherstellung wert
und hatte dabei gewiß sehr oft nicht unrecht. Im Jahre
1887 war er stellvertretender Genossenschaftsvorsteher.
Seit 1898 kränkelte er, bis ihn der Tod zwei Jahre
später erlöste. — W. Th. Jaura war sein einziger Schüler.
Geigenzettel : Abb. 309.
Guterrez, Manuel, lebte um 1832 als Lauten-
macher m Sevilla
Guth, August. — Breslau. Antwerpen. Geb.
10. Januar 1840 in Pilsnitz bei Breslau, f 16.
September 1912 in Hoboken bei Antwerpen
Schüler von Ludwig Bausch. Als Sohn eines Ober-
försters hatte er schon als Kind Gelegenheit, sich eine
gute Holzkenntnis anzueignen. Als sein Vater einmal
eine Jahrmarktsgeige heimbrachte, erwachte in ihm die
Liebe zur Musik, und er ruhte nicht eher, als bis er
nach diesem Vorbild sich selbst eine spielbare Geige
angefertigt hatte. Er war damals 12 Jahre alt und sein
Vater erblickte darin eine besondere Begabung für die
Tischlerei und gab ihn später auch wirklich zu einem
Tischler in die Lehre. Da er sich nebenbei zu einem
guten Geiger entwickelt hatte und als solcher vielfach
in Anspruch genommen wurde, lernte er viele Musiker
kennen, die bessere Instrumente hatten als er; er begann
wieder Geigen zu machen, und nachdem er ausgelernt
hatte, sattelte er um und ging nach Leipzig zu Bausch,
der ihn nun regelrecht ausbildete. Als Gehilfe kam er
dann zu Grimm nach Berlin und machte sich noch in
jungen Jahren in Breslau selbständig, wo er bis 1888
blieb und dann nach Antwerpen übersiedelte. Ein guter
Ruf ging ihm voraus und er hatte seinen Wohnungs-
wechsel nie zu bereuen, denn er fand reichliche Aner-
kennung. Er arbeitete ungemein gewissenhaft nach den
besten alten Meistern, hauptsächlich nach Stradivari,
und verwendete einen selbstbereiteten Spirituslack,
dem er den Vorzug vor jedem OUack gab. Auf der Ant-
werpener Weltausstellung 1894 war er durch ein Quar-
tett sehr gut vertreten. Eine hübsche Violine nach
Maggini besitzt das Antwerpener Konservatorium. Am
Wirbelkasten brachte er gerne Löwenköpfchen an.
Außer seinem Zettel gebrauchte er auch eine Brand-
marke mit A. G. und einer Lyra darüber. Auf seinen
Zetteln war auch sein Bildnis angebracht.
Geigenzettel: August Guth me fecit / Antverpiae
anno .... (gedruckt).
Guth, Paul. — Antwerpen. Geb. 14. Juni 1881
m Wilhelmshaven
Sohn und Schüler von August G. Obwohl er von
frühester Kindheit an nur Geigenmacher werden
wollte, glaubte sein Vater, daß er noch mehr Talent
zum Geiger habe. Er ließ ihm eine gründliche musi-
kalische .Ausbildung zuteil werden, und sandte ihn nach
Dortmund, wo sein Bruder als Musiker lebte, schließ-
lich gab er aber doch nach, und nahm ihn in seine
Werkstatt. Hier hatte er nun reichliche Gelegenheit,
kostbare Meisterwerke kennenzulernen und sein an-
geborenes Talent zu entfalten. Er war eben 19 Jahre alt,
als ihn das Unglück traf, bei einer Lebensrettung sein
rechtes Bein zu verlieren. Wohl erhielt er für seinen
Mut und seine Selbstaufopferung eine hohe Ordens-
auszeichnung, aber er war ein Jahr lang an das Kranken-
lager gefesselt. Wieder hergestellt ging er mit ver-
doppeltem Eifer an die Arbeit und war der treueste Mit-
arbeiter seines Vaters. Nach dessen Tod machte er sich
selbständig und hat seitdem viele Geigen von Grund
auf und in allen Teilen eigenhändig gemacht. Er erfreut
sich des besten Rufs und seine Instrumente kommen
schnell in feste Hände. Er arbeitet nach alten Meistern
und nach eigenen Modellen und gebraucht, wie sein
Vater, einen Spirituslack von dunkelgoldgelber Farbe .
Auch aissorgfältiger Reparateurwird er viel beschäftigt.
Eine schöne Violine von ihm besitzt E. J. Duintjer Izn.
in Veendam. — Außer seinem Zettel mit seinem Bildnis
gebraucht er auch eine Brandmarke mit seinem Namen.
Geigenzettel : (Bildnis) Paul Guth, Filius Augusti / me
fecit Antverpiae Anno 19.. (gedruckt).
Gutke, A. — Umeä. Trelleborg (Schweden).
1897. 1900
Beschäftigt sich aus Liebhaberei mit dem Geigenmachen
und stellte in Stockholm gut gelungene Geigen aus.
Guthr
Hädl
193
Guthmann, Friedrich Wilhelm. — Klingen-
thal. 1823. 1824
Wenig bekannter Vogtländer Geigenmacher.
Geigenzettel : Mstr. Friedr. Wilh. Guthmann / in
Klingenthal 1824. (gedruckt).
Gutmann, F. W. — Blasewitz. 1847
Vielleicht ein Sohn des Klingenthaler Meisters F. W-
Guthmann. Da die Einwohnermeldebücher in Blase-
witz nur bis zum Jahre 1863 zurückreichen, war nichts
Näheres über ihn zu ermitteln.
Geigenzettel: F. W. Gutmann / Geigenmacher / m
Blasewitz Dresden / 1847 (geschrieben).
Guyot. — Mirecourt. 1747. 1761
Er wird als Geigenmacher in den Urkunden erwähnt.
Gygot, Antoine. — Brüssel. 1801
Man kennt bisher nur eine Geige von ihm, die übrigens
schöne Arbeit und schmale F-Löcher zeigt und in
mancher Hinsicht an die Schule der Medard erinnert.
Geigenzettel : Antonius Gygot / Bruxelles fecit / 1 80 1
(gedruckt).
Gylig (Gygli) s. Gülich
Haas, Leopold. — Weitra. 18. Jahrhundert
Den älteren Wiener Meistern nahestehend. Eme kleine
achtzehnsaitige Mandohne von ihm besaß das Stift
Herzogenburg, das diese 1826 der Sammlung der Ge-
sellschaft der Musikfreunde in Wien schenkte. Der
Handschrift auf seinem Zettel nach könnte man ihn
vielleicht noch in das 1 7. Jahrhundert setzen, die Arbeit
aber sieht wesentlich jünger aus.
Geigenzettel: Leopold Haas Lauthen und / Gaige-
macher in Waitra / n(ächst?) Zwettl 17...(?) (ge-
schrieben).
Haas. — Lissabon. 1810
Prof. Dr. E. V. Wagner besaß eine gute Geige von ihm.
Haas war vermutlich ein Deutscher und dürfte mit dem
im Anfang des 19. Jahrhunderts in Lissabon ansässigen
Präzisionsmechaniker Pedro Haas identisch sein.
Haase, Ferdinand. — Magdeburg, Ballenstedt,
Dessau. Geb. 25. Aug. 1814 in Schauen,
t 1892
Da er sich schon cJs Kind mit dem Geigenspiel be-
schäftigte, kam er zu einem Musiker, der auch alte
Geigen ausbesserte, in die Lehre. Später wurde er
Militärmusiker in Magdeburg und trat unter Richard
Wagner in die dortige Theaterkapelle als Flötist ein.
Unter Dr. Georges, einem Schüler Savarts, studierte er
die Gesetze der Akustik und wandte sich schließlich
ganz dem Geigenmachen zu. Im Jahre 1853 begründete
er in Magdeburg eine Instrumentenhandlung, die er bis
1866 fortführte und dann aufgab, um ausschließlich als
Geigenmacher tätig zu sein; damals verarbeitete er
freilich meistens vogtländische Schachteln. 1877 über-
gab er seine Werkstatt an Rautmann und zog nach
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II.
Ballenstedt am Harz. Als er zum herzogl. dessauischen
Hofinstrumentenmacher ernannt wurde, zog er nach
Dessau, hat aber auch dort nur Schachteln verarbeitet,
die er so stark ausschabte, daß z. B. der Boden stellen-
weise dünn wie Papier wurde. Seine Geigen ver-
loren infolgedessen schon in kurzer Zeit ihren Ton
völlig und schreien nur noch. Er scheint außerdem die
Decken gebacken zu haben. Mehrere Geigen von ihm
besitzt die Dessauer Hofkapelle. Biographie und Bild
von ihm findet sich in De Wits Zeitschrift B. V.
(II. April 1884).
Habermehl, Erasmus. — Prag. 1610
Er war seit 1610 Kaiserlicher Instrumentarius am
Prager Hofe und wohl der angesehenste unter den da-
maligen Instrumentenmachern in Böhmen.
Habits, Anton. — Budapest. Geb. 1861 \n
Györ-Szent-Märton
Ein Geigenmacher, der sich jetzt hauptsächlich auf die
Herstellung des Cymbals verlegt hat.
Habits, Johann. — Raab, Stuhlweißenburg.
Geb. 1820
Nach Dr. Joseph Geyer ist er der einzige ungarische
Geigenmacher, der sich das Klotzmodell zum Vorbild
nahm.
Geigenzettel: Habits Jänos / Hangszermüvesz Feher-
varott 1857 (gedruckt).
Hackenbroich, Peter v. — Leipzig. 1590
Ein Lautenmacher, der 1590 das Bürgerrecht in Leipzig
erwarb.
Hackhofer, Anton. — Budapest. Um 1830
Es soll gute Gitarren mit seinem Namen geben. Er war
vielleicht ein Verwandter von Franz H., bei dem er ge-
lernt haben könnte. Selbständig ist er aber schwerlich
geworden, und Dr. Geyer bezweifelt überhaupt, daß
es einen Anton H. gegeben habe.
Hackhofer, Franz. — Budapest. Geb. 1786,
t 1839
Er kam aus der Wiener Schule, die er auch nie ver-
leugnete. Besser als seine gewöhnlich schwarz lackierten
Geigen sind seine Gitarren.
Geigenzettel: Franz Hackhofer / in Pesth, anno 1832
(gedruckt).
Häckl, Joseph. — Regensburg
Ein in Mettenleiters »Musikgeschichte der Stadt
Regensburg« genannter Geigenmacher, der jedenfalls
durch einen Lesefehler aus Jos. Hädl (s. d.) entstanden
ist.
Hädl (Hadl), Johann. — Regensburg. 1689.
1717
In den Urkunden erscheint sein Name entstellt, auch
als Härtl oder Häckel, er selbst schrieb sich immer
Hädl. Seine Geigen sind ziemlich hoch gewölbt, er-
innern an das Stainermodell; die Schnecke hat ein
13
194
Hädl — Hakkert
deutsches Aussehen und ist dabei sehr schwungvoll,
dasselbe gilt von den F-Löchern. Der Lack ist fett und
von schöner gelber Farbe. Außer Violinen und Violon-
celli machte er auch gute Liebesgeigen.
Geigenzettel: Johann Hädl / Lauten- und Geigen- /
macher in Regenspurg 1712 (gedruckt).
Hädl, Joseph. — Regensburg. 1 700. f 27. Nov.
1729
Sohn oder Bruder von Johann H. Er wird als Geigen-
macher und »Hemauer Spielmann« bezeichnet. In der
Arbeit ist er Johann H. ziemlich nahestehend.
Händl, Mich. — Mittenwald. 1732
Nach den geschriebenen Zetteln ist der Name nicht ein-
wandfrei zu lesen, man kann oft ebensowohl Schandl
als Gändl lesen, doch scheint Händl die richtige Lesart
zu sein. Die Geigen mit seinem Zettel zeigen das Klotz-
modell.
Haensel, Johann Anton. — Rochsberg. 1801.
1811
Hart gibt als seinen Wohnort Leipzig an, nach anderen
lebte er auch eine Zeitlang in Berlin. Er ist eigentlich
nur noch durch seinen Aufsatz in der Allg. musika-
lischen Zeitung, Leipzig 1811, S. 82 bekannt, in
welchem er u.a. über eine von ihm 1801 erfundene
Geige, deren Ober- und Unterbacken ungefähr gleich
waren, berichtet. Diesen Aufsatz unterzeichnet er als
»Kammermusikus des jüngeren Grafen Schönburg«.
Härtl, Hans. — Regensburg. 1689
Ein Geigenmacher, der in Mettenleiters Musik-
geschichte der Stadt Regensburg erwähnt wird und
vielleicht mit Johann Hädl identisch ist.
Haussier, Christian. — Krakau. 1830. 1871
Aus Adorf (Vogtland) stammend, wanderte er 1831
nach Krakau aus, wo er bis 1871 tätig war. In seiner
Arbeit verleugnete er nie seine Herkunft. Sein 1850
geborener Neffe und Schüler wurde sein Nachfolger.
Haussier, Gustav. — Krakau. Geb. in Lübben
(Niederlausitz) 1850
Schüler seines Oheims Christian H., übernahm 1871
das Geschäft seines Lehrers und machte neue Geigen
nach Stradivari. Er wendet Spintuslack an, ist aber
hauptsächlich Reparateur und erfand Federzwingen
(für Geigenmacher), mittels welcher ein gleichmäßiger
Druck beim Zuleimen der Geigen erreicht wird. Er
erhielt 1887 in Krakau die bronzene und 1894 in Lem-
berg die goldene Medaille.
Geigenzettel: Gustav Häußler in Krakau (gedruckt).
Haff, Joseph Anton sen. — Augsburg. 1810.
1866
Fleißiger Geigenmacher, der nach dem ganz flachen
Stradivaripatron arbeitete. Die Decke zeigt meist
ziemlich weitjähriges, schwammiges Fichtenholz, zum
Boden nahm er Ahorn (aus einem Stück). Die Schnecke
ist gewöhnlich recht schwungvoll, der Lack braun. Der
Ton ist von verschiedener Güte, oft etwas näselnd.
Spiritus- oder Ollack.
Geigenzettel : Joseph Anton Haff / Geigenmacher in
Augsburg / anno 1838 (gedruckt).
Haff, Joseph Anton jun. — Augsburg. 1860.
t 1902 in Stuttgart
Sohn von Joseph Anton sen. Er ist um 1875 von Augs-
burg fortgezogen und lebte 1895 noch am Bodensee.
Talentvoller Nachahmer der italienischen Meister,
erhielt 1873 die Verdienstmedaille für ein Streich-
quartett und eine Geige nach Amati von trefflicher
Arbeit und schönem Ton. Im Jahre 1894 siedelte er von
München nach Senftenau bei Lindau über und ist
später nach Stuttgart gezogen, wo er auch starb.
Geigenzettel: Abb. 353.
Haghens, Cornelius. — Antwerpen. 1627.
tum 1642
Er gehörte der Lukasgilde als Clavecinmacher an.
Haghens, Simon. — Antwerpen. 1642. 1644
Er wird als Sohn eines Meisters (Cornelis Haghens?)
bezeichnet und wurde 1642 in die Lukasgilde aufge-
nommen.
Hagspiel, Oscar. — Dresden. Geb. 2. Mai
1852inDresden, t Jan. 1901
Ursprünglich zum Musiker bestimmt, mußte er die
Klavierfabrik seines Vaters übernehmen und beschäf-
tigte sich in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts
auch mit der Herstellung von Streichinstrumenten
eigener Erfindung. Diese hatten einen gitarreähnlichen
Körper mit gepreßter (nicht ausgestochener oder ge-
hobelter) Decke ohne F-Löcher, dagegen mit sechs
runden Schallöchern in den Zargen. Ein derartiges
Violoncell besitzt die staatl. Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin.
Hahn, John & Co.
Eine in Buffalo bestehende Geigenfirma.
Haid, Georg. — Wien. 1903. 1910
Schüler von J. J. Bucher, hauptsächlich Zithermacher,
befaßt sich jedoch auch mit der Wiederherstellung alter
Geigen.
Hakkert, Jacob Wolfgang. — Rotterdam. Geb.
29. Aug. 1891 in Rotterdam
Aus einer Familie stammend, die seit langen Jahren im
Musikinstrumentenhandel tätig war, wurde er früh-
zeitig veranlaßt, sich dem Geigenbau zu widmen und
lernte vom 3. Juli 1906 bis 15. April 1908 bei Marius
Didier in Mirecourt. Er ging dann zu Louis Otto nach
Düsseldorf, wo er bis zum 15. April 1909 blieb. Den
größten Einfluß auf ihn hatte nach seiner Angabe Josef
Lülsdorf inKöln.beidemerbis 15. Mai 1 91 0 tätig war.
Er macht seine Geigen nach italienischen Vorbildern
und hat bereits 1 909 auf der Rotterdamer Musikfach-
Hai
asz —
H,
amm
195
ausstellung eine Medaille erhalten. Arn
machte er sich selbständig.
Geigenzettel : Jaques W. Hakkert / me fecit Rotterdam
Anno 19— (gedruckt).
Haläsz (Fischer), Joseph
Ein Schönbacher, der um 1860 in Ungarn tätig war und
seinen Namen magyarisiert haben soll.
Hall, William H. — Oldham. 1905
Er baut nach Cremoneser Modellen und soll nicht unge-
schickt sein.
Hallas, Joseph. — Brunn, f 2. Juli 1844
Scheint hauptsächlich Gitarren gemacht zu haben. Er
erlangte im Jahre 1844 das Bürgerrecht und starb schon
kurze Zeit darauf.
Geigenzettel : Joseph Hallas, Instrumenten- ,' macher in
Brunn. Ao. 1843 (gedruckt).
Hallberg, C. G. — Hultsfred (Schweden). 1823
Von ihm besitzt C. Claudius in Kopenhagen eine
schwedische Bauernvioline. Am Wirbelkasten befindet
sich ein Drachenkopf, auf der Brust sind vier Paare
tanzender Bauern aufgemalt.
Haller, G. Albin. — Erlbach i. S. Geb. 1 6. März
1868 zu Hermsgrün b. Markneukirchen
Schüler von Christian Schaller und der Fachschule in
Markneukirchen. Er arbeitet nach italienischen Mo-
deilen und erzeugt solide Mittelware von großer Billig-
keit. Sein Lack ist rot, rotgelb oder kastanienbraun. Er
imitiert das alte Aussehen der Geigen recht gut und
klebt Zettel mit den Namen der Modelle ein.
August 1910 Hamberger, Ferdinand. — Preßburg, f 1891
Sohn und Nachfolger von Jos. Hamberger I und
diesem in der Arbeit ähnlich. Er führte das väterliche
Geschäft mit der hochbetagten Mutter fort.
Geigenzettel: Abb. 349.
Hamberger, Joseph I. — Preßburg. Geb. m
Wien 1808, t 16. April 1864
Ein sehr tüchtiger Meister, der Wiener Schule nahe-
stehend, aus der er wohl hervorgegangen ist. Er erwarb
am 26. Oktober 1830 das Preßburger Bürgerrecht
(Grillet versetzt ihn nach St. Petersburg!). Er baute
nach Stradivari und verwendete braunen Lack.
Geigenzettel : Joseph Hamberger/ Guitarre- u. Geigen-
macher / in Preßburg, 1846. (gedruckt) und Abb. 341.
Hamberger, Joseph II. — Wien. Geb. in Preß-
burg um 1850, t 1904
Sohn von Jos. Hamberger in Preßburg, Schüler von
Hof mann, bei dem er 1865 in die Lehre trat und dessen
Geschäft er 1873 übernahm. Die von ihm gebauten
Geigen sind in den meisten Fällen nur mittelmäßig. Er
war k. k. Hofgeigenmacher und Lieferant der Hofoper.
Nach seinem Tode führte die Witwe das Geschäft fort,
das jetzt auf Alfred C. Coletti übergegangen ist. Eine
Geige von ihm ist im Besitze des Preßburger Domchors.
Geigenzettel : Abb. 339.
Hambleton, Joseph. — Salford. 1854
Ist mir nur durch ein gutes Violoncello bekannt ge-
worden.
Haman, Valentine. — Millwood (Ind., N.-Am.) Hamig, Moritz.
Geb. 20. März 1831 in Columbiana County,
Ohio
Entstammt einer aus Deutschland unter Washington
eingewanderten Musikerfamilie. Von Hause aus Kunst-
tischler und Mechaniker, begann er mit 22 Jahren
Geigen zu reparieren, dann versuchte er sich im Neu-
bau und brachte es durch Fleiß dahin, bald Erfolge zu
erzielen. Er arbeitet nach dem Stradivarimodell ; die
Decke macht er \ ,, Zoll, an den Ecken ^^,i Zoll dick,
den Boden etwas stärker, den Baßbalken 8 Zoll lang,
^/, hoch und 'Vi,; dick. Das Gewicht seiner Geigen be-
trägt samt den Saiten etwa 420 g. Er verwendet mit
Benzin geklärten Orangeschellack durch in Alkohol ge-
löstes Drachenblut gefärbt. Zettel klebt er nur selten
ein. Zur Tonveredlung bringt er auf dem Boden seiner
Geigen noch einen Resonanzbalken an, dem er die
Fähigkeit zuschreibt, neue Instrumente wie alte klingen
zu machen.
Geigenzettel: V. Haman, / Millwood, / Ind. (gedr.).
Hamann, Carl. — Posen. 1860. 1880
Seinerzeit der geschickteste Geigenreparateur m Posen.
Er verstand sich auf alle Musikinstrumente und war
außerdem ein guter Violoncellist. Ein von ihm gebautes
Violoncello ist noch in Posen in Privatbesitz.
Geigenzettel: Carolus Hamann refecit / Posnaniae.
Anno 1872 (gedruckt).
— Dresden, Kötzschenbroda.
1890. t 1908
Er war bis etwa 1892 in Dresden ansässig und hat nur
wenige Geigen gemacht.
Hamilton, William. — Uddingston. 1880.
1896 -^
Er stammt aus Glasgow und ist Ingenieur. Aus Lieb-
haberei macht er Geigen nach einem eigenen Modell,
aber auch nach Stradivari, Guarneri und Gaspar da
Salb. Er gebraucht Whitelaws Bernsteinlack.
Geigenzettel: William Hamilton / Uddingston. 1896.
(geschrieben).
Hamm, Andreas. — Klingenthal. 1702. 1732
Vermutlich der Großvater von Johann Andreas H.,
vielleicht auch dessen Lehrmeister. Er soll recht ge-
schickt gewesen sein und gilt als der .Stammvater der
Familie.
Christ. Gottfried.
Geb. 10. Nov.
— (Mark)Neu-
1774, t 29. Aug.
Hamm,
kirchen.
1834
Sohn von Johann Gottfr. H. und diesem in der Arbeit
sehr ähnlich.
Gelgenzettel: Abb. 359.
13*
196
Hamm — Hammig
— Klingenthal,
in Klingenthal
Hamm, Johann Andreas.
(Mark) Neukirchen. Geb.
1703, t 9. Mai 1764
Sohn des »Gerichtsgeschworenen« und Schneiders
Andree H. in Klingenthal. Am 31. Juli 1724 wurde er
von der Neukirchener Zunft als Meister angenommen,
dagegen wehrten sich aber die Klingenthaler Geigen-
macher, so daß er sich drei Tage später in der Liste
wieder streichen lassen mußte. Er siedelte im darauf-
folgenden Jahre nach Neukirchen über und ward dort
am 24. Juli 1 725 wieder als Meister angenommen und
Bürger. Er stand in einem gewissen Ansehen und starb
60 Jahre 5 Monate und 26 Tage alt.
Hamm, Johann Gottfried. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 1744, f 6. Okt. 1817, 73 Jahre
7 Monate 1 1 Tage alt
Einer der besten vogtländischen Geigenmacher seiner
Zeit. Schon am 13. Juni 1764 wurde er Meister und
war so sorgfältig in seiner Arbeit, daß man ihn lange
Zeit — veranlal3t durch den Umstand, daß er gerne
Rom oder Cremona als Ursprungsort angab — der
italienischen Schule zuzählte, so wenig sein Modell
und sein Lack auch dazu berechtigten. Bei vielen
Geigen und Violen scheint ihm ein breites Stainersches
Modell vorgeschwebt zu haben, auch die Einlagen
machte er zierlicher als die meisten Neukirchner
Meister, oft brachte er einen Elfenbeinrand an. Er ver-
wandte verschiedene Zettel und verwendete auch die
Brandmarke :»I* *G* *H*. Geigen von ihm
kommen noch oft vor. Eine solche besitzt Carl Stoeber
in Würzburg.
Geigenzettel : Johann Gottfried Hamm / Instrumenten-
Macher / Stadt Neukirchen bey Adorf / im Voigtlande
Fecit Ao 18 . . (gedruckt) und Abb. 343.
Brandmarke Nr. 40.
Hamm, Heinrich Moritz. — Markneukirchen.
Geb. 29. Sept. 1850
Er ist zwar gelernter Geigenmacher, verlegte sich aber
hauptsächlich auf den Bau von Zithern.
Hamm, Karl Friedrich. — (Mark-) Neu-
kirchen. Geb. 26. Dez. 1733, f 26. Sept.
1761
Sohn von Johann Andr. H. Er wurde am 25. Nov. 1 75 1
Meister. Ebenso gewandt als Geigenmacher wie als Ge-
schäftsmann. Er brachte es bald zu einigem Wohlstand
und war schon in jungen Jahrenein angesehener Bürger.
Seine beste Zeit fällt in die Jahre 1 757 — 1 760.
Hamma, F. — Ulm a. D. 1872. 1882
Eine 1872 begründete Fabriksfirma, die 1880 etwa
20 Arbeiter beschäftigte.
Hamma & Co. — Stuttgart
Bedeutende im Jahre 1864 von Fridolin Hamma (geb.
1818, f 1892) begründete Geigenhandlung, deren In-
haber seit 40 Jahren Emil Hamma (geb. 1855) ist. Er
gilt infolge seiner großen Erfahrung und seines
sicheren Blickes als einer der gewiegtesten Kenner und
hat in seinen Söhnen Fridolin, Emil und .Alexander
vortreffliche Mitarbeiter. Die von der Firma heraus-
gegebenen Kataloge haben bleibenden Wert und die
von ihr ausgestellten Echtheitszeugnisse galten bei
Sammlern und Liebhabern als unanfechtbar.
Hamma, Alfred. — Stuttgart, geb. 1891, ge-
fallen auf dem Felde der Ehre, im Juni 1917
Sohn und Mitarbeiter von Emil Hamma. Ein reich be-
gabter, hoffnungsvoller Geigenmacher. An seine Stelle
sind seine Brüder Emil und Alexander in die Firma ein-
getreten.
Hamma, Fridolin. — Stuttgart
Sohn von Emil H. und dessen Mitarbeiter. Ein treff-
licher Geigenbauer, der besonders als Reparateur einen
großen Ruf genießt und auch als feinsinniger Kenner
geschätzt wird.
Hammerl. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher sind zu erwähnen :
Hammerl, Ignaz, gehörte schon 1826 der
Innung als Meister an
Hammerl, Josef. — f nach 1898
Hammerl, Karl, ist noch tätig
Hammig, Albertus Robert. — Markneukir-
chen, Hamburg, Neu-Schönefeld, Leipzig.
Geb. 10. Mai 1849
Sohn und Schüler von Wilhelm Aug. H. Als Gehilfe
arbeitete er bei seinem Bruder in Leipzig und bei
Bausch jun. bis zu seiner Militärzeit. Er machte den
Feldzug 1870/71 mit, ging hierauf zu Schmidt nach
Wien und arbeitete dann in Markneukirchen und
Hamburg selbständig. Im Jahre 1 896 verlegte er seinen
Wohnsitz nach Leipzig und trat als Meister bei der
Firma Jul. H. Zimmermann in Stellung, wo er sich
noch befindet. Er arbeitet sehr sauber und verwendet
einen vorzüglichen transparenten Lack von tiefroter
Farbe.
Geigenzettel : A. Robert Hammig / Streich Instru-
mentenmacher / Hamburg Anno 1879 (gedruckt).
Hammig, Carl Heinrich. — Dresden. Geb.
1877
Sohn von Gustav Adolph H. Ein sehr talentvoller
Meister.
Hammig, Friedrich. — Wien. 1801
Er ließ sich in Wien als »musikalischer Instrumenten-
fabrikant« nieder und handelte mit vogtländischen
Geigen, hat aber selbst wohl nur Blechinstrumente
hergestellt. So war er auch der erste Deutsche, der
Cinellen (türkische Becken) -machte, für deren Her-
stellung er in Österreich ein »Privilegium privativum«
erhielt, was er auch im Intelligenzblatt der Allg. musi-
kal. Zeitung im Juli 1801 anzeigte.
I
I
H
ammig — Hansen
197
Hammig, Georg. — Markneukirchen. 1815.
1820
Braver Vogtländer Geigenmacher. Er scheint seinen
Zettel nur selten eingeklebt zu haben.
Hammig, Gustav Adolph. — Dresden- A. 1 890.
1901
Von Hause aus Baßmacher, verlegte er sich erst später
auf den Bau von Violinen und Violoncelli und wurde
Kgl. sächs. Hofinstrumentenmacher und beeideter
Sachverständiger für Saiteninstrumente. Sem Lack ist
an sich nicht schlecht, doch soll er ihn gerne auch auf
alten Geigen auftragen, die dadurch nicht gewinnen
können.
Hammig, Hermann. — Berlm. 1899
Ältester Sohn und Schüler von W. H. Hammig in
Leipzig. Leiter des Berliner Zweiggeschäfts der Firma
W. H. Hammig in Leipzig.
Hammig, Johann Christian. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 1732, f 27. Jan. 1816
Sohn und Schüler von Johann Georg H. Er war gut
musikalisch vorgebildet und auch kaufmännisch tüchtig.
Am 22. Febr. 1 75 1 wurde er Meister, doch machte er
schon als Knabe recht gute Geigen. In seiner ersten Zeit
verwendete er nur geschriebene Zettel, später gedruckte
und auch den Brandstempel: tJt \. y^ C ^ H. ^;-
Selne Söhne führten das Geschäft fort und verwendeten
auch nach seinem Tode Zettel mit der Firma: Johann
Hammig et Söhne.
Geigenzettel: Joh. Christian Hamig / Music. Instr.
1756 (geschrieben) und Abb. 351.
Brandmarke Nr. 35.
Hammig, Johann Georg. — (Mark-) Neu-
kirchen. Geb. 1702, t 26. Dez. 1754 im
Alter von 52 Jahren 4 Monaten
Auch als »derÄltere« bezeichnet. Er wurde im November
1725 Meister und war ein geschickter Geigenmacher.
Eine große Viola von ihm besaß Sprenger in Stuttgart.
Hammig, Moritz. — Markneukirchen. 1861
Vielleicht mit dem später in Dresden ansässigen Moritz
Hammig identisch. Eine recht hübsch gearbeitete
Kindervioline von ihm besitzt Musikdirektor Otto
Eckenbrecht in Radeberg.
Hammig, Wilhelm August. — (Mark-)Neu-
kirchen. 1837. 1865
Sohn von J. C. Hammig und Enkel von Georg H.
Seine Geigen und Violoncelli zeigen gute Vogtländer
Arbeit.
Geigenzettel : Wilh. Aug. Hammig / Violin- und Cello
Fabrikant / in / Neukirchen / bei Adorf / 1846 (gedr.).
Hammig, Wilhelm Hermann. — Leipzig. Geb.
25. März 1838 in Markneukirchen
Sohn und Schüler von Wilh. Aug. H. Arbeitete bei
Grimm in Berlin, machte sich 1863 in Markneu-
kirchen selbständig und übersiedelte 1875 nach Leipzig.
Er ist unter den jetzt lebenden Mitgliedern seiner
Familie der beste Geigenmacher. Seine Arbeit ist sehr
gediegen; daß seine neuen Geigen auch neu klingen,
wird ihnen wohl nicht mit Unrecht als Vorzug nach-
gerühmt, sie können durch Alter und Ausspielen nur
besser werden, während neue Instrumente, denen
künstlich die Klangfarbe alter Instrumente beigebracht
wird, diese später vielleicht verlieren. Er besitzt
mehrere goldene Medaillen und seit 1894 ein Zweig-
geschäft in Berlin. Prof. Robert Hausmann in Berlin
besaß ein von ihm i. J. 1903 gebautes, vorzügliches
Violoncello, ein ebensolches Dr. med. H. Lang in
Wiesbaden.
Geigenzettel : W. H. Hammig / Leipzig 1888 (gedruckt)
Darüber eingebrannt: W. H. Hammig.
Hampe, W. — Amsterdam. 1842. f vor 1882
Von Geburt ein Deutscher. Guter Geigenmacher, der
den Hoftitel besaß. Sein Geschäft wurde von seiner
Witwe und seinem Sohne fortgesetzt.
Geigenzettel : Repareret W. Hampe / Amsterdam. 1845
(geschrieben).
Handenberg, Wilhelm. — Leipzig. 1723
Eine Geige von ihm von mittelmäßiger Arbeit fiel durch
ihre flache Wölbung auf. Da er außerdem seinen Vor-
namen auf seinem Zettel italienisch angibt, könnte man
vermuten, daß er als Geselle in Italien gearbeitet und
dort die flache Wölbung kennen gelernt hat.
Gelgenzettel. Guglielmo Handenberg / fecit LIpsiae
1723. (gedruckt).
Handley, Henry. — Worcester. Geb. 1839
Er arbeitet nach dem Guamerimodell und verwendet
Whitelaws Geigenlack.
Hansch (Handsch), Gustav. — Graz, Odessa.
f um 1905 in Odessa
Sohn von Heinrich Hansch, Schüler der MIttenwalder
Gelgenmacherschule, der er Ehre machte. Auch er war
wie sein Vater als tüchtiger Meister geschätzt. Er ließ
sich überreden, nach Rußland auszuwandern,, wo er
aber bald starb.
Hansch (Handsch), Heinrich. — Graz. 1844.
1900
Er hatte seine Werkstatt In der Neutorgasse, war ein
tüchtiger Meister, der Guarnerl mit Geschick nach-
ahmte, und für seine Leistungen als Geigenmacher die
silberne Staatsmedaille erhielt.
Hansen, Amund. — Frederikshald. 1 784. 1 799
Norwegischer Gelgen- und Lautenmacher des 1 8. Jahr-
hunderts, der hauptsächlich Zitherinstrumente gebaut
hat. Zwei norwegische Zithern von ihm besitzt Claudius
In Kopenhagen, eine solche das Musikhistorische
Museum In Stockholm, eine Chorzither von 1799 besaß
Hammer in Stockholm.
Gelgenzettel: Amund Hansen, Frledrichshald 1784
(gedruckt).
198
H
ansen
Hardi
le
Hansen, Berner. — Haugesten. 1787
Norwegischer Instrumentenmacher, von dem sich eine
Zither mit sechs einzelnen und drei doppelten Stahl-
saiten im Musikhistorischen Museum in Stockholm
befindet.
Hansen, F. W. — Randers. 1860. f um 1880
Ein tüchtiger Geigenmacher, dessen Arbeiten in Däne-
mark in hohem Ansehen stehen. Er war ein stiller, be-
scheidener Künstler, der in seiner kleinen Heimatstadt
sitzen blieb und zufrieden war, wenn er nur das Nö-
tigste zum Leben verdiente.
Hansen, H. C. — Kopenhagen. 1855
Ein braver dänischer Geigenmacher, der leider nur
selten schönes Holz besaß, weshalb seine Arbeiten oft
nicht so gut aussehen, wie sie klingen.
Geigenzettel : Förfärdigt af Instrumentmager / H. C.
Hansen i Kjobenhavn / 1855. (gedruckt).
Hansen, J. Rummelhoff. — Chnstiania. Geb.
11. März 1877 in Christiania, f das. 1918
Nachdem er erst in einer Instrumentenhandlung ge-
lernt hatte, ging er zu A. C. Kleven und vollendete seine
Ausbildung von 1905—1908 bei Oswald Möckel in
Berlin. Schon 1907 bekam er ein Mitarbeiterdiplom.
Im Jahre 1908 ging er zu Hjorth nach Kopenhagen und
kehrte im darauffolgenden Jahre in seine Vaterstadt
zurück, wo er sich selbständig machte. Er fand nament-
lich als ausgezeichneter Reparateur reichliche Aner-
kennung, doch waren auch seine neuen Geigen in jeder
Beziehung sehr lobenswert. Auf der Jubiläumsaus-
stellung 1914 in Kopenhagen erhielt er die goldene
Medaille. Ein tückisches Leberleiden machte seinem
Leben ein vorzeitiges Ende. Sein Nachfolger ist Hell-
muth EUersieck.
Hansen, Niels. — 1921
Ein dänischer Bildhauer, der auch zu den vielen gehört,
die das »Geheimnis Stradivaris« gefunden zu haben
glauben.
Harbour, Jakob. — London. 1764
Von ihm kenne ich zwar nur eine mittelmäßige, halbe
Violine, ziemlich hoch gewölbt, ohne Einlage, mit
dunkelbraunem Lack, doch soll er sehr gute Violen ge-
baut haben.
Harbour(Harbur),W. — London. 1785. 1786
Vielleicht ein Sohn von Jakob H. und wie dieser ein
mittelmäßiger, wenig bekannter Geigenmacher, der
1785 in Duke Street Lincolns — Inn Fields wohnte und
1786 nach Southampton Buildings, Holborn, über-
siedelte.
Hardie, Alexander. — Maxwelltown. Geb. um
1776 (in Stonehouse?), f in Maxwelltown
um 1855
Ein geschickter Kunstdrechsler, der auch recht gute
Geigen gemacht hat.
Hardie, James L — Edinburgh. 1830. 1855
Obwohl sein Verwandtschaftsverhältnis zu den übrigen
Geigenmachern seines Namens nicht feststeht, scheint
er doch ein Schüler von Matthew oder Thomas H. ge-
wesen zu sein. Er war ursprünglich Modelltischler und
brachte daher, als er anfing, Geigen zu machen, eine
große Handfertigkeit mit. Seine Violinen sind meist
nach Stradivan gebaut.
Geigenzettel : James Hardie Fecit / Edinburgh 1839.
(geschrieben).
Hardie, James IL — Edmburgh. Geb. m
Aguhadley (Ellon) I.Jan. 1836
Enkel von Peter H. und seit seinem neunten Jahre
dessen Schüler. Ein tüchtiger Geigenmacher, der
über 4000 Geigen gemacht hat. Am liebsten ahmt er
Maggini nach, verwendet schönes altes Holz, Bem-
steinlack, und ist vielfach ausgezeichnet worden. Die
Firma lautet jetzt Jas. Hardie & Sons, doch hat er alle
Geigen allein gemacht.
Geigenzettel: James Hardie & Son, / Makers / 117
Nicolson Street / Edinburgh 1 890 (gedruckO- — Made
by James Hardie & Sons / Violin Makers / Edinburgh
18.. (gedruckt).
Hardie, Matthew. — Edinburgh. Geb. 1 755 in
Edinburgh, t 30. Aug. 1826
Einer der bedeutendsten schottischen Geigenmacher,
den man auch gern den schottischen Stradivari nennt.
Er war vermutlich von Hause aus Kunsttischler oder
Modelleur und dürfte ein Schüler von John Blair ge-
wesen sein, der später mit ihm arbeitete. Er scheint eine
echte Arbeit von Stradivari gekannt zu haben, die er
fortan nachahmte. Wenn Hart sagt, daß er Amati ko-
piert hat, so scheint dies auf einem Irrtum zu beruhen.
Von den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts an
arbeitete er mit seinem Sohne Thomas. Obwohl er sehr
fleißig war, kam er in seinem Alter doch in Vermögens-
verfall ; er soll einige seiner besten Geigen im Schuld-
gefängnis gemacht haben und starb schließlich im
Armenhause. Seine Geigen sind sorgfältig gemacht und
klingen gut, nur der dünn aufgetragene Spirituslack von
gelbbrauner Farbe ist unscheinbar. Wenn Vidal von
ihm kurz sagt : »luthene ordinaire«, so tut er ihm offen-
bar unrecht. H. war auch ein trefflicher Lehrer, wie die
große Zahl seiner tüchtigen Schüler beweist.
Geigenzettel : Made by ' Mat. Hardie & Son / Edin-
burgh, (gedruckt). — Matthew Hardie / Edinburgh
1809. (gedruck) und Abb. 324.
Hardie, Peter. — Dunkeid. Geb. 1775, f Nov.
1863 in Dunkeid
Er war der Sohn eines Regimentsarztes und studierte in
Edinburgh, wo er durch seinen Vetter Matthew Hardie
darauf gebracht wurde, sich dem Geigenmachen zu
widmen. Er wurde Schüler seines Vetters und haupt-
sächlich Willie Blairs. Er hat viele Violinen und Violon-
celli gemacht, seine Arbeit ist der von Matthew H. sehr
ähnlich, nur ist die Wölbung bei ihm viel höher und die
Durchführung weniger sorgfältig. Die Schnecken er-
innern an die von Ruddiman. Hardie war ein vorzüg-
licher Geiger und hat auch komponiert. Er gebrauchte
statt der Zettel nur eine Brandmarke : P. Hardie.
Hardie — Harnisch
199
Hardie, Thomas. — Edinburgh. Geb. 1804,
t 19. Jan. 1856
Sohn und Schüler von Matthew H., dessen Modell er
beibehielt, den er aber in der Durchführung und im
Lack oft übertrifft; leider trocknete er das Holz im
Backofen, so daß seine Geigen, die neu recht gut
klangen, jetzt wenig Ton haben. Er war sehr talentvoll,
ergab sich aber dem Trunk und sein Tod war die Folge
eines Sturzes über die Treppe seines Hauses, als er
wieder betrunken war.
Geigenzettel : Thomas Hardie Fecit, / Edinburgh, Anno
1845 (gedruckt). — Repaired by Thomas Hardie /
Castlehill, Edinburgh 1856 (gedruckt).
Hardy s. Haxby
Hare, John. — London. Anfang des 18. Jahrh.
Viele halten John und Joseph Hare für eine und die-
selbe Person, was aber bei der auffälligen Verschieden-
heit der Arbeit nicht angängig ist. John ist entschieden
der ältere. Er wohnte im gleichen Hause wie später
Joseph, aber er arbeitete noch nach einem hochge-
wölbten Modell. Seme Arbeit ist roh, die Einlage unge-
schickt gemacht und der Lack armselig.
Geigenzettel : lohn Hare at y- Viel & Flute, near ful
Royal Exchange in Cornhill London, (gedruckt).
Hare, Joseph. — London (Cornhill). 1720.
1726
Von ihm sind bisher nur wenige Gelgen bekannt. Er ist
jedoch nach Sandys & Forster der erste Engländer, der
ein flaches Modell anwendete; auch sein Lack von
leuchtender roter Farbe ist vorzüglich. Er war jeden-
falls ein besonders begabter Mann, der seinerzeit nur
nicht durchdrang, da in England lange das Stainer-
modell allem in Ansehen stand. Er soll eine Zeitlang mit
Freeman zusammen gearbeitet haben.
Geigenzettel : Joseph Hare at y- Viole & Flute / near the
Royal Exchange / in Cornhill London / 1 726 (gedruckt)
Harford, Patrik (Patritius). — Rom. 1742
Em Irländer oder Engländer, der sich in Rom der
italienischen Schule anschloß. Schöne Form, blaß-
brauner Lack.
Hargreaves, William. — Manchester. 1889
Wahrscheinlich ein Liebhaber, der, wie eine Violine
beweist, die er im Jahre 1889 mit der Nummer 21 ver-
sah, eine gewisse Geschicklichkeit erlangt hat.
Harham. — London. 1765. 1785
Wenig bekannter englischer Geigenmacher des 1 S.Jahr-
hunderts.
Haringer (Häringer), Hans. — Wien. 1675.
1676
Er soll als Lautenmacher im Dezember 1675 das Wiener
Bürgerrecht erlangt haben. Obwohl Lauten und Geigen
von ihm vorkommen, konnte ich Urkundliches über ihn
nicht beibringen. Er stammte jedenfalls aus Füssen und
gehörte zur Familie Heringer und dürfte bald nach
seiner am 26. Januar 1676 erfolgten Eheschließung ge-
storben sein.
Harkendorf, Hans. — Flensburg. 1652
Eine schöne Altgambe von ihm besitzt W. Heyers
Musikhistorisches Museum in Köln (Nr. 803). Weder
Im Flensburger Archiv, noch In den Flensburger
Kirchenbüchern findet sich Irgendein Eintrag mit
seinem Namen.
Harley. — London. 1805
Eine englische Zither mit Klaviatur, die der dänischen
Erbprinzessin gehört haben soll, besitzt Claudius in
Kopenhagen. Er soll auch Lauten gemacht haben.
Geigenzettel: Harley maker. / Wych street. London
1805 (gedruckt).
Harloff, W. — Bergen. 19. Jahrhundert
Ein von ihm verfertigtes Psalmodicon (Monochord)
befindet sich In der Sammlung Crosby Brown In New
York (Nr. 981).
Harlot, Fran^ois. — Mirecourt. 1757. 1772
Unter den Bogenmachern seiner Heimat einer der
ältesten, deren Namen überliefert sind.
Harmand (Harmond), Nicolas. — Mirecourt.
1755. 1789
Er legte am 1 9. Februar 1 772 den Schwur als Meister
der Mirecourter Lautenmacherzunft ab und war einer
der besseren Geigenmacher seiner Zeit, jedenfalls
der beste aus seiner Familie. Er bevorzugte ein kleines
Modell, seine Arbeit ist gut, er verwandte gutes Holz
und rötlichen Lack. Seine Geigen haben einen welchen
Ton. Seine Werkstatt nannte er »Au RoI David«, was
auch auf seinem Brandstempel steht, den er gewöhnlich
am Boden unter dem Halse anzubringen pflegte. Von
Mitgliedern seiner Familie werden noch genannt sein
Bruder
Jean H. 1766, ferner
Joseph H. 1780. 1789
Louis H. 1784. 1789 und
Philipp H., der schon 171 9 und noch 1 727 vorkommt.
Harmand. — Mirecourt. 1830—1870
Vielleicht ein Enkel von Nicolas H. Besonders als
Bogenmacher geschätzt.
Harnisch, Hermann. — Darmstadt. Geb. 1859
in Gera
Sohn von J. Gottlieb H. und dessen sowie Otto
Bauschs Schüler, arbeitete von 1881 — 1885 In Reval,
wo er auch als Musiker tätig war, wurde 1885 Hof-
musiker in Darmstadt und übernahm das Geschäft von
F. Diehl. Im Jahre 1895 wurde er zum großherzogl.
Hofinstrumentenmacher ernannt. Er beschäftigt sich
hauptsächlich mit Reparaturen ; die wenigen von ihm
gemachten Instrumente haben Spirituslack und tragen
folgenden Zettel : Hermann Harnisch, / Hofinstrumen-
tenmacher, / Darmstadt 18 (gedruckt).
200
Harnisch — Härtung
Harnisch, Johann Gottlieb. — Gera. Geb. 1827
in Scheubengrobsdorf b. Gera (Reußj. L.)
Schüler von L. Bausch und von dessen Sohn Louis B.
in Leipzig, war von 1853 — 1857 in verschiedenen Orten
tätig und machte sich 1857 zu Gera selbständig. Be-
schäftigt sich mit Neubau (und Reparatur) nach
italienischen Vorbildern, wobei er seine Erfindung,
mit verschieden altem Holz zu decken, zur Anwendung
bringt; auch Form und Lage des Balkens, sowie der
Stimme behandelt er nach eigenen Grundsätzen und
wendet gewöhnlich Spirituslack an. Er ist seit Jahren
Hofinstrumentenmacher.
Geigenzettel: J. G. Harnisch / Instrumentenmacher in
Gera / Reparirt März 1 864. (geschrieben).
Harp, Johann. — Kopenhagen. 1730
Ein wenig bekannter dänischer Geigenbauer, von dem
die Sammlung Savoye in Paris eine Bratsche bewahrt.
Vielleicht ist dieser Harp ein Verwandter jenes Königs-
berger Gregorius, dessen Familienname »Karg« ge-
lesen wird, bei dem aber auch die Lesart Harp zu-
lässig ist.
Harras, ein thüringischer Geigenmacher, der in
Olze bei Großbreitenbach lebt
Harras, Adolf. — Masserberg (Thür.). 1893.
1901
Wenn er auch in der Regel billige Geigen herstellt, so
versteht er es doch ganz gut, die Italiener oder Stainer
nachzuahmen. 1 898 erhielt er für seine Geigen in Erfurt
die bronzene Medaille.
Harris (Harrys), Charles I.
1780. 1800
Oxford, London.
Ein Geigenmacher, der von seinen Bewunderern der
»englische Lupot« genannt wurde. Pearce sagt von ihm :
»His Instruments are among the f inest of the English.«
Er kopierte Stradivan und Amati und gebrauchte einen
prachtvollen rötlichen Lack, klebte aber nur selten
Zettel ein. Besonders gelangen ihm seine Violoncelli.
Er wohnte Cannon Street Road, Ratcliffe Highway, eine
Zeitlang arbeitete Gilkes bei ihm. So tüchtig er auch
war, scheint es ihm doch nicht besonders gut ge-
gangen zu sein, da er, um leben zu können, eine Stelle
als Hafenzollbeamter annehmen mußte.
Harns, Charles II. — Oxford, London. 1818.
1830
Altester Sohn, Schüler seines Vaters Charles I H. und
als solcher Mitschüler von Samuel Gilkes. Er wohnte
erst in Oxford (Alderbury) und ging dann nach London.
Von ihm ist wenig bekannt, da er viel für John Hart
arbeitete. Seine Geigen sind im ganzen gut, er hebte ein
langes Modell, schmale Zargen und gelben Lack. Seine
Zettel sind zumeist geschrieben. Eine Violine von ihm
aus dem Jahre 1820 besitzt T. W. Taphouse.
Harris, J. E. — Gateshead-on-Tyne. 1910
Geschickter englischer Geigenbauer der Gegenwart,
der auch besondere Sorgfalt auf das Lackieren ver-
wendet.
Hart, George I. — London. Geb. 1839,
t 25. April 1891
Sohn von J. Th. Hart. Er war als trefflicher Geiger
Schüler von Sainton, und wurde der Geschäftsnach-
folger seines Vaters. Er machte selbst zwar keine Instru-
mente, doch war er einer der besten Kenner und hat
zwei wertvolle Bücher herausgegeben : »The violin, its
famous Makers and their Imitators« (London 1875 und
1887) und »The violin and its music« (1881), von denen
man allerdings sagt, daß sie zum guten Teil von Charles
Reade, dem trefflichen Novellisten und Geigenlieb-
haber, geschrieben worden seien. Mit seinem Sohne zu-
sammen eröffnete er in seinen letzten Lebensjahren eine
eigene Geigenmacherwerkstatt.
Geigenzettel : Hart & Son / — Makers — / 28 Wardour
Street / 18 London 90 / No 170 (gedruckt).
Hart, George II. — London. Geb. in London-
Warwick 4. Jan. 1860
Sohn von George I H. Nachdem er in Paris seine Aus-
bildung als Geigenmacher abgeschlossen hatte, trat er
in das Geschäft seines Vaters ein und fügte diesem eine
eigene Werkstatt hinzu. Die Firma lautete von da an
»Hart & Son« und lautet noch so. G. II Hart gilt als
tüchtiger Meister, dessen Spezialität die getreue Kopie
Italienischer Geigen ist.
Geigenzettel: Abb. 365, 366, 371.
Hart, John Thomas. — London. Geb. 17. Dez.
1805, t I.Jan. 1874
Er trat im Mai 1820 in die Lehre bei Samuel Gilkes und
entwickelte sich bald zu einem tüchtigen Meister, so
daß er schon 1825 seine eigene Werkstatt eröffnen
konnte. Er hat zwar nicht viele neue Geigen gebaut,
diese aber dürfen als gute Amatikopien gelten. Be-
deutender war er jedoch als Kenner italienischer Geigen
und als trefflicher Reparateur. Mit Tarisio stand er in
lebhafter Geschäftsverbindung.
Geigenzettel: John Hart / maker. / 14. Princeß Street,
Leicester Square ,' London anno 18 . . (gedruckt).
Hartan^), Carl. — Köln. 1874. 1875
Beschäftigte sich viel mit Wiederherstellungen, die je-
doch, da er Autodidakt war, nicht fachmännisch durch-
geführt sind.
Geigenzettel : Carl Hartan / Jnstrumentenmacher /
Cöln 1875 (gedruckt).
Härtung (Harton), Michael.
1624
Padua. 1602.
Zweifellos deutschen Ursprungs und zwar wahrschein-
lich aus Füssen eingewandert, wo der Name Härtung
heimisch ist und wo man ihn auch auf einer aus der
Mitte des 16. Jahrhunderts stammenden runden Holz-
tafel mit 104 Geschlechternamen im städtischen Mu-
seum zu Füssen verzeichnet findet. Michael Härtung
suchte allerdings seinen Namen.den Wälschen dadurch
^) Der Nanie wird irrtümlich auch als »Härtung« an-
geführt.
Harvle — Haut
201
mundgerechter zu machen, daß er sich Harten statt
Härtung schrieb. Baron sagt von ihm : »Michael Här-
tung Anno 1624 zu Padua. Dieser Härtung hat noch
bey dem gantz jüngeren Leonhard Tieffenbrucker,
welcher auch gar feine Arbeit gemacht, welche fast mit
der Vendelino Tieffenbruckers übereinkommt, zu
Venedig gelernet.« — Eine Laute und eine Theorbe von
ihm sind im germanischen Museum zu Nürnberg (44).
Geigenzettel : Padove Michielle (Hart)on (gedruckt). —
MjH / In Padova / Michielle Harten 160(2?) (gedr.).
Harvie, Robert, ein geschickter Dilettant, der
1848 in BerwIck-on-Tweed lebte
Haslwanter, Johann. — München. Geb.
11. Febr. 1824 zu Krlnn b. Mittenwald,
t 4. Sept. 1884 In München
Pflegesohn und Schüler von Ignaz Simon. Er be-
gründete 1851 seine noch bestehende Firma und ver-
legte sich fast ausschließlich auf die Herstellung von
Zithern. Eine Mandolinenzither von ihm besitzt W.
Heyers Musikhistorisches Museum in Köln. Sein Sohn
Johann Otto H. ist sein Nachfolger.
Hass, Hieronymus Albrecht. — Hamburg.
1743. 1785
Vater und Sohn J. A. Hass (Hasse). Daß sie auch
Lauten u. dgl. gebaut haben, ist wahrschemlich, doch
waren sie nur als Klaviermacher berühmt. Ein im
Rokokostil reichverziertes Klavizimbel mit zwei
Manualen und vielen Registern besitzt das Kopen-
hagener musikhistorische Museum.
Hassert (Hasert), J. C. — Eisenach(?). 1728
Der Stammvater der Familie. Auf dem Zettel seines
Sohnes Johann Georg, der mir vorlag, war sein Wohn-
ort unleserlich. Eine von ihm im Jahre 1728 gebaute
Violine führt das 1773 aufgestellte Inventar der da-
maligen Cöthener Hofkapelle auf. Hier werden die
Vornamen J. C. angegeben, leider aber nicht der Wohn-
ort. Diesen nennt jedoch J. Ph. Eisel in seinem 1738
erschienenen Musicus avroÖi(i(ty.To^, indem er unter
den besten Gamben diejenigen '>Haserts aus Eisenach«
hervorhebt.
Hassert (Hasert), Johann Christian. — Rudol-
stadt. Geb. I.Mal 1759 zu Rudolstadt,
t daselbst 3. Mal 1823
Sohn des Johann Georg Christian H. (»Fürstl. Musi-
cal.-Hoff- und Feldtrompeters«). Auch er ward fürstl.
Hoftrompeter und war einer der bekanntesten Geigen-
macher seiner Zeit. Er ahmte die hohe Wölbung
Stainers nach und verarbeitete gutes Holz, doch haben
seine Geigen nur einen kleinen, spitzen Ton.
Hassert (Hasert), Johannes Georg Christian. —
Elsenach, Rudolstadt. 1746. 1775
Er lebte ursprünglich in Eisenach und kam später als
Hoftrompeter nach Rudolstadt. Er war ein tüchtiger
Meister, der nach italienischen Vorbildern arbeitete.
Im Selhofschen Versteigerungsverzeichnis (1759)
kommt eine Geige von ihm mit der jedenfalls falsch ge-
lesenen Jahreszahl 1716 (es wird 1746 heißen sollen)
vor. Otto hält ihn für einen Bruder von Joh. Christ. H.,
und nach Ottos Vorgang wird er in vielen Büchern auch
jetzt noch dafür ausgegeben. Auf einem leider verletzten
geschriebenen Zettel liest man : .... aserti filius /
.... (unleserlich) / Johann Georgius Hasertius / Rudol-
stadtensis Anno 1750. Eine Tenorviole von ihm vom
Jahre 1 753 besitzt C. van Raalte.
Geigenzettel: Hassert / Eisenach 1772. (gedruckt). —
(-}- J. H. im Kreis, Johannes Hasert Isenacensis, /
Faciebat Anno 1775 (gedruckt).
Haudek, Carl. — Wien. Geb. In Wien 21 . Okt.
1862, t 14.Juh 1919
Schüler von C. H. Voigt. Als Gehilfe kam er zu Lem-
böck, wurde Geschäftsführer und 1892 durch Kauf
Nachfolger der Firma G. Lemböck. Er besaß mehrere
Ausstellungsmedaillen und war Mitglied der Aus-
stellungskommission für Paris 1900, Kommerzialrat der
niederösterreichischen Handels- und Gewerbekammer
und seit 1910 auch handelsgerichtlich beeideter Schätz-
meister. Von ihm sind einige sehr gute Geigen und
Violoncelli bekannt, auch war er ein vielbeschäftigter
Reparateur.
Geigenzettel: Abb. 331.
Haughton, C, australischer Gitarren- und
Banjomacher, der 1888 In Melbourne (Carl-
ton) lebte
Hauser, Antonl. — Reutte a. Lech. Geb. 1 726,
t 5. März 1806 In Reutte (nach Dr. Waldner)
Zur Vilser Schule gehörig. Ein kleines Violoncello von
ihm besitzt das Ferdinandeum in Innsbruck.
Geigenzettel : Antoni Hauser Lauten- / macher i. Reuti.
A. 1 794. (geschrieben).
Hauslelb (Hauslleb). Lorenz. — Nürnberg.
1598
Er war Bürger von Nürnberg und wurde vom Kur-
fürsten Friedrich IV. von der Pfalz laut einer Urkunde
vom 3. Juli 1598 in Dienst als Instrumentenmacher
und Stimmer genommen. Er mußte nach Erfordern,
mindestens aber zweimal jährlich, im kurfürst-
lichen Hoflager erscheinen, um alle Instrumente —
auch die Orgeln — instand zu setzen, wofür er 50 fl.
Gehalt bezog. Seine Bestallung ist eingetragen im
Pfälzer Kopialbuch 860 (Großherzogl. Bad. Geh.
Landesarchiv).
Hauszer, Gustav. — Budapest, Zombor, Nagy-
varad (Großwardein). 1888
Ein Blasinstrumentenmacher, der sich auch hier und da
mit Geigen beschäftigt.
Haut, Gottfried. — Lodz. 1840
Seiner .-Arbeit nach ein Dilettant ohne Fähigkeiten.
Statt der Einlagen malte er grobe Linien an den Rand,
die Schnecken schnitzte er flach und sehr unsauber.
Geigenzettel: Gottfr. Haut / Lodz 1840 (geschrieben)
202
Hautstont — Heap
Hautstont, Charles. — Brüssel. Geb. 1863
Schüler von N. J. Vuillaume. Er ist ein tüchtiger
Geigenmacher und Kenner alter Geigen und war
wiederholt für das Museum des Brüsseler Konser-
vatoriums beschäftigt.
Havas, Stephan (Istvan). — Budapest. Geb.
1872
Schüler von J. Brückner, auch als Bogenmacher ge-
schätzt.
Geigenzettel: Havas Istvan / mühangszerkeszitö /
Budapest / Üllöi üt 1 6 B. (gedruckt).
Havelka, Johann Baptist. — Linz a. D. 1741 .
tum 1799
Er erlangte 1761, vielleicht als Nachfolger von Blasius
Weigert, die Geigenmacher-Gerechtigkeit und das
Bürgerrecht in Linz. Seine älteste Arbeit trägt die
Jahreszahl 1756 und war in der Wiener Musik- und
Theaterausstellung zu sehen. Er gebrauchte auf semen
Zetteln bald nur den Taufnamen Johann (Joannes),
zuletzt ausschließlich Johann Baptist. Seine Arbeit
ist sorgfältig und steht zwischen der Wiener und Prager
Schule; dem Namen nach muß er ein geborener Böhme
gewesen sein^). Im Jahre 1799 wurde Meinrad Frank
sein Nachfolger, er dürfte daher anfangs 1 799 gestorben
sein. Eine gute Violine von ihm von 1783 besitzt das
Stift St. Florian in Oberösterreich, eine andere, gleich-
falls sehr sauber gearbeitete Violine aus dem Jahre 1 793
besaß Gh. Mahillon in Brüssel, eine Viertelvioline (von
1766) die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Geigenzettel: Abb. 322 und 346.
Havelka, Simon Johannes. — Linz a. D. 1 763.
1774
Vermutlich ein Bruder von Johann Bapt. H. und m
seiner sorgfältigen, sauberen Arbeit diesem ähnlich.
Eine Violine, eine Viola und ein Violoncello von ihm
aus den Jahren 1 763, 1 766 und 1 774 besitzt das Stift
St. Florian in Oberösterreich.
Geigenzettel: Simon Joannes Havelka / fecit Lincii,
1 763 (gedruckt).
Havemann, Carl Friedrich. — Klingenthal.
1750. 1785
Sohn von David Christ. H. und, wie dieser, auch musi-
kalisch gebildet.
Havemann, David Christian. — Klingenthal.
1722. 1730
Seinem Zettel nach war er schon 1722 Organist; als
Meister erscheint er in den Innungsbüchern jedoch
erst 1730.
Geigenzettel: David Christian Havemann / Organist
und Violinmacher in / Klingenthal 1722 (gedruckt).
') Auf manchen seiner Zettel findet sich dasselbe Em-
blem wie bei Hulinzky.
Havemann, Friedrich Wilhelm. — Klingen-
thal. 1761
Sohn von Carl Frledr. H. — Der unbekannteste der
Familie.
Hawes, William. — Northampton. 1912
Er gilt als guter Reparateur und soll als Tonverbesserer
Erfolge erzielt haben.
Hawkes & Son. — London
Eine 1855 begründete Musikinstrumentenhandlung,
die seit 1890 in ihrer Werkstatt auch drei Geigenmacher
mit dem Neubau von Violinen beschäftigt, die als
»Konzert-Violinen* usw. in den Handel kommen.
Hawkins, J. J. — London? 1800
Erfinder einer Geige ohne Zargen und Boden, auf die
er 1800 in England ein Patent nahm.
Hawliczek (Havlicek), Friedrich. — Wien,
tum 1906
Er begründete 1878 sein Geschäft und war der Nach-
folger von Fr. Charwath. Er soll hauptsächlich in
Schönbach vorgearbeitete Geigen fertig gemacht und
kleine Reparaturen ausgeführt haben. Sein Geschäft
wird von seinem Neffen fortgeführt.
Hawraneck, Otto. — Markneukirchen. Geb.
16. Mai 1866
Ein Geigenmacher böhmischer Abstammung, der für
den Handel arbeitete und selbst Handel trieb, aber
schon vor 1900 von Markneukirchen fortgezogen ist.
Haxby (Hardy?), Thomas. — York. 1770
Ein wenig bekannter Meister, von dem auf der Lon-
doner Music Loan Exhibition 1904 eine Zither aus dem
Besitze von A. F. Hill ausgestellt war.
Haynes, Jacob. — London. 1746
Er baute nach dem Stainermodell und nach Barret, hat
aber nichts Hervorragendes geschaffen.
Haynes, W. S. — London. 1854. 1902
Englische Geigenfirma der Gegenwart (Haynes & Co.,
Lim.)^), Großhandlung mit Musikinstrumenten. Die
Firma stellt Geigen zu verschiedenen Preisen her und
gibt ihnen besondere Namen, so: »Bienfait«, »Hidalgo«,
»El Tesoro«, »Stradella«, »Ruggielli«, »Anton Kessel«,
»Herm. Schlosser«, »Vosgien«, »Carrodus« und
»Haynes« usw.
Heap, John Knowles. — Leeds. 1851
Stellte 1851 ein Violoncello aus, das nach einem an-
geblich auf mechanischer und mathematischer Basis
ruhenden, ganz neuen Prinzipe gebaut war, und das
nach seiner Behauptung auch nicht einen mangelhaften
Ton in seiner ganzen Skala hatte.
^) Früher: Haynes, Foucher & Co.
Heaps — Heberlein
203
Heaps, Alfred Walter. - Sidney, N. S. W.
Geb. 1854
Er gilt in Australien als guter Geigenmaclier und soll
auch einen schönen OUack verarbeiten.
Heath, S. F., lebte im 19. Jahrhundert in Bir-
mingham
Heaton, William. — Gomersal. Geb. 1827.
1899
Englischer Geigenmacher, der ursprünglich wie sein
Vater und Großvater Kunsttischler war. Schon in
seinem 15. Jahre versuchte er ein Violoncello zu bauen,
aber erst um 1872 machte er den Geigenbau zu seinem
Bemfe, und da er mit Geschick und großer Sorgfalt
arbeitete und sich als feiner Holzkenner bewährte, fand
er bald die Anerkennung musikverständiger Leute.
Seine Geigen sind in den Umrissen nach Stradivan, in
der Wölbung nach Maggini gebaut.
Geigenzettel: William Heaton / Maker. / Hill, Top,
Gomersal ' Nr. . . . Leeds (gedruckt).
Heber, Carl Wilhelm. — (Mark) Neukirchen.
Geb. um 1712. 1740
Er ward am 20. März 1 734 Meister und arbeitete nach
den üblichen Vogtländer Modellen. Er liebte eine flache
Wölbung und niedrige Zargen. Auf seinen Zetteln fehlt
entweder der Wohnort, oder es ist Absam (Absom) da-
für angegeben. In einer seiner Geigen fand Aug. Diehl
einen zweiten Zettel mit den Versen :
Viel falsches nachgemacht
Sich da und dort schleicht ein,
Drum sieh mein Petschaft an
Willst nicht betrogen seyn.
Geigenzettel : Carl Wilhelm Heber / Lauten & Violin-
macher fecit 17 . . (gedruckt). — Carl Wilhelm Heber,
setv (sie) / Jacobs Stainer in Absam prope / Oenipun-
tum Ao 1758 (gedruckt).
Heber. — Stettin. Um 1860
Ein Stettiner Theatermusiker, der sich mit dem Geigen-
bau beschäftigte und einige neue Geigen gemacht
haben soll.
Heberl (Heberle) s. Tomaso Eberle
Heberlein, Albert August jun. — Mark-
neukirchen 1921
Geigenbaumeister, dessen Violinen und Violoncelli
gelobt werden.
Heberlein, Albert Theodor. — Markneu-
kirchen. Geb. 1880
Zweiter Sohn und Schüler von Heinrich Th. H. jun.
Ein tüchtiger Geigenmacher, der im väterlichen Ge-
schäfte tätig ist.
Heberlein, Carl August. — Markneukirchen.
Geb. 9. Juli 1805, t2 I.März 1879
Schüler seines Vaters Johann Gottlob H. und dann des
Dresdener Hofinstrumentenmachers Aug. Fritzsche.
Er begründete 1835 sein heute noch unter der Firma
seines Sohnes Heinrich Th. H. jun. fortbestehendes
Geschäft und machte außer Geigen auch vorzügliche
Gitarren und Lauten, verlegte aber sich in den letzten
Jahren ausschließlich auf das Geigenmachen.
Heberlein, Chr. August (gen. »Spohr<<). —
Markneukirchen. Geb. 1814, f 1894
Er war "Baßmacher« von Beruf und hat daher wohl nur
sehr wenige Violinen aus Liebhaberei gemacht; es
erklärt sich dadurch auch, daß diese keinen eigentlichen
Kunstwert haben. Seinen Beinamen verdankt er dem
Umstände, daß er einen Kinnteller erfunden hatte, den
er »Spohr« benannte. Die Markneukirchener nannten
ihn von da an selbst kurzweg den >>Spohr«.
Heberlein, Christoph. — (Mark) Neukirchen.
Geb. 1690, t 1761
Er klebte selten einen Zettel in seine Geigen, die nur
gute Durchschnittswaren genannt werden können. Er
starb im Alter von 71 Jahren, weniger 1 Monat und
5 Tage.
Heberlein, Ernst Heinrich. — Markneukirchen
Geb. 26.JuH 1814, t lO.Juh 1894
Sohn und Schüler von Joh. Gottlob H. In seiner Jugend
baute er einige Geigen, später verlegte er sich jedoch
ganz auf das Gi'arrenmachen und erlangte dann einen
gewissen Ruf. Nach einer Pnvatmitteilung soll er auch
den Beinamen »Spohr« geführt haben (oder nur er?),
»da er lange Zeit der einzige Violoncellospieler in Mark-
neukirchen war«. (Die Begründung des Beinamens
erscheint mir dadurch allerdings nicht sehr stichhaltig.)
Heberlein, Ernst Julius. — Markneukirchen.
Geb. 22. Dez. 1865
Er gilt als geschickt, ist aber noch wenig hervorgetreten.
Heberlein, Fritz. — Markneukirchen
Er bestand im Jahre 1920 die Meisterprüfung als
Geigenmacher.
Heberlein, H. — Königsberg. 1895
Ein Markneukirchener, der einige Zeit in Königsberg
ansässig war, nicht zu verwechseln mit dem Violoncello-
virtuosen Hermann Heberlein, der jetzt in Amerika lebt.
Heberlein, Heinrich Richard. — Markneu-
kirchen. Geb. 31. März 1847
Er war Baßmacher.
Heberlein, Heinrich Theodor jun. — Mark-
neukirchen. Geb. 5. Nov. 1843, f 1910
Schüler seines Vaters Carl August H., ging von 1861
bis 1863 zu Riechers und machte sich 1863 in seinem
Geburtsorte selbständig. Er gehörte zu den besten
Geigenmachern Markneukirchens seiner Zeit und be-
zeichnete seine von ihm selbst gemachten Instrumente
im Gegensatz zu vielen vogtländischen Berufsgenossen,
die die »Zettel nach dem Modell einkleben«, stets mit
seinem Namen. Schon 1873 wurden seine Arbeiten
204
Heberlein — Heesom
denen des Franzosen Thibouville gleichgestellt. Er
imitierte die alten Meister, sowohl was Sauberkeit der
Arbeit als auch was den Ton anbelangt. Er besaß sieben
erste Ausstellungspreise und den Albrechtsorden. Er
hielt auf die Ehre seiner Kunst und hat auch als Lehrer
der Fachschule für Instrumentenbau verdienstvoll ge-
wirkt. Sein Geschäft wird von seinen Söhnen fort-
gesetzt.
Geigenzettel: Abb. 337 und 345.
Heberlein, Johann Gottlob. — Markneu-
kirchen. Geb. H.August 1782, t 2. Mai
1856
Schüler von Joh. Gottlob Schönfelder. Da er selbst ein
tüchtiger Geiger war, arbeitete er mit Eifer darauf hm,
einen guten Ton zu erzielen, und machte auch manchen
interessanten Versuch. So stallte er 1813 mit Hilfe des
Blasinstrumentenmachers Dürrschmidt eine Geige aus
Messing her usw.
Geigenzettel: Johann Gottlob Heberlein / Violin
macher et Musicus / in Neukirchen 1816 (gedruckt). —
Johann Gottlob Heberlein / Geigenmacher und Musi-
cus in Neukirchen (gedruckt) und Abb. 355.
Heberlein, Julius. — Markneukirchen
Lebt als Streichinstrumentenmacher in seinem Hei-
matsorte.
Heberlein, Paul. — Markneukirchen. Geb.
15. Mai 1872
Er lernte bei seinem Vater Heinrich Th. H. jun., war
dann durch drei Jahre der letzte Schüler von August
Riechers in Berlin und hat nach dessen Tode auch das
Geschäft bis zur Auflösung desselben geführt. Er ist ein
tüchtiger Meister und im väterlichen Geschäft tätig.
Heberlein, Reichard. — Markneukirchen. Geb.
1871, t 1895
Er war kurze Zeit in der Geigenmacherlehre, wurde
aber Kaufmann.
Heberlein, Richard. — Nürnberg. Geb. 1862
in Markneukirchen
Schüler von Adolph Hammig, bei dem er von 1876 an
drei Jahre lernte. Er arbeitete darauf bei Gustav Roth
und Albin Vogt und später bei Liebich in Breslau.
Nach Beendigung seiner Militärzeit kam er zu Ludwig
Glaesel und Heinrich Theod. Heberlein. Von da ging
er nach Berlin, nach Rußland und war Werkführer bei
Altrichter in Frankfurt a. 0. Zuletzt kam er nach Nürn-
berg, richtete das Weidingersche Geschäft ein und blieb
fünf Jahre da. 1894 eröffnete er seine eigene Werkstatt
und machte sich einen Namen als tüchtiger Geigen-
macher.
Hec, Giovanni. — Rom. 1606
Ein m Rom ansässiger vlämischer Lautenmacher, der
1606 als Zeuge urkundlich erwähnt wird. Er war viel-
leicht der Eigentümer der unter der Firma »ä la Trinitä«
bestehenden und schon 1 590 in Rom erwähnten Lauten-
macherwerkstatt und dürfte richtig Hecke (van Hecke
oder Eecke geheißen haben ; wahrscheinlich ist er
identisch mit Giovanni Ecchio. — Ein Van Hecke
(Vaneck) wird noch 1 773 als Erfinder einer zwölf saitigen
Gitarre genannt.
Hecha. — Cadix
Ein Mandolinenmacher, der um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts in Cadix lebte, soll diesen vielleicht falsch
übermittelten Namen geführt haben.
Heck, August, hat sich als Geigenmacher in
Baltimore niedergelassen
Heckel, Friedr. August. — Markneukirchen.
Geb. 11. Febr. 1840 in Adorf
Er war eine Zeitlang in Markneukirchen ansässig und
hauptsächlich für Händler tätig, scheint aber inzwischen
gestorben oder wieder verzogen zu sein.
Heckel, Heinrich Wilhelm. — Markneukirchen
Geb. 13. Nov. 1856, t 26. Dez. 1894
Die wenigen Geigen, die seinen Zettel tragen, sind in
der Hauptsache zusammengesetzt aus den einzelnen
Bestandteilen, die von Facharbeitern hergestellt wurden.
Heckel, Rudolf. — Dresden. Geb. 1857 in
Markneukirchen
Schüler von Ludwig Gläsel. Nach beendigter Lehrzeit
kam er zu Adolf Paulus (Firma Otto Bausch) und von
da zu Ernst Liebich, bei dem er etwa fünf Jahre lang
blieb. Nachdem er dann noch längere Zeit bei August
Riechers gearbeitet hatte, ging er nach Dresden, wo er
sich im Jahre 1884 selbständig machte. Er fertigt ge-
treue Kopien nach alten Meistern; arbeitet haupt-
sächlich nach Stradivari und verwendet einen selbst-
bereiteten Ollack. Er erwarb sich bereits mehrfache
.'\uszeichnungen. — Eine aus Wilhelmjs Besitz stam-
mende Violine ging in den Besitz P. de Wits über.
Geigenzettel : Abb. 356.
Heel, Martino. — Genua. 1697. 1706
Dem Namen nach ein Deutscher. Da der Familien-
name Heel in Füssen heimisch ist, liegt es nahe, auch
diesen Deutsch-Italiener für einen Füssener Meister zu
halten. Sein Modell ist hochgewölbt, sein Lack rot-
braungelb und von gutem Glanz. .Seine Böden zeigen
gewöhnlich das Holz nach der Schwarte geschnitten,
die Decken sind dreiteilig, haben also zwei Fugen. Die
Schnecke ist plump und erinnert in den Umrissen an
Maggini. Von ihm besitzt das Museum des Pariser
Konservatoriums eine hübsche Viola, ein Violoncello
befindet sich in Freiburg i. Br.
Gelgenzettel : Mardino Heel in / Genova. 1 697. (gedr.).
Heesom, Edward. — London. 1748. 1750
Geigen von ihm kommen nur selten vor; sie sind leid-
lich gut und, wie fast alle zeitgenössischen englischen
Arbeiten, dem Stainermodell nachgeahmt.
Geigenzettel : Edward Heesom Londini fecit 1 749 (ge-
druckt).
Hegner — Heinel
205
Hegner, Franz. — Krems. Geb. 1818 (wahr-
scheinlich in Sandau), f um 1865
Ältester Sohn und Schüler von Franz Jos. Hegner.
Nach dem frühzeitigen Tode seines Vaters setzte er mit
der Mutter zunächst das väterliche Geschäft fort und
machte sich im Jahre 1845 selbständig, indem er beim
Bürgermeisteramt die Ausübung der freien Beschäfti-
gung der Geigenmacherei anmeldete. Er scheint eifrig
auf die Brautschau ausgegangen zu sein, es sind zwei
Gesuche von 1845 erhalten, in denen er um die Ehe-
bewilligung einkommt, jedesmal mit einer anderen
Braut, aber keine von beiden hat er wirklich geheiratet,
sondern erst 1853 die Anna Maria Alpers aus Stein, die
freilich schon 1856 starb. Er wohnte Haus Nr. 84 und
kam seinem Vater in keiner Beziehung gleich. Seine
wenigen Geigen sind formlos und handwerksmäßig ge-
arbeitet. Er war hauptsächlich Reparateur.
Hegner (Hägner), Franz Josef. — Sandau,
Krems. Geb. um 1797 in Sandau (Böhmen),
f 27. Juni 1837 in Krems
Er muß frühzeitig nach Krems gekommen sein, da
Geigen mit seinem Zettel schon 1824 aus dieser Stadt
datiert vorhanden sind. In den Akten des Gemeinde-
archivs ist er allerdings erst seit 1828 nachweisbar, in
welchem Jahre er sich beim Kreisamte beschwerte, daß
ihm von den Städten Krems und Stein die Befugnis zur
Ausübung des Saitenmachergewerbes verweigert wurde.
Von da an wird er in den Matrikeln stets als »Saiten-
macher« bezeichnet^), obwohl er hauptsächlich Gei-
genmacher war. In den damaligen Zunftverhältnissen
wird die Ursache dafür zu suchen sein, daß er sich
nicht in seinem eigentlichen Berufe anmeldete. Er
war mit Marie Josefa Fischer aus Sandau verheiratet
und brachte es trotz seiner Geschicklichkeit sein Leben
lang zu keinem Wohlstand. Schon m Sandau hatte er
mit Schwierigkelten zu kämpfen, so daß diese Stadt
noch im Jahre 1830 alte Erwerbssteuerrückstände bei
ihm eintreiben ließ. Erst 42 Jahre alt starb er an Lun-
genschwindsucht. Seine Geigen sind gut gearbeitet und
erinnern manchmal an die Art Kuliks, doch der Lack
läßt zu wünschen übrig. Er wohnte Haus Nr. 190.
Von seinen Söhnen wurde nur einer Geigenmacher,
ein anderer studierte.
Geigenzettel: Franz Hegner, me fecit / Cremsii 1824.
(gedruckt).
Heidegger, Eduard. — Passau, Lmz a. D. Geb.
1851
Schüler seines Stiefvaters Johann Hornsteiner in Passau,
ging dann zu Neuner nach Mittenwald und besuchte
die dortige Geigenmacherschule unter Kofier, arbeitete
als Gehilfe in Wien und Pest und machte sich zuerst mit
seinem Bruder Georg II H. ii Passau selbständig. An-
fangs 1873 ließ er sich in Linz nieder, wo er eine
Saiteninstrumentenfabrik und Saitenmacherei be-
gründete. Er verlegte sich hauptsächlich auf das Zither-
machen und besitzt dafür etwa 37 Ausstellungs-
medaiUen.
^) Nur im Verehelichungsschem seines Sohnes heißt er
»gewesener Instrumentenmacher«.
Heidegger, Georg I. — Passau. Geb. 22. Juli
1815, t 16. März 1859
Der Vater von Eduard und Albert Heidegger. Er lernte
in Adorf und begründete in seiner Vaterstadt seine
Werkstatt als Zithermacher. Nach seinem Tode setzte
die Witwe das Geschäft fort, das auf die Söhne Albert
(f 1879) und Georg II (f 1889) überging, nachdem sie
Johann Hornsteiner geheiratet hatte. Einer gewissen
Beliebtheit erfreute sich der von Heidegger nach Prof.
A. Schmids Angaben gebaute Resonanztisch für die
Elegiezither mit drei Böden und mitschwingenden
Saiten, der »Aliquodium* genannt wurde. Eine Schlag-
zither von ihm bewahrt W. Heyers musikhistorisches
Museum in Köln.
Gelgenzettel: Georg Heidegger / Musik-Instru-
mentenmacher in Passau / Repar. 1857 (gedruckt).
Heil, Johann, lebt in Crefeld und hat das
Geigenmachen hauptsächlich durch eigenes
Studmm erlernt
Heim, Michael. — Wien. 1696. 1713
Geigen und Lauten von ihm kommen nicht gerade
selten vor, trotzdem fand sich nichts Urkundliches über
ihn. Er dürfte jedoch, wie so viele Wiener Laulen-
macher, seinen Ausgang aus Füssen genommen haben,
wo der Name Heim mehrfach vorkommt. Seine Arbeit
ist gut, wenn auch ohne besondere Vorzüge.
Heims hieß ein um 1830 — 1840 in Amsterdam
ansässiger Geigenmacher
Sein Taufname dürfte Joseph gewesen sein. Er war
nicht ungeschickt und galt als guter Lehrmeister.
Hein, Martin. — Szekesfehervar (Stuhlweißen-
burg), Ungarn. Geb. 17. Nov. 1870 in Nagy
Maros
Schüler von Schunda in Budapest von 1886^1890,
arbeitete dann als Gehilfe bei Haudek und Theodor
Gutermann in Wien und bei Aug. Setzer und er-
hielt als Gehilfe auf der Millenniumsausstellung in
Budapest einen zweiten Preis. Im Jahre 1901 machte
er sich in Stuhlweißenburg selbständig. Er macht außer
Geigen auch Czimbale und handelt mit allen Musik-
instrumenten, auch besitzt er mehrere Ausstellungs-
medaillen.
Geigenzettel: Javi'totta Hein Märton / Mü hegedü
keszitö / Szekesfehervar. (geschrieben). — lavitotta
Hein Märton / hangszer keszitö Szekesfehervärott 19..
(gedruckt).
Heinel. — Markneukirchen
Als Geigenmacher sind tätig:
Heinel, Friedrich Ludwig. — Geb. 19. Jan.
1873
Heinel, Oskar Bernhard. — Markneukirchen.
Geb. 7.JuH 1871 (nicht 1874)
Schüler von Hans Jaeger in Markneukirchen, arbeitete
von 1888 — 1891 in Dresden und Hamburg als Gehilfe,
206
H.
einel
Hei
wo er Gelegenheit hatte, seine Ausbildung allseitig zu
vervollkommnen. Im Oktober 1893 machte er sich in
Markneukirchen selbständig und verfertigt recht sorg-
fältig durchgeführte Violinen, Violen und Violoncelli
nach Stradivari, Guarneri, Amati und Maggini; er ist
sehr geschickt in der genauen Nachahmung alter Mei-
sterwerke, verwendet sowohl Spintus- als auch emen
selbst zubereiteten feinen Ollack und ist ein sehr ge-
suchter Reparateur. Als Zettel klebt er den Abdruck
seines Stempels ein.
Geigenzettel: Oskar Bernhard Heinel / Streichinstru-
mentenfabrikation / und / Reparaturwerkstatt / Mark-
neukirchen 1. Sa. (Stempel).
Heinel, Otto AdoH. - Geb. 27. Juni 1868
Heini, Franz Xaver, — Kempten. 1826
Sein Name findet sich in sehr gewöhnlich gearbeiteten
Violinen (ohne Einlage) mit dürftigem Lack und un-
schönem Holz.
Geigenzettel : Xaver Hemi in der / Neustadt Kempten /
1826 (gedruckt).
Heinicke, Mathias. — Wildstem b. Eger. Geb-
1871 in Maria Kulm (Böhmen)
Schüler von E. Reinhold Schmidt in Markneukirchen,
arbeitete längere Zeit in Berlin und Budapest und ging
dann zu seiner weiteren Ausbildung nach Italien, wo er
hauptsächlich bei Degani blieb und viel gelernt hat. Im
Jahre 1897 machte er sich in Wildstem selbständig;
jetzt gehört er zweifellos zu den geschicktesten Geigen-
machern Nordböhmens und besitzt eine Anzahl erster
Ausstellungspreise usw. Er baut nach italienischen und
eigenen Modellen, letztere zwischen Stradivari und
Amati liegend (über Form) und zeichnet sich auch
durch außergewöhnlich treue Kopien bestimmter be-
rühmter Geigen aus. Er verarbeitet vorzügliches, mehr-
hundertjähriges Tonholz, das er sich aus alten Kirchen
usw. zu verschaffen gewußt hat, und verwendet Spiri-
tus- und Ollack, wobei er namentlich die Farbe des
Lacks italienischer Meister sehr gut trifft. Sein Bruder
Josef wurde sein Schüler und hat sich gleichfalls zu
einem tüchtigen Geigenmacher entwickelt.
Geigenzettel: Mathias Heinicke Geigenbauer / Wild-
stein b. Eger 19 Bohemia (gedruckt).
Heinke, A., war 1895 vorübergehend in Stettin
ansässig
Heinl, Johann. — Schnecken b. Fleissen. Geb.
in Fleissen 1868
Schüler von .August Bernhardt; war nach beendigter
Lehrzeit von 1885 — 1890 in der Fabrik von Reinhold
Schmidt tätig und machte sich 1890 in Schnecken bei
Fleissen selbständig, wo er jetzt Geigen und Violoncelli
nach den bekannten italienischen Modellen macht. Er
verwendet gelbbraunen Spintus- und Ollack. In seine
Instrumente klebt er die Zettel der Meister, deren
Modelle er nachahmt. — • Ein Josef Heini lebt in
Watzkenreuth b. Fleissen als Geigenmacher.
Heinle, J. — Paris. 1761
Vermutlich ein Deutscher, der vorübergehend in Paris
lebte. Es soll bisher nur eine einzige Geige von ihm be-
kannt sein.
Heinrich, Andreas. — Schönbach b. Eger
Geb. in Schönbach (Stadt) 1858
Sohn von Vinz. Heinrich und Schüler von Anton Pötzl.
Er arbeitete von 1873—1875 in Markneukirchen, 1875
in Leipzig und an andern Orten, ging 1876 nach Wien
und dann nach Budapest, kehrte nach Wien zurück und
war zuletzt in Breslau tätig, bis er sich 1 881 in Schönbach
selbständig machte. Er gilt als einer der besten Repa-
rateure in seiner Vaterstadt. Seine Geigen und Violon-
celli sind nach italienischen Meistern kopiert und mit
weichem, sattem Spiritus- und Ollack überzogen. Für
Händler klebt er den Zettel des Modells m die Geigen,
für besondere Kundschaften den eigenen Zettel. Er
wurde auf Ausstellungen mehrfach ausgezeichnet.
Heinrich, Johann s. Meiß
Heinrich, Vinzenz. — Schönbach b. Eger.
Geb. 1825, t 1871
Er war als Geigenmacher nicht ungeschickt, da er aber
fast nur für Händler arbeitete und seine Geigen aus
gelieferten Bestandteilen zusammensetzte, klebte er in
der Regel keine Zettel ein.
Heinrichs, Otto. — Berlin. 1895. 1898
Erfinder der sog. Schoßvioline (einer Art Streich-
zither), die er jedoch nicht selbst machte.
Heinzmann, Josef. — Schönbach. 1851. 1859
Er hatte als Violoncello- und Geigenmacher seinerzeit
einen gewissen Ruf, benutzte jedoch die Mitarbeit der
sog. Korpus- und Halsmacher usw.
Heisele (Aisselle, Eisele), Jakob. — Modena.
1614. 1629
Ein deutscher, in Modena ansässiger Geigen- und
Lautenmacher, auf den zuerst Valdnghi aufmerksam
machte (Nr. 1428), indem er aus der Chronik von
Spaccini (vom 10. Okt. 1614) zitiert: ȣ venuto moltidi
sono un Tedesco habitare, che fa lauti e chittanni et
simili instromenti, per excelentia« und einige urkund-
liche Belege beibringt, aus denen u. a. hervorgeht, daß
H. auch Bögen gemacht hat.
Hei, Pierre-Joseph. — Lille. Geb. 8. Febr.
1842 in Mazirot b. Mirecourt, f M.März
1902 in Lille
Nachdem er durch acht Jahre in Mirecourt das Geigen-
machen erlernt hatte, kam er nach Paris zu Seb. Vuil-
laume, den er zwei Jahre später verließ, um nach Aachen
zu Darche zu gehen. Im Jahre 1865 eröffnete er seine
eigene Werkstatt in Lille und machte es sich zur Auf-
gabe, die großen italienischen Meister (hauptsächlich
Stradivari, Guarneri, Amati und Maggini) in allen
Teilen genau zu kopieren, wobei er auch auf den Lack
besondere Sorgfalt verlegte, den er tatsächlich im Aus-
sehen dem Cremoneser sehr nahe zu bringen verstand.
Hei — Heiland
207
Seine Geigen sind, was Schönheit der Arbeit und des
Tons anbelangt, tadellos, und so erhielt er auch auf
allen von ihm beschickten Ausstellungen erste Preise
und wurde wiederholt als Juror berufen. Er erfand u. a.
einen Verlängerungsstachel für das Violoncell und eine
recht brauchbare Wirbelbefestigung.
Geigenzettel: Abb. 381.
Hei, Pierre-Jean-Henry. — Lille. Geb. 15. März
1884 In Lille
Sohn von Pierre-Joseph H., lernte bei Bazin in Mire-
court und schloß seine Ausbildung bei seinem Vater ab,
dessen Werkstatt er im Jahre 1902 übernahm. Er steht
seinem Vater nicht nach und erhielt 1904 in St. Louis
und 1906 in Mailand erste Preise für seine Geigen.
Held, Georg. — Ellwangen. 1788
In den Ellwanger Kirchenbüchern kommt sein Name
nicht vor. Nach einer unverbürgten Nachricht soll er
Musiker und Tischler gewesen sein, der in der Kapelle
des Propstes von Ellwangen beschäftigt war.
Geigenzettel : Reparirt von Georg Held / in Elwangen
1 788 (geschrieben).
Held, Johann Joseph. — Euskirchen, Beuel
b. Bonn. Geb. 17. Juli 1823 in Flamersheim
(Kr. Rheinbach), f 1904
Als Sohn eines Musikers war er auch zum Musiker be-
stimmt. Mit zwölf Jahren bereits ein tüchtiger Flötist,
sollte er von seinem dreizehnten Jahre an das Violin-
spiel erlernen. Hierdurch erwachte sein Interesse für
das Geigenmachen, und um einen Fehler seiner Geige
zu verbessern, machte er die ersten Versuche in dieser
Kunst. Er bildete sich allmählich autodidaktisch aus
und wagte sich schließlich auch an den Neubau. Sein
Brot verdiente er aber noch immer als Musiker. Nach
seiner Verheiratung siedelte er nach Euskirchen über
und eröffnete hier 1861 eine Musikinstrumentenhand-
lung und Reparaturwerkstatt. Im Jahre 1862 lernte er
den in Godesberg zur Kur weilenden Ole Bull kennen,
für den er mehrere Reparaturen ausführte. Im Jahre
1878 kam Ole Bull wieder zu Held und blieb 14 Tage
bei ihm als Gast, während welcher Zeit Held einen
glücklichen Gedanken des großen Geigers praktisch
durchführte, um Geigen einen auf allen Saiten gleich-
mäßig ansprechenden Ton zu verschaffen. Die neuen
Geigen gelangen so gut, daß Held von nun an dieser
Methode, die in der schrägen Lage des Baßbalkens und
der Stellung der Stimme besteht, treu blieb. Er erfand
auch eine »Substanz zum Imprägnieren der Decke«,
welche eine leichtere Ansprache bewirken soll. Sein
Sohn zweiter Ehe wurde sein Nachfolger. Biographie
und Bild in De Wits Zeitschrift 1893, Nr. 34.
Geigenzettel: I. I. Held, Geigenmacher in / Beuel
(gedruckt).
Held, Johann Josef Michael. — Bonn, Köln.
Geb. 14. April 1880 in Combahn (Kr. Bonn
Land)
Sohn und Schüler von J. J. Held, bei dem er auch als
Gehilfe tätig war. Beim Tode seines Vaters übernahm
er am 7. Dezember 1904 dessen Geschäft von seinen
Stiefgeschwistern. Im Jahre 1908 siedelte er nach Köln
über und erwarb sich bald Anerkennung und einen
ausgedehnten Kundenkreis. Auf der Turiner Aus-
stellung war er durch ein sehr gutes Quartett vertreten.
Auch seine Reparaturen werden sehr gelobt.
Heldahl, Anders. — Bergen. 1851. 1862
Er machte hübsche Hardangerviolinen mit reichver-
ziertem Griffbrett, die in fast allen Museen zu finden
sind, so auch im Museum des Konservatoriums in
Brüssel (Nr. 242).
Geigenzettel : Forfaerdiget af Anders Heldahl / Violin-
mager, Bergen 1850 (gedruckt).
Heldt, Niklas. — Rostock. 1599
Nach Koppmanns Beiträgen zur Geschichte der Stadt
Rostock (Bd. IV, Heft 2, S. 110: Auszug aus dem
Bürgerverzeichnis) hat am 15. September 1599 »Niclas
Heldt, ein lutenmacher*, das Rostocker Bürgerrecht
erworben. (Vgl. Helt.)
Helfert, Andreas Martin. — Prag. 1659
Wenig bekannt. Andr. Ott beschwerte sich im Jahre
1659 über ihn bei der Hofkanzlei, da er nicht »aus-
gelernt« habe.
Hell, Ferdinand. — Wien. 1845. 1855
Ein vielseitiger Mann, der hauptsächlich Blasinstru-
mentenmacher war und sich in allerlei Erfindungen
versuchte, aber auch einige Geigen hergestellt hat, die
trotz ihres nicht sehr gefälligen Äußern gut im Ton
waren. Er machte u. a. auch Trompetengeigen, d. h.
Instrumente, die sowohl als Geige wie als Trompete
zu benutzen sind. Solche hat es übrigens schon im
18. Jahrhundert gegeben, waren also nicht seine Er-
findung.
Geigenzettel : Ferdinand Hell / Instrumenten-Fabrik /
in Wienn anno 1845 (gedruckt).
Hell, Franz. — Elmshorn. Geb. 26. Mai 1896
in Elmshorn
Sohn des Instrumentenmachers Adolf H., Schüler von
Ernst Reinhold Schmidt in Markneukirchen, bei dem
er auch noch als Gehilfe tätig war. Seine Meister-
prüfung bestand er in Markneukirchen. Nachdem er
den Krieg mitgemacht hatte, ging er im Jahre 1919
nach Norwegen und 1921 nach Amerika (Chicago) und
hat sich hier wie dort als besonders tüchtiger Künstler
bewiesen.
Hell. Z. H. Ferd. — Brunn. 19. Jahrhundert
Hauptsächlich als Gitarrenmacher bekannt.
Geigenzettel: Nach dem Modell / des Luigi Legnani /
Z. H. Ferd. Hell / in Brunn N» 294 (gedruckt).
Heiland, Eirik Jonson. — Bo (Telemarken).
Geb. 1816, t 1868
Norwegischer Geigenmacher, der hauptsächlich die
sogenannte »Telemarksfelen« machte. Er war Schüler
seines Vaters Jon Heiland, der das Geigenmachen je-
doch nur in seinen Mußestunden betrieb. Er ver-
208
Heiland — Hellmer
wendete einen gelbbraunen Lack und arbeitete sebr
sauber. Besondere Sorgfalt legte er auf die äußere
Ausstattung seiner Fiedeln ; Griffbrett und Saitenhalter
sind oft mit gravierten Beineinlagen versehen, der Rand
mit Ebenholz und Perlmutter verziert und Decke,
Boden und Zargen mit schwarz aufgezeichneten, teil-
weise vergoldeten Ornamenten geschmückt. Der für
8 Wirbel eingerichtete Wirbelkasten trägt gewöhnlich
ein vergoldetes Löwenköpfchen mit Krone.
Geigenzettel : Giordt af / Erick Jonßen Heiland / Ao
1857 (geschrieben).
Heiland, Gunnar Olavson. — Bo. Geb. in
Haugen, Bo 1852
Schüler von Knut Eirikson Heiland in Bö, bei dem er
vier Jahre lang gelernt hat. 1871 übernahm er nach
dem Tode seines Schwagers das Geschäft seines Schwie-
gervaters Erik Jonson Heiland. Einer der besten Ver-
fertiger der sogenannten Hardanger- oder hier richtiger
Telemarksviolinen mit vier Ober- und vier Untersaiten
(ähnlich der Viola d'amore). Er arbeitete nach eigenem
Modell, an dem besonders die geschnitzten Schalllöcher
und das mit Perlmutter fein ausgelegte Griffbrett auf-
fallen. Seine auf Ausstellungen viel bewunderten
Arbeiten sind mehrfach durch Medaillen ausgezeichnet
worden. Als Lack wendet er gewöhnliche Politur an.
Auf der ursprünglichen Grundlage der Hardangergei-
gen brachte er manche wertvolle Verbesserungen an.
Geigenzettel: Gunnar Heiland / Violinmager / Bo i
Telemarken (gedruckt, mit Datum und Ausstellungs-
medaillen).
Heiland, Knut Erlkson. — Bo. Geb. 1851,
t 1872
Schüler seines Vaters Erik J. Heiland, dessen Geschäft
er 1868 übernahm. Ein zu Hoffnungen berechtigender
Geigenmacher, der durch vorzeitigen Tod nicht zur
vollen Ausreifung gekommen ist. Auch er machte
hauptsächlich schöne, reichverzierte Hardangerviolinen.
Geigenzettel: Fabrikert af Knudt Erikson Heiland /
1870 (gedruckt).
Helldobler, Georg und Ferdinand . — Münche n
1850
Außer Harfen sollen die beiden, Vater und Sohn, auch
Zithern und Gitarren gemacht haben. Eine Harfe von
ihnen im Städtischen Museum zu Braunschweig trägt
den Zettel: Gg. Helldobler pater et / Ferdinandus
filius . . / Monachii 1850 (gedruckt).
Hellebaut, Jean I. — ? 1504
Sohn von Adrian H. ; und Jean II, Enkel von Adrian H.
Zwei Brabanter Meister, deren Namen urkundlich vor-
kommen, über die aber nichts Näheres bekannt ist.
(Vgl. Archives des Arts in Brüssel.)
Heller, Ambrosius. — Füssen? Stuttgart?
1618. 1628
Nur als Verfertiger eines Klavichords bekannt, das
1626 bei der Stuttgarter Hof kapeile in Gebrauch war.
Vor 1628 wird er auch als Orgelbauer bezeichnet. Da
diese zu seiner Zeit gewöhnlich auch Lauten bauten,
sei er hier erwähnt.
Heller, Dr. Arnold. — Wien. 1910. 1921
Ein Arzt und tüchtiger Geiger, der, angeregt durch eine
Schrift über das »Geheimnis des Stradivari« eifrige
Studien über den Geigenbau betrieb und dann begann,
selbst Geigen zu bauen, und zwar »nach mathematisch
genauen Modellen«. Beim nachträglichen Vergleich mit
dem Stradivarimodell stellte er fest, daß dieses mit dem
seinen übereinstimmte, d. h. daß auch Stradivari ein
mathematisch absolut korrektes Modell, aufgebaut nach
dem musikalischen Intervall der großen Terz, also auf
der Basis des Verhältnisses von 4 : 5 des größten Durch-
messers des Oberteils zum größten Durchmesser des
Unterteils unter Zugrundelegung einer Körpermensur
von 19,5 cm, konstruiert habe. Er ist überzeugt, daß
nach seinem Verfahren Geigen gebaut werden können,
die im Ton den besten alten Meistern ebenbürtig sind,
und daß gut gebaute, aber tonlose Geigen in wohl-
klingende zu verwandeln sind.
Heller, Jerg. — Füssen. 1634
Vielleicht verschrieben für Helmer (Hellmer). Er wurde
am 3. Dezember 1634 als Meister in die Lautenmacher-
zunft aufgenommen.
Hellman, Jakob. - Engelholm. 1750. 1772
Wahrscheinlich Schüler und seit 1750 Schwiegersohn
von Sören Mohte, in dessen Haus er sich 1751 selb-
ständig machte. Frau Hilda Eklund in Stockholm be-
sitzt ein Violoncello von ihm mit einem etwas un-
beholfen geschnitzten Drachenkopf am Wirbelkasten.
Geigenzettel: Engelholm: Anno 1765 / Jacob Hellman
(geschrieben).
Hellmann, Job. M. s. Helmer
Hellmer, Johann Georg. — Prag. Geb. 1687
in Füssen? — nach Homolka in Waltenhofen
(Ob.-Bayern) — , f 27. Jan. 1770 in Prag
Er kam in jungen Jahren nach Prag, wo er ein Schüler
von Thomas Edlinger wurde und es ebenfalls, wie sein
Lehrer, zu Wohlstand brachte. Er erlangte 1724 das
Bürgerrecht auf der Kleinseite und hatte ein eigenes
Haus in der Neuhof gasse Nr. 458 (Novodvorska ul.).
Er war zweimal verheiratet, in zweiter Ehe mit Maria
Barbara Schmid, die er am 1 . Juli 1 738 geheiratet hat.
Er arbeitete sowohl nach einem eigenen, schönen,
hochgewölbten Modell als auch nach Klotz u. a. und
kommt seinem Mitschüler J. U. Eberle sehr nahe.
Seine Arbeit ist ungemein sauber nach der Form, das
Holz meist vortrefflich und der Ton weich, edel und
doch stark. Er verwendete einen rotbraunen Ollack mit
gelbem Grundlack. Seine Instrumente hatten — wie
die aller älteren Meister — einen zu schwachen Baß-
balken. Da diesem Fehler von einem Reparateur leicht
abgeholfen werden kann, klingen seine Geigen, gerade
auf der G-Saite, unübertrefflich. Es ist bekannt, daß
Beethoven eine von ihm gemachte Geige aus dem Jahre
1737 besaß. Eine 1753 von ihm reparierte Theorbe
befindet sich in der Sammlung alter Musikinstrumente
Hell
mer
Hell
mia
m
in Wien. Auf dem Chor der Stiftskirche in Braunau
(Böhmen) befindet sich von ihm eine Geige aus dem
Jahre 1753. In Prag findet man eine Geige aus den
zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts von ihm im
Bened. -Stift St. Margareth, bei den Kreuzherren eine
dunkelbraune Violine von 1742 und ein Violoncello,
in der Teinkirche eine Viohne von 1762 und m der
Orgelschule eine Viola d'amore von 1748. Dr. med.
Smoler in Olmütz besitzt von ihm eine Viola von 1733
und Dr. Wagner in Prag eine Violine von 1747. Eine
Geige von 1751 besitzt Fürst Lobkowitz auf Raudnitz.
Geigenzettel: Joannes Georgius Hellmer / Pragensis
me fecit 1730 (gedruckt). — Joannes Georgius Hell-
mer / me fecit Pragae 1770 (geschrieben).
Hellmer, Joseph. — Füssen. 1606. 1612
Er wird wiederholt als Mitglied der Füssener Lauten-
macherzunft aufgezählt.
Hellmer, Karl Bor. Andreas. — Prag. Geb.
27. Juni 1764, f 4. Nov. 1803
Sohn von Karl Jos. H. und wohl auch dessen Schüler.
Da er jung gestorben ist, kommen nur selten Arbeiten
von ihm vor, und auch der gründlichste Kenner der
böhmischen Schule, Ed. Em. Homolka, der diesen
Sohn K. B. H.s gewissermaßen erst entdeckt hat, teilt
in seinen biographischen Nachrichten über die Prager
Geigenmacher nur seinen Reparaturzettel mit: Carl
Helmer junior me / Reparavit Pragae 1 803 (gedruckt).
Geigenzettel: Carolus Hellmer Junior ,' me fecit Pragae
1799 (gedruckt).
Hellmer, Karl Joseph. — Prag. Geb. 1 . Nov.
1739 in Prag, f daselbst Im Oktober 1811
Nachfolger seines Vaters Job. Georg H. und Schüler
von Joh. Ud. Eberle. Nach beendeter Lehrzeit arbeitete
er lange in Deutschland und kehrte erst 1763 nach Prag
zurück, wo er am 5. September Katharina Piestl (geb.
1742, t 1814) heiratete, die ihm sieben Söhne und
sieben Töchter gebar. Am 31 . Mai 1 763 erlangte er das
Bürgerrecht auf der Prager Kleinseite. Er wohnte bis
1803 im väterlichen Hause, von da an Nosticova ul.
(Nostitzgasse) Nr. 466 und war von 1808—1810 Mit-
vorsteher der Geigenmacherinnung. Er ertrank in der
Moldau und wurde am 7. Oktober 181 1 am Smichow
bei Prag als Leiche aufgefunden. Das sehr interessante
gerichtliche Nachlaßinventar, bei dessen Aufnahme
Kaspar Strnad, Joh. Stoß, Mich, und Franz Willer als
Schätzer und als Zeugen mitwirkten, ist noch vor-
handen. Seine Geigen, die denen seines Vaters ähnlich
sind, nur flachere Wölbung und braunen Spirituslack
haben, verkaufte er zu dem damals ansehnlichen Preise
von 18—27 fl. Er war nicht nur ein berühmter Vir-
tuose auf der Laute und der Mandoline, sondern auch
Verleger musikalischer Werke böhmischer Kompo-
nisten. Auf dem Chor der Braunauer Stiftskirche be-
findet sich von ihm eine Geige von 1 769 und eine solche
von 1796, im Städtischen Museum Carolino Augusteum
in Salzburg zwei solche von 1771 und 1791 . Das Bene-
diktinerstift St. Margareth bei Prag besitzt eine Violine
von 1770 von ihm und die dortige Orgelschule eine
V. Lü tge n tl () rf f , Geiffun- und I.ruittrmiachcr. Bil. II
Viola von 1796, das Stift Ossegg zwei Lauten von 1777
(Kat. Nr. 18, Bd. 24) und die Gesellschaft der Musik-
freunde in Wien eine Pandurina von 1798. Es gibt auch
noch Mandolinen und Lauten von ihm und auch in
seinem Nachlaß fanden sich zwei Lauten und eine neue
Mandoline.
Geigenzettel: Carolus Hellmer / me fecit Pragae 1804
(gedruckt). Carolus Josephus Hellmer / me fecit Pragae
1805 (gedruckt) und Abb, 327, 328. 350, 380.
Hellmer (Hellmair), Magnus (Mang) 1. —
Füssen. 1562. 1589
Er stammte aus Hörn (Gemeinde Schwangau), hei-
ratete eine Füssener Bürgerstochter und erlangte da-
durch im Jahre 1562 das Bürgerrecht. Er galt als ge-
schickter Meister und war der Schwiegervater von
Hans Purckholtzer.
Fü
ussen.
1606.
Hellmer, Magnus (Mang) II.
1612
Vielleicht ein Sohn von Magnus I H. Er kommt 1606
als »jung Mang Hellmer« im Mitgliederverzeichnis der
Füssener Zunft vor. Im Jahre 1612 geriet er mit seinen
Zunftgenossen dadurch in einen Zwiespalt, daß er in
Verbindung mit einem gewissen »Walthauser aus Mühl-
heimb« einen schwunghaften Handel mit Eibenholz —
angeblich nach England und der Türkei — trieb.
Dieses Holz aber brauchten die Füssener Meister vor-
züglich zu ihren Lautenspänen. (Kreisarchiv Neuburg
a. D. H. 2384.) Er war nicht ungeschickt, seine Lauten
sind denen der Greiff ähnlich. Eine Arbeit von ihm
bewahrt das Darmstädter Museum (Nr. 494).
Geigenzettel: Manngnus helmar in Füessen / ao 1609
me fecit (geschrieben).
Hellmer, Mang (Magnus) Anton. — Augsburg.
1800. 1821
Wahrscheinlich aus Füssen nach Augsburg einge-
wandert. Er scheint keine Zettel in seine Arbeiten ge-
klebt zu haben, weshalb es bisher nicht gelang, etwas
von ihm nachzuweisen. Er findet sich zuerst im Augs-
burger Adreßkalender von 1802 (der vorhergehende
erschien 1792) und zuletzt in dem von 1821 .
Hellmer, Peter. — Füssen. 161 1
Er wurde am 10. Dezember 1611 als Meister in die
Zunft aufgenommen. Eine Laute aus der Sammlung
Christian Hammer in Stockholm, die 1893 in Köln
. versteigert wurde, trug seinen Namen. Er könnte ein
Sohn von Magnus I H. gewesen sein.
Hellmlg, Carl. — Berlin. Geb. 20. April 1828
in Potsdam, f um 1866
1851 übernahm er C. Grimms (seines Schwiegervaters)
Instrumentenhandlung und wurde nach dem Tode
Grimms 1855, dessen Werkführer er schon war, auch
dessen Geschäftsnachfolger. Er verfertigte schon seit
1844 Streichinstrumente, die sehr gesucht sind. In der
Imitation alter Meister leistete er Vorzügliches. Lack
und .Arbeit sind gleich gediegen. Weniger Wert hat
seine Erfindung, den Baßbalken zu »fenstern". Wenn
14
210
Hellriegel — Hempel
er bisher wenig bekannt geworden ist, so trägt daran
der Umstand die Schuld, daß seine Arbeiten fast alle
den Namen C. Grimm tragen. Auf der Wiener Welt-
ausstellung 1873 gehörten seine Geigen, neben denen
Zachs, zu den besten. Besonders gut war die Viola. Das
Grimmsche Geschäft übernahm 1895 F. Günther.
Hellriegel, Franz. — Münster i. W. Geb.
6. Febr. 1875
Sohn des verdienstvollen Kustos des Markneukirchener
Musikinstrumentenmuseums und Oberlehrers Fr. Hell-
riegel, Schüler von Alb. Rob. Hammig (der bei Bausch
gelernt hatte). Nach beendeter Lehrzeit arbeitete er
bei mehreren der besten deutschen Geigenmacher und
ließ sich 1896 in Münster nieder, wo er am 10. August
seine eigene Werkstatt eröffnete. Er ist sowohl im
Neubau von Violinen, Violen und Violoncelli als auch
in der Wiederherstellung alter Geigen sehr tüchtig
und ahmt das Stradivarimodell nach. Er verwendet
roten Spiritus- und ÖUack (in verschiedenen Abtönun-
gen) und gebrauchte bis 1905 geschriebene, seitdem
gedruckte Zettel.
Geigenzettel: Franz Hellriegel / Münster i. Westf. ge-
baut 1904 (geschrieben).
Hellstedt, Petter I. — Frötuna, Stockholm,
t 7. Juli 1772
Er scheint nach 1 736 aus Frötuna nach Stockholm ge-
kommen zu sein, wo er am II. Januar 1742 das Privi-
legium als Musikinstrumentenmacher erhielt. Er hat
hauptsächlich Streichinstrumente, aber auch Harfen
gebaut, von denen sich noch manche in Privatbesitz
erhalten haben.
Geigenzettel: Petrus Helstedt Renov. / Frötuna A:o
1736 (geschrieben). — N' 386 / P. Hellstedt / Fecit
Holmiae / 176 (geschrieben).
Hellstedt, Petter II. Alexander. — Stockholm.
Geb. um 1745, t nach 1776
Sohn und Schüler von Petter I H., dessen Nachfolger
er auch wurde. Seine Ausbildung hatte er im Auslande
abgeschlossen und war mit Erfolg bemüht, seine Gei-
gen ausschließlich aus schwedischen Hölzern her-
zustellen.
Helm, Christoph. — Wien, Salzburg. 1544.
1580
Er wurde im Jahre 1 544 als Lautenmacher Bürger von
Wien, scheint aber bald nach Salzburg übergesiedelt
zu sein, wo er in den Urkunden des Archivs der Lan-
desregierung von 1550 — 1580 vorkommt.
Helm, Walthasar (Balthasar). — Salzburg.
1594
Wahrscheinlich der Sohn von Christoph H. Ein Lauten-
instrument von 1594 und eine gleichzeitige Reparatur
von ihm befindet sich im Städtischen Museum Carolino-
Augusteum in Salzburg.
Helmer, Hans. — Leipzig. 1591
Er stammte aus Füssen-^) (nicht aus Meißen, wie
Küpers liest) und erlangte 1591 als Lautenmacher das
Bürgerrecht der Stadt Leipzig.
Helmer, Jehan. — Lyon. 1568. 1572
In den Urkunden wird er ausdrücklich als Deutscher
und als »faiseur de luths« bezeichnet (vgl. Coutagne,
Duiffoprucgar). Er gehörte jedenfalls der Füssener
Familie an und könnte sogar mit dem später in Leipzig
auftauchenden Hans Helmer identisch sein.
Helmer (Hellmer, Hellmann), Johann Martin.
— Wien. Geb. 1710, f 21 . Nov. 1742
Er wohnte im »Kärner (Kärnthner) Viertl« und legte
als Lauten- und Gelgenmacher am 5. Mai 1741 den
Bürgereid ab. Im Zunftbuch wird sein Name »Hell-
mann* geschrieben. Da H. nur 32 Jahre alt wurde und
nur kurze Zelt selbständig war, kommen Arbeiten von
Ihm selten vor.
Helmer, Josef. — Prag. 1810
Es kommen Geigen mit dem geschriebenen Zettel:
»Josef Helmer, Geigen- / macher in Prag 1810« vor.
Ein Meister dieses Namens läßt sich in Prag nicht
nachweisen. Wenn man nicht an eine Fälschung glau-
ben will, könnte man annehmen, daß einer der sieben
Söhne von Karl Joseph Hellmer die Geigen gemacht
hat Eine solche besitzt C. Stoeber in Würzburg.
Helmuth, Simon. — 1768
Auf einem Zunftpokal der Instrumentenmacher, der
sich in der im November 1910 versteigerten Sammlung
F. Günther-Prestel befand, war zu lesen : Alt-Meister
Simon Helmuth // alt gesell J. C. Helmuth. Das Wap-
pen des Pokals zeigte zwei gekreuzte Violinbogen und
einen Stimmhammer. Die Vermutung, daß S. Helmuth
Geigenmacher war, liegt daher nahe. Leider ist nicht
zu ersehen gewesen, woher der Pokal stammte.
Helt, Heinz. — Nürnberg. 1413
In einem alten Inventar fand sich »ain Nürnberger
lauten von Maister Heldt« verzeichnet. Es gelang mir
bisher nur, einen Nürnberger Lautenspieler dieses Na-
mens nachzuweisen. Nach Christ. Gottl. v. Murrs
Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Lite-
ratur (1777) B. V. S. 114 kommt im Jahre 1413 ein
Heinz Helt, Lautenslaher auf der Sebalder Stadtseite,
vor. Es wäre immerhin möglich, daß Helt ebenso wie
die Lautenisten Gerle und Ott auch Lautenmacher war.
Helwich, Johann. — Kopenhagen. 1742
Vielleicht ein eingewanderter Deutscher. Arbeiten von
ihm kommen nur selten vor.
Gelgenzettel : Johan Helwich, / Copenhagen 1 742 (ge-
druckt).
Hempel, Julius. — Hamburg. Geb. in Ham-
burg 1877
Nachdem er das Gymnasium" besucht hatte, wurde er
Schüler von Schünemann In Schwerin, bei dem er vier
^) In der Bürgerliste steht deutlich aus »Fieffen«.
H
emscr
Henry
211
Jahre lernte. Darauf war er drei Jahre lang Gehilfe bei
Möckel in Berlin und machte sich dann in Hamburg
selbständig. Am 1. März 1902 übernahm er die Werk-
statt und das Geschäft von F. A. Pfab. Möckel gab ihm
ein vortreffliches Zeugnis als Geigenmacher.
Hemsch, Jean-Henri. — Paris. 1747. 1763
Er war geschworener Meister der Lautenmacherzunft
für 1747, sein Bruder Guillaume H. für 1761. Beide
wohnten in der Rue Quincampoix und haben nur wenig
Gitarren und Harfen, dagegen viele semerzeit hoch-
geschätzte Klaviere gemacht.
Hendel, Richard. — Klingenthal i. S. Geb.
S.Juni 1833
Ein Streichinstrumentenmacher, der hauptsächlich von
Händlern beschäftigt wurde.
Hendershot, J. C, lebt als Geigenmacher in
Chicago
Hendricks, Otto. — Amsterdam
Ein Violoncello, vermutlich aus der Mitte des 19. Jahr-
hunderts stammend, trägt seinen Namen. Die Arbeit
ist nicht schlecht.
Henke, L. — Potsdam. 1844
Es gibt sehr mangelhaft ausgeführte Geigen von ihm,
aber auch bessere; am besten gelangen ihm jedenfalls
Violoncelli und Bässe. Auf der Berliner Ausstellung
1844 war er gut vertreten.
Hennings, J. C. — Lübeck. 1828. 1836
Ein Dilettant, der Geigen nicht ungeschickt repariert
hat.
Geigenzettel: J. C. Hennings / Luebeck 1828/ reparirt
(gedruckt).
Henocq, Frangois. — Paris. 1775. 1789
Er bezeichnet sich als »le Jeune* und dürfte also der
Sohn von Jean H. gewesen sein. Wie sein Vater stand
er in Ansehen und war Hoflautenmacher der Herzogin
von Bourbon. Er wohnte erst Rue Jacob und von 1779
bis 1789 in der Rue des Saints-Peres. Eine hübsch
eingelegte Mandora von ihm besitzt die Crosby Brown-
Sammlung in New York (Nr. 1007).
Geigenzettel : Henocq le Jeune M"^^ luthier de SAR /
Mad™* la Duchesse de Bourbon / Rue Jacob ä Paris
L'an 1781 (geschrieben).
Henocq (Henoc), Jean. — Paris. 1763. 1789
Er war geschworener Meister der Pariser Lauten-
macherzunft für 1773 und Syndikus von 1775—1777
und wohnte noch 1789 in der Rue de Seine Saint
Germain Nr. 114. Im Adreßbuch von 1789 werden
seine Vornamen, Jean-Georges-Bienaime, angegeben.
Schon 1671 — 1679 war ein Estienne Enocq Orgelbauer
und Organist, er entstammte also einer alten Instru-
mentenmacherfamilie. Eine hübsche Arbeit von ihm
besitzt das Museum des Pariser Konservatoriums
(Nr. 256).
Henry. — Mirecourt
Eine alte Geigenmacherfamilie, als deren ältestes Mit-
glied A. Jacquot den 1689 vorkommenden Joseph H.
nachgewiesen hat. Dem Namen nach kennt man außer-
dem den gleichzeitig genannten Jean-Claude H. In den
Jahren 1764 und 1770 kommen Claude und Dominique
H. (vielleicht Brüder) vor. Fran^ois H., wahrscheinlich
Sohn eines dieser beiden, lebte noch 1827, war aber
nur ein handwerksmäßig arbeitender Geigenmacher.
Henry, Charles (gen. Carolus). — Paris. Geb.
1803, t 1859 in Paris
Zweiter Sohn und Schüler seines Vaters Jean-Bapt. H.
dessen Geschäftsnachfolger er 1831 wurde. Ein außer-
ordentlich fleißiger und geschickter Geigenmacher, der
alle in sein Fach schlagenden Instrumente gemacht hat
und 1849 und 1855 in Paris Ausstellungspreise erhielt.
Er wählte verschiedene Modelle, nahm gutes Holz und
roten Lack auf gelben Grund. Seine sämtlichen In-
strumente tragen untenstehenden, schön geschriebenen
Zettel. Im Jahre 1847 konstruierte er eine Geige, der
er den Titel »Baryton« gab, und die um eine Oktave
tiefer gestimmt ist als die Violine.
Geigenzettel : Carolus Henry, luthier / rue Saint-Martin
N°. 151 / fecit anno Domini 1837 (geschrieben).
Henry, Eugene. — Paris. Geb. 1 843, f 7. Sept.
1892
Sohn, Schüler und seit 1859 Nachfolger von Carolus
H. Ein tüchtiger Geigenmacher, der jedoch in seine
Werkstattarbeiten die gleichen Zettel klebte wie in
seine eigenen Werke. Er war ein vielbeschäftigter Re-
parateur und besaß mehrere Medaillen. Sein Geschäfts-
nachfolger ist Ch. Brugere.
Geigenzettel: .'^bb. 372.
Henry (F. oder H.). — Paris. 1737
Er wohnte in der Rue Saint-.Andre-des-Arcs und war
vielleicht der erste aus dieser vogesischen Geigen-
macherfamilie, der nach Paris kam, wenn auch sein
Zusammenhang mit den übrigen Henrys nicht fest-
steht. Seine Arbeit war gut, selbst sein rotbrauner Lack
ist noch anerkennenswert. Auch Violen von ihm
kommen vor. Ein Baß von ihm aus dem Jahre 1737
zeigt ebenfalls seinen Stil.
Henry, J. — Paris. Geb. 10. Dez. 1823 zu
Mirecourt, f Paris 1870
Ein ausgezeichneter Bogenmacher, der 1837 nach Paris
kam und bis 1848 für die Geschäfte von G. Chanot
und D. Peccate arbeitete. Er verband sich dann mit
Simon, bis er 1851 sein Geschäft allein anfing (Rue des
Vieux Augustins) ; zuletzt wohnte er in der Rue Page-
vin. Seine Bogen tragen auf der Stange nahe am Frosch
die Brandmarke »Henry, Paris« und sind noch heute
sehr geschätzt. Er ist mit den übrigen Pariser Henrys
nicht verwandt gewesen.
Henry, Jean Baptiste. — Paris. Geb. 1757 zu
Mataincourt in den Vogesen, f in Paris 1831
Er erlernte das Geigenmachen in Mirecourt, kam jung
nach Paris und hatte sein Geschäft bis 1788 in einem
14*
212
Henry — Heringer
Hause des Klosters von St. Martin und bezog dann Herbig, Johann Baptist. — Bamberg. Geb.
Haus Rue St. Martin Nr. 175, wo seine Nachkom-
das
men bis auf unsere Tage das Geigenmachen betrieben.
Er gehörte zu den besseren Geigenmachern semer Zeit;
man muß seine Arbeit aber genau studiert haben, wenn
man sie erkennen will, da er keine Zettel in seme
Geigen hineingeklebt hat. Kommen Zettel mit seinem
Namen vor, so rühren sie von seinen beiden Söhnen
her.
Henry, Jean -Baptiste- Felix. — Paris (auch
Bordeaux und Marseille). Geb. in Paris
1793, t daselbst 1858
Ältester Sohn und Schüler von Jean-Bapt. H. Eröffnete
1817 in der Rue Montmartre in Paris seine eigene
Werkstatt und siedelte gegen 1823 nach Bordeaux, 1825
nach Marseille über, wo er bis 1844 blieb. Er kehrte
dann nach Paris zurück und wohnte Rue Flechier, wo
er auch starb. Er war sehr fleißig, hat aber so wenig
wie sein Vater, seine Werke durch Zettel bezeichnet.
Geigenzettel : Repare par Henry / rue 11. Ferreol /
Marseille (gedruckt).
Henry, Octave. — Grenoble. Geb. in Mar-
seille 1826
Schüler seines Vaters Jean-Bapt. -Felix H., namentlich
aber seines Oheims Carolus H., arbeitete dann bei Mau-
cotel in Paris und ließ sich 1854 in Grenoble nieder,
wo er als Geigenmacher und Händler sein Geschäft
begründete, das jetzt noch unter der Firma Henry
& Arnaud besteht.
Henry aux Vieles. - Paris. 1292. 1300
Einer der ältesten französischen Saiteninstrumenten-
macher, der u. a. von Vidal in »Les Instruments a
archet« (Paris 1876. 1. S. 88) erwähnt wird.
Hentschl (Henschel), Johann Joseph. —
Brunn. 1737. f vor 1782
Er war vielleicht ein Schüler von Joh. Ben. Wasner,
wohnte in der hinteren Rathausgasse Nr. 228 (jetzt
Schwertgasse 8) und kommt als Besitzer dieses Hauses
noch 1779 vor. Er war geschickt, seine Arbeit steht Hennger (Hertinger), Jörg II
zwischen der Prager und Wiener Schule und ist sorg-
fältig, das Holz meist gut. Sein Nachfolger wurde um
1 782 Seb. Wutzelhofer. Eine sehr hübsche Viola d 'amore
von ihm besitzt Prim. Dr. Smoler in Olmütz.
Geigenzettel : Joann Joseph Hentschl, / Bürgerl. Lauten
und Gei- / genmacher in Brunn 1759 (gedruckt). -^ j^,^^^ ,^^^ ^^-^ Geschäft fort.
Henz, Ernst Hans Conrad. — Nürnberg. 1672 Heringer (Hertinger), Jonas. — Füssen. 1626.
Wenig bekannter Meister, von dem sich ein Archiliuto | ^42
1776, t 16. März 1826
Er hatte zwei Jahre bei seinem Vater Joh. Veit H. und
anderthalb Jahre bei einem Tiroler Geigenmacher ge-
lernt und wurde, nachdem er schon einige Jahre die
Stelle »verwest« hatte, im Alter von 23 Jahren zum
Hofgeigenmacher ernannt mit einem Gehalt von 60 fl.
fränkisch und 10 Simra Korn. Dafür mußte er »alle
benöthigte gesponnene Violin-, Altviol- und Baß-
Saiten aller Gattungen für die musikalische Hof-
instrumente beischaffen und besagte Instrumente mit
den erforderlichen Reparaturen im brauchbaren Zu-
stande bei allen fürstlichen Kirchen-, Kammer- und
Hofmusiquen das ganze Jahr hindurch unterhalten und
sich jederzeit persönlich dabei einfinden«. Er hatte »alle
musikalischen Hofinstrumente vi inventarii bei dem
Hofe unter seiner Verwahrung«. Er war ein streb-
samer, geschickter Mann, der vielleicht zu großem Rufe
gekommen wäre, wenn er nicht vorzeitig im Irrenhause
hätte sterben müssen. Vgl. Frhr. v. Marschalk »Die
Bamberger Hofmusik usw.«.
Herbig, Joh.Veit. — Bamberg. 1 777. f 22. Mai
1791
Er wurde am 18. Oktober 1777 als Nachfolger von
Andr. Ries zum Hoflauten- und Geigenmacher mit
einem Jahrgehalt von 60 fl. und 6 Simra Korn an-
gestellt, starb aber schon 14 Jahre später am Stickfluß.
Herczeg, Stephan (Istvan). — Kecskemet
Wenig bekannter ungarischer Geigenmacher, den
Dr. J. Geyer ohne nähere Angaben erwähnt.
Herget, Franz, lebte im 19. Jahrhundert in
Rothau i. B.
Heringer (Häringer), Jörg I. 1606. 1612
Er kommt 1606 und 1612 als Mitglied der Lauten-
macherzunft vor. Er heiratete am 23. April 1606
Katharina, die Witwe des Johann Schwarzenbach. Als
sein Heimatsort wird »Buochingen« angegeben. Ein
Höringer-Hof — wohl der Stammsitz der Familie —
liegt zwischen Lechbruck und Roßhaupten.
Füssen. 1628.
t vor 1666
Er wurde am St. Stephanstag (26. Dezember) 1628 als
Meister in die Lautenmacherzunft aufgenommen und
war später auch Wagmeister. Er wohnte im ersten
(vornehmsten) Viertel der Stadt. Seine Witwe setzte
in Berlin in der staatl. Sammlung alter Musikinstru-
mente befindet (Nr. 711).
Heppmann, F. W. — Dresden. 1792
Sehen vorkommender Name in mittelmäßigen Geigen.
Geigenzettel: F. W. Heppmann / fecit Dresden 1792
(geschrieben).
Er scheint aus Hertingen oder Faulenbach nach Füssen
gekommen zu sein, wo er am 18. Dezember 1622
als Meister in die Lautenmacherzunft aufgenommen
wurde, nachdem er am 14. August des gleichen Jahres
Regina Herb geheiratet hatte. Seine Werke zeichnen
sich namentlich im Äußeren durch saubere Arbeit aus.
Karl Meier in Schönbach besitzt eine Viola von ihm.
Herlet — Heskett
213
Diese ist doppelt eingelegt, auf den Backen verziert und
mit Öllack überzogen. Die Bruststärke der Decke be-
trägt 3V-, mm, die Länge des Korpus 44,5 cm, die
untere Breite 27,7 cm, die vordere Breite 22 cm, Brust
15,5 cm, die Grifflänge 15 cm. Eine sehr origmelle
Viola (Maße; 44,7, 22. 27,7 cm) besitzt G. Siefert in
Leipzig. Der Name erscheint auch hier auf emem
schön gedruckten Zettel »Heringer« — doch könnte
die Form Hertinger die ursprüngliche sein. Die Wöl-
bung ist flach, der Ton groß und edel, der Lack rötlich-
gelb; die F-Löcher erinnern an Maggini, wie die Viola
überhaupt einer Brescianer Arbeit ähnlich sieht.
Herlet, Joseph. — Mlrecourt. 1768
Als Gelgenmacher erwähnt.
Hermann, ein Schüler von Schünemann, ging
um 1899 nach Trier
Hermer, Anton. — Leipzig. 1888. 1895
Langjähriger erster Gehilfe bei Hammig, der sich 1888
selbständig machte.
Hernouet, Henri. — Paris. 1913
Er hatte seine Werkstatt Rue de Moscou 44.
Herold, Conrad Gustav. — Klingenthal
Fabriksfirma der Gegenwart. Die Fabrik führt Ihre
Gründung bis 1793 zurück. Auf der Freiberger Ge-
werbeausstellung war sie durch ein Terzett vertreten,
das durch die starke Rundung des Bodens und der
Decke auffiel. Der Fakrikant nennt diese Bauart
»Zigeunermanier«.
Herold, Karl Anton. — Brunndöbra. Geb.
1838, t 18. Febr. 1918
Er galt als tüchtiger Baßmachermeister.
Herold, Reinhold, lebt als Baßmacher in Brunn-
döbra
Heron-Allen, Edward. — London. Geb.
17. Dez. 1861 in London
Verfasser einer Reihe wertvoller Schriften über die
Geige und den Geigenbau und ein eifriger Sammler
der Geigenliteratur, die er vollständiger besitzt als
Irgendeine der größten Bibliotheken. Dabei ist er auch
ein geschickter Dilettant. Er ging zwei Jahre lang bei
George Chanot in London in die Lehre und machte
da u. a. zwei Geigen, eine genau nach der Guarneri
des t Prosper Sainton, die andere nach Stradivari.
Heroux s. Couturieux
Herrmann, August, & Söhne. — Berlin-Char-
lottenburg
Gelgenhandlung; der Gründer der Firma war früher
Lehrer in Tauberbischofshelm und begann 1883 in
Frankfurt a. M. einen Klavierhandel, verlegte sich
dann auf den Geigenhandel und übersiedelte nach
Charlottenburg. Mit dem Geschäft ist eine Werkstätte
verbunden. Die Firma besitzt em ansehnliches Lager
alter Melstergelgen..
Herrmann, Felix. — London (Tottenham)
Ein Geigenhändler, der zwar Gehilfen beschäftigte und
als feiner Kenner gilt, aber selbst kein Geigenmacher
Ist. Durch den Ausbruch des Krieges wurde er ge-
zwungen, nach Deutschland zurückzukehren und lebt
jetzt in Lübeck.
Hertinger s. Heringer
Hertz, Heinrich. — 1863. 1867
Ein deutscher Geigenmacher, der als Modelltischler in
einer dänischen Maschinenfabrik arbeitete, in seinen
Freistunden aber Gelgen machte.
Herzlieb, Franz sen. — Graz. Geb. um 1797,
f 11. Dez. 1861
Er war ein sehr geschickter Geigenmacher und guter
Holzschnitzer, der sorgfältig und sauber nach Stradi-
vari und Guarneri arbeitete. Er nahm die Wölbung
flach, verwendete meist schön geflammtes Ahornholz
und zog für die Decken breitjähriges Fichtenholz jedem
andern vor. Sein Lack ist braungelb, öfters auch rötlich
schattiert. Er erfreute sich um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts eines besonders guten Rufs, und seine Geigen
waren von Musikern so geschätzt, daß er noch Be-
stellungen aus Amerika von dorthin ausgewanderten
Landsleuten erhielt. Auf der Londoner Weltausstellung
bekam er die goldene Medaille. Seine Geigen werden
auch jetzt noch gerne gekauft und erreichen gute Preise.
Gelgenzettel: Abb. 325.
Herzlieb, Franz jun. — Graz. Geb. 1845,
t 11. März 1873
Er hatte seine Werkstatt, wie sein Vater, in der Postr
gasse (jetzt Stubenberggasse) und besaß im Wieder-
herstellen alter Gelgen eine besondere Kunstfertigkeit.
Seine neuen Gelgen sind denen seines Vaters ähnlich,
nur weniger originell. Da er jung starb, hat er nicht
viele bauen können.
Hesin, Giacomo. — Venedig. 1586
Ein Lautenmacher, den Valdrlghi (1456) anführt. Sollte
er nicht mit dem von anderen »Hieben <■ (Hieber) ge-
nannten Meister identisch sein?
Hesketh, Thomas Earle. — Manchester. Geb.
am 14. Aug. 1866 in Manchester
Lernte fünf Jahre bei George-Adolphus Chanot und
war dann noch ein Jahr lang Gehilfe bei ihm. Im Jahre
1891 eröffnete er seine eigene Werkstatt. Er arbeitet
hauptsächlich nach Stradivari und Guarneri , aber
auch nach Maggini, Amati und Stalner und verwendet
Öllack. Er gehört zu den besten englischen Geigen-
machern der Gegenwart; seine Biographie veröffent-
lichte Meredith-Morris in der Zeitschrift »The Strad«.
1899, Nr. 119.
Gelgenzettel : Abb. 340.
Heskett, H. H. — Mlnneapolis (Minnesota).
1892. 1894
Ein englischer Geigenmacher, der eine Zeitlang in
Minnesota ansässig war und 1892 Stimmwirbel für
Strejchinstrum.ente erfand,
214
Hespont ^ Hieronymus
Hespont s. D'Hespont
Heß, Bartholomeus. — Breslau. 1585
Ein Instrumentenmacher, der u. a. auch von der Stutt-
garter Hofkapelle beschäftigt wurde, aber wohl haupt-
sächlich Pfeifenmacher war.
Heß. Wilhelm August. — Klingenthal. 1810.
1830
Selten vorkommender vogtländischer Geigenmacher.
Hetel, G. — Rom. 1763
Bisher nur als Lauten- und Gitarrenmacher bekannt.
Er soll manche Ähnlichkeit mit J. Horil haben.
Geigenzettel : G. Hetel fecit Romae, anno 1 763 (gedr.).
Hette s. Platte
Heupgen, Chas, hat sich m Chicago als Geigen-
macher niedergelassen
Heuße, Friedrich. — München. 1798
Er war Hofiristrumentenmacher, hat aber schwerlich
Geigen gemacht.
Heußler, Johann. — München. 1593
Er wird als Lautenmacher erwähnt, doch weiß ich nur,
daß er als Hoforgelmacher ein Jahresgehalt von 24 fl.
bezog. (Vgl. Westenrieder Beiträge III, S. 1 10.)
Heußler, Urban. — München. 1594. 1602
In den Hofrechnungen wird er entweder »der kunst-
reich Orgimacher« oder kurzweg Orgelmacher genannt,
er machte aber auch Lauten und Harfen ; so heißt es in
den Rechnungen von 1602: »Urban Heu''sler, orgel-
macher, umb zwei instrument und ain doppelte Harp-
fen von Cypressenholz 95 fl.« Er arbeitete in seinen
letzten Lebensjahren mit seinem Schwiegersohne Leon-
hard Kurtz zusammen. (Von beiden rührte die Orgel
in der St. Michaelskirche in München her.)
Heyden (Hayden), Hans der Altere. — Nürn-
berg. Geb. um 1540, t 1613
Der Erfinder des bekannten »Geigen werks« (eines Vor-
läufers des späteren Bogenflügels), bei welchem die
Saiten durch sechs mit Pergamentstreifen besetzte Rä-
der gestrichen wurden. Heyden war Organist an der
Sebalduskirche und beschrieb seine Erfindung 1605 in
einer lateinischen Abhandlung. Ein solches Geigen-
werk besitzt das Museum Steen in Antwerpen, ein
anderes von 1606 befindet sich im Escunal. Abgebildet
bei Doppelmayr (1730) Tafel IV, Fig. I.
Heyer, Jakob Christoph, ein im Anfang des
19. Jahrhunderts in Steindöbra i. B. arbei-
tender Geigenmacher
Heyman, Joseph. — Amsterdam. 1815
Mittelmäßiger holländischer Geigenmacher im ersten
I Vierte! des 19. Jahrhunderts. Auf seinen Zetteln fällt
es auf, daß, während alles andere gedruckt ist, der
Familienname handschriftlich eingetragen erscheint.
Geigenzettel: Joseph Heyman / Fecit Amsterdam /
1825 (gedruckt).
Heynberg, Emile. — Lüttich. Geb. 21. Juni
1 864 in Lüttich
Schüler von Georges Mougenot, arbeitete als Gehilfe
bei Gand & Bernardel in Paris und eröffnete 1895 seine
eigene Werkstatt in Lüttich. Er ist hauptsächlich mit
Ausbesserungen beschäftigt, macht aber auch neue In-
strumente, wobei er entweder Stradivans »Messias«,
Guarneri del Gesü oder J. B. Vuillaume zum Vorbild
nimmt. Sein Lack besteht aus einer Mischung von
Leinöl und Terpentin. — Er besitzt als der Sohn eines
Professors am Königl. Konservatorium eine gediegene
musikalische Vorbildung.
Geigenzettel : Emile Heynberg / Luthier, ä Liege 189 . .
(gedruckt).
Hicks, G. H. — Oxford. 1910
Schüler von G. A. Chanot. Seine sorgfältige Arbeit und
der gute Ton seiner Geigen werden in England sehr
gelobt.
Hidalgo s. Moya
Hieber, Giovanni. — Venedig. 1560. 1590
Wahrscheinlich ein Deutscher. Er arbeitete mit Martino
zusammen. Der Zettel läßt nicht sicher erkennen, ob
dieser Martino auch zur Familie Hieber gehörte, ob-
wohl es wahrscheinlich ist, daß zwei Brüder die Werk-
statt geteilt haben. Möglich ist aber auch, daß wir hier
den Martino Kaiser vor uns haben, der etwa ein Neffe
Hiebers gewesen sein könnte. Der Katalog der Samm-
lung Correr in Venedig liest die Jahreszahl in zwei dort
bewahrten Theorben (von 14 und 19 Saiten) 1500, was
sicher falsch ist. In der Sammlung Snoeck war eine
Archilaute von 1581. Snoeck las Hieben. Der Giac.
Hesin, den Valdrighi mit der Jahreszahl 1586 anführt,
ist wohl auch aus Giov. Hieber entstanden.
Geigenzettel : Giuane Hieber / e Martino Facebit (sie) /
in Venezia Ao 1581 (gedruckt).
Hiebler, Joseph. — Augsburg. 1 740. f n. 1 792
Er wird im Augsburger Adreßkalender zuletzt 1792
angeführt. Seine Arbeit ist gut, doch war er in bezug
auf das Holz nicht wählerisch genug, weshalb seine
Geigen jetzt stark vom Wurm zerfressen sind. Er ar-
beitete nach dem mittleren Stainermodell, nur die
F-Löcher und die Ecken gehen auf Amati zurück. Zum
Boden und den Zargen nahm er schlichtes Ahornholz,
zu Hals und Schnecke oft Lindenholz. Sein gelber oder
brauner Lack ist glanzlos und trübe, der Ton aber voll
und leicht ansprechend.
Geigenzettel : Joseph Hiebler, Lauten- und Geigenma-/
eher fecit Augustae 1789 (gedruckt).
Hieronymus Brixiensis s. di Virchi
Hieronymus. — (Köln?) 1510. 1558
Virdung führt ihn bereits 1511 an und bildet seine
sämtlichen Instrumente ab. Diese Abbildungen über-
nahm dann Prätorius in sein Werk: »Syntagma Musi-
Higgins — Hill
215
cum« und Taisnier erwälint in seiner 1339 in Köln
erschienenen Astrologiae judiciariae Ysagogica 'cytharae
Hieronymi . . . tubae Hieronymi, organo Hieronymi,
histulae Hieronymi . . .« Van der Straeten vermutet in
diesem vielseitigen Hieronymus einen Kölner Lauten-
macher, mit dem Taisnier befreundet war. (La Mu-
sique aux Pays-Bas. B. III, S. 237.)
Higgins, Ph.
Ein Geigenmachcr, der um 1850 in Montreal (Kanada)
lebte und ganz geschickt gewesen sein soll.
Lond
ondon .
Geb.
Hilanj, Franz.
Wels. 1814. t nach 1846
Er soll in Preßburg bei einem Geigenmacher regelrecht
gelernt haben und" trat dann als Musiker bei einem
Huszärenregiment ein, mit dem er nach Wels kam. Nach
Abzug des Regiments trat er in städtische Dienste und
brachte es da zum »Thumermeister«, d. h. zum Diri-
genten der Stadtmusikanten, die auf dem Turm
(»Thum«) zu blasen hatten. Seine Bemühungen, sich
geeignetes Holz zu verschaffen, brachten es mit sich,
daß er ganze Bäume kaufen mußte ; um den Abfall zu
verwerten, eröffnete er einen kleinen Handel mit Brenn-
holz und so wurde er auch am 2. Januar 1814 als Holz-
händler zum Bürger aufgenommen. Seine Werkstatt
hatte er am Stadtplatz Nr. 24, wo er auch starb. Seine
Witwe Eva Maria und seine 1837 geborene Tochter
Amalie siedelten nach seinem Tode nach Wien über.
Seine Werkstatt kam an E. Köhler, seine Stelle als
»Thumermeister« hatte er schon vor 1825 zugunsten
seines Bruders Paul aufgegeben. Wenn er auch kein
großer Künstler war, so hat er doch recht brav ge-
arbeitet und seine Gitarren zeichnen sich durch eine
gewisse Klangfülle aus. Eine Zither von ihm mit
3 Spiel- und 16 Begleitsaiten besitzt W. Heyers Musik-
historisches Museum m Köln.
Geigenzettel: Franz / Hilanj. / Bürgerlicher / Geigen -
u. Guitarrenmacher / in Wels.
Hilanj, Franz Seraph. — Wels. Geb. 15. Mai
1825inWels, tdas. 9.JuH 1848
Sohn des »Thurnermeisters« Paul H. und Schüler
seines Oheims Franz H., dessen Werkstatt er krank-
heitshalber nicht übernehmen konnte, wie er wohl vor-
hatte, als er am 24. November 1846 als Geigenmacher
das Bürgerrecht erwarb. Er soll sehr talentvoll gewesen
sein und als Geselle in Wien gearbeitet haben. Eine
gute Violine von ihm in Privatbesitz in Wels läßt seinen
frühen Tod bedauerlich erscheinen.
Hildebrand, Philipp. — Stadtamhof. 1665
Ein Lauten- und Orgelmacher, der auch Violen aller
Art angefertigt haben soll.
Hildebrandt s. Hilldebrand
Hill, Alfred Ebsworth. — London. Geb. 1862
Dritter Sohn von Will. Ebsw. I H. Nachdem er bei
seinem Vater gelernt, ging er, als der erste Engländer,
zu seiner weiteren Ausbildung nach Mirecourt und
wurde dann Teilhaber der Firma seines Vaters.
Hill, Arthur Frederick.
25. Jan. 1860
Zweiter Sohn und Schüler vcn Will. Ebsw. I H. und
Teilhaber der väterlichen Firma.
Hill, Benjamin. — London. Geb. 1754, f 1797
Dritter Sohn und Schu er von Joseph II H. und später
Teilhaber des väterlichen Geschäfts.
Hill, Henry Lockey. — Geb. 1 774, f Aug. 1 835
Sohn und Schüler von Lockey H. »L. Hill of the
Borough«. Er arbeitete eine Zeitlang bei John Betts,
durch den er wahrscheinlich das Stradivarimodell
kennen lernte. Als seine Söhne Joseph IV und William
Ebsworth herangewachsen waren, arbeitete er mit
ihnen gemeinsam. Er ist als besonders tüchtiger Gei-
genmacher bekannt und stand wahrscheinlich auch zu
Fendt in Beziehung, der ihn beeinflußte. Er gilt als der
erste in der Familie Hill, der von Stainer und Amati
zu Stradivan überging.
Geigenzettel : .^bb. 323 und 376.
Hill, John. — London. 1/94
Er wohnte Red Lyon Street, Holborn, und war nicht
ungeschickt.
Geigenzettel: Abb. 373.
Hill, Joseph \. — London. 1660
Der Stammvater der heute noch blühenden Familie,
den man jedoch nur nach einer Tagebuchaufzeichnung
von Depys kennt, der ihn am 17. Februar 1660 wegen
seiner Laute und seiner Viola zu Rate zog.
Gelgenzettel : Abb. 374.
Hill, Joseph II. - London. Geb. 1715, f 1784
Angeblich erst Schüler von Banks und dann von
Wamsley. Seine Arbeit ist sauber, und namentlich seine
Violoncelli und Bässe sind gut. Er wechselte seine
Wohnung mehrfach und gebrauchte verschiedene Haus-
marken (Ladenschilder), so z. B. seit etwa 1750 *at ye
Violin« (Angel Court, Westminster) und »at the Harp
and Flute* (Haymarket). .Mle seine vier Söhne erzog
er zu Gelgenmachern, sie wurden seine Gehilfen, und
nur der älteste von ihnen erreichte eine gewisse Selb-
ständigkeit. Eine Violine von Joseph Hill & Sons vom
Jahre 1770 besitzt J. T. Chapm.an.
Geigenzettel : Abb. 368.
Hill, Joseph III. - London. Geb. 1747, f 1793
Zweiter Sohn von Joseph II H. und weniger geschickt
als dieser. Von ihm dürfte das Violoncello vom Jahre
1 787 sein, das Mrs. Rampling Rose geb. Braddyll im
Jahre 1904 in der Londoner Music Loan Exhibition
ausstellte.
Hill, Joseph IV.
t 1837
London. Geb. um 1805,
Älterer Sohn von Henry Lockey H. Schüler seines
Vaters, dem er nahekam.
216
Hill — Hiller
Hill, Lockey. — London. Geb. 1756, f 1810
Vierter Sohn von Joseph II H. Vater von Henry Lockey
H. ; ein geschickter Meister. EineVioline aus seinem letz-
ten Lebensjahre besitzt J. T. Chapman.
Hill, Walter Edgar. — London. Geb. 4. Nov.
1871
Vierter Sohn und Schüler von Will. Ebsw. H. Auch
er arbeitete, vk-le sein Bruder Alfred Ebsw., eine Zeit-
lang in Mirecourt und ist jetzt Mitbesitzer des väter-
lichen Geschäfts.
Hill, William. — London. Geb. 1745, f 1790
Ältester Sohn und Schüler von Joseph II H. Zu der
gleichen Zeit, in der sein Vater die Firma Jos. Hill
& Sons annahm, also etwa um 1771 ^), scheint er seine
Werkstatt in der Poland Street eröffnet zu haben. Seine
Arbeit ist recht gut, etwas an Aireton erinnernd, der
Lack sehr durchsichtig und von schöner gelber Farbe,
nur der Ton seiner Geigen ist ziemlich schwach, kann
aber von einem tüchtigen Reparateur manchmal leicht
verbessert werden. Er war auch ein geschickter Mu-
siker und gehörte als solcher dem Londoner Musiker-
verband an. Auch als Orgelbauer war er tüchtig und
hat manche Verbesserung eingeführt.
Geigenzettel : Abb. 369.
Hill, Wllliann Ebsworth. — London.
20. Okt. 1817, t 2. April 1895
Geb.
nachdem es in die New Bond Street verlegt worden
war. Er zog sich auf seine Besitzung in Hanwell zurück
und arbeitete hier noch einige Zeit für sich, bis ihn der
Tod von zunehmender Altersschwäche erlöste. Als
Kenner hatte er einen Weltruf erlangt, und ein von
ihm ausgestelltes Zeugnis der Echtheit einer Geige gilt
bei Musikern, Sammlern und Händlern als unanfecht-
bar.
Geigenzettel: Abb. 370, 377, 378.
Hill, William Henry. — London. Geb. 3. Juni
1857
Ältester Sohn von William Ebsw. H. Ursprünglich
zum Musiker bestimmt, studierte er mehrere Jahre und
trat erst später in das väterliche Geschäft zugleich mit
seinen Brüdern ein.
Hill & Sons. — London, 140 New Bond st. W.
Die jetzigen Inhaber der Firma sind: Wm. Ebsw. II
Hill, Arthur Fred. Hill, Alfred Ebsw. H., W. Henry H.
und Walter E. H. sowie A. E. Philips, der durch
2^/., Jahre bei G. Fiorini in München als Volontär
arbeitete, und beschäftigen eine große Zahl von Ge-
hilfen in ihren Werkstätten zu Hanwell.
(Hlldebrandt), Michel Chrl-
Hamburg. 1768. Lebte noch
Jüngerer Sohn von Henry Lockey H. und Schüler
seines älteren Bruders Joseph (IV). Als er in die Lehre
trat, wurde er zuerst mit dem Stegschnitzen beschäftigt
und erlangte darin eine erstaunliche Fertigkeit. Noch
in den letzten Jahren seines Lebens war es eine Lieb-
lingsbeschäftigung von ihm, zum Vergnügen Stege zu
schneiden. Nach Beendigung seiner Lehrzeit trat er
bei Charles Harris in Oxford ein und eröffnete, nach
London zurückgekehrt, im Jahre 1830 seine eigene
Werkstatt in Southwark. Als das Geschäft sich aus-
dehnte, verlegte er es nach dem Hauptquartier des Lon-
doner Geigenhandels, der Wardour Street. Obwohl
seine Geschicklichkeit im Geigenmachen Anerkennung
fand, machte er doch sehr schnell — wie so viele
neuere Meister — die Erfahrung, daß Musiker und
Liebhaber der besten neuen Arbeit jede beliebige Geige
vorziehen, wenn sie nur alt ist und italienisch aussieht.
Er verlegte sich daher von Anfang an hauptsächlich
auf die Wiederherstellung und den Handel mit alten
Geigen. Auf diesem Gebiete hat er dann, dank seinem
Scharfblick und einer seltenen Kennerschaft, außer-
ordentliche Erfolge erzielt. Daß er aber auch im Neu-
bau etwas zu leisten imstande war, hat er nicht nur in
seiner Jugend schon, sondern noch 1862 bewiesen, da
er ein Meisterwerk ausstellte, »um der Welt zu zeigen,
daß das Geigenmachen m England noch nicht aus-
gestorben sei«. Auch seine vier Söhne bildete er zu
tüchtigen Geigenmachern heran, nahm sie in sein Ge-
schäft als Teilhaber auf und überließ es ihnen ganz.
HlUdebrand
stopher. -
1807
War ursprünglich Formschneider in einer Kattunfabnk
und erwarb als solcher 1 792 das Hamburgische Bürger-
recht, später wandte er sich dem Instrumentenbau zu
und arbeitete noch 1805 unter der Leitung des Geigen-
virtuosen Bernhard Romberg ^). Unter seinen Instru-
menten sollen namentlich die größeren, also Bässe,
Violoncelli und Bratschen, sehr geschätzt gewesen sein
und wurden schon im Anfang des 19. Jahrhunderts
ziemlich teuer bezahlt. In einem sehr schön und sauber
gearbeiteten Violoncello sah ich den hier abgedruckten
Zettel. Dunkelrötlich-brauner Lack.
Geigenzettel : * M. C. Hildebrand * ,' me fecit / ad
modum Straduar: / sub directione celebernmi / Ber-
nardi Romberg ' Hamburgi A° 1805 (gedruckt) und
Abb. 362.
Hlller, Franz. — Wiener-Neustadt. Geb.
11. Dez. 1840 zu Kravsko bei Znalm.
1898
Schüler von Krampera. Er kam um 1870 nach Wiener-
Neustadt, wo er bei der Witwe von Karl Math. Daum
(I 1893) in Arbeit trat, die er am 6. Aug. 1872 heiratete.
Er arbeitete handwerksmäßig und verstand es nicht,
den alten Ruf der Dnumschen Werkstatt zu erhalten.
Er gab daher am 31. Juli 1898 sein Geschäft auf und
soll später nach Znaim verzogen sein;
Geigenzettel: Franz Hiller / Instrumentenmacher in
Wr. Neustadt ,' .Anno 1874 (gedruckt).
^) Wenn einzelne auf seinen Zetteln die Zahl 1741
gelesen haben wollen, dann haben sie eben eine 7 für eine
4 angesehen.
^) Bernhard Romberg, bekannter Violoncellist, geb.
1767 in Dinklage (Oldenburg), f 1841 in Hamburg.
llillert — llindlc
217
Hillert, Arthur Wilhelm. — Mittweida 1. S.
Geb. 5. April 1869 in Dresden
Bis 1886 Schüler von Robert WiW; er ging hierauf in
die Fremde und bereiste Ober- und Niederösterreich,
Ungarn bis Budapest, die Schweiz, Tirol und Süd-
deutschland und gründete 1893 unter schwierigen Ver-
hältnissen in Mittweida sein eigenes Geschäft, das er
aber bald in die Höhe brachte. Er arbeitet sowohl nach
Stradivari als auch nach Amati und Stainer usw. und
hat auch ein eigenes, dem Stradivari ähnliches, flach
gewölbtes Modell. Er bereitet sich einen hellgelb-
braunen Lack selbst. Außer Geigen und Violoncelli
macht er auch Zithern.
Geigenzettel : Arthur Hillert / Geigenbau- und Repara-
turwerkstatt / Mittweida i. S. / (Germany). (gedr.).
HiUmer, F. — Leipzig. Um 1790—1820
Erfinder eines zehnsaitigen Streichinstruments, »Poly-
chord« genannt, das die Form eines Kontrabasses und
ein bewegliches Griffbrett hatte. Vgl. Allg. Mus. -Ztg.
1799, Nr. 30, S. 478. Ferner hat nach der Leipziger
Allg. Mus. -Ztg. 1840, S. 245, ein Geigenmacher dieses
Namens eine fünf saitige Bratsche, die er »Violalin«
taufte, »erfunden«. — Es dürfte sich dabei um eine
und dieselbe Person handeln.
Hiltz, Paul. — Nürnberg. 1656
Ein namhafter Nürnberger Instrumentenmacher, von
dem eine Diskantviola da Gamba und eine Viola da
Gamba von 1656 sich im Germanischen Museum in
Nürnberg und eine sechssaitige Sopranviola da Gamba
aus demselben Jahre bei Claudius in Kopenhagen be-
finden.
Geigenzettel : Paul Hiltz me fecit / Anno 1656 (gedr.).
— Paulus Hiltz Nori- / berga me foecit 1656 (gedr.).
Himmer. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher gingen aus dieser Familie hervor:
Himmer, Alban. — Geb. 1874
Sohn und Schüler von Wenzel H. Als Gehilfe arbeitete
er in Markneukirchen und Wiesbaden und eröffnete
nach dem Tode seines Vaters seine eigene Werkstatt.
Er baut Violinen und Violoncelli und wird als tüch-
tiger Geigenmacher geschätzt.
Himmer, Andreas, war schon 1826 Meister
Sein Sohn (?)
Himmer, Johann, lebte noch 1837
Himmer (Hummer, Hummer), Josef I, wird
1826 erwähnt
Geigenzettel: Josef Hummer / Lauten und Geigen-
macher in Schönbach, (gedruckt).
Himmer, Josef II. — f 1898
Himmer. Josef III. — f 1898
Himmer, Josef IV, lebt noch
Himmer, Maximilian Vitalis. — Berlin-Wil-
mersdorf. Geb. 13. Jan. 1871 in New York
.Als Sohn deutscher Eltern kam er schon als Knabe
nach Deutschland, besuchte in Hildesheim das Gym-
nasium Josephmum und bereitete sich gleichzeitig als
Geiger zum Eintritt in die Hochschule für Musik in
Berlin vor, wo er seit seinem 19. Jahre drei Jahre
Schüler von de Ahna und zwei Jahre von Joachim
war. Eine Armlähmung, die er sich in seinem 25. Le-
bensjahre zuzog, bestimmte ihn zu einem Berufswechsel,
durch Talent und Neigung getrieben entschloß er sich
Maler zu werden und bezog die Hochschule für bil-
dende Kunst. Em Zufall führte ihn zu semer ersten
Liebe, der Geige zurück. Er beschäftigte sich nun,
34 Jahre alt geworden, ernsthaft mit dem Geigenbau
und ist überzeugt, das eigentliche akustische Gesetz,
das die alten Meister gekannt und beobachtet hatten,
herausgefunden zu haben, und tatsächlich erreicht er
in seinen Instrumenten eine Tonschönheit, die die
ersten Geiger, wie Vecsey, Hubermann u. a. bewun-
dernd anerkennen. Er bewahrt seine Entdeckung als
sein Geheimnis und verrät nur so viel, daß der Lack
keinen Einfluß auf den Ton seiner Geigen hat, und daß
er auch das .Abstimmen von Decke und Boden in
irgendeinem Tonverhältnis verwirft. Seine Geigen sind
sehr sauber gearbeitet und verdienen auch in dieser
Hinsicht Lob. Pfarrer Greulich in Posen besitzt zwei
Violinen von ihm.
Himmer, Wenzel, soll eine Zeitlang in
Schöneck i. S. gearbeitet haben und starb
1894
Hinckelmann, Wohlert Hinrich. — Hamburg.
1756
In den Bürgerlisten kommt sein Name nicht vor, doch
fand ich seinen Reparaturzettel m einer Geige, auf dem
er sich ausdrücklich Violinmacher nennt. Er dürfte aus
Borstendorf stammen, wo der Name Hinckelmann
heimisch ist. Ein Wohlert Joh. Hinkelmann war 1791
bis 1 797 der vorletzte Lübecker »Spielgreve« der Stadt -
musik.
Geigenzettel: Abb. 333.
Hinderstößer, Xaver. — Augsburg. Geb.
21 .Dez. 1810 in Zusmarshausen, f nach 1869
Er war Geigenmacher und Musiker und hatte seine
Werkstatt in der historisch berühmten Fuggerei. Der
Fürst, dem er die Stiftungswohnung verdankt, scheint
ihn auch durch Arbeitsaufträge unterstützt zu haben,
wie sein Reparaturzettel in der Rauwolfschen Laute
des Fürsten Fugger-Babenhausen beweist.
Hindle, Leopold Georg. — Wien. Geb. 1766,
t 23. Nov. 1839
Er war hauptsächlich Kontrabaßmacher. Seine Geigen
sind weniger gut und kommen nur selten vor. Sie ent-
sprechen denen der damaligen Wiener Geigenmacher
zweiten Ranges. Eine Eigentümlichkeit seiner Kontra-
bäs3e ist, daß er die F-Löcher oben und unten nicht
218
Hind:
mds
Hochbrücke!'
durchschnitt, damit sie nicht so leicht eingebrochen
werden konnten. Sein bestes Geschäft machte er
damit, daß er den Musikern seine Bässe leihweise
überließ.
Geigenzettel : Hindle, Lauten und / Geigenmacher in
Wien 1830 (gedruckt).
Hinds (Hlntz), Frederlck. — London. 1740.
1776
Es gibt einige gute Gamben und Violoncelli usw. von
ihm, Gelgen konnte ich nicht erfragen. Eine Zither vom
Jahre 1740 von ihm besitzt Miss E. A. Willmott.
Geigenzettel : F. Hinds / Maker / Ryders Court, Lei-
cester Fields / 1 7 London 76 (gedruckt).
Hinrichs, Johann Peter. — Hamburg. 1796
Da er bei seiner am 8. Januar 1796 erfolgten Bürger-
aufnahme kurzweg als Instrumentenmacher bezeichnet
wird, steht nicht fest, daß er Geigen- oder Lauten-
macher war.
Hinrichsen, J. — Hamburg. 1847
Ein Geigenmacher, der mir bisher nur als Reparateur
bekannt geworden und vielleicht mit dem vorher ge-
nannten J. P. Hinrichs identisch ist.
Geigenzettel: Repariert / J. Hinrichsen / Hamburg /
1847 (gedruckt).
Hjorth, Andreas Hansen. — Kopenhagen
Geb. 1759 in Hadersleben, f 1834 in Kopen-
hagen
Er ließ sich 1 795 in Kopenhagen nieder, wo er Hof-
instrumentenmacher wurde. Er machte gute Geigen
und Violoncelli nach Amati. Außer seinem Zettel ver-
wendete er auch die Brandmarke A. H. H. Eine Viola
d'amore von 1791 besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen.
Geigenzettel: Andreas Hjorth. (gedruckt). — Forfaerdi-
get efter Amatus Regel af Instrument.mager / Andreas
Hiorth i Kjöbenhavn Anno 1825 (gedruckt). Brand-
marke Nr. 3.
Hjorth, Emil. — Kopenhagen. Geb. 1840 in
Kopenhagen
Sohn, Schüler und seit 1865 Geschäftsnachfolger von
Johannes Hj. Er arbeitete 1869 in London, 1863 bei
Gabriel Lemböck in Wien und 1864 bei Bernardel pere
in Paris. Er machte hauptsächlich Violoncelli nach Stra-
divari und Guarneri und war ein gesuchter Reparateur.
Sein Öllack ist recht gut. Auch betrieb er einen aus-
gedehnten Handel mit altitalienischen Instrumenten
und fabrizierte gute Saiten. 1880 wurde er zum In-
strumentenmacher für die Königl. Kapelle ernannt.
Auch seine Söhne Otto und Knud sind Geigenmacher
geworden und traten in die Firma ein, doch tragen
Geigen, die sie allein gemacht haben, ihre eigenen
Zettel.
Geigenzettel: Emil Hjorth & S 'ner / Kobenhavn 1907
[H im Kreis] (gedruckt). — Otto Hjorth / Kjöbenhavn,
Anno 1903 (gedruckt) und Abb. 348.
Hjorth, Johannes. — Kopenhagen. Geb. 1809,
t 1900
Sohn, Schüler und Nachfolger von Andreas H. Hj. Er
arbeitete, wie sein Vater, nach dem Amatimodell, und
hat das Geschäft (in der Vestergade Nr. 45), nament-
lich als Saitenfabrikant, sehr erweitert.
Hircutt. — London. 1600
Ein Meister dieses Namens soll am Anfang des 1 7. Jahr-
hunderts in London gelebt haben.
Hirschler, J. — Einsiedeln, Unter-Aegeri
(Kanton Zug). Geb. 1835 in Engelberg
(Obwalden)
Schüler von Leo Felrabend. Nach einigen Wander-
jahren ließ er sich 1871 In Einsiedeln als Geigenmacher
nieder und verlegte seinen Wohnsitz später nach Unter-
Aegeri. Er machte sämtliche Streichinstrumente und
ahmte die Modelle von Stradivari und Amati nach ; sein
eigenes Modell schließt sich an Stradivari an, hat aber
eine etwas höhere Wölbung. Er setzte sich einen Ollack
eigener Mischung zusammen, der gute Eigenschaften
hat. Seine Geigen haben weichen Ton und leichte An-
sprache. Im Wiederherstellen alter Geigen besaß er
große Erfahrung und Kunstfertigkeit und wurde gerne
in .Anspruch genommen.
Geigenzettel: J Hirschler Geigenbaver / Unteregeri
Ct Zug (gedruckt).
L
eipzig.
18. Jahr-
Hirschstein, Matthaeus.
hundert
Nach seinem Zettel, den Paul de Wit in seinen »>Geigen-
zetteln alter Meister« veröffentlicht, war er nur Händ-
ler.
Gei gen Zettel : Matthaeus Hirschstein / Musical. In-
strum., Haendler in Leipzig, (gedruckt).
Hirst, Franz, lebt als Saiteninstrumenten-
macher in Durban (Port Natal)
Hlausa. — Wien?
Hoch, Christian. — Venedig. 17. — 18. Jahrh.
Eine Theorbe von ihm befindet sich im Germanischen
Nationalmuseum in Nürnberg. Vielleicht ein Nach-
komme des »Dal Hocha« in Ferrara?
Hochschwarzer, Andrä. — Schwaz i. T. —
t um 1900 in hohfm Greisenalter
Ein Klarinetten- und Flötenmacher, der im Volks-
munde deshalb der "Klarinettler« genannt wurde und
der auch nebenbei Geigen und Gitarren, die freilich
keinen Kunstwert hatten, machte.
Hochbrucker. — Donauwörth, Augsburg,
1699. t zwischen 1762 und 1764
Er soll als Lauten- und Violenmacher nicht ungeschickt
gewesen sein, doch ist er nur durch seine Erfindung,
an der »großen Brettharfe« ein Pedal anzubringen, be-
kannt geworden. Daß er auch in Augsburg gelebt haben
Höfer - Höß
219
soll, wird zwar oft behauptet, läßt sich aber nicht be-
weisen. In den Donauwörther Pfarramtsrechnungen
wird er noch 1762 als Lieferant von Saiten für den
Chor erwähnt, 1764 liefert seine Witwe Agathe die
Saiten, er muß also nach 1762 und vor 1764 gestorben
sein. — Sein Sohn Simon war em berühmter Harfen-
spieler.
Höfer, Fr. Wilh. — Taucha b. Leipzig. 1874.
1901
Ein Musiker und Klavierstimmer, der seit 1874 auch
eine Werkstatt für Geigen- und Blasinstrumente besitzt.
Höhne, Gustav I, hatte im 19. Jahrhundert
seine Werkstatt in der Erfurter Straße in
Dresden
Höhne, Gustav II. — Weimar. 1835. 1885
Sohn von Gustav I H. Er war Hofmstrumentenmacher
und verband sich später mit seinem Sohne zu der
Firma G. Höhne & Sohn. Seme Geigen sind recht
sauber in ihrer Arbeit. Er soll auch eme Zeitlang in
Dresden gearbeitet haben.
Höhne, Karl. — Weimar. 1895
Sohn von Gustav H. und dessen Nachfolger als Hof-
instrumentenmacher. Er arbeitete recht sauber nach
Stradivari, Maggini, Guameri usw. Auch die Viola
d'amore verstand er zu machen.
Hölünger, Albin. — Kiel. Geb. 5. Febr. 1875
m Markneukirchen
Schüler von Heinr. Rob. Seidel. Durch neuneinhalb
Jahre arbeitete er als Gehilfe in verschiedenen Städten
Deutschlands, zuletzt durch zweieinhalb Jahre bei
Winterling in Hamburg, und machte sich am 1 . Septbr.
1901 in Kiel selbständig. Er hat ein dem Stradivari
ähnliches, eigenes Modell : Höhe des Bodens und der
Decke je 14 mm; Zargen 32 mm hoch, die oberen
Zargen von der Ecke bis zum Klotz auf 30^/j mm ver-
laufend. Seine Geigen sind recht sauber gearbeitet, mit
Ollack versehen und haben einen vollen, weichen Ton
und leichte Ansprache. Auch im Wiederherstellen soll
er sehr geschickt sein.
Geigenzettel : Anno 1 9 . Albin Höllinger / fecit in Kiel
(gedruckt).
Hör, Engelbert. — Klingenthal. 1793
Ein wenig bekannter Vogtländer, von dem es einige
leidlich gute Geigen gibt.
Geigenzettel : Engelbert Hör / Geigenmacher / in
Glingenthal. 1 793 (gedruckt).
Hörlem, Karl Adam. — Kitzingen, Würzburg.
Geb. 3 1 . Jan . 1 829 in Winkelhof (Ökonomie-
gut bei Marktbreit), f 1902
Schüler von J. Vauchel. Er war durch drei Jahre als
Gehilfe bei Lemböck in Wien tätig und begründete
1853 sein Geschäft in Kitzingen a. M., das er 1866
nach Würzburg verlegte. Er arbeitete nach eigenem
und nach dem Stradivarimodell, wendete Weingeist-
und ÖUack an. Er war u. a. der erste Erbauer der be-
kannten Ritterschen Viola alta und wurde auf Aus-
stellungen oft prämiiert, auch zum Herzogl. Sachsen-
Meiningenschen Hofinstrumentenmacher ernannt. In
den letzten Jahren ließ er freilich seine Geigen in Mark-
neukirchen usw. vorarbeiten und vollendete und lackierte
sie nur selbst. Seine Biographie mit Bild findet sich in
de Wits Zeitschr. f. d. Instr. 1902. Nr. 14. Mehrere
Geigen von ihm besitzt C. Stoeber in Würzburg.
Geigenzettel : K. A. Hörlein invenit. / Würzburg (ge-
druckt). — Reparirt von K. A. Hörlein / in Kitzingen
1853:: (geschrieben). ■ — Hermann Ritter invenit. Privi-
leg Nr. 260 / K. A. Hörlein fecit Würzburg 1899 (ge-
druckt).
Hörning, Woldemar. — Chemnitz. Geb.
21 . Nov. 1857 in Arnsfeld b. Annaberg i. E.
Ein tüchtiger Violoncellist. Mitglied des städtischen
Orchesters, der sich aus Liebhaberei mit dem Geigen-
machen beschäftigt hat und zwar mit solchem Erfolge,
daß ihm ein Nebenerwerb dadurch entstanden ist. Er
besitzt theoretische Kenntnisse und wird als Reparateur
gelobt.
Hoes (Hös), Anton. — Prag. 1682. 1707
Wahrscheinlich ein Bruder von Rudolf H. in München .
Dem Namen nach dürften beide aus Füssen stammen.
Der Prager Bildhauer Joh. Malicky besaß 1794 eine
von ihm gemachte Viola d'amore, im Stift Ossegg be-
findet sich noch jetzt eine Laute von ihm aus dem
Jahre 1707 (Kat.-Nr. 19). —Ein Nachkomme, Thomas
Höß, lebte noch 1815 als »musikalischer Spielmaschi-
nist« in Wien, am Spittelberg Nr. 14.
Geigenzettel: Antonius Hös / Lauten und / Geigen-
macher in der Alten / Stadt Prag A. 1 707 (gedruckt).
Höß, Felix. — Füssen. 1623
Er wurde am 23. August 1623 als Meister in die
Lautenmacherzunft aufgenommen.
Höß, Rudolph. — München. 1680. 1739
Hoflautenmacher, der unter Max Emanuel und Carl
Albert arbeitete. In den bayrischen Hofzahlamtsrech-
nungen läßt er sich nur von 1696 — 1704 verfolgen,
doch gibt es Violen von ihm mit der Jahreszahl 1682,
und das Münchener Nationalmuseum besitzt eine Baß-
laute mit seinem Zettel von 1 739. Ein Diskant Quinton
(1708) ist in Berlin in der staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente und eine Viola da Gamba vor 1696
im Fürstl. Hohenzollernschen Museum in Sigmaringen.
Er arbeitete sehr sorgfältig, verwendete gutes Holz und
hatte ein dem Stainer ähnliches Modell. Seine Decken
sind manchmal etwas zu dünn ausgearbeitet, der LacK
ist hellbraun oder kastanienbraun, ohne besonderes
Feuer. Bei seinen Violen findet man meist schlangen-
förmige Schallöcher. Seine Schnecken sind schwung-
voll, dagegen die häufig vorkommenden Engelsköpf-
chen (mit verbundenen Augen) oder Teufelsfratzen mit
eingesetzten Edelsteinen an Stelle der Augen nicht sehr
geschickt geschnitten. Die Sammlung Crosby Brown
in New York besitzt eine kleine, aus der Sammlung
Bricqucville stammende Tenorviole von ihm. Der Ka-
talog nennt ihn hier mit Hinweglassung des eigent-
220
Ho(er — Hoffmann
liehen Familiennamens und die Abkürzung Churfl.
mißverstehend »Rudolph Churst!« — Eine Tanz-
meistergeige vom Jahre 1676 besitzt die Sammlung des
historischen Vereins in Würzburg, eine Viola d'amore
C. Claudius in Kopenhagen.
Geigenzettel : Rudolph Höss / Ihro Churvurstlichen /
Durch!. Hof-Lauten und Geigenma- / eher m Mün-
chen / Anno 1682 (gedruckt) und Abb. 335.
»Hofer Geigen« s. Andr. Preller
Hoff, 0. U., lebt in Christiania
Hoffmann, A. F. — Kopenhagen. 1893. 1900
Er betreibt die Geigenmaeherei und ist Saitenhändler.
Hoffmann, David. — Leipzig. 1577
Sein Name erscheint 1577 in der Leipziger Bürger-
rolle: er wird kurz als Instrumentenmacher bezeichnet,
so daß nicht sicher ist, ob er Lauten oder Geigen ge-
macht hat. Es ist aber möglich, daß er zu Veit und
Martin H. in verwandtschaftlichen Beziehungen stand.
Hoffmann, Eduard. — Bobischau b. Mittel-
walde i. Schi. 1895. 1900
Ein Nachkomme der Wölfelsdorfer Geigenmacher-
familie, der heute noch als Geigenmacher tätig ist.
Hoffmann, Hermann. — 1796
Sein Name ohne Wohnort findet sich in einer sehr
mangelhaft ausgeführten Geige ohne Einlagen und
ohne Baßbalken.
Hoffmann, Friedrich. — Wölfeisdorf. Geb.
im Mai 1647, t 1714 im März
Er stammte aus Ebersdorf in Schlesien, wo er bis 1680
ansässig war. In letzterem Jahr verheiratete er sich in
Wölfeisdorf mit Salome, der Tochter des Schulzen
Hans Hetzeis; im Trauschein wird er ausdrücklich
Geigenmacher genannt und kam in Wölfeisdorf zu
großem Ansehen. Über seinen Tod sagt die Sterbe-
matrikel: 1714 am 8. Martis wurde begraben Fridrich
Hoffmann Gelgenmacher und Gerichtsverwalter all-
hier — alt 65 Jahr, 10 Wochen, 1 Tag. — Er ist der
Stammvater der schlesischen Geigenmacherfamilie
seines Namens.
Hoffmann, Ignaz d. Ä. — Wölfeisdorf i. Schi.
Geb. 1695, t 1769, 25. März
Sohn und Schüler von Friedrich H. Er wurde am
5. August 1695 getauft, da die Kinder damals sofort
getauft wurden, ist er wohl am selben Tage geboren.
Am 29. März 1769 wurde er begraben: die Matrikel
sagt, daß er an einem »abzehrenden Fieber« gestorben
sei. Er war nicht ungeschickt; Geigen von ihm sind in
der Grafschaft Glatz heute noch häufig zu finden.
Einige besitzt die Kirche in Wölfeisdorf. Sie zeigen
allerdings nur gewöhnliche Arbeit.
Geigenzettel : Ignatz Hoff mann Lautten und /' Geigen
und harpfenmacher in / Wulfelsdorff Anno 1748. (ge-
druckt).
Hoffmann, Ignaz d. J. — Wölfeisdorf. Geb.
1736; t 7. Jan. 1791
Sohn und Schüler von Ignaz H. d. Ä., dem er in der
Arbeit sehr ähnlich ist. Auf einigen seiner Zettel be-
zeichnet er sich (jedenfalls nach seiner Wohnung) "der
Niedere«. Von ihm sagt die Sterbematrikel: 1791, den
10. Jan. ist begraben worden der Feldgärtner Ignatz
Hoffmann, Geigenmacher, welcher am 7. huius an
Wassersucht gestorben. 55 Jahr.
Geigenzettel: Ignatius Hoffmann / Lauten- / Geigen-
und Harpfenmacher/ in Wölfelsdorff anno .... (gedr.).
Hoffman, Jacques, de Jonghe
Ein vlämischer oder holländischer Lautenmacher des
17. Jahrhunderts, von dem das Münchner National-
museum eine Laute besitzt.
Hoffmann, Johann Christian. — Leipzig. Geb.
April 1683, t l.Febr. 1750
Älterer Sohn und Schüler Martin Hs. Er erwarb erst
1722 das Leipziger Bürgerrecht und war einer der
besten deutschen Meister seiner Zeit, der seine In-
strumente ebenso schön auszustatten als gut zu machen
verstand. Neben trefflichen Lauten hinterließ er auch
eine stattliche Anzahl vorzüglicher Streichinstrumente,
edel im Ton und gut im Holz. Sein Lack erinnert an
den der Amatischule. Er war sehr angesehen; »Kgl.
polnischer und Kurfürstlich sächsischer Hof instrument-
und Lautenmacher« und schon zu seinen Lebzeiten
weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus be-
rühmt. Er war mit Joh. Seb. Bach gut befreundet, den
er in seinem 1748 errichteten Testament bedachte und
baute auch die von diesem erfundene Viola pomposa
(jetzt in W. Heyers Musikhistorischem Museum in
Köln). In Barons Untersuchung des Instruments der
Lauten liest man S. 95, nachdem er erwähnt, daß Mar-
tin Hoff mann bereits gestorben sei : ». . . doch ist dieser
Verlust durch seine beyde hinterlassnen Herrn Söhne
ersetzt worden, davon . . . der ältere aber, Herr Johann
Christian Hoffmann (sich) auf die Lauten-.^rbeit appli-
cirt. Dieser künstliche Meister hat sich hier in diesem
genere durch seine nette Arbeit bey der galanten Welt
in solchen Estime gesetzt, so gar, daß seine Lauten
vornemlich nach Holl- und Engelland und Frankreich
öfters sind geführt worden. Was nun besonders dabey
zu mercken, so hat er in Erbauung der Lauten nicht
allein viele proportionirliche Schönheit; sondern auch
derselben einen guten und reinen Thon beygefüget.
In der Structur des Lauten-Halses hat er seinen Herrn
Vater übertroffen, well er ihn Jedermann recht Faust-
recht macht, da sie jenem meistentheils ein wenig gar
zu dicke gerathen waren. Er weiß auch die Chöre und
Saiten nach ihrer gehörigen Distanz so wohl einzu-
theilen und zu legen, daß sich seine Lauten sehr leichte
handthieren lassen.« Vier Violinen, zwei Violoncelli und
einen Kontrabaß von ihm aus den Jahren 1715 — 1732
führt das Inventar der Cöthener Hofkapelle von 1 773
auf. Eine prachtvolle, siebensaitige Viola da Gamba
vom Jahre 1725 von ihm besitzt die Musikinstrumen-
tensammlung des Bachhauses in Eisenach. (Nr. 42).
Er war auch als Reparateur geschätzt: ein Reparatur-
zettel von ihm aus dem Jahre 1741 findet sich u. a. in
Hoffmann — Hofmann
11\
Th. Körners Laute (Körnermuseiim in Dresden). Von
seinen Instrumenten in öffentlichen Sammlungen seien
nocK genannt: zwei Theorben und eine Mandola in
Berlin (staatl. Sammlung a.M.) Nr. 717,718 und 733,
eine ebensolche vormals in Dr. Hirths Besitz in Mün-
chen, Gitarrelaute bei Scheurleer, Diskantviola da
Gamba und zwei Theorben in W. Heyers Musikhisto-
rischem Museum in Köln. Vgl. über ihn auch De Wits
Zeitschr. 1894, Nr. 5 1).
Geigenzettel: Johann Christian Hoffmann ,' Königl.
Poln. und Churfürstl. Sachs / Hoff- Instrumenten und
Lautenmacher, 1 730 (gedruckt).
Hoffmann, Martin. — Leipzig. Geb. 1653,
t 15. April 1719
Er stammte aus Leipzig und erlangte als Geigenmacher
im Jahre 1678 das Bürgerrecht. Sehr geschätzter Mei-
ster, von dem sich ziemlich viele Arbeiten, sowohl
Lauten- als Geigeninstrumente, erhalten haben. Bei
den letzteren verwendete er ein eigenes Modell mit sehr
spitzen Ecken und schwachem Rand. Seine Violoncelli
zeigen noch in Einzelheiten die alte Gambenform. Vgl.
Baron, Laute S. 95, Walthers Musiklexikon 1732, S.316.
De Wits Zeitschr. 1894, Nr. 5 usw. Eine große Laute
im Germanischen Museum in Nürnberg, ein Violon-
cello von 1705 im Schlesischen Museum für Kunst-
gewerbe und Altertümer in Breslau Nr. 256 96. Eine
Viola di Gamba in W. Heyers Musikhistorischem Mu-
seum in Köln. Sein Reparaturzettel (von 1696) befindet
sich in Körners Laute (Kömermuseum in Dresden).
Geigenzettel: Martin Hoff mann / in Leipzig 169. . .
(gedruckt).
Hoffmann (Gottlleb?). — Leipzig. 1725. 1730
Jüngerer Sohn von Martin H., der sich nach Baron
(Untersuchung des Instr. der Lauten) auf das Violin-
und Gambenmachen verlegte; auch Walther sagt in
seinem Musiklexikon (1732) nur so viel von ihm. Er
scheint bei seinem Bruder und hauptsächlich für diesen
gearbeitet zu haben. Das Inventar der Cöthener Hof-
kapelle von 1773 führt ein »Violino piccolo« von Gott-
lieb Hoffmann, 1726, auf.
Hoffmann, Moritz.
1761
Kleln-Schmalkalden .
Hoffmann. - Habelschwerdt. 1890. 1900
Ein Nachkomme der Hoffmann in Wölfeisdorf, der als
geschickter Instrumentenmacher gilt.
Hofmann, Anton. — Wien. Geb. 1814,
t 14. Juli 1871
Seine Mutter besaß ein Wirtshaus der Werkstatt von
J. Martin Stoß gegenüber. So erwachte schon in jungen
Jahren die Lust zur Geigenmacherei in Hofmann, der
erst Lehrling, dann Gehilfe von Stoß wurde, und nach
dem Tode seines Meisters (1838) das Geschäft mit der
Witwe unter der Firma Stoß & Hofmann weiterführte,
bis er es am 17. Oktober 1844 durch Kauf ganz erwarb.
Seine Geigen sind sehr geschickt gemacht und noch
besser seine Violoncelli, namentlich aus der Zeit bis
etwa 1850. Damals kam er seinem trefflichen Meister
sehr nahe, nur nahm er die Wölbung noch flacher und
verwendete höhere Zargen. Sein ÖUack war dunkelrot
oder braun. Da aber damals schon die Vorliebe für alte
Instrumente überhand nahm, fing er an, das alte Aus-
sehen zu imitieren. Er machte viele Violoncelli mit
Lindenholzböden, nahm zu Schnecke und Zargen
Buchenholz, zu den Decken grobjäbriges Fichtenholz.
Diese Instrumente haben nur dunkelrotbraunen Spiri-
tuslack und sind in der Brust mit Kienruß geschwärzt.
Er war einer der bekanntesten Wiener Geigenmacher
um die Mitte des 19. Jahrhunderts und war sehr ge-
' schätzt, wurde zum Hofgeigenmacher ernannt und galt
auch als tüchtiger Reparateur und ist von allen Geigen-
freunden aufgesucht worden. Auch Tarisio verkehrte
sehr häufig bei ihm.
Geigenzettel: Abb. 321 und 365.
Hofman, David. — Klingenthal (?) 1810. 1812
Er bildete sich ein Modell nach Amati und Guarnen
und hatte einen dunkelgelbroten Lack. Seine .Arbeit ist
von guter vogtländer Art, nur brachte er die Einlagen
zu nahe am Rande an. Sein Zettel enthält, wie bei
vielen seiner zeitgenössischen Landsleute das Wort
Cremona. Eine gute Violine von ihm vom Jahre 1812
besitzt J. Feilchenfeld in Neukölln.
Geigenzettel: David Hofman / Italia Cremona 1812
(geschrieben).
Hofmann, Johann Martin. — SchlUlngsfürst.
1805
Nach seinem Zettel war er Hoflauten- und Geigen-
macher, leider aber versagten die archivalischen Nach-
forschungen nach ihm.
Geigenzettel: Johann Martin Hofmann / Hochfürstl.
Hof-Laut- / und Geigenmacher in /Schillingsfürst 1805
(gedruckt).
Hofmann. — Klingenthal. 1809
In einer Viola findet sich die Inschrift: »Hofmann aus
Klingenthal 1809«. Ein Josef Hof mann soll schon 1766
vorkommen, ein Heinrich Hofmann lebte in Adorf und
ein 0. Hofmann im 19. Jahrhundert in Herford.
Von ihm befindet sich eine fünfsaitige Viola di basso
in Berlin in der staatl. Sammlung alter Musikinstru-
mente (Nr. 803). Die Decke ist von geringer Wölbung,
der Boden ist flach und nicht abgedacht. In der Decke
befinden sich jedoch keine Schlangenlinien, sondern
F-Löcher.
Hoffmann, Veit. — Leipzig
Wanderte um 1650 aus Schmalkalden (Ilmenau) nach
Leipzig ein und erwarb 1654 dort das Bürgerrecht. Wir
haben in ihm wohl den Vater Martin Hoffmanns zu
sehen.
u D j \w. L n L ■ TU u A^^- r^^iA. Hofmann, Josef. — Zürich. 1914
) r. de Wit besaß von ihm eine 1 neorbe, drei pracn- ' J
tige Violen di Gamba, eine Viola d'amore und eine Viola Schüler von Keller in Würzburg. Ein ebenso talent-
pomposa. voller als geschickter Geigenmacher, der alles an seinen
222
Hofmans — HoUmayr
Geigen selbst maclit. Als er bei Ausbruch des Krieges
zu den Waffen gerufen wurde, mußte er seine Werk-
statt aufgeben und nach Deutschland zurückkehren. Er
machte den Krieg mit und wurde schwer verwundet
und geriet in Gefangenschaft. An die Schweiz aus-
geliefert, arbeitete er eine Zeitlang bei Stemblowski in
Engelberg.
Hofmans.Matthys. — Antwerpen. 1689. 1740
Einer der besten Antwerpener Geigenmacher, über den
leider wenig zu erfahren ist, da er anscheinend nicht
der Lukasgilde angehört hat. Erarbeitete nach italieni-
schen Vorbildern, seine Modelle gehen auf Amati und
Guarneri zurück und sind in bezug auf Arbeit und Ton
recht lobenswert. Auch sein rotbrauner Lack ist nicht
schlecht. Das Versteigerungsverzeichnis der Selhof-
schen Sammlung (Haag, 1 759) führt zwei Violinen von
ihm an. In der Auktion Samary war eine hübsche
Taschengeige von ihm, eine solche bewahrt auch das
Musee du Steen in Antwerpen, eine fünfeckige Ta-
schengeige mit Negerköpfchen befindet sich aus der
Sammlung Snoeck in Berlin und eine Violine im Mu-
seum des Brüsseler Konservatoriums (Nr. 233). Die
Theorbe aus der Sammlung Galpin (jetzt in Boston)
trägt die wohl aus 1679 entstandene Jahreszahl 1619.
(Neuere Forscher wollen übrigens aus Matthys Hof-
mann zwei gleichnamige Meister machen und setzen die
Wirkungszeit des älteren in die Jahre 1660 — 1691, des
jüngeren in den Zeitraum von 1700 — 1725.
Geigenzettel : Matthys Hof maus Tot / Antwerpen, (ge-
druckt). — Matthys Hof mans van Antwerpen 1 68 . .
(gedruckt).
Hofmayr, Caspar. — Steyr. 1836
Vermutlich der Vater des Ignaz Hofmeyr. Eine Geige
im Stift Admont, zu der er vermutlich nur den Boden
gemacht hat, trägt seinen Namen.
Hofmayr (Hofmeyr), Ignaz, lebte in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Steyr
Geigenzettel : Ignaz Hofmeyr / bürgl. Geigenmacher in
Steyr/ 1869 (gedruckt).
Hohlfeld, Johann. — Berlin. Geb. zu Henners-
dorfi.S. 1711, t 1771
Als Erfinder musikalischer Instrumente, so u. a. eines
Bogenklaviers (Bogenflügels), bekannt geworden. Von
Hause aus war er ein einfacher Posamentiergehilfe.
Hohmann, Johann Hinnch. — Hamburg
Er wurde als Instrumentenmacher am 3. November
1797 Bürger.
Holder & Sons, eine letzt in London bestehende
Geigenfirma
Hole, A. P. — Leicester
Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Holebeck s. Joh. II Neuner
Holländer, Johann Christoph. — Schaff-
hausen. Geb.8.Dez. 1714, 1 25. März 1792
Ein vielseitiger Mann; er war Kantor an der St. Jo-
hanneskirche und Präzeptor der untersten Klasse des
Gymnasiums in Schaffhausen, machte Musikinstru-
mente — und gehörte der Zunft der Gerber an^). Eine
von ihm ausgebesserte Laute von Ambrosius Weiß in
Basel besitzt das Badische Museum für Altertümer in
Karlsruhe.
Geigenzel.cl: Ambrosius Weiß in Basel / Christoph
Holländer zu Schaff hausen / me correxit 1 754 3 "^° Juny
(geschrieben).
Hollmayr, Bakus. — Füssen. 1 737. f vor 1 794
Die Familien Hollmayr und Hellmer scheinen ursprüng-
lich zusammenzuhängen, da einzelne ältere Mitglieder
der Familie Hellmer auch als Hellmair vorkommen.
Bakus Hollmayr wird mit seinem halbjährigen Sohne
Joseph im Füssener Umlageregister von 1 737 als Lau-
tenmacher aufgeführt. Seine Witwe lebte noch im Jahre
1774.
Hollmayr, Jacob (?). — Füssen. 1710. 1730
Ein wenig bekannter Füssener Meister, von dem manch-
mal Lauten vorkommen. Der Vorname war nicht mehr
sicher leserlich.
Hollmayr, Johann. — Wien. Geb. in Füssen
um 1657, t Sept. 1679 in Wien
Er war wohl als naher Verwandter von Marcellus H.
nach Wien gekommen und hat vermutlich bei diesem
als Geselle gearbeitet, dafür spricht, daß er in dessen
nächster Nähe, im Neubad in der Naglergasse wohnte.
Er war erst 22 Jahre alt, als er die Pest bekam und am
18. September 1679 ins Lazarett gebracht wurde, wo
er starb.
Hollmayr (Hollmair), Joseph. — Ingolstadt,
Neuburg a.D. Geb. um 1737 in Füssen,
tum 1795
Sohn und wohl auch Schüler von Baltus H., lebte um
1772 in Ingolstadt und wurde 1773 auf Ansuchen als
Geigenmacher in Neuburg aufgenommen, wo er um
1795 starb (Kreisarchiv Neuburg). Seine Arbeit
erinnert an die Buchstädters, ist recht gut, das Holz
schön gewählt und der Lack durchsichtig und gelbbraun.
Der Ton edel, wenn auch nicht groß. Seine Zettel
sind geschrieben oder groß gedruckt : Joseph Hollmayr,
Lauten und Geigen- / macher in Neuburg an der Do-
nau 1774 (gedruckt).
Hollmayr, Lorenz. — München. Geb. 5. Aug.
1635 in Wien, f 1680 in München
Sohn und Schüler von Marcellus H. Nachdem er aus-
gelernt hatte, begab er sich auf die übliche Wander-
schaft und suchte vermutlich die Heimat seines Vaters
und seine Verwandten in Füssen auf. Vielleicht war
auch Peter Köpf in München (bei dem er als Geselle
^) Auch sein Sohn Johannes (geb. 1750, f 1829) war
Organist und hat gelegentlich Musikinstrumente repariert.
Hollmayr — Holste
223
eintrat, ein Jugendfreund seines Vaters. Er verliebte
sich dort in Anna Maria, die Tochter seines Meisters,
und heiratete sie im Mai 1659, nachdem er beim Rate
der Stadt den Nachweis erbracht hatte, daß er ein Ver-
mögen von 150 fl. besaß, seine Braut 100 fl. hatte und
er zum Bürger und Lautenmacher angenommen war.
Er hatte seine Werkstatt in der Sendlingergasse unweit
des Tores und kommt von 1659 bis 1680 in den Steuer-
büchern vor. Daß er auch vom bayrischen Hof be-
schäftigt wurde, wie die Münchener Hofrechnungen
(Kreisarchiv H. R. 468/577) ausweisen, spricht für das
Ansehen, das er sich erworben hatte. Seine Frau dürfte
die Werkstatt fortgeführt haben, da sie im Jahre 1681
als »Lautenmacherin« besteuert vorkommt. Er hmter-
ließ acht Kinder, doch scheint sich keines davon der
Lautenmacherei zugewendet zu haben.
Hollmayr, Marcellus. — Wien. Geb. um 1594
in Füssen, f 12. Okt. 1681 in Wien.
Sohn von Matthias H. Er hatte in Füssen ausgelernt
und kam als Geselle zu Georg Epp, der gleich ihm aus
Füssen stammte, nach Wien. Als sem Meister, der
selbst noch jung war, vorzeitig starb, nahm ihn die
Witwe Rosina als Werkführer an, und sie muß sehr
zufrieden mit ihm gewesen sein, denn sie heiratete ihn
am 8. Juni 1633. Sie paßten sehr gut zueinander, Mar-
cellus H. war damals etwa 39 Jahre und Rosina 28 Jahre
alt, er war ein tüchtiger Meister und sie hatte ein ganz
ansehnliches Vermögen und ein gutes Geschäft, das
nun das seine wurde. Trotzdem erwarb er erst im Mai
1638 das Wiener Bürgerrecht und im Februar 1647
konnte er sich im »Naglergässel« bereits ein Haus
kaufen, freilich zumeist mit dem Gelde seiner Frau,
mit der er in glücklichster und von 5 Kindern geseg-
neter Ehe lebte. Seine Geschicklichkeit und sein Fleiß
fanden Anerkennung, sein Wohlstand wuchs und er
war im Laufe der Zeit ein sehr angesehener Bürger ge-
worden und als seine Frau am 26. April 1670 starb,
konnte er sie in eigener Gruft in der St. Michaelskirche
beisetzen lassen. Er betrauerte sie aufrichtig, aber er
fühlte sich einsam, seine erwachsenen Kinder waren
längst verheiratet oder in der Fremde, sein Hauswesen
kam in Unordnung und so ließ er sich bestimmen am
27. Februar 1672 die Sabina Groner zu heiraten. Er
erkannte bald, daß er einen schweren Mißgriff getan
hatte, die zweite Frau machte ihm das Leben zur Qual.
Er sehnte den Tod herbei und errichtete schon 1677
sein Testament, in dem er seiner ersten Frau ebenso
in Dankbarkeit und Treue gedenkt, wie er uns einen
Einblick in sein unglückliches Leben mit der zweiten
Frau tun läßt^). Sie war jedenfalls auch schuld, daß
das Geschäft nicht mehr so gut ging, wie zu Lebzeiten
der Rosina, denn wenn man von dem Meister, der sein
achtzigstes Lebensjahr überschritten hatte, nicht mehr
die gleiche Arbeitsleistung wie früher voraussetzen
durfte, so hätte die Meisterin, wenn sie verständig ge-
wesen wäre, mühelos tüchtige Gehilfen finden können.
Eine hübsche Taschengeige von ihm von 1 682 befindet
sich in München in Privatbesitz.
Geigenzettel: Marcellus Hollmayr / In Wienn Anno
1682 (geschrieben).
^) Näheres in E. K. Blümml's mehrf. angef. .Aufsatz.
Hollmayr, Tobias. — Wien. Geb. nach 1595
m Füssen, f nach 1679
Bruder von Marcellus H. Auch er hatte in Füssen aus-
gelernt und hoffte wie sein Bruder in Wien sein Glück
machen zu können. Er wird anfangs als Geselle ge-
arbeitet haben, bis er am 14. April 1652 die Anna
Gabler heiratete und im Mai 1653 Bürger wurde. Er
machte sich dann selbständig und hatte seine Werk-
statt auf dem Kohlmarkt. Er kam aber nicht recht
vorwärts und scheint auch als Meister noch hauptsäch-
lich für seinen Bruder gearbeitet zu haben. Zuletzt zog
er sogar in die Nähe seines Bruders »hinter St. Pan-
kraz«. Es ist anzunehmen, daß die meisten seiner
Lauten usw. ohne Zettel blieben oder durch Marcellus
H. verkauft wurden und dann als dessen Arbeiten in
die Welt gingen. Er hatte 8 Kinder, von denen jedoch
keines bei der Lautenmacherei blieb.
HoUoway, John. — London. 1794
Er wohnte 31 Gerard Street, Soho, und gehörte zu den
unbedeutenderen englischen Meistern seiner Zeit.
Holm, P. N. — Kopenhagen. 1824
Er wohnte in Kristianshavn, jenem Stadtteil Kopen-
hagens, der zu König Christians IV. Tagen selbständig
war und seit Friedrich III. mit der Hauptstadt ver-
einigt ist.
Geigenzettel: Repareret af Violinmager P. N. Holm /
Dronningensgade No. 18 Christianshavn 1824 (ge-
druckt).
Holm & Co. haben ein Geschäft in Chicago
Holmer (Helmer?), Leopold. — Nürnberg.
1717
Sein Zettel fand sich in einer Viola.
Geigenzettel : Leopold Holmer bürgerl. Lau- / ten und
Geigenmacher in Nürn- / berg Anno 1717 (ge-
druckt).
Holste, Heinrich. — Steinkirchen (im Alten-
lande). Geb. 17. Jan. 1865 in Steinkirchen.
1917
Frühzeitig im Violinspiel ausgebildet, trat er mit
15 Jahren als Geiger in die Stader Stadtkapelle ein.
Mit 18 Jahren erlernte er das Drechslerhandwerk und
das Holzschnitzen. Als er auf den Gedanken kam, sich
selbst eine Geige zu bauen, halfen ihm seine Vorkennt-
nisse so, daß er sich aus Büchern alle Belehrung holen
konnte. Seine erste Geige baute er im Jahre 1895 und
hat seitdem mit wachsendem Erfolge über 400 Geigen,
10 Violen, 20 Violoncelli und 9 Kontrabässe gebaut.
Der ausgezeichnete Geiger Prof. GobyEberhardt zollte
seiner Arbeit das höchste Lob und hat wesentlich dazu
beigetragen, daß weite Kreise auf ihn aufmerksam
wurden. Durch unablässiges Streben vervollkommnete
er sich immer mehr und so sind seine Geigen von
tadelloser Durchführung und klingen bei sehr leichter
Ansprache voll und edel. Sein am 15. August 1892 ge-
224
Holzapfel — Homolka
borener Sohn Jenny H. ist sein begabter Mitarbeiter.
Außer seinem Zettel verwendet er auch einen Brand-
stempel: H Holste.
Geigenzettel: Angefertigt von / Heinrich Holste, /
Steinkirchen 1907 / im alten Lande (gedruckt). —
Angefertigt von / Heinr. Holste / Steinkirchen / im
Alten Lande 1919 (gedruckt). — Heinrich Holste, /
Geigenbauer, / Steinkirchen 18. / No. (gedruckt).
Holzapfel & Beitel, eine in Baltunore be-
stehende Geigenfirma
Holzel (Hölzel), Ignaz. — Kronstadt. 1801
Nur nach seinem Zettel bekannt : Ignatz Holzel Instru-/
mentenmacher in / Kronstadt 1801 (gedruckt).
Holzer, Georg. — Stuttgart
Geschickter Geigenmacher, der bei A. Sprenger tätig
ist und in Turin 1911 eine ehrenvolle Erwähnung als
Mitarbeiter erhalten hat.
Holzerlandt, Gottfried. — Tangermünde. 1813
Er war Instrumentenmacher und hat auch Geigen re-
pariert.
Holzke, Hermann. — Bremerhaven, Lehe
Geb. 21. März 1871 in Eichholz (Ostpr.)
Schüler seines Großvaters, eines braven ländlichen
Geigenbauers in Lansberg, später in Hoppendorf. Mit
17 Jahren verlor er seinen Großvater und ging mit
19 Jahren auf die Wanderschaft. Er kam viel in der
Welt umher und war seiner Armut halber genötigt,
als er als Geigenmacher keine Arbeit fand, in Bremer-
haven zunächst eine Stelle als Kassierer anzunehmen.
Es blieb ihm aber dabei doch so viel Zeit, daß er sich
eine Geigenbauerwerkstatt einrichten konnte. Durch
gute Arbeit kam er bald vorwärts und im Jahre 1902
konnte er sich bereits ausschließlich dem Geigenbau
widmen. Nach dem Kriege, den er fast während der
ganzen Dauer an der Front mitgemacht hat, verlegte
er seine Werkstatt nach Lehe, wo er jetzt gut beschäf-
tigt ist und neben vielfachen Ausbesserungsarbeiten
auch über 80 neue Geigen gebaut hat, die er von Grund
auf selbst anfertigt. Als Vorbild diente ihm eine sehr
gut klingende Violine von Johann Christian Reichel, die
nach Stradivari gebaut war, später eine ähnliche, noch
bessere von Glass. Außer seinem Zettel tragen seine
Geigen die Brandmarke: H HOLZKE.
Geigenzettel: H. Holzke, Bremerhaven. / Gebaut 1909
aus altem Tonholz / vom Umbau d. alten Leber Kirche
(gedruckt). — H. Holzke, Bremerhaven. /' Gebaut 1910.
No. (gedruckt). — H. Holzke, Lehe. / Geigenbauer. /
No. 85 Gebaut 1920 (gedruckt).
Homolka, Ed. Emanuel. — Prag, Kgl. Wein-
berge. Geb. 26. Aug. 1860 in Prag
Er lernte von 1874 — 1879 bei seinem Vater F. A. H.
und genoß nebenbei eine tüchtige musikalische Aus-
l)ildung bei Franz Ondricek. Nach zweijähriger Mili-
tärdienstzeit war er von 1881 — 1886 als Gehilfe bei
seinem Vater tätig und ging 1886 in die Fremde. Nach
seiner Rückkehr arbeitete er neuerdings von 1889 bis
1890 bei seinem Vater und übernahm gleich nach dem
Tode des Vaters am I. Mai 1891 dessen Werkstätte. Er
arbeitet nach Stradivari, Guarneri, Nie. und Hier.
Amati und ist auch ein geschickter Reparateur.
Seit Jahren ist er Geigenmacher des böhmischen
Nationaltheaters und beeideter Schatzmeister. Er ver-
wendet Spiritus- und gelegentlich auch Ollack. Er ist
ein gründlicher Kenner und hat die wertvollsten For-
schungen zur Geschichte des Geigenmachens in Böh-
men usw. angestellt und deren Ergebnisse wiederholt
veröffentlicht. Für ein von seinem Vater begonnenes,
von ihm vollendetes Streichquartett erhielt er auf der
Allgemeinen Landes- und Jubiläumsausstellung die
höchste Auszeichnung. 191 1 ist er einstimmig in den
Prager Prüfungsausschuß des Osterr. Geigenmacher-
verbands gewählt worden. Sein talentvoller Sohn
Eduard Ferdinand (geb. 18. Febr. 1886) widmete sich
gleichfalls dem Geigenbau, war sein Schüler und
bei ihm tätig. Beim Ausbruch des Krieges zu den Fah-
nen gerufen, hat er sich auch als tapferer Soldat aus-
gezeichnet und ist seit dem 26. September 1915 ver-
schollen. Er war in serbische Kriegsgefangenschaft ge-
raten und soll dann in Albanien oder auf einer italieni-
schen Insel seinen Tod gefunden haben. Ein hoffnungs-
volles Leben hat dadurch einen vorzeitigen Abschluß
gefunden.
Geigenzettel: Ed. Eman. Homolka houslar i Praze
1882 (gedruckt). E. Eman. Homolka reparairt /
Vinea Regiae 1897 (gedruckt).
Homolka, Emanuel Adam. — Velvary (Wel-
warn, Böhmen). Geb. 24. Dez. 1796,
t 11. Nov. 1849 in Prag
Schüler von Kaspar Strnad, bei dem er 14 Jahre lang
arbeitete, Bruder von Ferd. Jos. H. in Kuttenberg und
Vater von Ferd. Aug. H. Er machte sich 1821 selb-
ständig und war ein gediegener Meister, dessen Ar-
beiten jetzt sehr gesucht sind. Er wohnte im Hause
Nr. 64 und war mit Josepha Roucek verheiratet. Seine
Geigen sind sehr schön nach der Form gebaut, mittlere
Wölbung, gelber und gelbbrauner Spirituslack, manch-
mal aber seltener, prächtiger goldgelber Ollack und an-
sprechender Ton. Er bevorzugte wie sein Lehrer das
Stradivarimodell. Der Komotauer Kirchenchor be-
sitzt eine Violine von 1835 von ihm.
Geigenzettel : Abb. 326.
Homolka, Ferdinand August Vincenz. — Prag.
Geb. 19. Jan. 1828 in Velvary, f 22. Nov.
1890 m Prag, Kgl. Weinberge
Schüler seines Vaters Eman. Adam H. und Neffe von
Joh. Steph. H. Er hatte 1844 ausgelernt, arbeitete dann
bei Kratschmann in Znaim, Franz Schmidt in Wien
und Jos. Barchänek in Ödenburg, Fietsche in Linz,
Fischer in Wien und einigen Prager Meistern. Er hei-
ratete am 24. Mai 1858 Marie Kobrc, nachdem er sich
schon 1847 selbständig gemacht hatte. Er wohnte erst
Altstadt 291, von 1851 — 1857 gemeinschafdich mit
seinem Onkel, später Spälenä ul. 92 und 105, 104,
Male nämesti Nr. 13, seit 1873 Husovä trida231 und
zuletzt (seit 1888) auf den Kgl. Weinbergen. 1874 er-
warb er das Bürgerrecht. Er war der »Prager Stradi-
varius«, ein ideal angelegter Künstler, der es, wie
Homolka — Hopf
225
wenige, verstand, den von ihm so hochverehrten
Stradivari ^) nachzuahmen, wobei er bis in die klemsten
Einzelheiten ging und in bezug auf die Tonschönheit
seinem Vorbild tatsächlich nahe kam. Er kopierte ge-
legentlich auch andere Meister, wie Jos. Guarnen oder
Petrus Guarneri, Nie. Amati usw. Dabei hielt er sich
nur an wirkliche Meisterwerke seiner Vorbilder, wie
die Streichinstrumente des Grafen Wielhorski. Ohne
eine hohe Wölbung zu bevorzugen, hielt er ein zu
flaches Modell doch für ungeeignet, auch verstand er
es vortrefflich, die richtige Holzstärke einzuhalten. In
seinen jüngeren Jahren machte er auch viele Gitarren.
Er verwendete sowohl Ol- als Spirituslack von roter,
orangegelber und rotbrauner Farbe.
Geigenzettel: Ferd. August Homolka / in Prag 1866
(gedruckt). — Ferd. August Homolka / fecit Pragae 1 849
/ Copie nach Math. Alban. (F. H. im Kreis) u. Abb. 342.
Homolka, Ferd. Josef I. — Neu Bydschow.
Kuttenberg. Geb. 19. Jan. 1810 in Velvary,
t4. Febr. 1862 in Kuttenberg (Kutna Hora)
Schüler seines Bruders Em. Ad. H. Er war ein selbstän-
diger, denkender Künstler, schuf sich ein eigenes Mo-
dell und galt als ein Meister ersten Ranges. Seine
Geigen waren sauber gearbeitet und stark im Holz.
Seine in München 1854 ausgestellten Violinen wurden
zu den besten gerechnet. Sein Lack war gewöhnlich
dunkelrot oder gelb. Es gibt auch gute Gitarren von
ihm. Zuerst war er von 1837 — 1843 in Novy Bydzov
ansässig, wo er auch 1839 Magdalena geb. Ringhof fer
heiratete. Er hatte drei Söhne und eine Tochter und
wurde 1843 Bürger in Kutna Hora.
Geigenzettel: Ferd. Jos. Homolka/ v Kutne Höre 1857
(gedruckt). — Ferdinand Josef Homolka , in Neubyd-
zov / Anno 1842 (gedruckt) und Abb. 338.
Homolka, Ferdinand Josef II. — Kutna Hora.
Geb. 1 9. Jan. 1842 in Novy Bydzov, t 9. Aug.
1863 in Kutna Hora (Kuttenberg)
Sohn und Schüler seines gleichnamigen Vaters.
Homolka, Johann Stephan. — Prag, später
Kuttenberg. Geb. 20. Juni 1800 in Velvary,
t 19. März 1883 in Prag
Bruder von Ferd. Jos. H. Schüler von Joh. Stoß, ar-
beitete eine Zeitlang bei M. Weber und machte sich
dann in Prag, Altstadt, Havelskä ul. Nr. 521, selbstän-
dig, 1861 wohnte er Neustadt, Skolskä ul. 693, dann
Vodickova ul. 703 und Smeckach Nr. 598. Im Jahre
1863 siedelte er nach Kuttenberg über, um die Werk-
statt nach seinem Neffen Ferd. Jos. zu übernehmen.
In Prag war er kürzere Zeit Geschäftsteilhaber bei
Ferd. Aug. H. Er war ausübender Musiker, als Gelgen-
bauer aber wohl der Unbedeutendste der Familie, wie
er sich selbst nicht mit Unrecht nannte. Er machte auch
Gitarren.
Geigenzettel: Johann St. Homolka / fecit Pragae Ao /
1851 (geschrieben). — Johann Homolka / Instrumen-
tenmacher / in Prag (gedruckt). — Jan Homolka /
V Kutne Höre 1882 (gedruckt).
1) Speziell das Modell von 1709.
V. Lü tg-cnd o 1-f f , Gi'igcn- und Lautenmacher. Bd. II
Homolka, Vinzenz Emanuel. — Wien, später
Velvary. Geb. 8. Juli 1826 in Velvary,
t 27. März 1861 zu Velvary (Welwarn)
Älterer Sohn von Em. Ad. H. und Schüler seines Va-
ters von 1838 — 1843. Er arbeitete nach der Lehrzeit
zuerst in Prag bei seinem Bruder, bei Stoß und Lehner,
ging dann nach Budapest und 1846 zu Franz Schmidt
nach Wien. War 1854—1858 in Wien ansässig und ließ
sich zuletzt in seinem Geburtsorte nieder. Er war ein
sehr talentvoller, tüchtiger Meister und bevorzugte
einen dunkelgelben Öllack.
Geigenzettel: Vinzenz Em. Homolka / Vienna? Anno
1854 (gedruckt). — Vincenz Homolka ,' Welwarn, Anno
1851 (gedruckt). — Vincenz Em. Homolka / Anno 1847
(gedruckt).
Homolka, Wenzel. — Velvary (Welwarn). Geb.
14. Okt. 1798 in Welwarn, f daselbst vor
1850
Schüler seines Bruders Em. Adam H. Außer Geigen
machte er auch Gitarren.
Geigenzettel: W. Homolka, houslar (gedruckt).
Hoof, Alphons van. — Tilburg (Holland), Ant-
werpen, 's Hertogenbosch. Geb. H.April
1878 in Tilburg
Seine erste Lehrzeit machte er bei Heinrich Rosbach,,
der in der Fabrik von Kessels in Tilburg als Meister
tätig war, durch. Hierauf ging er nach Markneukirchen,
um seine Ausbildung abzuschließen. Zurückgekehrt
machte er sich zuerst in Tilburg selbständig, verlegte
aber nach etwa sieben Jahren seine Werkstatt nach
Antwerpen. Nach Ausbruch des Krieges kehrte er im
Anfang des Jahres 1915 nach Holland zurück und ließ
sich In 's Hertogenbosch nieder, wo er bis zum 8. April
1920 blieb. Hier baute er 90 Streichinstrumente, dar-
unter auch eine Viola d'amore. Über sein bemerkens-
wertes Wirken in 's Hertogenbosch hinterlegte der
dortige »Kunstkring« eine anerkennende Urkunde im
Staatsarchiv zum dauernden Andenken des Meisters.
Er baute seine Geigen hauptsächlich nach Stradivari,
Gobetti und Santo Seraphin und hatte damit sehr gute
Erfolge. In letzter Zeit lernte er eine besonders schöne
Violine von Storioni kennen, nach der er jetzt vorzugs-
weise arbeitet. Seine Gewissenhaftigkeit und die sorg-
fältige Durchführung seiner Geigen verschafften ihm
, die wohlverdiente Anerkennung der berufensten Ken-
ner. Zu jeder seiner Geigen gibt er auch ein Zertifikat,
auf dem er die eigenhändige Ausführung gewährleistet,
die Zeit der Ablieferung und alle Besonderheiten und
Maße genau bemerkt.
Geigenzettel : Abb. 354.
Hopf, Carl August. — Brunndöbra. Geb.
7. Okt. 1832 in Klingenthal, f 21. Jan.
1918
Sohn und Schüler von Carl Friedr. H. und seit 1892
auch dessen Nachfolger. Er arbeitete wie sein Vater
15
226
Hopf, Carl Friedrich — Hopf, Friedrich Erdmann
nach den gleichen Modellen und verwendete auch den Hopf f , Christian Donat. — Klingenthal. 1716.
gleichen Brandstempel. Er lebte seit 1859 in Brunn-
döbra und war hauptsächlich für die Firma Otto Lieb-
mann und später C. W. Meisel sen. in Klingenthal
tätig.
Hopf, Carl Friedrich. — Klingenthal, Brunn-
döbra. Geb. 17. Okt. 1811 in Klingenthal,
t 22. Jan. 1892 in Brunndöbra bei Klingen-
thal
Er verwendete das bekannte Hopfmodell und arbeitete
recht sauber, so daß seine »Hopf geigen« eine gewisse
Berühmtheit erlangten. Sein Lack ist nußbraun. Im
Innern des Bodens brachte er seine Brandmarke an.
Er lebte seit dem Ende der fünfziger Jahre in Brunn-
döbra.
Brandmarke : C F / Hopf.
Hopf, Caspar I. — Klingenthal, (Mark) Neu-
kirchen. 1677. 1708
Er stammte aus Graslitz und soll zuerst in Klingenthal
ansässig gewesen sein. In den Jahren 1680 — 1690 war
er neben Georg Poller, Casp. Schönfelder und den
beiden Reichel einer der Vormeister der Neukirchner
Geigenmacherzunft.
Hopf, Caspar II. — Klingenthal, f 21. Aug.
171 1 zu Stolberg
Vielleicht der beste Geigenmacher seines Wohnorts.
Seine Geigen sind gut im Holz und im Ton, doch
zeigen sie noch nicht ganz die charakteristischen For-
des sog. Hopfmodells. Er zog mit den im Winter
1736
Im Innungskassabuch wird er bereits 1716 als Geselle
aufgeführt und erscheint 1724 als Meister. Vielleicht
war er ein Sohn von Caspar H., da ihre Arbeiten sich
ähnlich sind.
Geigenmacher: Christian Donat Hopff / Violin- /
macher in Klingenthal / Ao. 1736 (gedruckt).
Hopf, Christian Friedrich. — Klingenthal.
Geb. um 1790. 1815
Er wurde als Geigenmachergeselle Anfang Oktober
1809 widerrechtlich zum Rekruten ausgehoben. Über
seine Arbeit ist nichts bekannt.
Hopf, David. — Klingenthal. 1829
Seine Geigen zeigen das Hopfmodell bereits im Verfall,
manche aber klingen nicht schlecht. Der Lack ist trüb-
braun, die F-Löcher sind nicht sehr ansprechend in der
Form, die Schnecke lang gestreckt. Er verwandte auch
eine Brandmarke. Ein David Hopf (Hopff) soll auch in
Leitmeritz ansässig gewesen sein. Dieser arbeitete nach
Tecchler und hatte eine Brandmarke entweder nur
»David« oder »David Hopf«.
Geigenzettel: David / Hopf (gedruckt). Dafid: Hobf
(sie!) (geschrieben).
Hopf,DavidAug.I. — Klingenthal. 1762. 1786
Einer der charakteristischsten Vertreter seiner Familie.
Seine Geigen zeigen das echte Hopfmodell. Ihm scheint
die Brandmarke : ^r HOPF ^- gehört zu haben.
Geigenzettel: David August Hopf, Klingenthal in /
Sachsen, Donnerstag den 1786 (geschrieben).
men
fertiggestellten Instrumenten von Markt zu Markt und
ist auf einer solchen Reise auch gestorben. Das Klingen- Hopf, David August II. — Zwotenthal. 1829
Vielleicht ein Sohn von David Aug. I Hopf, an dessen
thaler Kirchenbuch meldet: »1711 den 21. Aug. starb
zu Stolberg am Harz auf der Reise nach Braunschweig
Meister Caspar Hopf, einer der ersten Geigenmacher
allhier und den 15. p. Trin. als den 15. Sept. wurde
ihm allhier Nachmittags eine Gedächtnispredigt ge-
halten«. Er war wohl der erste, der den seither sehr
bekannt gewordenen Brandstempel »HOPF« verwen-
dete. Eine gute Violine von ihm besitzt Kurt Zettler
in Essen. Die größte Breite beträgt unten 20,2 cm,
oben 16,2 cm. Die Körperlänge 35,3 cm, die Zargen
steigen von 3,0 zu 3,1 cm; der Ton ist nicht kräftig,
aber doch weich und klangvoll. Unter dem Griffbrett,
das ursprünglich fast unmittelbar auf der Decke auf- Hopf, Friedrich Carl. — Quittenbach
Art seine Geigen sehr erinnern.
Geigenzettel : David August Hopf Zwotenthal, Sachsen/
im Vogtland 1829 (geschrieben).
Hopf, David Christian. — Quittenbach. 1760
Er gehörte der Neukirchener Innung an und war nicht
ungeschickt.
Geigenzettel: David Christian Hopf, Musicus / In-
strumentalis in Qvittenbach, 1760 (gedruckt).
805
1
lag, befindet sich ein etwa 3 mm dicker Keil
Hopf, Christian August. — Klingenthal. 1 782
Wenn er auch viele handwerksmäßige Dutzendarbeiten
gemacht hat, kommen doch auch einzelne recht hübsch
ausgeführte Geigen von ihm vor, so daß man sieht, daß
wohl nur das Verlangen nach billiger Ware ihn zu ober-
flächlicher Arbeit gezwungen hat. Sein nußbrauner
Lack ist nicht schlecht, das Deckenholz fast immer gut,
der Beden gerne nach der Schwarte geschnitten, die
Einlagen fehlen nur bei seinen Dutzendgeigen.
Brandmarke: C. A. Hopf oder nur »HOPF«.
Geigenzettel: Christian August Hopf / Violinmacher
in / Klingenthal 1 782 (geschrieben).
Ein Baß von ihm befand sich in der Kirche zu Winter-
hausen.
Geigenzettel : Friedrich Carl Hopf Gelgen- / und Baß-
macher zu / Quittenbach 1805 (gedruckt).
Hopf, Friedrich Erdmann. — Klingenthal,
Quittenbach. 1762. 1779
Er war ein tüchtiger Meister, soll um 1740 geboren
sein und größere Geschäftsreisen gemacht haben. Da
er fleißig arbeitete, komme.n Geigen von ihm noch
oftmals vor. Zuletzt war er in Quittenbach ansässig.
Geigenzettel : Friedrich Erdmann Hopff / Musicus In-
strumentalis in Quittenbach 17.. (rotgedruckt).
Hopf — Hornsteiner
227
Hopf, Friedrich Gottlieb. — Klingenthal. 1 739.
1768
Angeblich ein Sohn von Christian Donat H., wahr-
scheinlich auch dessen Schüler. Er kommt seit 1739
als Meister vor.
Hopf, Fr. W. — Zwotenthal. 18.— 19. Jahrh.
Gewöhnliche vogtländer Arbeit.
Geigenzettel: Fr. W. Hopf/ Instrumentenmacher/ in
Zwotenthal / bey Adorf in Sachsen, (gedruckt).
Hopf (Hopff), Georg Caspar. — Klingenthal.
1701. 1716
Meisterssohn und Bruder von Johann Michael H. Er
wurde am 25. November 1701 Meister und kommt
erst in Neukirchen und seit 1716 in Klingenthal vor.
Hopf, Georg (Friedrich). — Klingenthal. 1 783
Seine Arbeit ist die gewöhnliche, zu seiner Zeit im
Vogtland übliche, wenn er auch nicht gerade das be-
kannte Hopfmodell verwendet. Als Ursprungsort gibt
er gerne »Mittenwald« an. Er dürfte ein Sohn oder
Enkel von Caspar H. gewesen sein. Eine Violine von
ihm besitzt die Reutlinger Musikschule.
Geigenzettel : Georgius Hopf in Miltenwald / 1 783 (ge-
druckt).
Hopf (Hopff), Georg Friedrich. — Klingen-
thal. 1716
Nur aus den Innungsbüchern dem Namen nach be-
kannt.
Hopf, Johann Christian. — Klingenthal. 1 747.
1776
Seine Geigen sind nach dem bekannten Modell der
Familie nicht ungeschickt gemacht, weniger gut ist der
Lack.
Hopf, Johann Gottfried. — Klingenthal. 1784
Sein Name kommt im Meisterbuche vor, es soll auch
Zettel von ihm geben, doch ist es mir nicht gelungen,
einen solchen aufzutreiben.
Kh
ingentna
thc
Hopf (Hopff), Johann Michael.
1701. 1716
Er war ein Meisterssohn und erlangte gleichzeitig mit
seinem Bruder Georg Caspar H. am 25. November 1 701
die Aufnahme als Meister in der (M)Neukirchener
Geigenmacherzunft. Er kommt seit 1716 in Klingen-
thal vor.
Hopf. —Josefstadt. 2. Hälfte des 19. Jahrh.
Wohl zur vogtländer Familie gehörig. Erfinder einer
Tenorgeige.
Hopkins. — Worcester. 1862
Erfand einen Kontrabaß, an dem eme Maschine (Capo
d'astro) die Töne greift. 1862 stellte er einen solchen
Kontrabaß aus.
Horil, Jakob. — Wien. Rom. 1720. 1759
Dem Namen nach von böhmischer Abstammung. Er
war zuerst In Wien ansässig und ging um 1740 nach
Rom, nahm aber dort nur wenig von der italienischen
Schule an. Gute Arbeit, gelber Lack.
Geigenzettel : Abb. 363.
Hornsteiner. — Mittenwald
Eine Familie, der viele tüchtige Geigenmacher ange-
hören, und von der sich viele Mitglieder auch als
Geigenhändler und Verleger große Verdienste um die
Hebung der Mittenwalder Geigenindustrie erworben
haben. Die Hornsteiner gehörten zu den ersten, die
sich Klotz angeschlossen haben.
Hornsteiner, Alois, kommt 1740 und 1741 vor
Geigenzettel: Aloys Hornsteiner Geigen- / macher in
Mittenwald 1741 (gedruckt).
Hornsteiner, Andreas. — Geb. 26. Nov. 1763
Sein Vater war :
Hornsteiner, Anton I, dessen Arbeiten die
Jahreszahlen 1760 — 1793 tragen
Sein Modell hält die Mitte zwischen Klotz und Amati.
Geigenzettel: Antonius Hornstainer / in Mittenwald
Anno 1793 (gedruckt).
Hornsteiner, Anton II. — Geb. 1866, Bruder
von Martin H.
Ist hauptsächlich Zithermacher und arbeitet viel für
die Verleger Neuner und Hornsteiner.
Hornsteiner, Franz. 1782. 1820
Er arbeitete nach einem Klotzmodell und verwendete
einen gelben oder gelbbraunen Lack. Seine Schnecken
sehen denen von Jais ähnlich. Der Ton ist gut.
Geigenzettel: Franz Hornsteiner in / Mittenwald 1821
(geschrieben).
Hornsteiner, Georg I, blühte 1735. 1760
Geigenzettel : Georg Hornsteiner in / Mittenwald an der
Iser 1735 (gedruckt).
Hornsteiner, Georg II, vielleicht ein Sohn von
Georg I, er lebte bis um 1793
Geigenzettel: Georg Hornsteiner / Geigenmacher u.
Hand- / 1er in Mittenwald an / der Iser 1 783 (gedruckt).
Hornsteiner, Gregori. — 1810
Sohn von Matthias H., dem er auch als Hofschmied
nachfolgte. In der Arbeit ist er nicht sehr sorgfältig.
Geigenzettel: Gregori Hornsteiner / Hoffschmidt in
Mittenwald 1812 (gedruckt).
Hornsteiner, Ignaz Georg. — Geb. 2. Febr.
1767
Sohn von Anton H. Seine Geigen haben roten oder
rotbraunen Lack. Er lebte noch nach 1794.
15*
228
Hornsteiner, Johann I. — Hornsteiner, Joseph
Hornsteiner, Johann I. — ■ 1822
WahrscheinHch ein Sohn von Georg 1 H. Er soll
hauptsächlich Verleger gewesen sein. Geigen, die seinen
Namen tragen, nnüssen daher nicht von ihm selbst
gemacht sein. Da er aber nur in guten Geigen seinen
Zettel anbrachte, dient dieser doch zur Empfehlung.
Eine schön gearbeitete, gut klingende Violme mit
seinem Namen besitzt J. de Boer in Haarlem.
Geigenzettel: Johan Horensteiner / Geigenmacher m /
Mittenwaldt an der Isar / 1822 (geschrieben).
Hornsteiner, Johann II
Er stammt aus Mittenwald, wo er auch gelernt hat,
und ging 1848 nach Passau zu Georg Heidegger, dessen
Witwe er später heiratete. Das Geigenmachen gab er
bald auf und verlegte sich wie Heidegger auf die Zither-
macherei, die er fortdauernd betrieb. Jetzt ist sein
gleichnamiger Sohn Geschäftsteilhaber der Firma, die
daher in Johann Hornsteiner & Sohn geändert wurde.
Geigenzettel: Johann Hornsteiner / Saiten-Instrumen-
tenmacher/ Passau / Anno 1862 (gedruckt).
Hornsteiner, Johann III
Bruder von Martin H. Er wanderte vor 1890 nach
Amerika aus und ist in Chicago ansässig.
Hornsteiner, Joseph I, blühte 1730—1780
Seine Arbeit ist gut, der Lack goldbraun, er machte
auch gutklingende Bässe.
Geigenzettel: Abb. 364.
Hornsteiner, Joseph II, blühte um 1790 — 1825
Einer der besseren Geigenmacher aus seiner Familie.
Vermutlich der Sohn von Joseph I H., dessen Zettel
er auch im Wortlaut und in der Umrahmung ziemlich
getreu nachahmt. Seine ersten und Joseph I H.s letzte
Instrumente können daher schwer auseinander gehalten
werden. Seine Zettel sind manchmal auch mit Num-
mern bezeichnet.
Geigenzettel: Abb. 336.
Hornsteiner, Joseph III. — 1818
Angeblich ein Sohn von Gregori H. Er arbeitete recht
sauber nach einem großen Modell, verwendete gutes
Holz und einen zwar mageren aber doch ganz guten
gelbbraunen Lack.
Geigenzettel: Abb. 358.
Hornsteiner, Joseph IV. — Geb. 1853 in
Mlttenwald
Bruder von Martin II H. Er besuchte von 1866 — 1869
die Mittenwalder Geigenmacherschule und begründete
1888 in Berlin seine Werkstatt, wo er auch zum gericht-
lichen Schätzer ernannt wurde. Seine Arbeit zeigt noch
den Mittenwalder Stil, sowohl in der Durchführung
als auch im Lack. Am 1. Mai 1909 zog er sich ins
Privatleben zurück. Sein Nachfolger wurde Emil
Pliverics.
Hornsteiner, Kaspar. — 1794
Vielleicht identisch mit Kaspar H. in Seefeld. Arbeitete
gut im Mittenwalder Stil, seine Geigen klingen nicht
schlecht.
Geigenzettel : Kaspar Hornsteiner / Mittenwald an der
Iser 1794 (geschrieben).
Hornsteiner, Martin I, lebte um 1765—1790
Ähnlich wie Joseph I H. Sein Zettel hat auch die
gleiche Einfassung.
Geigenzettel : Martin Harnsteiner Laut- und / Geigen-
macher in Mittenwald. / 1765 (gedruckt).
Hornsteiner, Martin II. — Geb. 1840
Der älteste von vier Brüdern, die alle gelernte Geigen-
macher sind. Er baute jedoch hauptsächlich Zithern
für die »Verleger«.
Hornsteiner, Mathlas I, blühte 1737—1760
Seine Arbeit Ist sorgfältig und der Ton gut.
Geigenzettel : Mathias Harnstalner Laut- und / Geigen-
macher in Mittenwald, (gedruckt). — Oder (mit der
gleichen Einfassung, wie sie die Zettel der beiden
Joseph H. zeigen): Mathias Hornstainer Musicant/ und
Geigenmacher in Mittenwald (gedruckt).
Hornsteiner, Mathlas II (vulgo Dax), blühte
1760 bis nach 1803
Der beste aus der Familie Hornsteiner. Er hatte den
Spitznamen »Dax«, was das auf einigen seiner Zettel
nach dem Namen vorkommende, eingeklammerte
»Gratz« bedeutet, ist nicht ganz klar. Graz kann nicht
gut gemeint sein, da die steyrische Stadt damals noch
»Graetz« hieß. Schöne zierliche Geigen, schönes,
feinjähriges Deckenholz, roter oder gelbbrauner Lack,
gute Klotzschule. Seine beste Zeit ist 1765—1795.
Geigenzetlel : Mathias Hornstainer. Gräflicher / Gei-
genmacher und Händler Mittenwald / fecit anno 1 792
(geschrieben) und Abb. 330, 360, 361.
Hornsteiner, Peter
Wahrscheinlich nur Verleger.
Hornsteiner, Wilhelm. — 1793
Der untenstehende Zettel erscheint mir nicht ganz
einwandfrei, da einerseits der Name schon zu einer
Zeit mit ei geschrieben erscheint, da alle übrigen Mit-
glieder der Familie fli gebrauchen und anderseits der
Ursprungsort verschwiegen ist, was sonst kein Mitten-
walder getan hat, während die Vogtländer gerne »Tirol«
und ähnliches auf ihre Zettel setzten.
Geigenzettel: Wilhelm Hornsteiner / Fecit In Tirole
1793 (gedruckt).
Hornsteiner, Joseph. — Volderwald (Kreuz-
häusel), Hall (Tirol). Geb. 20. März 1809 In
Seefeld, t 29. April 1889 in Hall
Sohn und Schüler von Kaspar H., bei dem er auch als
Gehilfe arbeitete. Nach Dr. Fr. Waldners Mitteilung
gab er den Geigenbau nach dem Tode seines Vaters
Homsteiner, Kaspar — Hoyer, Andreas
229
fast vollständig auf, machte nur noch Zithern und Re -
paraturen. Im Jahre 1865 verkaufte er das Gut Kreuz-
häusel und siedelte nach Hall über. Eine gute Viola
von ihm besitzt Konzertmeister Eibl in Innsbruck, das
Chorherrenstift Neustift bei Bnxen in Tirol eine Vio-
line, und eine Zither das Ferdinandeum in Innsbruck.
Geigenzettel: Joseph Hornstemer, / Geigen- und
Zithermacher in / Volderwald nächst Hall in Ti- / rol
1848 (gedruckt).
Hornstelner, Kaspar. — Seefeld (Tirol), Kreuz-
häusel im Volderwald bei Hall. Geb. 1778
zu Mittenwald, f Oktober 1857
Sohn und wohl auch Schüler von Anton I H. Wie
Dr. Fr. Waldner ermittelte, heiratete er am 26. Novbr.
1807 in Seefeld Regina Rauth, blieb dort bis etwa 1835
und kaufte dann das Landgut Kreuzhäusel im
sog. Volderwald. Seine Geigen, die im Inntale als
sog. »Kreuzhäuselgeigen« sehr geschätzt waren, sind
nach italienischen Vorbildern gebaut, hatten (nament-
lich in seiner letzten Zeit) sehr flache Wölbung und
kräftigen Ton. Der Lack ist gelb und ziemlich dünn
aufgetragen. Das Innsbrucker Ferdinandeum besitzt
drei Geigen von ihm.
Gelgenzettel : Kaspar Hornsteiner / in Seefeld / Geigen-
macher 1818 (geschrieben).
Horväth, Balthasar. — Klausenburg. 1912
Nach Dr. J. Geyer hauptsächlich Reparateur.
Horväth, Stefan. — Budapest. Geb. 20. Aug.
1855 in Vas-Boszok
Er soll ursprünglich ein gewöhnlicher Handwerker,
später Eisenbahnbediensteter gewesen sein. Im Jahre
1888 wurde er mit Karl Varjü, der ein Musikinstrumen-
tengeschäft betneb, bekannt und assoziierte sich mit
ihm. Er beschäftigte sich viel mit der »Ergründung des
Geheimnisses« des altitalienischen Geigenlacks. Als er
das Geheimnis entdeckt zu haben glaubte, gab er dies
in einem gedruckten Rundschreiben 1892 bekannt,
worüber sich in de Wits Zeitschrift eine lustige Kontro-
verse zwischen ihm, Ign. Lutz, Pilat u. a. entspann.
Von verschiedenen Seiten wird sein Lack, trotz aller
das Gegenteil behauptenden Urteile, gelobt. Geigen
macht Horväth, der sich jetzt mehr auf die Fabrikation
von Zymbals verlegt hat, nicht mehr, da er das Lackie-
ren aber als ein Geheimnis betrachtet, lackiert er selbst.
Er hat in Paris 1889, Wien 1890, Temesvär 1891 und
Budapest 1896 Medaillen erhalten und ist Hoflieferant
des Erzherzogs Josef.
Hosborn, Thomas Alfred (?). - London. 1629 ^''^^'' Andreas. -
r • • D • IQ7Q .11. D D • 1 I Er erscheint in den
In emer in raris lö/ö ausgestellten oalDviola wurde
dieser Name gelesen. Leider konnte ich diese Viola
nicht zu Gesicht bekommen. Ich glaube, daß der Zettel
richtig gelesen werden müßte : Thomas Aldred (Name),
Holborn (Wohnort).
veröffentlicht einen Zettel mit der Lesart: Georgius
»Hoß« aus dem gleichen Jahr. Es ist nicht ausgeschlos-
sen, daß es auch einen Georg Hoss gegeben hat.
Geigenzettel : Abb. 379.
Hosp, Georg (der Jüngere). — Mittenwald.
Geb. 22. April 1755. 1780
Jedenfalls ein Sohn von Georg H. dem Älteren. Seine
Arbeiten lassen sich schwer von denen des Vaters
unterscheiden, da er zweifellos die gleichen Modelle
und den gleichen Zettel gebraucht hat.
Hotteterre, Martin. — Paris. 1715
Berühmter Blasinstrumentenmacher, Erfinder einer
Schalmei usw. Da er bezeichnet wird als »homme
unique pour la construction de toutes sortes d'in-
struments de bois, d'ivoire et debene«, glaubt man, daß
er wohl auch Lauten gemacht habe. Dasselbe dürfte
auch bei seinem Sohne Jean zutreffen. Nach Brossards
(unhaltbarer) Behauptung hat der Gambist Hotteterre
1650 die Theorbe erfunden.
Houyet, F. — Namur. 1680
Ein Trumscheit von ihm befindet sich im Musik-
instrumentenmuseum des Brüsseler Konservatoriums
(Nr. 217) mit der Inschrift: F. Houyet me fit ä Namur
en 1 680 (gedruckt).
Houze, Armand. — Tournay. 1824
In der Sammlung Snoeck befand sich von ihm eine
Taschengeige »en forme de violon« mit Ebenholzboden.
Howe, R. — 1886
Englischer Geigenmacher.
Howell, Thomas. — ? 1835
Ein Engländer, der sich eine ganz unmögliche neue
Form der Geige, die er »erfunden« hatte, patentieren
ließ.
Howorka, Franz. — Wien. 1890. 1900
Ein Blasinstrumentenmacher, der sich auch mit Geigen-
reparaturen befaßte, aber keine neuen Geigen gebaut
hat.
Hoyer. — Klingenthal
Dieser Familie gehören die folgenden Geigenmacher an :
Hosp, Georg (der Ältere). — Mittenwald.
1760. 1783
Seine Arbeit ist gut, der Lack spielt ins Bräunliche, im
ganzen kommt er Math. Hornsteiner sehr nahe. De Wit
1729. t 1788
Innungsbüchern zuerst 1 729 als
Meister und galt neben Caspar Hopf als der beste
Geigenmacher Klingenthals. Er scheint auch in Nürn-
berg gearbeitet zu haben, vielleicht hat er die dortigen
Märkte besucht. Übrigens war er auch ein tüchtiger
Musiker und bekleidete seit 1776 die Stelle eines Or-
ganisten in seiner Heimatsgemeinde. Außer Zetteln
gebrauchte er auch eine Brandmarke mit seinem Na-
men in einer Schleife, die sich gewöhnlich außen am
Boden findet. Ein gutes Violoncello von 1741 mit auf-
fällig langen F-Löchern besitzt Architekt E. Heman
230
Hoyer, Carl August — Hoyer, Andieas
in Basel, ein Violoncello piccolo vom Jahre 1759 das
Musikhistorische Museum W. Heyers in Köln.
Geigenzettel: Andreas Hoyer / Klingenthalensis Me
fecit 1 754 (gedruckt). — Andreas Hoyer Organist und /
musikalischer Instrumentenmacher / in Klingenthal
1 780 (gedruckt). — Andreas Hoyer, / Klingenthalensis
me fecit 1781 (gedruckt). — A. Hoyer (gedruckt) und
Abb. 352.
Hoyer, Carl August. — Geb. um 1790
Sohn von Carl August Wilhelm ; er war einer der drei
Geigenmachergesellen, die im Oktober 1809 auf dem
Rathause zu Ölsnitz widerrechtlich als Rekruten aus-
gehoben wurden.
Hoyer, Carl August Wilhelm, blühte um 1785
Hoyer, Carl Christian Sigmund
Wird 1 789 im Innungsbuche als Geigenmachermeister
erwähnt.
Hoyer, Carl Eduard. — Geb. 1821, f 1867
Schüler von F. Schlosser.
Hoyer, Carl Friedrich, blühte 1785—1825
Er schreibt sich gewöhnlich kurzweg Friedrich H. und
soll auch in Nürnberg gearbeitet haben, wie der schon
genannte Andreas und Friedrich H.
Hoyer, Carl Wilhelm. — Geb. um 1791
Bruder von Carl August H. und 1809 dessen Leidens-
genosse.
Hoyer, Chr. Gottfried. — 1755
Er war einer der angesehensten Meister in der Innung
zu seiner Zeit.
Hoyer, Ernst Adolf. — Geb. in Brunndöbra
7. April 1850
Schüler seines Vaters Carl Eduard H. Schon im Alter
von 1 7 Jahren mußte er nach dem Tode seines Vaters
die Werkstatt übernehmen und hat es zu schätzens-
werter Geschicklichkeit gebracht.
Hoyer, Friedrich. — 1785. 1815
Einer der besseren Klingenthaler Meister. Er scheint
die Nürnberger Märkte ziemlich regelmäßig besucht zu
haben und hat wohl auch gelegentlich dort gearbeitet,
wovon er die Berechtigung ableitete, Nürnberg auf
seinen Zetteln als Ursprungsort anzugeben.
Geigenzettel: Friedrich Hoyer / in Klingenthal 1808.
(gedruckt). — Friedrich Hoyer / in Nürnberg 1797.
(gedruckt).
Hoyer, Johann Christoph. — 1765. 1795
War 1792 einer der Vormeister der Geigenmacher-
innung.
Geigenzettel : Johann Christoph Hoyer ,' Statuan Cre-
monalis Bavibat 1 76 . . (gedruckt).
Hoyer, Johann Friedrich, lebte noch 1761
Hoyer, Johann Gottlieb (Gottlob) wird 1767
erwähnt
Sein Bruder war:
Hoyer, Johann Michael (1767)
Hoyer. — Schönbach b. E.
Auch in Schönbach sind aus dieser Familie viele
Geigenmacher hervorgegangen :
Hoyer, Andreas, ist noch tätig
Hoyer, Anton. — 1905. 1912
Als geschickter Meister geschätzt.
Hoyer, Emanuel. — Geb. um 1806, f 1882
Er war schon 1826 Meister, ebenso:
Hoyer, Franz, der nach 1 835 lebte
Hoyer, Ignaz. — 1825. 1830
Vielleicht ein Sohn von:
Hoyer, Jakob, der schon 1 774 vorkommt
Er wohnte Haus Nr. 49 und war recht geschickt.
Hoyer, Johann. — Geb. um 1805, f 1876
Hoyer, Joh. Christoph
Er war einer der geschicktesten Schönbacher Geigen-
macher des 18. Jahrhunderts. Sein Modell ist hoch-
gewölbt, der Lack braun, das Holz gut. Seine Zettel
sind mit roter Farbe gedruckt.
Geigenzettel : Johann Christoph Hoyer / Violinmacher
in Schönbach 17.. (gedruckt).
Hoyer, Josef
Auf seinen Zetteln findet man Jahreszahlen von 1820
bis 1830. Ungefähr gleichzeitig lebte:
Hoyer, Martin, der 1826 bereits Meister war
Hoyer, Wenzel. — Geb. 1851
Begründete 1872 sein noch bestehendes Geschäft.
Geigenzettel : W. Hoyer, Geigenmacher in / Schönbach
b. Eger, Böhmen (gedruckt). — Genaue Kopie von
W. Hoyer, Schönbach / bei Eger in Böhmen nach /
Antonius Stradiuarius / 1903 fecit Cremonae 17 . . (ge-
druckt).
Hoyer, Wenzl. gen. Mart-Wenzl. — Geb.1833,
f 1900
Er machte am 4. Oktober 1900 in einem Anfall von
Geistesstörung seinem Leben (auf dem sog. Heu-
berge) ein Ende.
Hoyer. — Quittenbach
Von dieser Familie waren als Geigenmacher tätig:
Hoyer, Andreas. — 1717. 1782
Er ahmte das Stainermodell nach, scheint aber kein
Original gekannt zu haben.
Geigenzettel: Andreas Hoyer / Musicus Instrumentalis/
in Quittenbach 1782 (gedruckt).
Hoyer — Huel
231
HoyeT, Christian Gottfried (1764)
Ein geschickter Meister. Seine Zettel sind rot gedruckt.
Geigenzettel: Christian Gottfried Hoyer / Musicus
Instrumentenmacher in Quittenbach 1764 (gedruckt).
Hoyer, Johann Christof, lebte um 1790—1800
Geigenzettel : Johann Christof Hojer in Quittenbach /
1794 (gedruckt).
Hoyer, Johann Friedrich, lebte in der 2. Hälfte
des 18. Jahrhunderts
Er war ein Sohn oder Bruder von Joh. Christoph H.
und nicht besser als dieser.
Geigenzettel: Johann Friedrich Hoyer Musicus / In-
strumentalis in Quittenbach Ao. 17.. (gedruckt).
Hoyer. — Neukirchen b. Eger
Auch in diesem Orte findet man mehrere Mitglieder
der Familie Hoyer als Geigenmacher:
Hoyer, A., lebt als Geigenmacher in Erlbach
bei Zwickau
Hoyer, Anton, blühte 1810—1830
In seinen Geigen bezeichnete er sich gerne als »Anton
Hoyer aus Prag*.
Hoyer, Carl, ist noch tätig
Hoyer, Franz. — Wien. 1860. 1867
Wahrscheinlich aus Schönbach stammend. Nachdem
er längere Zeit in Wien als Gehilfe gearbeitet hatte,
machte er sich dort selbständig und war im ganzen
nicht schlecht in seiner Arbeit. Dem Vernehmen nach
stand er in Geschäftsverbindung mit seinem in Schön-
bach verbliebenen Bruder, weshalb die Firma auch
zeitweilig »Gebrüder Hoyer« hieß. Er hatte am »alten
Fleischmarkt Nr. 695« eine Niederlage der Hoyerschen
»k. k. landesprivilegierten Musik-, Blas- und Streich-
instrumentenfabrik«. Sein Nachfolger wurde Ignaz
Lutz.
Huber (Hueber), Johann Georg. — Wien. Geb.
um 1741, f 6. März 1772
Ein seinerzeit berühmter Geigen- und Lautenmacher,
dessen Arbeiten heute noch sehr geschätzt sind, da sie
sich durch Sauberkeit und schönen, hellen Ton aus-
zeichnen. Er legte am 7. Juli 1764 den Bürgereid ab Hürner, 1 h
Hubert, Christian Gottlob. — Bayreuth, Ans-
bach. Geb. 1714 in Fraustadt (Polen), f nach
1786
Ursprünglich Lautenmacher, trat er 1 740 in die Dienste
der markgräflichen Kapelle in Bayreuth und kam mit
dieser im Jahre 1769 nach Ansbach, wo er zum Hof-
instrumentenmacher ernannt wurde. Er verlegte sich
in der Folge ganz auf den Klavierbau und erlangte
durch seine Erfindungen und Verbesserungen großen
Ruf. Ein bundfreies Clavichord von ihm vom Jahre 1 772
und ein kleiner Flügel von 1785 befindet sich in
W. Heyers Musikhistorischem Museum in Köln.
Hudson, George. — Skegness (Lincolnshire,
England). Geb. 27. Febr. 1859 in Goods-
hawfield (Rossendale valley)
Einer alten Musikerfamilie aus Lancashire entstam-
mend, kam er 1878 nach Skegness, wo sein Vater als
Musikdirektor in die Dienste des Earl von Scarbo-
rough trat. Bald darauf begann Hudson das Geigen-
machen zu erlernen und beschäftigte sich auch ein-
gehend mit Geigenlackversuchen. Nach zehnjährigen
Studien unternahm er es dann, neue Geigen zu machen,
wobei er die Umrißlinien und die Wölbung nach geo-
metrischen Grundsätzen berechnete. Er hat seitdem
sehr viele Geigen gemacht, die sich durch saubere
Arbeit und guten Ton auszeichnen. Seinen Ollack, den
er in verschiedenen Tönen, von Bernsteingelb bis Rubin-
rot, anwendet, bereitet er sich selbst. Er gilt auch als
geschickter Reparateur und ist als Händler von Be-
deutung. Seine Werkstatt führt das Schild : »Cremona
House«.
Hueber, Andreas. — Pesth (Budapest). 1756
Seiner Arbeit nach gehört er der Wiener Schule an und
war nicht ungeschickt. Er hatte übrigens auch Ver-
suche mit einem eigenen Modell gemacht, das von
Maggini beeinflußt erscheint. Sein Lack hat sehr nach-
gedunkelt.
Hueber, Johann. — München. 1698
In einer schmucklosen Laute fand sich sein Zettel. Er
scheint das Münchener Bürgerrecht nicht erworben zu
haben.
Geigenzettel: Johann Hueber Lauten- / macher in
München / 1698 (gedruckO-
und kommt in den Steuerbüchern von 1765 — 1772 vor.
Sein Lack ist jetzt beinahe ganz schwarz. Da er in
jungen Jahren starb, kann er nicht allzu viele Geigen
gemacht haben. Sie sind jetzt selten und erreichen
daher hohe Preise. Eine gute Geige aus dem Jahre
1771 von ihm besitzt das Schottenstift in Wien. —
Sein Nachfolger war Philipp Wurm.
Geigenzettel: Abb. 367.
Huber, Jakob. — Basel. 1767
In der Baseler Sammlung sind mehrere Saiteninstru-
mente, darunter eine datierte Zither von ihm. Er war
wahrscheinlich ein Tischler. Seine Arbeit ist ganz roh.
Ein Musiker, der sich im 19. Jahrhundert in Monte
Carlo (Monaco) mit Geigenmachen beschäftigte.
Huel, Henri. - Paris. 1770. 1783
Er wohnte an der Ecke der Rue du grand Hurleur und
der Rue de St. Martin und hatte das Schild »Au Roi
des Instrumens«. Seine Arbeit war gut, sein Lack von
gelbbrauner Farbe. Ein Alto von ihm wird in Brunis
Inventaire erwähnt, nur wird der Name irrig Huet ge-
schrieben. Seine Geschäftskarte: s. Abb. 357.
Huel, Joseph. — Mirecourt. 1745. 1750
Vielleicht der Vater des Henri H. in Paris.
232
Huel — Hufenreuther
Huel. — Rennes. f um 1845
Vielleicht ein Sohn von Henri H. Er nennt sich einen
Schüler von Lacote und ist, wie dieser, nur als guter
Gitarrenmacher bekannt.
Hüller (Huller), Augustin. — Schöneck. 1 735.
1775
Einer der besseren vogtländischen Geigenmacher seiner
Zeit.
Hüller, Emanuel, lebte in Graslitz
Hüller (Hiller). Joseph. — Wien. 1820
In einer sehr mittelmäßigen Geige fand sich sein
Zettel. Ich kenne Hüller sonst nur als Klaviermacher.
Geigenzettel : Abb. 334.
Hüller, Rob. u. Vlncenz, leben in Pechbach
(Böhmen)
Hummer s. Himmer
Hündgen, Matthias Joseph. — Düren. Geb.
28. Dez. 1805 in Düren, f daselbst 1874
Er war Geigenmacher und Orgelbauer. Den Orgelbau
erlernte er bei Gebr. Weil in Düsseldorf; wo er das
Geigenmachen gelernt hat, ist nicht mehr festzustellen,
doch hat er längere Zeit in der Fremde, namentlich im
Vogtlande, bei Geigenmachern als Gehilfe gearbeitet,
bis er sich im Jahre 1835 in seiner Vaterstadt selb-
ständig machte. Er hat nur wenige Geigen gemacht
und war hauptsächlich als Reparateur beschäftigt.
Geigenzettel: M. J. Hündgen / Instrumentenmacher /
in Düren 1865 (gedruckt).
Hürber (Hurber), Gallus (Gall). — Füssen.
1606
Er wird 1606 als Mitglied der Lautenmacherzunft ge-
nannt.
Huet s. Huel
(Mark) Neu-
Hüttel (Hütel), Andreas,
kirchen. 1678. 1680
Wird 1678 als ein aus Graslitz nach Schöneck und von
da nach Markneukirchen eingewanderter Exulant in die
Geigenmacherzunft aufgenommen, wobei man ihm die
Anfertigung eines Meisterstückes in Anbetracht seiner
hinlänglich bekannten Kunstfertigkeit erlassen hatte.
Die Exulanten genossen damals die Vergünstigung in
Neukirchen, daß sie nur die halbe Gebühr mit 8 fl.
bezahlen mußten.
Hüttel, Christ. Fried,
t 27. Dez. 1834
Brunndöbra. 1820.
Von Hause aus Geigenmacher, verlegte er sich auf die
Saitenmacherei, kam aber auch damit auf keinen grünen
Zweig. Auf einem Hausiergang im strengen Winter
erfror erund wurde tot aufgefunden.
Hüttel, Christian Heinrich. — Lübeck. Geb.
12. Aug. 1783 zu Klingenthal, f 23. Nov.
1841 in Lübeck
Er kam »aus dem königl. sächsischen Vogtlande« als
Gehilfe nach Lübeck und heiratete am 30. Mai 1816
die Witwe des Instrumentenmachers Kalies geb. Beh-
rotter (geb. 1779, f 1828) und übernahm zugleich die
Werkstatt seines Vorgängers in der Ritterstr. Nr. 694
Getzt St. Annenstr.). Er war handwerksmäßig tüchtig
und seine Geigen klingen gut, wenn auch etwas scharf.
Der Lack ist dunkel, oft fast schwarz und glanzlos.
Geigenzettel: Christian Heinrich Hüttel / Lübeck /
St. Annenstraße No 798 / Musik-lnstrumentenmacher,
Darm- / Saiten Fabrike, Handel mit / allen Saiten und
Blas- Instrumenten, (gedruckt). — Christian Heinrich
Hüttel / Lübeck, 18 ^ (gedruckO und Abb. 347.
Hüttel, Johann Heinrich. — Lübeck. Geb.
16. Nov. 1816 zu Lübeck, f daselbst
11. Dez. 1850
Sohn und Schüler von Christ. Heinr. H. Schon in
seinem 18. Jahre baute er selbständig allerlei Gelgen,
die die seines Vaters durchaus übertrafen. Er starb
im ersten Mannesalter, das Haus, das er von seinem
Vater geerbt hatte, wurde 1853 für 3800 Mark ver-
kauft. Seine Arbeiten sind aus gutem Holz sauber
gearbeitet, der Lack ist trübe, dunkelrotbraun, aber der
Ton nicht schlecht. Eine '^ ^ Geige von ihm befindet
sich Im Lübecker Museum, eine Vollgeige von 1834
besitzt Franz Demuth In Lübeck, usw.
Gelgenzettel: Johann Heinrich Hüttel / Lübeck 1845
(gedruckt).
Hütter, Johann. — Graz. 1798. f vor 1813
Im Häuserschema der Stadt Graz vom Jahre 1 798 er-
scheint er als Hausbesitzer, im Kommerz- und Zivil-
schema des Herzogtums Steyermark für 1803 wird er
als Violinen- und Lautenmacher in der Barmherzigen-
straße Nr. 795 aufgeführt. Im Jahre 1813 ist bereits
seine Witwe die Besitzerin seines Hauses.
Huetter, Martine, lebte im 19. Jahrh. in Rom
Hütd, A. K. — Graslitz. 1878. 1910
Ein Unternehmer, der Geigenmacher beschäftigt. Auf
der Melbourner Ausstellung 1880 erhielt er dafür den
vierten Preis.
Hüttl, Jos., lebte von 1851—1863 in Ces. Lipa
Hüttl, Vlnzenz. — Reichenberg. 1843. 1845
Er stammt sowohl dem Namen als seiner Arbeit nach
aus Graslitz. Seine Geigen sind nur handwerksmäßig
gemacht. Er machte auch Gitarren.
Geigenzettel : Vlncenz Hüttl / Feclt 1843 Reichenberg /
No 7 (gedruckO und .Abb. 329.
Hufenreuther, Fritz. — Dessau. Geb. 1868
Sehr geschickter Geigenbauer, der nach Stradivari und
G
uarneri ar
beitet
emen rotbraunen
tbra
Ollack
Hug Hummel
233
italienischem Charakter verwendet. Besonders schön
sind seine Schnecken und der Ton seiner Instrumente
wird allgemein gelobt. Eine sehr gute Violine von ihm
besitzt Architekt H. Bosch in Kassel.
Hug, Gebrüder, & Co. — Zürich
Eine Handelsfirma der Gegenwart für Streichinstru-
mente, die ihre Gründung bis in das Jahr 1807 zurück-
führt und Zweighäuser in Basel, St. Gallen, Luzern,
Winterthur, Straßburg, Konstanz und Leipzig besitzt.
Die Besitzer unterhalten seit etwa 40 Jahren eine Re-
paraturwerkstatt, in der jetzt E. Tenucci, der bei Züst
gelernt hat, arbeitet. — Arnold Hug, Teilhaber der
Firma, starb 39 Jahre alt, am 7. September 1905.
Hugh s. Gordon
Hugo, Pierre. — Mirecourt. 1740. 1758
Als Geigenmacher von A. Jacquot erwähnt.
Huguenin. — Le Havre. 1810
Ein Mirecourter, der sich in Le Havre niedergelassen
hat. Sein Taufname (in einer besseren französischen
Violine) war nicht ganz deutlich zu lesen.
Geigenzettel: Huguenin / fecit. Portus gratia 1810 (ge-
schrieben).
Huguenin, Joseph. — Mirecourt. 1766. 1789
Vielleicht ein Bruder des von 1 776 — 1 789 vorkommen-
den Nicolas H.
Huguier, Quentin. — Rouen. 1573
Einer der ältesten, dem Namen nach bekannten Lauten-
macher Rouens, der in einer Urkunde vom 23. Sep-
tember 1573 erwähnt wird.
Hulinzky, Thomas Andreas. — Prag. Geb.
12. Dez. 1731 in Prag, f das. 1 1 . Mai 1788
Schüler von Joh. U. Eberle, der auch am 25. November
1 760 sein Trauzeuge war, als er in der Stephanskirche
mit Katharina Matus vermählt wurde. Am 12. Dezem-
ber 1776 erlangte er das Bürgerrecht in der Prager
Neustadt. In seiner Arbeit ahmt er Eberle nach, hat
aber auch manche verwandte Züge mit Jos. Ant. Laske,
und wie dieser machte er außer Geigen auch Harfen und
Lauten. Seine Geigen zeigen ein eigenes Modell mit
hoher Wölbung und sind nach der Form sehr sauber
gearbeitet und meist auch schön dunkelrot oder rot-
braun, aber auch gelb lackiert. Weniger schön ist sein
brauner Spirituslack. Auch kann der Ton semer Vio-
linen nicht gerade groß genannt werden. Auf vielen
seiner Zettel findet sich In der Mitte als Emblem ein
lautenspielender Greif. Eine reich mit Schildpatt und
Elferibeln eingelegte Viola d'amore von 1766 war 1895
in Prag ausgestellt ; eine andere Viola d'amore von ihm
mit gewölbtem Boden, stark eingeschnürter Decken-
wölbung und einem Amorkopf mit verbundenen Augen
am Wirbelkasten befindet sich in der Sammlung alter
Musikinstrumente in Berlin. Eine Geige mit origi-
nellen Umrissen und Schlangenlinien statt der F-
Löcher aus dem Jahre 1787 besitzt Dr. Smoler m
Olmütz. Eine 14 saitige Viola d'amore von besonders
schöner Ausführung vom Jahre 1782 (mit Original-
bogen), aus der Sammlung Lanna stammend, besitzt
R. Leibbrand In Berlm.
Geigenzettel : Thomas Andreas Hulinzky / fecit Pragae,
Anno 17 . . (gedruckt) und Abb. 332.
Hulskamp, G. H. — New York. 1862
Ein geborener Westfale, der nach Amerika auswanderte.
Er konstruierte eine der Sprengerschen Tonschraube
ähnliche Spannungsvorrichtung im inneren Körper der
Violine, veränderte auch die Form so, daß die Geige
wie eine Schachtel aussah. Der Ton wurde dadurch
aber nicht verbessert. Statt der F-Löcher brachte er
in der Mitte der Geige ein rundes Schalloch an.
Hume, Charles D. — Melbourne. 1889. 1910.
Geb. in West-Hartlepol
Ein tüchtiger Geigenmacher, dem es sehr zustatten
kam, daß er sein Instrument auch trefflich zu spielen
versteht. Gut vorgebildet wanderte er Im Jahre 1889
nach Australien aus, wo er bald durch gute Arbeit zu
Ansehen kam. Seine Geigen sind vorzugsweise nach
Stradivari gebaut und zeigen einen schönen Lack. Er
besitzt verschiedene Ausstellungspreise und Anerken-
nungen erster Geiger.
Hume, Richard. — Edinburg. 1535
Einer der ältesten — wenn nicht der älteste bekannte
englische Violenmacher. Er lebte zwar in Schottland,
wo er zu großem Ansehen gekommen war, wird aber
ausdrücklich als Engländer bezeichnet. Eine Ein-
tragung von 1535 sagt: »Item to the Kingis Grace to
Richard Hume, Inglismanne, guhllk suld mak violis
to the Kingis Grace, to by stuffe for the samin, XX Hb.«
Hume, (englischer Geigenbauer der Jetztzeit
Humel, Claude. — Mirecourt. 1820
Geschickter Gitarrenmacher, Großvater (mütterl.) von
Delanoy in Bordeaux.
Hummel (Humel), Christian. — Nürnberg.
1709. 1710
Vielleicht ein Sohn von Math. H. — Auch ein Michael
H. (Hummel) soll um die gleiche Zeit hier oder In
Augsburg gelebt haben.
Hummel, Matthias. — Nürnberg. 1694. 1715
Ein seinerzeit berühmter Lauten- und Geigenmacher.
Seine Instrumente zeichnen sich auch äußerlich durch
reiche Einlagen im Geschmacke Joach. Tielkes aus.
Sein bester Schüler war Schelle. Eine Tenorgamba von
1701 von ihm besitzt das Musikhistorische Museum m
Köln; eine »Chitarra battente« die ehem. Kais. Samm-
lung in St. Petersburg; in einer italienischen Laute Im
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg ist sem
Reparaturzettel: Matthias Hummel Lauten / und
Geigenmacher / Anno 1695 zugericht. (gedruckt).
Geigenzettel : Matthias Hummel / Lauten und Geigen-/
macher / in Nürnberg / Anno 1701 . (gedruckO-
234
H
umme
Hu
Hummel, (Mathias) Matthäus I. — Augsburg.
1634. tum 1670
Wohl ein Verwandter des gleichnamigen Nürnberger
Meisters. Er war der Schwiegervater Thom. Edhngers
und wird allerdings als »Tischler« bezeichnet. Da die
Lauten- und Geigenmacher in Augsburg aber der
Tischlerzunft eingeordnet waren, so besteht doch die
Wahrscheinlichkeit, daß er tatsächlich em Lauten-
macher war, da auch sein Sohn Lautenmacher wurde.
Er hatte am 14. Mai 1634 die Erlaubnis zum Heiraten
erhalten. Da seinem abwesenden Sohn am 18. Oktober
1 670 Erbschaftspfleger ernannt wurden^), dürfte er um
diese Zeit gestorben sein. Eine Taschengeige von ihm
befindet sich in Berlin (Sammlung Snoeck Nr. 458);
ein gleiches Instrument in W. Heyers Musikhistori-
schem Museum in Köln (Nr. 727).
Geigenzettel : Mathias humell / in Augspurg 1 649 (ge-
schrieben).
Hummel, Matthäus 11. — Augsburg. Geb.
zwischen 1 640 und 1 650. 1 676
Sohn von Matth. H. I. Er wird ausdrücklich als Lauten-
macher bezeichnet und war jedenfalls von 1670 — 1676
in der Fremde. Am 27. Juni 1676 erschien er am Pfleg-
schaftsamt und erklärte, daß er sein vom 18. Oktober
1670 an verwaltetes Vermögen richtig erhalten habe.
Da mir aus Augsburg datierte Arbeiten seiner Hand
nicht vorgekommen sind, halte ich es für möglich, daß
er mit Mathias Hummel in Nürnberg identisch Ist.
Hummel, Richard Oskar. — Markneukirchen.
Geb. 1885, gefallen auf dem Felde der Ehre
9. Aug. 1916
Er galt als hoffnungsvoller Geigenmacher.
Humrich (Hummrich). — Berlin. 18Ö2
Im Hohenzollernmuseum Im Schlosse Monbijou in
Berlin befindet sich im Zimmer der Königin Louise
eine Mandoline von Birnbaum- und Tannenholz mit
dem untenstehenden Zettel. Humrich Ist vermutlich
derselbe, der 1802 als Kammermusiker und Violinist
bei der kgl. Opemkapelle angestellt war und 1815
Ballettdirigent WTjrde; möglicherweise auch mit dem
Potsdamer Stadtmusikus Conrad Gottlieb Hummerich
(1786 bis 1795) Identisch.
Geigenzettel: No 1. Humrich, / Musikalischer Instru-
men- / tenmacher In Berlin 1802 (gedruckt).
Hums, Albin. — Markneukirchen 1921
Leitet eine gut eingeführte Werkstatt für Künstler-
bogen.
Hums, Ernst. — Geb. 19. Mai 1837, lebt als
Geigenmacher in Markneukirchen
Hunger, Christoph Friedrich. — Leipzig. Geb.
in Borstendorf 1718, f zu Leipzig 1787
Sohn von Samuel H. Schüler von Jauch m Dresden.
Er war bis um 1760 in Borstendorf tätig und ging dann
^) Darunter Thom. Edlinger.
nach Leipzig, wo er vermutlich bei Johann Christian
Hoffmann arbeitete und nach dessen Tod die alte
Werkstatt, die wahrscheinlich noch den väterlichen
Schild führte, übernahm. Nur so Ist es zu verstehen,
daß er sich als den Nachfolger Martin Hoffmanns an-
sah, es sei denn, daß das M. als Abkürzung für Meister
gelesen werden sollte. Er brachte es bald zu Ansehen,
denn er arbeitete recht gewissenhaft nach italienischen
Vorbildern und war besonders als Violen- und Violon-
cellomacher geschätzt. Seine beste Zeit fällt in die
Jahre 1770 — 1780, und man bezahlte schon zu seinen
Lebzeiten 30 — 40 Taler für seine Geigen. Sein Lack
Ist gewöhnlich hellgelb, jetzt aber oft nachgedunkelt.
Alfred Laubach in London besitzt eine breite Viola von
ihm.
Gelgenzettel : Christoph Friedrich Hunger / als Nach-
folger des sei. M. / Hoffmann In Leipzig 1781 (geschr.).
Hunger, Richard. — Halle a. S. 191 1
Geboren in Leipzig, lernte er dort bei A. Hermer, ar-
beitete als Gehilfe u. a. bei J. J. Held in Beuel und ließ
sich dann In Halle nieder. Er gilt als tüchtiger und
sorgfältiger Reparateur und baut seit einigen Jahren
auch gute neue Geigen.
Gelgenzettel: Reparirt von Rieh. Hunger, / Halle a./S.
1899. (geschrieben).
Hunger, Samuel. — Borstendorf b. Augustus-
burg. Geb. 1684, f 8. Febr. 1758
Der Vater des Leipziger Meisters. Leider sind die
Borstendorfer Kirchenbücher aus dem 18. Jahrhundert
größtenteils verbrannt, so daß sich nichts Sicheres über
ihn ermitteln ließ. Er soll außer Gelgenmacher auch
Zolleinnehmer gewesen sein. Die Familie ist noch jetzt
in Borstendorf ansässig. Hungers Violen und Bässe
kommen öfter vor, sind nicht schlecht gemacht, wenn
auch ohne hervorstechende Eigenschaften.
Gelgenzettel : Abb. 344.
Hurel, Charles. — Paris. 1636
Er wird als »Luthier« bezeichnet und war Sachver-
ständiger Im Prozeß Medard.
Hurel, Jean. — Paris. 1686. 1717
Wahrscheinlich der Sohn von Charles Hurel. Er wohnte
erst Rue des.Arcis (und hatte den Ladenschild »A l'ima-
ge de St.-Pierre«) und von 1689— 1717 Rue St. Martin
nächst der Fontaine Maubue. Er war Geigenmacher
der königlichen Kapelle und wird von Sauveur (Mem.
de l'Academie des scIences 1 701 ) als einer der Geschick-
testen gepriesen. Er war nebenbei auch Musikalien-
händler wie aus dem Titelblatt der »Traite de Viole
avec des Pleces ä une ou deux Violes« hervorgeht, die
1686 erschienen Ist, und »chez l'autheur«, sowie »chez
Jean Hurel faiseur d' Instruments pour la musique du
Roy, rue des Arcis ä l'image S. Pierre« zu haben war.
Hury, L., lebt als Geigenmacher in Paris
Husson. — Mirecourt. 1848. 1857
Teilhaber der bekannten Fabriksfirma »Husson, Bu-
thod et Thibouville« und als solcher Leiter der Ab-
teilung für Blasinstrumente.
H
usson — Jacobsz
Jacobs
235
Husson, Charles-Claude. — Mirecourt. 1850.
1870
Ein sehr geschickter Bogenmacher, der auch tüchtige
Schüler heranbildete, so seinen 1847 geborenen gleich-
namigen Sohn, Alfred Lamy und Arthur Vigneron usw.
Nur die Bogen des Sohnes tragen die Brandmarke:
»Ch. Husson«.
Husson, Charles-Claude. — Paris. Geb. 1847
in Mirecourt
Schüler seines gleichnamigen Vaters. In Paris arbeitete
er im Jahre 1873 bei J. B. Vuillaume, 1875 bei F. N.
Voirin, 1878 bei Gand & Bemardel und machte sich
schließlich in der Rue du Faubourg-Saint Denis selb-
ständig. Seine Bogen sind sehr schön ausgeführt und
tragen die Marke »Ch. Husson«.
Husson, Louis. — Mirecourt. 1768. 1787
Vielleicht der Großvater von Charles-Claude H.
Husson, Nicolas. — Mirecourt. 1 750. f 2. Feb.
1779
Der um 1 750 aus Charmes m Lothrmgen nach Mire-
court eingewanderte Stammvater der Familie.
Huyghen, Thomas. — Utrecht. 17. Jahrh.
Das Nordische Museum in Stockholm besitzt eine
kahnförmige Taschengeige von ihm, mit Elfenbein und
Perlmutter eingelegt und mit einem geschnitzten
Kinderköpfchen am Wirbelkasten. Außer den C-för-
migen Schallöchern findet sich unter dem Griffbrett
ein kleines Herz ausgeschnitten. Auf dem Griffbrett
geben kreisrunde Einlagen die Stellen der Griffe an.
Das zu diesem Instrument gehörige und erhaltene
Lederfutteral trägt die Jahreszahl 1664 und wenig älter
dürfte dem Aussehen nach die Taschengeige selbst sein.
Leider ließ sich in Utrecht über diesen Meister nichts
Sicheres feststellen. Wohl findet sich der Eintrag, daß
am 31. August ein Thomas Huge die Marigje Peters
geheiratet habe, doch, da der Beruf dieses Huge nicht
angegeben ist, läßt sich trotz der großen Wahrschein-
lichkeit nicht sagen, daß er der Verfertiger der Taschen-
geige gewesen ist.
Geigenzettel: Thomas Huyghen / t' Vtrecht. (gedr.).
Huysmans, Ägidius. — Antwerpen. 1 7. Jahrh.
Er gehörte nicht der Lukasgilde an, doch besitzt Berlin
aus der Sammlung Snoeck ein schönes Tympanon von
ihm, auch kommen Geigen mit seinem Namen vor und
wurden schon vor dem Krieg mit 400 Mark bezahlt.
Geigenzettel: /Egidius Huysmans, fecit Antwerpiae
(gedruckt).
Hyde, Andrew. — Northampton (Mass.). Geb.
1842 in Lu (Mass. Am.)
Von Hause aus war er Mechaniker und mehrere Jahre
lang Gehilfe bei Thom. A. Edison. Verschiedene Er-
findungen, die er gemacht hat, sicherten ihm ein
schönes Einkommen ; da er aber seit seinem 1 1 . Lebens-
jahre das Violinspiel mit Eifer betrieb, begann er auch.
mit seiner Geige Versuche anzustellen. Er studierte
das Geigenmachen theoretisch und baute anfangs zu
seinem Vergnügen auch eine Anzahl Geigen ; im Jahre
1886 aber konnte er sich bereits als Geigenmacher in
Northampton niederlassen. Seine Arbeiten, die alten
Meistern nachgeahmt sind, werden gelobt und in
Amerika gern gekauft, und obwohl er nie mehr als
zwei Gehilfen beschäftigte, hat er doch bereits über
1200 Violinen, Violen und Violoncelli gebaut. Seine
Biographie erschien im März 1894 im »Boston Leader«.
Jacklin, lebt als Geigenmacher m Hüll
Jacob (Jakob), Johann Georg. — Klingenthal.
1748. 1779
Die Arbeiten, die seinen Namen tragen, sind denen der
Familien Hoyer und Hopf gleichwertig.
Jacobi? — Meißen? 18. Jahrhundert
Nach Hart ein trefflicher Lautenmacher. Auch de
Piccolellis erwähnt ihn, wahrscheinlich aber ist Hart
seine Quelle. In Meißen ist Jacobi nicht nachzuweisen.
Vermutlich hat Hart den Namen schlecht gelesen und
den Ort mißverstanden. Er hatte vielleicht einen Zettel
eines Füssener Meisters (Helmer in Leipzig, der aus
Füssen war, wurde ja auch als aus »Meißen« stammend
angegeben) vor sich, und der Name Jacobi war vielleicht
nur der Taufname (etwa von Jakob Langenwalder).
Jacobsen, Thomas. — Kopenhagen. 1810.
t 1853
Schüler von N. J. Lund, arbeitete auch bei Bausch in
Leipzig, Engleder in München, Sprenger in Nürnberg
und bei Vuillaume in Paris. Nachdem er noch Frank-
reich, England und Italien bereist hatte, ließ er sich als
Geigenmacl-er in Kopenhagen nieder und wurde da
Hof instrumentent acher. Er wohnte erst in der
Sqvaldergade und dann in der Knarbrostraede Nr. 1 34.
Seine Violinen und Violoncelli sind recht gut und nach
den besten Vorbildern ausgeführt. Auch sein Sohn ist
Geigenmacher geworden.
Geigenzettel : Repareret af / Ksl. Hof- Instrumentmager
Th. Jakobsen / Squaldergaden 169Kbhn. 1851 (gedr.).
Jacobsz, Hendrick. — Amsterdam. 1690. 1712
Wohl der berühmteste holländische Geigenmacher,
dessen Geschichte von einem ganzen Sagenkranz um-
woben ist. So soll er in Cremona gelernt haben und so-
gar der Stiefbruder des letzten Amati gewesen sein^).
Neuere Forschungen suchen es wahrscheinlich zu
machen, daß er der Schwager Amatis war. Es steht
jedenfalls fest, daß er Nie. Amati vortrefflich nachzu-
ahmen verstand. Sein Lack ist rotbraun. Jacobsz gilt
als der erste, der Fischbein zu den Einlagen verwendete,
weshalb Händler auch jede mit Fischbein eingelegte
Geige kurzweg als eine »Hendrick Jacobs« bezeichnen.
Seine Arbeiten kommen jetzt ziemlich selten vor und
') Es wäre auch möglich, daß er verwandt war mit dem
flandrischen Silberschmied Jacobsz, der 1622 in Bologna
lebte.
236
Jacob:
acobsz
Jacquot
stehen hoch im Preis, dürften aber auch früher nicht
häufig gewesen sein, denn selbst das Selhofsche Ver-
zeichnis (1759) führt nur zwei Geigen von ihm auf.
Eine hübsche Violine befindet sich aus der Sammlung
Snoeck in Berlin. Bis etwa 1686 schrieb er sich nach der
älteren Schreibweise Hendrick Jacobsz, später einfach
Hendrik Jacobs.
Geigenzettel: Abb. 386.
Jacobsz, Peeter s. Rombouts
Jacot, A. — Paris. 1885. 1893
Altester Sohn von Jean-Charles J., der die väterliche
Werkstatt übernahm und nach Paris verlegte.
Jacot, Jean-Charles. — Metz. Geb. 1811,
f 1887 in Pont ä Mousson
Er begann als Instrumentenhändler und hat, ohne ein
großer Künstler sein zu wollen, doch einige recht gute
Geigen hinterlassen. Sein älterer Sohn wurde gleich-
falls Instrumentenmacher und hatte sich in Paris nieder-
gelassen.
Jacquet. — Paris. 1765
Ein Mirecourter, der sich in Paris niedergelassen hat,
wo er den Werkstattschild »Au Genie de l'Harmonie*
führte.
Jacquot, Charles. — Nancy, Paris. Geb. in
Mirecourt 1804, f zu St. Maur-les-Fosses
30. März 1880
Sohn von Henry J., der ursprünglich Geigenmacher
war, während der Revolution zum Militär kam und
schließlich Regimentsschneider wurde. Als ein Spröß-
ling der ältesten französischen Geigenmacherfamilie,
in der sich die Kunst des Geigenbaus bis auf den
heutigen Tag fortgeerbt hat, kam er mit 15 Jahren zu
Nicolas aine in die Lehre, dann zu Breton und ging
1823 nach Nancy, wo er bis 1827 als Gehilfe arbeitete,
dann Catherine Vuillaume heiratete und in der
Rue de la Poissonerie Nr. 19 seine eigene Werkstatt
eröffnete. Er war einer der talentvollsten französischen
Geigenmacher des 19. Jahrhunderts, der auf allen Aus-
stellungen, die er beschickte, Preise erhielt. Er blieb bis
1852 in Nancy, übergab dann seine Werkstatt seinem
Sohne und einzigen Schüler Pierre-Charles J. und ging
nach Paris, wo er zuerst m der Rue des Vieux Au-
gustins eine neue Werkstatt eröffnete, die er später in
die Rue de l'Echiquier verlegte. Er arbeitete muster-
gültig nach Stradivari und Guarneri und hatte einen
prachtvollen Lack.
Geigenzettel: Abb. 384.
Jacquet, Gabriel-Xavier.
8. Jan. 1838
Sohn von Joseph-Xav. J. Ein sehr geschätzter Baß-
macher. Sein Sohn Moise-GabnelJ., geb. um 1870, war
sein bester Mitarbeiter.
Jacquet, J. — Alen^on. 1796
Ein Mirecourter, der sich in der Stadt der Alenq:on-
spitzen und -Diamanten und der Granithäuser nieder-
ließ und hauptsächlich als Wiederhersteller beschäftigt
wurde.
Geigenzettel: Racommode par J. Jacquet / A ALEN-
CON L'an 1796 (gedruckt).
Jacquet, Joseph-Xavier. — Mirecourt. Geb.
10. April 1810, t nach 1860
Jacquet (Jacquet-Gand), Gabriel. — Mire-
court. Geb. 15. Febr. 1848, f 26. Okt. 1899
Zweiter Sohn von Joseph-Xav. J. Er fügte seinem
Namen den Familiennamen seiner Frau (Gand) hinzu,
und war ein Geigenmacher, der besonders gute Bässe
machte, doch sind auch einzelne sorgfältiger ausge-
führte, doppelt eingelegte Violoncelli von ihm bekannt.
Er ist der Schwiegervater von Leon Mougenot und des
Pariser Bogenmachers Eugene Sartory. Seine Söhne
setzten sein Geschäft fort, nur der jüngste ist Geigen-
macher-Werkzeugfabrikant geworden. — Sie ver-
wenden eine Brandmarke.
Jacquot. — Mirecourt
Eine Familie, in der das Geigenmachen seit mehr als
dreihundert Jahren ununterbrochen als Beruf geübt
wurde. E. Ch. Albert Jacquot, selbst ein trefflicher
Meister, weist die folgenden seiner Vorfahren als
Gei^enmacher nach :
Mirecourt Geb J^^^Q^ot' Etienne-Charles-Albert. — Nancy.
Geb. in Nancy 18. Sept. 1853
Sohn und Schüler von Pierre-Charles J. Um sich weiter
zu vervollkommnen , war er von 1 869 an in Deutschland ,
ging dann nach Brüssel und Paris, überall bei den ersten
Meistern arbeitend, und trat 1880 als Teilhaber in die
väterliche Werkstatt ein. Er ist einer der bedeutendsten
französischen Geigenmacher der Gegenwart, er arbeitet
nach Stradivari, Guarneri, Amati, Maggini usw., wobei
er die Resultate eigener Studien in bezug auf die Holz-
stärke, die Umrißhnien usw. verwendet. Seine Geigen
zeichnen sich durch größte Sauberkeit der Arbeit und
eine außerordentliche Gleichmäßigkeit im T°"^ ^^^'
die er zum Teil seinem trefflichen, fetten Ollack zu-
schreibt; er wurde auf allen Ausstellungen durch erste
Preise ausgezeichnet. Er ist außerdem ein gründlicher
Kenner der Musikgeschichte und des Instrumenten-
baues seiner Heimat und hat mehrere wertvolle Mono-
graphien veröffentlicht, ferner ist er Mitglied der
archäologischen Gesellschaft für Lothringen und
einiger .Akademien, Offizier de 1' Instruction Publique
und Ritter des Leopold-Ordens usw. usw. Seine Geigen
haben am unteren Ende des Halses eine Brandmarke,
im Innern einen gedruckten Zettel mit seinem Namen,
links ein Schildchen mit den Buchstaben A. J. durch
ein Kreuz geteilt und dem Meisterhut darüber, rechts
das Wappen von Lothringen.
Geigenzettel: Abb. 394.
Jacquot, Fernand. — Nancy. Geb. 1 1 . Juli 1 884
Sohn von E. Ch. Albert J. und Schüler von Frebinet
und Mougenot-Gauche in Mirecourt. Nach Beendi-
gung seiner Lehrzeit vervollkommnete er seine Kennt-
nisse in der väterlichen Werkstatt und erhielt bereits
1905 in Lüttich eine goldene Mitarbeitermedaille für
seine vorzügliche Arbeit,
Jacquot, Jules-Victor — Jacquot, Nicolas I.
237
Jacquot, Fran^ois I. — Mirecourt. 1694
Er wird ausdrücklich als Luthier bezeichnet.
Jacquot, Fran^ois II. — Mirecourt. Geb. um
1675, t nach 1729
Sohn des Jean J. und der Catherine Maillard.
Jacquot, Fran^ois III. — Mirecourt. Geb.
19. Jan. 1740, t nach 1789
Er wurde als Geigenmacher im Jahre 1764 Meister,
wohnte im VI. Quartier und gehörte der Innung bis zu
ihrer Auflösung im Jahre 1789 an. Die Familie bewahrt
noch eine Probe seiner Arbeit, die beweist, daß er nicht
ungeschickt war und ein schönes Modell hatte.
Jacquot, Jean. — Mirecourt. 1717. 1718
Man weiß nur, daß er im Jahre 1717 als Geigenmacher
heiratete.
Jacquot, Jean-Charles. — Mirecourt. Geb. um
1680, t II. Aug. 1740
Von ihm steht noch nicht fest, daß er Geigenmacher
war, doch ist es sehr wahrscheinlich.
Jacquot, Jean-Fran?ois I. — Mirecourt. 1741 .
1745
Ein Geigenmacher, der mit Agnes Perrard verheiratet
war. Vielleicht ist er identisch mit dem in den Registern
schon 1710 und 1711 vorkommenden Luthier dieses
Namens.
Jacquot, Jean- Fran 901s II. — Mirecourt. Geb.
31. Mai 1741, t nach 1789
Sohn von Jean Frangois 1 und wohl auch dessen
Schüler. Er war mit Jeanne Harmand, die, wie er, einer
alten Geigenmacherfamilie entstammte, verheiratet. Er
gehörte der Mirecourter Geigenmacherzunft von 1773
bis 1789 als Meister an.
Jacquot, Jean-Nicolas. — Mirecourt. Geb.
nach 1730, t nach 1780 (?)
Sohn von Nicolas II J. Er heiratete 1758 Anne Chilly
und galt als sehr geschickter Geigenmacher.
Jacquot, Joseph I. — Mirecourt. 1732. 1737
Da er Sohn eines Geigenmachers war und die Paten
seiner Kinder stets aus den Kreisen der Geigenmacher
gewählt hatte, wird auch er als Geigenmacher anzu-
sehen sein.
Jacquot, Joseph II. — Mirecourt. 1740. 1768
Als Geigenmacher in den Matrikeln bezeichnet.
1735. Jacquot, Nicolas I. — Mirecourt. Geb. um
1680, lebte noch nach 1704
Wahrscheinlich wie die meisten Mitglieder seiner Ein Geigenmacher, der mit Anne Perrin verheiratet
Familie Geigenmacher. war.
Jacquot, Jules- Victor. — Nancy. Geb. 12. Aug.
1855 in Nancy
Zweiter Sohn und Schüler von P. Gh. J. und Teilhaber
der fortblühenden Firma. Auch ihm wird große Ge-
schicklichkeit nachgerühmt, doch gab er nach seiner
Verheiratung seinen Beruf auf, trat in das Geschäft
seines Schwiegervaters ein und wurde Kaufmann.
Jacquot, Pierre-Charles. — Nancy. Geb. in
Nancy 10. März 1828, f 19. Jan. 1900
Schüler seines Vaters Charles J. Er führte dessen Werk-
statt von 1853 an in Nancy fort. Seine Arbeit muß
als künstlerisch bezeichnet werden. Als seine beiden
Söhne ausgebildet waren, änderte er seine Firma in
»Ch. Jacquot et fils«. Er war Ritter der Ehrenlegion und
besaß viele Medaillen usw. — Er behielt zeitlebens die
väterliche Werkstatt in der Rue de la Poissonnerie 19
(jetzt Rue Gambetta) und gehörte wie sein Vater zu den
besten französischen Geigenmachern seiner Zeit.
Nebenbei sei bemerkt, daß er auch ein talentvoller
Zeichner war.
Geigenzettel: Abb. 397.
Jacquot, Andre. — Mirecourt. f vor 1616
Wohl das älteste bis jetzt bekannte Mitglied der jetzt
noch blühenden Geigenmacherfamilie, die somit die
älteste in Frankreich ist, in der das Geigenmachen bis
auf den heutigen Tag geübt wird.
Jacquot, Claude I. — Mirecourt. 161 1 . 1618.
Geb. um 1580
Auf ihn geht die heute noch blühende Geigenmacher-
familie in gerader Linie zurück. Er wird ausdrücklich
als Geigenmacher bezeichnet und war mit Edeline . . .
verheiratet.
Jacquot, Claude II. — Mirecourt. Geb.
17. März 161 l,t 27. April 1690
Sohn von Claude I J. und wie dieser ein geschickter
Geigenmacher. Eine gute Arbeit von ihm wird noch in
der Familie aufbewahrt. Seine Frau hieß Mengeotte.
Jacquot, Claude III. — Mirecourt. f 6. Juni
1697
Sohn von Pierre und Enkel von Claude I J. Vermutlich
identisch mit dem am 29. Febr. 1645 geborenen Claude
Nicolas J., der mit Anne Catherine Roblot verheiratet
war.
Jacquot, Claude- Fran^ols. — Mirecourt. Geb.
5. Juli 1685, t nach 1772
Sohn von Claude III J. und wie dieser Geigenmacher.
Jacquot, Dominique. — Mirecourt.
t Juni 1742
238
Jacquot — Jais
Jacquot, Nicolas II. — Mirecourt. Geb. um
1700, t vor 1763
Ein Gelgenmacher, der mit Marie, der Tochter des
Geigenmachers Villemin verheiratet war. Er arbeitete
sehr sauber, hatte einen fetten, helhot-goldigen Lack
und verwendete den Brandstempel: NICOLAS
JACQUOT / A PARIS.
Jacquot, Nicolas III. — Mirecourt. 1787
Er heiratete im Juni 1787 und kommt in den Registern
des gleichen Jahres als Geigenmacher vor.
Jacquot, Nicolas IV. — Mirecourt. Geb. um
1750, t 2. Aug. 1841
Er verlegte sich schon frühzeitig auf das Bogenmachen
und brachte es darin zu besonderer Geschicklichkeit.
Seine Bogen tragen seinen Namen als Brandmarke.
M
ire-
Jacquot (Taufname unbekannt),
court. t vor 1719
Man weiß nur, daß er als Geigenmacher eine Witwe
hinterließ.
Jäger, Carl. — Hildesheim. Geb. 27. Nov.
1841 in Neustadt am Hohnstein (Harz)
Ursprünglich war er Musiker und diente als solcher im
vormaligen hannoverschen Gardejägerbataillon. Seiner
besonderen Vorliebe folgend, erlernte er von 1862 bis
1 866 bei Erasmus Schiefler das Geigenmachen, arbeitete
noch zwei Jahre lang praktisch und ließ sich am 1 . Sept.
1868 in Hildesheim als Geigenmacher nieder. Er ar-
beitet meist nach Stradivari und verwendet einen selbst-
bereiteten, gewöhnlich gelbbraunen Lack. Unter den
von ihm gemachten Geigen ist jene bemerkenswert, die
statt der Schnecke den Kopf des Königs Georg V. von
Hannover zeigt. Griffbrett, Wirbel und Saitenhalter
sind daran von Elfenbein. Die Lage des Baßbalkens be-
rechnet er nach einem eigenen Verfahren. Auch die
Form der sechs Klötzchen weicht bei ihm von der
üblichen ab. Er erfand ferner einen Geigenbogen mit
verschiebbarer Bewicklung.
Geigenzettel: Abb. 392.
Jaeger, Hans. — Markneukirchen. Geb.
25. Nov. 1858 in Bad Elster
Schüler von Ludwig Glaesel sen., bei dem er sechs
Jahre blieb. Im Jahre 1876 begab er sich auf die
Wanderschaft und fand nach vorhergegangener Probe-
arbeit Stellung bei X. Kerschensteiner in Regensburg.
Hier konnte er sich in jeder Richtung ausbilden und
blieb da bis 1880. Er leistete dann in Ingolstadt seiner
Militärpflicht Genüge und war zwei Jahre Unter-
offizier. 1883 kehrte er nach Markneukirchen zurück
und trat bei Glaesel und Herwig ein und ging dann
nach Amsterdam als Geschäftsführer der Witwe Hampe,
von wo er 1885 nach Markneukirchen ging, um seine
eigene Werkstatt zu eröffnen. Er hat auf seinen Reisen
durch Bayern, Holland, Belgien usw. jede Gelegenheit,
sich zu vervollkommnen, benutzt und versteht es vor-
züglich, alte Meisterwerke genau zu imitieren. Seine
Geigen sind sorgfältig gearbeitet und haben einen
schönen Ollack.
Jaeger, Hermann. — Breslau. Geb. in Mark-
neukirchen I.Jan. 1867
Schüler von Karl Weller. Nachdem er in Dresden und
Berlin als Gehilfe gearbeitet, gründete er 1890 sein
Geschäft in Breslau und führt Ausbesserungen sowie
auch neue Instrumente nach eigenen Modellen oder
nach Stradivari aus. Er lackiert mit einem Ollack eigener
Zubereitung.
Jaeger, Joh. Adam. — (Mark)Neukirchen.
Geb. 1688, f 1765 im Alter von 77 Jahren
weniger 4 Monate 24 Tage
Der Stammvater der heute noch blühenden Familie,
ein guter Geigenmacher seiner Zeit, der am 15. Dez.
1716 als Meister in die Zunft aufgenommen wurde, bei
welcher Gelegenheit ihm gegen Erlag von 16 Talern
erlassen wurde, die »Meistermahlzeit in natura auszu-
richten«, da er eine »arme vater- und mutterlose Waise«
sei.
Jaeger, Johann Georg. — (Mark)Neukirchen
um 1770
Vielleicht ein Sohn von Joh. Adam J. Er scheint jedoch
weder in Markneukirchen geboren, noch dort gestorben
zu sein.
Geigenzettel : Johann Georg Jaeger / Violinmacher in
Neukirchen, (gedruckt).
Jaeger, Otto, eine Musikinstrumentenmacher-
firma in Frankfurt a. 0.
Jaie s. Jay
Jais, Alois. — Mittenwald. 1848
Einer der besten Mittenwalder Geigenmacher seiner
Zeit, der die guten, alten Traditionen pflegte, aber auch
die Italiener kannte und aus ihrem Studium Vorteil zu
ziehen wußte.
Jais, Andreas. — Mittenwald, Tölz. Geb. um
1685, t nach 1749
Sohn des Georg Jais und der Katharina. Er wird schon
1707 als Lautenmacher bezeichnet und macht 1707 —
er ist noch ledig — ein Violoncello für den »Verleger«
(Händler) J. Baader und wird 1 709 Pate bei Johann Carl
Klotz, dem Sohne des Mathias. — Er siedelte bald
darauf nach Tölz über, wo er am 22. Juni 1711 Anna
Lerch (t im Kindbett am 23. Juni 1 7 1 8) heiratete. Kurz
nach dem Tode seiner Frau (am 16. Aug. 1718) ging er
mit Elisabeth Leer aus Wolfrathshausen (f 1759) eine
zweite Ehe ein. Sein Modell ist hochgewölbt, der Lack
mager, rötlich und die Arbeit vorzüglich. Sehr schön
sind auch seine Löwenköpfchen am Wirbelkasten. Auf
die Einlage verwendete er weniger Sorgfalt und ließ sie
am Boden oft ganz fehlen, wo er sie durch gezeichnete
Linien ersetzte. Ebensogut wie seine Violinen sind
seine Violen, Violoncelli und Liebesgeigen. Er hatte
Jals -' J'Anson
239
sechs Söhne. Daß er schon zu Lebzeiten hoch-
geschätzt wurde, dafür spricht, daß er im Tölzer
Kirchenbuche ausdrücUich »Künstler« genannt wird.
Vgl. (Stuttgarter) Antiquitäten-Zeitung 1902, Nr. 5.
hin Violoncello von 1707 besitzt der Geigenverleger
Joh. Bader. Eine sechssaitige Viola von ihm vom Jahre
1 733 besitzt das Bachhaus zu Eisenach.
Geigenzettel: Andreas Jaiss Lautten- / macher m Tölz
Ao 1739 (gedruckt).
Jais, Anton. — Mittenwald. Geb. 3. Febr. 1 748,
t nach 1836
Sohn von Franz Jais und wohl auch dessen Schüler.
Seine Arbeit, die manchmal auf ein Amatimodell zu-
rückgeht, steht auf gleicher Höhe mit der seiner
besseren Zeitgenossen, namentlich verdient sem
schö.^es Deckenholz gelobt zu werden. Sein Lack ist
gelb oder gelbbraun.
Geigenzettel : Abb. 389.
Jais, Franz. — Mittenwald. 1720. 1757
Er gehört der Klotzschule an und zeichnet sich durch
besonders sorgfältige Ausführung der Einlagen, den
Schnitt der F-Löcher und der Schnecken aus. Sein
Lack ist gelbbraun oder rotbraun.
Jais, Johannes. — Tölz. Geb. in Tölz 14. Jan.
1715, t das. 11. Juni 1765
Sohn und Schüler von .Andreas J., dem er sehr nahe-
kommt. Statt der Schnecken bringt er auch gerne
Köpfchen (mit verbundenen Augen, Tierköpfchen
usw.) an.
Geigenzettel: Johannes Jaiss / Lauten- / macher m
Tölz / 1 762. (gedruckt).
Jais, Johann. — Bozen. Geb. 1752 in Mitten-
wald, f nach 1780
Sohn von Franz Jais. Seine Arbeit ist von guter Tiroler
Art und hat braunen Lack.
Geigenzettel : Abb. 390.
Jais, Johann. — Mittenwald. 1918
Sohn von Alois J. Da er bisher zumeist für die Verleger
arbeitete, ist er noch wenig bekannt.
Jais, Joseph. — Mittenwald. Geb. 17. März
1750. 1770
Sohn von Franz J. Er scheint in jungen Jahren gestor-
ben zu sem.
Jais, Mathias. — Mittenwald. Geb. 10. Sept.
1755
Jüngerer Sohn von Franz Jais und dessen Schüler.
Er ist nur wenig bekannt.
Jais, Wilhelm (gen. Stingl). — Mittenwald.
1687
In den Akten wird er »Chelista« genannt. Wilhelm Jais
tritt gleichzeitig mit Mathias Klotz als Geigenmacher
auf und hat somit ebenfalls seinen Anteil an der Be-
gründung der nachmals so in Blüte gekommenen Gei-
genbauindustrie Mittenwalds. Er war 1687 bereits ver-
heiratet.
Jakob, Max, ein Geigenmacher, der in Wohl-
hausen i. S. tätig ist
James, Stanley W. — Melbourne (Australien).
1880
Er stammte aus Richmond, war von Beruf Drucker und
machte aus Liebhaberei Geigen nach Amati, für die er
u.a. 1880 in Melbourne auf der Ausstellung einen
zweiten Preis erhielt.
Jamieson, Thomas. — Aberdeen. 1830. 1845
Wahrscheinlich ein Schüler von Charles Crammond,
den er nachahmte. Seine Arbeit ist gut, der Lack von
gelber Farbe.
Jamin, Nicolas. — Mirecourt. 1744. 1760
Nur dem Namen nach bekannt.
Jani, Johann Ernst. — Hamburg. 1739
Das Bürgerrecht scheint er nicht erworben zu haben.
Eine Geige, die in der Arbeit etwas an die Holländer
erinnert, mit schönem Holz und dickem, braunem Lack
von sehr guter Beschaffenheit besitzt Ernst Ge isser.
Geigenzettel: Hamburg 1739 / Johann Ernest Jani /
fecit ad modum Cremonensis. (gedruckt).
Janicki. — Warschau. 1830
Vielleicht ein Schüler von Kwialkowski, dem er nahe-
kommt.
Janot — Lyon. 1824
Ein geschickter Lauten- und Geigenmacher, von dem
namentlich gute Gitarren von originellen Umrissen
bekannt sind.
Geigenzettel: Janot Luthier / Rue Merciere a Lyon
1824 (lith.).
Janrot s. Lorret
Jansen (?), Andrea. — Padua. 1629
Die Sammlung Donald in London besitzt eine im
Jahre 1629 angefertigte Theorbe von Giovanni Krebar
und Andrea Jansen. Da ich das Instrument nicht selbst
gesehen habe, weiß ich nicht, ob der Zettel richtig ge-
lesen wurde.
Jansky, Franz. — Leitmeritz. 1751
Er machte meistens Streichbässe, welche noch jetzt in
vielen böhmischen Kirchen zu finden sind. Ein sehr
gutes Violoncello von ihm besitzt das Priesterseminar in
Leitmeritz. Violinen von ihm kommen sehr selten vor.
Sein (Spiritus)-Lack ist schwarzbraun.
Geigenzettel: Franz Jansky / bürgerl. Instrumenten-
macher / Dominikaner Gasse Leitmeritz 1751 (gedr.).
J'Anson, Edward Popplewell. — Leeds, Man-
chester. 1854. 1855
Schüler von William Boots jun., aber nur ein mittel-
mäßiger Geigenmacher.
240
J
ansson — Jaura
Ja
Janssen, Karl. — Högvalta Arvika. 1897
Er stellte 1897 eine Gitarre, eine Geige und ein Violon-
cello in Stockholm aus. Die Arbeit war nicht schlecht.
Jany, Jakob. -Wien. 1800. 1801
Er wohnte als Lauten- und Geigenmacher in Neu-
lerchenfeld Nr. 19 und legte am 12. Dez. 1800 den
Bürgereid ab. Seine Geigen sind gut gemacht, aber
keine Kunstwerke, das Holz ist ohne Sorgfalt gewählt,
der gelbbraune Lack ohne Feuer. Er verwendete nur
geschriebene Zettel. Abb. 398.
Jarasch, Anton. — Wien. 1816. 1838
Er wohnte in Reinsdorf, das jetzt zum XV. Bezirk der
Stadt Wien gehört. Ein wenig bekannter Meister, der
aber recht sauber arbeitete und gute Geigen machte.
Einen sehr guten Kontrabaß von ihm besitzt die Kirche
in Altlengbach bei Wien.
Gelgenzettel : Anton 'arasch / in Reinsdorf Anno 1830/
nächst Wien (gedruckt) und Abb. 396.
Jaspers, Jan. — Antwerpen. Geb. in Coesvelt
(Westfalen) um 1540
Sohn von Josse J., wurde 1569 Bürger und wird aus-
drücklich als Lautenmacher bezeichnet.
Jauch (Jauck), Andreas Balthasar. — Dresden.
Geb. um 1701, t 16. März 1785
Wahrscheinlich ein Sohn von Johannes J. Er arbeitet
nicht mehr nach Stainer und nähert sich mehr der
Cremoneser Schule. Seine Arbeit ist sorgfältig, das
Holz meist gut, ebenso sein Bernsteinlack. Seine
Geigen haben durch das Alter sehr gewonnen, sie
klingen jetzt edel, während noch Otto ihren schwachen
spitzen Ton tadelte. Jauch war Hoflautenmacher. Das
Adreßbuch von 1 797 und 1 799 führt noch seine Witwe,
die in der Töpfergasse Nr. 584 wohnte, auf. Sie hat
vielleicht das Geschäft nach dem Tode ihres Mannes
fortgeführt. Eine theorbierte Laute mit seinem Re-
paraturzettel von 1 749 befindet sich in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln.
Geigenzettel: Andreas Jauch. Hoff-Lauten- / macher
in Dresden, Reparav: 1749. (geschrieben) und Abb. 395.
Jauch (Jauck) Augustin, Ignatius. — Dresden.
Geb. 30. März 1749. 1812
Sohn und Nachfolger von Andreas Jauch. Zu seines
Vaters Lebzeiten war er bereits »adjungierter« und nach
dessen Tode wirklicher Hoflautenmacher. Nach den
Adreßbüchern von 1797 — 1799 wohnte er in der
Töpfergasse Nr. 584. Nach 1812 wird er nicht mehr
verzeichnet. Außer Geigen machte er auch gute Kla-
viere.
Jauch (Jauck), Johannes.
1750
Dresden. 1735.
Es liegt nahe, ihn mit dem Grazer Meister Joh. Jauck
in Verbindung zu bringen. Würden die Jahreszahlen
dies gestatten, wäre ich sogar geneigt, zu glauben, daß
man es da mit einer und derselben Person zu tun hat.
um so mehr, als die Arbeit nicht gerade dagegen spricht.
Er scheint italienische Geigen gekannt zu haben, die er
nachahmte. Eine Viola d'amore von ihm aus dem Jahre
1735 mit hübsch geschnitztem Köpfchen am Wirbel-
kasten und schönem rotbraunem Lack besitzt das
Museum des Pariser Konservatoriums (Nr. 155).
Geigenzettel: Joannes Jauch me fecit / ? ? (Sa)xon.
anno 1 743 (gedruckt).
Jauck, Joh. Georg. — Graz. 1752. 1790
Wahrscheinlich der Sohn von Johannes J. Gutes Holz,
Birnbaumschnecke. Stainermodell, brauner Lack.
Geigenzettel : Johann Georg Jauck, fecit / Graecl 1 786
(gedruckt). — Georgius Jauck me fecit / Graecij Anno
1 752 (gedruckt).
Jauck, Johannes. — Graz. 1719. 1746
Seine Arbeit erinnert sowohl an die Tiroler, als auch an
die Wiener Schule. Er arbeitet, wie diese, nach Jac.
Stainer, nimmt die Wölbung sehr hoch und verwendet
schönes Deckenholz. Seine Böden sind meist wenig ge-
flammt. Sorgfältige Arbeit zeichnet ihn aus. Besonders
schön sind seine Schnecken. Sein roter, dicker Lack
ist dem Albans ähnlich. Eine schöne Theorbe von ihm
mit drei zierlichen Schallöchern befindet sich im
Instrumentenmuseum zu Brüssel (Nr. 251), eine
theorbierte Laute von 1 734 in der Sammlung der Ge-
sellschaft der Musikfreunde in Wien. In komischer
Weise mißversteht Grillet, der Jauck übrigens den
Italienern beizählt, die Ortsangabe, indem er schreibt:
»II avait du voyager en Grece, ce qui lui valut le surnom
de Graecii«.
Geigenzettel: Joannes Jauck me fecit / Graecii anno
1743 (gedruckt) und Abb. 388.
Jauck, Josef Friedrich. — ? 1768
Eine Geige von ihm (Ortsname unleserlich) mit der
Jahreszahl 1 768 besaß Lenhart in Leitmeritz.
Jaudt, Anton. — Freising, St. Petersburg. 1837.
1850
Seiner Angabe nach stammt er aus München, erst war
er in Freising ansässig und siedelte dann nach St. Pe-
tersburg über.
Geigenzettel : Anton Jaudt aus München / verfertigt in
St. Petersburg 18 . . (gedruckt).
Jaura, Ferdinand. — Wien. 1910
Enkel von Wilhelm Josef und Neffe von Karl und Wil-
helm Th. Jaura, der als Gehilfe bei seinem Oheim
arbeitet.
Jaura, Karl. — Wien. Geb. 1866
Zweiter Sohn von Wilh. Jos. J. Ein besonders ge-
schickter Violoncellobauer, der bei seinem Bruder
tätig ist.
Jaura, Wilhelm Josef. — Wien. Geb. 30. Mai
1830inZnaim, t2.Jan!l908
Eröffnete 1875 seine eigene Werkstatt und hat haupt-
sächlich Zithern und Gitarren gemacht.
Jaura — - Jeande!
241
Jaura, Wilhelm Thomas. — Wien. Geb. m
Wien24. Nov. 1863
Sohn von Wilh. Jos. J. Einziger Scliiiler von Theodor
Gutermann. Nachdem er 21 Jahre bei seinem Lehr-
meister tätig war, machte er sich im Jahre 1898 selb-
ständig und baut hauptsächlich Violoncelli nach
Ruggeri, Maggini und Andr. Guarneri, und zwar nur
nach Meisterwerken, die ihm im Original zugänglich
sind oder waren. Da er sehr altes, gutes Tonholz und
einen schönen Öllack verwendet, sehr sauber arbeitet,
sind seine Geigen und Violoncelli auch sehr gut im Ton
und werden von den Musikern sehr geschätzt. Er ist
auch ein tüchtiger Reparateur und besonders geschickt
im Ersatz einzelner Teile bei alten Instrumenten. Er ist
wohl der beste Kenner der Wiener Schule. Bis jetzt hat
er über 230 Violinen, 50 Violen und mehr a!s
100 Violoncelli gebaut. Seine Violinen und Violoncelli
werden mit Vorliebe gekauft. Im Jahre 1905 wurde
er Geigenmacher an der kaiserl. Hof kapeile und 1907
zum Hofgeigenmacher ernannt. Seit 1909 ist er auch
Experte und beeideter Schätzmeister für Streich-
instrumente des Pfand- und Versteigerungsamtes und
handelsgerichtlich beeideter Sachverständiger usw.
Geigenzettel: Abb. 387 und 391.
Javelland-Labbe, lebt als Nachfolger von
Valentin m Angouleme
Jaworski, Franz. — Danzig. Geb. 1862
Ein Fleischermeister, der aus Liebhaberei seit seinem
18. Jahre Geigen macht und sich darin eine gewisse
Geschicklichkeit erworben hat. Er baut nach Stainer
und Amati und nach einem eigenen Modell und ver-
wendet altes Ahorn- und böhmisches Tannenholz. Er
setzt seinen Ehrgeiz drein, alle Teile seiner Geigen,
auch die Schnecken, selbst zu machen und schnitzt
auch gerne Köpfe (Fratzen) am Wirbelkasten. Er hat
auch zahlreiche Geigen repariert.
Jay (Jai'e), Henry I. — London (Southwarke).
1611. tum 1676
Einer der besten englischen Violen- und Lautenmacher
seiner Zeit, von dem sich einige wenige treffliche
Instrumente erhalten haben: das älteste von 1615^), das
letzte von 1667. Eine Baßviole befindet sich im Museum
des Pariser Konservatoriums (Nr. 171), eine Viola da
Gamba von 1611 besitzt E. J. Payne, eine von 1619
W. E. Hill & Sons, eine Diskantviola von 1632 die
Sammlung Galpin (Boston), eine Tenorviola war 1872
im South Kensington Museum ausgestellt. Th. Mace
erwähnt ihn rühmend in seinem »Musicks Monument«
(1676), Brittons »Catalogue of Mus. Instr.« verweist
gleichfalls auf ihn, und im Selhofschen Versteigerungs-
katalog (1759) wird eine Gamba von »Henr. Geaye
Southwark London 1632« aufgeführt.
Geigenzettel: Henri Jay, in Southwarke 1667 (ge-
druckt) und Abb. 385.
London (Long Acre). 1744.
^) Wenn es nicht 1645 heißen muß.
V. L ü t g c n il () I f f , Gtio-en- und Laulinmacher. Bd. II
Jay, Henry IL
1777
Wahrscheinlich der Sohn von Thomas Jay. Zeichnet
sich durch saubere Arbeit und guten rötlich-braunen
Lack aus. Er arbeitete gut nach italienischen Meistern,
oft für die Firma Longman & Broderip, und war be-
sonders durch seine guten Taschengeigen bekannt, die
schon zu seinen Lebzeiten hoch im Preise standen.
Seine Zettel sind, soweit bis jetzt bekannt ist, nur ge-
schrieben.
Geigenzettel: Made by Henry Jay / in Long Acre.
London 1 746 (geschrieben). — Made by Henry Jay in /
Wind-Mill Street, near ,' Piccadilly. London 1 768 (ge-
schrieben).
Jay, Thomas. — London. 1690. 1700
Vermutlich ein Sohn von Henry I J. Seine Arbeit ist
gut, jedoch der von J. Baker in Qxford ähnlicher als der
Henry Jays. Es wird behauptet, daß er mit Edward
Lewis gemeinschaftlich gearbeitet haben soll, doch läßt
sich nicht feststellen, auf welchen Grund hin diese Be-
hauptung aufgestellt worden ist.
Ibanez, Salvador. — Bajada (Argentinien)
Gitarren- und Mandolinenmacher des 1 9. Jahrhunderts,
der auch Geigen geflickt hat.
Geigenzettel : Fabrica des Guitares / Salvador Ibanez /
Bajada. (gedruckt).
Jean, F. S. (nach A. Jacquot »Frere Jean). —
Paris. 1667
In einer Gitarre der Sammlung Rothschild findet sich
der Name »Jean, luthier Rue Saint Martin«. Eine dem
Deckenholz nach sehr alte Violine trägt im Beden den
Brandstempel F. S. JEAN (dunkelbraungelber Lack,
flache Wölbung, im Modell und den F-Löchern an
Stradivari erinnernd), die wohl dem 1667 in Paris, Rue
St. Martin, vorkommenden »Luthier Jean« zuge-
schrieben werden könnte.
Jeandel, Pierre -Napoleon. — Rouen. Geb.
um 1812 in Courcelles sous Vaudremont
(Meurthe). f Rouen 10. Mai 1879
Schüler von Charotte in Mirecourt. Trat 1835 bei dem
Bruder seines Lehrmeisters in Rouen ein und übernahm
1836 nach dessen Tode mit Lucien Delau das Geschäft.
1848 trat er aus der Firma aus und eröffnete am Quai
de Paris Nr. 51 seine Werkstatt und ist mehrfach aus-
gezeichnet worden. Hübsche Modelle, roter Lack.
Leider fehlte ihm der verdiente materielle Erfolg in
seinen alten Tagen; durch den Tod seiner Tochter
hilflos geworden, wurde er am 27. Dezember 1878 im
Hospital aufgenommen, wo er wenige Monate später
starb.
Jeandel, Victor. — Lüttlch. f 1860
Ein braver Meister, Oheim und Lehrer von G. Mou-
genot, der später auch sein Nachfolger wurde.
16
242
Jenicek — Joannes
Jenicek, Anton. — Wien. 1904
Er nennt sich Streichinstrumentenerzeuger, ich hatte
jedoch keine Gelegenheit, Arbeiten von ihm kennen-
zulernen.
Jensen, M. P. — Horsens (Dänemark). 1889
Ein Tischler, der sich mit der Wiederherstellung von
Musikinstrumenten beschäftigte.
Jerner, Johan. — Stockholm. Geb. 1755,
t 26. Juli 1820
Als Geselle arbeitete er bei Ohberg und begründete um
1 780 seine Werkstatt, doch erhielt er erst im Jahre 1 791
das Privilegium als Musikinstrumentenmacher. Er
Vk'ohnte anfangs in der Skomakare-, dann in der Svart-
mangata und war ein ebenso fleißiger als geschickter
Lauten- und Geigenmacher, von dem noch viele Ar-
beiten in Sammlungen erhalten sind. Da er aber
kränklich und vom Jahre 1814 an auf einer Seite ge-
lähmt war, kam er in so traurige Verhältnisse, daß seine
Werkzeuge und fertigen Instrumente versetzt werden
mußten, als er starb, um die Begräbniskosten aufzu-
bringen. Arbeiten von ihm besitzen die musikhisto-
rischen Museen in Stockholm und Köln, Lektor
Dr. Fryklund in Sundsvall, Generalkonsul J. Johnsson
in Stockholm usw. usw. Auch in der Sammlung
Hammer war er mehrfach vertreten.
Gelgenzettel : Förferdlgadt af Johan / Jerner Stockholm
1 792. (geschrieben).
Jeune, le s. Le Jeune
Jindrischkow (Indrischkow). — Kiew. 1895.
1905
Streich- und Blechmusikinstrumentenfabrikant, der
etwa 200 Arbeiter beschäftigt. Sehr behebt sind die bei
ihm hergestellten russischen Volksinstrumente (Bala-
laika usw.).
Jirowsky, Anton. — Wien. Geb. 5. Aug. 1877
in Wien
Schüler von Thomas Zach. Nachdem er sechs Jahre
bei Haudek als Gehilfe gearbeitet hatte, machte er sich
am 12. November 1903 selbständig. Er arbeitet nach
Thomas Zach, dessen Modelle und Zeichnungen in
seinen Besitz übergingen, und verwendet gutes Holz
und roten Lack. Er ist einer der wenigen Wiener
unserer Zeit, die noch wirklich ihre Geigen selbst an-
fertigen.
Geigenzettel: Abb. 393.
Ilchmann, Peregrin. — Stubenseifen (Böhmen)
1804. 1837
Ein eigenartiger Meister, der ein sehr schmales, lang-
gestrecktes Modell hatte. Seine Geigen haben daher
nach den heutigen Anforderungen eine falsche Mensur
und infolgedessen nur wegen ihres originellen Aus-
sehens einen gewissen Wert für Sammler. Die Arbeit
an und für sich ist nicht schlecht, die Wölbung von
mittlerer Höhe, Ränder und Ecken sind zart gehalten
und die Schnecke recht klein. Zwei Geigen von ihm
besitzt Eugen Haas in Herzogenburg.
Geigenzettel : Peregrin Ilchmann, Lauten- / Geigen-
und Harfenmacher in /' Stubenseifen. Ao. 1807. (ge-
druckt).
Immenraet, Michel. — Antwerpen. Geb. in
Köln um 1585
Sohn von Lukas J. Wurde 1610 als Clavecinmacher
Bürger.
Imperio, Annibale. — Pisa. 1750
Selten vorkommender italienischer Geigenmacher, von
dem ich bisher keine Arbeit kennenlernen konnte.
Geigenzettel: Annibalij Imperij / opus 15. (geschr.). —
Annibal Imperii / S. Angeli Pisauri fecit / 1 750. (gedr.).
Incisi, Ivo. — Saö Paolo. 191 1
Brasilianischer Mandolinenmacher der Gegenwart.
Indelami, Matteo. — (Rom?)
Diesen Namen, ohne Orts- und Zeitangabe, fand Vidal
in einer sehr alten Mandore. Ich vermute, daß er
schlecht gelesen hat, es dürfte »Indelanch« geheißen
haben.
Indelanch, Stephan. — Rom. 1640. 1643
Ein Ausländer, der sich mit seinem Neffen Johann
Paul in Rom als Lautenmacher niedergelassen hat.
Stammte er aus Hindelang i. AUg.? Sein Name kommt
in einem Gnadengesuch an den Kardinal Costaguta vor.
Indelicato, Salvatore. — Catania. 1898
Mandolinenfabrik, die zeitweise über 250 Arbeiter be-
schäftigte.
Indri, Antonio. — Venedig. Geb. um 1781,
t in Venedig am 25. Dez. 1864
Einige Violinen, die recht gut aussehen, tragen seinen
Zettel. Wessen Schüler er war, ließ sich nicht fest-
stellen. Er war ein Sohn des Giuseppe Indn und mit
Vittoria Benetelli verheiratet. Er hat nur in seinen
jüngeren Jahren Geigen selbst gemacht, später verlegte
er sich ganz auf den Handel und brachte es dabei zu
einigem Vermögen, so daß er bei seinem Tode seinen
vier Kindern zwei Häuser hinterlassen konnte. Er
wohnte in der Pfarrei S. Salvatore, calle delle Ballotte
Nr. 4914. Als er 83 Jahre alt starb, wurden die Instru-
mente und Saiten, die er hinterließ, gerichtlich nur auf
200 Lire geschätzt.
Geigenzettel: Antonius Indri / fecit Venetiis Anno 1807
(mit Druckschrift geschrieben).
Inglis, J., lebte bis etwa 1899 in Leith als
Geigenmacher und Bernsteinlackfabrikant
Instrumenti s. Dagli Instrumenti
Joannes Maria, s. Maria
Jobst — Issaksen
243
Jobst, Johann. — Graz. Geb. 13. März 1848
in Wien
Ein vorzüglicher Zithermacher, der viele Auszeich-
nungen besitzt und sich sehr gut auf den Ton versteht.
Jönsson, Sven. — Bockeberg (Hessleholm,
Schonen). 1908
Schwedischer Bauemmusiker, der als Mitglied des sog.
Kellna-Trios Erfolg erzielte auf den von dem Trio
hergestellten und gespielten Fiedeln, deren Körper aus
einem gewöhnlichen Holzschuh besteht.
Jörg. — Augsburg. 1496—1500
Ein Lautenmacher Jöre kommt in den Urkunden vor.
Jörg ist wohl nur der Taufname; in den Augsburger
Steuerregistern findet sich 1511 — 1527 auch ein
Lautenmacher Georg, — Jörg und Georg dürften ein
und dieselbe Person sein. Der Taufname Jörg war in
Füssen sehr verbreitet, man dürfte nicht weit fehl
gehen, wenn man in dem Augsburger Meister Jörg
einen Füssener vermutet.
Johannsen, Ellef . — Stenkjöndalen (Norwegen)
1861
Ein norwegischer Geigenmacher, der gute Hardanger-
fiedeln machte.
Johansson, Adolf. — Norunga, Elfsborgslän
(Schweden)
Ein Dilettant, der auf der Ausstellung in Stockholm
1897 ein gutes Violoncello ausgestellt hatte.
Johnson, John. — London. 1750. 1760
Die wenigen bekannt gewordenen Geigen von ihm sind
dem Stainermodell nachgeahmt und haben manche
schätzenswerte Eigenschaft.
Geigenzettel : Sold by John Johnson / Cheap Side
London (gedruckt). — Made & Sold by John Johnson /
at the Harp & Crown in Cheapside / 17 London 53
(gedruckt).
Johnson. — Manchester. 1892
Seine Geigen sollen sauber gearbeitet sein.
Joly, Louis. — Mirecourt
Obwohl Violinen mit seinem Namen vorkommen,
scheint er doch nur Händler gewesen zu sein.
Jombar, Paul. — Paris. Geb. 8. April 1868 in
Saint-Quen
Schüler von Domin.- Nestor Audinot, bei dem er von
1882 — 1886 blieb. Hierauf gehörte er zu den hervor-
ragendsten Arbeitern von Gand & Bernardel und
machte sich 1892 selbständig. Seine Arbeit ist sehr ge-
schmackvoll und seine Geigen zeichnen sich durch
Klangschönheit aus. Im Jahre 1901 erhielt er die
Ehrenlegion.
Geigenzettel: Abb. 382 und 383.
Jomier. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, deren Stammvater der im
Jahre 1 765 verstorbene Jean Jomier war. Sein Bruder
Nicolas I J. starb schon ein Jahr vorher. Nicolas II J.
kommt zwischen 1764 und 1781 vor. Seine Geigen
erinnern nach A. Jacquot an die Klotzschule. Er ge-
brauchte den Brandstempel: Nicola/ lomier.
Jomier. — Lyon. 1827
Mittelmäßiger französischer Geigenmacher aus der
ersten Hälfte des 1 9. Jahrhunderts.
Geigenzettel : Fait par Jomier / a Lyon 1 827 (gedruckt).
Jori, Leandro. — Sesso (Reggio Emilia). 1819.
1880
Seine neuen Geigen sind nicht sehr schön, dagegen war
er sorgfältig im Ausbessern alter Violinen.
Jorio, Vincenzo. — Neapel. 1780. 1849
Er wohnte Strada Santa Maria la Nuova Nr. 21 . Da er
sich hauptsächlich mit dem Ausbessern beschäftigte,
hat er nicht allzu viele neue Geigen gemacht. Er liebte
ein großes Modell, gelben oder rotgelben Lack und
schnitzte gute Schnecken. Einige seiner Schüler,
darunter Vinc. Postiglione, kamen zu Ansehen.
Geigenzettel: Vinzenzo Jorio / Fabbricante / di Stru-
menti Armonici / Neapoli 1849 (gedruckt auf gelbem
Papier).
Joseph, J. — Wien. 1764
In einigen Schriften wird er als Geigenmacher erwähnt,
doch gelang es mir nicht, irgend etwas über ihn zu
erfahren.
Joubert. — ?.
Französischer Lautenmacher des 1 8. Jahrhunderts.
Jouet, Louis Philipp. — Bayeux. 1775. 1787
Er hatte seine Werkstatt in der Pfarrei St. Sauveur.
Man kennt nur eine hübsch geschnitzte Bauernleier von
ihm.
Ireson, Frank Herbert. — Bishop Auckland.
Geb. 1868
Es soll gute Geigen mit seinem Namen geben.
Irlam, W., lebte im 19. Jahrhundert in Man-
chester
Isep, Carl (Carlo Giuseppe). — Mailand. 1 800
Mittelmäßig in seiner Arbeit, auch seine Mandolinen
sind nicht besonders gut. Er hieß wahrscheinlich richtig
Pesi und hat sich durch Umdrehung seines Namens ein
Pseudonym gebildet.
Isoard (Isouard). — Paris? 1835
Erfinder einer Geige, deren Saiten statt mit dem Bogen
durch einen Luftstrom in Schwingungen versetzt
werden sollten.
Issaksen s. Tron- Issaksen
16*
244
Isser • — Kämbl
Isser, Johann. — Horeben, Volderberg (Tirol).
Geb. 1791 in Volderberg, f daselbst 14. April
1852
Dr. Fr. Waldner erzählt in seinen Nachrichten über
tirolische Lauten- und Geigenbauer, daß J. Isser ein
Bauer zu Horeben gewesen sei, der als Autodidakt
Geigen gemacht habe. Das Ferdinandeum in Innsbruck
besitzt eine Geige von ihm.
Geigenzettel: Johann Isser / am / Volderberg 1823 (ge-
druckt).
Jubault, ein »Luthier«, der in Chartres lebt
Jühling, Franz. — Dresden. Geb. 1838
Mitbegründer der Firma (die von 1880—1884 Richter
& Jühiing lautete) und von 1884 — 1906 alleiniger In-
haber. In einer langen Reihe von Jahren hat er sich
eine sehr achtbare Kenntnis der italienischen Geigen
erworben und hielt seine Mitarbeiter zu sauberer und
genauer .Arbeit an. Auf verschiedenen Ausstellungen
war er durch sehr gute Violinen, Violen und Violon-
celli, sowie durch Bogen und Saiten vertreten und
erhielt außer anderen Auszeichnungen auf den Welt-
ausstellungen in Brüssel und Paris 1900 die goldene
Medaille für Streichinstrumente und quintenreine und
übersponnene Saiten. In den letzten Jahren widmete er
sein besonderes Interesse der Lackierung, wobei ihm
seine Kenntnisse in der Chemie sehr zustatten kamen.
Er war trotz seines hohen Alters noch rastlos tätig. Sein
im Jahre 1880 geborener und als Geigenmacher regel-
recht ausgebildeter Sohn Walter ist seit 1906 Mitin-
haber des Geschäfts. Seine Saitenspinnerei arbeitet mit
von ihm selbsterdachten Maschinen und elektrischem
Betrieb. Sehr beliebt sind auch die Jühlingschen sog.
Testudolauten. Die Firma war auch Lieferant der kgl.
Kapelle.
Geigenzettel: Franz Jühling. / Streichinstrumenten-
macher / Dresden, (gedruckt).
Juliane, Francesco. — Rom. 1690. 1725
Sein Name kommt in so verschiedenen Schreibweisen
(Giugliani, Guillano usw.) vor, daß es schwer ist, die
richtige herauszufinden. Auch die Jahreszahlen gehen
oft bis 1620 zurück, wobei schon das Aussehen der
Geigen dieses Alter unglaublich erscheinen läßt. Die
Arbeit ist nicht hervorragend.
Geigenzettel: Francesco Juliano in Roma / 1725 (ge-
druckt).
Julien, L. Antoine(gen. Jullien). — Paris. 1812
bis 1860
Kapellmeister und Tondichter beliebter Tanzweisen,
erfand auch eine neue, um eine Quart höher gestimmte
Geige, die er von J. B. Vuillaume machen ließ. Eine
solche befindet sich im Museum des Pariser Konser-
vatoriums.
Jung, Eduard. — Garsten. Geb. 1849 zu
Karlsdorf i. M.
Autodidakt vom reinsten Wasser. Er kam als Gendar-
meriewachtmeister nach Tirol, wo ihm Rufs Biographie
Jakob Stainers in die Hand fiel. Da er von Jugend auf
Geige spielte, bekam er nun Lust, sich selbst als Geigen-
macher zu versuchen. Obwohl er nie gesehen, wie
Geigen gemacht werden, — und bis zuletzt die dazu
nötigen Werkzeuge nicht kannte, gelang schon der erste
Versuch einigermaßen. Durch fortgesetzte Übung und
viel natürliches Talent brachte er es schließlich zu
großer Fertigkeit, trotzdem er mit den primitivsten
Werkzeugen, die er sich selbst erfand, arbeitete. Er
machte im Jahre ungefähr drei Geigen fertig und hat
etwa 65 gebaut. Sie sind von tadelloser Ausführung
und gutem Ton, so daß er viele Ausstellungspreise,
zuletzt vom Handelsministerium eine Staatsmedaille,
erhalten hat. Eine reich eingelegte Geige mit Widmung
ist in der Sammlung Eugen Haas in Herzogenburg.
Geigenzettel: Eduard Jung / k. k. Inspector der Straf-
anstalt Garsten / fecit 1898 No 23. (gedruckt).
Jungcurth, Heinrich Wilhelm. — Hamburg.
1782
Ein Instrumentenmacher, der am 15. November 1782
das Bürgerrecht in Hamburg erwarb.
Ivanoff, Wladimir Wassilewitsch. — St. Peters-
burg. 1885. fnach 1890
Schüler von Kittel. Ein begabter russischer Geigen-,
Bogen- und Saitenmacher, der nach dem Modell der
Brüder Amati arbeitete. Kummer und Not beein-
trächtigten seine Entwicklung, seine besten Violinen
entstanden zur Zeit, als Didelot sein Gehilfe war, seine
Violen sind ohne Sorgfalt gearbeitet. Der Lack ist
manchmal recht gu t. In seiner letzten Lebenszeit machte
er hauptsächlich nur noch Volkszithem. Wie sein
Lehrmeister, war er em geschickter Bogenmacher, nur
nahm er die Stangen zu schwach.
Ka , Mathias. — Düsseldorf. 1737
Eine reich mit Elfenbein und Perlmutter eingelegte
Viola d'amore der Sammlung alter Musikinstru-
mente in Berlin (Nr. 867) trägt einen Zettel, auf dem
sich nur der Anfang des Namens entziffern läßt. Bei
dem Versagen archivalischer Nachforschungen in
Düsseldorf war es nicht möglich, den vollen Namen
herauszubringen, was um so bedauerlicher ist, als man
es hier mit einem Meister zu tun hat, dessen .Arbeit an
die Joach. Tielkes erinnert. Die Zargen sind purpur-
blau gefärbt, am Wirbelkasten befindet sich ein
Mohrenköpfchen. Der Lack ist hellgelb.
Kabinger, Jakob. — Budapest. 1840. 1876
Einer der besten ungarischen Geigenmacher und einer
der besten Bogenmacher. Ende der sechziger Jahre soll
er nach Rußland ausgewandert und im Jahre 1876 in
Kiew gestorben sein.
Geigenzettel: Jakob Kabinger / in Pesth 1857. (gedr.).
Kämbl ^), Johann Andreas. — München. Geb.
1699, t I.April 1781
Einer der besten Münchener Lauten- und Geigen-
macher des 18. Jahrhunderts. Er war in erster Ehe mit
^) Der Name kommt auch Kämbel, Kämpl und Kämml
geschrieben vor.
Käinbl - Kandelhardt
245
der älteren Tochter Paul Alletsees verheiratet und
wurde der Nachfolger seines Schwiegervaters und war
seit 1738 auch Hoflautenmacher. In den bayrischen
Hofrechnungen von 1757—1778 wird er wiederholt
'aufgeführt, und seine zweite Frau Franziska Kämblin
kommt noch 1 785 als Hofgeigenmacherswitwe vor. Er
erhielt für seine Reparaturen usw. vom Hof zusammen
978 fl. 30 kr. Wenn Sandys und Forster ihn schon 1635
leben lassen, so haben sie ihn um ein Jahrhundert zu
früh angesetzt. Kämbls Nachfolger war Gregor Sidtler.
^ Geigenzettel: Johann Andreas Kämbl / Churfürstl. /
Hof-Lauten- und Geigenmacher / in München 1745
(gedruckt).
M
unchen.
1635.
Kämbl, Johann Cornelius.
1640
Er wird zuerst von Sandys & Forster ohne nähere
Quellenangabe erwähnt. In München war nichts über
ihn zu erfahren.
Kämpffe, Albin. — Markneukirchen. Geb.
4. April 1866
Schüler von Karl Keßler und der Fachschule für In-
strumentenbau in Markneukirchen. Er arbeitete dann
2^/o Jahre bei Hammig in Leipzig und 1 Jahr bei
Schünemann in Hamburg, Vjn Jahre bei H. Th. Heber-
lein und machte sich am 1. November 1890 in seiner
Vaterstadt selbständig, wo er nach italienischen und
französischen Vorbildern Geigen macht. Seit 1896
fertigt er auch Schoßviolinen zum Ersatz der Streich-
zither an.
Kahles, Franz. — Langfuhr (Vorstadt von
Danzig). 1860
Ein gutes Violoncello von ihm ist in Karlsruhe in
Privatbesitz.
Gei gen Zettel : Franz Kahler 1860 / in Langfuhr bei
Danzig (gedruckt).
Käßler s. Keßler
Kaiml, Franz. — Budapest. Geb. 1840
Seit 1870 als Instrumentenmacher selbständig.
Kaiser, Martino. — Venedig. 1609. 1632
Vielleicht ein Schüler Tieffenbruckers oder Hiebers
und sicher, wie diese, deutscher .Abstammung. Eine
Archilaute von ihm besitzt das Museum des Pariser
Konservatoriums und eine reicheingelegte Theorbe
die Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin
(Nr. 716). Er war übrigens auch ein geschickter Kla-
vierbauer, wie das ein prächtiges, für Kaiser Leopold I.
verfertigtes Clavicytherium beweist. Ein Violoncello
mit der angeblichen Jahreszahl 1679 besitzt die Samm-
lung Correr in Venedig. — Es hat auch einen wohl mit
Martino K. verwandten Georgius Kaiser (Kayser) ge-
geben, der sich als den Besitzer der sechssaitigen,
schmucklosen Laute nennt, die er von Wendelin
Tieffenbrucker erworben hat, wenigstens ist der Zettel
nicht anders zu deuten : Georgius Kayßer favricatto ;
da Wendelino Dief fenbruger / 1 595 (gedruckt).
Kalbsaug, Eberhart. — Nürnberg. 1433
In Urkunden, die im Kreisarchiv zu Nürnberg auf-
bewahrt sind, wird er ausdrücklich als Lautenmacher
bezeichnet.
Kalies, Johann Heinrich. — Lübeck. Geb.
1767, t 11. Juni 1814
Er stammte aus Wesloe bei Lübeck, war ein guter
»Violinenmacher« und wohnte in der Ritterstraße
Nr. 694 Getzt St. Annenstr.), wo auch sein Vorgänger
Joh. Hinrich Knichtel seine Werkstatt hatte. Er ver-
heiratete sich am 17. Oktober 1805 mit Elsabe Marg.
Behrotter (geb. 1779), mit der er nur eine Tochter
Marg. Elisabeth hatte, die aber schon am 15. Juni 1808,
erst 16 Wochen alt, starb. Seine Witwe heiratete den
Geigenmacher Hüttel, der dann sein Nachfolger wurde.
Kaltenbrunner, Karl Richard. — • Wien. Geb.
in Wien 16. März 1878
Nachdem er vier Jahre bei Fr. Howorka gelernt hatte,
arbeitete er bis 1899 in Teschen und kam 1899 zu Th.
Gutermann, bei dem er bis 1904 blieb. Die nächsten
sechs Jahre war er bei Stübiger tätig und ging dann zu
Georg Rauc r, bei dem er seine letzte Ausbildung fand
und sich zu einem tüchtigen Meister entwickelte. Im
Jahre 1919 machte er sich selbständig und hat sich
durch sorgfältige und kunstgemäße Arbeit sehr gut ein-
geführt. Er ist besonders geschickt in allen Aus-
besserungsarbeiten und hat auch schon einige sehr
schöne neue Geigen gebaut.
Geigenzettel: K.Richard Kaltenbrunner / fecit
Viennee Anno 19 . . (gedruckt).
Kammeyer, Johannes Christoph. — Mann-
heim
Im Mannheimer Altertumsmuseum befindet sich eine
kleine Messingplatte (Türschild?) mit der gravierten
.Aufschrift: »Johannes Christoph Kammeyer Musi-
kalisch Instrumentenmacher 1792«. Ob er aber Geigen
und Lauten gemacht hat, konnte ich bisher nicht er-
mitteln.
KanamüUer (Kannamüller), Franz. — Obern-
zell. 1836. 1848
Er hat wahrscheinlich nur im Nebenberuf Geigen ge-
macht, besaß aber eine kunstgeübte Hand, so daß seine
Arbeiten gut aussehen und gut klingen. Eine Viola von
ihm erinnerte an die Klotzschule, hatte dunkelbraunen
Lack, hübsche F-Löcher und tiefgestochene Schnecke.
.Mbert Berr in Böhmischbruck besaß ein Violoncello
von ihm und forschte in Obernzell nach dem Hersteller.
Es ergab sich, daß der Name KanamüUer in Obernzell
tatsächlich von 1800—1886 vorkommt, aber kein
einziges Mitglied der Familie wird als Geigenmacher
bezeichnet.
Kandelhardt, Robert. — Oldenburg i. Gr.
Geb. 28. Juli 1867 in Oldenburg
Schüler von Reinhold Paulus. Tüchtig "Vorgebildet,
übernahm pr am 1. Febr, 1893 da? von seinem Vater
246
Kandl
er
K,
arner
Franz K. im Jahre 1869 begründete Musikinstru-
mentengeschäft, das er unter der Firma Franz Kandel-
hardt Sohn fortführt. Für seine Violinen erhielt er auf
der Oldenburger Landes-Industrie- und Gewerbe-
Ausstellung 1905 eine goldene Medaille. Auch als Re-
parateur wird er gelobt. Sein Vater Franz K. war
40 Jahre lang Mitglied der Hofkapelle.
Kandier, Laurenz Sebastian. — Nürnberg.
1793
Ein tüchtiger, wenn auch wenig bekannter Geigen-
macher, über den es mir bisher nicht gelang, Näheres zu
ermitteln. Reichsbankvorstand W. Klocke in Neuß be-
sitzt ein Violoncello von ihm von guter Arbeit, F- Löcher
und Schnecken sind schwungvoll, der Ton ist sehr gut,
namentlich auf der A- und D-Saite, nur die C-Saite
fällt etwas ab.
Geigenzettel: Laurenz Seb. Kandier / Lauten- und
Geygenmacher / Nürnberg anno 1793 (geschrieben).
Kanigowski, Friedrich. — Warschau. 1840.
1850
Polnischer Geigen- und Bogenmacher, dessen Arbeiten
manchmal an die französische Schule erinnern. A. So-
winski erwähnt, daß er im Jahre 1841 ausgezeichnete
Geigenbogen und Violoncelli nach Stradivan aus-
gestellt habe.
Geigenzettel: Fridericus Kanigowski / Correxit Var-
saviae an: 1848 (gedruckt).
Kannich, Michal. — Warschau. 1880
Seme Geigen sind ohne Eigenart und scheinen fabrik-
mäßig hergestellt zu sein. Später soll ein Wilhelm
Kannich das Geschäft fortgeführt haben.
Kapralik s. Berger-Kaprallk
Kapsperger, Joh. Hieronymus. — Rom. 1 7. Jahr-
hundert
Nach P. Ath. Kircher der Erfinder der Theorbe^).
Valdnghi führt ihn als Lautenmacher auf (1598) und
vergleicht seine Arbeit mit der von Matteo Sellas. Mir
ist er nur als Komponist und Virtuose auf der Theorbe,
Laute, Gitarre und Trompete bekannt. Vgl. Ambros,
Gesch. der Musik. B. IV, S. 152 ff.
Karest, Joos (Josse). — Antwerpen. Geb. in
Kölnvor 1500, t nach 1557
Er stammte aus einer kölnischen Familie und war an-
geblich der Sohn des Jan Karest'). Er wurde 1523 als
Instrumentenbildhauer und Maler in die Antwerpener
Lukasgilde aufgenommen, und lebte noch 1557. Er war
^) »Hoc instrumentum primus deinde excoluit claris-
simus Hieronymus Capsperger, Nobilis Germanus et ad
eam perfectionem perduxit, ut hoc tempore merito reliquis
instrumentis palmam praeripuisse videatur, etc. etc.«
") In Köln kommt noch 1550 ein Musikinstrumenten-
macher Claes Karest vor, von dem ich nur den unten-
stehenden Zettel aus einem Spinett in ejner Münchener
Antiquitätenversteigerung notiert habe; Claes Karest de
Colonia fecit 1 550 (gedruckt).
ein guter Klavichordmacher und soll auch schön ge-
schnitzte und verzierte Theorben usw. gemacht haben,
während dies von dem gleichfalls aus Köln stammenden
Goswin K., der ein Schüler von Pieter Matthys war
und 1539 Bürger wurde, nicht behauptet wird.
Karg (Karp, Carp), Gregonus. — Königsberg.
1694. 1696
Der Name ist schwer zu entziffern und könnte auch
Korth gelesen werden, ja eine Pause des Zettels, die
mir vorlag, schien mir sogar die Lesart »Storch« zuzu-
lassen. Welches Königsberg sein Wohnsitz war, gelang
mir auch noch nicht festzustellen; in Königsberg in
Preußen waren die Nachforschungen sowohl im Stadt-
archiv als auch im Staatsarchiv vergeblich. (Der Name
Karp kam noch im 18. Jahrhundert in Westfalen vor.
Ein Johann Wilhelm Karp [Carp] studierte 1711 in
Herborn und starb als Prediger in seiner Heimatsstadt
Camen.) Eine hübsch eingelegte Laute mit Frauen-
köpfchen von ihm befand sich in der Sammlung
Hammer in Stockholm^). Eine Gambe von 1696 von
ihm besitzt Fr. Wildhagen in Haiensee.
Geigenzettel : Gregory Korp in / König Bergs Anno
1694. (gedruckO.
Karl, Heinrich. — Bernburg. 1686
In einer Viola soll sein Name gefunden worden sein.
Das bayr. Nat. -Museum in München besitzt ein
Cithrinchen von ihm. In Bernburg kommt nur ein
Levin Karl vor, von dem weder feststeht, was er war,
noch ob er mit H. Karl in Verbindung zu setzen ist.
(Stammbücher des Kuchenchter Lützowschen Fami-
lienstipendiums.)
Karner, Bartholomäus. — Mittenwald. 1730.
1793
Bei den weit auseinanderliegenden Jahreszahlen, die
man neben dem Namen findet, ist fast anzunehmen,
daß es zwei gleichnamige Meister gegeben hat. Die
Arbeit ist durchwegs gut, das Modell von mittlerer
Größe, der Lack braun oder dunkelrotbraun, besonders
gut sind die Violen. X'aldrighi führt den Namen irrtüm-
lich »Homer« an (Nr. 4232).
Geigenzettel : Bartolomeus Karner ' Geigenmacher m /
Mittenwald 1730. (gedruckt) und Abb. 445.
Karner, Georg. — Mittenwald. 1792. 1797
Vermutlich ein Schüler und der Nachfolger von Georg 1 1
Klotz. W. Th. Jaura in Wien besaß eine Geige, in der
außer dem Zettel von G. Karner unweit des Klotzes im
Innern am Boden die Inschrift zu finden war: Georg
Klotz 1796 / fertig gemacht Georg Karner 1797.
Karners Geigen sind von sehr guter Mittenwalder
Arbeit. Sein Zettel zeigt einen Druckfehler, statt 3 ist 0
gedruckt, der Fehler erscheint dann mit Tusche aus-
gebessert, so daß das 0 in ein 3 verwandelt wird.
Geigenzettel : Abb. 444.
') Versteigert 1893 in Köln. Der Verfasser des Kata-
loges las: »Bregory starpp«. Gregorius Karg/ in Königs-
berg/ Anno 1696 liest Beuthner's Geigenzettelsammlung.
Karner — Keffer
247
Karner, Johann Georg. — Enns. 1810. 1830
Da im Verzeichnis der Ennser Hausbesitzer kein
Karner vorkommt, scheint er als Eingewanderter nur
zur Miete gewohnt zu haben. Dem Namen nach dürfte
er aus Mittenwald stammen, seiner Arbeit nach zu
urteilen scheint er jedoch im Vogtland oder m Schön-
bach gelernt zu haben. (Pillwein erwähnt in seiner
Ortsbeschreibung von Enns [erschienen 1828] nur,
daß da ein Geigenmacher ansässig sei, gibt aber keinen
Nanen an.) K. bevorzugte ein hochgewölbtes Modell
und verwendete gelben Lack. In der Wahl des Holzes
war er nicht wählerisch, er verarbeitete zur unrechten
Zeit geschlagenes Holz, das infolge davon jetzt ge-
wöhnlich wurmstichig ist. Außer seinem Zettel brachte
er noch die Brandmarke : -^-c I -f — K i-i an seinen
Geigen an.
Geigenzettel : Johann Georg Karner / Geigenmacher in
Enns 1810 (gedruckt) und Abb. 441.
Brandmarke Nr. 46.
Karner, Stefan. — Mittenwald. 1837. 1842
Seine .Arbeiten beweisen, daß die guten Traditionen der
Klotzschule sich bis ins 19. Jahrhundert erhalten haben.
Er wählte gutes Holz, namentlich ist sein hervorragend
schöner brauner Ollack zu loben.
Karp (Carp) s. Karg
Kaschendorf s. Castendorfer
Kashofer, Leopold. — Blindenmark, N.-Ost.
1912
Ein Schneidergeselle, der in seinen Mußestunden eine
Geige herstellte, deren Korpus er aus 2069 Zünd-
hölzern zusammenleimte. Der Ton soll erträglich ge-
wesen sein.
Kasper, Franz. — Wangen im Allgäu. 1898.
1910
Sohn und Nachfolger von Dom. K. Er ist Ökonom und
Geigenmacher und besitzt als Reparateur eine gute
handwerksmäßige Geschicklichkeit.
Kasper, Dominik. — Wangen im Allgäu. 1 865.
1876
Ein Zither- und Gitarrenmacher, der auch Geigen
repariert hat.
Geigenzettel: Reparirt Dominikus Kasper / Saiten-
instrumentenmacher / Wangen im .«Mlgäu , 1876. (ge-
druckt).
Kastendorfer s. Castendorfer
Kastens, Daniel jun. — Ehingen (?). 1843.
1844
Ob es einen Daniel K. sen., der Geigenmacher war, ge-
geben hat, ist fraglich. Auch Daniel K. jun. scheint
kein Geigenmacher, sondern Tischler gewesen zu sein.
Eine Gitarre mit seinem Zettel war von ganz gewöhn-
licher .Arbeit, doch scheint er viel an Geigen herum-
geflickt zu haben.
Geigenzettel : Verfertigt von Daniel Kastens / im Jahre
1843. (gedruckt). — Reparirt von Daniel Kastens Inn,
in Monat Novernber 1844. (geschrieben).
Kastens, Karl. — Ehingen. 1885
Vielleicht der Sohn von Daniel K. Er hat sich nur nut
Flickarbeit abgegeben und starb schließlich ganz ver-
armt.
Geigenzettel : Reparirt von Karl / Kastens in Ehingen /
1885. (geschrieben).
Kastl, Franz. — Hellhrunn h. Tölz i. B. 1756
Seine Geigen erinnern an die Arbeit der Ramsauer
Meister, sind aus mittelmäßigem Holz gebaut, klingen
aber manchmal nicht schlecht.
Geigenzettel: Franz Kastl Geigenmacher / in Heil-
Brunn im Jahre 1756 (gedruckt).
Kaudezky (Koutecky), Franz. — Marhurg
a. d. L. 1837. 1842
Ein geschickter Geigenmacher, der ein an Joseph
Guarneri, Filius .A.ndreae erinnerndes Modell besaß und
rotbraunen Lack verwendete.
Geigenzettel: .Abb. 421.
Cham im Hof (Canton
Kaufmann, Heinrich.
Zug). 1840. 1848
Obwohl von Beruf Schreiner, machte er ganz ausge-
zeichnete Kontrabässe von größtem Patron nach Klotz
und Rieger. Die Arbeit ist musterhaft in jeder Hinsicht,
die Zargen sind sorgfältig in Decke und Boden ein-
gelassen, und auch der gelbe Lack ist recht gut. Die
Instrumente haben großen, vollen Ton und werden
leicht für »echte Klotz« gehalten.
Kaul, Paul. — Nantes. 1912
Ein sehr begabter Geigenmacher, von dem eine Violine
bei einem Vergleichsspiel sehr guter neuer Geigen mit
einer echten Stradivari den 3. Preis gewann.
Kay s. Karg
Kayser (Kaysser) s. Kaiser
Keffer, Franz. -Reiterndorf. Ischl. 1793. 1822
Im Grundbuche zu Reiterndorf erscheint er von 1793
bis 1822 als Besitzer des Hauses Nr. 1 . Er war vermut-
lich ein Sohn von Joh. K. und besaß in Ischl selbst, wo
ihm auch ein Kirchenstuhl zugeschrieben war, einen
Verkaufsladen. Er dürfte um 1822 gestorben sein, sein
Haus übernahm in diesem Jahre Elisabeth Keffer (wohl
die Witwe) und 1824 Anna M. Keffer (Tochter?). In
seine Geigen klebte er nur selten Zettel, doch befand
sich im Kloster Lambach (Oberösterreich) eine solche
mit der Jahreszahl 1806. Dieselbe war den .Mittenwalder
.Arbeiten der gleichen Zeit ebenbürtig und gut im Ton.
Geigenzette! : Franz Keffer, Geigen- und Lauten-
macher in Ischl. Ao. 1806. (gedruckt).
Keffer (Kefer), Johann. — Ramsau. 1781
Seine Geigen sind gut im Ton ; zu Boden und Schnecke
nahm er meist Buchen- und Birnbaumholz. Er wohnte
Haus Nr. 31 in der Ramsau und wird in den Kirchen-
büchern stets als Geigenmacher bezeichnet. Auch sein
Sohn und seine Enkel machten noch Geigen, aber ohne
jeglichen Kunstwert, zujetzt nur noch rot angestrichene
Kindergeigen.
248
Keffer — Kcllermann
Kefferjohann. — Goisern.Ischl. 1790. 1810
Er soll zuerst in Reiternrlorf (Gemeinde Ischl) gelebt
haben und stammt wahrscheinlich aus Goisern oder
Ramsau, das nur P/^ Wegstunden von Ischl entfernt
liegt. Alte Leute erinnern sich noch heute, daß Johann
Keffer als ein genialer Mann galt, seine Geigen sind
nach einem großen, flachen Modell gebaut, zeigen gutes
Holz, rotgelben Lack und haben einen großen, vollen
Ton, nur die Schnecke ist ohne Schwung und von ge-
wöhnlicher Arbeil. Außer seinen Zetteln hatte er auch
die nebenstehende Brandmarke, die er am Boden unter
der Halsplatte anbrachte : K / J. K.
Geigenzettel: Joannes Keffer, Geigen- und Lau- /
tenmacher in Goysern, Anno 1790 (gedruckt). — Joh.
Keffer Geigen- u. Lau- / tenmacher in Ischl Anno 1 792
(gedruckt).
Brandmarke Nr. 52.
Keffer, Joseph I. — Ramsau (Gemeinde
Goisern). 1725. 1742
Der Stammvater der Familie. Das von ihm bewohnte
Haus (Nr. 31 in der Ramsau) heißt noch jetzt das
>'>Gelgenmacherhaus<<. Violinen von ihm kommen sehr
selten vor, dagegen öfter recht gute Violen.
Keffer, Joseph II. — Goisern. Geb. 17. Okt.
1739 in Ramsau, f 14. Sept. 1813 in Goisern
Sohn und Schüler von Jos. K. I. Vielleicht der beste
Geigenmacher aus seiner Familie. Er starb an Aus-
zehrung. Er war sehr fleißig, sein Lack ist verhältnis-
mäßig noch recht gut. Außer seinem Zettel verwendete
er auch einen Brandstempel mit den Buchstaben »J. K.«
Geigenzettel : Joseph Keffer, Geigen- und / Lauten-
macher in Goysern 1 788 (gedruckt).
Brandmarke Nr. 47.
Keffer. — Goisern. 1770
Sohn von Jos. I K.; älterer Bruder von Jos. II K.
Keffer. — Goisern. 1780
Sohn von Jos. I K. in Ramsau ; jüngerer Bruder von
Jos. II K.
Kegell, Ulrich. — Lübeck. 1591
Er wird in einem Protokoll über eine Klage vom 29. Juli
1591 ausdrücklich als Lautenmacher bezeichnet. Er
scheint ein Eingewanderter gewesen zu sein und ge-
hörte wahrscheinlich zu der Füssener Familie Kögl.
Keil, Bernhard. — Gotha, f um 1868 in
Eisenach (?)
Er war ein Bruder des bekannten Besitzers der »Garten-
laube« und hauptsächlich Zitherhändler. Es erscheint
daher fraglich, ob die Instrumente, die Zettel mit
seinem Namen enthalten, wirklich von ihm gemacht
sind. Eine mit Perlmutter und Ebenholz verzierte
Lyra-Gitarre mit seinem Zettel befindet sich in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln, eine
lautenförmige Baßgitarre im bayr. Nationalmuseum in
München.
Geigenzettel: Bernhard Keil in Gotha (gedruckt)
Kelbich s. Kielbich
Kelby, H. — Edinburgh. 1891
Seine Violinen sind sauber gearbeitet.
Keller, Philipp. — Würzburg. Geb. 30. April
1868 in Würzburg
Er besuchte zunächst durch 6 Jahre das Würzburger
Konservatorium, um Musik zu studieren und sich zum
Violoncellisten auszubilden. Schon damals erhielt er
von Friedrich Meindl die ersten Anleitungen im Gei-
genbau, die ihn befähigten, während seiner lOjährigen
Wirksamkeit als Solocellist alle Reparaturen an den
Streichinstrumenten der mit ihm tätigen Orchester-
mitglieder auszuführen. Er vervollkommnete seine
Kenntnisse durch eifriges Studium aller zugänglichen
Lehrbücher des Geigenbaus und durch steten Verkehr
mit den besten Geigenbauern des In- und Auslandes
und lernte viel von Gustav Braun, mit dem er zu-
sammen in Bad Zandvoort und Hamburg engagiert
war. Es war stets sein Wunsch, sich ganz dem Geigen-
bau widmen zu können, und als im Jahre 1896 Friedr.
Meindl starb, kaufte er das Geschäft und ließ sich als
Reparateur in Würzburg nieder. Jetzt wendete er sich
auch dem Neubau zu, hielt sich tüchtige Gehilfen und
sandte auch seinen sehr begabten, leider früh ver-
storbenen jüngeren Bruder nach Markneukirchen.
Später ging er selbst zu William Voigt, um die letzte
Ausbildung zu erfahren, und jetzt ist er nach dem
übereinstimmenden Zeugnis hervorragender Kenner
ein tüchtiger Meister seines Faches. Er arbeitet nach
Stradivari und nach einem eigenen Modell und be-
reitet seinen goldgelben oder goldrötlichen Lack (Ol
oder Spiritus) selbst. Die Schallplatten stimmt er nach
Dr. Großmanns Theorie ab und erzielt bei seinen
Violinen, Violen und besonders bei seinen Violoncelli
einen vollen, schönen Ton. Nach K. A. Hörleins
Tod erv/arb er dessen Modelle und die ganze Werk-
statteinrichtung und im Jahre 1902 übertrug ihm Prof.
Herm. Ritter den Bau seiner Viola alta, und Keller ver-
anlaßte infolge davon Prof. Ritter zur Umgestaltung
des Streichquartetts, für das er außer der Violine und
der Viola alta jetzt die Tenorgeige (ein neues Instru-
ment) und die Viola bassa (Violoncello) baut. Außer
seinem Zettel verwendet er auch einen Brandstempel
mit seinem (handschriftlichen) Namen.
Geigenzettel : (links und rechts das bayr. Wappen) Phil.
Keller / Königl. Bayer. Hoflieferant / Würzburg, gegr.
1832. / Verfertigt 19 . . Nr. . . . (gedruckO-
Kellermann, M. G. Samuel. — Zerbst (An-
halt). Geb. 1851 in Hohenziatz (Prov. Sa.)
Von 1876 — 1895 erster Cellist der Schaumburg-
Lippeschen Hofkapelle; besuchte als Musiker die
Werkstätten in Markneukirchen, L. Bausch in Leipzig,
Jacob Eritzoe und Riechers, bildete sich autodidaktisch
zum Geigenmacher aus und eröffnete 1880 sein Ge-
schäft in Bückeburg. Seit 1897 -ist er Herzoglich An-
haltischer Hofinstrumentenmacher. Er beschäftigt sich
hauptsächlich mit dem Wiederherstellen, doch macht
er auch neue Geigen nach italienischen Meistern. Er
Kelnian Kerkowits
249
verwendet selbstgefertigtcn Spirituslack (gelb, gold-
gelb, auch Bernsteinlack, und erzeugt Violin- und
Baßkolophonium.
Geigenzettel : Abb. 446.
Kelman, James. — Auchlntoul. Geb. 1 7. April
1824 in Aberchirder
Er war 43 Jahre Gärtner in Auchintoul und begann im
Jahre 1884 Geigen zu machen, nachdem er in David-
sons Buch die Anleitung dazu gefunden hatte. Er
machte etwa 40 Violinen nach dem Stradivarirnodeil
und verwendete meistens Spiritus-, zuletzt auch Ollack.
Geigenzettel : Made by / James Kelman / Auchintoul,
Banffshire/ 1 89 ... (gedruckt).
Kelly, John. - (Irland). 1734
Ein Musikinstrumentenmacher, von dem die Samm-
lung Galpin eine große irische Harfe (Clarseth) von
1 734 besitzt.
Kelpien, C. A. — Zehdenlck. 1834
Seinen Zettel veröffentlicht P. de Wit. Wahrscheinlich
ein Musiker oder Tischler, der sich im Geigenbau ver-
suchte. Leider ist in den Zehdenicker Magistratsakten
nichts über ihn zu ermitteln gewesen.
Geigenzettel: C A Kelpien / ä Zehdenick / 1834 (ge-
schrieben).
Kempter, Andreas. — Dillingen a. D. Geb.
um 1 700 in Lechbruck (Allgäu), f in Denk-
lingen 1 786
Seine Lehrzeit machte er wahrscheinlich in dem seiner
Heimat nahegelegenen Füssen durch und kam um 1 725
nach Dillingen, wo er sich am 13. April 1732 mit der
Jungfrau A. Maria geb. Bairin verheiratete und das
Bürgerrecht erwarb. Er bewohnte ein bescheidenes
Haus in der Dillinger Altstadt (heute Lommerstraße
Nr. 1 1), das er von 1734 — 1746 mit dem Torschreiber
Joh. Blaicher teilte. Von 1 746 — 86 war er Alleinbesitzer
des Hauses, das 1 789 oder 1 790 aus den Händen seiner
Erben in andern Besitz überging. Wie mäßig damals
die Steuern noch waren, erhellt daraus, daß er ganze
2 fl. 54 kr. zahlen mußte, seit ihm das Haus allein ge-
hörte (vorher nur 1 fl. 50 kr.). Er übte seine Kunst als
Geigenmacher über 50 Jahre lang in Dilhngen aus, wo
er am 29. Juni 1 782 noch seine goldene Hochzeit
feierte. Bald darauf zog er dann zu seinem Sohne, der
Pfarrer in Denklingen (zwischen Landsberg und Schon-
gau) war, und verbrachte dort seine letzten Lebens-
jahre. In den Kirchenbüchern wird er »artificiosus
chelii factor« genannt und stand sowohl als Lauten- wie
als Geigenmacher in großem Ansehen. Seine Geigen
gehen, wie die der meisten schwäbischen Geigen-
macher, auf das Stainermodell zurück; er verstand es
aber doch, seine eigene Individualität zum Ausdruck zu
bringen. Die Verschiedenheit der von ihm angewen-
deten Wölbungen beweist, daß er Versuche anstellte:
das Patron nahm er auffallend breit und ist so sorg-
fältig in der Arbeit wie Edlinger. Der Ton seiner gut
erhaltenen Geigen ist groß und schön, auch sein (ver-
schiedenfarbiger) Lack, der meist nur zu dünn auf-
getragen erscheint, ist sehr gut. Eine Laute aus dem
Jahre 1747 von ihm findet sich in der Sammlung
Scheurleer, eine sehr schöne Viola d'amore mit Löwen-
köpfchen am Wirbelkasten und prächtigem Lack be-
sitzt das Musikhistorische Museum von W. Heyer in
Köln.
Geigenzettel: Andreas Kempter / Lauthen- und /
Geigenmacher in Dillingen 1 760 (gedruckt). — Andreas
Kempter, Lauten- und / Geigenmacher in Dillingen
hat / dise grand viol d'Amour im Jahre / 1 746 gemacht
für den geistl. / Herrn Joan. Anton. Walther Chori /
vicario und Caeremoniario zu / Eichstätt im Domb-
stifft (geschrieben) und Abb. 427 und 428.
Kennedy, Alexander. — London. Geb. um
1695 in Schottland, f 1785 in London
Der Begründer des Rufs der Familie Kennedy. Er hat
ausschließlich Violinen gemacht, die dem Stainer-
modell nachgeahmt erscheinen. Sein Spirituslack ist
von braungelber Farbe.
Geigenzettel: Alexander Kennedy, Musical Instru-
ment / maker, living in Market Street in Oxford / Road,
London 1 748 (gedruckt).
Kennedy, John. — London. Geb. um 1730,
f 1816 m London
Neffe von Alexander K. und wohl auch dessen Schüler,
da seine Arbeit der seines Oheims sehr ähnlich ist, nur
nimmt er die Wölbung womöglich noch höher. Er
wohnte erst in »Cooper's Gardens near Shoreditch
Church«, dann in Long Alley, Sun Street, Moorfields
und arbeitete hauptsächlich für Händler.
Kennedy, Thomas. — London. Geb. 21 . Jan.
1784, t 1870
Sohn von John K., erst Schüler seines Vaters, dann von
Thomas Powell. Eine Zeitlang arbeitete er bei Wil-
liam 1 1 1 Forster und eröffnete hierauf in der Princess
Street, Westminster, seine eigene Werkstatt und verzog
später nach der Oxford Street Nr. 364. Als er sich 1849
zur Ruhe setzte, hatte er 300 Violoncelli und Geigen
gemacht. Er war der Bedeutendste aus der Familie
Kennedy. Am besten gelangen ihm seine Violoncelli.
Kepszely, Johann. — Besztercze-Banya (Neu-
sohl). 1864. 1902
Er begründete 1864 sein noch bestehendes Geschäft in
Neusohl und stellte 1885 in Budapest Geigen aus. Er
soll auch in Uj-Szöny tätig gewesen sein.
Kerkowits, Franz. — Neutra
Er dürfte noch dem Ende des 18. Jahrhunderts ange-
hören und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ge-
storben sein. In Neutra ist er ganz vergessen, und das
Bürgermeisteramt kann keine Auskunft geben. Seine
Geigen und Violoncelli erinnern in den Umrissen und
F-Löchern ein wenig an Maggini. Die Ränder nahm er
dick und machte sehr tiefe Hohlkehlen. Sein Lack ist
fett, von gelbbrauner Farbe und jetzt gewöhnlich voll
sog. Haarrisse. Vermutlich hat er ihn zu schnell zum
Trocknen gebracht. Wegen des altertümlichen Aus-
sehens seiner Arbeiten wird er von manchem irrig in
das 17 Jahrhundert versetzt.
250
Kerlino — Kerscheiistelner
Kerlino, Giovanni
Dieser Name wird als der des ältesten Brcscianer
Geigenmachers überliefert. In Brescia aber kam der
Name niemals vor. In kemer Urkunde wird er erwähnt,
und wenn er überhaupt le gelebt haben sollte, dann war
er gewiß nie in Brescia, wie Giovanni Livi schon im
Jahre 1896 nachgewiesen hat. Was man von ihm erzählt,
beruht hauptsächlich auf den Mitteilungen von Fetis,
der in seinem Buche über Stradivari (S. 49) erwähnt,
daß es nach Laborde um 1450 einen bretagnischen
Geigenmacher Kerlino gegeben habe. Fetis sah ein
schon von Laborde erwähntes Instrument von Kerlino
25 Jähre später im Besitze des Geigenmachers Koliker
und beschreibt es folgendermaßen : »Es war keine ge-
wöhnliche Violine, sondern eine dazu umgearbeitete
Viola. Sie war höher gewölbt und hatte höhere Zargen
als die Violen aus späterer Zeit. An Stelle des Ebenholz-
saitenhalters befand sich ein Haken von Elfenbein mit
vier Löchern. Das Instrument trug auf der Rückseite
die Inschrift »Joan. Kerlino 1449«. — Das ganze In-
strument war zweifellos ein Machwerk Kolikers, an
dem vielleicht einige Teile alt waren. Auch die In-
schrift wird wohl unecht gewesen sein, so daß man
vielleicht der Wahrheit nahe kommt, wenn man, wie
James M. Fleming, den Namen Kerlino für eine aus
einer Umdrehung des Namens Koliker (= Ker-li-ko)
entstandene Erfindung des Pariser Geigenmachers hält.
Seit der Name Kerlino aufgetaucht ist, hat er den For-
schern viel Kopfzerbrechens gemacht, da es unmöglich
erschien, seine Lebenszeit und seine Heimat zu be-
stimmen. Nur dann waren alle einig, daß er kein
Italiener gewesen sein dürfte. Laborde verlegte seine
Heimat in die Bretagne, Rühlmann tritt mit Nachdrcuk
für eine deutsche Abstammung ein, und de Piccolellis
hält Kerlino, freilich ein wenig zweifelnd, für einen
Tiroler. Da vom 15. — 18. Jahrhundert eine ganze An-
zahl flandrischer Musiker Namens Kerle in Italien
nachweisbar ist, läge es meiner Meinung nach am
nächsten, ihn für einen eingewanderten Flamländer zu
halten oder ihn zur Familie Gerie (Gerlein) zu zählen,
denn sowohl für einen Kerle, als für einen Gerlein wäre
es damals nicht schwer gewesen, die verwelschte
Namensform Kerlino zu bilden. Alle Zweifel an der
Existenz dieses Kerlino wurden jedoch niedergeschla-
gen durch die Mitteilung, daß die Markgräfin Isabella
von Mantua im Juni 1495 einige Violen von ihm machen
ließ und gegen Ende des genannten Jahres den Lauten-
spieler Angelo Testagrossa beauftragte, nach Brescia zu
reisen, um die bestellten Violen zu prüfen. (Vgl. Berto-
lotti, S. 17 und Davari, S. 16). Die Urkunden, aus
denen diese Tatsachen hervorgehen, sind jedoch ge-
waltsam mit Kerlino in Verbindung gebracht, denn in
ihnen ist nur von einem Brescianer »maistro de le viole«
die Rede, ohne daß ein Name angegeben wird. Sie be-
weisen also gar nichts für das wirkliche Vorkommen
Kerlinos. Solange also kein urkundlicher Beweis vor-
liegt, daß es je einen Kerlino gegeben hat, muß auch
dieser Geigenmacher die Zahl der erfundenen Größen
vermehren helfen. Da der Name Kerlino aber ent-
schieden ungeschickt erfunden wäre, will ich doch für
möglich halten, daß es irgendeinen alten Meister ge-
geben hat, dessen Name schließlich diese rätselhafte
Form angenommen hat. Es wäre z. B. denkbar, daß ein
Lauten- und Violinmacher Zerlino oder Zarlino (vgl.
Zarlino da Chioggia) irgendwo vorkam. Diesen Namen
könnte man zur Not auch Cerlino geschrieben haben.
Das C in ein K zu verwandeln, wäre dann nicht mehr
allzu schwer gewesen.
Kern, Hermann August. — Markneukirchen.
Geb. 12. April 1873
Nachdem er in seiner Vaterstadt das Geigenmachen
erlernt hatte, zog er fort und hat seitdem in verschie-
denen Werkstätten gearbeitet.
Kern, Johann. — Tittling (Ditthng) im bayr.
Wald. I.Hälfte des 19. Jahrhunderts
Eine Schlagzither von ihm (im Stile der Mittenwalder)
befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln (Nr. 439).
Kern (Khern), Thomas. — Wien. 1580
Er wurde als Lautenmacher im März 1580 Wiener
Bürger.
Kerr, W., war bis 1899 in Newcastle-on-Tyne
ansässig
Kerschensteiner, Xaver. — Regensburg. Geb.
in Parsberg (Ob.-Pf., Bayern) 7. Mai 1839,
t 22. Dez. 1915
Schüler von Peter Schulz, bei dem er im Alter von
16 Jahren in die Lehre trat, nachdem er vorher als
Seminarist des kgl. Studien- und Musikseminars zu
St. Emeran vier Jahre die Lateinschule in Regensburg
besucht hatte. Vier Jahre lernte er bei Schulz und ging
dann in die Fremde und arbeitete in München bei
Tieffenbrunner und Echinger, in Linz bei Strotzinger,
in Wien bei Bittner und in Würzburg bei Meindl. Im
Jahre 1865 nach Regensburg zurückgekehrt, trat er als
Teilhaber in das Geschäft seines ehemaligen Lehr-
meisters ein. Ein begeisterter Jünger seiner Kunst,
suchte er sich stets zu vervollkommnen, und so konnte
es nicht ausbleiben, daß er bald sehr schöne Erfolge
erzielte. Schönes Holz, treffliche Arbeit und feuriger
Lack zeichnen seine Instrumente aus, die schon jetzt
hoch bewertet und auch in England gern gekauft
wurden. Er verwendete einen ätherischen Ollack, zu
dem er das Rezept einem alten Lackierbuch von 1 744
entnahm. Was einem deutschen Geigenmacher an Aus-
zeichnungen zuteil werden kann, hat er erhalten, und
auch in seinem bürgerlichen Leben wurden ihm zahl-
reiche Ehren zuteil. Er war viele JahreStadtverordneter,
Magistratsrat und Abgeordneter der Stadt Regensburg
im Oberpfälzischen Landrate usw. Außer Streich-
instrumenten verfertigte er auch meisterhafte Zithern,
die jetzt sehr teuer bezahlt werden. Seit 1910 war sein
am 9. November 1869 geborener Sohn Franz, der bei
ihm gelernt hat, bereits sein Geschäftsteilhaber. Er ist
jetzt alleiniger Inhaber und ein sehr guter Geigen-
bauer, dem es sehr zustatten kommt, daß er auch Musik
studiert und die Oberrealschule absolviert hat. Seiner
Militärpflicht genügte er als Einjährig-Freiwilliger und
ist ein würdiger Nachfolger seines Vaters.
Geigenzettel : Xav. Kerschensteiner. / Ratisbonae fecit
anno 18 . . (gedruckt) uni Abb, 415,
Keshammer — Kessler
251
Keshammer (Keshamer), Franz Paul Joseph. —
Straßburg i. E. Geb. um 1745, f nach 1796
Er wurde im Dezember 1771 In die Zimmerleutzunft,
zu der die Geigen- und Lautenmacher in Straßburg.
solange dort die Zunftverfassung bestand (d. h. bis
1789), sich halten mußten, aufgenommen. Im Bevöl-
kerungsregister von 1796 wird sein .Mter auf 31 Jahre
angegeben. Seine Geigen haben deutschen Stil, die
F-Löcher sind gleichmäßig weit und haben ungleiche
Endpunkte. Die Schnecke ist steil und nach hinten
spitz ausgeschweift. Der Lack ist braun und der Ton
mittelmäßig, aber das Holz gut.
Geigenzettel : Franz Keshamer in Straßburg. (gedr.).
Kessel, Anton
Die Londoner Firma G. Foucher brachte seit den
neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts Geigen mit
diesem Namen in den Handel.
Kessels. W. H. J. — Tilburg. 1810
Aus seiner Werkstatt wurde im Laufe der Zeit eine an-
sehnliche Fabrik, in der verschiedene gute Geigen-
macher tätig waren.
Kessler. — Markneukirchen
.Aus dieser Familie wurden Geigenmacher und be-
hielten ihren Wohnsitz in Markneukirchen :
Kessler, August Wilhelm, lebte im Anfang des
19. Jahrhunderts und war aus Adorf
Kessler, Christian Friedrich. — Geb. 18. Nov.
1774, t 27. Febr. 1850
Kessler, Christian Gottfried. — Geb. 25. Nov.
1800. t 17.JuH 1869
Er eröffnete seine eigene Werkstatt schon im Alter von
22 Jahren.
Kessler, Ernst Theodor. — Geb. 10. Juli 1862,
t 15. Aug. 1899
Kessler. Georg Adam I. — Geb. 1 746, f 2. Mai
1808
Jüngerer Sohn von Wolf Konrad K., er wurde am
2. November 1768 nach Erfüllung aller Vorschriften
und Anfertigung des Meisterstückes als Meister in die
Zunft aufgenommen. Er schrieb seinen Namen auch
Kassier, wie noch mehrere aus seiner Familie.
Kessler, Georg Adam II. — Geb. 7. Sept. 1769,
t 25. Okt. 1845
Kessler, Heinrich Adolf. — Geb. 1 . Juni 1865
Sohn und Schüler von Karl Wilhelm II K., arbeitete
als Gehilfe bei Hammig in Leipzig und machte sich
1891 selbständig.
Geigenzettel : Adolf Kessler, Geigenmacher Markneu-
kirchen, / Berggäßchen 535. (gedruckt).
Kessler, Heinrich August. — Geb. 22. Juli
1841, tum 1889
Kessler, Hermann Albin. — Geb. 8. Sept. 1870
Kessler, Johann Adam. — Geb. 6. Dez. 1771,
t6.Jan. 1803
Kessler, Johann Christian I. — Geb. 9. Aug.
1762, t 21. Okt. 1797
Sein Sohn:
Kessler, Johann Christian II. — Geb. 20. Jan.
1793. 121. Aug. 1877
Obwohl in den letzten Jahren erblindet, arbeitete er
doch bis an sein Lebensende als Geigenmacher.
Kessler. Johann Christian III. — Geb. 17. April
1819, t 30. Jan. 1875
Kessler, Johann Georg. — Geb. 1 735, f 8. Jan.
1801
Alterer Sohn von Wolf Conrad K., er wurde am 9. Juni
1756 Meister und starb 65 Jahre 6 Monate und 4 Tage
alt. Sein Zettel m einer hochgewölbten, gelbbraun-
lackierten Geige mit hübschem Löwenkopf am Wirbel-
kasten lautet:
Geigenzettel : Johann Georg Kesler / Violin- und
Lautenmacher, / erfunden von Stainer. 1 759 (gedruckt).
Kessler, Johann Gottfried. — Geb. 1 . März
1766, t 7. Febr. 1828
Kessler. Karl August. — Geb. 20. Jan. 1816,
t 18. Aug. 1874
Kessler. Karl Wilhelm I . — Geb. 20. Okt. 1 824,
t 4. März 1880
Kessler, Karl Wilhelm II. (sen.). — Geb.
25. Nov. 1832, t 18. Sept. 1905
Schüler von Stein, bei dem er blieb, bis er sich 1852
selbständig machte.
Kessler, Karl Wilhelm III. -f 28. Nov. 1907
Sohn von Karl Wilh. II, und wie dieser ein tüchtiger
Geigenmacher.
Kessler, Max Conrad. — Geb. 22. April 1872
in Gohlis bei Leipzig, f 4. Juli 1899
Kessler, Paul. — Markneukirchen. Geb.
7. März 1879
Schüler von Ernst Kretzschmann. Jüngster Bruder von
Ernst Kessler in Berlin, bei dem er sieben Jahre tätig
war. Im Jahre 1908 machte er sich in seiner Vaterstadt
selbständig. Er ist ein tüchtiger Reparateur und baut
auch gute neue Geigen und Violoncelli.
252
Kessler — Kicckcpoost
Kessler (Kassier), Wolff Konrad. — Geb. um
1700, t nach 1750
Er hatte in Neukirchen gelernt und wurde am 21. Mai
1723 Meister und erwarb das Bürgerrecht. Er ist der
Ahnherr der Familie.
Kessler, Ernst. — Charlottenburg bei Berlin.
Geb. 9. Sept. 1856 in Markneukirchen als
Sohn eines Saitenmachers
Schüler von Albin Voigt; als Gehilfe arbeitete er bei
Louis Otto in Düsseldorf und 1874 bei Riechers in
Berlin. Bei diesen beiden Meistern erlernte er seine
Kunst erst wirklich von Grund auf. Nach beendigter
Militärzeit ging er 1880 abermals zu Riechers und
machte sich 1882 in Berlin selbständig. Durch Fleiß
brachte er es bald zu Ansehen; nach Riechers Tod
übertrug man ihm dessen Arbeiten für das Konser-
vatorium in Berlin, und seine neuen Geigen wurden
von Prof. Joachim für Stipendien angekauft. 1897 er-
hielt er die kgl. preußische Staatsmedaille m Silber,
1909 die kgl. sächsische Staatsmedaille usw. Er kopiert
meist Stradivari aus den Jahren 1696 — 1723, doch
wechselt er öfter das Modell. Vollendete Ausführung
und guter Ton wird seinen Instrumenten nachgerühmt.
Er verwendet schönes, altes Holz und hat einen guten
Lack. Er ist ungemein genau in Geduldarbeiten und
versteht es, alte Meisterwerke nachzuahmen, auch als
Bogenmacher genießt er Ruf. Unter dem Zettel ist der
Name noch eingebrannt. Er hat in Berlin bereits ein
zweites Geschäft eingerichtet, demseinSohnErnst J.K.
vorsteht. Brandmarke: Joachim / Stipendium.
Geigenzettel : Abb. 448 und 449.
Kessler, Ernst John. — Berlin. Geb. 1. März
1885 in Berlin
Sohn von Ernst K. Nachdem er bis 1902 höhere
Schulen besucht hatte, erlernte er von 1903 — 1907 bei
seinem Vater den Geigenbau. Für eine von ihm gebaute
Geige stellte ihm noch Altmeister Joachim ein vor-
zügliches Zeugnis aus. Jetzt leitet er das zweite Geschäft
seines Vaters.
Kessler, Heinrich. — Mannheim (P. 6, Nr. 2).
Geb. 9. April 1853 in Markneukirchen
Sohn von Heinrich Aug. K. Schüler von Hammig in
Dresden. Nachdem er längere Zeit bei Padewet in
Karlsruhe gearbeitet hatte und damals schon prämiiert
worden war, begründete er am 27. Januar 1880 sein
eigenes Geschäft in Mannheim und wurde 1898 vom
Großherzog von Baden zum Hoflieferanten ernannt.
Er besitzt verschiedene Ausstellungspreise und An-
erkennungsschreiben. Ich habe von ihm eine in jeder
Beziehung tadellose, edel klingende und schön lackierte
Geige einige Wochen zur Probe gehabt, so daß ich mich
dem Lob, das ihm von anderer Seite gezollt wird, an-
schließen kann. Im Jahre 1919 verkaufte er zwar sein
Geschäft, gab aber deshalb dcch das Geigenmachen
nicht auf und arbeitet noch immer rüstig weiter.
Geigenzettel : Heinrich Kessler fecit / Mannheim Anno
l9..HtK(gedruckt).
Kessler, Hermann Adolf. — Wiesbaden. Geb.
28. Febr. 1869 in Markneukirchen
Sohn von Karl Wilhelm 1 K. Schüler von Ernst Her-
mann Petzold, arbeitete von 1886 — 1889 in Homburg,
von 1892—1898 in Frankfurt a. M. und machte sich
1898 in Wiesbaden selbständig. Er arbeitet nach
Guarneri und Stradivari und verwendet Ollack.
Geigenzettel: Herm. Ad. Kessler / Geigenbauer /
Wiesbaden 19 . . . (gedruckt).
Kessler, Wilhelm August. — Mannheim. Geb.
10. Nov. 1860 in Markneukirchen, f 1917
Schüler seines Vaters Heinrich K. Er erhielt in seiner
Jugend auch eine gute musikalische Ausbildung, so daß
er seine Militärzeit als Musiker abdienen konnte. Von
1883 — 1887 arbeitete er als Gehilfe und begründete
dann seine eigene Werkstatt. Er arbeitet nach Stra-
divari, nur die F-Löcher brachte er nach eigener
Zeichnung an; zwischen Stradivari und Guarneri
stehend, ist die untere Rundung dieser F-Löcher
amatisiert. Er glaubte dadurch den Ton seiner Geigen
biegsamer zu machen. Er verwendete einen selbst-
erfundenen, in Sprit löslichen Ollack, arbeitete sehr
sauber und besaß verschiedene Medaillen. Seine Witwe
Luise, geb. Trampler, setzt das Geschäft, mit dem auch
ein Klavier- und Musikalienhandel verbunden ist, fort.
Geigenzettel : W. Aug Kessler jr. / Instrumenten-
macher/ Mannheim fecit 1887 (gedruckt) und Abb. 403
und m.
Keßler, W. Albin. — Frankfurt a. M. Geb.
10. Jan. 1856 in Markneukirchen
Sohn und Schüler von Karl Wilhelm K. Als Gehilfe
arbeitete er ein Jahr lang bei Lenk in Frankfurt, wurde
dann Werkführer bei L. Noebe und blieb da von 1879
bis 1 891 . Im Jahre 1 892 machte er sich in Frankfurt a. M.
selbständig und wird jetzt von den ersten Künstlern
sowohl als Reparateur wie auch wegen seiner tadellos
gebauten neuen Geigen sehr geschätzt. Erarbeitet haupt-
sächlich nach Stradivari, verwendet einen vorzüglichen,
vollkommen durchsichtigen Ollack von leuchtender
Orangefarbe und zeichnet sich sowohl durch die Wahl
des Holzes als auch durch mustergültige Arbeit aus.
Ketterer, F. M., ein deutscher Geigenmacher,
der um 1 888 in Jekaterinburg (Gouv. Kasan)
ansässig war
Key, Henry s. Jay
Khögl s. Kögl
Khuechler s. Küchler
Kiaposse (?), Sawes. — St. Petersburg. 1750
Arbeiten von ihm konnte ich nirgends erfragen ; da sein
Name mit der Jahreszahl jedoch schon bei Hart ange-
geben ist, der ihn zur deutschen Schule zählt, so ist
anzunehmen, daß wenigstens Hart ein Instrument von
ihm gesehen haben muß. Alle übrigen Schriftsteller
folgen nur Hart.
Kieckepoost, Charles F. — 1 787
Snoeck besaß eine mandolinenartige Lautengitarre vorj
ihm.
Kielbich Kinnemann
253
Kielbich, Julian. — Warschau, Broinberg.
Geb. 1865 in Warschau
Schüler von W. Glier in Warschau, bei dem er vier
Jahre lernte und elf Jahre als Geselle arbeitete. Hierauf
ging er nach St. Petersburg und Kiew und war 10 Jahre
lang als Instrumentenmacher in Warschau selbständig.
Nachdem er hier sein Geschäft wieder aufgegeben
hatte, kam er zu Voit nach Bromberg. Als die Voitsche
Werkstatt eingegangen war, eröffnete er sein eigenes
Musikinstrumentengeschäft und fand bald eine gute
Kundschaft. Auf seinem Zettel findet sich sein Name
durch einen Druckfehler in Kelbich verwandelt.
Kiendl, Anton. — Wien. Geb. 3. Juni 1816 in
Mittenwald, t 13. Jan. 1871
In seiner Heimat erlernte er das Geigen- und Zither-
machen und war auch ein Virtuose auf der Zither. Er
arbeitete als Gehilfe bei Engleder zur gleichen Zeit, als
Gutermann bei diesem in der Lehre war. Im Jahre 1843
ließ er sich in Wien nieder und arbeitete unablässig an
der Verbesserung seines Lieblingsinstrumentes. Er
führte das Quintensystem bei der Zither ein, vermehrte
die Zahl der Saiten, so daß es nunmehr möglich war,
alle Tonarten anzuwenden. Er hat sich so besondere
Verdienste um das Instrument erworben und auch die
Streichzither wesentlich verbessert. Sein Geschäft
dehnte sich sehr aus, zuletzt stellte er jährlich über
800 Zithern her. Wenn er auch, seit er in Wien ansässig
war, sich nur selten mit dem Geigenbau beschäftigte, so
ist doch zu erwähnen, daß er sehr gute Geigen machen
konnte.
Geigen Zettel: Abb. 416.
Kiendl, Karl. — Mödling, Wien. Geb. 1850
in Graseck (Oberbayern)
Er kam 1862 nach Wien zu seinem Oheim Anton K.
und erlernte hier zunächst vorzugsweise das Zither-
machen. Von 1868 — 1870 ging er nach Mittenwald zu
Job. Reiter, um sich im Geigenmachen auszubilden,
und hierauf nach München zu H. Tiefenbrunner, wo
er hauptsächlich Gitarren machte. Im Jahre 1872 er-
öffnete er in Mödling bei Wien seine eigene Werkstatt.
Seine Geigen sind nach alten Meistern und nach
eigenem Modell gebaut und mit Ollack auf Balsam-
grund versehen. Seine Zithern macht er ausschließlich
nach eigenen Modellen. Er hat allerlei Erfindungen^)
gemacht, eine genaue Berechnung des Gewichts der
Saiten für alle Instrumente aufgestellt und eine absolut
reine (logarithm. berechnete) Gnffbretteinteilung für
Zithern eingeführt. Er wurde auf vielen Ausstellungen
ausgezeichnet.
Kiesgen, Louis. — Paris. 1894
Er scheint längere Zeit bei Gand gearbeitet zu haben
und ahmt diesen nach. Seine Arbeit ist sauber, der
Lack rot.
Kilian, Hermann. — München. Geb. 27. Febr.
1875 in Freiburg i. Br.
Als Sohn des amerik. Bürgers Friedr. K. kam er schon
als Kind nach New York und kam mit seinen Eltern in
^) »Eureka-« und »Eutonia- Zithern« usw.
seinem 12. Jahre nach Deutschland zurück, um hier
Musik zu studieren. Er wurde ein tüchtiger Violon-
cellist, der mit Erfolg in Deutschland und Italien in
Kammermusikkonzerten tätig war, auch war er Mit-
glied des bekannten Münchener Streichquartetts, an
dessen Spitze damals sein Bruder Prof. Th. Kilian
stand. Sein lebhaftes Interesse für den Geigenbau und
seine Geschichte brachte ihn frühzeitig mit Geigen-
machern in Beziehung und schließlich folgte er, von
seiner Neigung getrieben, bereits 28 Jahre alt, dem
Rate Fiorims, den Geigenbau von Grund auf zu er-
lernen. Mit guten Vorkenntnissen ausgerüstet und durch
besonderen Fleiß konnte er nach einer zweijährigen
Lehrzeit den Geigenbau als Beruf ausüben. Im Jahre
1909 eröffnete er seine eigene Werkstatt, die er 1912 an
die Hofmusikalienhandlung Alfr. Schmid's Nachfolger
angliederte, indem er gleichzeitig die Leitung der
Geigenabteilung dieser Firma übernahm. In neuester
Zeit baut er auch gute Lauten und Gitarren. Er ar-
beitet sehr sauber und gewissenhaft und ist em ge-
wiegter Kenner alter Instrumente. Seit Zunterers Tod
ist er auch beeideter Sachverständiger für Streich-
mstrumente.
Kindler (Kindli?), Johann. — Bern. 1475
Ein Instrumentenmacher, der bei Valdrighi (3806) auf-
gezählt erscheint.
Kinnemann, Ernst. — Sidney (Canley vale,
New South-Wales). 1884. 1902
Ein Schiffsingenieur, der in der Umgebung von Pots-
dam geboren und frühzeitig nach Australien ausge-
wandert ist, wo er durch verschiedene Umstände darauf
kam, eine eigenartige Violine zu machen, deren Schall-
körper aus der zweilappigen Frucht der Meerkokos
(Lodoicea Seychellarum) besteht. 18 Jahre lang be-
schäftigte er sich mit der Lösung des Problems und hat
tatsächlich Violinen von hervorragender Klangschön-
heit fertig gebracht, die mit ihren vier F-Löchern und
dem sonderbaren Körper allerdings sehr originell aus-
sehen. Irgendeinen Lack verwendet er dabei nicht. — •
Ähnlich hat Benj. Carlton in Philadelphia eine Geige
aus einer Hummerschere gemacht.
Kinnemann, Friedrich. — Neuhaldensleben.
Geb. 17. April 1809 zu Wudicke bei Ra-
thenow, 1 22. Febr. 1860 in Neuhaldensleben
Nachdem er in Zerbst das Stell macherhandwerk erlernt
hatte, verlegte er sich als eifriger Musiker schon früh-
zeitig auf die Anfertigung von Streichinstrumenten. In
Neuhaldensleben fand er eine Anstellung in der
Wagenfabrik von G. Stahlknecht. Der Erfolg, den er
mit seinen Geigen hatte, die er in freien Stunden baute,
veranlaßte ihn, sich ganz auf den Geigenbau zu ver-
legen. Er richtete sich eine Werkstatt ein, doch gab er
sie schon nach Verlauf eines Jahres wieder auf und kehrte
zu Stahlknecht zurück, da er als Geigenmacher keinen
ausreichenden Erwerb fand. Seine Geigen waren sauber
gearbeitet, wenn man ihnen auch ansah, daß ihr Ver-
fertiger kein gelernter Geigenmacher war.
Geigenzettel : Fr. Kinnemann / zu / Neuhaldensleben /
1851 (geschrieben).
254
Kinpolth — Klee
Kinpolth, Johann Christian. — Wien 1760
Seinen Zettel veröffentlicht P. de Wit, doch ist in Wien
nichts über ihn zu erfahren gewesen, auch Arbeiten von
ihm konnte ich nirgends erfragen. Er scheint daher nur
kurze Zeit in Wien gewesen zu sein, wo er weder der
Zunft angehört noch das Bürgerrecht erworben haben
dürfte.
Geigenzettel : Joann Christian Kinpolth, Lauthen- / und
Geigenmacher Fecit in Wien. , Anno 17 (gedruckt).
Kirchhoff. — Aarhuus. 19. Jahrhundert
Seinen Reparaturzettel habe ich in Geigen und Gitarren
in Dänemark öfter gefunden, nie aber eine Arbeit, als
deren Verfertiger er sich bezeichnet hätte.
Geigenzettel: Repareret / af / Instrumentenmager
Kirchhoff / i / Aarhuus. (gedruckt).
Kirchner, Karl. — Graz. 1912
Er kam aus Wien, hat sich um 1910 selbständig gemacht
und Graz bald wieder verlassen, da er hier nicht so
schnell Boden finden konnte, wie er vielleicht erwartet
hatte. Er soll dann sein Heil in der Neuen Welt gesucht
haben.
Kirchner, Martin
Eine Viola d'amore (Nr. 86, 98) im Schlesischen Mu-
seum für Kunstgewerbe und Altertum in Breslau ent-
hält einen gedruckten Zettel mit diesem Namen ohne
Zeit und Ortsangabe.
Kirchschlag, Louis. 1790. 1796
Eine Arbeit dieses Geigenmachers, und zwar eine
mittelmäßige Viola d'amore, besitzt die Kgl. Sammlung
in Berlin (Nr. 870). Er ist wohl der Geigenmacher, von
dem Otto berichtet, daß er ein Musiker gewesen sei, der
sich erbot, den von den italienischen oder deutschen
Meistern »vergessenen Zirkelschlag« in die Geigen
hineinzubringen. Wo er seßhaft war, habe ich bisher
nicht ermitteln können. Er scheint vorzugsweise fremde
Geigen überarbeitet zu haben, denn die meisten seiner
Zettel enthalten das Wort : arrange, so auch das große
plumpe Violoncello ohne Einlagen, dem der unten-
stehende Zettel entnommen ist.
Geigenzettel : Arrange par Louis Kirchschlag / Ao 1 796.
(geschrieben) und Abb. 420.
Kirchweger, Ludwig, ein Advokat, der um
1867 in Frankenthal wohnte und in seinen
Mußestunden Geigen machte
Kis, Franz. — Arokszallas. 1891
Ein von Dr. J. Geyer erwähnter ungarischer Amateur-
Geigenmacher.
Kisshng s. Küssel
Kittel, Nikolaus. — St. Petersburg. 1 839. 1 870
Er war von deutscher Abstammung und galt lange Zeit
als der beste Geigenmacher Rußlands. Neue Geigen
baute er nur selten, er arbeitete aber sehr sauber und
verwendete tadelloses, schönes Holz. In besonderem
Ansehen stand er als Bogenmacher, er wird auch heute
noch »der russische Tourte« genannt. Seine Bogen sind
mit »Kittel« gestempelt. Er wohnte in der Michailow-
skajastraße, wo jetzt ein großes Hotel steht.
Geigenzettel : Abb. 429.
Kjellin, Jonas. — Oestersund. Geb. 17. Okt.
1836
Ein schwedischer Volksschulinspektor, der vertraut mit
den akustischen Gesetzen und auf Grund von Helm-
holtz' Lehren sich aus wissenschaftlichem Interesse
dem Geigenmachen zugewandt und dieses zum Gegen-
stande seiner speziellen Untersuchungen gemacht hat,
die sich auf die mikroskopische Beschaffenheit des Ton-
holzes, die eigentliche Aufgabe der F-Löcher, den Ein-
fluß des Eigentons des eingeschlossenen Luftkörpers
und das Verhältnis von Decke und Boden zur Ton-
bildung erstrecken. Dabei besitzt er eine bemerkens-
werte Handfertigkeit, so daß seine Geigen auch in bezug
auf die Vollendung der Arbeit Lob verdienen. Seine
1897 in Stockholm ausgestellten Geigen waren dort den
besten zuzuzählen.
Klark, Lars. — Ostersjö (Norwegen). Um 1670
Ein Schullehrer, der die erste, noch recht primitive sog.
»Feie« (geigenartiges Volksstreichinstrument) über
einem ausgehöhlten Holzstück angefertigt hat.
Klatowsky, Vmcenz — Olmütz. Geb. 23. Okt.
1849 in Czech bei Proßnitz, f 12. Juni 1910
m Olmütz
Schüler von Wenzel Tichy. Wenn er sich auch haupt-
sächlich auf das Ausbessern alter Geigen beschränkte,
so war er doch recht geschickt und wegen seiner Grund-
ehrlichkeit als Geigenmacher allgemein geschätzt. Mit
der Zeit wurde er ein Sonderling, der sich von allem
Umgang fernhielt. Als man den alten Junggesellen
tagelang nicht zu sehen bekam, fiel es endlich auf; man
öffnete daher seine Wohnung gewaltsam und fand ihn
tot auf seinem Bette.
Klee, Josef. — Leitmeritz. 1856. f um 1892
Er war von Hause aus Böttcher und hatte es durch Be-
gabung und eifriges Studium guter Vorbilder zu einer
gewissen Geschicklichkeit gebracht, und da er ein sehr
guter Holzkenner war, verarbeitete er auch nur das
beste Geigenholz, das er auftreiben konnte. Er lebte so
zurückgezogen, daß ihn selbst in seinem Wohnorte nur
wenige kannten und noch weniger erkannten. Um leben
zu können, mußte er einen kleinen Handel mit den
billigsten Schönbacher Geigen treiben, die er um
2 — 3 fl. an die Schüler des Lehrerseminars verkaufte.
Wer diese Geigen für seine Arbeit hielt, mußte ihn
freilich falsch beurteilen. Die Geigen, die er mit größter
Sorgfalt in allen Teilen eigenhändig machte — auch
Wirbel und Stege schnitzte er selbst — : sind durchaus
anerkennenswert und klingen sehr gut. Nur im Lak-
kieren war er kein Künstler, er beizte die Instrumente
mit Chromkali und überzog sie mit einem Spirituslack,
der hart wie Glas wurde. Kunstmaler Paul Lumnitzer
in Rothenburg o.d.T. besitzt zwei gute Violinen von ihm.
Geigenzettel : Josef Klee / Leitmeritz / 1 859 (gedruckt).
Klein — Kleyman
255
Klein, Aloys. — Rouen
Begründete 1884 eine Geigenmacherwerkstatt und
machte Antoine Brubac zu ihrem Leiter. Die Werkstatt
erfreute sich eines guten Rufes. Die Firma lautet jetzt:
»Klein et Cie.« und setzt das Geigenmachen nicht
weiter fort.
Geigenzettel: A. Klein / Luthier a Rouen / 18 . . A K.
(gedruckt).
Kleinhans, Johann. — Brunn. 1695
Der älteste in Brunn nachweisbare Lautenmacher, der
im Jahre 1695 das Bürgerrecht erwarb, wie das Bürger-
buch dieses Jahres fol. 39 ausweist.
Kleinsteuber, Gotha. — 1 790
Er war eigentlich Tischler, baute aber auch Harfen,
Zithern und Lauten, vielleicht sogar Geigen. Sein
Schüler war Bindernagel. — Ein J. G. C. Kleinsteuber
war um 1800 in Berlin ansässig, der gleichfalls Gitarren
und namentlich Pedalharfen baute.
Klemm, Carl August. — Leipzig
Ein im Anfang des 19. Jahrhunderts in Leipzig an-
sässiger Geigenmacher, dessen Arbeiten der Vogtländer
Schule zuzuschreiben smd.
Geigenzettel: Abb. 399.
Klemm, Johann. — (Mark)Neukirchen. 1710.
t vor 1743
Der Stammvater der Familie. Er war Bürger in Neu-
kirchen und wie sein Vater Drechsler. Da er keiner
Zunft angehörte und hauptsächlich Geigenwirbel
machte, bat er in die Geigenmacherzunft aufgenommen
zu werden. Aus verschiedenen Gründen willfahrte man
am 28. Nov. 1710 seiner Bitte, doch wurde ihm auf-
erlegt, sich aller Arbeiten, die den Geigenmachern zu-
kamen, zu enthalten, außer er wolle die Geigenmacher-
kunst noch erlernen. Ob er das getan hat, entzieht sich
meiner Kenntnis.
Klemm, Johann Georg I. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. vor 1710. 1743
Sohn von Johann und wie dieser hauptsächlich
Drechsler. Am 7. Juni 1743 erlangte er bei der Neu-
kirchener Zunft als Wirbeldrechsler und Geigen-
macher das Meisterrecht. Er wird schon 1710 als Sohn
von Job. Kl. erwähnt und war 1743 bereits Bürger. Er
ist vielleicht mit Johann George Klemm zu Helbigsdorf
identisch, von dem Kinsky eine Theorbe bekannt
wurde.
Klemm, Johann Georg II. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 1727, t 16. Aug. 1791,
64 Jahre 2 Monate 21 Tage alt
Ein Geigenmacher, der ähnlich wie die Ficker arbeitete,
aber selten Zettel verwendete und diese versteckt an-
brachte, so daß man nur wenig von ihm kennt.
Klemm, Johann Georg III. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 1 . März 1 763, t 21 . Jan. 1 835
Sohn von Joh. Gg. Kl. I und dessen Nachfolger. Ihre
Arbeiten stehen einander sehr nahe und können nur
unterschieden werden, wenn die Jahreszahlen dies
möglich machen.
Klemm, Johann Gottfried. — Radeberg. Geb.
1737, fnach 1763
Ein wenig bekannter Geigen- und Lautenmacher,
von dem sich eine Baßzither in der Scheurleerschen
Sammlung befindet. Bemerkenswert an dieser ist die
Schnitzerei mit lachenden Köpfchen. Eine recht kunst-
lose thüringer Waldzither befindet sich in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln. Da er sich
»junior« nennt, ist nicht ausgeschlossen, daß auch sein
Vater, der Kunstdrechsler war, Instrumente machte.
Geigenzettel: Johann Gottfried Klem Jun. Geigen-
und / Lautenmacher zu Radeberg. Ao. 1755 (geschr.).
Klemm, Karl Friederich. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 6. Mai 1765, t 7. April 1801
Ein tüchtiger Geschäftsmann, der viele Neukirchener
Geigenmacher seiner Zeit beschäftigte. Er selbst machte
recht gute Geigen, an denen jedoch die Mitarbeit
anderer niemals fehlt.
Geigenzettel : Karl Friederich Klemm /' aus Neukirchen
bei Adorff im Voigtland. / Musicalischer Instrumenten-
Music / und Saiten Fabricant. (gedruckt).
Kleven, Anders Christiansen. — Christiania.
Geb.22.Aug.l855 In Krödshund (Norwegen)
Von musikalisch gebildeten Eltern abstammend, machte
er schon in seinem achten Jahre eine Geige. Durch
diese Talentprobe veranlaßt, gab man ihn zu einem
Möbel- und Modelltischler in die Lehre, und wenn er
sich in seinen Mußestunden auch noch mit dem Geigen-
machen beschäftigte, so erhielt er doch erst von Peter-
sen in Chicago einigen Unterricht. Nach einem drei-
jährigen Aufenthalt in Chicago kehrte er in seine Hei-
mat zurück und ließ sich 1878 zunächst als Tischler in
Christiania nieder. Im Jahre 1890 gab er diesen Beruf
auf, um sich ausschließlich dem Geigenbau zu widmen.
Er arbeitet nach Stradivari und Vuillaume und ver-
wendet einen hellgelbbraunen Spirituslack eigener
Mischung. Er besitzt auch ein eigenes, längliches Mo-
dell und hat an den sog. Hardangerviolinen einige be-
merkenswerte Verbesserungen angebracht, so ver-
längert er die Saiten von 29 auf 32 cm und bringt vier
neue mitklingende Saiten an. In Paris 1900 war er durch
ein schönes Quartett vertreten. Er hat bis jetzt über
100 Geigen gemacht und zahlreiche Reparaturen aus-
geführt und wurde durch Medaillen und Diplome aus-
gezeichnet.
Geigenzettel
Abb. 419.
Kleyman (Kleynman), Cornelis. — Amster-
dam. 1671. 1695
Er war wie fast alle seine holländischen Zeitgenossen
ein Nachahmer der Amati und stand Jacobsz sehr nahe.
256
Kl
ler
Kllnsl
ingler
Eine Geige und zwei Gamben von ihm führt das Ver-
zeichnis der 1759 versteigerten Sammlung des ver-
storbenen Musikalienhändlers Nikolaus Seihof auf,
dort erscheint der Name auch Cleinmann geschrieben.
Er selbst hat seinen Namen bald Kleyman und bald
Kleynman geschrieben.
Geigenzettel : Cornelis Kleyman / in Amsterdam fecit
1695. (gedruckt) und Abb. 418.
Klier. — Schönbach b. E.
Eine Familie (wohl gleichen Stammes mit den Glier in
Markneukirchen), aus der die folgenden Geigenmacher
hervorgegangen sind:
KHer, Alois, war 1851—1863 in Karlsbad an-
sässig
Klier, Anton, ist noch tätig
Klier, Benedikt. — 1870. 1904
Ein geschickter Gelgenmacher, dessen Sorgfalt gelobt
wi
rd.
Klier, Ignaz I, war 1826 bereits Mitglied der
Innung
Klier, Ignaz, arbeitet noch jetzt
Klier, Johann, kommt schon 1824 und noch
nach 1826 vor
Klier, Josef.— 1826. f 1883
Er gab das Geigenmachen bald auf und beschäftigte
sich nur mit der Herstellung von Mechaniken für
Streichinstrumente. In dieser Beziehung war er ein
Schüler Christof Mitterwalds. 1849 führte er auch die
Anfertigung von Mechaniken für Rupfinstrumente ein.
Klier, Karl. — Geb. um 1805, f 1881
Kliment, Jakob. — Briinn. Geb. um 1810,
tum 1897
Schüler und Nachfolger von Heinr. Arlow. Er war ein
guter Geigenmacher und der beste zu seinen Lebzeiten
in Brunn. Im Jahre 1858 erfand er eine sog. Tischgeige,
mit Bünden auf dem Griffbrett und Stahlsaiten, ein
Mittelding zwischen Geige und Streichzither. Er starb
hochbetagt. Seine Werkstatt übernahm Ignaz Beer.
Geigenzettel: Jakpb Kliment / fecit Brunn 1849. (ge-
schrieben). — [Ost. Doppeladler] Jacob Kliment /
Brunn 1873 (gedruckt).
Kliment, Johann I. — Trebitsch, Brunn. Geb.
1813 in Trebitsch, f 3. Aug. 1897 in Brunn
Er erlernte zuerst das Tuchmacherhandwerk und wurde
dann Schüler seines Bruders Jakob Kl. Im Jahre 1851
ließ er sich in Trebitsch als Geigenmacher nieder und
übersiedelte 1868 nach Brunn, wo er J. Kratzschmanns
Nachfolger wurde. Er besaß eine gewisse Handge-
schicklichkeit, hat einige gute Geigen gemacht, war
aber hauptsächlich als Reparaleiir tätig.
Kliment, Johann II. — Trebitsch. Geb. 1841
in Trebitsch
Sohn und Schüler von Johann I Kl., dessen Geschäft er
im Jahre 1868 übernahm, nachdem er eine Zeitlang bei
seinem Onkel Jakob Kl. gearbeitet hatte. Er hat sich als
tüchtiger Meister und namentlich als geschickter
Reparateur einen geachteten Namen erworben. Er ver-
wendet nur geschriebene Zettel.
Khment, Josef. — Brunn. 1866. 1904
Neffe und Schüler von Jak. Khment und Nachfolger
von Bernhard Wutzelhofer. Er ist als Reparateur nicht
ungeschickt, doch hat er nur sehr wenige neue Geigen
gemacht. Im Jahre 1904 ging seine Werkstatt auf Franz
Trawniczek über.
Klimits (Klimitsch), Joseph. — Wien. Geb.
uml783, f 6.Jan. 1866
Guter Geigen- und Gitarrenmacher der Wiener Schule,
wenn auch gerade kein Künstler, denn seine Geigen
sowohl als seine Gitarren und sog. Schoßharfen (mit
Haken) sind nur handwerksmäßig gearbeitet.
Geigenzettel : Joseph Klimits / Geigen und Guitar-
macher / in Wien. No 50 (gedruckt in ovaler Ein-
fassung).
Brandmarke Nr. 48.
Kling, Georg. — Wien. 1675
Erlangte im Mai 1675 als Lauten- und Geigenmacher
das Wiener Bürgerrecht.
Klinger, Chr. Gottl. — Klingenthal. 1753
Er wird im Innungskassenbuch als Geigenmacher-
meister bezeichnet und war vielleicht ein Nachkomme
jener Familie Klinger, der zu Ehren Klingenthal seinen
Namen trägt. Ein Nicol Klinger war bekanntlich der
Besitzer des Hammerwerks Hellhammer (Höllhammer),
aus dem sich die ganze Ortschaft entwickelte.
Klinger, Christian Friedrich. — Klingenthal.
1779
Sohn von Chr. Gottl. Kl., als Geigenmacher nur wenig
bekannt.
Klingler, Christof I. — Rattenberg a. Inn. Geb.
vor 1620 (?),t 17. April 1677
Ein Altersgenosse und Landsmann Jakob Stainers, von
dem im Jahre 1890 eine schöne Viola auf der Haller
Ausstellung zu sehen war. Was über sein und seines
Sohnes Leben zu ermitteln war, findet sich in Dr. Fr.
Waldners Nachrichten über tirolische Geigen- und
Lautenmacher (Ferdinandeums Ztschr. 111. F. 55. Heft).
Danach war Chr. Klingler schon 1647 Bürger in
Rattenberg, wo er der Stadtmiliz angehörte. In den
Urkunden wird er als Geigenmacher und Gastwirt und
auch als Stadtspielmann aufgeführt. Er war in erster
Ehe mit Maria Stöckl, in zweiter mit Maria Rotweil
verheiratet und hatte zehn Kinder. E. J. Duintjer in
Veendam besitzt eine schöne Geige mit Löwenköpfchen
mit dem Zettel »Christophorüs Klingler*, unleserlicher
Ortsangabe und der Jahreszahl 1634 (oder 1654?).
Geigenzettel : Christophorüs Klingler / aus Rattenberg
a. 1 669 (gedruckt).
Klingler — Klotz
257
Klingler, Christof II. — Rattenberg a. Inn.
Geb. H.April 1657, t in Hall 14. Aug.
1702 (?)
Dritter Sohn erster Ehe von Christof I Kl. und angeb-
lich Schüler von Stainer, bei dem er nach allerdings un-
verbürgten Nachrichten schon im Jahre 1666 gewesen
sein soll. Nach dem Tode seines Vaters machte er sich
1677 in Rattenberg selbständig, wurde Bürger und
heiratete 1678 Justina Lampurger aus Hall. Er wird in
den Urkunden abwechselnd als Geigenmacher, Mu-
siker oder Sänger bezeichnet und einmal auch als
»Musterschreiber in der Landmiliz«. In Rattenberg ist
er nicht gestorben, aber in der Vaterstadt seiner Frau
findet sich im Sterbebuch ein Christof Klingler, Pfarr-
musiker, eingetragen, der zweifellos mit unserem
Geigenmacher identisch ist. Arbeiten von ihm sind mir
bisher nicht bekannt geworden.
Kloeive, Anders Ragnaldson. — Bergen. 1795
Norwegischer Lautenmacher, von dem sich eine nor-
wegische Zither, mit Perlmutter eingelegt, in Berlin in
der Sammlung alter Musikinstrurriente befindet.
Klopfleisch, Karl Fr. — Kaltenwestheim
a. Rhön. Weimar. Geb. 26. März 1870
Ein Volksschullehrer und Geiger, der sich autodidak-
tisch zum Geigenmacher ausgebildet hat und sich be-
müht, Geigen auf wissenschaftlicher Grundlage unter
genauer Beobachtung der physikalischen und aku-
stischen Gesetze zu machen. Er geht davon aus, daß
gleich den Maschinen und Orgeln usw. auch Geigen
nach bestimmter mathematischer Berechnung gebaut
werden können. Nach jahrelangen Versuchen ist es ihm
tatsächlich gelungen, sehr beachtenswerte Ergebnisse
zu erzielen. Im Jahre 1909 zog er nach Weimar und
verlegte sich ganz auf den Geigenbau. Sein genau
berechnetes Modell ist sehr schön, die Arbeit muster-
haft und der Ton vorzüglich.
Klor, Franz Anton.
1754
Kolin 1722. Prag 1739.
haberei mit dem Geigenmachen. Er machte ganz leid-
liche, flach gebaute Geigen, die er hoch im Preise hielt
und nicht unter 100 Tlr. hergab. Um 1860 lebte er in
Breslau. Er besaß mehrere Medaillen und Diplome, die
er für seine Geigen erhalten hatte.
Klotz. — Mittenwald
Die Familie des Begründers der Mittenwalder Geigen-
industrie, aus der eine große Zahl hervorragend ge-
schickter Geigenmacher hervorgegangen ist, hatte
durch das ganze 18. Jahrhundert die größte Bedeutung
für ihren Heimatsort. Es folgt daher auf Seite 259
die Skizze eines Stammbaums.
Klotz, Aegidius Sebastian (Egidi II). — Mitten-
wald. Geb. 1733, t 1805
Sohn des Sebastian Kl. Einer der besten Geigen-
macher seiner Zeit, wenn er es auch oft an der nötigen
Sorgfalt fehlen ließ. Seine Geigen sind dunkelrotbraun
lackiert, haben hübsche F-Löcher und langgezogene
Schnecken. Die Wölbung der Decke nahm er gerne
etwas stärker als die des Bodens. Er verstand sich gut
auf das Holz und den Ton, doch ahmte er auch Stainer
nach und dürfte viele seiner Arbeiten mit einem
Stainerzettel versehen haben, was leider auch von den
übrigen Mitgliedern der Familie Klotz fleißig geübt
wurde. Er war mit Anna Gerblin verheiratet und saß
noch 1799 im innern Rat zu Mittenwald.
Geigenzettel: Abb. 402. 433, 442.
Klotz, Anton Joseph. — Mittenwald. Geb.
12. Juni 1787, t 1835
Sohn und Schüler von Joseph Anton Kl. Da er haupt-
sächlich für seinen Verleger gearbeitet haben soll, ist er
wenig hervorgetreten. Wegen der gleichen Vornamen
könnten seine Geigen mit denen seines Vaters leicht
verwechselt werden, doch hat er auf seinem Zettel stets
den Namen Anton voran gestellt.
Dlabac schreibt den Namen irrigerweise Klot, und
andere folgten ihm darin. Er selbst schrieb sich stets
Klor. Er war von 1722—1739 in (Neu-)Kolin ansässig,
und gehörte zur Tischlerzunft. Um 1739 siedelte er
nach Prag über, wo er seitdem verblieb. Ein Violoncello
vom Jahre 1 739 von ihm besitzt das Kloster Strahow.
Geigenzettel: Antonius Klor me fecit / Neo-Kolinij A.
1 739. (gedruckt). — Antonius Klor / fecit Pragae Anno
1748 (gedruckt). — Franciscus Antonius Klor, / fecit
Pragae, Anno 1 752 (gedruckt).
Kloß, Ernst Aug. — Bernstadt, Breslau. Geb.
30. Mai 1801 in Branderoda (Prov. Sachsen),
131. Aug. 1870 in Bernstadt
Er war der Sohn eines Organisten und Lehrers, war
selbst über 30 Jahre Kantor an der evangelischen Kirche
in Bernstadt i. Schi, und beschäftigte sich aus Lieb-
V. Lütgcnd oif f , Gt'igen- und L:iukninacher. Bd. II
Klotz, Balthasar I. — Mittenwald. Geb.
7. März 1854
Sohn des Schneckenschnitzers und Holzfällers Niko-
laus Kl. (geb. 1814, t 1861). Schüler seines Oheims
Simon Tiefenbrunner. Bis 1888 arbeitete er haupt-
sächlich für die Verleger Neuner & Hornsteiner, 1890
machte er sich selbständig und hat auch seine Söhne zu
tüchtigen Geigenmachern ausgebildet, die jetzt Teil-
haber seiner Werkstatt geworden sind. Sie sind alle mit
Recht stolz darauf, ihre Abstammung in gerader Linie
bis zu Mathias Kl. zurückführen zu können und sind
auch mit Erfolg bemüht, den alten Ruhm ihrer Familie
durch sauber gearbeitete, tonschöne Geigen fortgesetzt
neu zu verdienen. Als Vorbilder dienen sowohl die
alten Italiener als auch Jacob Stainer.
Geigenzettel : Balthasar Klolz / Instrumenlenmacher /
Mittenwald a/Isar, Nr. 224. (gedruckt). — Balthasar
Klotz & Söhne, Geigenbauer / Nachkommen von
Mathias Klotz / Bayer. Hochgeb. Mittenwald Bayer.
Hochgeb. (gedruckt).
17
258
Klotz, Balthasar II — Klotz, Joseph II
Klotz, • Balthasar II. — Mittenwald. Geb.
23. Jan. 1885
Schüler seines Vaters Balthasar 1 Kl. Er machte den
Krieg mit und ist jetzt Teilhaber der väterlichen Werk-
statt.
Klotz, Egidi I. — Mittenwald. 1675. 1711
Es existiert eine ganze Anzahl unzweifelhaft alter tirc-
lischer Geigen mit dem Namen Egidius Klotz und den
obenstehenden frühen Jahreszahlen. Trotzdem läßt
sich ein Egidius Klotz aus dem 17. Jahrhundert ur-
kundlich nicht nachweisen. Zur Lmie des Mathias
Klotz scheint dieser ältere Egidius nicht gehört zu
haben. Seine Arbeit gleicht übrigens in keiner Weise
der des Aegidius II aus dem 18. Jahrhundert. Seine
Geigen sind viel besser und wenigstens dreimal so viel
wert als die des jüngeren Egidi II Kl. Das Aussehen
seiner Geigen rechtfertigt auch die Tradition, die einen
Egidi Kl. als Schüler Stainers nennt. Wenn man nicht
annehmen will, daß ein Fälscher des 18. Jahrhunderts
in bestimmte Geigen eines Meisters Zettel mit dem
erfundenen Namen »Egidi Klotz« geklebt hat, so könnte
man in diesem Egidi etwa den Vater Georgs II Kl.
sehen, der ja auch nicht zur Linie des Math. Kl. gehört
hat. Eine Violine von Egidi 1 Kl. befindet sich aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 515) jetzt in Berlin.
Geigenzettel: Egidius Klotz / Fecit Mittenwald a/1
1690 (gedruckt).
Klotz, Egidi II s. Aegidius Kl.
Klotz, Ferdinand s. Wolfgang Ferd. Klotz
Klotz, Georg I. — Mittenwald. Geb. 31 . März
1687, t 31. Aug. 1737
Sohn (erster Ehe) von Mathias Kl. In den Pfarrbüchern
wird er »chelyfactor« genannt und bekleidete das
Ehrenamt eines »Markt verraithers« (Marktkämmerers).
Vermählt war er mit Anna geb. Sprenger (f 6. Dez.
1734). Seine Arbeit ist gut, sein Modell etwas breiter
als das von Sebastian Kl.; auch sein braungelber oder
rotbrauner Lack und der Ton seiner Instrumente ver-
dienen Lob; nur nahm er manchmal schlechtes Holz,
das jetzt gewöhnlich vom Wurm zerfressen ist. Geigen
von ihm, die sich durch saubere Durchführung und oft
auch durch hübsch geschnitzte Löwenköpfchen aus-
zeichnen, befinden sich noch in vielen Sammlungen.
Eine Viola d'amore von ihm besitzt W. Heyers Musik-
historisches Museum in Köln. Die Randverzierung des
gedruckten Zettels von Aegidius, Mathias III und
Georg K. ist die gleiche.
Geigenzettel: Abb. 432, 436, 438.
Klotz, Georg II (Georg Carl). — Mittenwald.
Geb. 1723, t 1797
Er gehörte nicht der Linie des Math. Klotz an und darf
nicht mit dem 1 737 verstorbenen Georg Kl. ver-
wechselt werden. In den Kirchenbüchern kommt er
zuerst 1756 vor, wo ihm ein Sohn Wilhelm Dyonisius
geboren wird. Auf dem Lehrbrief, den er am 20. Mai
1766 für Joh. Georg II Psenner ausstellte (aufbewahrt
im Innsbrucker Stadtarchiv Nr. 562), unterschrieb er
sich Georg Carl Klotz, auf seinen Zetteln wendet er nur
den Namen Georg an. Seine Geigen zeigen noch die
Stainerwölbung und haben rotbraunen Lack. Eine
hübsche Violine von 1753 von ihm findet sich aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 514) in Berlin. Er verwendete
geschriebene und gedruckte Zettel.
Geigenzettel : Georg. Klotz propna mea / manu feci in
Mittenwald 1753. (gedruckt) und Abb. 412^).
Klotz, Johann Carl. — Mittenwald. Geb.
29. Jan. 1709, soll um 1790 noch gelebt
haben
Sohn von Math. Klotz und von dessen Frau Ursula geb.
Schlaucher. Sein Taufpate war Andreas Jais, »lediger
Lautenmacher«. Er wohnte im unteren Markte in einem
halben Hause, das früher Thomas Nebel gehörte. Ver-
heiratet war er mit Margaretha Knilling. Er galt als
einer der besten Geigenmacher seiner Familie, arbeitete
recht gut nach einem kleinen, an Amati erinnerenden
Modell und verwendete dunkelbraunen Lack. Eine
Violine von ihm befindet sich aus der Sammlung
Snoeck (Nr. 516) in Berlin.
Geigenzettel: Abb. 406 u. 437.
Klotz, Johann Joseph s. Joseph Klotz (jun.)
Klotz, Joseph I (Thomas). — Mittenwald. Geb.
8. März 1743, t nach 1809
Er nannte sich kurzweg Joseph Kl. und war ein Sohn
(und Schüler) von Sebastian Kl. und Regina Mayr.
(Sein Sohn Joseph nannte sich zu Lebzeiten des Vaters
Joseph Kl. jun.) Einer der tüchtigsten Geigenmacher
der ganzen Familie, ein echter Künstler, bei dem zu
bedauern ist, daß er nicht allzuviel gemacht hat. Man
erzählt sich, daß er nur an drei Tagen der Woche ge-
arbeitet und die übrige Zeit der Jagd und der Fischerei
gewidmet habe. Er konnte sich das erlauben, denn seine
Geigen wurden ihm stets sehr gut bezahlt. Holz und
Arbeit sind bei ihm gleichmäßig gut; die Wölbung
nimmt er flacher als die meisten seiner Mittenwalder
Genossen; die F-Löcher sind meistens klein, haben
-chönen Schwung; sein Lack ist von zitronengelber,
rötlicher oder brauner Farbe. Die Schnecke ist am
Rücken in die Länge gezogen. Eine schöne Violine und
eine dazu passende Viola besitzt der Chor der Stifts-
kirche in Laufen (aus dem Jahre 1792). Einen schönen
Baß von ungewöhnlicher Größe von ihm besitzt das
Musikhistorische Museum von W. Heyer in Köln, eine
Violine von 1 795 C. Stoeber in Würzburg.
Geigenzettel : Joseph Klotz Laut. Geigen- / macher in
Mittenwald 1792 (gedruckt) und Abb. 411, 430, 440.
Klotz, Joseph II. — Mittenwald. Geb. im
letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, lebte
noch 1831
Sohn von Joseph Thomas Kl.; um sich von seinem
Vater, der seine Geigen mit »Joseph Kl.« bezeichnete,
^) Aus dem Musikhistorischen Museum des Herrn
Fr. Nikolas Manskopf in Frankfurt a. M.
Klotz.
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Klotz, Josef III — Klotz, Mathias III
zu unterscheiden, nannte er sich oft Joseph Klotz jun.
Er soll ein guter Gelger gewesen sein und arbeitete sehr
sauber.
Geigenzettel: Joseph Klotz junior in / Mittenwald an
der Isar / anno 1793 (gedruckt). — Joseph Klotz in
Mittenwald / an der Isar, Musicus 1831. (gedruckt).
Klotz, Josef III. — Mittenwald. Geb. 6. März
1879
Ältester Sohn und Schüler von Balthasar I Kl. Er
machte den Krieg von 1914 — 1919 mit und ist jetzt
Teilhaber der väterlichen Werkstatt.
Klotz, Josef Anton. — Mittenwald. Geb.
22. Jan. 1760, t 1822
Sohn des Aegidius Kl. und der Maria Gerblin. Von ihm
wird erzählt, daß er nur im Winter als Geigenmacher
tätig war. Auf Geigenzetteln liest man oft nur »Anton
Klotz«; ob diese Zettel ihm oder seinem Sohne Anton
Joseph zuzuweisen sind, steht nicht fest. Da aber weder
er noch sein Sohn zu den hervorragenden Mitgliedern
der Familie gehören, lohnt es sich nicht, nach sichern
Unterscheidungsmerkmalen zu suchen.
Klotz, Josef Karl. — Mittenwald. Geb. 1731,
t 1739
Jüngster Sohn von Georg Kl. Da er als achtjähriger
Knabe starb, dürften Geigen, die seinen Namen tragen,
unecht sein oder von Job. Carl herrühren, dessen Vor-
namen dann nur schlecht gelesen wurden.
Klotz. Karl. — Mittenwald. Geb. 1726. 1756
Sohn von Georg KI. und Anna Sprenger. Er arbeitete
sehr handwerksmäßig. — Übrigens besaß auch Joh.
Carl einen 1746 geborenen Sohn Karl, von dem noch
nicht feststeht, ob er über die ersten Kinderjahre
hinaus gelebt hat.
Geigenzettel : Abb. 426
Klotz'), Mathias I. — Mittenwald. Geb.
11. Juni 1656 (nicht 1670!), t 1743 (nicht
1720!)
Der eigentliche Gründer der Geigenindustrie Mitten-
walds. Er war der älteste Sohn von Urban Klotz und
dürfte wohl in Füssen oder Vils, vielleicht sogar bei
Stainer den ersten Unterricht erhalten haben. Seine
letzte Ausbildung fand er jedoch in Italien, wo er sechs
Jahre lang bei Giovanni Railich in Padua gearbeitet
hat, wie eine im Archiv der Geigenbauschule in
Mittenwald befindliche »Kundschaft« vom Mai 1678
beweist. Seine Arbeit steht trotzdem nur unter dem
Einfluß Stainers. Die Geschichte seiner Lehrjahre
wird gewöhnlich sehr romantisch dargestellt. Da durch
die Gebirgspässe bei Mittenwald eine der wichtigsten
Heerstraßen aus der Levante, Italien und Tirol nach
Augsburg führte und die Mittenwalder Rollfuhrleute
daher leicht Beziehungen bis weit nach Italien hinein
^) Der Name kommt Kloz, Khlotz, selbst Glotz usw.
geschrieben vor.
haben konnten, soll Mathias schon als zehnjähriger
Knabe von einem solchen Fuhrmann nach Cremona zu
Nie. Amati gebracht worden sein. Nach zwanzig-
jähriger Abwesenheit sei er dann heimgekehrt, wo er
seinen Geburtsort in großem Aufschwung fand. Die
venezianischen Kaufleute hatten nämlich ihren Markt
von Bozen nach Mittenwald verlegt. Dieser Umstand
dürfte ihn tatsächlich zum Bleiben veranlaßt haben. Er
fand jetzt in Mittenwald einen geeigneten Boden für
seine Kunst; an gutem Holz war kein Mangel, und Ab-
satzgelegenheit war sowohl nach dem Süden wie nach
dem Norden reichlich vorhanden. Er zog sich Schüler
und Gehilfen heran und brachte es zu Ansehen und
Wohlstand, hatte ein Haus in der Judengasse und war
zweimal verheiratet. Da er sich noch 1 702 in Padua eine
amtliche Bestätigung seines Zeugnisses von Railich
erwirkte, kann man annehmen, daß er auch in reiferen
Jahren nochmals nach Italien gekommen ist. Es ist
jedenfalls den fremden Kaufleuten zuzuschreiben, die
immer nur Geigen von dem damals schon hochge-
schätzten Stainer haben wollten, wenn er, um seine
Arbeiten leichter an den Mann zu bringen, wie man
behauptet, auch Zettel mit Stainers Namen in seine
Geigen klebte. In bezug auf die Durchführung sind
seine Arbeiten sehr lobenswert ; auch der Ton ist recht
gut; dagegen ist sein Holz nicht immer schön und dem
Wurmfraß ausgesetzt. Der Lack ist auf dunklem
Grunde aufgetragen und hat einen gelblichen Schim-
mer, ist im allgemeinen aber dürftig. Übrigens ist es ein
Irrtum, ihn für den besten Meister der Familie zu
halten, da er z. B. von seinem Sohne Sebastian weit
übertroffen wurde. Er verstand sich sehr gut auf den
Handel, doch ging dieser bald auf die Neuner über.
Schon um 1 730 traten Johann und Mathias Neuner in
den Vordergrund und verstanden es, allmählich den
ganzen Mittenwalder Geigenhandel zu monopolisieren.
Die Verdienste von Math. Kl. sind in Mittenwald un-
vergessen geblieben, und im Jahre 1890 hat ihm der
dortige Geigenmacherverein ein von Ferd. v. Miller in
Erz gegossenes Denkmal errichtet. Geigen von ihm
kommen noch ziemlich häufig vor; ein Alto von
schönem Holz und hübscher Arbeit besaß die Samm-
lung Snoeck (Nr. 576, jetzt in Berlin).
Geigenzettel: Mathias Klotz Lauten- und Geigen- /
macher in Mittenwald an der Iser / Anno 16 . . (ge-
druckt) und Abb. 435 und 443.
Klotz, Mathias II. — Mittenwald. Geb.
23. Febr. 1664, lebte noch nach 1725
Sohn von Adam Kl. und seiner Frau Susanna (f 31 . Dez.
1701, 96 Jahre alt). Er gehörte einer Seitenlinie der
Familie an und darf mit dem berühmteren Mathias I
Kl. nicht verwechselt werden. Er wird als Lauten-
macher bezeichnet und war Bürger in Mittenwald.
.Arbeiten von Ihm sind nicht sicher nachzuweisen.
Klotz, Mathias III. — Mittenwald. Geb. 1718,
t nach 1770
Sohn von Georg Kl. Seine Geigen sind am besten da-
durch von denen seiner Verwandten zu unterscheiden,
daß sein Lack jetzt beinahe schwarz geworden ist.
Geigenzettel : Abb. 434.
Klotz — Knichtel
261
Klotz, Mathias IV. — Mittenwald. Geb. im
letzten Viertel des 18. Jahrhunderts, f um
1868 als alter Junggeselle
Sohn von Jos. Thom. Kl. Zu seinen Lebzelten war_^er
der einzige Geigenmacher aus der Familie, da, als er
starb, Balthasar noch in der Lehre war.
Mittenwald. Geb. 12. Okt.
Klotz, Max.
1896
Sohn und Schüler von Balthasar 1 Kl. Er machte, wie
seine drei Brüder den Feldzug mit, stand im Westen,
und wird seit 1. August 1916 vermißt.
Klotz, Michael. — Mittenwald. 1750. 1790
Ziemlich gewöhnlich gearbeitete braunlackierte Geigen,
tragen den Namen Michael Klotz. Nach dem Stamm-
baum der Familie des Math. Klotz gab es nur einen
Michael Kl., Sohn von Joh. Carl, der schon als Kind
1743 gestorben ist und unmöglich Geigen gemacht
haben kann. Der um 1750 — 1790 vorkommende
»Geigenmacher Michael Klotz« gehörte also, wenn er
überhaupt lebte, nicht zu der Linie des Math. Kl.
Geigenzettel: Michael Kloz in Mitten / wald an der
Iser. An. 17 (gedruckt).
Klotz, Nikolaus. — Mittenwald. Geb. 20. März
1892
Sohn und Schüler von Balthasar I Kl. Wie seine
Brüder zu den Fahnen gerufen, wird er bereits seit dem
25. Sept. 1914 vermißt.
Klotz, Sebastian I (Sebastian Anton). — Mit-
tenwald. Geb. 18. Jan. 1696. f nach
1767
Er war ein Sohn von Math. I Kl. aus dessen erster Ehe
und wird in den Urkunden als Plectopöus bezeichnet.
Vermählt war er mit Rosina Mayrin. Geigen mit einer
höheren Jahreszahl als 1750 von ihm sind mir noch
nicht zu Gesicht gekommen, da er aber am 19. Sept.
1767 dem Joh. Georg II Psenner bestätigte, daß dieser
anderthalb Jahre lang als Gehilfe bei ihm gearbeitet
habe, kann er erst nach diesem Jahre gestorben sein.
Seine Geigen sind nach Stainer gemacht, aber etwas
weniger gewölbt, haben schmälere F-Löcher, spitzere
Ecken und sind denen des Math. I weitaus vorzu-
ziehen und werden deshalb auch wesentlich höher be-
wertet und in England sogar überschätzt, wo einzelne
Verehrer sie in einem Atem mit Stradivari nennen.
Auch sein Lack ist dicker und besser als der seines
Vaters, von verschiedener Farbe, meistens rotbraun
oder dunkelbraun, und ähnelt manchmal dem von
Alban. Bis zum Ende der dreißiger Jahre verwendete er
meistens geschriebene Zettel, später fast immer ge-
druckte. Eine Violine von ihm aus dem Jahre 1740 be-
sitzt Berlin aus der Sammlung Snoeck (Nr. 513); eine
Altviola von 1 734 war in der Sammlung Scheurleer.
Geigenzettel: Sebastian Klotz in / Mittenwald an der
Isar 1734 (gedruckt) und Abb. 413, 431 und 439.
Klotz, Sebastian II. — Mittenwald. Geb.
30. Okt. 1762, t 1825
Sohn des Ägidius Sebastian und der Maria Gerblin,
Enkel von Sebastian L Seine Arbeit entspricht der
Mittenwalder Schule, doch scheint er bereits Nutzen
aus der .Arbeitsteilung gezogen zu haben, so daß seine
Geigen wenig Individuelles zeigen.
Geigenzettel: Sebastian Kloz, in / Mittenwald, An.
1803. (gedruckt).
Klotz, Wolfgang Ferdinand. — Mittenwald.
Geb. 1744. 1788
Sohn von Johann Carl Kl. und Margarete geb. Knilling.
Er war ein ebenso guter Geigenmacher als gewandter
Kaufmann. Seine Arbeit ist sauber und entspricht den
Überlieferungen seiner Famliie.
Geigenzettel : Ferdinand Klotz / in Mittenwaldt an der
Iser 17.. (gedruckt).
Kluibenschädl, Josef. — Innsbruck. 1861. 1864
Ein Geigenmacher ohne besondere Eigenart, der nach
Dr. F. Waldner aus dem Oberinntal stammte und im
Jahre 1862 zwei Violinen in London ausstellte, die im
Tiroler Boten sehr gelobt wurden. Einige Geigen da-
gegen, die ich von ihm sah, verdienten wenig Lob und
verrieten keine über die Mittelmäßigkeit hinausgehende
Geschicklichkeit.
Geigenzettel : Abb. 407.
Knäbel, Carl, lebte um 1895 in Glogau und
beschäftigte sich auch mit dem Ausbessern
alter Geigen
Knäuscher, Johann Georg. — Schwabach.
1783. 1805
Er schreibt seinen Namen auf seinem Zettel so un-
deutlich, daß man auch Knapscher lesen kann. Leider
findet sich im Schwabacher Archiv nichts über ihn, so
daß ich die richtige Lesart bisher nicht feststellen
konnte. Er arbeitet frei nach Stainer; am besten sind
seine Violoncelli. Übrigens wird von ihm behauptet,
daß er nur Flickarbeiten ausgeführt und neue Geigen
und Violoncelli bei Widhalm in Nürnberg gekauft
haben soll, in die er dann seine Zettel eingeklebt hat.
Geigenzettel : Johann Georg Knäuscher / Fecit Schwa-
bach 1800 (geschrieben).
Knaggs, Wm . , lebt in Toronto als Geigenmacher
Knapscher s. Knäuscher
Knaus s. Kraus
Knichtel, Erdmann. — Altenburg (S.-A.). 1 768
Wahrscheinlich einer vogtländischen Familie ange-
hörend. Er war Geigen- und Instrumentenmacher; von
ihm ist mir nur bekannt, daß er 1 768 ein Gesuch an die
herzogl. Regierung richtete, den fremden Geigen-
machern oder -händlem das Feilhalten von Musik-
instrumenten auf dem Jahrmarkt in Altenburg zu ver-
bieten. — Es soll noch mehrere Geigenmacher dieses
Namens gegeben haben,
262
Knichtel
Knipp
Knichtel, Johann Michael. — Lübeck. 1762.
t H.Dez. 1797
Violinmacher. Ward 1762 am 17. Juni zum Lübecker
Einwohner angenommen und verheiratete sich am
9. Mai 1765 mit Jungfrau Cath. Elisabeth Kließen-
Kalies, wohnte in der Ritterstraße Nr. 694 Getzt St.
Annenstr.), Ecke der Weberstraße, und ward in St.
Aegid. 1797 begraben. Im Adreßbuch 1798 wird er als
während des Druckes mit Hinterlassung einer Witwe
verstorben bezeichnet. Die Witwe führte das Geschäft
noch eine Zeitlang fort und starb am 1. August 1805.
Seine Geigen sind gut gearbeitet, wenn auch Holz und
Lack zu wünschen übrig lassen. Der Ton ist etwas spitz.
Geigenzettel : Gemacht / von Johann Michael Knichtel/
in Lübeck 1 778 (gedruckt).
Knilling. — Mittenwald
Eine Geigenmacherfamilie, die der Familie Klotz eben-
bürtig war, und aus der viele tüchtige Geigenmacher
hervorgegangen sind.
Knilling, Andreas, war 1768 bereits verheiratet
und kommt nach 1 769 noch vor
Knilling, Anton. 1760. 1770
Im Jahre 1763 war er bereits verheiratet. Seine Geigen
sind sehr gut; nur der Lack ist trüb-braun.
Geigenzettel: Anton Knilling geigmch. / mittenwaldt
ano 1767 (geschrieben).
Knilling, Anton Alois, Sohn von Johann Kn.
Geb. 22.JuH 1765
Knilling, Georg. — Geb. 1769; Sohn von
Anton Kn.
Knilling, Johann I. — 1750
Einer der besten Meister aus seiner Familie.
Knilling, Johann 11. — Mittenwald. Geb.
1822, t 1905
Er war der letzte Mittenwalder, der in seiner Jugend als
Geigenhausierer herumzog. Sein Weg führte ihn ge-
wöhnlich bis Passau. In seinen alten Tagen lackierte er
Geigen für die >>Verleger<'.
Knilling, Johann Joseph I. — Geb. 20. Aug-
1763, t nach 1838
Sohn von Anton Kn. Sehr tüchtiger Geigenmacher,
der meist nach Amati arbeitete. Eine gute Violine von
ihm befindet sich auf dem Chor der Stiftskirche in
Laufen.
Geigenzettel : Johann Knilling in / Mittenwald an der
Iser 1788 (gedruckt). — Johann Knilling Geigen-
macher in / Mittenwald an der Issar 1821 (gedruckt).
Knilling, Johann Joseph II. — Mittenwald.
Geb. 1853 in Mittenwald
Er besuchte von 1866 — 1869 die Mittenwalder Geigen-
bauschule und erlernte nachträglich noch das Zither-
machen. Als Gehilfe arbeitete er jahrelang bei X. Ker-
schensteiner in Regensburg und machte sich dann in
Mittenwald selbständig. Im Jahre 1906 erhielt er in
Nürnberg die silberne Medaille. Seine Arbeit ist sehr
sauber und sorgfältig.
Geigenzettel : Joh. Knilling / Instrumentenmacher /
Nr. 66 Mittenwald a. d. I. Nr. 66 / Oberbayern, ano
1896. (gedruckt). — Silb. Med. Joh. Knilling Nürnb.
1906 / Instrumentenmacher / Mittenwald an der Iser. /
Nr. 66. Oberbayern Nr. 66. / ano 1906. (gedruckt).
Knilling, Josef, lebte um 1765 und war viel-
leicht ein Bruder von Johann Kn.
Er unterschied sich von den übrigen Mitgliedern der
Familie nur durch seinen gelben Lack.
Knilling, Josef Mathias. — Geb. 6. Febr. 1 767,
t nach 1838
Sohn von Anton Kn. Er schrieb sich gewöhnlich kurz-
weg »Mathias Knilling* und darf als einer der letzten
Mittenwalder gelten, bei dem die alten Vorzüge der
Klotzschule noch lebendig waren. Er war einer der
talentvollsten Mittenwalder Meister und ist in seiner
Arbeit oft dem Franzosen Pique ebenbürtig. Sehr schön
ist auch sein roter, weicher meist dick aufgetragener
Ollack. Eine schöne Violine von 1824 befindet sich im
Museum Francisco-Carolinum in Linz a. D. Ein
Violoncello von ihm besitzt Herr v. Ledebur in
Schwerin.
Geigenzettel: Mathias Knilling Geigenmacher y in
Mittenwald an der Isar 1831 (gedruckt).
Knilling, Mathias, lebte 1753—1760, nicht zu
verwechseln mit Josef Mathias Kn.
Knilling, Paul Anton. — Geb. 25. Jan. 1759;
Sohn von Johann Kn.; lebte noch 1812
Geigenzettel: Baulus Knilling Geieenmacher / in
Mittenwald an der Iser / 1812 (geschrieben).
Knilling, Philipp, blühte um 1760
Seine Geigen sind etwas weniger gewölbt als die Klotz-
schen und zeigen das Bestreben, italienische Vorbilder
nachzuahmen.
Knilling, Philipp Bernalt (Bernhard?). —
Mitten wald. 1821
.Als Hausierer zog er Jahr für Jahr mit seinen Geigen
durch das Land, besuchte alle Klöster Südbayerns und
fuhr wiederholt mit dem Floß von der Isar in die Donau
bis nach Wien, um Geigen zu verkaufen.
Knipp, Johann Heinrich David. — Heisa, Geb.
in Hörsingen in der Altmark um 1749,
t3. Febr. 1807
Er stammte aus dem Gardelegenschen Kreise in der
Altmark und ließ sich als Geigenmacher in Heisa nieder,
wo er in erster Ehe am 28. September 1783 .Anna
Martha geb. Finkenstädt verw. Stoll heiratete; nach
deren Tode ehelichte er am 24. August 1800 Elisabeth
Knitl — Knopf
263
Schlegel. Er scheint von Hause aus Tischler gewesen
zu sein ; sein Modell ist häßlich, ebenso sein schwarzer
Lack. Auf seinen handschriftlichen Zetteln verschnör-
kelte er die Anfangsbuchstaben so, daß man eher Snip
als Knipp lesen könnte.
Geigenzettel: J. H. D. Knip aus / Heisa. 1802. (gedr.).
Knitl, Franz. — Freising. Geb. 1744 in
Mittenwald, \ 19. Febr. 1791 in Freising
Er war der Sohn des Anton Knitl, der als Bader (Bal-
neator) in Zürl (Zierl) bezeichnet wird, hat, seiner .Ar-
beit nach zu urteilen, jedenfalls in Mittenwald gelernt,
wo er nach dem Taufschein seines 1781 geborenen
Sohnes Franz Anton auch geboren war. Er scheint an-
fangs in Mittenwald gearbeitet zu haben und erst um
IJö"? nach Freising gekommen zu sein, denn bei seiner
am 5. Juni 1769 vollzogenen Trauung wird er als »an-
gehender Bürger und Geigenmacher<' bezeichnet. Er
wurde dann Hof-Lauten- und Geigenmacher des
Bischofs von Freising. Seine Geigen erinnern an das
Amati- oder Stainermodell, sind schmal in der Brust
und haben enge F-Löcher. Der Ton ist nicht groß, aber
meistens wohlklingend. Sein Nachfolger war Joseph
Doser.
Geigenzettel: Franz Knitl, Hof-Geigen- und / Lauten-
macher in Freysing 1788 (gedruckt).
Knitl (Knittel, Knittl), Josef. — Mittenwald.
1756. 1790
Vermutlich der Bruder von Franz Kn. Gute Klotz-
schule, gutes Holz, gelbbrauner Lack. Eme Laute von
ihm aus dem Jahre 1777 besitzt das fürstl. Hohen-
zollernsche Museum in Sigmarmgen.
Geigenzettel: Joseph Knitl Lauten- und Gei- ' gen-
macher in Mittenwald an der / Iser. Anno 1 780. (ge-
druckt).
Knößing, Johann Hubert. — Leipzig 1807
Er wohnte Querstr. Nr. 121. Seinen geschriebenen
Zettel aus einer Viola veröffentlichte P. de Wit.
Knoop, Wilhelm, lebte als Mitglied der Hof-
kapslle um 1845 in Meiningen und stellte
1854 in München nach Stamer gemachte
Geigen aus, deren Ton gelobt wurde
Geigenzettel : Fabricato per Gulielmo Knop / Membro
della capella ducale / In Meiningenia .Anno 1845 (ge-
druckt).
Knopf, August, lebte von 1 85 1 —1 863 in Karls-
bad
Knopf, Christian Friedrich Wilhelm. — Mark-
neukirchen, Dresden. Geb 2. Sept. 1815 in
Markneukirchen, f 26. April 1897
Ein geschätzter Bogenmacher, der eine Reihe tüchtiger
Schüler herangebildet hat.
Knopf, Christian Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 26. Sept. 1767, t 12. Sept. 1837
Guter Bogenmacher, der als der Stammvater der
Bogenmacherfamilie Knopf gelten darf.
Knopf, Ernst Heinrich. — Leipzig. Geb. in
Markneukirchen 1868
Schüler von Theodor Scherzer und der Musikinstru-
mentenmacher-Fachschule, an der er eine Belobigung
erhielt. Im Jahre 1890 machte er sich in Markneu-
kirchen selbständig und verlegte 1898 seine Werkstatt
nach Leipzig. Er verwendet sowohl Ol- als Spirituslack
eigener Zubereitung. Er ist mit den anderen Geigen-
machern der Familie Knopf nicht verwandt.
Geigenzettel: Heinrich Knopf / Geigenbauer / Leipzig,
(gedruckt).
Knopf, Henry Richard. — New York. Geb.
5. Dez. 1860 in Markneukirchen
Ältester Sohn von Heinrich Kn. Schüler seines Vaters
und seines Onkels Wilhelm K., bei denen er zunächst das
Bogenmachen erlernte. Später kam er zu Bausch nach
Dresden und Adam nach Berlin und wurde hier als
Geigenmacher ausgebildet. 1879 ging er zu John Albert
nach Philadelphia und machte sich bereits 1880 in
New York selbständig. Er verarbeitet nur sehr altes
'Holz und ahmt das große Stradivarimodell nach.
Seinen Lack setzt er selbst zusammen.
Geigenzettel: Henry Richard Knopf, New York,
Anno 1902 (gedruckt).
Knopf, Heinrich. — Berlin. Geb. 1 . März 1 839
in Markneukirchen, f 1 . März 1875 in Berlin
Schüler seines Oheims Christian Knopf. Er hat im
ganzen nur etwa 30 Geigen gemacht, sich frühzeitig fast
ausschließlich auf die Bogenmacherei verlegt und
brachte es darin zu großer Geschicklichkeit. Er ar-
beitete zunächst für Otto Bausch, Grimm, Kittel und
Weichold und siedelte 1868 nach Berlin über. Von da
an brannte er auch seinen Namen in seine Bögen ein.
Knopf, J. Wilhelm. — Dresden. Geb. in Mark-
neukirchen 4. Dez. 1835
Er arbeitete zuerst in seiner Geburtsstadt und siedelte
dann als Geigen- und Bogenmacher nach Dresden
über. Er gilt vielen als einer der besten Bogenmacher
Deutschlands.
Knopf, Karl Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 5. März 1803, t 2. Nov. 1860
Sohn und wohl auch Schüler von Christ. Wilh. Kn.
und wie dieser ein guter Bogenmacher.
Knopf. — Berlm. Moskau. 1873. 1887
Er stammte aus Markneukirchen, war eine Zeitlang
Werkführer in Loewentals Geigenfabrik und machte
sich dann in Berlin selbständig. Seine Geigen waren
264
Kobe
Kögl
Fabrikware, dagegen verdienen seine Bogen Lob. Er
ging später nach Moskau, um in der Zimmermann-
schen Filiale zu arbeiten, und starb dort an der Schwind-
sucht. Auch sein Bruder Ludwig ist als Bogenmacher
geschätzt.
Kobenzi (Kobenzl?). — Paris
Dieser mir sonst nicht bekannt gewordene Name findet
sich eingebrannt in einer sauber gearbeiteten Geige von
mittlerer Wölbung, mit braunem Lack und hübscher
Schnecke, im Besitze von C. Stoeber in Würzburg.
Koch, Heinrich Christoph. — Rudolstadt. Geb.
10. Okt. 1749, t 19. März 1816
Er war ein Sohn des fürstlichen Lakais und Kammer-
musikers Job. Nikol. K. und ward ebenfalls fürstlicher
Kammermusiker. Die Berliner staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente besitzt eine Gitarre in Lyraform von
ihm (Nr. 655); die dort gelesene Jahreszahl 1829 müßte
jedoch angezweifelt werden, da Koch schon 1816 an
»Entkräftung« (Altersschwäche) gestorben war, wenn
nicht ein anderer Koch, der noch um 1820 als fürst-
licher Hofmusiker (Violoncellist) nachweisbar ist, als
Verfertiger dieser Gitarre sowie einer Gitarre und eines
Violoncellos in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln, wie G. Kinsty annimmt, in Betracht kommt.
Koch, Georg. — Hamburg. 1771
Vielleicht ein Sohn von Johann I K. Er war Instru
mentenmacher und wurde am 25. Januar 1771 Bürger
Koch, Johann I. — Hamburg. 1737
Man weiß von ihm nur, daß er Instrumentenmacher
war und am 7. Juni 1737 Bürger wurde.
Koch, Johann II. — Hamburg 1767
Er dürfte gleichfalls ein Sohn von Johann I K. gewesen
sein. Auch von ihm weiß man nur, daß er als »Instru-
mentenmacher« am 12. Juni 1767 zum Bürger aufge-
nommen wurde.
Kochern s. Bochem
Kochendörfer, Friedrich. — Stuttgart, Mitten-
wald. Geb. in Stuttgart 1 5. Juli 1 873, f 1 91 7.
Sohn des Zithermachers A. F. Kochen-
dörfer
Schüler der Geigenmacherschulc von Schünemann.
Nach mehrjähriger Wanderzeit ließ er sich 1895 in
Stuttgart als Geigenmacher nieder und wurde Im Jahre
1906 als Vorstand an die Mittenwalder Geigenbau-
schule berufen, wo er erfolgreich wirkte. Er machte
vornehmlich Streichinstrumente nach Stradivari,
Guarneri und Maggini. Sein Lack ist rottelb. Auf der
Stuttgarter Kunstausstellung 18% erhielt er eine
silberne Medaille. Sein Geschäft wird von seinen
Kindern fortgeführt.
Geigenzettel: Abb. 450. 451.
Koded, Joseph. — Schweidnitz. Geb. 1783 in
Liebau i. Schi. 1825
Er kam um 1810 nach Schweidnitz und trat in Arbeit
bei der Witwe des Instrumentenmachers Fiebig, die er
1812 heiratete. Im selben Jahre am 19. September
erwarb er das Bürgerrecht in Schweidnitz. Wann und
wo er gestorben ist, ließ sich nicht feststellen. Seine
Geigen sind leidlich gut. Seine Modelle haben keinen
bestimmten Charakter.
Geigenzettel: Jos. Koded in Schweidnitz 1825 (gedr.).
Koed, P. — Gjerndrup. 1886
(Reparaturzettel.)
Koederitz, Johann Georg. — Jena. 1 769
Arbeitete nicht ungeschickt nach italienischen Vor-
bildern, ohne ein bestimmtes Modell zu bevorzugen.
Sein Lack ist wachsgelb, die Schnecken sind sauber ge-
schnitzt. Er scheint jedoch nicht lange in Jena tätig ge-
wesen zu sein, denn in den städtischen Archivalien
kommt sein Name nicht vor.
Kögl, Balthasar. — Prag. 1628. 1630
Ein Lauten- und Geigenmacher, der aus dem Augs-
burgischen, wahrscheinlich aus Füssen nach Prag ein-
gewandert war und im November 1 628 das Bürgerrecht
in der Prager Altstadt erwarb. Seine Gattin hieß Lud-
mila; 1630 kaufte er ein Haus. Die wenigen Violen und
Gamben, die man ihm zuschreibt, zeigen eine geschickte
Hand, aber wenig Selbständigkeit in den Umrissen,
wenn sich auch schon italienischer Einfluß bei ihm
geltend zu machen scheint.
Kögl (Khögl), Hanns. — Wien. Geb. um
1630(?), blühte um 1679
Wahrscheinlich aus Füssen stammend oder ein Sohn
von Balthasar K. Er muß in seiner Lehr- oder Wander-
zeit Gelegenheit gehabt haben, Werke der Brescianer
Schule kennenzulernen, die er fortan nachzuahmen
suchte. Er verwendet ein kleines, schmales Patron mit
kleinen Ecken und hoher Wölbung, das an Gaspar da
Salo erinnert; noch mehr ist dies bei seinen F- Löchern
der Fall. Die Schnecke ist klein ; das Ohr derselben tritt
nicht über die Dicke des Wirbelkastens hervor. Sein
Lack ist von brauner oder rödichgelber Farbe. In seiner
letzten Zeit verbreiterte er sein Modell. Im April 1669
wurde er Bürger von Wien. Ein Alto und zwei sechs-
saitige Gamben von ihm besitzt das Museum Fran-
cisco-Carolinum in Linz, eine Gamba (aus dem Jahre
1679) die Benedictiner-Abtei Kremsmünster, eine
Viola ohne Zeitangabe das Schottenstift in Wien. Zwei
Prachtinstrumente, eine Viola von 1676 und eine Geige
von 1677 sind auf dem Chor der Kreuzherrenkirche in
Prag. Er gebrauchte gedruckte Zettel ; die geschriebe-
nen, auf denen sein Name stets »Kögl« (ohne h) er-
scheint, dürften falsch sein. Auch kommen viele seiner
Arbeiten vor, die jetzt mit italienischen Zetteln ver-
sehen sind, hauptsächlich mit. solchen von Genueser
Meistern.
Geigenzettel: Hanns Kögl Landen und / Geigen-
macher in Wienn 1679 (gedruckt) und Abb. 408.
Kögl — Köllmer
265
Kögl (Khögl), J. — Füssen. 1620
Seine Familie stammt wahrscheinlich aus dem Hof
Kögel am Kögelbach (Gemeinde Roßliaupten) unweit
des Weilers Tiefenbruck. Er ist bisher nur als Lauten-
macher bekannt. Seine Arbeit ist recht sorgfältig; die
i>Dachsterne« (Schallöcher) sind hübsch verziert.
Kögl, Ulrich s. Kegeil
Köhler. — Schönbach i. B.
Aus dieser Familie sind als Geigenmacher hervorge-
gangen und in Schönbach geblieben :
Köhler, Anton, noch tätig
Köhler, Benedict, war 1 826 schon in der Innung
Köhler, Johann, noch tätig
Köhler, Josef, noch tätig
Köhler, Karl. — Geb. 1838
Schüler von Josef Heinzmann, bei dem er von 1851 bis
1859 blieb. Seine Militärdienstzeit verbrachte er bei
der Marine und eröffnete 1864 sein eigenes Geschäft,
das er aus kleinen Anfängen emporzubringen verstand.
Er arbeitete hauptsächlich für Rußland und war 1894
zum Vorstand der Musikinstrumentenmacher-Ge-
nossenschaft von Schönbach erwählt worden.
Köhler, Wenzel, lebte in der ersten Hälfte des
1 9. Jahrhunderts und war 1 826 schon Meister
Köhler, Egyd.-Wels (O.-Ö.). Geb. 30. Nov.
1820 in Kirchberg bei Schönbach, f 2. Nov.
1909
Nachdem er in Schönbach ausgelernt hatte, ging er in
die Fremde und arbeitete von 1842—1846 bei Stöhr in
Salzburg. Als er erfuhr, daß Hilanj in Wels gestorben
war, erwarb er am 6. Juli 1 846 dessen Werkstatt und
war hier am Stadtplatz Nr. 20 über 63 Jahre lang tätig.
Noch im Jahre 1904 erhielt er für seine Geigen die
große silberne Medaille. Er war ein sehr bescheidener
Mann, aber ein geschickter Meister, der einen bis nach
Rußland reichenden Ruf hatte, daraus aber keinen Vor-
teil zu ziehen wußte. Bis in sein hohes Alter fleißig bei
der Arbeit, ist er in Wels unvergessen geblieben und
wird als altes, gebeugtes, aber immer freundliches
Männchen geschildert.
Geigenzettel : Aegidi Köhler, Geigen- / und Guitarren-
macher in Wels, (gedruckt).
Köhler, Ernst & Son. — Edinburgh. 1910
Sie nennen sich Geigenmacher, handeln aber haupt-
sächlich mit Geigenbestandteilen, Holz usw.
Köhler, Johann Christian. — Frankfurt a. M.
Geb. 31. Juli 1714 in Rosenburg (Preußen),
fnach 1760
Ursprünglich ein Lautenmacher, der sich später ganz
auf den Orgelbau verlegte. Er heiratete 1740 die Witwe
des Darmstädter Orgelmachers Weegmann und lebte
dann in Frankfurt als Beisasse, bis er 1753 als Orgel-
macher das Bürgerrecht erhielt. Er war damals Hessen-
Darmstädtischer und Nassau-Usingenscher Orgel-
macher. Bei seiner Aufnahme verpflichtete er sich, dem
Frankfurter Armenhause eine Orgel von 15 Registern
zu machen und Zeit seines Lebens kostenlos zu unter-
halten. Eine theorbierte Laute von 1759 befindet sich in
Frankfurt.
Koehler, Ludwig. — Budapest, Chicago. Geb.
1859 in Abauj Szantö (Ungarn)
Ursprünglich Tischler, wurde er, von unbezwinglicher
Neigung getrieben, noch in reiferen Jahren Schüler von
Pilät. Er ließ sich dann zuerst in Budapest nieder, ging
aber bald ins Ausland, arbeitete in Berlin, hierauf in
Chicago, wo er bis nach dem Erdbeben blieb und dann
nach Budapest zurückkehrte. Er ist nach Dr. J. Geyers
Ausspruch ein recht tüchtiger Meister, der viel für
andere Werkstätten arbeitet.
Kodier van den Akker besitzt in Brüssel eine
Geigenmacherwerkstatt
Köllmer, Georg Nikolaus. — Crawinkel (bei
OhrdruO. Geb. 19. Aug. 1775, f nach 1840
Schüler (vielleicht auch Sohn) von Johann Valentin K.
Der geschickteste Geigenmacher aus seiner Familie und
in seinem Wohnorte. Er muß in guten Werkstätten ge-
arbeitet haben ; seine Geigen sind Jak. Stainer und
italienischen Vorbildern nicht ungeschickt nachgeahmt,
sorgfältig durchgeführt und klingen gut. Er soll viel in
der Welt herumgekommen sein, nach Art der Vogt-
länder Geigenhändler, deren Zettel ihm auch zum Vor-
bild dienten. Er ist kinderlos gestorben.
Geigenzettel: Georg Nicol. Köllmer 1798 / Erfunden
von Jacob Stainer / in Absom prope Oenipontum (ge-
druckt).
Köllmer, Johann Friedrich. — Crawinkel. 1 760.
1770
Vielleicht der Stammvater der Familie. Er stand bei
den Musikern in der näheren Umgebung seiner Heimat
als geschickter Geigenmacher in gutem Ansehen. Sein
Modell ist jedoch weder in den Verhältnissen richtig
noch elegant in der Form.
Köllmer, Johann Michael. — Crawinkel. 1770
Jüngerer Bruder von Johann Friedrich K., der aus der
gleichen Schule hervorgegangen sein muß und wahr-
scheinlich mit seinem Bruder gemeinsam gearbeitet hat.
Köllmer, Johann Nikolaus. — Crawinkel. Geb.
24. Febr. 1794, fnach 1845
Vielleicht ein Sohn Johann Michael Köllmers. Er
strebte darnach, die in Crawinkel hergebrachten Mo-
delle zu verbessern, und besaß eine gewisse Hand-
geschicklichkeit. Er ist kinderlos verstorben.
Köllmer, Johann Valentin. — Crawinkel. 1 781 .
1800
Dieses Mitglied der Familie Köllmer ist bisher haupt-
sächlich durch ein in der Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin aufbewahrtes Violoncello (Nr. 833)
266
König — Kohänyi
bekannt geworden. Dieses zeigt die charakteristischen
Umrißlinien der Crawinkeler Schule, unförmlichen
Oberkörper und sehr spitze Ecken. Daß die Wirbel-
mechanik von Köllmer selbst herrührt, erscheint mir
unglaublich. Eine gut gearbeitete Geige mit schönem
Deckenholz und gelbem dünnem Lack von ihm von
1 781 besitzt Ernst Geisser. Das Modell hat lange )( und
ist oben und unten zugespitzt. Der Zettel ist mit
gotischen Buchstaben gedruckt.
Geigenzettel: Johann Valentin Köllmer / Violin- und
Instrumentenmacher / in Crawinkel. 1800. (gedruckt).
— Johann Valentin Köllmer / Violinmacher in Cra-
winkel 1784. (gedruckt).
König, Alb. Paul. — Altona. Geb. 27. März
1880 In Markneukirchen
Bruder von Max K. in München. Von 1894 bis 1897
war er Schüler von Karl Wilh. Keßler, arbeitete dann
als Gehilfe in Berlin, Dresden und Stuttgart usw. und
übernahm im Jahre 1906 die Werkstatt von F. A. Glass
in Altona. Seine Violinen und Violoncelli werden gerne
gekauft und als Reparateur findet er reichlichen Zu-
spruch.
König, Andreas, lebt als Geigenmacher in
Schönbach b. E.
König, Hermann J. — New York. Geb. in
Schöneck 1 830, 1 1 6. März 1 890 In New York
Schüler seines Schwagers Ernst Wilhelm Neumärker in
Schöneck, bei dem er von 1845 — 1849 lernte. Er ar-
beitete hierauf 5 Jahre bei Diehl in Hamburg und in
Bremen und ging 1857 nach Amerika, wo er als tüch-
tiger Geigenmacher zu Ansehen kam. Auch seine
beiden Söhne waren Schüler von Neumärker. Louis,
der ältere davon, starb jedoch schon 1894 an der
Schwindsucht.
König, Max. — München. Geb. 9. Febr. 1870
Sohn des Musiklehrers K. in Markneukirchen. Schüler
von Richard Mönnig. Nachdem er von 1888 — 1904 als
Gehilfe bei ersten Meistern in Deutschland, England,
Irland und der Schweiz gearbeitet und sich auch zu
einem guten Reparateur ausgebildet hatte, machte er
sich 1904 in München selbständig. Er arbeitet nach
Guarneri del Gesü und Stradivan.
König. Moritz. — New York. 1890. 1900
Schüler seines Oheims E. Wilhelm Neumärker.
Koennemann, Adolf. — ■ Nordhausen a. H.,
Leipzig. Geb. 1851, t 3. Juli 1898 in Altona
Ein tüchtiger Chemiker, dessen Liebhaberei für das
Geigenmachen ihn veranlaßte, dem altitahenischen
Geigenlack sein besonderes Studium zuzuv/enden.
Nach jahrelangen Versuchen gelang es ihm tatsächlich,
einen Lack herzustellen, der sich durch außergewöhn-
liche Geschmeidigkeit und Feuer auszeichnete und bei
der Anwendung die Probe trefflich bestand. Von allen,
die sich mit der praktischen Lösung dieses Problems
beschäftigten, erzielte er vielleicht die besten Er-
gebnisse,
Köpf f, Hans. — Füssen. 1606. 1612
Er kommt im Jahre 1606 als Mitbegründer der Lauten-
macherzunft vor und dürfte damals der jüngste Meister
gewesen sein.
Kopf (Köpff), Hans. — Füssen. 1606. 1612
Bürger und Lautenmacher. Er soll besonders schöne
Schnitzarbeiten ausgeführt haben, darunter auch
reichverzierte Gewehrschäfte. Vielleicht trug ihm diese
Beschäftigung den Beinamen »Büchsenmeister* ein.
Möglicherweise hat er aber wirklich der Stadt als
Büchsenmeister (Artillerist) gedient.
Köpff, Peter. — München. 1644. 1665
Er ist wahrscheinlich aus Füssen eingewandert und
stand als Lautenmacher in hohem Ansehen und wurde
viel beschäftigt. Seine Arbeit ist geschmackvoll und
sorgfältig, aus edlen Hölzern usw. hergestellt und
meist auch mit kunstvollen Verzierungen versehen.
Seine Tochter Anna Maria gab er dem Lautenmacher
Lorenz Hollmayr, der aus Wien als Geselle zu ihm ge-
kommen war, im Jahre 1659 zur Frau, und dieser erbte
wohl später auch seine Werkstatt. Sein Todesjahr ist
noch nicht ermittelt, doch soll er 1665 noch gelebt
haben. Eine Laute von ihm aus dem Jahre 1647 be-
findet sich im städtischen Museum Carohno-Augu-
steum in Salzburg. Auf seinen Zetteln erscheint sein
Name manchmal auch »Khöpff« geschrieben. Seine
Zettel sind mit Holztypen gedruckt.
Geigenzettel : Peter Köpff / Lauten macher / in Min-
chen Anno 1644. (gedruckt).
Koppe, Friedrich. — Tangermünde. 1815
In den Tangermünder Geburtslisten wird er als Instru-
mentenmacher bezeichnet. Geigen von ihm habe ich
nicht kennengelernt.
Körner, August, lebt als Geigenmacher in
Brunndöbra
Koerner, Johann Christian. — Klingenthal.
1747. 1776
Er kommt im Innungskassenbuch in der Zeit zwischen
1747 und 1776 als Geigenmachermeister vor.
Köttlng, Werner. — Köln a. Rh. 17. oder
18. Jahrhundert
Dieser Name findet sich in einer Laute des Darm-
städter Museums (Nr. 484).
Koeuppers s. Cuypers
Kofier, Josef. — Mittenwald. 1883. 1914
Er war nach Kriners Abgang ein Jahr lang als Lehrer
an der Mittenwalder Geigenmacherschule tätig und ist
weiter nicht hervorgetreten, da er sich darauf be-
schränkte, Geigenkörper für die »Verleger« zu machen.
Kohanyi, Karl. — Weißkirchen (Fehertem-
plom). f 1889 in Budapest
Ein Zeichenlehrer, der sich nach Dr. J. Geyer mit
einigem Erfolg als Geigenmacher versuchte,
Kohl
Koliker
267
Kohl. — Steingrub b. E.
Als Geigenmacher aus dieser Familie sind gegenwärtig
tätig:
Kohl, Erdmann
Kohl, Franz, war von 1886 — 1902 in Lieb-
werda ansässig und siedelte später nach
Außig i. B. über
Seine Geigen sind recht gut, ebenso der schöne rote
Lack.
Geigenzettel: Franz Kohl i. Liebwerda / bei Reichen-
berg in Böhmen / 1893 erbaut (gedruckt).
Kohl, Hugo
Kohl (Koll), Hans. — München. 1560. f nach
1599
Ein seinerzeit berühmter Lautenmacher, der im
Dienste des bayrischen Hofes stand. In den Hofzahl-
amtsrechnungen (Kreisarchiv München) ist er vom
Weihnachtsquatember 1573 bis zum ersten Quartal
1599 nachweisbar und ist, wie es dort heißt, »hernach
gestorben«. Vom Hofe wurde er vorzugsweise in den
Jahren 1580—1583 beschäftigt. Um die Preisverhäit-
nisse seiner Zeit anzudeuten, sei nebenbei erwähnt, daß
er für eine Diskantgeige aus »Kronewiten Holtz«
(Wacholderholz) und für das Besaiten und Zurichten
von vier Violen aus Zypressenholz 14 Gulden 15 Pfg.
erhielt, und daß ihm eine Laute vom Hofe gewöhnlich
mit zwei Gulden und höchstens fünf Gulden bezahlt
wurde. Vgl. Westenrieder, Beitr. III. S. 73, 75 u. 118
und Sandberger, Beitr. S. 1 1 .
Kohlbacher, Michael. — Schönbach. 1894
Er arbeitete mit Geschick und peinlicher Sauberkeit
und war ein tüchtiger Lehrmeister, konnte aber das
Sitzen an der Hobelbank nicht vertragen. Er gab daher
das Geigenmachen bald auf — und wurde Schutz-
mann zunächst in Wildstein bei Eger, dann in Karlsbad.
Kohnemann, Diedrich. — Harsum bei Hildes-
heim. Geb. 22. Febr. 1798 in Harsum
Sohn des Musikers Conrad K. und der Constantia geb.
Kinkleeb. Er war selbst Musiker und Geigenmacher
und hat recht sauber nach einem Nie. Amatimodell ge-
arbeitet. Eine Violine von ihm, die sich in Köln im
Privatbesitz befindet, kommt beinahe Widhalm nahe,
nur der Lack ist weniger gut.
Geigenzettel: Diedrich Kohnemann / in Harsum / bei
Hildesheim / Anno 18 . . (gedruckt).
Kok, Gerrit. — Amsterdam. Geb. 4. Dez. 1828
Schüler von L. Bernardel und Mitbegründer der am
6. März 1848 errichteten, angesehenen Firma Gebr.
Kok. Wie sein Bruder hauptsächlich als Kenner und
Reparateur hervorgetreten.
Kok, Johann Warnaar. — Amsterdam. Geb.
6. Nov. 1819, t 17. Okt. 1889
Schüler von Heims und L. Bernardel in Amsterdam.
Gründete mit seinem Bruder Gerrit K. am 6. März
1848 die Firma Gebr. Kok; er war hauptsächlich Re-
parateur und Händler; die Brüder dürften im Laufe
der Jahre nur 50 — 60 Geigen gebaut haben, die aber
sehr gelobt werden.
Kolb, Hanss. — Ingolstadt. 1666
Er wird wiederholt als Lautenmacher erwähnt und ge-
rühmt, doch gelang es nicht, etwas Sicheres über ihn
zu erfahren oder Arbeiten von ihm nachzuweisen. Ich
vermute, daß er aus Füssen stammte, wo eine Familie
Kolb schon in alter Zeit vorkommt.
Kolb (Kölb), Nikolaus.— (Mark)Neukirchen.
1678
Er war in Schöneck geboren und wurde am 22. Nov.
1678 in Neukirchen als Geigenmacher in die Zunft
aufgenommen.
Kolditz, Jakob. — Rumburg. Geb. um 1718,
t 26. Okt. 1796
Er galt als trefflicher Geigenmacher und wohnte im
Hause Nr. 22 in der Königstraße, wo er auch starb.
Seine Violen sind besonders gut; in seinen Geigen
nähert er sich der Prager Schule, weicht aber in charak-
teristischen Einzelheiten von dieser ab. Eine fünf-
saitige Viola befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln. In der Mitte seines
Zettels findet sich als Emblem eine Geige und eine
Laute. (Die Familie Kolditz war von altem böhmischen
Adel.)
Geigenzettel: Jacob Kolditz me fecit / Rumburgiae
17 . . (gedruckt).
Kolditz (Koldiz), Matthias Johann. — Mün-
chen. 1733. 1760
In seiner Arbeit steht er Alletsee nahe, weicht jedoch in
den Modellen merklich von ihm ab und ist zweifellos
aus einer anderen Schule hervorgegangen. Daß er aus
Tirol gekommen sei, wie behauptet wird, ist durchaus
unwahrscheinlich, es sei denn, daß er sich dort vor
seiner Übersiedelung nach München vorübergehend
aufgehalten hat. Sein Modell ist schlank, weniger hoch-
gewölbt als damals in Deutschland üblich, auch die
Zargen sind von geringerer Höhe. Eine Viola von ihm
kenne ich, deren Zargen mehrfach geschweift sind
(Länge 65 cm). Sein Holz ist sehr gut; die Schnitze-
reien am Wirbelkasten sind sehr geschickt ausgeführt.
In seinen Violoncelli wich er häufig von den üblichen
Größenverhältnissen ab und bevorzugte besonders
große Modelle; außer den F-Löchern brachte er auch
öfter unter dem Griffbrett noch ein besonderes, ge-
schnitztes Schalloch (Rosette) an. Eine schöne Violine
von 1750 besitzt Aug. Leop. Saß in Stettin.
Geigenzettel: Mathias loannes / Koldiz / Lauten und
Gei- / genmacher in München 1739 (gedruckt) und
Abb. 452.
Koliker, Jean Gabriel. — Paris. 1783. 1820
Er war wahrscheinlich ein Schweizer und wohnte bis
1799 in der Rue des Fosses-Saint-Germain-des-Pres,
seit 1800 in der Rue Croix des Petits-Champs Nr. 24
und war ein außerordentlich geschickter Reparateur.
268
Koll — Krämling
Das Anschäften der Schnecken, Zurichten des Stegs,
Stellen der Stimme usw. verstand er wie kein anderer;
er führte die schwierigsten Reparaturen mit unglaub-
licher Sorgfalt aus; es ist aber nicht bekannt, daß er sich
auch im Neubau versuchte. Von Bedeutung war er auch
als Händler und hatte Beziehungen zu dem Sammel-
genie Tansio. Hart rechnete ihn ohne nähere Angabe
von Gründen zur deutschen Schule ; dem Namen nach
dürfte er allerdings von deutscher Abstammung ge-
wesen sein. Sein Geschäft übernahm 1820 Ch. F. Gemd.
Koll, Hans s. Kohl
Kollitz, Alois, lebt in Rothau bei Graslitz und
macht Geigen und Geigenbestandteile
Kolowratnik, Johann. — Glatz i. Schi.
Geboren um 1851 in Negnarow, ließ sich im Jahre 1879
in Glatz als Instrumentenmacher nieder.
Komäromi & Toth s. Toth, Janos (Johann)
Konsahk, Edmund. — Jena. Geb. in Jena 1 838
Sein 1834 aus Ratibor nach Jena eingewanderter Vater
war der Schwiegersohn von Jakob Aug. Otto ; Konsalik
ist also der Enkel dieses verdienstvollen Geigen-
machers. Lr selbst hat einige gute Geigen nach Otto-
schen Traditionen gemacht, ist aber hauptsächlich als
Reparateur tätig gewesen.
Geigenzettel : Abb. 424.
Konwahnka, Jos. W. — Mason City, Iowa
Er war ursprünglich Büchsenmacher und hat jetzt ein
Geigengeschäft.
Kop, Johann. — Hamburg. 1660
Er war der Sohn eines Hamburger Bürgers und wird
ausdrücklich als Lautenm.acher bezeichnet. Laut dem
die Jahre 1629 — 1693 umfassenden Bürgerbuche hat
auch er am 20. Januar 1 660 das Hamburger Bürger-
recht erworben.
Kopeke, Andreas. — Lübeck. 1531
Über ihn findet sich nur im Marien-Wochenbuche von
1531 die Bemerkung: »Andreas Kopeke, ein Luten-
maker in der Hundestraten, vor eyn szarck syneme
vater .... 1 M. 2 Seh.
Kopf, Hans s. Köpff
Kopp, John. — Cincinnati. 1896
Erfinder einer Geige mit abnehmbarer Decke.
Korin, Johannes. — Kiew. 1868. 1890
Ein geschickter Geigenmacher, der als Reparateur
seiner Zeit geschätzt war. Er ergab sich jedoch dem
Trunk und beendete schließlich um 1890 sein Leben
durch eigene Hand.
Kort, A. de. — 's Hertogenbosch. 1845. 1848
Unbedeutender holländischer Geigenmacher.
Geigenzettel: A. DE KORT / te's Bosch/ 1848. (ge-
druckt). — Gerepareerd door / A. DE KORT / te's
Bosch / 1845. (gedruckt).
Korth s. Karg (Karp)
Kosatka, Adolph. — Preig. Kgl. Weinberge.
Geb. 1834 in Mrac, f 19. Nov. 1883
Ein Joseph Kosatka arbeitete bei Fr. Lehner.
Koßler (Kosler), Ferdinand Andreas. — Re-
gensburg. 1770. 1776
War jedenfalls ein Schüler Buchstetters, dessen Ar-
beiten er genau kopierte. Er machte wie dieser Geigen,
Violen, Violoncelli und Bässe, die denen seines Lehrers
ziemlich nahekommen.
Geigenzettel : Ferdinandus Andreas Koßler / fecit .
Ratisbonae. An. 1775 (gedruckt). NB. auch: »a Ratis-
bonae«.
Kostrzewski, Jacobus. — Lemberg. 1770. 1802
Ein polnischer Geigenmacher, von dem in der Wiener
Musik- und Theater-Ausstellung verdienstvolle Ar-
beiten zu sehen waren. Häufiger als selbstgefertigte
Arbeiten kommen Reparaturen von ihm vor.
Geigenzettel : Jacobus Kostrzewski / reparavit Leopoli.
Die / 10 Januar. Anno 1770 (gedruckt).
Koutny, Peter. — Olmütz. 1871. f 26. Aug.
1885
Johann Tichys Nachfolger und vielleicht auch dessen
Schüler. Er war Instrumentenmacher, besserte allerlei
Musikinstrumente aus, auch viele Geigen, hat aber
keine neuen gemacht. Ein Johann Koutny war Schüler
von Wenz. Tichy.
Kovaci6, T. — Agram. 1900. 1903
Kroatischer Lautenmacher der Gegenwart, der haupt-
sächlich die Tamburica herstellt und darin Aner-
kennenswertes leistet.
Kovacs, Koloman. — Klausenburg. Geb. 1865
Er lernte bei Adolf Mönnig und ließ sich als Geigen-
macher in Klaiisenburg nieder.
Kowansky, Wenzel, gen. der böhmische Wenzel
Von ihm befand sich in der k. k. Schatzkammer in
Wien eine Violine, deren Wirbelkasten ein Elfenbein-
köpfchen mit schwarzer Perücke und Haarbeutel zeigt.
Der Bogen ist von Elfenbein und Schildpatt. Die Geige
wurde von Maria Theresia im Jahre 1 749 angeblich um
300 Dukaten gekauft. Jetzt ist sie der Sammlung alter
Musikinstr. in Wien einverleibt. — Prof. Tiede-
mann in Wiesbaden besitzt eine Violine, die unter dem
Griffbrett einen Brandstempel trägt, von dem die
Buchstaben KOV . . . noch sicher zu lesen sind. Es
wäre daher nicht ganz ausgeschlossen, daß auch diese
Violine ein Werk des »böh."iischen Wenzel« oder eines
seiner Nachkommen ist.
Krämling, Ernst, lebte um 1895 als Geigen-
macher in Fleissen und Jetzt in Steingrubb. E.
Kraft — Krampera
269
Kraft, Mathias Per (Petter). — Stockholm.
Geb. in Gävle 14. Juni 1753, f in Stockholm
9. Juli 1807
Der bedeutendste schwedische Instrumentenmacher
seiner Zeit. Er war der Sohn eines Tischlers, bei dem er
wohl zuerst gelernt hatte, kam dann zu dem Klavier-
macher Pehr Lundborg in Stockholm, der auch Lauten
baute. Um 1778 machte er sich selbständig und war
zwei Jahre später bereits Hofinstrumentenmacher und
erlangte 1788 das Bürgerrecht. Seine Geigen, die nur
vereinzelt vorkommen, sind nicht besonders gut, besser
dagegen seine Lauten. Später verlegte er sich mehr auf
den Harfenbau, und von 1800 an machte er auch
Klavierinstrumente^). Eine 13- und eine 15saitige
Theorbe und eine Nagelharfe besitzt Generalkonsul
Claudius in Malmö;in der Sammlung Hammer waren
vier Theorben von ihm ; eine befindet sich in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln, andere in den
Museen zu Gothenburg, Kopenhagen, Christiania, eine
Zither aus dem Besitze des Dichters Bellmann (von
1781) und eine Harfe von 1785 u.a. ist im Musik-
historischen Museum in Stockholm. Eine schwedische
Theorbe von ihm vom Jahre 1806 mit einem Hebel-
mechanismus, um die Begleitsaiten im Ton erhöhen zu
können, befindet sich im Bachhaus zu Eisenach
[Nr. 71]^). Er verwendete dreierlei Zettel, von denen
einer eirund umrahmt ist, der zweite eine Rokoko-
vignette zeigt, auf der man neben allegorischem Bei-
werk nur eine Laute und eine Harfe — wohl seine
Spezialität — abgebildet sieht. — Er war zu einem an-
sehnlichen Wohlstand gekommen, war em Bücher-
freund und hinterließ schließlich sein Vermögen zur
Errichtung der heute noch bestehenden Krafft sehen
Schule für unbemittelte Bürgerskmder.
Geigenzettel : Matth. Pett. Kraft Kongl. Hof / Instru-
ment Makare Stock- / holm. Ao 1781 / No 39 (ge-
druckt) und Abb. 414.
Krahl, Albert Oskar. — Meerane i. S. Geb.
1877 in Erfurt
Schüler von Beyer, bei dem er von 1891 — 1898 blieb.
Nach Beendigung seiner Militärzeit arbeitete er noch-
mals bei seinem früheren Lehrmeister und ging 1902
nach Meerane, wo er sich selbständig machte und das
Geschäft des verstorbenen F. Goth übernahm, dessen
Witwe er geheiratet hatte.
Kram, Andreas Ernst. — Nürnberg. 1760.
1783
Zithern- und Lautenmacher; Geigen sind mir nicht
von ihm bekannt geworden. Seine Arbeit ist gut, aber
nicht hervorragend. Seine Zettel sind durchweg ge-
^) Um für seinen Klavierbau Tischlergesellen ein-
stellen zu können, erwarb er 1798 die Mitgliedschaft der
Tischlerzunft.
^) Eine reichhaltige Liste erhaltener Arbeiten von ihm
teilt Hedwig Boivie in ihrem mehrfach erwähnten Auf-
satz mit.
schrieben und daher sehr verschieden. Zwei Baß-
zithern, davon eine 13chörig, in Berlin, staatl. Samm-
lung alter Musikinstrumente Nr. 6 1 3 und 6 1 4. Ähnliche
Instrumente befinden sich im Germanischen Museum
in Nürnberg, im städtischen Museum m Braunschweig,
in der Sammlung Snoeck und im städtischen histo-
rischen Museum in Frankfurt a. M. und in der mittel-
alterlichen Sammlung in Basel usw. Das letztgenannte
Instrument erinnert in der Form an eine Theorbe und
hat einen reichverzierten Dachstern mit gotischem
Maßwerk.
Geigenzettel: Andreas Ernestus Kram / in Nürnberg.
Ao 1 760 (gedruckt). — Ernst Kram in / Nbg. Ann 1 764.
(gedruckt). — Andreas Ernst Kram / Instrument
Macher/ In Nürnberg An. 1781 (gedruckt).
Krämer^ Heinrich. — Wien. 1680. 1718
Er wurde am 1 9. Mai 1 682 Wiener Bürger. Von ihm
besitzt die Ges. d. Mus. -Fr. in Wien eine Viola di
Bordone (Baryton Nr. 1) aus dem Jahre 1717. Wenn
Valdrighi schreibt : »Kramer e ricercato come gli Stra-
divari e i Guarneri pe' suoi violini; ma in Germania«,
dann teilt er uns etwas ganz Neues mit, wovon man in
Deutschland noch immer nichts weiß. Eine ganz ver-
beinte Laute, aus dem Jahre 1715 reich graviert mit
Ranken, Jagdszenen, musizierenden Putten und
Orpheus usw. besaß Frhr. v. Lanna in Prag.
Geigenzettel: Heinrich Kramer / Lautten- / und
Geigenmacher in Wienn / 1715 (gedruckt). — Heinrich
Kramer Lauten / und Geigenmacher, in ; Wienn. 1712
(Kupierst.).
Krammer. — München. 18. Jahrhundert
De Piccolellis erwähnt ihn zwar, doch scheint er ihn mit
dem Wiener Meister zu verwechseln.
Krammer, Johann. — Budweis. 1818. 1837
Schüler von Ant. Fischer und ein guter Musiker, der
als Hautboist im k. k. vierten Feldartillerieregiment
diente.
Geigenzettel : Reparirt von / Joh. Krammer / Budweis
1829 (gedruckt).
Krampera, Jakob. — Znaim (Znojmo). 1840.
1855
Sohn und Schüler von Jan Kr., nicht ohne Geschick,
doch kein Künstler.
Geigenzettel: Abb. 453.
Krampera, Jan. — Znaim. 1820. 1839
Seine Geigen und Bässe sind nicht schlecht, aber ziem-
lich gewöhnlich in der Ausführung. Er arbeitete nach
Stradivari und verwendete einen altroten Lack, den er
stark schattierte.
Geigenzettel: Jan Krampera / bgl. Lauten- und
Geigenmacher / in Znaim 1821 (geschrieben).
^) Krumer zu lesen, ist falsch. In .Archivalien wird er
auch Kramber genannt.
270
Kranabetter — Kratz
Kranabetter, Franz. — Klagenfurt. 1841
Er war in den vierziger Jahren in Klagenfurt ansässig
und soll später nach Wien gezogen sein. Seine Geigen
sind gut gearbeitet, aber nicht schön in der Form.
Geigenzettel: Franz Kranabetter, bürgl. Geigen- und
In- / strumentenmacher zu Klagenfurt 1841. (gedr.).
Kranuch. — Augsburg. 1477
Ein Lautenmacher, dessen Name sich im Augsburger
Steuerregister findet.
Kranzer, Leopold. — St. Thomas am Blasen-
stein. Geb. 15. Nov. 1797 in St. Thomas,
t das. 28. April 1874
Er war der Sohn eines Häuslers und beschäftigte sich
schon als Hirtenknabe mit allerlei Schnitzarbeiten.
Vom alten Dorfschulmeister erhielt er gelegentlich eine
zerbrochene Violine, die er zerlegte, um ihren Bau
kennenzulernen, worauf er es versuchte, selbst eine
Geige anzufertigen. Der Erfolg ermunterte ihn zu
weiteren Versuchen, und bei seiner natürlichen Ver-
anlagung brachte er es schließlich zu einer bemerkens-
werten Fertigkeit. Er scheint dann zu Meinrad Frank
nach Linz gekommen zu sein, dessen Arbeit er in bezug
auf die Wölbung und das Holz oft genau nachahmte.
Nur die Schnecke ist etwas kräftiger, der Lack farblos
hellgelb. Er machte auch Violoncelli und Kontrabässe
und verstand es, sich gutes Holz zu verschaffen. Es ist
zweifellos, daß er wohl das Zeug dazu hatte, ein
Künstler zu werden, nur fehlte ihm die rechte Lehre.
So haftet denn auch vielen seiner Arbeiten, trotz ge-
schickter Durchführung, manches Fehlerhafte an: er
nahm die Wölbung oft auffallend hoch und machte
sich wenig daraus, wenn die Jahre der Decken nicht
parallel zur Mittellinie standen. Als Werkzeug bediente
er sich fast ausschließlich eines gewöhnlichen Taschen-
messers. Sein gleichnamiger Sohn hat in der Jugend
auch einige Geigen gemacht, später aber einen anderen
Beruf ergriffen.
Geigenzettel : Leopold Kranzer / in St. Thomas am
Blasenstein / im Mülilkreis 1842 (gedruckt).
Kräsny(Krassny), Jakob. — Wien. 1839. 1858
Ein Geigenmacher böhmischer Abstammung, der 1839
in der Alservorstadt Nr. 251, 1858 Nr. 276 wohnte. Im
Jahre 1839 stellte er in Wien vier Violinen aus, von
denen eine aus Mahagoni-, eine andere aus ameri-
kanischem Zedernholz war, ferner ein Violoncello, eine
Gitarre und eine Harfe.
Kraßnoschekow. — Moskau. 1858. 1863
Der beste russische Lautenmacher. Seine sechs- oder
siebensaitigen Gitarren zeichneten sich durch gute
Arbeit, guten Lack und besonders durch großen Ton
aus und wurden ihm sehr gut bezahlt. Auch heute
werden sie in Rußland noch sehr hoch geschätzt.
Kratochvil, Franz. — Prag. 1704
Ein Geigenmacher, von dem bisher nur bekannt ist,
daß er im Jahre 1 704, nachdem er früher schon be-
schäftigt worden war, für den Chor der Kirche Sta.
Maria de Lacu eine Geige geliefert hat, für die er 6 fl.
damaliger Währung erhielt.
Kratschmann, Johann. — Brunn, Wien, Znaim
Geb. 1831, t 27. Febr. 1870
Sohn von Fr. Joseph Kr., dem er jedoch in keiner
Weise gleichkam. Da er noch nicht 14 Jahre alt war, als
sein Vater starb, war er hauptsächlich ein Schüler von
Job. Künzl, der bei der Witwe Kratschmann als Gehilfe
tätig war. Im Jahre 1850 siedelte er nach Brunn über
und trat sein Geschäft im Jahre 1868 an Joh. Kliment
ab. Er soll ein unglücklicher Mensch gewesen sein, der
durch Selbstmord endigte.
Kratschmann, Joseph (Franz Joseph). — Gras-
litz, Reichenberg, Znaim, Brunn. 1 799. f um
1845
Er war mehr als Gitarren- und Zithermacher bekannt,
hat aber auch recht gute Geigen gemacht, die jetzt
meist als Werke anderer, berühmterer Geigenmacher
im Verkehr sind. Er war ein unsteter Mensch, der nicht
zu wirtschaften verstand, und wechselte oft seinen
Wohnort. Die ältesten Jahreszahlen fand ich auf Geigen,
die aus Graslitz datiert sind. Seine Arbeit hat aber
nichts, was an die Geigen der Egerländer oder Vogt-
länder erinnert. Am ehesten stimmt sein Modell mit
dem des Wieners A. C. Leeb überein. Er liebte eine
flache Wölbung und machte schön aufgeworfene
Ränder. Das Deckenholz ist gewöhnlich breitjähng, die
F-Löcher sind zu weit ausgeschnitten. Sein blaßgelber
Lack ist zwar dünn aufgetragen, aber doch nicht
schlecht. Außer seinen Zetteln brachte er auch in der
Mitte des Bodens im Innern die Brandmarke »J.
Kratschmann« an. Am längsten scheint er es in Znaim
ausgehalten zu haben ; kurz vor seinem Tode siedelte er
nach Brunn über, wo er im Jahre 1844 das Bürgerrecht
erwarb. Nach seinem Tode führte die Witwe das Ge-
schäft weiter, bis sein Sohn herangewachsen war.
Geigenzettel: Joseph Kratschmann Violin- und /
lauten-Macher in Graßlitz / Ano 1 799 (geschrieben). —
Joseph Kratschmann Geigen / u. Guittar Macher in
Reichenberg / Anno 1831 (gedruckt) und Abb. 422
und 423.
Kratz, Jos. Eduard. — Montabaur. Geb. in
Hillscheid (Rgb. Wiesbaden) 1864
Sohn und Schüler von Peter Paul Kratz. Begründete
unter der väterlichen Firma im Jahre 1888 sein Ge-
schäft in Metz und siedelte 1896 nach Montabaur über.
Er arbeitet nach dem Stradivarimodell, wobei er die
Wölbung nach einem eigenen Kreissystem herstellt.
Sein Hauptstudium ist der alte Cremoneser Lack, und
er ist nach vielfältigen, durch 10 Jahre fortgesetzten
Untersuchungen der Ansicht, daß weder der übliche
Ol- noch der Spirituslack dabei in Frage kommen
können. Er wendet daher einen selbsterfundenen Lack
an. Daß er ausübender Geiger ist, kommt ihm als
Geigenmacher sehr zustatten. Er besitzt mehrere
silberne Ausstellungsmedaillen.
Geigenzettel: Jos. Ed. Kratz / Montabaur 19.. (ge-
druckt).
Kratz — K
renn
271
Kratz, Peter Paul. — Hillscheid, Koblenz.
Geb. 1825. t 1893 in Metz
Schüler von Echinger in Würzburg, später von Lem-
böck in Wien. Er ließ sich erst in Hillscheid, dann von
1 879 — 1 886 in Koblenz nieder ; zuletzt zog er zu seinem
Sohne nach Metz. Ein tüchtiger Meister, der still
wirkend sich namentlich als Reparateur Verdienste
erworben hat.
Kratzer (Khrazer), Matthias. — München. 1566
Von ihm Ist nur bekannt, daß er für Herzog Wilhelm
eine Laute gebaut hat, und dafür 5 Gulden 5 ß erhielt.
Kratzschmann s. auch Kratschmann, Kretzsch-
mann
Kraus, Anton
Sein Name findet sich mit der Jahreszahl 1805 in einer
Geige, die Innsbruck als Wohnort angibt. Die Geige
hat aber einen so ausgesprochen vogtländischen Cha-
rakter, daß ich glauben möchte, sie sei die Arbeit eines
Markneukirchners (Joh. A. Krauß?) gewesen, der nur
Innsbruck als Ursprungsort angegeben hat, wie viele
andere Absam, Cremona usw.
Kraus, Martin Johann. — Enns. 1804
(Der Name kann auch Knaus gelesen werden.) Seine
Geigen sind leidlich gut gearbeitet, haben gutes
Deckenholz, aber viel zu hohe Wölbung.
Geigenzettel : Martin Joh. Kraus , Geigenmacher in
Enns 1804. (gedruckt).
Krausch, Georg Adam. — Wien. 1802. 1827
Seine Werkstatt befand sich in der Stadt Nr. 1121, und
am 12. März 1802 legte er als Geigenmacher den
Bürgereid ab. Er dürfte später nach Iglau übersiedelt
sein, wo noch 1829 ein gleichnamiger Geigenmacher
vorkommt. Seine Geigen sind gut gearbeitet. Die Wöl-
bung ist mittelhoch und steigt gleich von der Einlage an
empor, so daß die Hohlkehle besonders in den Mittel-
bügeln sehr schmal erscheint. Sein gelber Lack ist recht
gut. Arbeiten von ihm kommen selten vor.
Geigenzettel: Georg Adam Krausch / in Iglau 1828
(gedruckt) und Abb. 447.
Krauß, Hermann. — Erdmg, Landshut m
Bayern. Geb. 23. Okt. 1868 in Markneu-
kirchen
Schüler von Herrn. Dölling sen. Als Gehilfe arbeitete
er in Markneukirchen, dann bei Piegendorfer in Augs-
burg, später bei A. Kriner in Freising, machte sich 1898
in Erding selbständig und siedelte ein Jahr später nach
Landshut über. Er arbeitet nach Stradivari, verwendet
gelben und weichselbraunen Lack und besitzt mehrere
Medaillen. Er macht auch gute Mandolinen und
Gitarren usw. — Ein Robert Kraus war Schüler von
Aug. Ant. Reichel und verließ die Markneukirchner
Fachschule mit Auszeichnung.
Geigenzettel: Hermann Krauß / Streich- und Schlag-
instrumenten Fabrikation / Landshut i. Bayern, (ge-
druckt).
Krauß (Kraus), Joh. Adam. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 14. Juni 1764, f 4. Febr.
1815
Guter Vogtländer Geigenmacher, Schwager des
Geigenmachers Kessler und Urgroßvater (mütterl.)
von Herm. Ad. Kessler in Wiesbaden.
Geigenzettel: Abb. 410.
Krawtschenko (Cravtchenko), Konstantin. —
St. Petersburg. 1897
Ein ukrainischer Geiger, der eine stumme Violine für
Übungszwecke erfunden hat, für die er in Rußland das
Patent Nr. 4383 erhielt.
Krebar, Giovanni. — Padua. 1629
Ein Lautenmacher dieses wahrscheinlich entstellten
Namens wird zwar mehrfach erwähnt, es war jedoch
nicht möglich, etwas Näheres zu erfahren. In der
Sammlung Donald in London befindet sich eine
Theorbe von ihm und von .Andrea Jansen, mit dem er
vielleicht die Werkstatt teilte.
Krebs, J. — Bonn. 1840. 1860
Er soll ursprünglich Musiker gewesen sein und be-
schäftigte sich ausschließlich mit dem Ausbessern alter
Geigen.
Kreimbl, Mathias. — Kremsmünster. 1678
Die Benediktiner-Abtei Kremsmünster besitzt eine
Laute von ihm mit der angegebenen Jahreszahl.
Krell, Albert. — Cincinnati. Geb. 1832 in
Kelbra, t 7. Jan. 1900
Sohn des Tischlermeisters Fr. Krell, ursprünglich
Musiker, Schüler des Musikdirektors Wenge in Kelbra.
Schon mit 16 Jahren ging er nach Amerika, wo er sich
dem Geigenmachen zuwandte und dann bald Erfolge
erzielte. Er ist neben den beiden älteren Gemünder und
E. J. Albert der bekannteste amerikanische Geigen-
macher seiner Zeit gewesen. Bekannt sind auch seine
für Konzertmeister Henry Schradieck ausgeführten
Versuche mit dem Holze der kanadischen Balsain-
fichte. Seine Arbeit war allerdings nicht hervorragend,
meistens zu dick im Holz und schwerfällig.
Geigenzettel: Albert Krell / Maker/Cincinati. Ohio /
— 1884 — (gedruckt).
Krenn, Franz. — München. 1812. 1843
Als Geigenmacher war er unbedeutend, auch seine
Reparaturen verraten keine Künstlerhand, doch ver-
legte er sich frühzeitig auf das Verfertigen von Zithern
und hatte hierin ziemlich viel Erfolg. Er wohnte in der
Sendlingerstraße, wo er einen Kramladen hatte. Dabei
nannte er sich »Saitenfabrikant« und soll ganz launige
Verse gemacht haben. Eine Zither mit 1 1 Saiten von
ihm besaß C. C. Snoeck. Im Musikhistorischen Mu-
seum in Köln befinden sich sechs Zithern von ihm aus
den Jahren 1832—1843. Sein Geschäft ging 1842 auf
seinen Schwiegersohn G. Tiefenbrunner über.
272
Krentzner — Kretschmann
Krentzner (Krenzner, Kreutzer), Johann Kas-
par. — Salzburg. 1749. 1782
Sein Modell ist dem von Math. Thir sehr ähnlich, die
Arbeit aber weniger sorgfältig. Eine Gitarre von eigen-
tümlicher Form vom Jahre 1749 und eme Geige von
ihm befinden sich im städtischen Museum Carolmo-
Augusteum in Salzburg. Eine Viohne besitzt em
Lehrer in Admont. (Vgl. Kreutzer.)
Geigenzettel : Johann Kaspar Krentzner / Lauten und
Geigenmacher in Salzburg / 1749 (gedruckt).
Krepelka, Josef. — Jihlava (Iglau), 1833
Ein Instrumentenmacher von bescheidener Geschick-
lichkeit. Besser als seine Geigen sind seine Gitarren.
Geigenzettel : Abb. 409.
Kresser, Michel s. Michel Schmid
Kreßnik, Dr. Franz. — Fiume. 1910
Ein Arzt und tüchtiger Geiger, der sich viel mit Lack-
versuchen und dem Studium des Geigenholzes be-
schäftigt hat und jetzt mit Hilfe eines geschickten Ar-
beiters Geigen nach Jos. Guarnen baut. Er hat em
lateinisches Rezeptbuch des 1 7. Jahrhunderts aufge-
funden, nach dem er semen Lack bereitet. Die Holz-
stärken berechnet er jeweils nach dem Holze und macht
zu seinen Geigen, die übrigens in der Decke zu dünn
erscheinen, erst Gipsmodelle.
Kretzschmann (Kratzschmann). — Markneu-
kirchen
Aus dieser Familie gingen sehr viele Geigenmacher her-
vor, und zwar:
Kretzschmann, Christian Gottfried I. — Geb.
23. Nov. 1773, 18. April 1842(?)
In seinen jüngeren Jahren versuchte er sich als selb-
ständiger Meister, später geriet er jedoch in die Ab-
hängigkeit der Händler und verwendete seine Zettel
nicht mehr. Die von ihm noch selbständig gebauten
Geigen tragen die Brandmarke C --K G -.\i K, sind nicht
schlecht im Ton, sonst aber von gewöhnlicher
Vogtländer Arbeit und haben einen unscheinbaren
Lack.
Brandmarke Nr. 12.
Kretzschmann, Christian Gottfried II. — Geb.
3.Juh 1780, t9.Jum 1832
Kretzschmann, Christian Gottfried III. —
Geb. 2.Juh 1782, t26.Ckt. 1822
Kretzschmann, Christian Gottlob. — Geb.
23. März 181I,t22.Dez. 1853
Kretzschmann, Ernst August. — Geb. 19. Jan.
1859, war lange in Ungarn und ist ein ge-
wandter Imitator
Kretzschmann, Carl Friedrich I.
28. Dez. 1755, t 10. Febr. 1837
— Geb.
Kretzschmann, Ernst Hermann.
26. Mai 1870
Geb.
Sohn und Schüler von Hans Adam Kr. und dessen
Nachfolger. Nach dem Kirchenbuche wurde er
82 Jahre und 18 Tage alt, was mit dem Geburts- und
Todesdatuin allerdings nicht ganz stimmt.
Kretzschmann, Carl Friedrich II. — Geb.
26. Sept. 1781, t 23. Juli 1850
Er war ein Bruder von Joh. Georg II Kr. Die Arbeiten
beider sind sich so ähnlich, daß man annehmen kann,
daß sie den gleichen Lehrmeister (vielleicht den Vater)
gehabt und auch zusammen gearbeitet haben.
Kretzschmann, Carl Richard. — Geb. 6. Mai
1860, t 19. Nov. 1895
Sohn, Schüler und Nachfolger von Wilh. Jul. Kr. Ein
tüchtiger Geigenmacher, der zu den schönsten Hoff-
nungen berechtigte.
Kretzschmann, Carl Wilhelm I. — Geb. 7. Dez.
1807, t 25. Dez. 1872
Kretzschmann, Carl Wilhelm II. — Geb.
27. Okt. 1830, f 16. Nov. 1865
Kretzschmann, Friedrich Wilhelm. — Geb.
26. Dez. 1803, t?
Kretzschmann, Georg Carl. — Geb. 1702,
t4.0kt. 1783
Er dürfte aus Wohlhausen gekommen sein und gilt als
der Stammvater der Familie. Er wurde am 20. Mai 1 723
Meister und war einer der besten Geigenmacher seiner
Zeit in Markneukirchen. Er war Bürger und gehörte
1766 und 1769 auch dem Zunftrate an. In Urkunden
wird sein Name auch Krezschmann und selbst
Krezschmar geschrieben. Er starb 80 Jahre 9 Monate
und 13 Tage alt. Eine Viola d'amore von ihm aus dem
Jahre 1739 besaß nach dem Inventar von 1773 die ehe-
malige Cöthener Hofkapelle.
Geigenzettel: Georg Carl Kretzschmann / Violir-
macher in Neukirchen / 1 769. (gedruckt).
Kretzschmann, Hans Adam. — Geb. in Wohl-
hausen 15. Juni 1716. t 22. Juni 1771
Vielleicht ein Bruder von Georg Carl Kr. Von ihm
heißt es im Neukirchener Zunftbuch ausdrücklich, daß
er aus Wohlhausen stammte, weshalb er als »Fremder«
30 Taler bezahlen und 1 Tonne Bier stiften mußte, als
er am 2. Januar 1 738 Meister wurde.
Kretzschmann, Hans Georg I. — Geb. um
1715. 1739
Er wurde am 20. Mai 1 739 als Meister in die Zunft auf-
genommen und heiratete die jüngste Tochter von
Johann Martin Schönfelder.
Kretzschmann — Kreutner
273
Kretzschmann, Hans Georg II. — Geb. 1737, Kretzschmann, Wilhelm Julius.
t 6. Juli 1 773 28. Nov. 1 832, f 8. Okt. 1 894
Geb.
Sohn und Schüler von Hans Adam Kr. Er wurde am
2. Juni 1762 in die Zunft als Meister aufgenommen.
Kretzschmann, Hans Georg III. — Geb. 1740,
t 4. Febr. 1813
Vielleicht ein Schüler eines Ficker. Auf seinen Zetteln
wird in sinnlosem Latein Cremona als Ursprungsort
angegeben. Er wurde 72 Jahre 7 Monate und 8 Tage alt.
Kretzschmann, Hemrich Alexander. — Geb.
20. Juli 1872. Bruder von Ernst Herm. K.
Kretzschmann, Heinrich Ferdinand. — Geb.
30. Jan. 1848
Kretzschmann (Kretschmar), Johann Adam I.
— Geb. 27. Sept. 1750, t 21. Febr. 1796
Sohn von Hans Adam K. — Er wurde m semem
1 9. Jahre Landrekrut, bewarb sich aber trotzdem mit
Erlaubnis seines Hauptmanns um Aufnahme in die
Zunft, die ihm auch gebührenfrei gewährt wurde. Er
verfertigte das übliche Meisterstück und wurde am
7. August 1769 Meister. Ihm soll der nachstehende
Zettel mit fmgiertem Ursprungsort gehören.
Geigenzettel : Joh. Kretschmar / Lauten und Geigen-
macher / m Prag, (geschrieben).
Kretzschmann, Johann Adam II. — Geb.
23. März 1772, f 3. Dez. 1822. Bruder von
Joh. Georg K.
Kretzschmann, Johann Georg I. — Geb.
27.JuH 1767, t 15.JuH 1811
Kretzschmann, Johann Georg II. — Geb.
22. Juni 1783, t 5. Febr. 1831
Kretzschmann, Johann Gottfried I. — Geb.
1731, t 2. Dez. 1783
Sohn und Schüler von Georg Carl Kr. Er wurde am
7. Juni 1751 Meister und erreichte ein Alter von
52 Jahren 10 Monaten und 20 Tagen.
Kretzschmann, Johann Gottfried II. — Geb.
1744, t 10. Juni 1809
Sohn und Schüler von Hans Adam I Kr. Nach Er-
füllung aller Vorschriften und Anfertigung eines Mei-
sterstückes wurde er am 21 . Mai 1 766 als Meister in die
Zunft aufgenommen.
Kretzschmann, Johann Gottfried III. — Geb.
um 1739. 1745
Sohn und Schüler von Hans Georg I Kr. Nachdem er
alle Vorschriften erfüllt und zwei tadellose, eingelegte
Violinen als Meisterstück angefertigt hatte, wurde er
am 1 0. Juni 1 767 als Meister in die Zunft aufgenommen.
V. Lütgcndorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. 11
Ein sehr tüchtiger Arbeiter, der als Obermeister der
Geigenmacherinnung in großem Ansehen stand.
Kretzschmar, Carl Friedrich. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 1737, f 2. April 1773
Er war ein Sohn des Ratsschreibers Gottfried Kretzsch-
mar, der wie sein Vater Kornelius Kr. lange Jahre bei
der Neukirchener Geigenmacherzunft von Rats wegen
als Obmann wirkte. In Anbetracht dieses Umstandes
wurden ihm, als er am 6. Juni 1759 als Meister in die
Zunft eintrat, die Gebühren wie einem Meistersohn
ermäßigt. Es mag als ein Beweis gelten, wie blühend
damals die Geigenmacherei im Vogtlande war, daß
selbst ein Beamter des Rats seinen eigenen Sohn Geigen-
macher werden ließ, während der andere (Johann
Gottfr. Kr.) sein Nachfolger als Obmann und Rats-
deputierter wurde. Carl Friedr. Kr. war sehr talentvoll,
starb aber schon 36 Jahre und 8 Tage alt. — Ein
Emanuel Kr. lebte im 19. Jahrhundert in Karlsbad.
Kretzschmar, Georg. — Dresden. 1574. 1588
In einem sächsischen Musikinstrumenten-Inventar von
1593 (mitgeteilt von M. Fürstenau in den Mitt. d. Kgl.
s. Alt.-Ver. 1872) wird unter Nr. 26 ein »Geigen-
instrument so George Kretzschmar gemacht* aufge-
führt. Kretzschmar war Orgelbauer und Instrumenten-
macher von einigem Ruf. Das »Geigeninstrument«
dürfte, wie auch Fürstenau vermutet, ein Vorläufer des
Heydenschen »Geigenwerks« gewesen sein. Im Jahre
1574 machte er eine Orgel für die Schloßkirche in
Annaberg, für die er 200 fl. erhielt. Eine andere Orgel
machte er 1587 für die Schloßkirche in Freiberg; für
diese erhielt er 250 Taler.
Kretzschmar, Gebrüder. — Markneukirchen.
1920
Musikinstrumentenfirma, deren Inhaber der Geigen-
bauer Carl August Kretzschmar und der Lauten-
macher Richard Otto Kretzschmar sind.
Kreul. — Brambach 1. S. 1910
Guter Bogenmacher.
Kreul, Ernst. — Fleissen, Markneukirchen.
1910. 1920
Ein Geigenmacher, der seine Werkstatt von Fleissen
nach Markneukirchen verlegte. Ein anderer Ernst
Kreul bestand im Jahre 1 920 die Geigenmachermeister-
prüfung.
Kreutner, Simon. — Niederhart (Hart), Ziller-
tal. Geb. 26. Okt. 1846 in Hart
Ein sog. »Tausendkünstler«, wie es manche in länd-
lichen Tiroler Gemeinden gibt. Als Bauernsohn ar-
beitete er im väterlichen Hofe und versuchte sich früh-
zeitig in allerlei Handfertigkeiten, Tischlerei usw.
Schon in seinem 1 7. Jahre reparierte er mit Geschick
Zithern, Gitarren und Geigen und begann schließlich
18
274
Kreutzer — Krichbaum
neue Instrumente zu machen, deren gutes Aussehen
und schöner Ton von Musikern gelobt wird. Er hat eine
seltene Handgeschicklichkeit und ist ein findiger Kopf,
richtete eine Lodenspinnerei ein usw. und blieb dabei
doch sehr arm, da ihm ein Gönner fehlte, der seme
autodidaktisch erworbenen Fertigkeiten richtig einge-
schätzt hätte. Er ist ein guter Holzkenner, hat Ge-
schmack und versteht sich auch gut auf das Lackieren.
Nach Dr. F. Waldners Mitteilung befindet sich in der
im Ferdinandeum zu Innsbruck aufbewahrten Geige
von ihm der nebenstehende Zettel : Simon Kreutner in
Hart / Post Fügen in Tirol 1905. (geschrieben).
Kreutzer (Krentzer, Krentzner?), Johann
Kaspar. - Salzburg. 1749. 1782
Das Museum Carolino-Augusteum in Salzburg be-
wahrt eine Geige aus dem Jahre 1782 von ihm.
Kreuzlnger. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher gehören dieser Familie an :
Kreuzinger, Andreas, war schon 1826 Innungs-
meister.
Er galt als guter Geigenmacher.
Kreuzinger, Anton I. — Schönbach. Geb.
1840, t 1885
Sohn von Franz Kr. und wohl auch dessen Schüler.
Arbeitete hauptsächlich für Händler.
Kreuzinger, Anton IL — Znaim. Geb. 1 . Okt.
1873 in Schönbach
Tüchtiger Schüler seines Bruders Joseph II Kr.,
arbeitete als Gehilfe bei Th. Heberlein, Lülsdorff usw.
und schließlich in Wien bei Zach und Gutermann. Im
Jahre 1903 machte er sich selbständig und übernahm
die Werkstatt seines Oheims Johann Künzl. Er hat ein
eigenes Modell, das in den Umrissen auf Stradivari zu-
rückgeht, nur nimmt er die Brust schmäler und macht
dafür eine höhere Wölbung, um die Bogenf dhrung zu
erleichtern. Er verwendet einen orangeroten weichen
Öllack von guten Eigenschaften. Daß er selbst ein guter
Musiker ist, kommt ihm natürlicherweise sehr zu-
statten. Er ist ein besonders strebsamer Meister und un-
ablässig bemüht, das höchste Ziel zu erreichen. Seine
Arbeit ist tadellos, der Ton sehr gut.
Geigenzettel : A. Kreuzinger Gei- / genmacher Znaim /
Fecit 1909 A. K. (gedruckt) und Abb. 455.
Kreuzinger, Franz. — Geb. 1795, f 1882
Ein geschickter Geigenmacher.
Kreuzinger, Joseph I. — Geb. 1834, f 1882
Sohn von Franz Kr. Schüler von Joseph Heinzmann,
bei dem er das Geigenmachen von Grund auf erlernte.
Nachdem er seine achtjährige Militärdienstzeit über-
standen hatte, machte er sich im Jahre 1864 selbständig.
Da zu jener Zeit die Arbeitsteilung in Schönbach noch
nicht so entwickelt war, wie heute, machte er alles an
seinen Geigen selbst. Seine Arbeiten waren gediegen
und verrieten Talent und feines Verständnis, aber er
fand für seine Geigen keinen Absatz, und so kam er,
kränklich geworden, in die Zwangslage, sich darauf zu
beschränken, Bestandteile und weiße Geigen für fremde
Geigenmacher anzufertigen.
Kreuzinger, Josef II. — Geb. 1871
Sohn von Josef I Kr. Schon als 10 jähriger Knabe
erlernte er am Krankenbett seines Vaters das An-
fertigen von Geigendecken und -Böden und trieb da-
neben eifrige Musikstudien. Mit 13\/, Jahren kam er zu
Johann Flacht in die Lehre. Als Gehilfe arbeitete er bei
Schaller und dann als Heimarbeiter für die ersten
Geigenmacher in Schönbach und Markneukirchen. Als
tüchtiger Violinspieler diente er bei der Militärmusik
und kam mit seinem Regiment nach Wien, wo er die
Gelegenheit, sich als Geigenmacher weiter auszubilden,
fleißig benutzte. Im Jahre 1 896 begründete er in Schön-
bach sein eigenes Geschäft. Er machte seitdem wieder-
holt größere Studienreisen durch Deutschland, Öster-
reich-Ungarn usw., sowohl um die alten Meisterwerke,
als auch die Arbeiten der besten jetzt lebenden Geigen-
macher kennenzulernen. Seine Streichinstrumente
sind sorgfältig gearbeitet und tadellos im Holz und im
Ton. Er verwendet Spiritus- und Öllack und besitzt
von allen Ausstellungen, die er beschickte, Auszeich-
nungen. Er macht hauptsächlich Geigen und Violon-
celli (und auch Geigenkörper) und schnitzt bei besseren
Instrumenten die Schnecken selbst. Die Arbeiten, die
er für Händler anfertigt, muß er (wie auch andere) ohne
Zettel abliefern, da diese ihre Namen als Selbstver-
fertiger hineinkleben. Bessere Instrumente von ihm
tragen jedoch neben der Angabe des Modells seinen
Namen als Nachahmer. Seit 1907 ist er Vorsteher der
etwa 800 Mitglieder zählenden Genossenschaft. Auch
ist er ein guter Holzkenner.
Kreuzinger, Wenzel I. — Schönbach. Geb.
1844, t ?
Sohn von Franz Kr. Ein talentvoller Geigenmacher, der
aber schon während seiner Militärdienstzeit starb.
Kreuzinger, Wenzel II. — Schönbach. Geb.
um 1868
Er gehört einer anderen Linie der Familie Kr. an und
ist noch als Geigenmacher tätig.
Krichbaum (Kriechbaum), Johann Carl. —
Prag, Wien. 1760. 1787
Wohl aus Steiermark eingewandert. Nach 1772 kommt
er in Prag nicht mehr vor. Er siedelte nach Wien über,
wo er als »vorhin gewester Schutzverwanter« am
20. Juni 1778 den Bürgereid leistete und von 1779 bis
1 787 in den Steuerbüchern vorkommt. Er wohnte dort
als »Lauten- und Geigenmacher« im Schottenviertel,
Altlerchenfeld Nr. 79, und war als kunstfertiger Mann
geachtet. Seine Wiener Zettel haben den gleichen Wort-
laut wie seine Prager, da er die gleichen benutzte und
nur über »Prag(ae)« von nun an »Vienn(ae)« klebte. Er
scheint übrigens auch in Wien nicht bis an seih Lebens-
ende geblieben zu sein.
Geigenzettel: Joannes Carolus Krichbaum / fecit
Pragae 1760 (gedruckt) und Abb. 401 und 417.
II
Krieb — Kriner
275
Krieb(Kriel?). —Dannenberg (Hannover). 1850
Wahrscheinlich ein Musiker, der an Geigen henim-
gefhckt hat.
Krieg, Johannes. — Prag. 1731. 1758
Er ahmte Stainer nach und verwendete einen dünnen,
braunen Lack. In der Arbeit sind seine Geigen mehr
denen von Joh. G. Thir ähnlich als denen der Prager
Meister. Er ist übrigens hauptsächlich als Verfertiger
von Violen bekannt. Auch eine Viola d'amore existiert
noch von ihm. Eine Violine besaß die Allerheiligen-
kirche in Prag, zwei andere befinden sich in Wiener
Privatbesitz.
Geigenzettel : Johannes Krieg, Lauten- und , Geigen-
macher in Prag. Ao 1758 (gedruckt).
Krlgge, Heinrich. — Danzig. 1756. 1758
Er hieß vielleicht richtig Knigge ^). Die von ihm bis jetzt
bekannt gewordenen Geigen, die gut gemacht sind und
auch gut klingen, erinnern an das Magginim.odell ; sie
sind aber breiter und haben statt der Einlage mit der
Feder gezeichnete, doppelte Linien. Trotzdem werden
sie als »echte Maggini« verkauft, was die Seltenheit des
Vorkommens seiner Arbeiten erklärt.
Kriner, August. — Mittenwald. 1740
Klotzschule. Der Name wird von einzelnen Familien-
mitgliedern auch Krinner geschrieben, was vielleicht
als das Richtigere gelten könnte, da die nach Mitten-
wald eingepfarrte Ortschaft, nach der sich die Familie
nennt, Knnn (jetzt Krünn) heißt, früher allerdings auch
oft nur Krin geschrieben. Unter den noch lebenden
Nachkommen dieser Familie zeichnet sich Franz Paul
Kr. als Stegschneider aus.
Kriner, August. — Freising. 1869. f 1907
Wenn auch zur Mittenwalder Familie gehörig, dürfte
er doch aus Landshut stammen. Er verfügte über eine
handwerksmäßige Geschicklichkeit und galt als sorg-
fältiger Meister, der alte Geigen gut wiederherstellte.
Kriner, Augustin. — Mittenwald. 1730.
t 12. März 1747
Vielleicht mit August Kr. identisch. Er wird 1745 in
Urkunden »plectropöus et propola circumforaneus*
genannt. Er war als Geigenmacher geschickt und unter-
nahm weite Reisen. Auf einer solchen ertrank er in der
Donau »zwischen Pesth und Ofen*.
Kriner, Franz. — Landshut in Bayern. 1808.
1825
Nach dem Landshuter Gewerbekataster von 1808
wurde dem Geigenmachergesellen Franz Kriner, der
die Witwe Gertraud des Geigenmachers Berger hei-
ratete, »die Geigenmacherei verliehen«. Er stammte aus
Mittenwald und war vermutlich der Oheim seines
Nachfolgers Lorenz Kriner; wahrscheinlich war er auch
der Schwiegervater des Geigenmachers Schmid.
^) Bei dem Fehlen archlvalischer Hilfsmittel für die
Danziger Geigenmacher muß ich den Namen in der Form
nehmen, wie Hill ihn mitteilt.
Kriner, Georg. — Landshut. Johannesburg.
München. Geb. 1874 zu Landshut
Zweiter Sohn von Josef Kr., talentvoller Musiker, der
das väterliche Geschäft 1899 übernahm, später aber
nach Brasilien auswanderte. Sein Nachfolger Ist
Hermann Krauß. Bei Kriegsausbruch hatte er eine
Werkstatt In Johannesburg (Südafr.), mußte aber alles
Im Stiche lassen und Ist jetzt in Nymphenburg bei
München ansässig.
Kriner, Johann. — Mittenwald. 1858. 1883
Ein tüchtiger Geigenmacher, dessen Hauptverdienst
jedoch in seiner 25 jährigen Tätigkeit als Lehrer an der
Mittenwalder Geigenbauschule besteht, der er seit
Ihrer im Jahre 1858 erfolgten Gründung bis 1883 ange-
hörte.
Kriner, Josef L — Mittenwald. 1737. 1795
Klotzschule; großes, oft flaches Modell und brauner
Lack.
Geigenzettel : Abb. 425.
Kriner, Josef IL — Mittenwald. 1820. 1850
Da er hauptsächlich für die Mittenwalder großen
Handelsfirmen arbeitete, die »gangbaren Modelle«
nachahmte, Ist er ohne Eigenart. Seine beste Zeit fällt
In die Jahre 1820—1840.
Geigenzettel: Joseph Kriner, Geigenmacher / in
Mittenwald an dei Is3r. 1791.
Kriner, Josef IIL — Mittenwald. 1914
Er gilt als besonders tüchtig In allen Wiederherstel-
lungsarbeiten.
Kriner, Joseph. — Landshut a. L Geb. 9. März
1836 in Landshut
Sohn von Lorenz Kriner; Schüler seines Vaters und
von Georg Tiefenbrunner in München. Nachdem er
bei Karl Echinger, Engleder und Padewet In München,
bei Padewet in Karlsruhe und Bauer in Stuttgart ge-
arbeitet, übernahm er im März 1864 das väterliche
Geschäft. Er arbeitete nach Stradivarl, Guarneri und
Ruggeri usw., sowie nach eigenen Modellen, die sich
auch durch Ihre kunstvollen Einlagen auszeichnen,
namentlich aber durch ausgiebigen und dabei milden
Ton und leichte Ansprache. Die besseren Instrumente
lackierte er mit Öllack, die billigeren mit Spirituslack.
Auch gute Gitarren und Zittern verstand er zu bauen.
Ein stiller und bescheidener Mann, der nur leider In
den letzten Jahren seines Lebens kränklich war.
Geigenzettel : Joseph Kriner / Geigenmacher und
Reparateur / Landshut, Bayern (gedruckt).
Kriner, Josef Alois. — Würzburg. Geb.
12. Mai 1865 zu Landshut a. L
Schüler seines Vaters Josef Kr., August Kriners In
Freising und Suitners In Mittenwald. Nachdem er von
1885 — 1888 in Stuttgart bei Hamma, in Frankfurt a. 0.
> usw. gearbeitet hatte, wurde er 1888 Fr. WIttstadts
18*
276
Kriner — Krüttner
Nachfolger, dessen Witwe er heiratete. Er macht jetzt
vorzugsweise sog. »Arionzithem« und handelt mit alten
Instrumenten.
Geigenzettel : Jos. Kriner, Firma : Fr. Wittstadt, /
Saiten-lnstrumentenmacher/Würzburg, (Bayern.) 18. .
(gedruckt). (Abb. 454)
Kriner, Lorenz. — Mittenwald, Landshut.
Geb. 1805 In Mittenwald, f 1864
Sohn und Schüler von Simon Kr. Er arbeitete bei
Thumhart in München und Fischer in Regensburg,
war erst in Mittenwald ansässig und siedelte dann nach
Landshut über, wo er die Geigenmacherwitwe Anna
Schmid heiratete. Er war ein geschickter Geigenmacher
und machte auch recht gute Zithern und Gitarren. Er
hinterließ drei Söhne, von denen Josef sein Nachfolger
wurde.
Kriner, Lorenz. — Stuttgart, New York. Geb.
1 838 in Landshut
Sohn und Schüler von Lorenz Kr. Im Jahre 1863 ließ
er sich in Stuttgart nieder und gründetje dort eine
Geigenfabrik, die er bis 1878 fortführte, hr wanderte
dann nach Amerika aus und scheint dort gefunden zu
haben, was er in der Heimat vergebens suchte. Außer
seinem Zettel tragen seine Geigen auch eine Brand-
marke.
Geigenzettel: Lorenz Kriner, fecit / Stuttgart 1867 /
[Initialen im Kreis] (gedruckt).
Kriner, Martin. — Altöttlng, Königsberg 1. Pr.
1875. 1897
Er erlernte in seiner Mittenwalder Heimat das Geigen-
machen, arbeitete dann 18 Jahre lang als Gehilfe bei
A. Riechers in Berlin. Als er sich selbständig machte,
ließ er sich zuerst in Altötting nieder, wo er wenig Zu-
spruch fand, weshalb er nach Königsberg übersiedelte,
und sich bald den Ruf eines besonders geschickten
Geigenmachers erwarb.
Kriner, Mathlas. — Mittenwald. 1760. 1764
Geigen von ihm kommen selten vor. Man weiß von ihm
nur, daß er 1763 schon verheiratet war.
Kriner (Krinner), Matthäus. — Stuttgart. Geb.
In Mittenwald 1843
Schüler der Mittenwalder Geigenmacherschule und
von Joh. Kriner. Er arbeitete von 1872 an in Berlin bei
Ludwig Neuner und August Riechers, begründete 1892
in Stuttgart seine eigene Werkstatt und beschäftigte
sich hauptsächlich mit Reparaturen. Neue Geigen
macht er nach J. Guarneri und Stradivari und ver-
wendet gelbrötlichen Spirituslack. Er erfand einen
schwingenden Baßsteg, dem er eine erhöhte Vibration
zuschreibt, und der gleichzeitig die Widerstandskraft
des Geigenkörpers steigern soll.
Geigenzettel: Matthäus Krinner Geigenmacher Stutt-
gart (gedruckt).
Kriner, Simon. — Mittenwald. Geb. 1779
oder 1781, t 1821
Er war der Sohn eines Webers, kam frühzeitig zu A. Jais
in die Lehre und arbeitete dann auch bei Jos. und Math.
Hornsteiner. Er war sehr talentvoll und galt als einer
der besten Geigenmacher seiner Zeit in Mittenwald.
Er kannte die Italiener, die er recht gut zu kopieren ver-
stand, und war auch als Geschäftsmann recht tüchtig,
so daß er Teilhaber der »Verlegerfirma« »Baader &
Öttel« wurde. Er zog mit seinen fertigen Geigen, die er
noch nach alter Tiroler Sitte in einer »Kraxe« auf dem
Rücken trug, durch Frankreich, England und weit nach
Rußland hinein. Er war seit 1804 mit Anna geb. Reiter
(einer Müllerstochter) verheiratet, die eine besondere
Kunstfertigkeit im Lackieren der Geigen besaß. Er
starb frühzeitig und hinterließ drei Söhne.
Geigenzettel : Simon Kriner / Geigenmacher in Mitten-
waldt an / der Iser 1820 (gedruckt).
Krisch (?), Caspar. — Prag. 1725
Der Komotauer Kirchenchor besitzt nach einer Privat-
mitteilung eine Violine mit diesem Namen, der, wenn
er richtig gelesen ist, vielleicht einen früheren Besitzer
des Instruments bezeichnet, da ein Krisch unter den
Prager Geigenmachern nicht vorkommt. Vielleicht
müßte »Strnad« gelesen werden, die Jahreszahl 1775
statt 1725.
Kristal, August. — Jürgenthal (Esthland).
1889. 1900
Er begründete 1 889 seine Werkstatt als Geigenmacher
und -Händler und hat auch in Reval ein Geschäft.
Krömllng, Anton. — Schönbach b. Eger. 1 826
Wahrscheinlich der Stammvater der heute noch be-
stehenden Familie Krämling. Seine Geigen sind häßlich
lackiert und wenig schön in der Form.
Krogmann, Johann Christopher, erwarb am
13. Okt. 1780 als Instrumentenmacher das
Bürgerrecht In Hamburg
Krolle, Jean Baptlste. — Mlrecourt. 1768
Als Bogenmacher genannt.
Kronhofer, Hans. — ?
In Raymund Fuggers Musikkammer (1566) befand sich
unter Nr. 42 »Eine gute alte Lauten von Hans Kron-
hofer«. Vgl. Stockbauer, Kunstbestr. am bayr. Hofe
unter Herzog Albert V. und Wilhelm V. — S. a. Fron-
hofer.
Krüttner, Richard. — Pilsen. Geb. 1851 zu
Elnsledel bei Manenbad
Sein Vater, der durch 47 Jahre Kapellmeister der
Marienbader Kurkapelle war, war ein eifriger Geigen-
sammler, und so begeisterte er den Sohn für den Beruf
eines Geigenmachers und gab ihn bei Josef Stecher in
Salzburg in die Lehre. Hier lernte er von 1864 — 1870,
arbeitete dann einige Jahre bei Ramftler in München,
ging 1874 nach Salzburg zurück und begründete 1877
Krug — Künzl
277
in Pilsen sein eigenes Geschäft, in welchem neben Re-
paraturen auch neue Geigen usw. angefertigt werden,
zumeist nach Stradivari, manchmal auch hochgewölbte
Instrumente. Gute Arbeit, gutes Deckenholz und ein
selbsterzeugter Spirituslack sind die Merkmale seiner
Geigen. Er handelt auch mit alten Geigen und hat ein
lebhaftes Exportgeschäft nach Nordamerika.
Geigenzettel: Rieh. Krüttner. / fecit Pilsen, 1899. (ge-
druckt). — Richard Krüttner / Instrumentenmacher /
Pilsen, Theatergasse (gedruckt).
Krug, J. A., hat ein Gelgengeschäft in Detroit
(Michigan)
Krumer s. Kramer
Krupp. Pierre. — Paris. 1777. 1791
Er wird zwar als Lautenmacher bezeichnet und wohnte
Rue St. Honore, ist aber nur als Harfenmacher be-
kannt. De Bricqueville besaß eine Harfe von ihm.
Kruse, D. — Homburg v. d. H. 1800
Als Geigenmacher war er ohne Bedeutung, doch sollen
seine Gitarren sich eines gewissen Rufs erfreut haben.
Eine solche (ohne Datum) besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Kruzinski, Pawel. — Warschau. 1898. 1902
Schüler von Schünemann. Um 1898 machte er sich in
Warschau selbständig. Seine Geigen sind sauber ge-
arbeitet.
Krysinski, Ph. — Lissa i. P. 1839
Wahrscheinlich ein Dilettant, der Geigen flickte. In den
Magistratsakten zu Lissa wird er nicht genannt.
Geigenzettel : Reparirt von Ph. Krysinski / in Lissa
1839 (gedruckt).
Kubescha, Alois. — Preßburg (Pozsony). 1 904
Sein Name wurde mir nur durch die Inschrift in einer
italienischen Geige bekannt, in der zu lesen ist: »Von
Viola auf Violine umgearbeitet Alois Kubescha Pozsony
1904.«
Kuchlbauer, Johann. — Aach (Baden). 1852
Unbedeutender Geigenmacher aus der Mitte des
19. Jahrhunderts, von dem sich in der Sammlung Hirth
in München ein Violoncello mit leicht gewölbtem
Boden und flacher Decke befand.
Geigenzettel: Johann Kuchlbauer in Aach 1852. (ge-
druckt).
Kuczinski, Jan. — Lemberg. 1810
Geigenzettel : loannes Kuczinski / Reparavit Leopoli
Anno 1810 (gedruckt).
Küchler (Khuechler), Hans. — Wien. 1596
Ein Lautenmacher, der im Mai 1 596 zum Bürger von
Wien aufgenommen wurde. Er soll 1615 noch gelebt
haben, doch sind mir bisher keinerlei Arbeiten von ihm
vorgekommen.
Kühle, Karl. — Wien. 1821
Ein Tischler, der auch Musikinstrumente, namentlich
aber Harfen machte.
Kühlmayr. — Preßburg. 1883
Erfinder eines Streichklaviers, das er J. Lutz in Wien
übertrug, der die Sache liegen ließ und sich dadurch
einen Prozeß zuzog.
Kühnel, Franz, als Geigenmacher in Schön-
bach b. E. tätig
Kühtreiber, Gustav. — Wien. 1900. 1910
Er lernte bei G. Lemböck und nennt sich »Streich-
instrumentenerzeuger«. Er soll hauptsächlich Handel
treiben und Reparaturen ausführen. Es gelang mir nicht,
eine Geige, die er gemacht hat, kennenzulernen.
Küntzel, Lorenz. — Breslau, Berhn. Geb.
28. April 1789 in Hof, f 1864 in Berlin
Ursprünglich war er Klaviermacher und arbeitete als
solcher bei Rosenkranz in Dresden und Streicher in
Wien. Von da ging er nach Italien, wo er bei einem
Meister Namens Zesserini (?) das Geigenmachen
erlernt haben soll. Später arbeitete er bei Stmad in
Prag und Fichtl in Breslau und eröffnete um 1820 in
der letztgenannten Stadt seine eigene Werkstatt als
Geigenmacher ^). Nach 1 858 siedelte er nach Berlin übe r
und erhielt für eine dem Kronprinzen überreichte
Geige den Titel als Hofinstrumentenmacher. Sein
Modell ist sehr flach mit ziemlich breitem Rand. Im
Deckenholz treten die Jahre meist dunkel hervor; der
Lack ist hellgelb oder rotbraun, die Arbeit sauber und
gewissenhaft. Er legte großen Wert auf schönes,
möglichst altes Holz, hat aber doch auch mittelmäßige
Geigen gemacht. Im Jahre 1862 stellte er in London
sein in den Jahren 1833 — 1857 gebautes Quintett, für
das er 2000 Taler forderte, aus, das aber von Vuillaume
nicht sehr günstig beurteilt wurde. Ein besonderes
Studium verwendete er auf die Mensurverhältnisse und
hatte die Absicht, ein Lehrbuch des Geigenbaus
gemeinschaftlich mit dem Geigenkenner Major Reich
zu bearbeiten. Beide sind aber vor der Ausführung
dieses Planes gestorben. K. hat im ganzen an 1 10 Vio-
linen, 5 Bratschen und 4 Violoncelli gemacht.
Geigenzettel: Reparirt Lorenz Küntzel 182 . . (gedr.).
Künzel, Ernst. — Hohendorf i. S. 1910
Guter Bogenmacher.
Künzl (Künzel), Johann. — Znaim. Geb. 1825
zu Schönbach b. Eger
Er trat mit 12 Jahren bei Joh. Himmer in die Lehre,
wurde mit 15 Jahren Geselle und ging 20 Jahre alt »in
die Fremde«. Er trat zunächst bei der Witwe Stöhr in
Salzburg als Gehilfe ein und wanderte ein Jahr später
über Linz nach Znaim, wo er am 12. Juni 1846 eintraf.
Dort arbeitete er sechs Jahre als Gehilfe bei der Witwe
Kratschmann und ging dann, um sich noch voll-
kommener auszubilden, 1852 nach Wien zu Gabriel
^) In den Breslauer Adreßbüchern ist er nur von 1832
bis 1843 nachweisbar.
278
Künzel — Kursch
Lemböck. Hier arbeitete er zehn Jahre und zwei Mo-
nate. Damit schloß er seine Lehr- und Wanderjahre ab
und eröffnete in Znaim im Jahre 1862 eine eigene
Werkstätte, aus der viele sehr gute Geigen hervorgingen,
die ganz in der Art von Lemböck gearbeitet sind und
jetzt sehr geschätzt werden. Leider verwendete er oft
einen dunklen Lack, der die Schönheit des Holzes sehr
beeinträchtigt. Eine doppelt eingelegte Geige von ihm
hat Lang in Znaim. Musikdirektor Fiby besitzt eine
Violine von ihm, die er im Ton einer echten Amati
gleichstellt. Joh. Kiinzls Neffe Anton Kreuzinger aus
Schönbach kaufte 1904 das Geschäft. Die Firma lautet
jetzt: Joh. Künzls Nachfolger Anton Kreuzinger.
Geigenzettel: Abb. 456,
Künzel, Josef, ist in Schönbach b. E. als
Geigenmacher ansässig
Kürschner, Georg. — Graz. Um 1840
Ein Zithermacher, dessen Nachfolger Ludwig Tauber
war.
Küssel, Joseph. — Füssen. 1626. f 9. Nov.
1689 (?)
Er wurde am 29. November 1626 als Meister in die
Lautenmacherzunft aufgenommen und ist jedenfalls
identisch mit dem 1689 verstorbenen Joseph Kißling,
der den Beinamen »Chormaister« führte,
Küttner, August. — Günthersleben. 1851
Angeblich ein Schüler Arthmanns; er hat nur wenige
und nur minderwertige Geigen gemacht.
Kugler, Max. — München. Mitte des 19. Jahr-
hunderts
Er soll der Sohn eines Paul Kugler sein, von dem
Stecher in Salzburg eine Geige aus dem Jahre 1799 be-
sitzt. Max K. hat sich mehr auf die Zithermacherei ver-
legt; Geigen von ihm sind daher sehr selten. Eine
Philomela von ihm aus der Sammlung Snoeck be-
findet sich jetzt in der staatl. Sammlung in Berlin.
Geigenzettel : Max Kugler / Bürgl. Saiten Instru-
mentenmacher / in München, (gedruckt).
Kuhr (oder Stuhr?). — Hamburg. 1799
Er wird im Hamburger Bürgerbuch am 15. Februar
1799 als »Instrumentenmacher« genannt,
Kulhawy (Kullhavy), Anton. — Wien. 1800.
1830
Am 4. Mai 1804 legte er als Geigenmacher den Bürger-
eid ab und wohnte Stadt Nr. 1008. In seiner ersten Zeit
arbeitete er sehr roh, nahm gewöhnliches Holz und
einen dunkelbraunen Lack. Mit den Jahren nahm er
aber an Können zu, er ahmte dann ein schönes, sehr
flaches Stradivarimodell nach und verarbeitete von da
an ein schöngeflammtes Ahornholz, und ging zu einem
blaßgelben, sehr durchsichtigen Lack über. Nur die
Schnecke blieb etwas zu derb. Bei verschiedenen seiner
Violinen und Violoncelli sind die Kanten der Schnecke
sowie die Außenseite der Ränder in gleicher Weise
eingelegt, wie Boden und Decke. Seine Geigen klingen
gut, solche, die vor 1810 entstanden sind, schätzt man
weniger, während seine gelblackierten Geigen an-
sehnliche Preise erreichen. Für ein schönes, gelbes
Violoncello sind lange vor dem Kriege schon 600 Kr,
bezahlt worden.
Geigenzettel : Abb. 400.
Kulik, Johannes. — Prag. Geb. 14. Jan. 1800
in Domasin, f 5. Mai 1872 in Prag
Er war der Sohn eines Müllermeisters und der einzige
Schüler von Schembera. Nachdem er seit 1820 bei
Martin Stoß in Wien gearbeitet und sich in seiner Kunst
vervollkommnet hatte, machte er sich 1824 in Prag
selbständig und heiratete in erster Ehe Maria Anna
Vyhnälek, in zweiter Ehe Maria Stästny. Er wohnte
nacheinander in derMisenskä ul., der Luzickä ul. und
auf dem Kleinseitner Platz, bis er sich 1853 das kleine
Haus Nr. 62 in der Palackeho trfda (Karolinenthal)
kaufen konnte. Anfangs benutzte er die Modelle ver-
schiedener italienischer Meister, 1850 erwarb er jedoch
eine schöne Geige von Andreas Guarneri, die er von
nun an fast ausschließlich kopierte. Seine Arbeit ist
tadellos, das Holz gut und die Schnecke schöner als von
den meisten anderen Prager Meistern geschnitten. Der
Lack ist hübsch in der Farbe, meist goldbraun oder rot,
wenn auch nur Spirituslack; der Ton ist freilich ein
wenig scharf. Auch seine Violoncelli sind gewöhnlich
hart ansprechend; er machte sie nach einem von dem
Ingenieur Leopold Savoi berechneten neuen Modell,
das durch kleines Patron und sehr hohe Zargen auffällt.
Er verwendete verschiedene Zettel, in seinen letzten
Jahren auch solche in böhmischer Sprache. Ein Violon-
cello von 1839 befindet sich in der fürstl. Lobko-
witzschen Sammlung auf Schloß Raudnitz mit dem
nebenstehenden Zettel. Ein anderes Violoncello von
1848 und eine Violine von 1856 besaß die Hl. Geist-
kirche in Prag, sieben Geigen und eine Viola das Prager
Konservatorium, eine Geige von 185! Dr. Smoler in
Olmütz.
Geigenzettel: Joannes Kulik fecit Pragae 1839, / in
ventione constructioneque / Leop. Savoi (gedruckt). —
Genau nach Antonius Stradivarius gemacht von /
Johann Kulik / Prag 1852 (gedruckt). — Jan Kulik /
Zhotovil 1860. (gedruckt). — Genau nach Andreas
Guarnerius Alumnus / Nicolai Amati, gemacht von
Johann Kulik / in Prag 1853 No 22 (gedruckt). —
Inventione constructioneque Leop. Savoi / Joannes
Kulik fecit Pragae 1834 (gedruckt) und Abb. 404.
Kunzmann, J., ein Saiteninstrumentenmacher
(Zithern und Gitarren usw.), denn München
seit 1875 ansässig ist
Kursch, Carl David. — Berlin. 1808
In einer sauber gearbeiteten, an Thielemann erinnern-
den Gitarre fanden sich zwei Zettel, ein geschriebener
und ein gedruckter.
Geigenzettel: Nr. 413. / Carl David / Kursch / Berlin
1808 (geschrieben). — Verfertigt / von / «C. D.
Kursch* / in Berlin / Schützenstraße Nr. 4. (gedruckt
Kupferstich).
Kurth Lacher
279
Kurth, Theodor. — Berlin. Geb. 20. JuH 1860
Schüler von Oswald Möckel, bei dem er auch sechs
Jahre als Gehilfe tätig war. Im Jahre 1885 machte er
sich in Berlin selbständig. Er arbeitet nach eigenen
Modellen und bereitet seinen Öllack selbst. Seinen
Violinen und Violoncelli wird großer Ton, leichte An-
sprache und tadellose Arbeit nachgerühmt.
Kurz, G. M. — Regensburg. 1858
Ein wenig hervortretender Geigenmacher, den ich
bisher nur als Reparateur nachweisen kann. Er verband
sich mit seinem Mitschüler Frauendorfer zu der Firma
»Kurz und Frauendorfer«. Beide waren Schüler von
Jak. Schmidbauer, den sie jedoch nicht erreichten.
Kurz, Johannes. — Nürnberg. 1787
Eine Laute von ihm aus dem Besitze von T. W. Tap-
house war 1904 in der Londoner Music Loan Exhi-
bitlon zu sehen.
Kurzendörffer. — Markneukirchen
Aus dieser Familie sind als Geigenmacher hervorge-
gangen :
Kurzendörffer, August Adolf. — Geb. 28. Sept.
1868
Kurzendörffer, August Hermann. — Geb.
30. Juni 1863
Kurzendörffer, Christian Heinrich. — Geb.
15. Mai 1804, t 23.Juh 1842. Sohn von
Johann Georg IHK.
Kurzendörffer, Ernst Friedrich. — Geb.
14. Aug. 1832
Kurzendörffer, Ernst Moritz (Bruder des
Vor.). — Geb. I.März 1857
Er verlegte sich frühzeitig auf die Zithermacherei,
arbeitete bei Kochendorfer in Stuttgart und ließ sich
dann dort dauernd nieder.
Kurzendörffer, Friedrich August I. — Geb.
5. Sept. 1802, t 24. Juli 1870. Sohn von
Johann Georg IHK.
Kurzendörffer, Friedrich August II. — Geb.
1 4. Sept. 1 852. Bruder von Ernst Friedrich K.
Kurzendörffer, Georg Heinrich. — Geb. 1707,
t 28. Febr. 1757
Sohn von Johann Georg I K.; er wurde am 6. Februar
1 730 Meister und erreichte ein Alter von 50 Jahren und
2 Monaten.
Kurzendörffer, Johann Adam I; er wird 1677
schon und 1732 noch erwähnt
Er kam als Exulant aus Graslitz, gehörte zu den
Gründern der Neukirchner Zunft und ist der Stamm-
vater der Familie.
Kurzendörffer, Johann Adam II. — 1732
Er wurde am 3. Januar 1732 als Meister in die Zunft
aufgenommen. Der Gebühr nach zu urteilen, die er
entrichten mußte, war er eines Meisters Sohn.
Kurzendörffer, Johann (Hans) Georg I. —
Geb. um 1685; er ward am H.Juli 1704
Meister und lebte noch nach 1 730
Kurzendörffer, Johann Georg II. — Geb. 1736,
t 24. Dez. 1803
Sohn und Schüler von Johann Heinrich K. Er ward am
28. Mai 1760 Meister; sein Sohn war:
Kurzendörffer, Johann Georg III. — Geb.
26. Nov. 1769, t 31. Aug. 1814
Kutzer. Andreas. — Steingrub b. Eger. Geb.
24. Febr. 1872
Schüler von Johann Werner in Schönbach. Nach Be-
endigung seiner Militärdienstzeit arbeitete er noch ein
Jahr lang als Gehilfe und machte sich 1897 selbständig.
Kwictkowski, Mathaeus. — Warschau. 1739
Eine schöne Theorbe von ihm besitzt Landschafts-
maler Fr. Wildhagen in Halensee-Berlin.
Geigenzettel: Hoc opus exstructum de Labore / Ma-
thaeiKwialkowski/Varsaviae/Anno 1739 Die ll.Maji.
(gedruckt).
Kwiaikowski. — Warschau. 1820
Einer der letzten national-polnischen Geigenmacher
und wahrscheinlich ein Enkel, vielleicht sogar Sohn von
Mathäus Kw. Er scheint auf dem Umwege über fran-
zösische Geigen italienische Vorbilder nachgeahmt zu
haben. Seine Arbeit ist nicht tadellos und sein Lack ge-
wöhnlich sehr nachgedunkelt.
Kymato-Geigen nennt Mor. Gläsel in Markneu-
kirchen von ihm in den Handel gebrachte Streich-
instrumente, deren Decken nicht nur gewölbt sind,
sondern auch Wellenvertiefungen haben, wodurch
deren Fläche ausgedehnt und das Luftvolumen im
Innern vergrößert wird, was die Klangfülle erhöhen soll.
Laberte-Humbert freres. — Mirecourt. 1 889.
1900
Eine der größeren Mirecourter Fabriken. Ihr Mitbe-
gründer Maurice-Emile Laberte (geb. 1856) starb 1898.
Leiter der Geigenbauwerkstatt war Poiron. Einige der
Geigen dieser Firma tragen den Zettel : Perfectionne
par la Barre d'Harmonie rationelle. Brevete de L. H. F.
und Signet: L. H. F. in einem Kreis.
Lacher(Lecher), Konrad. — Ulm. 1572. 1576
Ein angesehener Lautenmacher, der in den Jahren 1575
und 1 576 nach Stuttgart berufen wurde, wo er für die
Hofkapelle Lauten, Geigen und andere Musikinstru-
mente, darunter auch die in Venedig und Ferrara ge-
kauften »neuen Geigen« zurichten mußte. Auch kaufte
die Hofkapelle seit 1572 verschiedene Lauten von ihm.
280
Lachmann — La Loe
Lachmann, Erich. — Berhn W. 30. Geb.
15. April 1886
Schüler von Michael Strobl. Er besuchte das Friedrichs-
Realgymnasium in Berhn und erhielt seit semem 8. Le-
bensjahre emen gediegenen Viohnunterncht, den er mit
14 Jahren im Sternschen Konservatorium fortsetzte.
Seiner besonderen Neigung folgend, trat er mit 18 Jah-
ren bei Michael Strobl als Volontär ein ; dann verließ er
die Lehre, um als Einjährig-Freiwilliger im 4. Garde-
Grenadierregiment seiner Wehrpflicht zu genügen, und
zwar als Geiger beim Musikkorps. Nach gründlichen
theoretischen und praktischen Studien, namentlich auf
dem Gebiete der Akustik und der Lackbereitung, er-
öffnete er im April 1909 seine eigene Werkstatt. Er
beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Anfertigung
getreuer Kopien nach den Originalen berühmter Mei-
ster, die sich in seinem Besitze befinden, oder die er
zu diesem Zwecke geliehen erhält.
Geigenzettel : Erich Lachmann ,' fecit Berlin anno 19.
(gedruckt).
Lacote. — Paris. 1826. 1852
Er stammt aus Mirecourt und wohnte in Paris erst
Place des Victoires Nr. 51, seit etwa 1832 Rue de
Grammont Nr. 7 und dann seit etwa 1845 Rue des
Martyrs Nr. 20. Er war hauptsächlich als vorzüglicher
Gitarrenmacher bekannt und geradezu als der »Stradi-
vari der Gitarre« geschätzt. Er machte verschiedene Er-
findungen, u. a. eine zehnsaitige Gitarre, eine sieben-
saitige Theorbe usw. und erhielt mehrere Medaillen.
Die wenigen Geigen, die seine Brandmarke tragen,
sind Mirecourter Fabrikware.
Geigenzettel: Lacote /ä Paris (gedruckt) und Abb. 466.
Lacroix, Salomon, Chevalier de. — Paris. 1814.
1831
Vermutlich ein Aristokrat, der durch die Revolution
verarmt war und sich dann als Geigenmacher fort-
bringen mußte. Seine Arbeit ist nicht übel, nur sein
dunkelroter Lack etwas zu dick. Auch durch einige
Erfindungen, die sich freilich nicht bewährt haben, ist
sein Name bekannt geworden.
Lafage. — Langon. 1900
Ein Uhrmacher und tüchtiger Geiger, der auch Handel
mit Geigen treibt und kleinere Reparaturen ausführt.
Er soll eigentlich einen andern Namen führen.
La Fille
Ein französischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts,
den Valdrighi (1039) aufzählt, der sonst aber nirgends
erwähnt wird.
Lafleur, Jacques. — Paris. Geb. 28. März 1 757
zu Nancy, f 1832 in Paris an der Cholera
Er wohnte 1 783 in der Rue de la Coutellerie, 1 785 in
der Rue de la Verrerie und von 1788 — 1799 in der
Rue de la Juiverie Nr. 30. Seine Geigen sind weniger
gut als seine nach Tourte gemachten Bogen, die sich
durch kühnen Schwung und Leichtigkeit auszeichnen.
Eine Violine von ihm befindet sich in der Sammlung
Savoye in Paris.
Lafleur, Joseph-Rene. — Paris. Geb. 9. Juni
1812 in Paris, f 18. Febr. 1874 (Maisons
Lafitte)
Sohn, Schüler und Nachfolger von Jacques L. — Er
war ursprünglich Geiger und wandte sich erst später
der Geigenmacherei zu; zuletzt wurde er auch Musik-
verleger. Bedeutung hatte er nur als Bogenmacher und
kam in dieser Beziehung Tourte nahe. Mehrere schöne
Bogen von ihm, darunter interessante Versuche, be-
wahrt das Museum des Pariser Konservatoriums, so
einen Bogen mit flacher Stange, die dazu dienen sollte,
das sog. Schleudern zu verhindern, — Ein Bruder von
ihm ging nach London, wo er noch 1824 lebte.
Laforet, Nicolas. — Mirecourt. 1740. 1742
Wird als Geigenmacher erwähnt.
Lafranchini, Giacomo (Jacopo) de. — Brescia.
1604. 1617
Sohn des Battista L., aus Civida'e di Valcamonica
stammend. Man weiß von ihm nur, daß er bei Gasparo
da Salo gelernt hat und 1614 — 1617 als »Maestro di
violini* in Diensten Magginis stand. Arbeiten von ihm
sind nicht bekannt.
Lagarde, Antoine.
tum 1840
Bogenmacher.
— Mirecourt. Geb. 1798,
Lagetto, Louis. — Paris. 1745. 1753
Ein in Paris ansässiger Italiener. Da er das Ladenschild
»ä la ville de Cremona« führte, haben manche, wohl
sehr mit Unrecht, angenommen, daß er aus Cremona
stammte. Er arbeitete nach Amati und hatte ein breites
Modell. Sein Holz ist mittelmäßig, der Boden nach der
Schwarte geschnitten, der Lack gelbbraun, aber wert-
los. Er wohnte in der Rue des Samts Peres (Faubourg
St. Germain). Er scheint zuerst in Mirecourt gearbeitet
zu haben, — vielleicht bei Duchene, — denn in einer
in München befindlichen, einmal von ihm ausgebesser-
ten Violine findet man auf dem Boden mit Tinte ge-
schrieben : Racomode L . . . Lagedo (sie) anno 17../
a la ville de Cremone Mirecourt. (geschrieben).
Geigenzettel ; Louis Lagetto, Luthier rue des saints /
Peres / faubourg St. Germain ä Paris 1753. / ä la ville
de Cremona / Lagetto (gedruckt).
Laignel, freres, haben in Lille ein Geigen-
geschäft
Lainey. — Glasgow. 1818
Geigen von ihm kommen manchmal vor.
La Loe. — Paris
Em französisciier Geigenmacher des 18. Jahrhunderts,
der mit Pierre de Planche zusammen arbeitete.
Lambert • — Landolfi
281
Lambert, Domlnique-Fran^ols. — Mirecourt.
1772. t 10. Dez. 1785
Sohn des Tischlers Fran?ois L. in Nancy. Nach
A. Jacquot hatte er, und nicht Jean Nicolas L., wie
Fetis irrig berichtete, den Spitznamen »Charpentier
de la Lutherie«.
Lambert, Jean-Nicolas. — Paris. 1731. f vor
1761
Ein vielseitiger Lauten- und Geigenmacher, der auch
Zithern, Bauernleiern (Viellen) und Sackpfeifen ge-
macht hat. Er wohnte bis 1 745 in der Rue Michelle-
Comte und war geschworner Zunftmeister für das
Jahr 1 743 . Noch bis zum Jahre 1 788 hat seine Witwe das
Geschäft fortgeführt. Seine Violen haben meist glatten
Boden und sind gut gemacht ; besser noch sind aber
seine Liebesgeigen. Außer seinem Zettel verwendete er
auch oftmals folgende Brandmarke »Lambert ä Paris«,
die er an verschiedenen Stellen, gewöhnlich aber am
Boden unter dem Halsansatz anbrachte. Ein .41to von
sehr schöner Arbeit war in der Sammlung Snoeck.
Das Museum des Pariser Konservatoriums besitzt ein
Violoncello und eine hübsche Bauernleier, eine eben-
solche das Historische Museum in Stockholm, Berlin
eine Zither und Loup eine Gitarre von 1734. Eine mit
Ebenholz und Elfenbein emgelegte Bauernleier in
Lautenform besaß C. C. Snoeck. Eine in der Werkstatt
der Witwe im Jahre 1 783 angefertigte Violine mit dem
Zettel: »Lambert / ä Paris 1783« bewahrt die Musik-
instrumentensammlung des Bachhauses in Eisenach.
Geigenzettel : Abb. 475.
Lambert, Jonathan. — Norwlch. 1751
Mittelmäßiger Geigenmacher. Seine Arbeiten sind ge-
wöhnlich in der Form, haben häßliche, weit offene
F-Löcher, eine schwerfällige, unfeine Schnecke und
hellgelben Lack.
Geigenzettel: Made and sold by Jonathan / Lambert
Instrumentmaker near / the Dukes Palace in St. Johns
Madder Market Norwich 1751 (gedruckt).
Lambert. — Val d'Ajol. 18. und 19. Jahrh.
Name einer vogesischen Familie, von der mehrere Mit-
glieder als Instrumentenmacher tätig waren, so um die
Wende des 18. zum 19. Jahrhundert ein A. Lambert-
Feuillee. Sie machten hauptsächlich Zymbeln, Scheit-
holte (Epinettes de Vosges) und andere in ihrer Gegend
beliebte Instrumente.
Lamblin (Lambin). — Gent. 1795. 1830
Hauptsächlich als Reparateur und Gitarren- und Lau-
tenmacher bekannt. Snoeck besaß verschiedene Gi-
tarren von ihm. Er war auch wahrscheinlich der Ver-
fertiger eines Stegs, den das Pariser Konservatorium
besitzt.
Lamrnit (Lamenlt), Peter. — Augsburg
Wird in den Jahren 1480, 1483 und 1484 ausdrücklich
als Lautenmacher in den Augsburger Steuerregistern
erwähnt.
Lamy, Alfred-Joseph. — Paris. Geb. 8. Sept.
1850 in Mirecourt
Einer der besten französischen Bogenmacher unserer
Zeit. Er trat 1862 bei Ch. Cl. Husson in die Lehre, den
er 1868 verließ, um bei Gautrot in Chateau-Thierry
zu arbeiten. Von 1866 — 1877 arbeitete er mit Jos.Voirin
bei Gautrot in Chäteau-Thierry und von 1877 bis 1885
bei Franc. Nie. Voirin, den er als seinen eigentlichen
Lehrer betrachtet. Nach dem Tode Voirins machte
er sich in der Rue Polssoniere Nr. 24 selbständig. Seine
Bogen tragen untenstehende Brandmarke. Er erhielt
1889 eine silberne und 1900 auf der Pariser Weltaus-
stellung eine goldene Medaille.
Brandmarke: A Lamy / ä Paris.
Lamy, Jules. — Paris. Geb. 22. Febr. 1853
Er stammt aus Mirecourt, war Schüler von Hyppolyte
Charotte, arbeitete lange bei Thibouville-Lamy und
ließ sich als Geigenmacher m Paris nieder. Er ist ein
Schwiegersohn des Mirecourter Bogenmachers Joseph
Gaudet.
Lancelotti, Ottavio, em Baßmacher, der noch
um 1880 in Barigazzo (Modena) lebte
Lancilotto, Jacopino d. J. — Modena. Geb.
um 1507, tum 1551
Sohn eines Adeligen, Tommaso de' Bianchi, genannt
de' Lancilotti, und Enkel Jacopinos des Alteren. Ein
echtes Kind seiner Zeit: Er war Notar, Theologe,
Astrologe, Dichter, Kalligraph, Maler, Musiker usw.,
sprach fertig Lateinisch und Griechisch und verfertigte
Musikinstrumente und zwar wahrscheinlich Lauten
und Geigen. Erhalten haben sich jedoch keine bis auf
unsere Tage.
Lancio, Bernard. — Mirecourt. 1788
Dem Namen nach wohl ein Italiener, der sich in Mire-
court niedergelassen hat.
Landauer, Sebastian. — Nürnberg. 1582
Ein bisher nicht bekannter Lautenmacher, von dem
man nur weiß, daß er für die Stuttgarter Hofkapelle
Saiten lieferte.
Landi, Pietro. — Siena. 1774
Nach einer Geige zu urteilen, die seinen Namen trug,
gehört er zu den Meistern dritten Ranges.
Landmo, Francesco, gen. II Cieco. — Florenz.
1325. 1397
Ein Lautenmacher, der sich später, nachdem er er-
blindet war, auf den Orgelbau verlegte und dann den
Beinamen »Degli HorganI« erhielt.
Landolfi, Carlo Ferdinando. — Mailand. 1 734.
1787
Weil viele seiner Geigen, namentlich die seiner ersten
Zeit, nach Josef Guameri gemacht sind, hat man ihn
zu einem Schüler dieses Meisters gemacht. Wollte man
nach seinen Violoncelli urteilen, müßte man ihn eher
für einen Schüler von Pietro Guameri halten. Landolfi
282
Landolfi — Langenv alter
ging aber schließlich seine eigenen Wege, und da er
augenscheinlich ein bestimmtes Ziel vor Augen hatte,
machte er viele Versuche. Deshalb weichen seine Gei-
gen oft auffällig voneinander ab; manche smd mit
größter Liebe und Sorgfalt durchgeführt, manche ziem-
lich roh fertiggemacht und nicht einmal gut im Lack, ob-
wohl nach Charles Reade gerade Landolfi als der letzte
gelten muß, der wirklich noch im Besitze des echten
Cremoneser Lacks gewesen ist. Er verstand sich be-
sonders gut auf den Ton, und wird, wenigstens in
Deutschland, noch nicht nach Gebühr eingeschätzt,
während man ihn in England längst zu den ersten
Meistern zählt. Die Decke ist meistens stärker gewölbt
als der Boden, die )(-Einschnitte kräftig, die F-Löcher
selten sauber ausgearbeitet und oft auch schräg gestellt,
dagegen ist die Schnecke immer schön, breit und tief
ausgestochen. Sein Lack hat ein schönes Feuer und ist
bald gelbrot, bald braunrot. Seine Violoncelli sind
weniger hochgewölbt, haben kleines Patron und sind
im ganzen besser als manche seiner Violinen. Sein
Ladenschild lautete »al segno della Sirena«. Eine Geige
von ihm hatte die folgenden Maße: obere Breite 16,4 cm,
mittlere Breite 10,8 cm, untere Breite 20,2 cm, Zargen-
höhe oben 28 mm, unten 30 mm, Korpuslänge 33,7 cm.
Die Decke war kräftiger gewölbt als der Boden. Eine
Viola von ihm aus dem Jahre 1 742 besitzt das Brüsseler
Streichquartett, zwei vorzügliche Violinen Ingenieur
Richard Renner in Tutzing. Die eine ist hochgewölbt,
hat aber trotzdem einen außerordentlichen großen Ton.
Die zweite ist von flacher Wölbung und wenn der Ton
auch kleiner ist, so ist er doch sehr tragfähig und reicht
für jeden Konzertsaal aus. Beiden gemeinsam sind die
Umrißlinien und die niederen Zargen, der zweiteilige,
enggeflammte Ahornboden und das feinjährige Decken-
holz.
Geigenzettel: Abb. 460, 476, 491.
Landolfi, Pietro Antonio. — Mailand. 1750.
1780. Soll um 1800 noch gelebt haben
Sohn, Schüler und Nachfolger von Carlo Ferd. L ,
den er jedoch in keiner Weise erreichte. Er ist oft
weniger sorgfältig und vernachlässigt auch die Einlagen
doch konnte er, wenn er wollte, auch sehr sauber ar-
beiten. Sein Modell ist hochgewölbt und schlank, sein
rotgelber Lack gut und die Schnecke originell und
tief ausgestochen. Seinen Zettel teilt zum ersten Male
Grillet mit.
Geigenzettel : Abb. 479.
Lane, E. — Bristol. 1895. 1899
Vielleicht ein Sohn des 1885 vorkommenden J. Quilter
Lane. Er machte Streichinstrumente und Harfen und
war bis etwa 1899 in Bristol ansässig.
Lang, Ferd. — Schönbach b. E. Geb. in
Schönbach (Böhmen) 1867, f 1910
Schüler seines Vaters Jos. L., machte sich 1891 m
Schönbach selbständig, fertigte Kontrabässe und an-
geblich auch Violoncelli an und verwendete harten
Spirituslack. Für seine Instrumente erhielt er 1892 in
Eger eine goldene Medaille. Er handelte auch mit Ton-
holz. In geistiger Umnachtung endete er sein Leben
durch Gift.
Lang, Friederich. — Nürnberg. 1608
Er war Stadtpfeifer und hat einen gewissen Ruf als
Lauten- und Geigenmacher gehabt. Eine gute Viola di
Gamba von ihm befindet sich im Germanischen Mu-
seum in Nürnberg. In »Norischer Christen Freydhöfe
Gedächtnis usw. Nürnberg 1682« S. 17, Nr. 554 liest
man die Abschrift seines Epitaphs: »Friedrich Lang
Stadtpfeiffer und Anna, seiner Ehewürthin und ihrer
beeden Leibes-Erben Begräbniss An. 1608«.
Geigenzettel: Friederich Lang in / Nürnberg (gedr.).
Lang, Josef. — Wien. 1824
Eine Zither von ihm wurde am 10. Juni 1913 bei
Helbing in München versteigert.
Lang, Josef. — Schönbach b. E. Geb. 22. April
1837 in Schönbach, t 1896
Er begann als Bestandteilmacher und war namentlich
wegen seiner Hälse hochgeschätzt ; dann wurde er Baß-
macher und machte auch gute Violoncelli und Geigen.
Er galt als Kenner und wurde oft von seinen Kollegen
zu Rate gezogen. Er war ein Schüler von Ant. Lutz.
Lang, Karl Ferdynand. — Lemberg
Ein in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in
Lemberg ansässiger Geigenmacher, der auf mehreren
kleinen Ausstellungen gute Violen und Violinen aus-
gestellt hatte.
Lang, Sebastian. — Prag. Geb. 1703, f 21 . Jan.
1765
Er arbeitete zwar lange bei Jos. Edlinger, gehörte
aber zu den Prager Meistern zweiten Ranges und hat
nicht sehr viele Geigen gemacht. Über Längs Leben
und Herkunft ist fast nichts bekannt. Eine Violine mit
unleserlicher Jahreszahl besitzt das Benediktinerstift
St. Margareth bei Prag. In Prag besitzen ferner von
ihm eine Geige von 1 756 der Dom zu St. Veit, eine von
1762 die Kreuzherrenkirche, eine andere die Loretto-
kirche und das Kloster Strahow, ein Violoncello das
Prager Konservatorium.
Geigenzettel : Abb. 500.
Langenhaar, Johann Andreas. — Crawinkel.
1890. 1900
Der letzte noch lebende Crawinkler Geigenmacher, der
Violinen, Bässe und Zithern macht.
Langenhahn, B. — Breslau. 1871
Ein nur durch seinen Reparaturzettel bekannt ge-
wordener Name.
Gelgenzettel: Rep. von B. Langenhahn / Breslau 1871
(gedruckt).
Langenvalter (Langenwalder), Jakob. — Füs-
sen. 1605. t 30. März 1633
Ein tüchtiger Lautenmacher. Im Jahre 1606 gehörte er
zu den Mitbegründern der Füssener Lautenmache r-
zunft und im Jahre 1612 zu den 13 Lautenmachern, die
sich über einen die Zunft schädigenden Holzhandel
beschwerten. Eine Laute von 1624 befindet sich in der
Langenwalder — Lantner
283
Benediktiner-Abtei Kremsmünster; eme besonders
schöne Laute von ihm besaß Dr. G. Hirth in München,
der eiförmige Körper ganz mit Elfenbem emgelegt und
von Ebenholzstäben durchsetzt, in der Decke ein großes,
rundes Schalloch, 6 Wirbel, 91 cm lang. Eine sehr
schön eingelegte, mit Elfenbein verzierte Laute von L.
besitzt das Museum Francisco-Carolinum in Linz a.D.
Geigenzettel: Jakob Langenvalter in Fiessen 1616 (ge-
druckt). — Jakob Langenwalder in Fiessen. (geschr.).
Langenwalder, Joseph. — Füssen. 1625
Eine große Theorbe von ihm besitzt die Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien, ein Geschenk des Stiftes
Herzogenburg.
Geigenzettel : Gius. Langenwalder/ in Fuessen inTyrol
1625 (gedruckt).
Langer, Nicolaus. — Mannheim. 1799. 1817.
Geb. in Meckenheim (Pfalz) um 1745,
131. Jan. 1827 m Mannheim
Er scheint bis 1 785 in Neustadt a. H. ansässig gewesen
zu sein ; um 1 803 wurde er vom Markgrafen Karl
Friedrich von Baden zum Hoflautenmacher ernannt
und erwarb erst am 28. März 1810 das Schutzbürger-
recht in Mannheim. Obwohl er >>Hoflautenmacher«
war, verraten seine Geigen keine Künstlerhand. Er
hatte ein eigenes, wenig gefälliges Modell von hoher
Wölbung (der Boden noch höher gewölbt als die
Decke) ; die Ecken sind stumpf, die F- Löcher groß und
plump. Die Schnecke zeigt bis zu den obersten Wir-
beln eine Hohlkehle. Das Holz ist nicht gut ausgesucht,
der Boden nach der Schwarte geschnitten, ebenso die
(ziemlich hohen) Zargen. Der Lack ist dünn und von
brauner Farbe. Seine Lauten und Liebesgeigen waren
etwas besser ausgeführt. In der Mitte seines Zettels ist
das Landeswappen angebracht. Das Mannheimer The-
ater besaß nach dem Verzeichnis der am 1 5. Novbr. 1 820
dem Kaikanten Karl Mann zur Aufsicht und Verwah-
rung übergebenen Orchesterinstrumente (Mannh.
Stadtarchiv, Theaterakten F. XII. Nr. 2) eine Violine
von 1 804, eine von L. verbesserte Altviola von 1 80 i ,
ein Violoncello von 1800 und einen Kontrabaß aus dem
gleichen Jahr.
Geigenzettel : Nicolaus Langer ,' Hof Lautenmacher /
in Mannheim 1817 (gedruckt).
Langerwisch, Johann Friedrich. — Leipzig.
Geb. 1788 zu Klostergörchhof b. Anger-
münde, f 9. Dez. 1856 in Leipzig
Er war, wie sein Bruder Joh. Georg L., Gitarren- und
KL
aviermacher.
Langerwisch, Johann Georg. — Leipzig. Geb.
1780inHamburg,t nach 1838
Er kam um 1807 nach Leipzig und machte hübsche
Gitarren, verlegte sich aber bald ganz auf den Klavier-
bau. Von ihm gitansierte Lauten befinden sich im
Musikhistorischen Museum W. Heyers in Köln.
Geigenzettel: J. G. Langerwisch/ Instrument-Macher/
in Leipzig 1816 (gedruckt).
Langfurth, Karl. — Szabadka. 1889
Schüler von Bartek, hauptsächlich Reparateur.
Langguth, ein aus Großbreitenbach stam-
mender Geigenmacher, der um die Mitte
des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausge-
wandert ist
Langhammer, C, Ant. — Bremen. 1875.
t I.Jan. 1910
Er stammt aus dem Vogtlande, wo er auch gelernt
haben dürfte, und ließ sich um 1875 in Bremen nieder.
Er galt als solider Geigenmacher und hatte dort die
älteste, lange bestehende Geigenhandlung und wurde
auch als guter Reparateur geschätzt. Durch zunehmen-
des .'Mter und Kränklichkeit war er in den letzten
Jahren mehr und mehr gezwungen, sich der Arbeit zu
enthalten, bis er sein Geschäft ganz aufgeben mußte
und in hohem Alter als Privatmann starb.
Langher, William. — Redditch. Geb. 1830
Einige gut gearbeitete Geigen mit hübschem Ollack
tragen seinen Namen.
Lankl. — Ober-Schönbach b. E.
Dieser Familie entstammen die Geigenmacher:
Lankl, Anton I. — Geb. 1860
Lankl, Anton IL — Geb. 1875
Lankl, Franz. — Geb. 1866
Lankl, Georg. — Schönbach b. E. Geb.
21. Nov. 1858
Schüler von Johann Sandner in Oberschönbach. Nach-
dem er ausgelernt hatte, arbeitete er sechs Jahre lang
als Gehilfe und begründete im Jahre 1878 sein eigenes
Geschäft. Da er meist für andere Firmen arbeitet,
klebt er die Zettel derjenigen ein, von denen er be-
schäftigt wird.
Lanno, il, s. Odoardi, A.
Lannoy s. De Lannoy
Geigenzettel : Abb. 495.
La Noue s. De la Noue
Lantez, M. E. — Mirecourt. 1855. 1880
Schwiegersohn von Grandjon sen. Seine Arbeiten
waren keine Kunstwerke, für ihren billigen Preis aber
gut genug.
Lantner, Bohuslav. — Prag. Geb. 24. Juni
1862 in Prag, t 1918
Sohn und Schüler von Ferd. L. Er arbeitete nach be-
endigter Lehrzeit noch kurze Zeit bei seinem Vater,
ging auf ein Jahr zu Pfab nach Hamburg, war dann
drei Jahre bei Franz Brückner in Berlin (jetzt in
New York) und ein Jahr Werkführer bei Richter & Jüh-
ling in Dresden. Im Jahre 1887 übernahm er Koutnys
Geschäft in Olmütz; da sich aber sein Vater ins Privat-
leben zurückziehen wollte, siedelte er am 1. Juli 1891
nach Prag über und übernahm das väterliche Geschäft
284
Lantner — Larsen
Er ist ein guter Reparateur und machte neue Geigen
nach Stradivari und Guarneri und seiner Angabe nach
auch nach böhmischen Meistern. In seinen Lehrjahren
gebrauchte er Spirituslack. Er besitzt verschiedene
Auszeichnungen. Die Zettel in seinen Geigen haben
meist böhmischen Wortlaut (drei verschiedene) oder
Abb. 457.
Lantner, Ferdinand Martin. — Prag. Geb.
6. Jan. 1833 in Prag, t 21. Nov. 1906
Schüler von Franz Lehner, bei dem er von 1845 — 1850
war. Hierauf arbeitete er bei Dav. Bittner in Wien,
Nemessänyi und Th. Zach in Budapest und bei Bapt.
Dvorik und Ferd. Aug. Homolka in Prag, wo er sich
1862 selbständig machte. In erster Ehe war er mit
Julie Vesely (f 1864) und in zweiter mit Helene Ho-
molka, der Tochter von Eman. A. Homolka, verheiratet.
Er wohnte Krakovskä ul. Nr. 1366 und Väclavske näm.
(Wenzelsplatz) Nr. 841 . Im Jahre 1894 übergab er sein
Geschäft seinem Sohne Bohuslav und zog nach den
Kgl. Weinbergen, wo er, bis er in Geisteskrankheit
verfiel, für seinen Sohn als Geigenmacher tätig war.
Er war ein tüchtiger Meister.
Geigenzettel: Ferd. Lantner / Fecit Pragae 1882 (ge-
druckt). — Ferdinand Lantner/ in Prag. 1861 (gedr.).
Lantonet, Antoine. — Commercy. 1765
A. Jacquot kennt Arbeiten von ihm und lobt sie. In
Mirecourt kommt um 1 787 auch ein Nicolas Lantonet
(Langonet) vor.
B
rescia.
Lanza (Lansa), Antonio Maria.
1675. 1715
Die wenigen ihm mit einiger Sicherheit zuzuschreiben-
den Geigen erinnern an Maggini und haben rotbraunen
Lack. Man weiß von ihm nichts Genaues: einige
Schriftsteller setzen seine Zeit um 150 Jahre zu früh
an und lassen ihn von 1530 — 1550 gelebt haben. Ob-
wohl er nicht zu den großen Meistern gehört, wird doch
sein Name gerne zu Fälschungen mißbraucht. Auf
falschen Zetteln findet man auch Mailand als seinen
Wohnort angegeben, was auf einer Verwechslung mit
Lavazza beruhen mag.
Lapaix,J.A. — Lille. 1840. 1858
Ein Geigenmacher, der sein bestes Können für nutz-
lose Versuche verschwendete. Er machte Geigen, bei
denen die Zargen, Reifchen und Klötze aus einem
Stück bestanden, und ließ die Ecken fehlen. Er ver-
wendete zwei Stimmstöcke und ersetzte die D-Saite
durch eine seidene Schnur. Beispiele solcher Geigen
besaß die Sammlung Snoeck (Nr. 548 und 549). Im
übrigen war er nicht ungeschickt und erhielt auf der
Pariser internationalen Ausstellung 1855 eine Medaille
II. Klasse.
Geigenzettel : Fait par Lapaix Luthier / ä Lille en 1843 /
Brevete (gedruckt).
Lapeyrie, Charles, begründete 1862 sein noch
bestehendes Geigengeschäft in Montpellier.
Auch ein A. Lapeyrie wohnte dort
Lapostollet, Henry. — Dijon. 1854
Er hatte seine Werkstatt in der Rue des Etioux, ist aber
nur als Reparateur bekannt geworden.
La Prevotte, Etienne. — Marseille, Paris. Geb.
in Mirecourt um 1795, f in Paris 1856
Er war nach A. Jacquot von 1833 — 1837, nach anderen
schon vor 1823 in Marseille ansässig. Dann ging er
nach Paris und wohnte 1838 Rue du Bac 38, im Jahre
1844 Rue du Dragon 3. Er beteiligte sich mit Erfolg an
allen französischen Ausstellungen von 1823 — 1855 und
fertigte außer einzelnen Streichinstrumenten, die ver-
möge ihrer trefflichen Arbeit und ihres warmen Lacks
von schöner Farbe fast den Eindruck von italienischen
machten, auch Gitarren von eigener Erfindung und
vorzüglicher Arbeit; nur Lacote übertraf ihn hierin;
im übrigen gingen aus seiner Werkstatt auch zahlreiche
sehr mittelmäßige Instrumente hervor. Seine Gitarren
wurden gerne nachgeahmt, vielleicht am besten von
Jean Baptiste Auteur. Eine hübsch eingelegte Geige
von ihm besitzt das Museum des Pariser Konservatori-
ums (Nr. 40).
Geigenzettel : Guitare La Prevotte / Dedie aux Dames /
Luthier, brevete, auteur / rue du Bac, 38, Paris / 1838
(gedruckt).
Larcher, Pierre. — Paris, Tours. 1732. 1785
Schüler von Guersan, bei dem er jedoch nicht viel
gelernt zu haben scheint ; seine Arbeit ist mittelmäßig
und sein (brauner) Lack geradezu schlecht ; manchmal
zeigen seine Decken jedoch schönes Holz. Er arbeitete
zuerst in Paris und ging um 1780 nach Tours.
Geigenzettel: Larcher Pierre, luthier de Paris / eleve
de Guersan, Grande Rue au / Grand Dauphin a Tours
1785 (gedruckt).
Larionoff, Wladimir. 1911
Ein russischer Dilettant, der in Turin eine von ihm
gebaute Geige ausgestellt hat.
Laroche. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der 1759 ein Henry L.,
von 1 752 bis zu seinem Todestag am 6. April 1 785 ein
Nicolas L. und 1780 ein Dominique L. als »Luthiers«
vorkommen.
Laroche, Fils. — Paris (?). 1821
A. Jacquot besitzt eine nach Savarts Vorschrift trapez-
förmig gebaute Violine von ihm, die eine geschickte
Hand erkennen läßt. Auf seinem Zettel schreibt er
zwar : fait par LAROCHE FILS / A PARIS L'an 1821 ,
aber ich glaube doch, daß er in Mirecourt ansässig war.
Larsen, C. F., ein dänischer Geigenmacher,
der seine Werkstatt in Odense hat
Zum Boden nahm er öfter dänisches, ungeflammtes
Ahornholz; die Arbeit ist nicht übel, auch die Schnecke
von ansprechender Form, sein Lack jedoch (nament-
lich in den achtziger Jahren) sieht nur wie Möbel-
politur aus. Er verwendet untenstehende Brandmarke,
dazu die Jahreszahl (z. B. 1 887) und Nummer (z. B. 1 30).
Brandmarke: Odense/ Larsen.
Larsen — Lautenmacher
285
Larsen s. Brynildsrud
Larue, Pierre, Mathieu. — Paris. 1767
Er war geschworener Zunftmeister für 1767 und ist
im übrigen wenig bekannt.
Laske, Josef Anton. — Prag. Geb. am 18. März
1738 in Rumburg ^), f 30. Nov. 1805 in Prag
Schüler von Jac. Kolditz und Th. Hulinzky. Er ar-
beitete dann in Dresden, Berlin, Wien und Brunn.
Aus der Fremde zurückgekehrt, machte er sich 1764
auf der Prager Kleinseite ansässig, wo er Malteserplatz
Nr. 474 »bei der goldenen Schlange« wohnte; 1765
erlangte er das Bürgerrecht. Am 6. Mai 1766 heiratete
er Elisabeth Vogl (f 1 768) und ging 1 779 eine zweite
Ehe mit Ludmilla Libovicky ein. Außer sehr guten
Geigen baute er auch Pochetten, Violen d'amour, Har-
fen und Mandolinen. Der Name kommt auch Laschke,
Lasche oder Laska geschrieben vor. In Böhmen
und Polen stand er in höchstem Ansehen bei den
Geigern, die (nach Fetis) seine Instrumente denen der
I Italiener vorgezogen haben sollen. Auf dem Chor der
Braunauer Stiftskirche befindet sich von ihm eine
Geige von Vj65 (1775?). Vier Violinen von 1770 und
je eine von 1 779, 1 780 und 1 787 sowie ein Kontrabaß
[von 1770 befinden sich im Kloster Strahow, ein Baß
von 1791 in der Lorettokirche in Prag. Das Musik-
historische Museum von W. Heyer in Köln besitzt eine
schöne Taschengeige von ihm.
Geigenzettel: Josephus Laske / Lauten u Geigen-
macher in Prag Anno 1780 (gedruckt). — Josefus An-
tonius Laske / fecit Pragae anno 1785 (gedruckt) und
Abb. 470 und 509.
Laskovsky, Ignatius. — Hamburg. 1790
Ein Instrumentenmacher, der am 19. März 1790 Bür-
ger wurde.
Lassiere, Adrien. — Saint Malo. 1735
Ein Bauernleiermacher, von dem sich in der Sammlung
des Barons Lery eine gute Arbeit befindet.
Laub, Hermann. — ? 1783
Der Name war nur unsicher, der Ort gar nicht zu
lesen, die Violine dunkelbraun lackiert, und nicht
schlecht.
Laumann, Robert. — Budapest. Geb in Buda-
pest 1870
Schüler von Ferd. Brückner, ging nach beendeter
Lehrzeit, um sich weiter auszubilden, für fünf Jahre
nach Deutschland und begründete 1895 seine eigene
Werkstatt. Er arbeitet nur nach dem Stradivarimodell
und verwendet einen gelben ÖUack. Seine Arbeiten
wurden in Budapest 1896 und auf der Pariser Welt-
ausstellung durch Medaillen ausgezeichnet.
Geigenzettel : Abb. 467.
Laurent, Emile, pere. — Brüssel. Geb. 1859
m Mirecourt
Ein tüchtiger Nachahmer der alten Meister, der bei
Hei in Lille seine letzte Ausbildung erhielt. Er arbeitet
sehr sauber und besitzt verschiedene Ausstellungspreise.
Laurent, Louis Sigismond. — Paris. 1774.
1789
^) So berichtet J. G. Dlabac in seinem Allg. bist.
Künstlerlexikon für Böhmen. Nach einer Mitteilung von
Prof. D. Constantin Svorcik in Braunau gilt Laske dort
für ein Stadtkind und soll auch dort gearbeitet haben. Die
Familie Laske soll von dem polnischen Adelsgeschlecht
Laski abstammen. Er selbst schrieb sich auch Lasky,
Laschke, sogar Lasche.
Sie
Geigen von ihm kommen selten vor. Sie getien au
italienische Vorbilder zurück und haben gelben Lack.
L. dürfte aus Mirecourt stammen ; er wohnte Passage
du Saumon und hatte das Schild : »Au cytre allemand«.
Theorben aus den Jahren 1774 und 1775 sind im Mu-
seum des Konservatoriums in Brüssel und aus der
Sammlung Snoeck in Berlin. Ein C. Laurent, vielleicht
sein Sohn, kommt 1806 — 181 9 als Erfinder der Kristall-
flöten vor.
Geigenzettel: Au Cy. Allemand / Laurent luthier,
passage / du Saumont rue Monmartre / pres l'egout a
Paris / 1 774. (gedruckt). — Au cytre allemand / Lau-
rent / maitre luthier passage du Saumon , rue Mont-
martre / ä Paris 1 775 (gedruckt).
Laurent, Pierre und Joseph. — Mirecourt.
1785
Zwei Brüder, die Geigenmacher waren.
Laurentms Papiensis s. Lorenzo
Lauriol, ein guter französischer Geigenmacher,
der im 19. Jahrhundert in Bordeaux wohnte
Lauro, Antonio. — Rom. 1608. 1610
Er wird in einer Urkunde als »Antonio Lauro liutaro
al Pasquino« bezeichnet und dürfte ein Deutscher oder
ein Flamländer gewesen sein.
Laussedat fils. — Clermont. 1814
Weder von ihm noch von Laussedat pere, der doch
wohl auch Geigenmacher war, konnte ich je eine Arbeit
ermitteln. Er soll als Wiederhersteller nicht ungeschickt
gewesen sein.
Lautenbacher, Anton. — Füssen. 1802
Eine Geige mit diesem Namen ist in Füssen noch vor-
handen; der Name kommt jedoch in den Kirchen-
büchern nicht vor, nur ein Haus in Füssen heißt heute
noch zum »Lautenbacher <•. Es ist daher zu vermuten,
daß der damalige Besitzer dieses Hauses statt mit
seinem Familiennamen mit dem Hausnamen bezeich-
net wurde, wie das ja in vielen ländlichen Gegenden
Brauch ist. Den Namen, unter dem ihn jeder
kannte, schrieb er deshalb in die Geigen. Er gehörte
vielleicht der Familie Stoß an.
Lautenmacher (Lawtenmacher) s. Bertolt,
ferner Fritz
286
Lavalle Lecavalle
Lavalle, Augustin. — Montreal. Geb. 1816 In
Vercheres, f um 1903
Er galt als der erste Geigenmacher von Beruf, der sich
in Kanada hervorgetan hat. Er arbeitete über ein halbes
Jahrhundert in Montreal und erst das hohe Alter
zwang ihn, den Werktisch zu verlassen. Seine Geigen
wurden in Kanada sehr geschätzt, doch hatte er auch
in Europa, vornehmlich in Frankreich, treue Abnehmer.
Lavalois. — Paris. 1752
Nur als Verfertiger von Radleiern bekannt.
Lavazza, Antonio Maria. — Mailand. 1703.
1708
Seine Arbeit ist recht gut, ebenso der dicke, rötliche
Lack. In der Wölbung erinnern seine Geigen, die
übrigens nur selten vorkommen, an das Stradivari-
modell. — Lacasso für Lavazza zu lesen, ist falsch. —
Er soll übrigens nach unbestätigten Angaben schon
1674 und noch 1732 vorkommen, was eine ungewöhn-
lich lange Lebensdauer zur Voraussetzung hätte.
Geigenzettel : Antonio Maria Lavazza fece in / Milano,
habita in contrada , Largha 1703 (gedruckt).
Lavazza, Santino. — Mailand. 1718(?). 1780(?)
Wahrscheinlich ein Sohn von Ant. M. L. Violinen mit
seinem Namen und der Jahreszahl 1780 kommen vor;
1718 scheint nur durch Nachmalen der verblichenen
Ziffer 1778 entstanden zu sein, wenn man nicht an-
nehmen will, daß es zwei gleichnamige Meister ge-
geben hat. Dafür spricht eine Geige von 1634 auf dem
Chore zu St. Veit in Prag.
Geigenzettel: Abb. 481.
Lavezzani, Antonio. — Bergamo. 19. Jahr-
hundert
Man fmdet diesen Namen öfter auf Reparaturzetteln
in neueren, wenig wertvollen Violinen.
Geigenzettel : Antonio Lavezzani / nparo nell anno. . . .
Bergamo via XX settembre 29 — 33. (geschrieben).
Lavinville. — Paris. 1777
Nur als Lauten- und Mandolinenmacher bekannt, als
solcher Lieferant des Herzogs von Chartres.
Lazzaretti, Francesco, eröffnete 1852 seine
noch bestehende Gelgenmacherwerkstatt in
Vicenza
LeBlanc, Charles ^). — Mirecourt. 1764. 1820
Vielleicht ein Sohn von Jean Claude 1 Leblanc. Kein
hervorragender Meister, aber sauber in seiner Arbeit.
Er ahmte das Stradivarimodell im allgemeinen nach
und hatte dunkelroten oder braunen Lack. Der Ton
seiner Geigen ist hell und scharf. Er führte die Brand-
marke: Le Blanc / Paris.
Mirecourt. Geb. 1759,
Leblanc, Claude.
t 1843
Seine Arbeiten zeigen den damals gewöhnlichen Mire-
courter Stil; das Holz ist leidlich gut, der Lack dünn
und braun. Sein gleichnamiger Sohn Claude Leblanc
fils wird 1 786 und 1 789 erwähnt. Ein älterer Claude
Leblanc erscheint als Vater eines 1 765 geborenen Henri
Bonaventura L.
Le Blanc, Jean-Claude I. — Mirecourt. 1760.
1789
Als Geigenmacher bezeichnet. Ein anderer Jean-
Claude (II) f am 30. April 1788.
Le Blond, G. — Dünkirchen. 1777. 1789
Seine Geigen sind nicht ohne eine gewisse Originalität;
Boden und Decke springen nicht vor, das Holz ist gut
und der Lack von gelber Farbe; auch seine Lauten und
Gitarren sind interessant, besonders seine »Guitarres
anglaises« (Cistres), die zu seiner Zeit sehr beliebt
waren. Eine Viola von ihm besitzt die Sammlung
Snoeck (Nr. 467, jetzt m Berlin) neben zwei französi-
schen Gitarren, eine ebensolche Gitarre von birn-
förmigem Zuschnitt das Museum des Brüsseler Kon-
servatoriums (Nr. 256), drei Cistres und eine Archi-
cistre W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln.
Geijenzettel: Leblcnd Dunkerque. — Fait par G. Le
Blond a Dunkerque 1789.
Le Boussu s. Boussu
Lebreton, Guillaume. — Caen, Rouen. 1824
Geboren in Caen. Bildete sich ohne Lehrer zu einem
geschickten Geigenmacher aus. Nach Rouen über-
gesiedelt, arbeitete er mit Eder & Gaguin zusammen
und machte verschiedene interessante Versuche. Seine
Arbeit läßt freilich manchmal erkennen, daß er keine
regelrechte Schule durchgemacht hat.
Le Breton, vgl. auch Breton
Le Bronn (Brion, Biorn). — Amsterdam. 1 723
Der Name auf dem geschriebenen Zettel ist schwer
leserlich. Hochgewölbtes Modell ohne Einlagen, sonst
aber brave Arbeit und guter, an Amati erinnernder Lack.
Le Camus, Pierre. — Lyon. 1573. 1575
Er wird als »faiseur de luths« und als »Fremder« be-
zeichnet, ohne daß sein Vaterland näher angegeben
wird. (Vgl. Coutagne's Duiffop.)
Xavier. — Mirecourt.
^) Urgroßvater (mütterl.) von Blanchard in Lyon.
Lecavalle, Fran^ois
1815. 1854
Guter Mirecourter Meister aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Eine Arbeit von ihm besaß C. C.
Snoeck.
Geigenzettel : F"'^ X. Lecavalle. (gedruckt).
Lecavalle (Lecavelle), Victor. — Beziers (Dep.
Herault). Geb. H.Mai 1836 zu Mirecourt
Er lernte fünf Jahre bei seinem Vater Fr. X. L., ar-
beitete dann von 1854 bis 1856 bei Bernardel und den
Lecch
Leeb
287
Brüdern Gand und von 1856—1863 in Nimes. Im
Jahre 1863 begründete er seine eigene Werkstatt in
Beziers. Seine Geigen tragen einen handschriftlichen
Zettel mit seinem Namen. Seine Arbeit wird gelobt.
Lecchi, Enrico. — Modena. 1885
Italienischer Gitarrenmacher aus dem letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts.
Lecher s. Lacher
Lechertier. — Paris. 1875
Seine Geigen zeichnen sich durch kräftigen, wenn auch
nicht gerade edlen Ton aus.
Lechleitner, Christian. — Leiden. 1783. 1784
Dem Namen nach ein Deutscher, vielleicht aus Füssen
stammend. Er hat recht gute Geigen nach Stradivari
gebaut, von denen J. Rouman (1869) sagte, daß sie oft
für echte verkauft würden. Man kennt auch zier-
liche, an H. Jacobsz erinnernde Geigen von ihm, aber
auch solche, die sehr handwerksmäßig ausgeführt sind.
Diese hat er wahrscheinlich nur gemacht, da er auch
ganz billige Geigen feil halten mußte. Man tut ihm
daher unrecht, wenn man ihm vorwirft, ungleich ge-
arbeitet zu haben.
Geigenzettel: Christian Lechleitner / fecit Lugduni
Batav. 1783. (gedruckt) und Abb. 469.
Lechner, Franz H. — München. 1864. 1903
Als Zithermacher sehr angesehen. Er begründete 1864
sein Saiteninstrumentengeschäft und hat auch Geigen
repariert, schwerlich aber neue gebaut.
Lechner, Hans. — München. 17. Jahrhundert
Er baute die Orgel in der Paulanerkirche zu St. Boro-
mäus in der Au, soll aber auch Lauten und Zimbeln
angefertigt haben.
Leclerc, Fran^ois. — Mirecourt. 1738. 1767
Von A. Jacquot als Luthier erwähnt.
Leclerc, Joseph. — Mirecourt. 1769. 1770
Vielleicht ein Sohn von Fran^ols L.
Leclerc, Joseph Nicolas. — Paris. 1760. 1777
Er stammte aus Mirecourt, ging nach 1 769 nach Paris
und wohnte in einem der privilegierten Häuser von
»Quinze Vingts«; sonst ist so wenig über ihn bekannt,
daß die Annahme gerechtfertigt erscheint, daß er haupt-
sächlich Händler und Reparateur war. Mir sind auch
meist nur Bässe von ihm bekannt geworden. Sein
Schwiegersohn, der Blasinstrumentenmacher Gilles Lot,
setzte nach dem Tode Leclercs mit der Witwe das Ge-
schäft fort, konnte aber selbst im Wege des Prozesses
nicht durchsetzen, als Mitglied in die Lautenmacher-
zunft aufgenommen zu werden. Eine mittelmäßige
Violine von ihm aus der Sammlung Snoeck ist in
Berlin zu sehen. — Ein Leclerc in Paris erfand 1837
das sog. Melophone, ein Zungeninstrument in Gitarren-
form mit Klaviatur.
Geigenzettel : Abb. 458 und 512.
Leclerc. —Paris. 1740
Vielleicht der Vater von J. N. Leclerc. Fran?ois Feury
war sein Schwiegersohn. Arbeiten von ihm kenne ich
nicht.
Leclercq. — Lüttich. 1853
Wenig bekannter Geigenmacher, von dem ich nur den
Zettel kenne: Repare par Leclercq ; le Ceinq fevrier
1853 / a Liege, (geschrieben, sie!).
Lecomte, Antoine. — Paris. 1775. 1800
Er wohnte in der Rue des Fosses-Saint-Germain-des-
Pres. Sein voller Name lautet: Antoine Fouquet-
Lecomte.
Lecuyer, Pierre. — Paris. 1775. 1783
Er wohnte Rue des Fosses-Saint-Jacques und gehörte
zu den Geigenmachern dritten Ranges.
Ledent, Severln. — Anzin. 1812
Bisher nur als Reparateur bekannt.
Lederer, Carl Wilhelm L — Markneukirchen.
Geb. in Schöneck 1803, f 8. Aug. 1862
Gründer der noch jetzt bestehenden Firma »Lederer
& Kreinberg«. Auch sein Vater, der 181 1, noch nicht
30 Jahre alt, an der »Wasserscheu« starb, war Musik-
instrumentenmacher. Gegenwärtig ist Carl Wilhelm II
L., geb. 5. Sept. 1864, als Geigenmacher in Mark-
neukirchen tätig.
Lederer, Johann. — München. 19. Jahrh.
Ein »Instrumentenfabrikant« im Rosental-Schulhause
(nächst der Schrannenhalle), der auch Geigen aus-
besserte.
Lederhofer, Ottcmar. — Troppau. 1 886. 1 887
Ein Harmonikamacher, der in Wels für Violinen und
»ein prächtiges Violoncello«die große silberne Medaille,
in Freiberg i. M. die bronzene Medaille zuerkannt
erhielt.
Le d'hui. — Coucy-le-Chäteau (Aisne). 1806
In einer eigenartigen, sonst unbedeutend ausgeführten
Viola fand sich sein (schlecht leserlicher) Zettel. Auch
Valdrighi erwähnt seinen Namen (N. 1765).
Geigenzettel: Le d'hui . Coucy 1806 (geschrieben).
Le Duc, Pierre. — Paris. 1640. 1649
Sein Ladenschild in der Rue Saint-Honore lautete:
»Au Duc Dore«. (Nach andern »au chat dore«.) Eine
hübsche Pochette von ihm befand sich in der Samm-
lung Loup.
Geigenzettel : Pierre Le Duc, a Paris, rue Saint Honcre/
au Duc-Dore 1647 (gedruckt).
Leeb, Andreas Carl. — Wien, Preßburg. 1 784
1813
Wahrscheinlich ein Sohn des Job. G. L. in Preßburg.
In den Wiener Bürgerbüchern heißt es von ihm : »Leeb,
Andre, Lauten- und Geigenmacher, neues Gewerb
(d. h. neubegründetes Geschäft) auf der Hohen Brück
288
Leeb — - Leeuwen
im Baaderischen Hauss, Bürgereid abgelegt am 18. No-
vember 1784«. In den Steuerlisten kommt er 1785 bis
1787 vor. Er scheint dann mehrere Jahre lang in
Preßburg gearbeitet zu haben. Dr. Geyer kann als
Beleg dafür einen Zettel von 1 790" mitteilen : Andreas
Carolus Leeb / fecit Posonii 1 790 N° 67 (geschrieben).
Er war sehr talentvoll und einer der ersten Wiener
Geigenmacher, die das Stainermodell aufgaben. In
seiner ersten Zeit ging er in seiner Begeisterung für die
flache Wölbung allerdings, besonders bei den Violon-
celli, etwas zu weit, so daß jetzt viele davon auf der
Seite des Baßbalkens eingesunken erscheinen. Er bil-
dete sein Modell nach Stradivan, rundete jedoch die
Ränder nach dem Vorbilde der Amati zarter ab. Daß er
fortwährend Versuche anstellte, beweist die große Ver-
schiedenartigkeit seiner Geigen. Arbeiten seiner ersten
Zeit sind sehr dunkelbraun, beinahe schwarz lackiert
und haben spärlich geflammtes Ahornholz. Je schöner
sein Holz wird, desto besser wird auch der jetzt
gelblichbraune Lack, der nur an jenen Stellen, wo er
dicker aufgetragen wurde, »zusammengetrieben« er-
scheint. Auch L. scheint nach der in Wien üblichen Art
die Geigen vor dem Lackieren mit einem Leimgrund
versehen zu haben, doch tat er dies sicher nicht so
ausschließlich wie viele andere. Seine Geigen sind sehr
gut im Ton und in allen Teilen sauber gearbeitet, nur
die Schnecke ist etwas schwerfällig. Auf seinen Zetteln,
von denen er den größeren ursprünglich nur für Violon-
celli verwendete, gilt die Opuszahl nur für das jeweilige
Jahr, da er jährlich von neuem zu zählen begann. Auch
als Reparateur war er sehr beliebt. Da er verhältnis-
mäßig jung gestorben ist, muß er, nach der Zahl seiner
Arbeiten zu urteilen, sehr fleißig gewesen sein. Seine
dunkelbraunen Geigen werden wohl ganz gut, seine
helleren dagegen dreimal so teuer bezahlt. Eine von
ihm im Jahre 1796 reparierte Stainergeige befindet
sich in der fürstlich Lobkowitzschen Sammlung zu
Raudnitz, ferner aus demselben Jahre eine Geige mit
der Brandmarke A. L. auf dem Boden.
Geigenzettel : Abb. 494.
Brandmarke Nr. 4.
Leeb, Balthasar. — Preßburg, Tyrnau. 1740.
1758
Nach einer alten Überlieferung soll Joh. Georg I L.
der Sohn eines Geigenmachers gewesen sein, dessen
Vorname irrtümlich auch als »Georg« angegeben wird.
Arbeiten dieses Stammvaters der Familie Leeb konnte
ich nicht ermitteln, selbst daß er Geigenmacher war,
steht nicht einwandfrei fest, denn in der Trauungs-
matrikel des Preßburger Domes findet sich der Ein-
trag: »1769 Januarii die 8. Vid. Baltasar Leeb Matenae
Confector et Virgo Johanna Stromenn.« — Sonst
kommt nur noch ein Wenceslaus Leeb, Organista
musicus Bohemus, vor, der 27 Jahre alt, am 4. Februar
1 776 in Preßburg die Jungfrau Ursula Kurtzin aus
Schlesien heiratete.
Leeb, Johann Carl. — Wien Geb. 1792,
t6.Mai 1819
Er wohnte Stadt Nr. 399 und legte am 3. Oktober 1817
den Bürgereid ab. Wahrscheinlich ein Sohn von Andr.
Carl L., den er freilich nicht erreichte, immerhin ein
sehr talentvoller Meister, der leider schon im Alter von
27 Jahren starb. Infolgedessen kommen Arbeiten von
ihm selten vor. Er verwendete einen gelblichroten Lack,
den er gleichmäßig auftrug. Zettel scheint er nicht
eingeklebt zu haben. Eine seiner letzten Arbeiten, eine
Geige aus dem Jahre 1819, besitzt das Schottenstift in
Wien. Möglicherweise könnte auch der von Dr. J . Geyer
erwähnte Franz Löbb, der noch 1 786 gelebt haben
soll, als der Vater Johann Georgs in Betracht kommen.
Leeb, Johann Georg I. — Preßburg. Geb. in
Preßburg um 1740. 1810
Vielleicht ein Sohn von Balthasar L. oder von Franz
Löbb, wenn nicht von jenem Georg Lebb, von dem
Dr. J. Geyer einen Zettel mit der Jahreszahl 1706 mit-
teilt^). Er erwarb das Bürgerrecht in Preßburg am
I. Februar 1779. Vielbeschäftigter Meister, der als der
beste seiner Zeit in Ungarn angesehen wird. Er arbeitete
nach Stainer, auch nach Amati, wobei er allerdings
auch Eigenes dazu tat. Im ganzen steht er Joh. G. Thir
sehr nahe. Zu den Decken verarbeitete er gutes Klang-
holz, sein Ahornholz ist beinahe ganz ohne Flammen.
Von merkwürdiger Plumpheit sind seine Schnecken.
Der Lack ist rotbraun und sehr dünn aufgetragen.
Die Geigen haben einen weichen, edlen, oft kräftigen
Ton. Eine Geige von 1780 befindet sich im Mathias-
dom zu Ofen. Eine Violine von 1 787 besitzt Dr. Ad.
Lindner in Wien.
Geigenzettel: Johann Georg Leeb in / Presburg Anno
1788 (gedruckt).
Leeb, Johann Georg II. — Preßburg. Geb.
1779, t 3. März 1817
Sohn von Joh. Gg. L. und dessen Nachfolger. Er er-
warb das Bürgerrecht am 19. April 1814 und steht als
Künstler höher als sein Vater. Er arbeitete nur nach
Amati und verwendete dunkelbraunen, manchmal auch
lichtbraunen Lack. Auch bei ihm sind die Schnecken
auffallend plump. Er war sehr fleißig ; in Wien befinden
sich noch viele seiner Violinen im Privatbesitz. Seine
Geigen werden je nach ihrer Schönheit bewertet. Zwei
Violinen von ihm von 1806 besitzt der Preßburger
Domchor.
Geigenzettel: Abb. 303.
Leest, Willem. — Antwerpen. 1561
Ein Antwerpener Musikinstrumentenmacher, der 1 56 1
als Klavichordmacher das Bürgerrecht erwarb.
Leeuwen, Dr. med. van. — Haag. Geb. in
Utrecht 1872
Er besuchte die Universität seiner Vaterstadt und pro-
movierte im Jahre 1897 zum Doktor der Medizin.
Nebenbei studierte er bei Coenen Musik. Während er
als Arzt praktizierte, begann er sich seit 1903 mit dem
Geigenbau wissenschaftlich und praktisch zu beschäf-
^) Sollte nicht richtiger 1766 gelesen werden? — dann
hätte man es mit einem Zettel von Johann Georg I L.
zu tun. Dr. J. Geyer nimmt allerdings noch einen älteren
Johann Georg L. an, der schon 1726 in Preßburg tätig
gewesen sein soll.
Lefebvre — Leidolff
289
tigen, und ging nach fünfjähriger Lehrzeit 1908 ganz
zum Geigenbau über. Auf Grund eines von ihm auf-
gestellten Systems baut er nach dem Stradivarimodell
von 1713 — 1718 Streichinstrumente, denen, obwohl
sie sehr stark im Holze sind, von den ersten Geigern
große Tonfülle, Weichheit und leichte Ansprache nach-
gerühmt wird. Auf der Brüsseler Ausstellung 1910
erhielt er die silberne Medaille.
Lefebvre, J. B. — Amsterdam. 1720 1786
Ein Franzose, der sich in Amsterdam ansässig gemacht
hat. Seine Modelle erinnern manchmal an die Amati-
schule ; seine Arbeit ist gut, sein Lack von gelber Farbe.
Da seine Geigen besser sind als die der gleichzeitigen
Franzosen, will man annehmen, daß er, bevor er nach
Amsterdam kam, in Italien gearbeitet habe. Er war
ziemlich fleißig und machte Geigen aller Art. Ein
Violoncello von ihm aus dem Jahre 1 770 aus der Samm-
lung Snoeck (Nr. 585), befindet sich in Berlin, ein
solches von 1772 und eine Violine von 1786 in der
Sammlung Scheurleer.
Geigenzettel : J. B. Le Febvre feclt / in Amsterdam 1 770
(gedruckt).
Lefebvre, Nicolas — Rouen. 1630. 1636
Er wird 1 630 als Lautenmacher erwähnt und heiratete
am 15. Oktober 1636 die Isabeau Morin. Auch seine
Nachkommen waren Instrumentenmacher, so Charles
und Jean-Baptiste L., die 1725 noch lebten, aber nur
als Verfertiger von Orgeln. Clavecins, Spmetts und
Querflöten bekannt smd.
Lefevre (Lefebvre), Toussaint- Nicolas -Ger-
maln —Paris. 1762. 1789
Dieser Geigenmacher wohnte nach dem Pariser Adreß-
buch von 1 789 in der Rue du Cimetiere St. -Jean und
ist namentlich wegen seiner Bogen (bei denen aller-
dings nach heutigen Anforderungen die Stange zu
schwer erscheint) berühmt gewesen. Seine Bogen tra-
gen die Brandmarke: »Lefevre ä Paris«. Er soll jedoch
auch ganz gute Geigen gemacht haben. Einen Bogen
von ihm besitzt das Museum des Pariser Konservato-
riums.
Legnamaro (Lignamaro), Pietro. — Mantua.
t 12. Febr. 1569
Ein Zithermacher von S. Martine. Es ist nicht ganz
sicher, ob er mit dem Familiennamen Legnamaro
(Zimmermann) hieß, oder ob er ein Zimmermann war,
der auch Zithern machte. In Abb. Canals »Musica in
Mantova« wird er als Lautenmacher erwähnt.
Legnani, Luigi. — Neapel. 1765
Er nennt sich einen Schüler von Zosimo Bergonzi, und
tatsächlich sind seine Geigen auch recht gute Kopien
der Arbeiten Bergonzis. Sie sind mäßig gewölbt, der
Boden gewöhnlich aus einem Stück, der Lack rötlich-
braun,
Geigenzettel : Abb. 486.
Legnani, lebte im 19. Jahrhundert m Ravenna
und machte ganz gute Gitarren
v. Lütg-en d o rf f , Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Legrand, Fran^ois. — Mirecourt, Nancy.
1744. 1765
Ein Mirecourter Luthier, der sich im Jahre 1765 in
Nancy niederließ.
Le Grand. — Lund. 1850. 1860
Mehr als Reparateur wie als Geigenmacher bekannt.
Legros de la Neuville, Nicolas. — ? 1823
Er stellte 1823 Violinen, Violoncelli und Gitarren in
Pans aus.
Lehmann, A. s. Leman
Lehner, Franz de F. — Prag. Geb. 11. Jan.
1801 in Prag, t 14. Mai 1878
Schüler von Johann Stoß, lernte 1817 aus und arbeitete
1820 mit Kulik zusammen bei Martin Stoß in Wien
und später in Eisenstadt. 1833 zurückgekehrt, eröffnete
er 1834 seine eigene Werkstatt auf dem Wenzelsplatz
Nr. 782. Im Jahre 1835 heiratete er Theresia geb. Gra-
ner aus Vysehrad, mit der er sechs Kinder hatte. Er
arbeitete bis 1873; da es ihm schlecht ging, kam er ins
Armenhaus, das er nach einem Jahr wieder verließ,
um zu seinem Sohn Franz, der Pfarrer war, nach
Tüppelsgrün überzusiedeln, wo er auch starb. Ein sehr
schönes Violoncello nach Stradivari, mit hellgelbem
Lack aus dem Jahre 185 1 besitzt Ed. Emanuel Homolka
in Kgl. Weinberge bei Prag.
Geigenzettel : Franz Lehner Gei- / genmacher in Prag
1848 (gedruckt) und Abb. 493.
Lehoux, Leon, lebt als Streichinstrumenten-
macher in Nogent-le-Rotrou
Leicht, Max. — Hohendorf i. S. 1910
Guter Bogenmacher.
Leidolff, Christoph Nikolaus. — Wien. 1774.
1788
Vielleicht ein Sohn von Joh. Christoph L., dessen Arbeit
der seinigen sehr ähnlich ist. Hohe Wölbung, bräunlicher
Lack, gute Arbeit, gutes Holz und schöner, weicher
Ton sind die Merkzeichen seiner Geigen. Eine Violine
aus dem Jahre 1 774 und eine Viola von 1 768 sind im
Schottenstifte in Wien. Auch das Stift Melk (Ober-
österreich) besitzt Geigen von ihm.
Geigenzettel : Christophus Nicolaus Leidolff / Viennae
anno 1776 (gedruckt).
Leidolf (Leytolff), Ignatius. — Wien. 1699.
1714
Sohn von Nikolaus L. Er wird als »Lauttenmacher«
bezeichnet, wohnte im Stubenviertel und legte am
2. Juni 1 702 den Bürgereid ab. Er war ein guter Violen-
bauer.
Leidolff (Leydolff), Johann Christoph. —
Wien. Geb. 1690, f 28. Juni 1758
Sohn von Nikolaus L. und seiner Arbeit nach auch dessen
Schüler. Er wohnte im »Wübmer Viertl«, legte am
19
290
Leidolff — Leitzsch
2. September 1715 den Bürgereid ab und kommt in den
Steuerlisten von 1749 — 1758 vor. Er lieferte nachweis-
bar Geigen für die Kais. Hofkapelle, ob er aber den
Titel Hofgeigenmacher führte, wie behauptet wird, ist
zweifelhaft. Aus seinen Zetteln geht es wenigstens nicht
hervor. Nach seinem Tode führte seme Witwe das
Geschäft fort, bis sie selbst im Jahre 1 770 starb. Seine
Geigen sind nach einem von ihm entworfenen Stainer-
modell mit etwas eckigen Umrissen und ebensolchen
F-Löchern gebaut. Die Wölbung nimmt er oft über-
trieben hoch. Die Bereifung der Zargen fertigte er
gerne aus hartem Holze an. Die Schnecke hat den
echten Wiener Typus und ist häufig aus Birnbaumholz.
Einlagen, Rand usw. sind mit Sorgfalt ausgeführt und
die ganze Arbeit tadellos. Leider verdirbt das Aussehen
des Lacks gewöhnlich den guten Eindruck seiner Gei-
gen, da er das Holz vor dem Lackieren, wie seine meisten
Wiener Zeitgenossen, mit chromsaurem Kali beizte.
Die anfangs schöne, sattbraune Farbe verwandelte sich
sehr bald in ein unansehnliches Graubraun. Die Decke,
in die die Beize besonders tief eindrang, wurde fleckig.
Übrigens scheint er doch auch Versuche mit anderen
Arten der Lackierung gemacht zu haben, da es Geigen
mit schönem, sogar rotem Lack von ihm gibt. Er war
ein vielbeschäftigter Meister und soll oft zehn Gesellen
beschäftigt haben, wodurch es sich auch erklärt, daß
seine Arbeiten neben denen Math. Thirs in Wien
am häufigsten vorkommen. Geigen mit seinem Namen
und den Jahreszahlen nach 1758 sind Werke von Ge-
sellen, die bei der Witwe tätig waren. Arbeiten von ihm
sind in vielen Sammlungen zu finden, so ein Altquinton
in Gambenform von 1719 in der ;taatl. Sammlung in
Berlin (Nr. 873), das auch dadurch bemerkenswert er-
scheint, daß Boden, Zargen und Wirbelkasten purpur-
blau gefärbt sind. Am Wirbelkasten befindet sich ein
Mohrenkopf. Geigen von ihm besitzt das Stift St. Flo-
rian (Oberösterreich, ohne Datum), das Schottenstift
in Wien (von 1748) und die ehem. Kais. Hofkapelle
(von 1 758 mit rotem Lack).
Geigenzettel: Johann Christoph Leidolff / Lauten- und
Geigenmacher ' in Wienn .17 . . (gedruckt). — Joannes
Christophorus - Leidolff Viennae 1741 (geschrieben^])
und Abb. 492 und 501.
Leidolff (Leydolph), Joseph Ferdinand. —
Wien. 1756. 1780
Er wohnte im Schottenviertel (wahrscheinlich im Tie-
fen Graben Nr. 363), legte am 30. April 1756 den Bür-
gereid ab und erscheint von 1757 — 1774 besteuert. Im
Jahre 1774 heißt es von ihm in den Bürgerbüchern
»der Leydolph kommt mitleidig*, im selben Jahre über-
nimmt Marian Petz seine Werkstatt. Eine Geige von
ihm soll zwar noch die Jahreszahl 1787 führen, doch
wird man wohl 1757 lesen müssen. Er arbeitete sehr
gut nach einem Amatimodell und nur ausnahms-
weise nach Stainer. Seine Geigen sind viel eleganter
als die von Joh. Chr. L., kommen aber viel seltener vor.
Die Wölbung ist weniger hoch, die Arbeit sehr sauber
und das Holz gut gewählt. Neben ganz schwarzen, mit
Aloe lackierten Violinen kennt man auch eine Anzahl
■") Grillet gibt einmal nur Leidolffs Vornamen an und
macht einen Geigenmacher »Christophorus« aus ihm.
solcher mit rotgelbem, durchsichtigem Lack. Die
Decken seiner Violoncelli scheint er zu dünn gemacht
zu haben, weshalb das E auf ihnen gewöhnlich »bul-
lert«. Da seine Instrumente auch im Ton recht gut
sind, werden sie gerne gekauft. Eine Violine von ihm
besitzt das Stift Klosterneuburg.
Geigenzettel : Abb. 462, 506, 507.
Leidolf, Nikolaus. — Wien. 1673. f um 1710
Jedenfalls der Stammvater der Geigenmacherfamilie
Leidolf. Er war wahrscheinlich ein Schüler von Hans
Kögl und dürfte in seinen Wanderjahren auch in Italien
gearbeitet haben. Er erlangte im August 1673 das
Bürgerrecht in Wien und darf nicht mit dem etwa
100 Jahre später lebenden Christoph Nikolaus L. ver-
wechselt werden. Jaura in Wien besitzt eine Viola von
ihm von großem Format mit flacher Wölbung und langen
Ecken. Die F-Löcher und die Schnecke erinnern sehr
an Testore. Der Lack ist rötlichgelb mit goldigem
Schimmer. Seine Geigen werden gerne als italienische
verkauft, weshalb es erklärlich erscheint, daß Arbeiten
von ihm so selten vorkommen. Es ist zu bedauern, daß
die Wiener Meister später andere Wege einschlugen
als N. Leidolf. Eine Arbeit von ihm von 1682 befindet
sich im Städtischen Museum Carolino-Augusteum in
Salzburg, eine Geige von 1698 besitzt Dr. Necas in
Prag. (Einen Miroslav Leydolf, der nach einem Violon-
cello im Museum Carolino-Augusteum in Salzburg
schon 1632 gelebt haben soll, hat es nicht gegeben.)
Geigenzettel : Abb. 480 und 508.
Leipelt, Friedrich. — Glatz i. Schi. Geb. um
1850 in Habelschwerdt, ließ sich im Jahre
1883 in Glatz als Instrumentenmacher
nieder
Leißmüller, Christoph. — Krinn (Krünn) bei
Mittenwald. 1763. 1793
Ein ebenso fleißiger als geschickter Geigenmacher, von
dem recht gut klingende Geigen nicht allzu selten vor-
kommen.
Geigenzettel: Christoph Leißmiller in Krin / bey
Mittenwald, 17.. (gedruckt).
Leißmüller, Martin. — Krinn (Krünn) bei
Mittenwald. 1754. 1790
Gute Mittenwalder Schule. Seine Violinen haben mitt-
lere Wölbung und sind sauber gearbeitet Weniger
schön ist der Lack.
Geigenzettel : Abb. 471 .
Leitzsch, Konstantin. — Danzig. Geb. 2. März
1835 in Köslm, t 3. Juni 1890 in Danzig
Er lernte bei seinem Vater die Kunstdrechslerei, wurde
gleichzeitig zum Stadtmusiker ausgebildet und diente
acht Jahre als Hoboist beim Seebataillon. Besondere
Neigung führte ihn zum Geigenmachen. Er benutzte
jede Gelegenheit, sich darin zu unterrichten, und konnte
sich schließlich als Geigenmacher in Danzig nieder-
lassen. Er war sehr gut veranlagt, aber zu sehr
Leje
Lema
291
Künstler und zu wenig Kaufmann, so daß er, da er
auch noch andauernd krank war, fortwährend ein
sorgenvolles Dasein hatte. Im Jahre 1873 kehrte er
nach seiner Vaterstadt zurück, um dort bei seinem
Bruder Wilhelm zu arbeiten. 1877 finden wir ihn wie-
der in Danzig, wo er nun bis an sein Lebensende
verblieb.
Lejeune, Benoit. — -Lyon. 1557
Er wird ausdrücklich als »faiseur de luths* bezeichnet.
(Vgl. Coutagne, Duiffoprugcar).
Le Jeune, Fran^ois. — Ypern (Belgien). 1706
Nach einer Urkunde im Königl. Archiv in Brüssel war
er »faiseur de Violons«. Arbeiten von ihm scheinen
jedoch nicht erhalten zu sem.
Le Jeune, Franq:ois. — Paris. 1755. 1789
Er war geschworener Zunftmeister für 1765 und
wohnte in der Rue de la Juiverie. Er wird dort noch
1 789 aufgeführt. Sein Ladenschild lautete : »ä la Harpe
Royale«. Arbeiten von ihm besitzt das Museum des
Konservatoriums in Paris, eine Pochette die Sammlung
Savoye. Er war recht geschickt, aber in keiner Weise her-
vorragend ; sein Lack ist nicht schlecht und seineViolinen
haben durch das Alter sehr gewonnen. Er hat auch
hübsche Taschengeigen, Gitarren und selbst Harfen
gemacht. Statt der Schnecke brachte er manchmal zier-
lich geschnitzte Frauenköpfchen am Wirbelkasten an.
Geigenzettel: Abb. 459, 488.
Le Jeune, Jean-Baptiste. — Paris. 1775. 1819
Vielleicht ein Sohn von Fran(pois L. J. Er machte wie
dieser Geigen und Harfen und wohnte Rue Montmartre
au passage Charot.
Le Jeune, Jean-Charles. — Paris. 1776. 1822
Er begründete 1776 sein Geschäft, wohnte bis 1783 in
der Rue du Four St. Germain und hatte das Laden-
schild ».Au Dieu de l'Harmonie«. Er machte zwar Vio-
linen und gute Kontrabässe, war aber mehr Händler
und Reparateur. Sein Nachfolger war sein Neffe Guill.
Martin.
Le Jeune, Louis. — Paris. 1783. 1789
Wahrscheinlich der ältere Sohn und Mitarbeiter von
Fran^ois L. J. Er wohnte Rue de la Juiverie, war aber
als Geigenmacher ziemlich unbedeutend.
Le Jeune (aine). — Paris. 1819
Mittelmäßiger Geigen- und Gitarrenmacher.
Geigenzettel: Le Jeune luthier, cour du commerce /
n° 19 faubs St. Germain, Paris (gedruckt).
Le Jeune (fils). — Paris. 1830
Schüler seines Vaters und nicht besser als dieser. Er
wohnte Passage du Saumon.
Le Jeune. — Paris. 1836. 1846
Er wohnte Rue Boucherat Nr. 13 und machte, wie fast
alle seine Namensvettern, nur mittelmäßige Instru-
mente.
Le Jeune. — Paris. 1840
Er wohnte Rue du Marche Palu. Ein Le Jeune wohnte
als »Luthier« bereits im letzten Drittel des 18. Jahr-
hunderts in der gleichen Straße.
Le Jeune. — Paris, f um 1870
Der Letzte aus der Familie Le Jeune, von der kein
einziges Mitglied sich über die Mittelmäßigkeit er-
hoben hat. Er wohnte Rue Claude au Marais.
Lelievre (Le Lievre) J. C. Pierre. — Paris.
1731. 1765
Wahrscheinlich aus Mirecourt und ein Schüler von
Grosset, den er nachahmte. Er wohnte in der Rue des
Noniandieres und war als Geigenmacher nicht hervor-
ragend ; weder sein an deutsche Vorbilder erinnerndes
Modell noch sein gelber Lack sind sonderlich an-
sprechend ; dagegen waren seine Sackpfeifen berühmt.
Geigenzettel : Le Lievre, rue des / Noniandieres (sie) /
a Paris 1 754 (gedruckt).
Leloir, Louis. — Paris. 1714 (?)
Mir ist nur die Abschrift eines schlecht leserlichen
Zettels mit diesem sonst nicht nachweisbaren Namen
bekannt geworden.
— St. Petersburg,
859 in Moskau,
Leman, Anatol Ivanovitsch.
Strelna. Geb. 1 . Juni
t 11. Sept. 1913
Als Sohn eines in Rußland hochgeschätzten Arztes und
großen Musikfreundes, der auch als Komponist auf-
getreten ist, und einer hervorragenden Pianistin, erhielt
er schon in frühester Jugend eine sorgfältige musikali-
sche Erziehung, mußte aber trotzdem gegen seinen
Willen in das Kais. Kadettenkorps eintreten. Er wurde
zunächst Ingenieur-Offizier und wendete sich dann der
Zahnheilkunde zu. Immer aber beschäftigte er sich mit
dem Geigenbau, dem er sich zuletzt ausschließlich
widmete. Seine erste Geige baute er bereits als acht-
jähriger Knabe, doch erwählte er das Geigenmachen
erst dann als Beruf, als er durch sorgfältiges
Studium und unablässige Übung eine wirkliche Mei-
sterschaft erlangt hatte, wobei ihm Salzard und .Arnould,
Otto und Arkhusen an die Hand gingen. Dann bereiste
er Italien, Frankreich und Deutschland usw., überall
seine Kenntnisse als Geigenmacher in den ersten Werk-
stätten bereichernd. Er veröffentlichte eine ganze Reihe
von Büchern über die Geige, sammelte über 4500 Mo-
delle und hat zahlreiche Lackrezepte eigener Zu-
sammenstellung aufgeschrieben. Vor Leman wurden
m Rußland nur vereinzelt neue Geigen gebaut. Sein
Streben fand in Rußland große Anerkennung, man hat
ihn dort überschwenglich den »Messias der Violine«
genannt, und er selbst war von der Richtigkeit der von
ihm aufgestellten technischen und akustischen Gesetze
so überzeugt, daß er behauptete: »Wenn Stradivari
noch lebte, würde ich sein Lehrmeister sein.« Seinen
Geigen werden sowohl in der Arbeit, im Aussehen und
im Ton große Vorzüge nachgerühmt, und er erzielte
manchmal geradezu fabelhafte Preise. Er hat ohne
jede Beihilfe mehr als 200 Violinen, 8 Violoncelli
und 4 Violen gebaut. Auch seine Bogen werden gelobt.
19*
292
-eman
Er war zweifellos ein vielseitig begabter Mann von
großem Arbeitseifer, fleißiger Fachschriftsteller, Philo-
soph und selbst Anhänger des Okkultismus.
Geigenzettel: AHaTOJiifi JleManT. / Meccia
CKpimKii. C.-neTep6ypn,, 1909. (gedruckt). —
»Dea« — Anatole le Leman / Messie du Violon. / St.
Petersbourg, 1909 (gedruckt) und Abb. 482.
Leman, Marc Anatolewitsch. — St. Peters-
burg. Geb. 1893
Zweiter Sohn von Anatol L. Er studierte wie sein
Vater Ingenieurwissenschaften, war gleichzeitig Schüler
seines Vaters als Geigenmacher und wurde 1913 dessen
Nachfolger.
Lemarquis, Jean-Baptiste. — Mirecourt.
t 14. Okt. 1775
Eine am 1. Juli 1909 in Köln bei K. A. Stauff & Co.
versteigerte Violine trug seinen Namen.
Lemböck, Gabriel. — Wien. Geb. 16. Okt.
1814 In Ofen (Budapest), f 27. März 1892 in
Wien
Nach seiner eigenen Angabe war er ein Schüler von Peter
Teufelsdorfer und kam als Gehilfe zu Anton Fischer
in Wien, dessen Schwiegersohn und Nachfolger er
wurde. Im Jahre 1840 eröffnete er im Hause zum
weißen Engel auf der Mariahilferstraße üetzt Nr. 26)
seine eigene Werkstatt, die er nach dem Tode von
Bernhard Stoß in dessen Geschäftsräume in der Grün-
angergasse verlegte. Als die Gesellschaft der Musik-
freunde ihr neues prächtiges Haus in der Canovagasse
erbaut hatte, zog er dorthin, da er mittlerweile Liefe-
rant des von der Gesellschaft begründeten Kon-
servatoriums geworden war. Er gehört zu den Geigen-
machern, die mit Recht als Künstler betrachtet werden,
und war ebenso geschickt, neue Geigen zu bauen, wie
alte auszubessern. Er arbeitete nach verschiedenen Mo-
dellen, am besten gelungen sind seine Kopien von
Paganinis »Kanone«, die er durch den berühmten Geiger
selbst kennenlernte, der sie ihm brachte, um ein neues
Griffbrett darauf machen zu lassen. Lemböck machte
jahrelang seine neuen Geigen nach diesem Vorbild und
versah sie mit Zetteln, die ausdrücklich auf dieses hin-
wiesen. Außer nach Guarneri arbeitete er unter an-
derem auch nach Maggini (mit doppelten Einlagen)
usw. Er kopierte dabei auch gerne den Wortlaut des
Zettels seines jeweiligen Originals, brachte aber dann
sowohl beim Knopfe des Saitenhalters als auch auf dem
Plättchen am Halsansatz seine Brandmarke G. L. an.
Der Ton seiner Geigen ist immer gut, sein Lack ist
gelb bis rotbraun und durchsichtig, aber etwas glasig.
Er machte auch allerlei interessante Versuche (Ver-
längerung des Baßbalkens, Geigendecken aus Zedern-
holz usw.), die sich aber nicht bewährten. Seine be-
rühmteste Geige ist wohl dies die seinerzeit Josef Hell-
mesberger spielte und die jetzt der k. k. Hofmusiker
Josef Klein besitzt. Seine Violoncelli baute er nach
Stradivari, doch hat er nur wenige gemacht. Seine Vio-
linen werden gerne gekauft, wenn sie aus der Zeit vor
1875 stammen. Nach 1875 sind die Geigen Lemböcks
- Lenk
hauptsächlich Arbeiten seiner Schüler und werden
dann geringer bewertet. Als Reparateur war er eben-
so gewissenhaft als geschickt, nur macht man ihm
den Vorwurf, daß er manche alte Geige, deren Lack
ihm nicht gefiel, durch Überlasieren »verbösert«
habe. Er verwendete sehr viele, verschiedenartige
Zettel und eine Brandmarke. Von allen Weltausstellun-
gen usw. besaß er Medaillen, war Hofgeigenmacher,
beeideter Schätzmeister usw. und stand in hohem An-
sehen. Sein Nachfolger ist Haudek.
Geigenzettel : Gabrielis Lemböck/ Vienna.'Xnno 1846^)
(gedruckt) und Abb. 510 und 511.
L'Empereur s. Treyer
Lengenwalder s. Langenwalder
Lenhart, Jos. Rudolf. — Leitmeritz. Geb. in
Leitmeritz 1862
Schüler von Andreas Heinrich in Schönbach. Nach
einer Studien- und Wanderzeit, die sich von 1877 bis
1895 erstreckte, machte er sich in seiner Vaterstadt
selbständig und brachte es bald zu Ansehen, wanderte
aber nach 1902 nach Amerika aus. Er arbeitete nach
allen großen italienischen Meistern, auch nach Stainer
und besonders nach G. da Salo. Er benutzte bei den
billigeren Geigen einen selbstbereiteten Spirituslack
von goldgelber bis kastanienbrauner Farbe, bei den
teureren einen goldgelben Ollack eigener Zusammen-
setzung, imprägnierte das Holz gegen Wurmfraß und
gab den Geigen auch im Innern einen Grundlack. Er
erhielt auf Ausstellungen goldene Medaillen. Außer
Geigen machte er auch gute Zithern. Seine Geigen sind
recht gute Orchesterinstrumente.
Geigenzettel : Jos. Rudolf Lenhart /Geigen- und Zither-
bauer / Leitmeritz Anno 1901 (gedruckt). Abb. 403.
Lenk, Anton. - Schönbach b. E. 1880. f 1891
Arbeitete hauptsächlich für Händler.
Lenk, Josef. — Schönbach b. E. 1911
Sohn, Schüler und Nachfolger von Vincenz L., dem
er an Geschicklichkeit vollkommen gleichkommt.
Lenk, Vincenz. — Schönbach b. E. 1850,
t 20. Febr. 1911
Ein sehr tüchtiger Geigenmacher, der seine Kunst von
Grund auf erlernt hatte und deshalb in Schönbach in
hohem Ansehen stand. Er verlegte sich jedoch früh-
zeitig schon darauf, nur Geigenbestandteile und un-
lackierte Geigen zu machen.
Lenk, Wenzel. — Frankfurt a. M. Geb. 1840
in Schönbach b. E., f um 1889
Schüler von Kessler in Markneukirchen, arbeitete fünf
Jahre lang in Berlin, dann bei Liebich in Breslau, ferner
in Wien, Budapest und München und ließ sich zuletzt
in Frankfurt nieder, wo er 1881 eine silberne Medaille
erhielt. Er arbeitete nach Stradivari.
Geigenzettel: W. Lenk, / Geigenmacher / Frankfurt
a. Main, 1881 (gedruckt). ■
^) Es gibt auch Zettel mit Medaillenabbildungen.
Lennström — Lecni
293
Lennström, Petter. — Stockholm. 1 757. f um
1776
Er war ursprünglich Zimmermann und erhielt im
Jahre 1757 die Erlaubnis, Musikinstrumente für Kinder
zu verfertigen. Als Gesellen beschäftigte er seine Söhne
und scheint guten Absatz gefunden zu haben, da die
Witwe das Geschäft fortsetzte. Ob er außer Kinder-
geigen auch spielbare Streichinstrumente gebaut hat,
ist nicht bekannt.
Lenoble, Auguste. — Paris. Geb. 1828 m
Mirecourt, f 4. Januar 1895 in Paris
Geschickter Bogenmacher. Schüler von Fran^ois Pe-
catte. Von 1848 — 1862 diente er beim 8. Jägerbataillon
und arbeitete in seinen dienstfreien Stunden während
dieser 14 Jahre in den verschiedenen Städten, in denen
sein Bataillon in Quartier lag, hauptsächlich in Rennes
für die Firma Bonnel. Im Jahre 1862 ging er nachParis
und machte sich am Boulevard des Martyrs 5 selb-
ständig. Er verlegte sein Geschäft später nach Boule-
vard des Poissonnieres und 1874 in die Rue deClignan-
court 37. Gute Bögen tragen den Namen »Lenoble«.
Lenoir, Jean. — Mirecourt. 1748. 1781
Er hatte vier Söhne, von denen Jean Nicolas, geb.
2. März 1753, von 1779—1788 gleichfalls als Geigen-
macher vorkommt.
Lenoir (Lennoir), Jean-Baptiste. — Straßburg.
1753. 1778
P. de Wit veröffentlicht seinen geschriebenen Zettel,
es war mir aber nicht möglich, eine Arbeit eines Geigen-
machers dieses Namens zu erfragen. Auch im Straß-
burger Archiv war nichts über ihn zu ermitteln. Da-
gegen erwähnt A. Jacquot ein im Besitze von Dechesne
in Lüttich befindliches Violoncello, das einen deutsch
geschriebenen Reparaturzettel von ihm enthält.
Lentz, John Frederick. — London. 1814
Vermutlich ein naher Verwandter, vielleicht der Sohn
von Johann Nik. L. Auch er wohnte in Chelsea, Lower
Sloane Street Nr. 1 . Seinen Zettel veröffentlichte Paul
de Wit.
Lentz (Lenz), Johann Nikolaus.
1803. 1813
Lond
onaon.
Ein Deutscher, der angeblich aus Tirol eingewandert
war. Er war mit Bernhard Fendt befreundet und erhielt
von diesem vermutlich erst Unterricht im Geigen-
machen. Er brachte es zu bemerkenswerter Geschick-
lichkeit, verwendete gewöhnlich enggeflammtes Ahorn-
holz und gebrauchte einen Lack, der dem von Dodd
und J. F. Lott sen. zwar ähnlich, aber, wenig durch-
sichtig ist.
Geigenzettel: Johann Nicolaus Lenz, fecit / near the
Church, Chelsea 1 803 (gedruckt). — Johann Nicolaus
Lentz fecit / Lower Sloane Street, Chelsea 1813 (ge-
schrieben).
Leo, Camillo di, lebte im letzten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts als Mandollnenmacher in
Palermo
Leonardo da Vinci. — Florenz, Mantua, Mai-
land usw. Geb. 1452 auf der Villa Vinci,
1 2. Mai 1 5 1 9 im Schlosse Cloux bei Amboise
Vasari — eine eben nicht sehr zuverlässige Quelle —
berichtet von Leonardo, dem Großmeister der ita-
lienischen Malerei, daß er nicht nur ein ausgezeichneter
Lautenspieler war, sondern auch Lauten gemacht habe.
Vasari geht da über seinen Gewährsmann, den floren-
tinischen Anonymus vom Kodex Magliabechiano
hinaus, denn dieser weiß nur von Leonardos Lauten-
spiel zu berichten. Bei der Vielseitigkeit des Künstlers
und seinem Interesse für jede technische Kunstfertig-
keit ist es immerhin möglich, daß er sich auch im
Lautenbau versucht hat. Schon 1498 war Leonardo in
Mantua, wo der Markgraf anordnete, daß ihm die
Viola- und Lautensaiten bezahlt wurden, die er von
Mailand mitgebracht. Bekannt ist, daß er sich viel mit
den Gesetzen der Akustik beschäftigt hat, und seine
Leistungen auf diesem Gebiete »sind voll über-
raschender Ansätze«.
Leonardson. — Orebro. 1884
Einige Geigen, die er nach Amati gemacht hat, sollen
gut gelungen sein.
Leonhardt, Anton. — Törökbecse. 1915
Ein junger Geigenmacher, der guten Vorbildern nach-
strebt.
Leonhardt, Christian Gottfried. — Klingen-
thal. 1789
Sohn von Joh. Friedr. L. Er soll hauptsächlich für die
Familie Hopf gearbeitet haben.
Leonhardt, Johann. — Fünfkirchen. 1915
Arbeiten von ihm habe ich nicht kennen gelernt, doch
wird er mir als talentvoll geschildert.
Leonhardt, Johann Friedrich. — Klingenthal.
1757
Nur aus den Innungslisten bekannt.
Leoni, Carlo. — Treviglio, Treviso. 1851. 1861
Ein mittelmäßiger Instrumentenmacher, der außer
Geigen auch Gitarren und Zithern angefertigt hat.
Leoni, Ferdinande. — Parma. 1816
Em kleiner Geigenmacher, der mittelmäßige Nach-
ahmungen nach Amati hinterlassen hat.
Geigenzettel : Ferdinande Leoni / Parmae. 18 . . (ge-
druckt).
Leoni, Giovanni. — Parma (?). 1870
In einer guten italienischen Violine fand sich liiiten-
stehender Zettel.
Geigenzettel : Giovanni Leoni / 1 870 (gedruckt).
294
Leopold Lete
Leopold, Ludwig. — Neukirchen b. E. 1840
Handwerksmäßig in der Arbeit, aber nicht ungescliickt.
Seine Geigen haben mittlere Wölbung, gehen aber im
Umriß auf ein Stainermodell zurück.
Leopoldo s. Tedesco
Leopoldseder, Joseph. — 1852
Wenig bekannter süddeutscher Geigenmacher, dessen
Zettel sich in einer Geige von sehr mittelmäßiger Arbeit
fand.
Geigenzettel : Joseph Leopoldseder / 1 852 (geschr.).
Leoriporn, Giovan Francesco. — Mailand.
1755. 1759
Der Name ist nicht ganz zweifellos zu lesen. L. be-
zeichnet sich ausdrücklich als Mailänder, doch zeigt
seine Arbeit auch Anklänge an die Tiroler Schule. Die
Wölbung nimmt er nach .Amati, die F-Löcher aber
nach Stainer; nur der Lack entspricht der Mailänder
Schule.
Geigenzettel : Fatto da Giovan Francesco / Leoriporri
Milanese nel aqui- / la 1758 (gedruckt).
Leper, Domenico. — Rom
Ein Musikinstrumentenmacher des 19. Jahrhunderts,
der mir nur dem Namen nach bekannt wurde.
Le Pileur, Fran^ols. — Paris. 1752
Vielleicht Sohn oder Bruder von Pierre Le P. Die
■Arbeiten beider sind sich ähnlich. In der jetzt in Berlin
befindlichen Sammlung Snoeck wird eine unvoll-
ständige Geige von ihm ohne Datum (Nr. 534) auf-
bewahrt.
Geigenzettel: Abb. 513.
Le Pileur, Pierre. — Paris. 1703. 1757
Wenig bekannter Geigenmacher. Er wendete ein
unschönes, langes Modell und einen schlechten, rot-
braunen Lack an. Er soll sich auch »Pietro Le Pilieri«
genannt haben. Ein Quinton von ihm vom Jahre 1755
befindet sich in der Sammlung Savoye in Paris.
Geigenzettel: Pierre Le Pileur, privilegiez du Roy /
dans l'abbaye Saint-Germain, ä Paris / 1757 (gedruckt)
und Abb. 487.
Le Pot, Charles. — 1726
Snoeck besaß ein fünfsaitiges Violoncello mit dem
Namen »Carolus Le Pot, 1726«.
Le Pot, Jean. — Amiens. 1558
Ener der älteren französischen Lauten- und Harfen-
bauer. Er läßt sich urkundlich nachweisen, doch haben
sich Arbeiten von ihm schwerlich erhalten.
Lepri, Luigi. — Gubbio. 1880
Vermutlich einer der vielen Dilettanten seiner Heimat,
die sich mit dem Geigenmachen in den Wintermonaten
beschäftigen. Seine Geigen lassen selbst eine hand-
werksmäßige Geschicklichkeit vermissen.
Friedrichstadt (Kurland).
Lerch, Robert.
1890. 1897
Ein Instrumentenmacher, der, wie es heißt, aus poli-
tischen Gründen 1897 nach Sibirien verbannt worden
sein soll.
Le Riche, C. J. — Lille. 1768. 1781
Er ist bisher nur als Lauten- und Zithermacher bekannt
geworden. Eine Zither aus der Sammlung Snoeck in
Berlin trägt untenstehenden Zettel: C. J. Le Riche
M« Luthier / rue de la Clef / 1 768 (gedruckt).
Leroux, Charles. — Mirecourt. 1763
Als »Luthier« erwähnt.
Leroy, Dominique. — Mirecourt. 1741. 1747
Der älteste Geigenmacher dieses Namens.
Leroy, Leon. — Paris. Geb. 27. Juli 1874 in
Armentieres (Dep. du Nord)
Schüler seines Vaters Th. Edouard L. Nach einer
15 jährigen Studienzeit machte er sich am 18. August
1898 in Paris selbständig, wo er Jules Delepierres Werk-
statt übernahm; er baut nach französischen und
Italienischen Modellen, besonders nach Guarneri,
Violinen und Violoncelli. Er hat seine eigene Art, den
Baßbalken anzubringen, und rühmt dieser besondere
Vorzüge nach. Auch seine Mandolinen sind in Musiker-
kreisen geschätzt. Im Jahre 1900 erhielt er auf der
Pariser Weltausstellung eine goldene Medaille.
Geigenzettel: Abb. 483.
Armentieres. Geb. 1797,
Leroy, Thomas.
t 1868
Ein tüchtiger französischer Geigenmacher, der wahr-
scheinlich in seiner Heimatstadt Mirecourt seine Aus-
bildung genossen hat und schon 1821 in Lille einen
Ausstellungspreis erhielt.
Leroy, Thomas-Edouard. — Armentieres,
Paris. Geb. um 1840
Schüler seines Vaters Th. L. und von Chevrier. Er
erhielt 1882 in Antwerpen ein Diplom für seine Geigen
und arbeitet jetzt mit seinem Sohne Leon zusammen in
Paris.
Lesclop, Fran^ois-Henry. — Paris. 1746
Geschworner Zunftmeister für 1746. Er soll Geigen
von geringem Wert gemacht haben, aber als Orgelbauer
nicht ohne Verdienst gewesen sein.
Le Sourd s. Nicolas
Lessellier. — Paris. 1640. 1660
Ein Lautenmacher, dessen Arbeit sehr sorgfältig ist,
und dessen Lauten ihres schönen Tons halber sehr
geschältzt waren.
Lete, Henry. — Mirecourt
Hauptsächlich Gitarrenmacher.
Lete
^ewic
k;
295
Lete, Dominique-Joseph. — Nantes. Geb. 1804
in Mirecourt, f 25. Mai 1871 in Nantes
Er erlernte das Geigenmachen in seiner Vaterstadt und
arbeitete eine Zeitlang bei Ch. F. Gand. Hierauf ließ er
sich in Nantes nieder. Seine Geigen sind gut ; sie haben
nur oft zu dicke Ränder und näseln etwas.
Geigenzettel : Abb. 489.
Lete, Simon. — Paris. Geb. um 1768, \ nach
1828
Er stammte aus Mirecourt, war der Schwiegersohn von
Pique und machte Geigen zu billigsten Preisen für den
Handel. Später verlegte er sich mehr auf den Orgelbau.
Von 1825—1828 war J. B. Vuillaume sein Geschäfts-
teilhaber. Für eine Geige, die im Verhältnis zu ihrem
Preise von 25 Fr. recht gut war, erhielt er 1823 eine
silberne Medaille.
Lett, Johan. — Stockholm. 1676. f 1687
Ein schwedischer Geigenmacher, der bisher nur dem
Namen nach bekannt ist. Er wohnte im Stadtteil Norr-
malm und hatte Frau und Kind. Da er der älteste
schwedische Geigenmacher ist, wäre es sehr erfreulich,
wenn noch Arbeiten von ihm zutage kämen.
Leunis, Reynier. — Antwerpen. 1610
Als Clavecinmacher und Rahmenbildhauer (»Lyst-
maker en claversigmaker«) bezeichnet.
Leutis, Gerolamo de. — Rom. 1638
Wenn er auch bisher nur als Klavizimbelmacher be-
kannt geworden ist, so deutet doch schon sein Beiname
darauf hin, daß er auch Lauten, diese vielleicht sogar
vorzugsweise, gemacht hat. Georg Kinsky spricht (in
seinem Katalog des Musikhistorischen Museums von
W. Heyer in Köln) die Vermutung aus, daß der Name
nicht richtig gelesen sein könnte und vielleicht Giro-
lamo de Zentis heißen müßte, eine Vermutung, die
allerdings manches für sich hat.
Levalois. — Paris. 1760. 1769
Er wohnte Rue de Calandre und verfertigte alle Sorten
von Musikinstrumenten.
Levien, Julius. — Berlin. Geb. 21 . April 1862
in Elbmg
Er ist Doktor der Medizin und übte von 1889—1894 in
Berlin seine ärztliche Praxis aus. Im Jahre 1894 ging er
nach Paris, wo er unter Leo Fischessers Leitung seine
erste Geige machte, nachdem er schon seit 1890 akusti-
sche Studien betrieben und sich viel mit der Lackfrage
beschäftigt hatte. Er ist überzeugt, die Grundsätze der
alten Meister beim Lackieren gefunden zu haben, und
ein von ihm gebautes und lackiertes Streichquartett
wurde tatsächlich mit unbestrittenem Erfolg 1912
in Berlin öffentlich zu Gehör gebracht.
Levien, L. — London (Penton vüle). Um 1800
bis 1825
Eine Harfengitarre von ihm mit trapezförmigem
Körper besitzt die Sarnmlung Crosby Brown in New
York. In einer ähnlichen Gitarre liest man: Levien,/
Inventeur & Brevete (gedruckt). Die gleiche Inschrift
findet sich in einer eigenartigen, zargenlosen Gitarre
mit dem Bourbonenwappen im Schalloch in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln. Eine achtsaitige
Harfenlaute bei C. Claudius in Kopenhagen trägt die
vollständige Inschrift: L. Levien N^ 8 Pleasant Row
Pentonville. / N° 60. Patronized By the , Society of arts
and sciences (gedruckt). Andere Instrumente von ihm
sind mir nicht bekannt geworden, auch scheint er nur
der Erfinder und nicht der Verfertiger der Instru-
mente mit seinem Namen gewesen zu sein.
Levinville. — Besan^on. 1707
Er scheint hauptsächlich mit dem Ausbessern alter
Geigen sein Brot verdient zu haben, doch hat er wohl
auch einzelne Geigen selbständig gemacht. Außer
seinem Zettel (auf dem er den Namen mit dem Brand-
stempel abdruckte) brachte er den gleichen Stempel
mehrfach an.
Geigenzettel: Racommode par / Levinville ä Besan?on
(geschrieben) und Abb. 496.
Lewens, Willem
Ein Brabanter Lautenmacher, der zwischen 1 528 — 1 53 1
genannt wird.
Lewicki, Hans. — Garmisch (bayr. Hochland),
Hellerau bei Dresden. Geb. 22. Febr. 1864
in Zürich
Er verlebte seine Jugend in Riga, Aachen und Dresden,
wo sein Vater als Professor an den technischen Hoch-
schulen tätig war. Er besuchte das Dresdener Real-
gymnasium und diente dann als Einjährig-Freiwilliger
in einem sächsischen Grenadierregiment. Schon als
Knabe beschäftigte er sich mit dem Geigenbau und
wurde dann von Ferdinand Patzelt regelrecht ausge-
bildet. Gleichzeitig studierte er eifrig das Violin- und
Violoncellospiel und hatte Gelegenheit, jahrelang unter
Alois Schmitt im Orchester des Dresdener Mozart-
vereins mitzuspielen. Nach beendeter Lehrzeit, also um
1887, arbeitete er im Elternhause und war da in der
angenehmen Lage, zunächst ausschließlich seinen Ver-
suchen und Studien leben und sich auch in der Musik
noch gründlicher ausbilden zu können. Um die Ar-
beiten der großen italienischen Meister kennen zu
lernen, unternahm er größere Reisen, u. a. nach Berlin,
Wien und London, und hatte in der englischen Haupt-
stadt die Freude, fast alle in englischem Besitz befind-
lichen »Italiener« ausgestellt zu sehen, darunter 36 Ar-
beiten von Stradivari. Er trat auch mit zahlreichen
Virtusoen in persönliche Beziehung, um sich eine
sichere Vorstellung eines anzustrebenden Tonideals
für ein Streichinstrument zu bilden. Die herrliche
Gegend, der historische Boden in der Nähe Mitten-
walds und der Heimat derTiroler Geigenbauer, sowie das
Bedürfnis, in möglichster Ruhe arbeiten zu können,
veranlaßte ihn, im Jahre 1898 sich in Garmisch nieder-
zulassen. Er konnte sich dort auch eine Holzkenntnis
verschaffen, wie sie nie aus Büchern oder in der Werk-
statt allein zu lernen ist. Im Jahre 1912 siedelte er
wieder nach Dresden über und schlug seine Werkstatt
296
Lewis — Liebich
in Hellerau auf. Seine Arbeit ist sehr sorgfältig, er legt
ein Hauptgewicht darauf, daß alles »echt« ist, seine
Geigen haben italienischen Charakter und klingen sehr
schön. Auf der Nürnberger Kunstgewerbeausstellung
erhielt er für ein besonders schönes Quartett die silberne
Medaille.
Geigenzettel : Hans Lewicki (gedruckt).
Lewis, Edward. — London. 1687. 1730
Ein hervorragend tüchtiger und auch bei seinen Zeit-
genossen hochangesehener Geigenmacher. Seine Arbeit
ist tadellos wie sein Holz; auch sein meist hellgelber,
manchmal rötlicher Lack auf goldgelbem Grund ist sehr
gut. Form und Ausstattung geschmackvoll. Er soll, was
nicht bewiesen ist, mit Th. Jay zusammen gearbeitet
haben. Th. Brittons Katalog zählt einen »ausgezeich-
neten Tenor« und eine »besonders gute« Baßvioline
von ihm auf.
Geigenzettel: Edward Lewis / in St. Paul allay in
London / 1687 (gedruckt).
Lewis, H. F., lebte seit den 80er Jahren des
1 9. Jahrhunderts bis etwa 1 900 In Melbourne
als Geigenmacher und erhielt auf einer
dortigen Ausstellung eine ehrenvolle Er-
wähnung
Leykom. — Brambach. 1910
Guter Bogenmacher.
LhuUier s. Lullier
Liainer, Alberto. — Rom. 1674
Bei Grillet u. a. wird sein Zettel mitgeteilt; der Name
ist jedenfalls unrichtig gelesen worden ; vielleicht war
statt »Li« St zu lesen.
Geigenzettel: .Alberto Liainer / In Roma 1674 (gedr.).
Libera, Agostino. — ? Um 1600
Eine vielchörige Mandora mit diesem Namen befindet
sich im Museum des Pariser Konservatoriums.
Liciliano s. Siciliano
Lidl, Antonl. — Mittenwald. 1700
Hart teilt diesen Namen und die Jahreszahl ohne Wohn-
ort und weitere Bemerkungen mit.
Lidl, Johannes. — Mittenwald. 1775
Wenig bekannter Geigenmacher.
Lidl, Josef. — Brunn. 1895. 1913
Ein Kaufmann, der mit dem Klavierhandel begann,
dem er ein Musikinstrumentengeschäft mit einer Werk-
statt angliederte. Er beschäftigt Gehilfen aller Art,
darunter auch Geigenmacher, und hat einen großen
Kundenkreis in den slawischen Ländern gefunden.
Lieb, Karl, lebte um 1840 in Iglau
Liebel, Carl Friedrich. — (Mark)Neukirchen.
Geb. 1735, tarn 26. Juni 1803
Der Stammvater der Geigenmacherfamilie dieses
Namens. Er war der Sohn des Bürgers und Schneiders
Georg L. und wurde am 2 1 . November 1 752 als Meister
in die Geigenmacherzunft aufgenommen. Er starb
68 Jahre weniger 5 Tage alt.
Liebel, Christian. — Quittenbach. 1756 (?)
Ein braver, recht sauber arbeitender Geigenmacher.
Er verwendete gutes Tonholz, ungeflammten Ahorn-
boden und gelblichen Lack, der besser ist, als der vieler
gleichzeitiger Vogtländer. Er scheint sogar eine gute
tiroler Geige als Vorbild besessen zu haben. Auch die
innere Ausarbeitung unterscheidet sich vorteilhaft von
der Dutzendarbeit seiner engeren Landsleute aus der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Jahreszahl ist
auf seinen Zetteln meist so verblichen, daß sie nicht
mehr sicher gelesen werden kann.
Geigenzettel: Christian Liebel / Violin / macher in
Quittenbach 17.. (gedruckt).
Liebel, Johannes. — (Mark)Neukirchen. 1803
Wahrscheinlich ein Sohn von Carl Fr. L. Als Ur-
sprungsort für seine Geigen gibt er Mittenwald an, ob-
wohl sie nichts an sich haben, was ihn dazu berechtigt
haben könnte. — • Sein Enkel, der am 7. April 1863 ge-
borene Leonhard Jul. Paul L., ist auch Geigenmacher
geworden.
Geigenzettel : Johannes Liebel aus / Mittenwald an der
Isar/ 1803 (gedruckO.
Liebel, Leonhard Robert Gustav. — Erlbach.
Geb. 2. Jan. 1870 in Erlbach
Er soll eine Zeitlang in Breitenfeld gearbeitet haben
und ist dann wieder verzogen.
Liebetreu, H. — Dessau. 1806
Seine Geigen sind wertlos, besser dagegen seine
Gitarren ; eine solche besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen; eine Geige von ihm befindet sich bei einem
Kölner Geigenmacher.
Liebich, Ernst (I). — Breslau. Geb. 27. Okt.
1796 in Reibnitz bei Hirschberg (Schles.),
f 1876 in Breslau
Schüler seines Oheims Joh. Gottfr. L., dessen Werk-
statt er 1824 übernahm. Er galt als tüchtig, arbeitete
nach Stradivan und Guarnen und machte auch Harfen
und Gitarren.
Breslau. Geb. 1830,
Liebich, Ernst II.
t 1884
Sohn, Schüler und Nachfolger von Ernst I L. In seiner
Arbeit kommt er seinem Vater recht nahe.
Liebich, Ernst III. — Breslau. Geb. in
Breslau25. Mai 1862
Sohn und Schüler von Ernst II L. Als Gehilfe arbeitete
er u. a. bei D, Bittner und Voigt in Wien und übernahm
Liebich — L'
gne
297
nach dem Tode seines Vaters das Geschäft in Breslau.
Er arbeitet recht gut nach den berühmten Meistern,
verwendet auch ein eigenes Modell und gebraucht 01-
und Spirituslack. Für seine Arbeiten erhielt er die
preußische silberne Staatsmedaille und verschiedene
Ausstellungsmedaillen. Er ist Hofinstrumentenmacher
des Herzogs von Koburg-Gotha und beeideter Sach-
verständiger.
Lleblch, Gottlieb. — Hermsdorf. 18. Jahrh.
Sein Modell erinnert in mancher Hinsicht an Stamer;
der Lack ist dunkel und unscheinbar, das Deckenholz
aber meist recht gut. Eine Violine von ihm ohne Ein-
lagen besitzt Rat Friedrich in Posen.
Geigenzettel: Gottlieb Liebich / Violinmacher' in
Hermsdorf / unterm Kynast (gedruckt).
Liebich, Johann Gottfried. — Breslau. Geb.
um 1755, t 1824
Er entstammte nachweislich einer Geigenmacherfamilie
und war vielleicht der Sohn von Gottlieb L. Um 1 790
ließ er sich in Breslau nieder und begründete dort sem
noch heute bestehendes Geschäft. Seine Arbeit ist gut
und erinnert teils an die Prager, teils an die Vogt-
länder Schule.
Geigenzettel: Johann Gottfried Liebich / Geigen-
Lauten- und Harfenmacher / in Breslau 1 792 (gedruckt).
Liebig (Liebich), Johann Gottlieb (Gottlob). —
Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 21. Oktober I79I
Bürger wurde. Er gehörte wahrscheinlich zur Breslauer
Familie und scheint auch wieder dorthin gezogen zu
sein, denn Fr. Meisel in Breslau besitzt ein Instrument
von ihm mit folgendem Zettel: Johann Gottlob
Liebich / Musikalischer Instrumentenmacher / in
Breslau 1793 (gedruckt).
Liebl, A. — Griesbach (Rotthal). Geb. in
Griesbach 1867
Schüler seines Vaters Job. Nep. L. Er machte sich 1882
selbständig und übernahm 1 899 das väterliche Geschäft.
Er ist Geigenmacher und Reparateur und verwendet
seiner Aussage nach »Cremoneser« Lack.
Liebl, Johann. — Griesbach (Rotthal). Geb.
1770, t 28. Febr. 1840
Braver Gelgen- und Zithermacher, dessen •4rbeit an
die Mittenwalder Schule erinnert. Eine Zither von ihm
aus der Sammlung Snoeck befindet sich jetzt in Berlin.
Der wohl schwer leserliche Zettel wurde von Snoeck
allerdings stark mißverstanden: statt Liebl laser»lion«
und die Abkürzung burgl. für »bürgerlicher« (Geigen-
macher) als Eigenname »Burgle*.
Geigenzettel : Abb. 499.
Liebl, Johann Nep. — Griesbach (Rotthal).
Geb. 1811,t22.0kt. 1889
Schüler seines Vaters Johann und dessen Nachfolger
und gleich diesem ein braver Geigen- und Zither-
macher.
Liebl. — Thann. 1840
Ein Musiker, der sich auch mit dem Ausbessern alter
Geigen abgab.
Geigenzettel : Rep. Liebl Kirchenmusikus / in Thann
1840 (gedruckt).
Liebmann, Otto. — Klingenthal. Geb. 1855
Begründete 1879 die Handelsfirma Otto Liebmann &
Co. und beschäftigt viele Geigenmacher seines Bezirks.
Liehr, Gottl. — Prag. 1763. f 21. Aug. 1813
in Prag
Ein von Em. E. Homolka neu aufgefundener Prager
Meister, der Jakubskä ulice Nr. 673, I. wohnte.
Liekow, Carl Wilhelm. — Hamburg
Erwarb am 26. April 1 799 das Hamburger Bürgerrecht
als »Instrumentenmacher«.
Liessem, Remerus. — London. 1750. 1760
Er soll hauptsächlich Zithern gemacht haben; doch
kommen auch einige Violoncelli von ihm vor. Eme
Zister von ihm befand sich in der Sammlung Loup, eine
andere besitzt A. F. Hill, eine Zister mit doppelter
Schnecke (»Cetera Bijuga«) vom Jahre 1760 kam mit
der Sammlung Galpin nach Eoston.
Lieves, Eduard. — Königsberg i. Pr. Anfang
des 19. Jahrhunderts
Er nennt sich »Mechanicus und musikalischer Instru-
mentenmacher«. Er soll Klaviermacher gewesen sein
und hat auch Gitarren, aber keine Geigen gemacht.
Sein Zettel findet sich bei Paul de Wit. Eine Gitarre von
ihm wurde am 20. Januar 1914 in Berlin bei Gebr.
Heilbronn versteigert. Reich verzierte, klangschöne
Gitarren mit Ebenholz- und Perlmuttereinlagen finden
sich noch mehrfach in Königsberger Privatbesitz, so
bei Bernhard Neumann, Musiklehrer Blum usw.
Light, Edward. — London. 1798. 1800
Er war »Professor of Music«, »Lyrist to the Princess of
Wales« und wohnte Foley Place und später Marylebone
Street, Er ist nur als Erfinder von Harfenlauten (»Dital-
harps«) bekannt geworden. Solche befinden sich in der
Crosby-Brown-CoUection (Metrop. Museum of Art in
NewVork) Nr. 1076, in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln Nr. 404, 602 und bei C. Claudius in
Kopenhagen. Die Kölner Sammlung besitzt außerdem
eine Harfengitarre von ihm (Nr. 1010). Eine Laute ist
in der Sammlung Gautier. In einer Gitarre der Samm-
lung Snoeck wird er als der Erfinder und ein Barry als
Verfertiger bezeichnet, was zu der Annahme berechtigt,
daß Light selbst keine Lauten machte, wie er ja auch
die Herstellung seiner »Imperial Harp-Lute« nach 1818
der Firma Wheatstone & Co. übertrug. Über ihn und
seine Ditalharp vgl. Allg. musik. Zeitung, 22. Jahrgang,
Sp. 232.
Geigenzettel: 479 Light / foley place / London (gedr.).
Lignamaro s. Legnamaro
Ligne s. De Ligne
298
Lignoli
Lindholm
Llgnoli, Andrea. — Florenz. 1681
Er wird als Sohn des Giovanni L. bezeichnet, ist aber
ziemhch unbekannt; auch de Piccolellis weiß nur den
Namen anzugeben.
Liharzik war Dr. med. (Kinderarzt). Geb. in
Wallach. Mesentsch, f 1866 In Wien an der
Cholera im 52. Lebensjahre
In den letzten drei Jahren seines Lebens beschäftigte er
sich mit der Berechnung von Musikinstrumenten; auf
der Wiener Weltausstellung 1873 war eine von ihm
»auf mathematischen und selbst kabbalistischen Thesen
basierte« Geige ausgestellt, von der man aber nie
wieder etwas gehört hat. Die wenigen, seinen Namen
als Brandmarke tragenden Instrumente sind von
W. Th. Gutermann gemacht.
Lilly, James, ein englischer Geigenmacher, der
um 1820 gelebt hat
Limprecht, Carl. — Elberfeld. 19. Jahrh.
Die Geige, in der sein Zettel klebte, scheint Markneu-
kirchner Ursprungs gewesen zu sein.
Geigenzettel : Carl Limprecht / Geigenmacher in
Elberfeld (gedruckt).
Linarolo, Francesco. — Venedig. 1540
Stammte aus Bergamo und siedelte später nach Venedig
über, wo er in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
als Streichinstrumentenmacher lebte. Eine Diskant-
gamba von ihm aus dem Nachlasse des in Serajewo
ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand von Oster-
reich-Este befindet sich in der Sammlung alter Musik-
instrumente zu Wien.
Geigenzettel: Franciscus Linarolus
Venetis faciebat (gedruckt).
B^
ergomensis
Linarolo, Giovanni. — Venedig. 1622
Sohn von Ventura L., vielleicht auch dessen Schüler,
im ganzen wenig bekannt. Nur Pasini wollte eine
Arbsit von ihm mit dem untenstehenden Zettel ge-
sehen haben. Eine V.ohne mit der auf dem Boden
mit Tusche geschriebenen Bezeichnung: Giovanni di
Ventura in Venezia 1622 ist in der Wiener Sammlung
alter Musikinstrumente. Es läge nahe, den Veif artiger
für den Sohn Ventura Linarolos zu halten, wenn die
Arbeit nicht £o unbeholfen wäre, daß man eher an
einen Liebhaber, als an den Sohn eines bewährten
Meisters denken möchte.
Geigenzettel : Giovanni D' Ventura Linarol , In Venetia
1622 (gedruckt).
Linarolo, Ventura. — Venedig. 1577. 1591
Francescos Sohn ; arbeitete bis gegen 1 584 in Venedig,
scheint dann 1585 für kürzere Zeit nach Padua über-
gesiedelt zu sein, kehrte aber bald wieder nach Venedig
zurück. Er ist der Bedeutendste aus seiner Familie und
nannte sich nach seinem Vater »Ventura di Francesco
Linarolo«. Eine aus dem Jahre 1581 datierte Violine
mit einer in den ersten Formen gehaltenen Schnecke
und den charakteristischen F-Löchern besaß der Erz-
herzog-Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich-
Este, eine herrliche Lira da braccio (da Spalla) vom
Jahre 1 577 W. Heyers Musikhistorisches Museum in
Köln, eine Tenorgeige und Diskantgamba sah man auf
der Wiener Mus.-Ausst. (mit verschieden lautenden
Zettelinschriften). Von Vent. Linarolo dürfte auch die
fünfsaitige Viola (Quinton) herrühren, die das Ver-
zeichnis der Sammlung Keil in Lissabon dem »Vinareli
da Venice 1581 <• zuschreibt. Wenn Valdrighi eine Viola
da Gamba von ihm mit der Jahreszahl 1514 gesehen
haben will, so scheint dies auf einem Lesefehler zu be-
ruhen, er besaß jedoch 1888 eine solche mit der Jahres-
zahl 1591 ; de Piccolellis las den Namen ebenfalls un-
richtig: »Venturino Linarelli«. Vgl. u. a. Hajdeckis
treffliche Schrift: »Die Lira da Braccio« usw. In der
Sammlung alter Musikinstrumente in Wien wird auch
eine Violine von 1581 mit kurzem kantigen Hals in
ursprünglicher Erhaltung und eine Groß-Baß-Vio!a
da Gamba vom Jahre 1585 bewahrt, die nun Padua
als Wohnort angibt.
Geigenzettel : Ventura di Francesco / Linarolo In
Venetia 1 577 (gedruckt). — 1 585 Ventura de Fran Co
Linarol in Padoa P. (geschri;ben).
Lincke, Johannes Peter. — Kopenhagen. 1773
Semem Zettel und seinem Namen nach ist er wahr-
scheinlich deutscher Abkunft; auch seine Arbeit verrät
deutsche Schule.
Geigenzettel : Johannes Peter Lincke / Violinmacher in
Copenhagen (gedruckt).
Lindahl, Daniel. — Stockholm. 1814. 1817
Schüler von Johan Jerner, als dessen Lehrling er 1814
und 1817 nachweisbar ist. Ob und wo er sich später
selbständig gemacht hat, ist mir nicht bekannt ge-
worden.
Lindberg, C. — Sigtuna. 1841
Wahrscheinlich ein Liebhaber, der sich mit dem
Geigenmachen beschäftigt hat. Seine Arbeiten sind
übrigens nicht übel, wie ein im Museum zu Gothen-
burg aufbewahrtes Violoncello beweist.
Geigenzettel: C. Lindberg / Sigtuna 3, I i 1841 (gedr.).
Linden s. Van der Linden
Linder, Hans^). — Augsburg. Geb. um 1549,
fnach 1615
Im Augsburger Meisterregister von 1615 wird neben
Rudolf Bcssart und Sixt Rauchwolf auch der Lauten-
macher Hans Linder, 66 Jahre alt, aufgeführt. Die
Altersangaben sind um jene Zeit freilich nicht allzu
genau zu nehmen, aber doch annähernd richtig.
Lmdholm, Erik.
1874
Stockholm. Geb. 22. April
Schüler von Oskar Zimmer in Markneukirchen. Den
Abschluß seiner Ausbildung fand er als Gehilfe bei
E. Gärtner in Stuttgart und G. Stössel in Köln. Im
Jahre 1907 machte er sich in Stockholm selbständig und
hat sich sehr bald einen guten Ruf als tüchtiger Geigen-
bauer zu erwerben gewußt.
^) Eine Familie Linder kommt m Füssen vor.
Lindholm — Lippi
299
Llndholm, Pehr. — Stockholm. 1780. 1800
Er machte außer einigen Nagelharfen und Lauten
hauptsächlich Klaviere. Obwohl er seit mmdestens 1 780
in Stockholm als Instrumentenmacher ansässig war,
wurde er erst 1 791 als Meister in die Tischlerzunft auf-
genommen. Mir ist von ihm nur ein Klavichord in der
Sammlung Claudius in Kopenhagen bekanntgeworden.
Geigenzettel: Förfardigadt af Pehr / Lindholm Instru-
ment- / makare i Stockholm / Ar 1780 (geschrieben).
Lindley, Lawrence
Ein englischer Geigenmacher, dessen Arbeiten ge-
schätzt werden.
Lindmair, Bernhard, wurde im Jahre 1548 als
Lautenmacher Bürger von Wien
Lindner, Johann Jakob. — Dresden. 1697
Er scheint im Hofdienst gestanden zu haben. Eineneun-
spänige Laute von ihm mit zehn doppelchörigen und
zwei Spielsalten besitzt die Musikinstrumentensamm-
lung des Eisenacher Bachhauses (Nr. 1).
Geigenzettel: Johan Jac. Lindner / Mus. Elector.
Saxon. fac: / Dresden . . . 1697. (gedruckt).
Lindqvist, Franz. — Erikslund (Upsala)
Ein schwedischer Tischler, der auf der Ausstellung
1897 in Stockholm mehrere gute Geigen und ein
Violoncello ausgestellt hatte.
Lindsay, David. — Gateshead
Englischer Geigenmacher. Um 1884 — 1889 und später
kommt auch ein Michael Lindsay vor.
Lindsay, M. H. — Stockton-on-Tees. Geb.
12. April 1837 In Cawlsay (Irland)
Mit 14 Jahren kam er nach England und lernte das
Violin- und Violoncellospiel; auch als Baßgeiger wurde
er ausgebildet. Als er in den Besitz von zwei Geigen von
Vuillaume (eine Stradivari- und eine Guarnerikopie)
kam, begann er sich für das Geigenmachen lebhaft zu
interessieren; er wollte sehen, wie seine Geigen im
Innern beschaffen waren, und 1860 begann er, ohne
Lehrer und Anleitung, selbst Geigen zu machen. An-
geborenes Talent und rastloses Studium brachten ihn
bald vorwärts, so daß er ein geschickter Geigenmacher
wurde, dessen Arbeiten von Kennern geschätzt werden.
Er hat bis jetzt etwa 500 Violinen, 10 Violoncelli und
einen Kontrabaß gemacht. Er macht alles an seinen
Geigen selbst und legt besonderen Wert auf den Lack.
In den Umrissen ahmt er Stradivari nach; die Dicken-
verhältnisse bestimmt er nach eigenen Berechnungen.
Seine Versuche mit dem Lack gehen bis 1860 zu-
rück; er besitzt jetzt in der Tat einen schönen Lack
von italienischem Aussehen und lobenswerten Eigen-
schaften.
Lindström. — Asmundstorp. 1880
Wahrscheinlich ein Dilettant, der jedoch über eine he-
achtenswerte Handgeschicklichkeit verfügte.
Liotta, Domenico. — Catania
Mandolinenmacher der Gegenwart, der 1911 in Turin
eine Mandoline von ungewöhnlicher Form ausgestellt
hatte.
Lipp, Benedict. — Mittenwald. Geb. 22. März
1762 in Mittenwald, f ?
Jüngerer Sohn von Ign. L. Er scheint nur bei seinem
Vater gearbeitet zu haben und jung gestorben zu sein.
Lipp, Ignaz. — Mittenwald. 1740. 1762
Nicht ungeschickt in seiner Arbeit; seine beste Zeit
fällt in die Jahre 1 740 bis 1 760. Er gehört zur Klotz-
schule.
Lipp, Johann Georg. — Mittenwald. Geb.
18. April 1756 in Mittenwald, f ?
Sohn von Ign. L. Ihm dürfte eine Geige mit dem
untenstehenden Zettel ohne Ortsangabe zuzuschreiben
sein. Die Arbeit ist sauber, der Lack braun und ge-
wöhnlich, im ganzen die Tiroler Schule unverkennbar.
Geigenzettel : Johann Lipp / Anno 1 780 (gedruckt).
Lipp, Julius August. — Mittenwald. 1760
Der Unbedeutendste aus der Familie; er versuchte ver-
geblich, Italienische Vorbilder nachzuahm.en. Sein Lack
ist dunkelbraun und glanzlos.
Lipp, Martin. — Dillingen a. D. Geb. 23. Aug.
1809 in Mittenwald, f 13. Juni 1843 in
Dillingen
Er ließ sich um 1835 in Dillingen nieder, wo seit
Kempters .'\bgang kein Geigenmacher mehr ansässig
war, und heiratete dort am 20. März 1 838 Maria Antonie
Höss. Er war recht talentvoll ; sein frühzeitiger Tod aber
verhinderte es, daß er zu voller Meisterschaft kam.
Geigenzettel : Martin Lipp / Instrumenten-Macher , in
Dillingen 1835. (gedruckt) und Abb. 498.
Lipp, Mathias. — Benedictbeuern. 1760
Wahrscheinlich aus Mittenwald stammend. Seine
Arbeit trägt ganz den Charakter der Klotzschule.
Geigenzettel : Mathias Lipp Geigenmacher / in Bene-
dictbeyrn 1760 (gedruckt).
Lipp, Stanislaus. — Mittenwald. Geb. 4. Dez.
1751. 1785
Arbeiten von ihm kommen ziemlich spärlich vor, er
,scheint sie nur selten mit Zetteln versehen zu haben.
J. H. Zimmermann in St. Petersburg besaß eine gute
Violine von ihm.
Geigenzettel: Stanislaus Lipp in Mittenwaldt. 1785
(geschrieben).
Lippi, Pietro. — Marseille. 1765
Ein Neapolitaner, der sich in Marseille ansässig machte
und u. a. verschiedene gute Bässe gebaut hat. Eine
hübsche Mandoline von ihm bewahrt die staatl. Samm-
lung in Berlin (Nr. 751).
Geigenzettel : Abb. 504.
300
Lippi-Coviaux — Locatelli
Lippl-Coviaux. — Marseille. 1823. 1840
Vielleicht ein Verwandter von Pietro L., dessen Namen
er dem seinen beifügte. Er war der Nachfolger Lapre-
vottes und der Vorgänger von Ch. Daniel und galt als
guter Lehrmeister; Marius Richelme war einer seiner
Schüler. Seine Gitarren sind besser als seine Violinen.
Llppitsch, Heinrich. — Graz. Geb. nach 1850,
f 1878 in Bosnien
Schüler von Franz Herzlieb jun. und dessen würdiger
Nachfolger. Ein sehr begabter Geigenmacher, der zu
schönen Hoffnungen berechtigte. Zur Zeit der Be-
setzung Bosniens durch die Österreicher wurde er trotz
seines leidenden Zustandes gezwungen, Soldat zu
werden. Er wurde darüber schwermütig und schied auf
dem Wege nach Serajewo freiwillig aus diesem Leben.
Geigenzettel: Heinrich Lippitsch / Reparirt Graz 1877
(geschrieben).
Lippold. — Markneukirchen
Aus dieser Familie sind die folgenden Geigenmacher
hervorgegangen :
Lippold, Garl Friedrich. — Geb. 20. Aug.
1772, t I.Jan. 1854
Sohn und Schüler von Johann Georg L. Seine Violinen
sind denen der Familie Ficker gleich zu achten. Die
Arbeit ist sauber, der braungelbe Lack oft recht gut und
der Ton sehr ansprechend.
Geigenzettel: Carl Friedrich Lippold / musikalischer
Instrumentenmacher / in Neukirchen 1794 (gedruckt).
Lippold (Lippoldt), Johann Georg. — Geb.
1739, t 4. Sept. 1824
Er wird ausdrücklich als Geigenmacherssohn be-
zeichnet — sein Vater dürfte Wolf Erhardt L. gewesen
sein — und war der beste Meister aus seiner Familie.
Seine Violinen zeigen gute Arbeit, und wenn sie auch
in den Umrissen usw. denen seiner Vogtländer Zeit-
genossen ähnlich sind, so ist doch ihr gelbbrauner Lack
wesentlich besser, so daß es nahe liegt, anzunehmen,
daß er auch einige Zeit anderswo gearbeitet hat. Er
wurde am 28. Mai 1 760 Meister und starb in einem
Alter von 85 Jahren 5 Monaten und 1 7 Tagen.
Geigenzettel: lohann George Lippold / musikalischer
Instrumentenmacher / Neukirchen bey Adorf 1807 (ge-
druckt) und Abb. 473.
Lippold, Johann Gottfried. — Geb. 1737,
f 7.JuU 1806
Sohn von Wolf Nikolaus L. und jüngster Bruder von
Wolf Erhardt. Er wurde am 6. Juni 1759 Meister.
Lippold, Johann Gottlob. — Geb. 10. Juli
1777, t 6. Okt. 1808
Sohn und Schüler von Johann Georg L.
Lippold, Wolf Erhardt.— Geb. 1 696, f 1 7. April
1768
Er war ein Sohn und Schüler von Wolf Nikolaus L. und
dürfte noch in Klingenthal geboren sein. Er wurde am
3. Juni 1719 als Meister in die Zunft aufgenommen. Er
war sehr tüchtig, stand in hohem Ansehen und saß 1 766
als Vor- und Ladenmeister im Zunftrate. Bei ihm
schwankt die Schreibart des Namens noch häufig
(Lippolt, Lipoldt usw.). \
Lippold (Lippoldt), Wolf Nikolaus, kommt
schon 1 678 vor und lebte noch 1 736 1
Der Stammvater der Familie, der später aus Klingen-
thal nach Neukirchen übersiedelte. Er wird oft kurzweg
Nikolaus Lippold genannt.
Lipski (Llppsky), Fadei Fadejewitsch. — Jela-
buga, Wjatka. 1892. 1910
Ein ehemaliger russischer Offizier, der im Jahre 1892
begann, als Dilettant Geigen zu machen. Nachdem er
sich durch fünf Jahre langes Arbeiten eine gewisse
Fertigkeit angeeignet hatte, verlegte er sich ganz auf den
Geigenbau und wurde später Direktor der Gewerbe-
schule in Wjatka. Er hat seitdem viele Geigen gemacht
und verwendet dazu russisches Holz (weitjähnges
wjatisches Tannen- und kaukasisches Ahorn holz ohne
Flammen). Sein Modell ist ziemlich hochgewölbt mit
einer Hohlkehle am Rand. Er verwendet einen dicken,
schwarzbraunen Öllack. Der Ton seiner Geigen ist
weich, trägt aber nicht weit. Viele Geigenmacher im
Norden Rußlands sind seine Schüler. Er besitzt
mehrere Medaillen, u. a. von der Ausstellung in
Nischnij Nowgorod.
Lirscher, Johann Georg. — Wels. 1774
Wahrscheinlich aus der Wiener Schule hervorgegangen,
an die seine Geigen erinnern. Die Arbeit ist nicht übel,
das Holz und der Lack dagegen wenig vorteilhaft.
Lissieux. — Lyon. 18. Jahrhundert
Er wird zwar zu den Geigenmachern gezählt, doch
kenne ich nur Blasinstrumente, Musetten und Oboen
von ihm.
Lister, John. — Leeds. 1727. 1728
Einer der am wenigsten bekannten englischen Geigen-
macher des 18. Jahrhunderts.
Liuti s. Antonio dai Liuti
Livorno, Vincenzo da. — Livorno. 1862
Es gibt zwei Personen dieses Namens (Vater und Sohn),
doch steht nur von dem Vater fest, daß er Geigen selbst
gemacht hat.
Lobo, Beato Martino, lebt als Gitarren- und
Mandollnenmacher in Coimbra
Lobraszewski. — Warschau. 1865
Mittelmäßiger polnischer Geigenmacher aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Locatelli, Ignatlus. — Innsbruck. 1764
Ein Geigenmacher, der bereits der Verfallszeit der
Tiroler Schule angehört und wohl nur vorübergehend
in Innsbruck ansässig war. Dr. Fr. Waldner erwähnt
ihn nicht in seinen Nachrichten über tirolische Lauten-
Locicero — Loos
301
und Gelgenmacher. Seine Geigen sind sehr hoch-
gewölbt und zeigen nur selten eine Einlage. Pfarrer
Greulich in Posen besitzt eine Violine von ihm.
Geigenzettel: Ignatius Locatelli / Lauten u. Geigen-
macher / Innspruck Ao. 1764 (geschrieben).
Locicero, Luciano. — Neapel? 1830
Bisher sind nur Gitarren von ihm nachzuweisen ge-
wesen, in denen sein Name ohne Ortsangabe zu finden
war.
Lodovico. — Genua. 18. Jahrhundert
Vielleicht nur der Taufname eines Lautenmachers, der
an der Piazza porta vecchia wohnte.
Geigenzettel: Revisto da me Lodovico / Piazza porta
vecchia Genova 17.. (geschrieben).
Löbb s. Leeb
Löbzien, Heinrich. — Rostock. Geb. 1860 in
Elmenhorst
Er war ursprünglich Tischler und erlernte bei A. Eller-
sieckdie Instrumentenmacherei. Er eröffnete 1885 seine
eigene Werkstatt und arbeitete nach einem Modell, das
sich in der Hauptsache an Stradivari anschließt. Seinen
Lack fertigt er selbst an (es ist dies ein wenig feuriger
Spirituslack). Er besitzt eine gewisse Geschicklichkeit,
das alte Aussehen von Geigen zu imitieren.
Geigenzettel: Heinrich Löbzien/ Instrumentenmacher/
Rostock i/M. 18 . . (gedruckt).
Löffler, Johann. — Mittenwald. 1885. 1910
Er soll zwar auch als Geigenmacher tätig gewesen sein,
ist aber ganz zum Anfertigen von Gitarren überge-
gangen. Gegenwärtig ist er nur wenig in seinem Berufe
tätig, da er das Amt eines Nachtwächters in seinem
Orte übernommen hat.
L
Oeuvre s.
DeL
CEuvre
Logan, John. — Abington. Geb. 22. Aug.
1844
Nachdem er jahrelang Postmeister in Biggar (Schott-
land) gewesen war, verlegte er sich auf das Geigen-
machen und hatte darin großen Erfolg. Er kam in den
Besitz des gesamten Geigenholzes, das Alexander Miller
hinterließ, und konnte somit sehr schönes, altes Holz
verarbeiten. Seine Violinen sind mit Geschick nach den
Modellen von Stradivari, Guameri und Amati gemacht
und klingen gut.
Geigenzettel: Made by / John Logan / Abington N. B.
18 . . (gedruckt).
Lolij (Lollij), Jacopo. — Neapel. 1727
Wahrscheinlich ein Mitglied der Familie Lolio. Seiner
Arbeit nach ein Schüler Grancinos, dem er jedoch
wenig Ehre macht. Er arbeitete mittelmäßig und ver-
wendete schlechtes Holz und gelben Lack. Nach
anderen soll er schon 1627 gelebt haben, was aber ent-
schieden falsch ist.
Lolio, Giovanni Battista. — Valtezze (Ber-
gamo). 1740. 1750
Sein Modell erinnert an Grancino, doch verwendet er
unschönes Holz; besser ist sein gelber Lack.
Geigenzettel : Jo Batta. Lolio di Valtezze / F. Anno
17.. (gedruckt).
Lomax, Jakob. — Bolton. 1906
Es gibt einige leidlich gute Violinen mit seinem Namen.
Lombardi, Julius. — Rimini. 1789
Paul de Wit veröffentlicht den Zettel dieses wenig be-
kannten Geigenmachers. Eine Violine von ihm besitzt
Anton Raky in St. Petersburg.
Geigenzettel: Julius Lombardi / Fecit Arimini 1789
• (gedruckt).
Longman & Broderip — Longman Luckey
&Co. 1760
Londoner Firmen, die man in Geigen finden kann. Sie
waren aber nur Musikalienhändler usw. und niemals
Geigenbauer; nur ein J. Longman, 131 Cheapside, ist
Flötenmacher gewesen. Für Longman & Broderip
haben B. Banks u. a. gearbeitet; daher sind die Geigen
mit ihrem Zettel oder Stempel meist recht gut.
Longo, Mangno. — Padua 1599.
In der Sammlung alter Musikinstrumente des Kunst-
historischen Museums in Wien (C. 38) befindet sich
eine sehr kleine Oktavlaute, die im Innern diesen mit
Tinte eingeschriebenen Namen trägt. Das kleine
Instrument ist schwerlich zum Spielen bestimmt ge-
wesen und vielleicht nur als »Gesellenstück« seines Ver-
fertigers entstanden. Der Zeit nach liegt es nahe, in
diesem Mangno Longo einen Deutschen und zwar einen
Füssener namens Magnus Lang zu vermuten. Die
Form Mangnus für Magnus war ja gerade in Füssen die
gebräuchliche. Inschrift: Mangno Longo / m Padua
1599. Am Hals: M. L. 1599.
Longson, F. H. — London, Stockport. 1880
Englischer Geigenmacher aus dem letzten Viertel des
19. Jahrhunderts.
Longuet. — Nimes. 1825. 1829
Eine Gitarre in der Form eines Wappenschildes von
ihm besitzt Fr. Wildhagen in Haiensee. Reparaturzettel
von ihm veröffentlicht A. Jacquot.
Geigenzettel : (unleserlich) Longuet /
Marchand et fabricant d'instrumens / ä Nismes / rue de
la grande Horloge No 48. (gedruckt).
Loos, Andreas und Josef, leben in Schönbach
Loos, C.Karl. — Schönbach b. Eger. Geb.
1852
Schüler von Vincenz Heinrich. Nachdem er bei ver-
schiedenen Meistern als Gehilfe gearbeitet hatte,
machte er sich 1875 selbständig und verfertigt billige,
aber ganz gute Geigen, für die er mehrfach ausge-
zeichnet wurde.
302
^oos
Lc
Loos, Eduard. — Schönbach b. Eger. Geb.
1852, t 1908
Schüler von Vincenz Lutz. Er stellte hauptsächlich
Geigen für den Versand her.
Loos, Wenzl. — Schönbach b. Eger. Geb.
1839, t 1907
Schüler von Johann Flacht; machte sich 186] selb-
ständig und war nicht ungeschickt; sein Lack läßt
jedoch zu wünschen übrig.
Lorange. — Lyon. Geb. in Mirecourt 9. Sept.
1873
Schüler von Delunet, arbeitete bei Gautie und P. Blan-
chard usw. und ist seit 1899 selbständig. Er gilt als recht
begabt.
Geigenzettel : Paul Lorange /ä Lyon. 19 . . No. . . (ge-
druckt).
Lorenz
In Watzkenreuth bei Fleissen arbeiten als Geigen-
macher :
Lorenz, Franz, und
Lorenz, Georg, der seine Werkstatt jetzt nach
Steingrub verlegt hat, wo auch
Lorenz, Hugo, tätig ist
Lorenz, Johann, lebt in Stein b. Graslitz
Lorenz, Johann, in Schönbach b. E. — f 1903
Lorenz, Josef, lebt in Schönbach b. E.
Lorenz, Josef, in Watzkenreuth
Lorenz, Johann Adam. — (Mark)Neukirchen.
Geb. 1688, t 22. Jan. 1763
Der älteste bekannte Geigenmacher dieses Namens.
Sein Vater war Neukirchener Bürger und wahrschein-
lich ein aus Böhmen eingewanderter Exulant. Am
7. Dezember 1 709 wurde er, erst nachdem er die
Tochter eines Geigenmachermeisters geheiratet hatte,
als Meister in die Zunft aufgenommen, worum er vor-
her »schon lange vergeblich angehalten« hatte. Seine
Arbeit zeigt den gewöhnlichen Vogtländer Stil. Der
Name findet sich auf der Außenseite des Bodens oder
in den Zargen eingebrannt. Er starb 75 Jahre 1 Monat
alt.
Lorenz, Johann Friedrich. — Klingenthal. 1 792
Bei seiner Eintragung in das Innungskassenbuch heißt
es : »Heute dato 9. Februar 1 792 ist Johann Friedrich
Lorenz als Meister in der Innung aufgenommen
worden, wofür er bezahlet: 6 Thaler vor das Meister-
recht, 18 Gr. vor die Muthung, 2 Thaler ins Amt
Voigtsberg, 4 Gr. in die Armen-Casse, 1 Thaler 9 Gr.
vor einen Eymer Bier«. Er pflegte in seine Geigen
Y Friedrich Lorenz ^ einzubrennen. Eine Violine
von ihm besitzt Stadtmusikdirektor Otto Eckenbrecht
in Radeberg.
Lorenz, Johann Georg. — (Mark) Neukirchen.
Geb. 1713, t 7. Nov. 1772
Wahrscheinlich ein Sohn von Johann Adam L. Er
wurde schon am 1 4. Oktober 1 730 Meister und war der
Geschickteste aus seiner Familie. Er gehörte 1 768, 1 769
und 1772 dem Zunftrate an.
Lorenz, L., lebte in Marxhausen
Geigenzettel : L. Lorenz / Instrumentenmacher / in /
Marxhausen (gedruckt).
Lorenzi, G. Batt. Cav. de. — Vicenza. Pieve
S.Stefano. 1862. 1878
Geigenmacher und Orgelbauer; Erfinder der »phono-
chronomischen Orgel«.
Geigenzettel : Abb. 474.
Lorenzini, Gaspare. — Piacenza. 1750
Wenig hervorragender und wenig bekannter Geigen-
macher aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel : Gaspare Lorenzini , Fecit Placentiae i 750
G L P [in einem Herz] (gedruckt).
Lorenzo (»Laurentius«, gen. Papiensis). —
Pavia. 1497. 1510
"Maestro Lorenzo« war ein in vielen Künsten er-
fahrener Mann, namentlich Orgelbauer, dabei be-
rühmter Lauten- und Violenmacher und Ebenist, der
u. a. auch für den Hof der Gonzaga, d'Este und für die
Markgräfin Isabella von Mantua arbeitete, die bei ihm
im Jahre 1497 eine Laute aus Ebenholz und ein Klavi-
chord bestellte, die er so schön machte, »daß es auf der
Welt keine schöneren gab«. Vgl. Bertolotti S. 17.
Lorez
Name eines tüchtigen Geigenmachers.
Lorisch. — Znaim (Znojmo). 1860. 1880
Ein Klavierstimmer und Reparateur, der hier nur er-
wähnt wird, weil er das Geschäft Jak. Kramperas über-
nahm und dann auch an Geigen herumflickte.
Lorrain, Fran^ois L — Mirecourt. 1687
Ein Fran?ois IT L. kommt von 1747 — 1760 vor.
Lorrain, Pierre. — Mirecourt. 1778
Er war Geigenmacher, Geiger und Tanzmeister. Eine
Taschengeige in Violinform mit rötlichem Lack, die
neben dem Griffbrett die Initialen P und L trug, war
vielleicht von ihm.
Lorret, Hyacinte (gen. Janrot). — Gent. 1 758.
1766
Er wohnte Rue des des. C. C. Snoeck besaß u. a. eine
fünfsaitige Viola mit flachem Boden und geschriebenem
Zettel von ihm.
Losio (de Losy), Pietro Maria. — Innsbruck.
1579. t 11. Jan. 1608
Musiker und Instrumentenmacher, der am Hofe des
Erzherzogs Ferdinand das Amt eines »Obersten trum-
Lott Lo
303
meter und musicus« oder auch »obersten musicus« be-
kleidete, also Dirigent der Instrumentalmusik war. Daß
er auch Instrumente gemacht hat, behauptet er wenig-
stens selbst in einem bei Bertolotti (S. 43) veröffent-
lichten Briefe, in welchem er spricht von »dui istru-
menti musicale fatti di mia mano comodi da sonare in
varie sorte concerti . . .«. Im übrigen scheint er doch die
Cremoneser Violen vorgezogen zu haben. Aus den
Gem.-Missiven (1580 fol. 312, 537), Jahrbuch der
Samml. d. a. h. Kaiserhauses Bd. 14, S. 180, Regest
Nr. 10, 817, erfährt man, daß er dem »Lauten- und
Geigenmacher Antoni^) in Cremona« für etliche Violen
30 Kronen bezahlt hat, welche Summ.e die tirolische
Kammer ihm durch den Zöllner zu Brauzoll zu ersetzen
befiehlt. Seit 1579 bezog er nebst freier Station ein
jährliches Gnadengeld von 100 fl. (Raitbuch 1585,
S. 140^). Als er nach dem Tode des Erzherzogs im
Jahre 1595 seiner Stelle verlustig ging und nur mehr
eine jährliche Provision von 104 fl. bezog, scheint er
nebenbei einen Leinwandhandel betrieben zu haben,
denn mehrere Jahre verrechnete die Kammer Ausgaben
für Leinwand, die Losio den Franziskanern in Inns-
bruck geliefert hatte. Zweimal wandte er sich an den
Kaiser um Aufbesserung und erhielt jedesmal Abfin-
dungssummen. Als Losio starb, bewilligte Erzherzog
Maximilian seinem Sohne für drei Jahre ein der Mutter
Domenica einzuhändigendes Jahrgeld zur Fortsetzung
seiner Studien, trotzdem der verstorbene Vater einstens
sehr bedenkliche Beziehungen zu einer Falschmünzer-
bande unterhalten hatte. (J. Hirn, Erzherzog Ferdi-
nand II. von Tirol Bd. II, S. 470 ff.) Ein Bruder Peter
Marias, Martin Losy, war ebenfalls als Musikus der
Hofkapelle angestellt.
London. Geb. 1800,
Lott, George Frederik.
t 1868
Altester Sohn von John Fred. L. sen. Tüchtiger Kenner
italienischer Geigen. Versuchte auch, Geigen in ähn-
licher Form wie Galbusera zu machen (Gitarreform),
ahmte aber für gewöhnlich die Italiener mit Erfolg nach.
Da er viel für Davis arbeitete, tragen nur wenige Geigen
seinen Namen. Diese sind sehr sauber gemacht, ver-
lieren aber durch ihren trüben Lack beträchtlich an
Aussehen.
Lott, John Fredenck (sen.). — London. Geb-
1775 (in Deutschland), f 13. April 1853 In
London
Er war ursprünglich Stuhlmacher und kam in jungen
Jahren nach London, wo er mit Fendt befreundet
wurde und Lust bekam, Geigen zu machen. Im März
1798 trat er bei Th. Dodd in die Lehre und brachte es
zu großer Geschicklichkeit. Er machte vortreffliche
Violoncelli und Bässe für Dodd und war namentlich
wegen seiner Kontrabässe, die den italienischen eben-
bürtig sind, berühmt. Diese sind sehr genau gearbeitet;
auch die Schnecke ist hübsch geschnitzt; nur sein Lack
ist wenig schön. Eine Violine von ihm vom Jahre 1820
besitzt J. T. Chapman.
Geigenzettel : J. F. Lott, / Maker, ,' London (gedruckt).
^) Wahrscheinlich Ant. Amati.
Lott, John Frederick (]un.). — London. Geb.
1804 (nach andern 1805), f 1871
Zweiter Sohn von John Fred. L. sen. und bekannter
unter dem Namen »Jack Lott«. Er arbeitete viel für
Davis und war namentlich als geschickter Imitator von
Joseph Guarneri berühmt. Er verstand sich besser als
irgendein Engländer seiner Zeit auf das Lackieren,
arbeitete ungemein sorgfältig und galt auch als ein guter
Kenner der alten Italiener. Unermüdlich tätig starb er
auch mitten in der Arbeit in seiner Werkstatt in der
Wardour-Street. Sein Leben war so reich an roman-
haften Zügen, — in jungen Jahren schloß er sich z. B.
als Elefantenbändiger einem Wanderzirkus an, später
war er eine Zeitlang Geiger in einem Theaterorchester
— daß ihn Charles Reade zum Helden seines Romans :
»Jack of all trades, a matter of-fact Romance« machen
konnte.
Lotte, Georges. — Mirecourt. 1894. 1897
Nachdem er seine Lehrzeit in Mirecourt beendet, kam
er zu J. B. Vuillaume nach Paris und wurde angeblich
Nachfolger seines Bruders. Seine Geigen sind be-
sonders in England sehr beliebt. (Beide werd?n von
A. Jacquot nicht erwähnt.)
Lotter, Franz Xaver. — Koppel. 1831. 1851
Ein Landmann, der im Winter Zithern und Geigen
machte. Er hat vielleicht einmal einem Halleiner oder
Vilser Meister zugesehen, aber nichts Rechtes gelernt.-
Geigen, die er geflickt hat, wurden unbrauchbar, und
seine neuen, hochgewölbten Arbeiten taugen auch
nicht viel.
Lo Turco, Vicente. — Sao Paulo. 191 1
Tüchtiger brasilianischer Mandolinenmacher der
Gegenwart, der in Turin eine silberne Medaille erhielt.
Lotz, Theodor. — Preßburg. 1740. 1782
Er machte leidlich gute Geigen, doch ist er mehr als
Erfinder eines Bassetthorns berühmt geworden. Später
soll er nach Wien gegangen und sogar Hofinstrumenten-
macher geworden sein.
Lotz, Robert. — Gotha. Geb. 1 1. Febr. 1817
in Gotha, f um 1864 (in Dresden?)
.Sohn des gothaischen Hautboisten (als »Premier Haut-
boist« verzeichneten) Johann Hieronymus L. Geigen
von ihm kommen sehr selten vor, häufiger dagegen
Gitarren ; eine Baßgitarre besitzt W. Heyers Musik-
historisches Museum in Köln. In den sechziger Jahren
siedelte er zu seiner Tochter nach Dresden über.
Geigenzettel: Robert Lotz / Instrumentenmacher in
Gotha (gedruckt). — Robert Lotz in Gotha (gedruckt).
Louis, Franz Conrad. — Saarbrücken (St.
Johann). Geb. 3. Juni 1870 in Dudweiler
Sohn eines Drechslers und Musikers, der auch mit
Musikinstrumenten einen Handel trieb. Obwohl er
schon als Kind versuchte, eine Geige zu machen, und
musikalische Begabung verriet, mußte er doch zuerst
304
Louis — Lubocki
das väterliche Gewerbe erlernen. Erst nachdem er seine
Gesellenprüfung mit der Note »sehr gut* bestanden
hatte, durfte er nach Markneukirchen gehen, um dort
den Geigenbau regelrecht zu erlernen. Angeborene Ge-
schicklichkeit und eiserner Fleiß halfen ihm die Lehr-
zeit abzukürzen, dann kam er zu Ernst Th. Keßler, bei
dem er zwei Jahre lang als Gehilfe arbeitete und seine
Ausbildung vollendete, und den er nur verließ, weil er
seiner Militärpflicht genügen mußte. Im Jahre 1895
machte er sich in Saarbrücken selbständig, und es ge-
lang ihm bald, sich Anerkennung zu verdienen. Er baut
sowohl nach einem eigenen, parabolisch konstruierten
Modell von großem Format, als auch nach Stradivan
und Guarneri und verwendet einen schönen Ollack.
Ton und Ansprache seiner Geigen werden sehr gelobt.
In Geigen nach seinem eigenen Modell (bei denen der
Balken und die Bereifung sichtbar sind), findet sich ein
Zettel mit dem gedruckten Namen in einer Umrah-
mung und der eigenhändigen Unterschrift : F. C. Louis,
Saarbrücken / 1911 (gedruckt). In Geigen nach
anderen Modellen : F. C. Louis / Geigenbaumeister /
Saarbrücken anno 1911 (gedruckt).
Louis, Joseph. — Genf, Basel, Mülhausen,
Besan^on. 1813. 1841
Hart sagt, daß er Stradivari mäßig gut nachahmte; er
ist mir nur als Reparateur bekannt. Auch Valdrighi
führt ihn (Nr. 4286) ohne jede weitere Angabe an.
Nach 1810 soll er von Genf nach Basel gekommen sein,
vor 1818 war er in Mülhausen und ging von da nach
Besan?on. A. Jacquot kennt Reparaturzettel von ihm
bis 1841. Vielleicht ist er mit jenem Louis, der in
Toulouse ansässig war, identisch. Auch dieser schemt
sich nur mit Wiederherstellungsarbeiten beschäftigt zu
haben.
Gelgenzettel: Repare par Jh. Louis / Luthier ä Bale
1813 (gedruckt). — Repare par Louis luthier / de
l'ecole italienne a Toulouse (gedruckt).
Louvet, Jean l. — Paris. 1691. 1747
Wenig bekannt; er wird gewöhnlich mit seinem gleich-
namigen Sohn verwechselt. Er wohnte 1733 Rue
Grenier St. Lazare.
Louvet, Jean II (»Louvet le jeune<').
1750. 1789
'ans.
Sohn von Jean I L. und wahrscheinlich Bruder von
Pierre ; angesehener Lautenmacher, der bereits 1 759
geschworener Zunftmeister war. Er wohnte stets in der
Rue de la Croix-des-Petits-Champs. Besonders ge-
schätzt waren seine Radleiern, Sackpfeifen und Harfen.
Als Geigenmacher war er weniger bedeutend. Seine
Violen und Violinen sind meist von gewöhnlicher Ar-
beit und haben braunen Lack. Je eine Radleier von ihm
befindet sich im Pariser Konservatorium und in der
staatl. Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin
(Nr. 1 004) ; ferner ein Alto aus der Sammlung Snoeck
(Nr. 572).
Geigenzettel : Louvet ä la vielle / Royale Rue Croix des
petits / champs ä cote de la porte / Saint Honore ä Paris.
1755 (gedruckt) und Abb. 472.
Louvet, Nicolas. — Mirecourt. 1770
Ein Geigenmacher, den A. Jacquot, der in Mirecourt
auch einen Didier Louvet aufgefunden hat, erwähnt.
Didier Louvet ließ schon 1605 einen Sohn Pierre
taufen, doch fehlt eine Berufsangabe.
Louvet, Pierre. — Paris. 1739. 1783
Er wohnte nacheinander in der Rue Montmartre, Rue
Pastourelle und zuletzt In der Rue Saint-Martin. Er
machte gute Violen, Gitarren, Harfen und Leiern^),
ohne gerade Hervorragendes zu leisten. Schon 1 742 war
er geschworener Zunftmeister. Eine Leier von ihm ist
im Museum zu Gothenburg und eine ebensolche im
Museum des Pariser Konservatoriums. Seine Leiern
sind oft zierlich in der Form und mit ansprechenden
Malereien versehen.
Gelgenzettel : Abb. 497.
Louvet & Bing. — Pans-Grenelle
Geigenfabriksfirma aus dem letzten Drittel des 1 9. Jahr-
hunderts.
Loveri, Carlo und Sohn. — Neapel. 1 881 . 1 898
Mandollnen- und Gelgenmacher aus dem letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts.
»Lowendall Star Works«. — Berlin
Im Jahre 1866 in Berlin begründetes Geschäftsunter-
nehmen des Kaufmanns L. Löwenthal (geb. 5. Dez.
1840 zu Königsberg i. Pr.), dem auch der Sohn des Be-
sitzers als Teilhaber angehörte. Er arbeitet hauptsäch-
lich für den überseeischen Export und hat in 45 Jahren
fast 1 1 000 Violinen verkauft, doch beschäftigte er bereits
eine Reihe hervorragend tüchtiger Gehilfen, so daß aus
seiner Werkstatt auch Instrumente von wirklichem
Kunstwerte hervorgegangen sind. Nur in solchen
findet sich ein Zettel mit dem Namen Lowendall (den
er in Amerika angenommen hat). Er hat einen Stimm-
balken erfunden, den er in einer kleinen Schrift unter
dem Titel: »Fachmännische Erläuterungen über den
von mir erfundenen Resonator-Violin-Stlmmbalken
für Streichinstrumente« (Berlin 1900, Selbstverlag,
17 S. in 8") näher beschreibt. Sein Geschäft erhielt
viele Ausstellungsmedaillen.
Gelgenzettel : Louis Lowendall / fecit Berlin. Anno 18..
(gedruckt). — Louis Lowendall / fecit Berlin. Anno
1910 (gedruckt).
Lubino. — Lugano. Um 1750
Grillet sagt von seiner Arbelt: »Style cremonais«. Ich
habe nichts von ihm kennengelernt.
Lubocki, Richard. — Leipzig. Dortmund.
Geb. 16. Aug. 1874 in Riga
Ursprünglich Musiker. Seit seinem zwölften Lebens-
jahre lernte er Geigen- und Violoncellospielen, besuchte
später das Konservatorium in Warschau und wurde
schließlich Posaunist. Schon als Kind interessierte er
sich für den Gelgenbau, und sein sehnlicher Wunsch
war es von jeher, darin unterrichtet zu werden. Als er
^) Die er um einen Ton in der Höhe bereicherte.
Lucarini — Lugert
305
nach Leipzig kam, trat er daher sofort bei G. Wunder-
lich als Schüler ein und erlernte das Geigenmachen. Er
machte sich erst m Leipzig als Geigenmacher selb-
ständig und verlegte dann seinen Wohnsitz nach Dort-
mund, wo er sxh verdienter Wertschätzung erfreut.
Er hat eine Verbesserung am Saitenaufzug (Wirbel-
kasten) erfunden.
Lucarini, Vincenzo. — Faenza. 1803. 1820
Ein Lauten- und Mandolinenmacher, der auch Geigen
ausgebessert hat.
Geigenzettel: Vincentius Lucanni , Restavravit Fa-
ventiae An. 1813 (gedruckt).
Lucas, T. W., hat in Liverpool eine Werkstatt
Ludeck s. Zudeck
Ludge s. Ludici
Ludici, Hieronymo Pietro di. — Conegllano.
1698. 1709
Nach seiner eigenen .aussage machte er Geigen aus
Liebhaberei. Er war nicht ungeschickt.
Geigenzettel : Hieronymus Petrus de Ludice / animi
causa faciebat Conegliani A. D. 1 709 (gedruckt).
Ludwig, Johann (Hans) Georg. — Klingenthal.
1680. 1716
Einer der ältesten Klmgenthaler Geigenmacher. Er
wurde am 27. September 1680 von der Neukirchener
Zunft als Mitmeister angenommen, saß 1712 im Zunft-
rat und kommt noch 1716 im Kassenbuch vor.
Lüdemann, Julius. — Köln a. Rh. Geb. in
Köln 1858
Schüler von Wilh. Herm. Hammig in Leipzig. Nach
einer Studien- und Wanderzeit von 1872 — 1875 machte
er sich in seiner Vaterstadt selbständig, arbeitet nach
Stradivan und Guarnen und verwendet Ol- und
Spirituslack. Er besitzt eine silberne Medaille der
Kölner Ausstellung vom Jahre 1889 und ist Hof-
lieferant des Prinzen Joachim Albrecht von Preußen.
Geigenzettel : Julius Lüdemann / Coloniae fecit anno
18 . . (gedruckt). — Julius Lüdemann / Geigenmacher /
Cöln 19 . . (gedruckt).
Lüdemann, K. — Berlin. 1884. 1920
Schüler seines Bruders Jul. L. Arbeitete bei Riechers,
Möckel und Otto und macht hauptsächlich Violoncelli.
Seit 1900 war er Hoflieferant des Prinzen Joachim
Albrecht von Preußen. Am 1. Juli 1920 ging sein Ge-
schäft und seine Werkstatt auf Markus Sandherr über.
Lüdicke, Friedr., lebt in Chemnitz
Lülsdorff, Joseph. — Köln. Geb. 3. Dez. 1868
in Düsseldorf
Gut musikalisch vorgebildet, kam er zu Lüdemann in
Köln, E. Beyer in Erfurt, Fischer in Bremen usw. und
eröffnete im Jahre 1894 seine eigene Werkstatt in Köln.
Er erfand ein Zargenbiegeisen mit Bolzenerwärmung,
ein sog. Chaconnegriffbrett für Streichinstrumente,
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
einen verstellbaren Violoncellostachel usw. und brachte
auf größeren Reisen eine schöne Sammlung alter
Streichinstrumente zusammen. Er war Preisrichter bei
der ersten niederländischen Musikfachausstellung in
Rotterdam 1909 und hat sich u. a. durch die Gründung
des Verbandes deutscher Geigenbauer ein besonderes
Verdienst erworben.
Geigenzettel : Abb. 465 und 505.
Lütgens, Hinrich I. — Lübeck. 1654. 1656
Spielmann und Instrumentenmacher, von dem nur so
viel bekannt ist, daß er zwei Söhne und eine Tochter
hatte (Marien-Taufbücher 1654 — 1656).
Lütgens, Hinrich II. — Lübeck. 1676. 1699
Wahrscheinlich ein Sohn von Hinrich I L. Auch er
wird kurzweg als Instrumentenmacher bezeichnet und
erwarb 1676 das Bürgerrecht. Im gleichen Jahre
heiratete er Elsabe Stöven und ließ 1678 (B.April)
einen Sohn, der ebenfalls Hinrich hieß, und 1679 eine
Tochter taufen. In den Kirchenbüchern kommt er zu-
letzt 1699 vor als Gevatter bei dem Sohne Jakob Hein-
rich des Lautenmachers Samuel Goldt.
Lütschg, Gustav. — Zürich, Bern. Geb.
1870 als Sohn des Waisenhausdirektors L.
in Bern
Nach einer tüchtigen Schulbildung, wobei das Violin-
spiel eifrig gepflegt wurde, trat er mit 18 Jahren bei dem
Geigenmacher Methfessel in die Lehre. Als Gehilfe
arbeitete er zwei Jahre bei George Mougenot in
Brüssel. 1892 machte er sich in Zürich selbständig und
blieb hier sechs Jahre; doch als sich ihm Gelegenheit
bot, das Methfesselsche Geschäft in seiner Vaterstadt
von dessen Nachfolger Max Beck zu übernehmen,
siedelte er am I. Mai 1898 nach Bern über. Schon im
Jahre 1910 hatte er 100 Violinen in allen Teilen selbst
gebaut. Seine Arbeit wird von ersten Geigern sehr ge-
lobt, und auch als Reparateur erfreut er sich eines aus-
gezeichneten Rufs. Er hat jetzt eine »Entdeckung« ge-
macht, die ihn nach seiner Überzeugung befähigt,
Geigen herzustellen, die in Tonschönheit und leichter
Ansprache den Werken der alten Meister ebenbürtig
sind. Er besitzt mehrere erste Ausstellungsmedaillen.
Sein Ollack ist recht gut.
Geigenzettel: Gustav Lütschg / fecit Bernae 18 . . (ge-
druckt).
Lugdunum (= Lyon) s. Blanchard
Lugert, Anton. — Hamburg. Geb. 25. Sept.
1894 in Schönbach bei Eger
Schüler von Karl Fischer. Als Gehilfe arbeitete er in
Graslitz, bei Louis in Saarbrücken, ferner in Köln und
Berlin, und leitete dann das Zweiggeschäft Th. Kurths
in Potsdam. Hierauf trat er bei G. Winterling in Ham-
burg ein. Bei Kriegsausbruch wurde er eingezogen und
kehrte nach dem Friedensschluß zu Winterling zurück,
dessen Geschäft er gemeinsam mit Anton Schreiber
am 1. November 1920 käuflich erwarb. Er ist ein sehr
geschickter Geigenmacher, der den guten Ruf des alten
Geschäftes mit seinem Teilhaber zu erhalten und zu
befestigen verstanden hat.
20
306
Luglioni — Lupot
Luglioni (Luglonl), Giuseppe, ein 1777 vor-
kommender, von Vldal erwähnter Geigen-
macher, der in Venedig lebte
Luglmayer?, Siegmund. — Wien?. 1760
Harry Dykes in Leeds bot im Jahre 1910 in Nr. 245 der
Zeitschr. »The Strad« eine sehr gute Violine dieses bis-
her nicht bekannten Wiener Geigenmachers für 10 £
zum Kauf an. Er versicherte, daß sie den Originalzettel
trage und erbot sich außerdem zu einer schriftlichen
Gewährleistung für die Echtheit.
Lullier, Charles. — Boulogne, Douai. 1830.
1860
Seine Geigen verraten die Mirecourter Schule. Besser
sind seine Gitarren, die sich durch saubere Arbeit und
guten Ton auszeichnen.
Geigenzettel: Abb. 477.
Lullier, Joseph. — Mirecourt. 1767
Bogenmacher.
Lullier, Joseph Philippe. — Mirecourt. 1762
Bruder von Joseph L. und wie dieser Bogenmacher.
Lund, Niels Jensen. — Kopenhagen. 1784 bis
1858
Schüler von Ole Dreier und nebenbei Militärmusiker.
Seine Geigen waren nicht schlecht, besonders gut aber
seine nach Tourte gearbeiteten Bogen.
Lundborg, Pehr. — Stockholm. 1773. 1787
Ein Klaviermacher, der sich auch als Lautenmacher
betätigte und Theorben und Harfen baute. Eine
Läute von ihm mit der Nummer 181 besitzt General-
konsul J. Jahnsson in Stockholm. Ein Klavichord von
ihm besitzt das Musikhistorische Museum in Stock-
holm als Geschenk von Generalkonsul Claudius in
Malmö (jetzt in Kopenhagen).
Lupo, Pietro. — Antwerpen. 1559
Wahrscheinlich ein Wälscher. Im Jahre 1 559 verkaufte
er an den Magistrat von Utrecht 5 Geigen für 12 Livres.
Lupot, Fran^ois L — Stuttgart, Orleans. Geb.
in Plombleres 5. Juli 1725, f in Paris 1804
Sohn und Schüler von Frangois-Laurent L. Er ver-
heiratete sich und wurde auf Empfehlung des aus
Luneville stammenden Galeriedirektors Guibal um
1758 nach Stuttgart berufen, wo er Lautenmacher des
Herzogs von Württemberg wurde und bis etwa 1766
blieb. Man findet ihn dann in Ludwigsburg, der
zweiten Residenz des Herzogs. Mit einem glänzenden
Zeugnis des württembergischen Hofkapellmeisters
Jomelli versehen, kehrte er nach Frankreich zurück und
ließ sich gegen 1770 in Orleans als Geigenmacher
nieder. Dort wohnte er bis 1 794 in der Rue St. Cathe-
rine und folgte dann seinem Sohne Nicolas nach Paris.
Er war einer der besseren Geigenmacher semer Zeit,
dessen Ruhm freilich sehr von seinem großen Sohne
Nicolas verdunkelt wurde. Auch um sein Leben wurde
ein Sagenkranz gewunden ; man machte ihn zu einem
Schüler von Jos. Guarneri u. dgl., obwohl er nachweis-
lich nie in Italien war und nur nach Stradivari arbeitete.
Manche seiner Violinen zeigen am Boden einen helleren
Lack, als auf der Decke. Eine schöne Violine von ihm aus
dem Jahre 1 772 besitzt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums. Eine Lyragitarre in New York mit seinem
Zettel und der Jahreszahl 1778 dürfte nicht von ihm
herrühren.
Geigenzettel: Franfois Lupot. luthier de / la cour de
Wirtenbergk / ä Stoutgard l'anno 1 763 (gedruckt) und
Abb. 478 und 502.
Lupot, Fran^ois II. — Paris. Geb. m Orleans
1774, f 4. Febr. 1837 in Paris
Zweiter Sohn von Fran^ois I L. und Bruder von
Nicolas. Er war hauptsächlich als Bogenmacher be-
rühmt. Seine Geigen sind weniger gut; auf seinem
Zettel bezeichnet er sich als einen Schüler von Stradi-
vari, was aber nicht einmal dann stimmt, wenn man
annehmen wollte, daß er ihn damit nur als seinen
geistigen Lehrer habe bezeichnen wollen. Dagegen
gehören seine Bogen zu den besten, die in Frank-
reich gemacht worden sind. Er soll als erster den
Schieber am Frosch eingeführt haben. Seine Werkstatt
befand sich von 1837 bis zu seinem Tode in der Rue
d'Angevilliers Nr. 18. Einen schönen Bogen mit leichter
dunkelbrauner Stange besitzt Apoth. E. Meisner in
Nymphenburg bei München.
Geigenzettel: Fran?ois Lupot, Luthier / Eleve de
Antonius Stradivarius / Rue de Cramot ä Paris Tan 1 798
(gedruckt).
Lupot, Fran^ols-Laurent. — Mirecourt, Plom-
bieres, Luneville, Orleans. Geb. 11. Aug.
1696, t nach 1762
Achter Sohn von Jean L. und Lucy Henry. Er war erst
Schulmeister, dann Drechsler und zuletzt Geigen-
macher und als solcher Schüler seines Vaters. Mit
20 Jahren heiratete er Catherine Gilson. Vor 1725
siedelte er mit seiner Frau nach Plombieres über, er
kehrte aber nach einigen Jahren nach Mirecourt zurück,
verließ seine Heimatstadt aber wieder am 1 5. Dez. 1 739,
um sich neuerdings in Plombieres niederzulassen und
ging von da bald nach Luneville. Hier blieb er bis um
1756 und zog darauf nach Orleans. Er war ein sehr
geschickter Geigenmacher.
Geigenzettel: Laurent Lupot / Luneville 1751 (ge-
schrieben).
Lupot, Jean (le Jeune). — Mirecourt. Geb. um
1652, t nach 1696
Sohn des am 19. September 1675 in Mirecourt ver-
storbenen Nicolas Lupot. Soweit bis jetzt bekannt
ist, war er der älteste Geigenmacher seines Namens. Er
verheiratete sich im Jahre 1683 mit Lucy Henry, von
der er acht Kinder bekam. Er war der Urgroßvater von
Nicolas Lupot. Einen Stammbaum der Familie findet
man bei A .Jacquot^), der sich große Verdienste um die
Richtigstellung weit verbreiteter, irriger Angaben über
die Familie Lupot erworben hat.
^) La Lutherie Lorraine et Fran^aise. S. 183.
Lupot — Lutz
307
Lupot, Jean-Fran^ois. — Mirecourt. Geb.
25. Juli 1684 in Mirecourt, f daselbst 1 . März
1749
Ältester Sohn von Jean L. und der Lucy Henry. Er
hatte zwar das Geigen- und Lautenmachen erlernt,
wurde jedoch ein ausgezeichneter Holzbildhauer und
soll als solcher sehr schöne Köpfchen und Ornamente
an den Wirbelkästen geschnitzt haben.
Lupot, Nicolas. — Orleans, Paris. Geb. in
Stuttgart 4. Dez. 1758, f 14. Aug. 1824
Sohn und Schüler von Fran<;ois Lupot, mit dem er als
1 i jähriger Knabe nach Orleans kam. Seine ältesten
Arbeiten sind aus Orlians 1776 datiert. Um 1794 kam
er nach Paris und wurde zunächst von Pique be-
schäftigt. Es ist zweifellos, daß sein Verkehr mit diesem
Meister sehr förderlich für ihn war; bei seiner genialen
Veranlagung machte er sehr rasche Fortschritte und
konnte im Jahre 1 798 in der Rue de Grammont seine
eigene Werkstatt eröffnen, die er 1806 nach der Rue
Croix-des-Petits-Champs verlegte. Er ist unbestritten
der größte Meister der französischen Schule, und wenn
man ihn den »französischen Stradivari« nennt, so hat
dies seine volle Berechtigung. Er war ein gründlicher
Kenner der Italiener — auf seinen Mitteilungen fußend
schrieb Abbe Sibire seine »Chelonomie« — und des von
ihm über alles geschätzten Stradivari. N. Lupot
arbeitete nach Stradivari, ohne ihn sklavisch zu
kopieren ; namentlich unterscheiden sich seine F- Löcher
von seinem Vorbild. Seine Arbeit ist in jeder Beziehung
mustergültig und von so klassischer Vollendung, daß
sie nicht übertroffen werden kann. Sem Lack, den zwar
G. Hart als den besten aus der nachitalienischen Periode
bezeichnet, ist freilich nicht so schön wie der der besten
Cremoneser. Er trug ihn auch oft zu dick auf, was wohl
den Ton seiner Geigen nicht beeinträchtigt, aber
weniger bestechend aussieht, zumal dieser Lack im
Alter leicht rissig wird. Zu den Einlagen nahm er
wiederholt Fischbein. Lupot galt schon bei Lebzeiten
als ein großer Meister ; seine Geigen wurden den besten
Schülern des Konservatoriums als Preise gegeben ; 1 8 1 5
wurde er zum Geigenmacher der königlichen Kapelle
und 1816 zum Lieferanten der k. Musikschule ernannt.
Er erhielt für seine Violinen durchschnittlich 300 Frs. ;
schon in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts
wurden sie mit 1000 Frs. und 1900 oft schon mit 4000
bis 5000 Frs. bezahlt. In Deutschland wurde er haupt-
sächlich durch Spohr berühmt, der, seit er eine Geige
von Lupot erworben, ausschließlich auf dieser spielte ^).
Lupots Nachfolger war sein Schüler Chr. Fr. Gand,
der auch die Adoptivtochter Lupots geheiratet hat. —
Nicolas Lupot gebrauchte verschiedene Zettel und hat
gelegentlich auch seinen Namen in der Decke einge-
brannt. Arbeiten von ihm kommen häufig vor, sind
aber meistens in festen Händen. Ein im Jahre 1818
gebautes Violoncello besitzt das Brüsseler Streich-
quartett.
Geigenzettel: Nicolaus Lupot filius / fecit in Aure-
lianensis anno 1776 (gedruckt) und Abb. 461, 468,
485, 490. Brandmarke: Nr. 67.
^) Diese Geige kam später an Konzertmeister Mathäi
in Leipzig und von diesem an Konzertmeister Ulrich.
Lupp, Franc. Antonio. — Mailand. 1716
Ich fand den Namen nur im Selhofschen Auktions-
katalog (Haag, 1 759), wo eine Geige von ihm erwähnt
wird. Vgl. auch Lupo.
Luppi, Giovanni. — Mantua
Unbedeutender italienischer Geigenmacher des 1 9. Jahr-
hunderts.
Lustkandl. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher kommen vor:
Lustkandl, Johann. — f vor 1898
Lustkandl, Josef I, war 1826 schon Meister
Lustkandl, Josef II, ist noch tätig
Lustkandl. — St. Petersburg. Geb. in Schön-
bach 1838, t das. 1909
Er kam als Geselle nach Rußland, machte sich in St.
Petersburg selbständig und stellte noch 1881 in Moskau
^Violinen und Violoncelli aus, die gelobt wurden.
Luthaud. — Saint-Laurent-les-Mäcon (Ain).
. 1845. 1875
Er machte nur sog. Bauemleiem im Stile Louvets. Im
Anfang unseres Jahrhunderts verkaufte er sein Geschäft,
kehrte in seine Vaterstadt zurück, wo er bis zu seinem
Tode als Privatmann wohnte.
Lutz. — Schönbach b. E.
Aus dieser Familie gingen als Geigenmacher hervor und
blieben in Schönbach:
Lutz, Anton I. — Schönbach (Wien). Geb.
1814, t 14. Jan. 1896 im Alter von 81 Jahren
3 Monaten und 1 4 Tagen
Er war ein Sohn des 1840 verstorbenen Ignatz L. und
war Teilhaber der Firma A. Lutz & Co. in Wien.
Außer sehr guten Geigen machte er Violoncelli und
Bässe und erfreute sich auch im Auslande großer Wert-
schätzung. Er hatte zwei jüngere Brüder Johann und
Vincenz, die bei ihm das Geigenmachen erlernten.
Lutz, Anton II. — Schönbach b. E. Geb. 1850,
t 1910
Sohn von Johann I L. und wohl auch dessen Schüler.
Ein tüchtiger Arbeiter, der zuletzt geisteskrank wurde
und sich in diesem Zustande vergiftete.
Lutz, Anton Josef. — Schönbach b. E. 1780
Er scheint ein Amatimodell gekannt zu haben und war
recht geschickt. Der braune Lack ist nicht besonders,
der Ton seiner Geigen dagegen recht angenehm.
Lutz, Florian. — Geb. 1790, f 1835
Ein geschickter Geigenmacher.
Lutz, Ignatz. — Schönbach b.E. Geb. ? f 1840
Er war Geigenmacher und Meßner und galt als tüch-
tiger Meister. Er hinterließ drei Söhne und drei
Töchter.
20*
308
Lutz
I
Lutz johann I. - Geb. 1820, f 1888
Sohn von Florian Lutz.
Lutz, Johann IL — Geb. 1854
Schüler seines Vaters Vincenz L. Einer der besten
Geigenmacher seines Ortes; Inhaber der Firma J. T.
Lutz, die 1875 begründet wurde. Ton und Lack seiner
Geigen sind gut. Auch seine beiden Brüder smd
Geigenmacher.
Geigenzetteh J.T.Lutz, / Instrumenten-Erzeuger /
Schönbach (Böhmen) (gedruckt). Abb. 464.
Lutz, Johann IIL — Schönbach, f 1891 in
Schönbach
Zweiter Sohn und Schüler von Anton Lutz.
Lutz, Josef I
Jetzt der alleinige Inhaber der Firma Brüder Lutz, er
ist der zweite Sohn des 1896 verstorbenen Anton L.
Lutz, Josef II
Er hat seine Werkstatt im Hause Nr. 392.
Lutz, Martin, noch tätig
Lutz, Michael.— 1835
Direktor Müller in St. Gallen besaß eine gute Violine
mit dunkelbraunem Lack und stumpfen Ecken, die auf
der Innenseite der Decke die Inschrift »Michael Lutz
in Mittenwald 1835« trug. In Mittenwald war nie eine
Familie Lutz heimisch, aber wahrscheinlich hat ein
Schönbacher Lutz dort als Lehrling oder Gehilfe ge-
arbeitet, da die Stelle, wo die Inschrift angebracht war,
es als ausgeschlossen erscheinen läßt, daß der Ver-
fertiger nach bekanntem Vorbild den Ursprungsort
zum Zwecke der Täuschung des Käufers falsch ange-
geben hat.
Lutz, Vincenz. — Geb. 1821 , f 1886 in Schön-
bach
Zweiter Sohn des 1840 verstorbenen Ignaz L. und
Schüler seines Bruders Anton L.
Lutz, Gebrüder. — Wien
Eine Schönbacher Firma, die in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts in Wien bestand und deren einer
Teilhaber der Schwager Ignaz Sandners gewesen
sem soll.
Lutz, Georges. — Paris. 1895. 1900
Neffe, Schüler und Nachfolger von Louis Lutz.
Lutz, Ignaz. — Wien. Geb. 1843 zu Schön-
bach, f 1907
Schüler seines Vaters Anton Lutz. Er bereiste nach be-
endigter Lehrzeit zu seiner weiteren Ausbildung ganz
Österreich und Ungarn, einen großen Teil von
Deutschland und Italien und ließ sich 1868 in Wien
nieder, wo er Franz Hoyers Nachfolger wurde. Er war
seit 1878 k. k. beeideter Schätzmeister, Besitzer vieler
Preise von Ausstellungen, pers. Hoflieferant usw. und
machte auch Zithern, Gitarren, Klavierharfen und
Klavierzithern von eigener Konstruktion. Gemeinsam
mit seinem Sohn beschäftigte er sich besonders mit dem
Lackieren und machte vielerlei Versuche, um den alt-
italienischen Geigenlack zu kopieren, und in einzelnen
Fällen ist ihnen dies auch in hervorragendem Maße ge-
lungen. Die dazu verwendeten Geigen stammten aus
Schönbach. Das Geschäft wurde 1909 aufgelöst, und
seitdem kommen viele Lutzsche Geigen mit miß-
lungenen Lackversuchen im Handel vor, die völlig
wertlos sind.
Geigenzettel: Ignaz Lutz / Musikinstrumentenfabn-
kant / Wien (gedruckt).
Lutz, J. — Graslltz. 1893
Er war noch im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts
tätig und arbeitete hauptsächlich für den Handel nach
Amerika. Auf der Ausstellung in Chicago hatte er gute
Streichinstrumente ausgestellt.
Lutz, Louis. — Paris. Geb. in Lausanne um
1840, t in Paris 1895
Schüler seines Bruders Theophile L. Er machte haupt-
sächlich Gitarren und Mandolinen.
Geigenzettel : Abb. 484.
Lutz, Theophile. — Lausanne. 1850. 1883
Guter Schweizer Geigenmacher und tüchtiger Geiger.
Lehrer seines Bruders Louis L.
Lutze, J., lebt als Streichinstrumentenmacher
in Karlsbad
Lux, Franz I. — Wien. 19. Jahrhundert
Bruder von Wendelin L. Er arbeitete im III. Bezirk
(Landstraße) und hatte im Jahre 1857 sein Gewerbe
angemeldet. Er befaßte sich hauptsächlich mit dem
Verkauf von Egerländer-Geigen.
Lux, Franz II. — Wien. 1896. 1910
Sohn von Franz I L., Neffe und Schüler von Wendelin
L. Er führte das väterliche Geschäft fort, ist aber haupt-
sächlich Musiker.
Lux, Wendehn. - Wien. 1860. f 1896
Er war als Schüler von Anton Kiendl hauptsächlich
Zithermacher. Nachdem er sich selbständig gemacht
hatte, verlegte er sich mehr auf den Geigenhandel und
war als Reparateur von Streichinstrumenten ein sorg-
fältiger, sehr tüchtiger Arbeiter. Besonders gut waren
seine Kontragitarren. Eine Gitarre von ihm in Ban-
durriaform befindet sich im Musikhistorischen Museum
in Stockholm.
Luzzi. — Paris. 1768. 1788
Dem Namen nach ein Itali'^ner, der sich in Paris
niedergelassen und in der Rue Mazarin seine Werkstatt
hatte. Er machte alle Gattungen von Musikinstru-
menten, war aber nur ein Handwerker.
Geigenzettel : Luzzi Mre. luthier, rue / Mazarine pres
le carrefour de Bussy (gedruckt).
Lvbeert — Mac-Neill
309
Lybeert, Alessandro. — Florenz. 1899
Er arbeitet mit seinem Sohn. Beide gelten als ge-
schickte Mandolinenmacher. Sie verfertigen auch sog.
toskanische Mandolinen, die sich im Bau von den
römischen wenig unterscheiden, aber statt Doppel-
saiten nur einfache Saiten haben.
Lye, Henry. — Camerton b. Bath. 1910
Geschickter englischer Geigenmacher der Gegenwart.
Lyngaas, Otto I. — Chrlstiania. 1890. 1920
Ein tüchtiger Geigenmacher, der in Paris, Stockholm
und Bergen Ausstellungspreise erhielt und in Nor-
wegen sehr geschätzt wird.
Lyngaas, Otto II. — Bergen. Geb. 1890
Sohn und Schüler von Otto I L. Nachdem er ausge-
lernt hatte, ging er zu seiner weiteren Ausbildung auf
Reisen, arbeitete in Kopenhagen bei H)orth, bei
Winterling in Hamburg und bei Möckel in Berlin. Im
Jahre 1819 ließ er sich in Bergen nieder und fand als
Reparateur ungeteilte Anerkennung. .Auch im Neubau
verspricht er gediegene Leistungen.
Lyon, Gustave -Frangols (Frantz). — Paris.
Geb. 19. Nov. 1857
Ein Ingenieur, der sich als erfindungsreicher Harfen-
macher einen Namen gemacht hat. Seine chromatischen
Harfen und Harfen-Lauten haben mancherlei Vorzüge.
Mac-George, George. — Edinburgh. 1796.
1820
Von 1796—1800 arbeitete er mit Matthew Hardie zu-
sammen und später allein. Er darf als Hardies Schüler
angesehen werden; wenigstens ahmte er ihn bis zur
Täuschung nach, und höchstens im Lack unter-
scheiden sich ihre .'\rbeiten. Wenn er keine Zettel ein-
klebte, schrieb er seinen Namen im Innern der Violine
an eine passende Stelle.
Geigenzettel : Gr. Mc. George / Maker / Edinburgh
1817 (gedruckt).
Mac-GIll, James Campbell. — Arran. Geb.
1836 in Südschottland, Ayrshire
Wenn auch kein gelernter Geigenmacher, beschäftigt er
sich doch schon seit etwa 1857 mit der Geigenmacherei
und hat darin nennenswerte Erfolge erzielt. Bei seinen
letzten Geigen verwandte er Whitelaws Bernsteinlack.
Statt des Zettels bedient er sich einer Brandmarke.
Geigenzettel: J. C. Mc. GiU ' Maker / Arran 1895 (ge-
druckt).
Mac-Intosh, James. — Blalrgowne. Geb. 1801
in Garne bei Blairgowne, f 1873
Sohn eines Ölmüllers, Neffe von John Mc.-Intosh und
wahrscheinlich ein Schüler von Peter Hardie, der in
dem seinem Heimatsorte nahe gelegenen Dunkeid
wohnte. Er war außerdem ein Großneffe des be-
rühmten schottischen Geigers Robert Mac-Intosh,
gen. »Red Rob« (1745 — 1807). Seine ältesten Geigen
sind noch nach Stainer gemacht und zeigen statt der
Einlage gezeichnete Linien, der Boden ist aus einem
Stück, nach der Schwarte geschnitten. Seit etwa 1868
wendete er sich dem Stradivarimodell zu, verwendete
größere Sorgfalt auf die Durchführung und machte
echte Einlagen. Der Ton seiner Geigen ist recht gut. Er
hat im ganzen 204 Violinen, 10 Violen und 35 Violon-
celli gebaut. Auch galt er als tüchtiger Geiger.
Geigenzettel : James Mc Intosh / Violin Maker, Blair-
gowrie , March 1842. (gedruckt).
Mac-Intosh, John. — Dublin. 1810. f um
1840
Schüler von Thomas Pcrry und Nachfolger von Perry
& Wilkinson. Er war hauptsächlich Händler.
Mac-Intosh, William. — Dundee. Geb. April
1852 in Abernethy
Er verlegte sich erst in einem Alter von 40 Jahren auf
das Geigenmachen, macht jetzt recht gute Violinen
nach Stradivari und verwendet Bernsteinlack. Er ist
mit seinen Namensvettern in keiner Weise verwandt.
Geigenzettel : Made by / William Mc Intosh, / Dundee./
Date .... (gedruckt).
Mackiewicz, Franz. — St. Petersburg. Anfang
des 19. Jahrhunderts
Ein Lautenmacher, von dem sauber gearbeitete, mit
Hörn und Elfenbein eingelegte Gitarren bekannt sind.
Geigenzettel: Franciskus Mackiewicz / Fecit in St.
Petersbug (sie.) (gedruckt).
Mac-Lay, William. — Kincardine-on-Forth.
Geb. um 1815
Vielleicht ein Schüler von John Christie. Er ist zwar
kein Geigenmacher von Beruf, hat aber doch mit Ver-
ständnis über 50 Violinen, 6 Violen und 6 Violoncelli
gemacht. Sein Lack ist von gelber Farbe. Er klebte
keine Zettel ein, sondern schrieb auf die Innenseite des
Bodens: »William Mc.-Lay, Crosshill Kincardine-on-
Forth*.
Mac-Neill, John. — Edinburgh. Geb. 1848 in
Tranent
Sohn von William Mc.-N. und im Geigenmachen wohl
auch dessen Schüler. Er ist gleichzeitig ein geschickter
Geiger und hat zahlreiche Violinen nach dem Guarneri-
modell gemacht. Er verwendet Bernsteinlack. Im Jahre
1900 war ein Mac-Neill in Dublin ansässig.
Geigenzettel: Made by John Mc Neill / Edinburgh,
1890. (gedruckt).
Mac-Neill, William. — Edinburgh. Geb.
26. Febr. 1827 in Tranent
Er hatte sein fünfzigstes Jahr bereits überschritten, als
er begann, Geigen zu machen. Er ahmte die Umrisse
von Guarneri nach, nahm aber die Wölbung viel höher
und verwendete meist OUack. Im ganzen hat er über
310
Mac-Nicol — Maggini
20 Violinen und 2 Violoncelli selbständig angefertigt
und gilt jetzt als der beste Reparateur in ganz Schott-
land.
Geigenzettel : Made by / William Mac Neill / Edin-
burgh 1888. (gedruckt).
Mac-Nicol, Alexander. — Padanaram. Mitte
des 19. Jahrhunderts
Ein Weber, wie sein Lehrer Findlay. Er dürfte etwa
20 Violinen (nach Guarnen) gemacht haben und soll
ziemlich geschickt gewesen sein.
MacPhaid (Phail?), John. — Monzie. 1868
Ein Schotte, der aus Liebhaberei Geigen baute, ohne
es zu besonderer Geschicklichkeit gebracht zu haben.
Mac Pherson, A. — 1898
Wohl auch nur ein Liebhaber, der sich als Geigen-
macher versuchte.
Madrian, Johann. — Brunn. 1721
Ein sonst wenig bekannter Geigenmacher, von dem
Ant. Kottenbach m Wim ein Violoncello besitzt, das
nach einem großen, breiten Stainermodell recht gut ge-
arbeitet ist und einen sehr schönen Ton hat.
Geigenzettel : Joannes Madrian me fecit / Brunae Anno
1721 (gedruckt).
März, Albin August. — Geb. 28. März 1868 in
Fleissen, lebt als Geigenmacher in Markneu-
kirchen
Mafeotto, Giuseppe. — Rovere, (Rom?)
De Piccolellis sagt von ihm: »Giuseppe Maffeotto di
Roma, del XVIII. secolo«. Es war nichts über ihn zu
erfahren, so daß ich geneigt bin, diesen Mafeotto für
identisch mit dem 1637 vorkommenden Giuseppe
Mascotto zu halten ; f e statt sc zu lesen, ist ja leicht
möglich. Der Katalog der Sammlung Correr in Venedig
gibt allerdings den Namen ausdrücklich »Mafeotto« an.
Leider enthält die dort befindliche Viola da spalla keine
Jahreszahl.
Maffei, Lorenzo. — Lucca. 1767. 1787
Semer Arbeit nach vielleicht aus der Werkstatt
Gabriellis hervorgegangen, obwohl er nur ein Meister
dritten Ranges ist. In W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln ist er mehrfach vertreten. Als Re-
parateur war er wenig sorgfältig.
Geigenzettel: Lorenzo Maffei, Lucca/ Fecit 1767 (ge-
druckt).
Maggini, Giovanni Paolo. — Brescia. Geb.
1580, tum 1632
Sohn von Giovanni (»Zovan«) Maggini (geb. 1518) und
seiner Ehefrau Giulia (geb. 1544) und Enkel des Ser
Bertolino de Maggini (geb. um 1493) aus Botticino di
sera bei Brescia. Seine Eltern waren vermutlich Land-
leute, die in die Stadt gezogen waren. Gio. Paolos Ge-
burtsjahr geht aus einer Urkunde von 1588 hervor,
in der es von Zovan M. heißt, daß er zwei Söhne habe;
der ältere war Schuhmacher und schon verheiratet, der
jüngere — unser Giovanni Paolo — ein Knabe von
sieben Jahren, der wohl bald darauf zu Gaspar da Salö
in die Lehre kam, wo er bis zu seinem 21. Lebensjahre
blieb, wie aus einer gleichfalls erhaltenen Urkunde von
1602, die beide, der Meister und der »Garzone« unter-
schrieben haben, ersichtlich ist. Am 20. Januar 1615 —
damals 34 jährig — heiratete er die 19 jährige Maddalena
Anna, Tochter des Messer Fausto Foresto. Damals
dürfte er auch das Haus in der Contrada del Palazzo
Vecchio del Podestä bezogen haben. Das ist das Wesent-
lichste von dem, was sich überMagginis Leben ermitteln
ließ. Man erfährt noch, daß er sieben Kinder hatte, von
denen vier früh verstarben, und daß er um 1626 ein
zweites Haus in der Contrada delle Bombasane und
mehrere Acker usw. gekauft hat; 1632 ist er schon ge-
storben. Seine Witwe überlebte ihn bis zum 24. Nov.
1651. In den ersten Jahren seiner Selbständigkeit hielt
er sich ziemlich strenge an die Modelle seines Lehrers,
war häufig ungenau in der Arbeit und nicht allzu
wählerisch in bezug auf das Holz. Bald aber scheint er
sich doch überzeugt zu haben, daß es nicht gleichgültig
sei, welche Holzsorten man verarbeitet, denn er machte
Versuche mit Pappel-, Platanen-, Nuß- und Birnbaum-
holz. Die Schallöffnungen zeigen noch die bei den alten
Violen übliche Schlangenlinie; auch legte er seine
Violinen allzu reich mit Elfenbein und Perlmutter usw.
ein. Später befreite er sich von dem Einflüsse G. da
Salös, und der Geigenbau verdankt ihm von da an ge-
waltige Fortschritte. Er machte zahlreiche Versuche
und glaubte wohl, durch höhere Wölbung die wün-
schenswerte Verbesserung des Tones zu erreichen, da
die Arbeiten seiner zweiten Periode meist schon daran
kenntlich sind, daß sie höher gewölbt sind als die der
ersten. Später kam er jedoch davon wieder ab. Die
Arbeit ist letzt genauer, die Einlage sorgfältiger ge-
macht und das Holz von ausgesuchter Schönheit.
Weitere Fortschritte machte er in der dritten Periode
seines Schaffens. Möglicherweise beeinflußten ihn da
die Arbeiten Ant. und Girolamo Amatis. Er kam nun
zu dem ihm eigentümlichen Modell und fand auch die
richtigen Stärkeverhältnisse des Holzes ; charakteristisch
sind die von ihm gewöhnlich angewendete doppelte
Einlage, die niederen Zargen und die Schnecke, die oft
um eine Windung ärmer als die jetzt gewöhnliche ist.
Sein Lack ist dem von G. da Salö ähnlich, nur klarer,
dünner und feuriger und von verschiedener Farbe,
meist jedoch hellbraun. Seine Violoncelli sind ähnlich
in der Form und dem Lack; nur die F- Löcher sitzen
etwas zu hoch. Er ist unstreitig der bedeutendste
Meister der Schule von Brescia gewesen, und alle
späteren großen Meister standen unter seinem Ein-
fluß. Freilich können seine Geigen heute nicht mehr
als Toninstrumente ersten Ranges gelten, doch haben
sie ihrer Seltenheit wegen einen hohen Sammlerwert
und werden außerordentlich teuer bezahlt. Der Boden
ist meist nach der Schwarte geschnitten und die
F-Löcher langgestreckt und originell. (Bei den
F-Löchern ist der untere Punkt stets größer als der
obere.) Die Schnecke ist gewöhnlich etwas kleiner als
bei anderen Geigenmachem ; die Ohren sind sehr
kräftig. Es sind schwerlich mehr als 50 Geigen von ihm
noch vorhanden. Er ist einer der ersten, der auf die
Wahl des Holzes Wert legte und die Dickenverhältnisse
berechnete. Über sein Leben ist sonst wenig bekannt ;
er wohnte, wie schon bemerkt, in der Contrada del
Maggini — Mahrer
31
palazzo vecchio del Podestä, wahrscheinlich in dem
gleichen Hause, das vor ihm G. da Salo bewohnte. Im
April 1907 wurde ihm auf Veranlassung des Cav.
Pasini in Brescia ein Denkstein errichtet mit der In-
schrift: Giovanni Paolo Maggini
nato in Botticino Sero nell 1580
fu cJlievo di Caspare da Salö
ne perfezionö lo strumento
maestro di violini chiamandosi
lavoro in questa casa
donde l'arte sua diffuse
e vi mori forse
nella pestilenzia del 1630.
Von seinen Söhnen starb der eine als Kind, der andere
(Carlo F.) wurde Seidenhändler; trotzdem findet man
sie oft fälschlich als Geigenmacher ausgegeben. Die
Zettel Magginis sind stets ohne Jahreszahl. — Zwei
Prachtgeigen von ihm besaß bekanntlich Charles de
Beriot, die beide in den Besitz des Prinzen Chimay
übergegangen sind, der sie für 8000 Frs. gekauft haben
soll. Eine der schönsten Magginigeigen aber, die es auch
im Ton mit jeder Stradivari aufnehmen kann, besaß
der t Prof. Keller in Stuttgart, eine ebenso schöne
Theodor Hämmerle in Wien, andere (von 1620)
H. Sternbere, Mohl in Stuttgart, eine sehr gut erhaltene
Viola besitzen die Erben Philipp Hillers (f 1900) zu
Königsberg i. Pr., eine andere, wundervolle, nur wegen
ihrer Größe schwer spielbare der kgl. Opernsänger
Gustaf Sjöberg in Stockholm. Eine dritte, wahrschein-
lich aus dem letzten Lebensjahre Magginis stammende
prachtvolle Viola besitzt Dr. med. Oppler in München.
Daß Maggini außer Geigen auch andere, zu seiner Zeit
beliebte Saiteninstrumente gebaut hat, beweist eine
schöne Cister in der Wiener Sammlung alter Musik-
instrumente.
Geigenzettel : Abb. 561 ^).
Maggini, (Pietro) Santo.— Brescia. 1630. 1680
Daß Maggini einen Freund hatte, der Santo de Santis
hieß, und der Zimmermann war, steht fest. Es ist nicht
ganz ausgeschlossen, daß dieser Santo nach Magginis
Tod die Werkstatt übernahm und das Geschäft fort-
setzte, wobei er sich den Namen Magginis beilegte. Es
kommen auch tatsächlich einige Bässe mit dem Namen
»Pietro Santo Maggini« vor; auf einem ungewöhnlich
großen fünfsaitigen Kontrabaß in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln erscheint der Name
Santo Maggini neben dem Gottfried Tielkes, der viel-
leicht sein Schüler war. Auch die mit dem Namen
Pietro Zanetto vorkommenden Geigen darf man viel-
leicht diesem Pietro Santo zuschreiben. Wenn ver-
schiedene Schriftsteller »Pietro Santo« für den Sohn
Magginis ausgeben, so beruht das auf einem Irrtum.
Magginis einziger, ihn überlebender Sohn Carlo Fran-
cesco war Kaufmann") und noch ein Kmd von sechs
Jahren, als sein Vater starb. Außer diesem Pietro Santo
gelten ncoh A. Lanza, G. G. Pazzini aus Florenz und
A. Mariani aus Pesaro als Schüler Magginis.
Geigenzettel: Pietro San. Maggini / Bresciae 1641 (ge-
druckt).
^) Es soll auch Zettel geben, auf denen nur der Vor-
name Paolo (nicht Gio: Paolo) vorkommt.
') Seidenhändler.
Maghetti, Sev. — Rom. 1797
Er verarbeitete ein besonders schönes Holz, — das ist
das Beste, was man ihm nachrühmen kann.
Maghie, John Fisher. — Dalston. 1895
Er arbeitet nach dem großen Stradivarimodell und ver-
wendet einen gelben oder rötlichgelben Ollack.
Geigenzettel : John Fisher Maghie / at / Dalston / in /
Cumberland / fecit (gedruckt).
Magne, A. — Cherbourg. 2. Hälfte des 19. Jahr-
hunderts
Er war der Nachfolger A. Chevriers, dessen Werkstatt
er 1884 übernahm.
Magniere, Gabriel. — Mirecourt. 1819
Eine Violine mit diesem von A. Jacquot nicht er-
wähnten Namen wurde im Februar 1907 bei Puttick
& Simpson in London versteigert.
Magnus, Antonius. — Neapel
Er hieß wahrscheinlich Antonio Magno und dürfte
noch dem 18. Jahrhundert angehört haben. Die Geigen,
die seinen Namen tragen, sind im Stile der Schule von
Neapel gehalten und nicht übel.
Magri, Francesco, gen. Bischen. — Livorno.
1766. 1784
In einigen leidlichen Geigen, die in den Londoner Ver-
steigerungen verhältnismäßig gute Preise erreichten,
kommt sein Name meistens ohne Ortsangabe vor.
Magrini, Enrico. — Triest. 1865. 1890
Er ahmte Guadagnini nach und verwendete einen rot-
braunen Lack bei seinen Geigen und Violoncelli, war
aber im ganzen ohne bemerkenswerte Geschicklichkeit.
Mahler, Laux s. Maler
Mahlke, Johann. — Berlin
Seit dem Ende der 70 er Jahre des 19. Jahrhunderts
wirkender Geigenmacher und geschickter Reparaleur,
der auch für die Kgl. Sammlung alter Musikinstru-
mente tätig ist. Er macht gute neue Violinen, Violen und
Violoncelli, und hat mit Erfolg altitalienische Meister-
werke nachgeahmt.
Geigenzettel : J. Mahlke, Geigenmacher / Berlin. Fac-
cibat (sie!) 1883 (gedruckO.
Mahrer, Franz. — Wels. Geb. 1825, f 20. März
1878
Er wird im Sterbebuch als Instrumentenmacher be-
zeichnet, in der Heimatsmatrikel aber als Geigen-
macher, und soll Gehilfe seines Verwandten Johannes
M. gewesen sein.
Mahrer, Johannes. — Wels. 1837. 1880
Er wurde am 5. September 1837 als Bürger aufge-
nommen und wohnte am Stadtplatz Nr. 19, nach 1860
in der Schmidtgasse Nr. 24, wo er nach 1 880 auch ge-
storben ist. Er hat vielleicht in Wien' gelernt und war
312
Maier — Maldoner
auch musikalisch gut gebildet, so daß er als der beste
Zitherlehrer in Wels galt. Als Geigenmacher war er ein
zwar wenig bekannter, aber geschickter Meister, von
dem verschiedene gute Violinen vorkommen. Er ar-
beitete nach einem flachen Modell und verwendete
braunen Lack. Eine Geige von ihm ist in der Samm-
lung des Pater Haas in Herzogenburg.
Geigenzettel: Johannes Mahrer fecit / Wels anno 1844.
(gedruckt). — Johann Mahrer fecit ' 1835 (geschr.).
Maier. — Traunstein. 181 1
Ein Stadtmusikant (Türmermeister), der sich auch mit
der Wiederherstellung schadhafter Geigen beschäftigte.
Geigenzettel : Rebarirt Maier Thürmer / maister in
Traunstein anno 1811. (geschrieben).
Maier, Anton. — Böhm.-Krumau (Krumlov).
Geb. zu Schönbach (Böhmen) 7. Sept. 1869
Schüler von Josef Sandner und Rudolf Flacht in
Schönbach und von Fiedler und Schiller in Mark-
neukirchen. Ließ sich im März 1893 zu Krumau
nieder.
Maindorge. — Rouen. 1708
Nur dem Namen nach bekannt.
Mainelli (Majneli, Majnely), Luigi. — Cre-
mona. 1823
In Geigen, die nicht schlecht sind, flach gewölbt mit
schönem roten Lack, die aber wenig Italienisches an
sich haben, findet sich gelegentlich dieser sonst nicht
bekannte Name und der Brandstempel »L. M.C.«, dazu
fast immer die Jahreszahl 1823. Vielleicht hat einMeinel
seine Geigen durch die welsche Form des Namens ver-
käuflicher zu machen gesucht ? Eine Geige mit diesem
Namen besitzt u. a. Primarius Dr. Smoler in Olmütz.
Paris. Geb. in Barcelona
Maire, Etienne.
1867
Schüler und seit 1895 Nachfolger seines Vaters E.
Maire-Breton. Er siedelte 1898 nach Paris über, wo er
seine Werkstatt in der Rue Poissomere Nr. 26 eröffnete.
Jetzt wohnt er in der gleichen Straße Nr. 31 . In Spanien
verwendete er eine Brandmarke, jetzt den Zettel :
Abb. 558.
Maire, Michel. — Mirecourt. 1756. 1760
Kommt als Geigen- und Bogenmacher in den Akten
vor.
Maire, Nicolas. — Mirecourt. 1774
Vielleicht Sohn oder Bruder von Michel M.
Maire, Nicolas. — Paris. Geb. in Mirecourt
28. Dez. 1800, t 17. Juli 1878
Enkel von Michel M. Schüler des alten J. Lafleur, bei
dem er viele Jahre als Gehilfe arbeitete, und dessen
Nachfolger; ein geschickter Bogenmacher. Er wohnte
in der Rue de Viarmes und war ein Schwager des
Geigenmachers Nie. Guinot.
Maire-Breton, Etienne. — Barcelona. Geb. in
Mirecourt 1827, f nach 1895
Schüler von FrangoisCollin. Im Jahre 1854 ging er nach
Barcelona, stand durch 21 Jahre der Geigenmacher-
werkstatt der Fabrik Altimiras vor und machte sich
dann 1875 selbständig. Im Jahre 1895 wurde sein Sohn
sein Nachfolger.
Makropulos, Georgios, lebte ungefähr von
1865 — 1890 als Gitarren- und Mandolinen-
macher in Athen
Malagoli, Eleuterio. — Modena. f 1827
Talentvoller Gitarrenmacher und unvergessen als der
Held eines Liebesdramas, dem er zum Opfer fiel.
Malagoli, Folgenzio. — Modena. 1856
Er hat viele alte Geigen wieder hergestellt, doch ist mir
nicht bekannt, daß er auch neue gemacht hat.
Malahar(?), Pierre. — Bordeaux. 1698
Eine Baßviola der Sammlung Savoye in Paris trägt den
Namen dieses französischen Geigenmachers des
1 7. Jahrhunderts. Eine gutgearbeitete und gutklingende
Violine von ihm wurde vor dem Kriege in London für
16 Pfund St. versteigert.
Malchant. — (Mirecourt?) 19. Jahrhundert
Ein Gitarren- und Lautenmacher, von dem C. C.
Snoeck eine Gitarre besaß, deren Decke von einem
Dachstern und zwei F-Löchern durchbrochen war. —
Der Name dürfte falsch gelesen sein und richtig
Mauchant lauten.
Fi
ussen.
1750.
Maldoner, Johann Stephan.
1799
In den Füssener Umlageregistern von 1774 kommt er
mit seinen Söhnen Hans Michael, geb. 1770 und Mang
(Magnus) Anton, geb. 1 773, als Lautenmacher vor. Da
seine Geigen mehr an die Mittenwalder als an die
Füssener Schule erinnern, dürfte er dort gelernt haben.
Seine Arbeit ist übrigens oft handwerksmäßig, das Holz
ohne Sorgfalt gewählt und jetzt meist vom Wurm zer-
fressen. Er machte hauptsächlich Violoncelli und Bässe.
Es gibt aber auch Instrumente von sehr vorteilhaftem
Äußern und gutem Ton von ihm. Eine sechssaitige
Diskantgamba mit seinem Namen und der Jahreszahl
1702, goldgelb lackiert und mit einem menschenähn-
lichen Löwenkopf am Wirbelkasten besitzt Fritz Wild-
hagen in Haiensee. Wenn die Jahreszahl richtig gelesen
ist, müßte es in Füssen zwei gleichnamige Meister
gegeben haben — vielleicht Vater und Sohn.
Geigenzettel: Joannes Stephanus Maldoner / Fecit
Füssen, 17 . (gedruckt).
Maldoner, Michael. — Füssen. Geb. um 1697,
t I.Mai 1774
Ein angesehener Lautenmacher^ der im Umlageregister
für 1741 als Ratsherr und Vater eines Sohnes namens
Dominikus aufgeführt wird. Eine Violine von ihm
(ohne Jahreszahl) ist in Füssen noch vorhanden.
Maldoner — Mallas
313
Maldoner, Michael. — Oedenburg (Ungarn).
Um 1750
Wahrscheinlich aus Füssen eingewandert. Er war nur
ein mittelmäßiger Geigenmacher, arbeitete nach
Stainer und verwendete einen dunkelroten Lack. Eine
Geige von ihm befindet sich in der Sammlung von
Pater Haas in Herzogenburg.
Geigenzettel: Abb. 525.
Maldura, G. B., lebt als Gitarren- und Man-
dolinenmacher in Rom
Maler (Maller, Mahler), Laux (Lucas). —
Bologna. 1500. 1528
Der Stradivari der Laute. Er verbesserte die Form der
Laute, indem er ihren Körper länglich, flach und breit-
spänig anlegte und dem Instrument so die dann klas-
sisch gewordene Gestalt gab. Über sein Leben ist wenig
bekannt. Meist wurde er um hundert Jahre zu früh an-
gesetzt, was schon Baron tat. trotzdem ihm sein Modell
zu modern erscheint. Daß Laux Maler ein Deutscher
war, ist zweifellos; seit wann er in Bologna lebte, läßt
sich nicht feststellen; aber daß er um 1523 dort noch
tätig und weit berühmt war, beweist die folgende Stelle
aus einem Briefe des Markgrafen Friedrich von Mantua
an Don Ercole Gonzaga: — Essendo noi uenuto in
desiderio di hauere uno lyuto fatto per mano di M'^°.
Luca Malher, ch'e li in Bolognia pregamo V. S. che
voglia esser contenta dare carico ad uno de suoi serui-
tori di cercar esso W['°. Luca et uedere se l'hauese cosa
che fosse a nostro proposito et il pretio che ne dimanda
aduertendo che noi uoressimo uno lyuto mezano cioe
che non fosse grande ne anche piccolo et bono in
excellentia . . . Mantue XIX Martii MDXXIII. (Ori-
ginal im Archiv Gonzaga zu Mantua. — Abgedruckt in
Bertolottis La Musica in Mantova, S. 34). Der be-
rühmte französische Lautenspieler J. Gaultier schreibt
1648 an C. Huygens: »Je vous dirai, que tous les luths
de bologne ä 9 cottes sont de Laux Maler, qui est mort
il y a six vingt Ans«. Das Todesjahr wäre also 1528, was
nicht unwahrscheinlich erscheint. Ausführlich wird
Laux Maler auch in Maces "Musicks Monument«
(London 1676) erwähnt. Baron schreibt von ihm:
»Lucas Mahler oder, wie er sich geschrieben, Laux
Maler ist ohne Zweiffei einer von denen ältesten und
besten Meistern, die dergleichen Instrumenta ver-
fertiget. Er lebte Anno 1415 und wie man davor hält,
nebst dem Hans Frey in Bologna. Nur ist dieses zu
verwundern, daß sie schon nach jetziger fa?on, nemlich
die Corpora länglicht flach und breitspänicht gearbeitet
haben, und werden, in soferne kein Betrug dahinter
steckt und sie originnal (oder wie der terminus tech-
nicus heist oriental) befunden, man sie vor allen
anderen aestimirt. Man bezahlt sie sehr hoch, weil sie
rar und von einem vortrefflichen Thon seyn, ob schon
zu wünschen wäre, daß man denen Künstlern, die was
rechts verfertigen könnten, auch bey ihren Lebzeiten
was zukommen Hesse, was ihnen und ihren Familien zu
statten käme, wie solches ihnen nach ihrem Tode nur
zu einer Ehre ohne Nutzen gereichet«. — Aus Ray-
mund Fuggers Musikkammer zählt das erhaltene Ver-
zeichnis unter Nr. 79 »Eine alte gute Lauten von Laux
Müller« auf; es war dies jedenfalls ein Werk unseres
Meisters. Eine Theorbe von 1515 von ihm besitzt das
Schlesische Museum für Kunstgewerbe und .'\lter-
tümer; ferner befinden sich zwei Lauten von ihm in der
Fürstl. Lobkowitzschen Sammlung auf Schloß Roudnic.
Hier ist der Name einmal »Laux Malo« geschrieben.
Auch im South Kensington Museum war eine Laute
von ihm ausgestellt. Eine breitgebaute elfspänige Alt-
laute befindet sich in der Sammlung alter Musikinstru-
mente des Kunsthistorischen Museums in Wien (C. 32).
Geigenzettel: Abb. 518.
Maler (Maller), Sigismondo, gen. II Tedesco.
— Bologna und Venedig. 1460. 1526
Ein trefflicher und berühmter Lautenmacher aus
Deutschland. Wahrscheinlich ein Bruder oder gar der
Vater des gleichberühmten Laux M., dem er an Ge-
schicklichkeit sehr nahekam. In Urkunden wird er »11
magnifico Sigismundo Maler Thedescho« genannt').
Schon zu seiner Zeit wurde auf den Lack großer Wert ge-
legt, und gerade er muß ein Meister in der Kunst des
Lackierens gewesen sein, denn Herzog Alfonso I. von
Ferrara beauftragte seinen Gesandten Tibaldi inVenedig
zu erfragen, wie Sigismondo M. den Lack bereite und
auftrage")- In dem aus dem Jahre 1566 stammenden
Verzeichnis der Raymund Fuggerschen Musikkammer
(abgedruckt bei Stockbauer) heißt es : »Nr. 46. Eine
alte Lauten von Sig. Maler. — Nr. 62. Eine alte Lauten
von Sig. Maler. — Nr. 77. Eine Bass-Alt von Sig.
Maler«. Da er in dieser Sammlung, die nur das Beste,
was es damals gab, enthielt, so reich vertreten ist, kann
man leicht auf die Wertschätzung schließen, deren sich
seine Arbeiten erfreuten. Valdrighi führt (Nr. 3980)
einen »Simeone Malta« in Venedig 1499 auf. Es ist dies
wohl eine Verwechslung mit Sigismund Maler.
Maline, Fran^ois-Alexis. — Mirecourt. Geb.
um 1822
Gewöhnliche Mirecourter Arbeit. Er datierte seine
Geigen (mit einem Brandstempel) aus Paris. Dasselbe
tun seine Söhne. — Nicht zu verwechseln mit dem
trefflichen Bogenmacher Maline, dessen Brandstempel
sich auf älteren Bögen von vorzüglicher Ausführung
und oft auch prächtiger Ausstattung (Gold- und
Silberfrosch, Schildpatteinlagen usw.) findet.
Brandstempel : Maline f ils / a Paris. — Maline / ä Paris.
Mallach, Fritz. — Kaiserslautern. 1906
Fr. Pfaffs Nachfolger. Er war auf der Nürnberger Aus-
stellung 1906 mit Geigen und Trompeten vertreten.
Mallas, Alexander. — Leith. Geb. 1826 in
Catend, f 1891 in Leith
Er war gelernter Mühlenbauer und zuletzt Verwalter
der Holzabteilung des Umpherston-Werks in Leith.
') Staatsarchiv in Modena.
-) Jacopo Tibaldi an den Herzog von Ferrara am
20. Genn. 1526 .. . »II magnifico Sigismundo Maler
Thedescho m'ha promesso far Luni proximo havere in
scripto come se fa la vernice et come l'adopn nelle sue
liuti, secondo l'Extia. V.tra me scrive desiderare d'avere.«
314
Maller — Mantegazza
.\ls solcher benutzte er jede Gelegenheit, zum Geigen-
bau geeignetes Holz ausfindig zu machen. Er machte
viele und gute Violinen, Violen und Violoncelli und
auch eine Viola d'amore. Seinen Ollack bereitete er sich
selbst. Seine letzten Lebensjahre ^\•urden durch em
unheilbares Leiden getrübt, das er mit Geduld ertrug.
Geigenzettel: A. Mallas, / Maker ,' Leith, 1883. (gedr.).
Maller, Laux s. Maler
Mally, Mario. — Triest. 1898
Ein geschickter Geigenmacher, der für das Instru-
mentengeschäft von C. Schmidl & Co. verschiedene
gute Geigen gemacht hat.
Malvolti, Pietro Antonio. — Florenz. 1700.
1733
Seine Geigen, meist von kleinem Modell, kommen
denen von Gabrielli sehr nahe und sind gut gebaut. Er
war vielleicht der Lehrer Gabriellis.
Geigenzettel: Abb. 536.
Maly, Georg. — 16. Jahrhundert
Ein von Trautm.ann ohne nähere .Angaben erwähnter
Lautenmacher des 16. Jahrhunderts.
Man (Mann), Hans. — Neapel. 1710. 1750
Jedenfalls ein Deutscher, der recht hübsche Lauten ge-
macht haben soll. Vereinzelt kommen auch nach
Stradivari und Guarneri gemachte Geigen mit seinem
Namen vor.
Geigenzettel: fians Man / fecit Neapoli (gedruckt).
Mancini, Giuseppe. — Cortona. 1839
Es gibt zwar Geigen mit seinem Zettel, doch ist in
Cortona ein Geigenmacher namens Mancini nicht nach-
zuweisen. Zur angegebenen Zeit soll sich allerdings ein
Giuseppe Mancini, der einen umfangreichen Band
lyrischer Gedichte herausgegeben hat (Siena bei
Pandolfo Rossi, 1835), in Cortona aufgehalten haben,
er war aber — Erzbischof von Siena, und es ist daher
nicht gut anzunehmen, daß er auch Muße zum Geigen-
machen hatte.
Mancini, Ventura. — Padua. 1 678
Er gehörte der Paduaner Lautenmachergilde an und
erscheint als Zeuse auf dem Lehrbrief von Matthias
Klotz.
Mandelli, Camillo. — Buenos Aires, Calco.
Geb. 12. März 1873 in Calco (Como)
Elr erlernte den Geigenbau bei Leandro Bisiach in
Mailand unter Riccardo .-Xntoniazzi. Im Jahre 1899
ging er nach Südamerika und machte sich in Buenos
Aires selbständig, wo er bei allen Musikern und
Kennern in hohem Ansehen stand. Im Jahre 1920
kehrte er in seine Heimat zurück. Er arbeitet sorgfältig
nach den eJten Meistern und verwendet einen braun-
roten Ol- und Spirituslack.
Manfredi, Giambattista. — ?
Italienischer Gitarrenmacher.
1811
Mango-Longo. — Neapel. 1749
Nur durch Gitarren und Mandollnen, die meist reich
mit Dfenbein eingelegt sind, bekannt.
Mangin. — Paris
Ein Violoncello enthielt diesen Namen.
Mann, John Alexander. — Glasgow. Geb.
13. Mai 1810 in Forfar. f 30. April 1889 in
Glasgow
Da er in seiner Jugend ein besonderes Talent zum
Bildnismaler verriet, sandte man ihn nach Edinburgh
auf die Kunstakademie. Das Studium sagte ihm aber
doch nicht zu, deshalb gab er es wieder auf und ward
zunächst Theatermaschinist. Um 1845 ließ er sich in
Glasgow als Geigenmacher nieder, und weil er ein zu
allen Kunstfertigkeiten besonders veranlagter Mann
war, erreichte er mit der Zeit eine Meisterschaft im
Geigenmachen, so daß er den besten schottischen
Geigenmachem an die Seite zu stellen ist. Er ahmte das
Stradivarimodell nach und hatte einen guten, dunkel-
gelben Ollack. Manche seiner Geigen sehen allerdings
aus, als wären sie in Frankreich vorgearbeitet; tat-
sächlich hatte er auch einen Gehilfen aus Mirecourt,
namens Lamy, und fuhr jährlich einmal nach Frank-
reich, um Einkäufe zu machen. Bei dieser Gelegenheit
knüpfte er auch eine warme Freundschaft mit J. B.
Vuillaume an.
Geigenzettel : Original Strad. copy, / fait par John
A. Mann 1865 (gedruckt). — Fait par / John .4 Mann, /
Glasgow, 1865. (gedruckt).
Manni, Paolo. — Modena. 1809. 1811
Nur Gitarren von ihm sind mir bekannt geworden.
Geigenzettel : In Modena. Paolo Mani (sie) / fece anno
1809 (gedruckt).
Manni, Pietro. — Modena. 1827
Vielleicht der Sohn Paolo M.s und wie dieser nur
Gitarren- und Mandolinenmacher.
Mansuy (Mansue). — Paris
Geigen von Mirecourter Aussehen, etwa aus der Mitte
des 19. Jahrhunderts stammend, tragen diesen Namen.
Eine trüb-braun lackierte Viola von ihm, von gewöhn-
licher .Arbeit, besitzt das Mailänder Konserv'atonum.
Mantegazza
Eine Geigenmacherfamilie, deren Name in vielfachen
Entstellungen, woran zum Teil die schwemkende
Schreibweise schuld ist, vorkommt : z. B. Montegarzia,
Montegrazia, Mantigazia, selbst Menticasia usw.
Mantegazza, Carlo. — Mailand. 1 760
Wahrscheinlich einer der Brüder von Pietro Giovanni
M. und diesem in der Arbeit nicht unähnlich.
Mantegazza, Francesco. — Mailand. 1760
Er wohnte in der Contrada di Santa Margarita, soll um
1 800 noch gelebt haben und war ein Amatinachahmer.
Mantegazza — Marchand
315
Mantegazza, Giovanni. — Mailand. 1760.
tum 1790
Wahrscheinlich ein Sohn oder jüngerer Bruder von
Pietro Giov. M.
Mailand.
Mantegazza, Pietro Giovanni.
1750. 1790
Der beste Geigenmacher aus seiner Familie. .Anfangs ar-
beitete er mit seinen Brüdern zusammen, spwter allein.
Er war recht geschickt und nahm schönes Holz;
nur sem Lack war meistens zu harzreich und erscheint
jetzt sehr stark nachgedunkelt. De Piccolellis setzt
zwischen seine beiden Taufnamen em Komma und
bekommt so zwei Geigenmacher namens Pietro und
Giovanni M. heraus. Ein Quartett von ihm (genannt »il
quartetto di lutto") war auf der Mailänder Ausstellung
1881 zu sehen. Der Lack war daran vollständig
schwarz geworden, doch gibt es auch Violinen von ihm,
die den guten, dunkelorange Lack der Mailänder
Schule tragen, der sich gut erhalten hat. Viele seiner
Arbeiten gehen auf das große Nie. .AmatimodeU zurück,
nur die Schnecke machte er größer und weniger elegant.
Geigenzettel : Pietro Giov. e fratelli Mantegazza nella /
Contrada di Santa Margarita in Milano al Segno dell'
Angelo 1 770 (gedruckt). — Petrus Jo^' fratresq. Mante-
gatia / Mediolani in via S. Margaritae anno 17 . . (ge-
druckt). — Petrus Joannes Mantegatia ;' fecit Mediolani
in Via S. Margaritae (gedruckt) und Abb. 529 u. 549.
Mantovani. — Parma
De Piccolellis teilt diesen Namen als den eines Geigen-
machers des 1 8. Jahrhunderts mit. Wenn er \s-irklich
eine alte Geige mit diesem Namen gesehen hat, dann
war *Mantovani<!' wohl nur die Heimatsbezeichnung
eines Meisters, nicht aber der Familienname, denn es
war unmöglich, irgend etweis über einen »Mantovani*-
zu ermitteln, der noch dem 18. Jahrhundert angehört
hätte. Vielleicht aber hielt de Piccolellis den .Alessandro
Mantovani für einen älteren Geigenmacher.
Mantovani, Alessandro. — Parma. 1853. 1858
Vielleicht ein Schüler von Rocca, dem er gleichkam.
Glaser in Wiesbaden besitzt eine \'ioline, Stradivari-
modell 1728, von tadelloser Arbeit, mit origineller,
prachtvoller Schnecke und rotem, dickem OUack von
schöner Leuchtkraft, voll und weich im Klang.
Geigenzettel: Alessandro Mantovani ,' fece in Parma
Anno 1853 (gedruckt).
Manzini, Lodovico. — Modena. Geb. 1804,
f um 1878 in Reggio-Emilia
Er machte nur Gitarren und Mandolinen, die seinerzeit
geschätzt waren.
Manzone, Giovanni. — Mailand. 1624
Ein von Valdrighi (4502) mitgeteilter Name eines
Lautenmachers.
Maprochini, Giuseppe. — ? 1801
Seine Arbeit ist unschön, der Ton aber trotzdem nicht
schlecht. Harr\- Dj-kes m London bot eine Geige von
ihm für 8 £ an.
Mar, Johann. — Stuhlweißenburg. 19. Jahrh.
Sein Neune kommt auf Reparaturzetteln vor.
Marafi (Morosi?), Ambrogio. — Mailand.
18. Jahrhundert
.Als Geigenmacher war er nicht bedeutend, dagegen
baute er recht gute Lauten und Mandolinen. Eine zehn-
saitige Laute mit sehr schönem Dachstem besitzt Rob.
Leibbrand in Berlin.
Geigenzettel : .Ambrogio \Iaraf i / Milano vicino a St. /
Giovanni alle case rotte (geschrieben) (Casserettc?).
Maratea, Michele e Domenico e figh. —
Neapel. 1887. 1900
Aus der Schule der Vmaccia hervorgegangene \Ian-
dolL
acher.
Maratti, Giambattista. — Verona. 1690. 1700
Seine Geigen zeigen ein kleines Modell und mittel-
mäßige .Arbeit. Von anderen wird der Vorname Carlo B.
(wohl nicht Batt., sondern Borr.) angegeben. Vielleicht
hat man es mit zwei verschiedenen Meistern derselben
Fam.ilie zu tun.
Maravelli, Giuseppe
Neuerer italienischer Geigenmacher.
Marc. — Verdun. 19. Jahrhundert
Nur als Reparateur bekannt.
Marcard, Paris, findet man manchmal als
Brandmarke auf Geigen und Gitarren
Marcelli (Marcello), Giovanni Antonio. —
Cremona. 1696. 1697
Werm auch kein hervorragender Meister, hat er doch
emige hübsche Geigen gemacht, darunter gute V^iolon-
celli rmt kunstvollen Einlagen. Er verwandte emen
gelben Lack und geschriebene Pergamentzettel.
Geisenzettel : Joannes Marcelli / fecit Cremonae /
.MDCXCVl (gedruckt).
Marchai, Pierre -Paul. — Mireccurt. 1725.
1738
Vielleicht der Vater von \larechal (s. d.).
Marchemd, Claude -Fr an ^ois. — \hrecourt.
1775
Bogenmacher. .Auch em Jacques M. kommt feist gleich-
zeitig cJs Bogenmacher vor.
Marchand, Frangois -Eugene. — Paris. Geb.
1872 in .Mirecourt
Schüler von Duremd, Chifxtt und Laurent. Um 1890
trat er bei Hill in London ein, 1897 kam er zu Silvestre
nach Paris, machte sich hier im Jahre 1902 selbständig
und erwarb sich den Ruf eines geschickten Meisters.
Marchand, Joseph. — Mirecourt. 1744. 1765
Geigen- und Bogenmacher.
316
Marchetti — Marengo-Rinaldi
Marchetti, Abbondio. — Mailand. 1815. 1840
Er hat nur wenige Geigen gemacht ; diese aber sind so-
wohl in der Arbeit als im Holz gut, haben sehr schönen,
braunroten Leck und prächtigen Ton.
Geigenzettel: Marchetti-Abbondio / Fece in Milano
l'anno 1816 (gedruckt).
Marchetti. Enrico. — Turin. 1884. 1894
Ein besserer Meister aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts, der u. a. 1885 eine silberne Medaille
in .Antwerpen erhalten hat.
Marchetti, Vittorio. — Turin. 1894
Wahrscheinlich ein Sohn von Enrico M., dem er in der
Arbeit nahesteht.
Marchi,Gian Antonio. — Bologna. 1660. 1726
Seine Arbeit erinnert manchmal an die A. Gaglianis.
Sein Modell ist eigenartig gewölbt, das Holz recht gut
und der Lack von dunkelgoldgelber oder rötlichbrauner
Farbe. Die Schnecke ist kräftig geschwungen, und der
Ton seiner Geigen, namentlich seiner Violoncelli,
breit und voll. Es scheint übrigens auch im 18. Jahr-
hundert ein gleichnamiger Meister gelebt zu haben,
denn es gibt gleichlautende Zettel, die Jahreszahlen bis
1794 aufweisen. Die Zettel sind mit und ohne Rand-
einfassung. Die Geigen dieses jüngeren Marchi, im
allgemeinen sauber gearbeitet, zeigen kein schönes
Modell und haben mittlere Wölbung, an Stainer er-
innernde F-Löcher und lange Mittelbügel.
Geigenzettel: Abb. 532 und 535.
Marck, Johann Joachim. — Hamburg. 1797
Ein Instrumentenmacher, der am 12. Mai 1797 Bürger
wurde.
Marco-Antonio (?). — Venedig. (1700 (?)
Vidal gibt diesen Namen als den eines venetianischen
Geigenmachers. Offenbar handelt es sich da nur um die
Taufnamen eines solchen, wahrscheinlich also um
Marco Antonio Novello.
Marconcinl, Gaetano. — Ferrara. 1830
Sohn von Luigi M., aber nur ein mittelmäßiger
Geigenmacher.
Marconcinl, Gmseppe. — Ferrara. Geb. um
1774, t 17. Jan. 1841
Sohn von Luigi M., Schüler von Storioni. Seine
besseren Geigen erinnern an die seines Lehrers; auch
sein rötlicher Lack ist für seine Zeit noch gut zu
nennen. Seine Biographie veröffentlichte Filippo
Zaffarini, ein Freund Paganlnis und selbst ein guter
Geiger.
Marconcini, Luigi (Aloisio). — Bologna, Fer-
rara. 1760. 1791
Schüler des Omobono Stradivari. Er hat anfangs in
Bologna gearbeitet, bevor er sich in Ferrara niederließ.
Ein Archiliuto von ihm besitzt das Musikhistorische
Museum von W. Heyer in Köln. Seine Geigen sind
recht gut, namentlich aber seine Violen. Eine gute
Geige von ihm aus dem Jahre 1791 besitzt Dr. Küspert
in Hof. Eine kleine Viola d'amore von sehr sauberer
Arbeit befand sich 1895 in Wiener Privatbesitz. Einen
Kontrabaß von 1768 besaß noch im Jahre 1820 das
Mannheimer Theaterorchester. In einer zehnsaitigen
Vicla d'amore findet sich der folgende Zettel : Aloysius
Marconcini
(gedruckt).
/ F.
erranensi
de Fe
1770.
Marconi?, Luigi. — Ferrara. 1768
Im Verzeichnis der Mannheimer Hoftheaterorchester-
instrumente vom Jahre 1820 wird ein Baß von Luigi
Marconi in Ferrara erwähnt. Es hegt hier wahrschein-
lich ein Lesefehler vor, der dadurch veranlaßt wurde,
daß in Mannheim ein Luigi Marconi als Kontrabassist
von 1769 — 1788 im Hoforchester tätig war. Der Baß
wird von Luigi Marconcini gebaut gewesen sein.
Marconte, Charles Adolphe. — Mirecourt.
1840
Ein Geigenmacher, der gerne Paris als den Ursprungs-
ort seiner Arbeiten ausgab, die übrigens sehr gewöhn-
lich waren.
Marcus, Joannes s. Grappello (Grapello)
Mardon, J. — Exeter
Er dürfte um die Mitte des 19. Jahrhunderts gelebt
haben ; seine Geigen sehen aus wie die Arbeiten eines
begabten Liebhabers.
P
ans.
1786.
Marechal (Mareschal, Marchai).
1801
Geigen von ihm dürften selten vorkommen, da er nur
in seinen ersten Jahren solche machte; später war er
hauptsächlich Gitarren-, Mandolinen- und Klavier-
macher und ist dafür bekannt, daß er 1801 die Gitarre
durch Hinzufügung einer sechsten Saite (mi) vervoll-
kommnete. Er schrieb seinen Namen in stets wech-
selnder Rechtschreibung. Im HohenzoUernmuseum im
Schlosse Monbijou (Luisenzimmer) wird eine Gitarre
in Lyraform von Birken- und Tannenholz, mit Perl-
mutter eingelegt, aufbewahrt, mit der Inschrift:
Marechal Luthier ä Paris. Seine Adresse gibt eine
Theorbe in Berlin aus der Sammlung Snoeck Nr. 306:
Mareschal luthier, rue Rameau, 1 1 / pres l'Opera, ä
Paris. Eine Viola (Alte) in derselben Sammlung
(Nr. 497) trägt den Zettel : Marchai ä Paris 1 786. Ob er
mit dem Instrumentenmacher Marchai in Nancy, der
durch seine tragbaren kleinen Orgeln ^) bekannt war,
zusammenhängt, läßt sich nicht feststellen.
Geigenzettel: Marechal Luthier / Facteur de Piano /
Rue Neuve Le Peletier , pres l'Opera No 2 / ä Paris
179... (gedruckt).
Marengo-Rinaldi, Romano. — Turm. Geb.
20. Juni 1866 in Alba (Piemont)
Sohn eines Kunsttischlers und kurze Zeit Schüler von
Enrico Marchetti. Er war drei Jahre in Paris und
London bei Geigenhändlern tätig, wo er sich seine
^) Erfunden von dem Modeneser Barben.
Margale — Marizot
317
Kenntnis alter Instrumente erwarb. 1889 wurde
er Gioffredo Rinaldis Nachfolger. Er arbeitet nach den
von Pressenda stammenden Modellen, wie er auch
goldgelben Lack nach Pressendas Rezept anwendet. Er
besitzt goldene und silberne Medaillen (von Turm
1898, Paris 1900 usw.).
Geigenzettel : Abb. 557.
Margale, Fran^ois. — Mlrecourt. Geb. I . Nov.
1728, t2 I.Juni 1788
Sohn und Schüler von Charles M., der schon 1712
nachweisbar ist; er galt als guter Geigenmacher und
war auch ausübender Geiger.
Margini, Antonio. — Cremona (?). 1693
Ein bisher nicht bekannter »Cremoneser*. von dem
sich eine dunkelrot lackierte Violine in Boryslaw in
Galizien befindet. Der nicht einwandfreie Zettel, bei
dem vielleicht der Schreiber die Namen Antonius
Stradivari und Paolo Maggini mischen wollte, lautet:
Antonius Margini / in Cremona. 1693 (gedruckt).
Maria, Giuseppe da. — Neapel. 1770. 1779
Er wohnte unweit dem Collegio di Musica (gegründet
1537), das in dem neben der Kirche S. Pietro a Maiella
befindlichen Klostergebäude untergebracht ist. Seine
wenigen leidlich hochgewölbten Geigen sind nicht be-
sonders hervorragend, haben aber schönen, orange-
gelben Lack. Dagegen sind seine Mandolinen berühmt;
ein Prachtexemplar (Mandola) besitzt Gautier in Nizza.
Eine gute Violine von ihm besitzt Dr. J. Geyer in
Budapest.
Geigenzettel : Joseph di Maria di Nap. / in strada S.°
Pietro a Maiella / fece in Napoli Aiio Dm I 778 (gedr.).
Maria (Marius), Joannes — . . . 1515. 1540
In alten Violen usw., sowie in der aus dem Besitze
von A. Hajdecki und E. Rott in das Eigentum von
Hill & Sons in London übergegangenen Lira da f raccio,
die früher einen als gefärbt erwiesenen Zettel mit dem
Wortlaut »Gasparo Duiffopruggor Bonoriensis anno
1518« trug, finden sich die beiden Taufnamen Joannes
Maria, die in der verbundenen Form »Giammaria«
(Gianmaria) keine Seltenheit sind. Auch einige Lauten-
und Geigenmacher mit diesen Taufnamen lassen sich
nachweisen , wie z. B. del Busetto oder auch dalla
Corna usw. Es wäre sehr erfreulich, wenn sich der
Meister der erwähnten Lira noch einmal feststeilen
ließe.
Marjanenko, Luka. — Kertsch, Kiew. Geb.
nach 1870 in Kertsch
Ursprünglich für einen anderen Beruf bestimmt, wurde
er 1893 durch die Schriften A. Lemans angeregt, sich
dem Geigenbau zuzuwenden. Natürliche Begabung und
Fleiß halfen ihm, sich durch Selbststudium die nötigen
Fertigkeiten anzueignen. Er reiste mit seinen Geigen
ins Ausland, wo er von bedeutenden Geigern ermuntert
wurde. Er ließ sich als Geigenmacher zuerst in Kertsch
nieder und siedelte nach 1906 nach Kiew über. Er ist
sehr fleißig, hat schon zahlreiche Instrumente gebaut
und arbeitet sehr sauber nach Maggini, Stradivari und
nach einem eigenen Modell. Die Ecken macht er sehr
scharf und die F-Löcher etwas steif. Sein dunkelroter
oder gelbroter Spintuslack ist dünn aufgetragen. Der
Ton ist groß, aber scharf.
Mariani, Antonio. — Pesaro. 1636. 1680
Seine Zeit wird gewöhnlich fast um 100 Jahre zu früh
angenommen; Vidal, Valdrighi u. a. setzen ihn in das
Jahr 1570. Dagegen sprechen sowohl seine Geigen als
auch seine Zettel. Wenn auf diesen 1619 zu lesen ist,
so scheint diese Zahl aus 1649 entstanden zu sein. Er
konnte sehr gute Geigen bauen, und hatte einen präch-
tigen Lack, namentlich seine Violoncelli verdienen alles
Lob, doch kommen auch mittelmäßige Geigen von ihm
vor, die als seine Jugendarbeiten gelten. An diesen ist
das Holz unschön und gewöhnlich ; die F-Löcher sind
roh mit dem Messer ausgeschnitten, die Schnecke
ziemlich plump, doch klingen seine Geigen immer gut.
Die Geigen werden gern für Arbeiten Gaspar da Salös
ausgegeben, obwohl sie wegen ihrer doppelten Ein-
lagen eher an Magginis Stil erinnern. Übrigens ist
auch sein Name von Fälschern oft mißbraucht worden.
Wegen der weit auseinanderliegenden Jahreszahlen
nehmen manche zwei gleichnamige Meister an. Er ver-
wendete verschiedene Zettel. Eine Violine aus dem
jähre 1666 von ihm besitzt J. T. Chapman. Eine von
W. Th. Jaura verkleinerte braun lackierte Viola mit
doppelter Einlage, schief gestellten, schwimglosen F-
Löchern, flach gewölbt mit fast gar nicht ausgestoche-
ner Schnecke besitzt Univ. -Prof. Dr. L. Rethi in Wien.
Geigenzettel: Antonius de Marianis / fecit Pisauri anno
1638 (gedruckt). — Antonio Mariani / Fece in Pesaro /
Anno 1680 (gedruckt) und Abb. 545.
Mariani, Fabio. — Pesaro. 1679
Vielleicht ein Sohn Antonios. Er wird als Geigenmacher
von Valdrighi (4299) erwähnt, obwohl Arbeiten von
liim nicht nachzuweisen sind.
Mariano, Davide Chirone. — Como. 1904
Von ihm war eine gute Viola in der Londoner italieni-
schen Ausstellung zu sehen.
R
om.
1770.
Marino, Bernardo (Bernardino).
1805
Er steht unter Tecchlers Einfluß, kann aber nur als
Handwerker gelten. .Sein Lack ist rötlichbraun, der
Ton stumpf, so daß selbst eine tadellos erhaltene Ceige
von ihm kaum höher als eine gleichalte Mittenwalder
bewertet werden kann.
Maris. — Firenzuola
Ein von Valdrighi (1969) aufgeführter Musikinstru-
mentenmacher, der aber in Firenzuola gänzlich un-
bekannt ist. Auch in der ganzen Umgebung kommt
dieser Name nicht vor.
Marizot, Bastien. — Charkow. 1870. 1892
Er kam aus Mirecourt als Gehilfe zu Salzard nach
Moskau und machte sich später in Charkow selb-
ständig. Seine Arbeit entspricht gutem Mirecourter
Durchschnitt.
318
Marks
Martin
Marks, Wilhelm. — München. Geb. 1847,
120. Juli 1902
Em Musikinstrumentenmacher, der außer Geigen
hauptsächlich Zithern, Gitarren usw. gemacht hat.
Geigenzettel: Wilhelrn Marks/ Instrumentenmacher/
München 1883 (gedruckt).
Markstein. — Wien. 1918
Ein Ingenieur, der die Veränderungen in der Struktur
des Geigenholzes durch die Wirkung der Schwingungen
und des Alters, ähnlich wie seinerzeit Karl Zach,
künstlich nachahmen will. Es hat sich bereits eine Ge-
sellschaft gebildet, die seine Erfindung ausbeutet und
als TIM-Geigen (d. h. Ton- Instrumente-Markstein)
in den Handel bringt.
Marlier, Nicolas. — Mirecourt. 1785
Von A. Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Marnie, John. — Padanaram. Mitte des
19. Jahrhunderts
Ein Schüler von Findlay und wie sein Meister ur-
sprünglich Weber. Später wurde er Gärtner in Logie
(Forfarshire). Er hat nach einem Guarnerimodell etwa
em halbes Hundert Violinen gemacht. Die Arbeit ist
jedoch unbeholfen und unfein.
Marquardt, Geo. W., lebte als Geigenmacher
in Boston
Marschall, Wilhelm. — Elbing. 1824
Wahrscheinlich ein Sohn des Tischlers Johann Fried-
rich M., der sich in den Vollmachten der Elbinger
Bürgerschaft für die zur Huldigung in Marienburg am
27. September 1772 Deputierten als >^]'üngster Meister«
des Gewerks der Tischler bezeichnet. Da dieser Tisch-
ler bereits Musikinstrumente geflickt haben soll, ist
anzunehmen, daß auch Wilhelm M. im Hauptberufe
Tischler war. Er ist mir auch nur als Reparateur be-
kannt geworden. In Elbing war nichts über ihn zu er-
mitteln.
Geigenzette! : Reparirt von Wilhelm Marschall / in
Elbing 1829 (gedruckt).
Marshall, John. — London. 1750. 1759
Ein Zeitgenosse von Thomas Smith, aber geschickter
als dieser. Er ahmte das Stainermodell nach, machte
auch gute Lauten und Mandolinen und war, den Be-
merkungen nach zu urteilen, die man manchmal auf
seinen Zetteln geschrieben findet, ein Mann von
humoristischen Anlagen (z. B. »Good Beef 1 .5') . A pound
But trades all very Bad«). Eine Violine von ihm vom
Jahre 1 754 ist in J. T. Chapmans Besitz.
Geigenzettel : Johannes Marshall (in vivo novo / juxta
Conventam Hortum) Londini / fecit 1757 (gedruckt).
Marshall, John. — Aberdeen. Geb. 15. Jan.
1 844 unweit von Methlick
Er begann im Jahre 1 870 zuerst Geigen zu machen und
hat seitdem etwa 300, vorzugsweise nach Stradivari,
aber auch nach einem eigenen Modell, gemacht. Er
verwendet jetzt nur Ollack, doch nimmt er manchmal
die Holzstärken zu dünn.
Geigenzettel : John Marshall / Violin Maker / Aber-
deen. / 1896 J. M. (gedruckt).
Marstrand, Nicolai Jacob. — Kopenhagen.
Geb. 1770 in Norwegen, f 1829 in Kopen-
hagen
Er baute gute Streichinstrumente und war auch als
Klavier- und Harfeninacher geschätzt.
Geigenzettel: Nicolaus Jacobus Marstrand / fecit
Havniae 18 . . (gedruckt).
Martani, Antonio. ■ — Reggio-Emilia. Geb.
1804, t 1866
Er hat nur wenig neue Geigen gemacht und wandte
seine ganze Kunst an das Ausbessern alter Instrumente.
Martens, Johann. — Lübeck. 1880. 1897
Ein Musiker, der ohne Sachkenntnis ziemlich viele
Geigen »ausgebessert« hat. Er glaubte, besonders das
Lackieren zu verstehen und wusch daher mit Vorliebe
den alten Lack ab und ersetzte ihn durch einen schlech-
ten Firnisanstrich.
Geigenzettel : Johann Martens / Lübeck. / Reparirt
1887 (gedruckt).
Martin, Adam s. Johann Adam Martin
Martin, Alexandre. — Paris. 1890. 1910
Sohn von Charles M. und dessen Nachfolger. Er hat
eine Reparaturwerkstatt und handelt mit alten Geigen.
Martin, Arthur. — Löbtau-Dresden. Geb.
17. Sept. 1870 in Gunzen
Mit 14 Jahren kam er zu Neumärker in Schöneck in
die Lehre; vier Jahre später arbeitete er bei Roth in
Markneukirchen ; von da ging er zu Liebich nach Bres-
lau und arbeitete zuletzt sechs Jahre bei Kessler in
Berlin. Er machte sich zunächst in Markneukirchen
selbständig, verlegte aber nach wenig Jahren seinen
Wohnsitz nach Löbtau bei Dresden, wo er ein aus-
reichendes Arbeitsfeld gefunden hat. Er macht neue
Geigen »über Form« und verwendet einen selbst-
bereileten Ollack.
Martin, C. — New York
Wahrscheinlich ein Vogtländer, der hauptsächlich Gi-
tarren baute.
Martin, Charles. — Paris. 1863
Neffe und Nachfolger von Guillaume Martin im Ge-
schäfte Lejeunes. Das Geschäft wurde von der Witwe
fortgeführt und ging 1890 auf Alexandre M. über.
Martin, C. A., war um 1860 in Annaberg an-
sässig
Geigenzettel : C. A. Martin /Annaberg 1860. (gedruckt).
Martin. Ernst Otto — Martin, Otto Oswald
319
Martin, Ernst Otto.
30. Aug. 1887
Markneukirchen. Geb.
Ältester Sohn und Schüler vonWilh. Ernst M., dessen
Werkstatt er in Gemeinschaft mit seinem Bruder er-
folgreich fortführt. Er ist ein sorgfältig arbeitender,
tüchtiger Meister.
Martin, Guillaume. — Paris. 1822
Neffe und Nachfolger von Lejeune. Hauptsächlich
Händler und Reparateur.
Martin, H. Richard. — Magdeburg, Bukarest.
Geb. 21 . JuH 1866 zu Breitenfeld
Er ließ sich zuerst m Magdeburg nieder, ging von da
Ende 1892 nach Budapest und begründete dann 1895
in Bukarest sein Geschäft als Streichinstrumenten-
macher.
Martin, Johann Adam. — Brück (Brugg). 1 726
Vielleicht der Stammvater der vogtländischen Geigen-
macherfamilie semes Namens. Er dürfte aus Brück bei
Wildstem (Böhmen) in das Vogtland eingewandert sein ;
aus seinem Zettel ist nicht ersichtlich, wo er gelebt hat,
nur seine Heimat gibt er an. Aus Geschäftsrücksichten
scheint er später auf seinen Zetteln aus PrUg — dem
Beispiel anderer Vogdänder folgend — »Prag<5 gemacht
zu haben. In Neukirchen war er sicher nicht ansässig,
der dortigen Zunft gehörte er auch nicht an, und das
erste Mitglied der Familie Martin, das 1760 in die
Zunft aufgenommen wurde, wird als »Fremder« be-
zeichnet. Seine Geigen sind im gewöhnlichen vogt-
länder Stil seiner Zeit gehalten. Oberrealschullehrer
Oswald Bogs in Bromberg besitzt eine ziemlich flach
gebaute Violine von ihm, mit kleiner Schnecke und
schwarzbraunem dünnen Lack, ohne Einlage, aber
von recht gutem Ton.
Geigenzettel : Abb. 547.
Martin, Joh. Adam I. — (Mark)Neukirchen.
Geb. 1739, t 24. Jan. 1808, 68 Jahre 5 Mon.
4 Tage alt
Er wurde am 28. Mai 1 760 Meister, und zwar heißt es
im Zunftbuch ausdrücklich von ihm, daß er »ein Frem-
der« war. Auf seinen Zetteln schrieb er sich kurzweg
Adam M.. Da er sehr oft die Jahreszahl auszufüllen
unterließ, war es ein leichtes, seinen Geigen später da-
durch ein höheres Alter anzudichten, daß man frühe
Jahreszahlen darauf schrieb. Zettel mit Zahlen, die
vor 1760 liegen, sind daher gefälscht. Sein Modell ist
das im Vogtland seiner Zeit gebräuchliche, der Lack
von gelblicher oder gelbbrauner Farbe.
Geigenzettel: Adam Martin, / macht mich in Neu-
kirchen, in Voigt- / land bey Adorf, Ao. 1 732 (gedr.).
Martin, Johann Adam II. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 1745, f 26. Febr. 1828
Er war der Sohn eines Meisters. Nachdem er allen Vor-
schriften bei der Aufnahme in die Zunft entsprochen
und sein Meisterstück, bestehend in einer einfachen
und einer eingelegten Violine, zur allgemeinen Zu-
friedenheit angefertigt hatte, wurde er am 21 . Mai 1766
als Meister aufgenommen. Er starb in einem Alter von
82 Jahren 10 Monaten und 22 Tagen.
Martin, Johann Adam III. — (Mark)Neu-
kirchen
Er war ein »Fremder«, also wohl ein Sohn Joh. Ad. M.s
aus Brück in Böhmen und wurde im Jahre 1 774 Meister.
Sein Modell unterscheidet sich in einigen Teilen von
dem seiner Neukirchner Zeitgenossen; auch ist sein
Lack viel heller und spielt ins Gelbliche. Der Ton ist
gut.
Geigenzettel: Johann Adam Mardin / in Neukirchen
bey Adorf (gedruckt).
Martin, Johann Adam IV. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 28. Aug. 1767, f 21. Juli 1830
Wahrscheinlich ein Sohn von Joh. Adam I M. Da er
diesen nur um zwei Jahre überlebte, läßt sich seine
Arbeit von der des älteren Martin schwer trennen.
Martin, Johann (Hans) Georg. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 1718, f 20. Dez. 1775
Er war Bürger und Geigenmachergeselle, als er am
5. Februar 1 742 das Meisterrecht erwarb. Er war ver-
mutlich ein Sohn des der Neukirchener Zunft nicht
angehörenden Johann Adam M., weshalb er 22 Taler
Aufnahmegebühren bezahlen mußte. Seine Geigen sind
nicht schlecht im Ton und haben meist schöneres Holz
als die vieler anderer Neukirchner.
Martin, John. — Gateshead. 1870
Englischer Geigenmacher.
Martin, Joseph. — Mirecourt. 1738. 1748
Als Luthier in den Akten genannt.
Martin, Jules. — Germigny. 1887
Arbeitete vorübergehend mit Menesson (pseud. »Jos.
Guanni«) zusammen. Aus dieser Zeit stammen einige
gut gelungene Geigen.
Martin, Max Alfred. — Markneukirchen. Geb.
18. März 1891
Zweiter Sohn und Schüler seines Vaters Wilh. Ernst M.
und in Gemeinschaft mit seinem älteren Bruder dessen
würdiger Nachfolger. Er ist ein geschickter Meister
und gleichzeitig ein guter Violoncellist.
Martin, Nicolas. — Mirecourt. 1764. 1781
Vielleicht der Großvater von Nicolas M. in Vichy.
Martin, Nicolas. — Vichy. 1872. 1897
Ein Mirecourter, der sich in Vichy niedergelassen hat,
und viel mit Wiederherstellungsarbeiten beschäftigt
war.
Geb.
Martin, Otto Oswald. — Milwaukee.
31. März 1870 in Markneukirchen
Schüler der Fachschule für Instrumentenbau in Mark-
neukirchen. Von 1884 — 1893 arbeitete er in Frank-
320
Martin — Massai
fürt a. M., Hamburg, Leipzig und Dresden usw. und
ließ sich 1893 in Milwaukee als Geigenmacher nieder.
Er ahmt italienische Meister nach und verwendet einen
Spirituslack, den er mit ätherischen Ölen und weichen
Harzen ansetzt.
Geigenzettel: Made by Otto Oswald Martin / Mil-
waukee, Wis., July 1901 (gedruckt).
Martin, Wilhelm Ernst. — Markneukirchen.
Geb. H.Dez. 1862, t 6. Dez. 1907
Schüler von Ernst Gläsel ; sowohl als Geigenmacher
wie als Bogenmacher gut vorgebildet eröffnete er 1883
seine eigene Werkstatt. Er arbeitete mit großer Sorg-
falt nach Italienischen Vorbildern, verstand sich sehr
gut auf das Lackieren und eroberte sich bald einen
großen Kundenkreis, namentlich in Nordamerika, wo
noch heute die »Ernst Martin-Geigen« sehr geschätzt
werden. Wertvolles hat er namentlich in seinen Kopien
nach Lupot geschaffen. Seine beiden Söhne Ernst
Otto M. und Max Alfred M. erzog er gleichfalls zu
tüchtigen Geigenbauern und zu seinen würdigen Nach-
folgern.
Martin. — London. 1790. 1800
Er wohnte Hermitage Bridge, Wapping. Seine Geigen,
die übrigens selten vorkommen, unterscheiden sich so
sehr von den englischen Arbeiten seiner Zeit, daß man
ihn wohl mit Recht für einen Eingewanderten hält.
Martinelli, gen. II Gobbo. — Modena
Ein Instrumentenmacher des 1 7. Jahrhunderts, der
außer Bässen auch Clavizimbeln und Klaviere machte.
Martlnez, Alonso. — (Malaga?)
Ein Geigenmacher, den Valdrighi (3545) aufzählt, ohne
Ort und Jahr anzugeben.
Martinez, Jose. — Malaga. 1825
Hauptsächlich Gitarren- und Mandolinenmacher.
Seine Instrumente zeichnen sich durch gutes Rosen-
holz und schöne Einlagen aus.
Martini, Giovanni Simone. — Todi. 1608
Ein wenig bekannter Lautenmacher des 17. Jahrhun-
derts.
Martini, Johann Friedrich. — Lobeda. Um
1830
Er soll ein Schüler von J. A. Otto gewesen sein. Eine
Gitarre (Nr. 15) von ihm besitzt das Bachhaus in
Eisenach.
Geigenzettel: Johann Friedrich Martini / Instrumen-
tenmacher zu Lobeda / bey Jena (gedruckt).
Martini, Leop., war im 19. Jahrhundert in
Calliano (Tirol) ansässig
Martini, Luigi. — Florenz. 1680 (?)
Vielleicht ein Sohn von Giov. Sim. M. Eine reich-
eingelegte Mandola mit kunstvoller Rose von treff-
licher Arbeit in der Berliner staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente (Nr. 733) trägt seinen Namen.
Martschenko, W. I, ein ukrainischer Geigen-
macher, der in Poltawa lebt und auf der Aus-
stellung in Niznij-Novgorod eine Medaille
erhielt
Martyniuk, Vasyl. — Ostapie (bei Skalat,
Galizien)
Ein ruthenischer Streichinstrumenlenmacher aus dem
letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts, der u. a. 1894
in Lemberg eine podolische Violine ausgestellt hatte.
Marverti, A. — Modena. 1834
Mittelmäßiger Geigenmacher aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts, der nur billige Geigen von recht ge-
wöhnlicher Arbeit hergestellt hat.
Marx, Justus. — Kassel. Geb. 28. Dez. 1869
in Kassel
Von 1885 — 1888 Schüler von H. Reinhold. Er ging zu
seiner weiteren Ausbildung noch auf drei Jahre nach
Schönbach und Markneukirchen und eröffnete im Au-
gust 1891 seine eigene Werkstatt.
Geigenzettel : Justus Marx Geigenmacher / Faciebat.
Cassel (gedruckt).
Maschauer, Martin, ist in Watzkenreuth bei
Fleissen tätig
Mascotti (Mascoto), Giuseppe. — Rovere.
1637
Wahrscheinlich identisch mit Mafeotto, s. d. In einer
Chitarrone findet sich der fclgende Zettel : »Giuseppe
Mascotti / da Rovere fecit anno 1637 (gedruckt).
Mascut, Joh. Jos. — Prag. 1787
Wohl schlecht gelesen für Muschl, s. d. (Ein »Mascut«
ist nicht nachzuweisen).
Maseneer, Jean de. — Brüssel. 17. — 18. Jahr-
hundert
Er machte Pochetten und Geigen; seine Zettel sind,
soweit mir bekannt, alle ohne Datum.
Masgontier, Jacques. — Saragossa. 1806
Ein in Spanien ansässiger Franzose, der aber dort nur
gewöhnliche Arbeiten ausführte.
Geigenzettel: Jacobus Masgontier, Gallicanus reaedi-
ficat in / Cesar Augusta 1806 (gedruckt).
Mason. — London. 1775
Ein englischer Dichter, der auch als Erfinder eines
Streichklaviers oder Violinpianos bekannt geworden ist.
Massai, Giuseppe. — ? 1800
Eine Laute in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln (Nr. 508) aus Florenz trägt einen Reparatur-
zettel mit diesem Namen ohne Ortsangabe.
Masson Mathieu
321
Masson, Nicolas und Antoine. — Paris. Geb.
in Thons (Vogesen) 13. Mai 1863 und
15. Sept. 1864
Zwei Brüder, die durch Selbststudium das Geigen-
Mastini, Giacomo Alessandro. — Penna. 1730
P. de Wit veröffentlicht den geschriebenen Zettel ohne
nähere Angaben.
Matabosch, Juan. — Barcelona. 1797
Er soll gute Gitarren gebaut haben. Sein Zettel ist bei
P. de Wit zu finden.
machen erlernten und sich »unter Zugrundelegung der
physikalischen und akustischen Gesetze und unter
Beobachtung der von den Cremoneser Meistern auf-
gestellten Regeln« ein eignes Modell schufen. Nach Matern, Johann Christoph. — Warmbrunn
zwölfjährigem wissenschaftlichen Studium und durch
zehn Jahre fortgesetzten Versuchen traten sie am
1 . Juli 1899 in die Öffendichkeit und haben ihre Werk-
statt für die Anfertigung von Violinen, Bratschen und
Violoncelli in der Rue Ramey 44 begründet. Sie ko-
pieren auf Wunsch die Modelle von Amati, Stradivari
und Stainer, bevorzugen jedoch ihr eigenes Modell,
dem sie elegantere Form und leichtere Spielbarkeit
18. Jahrhundert
Arthur Voß in Charlottenburg besitzt eine sieben-
saitige, hochgewölbte Viola d'amore von ihm mit gelb-
braunem Lack, schwerfällig in der Form und ziemlich
roh gearbeitet.
Geigenzettel: Joh. Christoph Matern / Violinmacher /
Warmbrunn nächst Hirschberg (geschrieben).
zuschreiben, und mit dem sie den modernen An-
forderungen an den Tonumfang besser Rechnung Mathes, J.A. — Berlin. 1825. 1830
Nur als Gitarren- und Lautenmacher bekannt, doch
tragen zu können glauben. Ihren Lack, der schön gold-
rot ist, bereiten sie selbst und behandeln die Her-
stellung als Geheimnis.
Geigenzettel: Abb. 552.
Mast, (Blaisot) Bloise. — Mirecourt?, Paris.
1821
Wenig hervortretender Meister, der nach A. Jacquots
Vermutung wahrscheinlich Blaisot hieß und der
Schwager oder Schwiegervater von J. L. Mast gewesen
sein könnte. Er datierte seine Instrumente von Paris
aus, so z. B. eine Gitarrelyra der Sammlung Snoeck
(Nr. 364) in Berlin.
Mast, Jean-Laurent. — Mirecourt, (Paris?).
1750. 1789
Geschickter, aber wenig geschätzter Geigenmacher aus
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Flaches Mo-
dell, dicker Spiritusharzlack, der so stark nachgedunkelt
hat, daß er jetzt ganz schwarz wirkt. Er verwendete
innen und außen eine Brandmarke: J. L. Mast / A PA-
RIS. Er war seit 1775 der Schwiegervater von Fran-
?ois II. Nicolas.
Mast, Joseph -Laurent. — Toulouse. 1802.
1830
Geboren in Mirecourt, Sohn von Jean L. M., Schüler
von Didier Nicolas. Seine Arbeit läßt seine Schule
deutlich erkennen, doch hat er einzelne Geigen aus
schönem Holz mit besonders großer Sorgfalt durch-
geführt: nur die F- Löcher liegen schräge und sitzen
bei ihm selten an der richtigen Stelle. Sein Lack ist
gelb oder rötlich und sieht gut aus. Auch Gitarren Mathieu,
(Lyra- und Harfengitarren) von ihm kommen vor. Den
Boden seiner Instrumente verzierte er gerne mit weib-
lichen Bildnissen u. dgl. Er verwandte untenstehende
Brandmarke »Mast fils Toulouse«, der er manchmal
die Jahreszahl beifügte, und verschiedene Zettel. Ar-
beiten von ihm besitzen das Pariser Konservatorium
und Baron de Lery.
Geigenzettel : Racommode par Mast rue / des Balances
ä Toulouse 1808 (gedruckt). — Josephus Laurentius
Mast / fecit Apollini Deo Harmoniae / 1816 (gedruckt).
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher. Ed. II
soll er auch Klaviere gebaut haben, wie sein Vorgänger
Thielemann. Eine Lyragitarre aus Zedernholz von ihm
befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln. Das Bachhaus in Eisenach besitzt eine schöne
Lyragitarre (Nr. 17) aus dem Jahre 1830 von ihm.
Geigenzettel: J. A. Mathes, vorm. J. G. Thielemann /
Berlin, Lindenstr. No 82 / Anno 1826 (gedruckt). —
J. A. Matthes / vormals J. G. Thielemann / Berlin /
Lindenstraße No 82 / verfertigt alle Arten Guitarren
und Aeols Harfen von / in und ausländischen Holze.
1830. (gedruckt).
Mathias. — Nürtingen
Grillet teilt diesen Namen nebst Zettel mit und be-
zeichnet die Arbeit als handwerksmäßig. Der Name
oder Ort dürfte falsch gelesen sein. In Nürtingen kam
der Familienname Mathias nie vor. Immerhin könnte
dieser Matthias vorübergehend in Nürtingen gelebt
haben.
Geigenzettel : Mathias ä Nürtingen en Suabe / Anno . . .
(gedruckt).
Mathieu, Fran^ois. — Mirecourt.
Bogenmacher.
1774
Mathieu. -— Paris. 1731
Dem Namen nach aus Mirecourt stammender Bauern-
leiermacher, der seit 1731 in der Rue Coquillerie
wohnte. Eine hübsch verzierte Bauernleier von ihm
befand sich in der Sammlung Savoye.
Nicolaus. — Mirecourt. Geb.
23. Dez. 1753, lebte noch nach 1789
Sohn eines schon 1750 vorkommenden Joseph M. und
vielleicht der Bruder eines im Jahre 1772 heiratenden
Claude M. Wenig bekannter Instrumentenmacher des
18. Jahrhunderts, der seine Arbeiten aus Paris datierte.
Seine Geigen sind nach einem großen Modell gebaut,
flach gewölbt und haben braunen Lack.
Geigenzettel : Nicolaus Mathieu ' Faiseur d'instruments
a Paris / Anno 1780 (gedruckt).
21
322
Mathii
M,
aunzi
Mathis, Nicolas. — MIrecourt. 1758. 1790
Nicht mit Nicolas Mathieu zu verwechselnder Geigen-
macher.
Mathon, Jean Claude. — Mirecourt. 1773.
1789
Kommt als Geigenmacher m den Listen vor.
Matteo. — ?
Ein Meister Matteo wird als Lautenmacher mehrfach
gelobt. Der Zeit nach kann es nur Matteo Sellas oder
Math. Buckenberg sein.
Mattstädt, Joh. Fr. — Berlin. Zweite Hälfte
des 18. Jahrhunderts
Ein Geigenmacher dritten Ranges, von dem nur selten
Arbeiten vorkommen.
Geigenzettel: Joh. Fr. Mattstädt. / Fecit Berolin. 17 . .
(gedruckt).
Mauchant, Nicolas. — Mirecourt. 1790. An-
fang des 19. Jahrhunderts
Wahrscheinlich ein Nachkomme von Dominique M.,
der 1 790 noch lebte. Einer der vielen Geigenmacher
seines Orts, die im allgemeinen nur billige Waren her-
stellten, doch hat er gelegentlich durch bessere Vio-
linen nach Maggini und hübsche Gitarren gezeigt, daß
er mehr konnte, als mancher andere. Außer seinem
Zettel gebrauchte er auch die Brandmarke: »M.AV-
CHANT«.
Geigenzettel: Nicolas MAUCHANT / Aine, Luthier
(gedruckt). Signet: Kreis mit Anker zwischen N M.
Mauchant, freres. — Mirecourt. 19. Jahrh.
Eine Fabnksfirma, die allerlei Instrumente in den
Handel brachte. Eine Gitarre mit dem Namen der
Firma befindet sich in der Sammlung Scheurleer.
Maucotel, Charles. — London. Geb. 1. Nov.
1807 in Mirecourt, f nach 1860
Bruder von Charles-Adolphe M., Schüler von Bloise
Mast, ging 1834 nach Paris zu Gand, 1844 zu Davis
nach London und machte sich dort um 1850 selb-
ständig. Er galt als sehr tüchtiger Geigenmacher, zog
sich aber wegen andauernder Kränklichkeit 1860 vom
Geschäft zurück und zog wieder nach Frankreich
zurück.
Geigenzettel: Abb. 514.
Maucotel, Charles-Adolphe. — Paris. Geb.
1820 in Mirecourt, f 6. Febr. 1858
Arbeitete von 1839—1844 in Paris bei J. B. Vuillaume
und eröffnete dann in der Galerie Vivienne seine eigene
Werkstatt, die er später in die Rue Croix-des-Petits-
Champs und zuletzt in die Rue Princesse verlegte.
Sehr geschickter Geigenmacher, dessen Instrumente
dauernden Wert haben. In Paris 1855 erhielt er auch
eine Medaille. Ein Violoncello im Pariser Konserva-
torium läßt seine Vorzüge gut erkennen. Leider starb
er noch in jungen Jahren, und zwar auf tragische Weise.
Im Fieberwahnsinn durchschnitt er sich mit einem
Rasiermesser die Gurgel und starb auf dem Transport
ins Krankenhaus.
Geigenzettel : Abb. 556.
Maucotel, Ernst. — Paris. Geb. 20. Juli 1867
in Mirecourt
Schüler von Paul Bailly und seines Oheims E. A. Sal-
zard in Moskau, bei dem er von 1883 — 1891 arbeitete;
hierauf war er mehrere Jahre Gehilfe bei Hipp.
Crethien-Silvestre und erhielt bereits im Jahre 1897
in Brüssel eine goldene Mitarbeitermedaille. Im Jahre
1900 nahm ihn H. C. Silvestre als Teilhaber auf. Er
ist ein Großneffe von Charles. -Ad. Maucotel.
Geigenzettel: Silvestre et Maucotel / Paris 1901. —
No. 439 (gedruckt).
Maucotel, Joseph. — Mirecourt. Geb. 1874,
t September 1904
Vielleicht der Bruder von Justin M.
Maucotel, Justin. — Mirecourt. 19. Jahrh.
Ist mir nur durch seine Brandmarke : Justin Maucotel
Luthier (mit Leier) in einer rotlackierten Violine
von guter Mirecourter Arbeit bekannt geworden.
Maugin et Fran^ois. — Lille. 1834
Händler, die auch Reparaturen annahmen, schwerlich
aber selbst ausführten. Eine Gitarre mit ihrem Namen
bewahrt die jetzt in Berlin befindliche Samm-
lung Snoeck (Nr. 338). Maugin ließ in Mirecourt ar-
beiten und versah die durch ihn verkauften Violinen
mit dem Brandstempel: »Maugin ä Paris«.
Mauntron, ... — Paris. 18. Jahrhundert
Baron de Lery besitzt eine Cister mit diesem Namen.
Vgl. Montron.
Maurice, Claude. — Nancy. 1669
Name eines Geigenmachers, den A. Jacquot im Tauf-
register der St. Sebastianskirche in Nancy als den
Vater einer Tochter aufgefunden hat.
Maurizi, Francesco. — Appignano. Ende des
18. Jahrhunderts
Seine Geigen zeichnen sich durch schöne Form und
guten, braunen Lack aus.
Geigenzettel : Franciscus Maurizi / Appineanensis fecit
(gedruckt). — Fecit / Franciscus Maurizi / Apponeani
(gedruckt).
Maurizi, Brüder, gen. Pulghina. — Appignano
d'Ascoli Piceno. 19. Jahrhundert
Wahrscheinlich Söhne von Francesco M. Sie be-
trieben die Landwirtschaft und benutzten die freie Zeit,
um Geigen zu machen. Namentlich fertigten sie ein
bei den Bauern ihrer Heimat beliebtes Instrument, das
dem Rebek sehr nahesteht, an.
Mauro — Mayr
323
Mauro, Bartolo s. Moro
Mauro, Raffaele. — Catanzaro. 1865
In guten Gitarren findet man diesen Namen.
Maurri, R. und Bruder. — Florenz. 1899
Gute Mandolinenmacher, die auch sogenannte tos-
kanische Mandolinen bauen. Vgl. Lybeert.
Maury, Franq:ois. — Mirecourt. 1763
Von A. Jacquot erwähnter Bogenmacher.
Mauschner, Joseph, ist als Geigenmacher in
Klinghart bei Wildstein i. B. tätig
Maussiell, Leonhard. — Nürnberg. Geb.
9. Jan. 1685 zu Nürnberg, f nach 1760
Er war der Sohn des Nürnberger Schreiners An-
dreas M. und ein Enkel des »Burg- und Bierpräuers«
Matthias M. zu Augsburg. Bei wem er gelernt hat,
steht noch nicht fest. Er heiratete am 12. März 1708
Helene Margarete Andrea, Tochter eines Zucker-
bäckers und Spezereihändlers in Nürnberg, und wird
im Trauschein als der »ehrbare und kunstreiche« be-
zeichnet. Er hatte fünf Kinder, von denen nur zwei
über das erste Lebensjahr hinauskamen. Aui seiner
vorschriftsmäßigen Wanderung dürfte er bis nach Tirol
und Italien gekommen sein. Er ahmte Stainer und
D. Tecchler nach, bevorzugte eine hohe Wölbung und
schnitt schmale F-Löcher. Er arbeitete recht gut,
wandte braunroten oder dunkelgoldgelbenLack an und
gebrauchte oft Fischbeineinlagen. Der Ton ist recht
gut, wenn er auch durch die hohe Wölbung auf der
G- und A-Saite leicht bratschenähnlich wird. Statt
der Schnecke schnitzte er gerne Frauen- und Löwen-
köpfchen usw. ; auch als Zithermacher war er geschätzt.
Eine Tascbengeige im Germanischen Museum in
Nürnberg enthält den Zettel: »Leonhard Mausiell /
Nürnberg 1708« (gedruckt), es ist dies die früheste
Arbeit, die mir von ihm vorgekommen ist. Die spätesten
sind zwei Geigen aus dem Jahre 1757, von denen sich
eine im Benediktinerstift St. Margareth bei Prag, die
andere im Besitz des Hauptlehrers Hermann Leibold
in Karlsruhe befindet. Eine Viola von 1717 und eine
Viola da Gamba (1743) von ihm sind im Germanischen
Museum; eine Chorzither (1735) war in der Sammlung
Hammer in Stockholm. Geheimrat Roediger in Mar-
burg besitzt eine Violine von ihm mit der Jahreszahl
1760 und C. J. Wilson eine Viola d'amore von 1720.
Maussiel schreibt den Namen Nürnberg gerne mit m
(Nürmberg) und verwendet deutsche und lateinische
Zettel, sowie manchmal auch die Brandmarke:
L. (Reichsadler) M. Daß er unter dem verballhornten
Namen »Mansielli« sogar schon zum Italiener gemacht
wurde, sei nur spaßeshalber erwähnt.
Geigenzettel : Leonhard Maussiell Lautten /' und Gei-
genmacher im Nürm- / berg 1743 (gedruckt) und
Abb. 516 und 548.
May. — London. 1747
Es gibt einige gute Violen nach Stainer mit diesem
Namen.
Geigenzettel : MAY maker / London 1 747 (gedruckt).
May, Georg. — ?
Im Verzeichnis von Raymund Fuggers Musikkammer
(1566) heißt es unter Nr. 59: »Eine alte braune Lauten
di Mo. (Maestro?) Meister Georg May«. Vgl. Stock-
bauer: Kunstbestr. am bayr. Hofe unter Albert V. und
Wilhelm V. S. 83.
Mayer, Johannes. — Stuttgart, f 9. Nov. 1626
Sohn und Schüler von Sixt M. Er verstand sich wie
sein Vater auf alle Arten von Musikinstrumenten und
war vielfach für die Hofkapelle tätig, bei der er auch
als Kaikant angestellt war. Sein Nachfolger war Lud-
wig Ubermann.
Mayer, Johann. — Schönbach b. E. 1826
Ein mäßig begabter Schönbacher Meister aus dem
ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Ein Nachkomme
von ihm, Josef M., ist noch heute in Schönbach als
geschickter Geigenmacher tätig.
Mayer, Lorenz Bernhard. — 1750
Eine gitarrisierte Laute in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln trägt seinen Zettel ohne Ortsangabe.
Geigenzettel : Lorentz Bernhart ,' Mayer ,' .'Xnno 1 750
(gedruckt).
Mayer, Sixt. — Stuttgart. 1578. 1589
Ein tüchtiger Musiker und Instrumentenmacher, der
von 1 578 an für die Hofkapelle tätig war und alle Arten
von Musikinstrumenten, selbst Orgeln instand halten
und ausbessern mußte. In einem noch erhaltenen Ver-
zeichnis für die Jahre 1589—1594 wird er als Ver-
fertiger einer großen Korpusgeige von vier Stimmen,
die »Dillingsche« genannt, bezeichnet. Auch eine kleine
Harfe, eine Quartharfe und eine vierfache Harfe, die
er gebaut hat, werden erwähnt.
Mayr, Adam. — München (Au). 1710
Vielleicht der Vater von Sebastian M., dessen Arbeiten
an die seinen erinnern. Er wohnte in der Vorstadt Au
bei München und war ein geschickter Meister, dessen
Geigen sowohl im Holz als auch in der Ausführung
sehr gut waren. Eine Gamba von schönem Bau mit
einem sehr fein geschnitzten Löwenkopf am Wirbel-
kasten besitzt das Museum des Konservatoriums in
Brüssel (Nr. 228). Nur sein Lack ist stumpf und un-
durchsichtig.
Geigenzettel : Adam Mayr / Geigenmacher / ob der Au
negst München 17 . . (gedruckt).
Mayr, Andreas Ferdinand. — Salzburg. 1 721 .
1750
Er war in Wien geboren, wo er vielleicht auch gelernt hat.
Im Archiv der k. k. Landesregierung in Salzburg er-
scheint er zuerst, jedoch bereits als Hof-Lauten- und
Geigenmacher, im Jahre 1721 erwähnt. Dieser Titel gab
komischerweise den Anlaß, daß in der Literatur ein
Geigenmacher »Mayrhof« entstand und kritiklos von
einem Buche in das andere übernommen wurde. Er war
ein vielbeschäftigter, sehr talentvoller und sorgfältig ar-
beitender Meister. In seinen Geigen folgte er dem
Stainermodell und verwendete einen dunkelroten oder
21*
324
Mayr — Meares
braunen Lack. Er verarbeitete gutes Holz, und so klingen
seine Instrumente auch recht gut. Eine Altlaute von
ihm aus dem Jahre 1735 und ein Violoncello besitzt
W. Heyers Musikhistorisches Museum m Köln, ein
Violoncello von 1745 und eines von 1746, eine Baß-
geige von 1722 (mit erzbischöfl. Wappen) und eine
Zither von 1 734 befinden sich im Museum Carolino-
Augusteum in Salzburg. Eine Laute von 1 736 von ihm
bewahrt das Kärnthn. Landesmuseum in Klagenfurt,
eine von 1747 das Fürstl. Hohenzollernsche Museum
in Sigmaringen usw. Eine Violine von 1764 bewahrt
das Real Istituto L. Cherubini in Florenz. Im Mo-
zarteum in Salzburg ist Mozarts kleine Geige (von 1 746),
die sog. Buttergeige (vgl. Zeitschr. f. Instrumentenbau
XXVII, 353 und Marpurg »Hist.-krit. Beyträge«B. III,
S. 198). Er verwendete verschiedene Zettel ; auf einigen
gebraucht er nur den einen seiner Taufnamen, und
zwar abwechselnd bald Andreas oder Andrä, bald
Ferdinand.
Geigenzettel : Abb. 540.
Mayr, Johann Michael. — Hallein. 1810
Gustav Hering in München besaß eine Tiroler Zither
von ihm, die Schallöcher mit Maßwerk, das Wirbel-
brett mit geschnitzter Volute verziert.
Geigenzettel: Johann Michael Mayr / Zittern und
Geigenmacher in Hallein / 1810 (geschrieben).
Mayr, Sebastian. — München. 1728
Vielleicht ein Sohn von Adam Mayr. Seiner Arbeit wie
seinem Namen nach mit dem Salzburger Meister Andr.
Ferd. M. verwandt. Eine Altviola von ihm, aus der
Sammlung Boers stammend, besitzt das Rijks-Museum
in Amsterdam.
Geigenzettel: Sebastian Mayr Lauten / und Geiggen-
macher in / München 1 728 (gedruckt).
Mayrhofer. — Passau. Anfang des 18. Jahrh.
Wahrscheinlich der Vater des bekannteren Anton
Mayrhofer jun.
Mayrhofer, Antonius jun. — Passau. 1770
Obwohl Geigen mit seinem Zettel wiederholt vor-
kommen, war in Passau über ihn doch nichts zu er-
fahren. In der Arbeit ist er nur mittelmäßig und steht
mit den Ramsauer Meistern auf einer Stufe. Er soll
aus Osterreich stammen.
Geigenzettel: Antonius Mayrhofer Junior / fecit.
Passavii Ao 1770 (geschrieben).
Mayson, Walter H. — Manchester. Geb.
8. Nov. 1833 in Cheetwood, Manchester,
t 1905
Sohn von Mark Mayson und Elisabeth, der Tochter
des berühmten Malers William Green. Schon als Knabe
zeigte er ein besonderes Talent für Kunsttischler-
arbeiten und machte allerlei Äolsharfen, die er zu ver-
bessern verstand. Er genoß eine vorzügliche Schul-
bildung und schrieb schon als Jüngling Gedichte und
Theaterstücke, die zu großen Hoffnungen berechtigten ;
doch bestimmte man ihn zunächst für die kaufmänni-
sche Laufbahn. Er trat bei der Firma J. und N. Phi-
lips & Co. ein, und erst 1873 machte er seine erste
Violine. Er verlegte sich nun mit größtem Eifer auf
das Studium des Geigenbaues und gab 1875 sogar sein
Geschäft auf, um sich mit »Herz und Seele« dieser
Kunst zu widmen. Er brachte es bald zu bemerkens-
werter Geschicklichkeit, und schon seine ersten, be-
rufsmäßig ausgeführten Geigen (von flachem Modell)
hatten einen ansprechenden, wenn auch nicht großen
Ton. Er machte rasche Fortschritte, Form und Hand-
arbeit nahmen an Schönheit zu, der Ton vergrößerte
und veredelte sich, und galt zuletzt als einer der besten
Geigenmacher Englands. Wenn er auch nie die Ab-
sicht hatte, fremde Meister nachzuahmen, so nahm er
doch das letzte Stradivarimodell neben Amati und
Guarneri zum Ausgangspunkt; er veränderte daran,
was ihm für die Spielweise der modernen Geiger nötig
erschien, und richtete sich nach dem Tonwert des von
ihm verarbeiteten, stets sorgfältig gewählten Holzes.
So erhielten seine Violinen, Violen und Violoncelli ein
eigenartiges Gepräge. Er hat über 810 neue Geigen
gemacht, von denen viele auch in der äußeren Aus-
stattung hervorragen. Auch ist er wiederholt als Fach-
schriftsteller aufgetreten und hat u. a. wertvolle Beiträge
für die Zeitschrift: »The Strad« geliefert. Seine Bio-
graphie mit Bild usw. ist u. a. in der genannten Zeit-
schrift von W. M. Groundwater (Juli 1892) und
Meredith-Morris (Dezember 1899) veröffentlicht wor-
den. Bei seinem Tode widmeten ihm alle englischen
Fachblätter ehrenvolle Nachrufe.
Geigenzettel: Deus adsit, obsit Mundus / Walter
H. Mayson, / Manchester/ No A. D. 189 . . (gedr.).
Mazza, Vincenzo
Mandolinenmacher.
Mazzocchi, A. — Mailand. 1 901
Stellte in Turin Mandolinen in der Form von Suppen-
löffeln aus.
Mazzotti, Jacopo. — Florenz. 1699
Er wird als Sohn eines Santo Mazzotti bezeichnet und
war ein geschickter Lautenmacher.
Meares, Richard. — London. 1667. 1680
Seinerzeit stand er in hohem Ansehen ; seine Arbeiten
zeichnen sich durch geschmackvolle Einlagen und
hübsche Schnitzereien aus. Im Selhofschen Versteige-
rungsverzeichnis ^) finden sich eine Geige, ein Violon-
cello und eine Viola da Gamba von ihm. Eine Gamba
war auch 1872 in South Kensington ausgestellt, und
ein gleiches Instrument besaß der Sammler Dolmetch.
Eine englische Diskantviola von 1680 befindet sich bei
T. W. Taphouse. Alfr. Keil in Lissabon besitzt eine
viersaitige Baßviola von ihm und liest die Jahreszahl
1637, wahrscheinlich heißt es 1687. Der gleichnamige
Sohn Meares' hat auch einige Geigen gemacht, sich
aber später einem anderen Berufe zugewendet.
Geigenzettel: Richard Meares / without Bishop gate /
near to Sir / Pari Binders / London / Fecit 1677 (gedr.).
^) Der Name ist hier R. Mearens geschrieben.
Mecum — Medard
325
Mecum, Christian. — Köln a. Rh. 1850. 1875
Er war in jüngeren Jahren Theatermusiker und tat sich
viel darauf zugute, ein Nachkomme des bekannten Re-
formators Myconius (der eigenthch Mecum hieß) zu
sein. Seit etwa 1850 war er als Geigenmacher tätig und
hat Geigen und Bratschen, aber keine Violoncelli ge-
macht. Als Reparateur soll er nicht ungeschickt ge-
wesen sein, wenn er auch manche schöne Geige
dadurch schädigte, daß er den alten guten Lack ab-
wusch und seinen eigenen schlechten dafür aufcrug. Er
lebte noch 1875 und wurde über 70 Jahre alt.
Med, Wenzel.- Iglau-(Jihlava) i.M. Geb. 1847
in Bonkov (Böhmen)
Er erlernte in Wien ursprünglich das Tischlerhandwerk,
und unterstützt von der dadurch erlangten Handfertig-
keit, versuchte er sich, von besonderer Neigung dazu
getrieben, im Geigenmachen und brachte es nach
zehnjähriger Übung und fleißigem Studium zu
schönen Erfolgen, so daß er sich im Jahre 1878 in
Iglau als Geigenmacher niederlassen konnte. Er arbeitet
nach den von Bagatella aufgestellten Regeln, kopiert
aber auch Stainer und Stradivari, wobei er die hohe
Wölbung vorzieht. Sein Lack besteht hauptsächlich
aus Schellack. Er besitzt goldene, silberne und bronzene
Medaillen, die er für gute Instrumente bekommen hat,
und ist auch als geschickter Reparateur geschätzt.
Geigenzettel : Abb. 538.
Medard, Antome. — Nancy. Getauft am
28. Okt. I62P), lebte noch 1666
Sohn des Geigenmachers (faiseur de violons) Henry
Medard. Er müßte als Antoine II M. geführt werden,
wenn sich herausstellen sollte, daß jener Antoine M.,
der am 25. Februar 1620 als Zeuge bei der Hochzeit
des Malers Nicolas Chuppin vorkommt, schon Geigen-
macher war. — Er war wahrscheinlich Schüler seines
Vaters und ein sehr tüchtiger Meister. In der Samary-
schen Sarnmlung (15. März 1887 versteigert) befand
sich eine Pochette (Nr. 44) von 1666 von ihm, deren
treffliche Ausführung in Ebenholz und Elfenbein sehr
gerühmt wurde. Eine Pochette aus dem gleichen Jahre
besitzen W. E. Hill & Sons in London. Collemann-
Reignier in Nancy hat eine gute, gelbbraun lackierte
Violine von ihm, deren F-Löcher nach Amati ge-
schnitten sind. Sie trägt den Zettel: A. MEDARI
F. 1660 (gedruckt).
Geigenzettel : Antonius Medard / Nancy 1 666 (gedr.).
Medard, Claude II. — Nancy. Geb. um 1575,
lebte noch 1 628
Wahrscheinlich ein Sohn de? vor 1597 gestorbenen
Claude I, von dem noch nicht feststeht, ob er nicht auch
^) Sein von A. Jacquot in den Pfarramtsregistern des
Municipal-Archivs in Nancy aufgefundener Taufschein
lautet: »Le 28. Octobre 1621. Paroisse Saint-Sebastien,
Bapteme de Anthoine, fils de Henry Medard et Anne, sa
femme, a este baptise le 28. octobre. Noble Anthoine . . .
conseilleur d'Estat a S. A. parrain. Susanne Bourcier
marraine.«
schon Tischler oder Geigenmacher war, und der Jeanne
Drouyn heiratete (die sich später mit Blaise Thiebault
vermählte). Er wird in einem Dokument vom 28. Ok-
tober 1620 als »menuissier« bezeichnet, sonst als luthier,
und hatte viele (10) Kinder und dürfte nach A. Jacquots
Meinung unzweifelhaft als Stammvater der zahlreichen
Geigenmacherfamilie Medard und somit als einer der
Begründer der lothringischen Schule seiner Kunst an-
gesehen werden.
Medard, Claude IV. — Nancy. Getauft
10. März 1623
Sohn von Claude III. M. und von dessen Frau Elisa-
beth. Er war jedenfalls Lautenmacher, während dies
von seinem Vater nicht sicher ist.
Medard, Fran^ois I. — Nancy, f vor 1625
Er war 1620 Zeuge bei der Hochzeit von Henri I Me-
dard, als dessen jüngeren Bruder man ihn ansehen kann.
Er wird als »velonier« (violinier) bezeichnet. 1625 ist
seine Frau Anne schon Witwe.
Medard, Fran^ois II. — Nancy, f m Nancy
31. Juli 1631
Sohn von Fran^ois I M. ; seine Frau Marie starb in
den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts. Er wird
als »velonier« und »violonier« bezeichnet ; seine Töchter
wurden 1619 und 1625 getauft. Pate ist dabei ein
Claude Vuillaume aus Mirecourt.
Geigenzettel: Franciscus Medard / fecit Parisiis 16 . ...
(gedruckt).
Medard, Fran^ois III. — Paris. 1690. 1710
Vielleicht ein Sohn von Sebastien M. Er soll Lauten-
macher der Kapelle Louis XIV. gewesen sein. Geigen
von ihm kommen mehrfach vor; sie zeigen ein kleines
Patron, das an Amati erinnert, aber den in der lothringi-
schen Schule ausgebildeten Stil zeigt. Der Lack ist nicht
schlecht. Ein Kontrabaß vom Jahre 1 700 befindet sich
in der Sammlung Savoye in Paris.
Geigenzettel : Franciscus Medard / fecit Parisiis 1710
(gedruckt). — Franciscus Medari / fecit Parisiis 1700
(gedruckt).
Medard, Henry I. — Nancy. 1620. 1629
Sohn von Claude II M. ; er wird als »faiseur de violons«
bezeichnet und verheiratete sich am 28. Oktober 1620
mit Anne, Tochter des Meisters Bastien Pierresson.
Er hatte fünf Kinder und lebte noch 1629.
Medard, Henri II. — (Turin). 1646. Geb.
10. Febr. 1629 in Nancy
Sohn von Henry I M. In einem sehr gut gearbeiteten
Alto, das im Jahre 1896 bei Hei in Lille war, fand
Cesar Snoeck den Zettel: »Henri Medard ä Turin
1646 (1645?)«. Es wäre denkbar, daß der eben aus
der Lehre entlassene Henri II M. die übliche Wan-
derschaft nach Italien angetreten hat und bei dieser
Gelegenheit auch als blutjunger Geselle in Turin ge-
arbeitet hat.
326
Medard Meier
Medard, Jean. — Nancy. 1620
Wahrscheinlich ein Sohn von Claude II M. Es sollen
Instrumente von ihm vorkommen, die den Arbeiten
des Nicol. Medard ähnlich sind. Vielleicht ist er iden-
tisch mit Baptiste Medard, der als Pate der am 28. Jan.
1628 geborenen Tochter Anna des Nicolas UM. ge-
nannt wird.
Medard, Nicolas IF). — Nancy, Paris. 1620.
1641
Zweiter Sohn von Claude II M., »facjonneur de violons«,
vermählt mit Barbe Bain. Er war 1620 Trauzeuge bei
seinem Bruder Henri M. 1622 heißt er «faiseur d'in-
struments«, 1625 und 1626 »violon de Son Altesse«
und 1630 nur »violon«. Nach 1635 dürfte er nach Paris
ausgewandert sein. Er hatte einen 1626 geborenen Sohn
Dominique, den A. Jacquot für den Vater jenes Jean-
Dominique M halten möchte, der in Mirecourt einen
Sohn Nicolas hatte.
Geigenzettel: Abb. 546.
Medard, Nicolas III. — Nancy. Getauft
28. Jan. 1628, lebte noch 1672/73 in (der
Altstadt) Nancy
Sohn von Henri I M. Sein Beruf steht nicht fest, es ist
aber wahrscheinlich, daß er das väterliche Gewerbe fort-
setzte, denn nur so ließe sich der lange Zeitraum, in
dem mit Nie. Medard bezeichnete Instrumente vor-
kommen, erklären. Es muß aber noch einen vierten
Nicolas M. gegeben haben, und erst auf diesen könnte
die Sage, daß er bei Stradivari gelernt hat, passen,
obwohl Arbeiten nicht dafür sprechen. Eine sechs-
seitige Viola von 1701 von Nie. Medard, eingelegt mit
Lilien und einem Frauenköpfchen am Wirbelkasten,
im Konservatorium zu Brüssel. Daselbst auch eine 1670
datierte Viola alta mit chinesischen Malereien.
Medard, Sebastien.
t 1636
Paris. Geb. 1546(?),
Vielleicht ein Sohn von Claude II M."), stamm.t wahr-
scheinlich aus Nancy, wo er um 1576 geboren sein
kann, wenn auch sein Taufschein nicht aufzufinden ist.
Dieses Mitglied der berühmten lothringischen Geigen-
macherfamihe wurde von einem tragischen Geschicke
ereilt, indem er und seine 1601 geborene Tochter
Jehanne und deren Liebhaber P. P. Prelasque aus Lyon
der Falschmünzerei angeklagt wurden. Seb. M. wurde
am 31. Mai 1636 zum Tode verurteilt, starb aber vor
der Hinrichtung, jedenfalls an den Folgen der grau-
samen Folter, der er unterworfen wurde.
^) Nicolas I Med., dessen Beruf nicht feststeht, starb
vor 1628.
") Wie Jacquot meint. Jehanne Medard, die sich den
Titel DamoiEelle beigelegt, sagt jedoch zu ihrer Ver-
teidigung, daß der Vater ihres Vaters ein Adeliger gewesen
sei, ein solcher namens Nicolas Medard sowie ein Claude
(aber nicht Claude II) wurden 1564 in den Adelsstand
erhoben.
Medaro, Nicolas s. Medard. — Brüssel
Meer, E. van der. — Amsterdam
Guter Bogenmacher der Gegenwart.
Meer, Karel van der. — Amsterdam. Geb.
1 862 im Haag
Er war ursprünglich Musiker, verlegte sich dann auf
das Geigenmachen und wurde bereits 1886 Vorsteher
der Instrumentenwerkstatt der Aktiengesellschaft »De
Nieuwe Muziekhandel«. Später verband er sich mit
van Roosmalen und betreibt jetzt sein Geschäft allein.
Er besitzt sehr schönes, 200jähriges Holz und verwen-
det goldgelben oder roten Ollack. Aus seiner Werkstatt
sind gute Geigen hervorgegangen, meist nach Guarnen
del Gesü gemacht, mit breiter Brust. F. Oelsner wid-
mete ihm unter dem Titel: »Ein Meister des Geigen-
baus« im Berliner Tageblatt (1900, Nr. 14) einen Auf-
satz.
Geigenzettel : Abb. 550.
Meeson, Rieh. C. — London. 1885
Wohnte als Geigenmacher und -händler im Jahre 1899
noch 360 Goswell rd. Islington und scheint das Ge-
schäft wieder aufgegeben zu haben. Im Jahre 1885
erhielt er auf der Inv. Exhib. in London eine silberne
Medaille für einen verbesserten Baßbalken und andere
mit dem Saiteninstrumentenmachen in Verbindung
stehende Vorrichtungen.
Megells, C. — (Schweden). 1892
In einer Geige des Museums in Gothenburg liest man :
Reparerad af C. Megells 1 892. Die Reparatur ist jedoch
unkünstlerisch.
Megho, Giovanni Cavaliere de
und
Meglio, Michele de
Gute italienische Mandolinenmacher.
Meiberi, Francesco. — Livorno. 1745. 1750
Da dieser Name auch von Vidal erwähnt wird, soll er
hier nicht fehlen, obwohl ich niemals Geigen von ihm
gesehen habe und die Form des Namens mindestens
für zweifelhaft halte.
Meier, Karl. — Schönbach b. E. Geb. in
Oberschönbach 1867
Schüler von Johann Winter und der Musikfachschule
in Schönbach. Nachdem er als Gehilfe in Markneu-
kirchen und beim Militär als Instrumentenmacher tätig
war, machte er sich 1889 selbständig und verfertigt
nach allen bekannten Modellen Geigen; er benutzt
hauptsächlich Spirituslack und erhielt auf der Gewerbe-
Ausstellung in Eger 1892 ein Ehrendiplom.
Geigenzettel: Karl Meier jun. , Schönbach bei Eger /
189 (gedruckt).
Meier-Pauselius — Meinel
327
Meier-Pausellus, Willy. — Hamburg 1921
Ein bekannter Gitarrenvirtuose, der im Jahre 1921 die
staatliche Prüfung als Gitarren- und Geigenbaumeister
bestanden hat. Er hat bereits eine neue Gitarre er-
dacht, die dem Spieler ungeahnte Möglichkeiten er-
öffnet und auch durch Ton und Form den höchsten
Ansprüchen genügt.
Meikle, Robert. — Lesmahago. Geb. 1817,
t 1897 in Lesmahago
Ein guter schottischer Gelger, der auch viele Violinen
gemacht hat.
Meili. — St. Gallen 19. Jahrh.
Erfinder eines »Sonor« genannten sog. Ton verbesserers,
der aus drei Holzspänen besteht, die an einer Seite frei-
schwebend an die Geigendecke angeleimt und durch
Auftropfen von Siegellack (!) abgestimmt werden.
Meindl, Franz Xaver. — Würzburg. 1832.
1864
Er kam aus München nach Würzburg und begründete
im Jahre 1832 sein Geschäft, in dem hauptsächlich
Zithern angefertigt wurden. Er galt als sorgfältiger
Reparateur, hat aber nur selten neue Geigen gemacht.
Eine solche vom Jahre 1841 , mit einem Löwenkopf am
Wirbelkasten, besitzt C. Stoeber in Würzburg.
Geigenzettel : F. Xaver Meindl. Monacensis / fecit
Herpibolis .Anno 1841 (geschrieben). — F. X. Meindl, ,
Saiten- Instrumentenmacher , in Würzburg. 1854 (ge-
druckt).
Meindl, Friedrich. — Würzburg, f 1894
Sohn von Franz X. M., Schüler seines Vaters und von
Vauchel. Er verlegte sich ganz auf den Bau von Streich-
instrumenten und bildete sich darin während semer
Gehilfenzeit in guten Werkstätten aus. Im Jahre 1864
übernahm er die väterliche Werkstatt. Er war ein sehr
sauberer und bis an sein Lebensende fleißiger Arbeiter
und hat viele Geigen und Violoncelli gemacht. Er ver-
wendete schönes Holz und einen selbstbereiteten Spiri-
tuslack (goldgelben Grund und kirschroten Farblack)
Geigenzettel: Friedr. Meindl / Saiten- Instrumenten-
macher . in Würzburg (rot gedruckt auf gelbem Glanz-
papier). — Fried. Meindl , Würzburg 1 864 (gedruckt).
Memel, Aug. — Meerane i. S.
Vogtländischer Geigenmacher, der sich im letzten
Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts in Meerane niederließ
und dann nach der Schweiz verzogen sein soll.
Memel, August. — Khngenthal. 1819
Guter Vogtländer Geigenmacher. Sein Modell ist läng-
lich, die Ecken sind häufig spitz, derLack braun und ohne
Fe«ier, das Deckenholz gut, Boden und Zargen oft ohne
Flammen. Semen Zettel veröffentlicht F. de Wit.
Geigenzetlel : Mstr. August Meinel / in Klingenthal,
1819 (gedruckt).
Meinel, Christian. — Khngenthal. 1748
Wenn auch kein hervorragender, so doch immerhin ein
ganz geschickter Geigenmacher. Ein Christian Aug. M.
wohnte in dem sog. Zweibrüdergrund.
Geigenzettel: Christian .August Meinel Violin- und
Instrumentenmacher , in Zweibrüdergrund (gedr.).
Meinel, Christian Friedrich. — Klingenthal,
(Mark)Neukirchen. 1730. 1755
Er wurde am 16. Oktober 1730 als Meister in die Zunft
aufgenommen. Seine Frau war eine Geigenmaciiers-
tochter und soll das Lackieren gut verstanden haben.
Er arbeitete nach dem alten Hopfmodell und wendete
gelbbraunen Lack an. .Auf dem Boden, unterhalb des
Zäpfchens brachte er die Brandmarke: * C * F * M *
an, oder unter dem Plättchen am Halsansatz C. F. M.
Er war aus Klingenthal und dürfte auch dort gearbeitet
haben. Eine Geige von ihm besitzt der Komotauer
Kirchenchor.
Geigenzettel: Christian Friedrich Meinel, , Violin-
macher aus Klingenthal, Ao. 1738 (gedruckt). Brand-
mirke: Nr. 1 1.
Meinel, Christoph. — 1672
Eine Diskantviola da Braccio im Kölner Musikhistori-
schen Museum enthielt einen schwer zu entziffernden
Zettel, der nach G. Kinskys Ergänzung Christoph
Meinel ' 1672 gelesen werden muß. Wenn seine Hei-
mat, wie anzunehmen ist, das Vogtland war, müßte
dieser Christoph M. als der Stammvater der Fam.ilie
gelten.
Meinel, Friedrich Wilhelm. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 1737, f 18. Mai 1802
(65 Jahre 5 Monate 12 Tage alt)
Sohn und Schüler des Christ. Friedr. M. Er wurde sehr
frühzeitig Nachfolger seines Vaters und schon am
21. Mai 1755 Meister. Seine Geigen sind im allgemei-
nen gut und kommen ziemlich häufig vor, da er sehr
fleißig war. Er verwendete die Modelle seines Vaters
und einen gelbbraunen Lack sowie die Brandmarke:
Nr. 59.
Geigenzettel: Abb. 524.
Meinel, Georg Christian. — Klingenthal. 1 742
Er wird im Kassenbuch der Innung als Meister be-
zeichnet.
Meinel, Georg Christoph. — Zweibrüder-
■ grund. 1770
Vermutlich der Vater von Christian August M. Eine
gute Violine von ihm besitzt Paul Käs in Geestemünde,
eine gleichfalls recht gute Viola von schlankem Patron
Ingenieur Hermann Keil in Köthen i. A. Der zwei-
teilige Boden und die Zargen sind aus wildem .Apfel-
baumholz, der Lack ist braun, am Boden etwas heller.
Korpuslänge 393 mm; oben 180, unten 228 und zwi-
schen den )( 1 15 mm breit.
Geigenzettel: Georg Christoph Meinel ,' Violin et In-
strumentenmacher / in Zweyenbrüdergrund 17.. (ge-
druckt).
328
Meinel — Meisel
Melnel, Georg Karl Friedrich. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 26. März 1775, f 3. Dez. 1847
Er kommt seinen Vorfahren in keiner Weise gleich,
seine Arbeiten haben kein eigenartiges Gepräge mehr
und sind auch mi Holz nicht schön.
Meinel, Gustav. — London. 1910. 1912
Er nennt sich Geigenmacher und Händler.
Meinel, Hermann. — Klingenthal i. S. Geb.
8. Mai 1831
Geigenmacher, der nur billige Arbeiten herstellte, die
keinen erheblichen Kunstwert haben.
Meinel, Johann Christian. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 19. Sept. 1770, f 8. Sept. 1827
Geschickt in der Arbeit, verstand er es auch, seine
Geigen gut zu verkaufen, so daß er zu Vermögen und
Ansehen kam und u. a. 1820 zum Gemeindevorsteher
ernannt wurde. Er steht Hopf und Ficker nahe.
Meinel, Johann Christoph. — Klingenthal.
1786
Seine Geigen haben ein unschönes Modell und meist
ungeflammten Boden. Er verwendet eine Brandmarke:
* I * C * / Meinel.
Meinel, Johann Friedrich I. — Klingenthal.
1736. 1762
Einer der besten Geigenmacher seines Namens m
Klingenthal.
Meinel, Johann Friedrich II. — Klingenthal.
1834
Seine Geigen sind von guter, Vogtländer Art.
Geigenzettel : Mstr. Johan Friedrich Meinel / in Klin-
genthal 1834 (geschrieben).
Meinel, Johann Gottlieb. — Klingenthal. 1767.
1782
Wahrscheinlich ein Sohn von Johann Friedrich M.
und ihm in der Arbeit ähnlich.
Meinel, Johann Michael. — Klingenthal. 1 761
Wahrscheinlich ein Bruder von Joh. Gottlieb M., aber
weniger geschickt als dieser.
Meinel, Louis Moritz. — Geb. 13. Mai 1865,
lebt als Geigenmacher in Markneukirchen
Meinel, Thomas. — Klingenthal. 1725
Der älteste Klingenthaler Geigen macher seines Na-
mens und vielleicht das tüchtigste Mitglied der Familie.
Man nimmt an, daß er als Geselle bis nach Italien ge-
kommen sei. und dem widersprechen seine freilich nur
selten vorkommenden Arbeiten nicht. Towry Piper
sagt sogar in der trefflichen Zeitschrift »The Strad«
(1912, Nr. 264), daß eine der besten Kopien nach
Stradivari, die ihm je unter die Augen gekommen sei,
von Thomas Meine! herrührte.
Meinel-Grünwald, Paul. — Basel. 1890. 1920
Schüler von Nie. Eug. Simoutre. Saiteninstrumenten-
macher, Händler und Reparateur; begründete 1890
seine eigene Werkstatt.
Meinertzen, Jakob. — Berl'in. 1693. 1712
Seiner Arbeit nach dürfte er aus Joachim Tielkes
Schule hervorgegangen sein. Er war Kurfürstlicher
Hofgeigenmacher und infolge davon wahrscheinlich
kurfürstl. Privilegierter, weshalb sich über ihn im
städtischen Archiv m Berlin nichts findet. Ein Violon-
cello von ihm besitzt Paul Gare in Danzig. Eine sehr
schöne, ursprünglich rotbraun lackierte Tenorgamba
von ihm aus dem Jahre 1710 besitzt Fritz Wildhagen m
Haiensee ; der gewölbte Boden ist aus Fichtenholz, alle
Ränder mit Elfenbeinstreifen belegt.
Geigenzettel : Jakob Meinertzen ,' Königl. Hoff-Violde-
gam.- / und Lautenmacher in Berlin 1710 (gedruckt).
Meisel, Amand. — Frankenstein i. Schi. Geb.
in Klingenthal 7. Sept. 1828, f 23. Sept.
1893 in Frankenstein
Schüler seines Vaters Christian Friedrich Meisel. Nach-
dem er bis etv.'a 1850 bei seinem Vater gearbeitet hatte,
kam er nach Breslau zu Liebich und begründete 1864
in Frankenstein sein eigenes Geschäft. Er ahmte die
Modelle von Stradivari und Amati nach, seine Geigen
klingen gut, und er erhielt mehrfache Ausstellungs-
auszeichnungen. Nach seinem Tode führte seine Witwe
Emilie das Geschäft fort, das im Jahre 1900 sein Sohn
Friedrich übernahm, der es dann nach Breslau ver-
legte.
Geigenzettel: Amand Meisel. / Frankenstein i./Schl.
18 . . (gedruckt).
Meisel, Christian Friedrich. - — Klingenthal.
1791. 1850
Einer der wenigen Vogtländer seiner Zeit, der mit
Bewußtsein das Hopfmodell aufgab und die Italiener
nachahmen wollte, wenn ihm auch ein feineres Ver-
ständnis dafür fehlte. Sein Modell ist klein, steht
zwischen Jos. Guarneri und Stradivari. Die F-Löcher
sind nach Guarneri gestellt, erinnern aber mehr an
Guadagnini und sind steif geschnitten. Die Ecken sind
breit und scharf und wirken unschön. Das Deckenholz
ist sehr engjährig und gut. Die Flammen im Boden und
an den Zargen sind gerade gelegt, so daß die Jahre
schräg stehen, Boden und Decke ragen weit über die
Zargen heraus. Die Einlage läuft am Klötzchen in eine
Spitze aus, darunter befindet sich der Brandstempel :
* C * F' * / * Meisel *. Sein dünner Spirituslack ist
gelb oder hellbraun und die Schnecke nach Guarneri,
aber schmal und tief gestochen. Er verwendete sauber
in Kupferstich ausgeführte Zettel.
Geigenzettel: Christ. Friedr. / Meisel / aus / Klingen-
thal / 1828 (gedruckt).
Meisel, C. W. sen. — Klingenthal ,
Bekannte Fabriksfirma der Gegenwart, die ihr Bestehen
bis 1735 zurück verfolgen kann. Inhaber ist jetzt Karl
Adolf Wilhelm Meisel.
Me
Meisner
329
Meisel, Friedrich. — Breslau. Geb. 13. Mai
1874
Sohn und Nachfolger von .Amand M. Beisitzer der
Meisterprüfungskommission.
Meisel, Friedrich August I. — Klingenthal.
Geb. 17. Okt. 1817, t 19. Aug. 1894
Ein sehr talentvoller und geschickter Geigenmacher.
Leider war auch er gezwungen, seine beste Zeit im
Dienste der Händler zu verbringen, und später hinderte
ihn andauernde Kränklichkeit, sein ganzes Können
einzusetzen. Es gibt jedoch einige recht gute Violinen
von ihm, und nur diese tragen semen Namen.
Meisel, Friedrich August II. — Klingenthal
i.S. 1895. 1900
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart.
Meisel, Friedrich Wilhelm. — Klingenthal.
1769. 1799
Seiner Arbeit nach gehört er zu den besseren Vogtlän-
der Geigenmachern; sein unschönes Modell mit stark
geschweiften Mittelhügeln und langen F-Löchern hat
nichts Italienisches an sich, obwohl er durch seinen m
geradezu lächerlich unsinnigem Latein verfaßten Zettel
bei unverständigen Käufern den Glauben erwecken
wollte, sie hätten eine Cremoneser Arbeit vor sich.
Gelgenzettel: Abb. 520.
Meisel, Georg. — Klingenthal. 1729. 1735
Der Stammvater des Klingenthaler Zweiges seiner Fa-
milie und Begründer der heute noch bestehenden
Firma '»C. W. Meisel sen«.
Meisel, Johann Christian Friedrich. — Klingen-
thal. 1771. t 1803
Sohn und Schüler von Johann Georg M. Er war
Geigenmachermeister in Unterklingenthal, verlegte
sich später fast ganz auf das Saitenmachen und wurde
so der Gründer der Klingenthaler Saitenindustne.
Geigenzettel: Johann Christoph Meisel / Klingenthal
(geschrieben).
Meisel, Johann Georg. — Klingenthal. 1730.
1784
Angeblich ein Sohn von Karl Christian M. Einer der
besten Klingenthaler Meister, der auf seiner Wander-
schaft bis nach Italien gekommen sein soll, wo er ein
Guadagninimodell kennen lernte, das er manchmal
nachahmte. Er stand auch als Bürger in Ansehen und
hat schon 1 749 das Amt eines Richters bekleidet.
Geigenzettel : Johann Georg Meisel / Violinmacher m
Klingenthal (gedruckt).
Meisel, Karl Christian. — Unterklingenthal.
1761. 1768
Sohn und Schüler von Georg M. Seine Arbeit ist im
gewöhnlichen Vogtländer Stil gehalten. Das häufige
Vorkommen seiner Geigen läßt darauf schließen, daß
er sehr fleißig war. Seine Zettel sind rot gedruckt.
Geigenzettel: Carl Christian Meisel / Violin- und In-
strumentenmacher / in Unterklingenthal 1 765 (gedr.).
Meisel, Karl Louis. — Klingenthal i. S. Geb.
14. Okt. 1847
Schüler seines Vaters Friedrich August I M., der
ihn schon in frühester Jugend in die Werkstatt nahm,
so daß er bereits im zwölften Lebensjahre seine
erste Geige in allen Teilen allein fertigmachte. Nach
seiner Konfirmation wurde er bei der damals noch
bestehenden Geigenmacherinnung »aufgedingt* und
nach vierjähriger Lehrzeit losgesprochen. Nebenbei be-
suchte er fleißig die Klingenthaler Musikschule, wo er
auch in der Harmonielehre und der Instrumentenbau-
kunde ausgebildet wojrde. Wegen der andauernden
Kränklichkeit seines Vaters kam er nur wenig in die
Fremde. Im Jahre 1869 wurde er Meister und begrün-
dete seine eigene Werkstatt. Er benützte jede Gelegen-
heit, italienische Meisterwerke zu studieren, und ver-
dankt diesem Studium manchen schönen Erfolg.
Geigenzettel : C. Louis Meisel, / Streichinstrumenten-
macher / Klingenthal i. S. (gedruckt).
Meisel, Oswald. — Liegnitz. 1880. 1881
Er stellte 1881 in Breslau neben Blasinstrumenten-^)
auch zwei Violinen aus.
Meisel, Richard. — Geb. 30. Nov. 1857. Lebt
als Streichinstrumentenmacher in Klingen-
thal
Meisel, Wilhelm. — Erlbach i. S. 1880
Einer Privatmitteilung zufolge soll er sich als Instru-
mentenmacher eines gewissen Ansehens erfreut haben.
Meisinger, Hans, gen. Ritter. — Augsburg.
1447
Einer der ältesten deutschen Lautenmacher, der frei-
lich nur dem Namen nach bekannt ist.
Meisner, Johann Friedrich. — Lübeck. Geb.
um 1700 in Guben (Oberlausitz), f 1 . April
1770 in Lübeck 2)
Seinen Geburtsort gibt er selbst ausdrücklich in einem
Gesuch an, trotzdem war es nicht möglich, in den
Gubener Kirchenbüchern von 1700—1720 auch nur
den Hinweis auf das Vorkommen seines Namens zu
finden, geschweige denn seinen Geburtstag. Er war
Musiker (Geige und Flöte) und Violinmacher und kam
auf der Wanderschaft über Schleswig-Holstein i-nd
Mecklenburg nach Lübeck, wo er sich 1734 um die
Anwartschaft auf eine Ratsmusikerstelle bewarb, die
er später auch erhielt. Am 20. September 1 742 erwarb
er das Lübecker Bürgerrecht, legte am darauffolgenden
! 2. Oktober den Bürgereid ab und heiratete im selben
Jahre eine geb. Donner und am22. Juni 1752 in zweiter
^) Die er hauptsächlich macht.
-) Begraben am 3. April 1770 in der St. Ägidienkirche.
330
Meiß — Menichetti
Ehe Magdalena Hanthorn, die Tochter eines Tuch-
machers aus Sachsen. Er wird stets als »Violinmacher
und Ratsmusikus« bezeichnet und war der beste Lü-
becker Geigenmacher des 18. Jahrhunderts. Seme Ar-
beit ist gut, erinnert in den Modellen an die Vogtländer
Schule und verrät eine kunstgeiibte Hand. Seme Gei-
gen haben einen sehr guten, manchmal aber etwas
scharfen Ton und sind meist dunkel lackiert. Eine
Violine von ihm besitzt das Museum in Lübeck, emen
großen Baß die Lübecker Stadtkapelle. Eine Viohne
von ihm vom Jahre 1760 wurde mi August 1905 bei
Puttick & Simpson in London versteigert.
Geigenzettel : Johann Friederich Meisner / in Lübeck
gemacht .^o 17.. (gedruckt).
Meiß(?), Johann Heinrich. — Mansbach (?),
I656(?)
Das Verzeichnis der Musikinstrumentensammlung des
Bach-Hauses in Eisenach führt unter Nr. 45 einen drei-
saitigen Kontrabaß auf, dessen Zettel »Johann Heinrich
Meiß Instrumenten , Macher in Mansbach ; 1656« ge-
lesen wird. Ich vermute, daß der Mann Heinrich /
hieß und sich als »Mus. Instrumentenmacher« bezeich-
nete. Die Jahreszahl ist um wenigstens 100 Jahre später
anzusetzen, da die Bezeichnung »Instrumentenmacher«
erst im 18. Jahrhundert aufkam.
T
unn.
1860.
Melegari, Enrico Clodoveo.
1888
Ein Geigenmacher, von dem ich Violoncelli, Bratschen
und Violinen mit rötlichem und gelblichem Lack ge-
sehen habe, die man als gute Mittelware bezeichnen
kann. Er arbeitete um 1872 gemeinschaftlich mit seinem
Bruder.
Melegari, Pietro. — Turin. 19. Jahrhundert
Bruder von Enrico Gl. M., mit dem er in den sieb-
ziger Jahren die Werkstatt teilte. Er wird von Valdrighi
(2034) als Geigenmacher angeführt, doch sind mir nur
mittelmäßige Arbeiten von ihm gezeigt worden.
Meletti, Luigi. — Ferrara. 19. Jahrhundert
Seine Arbeit erinnert an die Marconcinis (dessen Schü-
ler er vielleicht war). Er ist aber kein hervorragender
Meister.
Melling (Meling). — Paris. 1753. 1771
Dem Namen nach wohl deutscher Abkunft, vielleicht
Elsässer, denn um I 780 lebte ein Joseph Melling als
akademischer Maler in Straßburg. Er wohnte 1753 in
der Rue Froidmanteau (Fromenteau), place du Louvre
und hatte das Ladenschild »ä la belle Vielleuse«, und
1771 in der Rue des Orties aux galenes du Louvre.
Eine Mandore von ihm war in der Sammlung Loup.
Mellini, Giovanni. — Guastalla. 1768
Bei Vidal findet sich nur der Name angegeben. Ar-
beiten von ihm lassen sich schwerlich nachweisen.
Mello, Arreu, lebt als Gitarren- und Man-
dolinenmacher in Porto
Meloni, Antonio. — Mailand. 1690. 1694
Wahrscheinlich aus Bologna stammend und aus der
.Amatischule hervorgegangen, gehört er zu den besseren
Mailänder Geigenmachern seiner Zeit. Er arbeitete
nach einem kleinen Modell und schnitzte hübsche F-
Löcher und Schnecken. Auch sein gelber Lack sowie
der Ton sind zu loben.
Geigenzettel : Antonius Meloni Mediolani , Fecit A. D.
1694 (gedruckt).
Melzl, Johann Georg. — Straubing. 1830. 1842
Bei wem er gelernt hat, ist unbekannt. Als Geselle hat
er in München gearbeitet und kam dann nach Strau-
bing, wahrscheinlich als Gehilfe zu G. Alois Thum-
bardt, dessen Nachfolger er im Jahre 1830 wurde. Er
kaufte das Geschäft und das Haus, wurde am 29. Ok-
tober 1830 Bürger und erhielt am 23. März 1838 nach-
träglich die vorschriftsmäßige Gewerbsurkunde aus-
gefertigt, mit dem Vermerk, daß er zur Verfertigung
aller Saiten- und Streichinstrumente sowie zum Handel
mit einzelnen Bestandteilen befugt sei. Andreas Grob
wurde sein Nachfolger.
Geigenzettel; Joh. Georg Melzl / Guitarren- und
Geigenmacher in Straubing / 183! (gedruckt). —
Georg Melzl / Saiten- Instrumentenm.acher , in Strau-
bing 1842 (gedruckt).
Menckler (Merckler) siehe Merkle
Meneguzzi, Carlo. — Padua. 1884
Er machte Violinen und Violoncelli, scheint aber auch
französische Schachteln verarbeitet zu haben.
Mener, Christoph. — Danzig. 1677. 1685
Die Kgl. Schwedische musikalische Akademie besitzt
eine prachtvolle Diskantviola von ihm (jetzt im Musik-
historischen Museum in Stockholm), Zargen und Hals
sind von Ebenholz, reich mit Elfenbein eingelegt. Auf
der Brust befindet sich ein Elfenbeinrelief, Orpheus
unter den wilden Tieren darstellend. Am Wirbel-
kasten ist ein kunstvoll geschnitzter Negerkopf. Clau-
dius in Kopenhagen besitzt eine Taschengeige von
ihm. Christoph Mener war zweifellos einer der besten
deutschen Geigenmacher seiner Zeit; leider war es
nicht möglich, in Danzig Urkundliches über ihn zu
ermitteln. Auf seinen Zetteln liebt er es, die Buchstaben
zusammenzuziehen.
Geigenzettel : Christoph Mener in Dantzigk 1683 (ge-
druckt). — Christof Mener/ in Dantzigk 16 . . (gedr.).
Menette, Joseph. — Innsbruck. 1697
Dr. Necas in Prag kaufte von Em. E. Homolka eine
nett gearbeitete, hochgewölbte Geige dieses Meisters,
von kleinem, gefälligem Modell und hübschem, dunkel-
braunem Lack. Er scheint in Innsbruck nur vorüber-
gehend gearbeitet zu haben.
Geigenzettel: Joseph Menette Lautenmacher / in
Inspruck ,' 1697 (gedruckt.)
Menichetti, Luigi. — Faenza. 1851
Er wurde durch seine Versuche,' Geigen halb aus Holz
und halb aus Metall (Neusilber usw.) herzustellen, be-
kannt. Bewährt haben sich jedoch diese Versuche nicht.
Mennegand — Merighi
331
Mennegand, Charles. — Amsterdam, Paris.
Geb. in Nancy 19. Juni 1822. f 9. Jan. 1885
in Villers-Cotterets
Erhielt seine Ausbildung in Mirecourt, kam 1840 nach
Paris, trat als Gehilfe bei Rambaux ein und blieb bei
diesem geschickten Meister fünf Jahre lang und eig-
nete sich hier seine außergewöhnliche Geschicklichkeit
in der Reparatur alter Instrumente an. Er nannte sich
daher, im Anfange seiner Selbständigkeit, auf seinen
Zetteln gerne »Eleve de Rambaux«. Nachdem er von
1851 — 1852 noch bei Maucotel gearbeitet, ging er nach
Amsterdam., um seine eigene Werkstatt zu eröffnen.
Er arbeitete hier sehr fleißig, machte viele Violinen,
Violen und Violoncelli, ging aber 1857 nach Paris zu-
rück und wohnte Rue de Trevise Nr. 26. Hier machte
er fast nur Violoncelli, die sehr gesucht sind. Aui der
Pariser Ausstellung 1867 erhielt er eine Medaille.
Geigenzettel: Abb. 516.
Mennesson, Jean Emile (pseud. Josef Guarini).
— Reims. Geb. 15. Mai 1842 in Reims
Im Jahre 1865 begann er als Klaviermacher und Musi-
kalienhändler: seine Neigung und sein Talent führten
ihn aber mehr und mehr zum Geigenmachen, dem er
sich seit 1874 vollständig widmete. Er arbeitete bei
Mennegand und Deroux und dann von 1876 — 1880 in
Mirecourt und hat zahlreiche Kopien nach der Messias-
geige Stradivaris angefertigt. Er begründete in Reims
eine Geigenmacherwerkstatt, läßt schönes altes Holz
verarbeiten und verwendet besondere Sorgfalt auf die
Lackierung, wobei er die Ergebnisse der chemischen
Versuche Gerys sich zunutze macht. Er ist der Erfinder
der »Molliphone« usw. und besitzt 19 Diplome und
Medaillen. L. S. Fanart veröffentlichte ein in der
National-A.kademie zu Reims 1876 verlesenes ausführ-
liches Gutachten über Mennesson. — Er klebt in seine
billigen Geigen Zettel mit dem Pseudonym »Joseph
Guarini« und führt das Ladenschild »ä Ste Cecile«.
Die Firma lautet jetzt: Emile Mennesson & Fils, suc-
cesseurs.
Geigenzettel : EM. Joseph Guarini fecit (A) Anno 1881
No 1565 , Emile Mennesson, a Reims (Marne) ' Seul
concessionaire pour la France et l'Etranger / depose
(gedruckt) und Abb. 523.
Menticasiae. — Mailand. 1815
Der folgende Reparaturzettel gehört wahrscheinlich
einem Mitglied der Familie Mantegazza, vielleicht
Francesco, an, oder ist einfach eine Fälschung.
Geigenzettel: Abb. 515.
Mentiply, Andrew A. — ■ Ladybank. Geb.
1 . Nov. 1858 in Burnside
Ein Eisenbahnbeamter, der sich in seinen freien Stun-
den mit dem Geigenmachen beschäftigt und über 60
neue Violinen und viele Bogen gemacht hat. Er hat ein
eigenes Modell und bereitet sich auch den Ollack selbst.
Seine F-Löcher zeigen die Endpunkte statt kreisrund
in ovaler Form.
Geigenzettel: .Andrew Mentiply / Ladybank, Fifa. /
(Datum) (geschrieben).
Menzies, John. — Falkirk. 1820. 1831
Ein geschickter, schottischer Geigenmacher, der das
große Stradivarimodell nachahmte. Sem Lack ist
dunkelbraun und scheint Ollack gewesen zu sein. Seme
Violinen sind übrigens stark dem Wurmfraß ausgesetzt.
Geigenzettel: John Menzies , Maker / 1831 (geschr.).
Menzinger, Gustav. — Frankfurt a. M.
Geboren am 19. August 1867 in Insterburg als Sohn
eines Österreichers, kam er 1882 zu seinem Oheim
Adolf Schrader in die Lehre und 1887 als Gehilfe zu
Heidegger nach Linz a. D., wo er sich auch als Militär-
pflichtiger stellen mußte. Er kam dann zu .A. Riechers
nach Berlin, den er nur verließ, um Soldat zu werden,
aber schon nach wenigen Tagen wurde er als über-
zählig entlassen, ging nach Wien zu Hamberger und von
da zu Amberger nach München, von wo er sehr bald
von Riechers nach Berlin zurückberufen wurde, den
er als seinen eigentlichen Lehrer betrachten darf.
Nachdem er noch bei Kannich in Warschau gearbeitet,
trat er, um sich weiter zu vervollkommnen, m die
Geigenmacherschule von Schünemann in Schwerin ein
und kam 1892 nach Homburg v. d. H. zu L. Noebe,
bei dem er bis 1903 blieb, in welchem Jahre er sich
im Oktober zu Frankfurt a. M. selbständig machte. Er
gilt als sehr geschickter, erfahrener Geigenmacher und
sorgfältiger Reparateur.
Geigenzettel: Gustav Menzinger Frankfurt a. M.
Anno 1910 No 56 [rechts und links Initialen und
Kreuz im Kreis].
ans.
1875
Mercier, A. -
Ein Reparateur, der auch einen kleinen Geigenhandel
betrieb.
Merciolle, Jules. — Paris. Geb. 20. Juni 1881
in Mirecourt
Schüler von Grillon. Als Gehilfe arbeitete er erst in
seiner Vaterstadt, ging dann nach Paris, kam 1899
zu G. Bernardel und blieb auch bei Caressa & Fran^ais
bis 1911. Seitdem hat er sich selbständig gemacht.
Meren, Antonius. — ? 1712
Withers in London besitzt eine eigenartige Geige mit
diesem Namen und der Bezeichnung »discipulus
Stainer«.
Mergenthai, Roman, hat in Wien eine Werk-
statt und beschäftigt sich auch mit der
Reparatur von Streichinstrumenten, ist
aber nicht Mitglied des Geigenmacherver-
bandes
Meriels, ließ sich als »Luthier« in Bayeux
nieder; die Firma lautet jetzt »Meriels fils«
Merighi, A. — Mailand. 1800
In einer mittelmäßigen Mandoline fand sich dieser
(schlecht leserliche) Name, — vielleicht ein Sohn von
Pietro M. in Parma?
332
Merighi — Messerschmidt
Merighi, Pietro. — Parma. 1770
Hauptsächlich kommen Mandohnen von ihm vor; er
seil jedoch auch Geigen gemacht haben.
Ceigenzettel : Petrus Merighi / fecit Parmae / anno 1 770
(gedruckt).
Merlotte, Charles. — Lyon. Geb. um 1703.
1770
Er zeichnete sich zwar durch sorgfältige Arbeit im alt-
inirecourter Stil aus, erreichte aber nur einen mittel-
mäßigen Ton. Er verwandte gelbbraunen oder gelb-
rötlichen Lack, der gegen Rand und Ecken dunkel
schattiert ist, sowie geschriebene und gedruckte Zettel,
und soll vorübergehend auch in Paiis gearbeitet
haben. Ein anderer Meriotte soll noch um 1845 gelebt
haben.
Geigenzettel : Abb. 553 und 554.
Merkel, Anton Karl. — Adorf. 1820
Seine Geigen sind im unverkennbaren vogtländer Stil,
dem Amatimodell sich nähernd, gemacht und wenig
bemerkenswert.
Merkel, Johann Friedrich. — Stuttgart. 1803
Eine neunspänige Baslardlaute von ihm besitzt die
Musikinstrumentensammlung des Bachhauses in Eise-
nach.
Geigenzettel : Johan Friedrich Merkel / Mechanicus &
Instrumen- / tenmacher in Stutgard. / Den 15. Januar
1803 / N^° 57 (gedruckt).
Merkle (Merkl), Bartholomäus. — Prag. 1571
Ein wahrscheinlich aus Füssen stammender Lauten-
macher, der in der Altstadt wohnte und zunächst da-
durch dem Namen nach bekannt wurde, daß sich ein
Urteilsspruch erhalten hat, in dem er verurteilt wurde,
die Kurkosten bei dem Bader für einen von ihm Ver-
wundeten zu bezahlen. Er wird mit dem Lautenmacher
und Hofgeigenmacher des Kaisers Maximilian, Bar-
tholomäus Menckler (Merckler) identisch sein, der 157!
für eine an die kaiserliche Kammer abgeführte Geige
!0 Gulden Rhein, erhielt.
Merlin, Joseph. — London. 1778. 1780
Arbeitete nach dem Stainermodell und war seinerzeit
als genialer Erfinder von allerlei mechanischen Gegen-
ständen berühmt. Er arbeitete gut. doch läßt der Ton
seiner Instrumente zu wünschen übrig. Er verwendete
meist ovale Zettel.
Geigenzettel: Josephus Merlin / Cremonae Emulus /
No. 104 Londini 1779/ Improved / Queen .'Xnn No. 66
Street Eeast / Portland Chapel (gedruckt).
Mermlllot (Mermlllod), Maurice. — Paris.
Geb. in Ober-Savoyen 1835, f 25. Sept. 1901
m Mirecourt
Schüler von Gaillard in Mirecourt, ging als Gehilfe zu
J. B. Vuillaume und später zu Gand. Während seiner
militärischen Dienstzeit kam er nach Piemont, arbeitete
bei Guadagnini in Turin und trat hierauf bei Gand &
Bernardel und bei Gautrot ein. Er hatte seine Werkstatt
zuletzt Rue Morel.
Geigenzettel : M. Mermillot, luthier/ 18 rue Morel 1898/
Paris / Mermillot (gedruckt).
Merosi, Giuseppe. — Firenzuola. 1846
Bei Valdrighi (2060) findet sich dieser Name, der in
Firenzuola und der ganzen Umgebung gänzlich un-
bekannt ist. Auch die Bürger- und Einwohnerlisten von
Firenzuola wurden vergeblich durchforscht.
Mertens, Johann Hemrich. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 16. März 1798
Bürger wurde.
Merwe, van der. — (Transvaal). 1901
Ein Burengeneral, der in der englischen Gefangen-
schaft einige Geigen machte, die in der Form sich den
alten Gamben nähern und 1901 in London ausgestellt
waren.
Merz (Mörz, März). — Innsbruck. 1820
Die Galanteriewarenhändler Gebr. Merz ließen sich
aus Mittenwald einen Geigen- und Gitarrenmacher
samt dem nötigen Holz und Werkzeug kommen, der
für sie arbeitete. Dagegen erhob Joh. Fritz mit Erfolg
Einspruch. (Vgl. Dr. F. Waldners mehrfach genannte
Nachrichten über Tiroler Lauten- und Geigenmacher.)
Merz, August. — Altenburg. Geb. 1851 in
Klingenthal, t 17. Juni 1910
Schüler seines Oheims Chr. Merz; arbeitete vier Jahre
bei Ludwig Bausch & Sohn in Leipzig, machte sich
1877 zu Altenburg selbständig und ist 1885 zum Hof-
Streichinstrumenten- und Bogenmacher ernannt wor-
den. Er machte neue Streichinstrumente nach Stradi-
vari und Guarnen und reparierte auch. Eigentümlich ist
die Lage des Baßbalkens an den von ihm ausgebesserten
Instrumenten. Seinen Ollack setzte er selbst zusammen.
Er war Inhaber der silbernen Staatsmedaille der 1886er
Landesausstellung.
Geigenzettel: Aug. Merz / Hofinstrumentenmacher /
Altenburg, S.-A. 18 (gedruckt).
Geb.
im
M,
ai
Merz, Christian. — Zwickau
1817, t9.Mal 1899
Er erlernte das Geigenmachen in seiner vogtländischen
Heimat und ließ sich nach einigen Wanderjahren in
Zwickau nieder, wo er sich hauptsächlich mit Wieder-
herstellungsarbeiten beschäftigte.
Mesnll s. Du Mesnil
Messeguer, ein um 1646 in Spanien vorkom-
mender Lautenmacher
Messerschmidt, J. — NeuWallenburg. 1876
Wahrscheinlich ein Tischler, der gelegentlich Geigen
in Arbeit nahm, dabei aber keine Kunstfertigkeit an den
Messini — Mettal
333
Tag legte. Da er auch den Lack durch einen dunkel-
braunen Anstrich ersetzte, besteht die Befürchtung,
daß er manche vielleicht gute Geige verdorben hat.
Geigenzettel: Rep. im März 1876 / von J. Messer-
schmidt, Neuwallenburg. (geschrieben).
Messini, Girolamo. — Florenz. 1687
Sohn des Arcangelo M. Er machte Lauten und Gi-
tarren und vielleicht auch Geigen, brachte es darm aber
nicht zu sonderlicher Geschicklichkeit.
Messori, Pietro. — Modena. Geb. in Modena
18. Okt. 1870
Ein talentvoller Geigen-, Gitarren- und Mandohnen-
macher, der nach beendeter Lehrzeit in Mailand, Turin,
Paris und München gearbeitet hat und 1894 der Nach-
folger Giuseppe Sgarbis wurde. Er macht Kopien nach
Stradivari, Guarnerl und Amati und verwendet meist
Bernsteinlack von roter, rötlichgelber und gelber Farbe.
Er baut auch Gitarren, Harfen und Klaviere. Bis 1900
besaß er bereits acht Bronze-, Silber- und Gold-
medaillen von Turin, Nizza und Paris usw.
Gelgenzettel: Abb. 54 i .
Mest (Most), Jakob. — Füssen. 1606. f Nov.
1615
Er gehörte 1606 und noch 1612 der Füssener Lauten-
macherzunft an. Nachkommen der Familie leben noch
heute In der Füssener Gegend, darunter auch Musiker,
aber keine Gelgenmacher mehr.
Mest, Raphael. — Füssen. 1616. 1650
Angeblich ein Schüler Hartungs in Padua. Er
wurde am Sonntag Lätare 1616 als Meister in die
Lautenmacherzunft aufgenommen, nachdem er im
Jahre vorher Maria Endres geheiratet hatte. Baron
schreibt In seiner Untersuchung des Instr. d. Lauten
(S. 93) von Ihm: »Was die Füssener Lauten anbelangt,
so sind einige gar zu sehr nach der ältesten Art ge-
arbeitet, nemlich Apffelrund, woran gemeiniglich nicht
viel dran Ist, doch hat sich daselbst Raphael Mest,
welcher bey dem berühmten Michael Härtung In Padua
gelernt und Anno 1650 und 1627 gelebet, schon besser
hervorgethan«. — Eine Laute von Ihm aus dem Jahre
1610 besitzt das Schlesische Museum für Kunstgewerbe
und Altertümer In Breslau (Nr. 5516), eine solche von
1638 die Sammlung des bist. Vereins in Würzburg.
Eine Laute, ganz aus Fichtenholz, sehr fein gearbeitet,
befindet sich In der Sammlung von R. Leibbrand in
Berlin. Die Stiftsbibliothek in LInköpIng besitzt eben-
falls eine Laute von ihm aus dem Jahre 1707.
Geigenzettel : Raphael Mest In Fiessen / Imperato nel
Mesier Michael Härtung / In Padua me feclt anno ....
(gedruckt). — Raphael Mest / In FIeßen 1638.
Metelka, Josef. — Pasek a. Iser. Geb. um
1842, t August 1880
Sohn des Venceslav M. und Schüler seines Bruders
Wenzel. Er arbeitete bei Schweitzer und Zach als Ge-
hilfe und erfreute sich später mit Recht des Rufs, ein
tüchtiger Meister zu sein. (Bei Gelgen, die er selbst
neu gemacht hat, fehlt auf dem Zettel das Wort »opra-
vll<'). Auch seine Tochter Johanna beschäftigte sich mit
dem Geigeninachen. Sein Nachfolger wurde 1888 sein
ehemaliger Schüler Potocka.
Geigenzettel : Josef syn Venceslava Metelky / Opravil
V Pasekäch pod Krkonosi 18 . . (opravil = repariert),
(gedruckt).
Metelka, Josef. — Glasersdorf a. Iser = Skle-
närice (Böhmen). 1880. 1892
Schüler von Josef Metelka In Pasek. Nachdem er als
Gehilfe bei F. WItäcek und W. Pekelsky gearbeitet
hatte, machte er sich in Glasersdorf um 1880 selb-
ständig. Er Ist ein geschickter Geigenmacher, der alles
an seinen Geigen selbst macht und keinerlei Bestand-
teile von Fabriken bezieht.
Gelgenzettel : Josef Metelka / hotovitel snuyce nastroju
ve Sklenaricich / u Vysokeho n. Jlzerou / Opravil dne
1 zaVI 1892 (gedruckt).
Metelka, Venceslav. — Pasek a. Iser (Böhmen).
Geb. um 1810—1815 m Sklenäri'c, f 1868
Er bildete sich durch Selbstunterricht nach dem Wett-
engelschen Lehrbuche zum Gelgenmacher aus und
brachte es zu anerkennenswerter Geschicklichkeit.
Seine Arbeit Ist sauber und das Holz meist recht gut,
nur der Lack läßt zu wünschen übrig.
Gelgenzettel : Zhoto venä / od / Venceslava Metelky /
V Pasekäch / nad Izerou (gedruckt).
Metelka, Wenzel. — Pasek a. I. 19. Jahrh.
Sohn und Schüler von Vene. M. Als Gehilfe arbeitete
er in mehreren mährischen Städten und starb bald
nach seiner Rückkehr in die Heimat.
Methfessel, Gustav. — Bern. Geb. in Bern
1839, t 1910
Schüler von Peter Schulz In Regensburg, einer der be-
deutendsten Schweizer Gelgenmacher. Nach beendeter
Lehrzelt arbeitete er In Wien und machte sich 1864
selbständig. Er baute seine Gelgen nach alten Meistern
und nach eigenen Modellen und verwendete OUack.
1898 zog er sich vom Geschäft zurück und ließ sich in
Hilterfingen bei Thun nieder. Sein Nachfolger wurde
Lütschg.
Geigenzettel: Abb. 544.
Meszäros, Stefan (Istvan), hat eine Instru- Mettal. — Freyberg. Anfang des 19. Jahrh.
1 ^ ^ ..: 1^1 ,.^ ^U,,^r,{V^ Eine Lyragitarre der Sammlung Snoeck (Nr. 349) in
mentenmacherwerkstattm Klausenburg (Ko- ßerlln trag? den Zettel »Mettal-Instrumentenmacher in
lozsvär) Freyberg«. Man wäre versucht, zu glauben, daß es sich
334
Mette — Meyer
um einen Metall-(Blech-)Instrumentenmacher handelt,
obwohl hiergegen schon das Instrument selbst spricht.
Der Name ist böhmisch, und noch heute lebt ein Gi-
tarrenmacher namens Ignaz Mettal in Schönbach
(Böhmen).
Mette, Fran^ois. — Mirecourt. 1855
Ein Geigenmacher, der 1855 die Pariser Ausstellung
beschickte, aber nur Mittelmäßiges leistete.
Metzinger, Michael. — Aschaffenburg. Geb.
27. Okt. 1807 In Aschaffenburg, f daselbst
22. Febr. 1886
Hauptsächlich Zithermacher, von dem sich eine
Schlagzither in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln befindet (Nr. 468).
Geigenzettel: M. Metzinger Saiten- Instrumenten-
macher / in Aschaffenburg (gedruckt).
Metzker, Josef. — Raab (Ungarn). 1915
Geigenmacher.
Metzner, Ernst Emil. — Riga. 1861
Ein Musiker, der sich mit Geigenreparaturen beschäf-
tigte, diese aber recht dilettantisch ausführte.
Geigenzettel: Reparirt von Ernst Emil Metzner /
Musikus in / Riga / 1861 (gedruckt).
Meulen s. Van der Meulen
Meusler, Wilhelm.— 1794 (?)
Anton Hüller in Graslitz Nr. 188 besitzt eine Geige
mit dem Zettel: »Wilhelm Meusler / bürgerlicher
Geigenmacher / 794. (gedr.).« Wahrscheinlich ein Mit-
glied der Familie Meisel.
Meyer, Adolph. — Dresden, (Mark)Neu-
kirchen. 1787. 1798
Eine Geige (in amerikanischem Besitz), die als Brand-
stempel die Jahreszahl 1 780 zeigt, enthält einen Zettel
mit dem Namen »Adolph Meyer, Dresden 1787«. Eine
andere, von 1798, ist aus Neukirchen datiert. Weder
in Dresden noch in Markneukirchen ließen sich Ur-
kunden über diesen Geigenmacher auftreiben. Er
scheint im Umherziehen gearbeitet zu haben, war aber
dem Anscheine nach nicht ungeschickt. — Auch ein
Ferdinand Meyer soll in (Mark)Neukirchen vor-
kommen.
Meyer, C. A. — Görhtz. 1794
Erfinder eines Bogenklaviers, das er »Bogenflügel«
nannte; ob er sonst noch Musikinstrumente machte, ob
er überhaupt Fachmann und nicht Dilettant war, ließ
sich nicht feststellen, denn sein Name kommt weder in
den Görlitzer Bürgerrechtslisten noch in den Geschoß-
büchern vor.
Meyer, Carl L. — Rixdorf. 1901
Er arbeitete 40 Jahre lang als Gehilfe, war lange Zeit
in Paris tätig und soll sich nebenbei als Tanzlehrer
versucht und später religiöse Vorträge gehalten haben.
Im Juli 1901 eröffnete er in Rixdorf seine eigene Werk-
statt und war dann in einen Aufsehen erregenden
Prozeß verwickelt.
Meyer, Daniel. — Lübeck, Riga. 1597
Im Lübecker Niederstadtbuch kommt am 22. Juli 1600
Ernestme Clendorp, die Witwe des um 1585 ver-
storbenen Jürgen Lampe vor, die in zweiter Ehe den
Zithermacher Daniel Meyer geheiratet hatte. Dieser
soll nach ihrer Angabe um 1597 nach Riga gereist und
dort gestorben sein.
Meyer, Hemrich. — Freiburg i. B. Geb. um
1830 in Braunschweig, f um 1895 in Frei-
burg
Ursprünglich Musiker, beschäftigte er sich erst nur
aus Liebhaberei mit dem Geigenmachen. Er war durch
16 Jahre Hofmusiker in Karlsruhe und ließ sich 1883
in Freiburg als Geigenmacher nieder. Daß er selbst
neue Geigen gemacht hat, ist zweifelhaft, aber er be-
schäftigte einen Markneukirchener Gehilfen m den
Jahren 1884 — 1886, und in dieser Zeit wurden in seiner
Werkstatt verschiedene neue Geigen gemacht, die auf-
fallend an die Markneukirchener Art erinnern. Das
Deckenholz ist gut, der Boden meist deutscher Ahorn,
die Arbeit im ganzen sauber, der Ton mittelmäßig.
Bei Reparaturen verwendete er einen Gummistempel,
sonst geschriebene Zettel.
Geigenzettel: H. Mej'er. fec. / Freiburg r. Brg. 1886.
(geschrieben).
Meyer, Johann Mathias. — Hamburg. 1758
Vermutlich Sohn von Magnus Andr. M. und diesem
angeblich in der Arbeit nahestehend.
Meyer, Joseph. — Pfaffenhausen? 1668
Eine Tenorgeige in W. Heyers Musikhistorischem Mu-
seum in Köln trägt einen schwer lesbaren Zettel, dessen
Ortsbezeichnung G. Kinsky mit Braffenhausen oder
Grafenhausen zu deuten versucht. Ich lese Bvaffen-
hausen. Ist das richtig, dann käme wohl nur das in
Schwaben unweit von Füssen hegende Pfaffenhausen
in Frage.
Meyer, Magnus Andreas. — Hamburg. 1732.
1753
Wahrscheinlich ein Schüler Tielkes, den er nachahmte.
Er wurde am 27. Februar 1733 in Hamburg als In-
strumentenmacher Bürger. Am häufigsten trifft man
Violoncelli von ihm, die durch ihr kurzes, aber sehr
breites Modell auffallen. Ein im Geschmacke Tielkes
in allen Teilen reich verziertes Violoncello aus dem
Jahre 1752 befand sich in der Sammlung Hammer in
Stockholm. Boden und Decke schwach gewölbt, am
Wirbelkasten ein Frauenköpfchen. Sein Lack ist gelb
oder gelbbraun. Ein Saiteninstrument des Museums in
Gothenburg, bezeichnet »M. Meyer« und darunter eine
Lilie, ist möglicherweise auch von ihm. Ein Violon-
cello von ihm besitzt G. Withers in London.
Geigenzettel: Abb. 517.
Meyer — Miclielot
335
Meyer. — Mittenwald. 1842
Ein Geigenmacher, bei dem die alten Traditionen der
Mittenwalder Schule noch zu erkennen sind, wenn er
auch nicht zu den hervorragenden Meistern zu zählen
ist. Sein Sohn (?) soll sich in Partenkirchen nieder-
gelassen haben.
Meynieu, F. — Bordeaux. 1900
Musikinstrumentenhändler, der eine Geigenmacher-
werkstatt besitzt, die Ch. Resuche leitet.
Mezzabotte (Mezzoboste), Domenico Giovanni
Battista(?). — Brescia. 1720. 1765
Ein Meister dieses Namens soll schon I 720 in Brescia
gelebt haben. Einen einwandfreien Beleg dafür konnte
ich bisher nicht finden, wohl aber bin ich geneigt,
diesen Namen für ein Seitenstück zu »Acevo« und
»Sapino« zu halten; mezzobusto heißt Bruststück, und
wenn dieses Wort z. B. auf der inneren Decke ge-
standen hat, so mußte es nicht gerade den Namen des
Verfertigers bezeichnen.
Mezzadri, Alessandro. — Ferrara. 1690. 1732
Er war, wie Citadella in seinen »Notizie relative a
Ferrara* im Kapitel: »Musici, Organisti, Cantori e
Comici« sagt, nur ein mittelmäßiger Geiger, aber ein
trefflicher Geigenmacher Seine Geigen gehen zwar auf
Nicolas Amati zurück, sind aber oft unschön in der
Form, die F-Löcher allzu nahe beisammen. Der Lack
ist rötlichgelb oder braunrot und nicht schlecht. Der
Name kommt in allen möglichen Verdrehungen vor,
muß aber nach dem Zettel richtig Mezzadri heißen.
Eine schöne Violine von ihm aus dem Jahre 1 708
besitzt Hofkonzertmeister Prof. Carl Prill in Wien.
Geigenzettel : Abb. 534.
Mezzadri, Francesco. — Mailand. 1700. 1750
Seine Arbeit ist gut, sein Lack sehr durchsichtig und
von rötlicher Bernsteinfarbe.
Geigenzettel : Francesco Mezzadri ; fece in Milano I 749.
(geschrieben).
Mezzano, Fredenco (Fedengo). — Venedig.
1695
Eine Taschengeige von ihm befindet sich in den kunst-
historischen Sammlungen des A. H. Kaiserhauses in
Wien (Inv. Nr. 4071). Der Rücken zeigt Zickzack-
bänder von Elfenbein und Ebenholz ; statt der Schnecke
ist ein Mohrenköpfchen angebracht. Das feine Instru-
ment ist 555 mm lang, 45 mm breit.
Geigenzettel : Federico Mezzano fecit Venezia Anno
1695 (gedruckt).
Mialfi, Juan. — ? 1769
Wenig bekannter spanischer Lautenmacher.
Miani. — Bologna. 1 . Hälfte des 19. Jahrh.
Die Geige, die ich mit diesem Namen sah, schien von
Mirecourter Herkunft gewesen zu sein ; vielleicht hat
Miani Schachteln von dort bezogen und verarbeitet.
Michael, Ferdinand. — Zallenfelde i. P. 1842
Wahrscheinlich ein Musiker, der auch Geigen repariert
hat.
Geigenzettel : Repariert Ferd. Michael / Zallenfelde bei
Pr. -Holland (geschrieben).
Michaud. — Paris. 1788. 1789
Er wohnte Rue Guerin-Boisseau, an der Ecke der Rue
Saint-Denis. Mehr weiß auch Vidal von ihm nicht
anzugeben.
Michel, Alphonse, lebt in Paris
Micheli, Giuseppe. — Gajato (Modena). 1 884.
1894
Unbedeutender modenesischer Geigenmacher vom
Ausgang des 19. Jahrhunderts.
Michelis, Peregrino (Pelegnno) di Zanetto. —
Brescia. Geb. um 1520; soll 1603 noch ge-
lebt haben
Sohn und wohl auch Schüler Zanetto de Michelis'.
Trefflicher Lauten- und Violenmacher. Er war jeden-
falls, solange sein Vater lebte, also wenigstens bis 1561 ,
bei diesem tätig, und Livi fand ihn nicht vor 1563 als
»Magister a violinis« bezeichnet. Seine Söhne Giovanni
(»Zuan«), geb. um 1565, und Baptistino, geb. um 1571,
werden als »citherarii apud S. Franciscum« bezeichnet,
haben also den väterlichen Beruf fortgesetzt, und wahr-
scheinlich hat dies auch sein jüngster Sohn Frances-
chino (geb. 18. Juni 1579, f 8. Juni 1615) getan. Eine
wunderbare sechssaitige Baßviola von 1547 besitzt das
Museum des Konservatoriums m Paris. In London
war 1885 ein sehr schöner Tenor ausgestellt. Man
kennt auch Lyren und Harfen usw. von ihm. Er wird
gewöhnlich kurzweg Peregrino Zanetto genannt, und
sein Name kommt sogar in Violinen vor, die schwerlich
von ihm herrühren dürften. In den Urkunden wird er
als »Magistro de instrumenti de sonar* oder >>Magistro
di cittere et lire« bezeichnet. Ein Violoncello von ihm
aus dem Jahre 1600 (?) von gewöhnlicher Form wird
in der Sammlung Correr in Venedig aufbewahrt. Er
gehört zu den Meistern, deren Zettel mit Vorliebe und
Unverstand gefälscht werden.
Michelis, Zanetto^) de. — Brescia. Geb. um
1 495 vermutlich in Montechiaro bei Brescia
Man weiß nur, daß er Lauten und Zithern gemacht
hat. In den Dokumenten wird er »Citharedus « genannt.
Michelot, Jacques-Pierre. — Paris. 1 760. 1 800
Geschätzter Lautenmacher. Von ihm befindet sich eine
kleine Gitarre im Pariser Konservatorium (Nr. 1062).
Er wohnte schon 1 778 Rue Saint-Honore Nr. 255 und
hat vorzugsweise fünfsaitige Violen, Lauten, Mando-
linen und Gitarren gemacht. Sein Lack verdient Lob.
Seine Geschäftsempfehlung lautet : »renomme pour les
guitares en bateau dont les avantages sont de reflechir
le son au dehors d'une maniere plus sensible, et pour
faire d'excellentes quintes et violons«.
Geigenzettel: Abb. 527.
^) Dialektform für Gianetto.
336
Michels
MilL
er
Michels, H. — Königsberg i. Pr. 1875
Sein Name kommt auf einigen Reparaturzetteln vor.
Michiels, Egidius (frz. Gilles). — Brügge.
Brüssel. 1755. t im Mai 1783
Schon in Brügge war er Hoflautenmacher. In Brüssel
finden wir ihn erst im Hofdienst, nachdem Henri
Augustin Snoeck, der zum ersten Geiger der Hofkapelle
ernannt wurde, sein Amt als Hoflautenmacher nieder-
gelegt hatte. Eine Gitarre von ihm besitzt die Samm-
lung Snoeck (in Berlin).
Geigenzettel: Egidius Michiels, Luthier / de la Cour
a Bruges 1770 (gedruckt) und Abb. 539.
Michonny, Michael. — Avenione (Avignon).
1743
Trefflicher Geigenmacher, der ein großes, flaches Pa-
tron verwendete. Eine sehr schöne Geige dieses
Meisters besaß der berühmte Violinist Pugnani.
Geigenzettel: Michael Michonny fato / in Avenione
anno 1743 (gedruckt).
Micle (?), Gennaro. — Neapel. 1823
Wird von Valdrighi (4309) als Gitarrenmacher erwähnt.
MicoUier. — Lyon. 1822
Er war mit Alba verbunden, soll aber mehr Kaufmann
als Geigenmacher gewesen sein.
^ Geigenzettel: Repare par Micollier / et Alba luthiers,
place / Confort No. 12 ä Lyon / 1822 (gedruckt).
Middleton, H. S., lebte im 19. Jahrhundert in
Providence (Rhode Island)
Middleton, J. — Doven Post Office (South
Gippsland, Australien). 1888
Er machte einige interessante Versuche, Geigen aus
australischem Orangeholz herzustellen.
Mier, J. — London. 1780. 1786
Man kennt bis jetzt nur seinen Namen, aber keine
Arbeiten von ihm.
Migge, Otto. — Koblenz, London. Geb.
16. Juni 1857 in Koblenz, wo er 1885 ein
Atelier für Kunstgeigenbau eröffnete
Er ist Autodidakt, war ursprünglich Kaufmann, dann
Eisenbahnbeamter und schrieb ein kleines Buch : »Das
Geheimnis der berühmten italienischen Geigenbauer
ergründet und erklärt von Otto Migge in Koblenz a. Rh.«
(Frankfurt a. M. 1 894, Gebr. Staudt, 80 Seiten, mit dem
Porträt des Verfassers), das sehr verschiedene Beur-
teilung fand (z. B. Mus.-Instr.-Ztg. 1894,93 Nr. 6,
De Wits Zeitschr. 1894, Nr. 6 [D. Hiller] usw.). Da-
gegen fanden seine Geigen mehrfache Anerkennung,
so von Wilhelm) usw. Er ahmt die italienischen Meister
nach den von ihm aufgestellten Grundsätzen nach und
ist Ehrenmitglied des Konservatoriums in Barcelona.
Ende der neunziger Jahre siedelte er nach London
über.
Migliai, Antonio. — Florenz. 1682. 1703
Sohn des Michelangelo M. Er wohnte 1684 bei der
Jesuitenkirche. Außer Cembali und Harfen hat er
wahrscheinlich auch Lauten gemacht. Eine Arpanetta
(Spitzharfe) von 1 703 beistzt W. Heyers Musikhistori-
sches Museum in Köln. Näheres über diesen Meister
teilt Konservator G. Kinsky in seinem trefflichen Ka-
talog des genannten Museums, Bd. I, S. 246 mit.
Geigenzettel : Antonius de Migliais Florentinus Fecit
anno / 1703 (gedruckt).
Mignard, Jean. — Troyes. 1662
Geschickter Meister, von dem es wundervoll ausge-
führte Taschengeigen gibt.
Milani, Francesco. — Mailand. 1742
Schüler von Lorenzo Guadagnini. Einer der sorg-
fältigsten Nachahmer Stradivaris unter den Mai-
ländern.
Milani (Milano), Giuseppe Carlo. — Mailand.
1769
Er soll schon im Anfang des 18. Jahrhunderts vor-
kommen. Seine Geigen nähern sich dem Amatimodell.
Milch, A. — Mainz. 1870. 1881
Ein braver Geigenmacher, wenn auch gerade kein
Künstler. 1881 übernahm der bis dahin in Magdeburg
ansässige Gust. Günther aus Halle sein Geschäft.
Milch, Louis. — Basel. 1883
Wahrscheinlich mit dem Mainzer Geigenmacher ver-
wandt oder identisch.
Milella, Giuseppe, der Nachfolger Vitos, lebt
als Geigenmacher in Lecce
Milella, Vito. — Lecce. 1870.1880
Er galt seinerzeit für recht geschickt.
Mühet. — Bayonne. 1820
Geigen mit diesem Namen kommen ab und zu vor;
sie sind von handwerksmäßiger Arbeit und haben
gelbbraunen Lack.
Millbach, Ig. — Prag. 1800
Vielleicht ein Schüler von Joh. G. Hellmer. Eine schöne
gelblackierte Violine von ihm besitzt Eman. Ed. Ho-
molka in Prag.
Mille. — Aix. 18. Jahrhundert
Eine von ihm restaurierte Taschengeige befindet sich
in Brüssel im Museum des Konservatoriums (Nr. 492).
Miller. — London. Wohl vor 1750
Es gibt Zettel mit diesem Namen, auf denen eine lange
Geschäftsempfehlung steht. Ob dieser Miller aber selbst
Geigenmacher war, ist sehr fraglich; dem Zettel nach
dürfte er nur Händler gewesen sein. Er wohnte London
Bridge und hatte das Ladenschild: »At the Citern«.
Miller — Miremont
337
Miller, Alexander. — St. Andrews. Geb. 1813 Mlquel. — Mirecourt
in St. Andrews, f das. 1877
Er war ursprünglich Friseur, kam dann zu Thomas
Hardie, der sein erster Lehrer im Geigenmachen wurde,
und dann zu William Yoole. Er ahmte eine von Vuil-
laume nach Stradivari gemachte Geige nach.
Miller, Andreas. — Riga. Geb. 8. (20.) Febr.
1853 in Upsil bei Walk (Livland), f 13.
(26.) Nov. 1908 in Riga
Er war Direktor einer Realschule und beschäftigte sich
aus Liebhaberei theoretisch und praktisch mit dem
Geigenbau. Außer Berechnungen und Zeichnungen
für Geigenmodelle hat er etwa ein Dutzend Violinen
und zwei Bratschen gemacht und sich auch viel mit der
Bereitung von Geigenlack befaßt.
Miller, George. — London. 1669
Guter englischer Gambenbauer des 17. Jahrhunderts.
Geigenzettel: George Miller, / Court Bishopsgate ;
London 1669 (gedruckt).
Eri
rie
Miller, John. — Dundee. Geb. in
(Orkney- Inseln) 18. Sept. 1861
Von Hause aus war er Kunsttischler und verlegte sich
erst 1897 auf die Geigenmacherei. Er hat seitdem etwa
30 Violinen nach Stradivari gemacht und verwendet
Whitelaws roten Ollack. Seine Arbeit wird gelobt.
Geijenzettel: John Miller / Dundee, 1898 (gedruckO.
Milne, Patrick G. — Aberdeen. Geb. 30. Jan.
1873 in Aberdeen
Ein hoffnungsvoller schottischer Geigenmacher, der
nach Stradivari und Guarneri arbeitet. Er verwendet
Öllack.
Geigenzettel : Patrick G. Milne / Maker / Cults, Aber-
deen. (gedruckt).
Minelli, Giovanni. — Bologna. 1808. 1809
Einer der vielen italienischen Geigenmacher, die keinen
Teil an den Verdiensten ihrer großen Landsleute
hatten, wenn sie auch deren Werke nachahmten.
Minelli, Lorenzo. — Florenz. 1664
Ein Lautenmacher, von dem man nicht viel mehr weiß,
als daß er der Sohn eines Francesco M. war.
Mingazzi, Luigi, lebt als Saiteninstrumenten-
macher in Ravenna
Minozzi, Matteo. — Bologna. 1767. 1769
Ein wenig bekannter, aber doch recht geschickter
Geigenmacher, von dem der akad. Zeichenlehrer und
Organist Oswald Bogs in Bromberg eine Violine vom
Jahre 1767, mit prächtigem, glanzvollem Ton besitzt.
De Piccolellis gibt nur den Namen, P. de Wit nur
seinen Zettel: Matteo Minozzi / F. Bon. 1769 (gedr.).
V. Lü t g-c n d orf f , Giig-on- und Lautinm.ulur. Bil. II
liqi
Eine alte Bogenmacherfamilie, von der A. Jacquot die
folgenden nennt :
Claude 1764,
Jean-Claude 1776,
Jean-Nicolas 1778. 1787
und Nicolas-M. 1765.
Miquel.Emile. — Mirecourt. Geb. 1851, t 1911
Guter Bogenfabrikant. Sein Sohn, geb. 1889, ist sein
Schüler und Nachfolger.
Miraucourt, Claude. — Verdun. 1741. 1749
Wahrscheinlich ein Bruder oder Sohn von Joseph M.
Eine fünfsaitige Viola von ihm mit einem lorbeer-
bekränzten Frauenköpfchen am Wirbelkasten war 1889
in Paris ausgestellt und gehört A. Jacquot. Eine Viola
von 1749 besaß ein Musiker in Straßburg.
Geigenzettel: Claude Miraucourt ä Verdun / 1741.
(geschrieben).
Miraucourt, Joseph. — Verdun. 1736. 1749
Als Violenmacher war er recht geschätzt. Musiklehrer
Himmel in Lahr besaß 186! ein sehr gutes Violoncello
von 1743 von ihm, ein gleiches aus demselben Jahre
Romer in Freiburg.
Geigenzettel: ä Verdun par ' Joseph Miraucourt / 1740
(gedruckt).
Miremont, Claude -Augustin. — New York
Paris. Geb. 1827 in Mirecourt, f in Pontor-
son Ende 1887
Schüler seines Vaters Sebasti;n M. und von C. N. Col-
lin Menzin; kam 1844 nach Paris, wo er zunächst an
verschiedenen Stellen als Gehilfe arbeitete. Er wanderte
1852 nach Amerika aus und ließ sich in New York als
Geigenmacher nieder, kehrte aber 1861 wieder nach
Paris zurück und eröffnete seine Werkstatt in der Rue
du Faubourg-Poissonniere Er kopierte trefflich Jos.
Guarnerius, Stradivari, Gagliano und Klotz und ge-
hört zu den besten Parisern des 19. Jahrhunderts.
Geigen von ihm werden schon jetzt recht hoch
bezahlt. Seine Versuche, den Ton der Instrumente
durch Einsetzen eines zweiten Stimmstocks zu erhöhen,
müssen jedoch als mißglückt bezeichnet werden. Er
erhielt eine ganze Reihe von Medaillen usw. Er ist
auch ein trefflicher Bogenmacher gewesen. Im Jahre
1884 zog er sich vom Geschäft zurück und ließ sich in
Belleville und dann in Pontorson nieder. .'Xm besten
glückten ihm Violoncelli; an diesen waren die Umriß-
linien und die F-Löcher besonders schwungvoll. Sein
Lack war gewöhnlich orangerot.
Geigenzettel : Expositions universelles de 1853-55-62-67
Quatre premiers prix. , C. A. Miremont. Brevete S. G.
D. G. / A. M. Paris an 1875 A. Miremont. (gedruckt),
und Abb. 543.
Miremont, Sebastien. — Mirecourt. Geb. um
1806. Lebte noch 1842
Ein gewöhnlicher Mirecourter Geigenmacher, wie es
viele gibt.
22
338
Mi
irzer
Möcke
Mirzer(?), Jean Michel. — ?
Eine Laute im SchlesiscKen Museum für Kunstgewerbe
und Altertum in Breslau (Nr. 857) enthält angeblich die
Inschrift »Jean Michel Mirzer m'at reparre«. Es wird
wohl Joh. Mich. Stirtzer heißen müssen.
Mitchell, George. — Edzell. Geb. 1823
in Coltshill, t 28. Febr. 1897 in Edzell
Castle
Er war ein guter Geiger und Pfeifer, und als er 1847
das Unglück hatte, einen Finger seiner linken Hand
zu verlieren, verlegte er sich auf das Geigenmachen.
Seine Geigen, die recht gut sind, hatten anfangs eine
zu hohe Wölbung: später wurden sie flacher. 1887
wurde er zum Aufseher oder Verwalter des Schlosses
Edzell ernannt. Er verwendete verschiedene Zettel und
verkaufte seine Geigen durchschnittlich zu 20 — 25 Mk.
Geigenzettel: Georg Mitchell / Edzell 1880 (ge-
druckt).
Mitsching, Leopold. — Elberfeld. Geb. 1865
in Düsseldorf
Lernte bei dem Instrumentenmacher Ferd. Moser in
Düsseldorf, wo er 12 Jahre tätig war und sich früh-
zeitig mit der Wiederherstellung von Streichinstrumen-
ten beschäftigte. Nach kurzer Wanderzeit machte er
sich 1894 in Elberfeld selbständig. Er befaßte sich
seitdem besonders mit der Herstellung von Musik-
instrumenten für die Militärkapellen, doch sind in den
letzten Jahren auch sieben neue Geigen aus seiner
Werkstatt hervorgegangen, die sehr gelobt werden.
Geigenzettel: Repariert 19 / L. Mitsching, Elber-
feld/ Hof- Instrumentenmacher, (gedruckt). [Wappen].
Mitteis, Anton. — Leitmeritz. Geb. um 1791,
t 16. Dez. 1870 in Leitmeritz
Schüler von Stauffer in Wien. Am 10. März 1826
erwarb er das Bürgerrecht in Leitmeritz. Da seine Frau
Elisabeth Hellmer aus Wien stammte und er in Wien
gelernt hatte, ist er selbst vielleicht auch in Wien ge-
boren. Er war der beste unter den älteren Meistern in
Leitmeritz. Seine Geigen haben schönen, edlen Ton,
sind in der Form sehr sauber nach dem Stradivan-
modell gemacht und zeigen einen rötlichgelbenSpintus-
lack. Er machte auch Geigen nach russischem Modell
und in der Form von Gitarren, wobei der Wirbelkasten
statt einer Schnecke eine einem Stockgriff ähnliche
Form zeigt. Sehr gut sind auch seine zahlreich vor-
kommenden Gitarren. Eine ungewöhnlich große Gi-
tarre von ihm (Nr. 231) (Maschine und Bünde von
Silber, der Hals von Ebenholz mit Elfenbeineinlagen)
besitzt das böhmische Landesmuseum in Prag.
Geigenzettel : Anton Miteis in Leitmeritz / Schüler von
Staufer in Wien / Anno 1 839. (gedruckt).
Mitterwald, K. — Leibitschgrund (Böhmen).
1895
Unbedeutender Musikinstrumentenmacher vom Ende
des 19. Jahrhunderts.
Möckel, Max. — St. Petersburg, Berlin. Geb.
1873 in Berlin
Zweiter Sohn und Schüler seines Vaters Osw. M. Im
Jahre 1897 ging er nach Rußland, arbeitete in Warschau
und Moskau und zuletzt bei Geißer in St. Petersburg.
.'\m 1. Oktober 1899 eröffnete er seine eigene Werk-
statt. Er arbeitet nach Stradivari und besonders nach
Guarneri del Gesü und machte im Jahre durchschnitt-
lich 50 Instrumente. Durch den ersten Leibarzt
Dr. Golonin wurde er auf ein im Handel nicht mehr
vorkommendes Präparat aufmerksam gemacht, aus dem
er in Verbindung mit dem Chemiker Golonin einen
Geigenlack herstellte, der dem der alten Italiener nahe-
kommen soll. Nach mehrjährigem Aufenthalt in Ruß-
land kehrte er wieder nach Deutschland zurück. In der
Ausarbeitung ist er sehr sorgfältig und befolgt die von
seinem Bruder aufgestellten Regeln, die er in jeder
Richtung bestätigt gefunden hat.
Geigenzettel : Max Möckel, Geigenmacher / St. Peters-
burg, anno 1902 (gedruckt).
Möckel, Oswald. — Berlin. Geb. 7. April 1843
zu Carlsfeld i. S.. t 12. März 1912
Schüler von Karl Grimm und Christian Adam, an
welche beiden seine älteren Arbeiten auch erinnern.
1869 machte er sich selbständig und ist jetzt einer der
besten Berliner Meister. Er kopierte die alten Italiener
— wenn auch nicht sklavisch — und machte seine
Geigen und Violoncelli ziemlich stark im Holz. In der
Wiederherstellung schadhafter Instrumente leistete er
Hervorragendes und galt auch als sehr geschickter
Bogenmacher. Er gebrauchte zuletzt den Zettel:
Abb. 528.
Möckel, Otto. — Dresden, Berlin. Geb. 1869
zu Berhn
Schüler seines Vaters Oswald M. Zu seiner weiteren
Vervollkommnung ging er für mehrere Jahre nach
London, war dann Werkführer bei seinem Vater in
Berlin und hat sich erst in Dresden selbständig ge-
macht. Sowohl im Neubau wie in der Reparatur von
Streichinstrumenten leistet er Hervorragendes; nach
dem Tode seines Vaters kehrte er nach Berlin zurück.
Er ist ein feingebildeter Künstler, der auch theoretische
Schulung besitzt und die alten italienischen Meister
eingehend studiert hat. Er stellte eine neue Theorie der
Bearbeitung von Decke und Boden auf, die zu über-
raschenden Resultaten geführt hat und viel dazu bei-
tragen dürfte, die Grundsätze zu erkennen, nach denen
die größten Geigenmacher gearbeitet haben. So ist es
ihm nach langen Versuchen gelungen, eine Geigenform
zu konstruieren, die in der Mitte zwischen dem Mag-
gini- und dem Stradivarlmodell liegt. Da hierbei nicht
nur die Umrißlinien, sondern auch die Wölbung und
das Stärkeverhältnis des Holzes beider Meister ge-
mischt erscheinen, so erzielt er auch eine Klangfarbe,
die in der Mitte zwischen Maggini und Stradivari liegt.
Diese Geigen haben sich schnell eingeführt und werden
von einer Reihe hervorragender Musiker bereits mit
Vorliebe gespielt. Ein besonderes Verdienst hat er
sich durch seine treffliche Neubearbeitung des Lehr-
buches von Appian-Bennewitz erworben.
Geigenzettel : Abb. 542.
Moller — Mohte
339
Muller, A., hat eine Musikinstrumentenwerk-
statt in Fredericia
Möller, Max. — Amsterdam. Geb. 26. Aug.
1875 in Markneukirchen
Nachdem er seine Lehrjahre bei H. Robert Nürnberger
abgeschlossen hatte, arbeitete er bei H. Th. Heberlein
und ging nach Beendigung seiner Militärdienstzeit zu
Max Möckel nach St. Petersburg und von da zu
van der Meer nach Amsterdam, wo er bis 1913 als
Geschäftsführer tätig war. Hierauf machte er sich selb-
ständig und arbeitet nach den alten italienischen
Meistern, vornehmlich kopiert er Geigen, die ihm im
Original zu Gebot stehen. Er verwendet ausschließlich
einen selbstbereiteten Öllack und hat sich die An-
erkennung weiter Kreise erworben. Auch als Bogen-
macher wird er geschätzt.
Geigenzettel: Max Möller. / Amsterdam: 1914. (von
1913— 1919) und Max Möller/ P. C. Hoofstraat 134 ,'
Amsterdam (u. Monogr. 19 . .) (von 1920 an ver-
wendet).
Möller, Reinhard. — Bamberg. 19. Jahrh.
Ein Tanzlehrer, der sich auch »Violinreparateur«
nannte.
Möller, Valentin. — Ziegenhain (Hessen-
Kassel). 1834
Ein Schreiner, der sich mit dem Ausflicken alter Musik-
instrumente einen kleinen Nebenverdienst verschaffte
und auch einzelne Gitarren gemacht haben soll.
Seinem Reparaturzettel mit Jahreszahlen bis etwa 1840
begegnet man öfter.
Mönnig, Adolf. — Budapest, Debreczen. 1 860.
f nach 1883 in Debreczen
Er kam als Gehilfe aus dem Vogtlande zu J. M. Schunda
und Brandl und wurde der Nachfolger des letzteren,
dessen Witwe er heiratete. Er war nicht ungeschickt
und arbeitete nach Stradivari, Guarneri d. G. und
Maggini. Seine Geigen können den besseren vogt-
ländischen gleich geachtet werden. Er verwendete
einen braunen Lack auf gelbem Grund und machte
allerlei fruchtlose Versuche, erfand emen Tonver-
besserer, den er »Multiplikator* nannte, kam aber doch
auf keinen grünen Zweig, so daß er, der früher schon
sein Heil in Miskolcz, Losoncz und Klausenburg ver-
sucht hatte, anfangs der achtziger Jahre nach Debreczen
übersiedelte, wo er bald darauf starb. Vorübergehend
war auch sein Neffe Josef Mönnig in Budapest ansässig.
Geigenzettel: Abb. 521.
Mönnig. — Markneukirchen
Geigenmacher aus dieser Familie sind:
Mönnig, Ernst Richard. — Geb. 14. Mai 1850
Tüchtiger Meister, der als Gehilfe bei Sitt in Prag und
Bausch in Leipzig gearbeitet hat.
Mönnig, Friedrich Wilhelm. — Geb. 19. Juni
1864
Mönnig, Heinrich Adolf. Geb. 16. März 1853
Mönnig, Oskar. — Geb. 8. Okt. 1876. Schüler
von E. A. Kretzschmann
Moermans, Hans (oder Jan). — Antwerpen
Wurde 1570 als Clavecinmacher in die Gilde aufge-
nommen; lebte noch 1610, wo er als Baßsänger im
Kirchenchor vorkommt.
Moers, Jean Henri. — Paris. 1771
Er war geschworener Meister der Pariser Laute n-
macherzunft für 1771, doch sind Violinen von ihm
bisher nicht bekannt geworden.
Most s. Mest
Moftat. — 19. Jahrhundert
Englischer Geigenmacher, Schüler von Kennedy.
Mohr, Philipp. — Hamburg. — 1650
Ein Violen- und Lautenmacher, der in Gerbers Lexi-
kon (B. I, S. 958) als berühmt bezeichnet wird, den
Sandys und Forster hervorheben, von dem Hart er-
zählt, daß er Violen und Gamben gemacht habe, über
den aber in Hamburg nichts bekannt ist, der also
sicher dort nicht Bürger geworden ist.
Mohte, Jöran. — Engelholm. Geb. 23. Juli
1724, 14. Mai 1773
Ältester Sohn und seit etwa 1 740 Schüler von Johsinnes
Georg M. Er wurde 1748 Geselle und machte sich
1748 selbständig. Neben seiner Werkstatt betrieb er
seit etwa 1758 auch eine Krugwirtschaft. Arbeiten von
ihm sind bisher nicht bekannt geworden.
Mohte, Johannes Georg. — Engelholm. Geb.
um 1690, t 16. März 1765
Da er in seiner ersten Zeit deutsche Zettel verwendete,
später auch französische, darf man ihn wohl für einen
aus dem Ausland nach Schweden eingewanderten Gei-
genmacher halten. Er war recht geschickt und scheint
trotz seines abgelegenen Wohnortes gut zu tun gehabt
zu haben, da er sowohl seinen Sohn als auch Jakob
Helman, der später sein Schwiegersohn wurde, zu
Geigenmachern erzog. Verheiratet war er mit Inger
Pahlsdotter (f 1 752). Seine Arbeit erinnert rtellenweise
an die Joachim Tielkes in ihren reichen und geschmack-
vollen Beineinlagen. Am Wirbelkasten brachte er gerne
Drachenköpfe an. Er scheint sich, vielleicht krankheits-
halber, vom Geschäft zurückgezogen zu haben, nach-
dem sein Sohn und sein Schwiegersohn sich selbständig
gemacht liatten. Das Musikhistorische Museum in
Stockholm bewahrt eine reichverzierte Viola da Gamba
und ein etwas sorgloser ausgeführtes Violoncello von
ihm aus dem Besitze der Lunde. Universität. Ein
anderes Violoncello von ihm besitzt Direktor Fritz
Ahlberg in Stockholm.
Geigenzettel : Johannes Georg Motte geigen / macher
Engelholm Anno 1726 (geschrieben). — Johannes
George Mohte / Engelholm Anno Christi] 1751 (ge-
schrieben). — Jean George Mohte ; Engelholm Ao 1 735
(geschrieben).
22*
340
Mohte — Mollenberg
Mohte, Önnert Jörgen. — Engelholm. Geb.
24. Aug. 1748. t 22. Mal 1803
Schüler seines Vaters Jöran M., dessen Geselle er um
1 770 wurde. Nach des Vaters Tod führte er mit der
Mutter das Geschäft fort und erbte 1 778 die väterliche
Werkstatt. Doch scheint er die Geigenmacherei früh-
zeitig aufgegeben zu haben, da sich in semem Nach-
laß keinerlei Musikinstrumente vorfanden.
Molnel, Barthelemy. — Mirecourt. 1789
Bogenmacher.
Moinel, Charles. — Paris. Geb. 24. Juni 1866
in Paris
Sohn von Franc^ois M. Schüler seines Vaters und von
Emile Germain. Neffe von N. E. Cherpitel. Nach dem
Tode des letzteren (1893) führte er dessen Werkstatt
für die Witwe fort und ist seit 1897 der Nachfolger
semes Oheims.
Geigenzettel : Charles Moinel / Succ'' de E. Cherpitel, /
Paris 16 rue du Faube Poissoniere (gednickt) und
Abb. 539.
Moinel, Fran^ois. — Paris. 1860. 1870
Geschickter Geigenmacher; da er jedoch nie selb-
ständig war, gibt es nur sehr wenig Geigen, die seinen
Namen tragen.
Moitessier, Louis. — Mirecourt. 1781. 1824
Sehr fleißiger, aber durchaus mittelmäßiger Geigen-
macher. Seine Versuche, Geigen ganz aus Ahornholz
herzustellen, seien hier nur der Seltsamkeit halber er-
wähnt. Er hatte ein großes, langes Modell; sein Lack
ist dunkelbraun und ohne Feuer. Statt der Schnecke
brachte er manchmal Löwenköpfchen an. Daß er 1810
in Paris gearbeitet hat, ist ungewiß; wohl aber hat er
Arbeiten aus Paris datiert, was übrigens die Mire-
courter bis auf den heutigen Tag gerne tun. Er war
jedoch ein guter Lehrer. Einer seiner Schüler ist
Cl. V. Rambaux. Außer seinem Zettel gebrauchte er
oft auch eine Brandmarke: »Moitessier ä paris«, oder
nur »Moitessier«.
Geigenzettel : Ludovicus Moitessier fecit , anno Do-
mini 1781 (gedruckt).
Moitessier, P.A. — Montpellier. 1833. 1847
Er stammte aus Carcassonne und war hauptsächlich
Orgelmacher, doch hat er verschiedene Geigen ge-
macht, und noch kürzlich wurde eine Violine von ihm
in England verkauft und gut bezahlt.
Geigenzettel : Abb. 560.
Mola, Francesco. — Cremona. Geb. 1641
Wahrscheinlich ein Schüler N. Amatis, bei dem er
1653 arbeitete.
Molgedey, Johannes Rudolf. — Königsberg
i. Pr. Geb. 1876 in Königsberg 1. Pr.
Nach Absolvierung der Realschule bildete er sich
zunächst durch Selbstunterricht zum Geigenmacher
aus, arbeitete dann 2 Jihre lang bei Martin Kriner und
begründete 1895 sein Geschäft. Er ahmt hauptsächlich
Stradivan und Guaineri nach und wendet nur Ollack
an, und zwar Grundlack und Farbe, die wenig Ver-
wandtschaft miteinander besitzen, wobei er »durch
Gebrauch einer widerstrebenden Substanz« die Ver-
schmelzung beider Lacke zu hindern sucht. Er
studierte mehrere Semester lang Chemie an der Hoch-
schule, um der Lackfrage auch wissenschaftlich näher
zu kommen, und stellte verschiedene Versuche an, ver-
wahrt sich aber entschieden dagegen, irgendwelche der
ihm zugeschriebenen »Erfindungen« gemacht zu haben.
Er arbeitet peinlich genau und ist deshalb auch ein
ausgezeichneter Reparateur und wird als solcher von
den ersten deutschen Geigern gern in Anspruch ge-
nommen. Daß er selbst ein vorzüglicher Geiger ist,
kommt ihm bei seiner Arbeit begreiflicherweise sehr
zu statten.
Geigenzettel : Job. Rud. Molgedey / Königsberg i./Pr.
1897. (gedruckt).
Molla, Angelo. — Genua. 1758. 1760
Seme Arbeit ist nicht schlecht und sein Holz recht gut.
Er bevorzugt ein kleines Modell.
Geigenzettel : Angelo Molia / Fece in Genova A. 1 758
(geschrieben).
Molina, Gennaro. — Neapel
Mandolinenmacher.
Mollnari, Antonio. — Venedig. 1672. 1703
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der meist größere
Geigen gemacht hat.
Geigenzettel : Antonius Molmarius , fecit in Venezia
Ao. 1701 (geschrieben).
Mollnari, Giuseppe. — Venedig. 1737. 1763
Vielleicht ein Sohn von Antonio M. Er hat sich haupt-
sächlich der Lautenmacherei zugewandt, und man
kennt verschiedene gute Mandolinen und Theorben
von ihm. Einige besitzt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums.
Geigenzettel: Joseph Molinari, / Venetiis anno 1737
(gednickt).
Mollnari, Jose E. — Buenos-Aires. 1890. 1895
Auf der .Ausstellung in Chicago 1893 erhielt er für
Geigen und Mandolinen eine Medaille und scheint
bald danach verzogen oder gestorben zu sein.
Mollenberg, Lorents (Lars). — Stockholm.
1807. 1824
Schwedischer Lautenmacher, der wahrscheinlich Schü-
ler oder Geselle von Peter Kraft war, da dieser in
seinem Testamente dem Erben seiner Werkstatt Göran
Garsman zur Pflicht machte, Lars Mollenberg als Teil-
haber anzunehmen. Arbeiten von ihm kommen noch
ziemlich häufig vor. Die Sammlung Hammer besaß von
ihm vier Baßlauten mit den Nummern 40, 80 und 82,
eine besitzt W. Heyers Musikhistorisches Museum
in Köln. Da er auch Klaviere baute, schloß er sich,
wie seinerzeit schon P. Kraft, der Tischlerzunft an.
Geigenzettel : No 80 / Lorents Mollenberg / Stockholm
1816. (gedruckO und Abb. 519.
Mollenhauer — Moatani
341
Mollen hauer, E. R. — New York. 1881
Erfinder einer »Schallverstärkung« für Streichinstru-
mente, die sich ebenso wenig wie alle anderen, ähn-
lichen Erfindungen bewährte. Er wellte die Ver-
stärkung durch Anbringung doppelter Zargen be-
wirken. Vgl. Valdrighi, »Gli Strumenti ad arco rinfor-
zati del Sig. E. R. Mollenhaver«.
Monachini, Francesco. — Neapel. 1725
Ein Mandolinenmacher von geringer Bedeutung.
Monferrino s. Alegrettl
Monfrini, Luigi. — Rom. 1810
Die wenigen Arbeiten, die man von ihm kennt, z. B.
im Museum in Kopenhagen, sind nicht hervorragend.
Mongel, A. — Turin. 1820. 1830
Wahrscheinlich ein Franzose; mindestens ist er seiner
Arbeit nach aus der französischen Schule hervor-
gegangen. Seine Geigen sind sorgfältig gemacht, wenn
auch nicht groß im Ton.
Mongel, V. — (Mirecourt?)
Geigen von Mirecourter Aussehen tragen den Brand-
stempel »V. Mongel Paris*. Das Modell ist eine ober-
flächliche Nachahmung Stradivans.
Monk, John King. — Merton, Lewisham. Geb.
22. Jan. 1846
In seiner Jugend erhielt er die ersten Unterweisungen
im Geigenmachen von Batho und bildete sich durch
das Studium theoretischer Werke selbständig weiter
Im Jahre 1886 machte er seine erste Geige nach den
von Otto aufgestellten Grundsätzen. Er ahmte zuerst
das Stradivarimodell nach, änderte aber dann nach
seinen eigenen Berechnungen die Umrisse und die
F-Löcher. Er hat seitdem über 100 Geigen gemacht,
zahlreiche repariert und arbeitet ungemein sauber und
künstlerisch. Er verwendet einen Ollack von verschie-
dener Farbe, goldgelb bis dunkelrot, den er selbst
zusammensetzt. Eine Eigentümlichkeit seiner Geigen
ist ein dreifacher Baßbalken, der in arithmetischer
Progression unter dem Steg angebracht ist. M. ist auch
ein geschickter Musiker und hat eine Reihe sehr an-
sprechender Musikstücke komponiert. Er ließ sich
zuerst in Merton S. W. nieder und siedelte dann nach
Lewisham S. E. über. Seine Biographie veröffentlichte
Meredith-Morris in »The Strad« 1899, Nr. 113.
Geigenzettel : I. K. Monk / Maker / Merton Surrey
S.W. / Nro 189 . (gedruckt).
Montada, Gregorio. — Cremona. 1690. 1735
Er nannte sich einen Schüler Stradivans. den er nicht
ungeschickt nachahmte; übrigens soll er nur Omobono
Stradivans Gehilfe gewesen sein. Sein Name kommt
in allen möglichen Entstellungen in der Literatur vor,
so Mondada, Montade, Montaldi usw., sogar Montani,
Auch bei Vidal schwankt die Schreibung, trotzdem vor-
her der Name richtig angegeben erscheint.
Geigenzettel: Gregorio Montade / Crempnensls 16 .
(gedruckt).
Montagnana, Domenico. — Venedig. Geb.
um 1690, tum 1750
Obwohl er ein Meister ersten Ranges war, ist über sein
Leben nur wenig bekannt. In Venedig ist er vor 1721
bisher nicht nachweisbar gewesen. Seiner Arbeit nach
muß er der Cremoneser Schule beigezählt werden.
Einige nennen ihn einen Schüler Nicolaus Amatis und
einen Mitschüler A. Stradivaris, andere dagegen lassen
ihn einen Schüler von Stradivan selbst sein. Wahr-
scheinlich hat er bei Amati begonnen und dann jahre-
lang bei Stradivan gearbeitet ; seine Violinen zeigen den
Einfluß Stradivans in unverkennbarer Weise, doch
wußte er ihnen immerhin noch ein eigenes Gepräge zu
geben. Er bevorzugte ein großes Patron; die Wölbung
und die Dicke des Holzes entsprechen dem ersten
Stradivarimodell. weshalb viele seiner Arbeiten jetzt
mit Stradivans Zettel im Verkehr sind. Das ist auch
der Grund, warum man nur wenige Werke von ihm
nachweisen kann. Das Holz ist sorgfältig gewählt, die
Ausführung tadellos, Schnecke und F-Löcher von
schönem Schwung. Die letzteren sind denen von
Guarnen nicht unähnlich, während sein Lack von
schöner goldroter Farbe eher an Carlo Bergonzi er-
innert und wie bei diesem oder Jos. Guarnenus fil.
Andr. öfter, besonders am Rücken und an einigen
Stellen des Bodens »zerronnen« aussieht. Der Ton
seiner Geigen ist wundervoll, und man schätzt M.
richtig, wenn man ihm einen Platz neben Stradivan,
Guarneri und Bergonzi anweist. Er hat auch vorzüg-
liche Violoncelli gemacht und selbst Bässe; einen sol-
chen besitzt u. a. das Pariser Konservatorium, einen
andern T. W. Bourne in London. Er führte das Schild
»sub Signum Cremonae« und war von großem Einfluß
auf die Venezianer Schule. Seine Arbeiten steigen jetzt
fortwährend im Preise und sind schwer zu bekommen ;
sie wurden schon in älterer Zeit gerne gefälscht, was
die mit vielfachen Entstellungen vorkommenden fal-
schen Zettel erkennen lassen. Es mag sein, daß der
öfter vorkommende Zettel mit dem bei einem Italiener
doppelt auffälligen grammatikalischen Fehler »sub
Signum«, statt »sub signo« echt ist, falsch ist aber
sicher der von Grillet veröffentlichte Zettel mit «Sub
Sigunum« (siehe Abbildung Nr. 551). Daß er auf
anderen Zetteln aber richtig »sub signo« geschrieben
haben muß, verrät ein Zettel mit der Jahreszahl 1730
und dem sonderbaren Wortlaut: »Dominicus Mon-
tagnana sub signo in ab prope Oenipontum fecit«. Man
erkennt sofort, daß hier aus zwei Zetteln ein Machwerk
gebildet ist. Die erste Hälfte mag echt sein; die zweite
stammt von einem Stainerzettel »in ab(sam) prope
Oenipontum«. Ein prachtvolles Violoncello von ihm
aus dem Jahre 1727 (von Engleder 1845 repariert und
wahrscheinlich verkleinert, oiine im Ton Einbuße zu
erleiden) besaß das ehem. Hoforchester in München.
Ein anderes Violoncello spielte Prof. Alex. Wierzbilowicz
am St. Petersburger Konservatorium. Besonders gut
erhaltene Violinen besitzen Dipl.-lng. Richard Renner
inTutzing und Baron Steinbeil in St. Petersburg, eine
Viola der Bratschist des Beckerquartetts, Valentin Härtl
in München.
Geigenzettel: Abb. 531. 551.
Montani, Gregono s. Montadq
342
Montechiari — Morells
Montechian s. Montichian
Montefion, Erminio. — Genua. 1860
Er begründete sein Geschäft im Jahre 1860 und machte
auch Bogen.
Montegazzo s. Mantegazza
Monteiro, Henrlquez. — Lissabon. 1895. 1905
Ein Musikinstrumentenmacher, der lange bei E.V.Wag-
ner gearbeitet und auch Geigen und zwei Violoncelli
gemacht hat. Seine Geigen klingen nicht schlecht, nur
hat er ein unschönes, plumpes Modell. Er verwendet
den Lack von Whitelaw.
Montelatici, Filippo. — Florenz. 1697
Sohn des demente M. Em Lautenmacher, von dem es
einige geschmackvoll ausgeführte Lauten gibt.
Monterumici, Armande. — Bologna. 1910
Nachfolger von Raffaele Fiorini, bei dem er auch ge-
lernt haben soll. Er wird als geschickt gerühmt, ich
lernte jedoch nur zwei Geigen von ihm kennen, die
nicht zu seinen besten Arbeiten gehört haben dürften.
Monteverdi, Claudio, s. A. Cavalli
Montfort, Dieudonne. — Mirecourt. 1602
Einer der ältesten noch nachweisbaren Geigenmacher
seines Ortes.
Montgllbert. — Cusset (Allier). 1780. f um
1850
Em Angestellter des Hypothekenamts, der aus Lieb-
haberei recht mittelmäßige Geigen machte.
B
rescia.
Montichiaro, Zanetto (Gianetto).
1530
Ein Lautenmacher, der nur dadurch bekannt ist, daß
ihn Lanfranco (1533) erwähnt.
Montoya, Victor Manuel. — Caracas (Vene-
zuela). 1905
Ein Klavierstimmer, der mit cJJerlei Musikinstrumen-
ten handelt und gelegentlich wohl auch eine Geige
zusammenleimt, wenn man sie ihm zur Reparatur
bringt.
Montron. — Paris. 1783. 1789
Wahrscheinlich identisch mit Mauntron. Man weiß
nur, daß er in der Rue du Grand Hurleur wohnte.
Monturn, Giuseppe. — Piumazzo. 1840 •
Seine Geigen entsprechen nur bescheidenen An-
sprüchen.
Monzino, Antonio. — Mailand. 1767. 1795
Er ist hauptsächlich als Mandolinenmacher bekannt.
Da sein Sohn und seine Enkel das Geschäft fortgesetzt
haben, kommen auch ganz neue Jahreszahlen in Man-
dolinen mit seiner Firma vor. Eine Arbeit von ihm
besitzt W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln.
Eine Gitarre, die sich im Städtischen Museum in
Braunschweig befindet, und eine Mandoline im Fürsll.
Hohenzollernschen Museum in Sigmaringen (mit Bein,
Schildpatt und Perlmutter eingelegt) tragen neuere
Zettel.
Geigenzettel: Antonio Monzino / nella contrada dei /
pennachian in Milano / Fecit Anno . . . (gedruckt).
Monzino & Figli. — Mailand
Musikinstrumentenfirma der Gegenwart, die auf der
Turiner Ausstellung 1911 einen großen Preis erhielt.
Begründer war A. Monzino, wahrscheinlich der Sohn
von Antonio M. Sie verfertigten sechssaitige Gitarren-
lauten, Arcichitarren und sog. »Chitarroni" moderni«
Geigenzettel : A. Monzino Fabbricatore e negoziante /
d'istrumenti musicali a corde ,' e/ corde zrmoniche/
Milano Via Rastrelli 10 (gepreßt).
Moon, W. — Kingston (Jamaica)
Seine Geigen nach italienischen Vorbildern lassen eine
geübte Hand erkennen.
Moore, Anthony John. — Sunderland. Geb.
1852 in Monkwearmouth
Em tüchtiger Marinemaler, den Harts Buch zum
Geigenbau anregte. Er begann im Jahre 1886 seine
erste Violine zu bauen und erlangte durch eifriges Stu-
dium und angestrengten Fleiß bald eine bemerkens-
werte Geschicklichkeit. Er arbeitet sauber und legt
großen Wert auf möglichst altes Tonholz.
Geigenzettel : Anthony John Moore / Sunderland fecit
Anno 1889 / Table made of wood 200 years old /
No. . . (gedruckt).
Moos-Grellinger, M. — Basel. 1910
Ein Drogist und Geigenliebhaber, der einen Geigen-
lack erfunden hat, von dem er glaubt, daß er mit dem
der alten Cremoneser identisch ist.
Mora, Giacomo. — Bagolino. 1701
Eine italienische Mandoline von ihm besitzt C. Clau-
dius in Kopenhagen.
Geigenzettel: Giacomo Mora 170! /in Bagolino. (gedr.).
Mordret, Leon. — Rouen. Geb. um 1850 in
Louviers (Eure)
Em ausgezeichneter Ingenieur, der sich seit mehr als
40 Jahren mit dem Studium des Geigenmachens be-
schäftigt und aus Liebhaberei recht gute Geigen ge-
macht hat. Es war ihm darum zu tun, die Vorzüge der
verschiedenen Modelle zu erforschen und sie mitein-
ander zu vereinen ; auch für den Steg und den Saiten-
halter hat er neue Typen aufgestellt, die sehr be-
achtenswert sind. Die Früchte seiner Studien hat er
außerdem in zwei Monographien niedergelegt: »La
Lutherie artistique« und »Les Violons de Cremone«.
Moreau,lebt als »Luthier« in LaRoche-sur-Yon
Morella, Morglato. — Mantua, Venedig. 1 545.
1602
Vielleicht ein Schüler P. Dardellis. Seine Violinen
waren berühmt, und die wenigen von ihm erhaltenen
Morello — Mosch
343
Arbeiten rechtfertigen diesen Ruhm vollkommen. Um
1540 war er noch in Manlua (vgl. Bertolotti, S. 35),
1550 aber in Venedig. Eine wahrscheinlich umge-
arbeitete Geige von ihm aus der Sammlung Snoeck
(Nr. 507) in Berlin hat doppelte Einlage, am Wirbel-
kasten ein Schalknarrenköpfchen und rotbraunen Lack.
Die jetzt öfter im Handel vorkommenden Arbeiten von
ihm sind wohl ausnahmslos Fälschungen.
Geigenzettel: Morglato Morella / Mantuae 1545 (ge-
druckt) und Abb. 537.
Morello s. Odani
Morettl, Antonio. — Mailand. 1730
Es gibt Mandohnen und Lauten von ihm, die jedoch
nur von mittelmäßiger Ausführung sind.
Morgan, James. — Kmcardine, Edinburgh.
Geb. in Kincardine-on-Forth 1839
Ein Kunsttischler, der auch einige gute Geigen nach
Stradivan gemacht hat. Er schreibt nur seinen Namen
und die Jahreszahl in das Innere seiner Arbeiten.
Morgenroth & Harras. — Gehren (Thüringen)
1895
Eine Fabrikfirma, die inzwischen wieder erloschen sein
soll. Sie stellte 1895 in Lübeck »Konzertgeigen* aus.
Mori Costa s. Costa.
Morin. — Laval. 1912
Er wird als »Luthier* bezeichnet.
Moritz, Alfred. — Dresden. 1897
Er stellte Instrumente in Brüssel aus und erhielt eine
Medaille.
Morlet, Nicolas. — Mirecourt(?). 19. Jahrh.
Seine Geigen sind ganz im Stile von Nicolas aine ge-
halten und hellfarbig oder braun lackiert.
Morley, lebt in London als Gitarren- und
Stuhlharfenmacher
Morlot, Nicolas. — Paris. 1830
Schüler von Didier Nicolas l'aine, dem er nicht nur
die Arbeit, sondern auch den Werkstattnamen Ȋ la ville
de Cremonae (sie)« nachmachte.
Moro (Mauro), Bartolo (Bartolommeo). —
Padua. 1678
Er gehörte der Paduaner Lautenmacherinnung an und
erscheint auf dem von Giovanni Railich ausgestellten
Lehrbrief des Mathias Klotz als Zeuge.
Morona, Antonio. — Isola bei Capo d' Istria. 1 73 1
Em Geistlicher, von dem man eine Viola di Gamba
kennt. Merkwürdigerweise wird gerade sein Name bei
Fälschungen häufig mißbraucht ; man hat sogar seinen
Zettel, der nur geschrieben war, gedruckt, aber stets
die gleiche Jahreszahl beibehalten.
Geigenzettel: Presbyter Ant'ff. Morona ' Insulanus ex
Istria fecit 1731. (gedruckt).
Morrand, Pierre. — Mirecourt. 1751. 1753
Kommt als Luthier in den Akten vor.
Morris, John. — Bath. 1819
Wenig bekannter, englischer Geigenbauer, von dem in
der Londoner Music Loan Exhibition 1904 eine Violine
aus dem Besitze von J. T. Chapman ausgestellt war.
Morrison, Archibald. — Glasgow. Geb. 6. Okt.
1820 in Falkirk, f 1895 in Glasgow
Er war der Sohn eines blinden Geigers und selbst ein
tüchtiger Geiger. Nach mancherlei Berufswechsel
wurde er Geigenmacher, arbeitete eine Zeitlang für
Alexander Mann (1860) und eröffnete 1865 seine eigene
Werkstatt. Seine ersten Violinen sind nach Amati und
Stradivan, später auch nach Guarnen gemacht; sie
sind keine Meisterwerke, aber ziemlich gut im Ton.
Geigenzettel : .\rchibald Morrison, Maker / Glasgow
1870 (gedruckt).
Morrison, James. — Dunfermline. Geb. 1827
in Dunfermline
Ursprünglich Arbeiter in einer Weberei, beschäftigte
er sich mit dem Geigenmachen und hat eine Anzahl
guter Violinen nach Stradivan gemacht, wobei er
roten Ollack verwendete.
Geigenzettel: James Morrison Maker / Dunfermline
1892 (gedruckt).
Morrison, John. — London. Geb. um 1760,
t um 1833
Er hatte einen kleinen Laden erst in der Princess Street,
Soho, 1819 in Shadwell und zuletzt in Little Turnstile,
Holbom. Seine Geigen sind oft von sehr handwerks-
mäßiger Ausführung, einzelne aber hübsch ausge-
stattet mit doppelter Einlage und Perlmutter- und
Ebenholzverzierungen. Der Lack ist von rötlicher Farbe
und schlecht. Er arbeitete zumeist für Geigenhand-
lungen, die keine Gehilfen beschäftigten und durch ihn
die vorkommenden Flickarbeiten ausführen ließen.
Morselli, Arturo. — Quistello. 1862
Er hat einige Bässe gemacht, die nicht schlecht sind.
Mosca-Cavelli, C. — Rom oder Padua(?). 1726
Es soll kleine Lauten mit seinem Zettel geben. Bei
Valdrighi (3549) wird seine Name aufgeführt.
Mosca-Cavelli, Martino. 1608
In einer Laute der Sammlung Claudius in Kopen-
hagen findet sich auf der Innenseite der Decke die
unsicher lesbare Inschrift: Martino Mosca Caveli fece
ao 1608 , e revisto (geschrieben).
Mosch, Johann Traugott. — Borstendorf. Geb.
9. Sept. 1736. t30.Juh 1781
Vielleicht ein Schüler von Sam. Hunger, dem seine
Arbeit nahesteht. Da er in den .'^kten als »Erbgärtner«
bezeichnet wird, scheint er Lauten und Geigen nur in
344
Moser — Moyns
seinen freien Stunden und im Winter gemacht zu
haben. Eine Viola pomposa von ihm besitzt W. Heyers
Musikhistorisches Museum in Köln (Nr. 921).
Geigenzettel: Johann Traugott Mosch / machte mich
in Borstendorf , bey Augusteburg. 1 774 (gedruckt).
Moser, Georg. — Schwaz i. Tirol. Geb. um
1774, t 25. Aug. 1822
Sein Name kommt wiederholt in Geigen von Mitten-
walder Aussehen vor. Im Schwazer Totenbuch wird er
als »Musik-Instrumental Händler« bezeichnet. Er
scheint die Geigen also nicht selbst gemacht zu haben,
Mosson, P. P. — Chicago
Er erhielt 1895 ein Patent auf eine neuartige Geige,
von der man jedoch nichts weiter gehört hat.
Mosto, Bernardin. — Prag. 1618. 1624
Er war der Nachfolger von Erasmus Habermehl als
Hofinstrumentarius und gleichzeitig Musiker. Im Jahre
1618 erwarb er das Bürgerrecht auf der Kleinseite und
kaufte am 24. November 1624 das Haus »beim silber-
nen Bär« in der Michälska ulice für 1379 Schock böh-
mische Groschen.
Mott, J. H. R. — London. 1817
Erfinder des »Sostenente Pianoforte« — eines Klaviers
mit Streichinstrumentenklang.
Motte s. Mohte, J. G.
Mouchi s. Demouchi
Mougenot. — Mirecourt
Eine alte Geigenmacherfamilie, die ihren Stammbaum
auf Nicolas le Viel M. zurückführen kann, der schon
1681 als »der Alte« bezeichnet wird. Gleichzeitig
kommen Nicolas le Jeune M., ferner ein Anthoine,
zwei Dominique und ein Didier M. vor. Von drei
Fran(;ois M. starb der Ältere 1700, der Jüngere 1738,
während der Jüngste noch bis 1 780 tätig war.
Mougenot. — Rouen. 1763. 1770
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammend. Seine Arbeit
ist durchweg mittelmäßig, doch verwendete er manch-
mal gutes Tonholz.
Geigenzettel: Abb. 533.
Mougenot. — Besan^on. 1809
Eine Arbeit von ihm besitzt Baron de Lery.
Mougenot, Georges. — Lüttich, Brüssel. Geb-
23. Juni 1843 in Mirecourt
Schüler von Deroux pere, ging zu N. Darche nach
Aachen und im Jahre 1858 zu seinem Oheim
Victor Jeandel nach Lüttich. Nach dem Tode seines
Oheims im Jahre 1860 machte er sich selbständig; im
Jahre 1875 übernahm er N. F. Vuillaumes Werkstatt
in Brüssel und wird wegen seiner guten Arbeiten sehr
geschätzt. Er ahmte Stradivari und Guarneri nach und
verwendete braunroten und goldroten Lack. Nach sei-
ner Meinung läßt sich der Ton der Streichinstrumente
durch vermehrten Saitendruck erhöhen, weshalb er
eine besondere Drucksaite (Corde de pression) erfand,
die, unter dem Griffbrette laufend, auf dem Stege eine
besondere Auflagestelle findet und bis zum Kopf des
Saitenhalters geht, wo sie nach Bedarf gespannt werden
kann. Die Erfindung steht im Werte etwa der Sprenger-
schen Torschraube gleich. — Er verfaßte eine Be-
schreibung der Stradivarigeige »Merkur«. Er besitzt
viele Medaillen und ist Ritter des Leopoldsordens und
Geigenmacher des Kgl. Konservatoriums. Außer sei-
nem gedruckten Zettel enthält jede Geige noch sein
Autograph. Im Jahre 1910 übergab er seine Werkstatt
seinem Schüler Maurice Bourgignon.
Geigenzettel: Abb. 530 und 555.
Mougenot, Leon. — Mirecourt. Geb. 17. Okt.
1874
Einer der besten Mirecourter Geigenmacher der Ge-
genwart, dem es sehr zustatten kam, daß er während
seiner Wanderjahre bei den besten Meistern in Lyon,
Paris und London gearbeitet hatte.
Geigenzettel : Leon Mougenot Gauche , ex ouvrier des
I £f Maisons de / Bruxelles, Lyon, Paris, Londres.
mit Signet, (gedruckt).
Mougenot, P. — Mirecourt. 1897
Seine Geigen tragen die Marken »J. Derazey« und
»D. Nicolas aine«.
Mougnet. — Lyon. 1811
Er ist nur a,
worden.
ils Erfinder einer Lyragitarre bekannt ge-
Mouls, W.J. — 1840
Wenig bekannter englischer Geigcnmacher, der nicht
ungeschickt war.
Mousset, Jean Baptiste. — Mirecourt. 1788
Bogenmacher.
Mouton. — Paris. 1889
Ein geschickter Geigenmacher, der jedoch nicht selb-
ständig aufgetreten ist, sondern für größere Firmen
arbeitet.
Moya, Hidalgo. — Aylestone, Leicester. 1891 .
1914
Er stellte ein neues akustisches System für den Geigen-
bau auf und verkauft nach diesem System gebaute
Geigen, an denen oft das Fehlen der F-Löcher in der
Decke besonders auffällt. Der Ton seiner Geigen wurde
von bedeutenden Geigern gelobt und Moya reibst hat
durch Wort und Schrift alles getan, was möglich war,
seine Geigen einzuführen.
Geigenzettel: Hidalgo Moya Ratis ad Gloriam dei
Fecit. (gedruckt).
Moyns (Moens), Simon. — Antwerpen. 1540.
1557
Ein Instrumentenmacher, der besonders als Klävezm-
macher gerühmt, aber auch als Lautenmacher be-
zeichnet wird.
Mc
Müll
er
345
Moz, Caspar Georg. — Wallerstein. Geb.
24. April 1766 in Wallerstein, f 7. Okt. 1798
daselbst
Er war der Sohn des Josef Georg M. und heiratete am
24. Februar 1794 Magdalena Haßlerin aus Kloster-
zimmern. In den Matrikelbüchern wird er »Chelium
faber« genannt. .Als Geigenmacher war er nicht be-
deutend; weder Holz noch Lack entschädigen für das
unschöne Modell. Er dürfte ursprünglich Tischler ge-
wesen sein. — In Wallerstein lebten noch ein Johann
Caspar Moz (f 1794, 76 Jahre alt) und ein Georg
Caspar M., der 1788 eine zweite Ehe einging. Beide
waren Tischler.
Geigenzettel : Caspar Moz Geigenmacher , in Waller-
stein. .Anno 1791. (gedruckt).
M'Queen, J. — Nelson (Neuseeland). 1888
Australischer Geigenmacher, der neuseeländisches Holz
verarbeitet hat.
Mod:
ena.
Mucchi, Antonio, gen. Bastia.
1800. t 13. April 1883
Er war vielleicht ein Schüler von Soliani und arbeitete
im Stile Roccas und Pressendas. Valdrighi (2183) er-
wähnt S. 167 ein Violoncello von ihm, das den Namen
»Dandolo« führt, und preist ihn S. 188 als trefflichen
Geigenmacher und Reparateur. Er hat an 5() Violon-
celli gemacht und verwendete einen gelben Ollack.
Geigenzettel: Antonius Mucchi / fecit Mutinae 1881
(gedruckt).
Mühlbauer, Stephan. — Stuttgart, Ulm. 1880.
1895
Ein geschickter Geigenmacher, der auch allerlei mehr
oder minder brauchbare Erfindungen machte, so ein
zerlegbares und fast tonloses Studiencello, Metall-
spannwirbel usw., später aber seine Kunst an den Na-
gel hängte und jetzt Elektrotechniker ist.
Muelovoets, Jan. — Antwerpen. 1584
Er wird als Zithermacher bezeichnet und wohnte im
»Rempart des Lombards«.
Müller. — Neukirchen b. Eger. 1791
Sein Zettel kommt mehrfach vor :
Geigenzettel: Müller Instrument- / Macher Neu-
kirchen 1791. (gedruckt).
Müller, Anton, lebt in Saaz
Ein gleichnamiger Geigenmacher war um 1910 in Köln
tätig.
Müller, August, lebt als Streichinstrumenten-
macher in Dessau
Müller, ChristianFriedrich.— Neukirchen. 1750
Vielleicht der Großvater von Christian Wilh. M. und
wahrscheinlich ein Eingewanderter oder zur Familie
Müller in Neukirchen bei Eger gehörig.
Geigenzettel: Christian Friedrich Muiller / Violin-
macher in Neukirchen .Ao. 1 750 (gedruckt).
Müller, Christian Wilhelm. — Markneu-
kirchen. Geb. 23. März 1801, f 20. März
1857
Aus einer guten Schule hervorgegangen, machte er
neben vielen nur für den Handel bestimmten Instru-
menten auch einige recht saubere Geigen, bei denen
nur der Lack unschön ist.
Müller, Georg. — Regensburg. 1670
Er war vermutlich der Nachfolger von Hans Wendtner,
an dessen Arbeit auch die seine erinnert. In den Akten
wird er ausdrücklich »Geigenmacher« genannt.
Müller (Muller), Herrn., lebt in San Francisco
Müller, J. A., und Ignaz. — Schönbach. 1912
Beide haben in der Schulgasse ihre Werkstatt.
Müller, Joseph. — Schönbach b. E. Geb. 1850
in Schönbach
Sohn und Schüler des Blechinstrumentenmachers Vin-
cenz Müller. Seit seinem zwölften Jahre wurde er zum
Musiker ausgebildet, erlernte hauptsächlich das Flöten-
spiel, nebenbei aber auch Blech- und Streichinstru-
mente. Als Musiker kam er durch Böhmen und einen
großen Teil von Deutschland und übernahm 1873 das
väterliche Geschäft, welches er seit 1880 durch Ein-
führung von Streichinstrumenten erweiterte. Er stellte
interessante Versuche mit dem Lackieren an und er-
fand, »um den Ton zu verbessern«, einen Doppel-
resonanzboden und besitzt eine Reihe von Patenten
sowie Medaillen von allen größeren Ausstellungen seit
1881. Seine Streichinstrumente tragen den neben-
stehenden Zettel. Er hat auch ein ansehnliches Lager
von alten Streichinstrumenten. —
Geigenzettel : Josef Müller, Schönbach b. Eger i. Böhm.
K. K. ausschl. privilegierte Musikinstrumenten- &
Saiten-Fabrikation, (gedruckt).
Müller, Karl. — Augsburg. 1904. 1906
Lebt als tüchtiger Geigen- und Lautenmacher in der
Alpenstraße 27 o. Er ist nebenbei ein trefflicher Violon-
cellist und als solcher Mitglied des städtischen Or-
chesters.
Müller, Karl Albert. — Markneukirchen. Geb.
3. März 1865 in Dresden
Sohn eines Kunstmalers, Enkel von Christian Wil-
helm M. Da er in frühester Kindheit beide Eltern
verloren hatte, kam er nach Markneukirchen und wurde
im Waisenhause aufgezogen. Hierauf kam er zu dem
mit ihm verwandten Moritz Ficker in die Lehre, bei
dem er sechs Jahre blieb; fünf Jahre arbeitete er mit
Moritz Schmidt und machte sich dann selbständig. Er
arbeitet hauptsächlich für die Firma Hermann Todt.
Müller, Karl Ferdinand. — Solitude bei Riga.
Geb. 9. (21 .) März 1800 in Kurland, f 1884
in Stuttgart
Um 1830 erwarb er die Güter Solitude, Annenhof und
Dammenhof, wo er ohne technische Vorbildung uni
346
Müller — Muschl
1855 begann, sich mit dem Geigenbau zu beschäftigen.
Im Jahre 1867 verkaufte er seine Güter, zog nach Riga
und 1871 nach Stuttgart, wo er bis zu seinem Tode
verblieb. Er hat über 20 Violinen, 2 Bratschen und
2 Violoncelli gebaut, die er an mittellose Musiker ver-
schenkte, bis auf eine, die sein Neffe W. v. Kuhlmann
in Berlin besitzt.
Geigenzettel: C. F. Müller auf Solitude unweit Riga /
1871 (gedruckt).
Müller, Konrad. — Nürnberg. 1520
Einer der weniger bekannten Nürnberger Lauten-
macher, von dem sich eine hübsche, reichgeschnitzte
Taschengeige erhalten hat, die dem dänischen National-
museum gehört und jetzt im Kopenhagener Musik-
historischen Museum (Nr. 363) aufbewahrt wird.
Geigenzettel: Conradus Muller, 1520 (gedruckt).
Müller, Laux. — ?
Im Verzeichnis der Raymund Fuggerschen Kunst-
kammer (vom Jahre 1 566) wird unter Nr. 79 »Eine
alte gute Lauten von Laux Müller« aufgezählt. Vgl.
Stockbauer, Kunstbestr. unter Alb. V. und Wilh. V.
S. 83. Vielleicht ist Laux Maler (Maller) damit ge-
meint.
Müller, Richard Paul. — Geb. 22. Dez. 1872
und
Müller, Wilhelm August. — Geb. 8. März
1859, leben als Geigenmacher in Markneu-
kirchen
Muni'r, Francisco. — Malaga
Eine spanische Gitarre von ihm besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Geigenzettel : Por Francisco Muni'r. / Galle de Car-
ceterie num. 46 (gedruckt).
Muntzer (Müntzer), Cuntz. — Würzburg. Um
1530
Ein Lautenmacher, der im ersten Drittel des 16. Jahr-
hunderts im Bastheimer Viertel wohnte und mit
80 Gulden Vermögen zur Steuer veranlagt war (Akt
1109 im Würzburger städt. Archiv).
Muratori, Rocco. — Padua 1704
Ein sehr originell gearbeiteter Kontrabaß, wahrschein-
lich die .'\rbeit eines Liebhabers, befindet sich in der
Sammlung alter Musikinstrumente des Kunsthist.
Museums in Wien.
Geigenzettel: Rochus Muratoribus / Patauinus Delec-
tans / Opus. 1704. (geschrieben).
Murdoch, Alexander. — Aberdeen. Geb. 1815
in Glenbucket, Strathdon, f 1891
Er begann erst 1852 Geigen zu machen und war sehr
oberflächlich und ungenau in der Arbeit. Dabei nahm
er das nächstbeste Holz und war auch in bezug auf
die Umrisse und die F-Löcher ohne Schönheitssinn.
In manchen Einzelheiten erinnern seine Geigen an
Hardie und Rudiman; sie sind hochgewölbt und gehen
auf ein Amatimodell zurück. Seinen Namen pflegte er
auch einzubrennen.
Geigenzettel: Alex. Murdoch, / Aberdeen 1860 (gedr.).
Murray, David. — Gorebridge. Geb. 30. Dez.
1850 in Greeburn
Ein Geiger und Musiklehrer, der aus Liebhaberei
Geigen macht und darin schöne Erfolge erzielt. Er hat
bereits über 50 Geigen nach Stradivari und Guarneri
gemacht und verwendet Whitelaws Ollack.
Geigenzettel: David Murray Maker ,' Gorebridge,
1897 (gedruckt).
Murray, James. — Dumfries. Geb. 1 1 . Juli
1857 in Lockerbie
Ein Eisenbahnbeamter, der aus Liebhaberei einige
Dutzend Violinen nach Alexander Hardie und später
nach dem Guarnerimodell gemacht hat. Die Arbeit ist
nicht schlecht, aber der magere, gelbe Lack läßt zu
wünschen übrig.
Geigenzettel: James Murray / Maker / Milldamhead,
Dumfries / October 15, 1897. (gedruckt).
Murray, John Brown. — Ciarebrand, Castle
Douglas. Geb. Mai 1849 in Ringanwhey
Ein schottischer Geigenmacher, der Stradivari nach-
ahmt. Obwohl er rtur wenige, primitive Werkzeuge
benutzt, ist seine Arbeit recht sauber.
Geigenzettel: J. B. Murray/ Ciarebrand / 1895 (gedr.).
Murtzinos, Demetrios, lebt seit mehr als
20 Jahren als Gitarren- und Mandolinen-
macher in Athen
Muschke (Muska), Johann. — Frankfurt a. M.
Geb. in Iglau (Mähren) 1841
Schüler von Jak. Krampera. Nachdem er bei Lorisch
in Znaim, Engleder in München und Hartmann in
Frankfurt gearbeitet hatte, eröffnete er 1867 seine
eigene Werkstatt und beschäftigt sich vorzugsweise mit
Reparaturen. Er verwendet Spiritus- und Ollack, gilt
als geschickter Geigenmacher und Kenner und wurde
als solcher auch zum Vorsitzenden des Prüfungsaus-
schusses in Wiesbaden erwählt.
Muschl (Muschel), Joh. Joseph. — Prag. Geb.
um 1744, t zwischen 1789/1790
Er ist möglicherweise mit jenem »Josef MichL' identisch,
dem Jos. J. Edlinger seine Werkstatt und 200 fl. ver-
machte, damit er Geigenmacher werde, und vielleicht
ein natürlicher Sohn Edlingers. Wessen Schüler er war,
ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber lernte er bei
einem Prager Meister. Auch in München scheint er
gearbeitet zu haben. In Prag ist er seit mindestens 1775
nachzuweisen. Seine Frau Rosalia Fritz (Fritsch) (1760,
t 1836) betrieb ein sogenanntes Greislergeschäft.
Geigenzettel: lohann Joseph Muschl / fecit Praga
Ao 1775 (gedruckt) und" Abb. 522.
M
iisnier
Nagy
347
Musnier, Joseph. — Metz. 1789
Unbedeutender französischer Geigenmaclier, den man
bisher nur als Reparateur kennt.
Geigenzettel: R?pare par Joseph Musnier Maitre /
Luthier ä l'envi de la basse restant sur / la place
d'armes ä cote de la maison de viUe ,' ä Metz 1789.
(gedruckt).
Muzio, Francesco di. — Chieti. 1830. 1838
Er soll ein tüchtiger Musiker gewesen sein und hat
aus Liebhaberei einige Geigen gemacht, die bei aller
Unbeholfenheit der Arbeit recht gut klingen. Das
Deckenholz ist gut, doch scheint er sich kein Ahorn-
holz zu verschaffen gewußt haben, deshalb nahm er
Buchenholz zum Boden. Auch der Lack läßt sehr viel
zu wünschen übrig.
Geigenzettel : M(aestro?) Francesco di Muzio / ha fatto
questo violino / nell anno 1836 in Chieti (geschrieben).
Muzzarelli, Demetno. — Ospedaletto. 1880
Handwerksmäßig arbeitender modenesischer Geigen-
macher aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.
ber gearbeitet, der Ton fast immer gut. Eine Violine
von ihm war 1881 in Mailand ausgestellt. Valdrighi
liest den Namen »Mandotti« (No. 1933).
Geigenzettel : loseph Nadotti Fecit / Placentiae 1789.
(gedruckt). — Joseph Nadotti / Placentie 1 762 (gedr.).
Nägelin (Nägele, Nägeli), Konrad. — Kon-
stanz. 1797. 1830
Als »Konrad Nägele, Geigenmacher* erscheint er im
Konstanzer Bürgerbuch bei seiner am 31. Juni 1797
erfolgten Aufnahme als Bürger, wofür er 106 fl. be-
zahlte. Im darauffolgenden Jahre erwarb er das Haus
»Zum roten Goggelhahn« (heute Weßenbergstraße
Nr. 35). Er muß nach 1830 gestorben sein, da seine
Tochter Maria sein Haus zwischen 1832 — 1834 erbte.
Seme Arbeit sieht der von Wagner nicht unähnlich.
Eine ziemlich gute Violine von ihm befindet sich im
Germanischen Museum in Nürnberg. Auch sollen noch
verschiedene Bässe von ihm in Kirchen des Bodensee-
kreises vorhanden sein. Er gebrauchte gedruckte und
gestochene Zettel.
Geigenzettel: Conrad Nägelin, Geigenmacher in Con-
stanz (gedruckt) und Abb. 566 (Kupferstich).
Nacquard, Jean-NIcolas. - Straßburg. 1737 Naese, Gustav. - Dresden. 1873. f 25. Jan
A. Jacquot weiß von ihm nur, daß er im Juni 1737
Mirecourt verließ, um sich in Straßburg niederzu-
lassen.
Naderman (Nadermann), Jean-Henri. — Paris.
1772. tum 1800
Er war geschworener Meister der Pariser Lauten-
macherzunft für 1 774 und 1 776 Syndikus, doch ist er
hauptsächlich als ausgezeichneter Harfenbauer be-
kannt. Eine schöne Harfe mit der Inschrift: »Harpe
ä la Krumpholtz. Invente et faite Sous les yeux de
Mr. Krumpholtz et la Premiere que Existe Dans ce
genre. Execute Par H. Nadermann ä Paris 1 785« besitzt
das Ost. Museum für Kunst und Industrie in Wien.
Das Pariser Konservatorium bewahrt die 1 780 von ihm
gemachte Harfe der Königin Maria Antoinette. Er
machte auch die von van Hecke 1 773 erfundene zwölf-
saitige Gitarre, die unter dem Namen »Bissex« be-
kannt war. Nach seinem Tode setzte die Witwe mit
dem Sohne das Geschäft in der Rue de la Loi fort. —
Sein Sohn Francjois Joseph N., geb. 1773, f 1833,
der sich auch als geschmackvoller Komponist und
Professor am Konservatorium einen Namen erwarb,
war ebenfalls seinerzeit sehr berühmt. Auch der jün-
gere Sohn Henri N., geb. 1780, zeichnete sich in
gleicher Weise aus. Eine schöne Pedal harfe von Jean
Henri N. befindet sich im Wittumpalais in Weimar.
Geigenzettel: JH. Naderman / Mif Luthier, Facteur
de Harpe ordinaire du / service de la Reine. Rue
d'Argenteuil Butte / St. Roche, ä Paris 1785 (gedr.).
Nadotti, Giuseppe. — Piacenza. 1757. 1789
Em Meister, der aus einer guten Schule hervor-
gegangen sein muß. Er verwandte verschiedene Modelle
— besonders das der Amati — und einen guten, gelben
oder gelbroten Lack. Auch seine Schnecken sind sau-
1899
Er war als Geigenmacher nicht ungeschickt, doch lag
seine Hauptbedeutung im Instrumentenhandel.
Näsler. — Fraustadt. 17./ 18. Jahrhundert
In einer alten Gamba, die vor vielen Jahren der Buch-
drucker Streusand in Brätz besaß, fand sich dieser
Name, der mir sonst nirgends mehr begegnet ist.
Nafissi, Carlo. — Gubblo. 1867
Die wenigen Geigen, die ich mit diesem Namen zu
sehen bekam, waren von ganz gewöhnlicher Art und
sahen wie die Arbeiten eines Dilettanten aus.
Naglstetter, Sebastian. — Salzburg. 1586
Er soll auch Lauten gemacht haben, doch wird er im
Salzburger Bürgerbuch nur als »Saitenmacher aus
Pfarrkirchen* aufgeführt.
Nagy, Franz. — Budapest. 1840. 1847
Seine Werkstatt ging 1847 auf Josef Schunda über.
Geigenzettel : Franz Nagy / Lauten- und Geigen-
macher / in Pest 184. (gedruckt).
Nagy, Johannes. — Budapest. 1797. 1807
Einer der ältesten Geigenmacher magyarischer Ab-
stammung, während die meisten Geigenmacher in
Ungarn während des 18. Jahrhunderts bekanntlich
Deutsche oder Eingewanderte gewesen sind. Er ahmte
gelegentlich das Magginimodell in freier Weise nach,
soll aber nach Dr. Geyer der Leebschule nahestehen.
Nagy, Joseph. — Budapest, f 1850
Er soll nur wenig neue Geigen gebaut haben : am besten
gelangen ihm Violen.
348
N,
agy
Nein
Nagy, Istvan (Stefan). — Szent-Märia-Sza-
badka. Geb. 1841
Ein Bildhauer und Instrumentenmacher in Maria-
Theresiopel, der sein Geschäft 1883 begründete und
1885 in Budapest eine Geige eigener Erfindung aus-
stellte.
Naizar, M. — Mlrecourt (?)
Geigen im Stile von Nicolas tragen diesen Namen als
Brand
Florenz.
marke.
Naldi, Antonio, gen. il Bardella.
1550
Ein Musiker, dem der mit ihm persönlich bekannte
Caccini in seiner »Nuove miisiche« die Erfindung des
Chitarone (Baßlaute) zuschreibt. Naldi soll auch selbst
Lauten gemacht haben und wird von Valdrighi in
seiner Nomocheliurgografia (Nr. 2214) aufgeführt.
Nalinow, S. I. — 1890. 1910
Ein russischer Lautenmacher, der auf dem Gute
V. V. .A,ndreieffs im Gouvernement Twer lebt und sich
hauptsächlich mit dem Bau der Balalaika beschäftigt,
an deren Verbesserung er mitgearbeitet hat.
Namy, Jean-Theodore. — Paris. 1772. f 1808
Seit 1772 arbeitete er bei der Witwe Salomon ^) und
wohnte 1788 Place du Louvre. Da er das Reparieren,
das er wie kein anderer verstand, zur Hauptsache ge-
macht hat, kommen nur ganz wenige Geigen von ihm
vor, die jedoch musterhafte Arbeit zeigen. Er wäre
vielleicht jetzt trotzdem vergessen, wenn nicht der feine
Kenner .'Xbbe Sibire ihn 1806 als den allerbesten
Geigenmacher, den er kenne, gepriesen hätte. Er
schließt sein Loblied mit den Worten : »Je dis tout d'un
coup: Voilä du Namy, comme je dirais: Voilä du
Cremone!«
Geigenzettel: Faite Par Namy, Luthier, chez ' Madame
Salomon A Paris, 1772. (gedruckt).
Napalden s. Terapatini
Nardelll, Michelangelo. — Gubbio. 1856
Seme Geigen sehen denen von Nafissi so ähnlich, daß
einer der Lehrer des anderen gewesen sein könnte,
oder daß beide aus der gleichen Lehre hervorgegangen
sein müssen.
Nash, Thomas L. — Ayr. 1910
Er baut Violinen, die in der Form von den üblichen
Modellen abweichen und denen die Zeitschrift »The
Strad" (1912, S. 297) sehr schönen Ton nachrühmt.
Natale, Pietro. — Chambery. 1890
Ein Geigenmacher ohne bemerkenswerte Geschick-
lichkeit; er dürfte um 1898 gestorben sein; seine Witwe
führte dann das Geschäft noch einige Zeit fort und
liat es jetzt aufgegeben.
') S. Jean Bapt. Deshayes-Salomon,
Naylor, Isaac. — Headingly b. Leeds 1778.
1792
Einer der Schüler von Richard Duke, ohne Eigenart
und Bedeutung.
Nebel, M., & Bro, eine Geigenfirma in New
York
Neeren, Albert van. — Antwerpen. 1542.
1558
(Der Name kommt auch van Neer geschrieben vor.)
Sohn Willems van Neeren, geboren in Nyel bei Cleve.
Wurde 1542 zum Bürger angenommen als Verfertiger
von Clavichorden. Er lebte noch 1558 und dürfte, wie
alle seine Zunftgenossen, auch Lauten und Violen ge-
macht haben.
Neff, Joseph. — Philadelphia. Geb. um 1819,
t 1887
Ein aus Deutschland eingewanderter Geigenmacher,
der nicht ungeschickt war.
Negele, Georg. — Ulm. 1617
Em Lautenmacher, von dem bis jetzt nur bekannt ist,
daß er Saiten für die Stuttgarter Hofkapelle lieferte.
Neiner s. Neuner
Neitschmann, Richard, — Leipzig- Lindenau
Hervorragender Lautenmacher der Gegenwart. Er ist
auch Fachschriftsteller und hat mehrere beachtens-
werte Aufsätze über den Bau von Zupfinstrumenten
veröffentlicht.
Nella. Raffaele(?). - Brescia(?). 1659. 1672
Ein in der Geigenliteratur wiederholt vorkommender
Name, der auch als Della Raffaele erscheint, aber auch
in dieser Form nicht greifbarer wird. Eine Familie Nella
oder Della Raffaele (Raphael) gab es in Brescia nie.
(Vgl. Ravanelli). Eine gut klingende Violine, Maggini-
modell, stark im Holz, mit doppelter Einlage, etwas
trübem, gelbbraunem Lack, ungeflammten Ahorn-
zargen, ungeteiltem Boden, sehr schönem Deckenholz,
länglichen F-Löchern trägt den gedruckten Zettel:
»Nella Raphael Brescia A. 167 . .« Eine Violine mit
dem gleichen Zettel und der Jahreszahl 1659, die der
hier gegebenen Beschreibung genau entspricht, besitzt
Kammermusiker W. F. Borsche in Hannover. Ich habe
diese Geigen nicht selbst gesehen, der Wortlaut des
Zettels kommt mir verdächtig vor; ich wünschte meh-
rere und verschiedene Zettel des gleichen Geigen-
machers kennen zu lernen — wenn er wirklich gelebt
haben sollte.
Nelli, Nicola, genannt Tolla. Salo. Geb. 1861
in Salb £m Gardasee
Sohn des Tischlers Paolo N., dessen Handwerk er
zuerst erlernte. Von Anfang aij beschäftigte er sich
schon mit dem Bau von Musikinstrumenten und
verlegte sich schließlich ganz darauf. Wenn seine
Streichinstrumente auch noch verraten, daß er sich
N.
elson
Neumärk
340
durch Selbstunterricht zum Geigenbauer gemacht hat,
so zeichnet er sich doch schon als guter Gitarren-
macher aus.
Geigenzettel: Tol'a Nicola Salo / Fabbricatore Stru-
menti / e Riparatore a Corda . . . / Premiato con
Medaglia d'oro. (gedruckt).
Nelson, H. — Moonambel b. Acova
Stellte 1888 in Melbourne eine Geige aus, deren Boden
aus ungefähr 50 verschiedenen Holzstücken (haupt-
sächlich australischen Hölzern) bestand.
Nelson, Robert. — 1716
Englischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Nemessänyi, Samuel Felix. — Budapest. Geb.
1837, t 1881
Er ist in Eperjes geboren, lernte bei Schweitzer und
Zach und war unstreitig der bedeutendste Geigen-
macher Ungarns seiner Zeit ; ein echter Künstler, dessen
Kopien nach italienischen Meiftern, vornehmlich nach
Guarneri d. G.. von den Originalen kaum zu unter-
scheiden sind und ihnen auch im Ton sehr nahestehen.
Sie sind selten geworden, weil viele seiner Arbeiten mit
fremden Zetteln versehen wurden und jetzt für ital. Ori-
ginale gelten. Auch sein goldgelber Lack ist sehr gut.
Geigen, die er selbst gemacht hat, sind kaum mehr im
Handel zu haben. Von diesen unterscheiden sich
allerdings wesentlich die billigen Werkstattgeigen, die
seine Gesellen dutzendweise herstellten, und die nach-
träglich mit seinem Zettel versehen wurden. Er war
leider ein unruhiger Geist, der das Seine nicht fest-
zuhalten wußte. Er versuchte nacheinander sein Heil
in verschiedenen Orten, arbeitete in Liptö Szent Ivan,
in Fünfkirchen (Pecs) und Szegedin und kam nie aus
aufreibenden Geldverlegenheiten heraus, so daß er
leider noch in der Vollkraft seiner Jahre starb.
Gcigenzettel : Samuel Nemessänyi / fecit Pestini 1874.
(gedruckt). — Csinälta Nemessänyi Samu / Pecsen.
S. N. 1861 II. (geschrieben). — Nemessänyi Sam. ,
F. Magginiutän Bpesten 1879. (geschrieben) und
Abb. 5681).
Nentini, Giov. Batt. — ?
Die Geige des Fußkünstlers Unthan enthält den folgen-
den
Geigenzettel: Jo: Bapta. Nentini ,' Terrae S. Viti. ,'
fecit anno .... (gedruckt)
Nermel (Nermal). J. M. - Paris. 1777. 1789
Er wohnte erst Rue St. Germain-1 Auxerrois, 1 783
Rue du Pot de Fer und 1 788 Rue Vieux du Colombier,
war aber nicht bedeutend.
Netlk, V. — Pekle b. Wamberg i. B. 1883.
1887
Reparaturzettel : Opravil / V. Netik / v Pekle u Vam-
berka / 1883. (Mit Gold gedruckt).
Neubauer, Carolus. — Budapest. Anfang des
19. Jahrhunderts
Vater oder Bruder von Christian N. und diesem auch
in dei Arbeit nahestehend.
Neubauer, Christian. — Ofen (Budapest).
1819. 1830
Einer der besseren ungarischen Meister vom Anfange
des 19. Jahrhunderts, der vielleicht bei Leeb in Preß-
burg gelernt hat. Eine Geige von ihm aus dem Jahre
1819 befindet sich im Mathiasdom zu Budapest.
Geigenzettel : Christianus Neubauer/ fecit - Budae 1 820
(gedruckt). — Christianus Neubauer / Ofen 1822 (ge-
druckt).
Neuberg, Baron. — Wien um 1860
Ein Dilettant, der ohne besonderes Geschick einige
Geigen und Violen gemacht hat. Die Arbeit ist mangel-
haft, Schnecke und Ecken sehr plump, der Lack trüb-
rot. Er brachte verschiedene Inschriften in seinen
Geigen an, gewöhnlich in französischer oder lateinischer
Sprache.
Geigenzettel : Baron de Neuberg ä Vienne (gedruckt).
Neu-Cremona. — Berlin
Eine Gesellschaft zur Herstellung von Geigen nach
Dr. Großmanns Theorie (siehe Großm.ann). Sie hat
zweifellos einige gute Geigen hergestellt, doch starb
der Inhaber der Firma, Dr. Bielenberg, der für das
Unternehmen seine ganze Begeisterung einsetzte und
ihm sein Vermögen opferte, ohne den erhofften Erfolg
erlebt zu haben.
Neudörfer, Ignaz, ist als Geigenmacher in
Schönbach b. E. tätig
Neudörfer, Josef. — Schönbach
Sohn und Schüler von Ignaz N., er ist seit 1902 selb-
ständiger Geigenmacher. Hauptsächlich ist er für
Händler und Geigenmacher tätig, denen er Geigen
einlegt und berändert usw. und ist von diesen seiner
Geschicklichkeit wegen sehr geschätzt.
Neuknecht, Antoni. — München. 1585
Er wird zwar als Lautenmacher an verschiedenen
Stellen genannt und irrigerweise auch ins 17. Jahr-
hundert versetzt; mir ist nur bekannt, daß er 1584 für
eine Orgel, die er für den bayrischen Hof gemacht hat,
356 fl. erhielt. Diese Orgel scheint später vorüber-
gehend in der Münchener Michaelskirche aufgestellt
worden zu sein.
Neumärker, Carl August I.
1791, t 1864
Schöneck. Geb.
1) Der Zettel ist echt, die Jahreszahl aber, die 1879
gelautet hat, von fremder Hand in 1849 verändert.
Sohn von Carl Gottlob I und dessen Schüler. Ein
Instrumentenmacher, dessen Geigen der guten Vogt-
länder Durchschnittsarbeit entsprechen.
Geigenzettel: Carl August Neumärker, / Instrumenten-
Macher in Schöneck 1845 (gedruckt).
350
Neumärker — Neuner
Neumärker, Carl August II. — Schöneck. Geb.
1812, t 1887
Sohn und Schüler von Carl August I N. und diesem
auch in seinen Geigen nahestehend.
Geigenzettel : Carl August Neumärker / Instrumenten-
Macher in Schöneck 1848 (gedruckt).
Neumärker, Carl Gottlob I. — Schöneck i. S.
Geb. 1760, t 1838
Der Stammvater der Familie. Seit seinem 14. Lebens-
lahre war er Geigenmacher und als solcher bis an sein
Lebensende tätig. Seine Geigen sind sauber gearbeitet.
Neumärker, Karl Gottlob II. — Schöneck i. S.
Geb. 1816, t 1896
Schüler seines Vaters Carl August I N. Ein tüchtiger
»Geigenmachermeister«, der sich auch um seine Hei-
matsgemeinde besonders verdient gemacht hat, so daß
er zum Ehrenbürger von Schöneck ernannt wurde.
Neumärker, Ernst Wilhelm. — Schöneck Geb.
9. Oktober 1822
Schüler seines Vaters Carl August I N.; der Talent-
vollste aus der Familie, der noch in seinem achtzigsten
Lebensjahre eifrig Geigen machte.
Neumärker, Franz Wilhelm. — Hannover.
Geb. 27. Dez. 1848 m Schöneck
Schüler seines Vaters Ernst Wilhelm N. Nach be-
endigter Lehrzeit arbeitete er in Glogau, Wien, Mai-
land und Berlin und machte sich im Juni 1875 in
Hannover selbständig. Seine neuen Geigen macht er
nach den gangbaren italienischen Modellen, soweit er
nicht sein eigenes (1882 patentiertes) Modell vorzieht,
das er namentlich beim Bau der Bratschen anwendet.
Dieses Modell ist im unteren Teil des Geigenkörpers
nicht symmetrisch, damit die Geigen trotz ihrer Größe
noch leicht spielbar bleiben. Was unten an Umfang ver-
lorengeht, sucht er oben durch größere .Ausdehnung
zu ersetzen, und tatsächlich erzielt er dabei einen Ton,
der den sog. Ritterbratschen sehr nahekommt. Seine
Arbeit ist sauber und sein Lack (Spiritus- und Ollack)
von guter Farbe. Auch sein Sohn Willy, geb. 1883, ist
Geigenmacher geworden.
Geigenzettel : W. Neumärker / Geigenmacher / Han-
nover (gedruckt).
Neumans (Nuemans), J. B. — Brüssel. 1744.
1783
Er war als Laiitenmacher der Hofkapelle angestellt und
stand in einem gewissen Ansehen. H. E. de Croes nennt
ihn 1783 einen »homme fort age<<, der 12 Pistolen
Gehalt beziehe »tandis qu'il ne faisait qu'accorder le
clavessin*. Geigen von ihm sind mir nicht vorgekom-
men, wohl aber eine undatierte Laute mit seinem Na-
men.
Neumon (Neumann?), Franz. — Neuhaus. 1865
Geigenzettel: Franz Neumon / Instrumentmacher /
Von Neuhaus / Repariert 1865 (gedruckt).
Neuner. — Mittenwald
Aus dieser Familie sind die folgenden Geigenmacher
hervorgegangen und in Mittenwald geblieben :
Neuner, Barthel. — Mittenwald. Geb. 20. Aug.
1708
Sohn von Willibald und Magdalena N. Er war >>Ludi
Magister*.
Neuner, Johann I. — Geb. 12. Dez. 1731 . 1764
Er war einer der ersten Mittenwalder, der größere
Reisen mit seinen Geigen unternommen hat und dabei
bis nach Rußland gekommen sein soll. Er war vermählt
mit Therese Witting.
Neuner, Johann II (gen. Holebeck). 1800.
1815
Außer Geigen machte er auch gute Gitarren, in die er
seinen Namen mit Bleistift unter die Decke schrieb.
Geigenzettel : Johannes Neuner Holebeck / Mittenwald
a. d. Isar N° 20 / 1809 (geschrieben).
Neuner, Johann III. — Mittenwald. Geb.
17. Jan. 1809
Sohn von Mathäus N. Er war mit Marianne Horn-
steiner verheiratet. — Er soll in Mittenwald den Bei-
namen Noder-Hans geführt haben.
Neuner (Neiner), Johann Georg. — St. Peters-
burg. 1820. 1824
Vermutlich ein Sohn von Johann N. Seine in Rußland
mehrfach anzutreffenden Geigen sollen nur zum klei-
nen Teile seine eigene Arbeit gewesen sein, da er viele
Mittenwalder Geigen einführte. Er scheint entweder
früh gestorben zu sein oder sich nur kurze Zeit in
Rußland aufgehalten zu haben. Er ist wahrscheinlich
identisch mit dem gleichnamigen Geigenmacher, der
kurze Zeitlang in St. Petersburg ansässig war.
Geigenzettel : Abb. 563.
Neuner, Ludwig I. — Mittenwald. 1830
Ob er die Geigen, die seinen Namen tragen, gemacht
oder nur verkauft hat, steht nicht fest.
Neuner, Ludwig II. — Geb. in Mittenwald
1840, t 22. Juni 1897
Er lernte in München, Berlin und Paris und war dort
zuletzt sieben Jahre lang bei J. B. VuiUaume tätig,
wo er auch von Franchomme zu einem ausgezeichneten
Violoncellisten ausgebildet wurde. Zurückgekehrt,
wurde er Mitinhaber der Firma Neuner & Hornsteiner
und errichtete 1 867 ein Geschäft in Berlin. Er war ein ge-
schickter Meister, der das Zeug dazu gehabt hätte, sein
Programm : die »Fabrikation von Saiteninstrumenten
als Kunstgewerbe durch treue Nachahmung italieni-
scher Vorbilder zu betreiben«, auch durchzuführen,
wenn er den Boden dafür in Berlin gefunden hätte. Als
guter Kaufmann kam er bald dahinter, daß er durch
den Vertrieb von billigen Mittenwalder Geigen in
Berlin mehr verdienen konnte als durch eigene Arbeit.
Neuner — Neveu
351
Er besaß eine hervorragende künstlerische Fachbildung,
die auch den für die Firma Neuner & Hornsteiner
arbeitenden Mittenwalder Geigenmachern zugute kam.
Sein einziger Sohn Hans N. ist sein Nachfolger.
Neuner, Martin, blühte um 1836
Seine Arbeiten gehen wenigstens teilweise auf italieni-
sche Vorbilder zurück, wenn sie auch den Mitten-
walder Ursprung nirgends verleugnen.
Geigenzettel: Martin Neuner / Geigenmacher in /
Mittenwald 1836 (gedruckt).
Neuner, Mathäus. — Mittenwald. Geb.
12. Sept. 1762
Sohn von Johann N. und dessen Ehefrau Therese
Witting. Er war mit Kordula Kriner verheiratet.
Neuner, Mathias I. — Mittenwald. Geb.
30. Juli 1618
Sohn des Peter N.
blühenden Familie.
Der Stammvater der heute noch
Neuner, Mathias II. -1795. 1830
Elr war zwar ein geschickter Geigenmacher, aber
doch ein noch wesentlich besserer Kaufmann; er
vergrößerte das ererbte Geschäft und legte durch aus-
gedehnte Reisen nach England usw. den Grund zu der
heutigen Bedeutung der noch bestehenden Firma
(Neuner & Hornsteiner). Die Geigen, die seinen Na-
men tragen, sind nur in der ersten Zeit seines Wirkens
wirklich seine eigenen Arbeiten; später nahm er die
kleineren Mittenwalder Geigenmacher in seine Dienste
und ging mehr und mehr zum Fabrikbetrieb mit
Arbeitsteilung über. Diesen Geigen fehlt daher in der
Regel alles Persönliche, während die von ihm allein
gemachten Violinen deutlich seine Eigenart erkennen
lassen.
Geigenzettel: Mathias Neuner, Geigenma- / eher in
Mittenwald, 1812 ' Nro. 94 (gedruckt). — Mathias
Neiner Geigenma- / eher in Mittenwald i 795 (gedr.).
Neuner, Mathias III. — Mittenwald. Geb.
5. Aug. 1799
Sohn von Mathäus N. Er war mit Therese Bader (geb.
II. Februar 1803) verheiratet. Von ihm dürfte eine
Violine vom Jahre 1820 in der Sammlung G. Stoeber
in Würzburg herrühren.
Geigenzettel: Mathias Neuner, Geigen / macher in
Mittenwald 1820 (gedruckt).
Neuner, Mathias IV. — Geb. 1 83 1 , f 26. Febr.
1890
Ein Sohn von Mathias II, dessen Zettel er auch ver-
wendet. (Die gedruckte Nr. 94 ist die Hausnummer
und nicht die Nummer seiner Arbeit.) Er war Teilhaber
der Firma Neuner & Hornsteiner und auch Bürger-
meister von Mitten wald.
Neuner, Simon. — Mittenwald. Geb. 24. Okt.
1646
Sohn von Mathias und Anna N. Er wird als »Ludi Ma-
gister'* bezeichnet.
Neuner, Willibald. — Mittenwald. Geb.
7. Juli 1667
Sohn von Simon und Sabina N.
Neuner & Hornsteiner. — Mittenwald
Geigenfabriksfirma der Gegenwart, die ihr Bestehen
bis 1 750 zurückführen kann und zuerst Gebr. Neuner
& Co., seit 1812 Mathias Neuner hieß und jetzt
Neuner & Hornsteiner heißt. Neben Baaders Geschäft
die größte Mittenwalder Firma, die gleichfalls ein
eigenes Sägewerk und 180 Arbeiter (größtenteils Heim-
arbeiter) beschäftigt und jährlich etwa 15 000 Instru-
mente absetzt, und deren Erzeugnisse verdienten Welt-
ruf besitzen. Am Ende des 19. Jahrhunderts waren
Altenöder & Neuner die Inhaber. Der jetzige Allein-
jnhaber der Firma und gleichzeitig Inhaber der Firma
L. Neuner in Berlin ist Ludwig N.s einziger Sohn
Hans Neuner (geb. 1878). Er ist sowohl Kgl. Preußi-
scher als Kgl. Bayrischer Hofinstrumentenmacher und
Bürgermeister. Er ist auch ein ausgezeichneter Violon-
cellist und studierte acht Jahre lang bei Louis Lübeck
in Berlin. Die Firma besitzt zahlreiche Medaillen und
Auszeichnungen.
Geigenzettel : Neuner & Hornsteiner / Mittenwald in
Baiern 1861 (gedruckt). — M. Neuner & Hornsteiner/
aus Mittenwald an der Isar (gedruckt).
Neupert, J. C., lebte um 1881 in Bamberg und
machte hauptsächlich Zithern
Neusiedler, Hans. — Nürnberg. 1547. f Jan.
1563
Er war wahrscheinlich in Preßburg geboren. Ein be-
rühmter Lautenist und Lautenmacher, der sich man-
ches Verdienst um die Verbesserung seines Instruments
erworben hat. Lauten von ihm scheinen nirgends mehr
erhalten zu sein, wohl aber kennt man ein Lautenbuch
(zwei Teile) von ihm. Der als Lautenist nicht weniger
berühmte Melchior Neusiedler (f 1590) war wahr-
scheinlich sein Sohn. Über Hans Neusiedlers .Arbeit
schreibt Baron in seiner »Untersuchung des Instr. der
Lauten« (S. 93): »Obengedachter Hannss Neusiedler,
der in Nürnberg gelebet, hat sich nebst seiner Music
auch auf das Lautenmachen applicirt, und habe Corpora,
worinnen die Jahr-Zahl 1553 gestanden, von ihm ge-
sehen, welche etwas gross, von besondern fremden
Holtze und ziemlich proportionirlich ausgesehen ha-
ben.«— Vgl. auch Doppelmayr, ferner Gg. Andr. Wills
Nürnberger Gelehrtenlexikon (1757) B. III, S. 32,
dazu auch die Fortsetzung von Nopitsch (7. Teil)
3. Suppl.-Bd. S. 23 usw.i).
Neveu, Charles. — Paris. Geb. 4. Nov. 1863
Seit seinem 18. Jahre beschäftigte er sich mit dem
Geigenmachen und studierte die Werke der großen
1) Bei Hart erscheint der Name wohl infolge eines
Druckfehlers in Meusiedler verwandelt, und seitdem kehrt
diese verdorbene Form des Namens in zahlreichen Wer-
ken immer wieder.
352
Newton — Nicolas
Meister. Im Oktober 1893 eröffnete er in der Rue
Manton-Duvenest Nr. 5 seine Werkstatt; er macht
hauptsächlich Nachahmungen von Stradivaris»Messias«
und verwendet Ollack.
Geigenzettel : Abb. 564.
Newton, Isaak. — London. Geb. um 1750,
t 1825
Wahrscheinlich ein Sohn von Thomas N. Er konnte
recht gute Geigen machen ; sein Lack ist dagegen ganz
schlecht und von schmutzig gelber Farbe, deshalb hat
Betts die Geigen, die er von ihm machen ließ, wohl-
weislich stets selbst lackiert.
Newton, Thomas. — London. 1746
Er arbeitete recht sauber in deutschem Stil, nur sein
Schellackfirnis ist arm und farblos, aber immer noch
besser als der von Isaak N.
Geigenzettel : Thos. Newton in Southampton Street /
Covent Garden 1746 (geschrieben).
Newton, W. E. — London (?). 1854
Vielleicht ein Enkel von Thomas N. Er ist nur dadurch
bekannt, daß er eine Trompetengeige erfand und in
England patentieren ließ, die ähnlich wie die von Hell
in Wien gleichzeitig als Geige und als Trompete zu
brauchen war.
Nezot. — Paris (?). 1730. 1760
Constant Pierre lobt seine Violen; mir war es nicht
möglich, ein selbständiges Werk von ihm kennen zu
lernen, nur Reparaturen, so im Museum des Pariser
Konservatoriums (Nr. 139) und in der Sammlung
Snoeck (Nr. 463 »Violetta piccola<')-
Nickel (Niggel, Nikel, Nicki), Sebastian. —
Wien. 1782. 1787
Vielleicht ein Sohn von Sympert Niggel! ? Arbeit und
Lack sind so genau wie von Jos. Ferd. Leidolff, daß
man ihn wohl für dessen Schüler ansehen kann. Er
wurde 1782 der Nachfolger von Marianus Petz^) und
war wohl ein Verwandter von ihm (die Familien Petz
und Nickel stammen aus Füssen). Er legte am 1 1 . Mai
1782 den Bürgereid ab und wohnte am Hof, im sog.
Bürgermeisterhaus. In den Steuerbüchern kommt er
bis 1787 vor und soll dann nach Rußland ausgewandert
sein, wofür aber jeder Beweis fehlt. Da er nur wenige
Jahre in Wien ansässig war, ist es begreiflich, daß Instru-
mente von ihm selten vorkommen. Eine recht gute
Violine von ihm aus dem Jahre 1783 besitzt das Stift
St. Florian in Oberösterreich. Ein Violoncello von 1786
befindet sich in Privatbesitz in Wien.
Geigenzettel: Sebastian Nicki / fecit Viennae 1783 /
(gedruckt).
Niclas (Nlklas), Johann Georg. — Hallein.
Geb. um 1712, t 30. März 1788
In der Sterbematrikel heißt es von ihm, daß er ein ver-
wittibter Geigenmacher und 73 Jahre alt war.
^) Petz war Jos. Ferd. Leidolffs Nachfolger.
Niclas (Nlklas), Stephan. — Hallem. Geb.
1737, t 24. Nov. 1778
In der Sterbematnkel wird er als Geigenmacher und
Spielmann aufgeführt. Sein Zettel findet sich bei P. de
Wit veröffentlicht.
Geigenzettel: Stephan Niclas Geigen- / macher in
Hällein 1778 (gedruckt).
Nicol, Thomas. — Glasterlaw. Geb. 10. Juni
1840 m Pitmuies
Ein tüchtiger Violinspieler, der aus Liebhaberei schon
mit 20 Jahren Geigen zu machen begann und seitdem
über 60 Violinen nach Stradivari und Guarneri ge-
macht hat. Anfangs verwendete er Spiritus-, später Ol-
lack.
Geigenzettel: T. Nicol / 18 Maker 98 (gedruckt).
Nicolai, Heinrich Gottfrieci. — Lübeck. Ge-
tauft am 24. Mai 1780, f 1831 in Lübeck
Theatermusiker, der auch Lauten usw. gemacht hat-
Er verarmte, wurde »Arbeitsmann« und starb im St.
Annen-, Armen- und Werkhaus. Eine Gitarre von ihm
besitzt Wahl in Köln, die den Zettel trägt:
Heinr. Gottfr. Nicolai Lübeck 1808 (geschrieben).
Nicolas, Antoine. — Mirecourt. Geb. um 1730,
lebte noch 1782
Er war in erster Ehe mit Anne Therese ThiUepin ver-
heiratet, kommt 1757 bereits als Meister vor und ging
am 15. November 1782 eine zweite Ehe ein.
Nicolas. — Aix. 1816. 1838
Wahrscheinlich ein Mirecourter, der sich wohl nur vor-
übergehend in Aix aufgehalten hat. Er arbeitete nach
Stradivari.
Geigenzettel: Abb. 571.
Nicolas, Didier l'Aine, gen. le Sourd. — Mire-
court. Geb. in Mirecourt 23. Jan. 1757,
t daselbst 1833. (Nicht zu verwechseln mit
Fourner Nicolas, gen. Nicolas de Paris)
Sohn und Schüler von Antoine N. Er nannte sein Ge-
schäft »A la ville de Cremonne« (sie !) und machte recht
gute, billige Geigen, die man zwar nicht als eigentliche
Kunstwerke betrachten kann, die aber doch lobens-
werte Eigenschaften haben. Bei einzelnen Instrumen-
ten, auf die er besondere Sorgfalt verwendete, erreichte
er sog r die besten seiner Zeitgenossen. Sein Modell
ist flach gewölbt und erinnert an Stradivari; nur sind
die F-Löcher in der Mitte oft zu weit ausgeschnitten.
Mit seinen Versuchen, die gebräuchliche Form der
Geigen zu verändern, hatte er so wenig wie alle anderen,
die dasselbe versuchten. Glück. Er erzielte damit wohl
hier und da einen etwas größeren, aber unedlen Ton.
Sein Lack ist rotbraun, ins Gelbliche spielend. Seme
Instrumente bezeichnete er an der Stelle, wo sonst
der Zettel eingeklebt wird, durch d!e Brandmarke
Nr. 68. 1806erhielt er in Paris eine silberne Medaille. Er
Ni
icolas
Niedt
353
betrieb die Geigenfabrikation im großen und beschäf-
tigte in seinen letzten Jahren über 600 Arbeiter. Er
war auch der erste Mirecourter, der sich an einer Aus-
stellung (1802) beteiligte. Seine Marke wurde später
von Derazey und schließlich noch von P. Mougenot
verwendet, so daß neuere Geigen mit seinem Namen
von diesen herrühren.
Brandmarke Nr. 68.
Nicolas, Fran^ois I. — Mirecourt. 1752.
t 1778
Er war Luthier und 1753 bereits mit Anne Boyer ver-
heiratet.
Nicolas, Fran^ois II (Charles-Frantois-Leo-
pold). — Mirecourt. Geb. 26. Mai 1754,
lebte noch 1782
Sohn von Fran?ois I. Am 2. Mai 1775 heiratete er
Elisabeth, die Tochter des Geigenmachers Mast.
Nicolas, Fran^oisIII. — Mattaincourt b. Mire-
court. 1752
Boulanger in Nancy besitzt eme fünfsaitige Viola von
ihm.
Nicolas, Fran^ois IV. — Mirecourt. 1775.
1778
Als Geigenmacher erwähnt.
Nicolas, Fran^ois-Fourrier (gen. Nicolas de
Paris) 1). — Paris. Geb. 5. Okt. 1 758 in Mire-
court, t 1816
Zweiter Sohn von Fran^ois I N., bei dem er wohl auch
seine erste Lehrzeit durchgemacht haben dürfte. Er
kam dann zu Edmond Saunier und war nachweisbar
schon im Jahre 1 784 als Meister ansässig. Er hatte da-
mals bereits den Titel: »Luthier de l'Ecole royale<',
später '>de l'Academie royale de Musique« und zur
Zeit Napoleons »de la Chapelle et de la Musique par-
ticuliere de l'Empereur*. Er wohnte 1789 Place de
l'Ecole, 1797 Rue Saint Nicaise Nr. 502 und zuletzt
Rue Croix des petits Champs. Eine prächtig erhaltene
Violine, die alle charcikteristischen Eigenschaften dieses
Meisters zeigt und durch ihren vorzüglichen roten Lack
bemerkenswert ist, besitzt das Museum des Pariser
Konservatoriums (Nr. 25). Vidal teilt die Abschrift
eines Zettels mit Widmung mit:
Repare par Fourner Nicolas,
luthier de la chapelle de S. M. l'empereur,
pour son ami Julien, chef d'orchestre
des bals de la cour. 1806.
^) Er wurde bisher immer als Fourrier, genannt Nicolas
de Paris, in der Geigenliteratur aufgezählt. Erst A. Jac-
quot machte darauf aufmerksam, daß »Fourrier« ein in
Mirecourt beliebter Taufname war, den man den Kindern
gerne zu Ehren des hl. Pierre Fourrier von Mattaincourt
beilegte.
V. L ü t g^e n d o cf f , Geigen- und L.Tutenmarher. Bd. II
Außer verschiedenen Zetteln verwendete er auch die
Brandmarke »Nicolas ä Paris«.
Geigenzettel : Fourrier Nicolas / Luthier de la Chapelle
de sa Mte / l'Empereur Napoleon I^f / L. Parisiorum
anno 1806 (gedruckt) und Abb. 228 und 229.
Nicolas, Joseph. — Mirecourt. Geb. 1796,
t 1864 in Mirecourt
Sohn, Schüler, Mitarbeiter und Nachfolger von Didier
Nicolas, dem er nachstrebte. Seine Geigen von großem,
flachem Modell tragen handschriftliche Zettel und die
Marke: »J. Nicolas Fils«, sind meist hell lackiert und
gelten ihres kräftigen Tons wegen als gute Orchester-
instrumente. Nach seinem Tode verkaufte die Witwe
Geschäft und Firma an Derazey; infolgedessen kann
man viele Geigen, die lange nach dem Tode der beiden
Nicolas entstanden sind, mit ihren Stempeln versehen,
antreffen, wobei manchmal der Werkstattname »A la
ville de Cremonne*, den Didier Nicolas führte, mit
»J. Nicolas Fils« verbunden erscheint.
Brandmirke Nr. 69.
Nicolas, Matthieu. — Mirecourt. Geb. 1666.
t 1716
Vielleicht der Stammvater der Familie. Handwerks-
mäßige Arbeit, gelber oder roter Spirituslack, Brand-
marke: »M. Nicolas«.
Nicolas, Thomas. — Genf. 1808. 1810
Wahrscheinlich zur Mirecourter Familie gehörig; seine
Arbeit ist ohne Kunstwert.
Nicolas de Bordeaux s. Vaillant
Nicoll, J. — 1898
Englischer Geigenmacher, dessen Violinen dadurch ein
gewisses Interesse erregten, daß er sie aus dem Holze
der Aned L. Kirche von Kirriemuir machte, die durch
J. M. Barrels Novelle »The Little Minister« in weite-
ren Kreisen bekannt wurde,
Niedt, Karl — Würzburg. Geb. 17. Dez. 1872
in Schweinfurt a. M. als Sohn eines Blech-
instrumentenmachers
Schüler von Ernst Friedr. Reichel in Markneukirchen.
Nach seiner von 1887 — 1897 währenden Lehr- und
Wanderzeit eröffnete er am 1 . September 1 897 in Würz-
burg sein eigenes Geschäft als Geigenmacher. Auf Ver-
langen kopiert er jeden Meister, arbeitete aber zuerst
nach einem eigenen Modell, das durch starke Schwei-
fung in der Breite und breite Brust von anderen Mo-
dellen abweicht, später nur noch nach Stradivari
und Guarneri. Anfangs verwendete er mit Vorliebe
gelbroten Bernsteinlack. Besondere Beachtung finden
seine Nachahmungen der Lackierung von Lupot und
J. B. Vuillaume. Seine Arbeit ist sehr sauber und der
Ton gut und gesangreich. Er erfand auch eine neuartig
übersponnene G-Saite, die sehr gelobt wird.
Geigenzettel : Karl Niedt ; Würzburg, anno .... (ge-
druckt). — Karl Niedt, Geigenbauer / Würzburg 19 . .
(gedruckt) und Abb. 567.
23
354
Nielsen — Nobili
Nielsen, Isak. — Norwegen. Um 1700
Schüler von Lars Klark in Östersjö. Er gilt als der
Schöpfer der sog. »Hardangerfele«, einer Volksgeige,
die kleiner als die Violine ist, mit niedrigerem Steg,
kürzerem Hals, hochgewölbter Decke und mitklingen-
den Untersaiten. Am Wirbelkasten findet sich gewöhn-
lich ein Drachenkopf. Sein Sohn Tron (Trond) Isaksen
(s. d.) war sein Nachfolger.
Niemeyer, Adalbert. — München. 1900
Ein Professor, der ein einsaitiges, der singhalesischen
zweisaitigen »Venäva« ähnliches Streichmstrument her-
stellte, dessen Korpus eine Kokosnuß mit einer Trom-
melfelldecke ist, und das er »Cococello« nennt.
Nier, Cajetan, arbeitet als Geigenmacher in
Watzkenreuth bei Fleissen
Nigetti, Francesco, gen. Cestinetti. — Florenz.
1645. t 1682
Ein Tonkünstler, der sich auch mit dem Anfertigen
von Saiten- und Tasteninstrumenten beschäftigte und
u. a. das von ihm Proteus benannte »Cembalo omni-
cordo« erfand.
Nigg, Gottfried. — Füssen. 1741
Er stammte aus Gunzenberg und kommt in dem Füs-
sener Umlageregister für 1741 als Lautenmacher vor.
Nigg, Sympert I (Koloman). — Füssen. Geb.
14. Okt. 1702, t 30. Okt. 1759
Sohn des Bierbrauers (cerevisianus) Magnus N. und
seiner Frau Sabina. In den Umlageregistern für 1737
wird er mit einem fünfjährigen Sohne Hans Michael
und einem dreijährigen Sohne Thomas aufgeführt. In
der Sterbematrikel wird er als testudmanus bezeichnet.
Er darf nicht mit Sympert Niggell verwechselt werden.
Nigg, Sympert II. — Füssen. 1774
Vielleicht der jüngste Sohn von Sympert 1 N. Er wird
in den Steuerlisten für das Jahr 1774 genannt. Arbeiten
von ihm mit handschriftlichen Zetteln sollen durch
fremde Hinzufügung des Buchstaben 1 als Werke von
Sympert Niggell (Niggl) ausgegeben werden.
Nigg, Thomas. — Füssen. Geb. 18. Dez. 1 733,
t nach 1 774
Sohn von Sympert I (Koloman) N. und dessen Frau
Maria Anna. In den Füssener Steuerlisten für 1774
wird er als vierzigjähriger Lautenmacher aufgezählt.
Niggell, Sympert. — Füssen^). Geb. 14. April
1710 in Schwangau, t 17.Juh 1785
Sohn des Matthäus N. und seiner Frau Regina. Als
»cheliferarius de Schwangau« heiratete er am 26. Sep-
tember 1740 die Maria Regina Ott (gest. 19. Mai 1784).
Der bedeutendste Füssener Meister des 18. Jahrhun-
derts. Sein Todeseintrag lautet: »Sympertus Niggl vi-
') Wenn Hart ihn nach Paris versetzt, muß wohl ein
Lesefehler die Schuld tragen.
duus obiit 17. Vll. 1785 chelificum facile celebernmus,
vir sancte, simplex et rectus.« Seine Arbeit hält zwi-
schen Stainer und Alban ungefähr die Mitte. Seine
Geigen sind sorgfältig durchgeführt, die Wölbung nicht
allzu hoch, das Holz recht gut ; nur der Lack (von hell-
roter, rotbrauner oder auch schwarzbrauner Farbe) ist
etwas spröde und springt leicht ab. In der staatl. Samm-
lung alter Musikinstrumente in Berlin ist eine aus der
Sammlung Snoeck stammende 14saitige Viola d amore
von ihm, mit einem hübsch geschnitzten, eine For-
tuna darstellenden Köpfchen am Wirbelkasten (Nr.
499). Ein Violoncello von ihm aus dem Jahre 1 750 be-
sitzt W. Heyers Musikhist. Museum in Köln. Einige
seiner Geigen tragen außer seinem Zettel im Innern
auch die Brandmarke Nr. 73.
Geigenzettel: Sympertus Niggell / Lauten- und /
Geigen-Macher in Füssen / 1750 (gedruckt) und
Abb. 562.
Niggl, Korbinian. — Braunau. 1849
Wahrscheinlich zur Füssener Familie gehörig oder ein
Sohn von Seb. Nicki. Seine Arbeit ist mittelmäßig.
Geigenzettel: Korb. Niggl bürgl. Geigen- / macher in
Braunau 1849 (gedruckt).
Nigl s. Nicki
Nigout. — Jenzat (Allier). 1863
Schüler von Pajot ; macht Bauernleiern.
Niklas s. Niclas
Nilssen s. Nielsen
Nllsson, N. — Malmö. Geb. 1842
Ein geschickter schwedischer Geigenmacher der Gegen-
A-art, der 1897 in Malmö recht gute Arbeiten ausgestellt
hatte. Er ist auch in der Wiederherstellung alter In-
strumente recht tüchtig; mehrere Arbeiten von ihm
besitzt das Musikhistorische Museum in Stockholm.
Nisbet, William. — Lint Mill, Prestonkirk.
Geb. 3. Jan. 1828 in Stenton
Er hat sich in vielen Berufen versucht und über 100
Violinen, zuerst frei nach Maggini, später nach einem
eigenen, an Nicolas Amati erinnernden Modell ge-
macht. Er nahm gutes Holz und einen braunen Spiritus-
lack. 1886 erhielt er für seine Geigen auf der Ausstel-
lung in Edinburgh zwei Bronzemedaillen. Er schrieb
seinen Namen mit einem harten Bleistift, der ins Holz
dringt, auf die Innenseite des Bodens. Meredith-
Morris widmete ihm einen Aufsatz in »The Strad«
1899, Nr. 130.
Geigenzettel: W-" Nisbet / Lint Mill / 1890 (geschr.).
Nisle, David. — 1799
Beifolgenden Reparaturzettel ohne Ortsangabe fand ich
in einer Geige : Reparirt von David Nisle / Musicus
und Instrumentenmacher / Anno 1799 (gedruckt).
Nobili, Antonio Francesco. — Florenz. 1693
Ein Lautenmacher, den ich bisher nur bei Valdrighi
(2247) erwähnt gefunden habe.
Nobitschek — Norris
355
Nobitschek, Bruno W. — Innsbruck. 1920
Bruder von Oskar N. und wie dieser ein geschickter
Geigenbauer und Reparateur.
Geigenzettel: Bruno W. Nobitschek / Geigenbauer,
Innsbruck 192 . (gedruckt).
Nobitschek, Josef. — Preßnitz i. B. (an der
sächsischen Grenze). 1880. 1895
Ein Instrumentenmacher, der hauptsächlich allerlei
Reparaturen ausführte.
Nobitschek, Oskar. — Innsbruck. Geb. 2. Mai
1881 in Preßnitz i. B.
Sohn und Schüler von Josef N. Als Gehilfe arbeitete
er bei O. Möckel und Friedel in Berlin und machte
sich 1906 in Innsbruck selbständig. Seine Geigen sind
sehr sauber ausgeführt und klingen vortrefllich. Im
Jahre 1906 erhielt er in Rom die goldene Medaille,
und seitdem noch andere Anerkennungen.
Noble, Hugh. — Dundee. Geb. 22. Jan. 1849
in Banchory
Ein Liebhaber, der etwa ein Dutzend recht guter Vio-
hnen gemacht hat.
Geigenzettel: Hugh Noble / Dundee / 1895 (geschr.).
Noder-Hans s. Joh. Neuner
Noebe^), Louis. — Homburg v. d. H. Geb.
1844 in Mecklenburg-Schwerin
Von Hause aus Musiker, begründete er 1865 ein Gei-
genmachergeschäft, das sich emes guten Rufs erfreut.
Mehrere von ihm gemachte Erfindungen, so ein »In-
duktionsbalken«, scheinen sich nicht dauernd bewährt
zu haben.
Noel, Fran^ois. — Mirecourt. Geb. nach 1 750,
t 1786
Arbeiten von ihm sind bis jetzt noch nicht bekannt
geworden. Im Jahre 1789 kommt auch ein Nicolas Noel
als Luthier vor.
Nölck, Joachim Friedrich. - Lübeck. 1 799. 1 802
Er erwarb i 799 als Instrumenten-, Orgel- und Klavier-
macher das Bürgerrecht. 1802 am 19. Juni kündigt er
in den Lüb. Anz. an :>>... zugleich empfehle ich mich
mit Verfertigung aller anderen Arten von Orgeln und
Saiteninstrumenten wie auch Stimmen derselben.« Er
ward später Sargträger an St. Petn, machte aber auch
als solcher noch Orgeln.
Nona, Francesco della. — Rom. 1610. 1612
Trotz des italienisch klingenden Namens wird er als
Franzose bezeichnet und war vorzugsweise Klavizim-
belmacher. Eine Theorbe mit reichgeschnitztem Hals
mit seinem Namen soll Fürst Yussupow besessen
haben.
^) 1 796 lebte in Dresden ein Harmonikamacher glei-
chen Namens, der als Verbesserer der Stahlharmonika
bekannt wurde.
Nonemacher, Christian. — ? 1737
Eine deutsche Pandurina (Diskantlaute) mit diesem
(vielleicht falsch gelesenen) Namen aus dem Besitze
T. W. Taphouses war in der Londoner Music Loan
Exhibltion 1 904 ausgestellt. (In Prag gab es im 18. Jahr-
hundert eine Tischlerfamilie namens Nonnenmacher.)
Norberg, J. — Torpshammer, Vesternorrlands
län, Schweden. 1897
Von Beruf Photograph, macht er »Hausfleiß-Violen
und -Gitarren« und hat solche 1897 In Stockholm aus-
gestellt.
Norborn (Nordborn), John. — London. 1723
Sichere Arbeiten von ihm kennt man nicht.
Norman, Barak. — London. Geb. um 1678,
t 1740
Wahrscheinlich ein Schüler von Th. Urquhart, an den
seine frühesten Arbeiten erinnern. Einer der berühm-
testen Geigen- und Lautenmacher der altenglischen
Schule, dessen Violen, Theorben und Lauten usw. die
Hand eines Meisters verraten. Im Jahre 1713 war er
mit Nathanlel Groß verbunden. Er wählte feines Holz,
der Lack ist gut, nur etwas dunkel, und seine Geigen-
Instrumente haben manche Verwandtschaft mit denen
der Brescianer Schule. Außer seinem Zettel findet man
manchmal auch sein Monogramm an der Außenseite
des Bodens. Er soll der erste Engländer gewesen sein,
der ein Violoncello gemacht hat. Violinen von ihm
kommen äußerst selten vor. Drei Baßviolen waren 1872
im South Kens. Mus. ausgestellt. Die F-Löcher in
seinen Altviolen zeigen noch die alte Schlangenform.
Er hielt darauf, daß nur die Arbeiten, die er allein ge-
macht hatte, seinen Namen trugen, oder bemerkte
ausdrücklich, welche Teile von ihm herrührten. Eine
Baßviola im Pariser Konservatorium (Nr. 173) dürfte
von ihm gemacht sein. Eine Violine aus dem Jahre
1719 besitzt J. T. Chapman. Eine Viola da Gamba von
sorgfältiger Arbelt, hübsch eingelegt, befindet sich in
Berlin, stsatl. Samml. Nr. 826. Eine andere mit der aller-
dings zweifelhaften Jahreszahl 1692 besitzt das Donald-
son-Museum (Royal College of Music) in London, eine
gleiche von 1698 W. C. Hill & Sons in London. Eine
Baßviola von 1711 besitzt Alfred Keil In Lissabon.
Viele seiner Gamben sind jetzt in Violoncelli umgebaut,
doch gibt es auch Violoncelli, die er selbst als solche
gemacht hat.
Geigenzettel: .Abb. 569 und 570.
Norris, John. — London. Geb. um 1739,
t 1818
Schüler von Thomas Smith. Er verband sich ursprüng-
lich mit Rob. Barnes und betrieb mit diesem einen
ziemlich ausgedehnten Geigenhandel ; über seine eigene
Geschicklichkeit läßt sich nicht viel sagen, da fast alle
mit der Firma Norris & Barnes versehenen Instru-
mente von anderen Gelgenmachern, die in ihrem .Auf-
trag arbeiteten, gemacht sind.
Geigenzettel : Made by Norris and Barnes / Violin Vio-
lincello and Bow Makers / To Their Majestles / Co-
ventry Street, London (gedruckt).
23*
356
Novello - NiirnberE;er
Novello, Marco. — Venedig. 1720
Da nur sehr selten Gelgen von ihm vorkommen, wird
er meist mit Marc Antonio N. verwechselt, doch unter-
scheidet sich seine Arbeit sowohl im Stil als auch in
der Ausführung von den Werken des letzteren.
Geigenzettel: Marcus Novello fecit Venetia 1720 (ge-
druckt).
Novello, Marco Antonio. — Venedig. 1780.
1795
Wahrscheinlich ein Sohn des Marco; Bruder von Pietro
Val. N., mit dem er längere Zeit eine gemeinschaftliche
Werkstätte besaß.
Novello, Pietro Valentlno. — Venedig. 1790.
1800
Schüler von Anselm Bellosio und wie dieser emer der
besseren Geigenmacher in der Zeit des allmählichen
Verfalls der Venezianer Schule. Seine Zeit schon in die
dreißiger Jahre zu setzen, wie mehrfach geschieht, ist
nicht angängig.
Geigenzettel : Abb. 565.
Noverci (Noversi), Cosimo. — Florenz. 1662
Sohn des Giovanni N. Ein Lautenmacher, der mehr-
fach erwähnt wird, von dem sich jedoch bis jetzt keine
Arbeiten nachweisen ließen.
Nowicki, Sigismund Paul. — Minsk. 1857
Ist mir nur als Reparateur bekannt geworden.
Nowy, Franz. — Wien. 1910
Schüler seines Vaters Michael N. Er macht namentlich
schöne Zithern und Gitarren.
Nowy, Michael. — Wien. 1900. 1910
Sciiüler von Kiendl, ein tüchtiger Gitarren- und
Zithernmacher.
Nürnberger, Adolph. — Markneukirchen.
1890. 1900
Neffe von Christoph Nürnberger. Ein guter Bogen-
macher, der längere Zeit bei Chr. Süß als Gehilfe be-
schäftigt war und bei diesem eine strenge Schule durch-
gemacht hat.
Nürnberger, C. — Markneukirchen. 1904.
1905
Zwei bemerkenswert sauber gearbeitete Violinen, die
diesen Namen trugen, wurden mir gezeigt.
Nürnberger, Franz Albert I. — Markneu-
kirchen. Geb. 18. Aug. 1826, 1 20. Mai 1895
Sohn von Karl Gottlob N., Schüler von W. Bausch;
ein sehr tüchtiger, weitbekannter Bogenmacher, Grün-
der der Bogenmacherinnung in Markneukirchen, deren
erster Obermeister er 25 Jahre lang war.
Nürnberger, Franz Albert II. — Markneu-
kirchen. Geb. 24. April 1854
Sohn und Schüler von Franz Alb. 1. Er begründete
1880 seine Werkstatt und ist gegenwärtig einer der her-
vorragendsten Bogenmacher Deutschlands. Er arbeitet
nach J. B. Vuillaume, Tourte, Voirin und Tubbs, und
seine Bogen sind den besten französischen ebenbürtig.
Sie tragen den Stempel: »Albert Nürnberger«. Er be-
sitzt eine große Zahl von Auszeichnungen und Medaillen
und arbeitet für die ersten Geiger des In- und Aus-
landes. Es ist bekannt, daß August Riechers bis an sein
Lebensende seine besten Bogen ausschließlich von Fr.
Alb. N. bezog.
Nürnberger, H. Robert. — Markneukirchen.
Geb. 29. Juli 1862 zu Markneukirchen
Sohn von Franz Albert N. Kam 1876 zu Karl Pfretzsch-
ner in die Lehre und arbeitete dann als Gehilfe bei
Th. Heberlein und bei Riechers in Berlin. Nach seiner
Militärdienstzeit machte er sich selbständig und gilt
als tüchtiger Meister.
Nürnberger, Johann Adam. — Klingenthal,
(Mark)Neukirchen. Geb. 1727 in Klingen-
thal, t 8. Aug. 1809 in Markneukirchen
Schüler von Joh. Christian Uebel. Ein tüchtiger Gei-
genmacher. Sein Vater soll aus Wunsiedel in Bayern
der Religion halber ausgewandert sein und sich in
Hohendorf bei Brarnbach angesiedelt haben. Joh. Adam
N. kam erst in reiferen Jahren nach Markneukirchen,
wo er das Bürgerrecht erwarb und am 26. Januar 1761
als Meister in die Zunft aufgenommen wurde. Er ist
der Stammvater der heute noch in Markneukirchen
blühenden Familie Nürnberger und war mit der jüng-
sten Tochter von Johann I Reichel verheiratet. Er er-
reichte ein Alter von 81 Jahren 1 1 Monaten und 4 Tagen.
Nürnberger, Johann Christoph. — Markneu-
kirchen. Geb. 30. März 1839, f 28. Nov.
1899
Einer der besseren Bogenmacher Markneukirchens, der
fünf Jahre bei J. B. Vuillaume in Paris gearbeitet hat. —
Sein Sohn, der Gastwirt ist, betreibt das Bogenmachen
nur im Nebengewerbe.
Nürnberger, Johann Georg. — (Mark)Neu-
kirchen, Pausa. Geb. 19. Aug. 1763, f 1829
Sohn und Schüler von Johann Adam N. Er soll mit
seinen im Winter angefertigten Geigen viel auf Märk-
ten herumgezogen sein und ließ sich schließlich in
Pausa bei Plauen nieder, kehrte aber vor seinem Tode
wieder in seine Heimat zurück.
Nürnberger, Karl Albert. — Markneukirchen
Zweiter Sohn von Franz Alb. II N. Ein sehr ge-
schickter Bogenmacher, der ganz in die Fußstapfen
seines Vaters tritt und sich 1908 selbständig gemacht
hat.
Nürnberger — Obici
357
Nürnberger, Karl Gottlob. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. 17. Okt. 1793, f 12. Aug. 1868
Sohn von Johann Georg N. Er war ursprünglich ge-
lernter Geigenmacher (Schüler seines Vaters), verlegte
sich aber schon seit seinem 18. Jahre ganz auf das Bo-
genmachen, das er bei Christ. Friedr. Knopf erlernte.
Er war sehr geschickt und namentlich wegen seiner
guten Kontrabaßbogen geschätzt. Er begründete Im
Jahre 1824 sein Geschäft, das in seinem Enkel und
seinen Urenkeln fortblüht.
Nürnberger, Philipp Paul. — Markneukirchen.
Geb. 29. Jan. 1882
Erster Sohn von Franz Alb. II N. Er ist seit 1897 als
Bogenmacher selbständig und macht seinem Vater und
Lehrer alle Ehre.
Nunez, Francisco. — Buenos-Aires
Gitarrenmacher der Gegenwart.
Nunez (Nufies), Octaviano Joäo. — Lissa-
bon (?), Madeira, Funchal (?)
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher des
19. Jahrhunderts. Nach Valdrighi war er in Lissabon
ansässig, G. Kinsky vermutet in Funchal, auf dem
Zettel liest man nur Madeira. Eine zierliche portugie-
sische Gitarre von ihm ist in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln.
Nyberg, Hans Severln. — Örkeljunga. 1760
Wenn Lector Daniel Feyelund richtig liest, der Name
des Verfertigers einer kleinen Viola d'amore im Nord.
Museum in Stockholm.
Geigenzettd : Hans Severin Nyberg uti Örkeljunga
1760.
Nyström,Carl Magnus. — Stockholm. 1 757. 1 762
Er erhielt zwar Im Jahre 1 757 das Privilegium als Gei-
gen- und Lautenmacher, war aber gleichzeitig Gewürz-
krämer und scheint nur als solcher .Absatz gehabt zu
haben. Arbeiten von ihm kennt man nicht.
Obbo, Marco I. — Neapel. 1712. 1727
Im Jahre 1727 wohnte er seiner .Angabe nach in der
Strada dalla fills. Über dem zweiten o seines Namens
findet sich das sonst als .Abkürzungszeichen bekannte
Häkchen -, so daß man fast annehmen könnte, daß
der Name eigentlich länger gewesen sei. Es gibt viele
Gelgen mit diesem Namen, die weder in der Arbeit
noch im Lack, der sehr trübe erscheint, hervorragend
sind. Vereinzelt aber kommen doch bessere Arbeiten
von Ihm vor; so besaß Dir. Paul Müller in St. Gallen
eine recht gute Violine von schönem Holz, mit durch-
sichtigem, orangegelbem Lack; das Modell erinnerte
an Stradivarl, der Ton war voll und weittragend.
Geigenzettel : Marcus Obbo. Napoli 1712 (geschrieben).
Obbo, Marco II. — Neapel. 1803
Vielleicht ein Sohn oder Enkel von Marc I Obbo. Er
scheint nur Gjtarren und Mandoljnen gemacht zu
haben. Eine Gitarre von Ihm aus dem Jahre 1803, reich
mit Elfenbein und Perlmutter verziert, besitzt C. Stoe-
ber in Würzburg.
Geigenzettel: Marcus Obbo fecit / Strada S. Ferdi-
nando n. 56 / Neap. Anno 1803 (gedruckt).
Oberkirsch, Johann Karl. — Rhodt b. Landau
(Pfalz). Geb. 20. April 1800 zu Mühlheim
(Rheinpfalz), f nach 1850
Er war Schneider und Musiker und spielte mit einer
kleinen Kapelle bei allen vorkommenden Gelegenheiten.
Nebenbei betrieb er auch die Geigenmacherei und war
als Reparateur nicht ungeschickt. Seine neuen Gelgen
dagegen lassen In allen Teilen die ungeschulte Hand
erkennen. — Er soll In der Mitte des 19. Jahrhunderts
mit seiner ganzen Familie nach .Amerika ausgewan-
dert sein.
Gelgenzettel : Gemacht von Carl / Oberkirsch In Rhodt/
bei Landau 1842 (geschrieben).
Obermaier, Alexander. — Lübeck. Geb.
14. April 1872 in Dresden
.Als Techniker vorgebildet, führte ihn seine Liebe zur
Musik an das Dresdener Konservatorium. Nach Voll-
endung seiner Ausbildung ging er zur Bühne und
wirkte als Sänger in mehreren großen deutschen
Städten, war längere Zelt in Riga und ging von da
nach Nordamerika und Mexiko, wo er jedoch als In-
genieur tätig war Da er trotz günstiger geschäft-
licher Erfolge in diesem Berufe keine Befriedigung
fand, kehrte er nach Deutschland zurück und wurde
von Berlin an das Lübecker Stadttheater berufen. Hier
begann er im Jahre 1914 seine erste Laute zu bauen und
brachte es durch eifriges Selbststudium und fortge-
setzte Übung zu großer Geschicklichkeit. Er baut seine
Lauten In allen Teilen von Grund auf selbst und erzielt
einen bemerkenswert schönen Ton.
Obici (Opici, Obizi), Bartolomeo I. — Verona.
1665. 1685
Seiner Arbelt nach gehört er der Brescianer Schule an.
Sein Modell Ist grof5, der Lack gelb und der Ton recht
gut, so daß Gelgen von Ihm unter 10000 M. kaum zu
haben sind, doch kommen sie sehr selten vor.
Gelgenzettel : .Abb. 589.
Obici, Bartolomeo II. — Verona. 1750. 1755
Vielleicht ein Sohn von Bartol. 1. 0 . Auch er hält sich zur
Brescianer Schule und ahmt das Magglnimodell in
freier Weise nach, das er in schlankere Form bringt.
Sein Lack ist dunkelgelbbraun. Bei der Holzwahl legte
er größeren Wert auf tonliche Eigenschaften als auf
die Schönheit und erzielte stets einen großen edlen Ton.
Er schreibt seinen Namen ObiZi^).
') Ein E. D. Obizi (Obizzi) gab heraus: Le poesle
liriche. Divise in libri cinque cloe II mirto, II lauro, II
clpresso, la palma e'l sambuco. 4. Impr. Padova per G. B,
Pasquati 1660, 16, Mit Titelkpfr.
358
Obici — Öhberg
Obici, Prospero. — Marano sul Parano (Mo-
dena). 1880
Wahrscheinlich ein Nachkomme der Veroneser Mei-
ster gleichen Familiennamens. Er machte Geigen und
Gitarren, die im ganzen nicht schlecht genannt werden
können.
Obizzi, Marchese Tommaso Degli. — Padua.
1769
Daß sich der Gründer der berühmten Estensischen
Sammlung gelegentlich auch als Reparateur versucht
hat, beweist die Inschrift einer Violine in der Samm-
lung alter Musikinstrumente des Kunsthist. Museums
in Wien : Tommaso Degli Obizzi ristaurai adi 3. Giugno
1769, inPadova.
Obrecht, M. — Kolmar. 1819
Er scheint nur vorübergehend in Kolmar ansässig ge-
wesen zu sein, da sein Name in den Kolmarer Stadt-
akten nicht vorkommt.
Geigenzettel: Repare / par M. Obrecht reparateur /
ä Colmar / 1819 (geschrieben).
Odani, Giuseppe Morello. — Neapel. 1738
Andere nennen ihn kurzweg Giuseppe Morelli; wenn
Vidal seinen Zettel richtig gelesen hat, dann hieß er
jedoch G. M. Odani. Seine Arbeit ist gut, sein Lack
rotbraun, manchmal fast schwarz.
Geigenzettel : Giuseppe Morello Odani / in Napoli 1 738
(gedruckt).
Oddone, Carlo Giuseppe. — Turin. Geb. 1866
in Turin
Schüler von Gioffredo Rinaldi, bei dem er von 1889
bis 1899 arbeitete, und von F. W. Chanot, bei dem er
zwei Jahre blieb. Im Jahre 1901 ging er von England
in seine Heimat zurück und eröffnete seine eigene
Werkstatt. Er verfertigt gute Kopien nach Stradivari
und Guarneri und bedient sich dabei derselben Mo-
delle, die auch G. Rocca in seiner besten Zeit benützte.
Sem Lack ist fett und meistens von dunkelroter Farbe.
Er gilt als einer der besten italienischen Geigenmacher
der Gegenwart. Auf der Turiner Ausstellung 1911 war
er gut vertreten.
Odoardi (Odoardo), Antonio, gen. II Lanaro. —
Ascoli. 19. Jahrhundert
Neffe von Giuseppe »Villano d'Ascoli«. Seine Geigen
sind mittelmäßig. — Auch sein Sohn ist Geigenmacher
geworden.
Odoardi (Oduardi), Giuseppe. — Ascoli
(Piceno), gen. il villano d'Ascoli. Geb. am
6. April 1 746 in Poggio di Bretta, f um 1 786
Sohn des Antonio Odoardi, der ein vielseitiger Dilet-
tant war. Odoardis Geburtszeit wird meist um ein Jahr-
hundert zu früh angegeben, wozu vielleicht der Um-
stand verführte, daß er gerne eine fast an Stainer er-
innernde hohe Wölbung nahm. Galeazzi erzählt (1791)
von ihm, daß er ein Bauer gewesen sei, ohne Lehrer
sich zu einem trefflichen Geigenmacher ausgebildet
und an 200 Geigen gemacht habe, aber schon mit etwa
28 Jahren gestorben sei, was offenbar unrichtig ist.
Valdrighi fand eine Violine von ihm von 1784 mit der
Nr. 149, die aber durchaus nicht außergewöhnlich gut
war. Andere Arbeiten von ihm stehen unter dem Ein-
fluß von Mariani und Sacchini. Sein Patron ist von
mittlerer Größe und erinnert an Montagnana. Der Ton
ist meist nur klein, aber einschmeichelnd. Der Lack ist
gelbbraun oder auch dunkelbraun. Er machte Ver-
suche mit verschiedenen Hölzern. Da er in der letzten
Zeit gerne das Holz der Platane verarbeitete, das be-
kanntlich nur von geringer Dauer ist, sind seine Geigen
jetzt selten geworden. Trotzdem oder gerade deshalb
wird sein Name gern mißbraucht und in allerlei alten
Geigen eingeklebt.
Geigenzettel: Joseph Odoardi, filius Antonii, / fecit
prope Asculum 1784. Opus / No 149 (gedruckt). —
Joseph Odoardi fecit in Piceno / prope Asculum An.
1785. / De ligno Platano (gedruckt).
Öberg, Carl. — Stockholm. 1814. 1821
Schüler von Johan lerner, als dessen Lehrling er von
1814 an nachzuweisen ist. Er scheint später Artillerist
geworden zu sein, wird aber noch im Jahre 1821 als
Instrumentenmacher bezeichnet.
Oeberg, S. A. — Stockholm. 1895. 1898
Ein Tischler, der auch Geigen gemacht und geflickt hat.
Öhberg, Johan I. — Stockholm.
1723, t 14. Sept. 1779
Geb.
um
Unstreitig der beste schwedische Geigenmacher des
18. Jahrhunderts. Er erhielt im Jahre 1758 die Zulas-
sung als Musikinstrumentenmacher, und war mit Ca-
tharina Bjurholm (f 1764) verheiratet. Man trifft
sehr häufig sehr schöne Instrumente, zumeist Violon-
celli, von ihm an, und man muß sich unwillkürlich fra-
gen, woher hat er die Form und woher das schöne
Holz?^) Es kommen freilich auch recht armselig aus-
geführte Geigen ohne Einlage usw. von ihm vor, die
er übrigens selbst als »geringere Sorte* bezeichnete und
jedenfalls sehr billig verkaufte. Im allgemeinen ließ er
die Decke fast ohne Hohlkehle zum Rand verlaufen und
bevorzugte schmale Zargen und eine hohe Wölbung,
die auf das Stainermodell zurückgeht. Sein Lack ist
gelb oder dunkelbraun. In seinen besseren Arbeiten
brachte er außer seinem Zettel die drei Kronen des
schwedischen Wappens und darunter die Buchstaben
I. 0. B. an. In seinem letzten Lebensjahre wurde sein
Sohn sein Geschäftsteilhaber. Arbeiten von ihm be-
sitzen die Museen in Stockholm und Christiania. Die
Eigentümer einer stattlichen Anzahl von Ohbergschen
Geigen und Violoncelli zählt Hedvig Boivie in ihrem
mehrfach erwähnten Aufsatz auf. Sie selbst besitzt ein
^) Frl. Hedvig Boivie macht_ darauf aufmerksam, daß
nach J. Ohbergs Tode ein Schweizer Handelsmann
Jacob Hemmerby (Hemmerli?) im Kanton Glarus noch
eine Forderung für Geigenholz an ihn hatte.
Öhb
erg
Olrichs
359
gutes Violoncello von ihm. Eine schwedische Zither
(Baßzither mit Hals, mit vier doppelten und drei ein-
zelnen Saiten) von ihm findet sich bei Generalkonsul
Claudius in Kopenhagen.
Geigenzettel: Abb. 572.
Ohberg, Johan II. — Stockholm. Geb. um
1753, t 30. Aug. 1781
Sohn, Schüler und Nachfolger von Joh. I O. Er wurde
zum Hofmstrumentenmacher ernannt, hatte eine sorg-
fältige musikalische Ausbildung erhalten und war Or-
ganist an der großen Kirche (Slorkyrka). Er war zweifel-
los ein sehr begabter und vielseitiger Instrumenten-
macher. Für ein von ihm gebautes neuartiges Clavecin
erhielt er die goldene Medaille der Musikalischen Aka-
demie. Er war auch im Begriff, eine Notendruckerei
mit Musikverlag einzurichten, doch starb er schon
kaum drei Jahre nach seinem Vater in jungen Jahren.
Die Geigenmacherei scheint er etwas vernachlässigt zu
haben, denn in seinem Nachlaß fand man zwar eine
ganz ansehnliche Bibliothek, aber außer zwei besseren
unfertigen Violinen nur 22 Geigen geringster Sorte,
einige Zithern und ein großes Klavier. Er scheint die
Zettel seines Vaters weiter benützt zu haben. Sichere
Arbeiten seiner Hand sind nicht bekannt. Seine junge
Witwe Sarah Christine, geb. Een, scheint die Werk-
statt nicht fortgesetzt zu haben.
Oehme, Adam Gottfried. — Freiberg i. S.
Erste Hälfte des 19. Jahrhunderts
Außer Orgeln und klavierartigen Instrumenten hat er
auch einige Harfen und Gitarren gemacht.
Geigenzettel: Adam Gottfried Oehme Orgel- / und
Instrumentenmacher in Freyberg (gedruckt).
Oeller, Karl, hat eine Musikinstrumenten-
fabrik in Salzburg
Oelling, Johann Valentin. — Crawinkel. Geb.
30. Mai 1822, f 1899
Ein braver Musikinstrumentenmacher, dessen Geigen
weniger durch schöne Form als durch einen verhältnis-
mäßig guten Ton bemerkenswert sind.
Orlecke, Heinrich Christian. — Tangermünde.
1829
Er wird als Instrumentenmacher in den Magistrats-
akten erwähnt und soll mit Geigen gehandelt haben, wie
auch sein (angeblicher) Nachfolger Jakob Ferdinand
Buchholtz, der noch 1847 vorkommt und nur Händler
Örnberg, N. — Westeras. 1794
In einer Vogtländer Geige im Musikhistorischen Mu-
seum in Stockholm findet sich sein Reparaturzettel.
Ohlhaver, Heinrich. — Hamburg. 1921
Ein Kaufmann, der sich früher nie mit dem Geigenbau
beschäftigt, auch nie Geige gespielt hat, dem sich aber
auf "okkultem Weg« Stradivaris Geheimnis enthüllte,
so daß er aus jeder Fabriksschachtelgeige durch sein
Verfahren ein Konzertinstrument von Cremoneser
Klangschönheit machen zu können behauptet. Ein vor
großer Öffentlichkeit veranstaltetes Vergleichspiel in
Berlin hatte unleugbaren Erfolg. Er nennt die von ihm
behandelten Instrumente nach seinem rückwärts ge-
lesenen Namen »Revalo-Geigen«.
Olert (auch Uhlig, Olrichges, Ulrichsen)
Albrecht (Albert). — Lübeck. 1625. f 1642
Er wird als »Lauten- und Violenmacher« bezeichnet
und wohnte am Pferdemarkt. Er ließ von 1633^1641
vier Kinder taufen, doch war er kein Bürger und hatte
vom Rat nur die Erlaubnis erhalten, »dat he unsern
Musikanten eine Bassvidell, worahn etwas thobraken,
mag wieder for dicht maken«, während er sich anderer
Arbeiten enthalten solle. Da er sich hieran nicht kehrte,
wurde er von andern Lautenmachem, namentlich
Caspar Witte, mehrfach verklagt. Nach einem Schrei-
ben Dan. Erichs vom 7. Oktober 1642 wird er >>als für
einem halben Jahre mit todt abgangen« bezeichnet.
Erich wurde sein Nachfolger. — Vgl. Olrichs.
Oliveira-Tavares, Domingo de, lebt als Saiten-
instrumentenmacher in Rio de Janeiro
Ohveri, Feiice. — Turin. 1888. 1904
Vielleicht Sohn eines Vicenzo O., der gleichfalls
Geigenmacher gewesen sein soll.
Ollivier, lebt als »Luthier« in Aix
Ollivo, lebt als »Luthier« in Lorient
Olmedo, Miguel, lebt als Saiteninstrumenten-
macher in Santa Ana (San Salvador)
Olmi, Alberto. — Siena
Ein Mandolinenmacher des 19. Jahrhunderts, der vor-
zugsweise die Neapolitaner nachahmte.
Olofson, Axel. — Olands Stafby, Upsala län,
Schweden. 1894
Er ist Disponent und macht als Dilettant Hausfleiß-
Geigen, von denen er einige 1897 in Stockholm aus-
gestellt hat.
Olofson, A. J. — Gothenburg. 1896. 1897
Ein Dilettant, der einige gute Geigen gemacht und 1897
in Stockholm ausgestellt hat.
Olrichs, Diederich. — Lübeck. 1650. 1668
Ein gut beschäftigter Lautenmacher, der auch Violen
gemacht haben soll. Der Name kommt in den Tauf-
büchern als »Ulrich, Oelers, Olersen« geschrieben vor.
1650 wird er als Pate genannt. 1651 wohnt er »im gol-
denen Creutz aufm Sahl«, 1668 in der kurzen König-
straße. Er scheint mehrfach verheiratet gewesen zu
sein und war wahrscheinlich ein Verwandter von Albert
Olert (Olrichges, Uhlig). Erich warf ihm freilich vor,
daß er seine Kunst nicht recht erlernt habe.
360
Olry — Ortega
Olry, J. — Amlens. 1832. 1854
Schüler von Georges Chanot ; ein geschickter Meister,
dessen Geigen wegen ihres guten Tones bei den franzö-
sischen Musikern recht beliebt sind. Er arbeitete nach
Stradivari und verwendete dunkelroten Lack.
Geigenzettel : Abb. 578.
Olsen, Engel. — Blotveit. 1784
Ein Norweger, von dem das Musikhistorische Museum
m Stockholm eine sog. Hardangerfidel besitzt.
Olsen, 0., lebt seit etwa 1884 als Blas- und
Streichinstrumentenmacher in Chrlstiania
Omond, James.— Stromness(Kirbuster, Schott-
land). Geb. 23. Juni 1833 auf der Insel Walls
Er entstammte einer alten Zimmermannsfamilie, stu-
dierte in Edinburgh und war bis 1872 Schulmeister in
seiner Heimat. In den Ruhestand versetzt, beschäftigte
er sich zuerst mit der Uhrmacherei und wandte sich
dann dem Geigenbau zu. Als Zimmermannssohn war
ihm die Verarbeitung des Holzes etwas Vertrautes,
auch hatte er bereits Kenntnisse im Bildschnitzen, so
daß ihm die technische Seite seines neuen Berufs zu-
nächst nur geringe Sshwierigkeiten bereitete. Beraten
von Horace Petherik, George Hart u. a. machte er
rasche Fortschritte und brachte es als Geigenmacher
bald zu großer Geschicklichkeit. Er hält sich vor-
nehmlich an die Stradivari- und Guarneri-Modelle,
ohne sie gerade zu kopieren. Bis jetzt hat er über 200
Violinen und Violincelli gemacht. Sein Holz ist sehr
schön, sein Bernsteinlack vorzüglich aufgetragen und
der Ton edel und kräftig. Er besitzt viele Auszeich-
nungen und wird von englischen Geigern sehr ge-
schätzt. Seine Biographie veröffentlichte Meredith-
Morris in »The Strad» Nr. 122 (1900).
Geigenzettel: Abb. 579.
Oneda (D' Oneda) s. Doneda
Ongaro s. Dali' Ongaro
Onken, Karl. — Bremen. 1890. 1900
Er ist eigentlich Maler (Anstreicher) und Farbwaren-
händler und hat sich ungefähr seit 1888 nebenbei auf den
Geigenhandel und die Geigenmacherei verlegt, wobei
er besonders bei älteren Geigen den Ton zu »ver-
bessern« strebt. Seme Leistungen werden sehr ver-
schieden beurteilt.
Opfermann, Johann Georg. — Gotha. Getauft
am 4. Aug. 1754 in Gotha, lebte noch 1797
Sohn des gothaischen Hobolsten Joh. Heinr. 0. (gest.
26. Juli 1789 im Alter von 72 Jahren). Joh. Gg. O. war
wie sein Vater Hoboist beim gothaischen Militär und
beide betrieben nebenbei das Geigenmachen. Ihre In-
strumente kommen denen von Schonger in Erfurt
nahe; die Geigen sind hochgewölbt und dunkel lak-
kiert. Eine Geige von Joh. Gg. Opfermann besitzt der
Schmied in Bufleben, eine siebenchörige Zither die
staatl. Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin.
Nr. 597. (Der Name wird im Katalpa; irrig Ochster-
mann angegeben.)
Opikhtin, A. — St. Petersburg. 1894
Erfinder eines als Saiteninstrument ausgebildeten Spa-
zierstocks.
Oppitz & Sartory. — Rheims. 1896. 1899
Eine Geigenfirma, die unter anderem im Jahre 1897
in Brüssel Streichinstrumente ausgestellt hat.
Orazio di Giovanni Filippo. — Rom. 1554
Sohn des Giovanni Fihppo. Er kommt als Zeuge in
einem Prozesse vor, wird als »Maestro Orazio di Gio-
vanni Filippo, Genovese« bezeichnet und wohnte als
»liutaro« in der Straße, die von Pasquino nach S. Lo-
renzo in Damazo führte. Wir wissen also wohl die
Taufnamen seines Vaters und seine Heimat, nicht aber
seinen eigentlichen Familiennamen.
Ordonez, Ambrosio
Spanischer Gitarren- und Mandolinenmacher.
OreUi, Josef. — Rom. 18. Jahrhundert
Einer der besseren römischen Meister, dessen Arbeiten
sich besonders durch schönes Holz auszeichnen. Modell
und Lack sind gut, wenn auch nicht von selbständiger
Eigenart. Ich habe von ihm namentlich ein vorzügliches
Violoncello kennengelernt.
Orinthio d'Essentier. — Nancy. 1613. 1616
Ein italienischer Lauten- und Saitenmacher, der in Ur-
kunden auch Orinthio Sanctia oder de Sanctia ge-
nannt wird, wahrscheinlich ist aus dem letzteren Na-
men dem Gehör nach das französich klingende d'Es-
sentier entstanden. Wie er aber wirklich geheißen,
kann man nicht feststellen, weshalb ich ihn hier mit
Vor- und Zunamen einreihe. Er stand beim Herzog
von Lothringen in besonderer Gnade, und A. Jacquot
teilt das folgende Dokument mit: »A Orinthio d'Es-
sentier, Italien, faiseur de luths et de cordes, cent
cinquante francs, que son altesse luy a donnes pour
certaines bonnes considerations«. (La Mus. en Lor-
raine S. 81 .)
Orlandelli, Paolo. — Codogno
Mittelmäßiger Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Ortega, Asensio. — Madrid. 1799. 1840
Sohn und Schüler Silverios, aber noch unbedeutender
als dieser. Bei ihm entdeckte bekanntlich Chanot die
Reste eines Violoncellos von Stradivari und kaufte sie.
Als Tarisio dies hörte, fuhr er sofort nach Madrid und
ruhte nicht eher, als bis er das übrige glücklich auf-
gefunden hatte. (Das aus dem Jahre 1725 stammende
Instrument ist jetzt im Besitze von Gallay.) Die eige-
nen Arbeiten A. Ortegas sind sehr gewöhnlich.
Geigenzettel : Asensio Ortega lo hijo / por encargo en
Madrid 'Anno 1799.
Ortega, Silverio. — Madrid. 1785. 1798
Er soll ein Schüler von Dom Vicenzo Ascenzio gewesen
sein, also von einem ■ Lehrer, der nicht viel lehren
konnte. Als Geigenmacher war er nicht hervorragend,
besser vielleicht als Reparateur. Seine Geigen haben
kleine F-Löcher und stumpfen, braunen Lack.
Geigenzettel: Abb. 577.
i
Orth - Ott
361
Orth, Louis, lebte im 19. Jahrhundert in Pont
ä Mousson
Ortlieb, Friederich. — Freiburg i. Schw. 1456
Er wurde 1456 als Saitenmacher zum Freiburger Bür-
ger aufgenommen und hat wohl auch Lauten und der-
gleichen gebaut. Vgl. S. 71b des Bürgeraufnahme-
buches (Pergamentband im Freiburger Staatsarchiv).
Ory. — Paris. 1790
Alfr. Keil in Lissabon besitzt eine Viola mit dem Zettel :
Ory Luthier ä Paris 1790.
Orzero, Tommaso. — Turin. 19. Jahrhundert
Als Geigenmacher ohne Ruf.
Osch, E. P. van. — Mastricht. 1883
Ein Blasinstrumentenmacher, der auch Geigen aus
Neusilber hergestellt hat.
Osterberg, August. — Gothenburg
Ein Instrumentenmacher der Malmsjö-Pianofabnk, der
auch Geigen macht und einige davon 1897 in Stock-
holm ausgestellt hat.
Ostermayer, Elias. — Augsburg. 1609
Von ihm kaufte die Stuttgarter Hofkapelle Saiten. Er
dürfte daher seinerzeit ein angesehener Lautenmacher
gewesen sem.
Ostermünchner, Andreas. — Mittenwald.
1720. 1730
Trat 1720 bei Joh. Dänzel in die Lehre, wo er, nicht
ohne daß es mehrfach zu Mißhelligkeiten kam, fünf
Jahre blieb. Über seine Arbeit kann nichts gesagt
werden.
Ostertag. — Hamburg. 1890
Geschickter Geigenmacher, der lange m England ge-
arbeitet hat und sich vorübergehend m Hamburg
niederließ.
Ostler, Andreas. — Breslau. 1730. 1770
Er hat einige recht hübsche Violinen und Violoncelli
nach dem Stainermodell, großes Patron, gemacht und
verwandte schönes, geflammtes Holz. Sein Lack ist
meist gelb oder braun. Eine 1878 von den Brüdern
Mahillon in Paris ausgestellte Viola d'amore von ihm
aus dem Jahre 1 730 zeigte allerdings nur handwerks-
mäßige Arbeit. Dagegen besitzt Rob. Leibbrand in
Berlin eine solche aus dem Jahre 1734, die von lobens-
werter Beschaffenheit ist. Seine Zettel sind meist mit
großen deutschen Buchstaben gedruckt.
Geigenzettel: Andreas Ostler Lauten- / und Geigen-
Macher in / Breslau Anno 1734. (gedruckt).
Ostler, Anton. — Mittenwald. Geb. 1 1 . Dez.
1895 in Mittenwald
Sohn eines gr. luxemburgischen Jägers und der Agathe,
geb. Reiter. Schon als Knabe verriet er eine besondere
Begabung für die Musik und für jede Art Holzschnitze-
rei, so daß sein Beruf von vornherein feststand. Von
seinem 13. Jahre an besuchte er die Mittenwaldcr Gei-
genbauschule und fiel damals schon durch die Geschick-
lichkeit auf, mit der er sehr schöne Schnecken schnitzte.
Als Geselle ging er zunächst nach München zu Baith,
dann nach Nancy und von da zu F. C. Louis nach
Saarbrücken, wo er bis zum Ausbruch des Krieges
blieb. Zum Heeresdienst eingezogen, kam er zu-
nächst als »Schwerer Reiter« nach Rußland, später als
»Flieger« nach dem Westen, wo er sich besonders aus-
zeichnete. Im November 1918 heimgekehrt, machte er
sich selbständig und verheiratete sich bei der Über-
nahme des elterlichen Anwesens im Oktober 1919 mit
Anna Glasl. Er gehört zu den hoffnungsvollsten Geigen-
machern unserer Zeit. Begabung und Geschicklichkeit
halten sich bei ihm die Wage; er ist ein echter Künstler,
der keine fremde Hand an seinen Arbeiten duldet. Da-
bei zeichnet er sich durch sorgfältigste Holzwahl aus
und verwendet einen sehr schönen, orangefarbigen 01-
lack von weichem Seidenglanz. Besonders gut versteht
er sich auf den Ton, so daß seine Geigen die rückhalts-
lose Anerkennung berufener Kenner und Geiger fin-
den, die dem jungen Meister eine große Zukunft vor-
hersagen.
Ostler, Franz. — Wien. 1704. f 2. JuH 1729
Er wohnte im »Wübmer Viertel» (Wieden) und legte
am 20. März 1706 den Bürgereid ab. Ob er mit dem
Breslauer Meister verwandt war, ließ sich nicht fest-
stellen, obwohl die Arbeiten beider auf die gleiche
Schute hinweisen und in manchen Einzelheiten an
Khögl erinnern. Seine Violinen haben breites Patron,
die Wölbung ist nicht sehr hoch, das Holz gut, Boden
und Zargen sind schön und breit geflammt, die
Schnecke ist dagegen immer von Birnbaumholz. Der
Lack ist goldgelb mit röthcher Schattierung. Arbeiten
von ihm sind ziemlich selten und erreichten schon vor
dem Kriege gute Preise. Besondere Sorgfalt verwendete
er auf seine Liebesgelgen, die ihm sehr gut gelangen.
Geigenzettel : Frantz Ostler, / Lauthen- und Geigenma/
eher in Wienn. An. 1727 (gedruckt).
Otho, Karl August. — Leipzig. Geb. 24. April
1836 in Frohberg i.S.,t 1892
Mitglied der Leipziger Gewandhauskapelle (Kontra-
bassist) und Geigenmacher, der auch allerlei Versuche
und Erfindungen gemacht hat. Am bekanntesten dar-
unter ist sein fünfsaitiger Kontrabaß (C-E-A-D-G), den
R. Wagner, Bülow, Nikisch u. a. sehr gelobt haben, der
aber wegen der Schwierigkeit der Behandlung nicht
in Aufnahme kam. Eine Violine kleinster Form
(Ubungsinstrument) von ihm besitzt die staatl. Samm-
lung alter Musikinstrumente in Berlin. — Auch als
Händler mit alten Geigen war er sehr geschätzt; 1888
gab er sein Geschäft auf und verkaufte seinen Waren-
bestand an Gebr. Hug.
Ott, Andreas. — Prag. 1648. f zwischen 1663
und 1667
Sohn von Gg. und Apollonia Ott; aus Füssen einge-
wandert, ließ er sich in Prag als Lauten- und Geigen-
macher nieder, heiratete dort am 26. April 1648 Bar-
bara, die Tochter des Math. Maidl von Plan und er-
warb 1660 (gleichzeitig mit seinem Sohne Anton) das
362
Ott — Otto
Bürgerrecht auf der Prager Kleinseite^). Eine Viola von
ihm aus dem Jahre 1651 befmdet sich m M.-Bcnätky
i. B., eine zweite, von 1657 besitzt die St. Veitskirche
in Prag.
Geigenzettel: Andreas Ott, / Lautten- und Geigen-
macher in Prag Ao. 1657 (gedruckt).
Ott, G(eorg?). — Füssen. 1620
Mutmaßlich ein Sohn des aus Remnatsned im Jahre
1546 in Füssen eingewanderten Georg Ott. Mittel-
mäßiger Lautenmacher, dessen Arbeiten weder in der
Form noch in der Ausstattung zu loben sind. Vielleicht
der Vater des Andreas Ott.
Ott, Hans. — Nürnberg. 1434. 1463
Vermutlich stammt er aus Füssen. Einer der berühm-
testen altnürnbergischen Lautenmacher. Die wenigen
Urkunden, die seinen Namen enthalten, bieten nichts
von Belang für seine Lebensgeschichte (Kreis-Archiv
Nürnberg), auch in Christi. Gottl. v. Murrs Journal
zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Literatur,
5. Teil, wird er in dem »Versuch einer Nürnbergischen
Handwerksgeschichte« S. 114 nur dem Namen nach
erwähnt. Eine Laute von ihm, die auf der Wartburg
aufbewahrt wird, besitzt der Großherzog von Sachsen-
Weimar. Auf dem Zettel erscheint der Name in goti-
schen Majuskeln.
Geigenzettel : Hans Ott Nürnberg (gedruckt).
Ott, Johannes. — Füssen. 1727
Guter Vertreter der gleichzeitigen Füssener Schule, von
dem sich namentlich größere Geigen und Bässe erhalten
haben, die eine geschickte Hand erkennen lassen, wenn
ihnen auch künstlerischer Schwung fehlt. Em kleiner
dreisaitiger Baß (sog. »Bassettl«) befindet sich in Füs-
sen in Privatbesitz. Ein anderes »Bassettl« besitzt Apo-
theker E. Meisner in Nymphenburg-München in seiner
Sammlung.
Geigenzettel : lohannes Ott, Geigen- und / Lauten-
macher in Fiessen / Anno 1727 (gedruckt).
Ott, Joseph, lebte um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts in Langendorf i. M.
Geigenzettel : Joseph Ott / in Langendorf in Mähren /
185 . . (gedruckt).
Otto, August Adolf. — Markneukirchen. Geb.
19. Febr. 1865, t vor 1904
Er war ein Bruder von P. Max Otto und als Geigen-
macher in Markneukirchen tätig.
Otto, Carl Christian. — Halle a. S. Geb. 1792
in Weimar, f 1853
Zweiter Sohn und Schüler von Jakob Aug. Otto. Ein
talentvoller und fleißiger Geigenmacher, der einzelne
recht gute Werke hinterlassen hat.
Geigenzettel : Verfertigt / von / Carl Christian Otto /
Jnstrumentenmacher in Halle. / 1828 (gedruckt).
Otto, Carl Gustav.
8. Jan. 1857
Markneukirchen. Geb.
Schule
B,
er von bausch sen. in
^eipzig.
') Er hatte drei Söhne u.id fünf Töchter, von denen
eine den Geigen- und Lautenmacher Pradter heiratete.
Otto, C. W. F. — Stockholm. Geb. 4. Nov.
1808 in Jena, f 3. Febr. 1884 in Stock-
holm
Fünfter Sohn von Jak. Aug. O. Schüler seines ältesten
Bruders G. A. G. in Jena. Als Gehilfe arbeitete er bei
Engleder in München und bei L. Widhalm jun. in Nürn-
berg, worauf er als »fahrender Geigenmacher« von
Stadt zu Stadt zog, um seine Kunst auszuüben. So
findet man ihn nacheinander in Amsterdam, Haag,
Hamburg, Kopenhagen und Gothenburg, bis er sich
1835 in Stockholm niederließ. Daß er auch hier nicht
auf die Dauer gefunden hat, was er suchte, beweist,
daß er in den sechziger Jahren nochmals auszog,
sich ein lohnenderes Feld für seine Tätigkeit zu
suchen. Er versuchte dies zuerst in St. Petersburg,
dann in Königsberg, Danzig und Stettin. Hier schien
es, als ob er endlich den rechten Platz gefunden hätte ;
aber er erkrankte, und m seiner Sehnsucht nach seinen
in Stockholm zurückgebliebenen Angehörigen beschloß
er, mitten im Winter, dahin zurückzukehren, wo er
dann auch bis an sein Lebensende blieb. Er erklärte,
daß nur das ein Kunstwerk werden könne, was aus
einem Gusse sei, deshalb mache er alles an seinen Wer-
ken — sogar Saitenhalter und Wirbel — selbst. Er
war sehr fleißig und sorgfältig, seine Geigen klingen
gut, wenn sie auch gerade keinen großen Ton haben ,
und sind leicht als seine Arbeit zu erkennen, auch wenn
sie keinen Zettd haben. Er hat wohl ebenso viele Vio-
loncelli als Violen und Violinen gemacht und hielt
sich im allgemeinen an die Modelle seines Vaters.
Seine Zettel sind fast stets in deutscher Sprache ab-
gefaßt.
Geigenzettel : C. W. F. Otto. / Saiteninstrumenten-
macher / Stockholm (gedruckt). — Verfertigt von C.
W. F. Otto / Stockholm, anno 1842 [Init'alen und
Kreuz im Kreis] (gedruckt). — Verfertigt von / C. W.
F. Otto / Stockholm, (gedruckt). — C. W. F. Otto.
Gothoburgi ,' Faciebat Anno 18 (gedruckt).
Otto, Ernst Albin. — Geb. 30. März 1863, lebt
als Geigenmacher in Markneukirchen und
t6. Nov. 1917
Otto, Georg August Gottfried (Gottlieb?) —
Jena. Geb. 5. Okt. 1 789 in Weimar, f 2. Juni
1857 in Jena
Altester Sohn und Schüler von Jakob Aug. Otto, des-
sen Nachfolger als Großherzogl. Weimarischer Hof-
instrumentenmacher er im Jahre 1818 wurde. Am
30. September desselben Jahres wurde er als Bürger
in Jena verpflichtet. Er kam seinem Vater in der Sorg-
falt der Arbeit gleich und übertraf ihn vielleicht an
Talent, wenn auch nicht an Wissen, obwohl er in jeder
Beziehung ein gebildeter und verläßlicher Künstler
war. Es gibt Zettel von ihm, auf denen sein dritter
Otto, Gustav — Otto, Johann Karl August
363
Taufnamc als Gotll. abgekürzt erscheint, was wohl auf
einen Druckfehler zurückzuführen sein dürfte.
Geigenz;ettel : Reparirt ,' G. Aug Gottfried Otto / In-
strumentenmacher Jena 18 . . (gedruckt). — Georg
Aug. Gottl. Otto ;' Instrumentenmacher/ in Jena 1826
(gedruckt).
Otto, Gustav. — Markneukirchen. 1851. 1905
Er war einer der besten Schüler von L. Bausch m Leip-
zig und erwarb schon im Jahre 1851 das Bürgerrecht
in Markneukirchen, wo er noch tätig ist.
Otto, Heinrich Ferdinand. — Geb. 21. Nov.
1834. t 1905 In Markneukirchen
Ein tüchtiger Geigenmacher, der Oheim von Ulrich
Otto in Karlsruhe.
Otto, Heinrich Wilhelm. — Amsterdam, Ber-
lin. Geb. 1796, f 1858
Dritter Sohn von Jakob Aug. Otto; Schüler seines
Vaters und seiner Brüder. Nachdem er ausgelernt und
bei einigen besseren Meistern gearbeitet hatte, ging
er nach Amsterdam, wo vorher schon sem Bruder C.
W. F. vergeblich sein Glück versucht hatte. Ihm gmg
es auch nicht viel besser, weshalb er nach Deutsch-
land zurückkehrte und sich in Berlin niederließ. Auch
er war ein tüchtiger Meister; seine Arbeit ist genau
und sauber, er kopierte die Italiener mit Geschmack
und Verständnis, so daß das Aussehen seiner Werke
geradezu bestechend genannt werden muß. Leider sind
seine Geigen fast durchgängig zu schwach im Holz.
Geigenzettel : Verfertigt von / Heinrich Otto in Berlin /
1834 (gedruckt).
Otto, Hermann. — St. Petersburg. Geb.
9. März 1859 In Köln, f 20. Sept. 1884 in
St. Petersburg
Sohn und Schüler von Ludwig O. und stets dessen
Gehilfe. Er berechtigte zu großen Hoffnungen und hat
trotz seines frühzeitigen Todes eine Reihe sehr guter
Geigen gemacht, die seinen Namen neben der Firma
seines Vaters tragen.
Otto, Jakob August. — Weimar, Jena. Geb. m
Gotha 1760, f zuLobeda 1829
Um Unterricht im Geigenspiel zu erhalten, kam er zu
Ernst in Gotha, der aber bald die angeborene Begabung
seines Schülers für das Geigenmachen erkannte und
ihn zum Geigenmacher ausbildete. Von Ernst erbte
Otto auch die Lust zu theoretischen Studien, und die-
sen verdankt er jetzt hauptsächlich seinen Ruhm, da
sie ihn veranlaßten, einige kleine gehaltvolle Schriften
über das Geigenmachen herauszugeben, die heute noch
nicht veraltet sind, fort und fort ausgeschrieben und in
fremde Sprachen übersetzt wurden. Er besaß eine
große Handgeschicklichkeit und tat sich viel darauf zu-
gute, allerlei »Geheimnisse« ergründet zu haben und
zu besitzen. Leider scheinen gerade diese Geheimnisse
seinen Arbeiten geschadet zu haben, denn bei aller
Sauberkeit ist Ihr Tonwert nicht sehr hochstehend.
Ottos Geigen sind wieder ein Beweis, daß sich Fragen
der Kunst nicht »wissenschaftlich« lösen lassen. Er ge-
hört aber zweifellos zu den deutschen Meistern, die
die Kunst hochgehalten und durch Lehre und Schrift
viel dazu beigetragen haben, daß das Geigenmachen
des 19. Jahrhunderts in Deutschland seine Geltung
behielt. Als Reparateur war er sehr tüchtig, einen Steg
konnte niemand feiner aufsetzen als er und ein Ver-
fahren, neue Geigen einzuspielen, hat er gleichfalls er-
funden, aber als Geheimnis für seine fünf Söhne, die
sämtlich Geigenmacher wurden, bewahrt. Er war un-
gemein fleißig und hatte den Titel eines weimarischen
Hofinstrumentenmachers. Außer in Weimar und Jena
findet man ihn vorübergehend auch in Halle, Magde-
burg (1816), in Leipzig und Berlin, wo er wohl nur
den Boden für seine Söhne vorbereiten wollte. Seine
Arbeiten werden immer einen gewissen Sammlerwert
haben, und, wenn sie nicht zu schwach im Holz sind,
lassen sie sich auch leicht im Ton verbessern. Er ist
auch der erste deutsche Geigenmacher, der schon im
Jahre 1 788 Gitarren nach italienischem Vorbild machte,
wobei er wertvolle Verbesserungen einführte. Über
eine seiner Gitarren finden sich im Körner-Schiller-
schen Briefwechsel die folgenden Stellen. Der Vater
des Dichters Theodor Körner schreibt am 27. Januar
1797: »Noch eine Bitte an Dich von Minna. In Jena
ist jetzt ein gewisser Instrumentenmacher Otto, der
spanische Zithern oder Gitarren verfertigt und sich
sonst in Gotha aufgehalten hat. Von diesem wünscht
meine Frau bald eine Gitarre zu haben. Sei so gut, sie
zu kaufen oder zu bestellen und laß sie vom Künstler
einpacken . . . usw.« Schiller antwortet darauf am 7. Fe-
bruar: ». . . Den Instrumentenmacher Otto, von dem
Du schreibst, baten wir lange nicht ausfindig machen
können, weil man ihm nicht erlaubt hat, sich hier
niederzulassen. Endlich ist er wieder hier angekommen
und hat sich beim dermaligen Prorektor Griesbach
abermals um den Schutz der Universität gemeldet. Bei
dieser Gelegenheit habe ich ihn aufgefunden und die
Gitarre bestellt. Unter zehn Taler läßt er sie aber nicht;
er sagt, daß er für diesen Preis zwei nach Dresden ge-
liefert habe — ich glaube an Naumann und an Brühl.
In vierzehn Tagen verspricht er sie zu liefern . . .« Er
lieferte aber nicht so schnell, der Briefwechsel enthält
noch verschiedene Stellen, die Ungeduld zum Aus-
druck bringen, erst am 28. April schreibt Dr. Körner:
». . . Die Gitarre ist da und hat einen schönen Ton . . .«
Diese Gitarre hat Theodor Körner als Student der
Bergakademie mit nach Freiberg genommen; sie be-
findet sich jetzt im Körner-Museum in Dresden. 0.
verwendete sowohl geschriebene wie gedruckte Zettel.
Geigenzettel: Abb. 573.
Otto, Johann Karl August. — Ludwigslust.
Geb. 26. Sept. 1801. t 11. Mal 1883 in
Ludwigslust
Vierter Sohn und Schüler von Jak. Aug. 0. Er ließ
sich im Jahre 1830 in Ludwigslust in Mecklenburg
nieder, heiratete im gleichen Jahre Auguste Weinreben
und wurde bald zum Hoflnstrumentenmacher ernannt.
Seine Geigen sind im allgemeinen gut, nur hatte er
die Lu t zu allerlei Versuchen von seinem Vater ge-
erbt, und so findet man neue Geigen von ihm, die er
selbst noch zerbrochen und wieder heil gemacht oder
gar gefüttert hat. Seine beste Zeit fällt zwischen 1840
bis 1865, später bezog er aus Fabriken sog. Schachteln,
364
Otto — Ouvrard
die er dann fertig machte. Die Geigen, die er in allen
Teilen selbst gemacht hat, klingen gut, nur sein ge-
wöhnlich dunkler und wenig durchsichtiger Lack ist
zu spröde.
Geigenzettel: Hof- Instrumentenmacher / Karl Aug.
Otto / Ludwigsl'jst 1865 (in ovaler Umrandung (ge-
druckt) und Abb. 576.
Otto, Louis. — Düsseldorf. Geb. 15. Juli 1844
in Ludwigslust i. M., f 16. Jan. 1920
Sohn und Schüler von Joh. Karl Aug. O. Am 1 . Novem-
ber 1 865 ging er zu seinem Vetter Ludwig O. nach Köln
und blieb da bis zum 22. April 1866. Hierauf kam er zu
Aug. Riechers nach Hannover, bei dem er bis zum
22. September 1872 blieb. Tags darauf begründete er
in Düsseldorf sein eigenes Geschäft. Die Zeit, die er
bei Riechers zugebracht hat, war von nachhaltigem
Einfluß auf ihn, und er gilt mit Recht als einer der
besten Schüler dieses Meisters. Er ist einer der wenigen
Geigenmacher gewesen, die ihre Streichinstrumente
in allen Teilen selbst herstellen. In bezug auf die
Sorgfalt der Ausführung wird er von niemand über-
troffen. In seiner ersten Zeit arbeitete er nach Amati
und Guarneri, jetzt aber ausschließlich nach Stradi-
vari. Sein Lack ist vorzugsweise dunkelrot und von
edlem Feuer. In der Wiederherstellung alter Geigen
hat er Wunderwerke geschaffen. Er besitzt viele Aus-
zeichnungen und ist fürstl. hohenzollernscher Hof-
geigenmacher. Seit 1894 stellt er auch einen Öllack
her, der von vielen Fachgenossen angewendet wird.
Auf Anregung des Musikdirektors Mengelberg des
Amsterdamer Conzertgebouw Orchesters macht er seit
1900 auch fünfsaitige Kontrabässe, von denen das ge-
nannte Orchester sechs Stück besitzt, die allgemein
Bewunderung wegen ihrer herrlichen Tonfülle und un-
gemein sauberen Ausführung erregen. Die Bässe sind
nach einem selbst entworfenen Modell im Stradivari-
Typus gemacht.
Geigenzettel: Abb. 581.
Otto, Ludwig. — Erfurt, Köln, St. Petersburg.
Geb. 16. Sept. 1821 in Jena, f 10. Febr. 1887
in St. Petersburg
Sohn und Schüler von Georg .'^ug. Gottfr. 0. Nach
längeren Studienreisen ließ er sich zuerst in Erfurt
nieder, siedelte dann um 1855 nach Köln über, wo er
bis Ende der siebziger Jahre ansässig blieb, und ging
von da nach St. Petersburg. Er war ein sehr tüchtiger
Meister, der nur leider bei Lebzeiten die verdiente An-
erkennung nicht fand. Seine Geigen sind nach Stradi-
vari gemacht, haben prächtigen Ollack und erinnern
im Aussehen fast an Vuillaumes Arbeiten.
Geigenzettel: Abb. 574.
Otto, Oskar Robert. — Geb. 16. März 1867 in
Markneukirchen
Otto. Oskar Theodor. — Geb. 9. Sept. 1857 in
Markneukirchen
Otto, Otto. — Geb. 26. Jan. 1871
sind jetzt als Geigenmacher in Markneukirchen an-
sässig.
Otto, Paul. — Riga. 1910
Seine Arbeit, die ich nicht selbst kennengelernt habe,
wird von Musikern gelobt.
Otto, Paul Max, gen. Hamburger. — Markneu-
kirchen. Geb. 1880
Schüler von Friedr. Weller und Arth. Martin. Als Ge-
hilfe arbeitete er bei H. Güttier in Breslau, R. Heckel
in Dresden und zuletzt zwei Jahre lang bei Ernst
Keßler in Berlin. Im Jahre 1904 machte er sich selb-
ständig. Er ahmt die italienischen Vorbilder nach, be-
sitzt aber auch ein eigenes Modell. Er verwendet Spi-
ritus- und Ollack und klebt in seine über Form ge-
bauten Instrumente den Zettel: Max Otto / fec. in
Markneukirchen 1905 [Initialen und Kreuz im Kreis]
(gedruckt). Sein Name wurde weiteren Kreisen auch
durch eine in Elfenbein geschnitzte Miniaturgeige,
deren Korpus nur 4^/_, cm lang ist, bekannt. Erarbeitete
an diesem kleinen Kunstwerke V4 Jahre lang.
Otto, Ulrich. — Karlsruhe
Geb. 20. Januar 1872 in Markneukirchen als Sohn des
Saitenmachers Ernst Ludwig 0. Er erlernte bei Rein-
hold Paulus (dem Bruder seiner Mutter) von 1886 bis
1890 den Geigenbau, war dann jahrelang Gehilfe bei
Ernst Liebich, Ernst Keßler und E. Geißer, kam von
St. Petersburg nach Karlsruhe zu J. Padewet und hat
sich im November 1904 selbständig gemacht.
Geigenzettel : Ulrich Otto, Geigenmacher, / Karlsruhe
i. Baden Anno 1910 (gedruckt).
Otto, Wilhelm. — Düsseldorf. Geb. 13. Aug.
1875 in Düsseldorf
Sohn und Schüler von Louis 0. Zu seiner weiteren
.'\usbildung ging er von 1899 — 1900 nach Paris und
arbeitete dann mit seinem Vater zusammen, dessen
ebenbürtiger Nachfolger er geworden ist. Er baut
nach Stradivari und Guarneri und verwendet meistens
Ollack. Seine Arbeit wird gelobt, ebenso seine Sorg-
falt im Wiederherstellen.
Ottomanus. — Konstantinopel. 1720
Es soll Bässe mit diesem Namen und Jahreszahlen um
1720 geben. Bei Valdrighi (4319) wird er erwähnt; daß
man es hier mit einem eingeborenen Türken zu tun
hat, erscheint doch fraglich.
Oury, Fran^ols. — Mirecourt. 1788
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Ouvrard, Jean. — Paris. 1720. 1750
Schüler von Claude Pierray; geschworener Zunft-
meister für 1743. Im Konservatorium zu Brüssel be-
findet sich ein Ouinton. auf dessen Zettel er e\s
seine Wohnung «Place de l'Ecole» angibt. Mahillon liest
den Namen unrichtig Duvrard. Seine Geigen sehen
denen seines Lehrers nicht unähnlich, doch ist er viel
schwerfälliger in der Form. Sein Lack ist von gold-
gelber Farbe, aber trocken und spröde. Eine Diskant-
viola von ihm von 1740 besitzt T, W. Taphouse,
Geigenzettel; Abb, 575,
0
wen
Padewet
365
Geb. am Pachmeyer, Johann. — Trebitsch. 1725. 1768
Ein tüchtiger Geigen- und Lautenmacher, von dem
ich eine sauber gearbeitete Viola mit flachem Boden
gesehen habe.
Owen, John William. — Leeds
28. Mai 1852 in Leeds
Ursprünglich für den Beruf eines Ingenieurs bestimmt,
zwang ihn Krankheit seine Studien zu unterbrechen.
Als gut geschulter Geiger kam er darauf, sich aus Lieb-
haberei mit dem Geigenmachen zu beschäftigen, und
was er anfangs nur zur Zerstreuung tat, ward ihm all-
mählich so zur Leidenschaft, daß er jede Gelegenheit
benützte, sich weiter auszubilden. Er besuchte nicht
nur in England, auch in Frankreich die bedeutendsten Pacquet. — IVlarseiile. I JQO
Pacinni, Nicolo. — Paris. 1798
Dem Namen nach ein Italiener, von dem gelegentlich
Reparaturzettel vorkommen sollen.
Geigenmacher, überall Unterweisung suchend. Seine
Mühe wurde von Erfolg gekrönt; seit 1884 hat er sich
als Geigenmacher in seiner Vaterstadt niedergelassen
und gilt jetzt als einer der Tüchtigsten seines Fachs in
England. Meredith-Morris veröffentlichte in der Zeit-
schrift «The Strad* (Februar 1900) Owens Biographie
und Bildnis usw. und zollt ihm das höchste Lob. 0.
machte alle Arten von Geigen und arbeitet allein, da
er keinen Gehilfen beschäftigt. Seine Arbeit ist tadel-
los; er besitzt ein eigenes Modell, ahmt aber auch
Guameri und Stradivari nach; auch sein Lack von
gelber oder tiefroter Farbe ist recht gut. Seine Firma
heißt »Amati-house *.
Pacherele, Jacob. — Mirecourt. 1725
Er gilt als der Stammvater der Familie.
Pacherele, Michel. — Mirecourt, (Paris?).
1779. 1780
Sohn von Jacob P. Er könnte ein Schüler Guersans
gewesen sein, an dessen Arbeit seine Geigen erinnern,
sie zeichnen sich jedoch in keiner Weise aus. Sie sind
handwerksmäßig gemacht, nicht allzuhoch gewölbt und
haben gelben Lack. Außer seinem Zettel verwendete
er auf der Außenseite des Bodens noch einen Brand-
stempel mit seinem Namen. Ob er je in Paris ansässig
war, wie seine Zettel behaupten, auf denen sogar die
Straße genannt wird, ist noch unbewiesen.
Geigenzettel: Michel Pacherele, luthier / rue d'Argen-
teuil, ä Paris 1779.
Pacherele, Nicolas. — Mirecourt. f 1774
Von A. Jacquot nachgewiesener Luthier. Er oder ein
gleichnamiges Mitglied seiner Familie kommt 1 762 als
Bogenmacher vor.
Pacherele (Pacherel), Pierre. — Paris, Nizza,
Genua und Turin. Geb. in Mirecourt 1803,
t in Nizza 31. Dez. 1871
Ein Mitschüler J. B. Vuillaumes in .Mirecourt und
lebenslang sein vertrauter Freund. Um 1830 kam er
nach Paris, ging gegen 1840 nach Nizza, hielt sich auch
eine Zeitlang in Genua und Turin bei Pressenda auf
und ging 1849 wieder nach Nizza. Seine Arbeit zeichnet
sich, obwohl er sehr fleißig war und viele Instrumente
(meist nach Stradivari) gemacht hat, durch große Sorg-
falt aus. Nur sein Lack ist nicht durchsichtig genug
und häufig zu dick. Besonders geschätzt war er als
Reparateur.
Er stammte aus Aix, wie sein Zettel vermuten läßt,
den eine gute und originelle Harfengitarre der Samm-
lung Gautier in Nizza trägt. Seine Geigen erinnern an
die Mirecourter Schule, etwa an Nicolas, haben gelben
Lack, sind aber sehr dem Wurmfraß ausgesetzt und
daher durchwegs schlecht erhalten.
Geigenzettel: Pacquet d'Aix / Luthier ä Marseille 1785
(gedruckt).
Paczka, Antoni. — Lemberg. 1898. 1918
Arbeitet ausschließlich nach Stradivari, dessen berühm-
teste Violinen er nach Abbildungen kopierte.
Padewet, Johann I. — Basel, Karlsruhe i. B.
Geb. 24. April 1819 in Wien, \ 25. Jan. 1872
in Karlsruhe
Sehr tüchtiger Geigenmacher, der in Wien gelernt hat,
im Jahre 1837 als Gehilfe in Budapest arbeitete, dann
nach Deutschland ging, bis er auf seiner Wanderschaft
nach Karlsruhe kam. Hier war er durch mehrere Jahre
Geschäftsführer bei Matthias Sprenger. Im Jahre 1844
eröffnete er in Basel seine eigene Werkstatt, als ihm
aber Sprenger mitteilte, daß er nach Amerika auswan-
dern wolle, verlegte er 1846 sein Geschäft nach Karls-
ruhe, wo er später Hofinstrumentenmacher wurde.
Er erhielt von 1854 an auf allen Ausstellungen
Preise.
Geigenzettel: Johann Padewet / Grossh. Bad. Hof-
Saiteninstrumentenmacher / in Carlsruhe 1845 (ge-
druckt).
Padewet, Johann II. — Karlsruhe. Geb.
23. Aug. 1850 in Karlsruhe, f 5. Jan. 1902
Sohn und Schüler von Joh. I P. Seine Ausbildung
schloß er bei Riechers ab und machte sich 1873 als
Nachfolger seines Vaters selbständig. Er war auch
theoretisch gut geschult, so daß er die mathematischen
und akustischen Gesetze beim Geigenmachen zu beob-
achten sich mit Erfolg bestrebte. Er machte Geigen
aller .^rten (auch Zithern usw.) vorzugsweise nach
Stradivari und bediente sich eines farbenschönen 01-
lacks, den er chne vorheriges Beizen des Holzes auf-
trug, auch die Hälse — bekanntlich ist es eine Unsitte
vieler Geigenmacher, die Hälse zu beizen — hielt er
davon frei. Bei gewöhnlichen Geigen verwendete er
auch Spirituslack. Er war wie sein Vater Hofinstru-
mentenmacher und erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Eine seiner besten Violinen besitzt Hofmusikus Bühl-
mann.
Geigen Zettel: Abb. 598.
366
Padewet — Pagon
Padewet, J. Karl. — Karlsruhe. Geb. 27. Juli
1887
Sohn von Johann II. P. und seit 1907 dessen Nach-
folger. Da er erst 15 Jahre alt war, als sein Vater starb,
ging er nach Markneukirchen, um dort den Geigen-
bau 7.U erlernen, arbeitete dann zu seiner weiteren Aus-
bildung bei Fiorini in München und bei Winterling
in Hamburg, bis er das väterliche Geschäft übernahm.
Er setzt die Traditionen seines Hauses würdig fort,
arbeitet sehr sauber und verwendet einen guten Lack.
Auch im Ton sind seine Geigen sehr gut.
Geigenzettel: J. Karl Padewet / Fecit. Karlruhe i. B. /
1908 (Initialen i.m Kreis) (gedruckt).
Padewet, Karl. — München. Geb. in Wien
I.Jan. 1823, t 23. März 1896
Bruder von Joh. I Padewet. Er begründete im Jahre 1856
seine eigene Werkstatt und war als Reparateur sehr ge-
schätzt. In seinen neuen Geigen hielt er sich vorzugs-
weise an das Stradivan-Modell, war sorgfältig in der
Arbeit und erzielte einen guten Ton.
Geigenzettel: Abb. 628.
Paduch, Eduard. — Budapest. Geb. 1876
Nachdem er bei Pilät ausgelernt hatte, ging er zu seiner
weiteren Ausbildung nach Deutschland und arbeitete
u. a. bei Diehl in Hamburg. In die Heimat zurückge-
kehrt, machte er sich selbständig und erwarb sich bald
einen guten Kundenkreis.
Päsold, J. C. und Oskar, arbeiten als Geigen-
macher in Fleissen b. E.
Paflik. — Troppau. 1845. Geb. um 1795
Er hatte bei einem Gcigenmacher in Böhm.en gelernt,
mußte dann Soldat werden und kam als solcher nach
Mailand und Brescia und anderen italienischen Städten,
die seit 1815 unter österreichische Herrschaft gekom-
men waren. Er verliebte sich m die Enkelin eines Gei-
genmachers, dessen Werkstatt neben der Kaserne lag,
und so kam es, daß er bei dem .Alten auch dann noch
arbeitete, nachdem die Enkelin gestorben war und er
den bunten Rock ausziehen durfte. Er hat da jeden-
falls manches gelernt und blieb bis zu seinem 45. Jahre
in Italien. In die Heimat zurückgekehrt, ließ er sich
in Troppau nieder und galt als tüchtiger Geigen-
macher.
Pagani, Gian Battista. — Cremona. 1 735. 1 747
Ein Meister dritten Ranges, immerhin aber ein Cremo-
neser. Valdrighi nennt ihn Paganini (Nr. 4328). Auch
ein Antonio Pagani kommt vor. dessen Wohnort nicht
feststeht.
Pagani, Pietro. — San Martino d'Este. 1836
Ein Dilettant, der einige gute Violinen gemacht hat.
Paganini, G. S. — Florenz. Geb. 1870 in Forli,
t 1913
Sohn von Luigi P. und wohl auch dessen Schüler
Seine Geigen sind sauber gemacht, haben flache Wöl-
bung und braunen Lack. Er besaß zwar viele Aus-
stellungsmedaillen, war aber trotzdem nicht hervor-
ragend. Er starb im Irrsinn in seiner Vaterstadt. Seine
Tochter Alba P. wurde von ihm ausgebildet und ar-
beitet jetzt als Geigenmachenn in Forli.
Paganini, Luigi. — Faenza, Forli. Geb. in
Faenza 1838, f 1914 in Forli
Ein Geigenmacher, der an sich nicht ungeschickt war,
aber nur billige Geigen baute.
Paganini, Nicolo. — Geb. 18. Febr. 1784 in
Genua, f in Nizza 27. Mai 1840
Der große Geiger darf hier erwähnt werden, da er auch
einmal unter die Erfinder gegangen war und ein Streich-
instrument, das er Contraviola nannte, ausgedacht hatte,
mit dem er den Ton der menschlichen Stimme wieder-
geben wollte. Dieses Instrument war viel größer als
die gebräuchliche Viola, so daß nur die glücklichen Be-
sitzer sehr langer Arme darauf spielen konnten. Das
Instrument hat wohl schon aus diesem Grunde nie-
mals Freunde gefunden, auch bestritt man mit dem
Hinweis auf Joh. Seb. Bachs »Viola pomposa« die Neu-
heit der Erfindung. (Vgl. Journal des .Artistes vom
29. Juni 1834.)
Paganoni, Antonio. — Venedig. 1750
Nur dem Namen nach bekannt.
Pageot, Louis -Simon. — Mirecourt. 1780.
1795
Von Hause aus Geigenmacher, verlegte er sich bald
ausschließlich auf das Bogenmachen, worin es sein
Sohn allerdings zu größerer Meisterschaft brachte.
Pageot (Pajeot). — Mirecourt. Geb. zu Mire-
court 25. Jan. 1791 , t daselbst 24. Aug. 1849
Sohn des Bogenmachers Louis-Simon P. Ein sehr
talentvoller Bogenmacher, der in seinem Leben etwa
8000 Dutzend Bogen gemacht hat. Er arbeitete viel
für das Geschäft von Lafleur; die Bogen, die er für
eigene Rechnung gemacht hat, tragen seinen Namen,
den er übrigens stets Pajeot schrieb , als Brand-
marke.
Pages, Jose und Juan. — Cadix. 1794. 1819
Spanische Lautenmacher des 18./ 19. Jahrhunderts, die
recht saubere Lauten und Gitarren usw. bauten.
Geigenzettel: + / Josef Pages / me hizo en Cadiz /
Ano de 1808 / Galle de la Armagura N. 13 (gedruckt).
agharo s
.Tlfo
Trebltsch. 1685.
Pagon (Pagoni), Stefan.
t 1718
Ein Italiener, der sich um 1 685 als Geigen- und Lauten-
macher in Trebitsch niedergelassen hat und als tüch-
tiger Meister geschätzt wurde.
Paiarino — Palma
367
Paiarino, Marco. — Ferrara. 1591
Wahrscheinlich ein Mitglied der Familie Cricca, die
bekanntlich den Beinamen »Paiarini" führte. Er wird
als Schüler Giulio Criccas bezeichnet und war bisher
nur urkundlich nachzuweisen. Auch bei Valdrighi
(4329) findet sich sein Name.
Paillot, Claude. — Mirecourt. 1772
Vielleicht Bruder des gleichzeitig vorkommenden
Frangois PaiUot.
Painclai, Jean-Joseph. — Mirecourt. 1783
Von A. Jacquot erwähnter Luthier,
Pajeot s. Pageot
Pajot, Gilbe rt. — Jenzat(Allier). 1795. f 1853
Sohn von Jean P. Durch einen Verwandten erhielt er
eine Leier von Charotte und Unterricht im Spiel der-
selben. Dadurch erwachte seine Lust, ähnliche Instru-
mente anzufertigen. Er wurde der Gründer der In-
strumentenindustrie seiner Heimat, die er zur Blüte
brachte. Er arbeitete nach Charotte und Varquain und
gebrauchte den Brandstempel: Pajot ä Jenzat.
Pajot, Jacques-Antoine I. — Jenzat. Geb. 1835.
t 1877
Vetter und Nachfolger von Jean-Bapt. I P.
Pajot, Jacques-Antoine II (Pajot Jeune I). —
Jenzat. Geb. 1847. 1897
Arbeitete bei Jean-Bapt. und Jacques-Antoine 1 P. und
machte sich 1875 selbständig.
Geigenzettel: Pajot Jeune, facteur d'instruments / ä
Jenzat, par Gannat (Allier) (gedruckt).
Pajot, Jean. — Jenzat (Allier). 1765. f 1847
Ein Landmann, der (nach Grillet) Bauemleiern (Viel-
len) machte, die dadurch auffallen, daß er sie oft aus
einem einzigen Stück Nußbaumholz durch Aushöhlen
hergestellt hat.
Pajot, Jean-Baptiste I. — Jenzat. Geb. 1817,
t 1863
Der Stradivari der Bauernleier. Er lernte in Mirecourt
und Paris und war ein geschickter Bildhauer in Eben-
holz und Elfenbein. Er war erst Teilhaber und später
der Nachfolger im Geschäfte seines Vaters. Er ge-
brauchte einen Brandstempel: Pajot / ä Jenzat und
den Zettel: Abb. 582.
Pajot, Joseph (Pajot Jeune 11). — Jenzat
(Allier). Geb. 30. Aug. 1868
Sohn und Schüler von Jacques-Antoine II und seit
1897 dessen Nachfolger. Er verwendet Spirituslack und
besitzt mehrere Medaillen.
Geigenzettel : Pajot Jeune, nouvelle Maison / ä Jenzat,
allier (gedruckt).
Palate. — Lüttich. 1710. 1750
Ein braver Nachahmer der Italiener, ohne bemerkens-
werte Vorzüge.
Palazzoli, Giovanni Battista. — Verona. 1605
In der Allg. Musikal. Zeitung 1831 , Nr. 35, wird durch
die Marxsche Buchhandlung in Karlsruhe eine doppelt
eingelegte Violine dieses sonst nicht bekannten Mei-
sters zum Kaufe angeboten. Da ein Fälscher wahr-
scheinlich lieber den Namen Magginis mißbraucht hätte,
halte ich es für wahrscheinlich, daß es tatsächlich in
Verona einen Palazzoli gegeben hat.
Palfner, Alois. — Graz. Geb. 1884 in Graz
Ursprünglich Zithermacher, kam er in jungen Jahren
zu H. Voigt nach Wien, erlernte bei ihm den Geigen-
bau, arbeitete dann bei F. Güttier und in Deutsch-
land und ließ sich 1907 in Graz nieder, wo er sich
selbständig machte. Er baut seine Geigen nach Stradi-
vari, verwendet einen weichen, orangefarbigen Ollack
und ist auch ein guter Bogenmacher und Reparateur.
Seine Arbeit wird gelobt.
Pajot, Jean-Baptiste II.
1863
— Jenzat. Geb.
Sohn und Nachfolger von Jacques -.Antoine I P. ;
Schüler von Pimpard, dem Werkführer des Hauses
Pajot. Er hat manche Verbesserungen eingeführt, die
sich bewährt haben.
Geigenzettel : Abb. 588.
Palla. Vincenzo. — Perugia. 1790
Bisher nur als Harfenmacher bekannt.
Geigenzettel: Palla Vincenzo , fece in Perugia
(gedruckt).
1790
Palladmi, Giovanni
Italienischer Mandolinenmacher des 19. Jahrhunderts,
der sich durch hübsche Einlegearbeiten hervortat.
Pallota, Pietro. — Perugia. 1788. 1821
Er hat einige gute, sehr flach gewölbte Violen und
Violoncelli gemacht, gehört aber nicht zu den großen
Meistern. Fälschlicherweise wird seine Lebenszeit
wiederholt in das Jahr 1593 zurückverlegt, wozu weder
seine Arbeiten noch seine verschiedenen geschriebenen
und gedruckten Zettel einen Anlaß geben.
Geigenzettel: Abb. 602.
Palma, Karl F. — Wien. 1883. 1912
Er arbeitete lange bei Bucher und Gutermann, wo er
hauptsächlich sehr schöne Zithern machte. Er ist aber
auch als Geigenmacher recht geschätzt. In seiner Arbeit
ist er oft ungleich, so daß man neben sehr guten Vio-
linen (auch nach Staufer und anderen Wiener Meistern)
sehr sorglos ausgeführte sehen kann. Nach Jos. Botts
Tode übernahm er dessen Geschäft, das er jedoch nicht
lange fortführte. Jetzt befaßt er sich ausschließlich mit
Reparaturen.
1
368
Pal
Panc
ma — ranormo
Palma, Paolo. — Lucca. 1760
Nachahmer von Nicolaus Amati, jedoch ohne besondere
Vorzüge.
Geigenzettel: Paulus Palma Lucensis / fecit in Lucca
17.. (gedruckt).
Palmerlo, Math. — Padua. 1734
Eine Geige von ihm führt der Selhofsche .Auktions-
katalog (Haag 1 759) auf.
Palmers, Francis. — ? 1617
Ein Penorcon (engl. Instrument, der Pandora ähnlich)
befindet sich bei Claudius in Kopenhagen. Leider ist
der Zettel unvollständig und zeigt nur den Namen.
Geigenzettel : Francis . . . / Palmers . . . / Dwelling
in ... / Anno 1617 (gedruckt).
Paltrinleri, Giovanni. — ? 1840
Von Valdrighi erwähnter Geigenmacher (23)0), von
dem ein Violoncello bekannt ist.
Pamphilon, Edward. — London. 1660. 1685
Man nimmt an, daß er aus Urquharts Schule hervor-
gegangen sei. Er wohnte London Bridge und ist nur
wenig bekannt; es gibt einige kleine, sehr hochgewölbte
Violinen von ihm, die die Vermutung rechtfertigen,
daß er Arbeiten der Brescianer gekannt habe und nach-
ahmen wollte. In den Umrißlinien ist er ziemlich steif,
die F-Löcher sind dagegen in den Endungen allzu ge-
schweift. Die Schnecke ist tief ausgestochen und die
Einlage gewöhnlich doppelt angebracht. Eine im Jahre
1680 gebaute Violine von ihm stellte J. T. Chapman
in der Londoner Music Loan Exhibition 1904 aus.
Geigenzettel: Edward Pamphilon ' April the 3rd. 1685
(gedruckt).
Pandolfi, Antonio. — Venedig. 1710. 1740
Einer der tüchtigsten venezianischen Geigenmacher.
Seine Violinen sind gewöhnlich von großem Patron,
sauber gearbeitet, haben gelbbraunen oder dunkelrot-
braunen Lack und vollen Ton. Der Boden ist oft aus
einem Stück, die F-Löcher manchmal schräg stehend.
Geigenzettel : Abb. 606.
Panmmo s. Gibertoni
Panneeis, 0., eine 1845 begründete Geigen-
firma in Brüssel
Panormo, Edward Ferd. — London, Brighton.
Geb. um 1811, t 3. Nov. 1891
Sohn von Joseph und Enkel von Vinc. Trus. P. Es ist
von ihm nur bekannt, daß er u. a. längere Zeit in Ir-
land gearbeitet hat. Er kam allmählich ganz herunter,
und man sprach zum letztenmal von ihm, als ihn — den
77jährigen Greis — ein hartherziger Hauswirt wegen
Mieteschulden samt seiner alten Frau auf die Straße
setzte.
Panormo, Georges Louis. — London. Geb.
um 1774, t nach 1842
Zweiter Sohn von Vincenzo P. Er ist vorzugsweise als
trefflicher Gitanenmacher bekannt, doch hat er auch
mehrere Violinen nach Stradivan verfertigt und machte
besonders schöne Bogen. Einen solchen besitzt das Mu-
seum des Pariser Konservatoriums, einen anderen (vom
Jahre 1830) stellte A. E. Hill 1904 in London aus. Er
wohnte zuerst in der Oxfort Street und zog dann in die
High Street St. Giles in the Fields. Eine Gitarre von
1839 trägt die Nummer 2,283.
Geigenzettel: Abb. 590.
Panormo, Joseph. — London. Geb. in London
um 1773, t nach 1825
Altester Sohn von Vinc. Trus. P. Obwohl er ein Mei-
ster in seinem Fache war und namentlich vorzügliche
Violoncelli machte, fand er doch wenig Anklang, da
er als Engländer galt, und englische Geigen im ersten
Viertel des 19. Jahrhunderts in London nicht gesucht
waren, nur gering gerschätzt und noch schlechter be-
zahlt wurden. Er wohnte zuerst in der New Compton
Street und dann in der King Street Soho. Er starb
gänzlich verarmt.
— Paris, Lon-
Monreale bei
Panormo, Vincenzo Trusiano.
don. Geb. 30. Nov. 1734 in
Palermo, f 1813 in London
Durch den Zufall, daß einige Jahreszahlen in seinen
Geigen falsch gelesen wurden, war seine Geschichte
lange Zeit völlig unaufgeklärt, und da man sein Ge-
burtsjahr auf 1 705 setzen zu müssen glaubte, so mußte
man aus dem einen Manne zwei Geigenmacher machen.
Daß er aus Palermo gewesen sei, nahm man immer an,
denn abgesehen davon, daß schon sein Name darauf
hinweist (der antike Name von Palermo war Jld ' oufin^),
brachte er auf seinen Zetteln auch gerne das Wappen
von Palermo an. Er soll in Cremona gearbeitet haben
— vielleicht bei Bergonzi, dem er manchmal nahe
kommt — , auch in Turin, und dürfte sich um 1 760 in
Paris niedergelassen haben, nachdem er vorher in
Marseille gewesen war. Im Jahre 1772 kam er zuerst
nach London und ging dann wieder nach Paris zurück,
wo er von 1783—1789 in der Rue de Chartres Nr. 70
wohnte. Vorher und nachher war seine Werkstatt in
der Rue de l'Arbre See. Von London aus unternahm
er auch eine Kunstreise nach Dublin, die dadurch be-
merkenswert wurde, daß er bei dieser Gelegenheit eine
alte Billardtafel von bestem Ahornholz fand, aus der
er eine große Zahl trefflicher Geigen machte. Es
scheint, daß er abwechselnd in London und Paris
lebte, vielleicht hatte er sogar mit Hilfe seiner Söhne
zwei Werkstätten im Gange. Er hielt sich an seine ita-
lienischen Vorbilder, schnitzte sehr hübsche Schnecken
und F-Löcher, und wenn er auch ein eigenes Modell
hatte, so ahmte er doch Stradivari und Bergonzi usw.
am liebsten nach. Er bevorzugte dabei die größeren
Modelle, verwendete meist gutes Holz und einen hüb-
schen gelben, manchmal rötlichen Lack. Bei einem Baß
machte er schon vor Galbusera und Chanot den Ver-
such, die Umrißlinien der Gitarre bei einem Streich-
instrument anzuwenden. Seine .Arbeit ist gut, nur läßt
er oft die Hohlkehle fehlen und rundet einfach den
Rand ab. Da der Ton fast immer groß und edel ist,
erreichen seine Violinen jetzt hohe Preise. Er hatte ver-
schiedene Zettel und manchmal auch einen Brand-
\
Pa
nsani
Parisot
369
Stempel im Gebrauch. Er hatte mehrere Söhne, die
Geigenmacher wurden '^). Eine Geige von ihm, die in
der Sammlung Snoeck war, ist aus Paris 1810 datiert,
mit der Adresse Rue de l'Arbre sec.
Geigenzettel : V T / Panorm (gedruckt). — Vincenzo
Palermo / Londra 1796 (geschrieben) (sie) — Vincenzo
Panormo / di Palermo Fecit Anno 17 . . (geschrieben)
und Abb. 587 und 612.
Pansani s. Panzani
Pantzer, Johann Christian Heinrich. — Khn-
genthal. 1776. 1792
Sohn, Schüler und Nachfolger von Joh. Karl P. War
1792 einer der Vormeister der Innung.
Pantzer, Johann Karl. — Klingenthal. 1737.
1741
Er kommt zuerst 1737 im Kassenbuch der Innung als
Meister vor. Seine Arbeit ist sorgfältig und das Holz
nicht schlecht, auch der Lack ist besser als sonst bei
seinen Klingenthaler Zeitgenossen.
Geigenzettel: Johann Carl Pantzer /Violinmacher in
Klingenthal/ Ao: 1741 (gedruckt).
Panza, Antonio. — Finale Emiha. 1875
Ein Modeneser Landmann, der in seiner freien Zeit
Geigen gemacht hat, die freilich die Hand des Dilet-
tanten verraten, aber manchmal wegen des guten Holzes
nicht schlecht klingen. (Vgl. Valdrighi 2325.)
Panzani (Pansani), Antonio. — Rom. 1735.
1785
Mittelmäßig in seiner Arbeit. Nach Vidal soll er auch
in Venedig gearbeitet haben, wofür ich jedoch keinen
Beweis finden konnte. Ein Andrea Pansani war noch
in neuerer Zeit als Geigenmacher tätig.
Papiensis s. Laurentius
Geb. in Paris
Paquotte, Henri -Felix.
11. März 1857
Sohn von Jean-Bapt. Paqu. und dessen Schüler. 1888
übernahm er In Gemeinschaft mit seinem Bruder das
väterliche Geschäft, das er mit Erfolg fortführt. Er Ist
auch ein tüchtiger Geiger und hat von 1873 — 1878
als Schüler Sauzeys das Konservatorium absolviert.
Auf der Pariser Weltausstellung 1900 war er sehr gut
vertreten.
Geigenzettel: Abb. 594.
Paquotte, Jean-Baptiste. — Paris. Geb.
22. April 1827 in Mirecourt, f 15. April 1900
Ursprünglich Bogenmacher, kam er 1841 nach Paris
und wurde Schüler seines Oheims Seb. P., bei dem er
acht Jahre blieb. Hierauf arbeitete er 14 Jahre bei La-
^) Ein Panormo gab In Paris 1 786 als Opus 6 ein Flöten-
äuo heraus ; vielleicht auch ein Sohn von ihm ?
V. Lütg-e ndorf f , Geijfen- und Lautenmacher. Bd. II
fleur und übernahm 1863 Seb. Paquottes Werkstatt'
die er als tüchtiger Künstler mit großem Erfolg fort-
führte, bis er sich 1888 zurückzog und sein Geschäft
seinen Söhnen überließ.
Paquotte, Placide. — Paris. Geb. 1864 in Paris,
t l.Sept. 1900
Jüngerer Sohn und talentvoller Schüler von Jean-Bapt.
P. und Teilhaber des Geschäftes seines Bruders. Sein
frühzeitiger Tod infolge eines Unfalls mit dem Zwei-
rad wird von denen, die seiner Entwicklung folgten,
aufrichtig bedauert.
Paquotte, Sebastian. — Paris. Geb. in Mire-
court 1800, f Paris 1863
Er kam gegen 1830 nach Paris, wo er sich in der Rue
de la Harpe 51 selbständig machte. Er galt als geschick-
ter, wenn auch nicht hervorragender Geigenmacher.
Später wohnte er in der Rue de l'Ecole-de-MedicIne
Nr. 20 In den Räumen, in welchen Marat von Charlotte
Corday getötet wurde. Das Haus ist 1877 abgebrochen
worden.
Paraldic —
Ein einziges Violoncello aus dem Besitze VIdals, mit
der angeblichen Jahreszahl 1722, soll diesen Namen
tragen. Ich glaube, die Jahresaahl muß 1777 gelesen
werden und der Name: (fait) »par Aldric«.
Pardi. — Paris. 1785. 1788
Wahrscheinlich ein Italiener, den man eigentlich nur
nach seiner Adresse (Rue St. Honore 412) im Alma-
nach kennt. Geigen, die seinen Namen tragen, zeigen
ein flaches Modell.
Pardini, Bastiano. — Florenz. 1 7. Jahrhundert
Seine Arbeit ist so ungeschickt, daß man glauben muß
er habe das Geigenmachen nur aus Liebhaberei be-
trieben. Sein Modell berechtigt dazu, ihn für einen
Zeitgenossen G. da Salös zu halten.
Gelgenzettel: Bastiano Pardini / In Fiorenza (gedruckt).
Paris (Parisse), Claude. — Paris. 1775. 1791
Seine Gelgen ragen zwar nicht durch Tonschönheit
hervor, sind aber oft hübsch ausgestattet; die Einlagen
brachte er gerne In Zickzacklinien an. Sein Holz ist
nicht sorgfältig gewählt, der Spirituslack von rotgelber
Farbe. Er wohnte In der Rue du Roule-St. Honore und
dürfte vor 1816 gestorben sein, da In diesem Jahre sein
Neffe Besitzer der Werkstatt war.
Geigenzettel : Claude Paris Luthler / Rue du Roulle ä
Paris 1780 (gedruckt).
Paris (Parisse), Nicolas. — Mirecourt. 1775.
1788
Bruder von Claude P. und gleichfalls Geigenmacher.
Parisot (Parizot), Alexandre. — Bordeaux. 1 828
Vielleicht identisch mit dem in Nantes vorkommenden
Geigenmacher.
24
370
Parisot — Paterson
Parisot (Parizot). — Nantes. 1774. 1821
In den Listen des Bürgermilitärs von Nantes kommt
er von 1774 — 1781 vor; m Geigen und Violen findet
sich sein Zettel noch mit der Jahreszahl 1821. Seine
Arbeit ist sauber und der Ton nicht schlecht.
Geigenzettel: Parisot, Luthier / ä Nantes. 1820 (ge-
druckt).
Parker. — Northampton
Das Selhofsche Auktionsverzeichnis (Haag 1 759) führt
eine Gamba von >>Parkel Dwelling Northamshire« auf.
Es muß selbstverständlich Parker heißen, Dwelling
wird lächerlicherweise auch hier wieder als Familien-
name angesehen.
Parker, Daniel. — London. Geb. um 1700.
1775
Vielleicht ein Schüler von Pamphilon oder A. Kennedy,
doch ging er bald eigene Wege. Er machte fast aus-
schließlich Violinen und scheint sich die Italiener zum
Vorbild genommen zu haben, denen er manchmal recht
nahe kommt. Namentlich darf sein feiner, schöner, nur
manchmal zu dicker OUack von leuchtendroter Farbe
seiner Geschmeidigkeit wegen hervorgehoben werden.
Eine von ihm im Jahre 1 720 (?) gebaute Violine stellten
W. E. Hill & Sons 1904 in London aus.
Parmentier. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der als Luthiers ge-
nannt werden:
Christophe P. 1738, 1741.
Jacques P. 1789.
JeanP. 1744, 1788, und
Pierre P. 1751. gest. 1781.
Parti s. Bartl
Parzetti
Zweifelhafter Name in einer Viola in der Sammlung
des Rechnungsrats Friedrich in Posen.
Pasciutti, Ferdinando. — Bologna. Geb. um
1850 in Bazzano, f nach 1885
Er war Musikinstrumentenhändler und unterhielt eine
Trompetenmacherwerkstatt. Versuchsweise hat er auch
zwei oder drei Violinen gebaut.
Pascuali, Giacomo. — Ancarano b. Ascoli
Ein wenig bekannter Mandolinenmacher des 18. Jahr-
hunderts.
Pasio (Pasi), Ildebrando. — Faenza. 18. Jahr-
hundert
Seinen Reparaturzettel veröffentlicht Paul de Wit.
Geigenzettel : Ildebrandus Pasius Restauravit / Faven-
tiae (gedruckt).
Pasio, Lodovico. — Modena. 1506
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und auch
von Valdrighi (4338) aufgeführt.
Passaponti, Giovanni. — Florenz. 1750
Er scheint hauptsächlich Taschengeigen, kleine Lauten
und dergleichen mit hübschen Einlagen und Schnitze-
reien gemacht zu haben.
St. Petersburg. 1886.
Passierbski, Franz.
1903
Besitzt eine 1886 begründete Instrumentenfabrik und
nennt sich »Violin- und Gitarren-Meister, Verbesserer
der Balalaika« usw.
Pasta, Antonio. — Brescia. 1710—1730
Vielleicht der Vater von Gaetano P. Es gibt Geigen
mit seinem Namen, die denen von G. da Salö nach-
geahmt sind, sich aber weder in der Arbeit noch im
Ton auszeichnen ; auch der Lack ist meist zu
weich.
Pasta, Bartolomeo. — Mailand. 1681
Er nennt sich einen Schüler von Nicolo Amati, ist aber
wenig bekannt und wurde bisher nur bei Valdrighi
(4339) erwähnt. Vielleicht war er ein Sohn des 1666
nachweisbaren Christoforo Posta (Pasta) und ein Ver-
wandter der in Brescia tätigen Geigenmacher seines
Namens.
Geigenzettel: Bartolomeo Pasta, Alievo di Nicolo /
Amati Cremonese, Fece in IVlil°. 1681 (gedruckt).
Pasta, Domenico. — Brescia. 1710. 1730
Vielleicht ein Bruder von Antonio P. Seine Geigen
sind recht gut, haben ein flaches Modell und edlen
Ton. Er ahmte auch die Modelle von Amati und Mag-
gini nach.
Pasta, Gaetano. — Brescia. 1710. 1760
Der Bedeutendste aus seiner Familie. Seinem Zettel
nach war er ein Mailänder und ein Schüler von Hiero-
nymus II Amati. Er hat jedenfalls dazu beigetragen,
daß der Einfluß der Cremoneser Schule selbst in Bres-
cia die herkömmliche Art von G. da Salö und P. Mag-
gini schon im Anfang des 18. Jahrhunderts zu ver-
drängen begann. Er führte das Ladenschild : »alla Pal-
lada*. Seine Geigen haben ein flaches Modell und edlen
Ton und erinnern in den Umrissen etwa an G. B.
Rogeri. Eine gute Violine von ihm vom Jahre 1743
besitzt der kgl. Opernsänger Gustaf Sjöberg in Stock-
holm.
Geigenzettel: Gaetano Pasta milanese allievo dell
Amati di Cremona alla / Pallada in Brescia. A. 1750
(gedruckt).
Pastelli s. Rastelli
Paterson, James. — Edinburgh. Geb. in
Stirling 1834, t 1898 in Edinburgh
Er war ursprünglich Kunsttischler und verlegte sich
seit 1885 auf das Geigenmachen. Er arbeitete sehr
sauber nach Guarneri und Stradivari und erhielt 1890
in Edinburgh eine Bronzemedaille. Er benutzte einen
von Dr. Clark hergestellten Ollack von rotgelber Farbe
Pathan — Patzelt
371
und ist vermutlich identisch mit dem J. Paterson in
Glasgow, der um 1895 eine Violine mit Kmn- und
Bruststütze erfand, die vibrierende Teile des Instru-
mentes nicht berührt.
Geigenzettel: James Paterson / [Initialen im Kreis]
Edinburgh 1893 (gedruckt).
Pathan, Vincenz. — Wien. Geb. 1860 in
Unter-Graupen b. Deutschbrod 1. B., f 1894
in Wien
Seine erste Lehrzeit machte er von 1874 — 1878 bei
dem Instrumentenhändler Stark in Wien durch und
hat dann als Gehilfe bei Bern. II Enzenberger, bei
Placht und Stowasser in Budapest und bei Placht und
Thom. Zach in Wien gearbeitet. Er war ein sehr talent-
voller Geigenmacher und erhielt schon als Gehilfe auf
der Budapester MiUemums-Ausstellung eine Medaille.
Er arbeitete gerne nach Maggini doppelt eingelegte,
mit Sternen und Ornamenten verzierte Geigen, aber
auch nach Nik. Amati, Guarnen del Gesü ufid Stradi-
vari. Seine letzte Violine (nach Guarneri) mit bor-
deauxrotem Ollack (im Besitz von Dr. Glowacki v.
Prus in Wien) aus dem Jahre 1893 trägt die Nummer
1 13. Für billigere Geigen verwandte er einen schlechten
bräunlichen Spirituslack, der häufig die im übrigen
tadellose Arbeit in ihrem Äußeren beeinträchtigte. Er
war als Geigenmacher ein Künstler, als Mensch aber
ein sonderbarer Kauz, den seine Vorliebe für Katzen-
fleisch öfter vor Gericht brachte. Auch soll er den Spi-
ritus, den er zur Arbeit brauchte, häufig, selbst in de-
naturiertem Zustande, getrunken haben.
Geigenzettel : Abb. 625.
PatoOka, Benjamin. — JiTin (Böhmen). Geb.
am 31 . Aug. 1864 zu Pasek a. Iser
Seit 1879 Schüler von Josef Metelka in Pasek, dann
Gehilfe bei Vitäcek, später bei Bina in Prag, bereiste
Böhmen und Deutschland, übernahm am 18. Oktober
1888 das Geschäft seines Lehrmeisters Metelka und
siedelte am 13. März 1894 nach Jicin über. Er macht
vorzugsweise neue Instrumente (Geigen, Cellos und
Kontrabässe) nach Stradivari und Guarneri und ver-
wendet einen selbstbereiteten weichen Spirituslack.
Seine Arbeiten fanden vielfache Anerkennung; er be-
sitzt eine goldene, eine silberne, zwei bronzene Me-
daillen und verschiedene Diplome.
Geigenzettel: Abb. 614 und 619.
Budapest. 1820.
Patzelt, Ferdinand.
t 1859
Nach einer Familienüberlieferung soll er aus Bayern
nach Ungarn eingewandert sein. Um 1820 war er be-
reits in Pest ansässig und wurde als tüchtiger Meister
geschätzt. Auf Leiterwagen wurden ihm von weit und
breit die der Wiederherstellung bedürftigen Geigen ge-
bracht, und seine neuen Geigen, die als sehr gute Nach-
ahmungen italienischer Vorbilder bekannt sind, er-
freuten sich eines großen Rufs. Treffliche Kontrabässe
von ihm befinden sich noch m vielen ungarischen Kir-
chen. Seine Hauptliebhaberei war das Studium alter
Geigen, und er hat darüber noch heute erhaltene wert-
volle Aufzeichnungen hinterlassen.
Geigenzettel: Patzelt Ferdinand / Hüros hangszer Ke-
szitö / Pesten / lakik Leopoldväros 2 Sas utczäban 257
sz. (gedruckt).
Patzelt, Ferdinand. — Dresden. Geb. 1854 in
Wien
Schüler seines Vaters Johann Ferd. P. im Grimmschen
.Atelier. Nachdem er ausgelernt hatte, wollte er, von
besonderer Neigung getrieben, Maler werden und be-
suchte bereits die Berliner Kunstakademie, als er durch
den frühzeitigen Tod seines Vaters veranlaßt wurde,
zum Geigenmachen zurückzukehren. Er eröffnete 1876
mit seinem Bruder eine eigene Werkstatt in Berlin und
siedelte 1883 nach Dresden über. Er ist ein denkender
Künstler, der nicht im sklavischen Kopieren der italie-
nischen Meister das einzige Heil des Geigenbaus sieht.
Er ist der Überzeugung, daß das von den alten Meistern
wohlerwogene Verhältnis aller Teile der Geige zu-
einander gestört wurde, als man wegen der jetzt üblichen
höheren Stimmung und stärkeren Belastung die Hälse
(Mensuren) verlängern und den Baßbalken vergrö-
ßern mußte. Was bei alten Geigen den heutigen An-
forderungen entsprechend mit Erfolg geändert werden
kann und muß, darf nach seiner Ansicht bei neuen nicht
zur Regel werden. Er befolgt die Grundsätze der gro-
'ßen Meister insofern, als er der erhöhten Spannung
Rechnung trägt und Geigen herstellt, die vermöge ihrer
Gesamtanlage der Hilfsmittel nicht bedürfen, die für
die alten Meisterwerke unentbehrlich geworden sind..
Er ist auch der erste deutsche Geigenmacher, der auf
Veranlassung 0. Leßmanns aus dem von Konzert-
meister Schradieck in Amerika entdeckten Holze der
Balsamfichte Geigen gemacht hat. Er berücksichtigte
dabei die leichtere und zartere Struktur dieser harz-
armen Fichtenholzart, und der Erfolg war in jeder Be-
ziehung zufriedenstellend. Ein Quartett mit Balsam-
fichtendecken von ihm erhielt in Bologna den ersten
Preis. Er glaubt, daß die alten Meister dieses Holz auch
verwendet haben dürften, wenn sie es gerade zur Hand
hatten, und findet, daß man mit der jetzt zutage tre-
tenden Mißachtung der Balsamfichte ebenso über das
Ziel schießt wie vorher, als man sich den übertrieben-
sten Hoffnungen hingab. Patzelt ist ein würdiger Sohn
seines trefflichen Vaters; er sucht sich in seiner Kunst
immer mehr zu vervollkommnen und hat die Freude,
sein unermüdliches Streben von wachsendem Erfolg
gekrönt zu sehen. Dazu ist er ein feiner Kenner und
tüchtiger Geiger. Seine Arbeiten finden uneinge-
• schränktes Lob. Er verwendet eine Brandmarke:
F. Patzelt. / Dresden. / 1899.
Patzelt, Gebrüder. — Berhn. 1876. 1887
Nach dem Tode von Joh. Ferd. Patzelt begründeten
seine Söhne die etwa ein Jahrzehnt bestehende Firma
»Gebr. P.« Ferdinand P. siedelte jedoch nach Dresden
über, sein Bruder führte das Geschäft noch bis 1887
in Berlin fort und ging dann auch nach Dresden, trat
aber bald aus Unlust am Geigenmachen aus der Firma
wieder aus und widmete sich seitdem »der Lösung
automobiler Probleme«.
24*
372
Patzelt — Paulus
Patzelt, Johann Ferdinand. — Wien, Berlin.
Geb. 1828 in Budapest, f 1876 in Berlin
Schüler seines Vaters Ferdinand P. Als Gehilfe ar-
beitete er eine Zeitlang bei Engleder und bei Schulz in
Regensburg und trat nach seiner Heimkehr im väter-
lichen Geschäfte als Teilhaber ein. Nach seiner Ver-
heiratung siedelte er nach Wien über, wo er ein bes-
seres Fortkommen und mehr künstlerische Anregung
zu finden hoffte, da er gerade von den Wiener Geigen-
machern stets besonders gelobt woirde. Als er aber kam
und sich um das Wiener Meisterrecht bewarb, wurden
ihm die größten Schwierigkeiten in den Weg gelegt.
Durch seine Tüchtigkeit und seinen lauteren Charak-
ter erwarb er sich jedoch sehr bald die Achtung und
Freundschaft aller Fachgenossen. Im Jahre 1862 erhielt
er in London eine Medaille, und als 1866 Helmich in
Berlin starb, wurde er als künstlerischer Leiter der
Grimmschen Werkstatt dorthin berufen. Er war ein
echter Künstler, ein tüchtiger Geiger und ein genauer
Kenner der alten Meisterwerke. In manchen seiner
Geigen findet sich ein zweiter Zettel mit dem Spruch:
»Fluch jeder Hand, die im Unverstand
Von der Geig' was scheert, die ist nichts werth.«
Besonders tüchtig war er als Reparateur, und nicht
selten bezahlten ihm seine Auftraggeber in der Freude
über die gelungene Arbeit weit höhere Preise, als er in
seiner Bescheidenheit gefordert hatte. Hellmesberger
besaß ein vorzügliches Quartett von ihm; Laub und
Miska Hauser spielten mit Vorliebe seine Geigen, und
sein Sohn besitzt noch jetzt eine Viola von ihm aus
dem Jahre 1862, die in jeder Beziehung ausgezeichnet
ist.
Geigenzettel : J. Ferdinand Patzelt, Geigenmacher / in
Wien anno 1862 J. F. P. ■)(x A. 0. (gedruckt).
Paul, Fran^ois. — Mirecourt. 1750. 1752
Arbeiten von ihm kennt man bis jetzt nicht.
Paul, Johann Balthasar. — Klingenthal. 1737
Nur aus den Innungslisten als Geigenmachermeister
bekannt.
Paul, Johann Christoph. — Klingenthal. 1776
Sohn von Johann Balth. P. Er arbeitete mittelmäßig
nach dem Hopf-Modell.
Pauli, Antonl. — Tachau. 1707. 1723
Ein trefflicher Geigenmacher, der ein breites Modell
bevorzugte und einen dicken, gelblichen Lack anwen-
dete. In der staatl . Sammlung in Berlin befindet sich eine
Viola d'amore von ihm aus dem Jahre 1718 von aus-
gezeichneter Arbeit mit gemaserten Zargen und einem
Löwenkopf am Wirbelkasten (Nr. 862). Aus der Samm-
lung Snoeck besitzt Berlin ein gleiches Instrument mit
flachem Boden und einem geschnitzten Köpfchen
(Nr. 494).
Geigenzettel: Abb. 616.
Pauli, Johann Gottfried. — Tachau. Geb.
1 4. Juli 1 707 in Tachau, f das. 30. Dez. 1 77 1
Sohn des Antoni und der Elisabeth P. Er war seit
3. Februar 1732 verheiratet mit A. Barb. Dolhopf,
Tochter des f Lorenz D. aus Tachau. Auf spätem
Zetteln erscheint der Name Godefridus mit ie ge-
schrieben. Seine Arbeit ist ganz ohne Kunstwert.
Geigenzettel : Joannes Godefridus Pauli / Lauten- und
Geigen-Macher / in Tachau An: 1733 (gedruckt).
Pauli. Johann Karl. — Tachau. 1730. 1745
Wahrscheinlich ein Sohn von Antoni P. Er ist am
besten in seinen Violen, die er oft recht hübsch ein-
gelegt hat. Auch die Löwenköpfchen am Wirbelkasten
sind mit Geschick geschnitzt. Eine Viola d'amore von
ihm vom Jahre 1730 besitzt das Bachhaus in Eisenach.
Geigenzettel: Joann. Carolus Pauli / Musicus instru-
mentalis in Tachau / bey 14 Heiligen Anno 1730 (ge-
druckt).
Pauli, Joseph. — Linz a.D. Geb. um 1770,
f 7. März 1846
Wahrscheinlich zur Tachauer Familie Pauli gehörend.
Er erlangte am 1 7. März 1812 die Geigenmachergerech-
tigkeit »ad personam« und das Bürgerrecht in Linz,
wo er aber schon Jahre vorher nachweisbar ist. Er
wohnte im Hause Nr. 101, jetzt Hofgasse Nr. 14, und
war ein sehr geschickter Geigenmacher, der jedenfalls,
seiner Arbeit nach zu urteilen, auch in Wien gearbeitet
hat. Einzelne Geigen von ihm sehen aus wie Arbeiten
von Job. G. Thir. Seine Vorbilder waren aber Stainer
und Amati. Er verwendete gutes Holz; sein Modell ist
länglich, aber robust, der Lack rotbraun und glanz-
'os. Ein Violoncello von ihm aus dem Jahre 1799 be-
sitzt das Stift St. Florian in Oberösterreich. Es kom-
men jedoch auch Geigen mit den gleichen Namen und
so frühen Jahreszahlen vor, daß man annehmen könnte,
daß schon der gleichnamige Vater Geigenmacher in
Linz war, was sich jedoch urkundlich durchaus nicht
nachweisen läßt. Seine Geigen erreichen jetzt recht
ansehnliche Preise.
Geigenzettel: Abb 615 und 621.
Pauli, Wenzel. — Salzburg. 1800
Angeblich Sohn von Joh. Gottfried P. und dann wohl
auch dessen Schüler. Wenig bekannter Geigenmacher,
der ein an Stradivari erinnerndes deutsches Modell
hatte und einen rotbraunen Lack verwendete.
Geigenzettel: Wenzel Pauli fecit Salzburg 1800 (ge-
druckt).
Paulo, Jose. — Lissabon. 1897
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher vom
Ende des 19. Jahrhunderts.
Paulson, H. — Bergen. 1834
Norwegischer Geigenmacher, der erst Tischler gewesen
sein soll und hauptsächlich alte Geigen ausbesserte.
Geigenzettel: Rep. af H. Paulson / Bergen 1834 (ge-
schrieben).
Paulus, Markneukirchen
Aus dieser Familie smd Geigenmacher geworden und
in Markneukirchen geblieben :
Paulus, Adolf, der schon in den achtziger
Jahren des 19. Jahrhunderts tätig war
I
Paulus, Albert Reinliold — Paulus, Reinhold
373
Paulus, Albert Reinhold
arbeitete seit den achtziger Jahren des IV. Jahrhunderts
als Geigenmacher.
Paulus, Albin Ludwig. — Geb. 16. April 1866
Schüler von Dölling. Nachdem er ausgelernt hatte,
arbeitete er bei Bernhardt und bei Re'inhold Paulus.
Nach vollendetem 19. Jahre ging er für IV2 Jahre zu
Rudolf Heckel nach Dresden, dann zu Adolf Hammig,
bei dem er 3V2 Jahre blieb. Im Oktober 1890 kehrte er
heim und machte sich selbständig, 1895 erhielt er den
Titel eines kgl. sächs. Hofinstrumentenmachers. Seme
Geigen gehören zu den besten, die man jetzt in Mark-
neukirchen bekommen kann. Er arbeitet nach Amati,
Stradivari und Guarneri und verwendet zu den bes-
seren Geigen nur Öllack. (Sein Vater und Großvater
waren Holzblasinstrumentenmacher.)
Paulus, August Reinhold. — Geb. 21. Jan.
1868 in Breitenfeld b. M.
Schüler von Ludw. Glaesel jr., bei dem er bis zu seiner
Militärzeit blieb. Später arbeitete er noch in Berlin und
kehrte dann in seine Heimat zurück, wo er Vorarbeiter
in der Geigenfabrik von Roth & Lederer wurde.
Paulus, Balthasar. — 1746
Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie. Das In-
ventar von 1773 der ehem. Köthener Hofkapelle ver-
zeichnet eine Violine von »Baltasar Paulus, ist grün,
1746«.
Paulus, Karl Anton. — Geb. 30. Sept. 1830
Paulus. Karl Vitus. — Geb. 15. Juni 1815
Paulus, Heinrich Adolf. - Geb. 1 1 . Okt. 1854
f 16. Jan. 1871
Ein sehr geschickter Geigenmacher.
Paulus, Adolf. — Berlin-Friedenau. Geb. 1874
in Markneukirchen
Ältester Sohn und Schüler von Adolf Wilh. Ed. P.
Nachdem er die Schule verlassen hatte, besuchte er
das Leipziger Konservatorium und arbeitete gleich-
zeitig in der väterlichen Werkstatt, die er 1899 unter
Beibehaltung der alten Firma Lud. Bausch & Sohn
übernahm. Im Jahre 1908 löste er jedoch das Geschäft
in Leipzig auf und zog nach Berlin, um sich vorzugs-
weise dem Lauten- und Gitarrenbau zu widmen, und
heute gilt er als einer der besten deutschen Lauten-
macher. Auch seine Streichinstrumente werden sehr
gelobt.
Paulus, Adolf Wilhelm Eduard. — Leipzig.
Geb. 3. März 1843 in Markneukirchen,
t 13. Juli 1899 in Leipzig
Er war erst zwei Jahre lang Schüler seines Vaters Karl
Vitus P. und kam dann zu Bausch jun. Seit !860 Mit-
arbeiter von Bausch und seinen Söhnen, übernahm er
1873 die Werkstatt, die er unter der alten Firma fort-
führte. Er arbeitete nach italienischen Vorbildern und
nach eigenem Modell, verwandte einen goldgelben,
weichen Lack und wich in der Stimmsetzung sowie im
Baßbalken von anderen Geigenmachern ab. Auch die
Ausarbeitung von Decke und Boden berechnete er
nach einem eigenen System
Geigenzettel: Adolf Paulus / Ludw. Bausch & Sohn /
Leipzig / Jnstrumente, Bogen, Saiten, Etuis etc. / Re-
paraturen (gedruckt).
Paulus, August. — Dresden. Geb. 1851 in
Markneuki rchen
Seit 1893 Inhaber der Firma Richard Weichold (s. d.).
Er ist seit 1 902 Hoflieferant und hat der Firma einen
Weltruf durch seine nach eigenem System hergestell-
ten quintenreinen Saiten verschafft. Die Geigenbau-
werkstatt wird von Reinhold Paulus geleitet (s. d.).
August Paulus schenkt dem Dresdener Konservatorium
seit Ostern 1899 jährlich eine aus seiner Werkstatt her-
vorgegangene wertvolle neue Geige und in jedem
fünften Jahre ein Violoncello zur Preisverteilung. Die
Firma hat auch ein großes Lager alter Musikinstru-
mente.
Geigenzettel: Abb. 601.
Paulus, Christian August. — Wohlhausen.
Geb. In Wohlhausen I8.N0V. 1862, f 4.Febr.
1899
Geigenmacher, Sohn von Karl Anton P. und wie dieser
hauptsächlich für Händler tätig gewesen. Am gleichen
Orte ist noch ansässig der derselben Familie ange- '
hörende :
Paulus, Karl
Paulus, Johann George. — Potsdam 1790.
1793
Wenn er auch ganz gute Geigen usw. gemacht hat, so
war er doch kein hervorragender Meister, dagegen sind
seine Bogen durchaus lobenswert. Sie sind sorgfältig
gemacht und häufig am Frosch besonders verziert,
z. B. durch eine Perlmutterlyra an beiden Seiten.
Geigenzettel: Johann George Paulus / Königl. Preuß.
Hoff- Instrumentenmacher / in Potsdam 1793 (gedr.).
Paulus, Moritz. — St. Petersburg, Warschau,
Hamburg, f um 1895 in Hamburg
Bruder von Wilhelm und Adolf P. in Berlin. Seine Geigen
. haben den Vogtländer Stil. Er soll recht geschickt ge-
wesen sein, aber sehr sorglos gearbeitet haben und
war meist für andere Firmen tätig.
Paulus, Moritz, gründete 1875 sein Geschäft
und ist in Brambach tätig
Paulus, Reinhold. — Merkneukirchen, Dres-
den. Geb. 1848
Nach beendigter Lehrzeit arbeitete er bei Bausch, Otto
(Köln), Liebich und Riechers und begründete 1878 in
seiner Vaterstadt Markneukirchen sein eigenes Ge-
schäft, das er 1893 wieder aufgab, als er als Leiter der
374
Paul
US
Peccate
Geigenbauanstalt der Firma R. Weichold nach Dres-
den berufen wurde. Er ist ein tüchtiger Geigenmacher
und Reparateur und verwendet sehr schönes Holz und
schönen Ollack.
Paulus, Richard. — Markneukirchen. 1920
Bestand im Jahre 1920 die Geigenmachermeisterprü-
fung.
Paulus, Richard. — Freiburg i. Br.
Geb. 1 1. Dezember 1884 in Markneukirchen als Sohn
des Saitenmachers Richard P. Von 1899 — 1903 lernte
er bei Theodor Scherzer, arbeitete dann als Gehilfe
bei Eugen Gärtner, bei der Firma Jul. H. Zimmermann
und bei Phil. Keller und machte sich am 15. März
1909 in Freiburg selbständig. Er befaßt sich sowohl
mit dem Neubau als auch mit der Wiederherstellung
alter Geigen.
Geigenzettel : Richard Paulus, Geigenbauer / Kunst-
Reparaturwerkstätte / Freiburg Baden, Rotteckstr. 5 /
Verfertigt im ... 19 . . No. . . . (gedruckt).
Paulus, Robert. — Stockholm. Geb. 1854 in
Steingrub b. Eger
Von 1 866 — 1 869 Schüler von Johann Sandner in Schön-
bach, arbeitete als Gehilfe zwei Jahre in Markneukir-
chen, ein Jahr bei Bausch in Leipzig und sieben Jahre
bei Oswald Möckel in Berlin. Im Jahre 1879 machte
er sich in Stockholm selbständig. (Sein Vorgänger war
C. W. F. Otto.) Paulus machte interessante Versuche,
emen neuen Geigenlack (oder den alten italienischen)
zu finden, und verwendete dabei besonders Kirsch-
baumharz. Seine Geigen sind gut und sauber gearbei-
tet. 1897 erhielt er in Stockholm eine goldene Medaille.
Paulus, Wilhelm. - Berlin. 1880. f 1890
Aus dem Vogtlande stammend, wo er auch gelernt hat.
(Oheim von Aug. Reinh. P.) Er war nicht ungeschickt.
Paverot, Alexander. — Bordeaux. 1823
Ein Mirecourter, der mittelmäßige Geigen nach Stra-
divari herstellte.
Pazarini, Antonio. — Genua. 1740
Er war mit B. Calcagni verbunden und scheint bald
gestorben zu sein. Seine Geigen waren groß und hoch-
gewölbt und hatten gelbbraunen Lack. Da die Violinen,
die Calcagni allein gemacht hat, sich von denen, die
die Namen beider tragen, wt;sentlich unterscheiden,
so ist Pazannis Arbeit leicht zu erkennen.
Geigenzettel : Antonius Pazarinius et Calcanius / Ge-
nuae 1 740 (gedruckt).
Pazzagola, Francesco. — Ferrara. 1577
Er wird als »Maestro di Liuto« bezeichnet. Eine Ur-
kunde berichtet über seinen Gehalt, den er für einen
zweimonatlichen Unterricht bei Marco (Pio) von Sa-
voyen zu beanspruchen hatte. Erscheint er demnach
hier deutlich als Lautenspieler, so dürfte er doch, wie
so viele seiner damaligen Berufsgenossen, imstande ge-
wesen sein, sein Instrument nicht nur zu spielen, son-
dern auch zu bauen.
Pazzavola (Pazzagola?), Giovanni. — Ferrara.
1580
Ein älterer Lautenmacher, der mehrfach und auch von
Valdrighi (4340) erwähnt wird. Er gehörte wahrschein-
lich zur Familie Pazzagola, Valdrighi dürfte den Namen
nur falsch gelesen haben.
Fl
orenz.
1630.
Pazzini, Giovanni Gaetano.
1666
Er nennt sich einen Schüler Magginis. Man kann seiner
Angabe wohl Glauben schenken, wenn auch seine Ar-
beit nicht dafür spricht. Sein Modell ist sehr hoch ge-
wölbt, der Lack meist dunkelbraun, das Holz aber fast
immer recht gut gewählt. Seine Zettel haben kleine
Druckfehler. (Siehe auch Pozzini.)
Geigenzettel : Giovanni Gaettano Pazzini / Florentinus
Anno 16 . . (gedruckt) und Abb. 604.
Peacock, John. — Melbourne (Elgin Terrace,
Carlton). 1880. 1900
Besserer australischer Geigenmacher, der schon 1880
auf der Melbourner Ausstellung für fünf Geigen mit
Bogen einen zweiten Preis erhielt.
Pearce, George. — London. Geb. 16. Nov.
1 820 in Warminster, f 3 . Juli 1 856 in London
Seine Eltern zogen 1824 mit ihm nach London, und
1834 kam er als Laufbursche zu S. A. Forster, der sein
Talent bald entdeckte und ihn zu einem tüchtigen Gei-
genmacher ausbildete.
Pearce, James. — London. 1780. 1800
Seine Arbeiten sind handwerksmäßig ausgeführt und
unkünstlerisch. Er teilte seine Werkstatt mit seinem
Bruder Thomas.
Pearce, Thomas. — London. 1780. 1805
Er wohnte mit seinem Bruder James in der Peter Street,
Saffron Hill, also in einer verrufenen Gegend, und ar-
beitete nur für die musikalischen Bedüfrnisse der un-
tersten Schichten der Bevölkerung. Demgemäß sind
auch seine Geigen roh gezimmerte Machwerke.
Pearce, William R. — London. 1885. 1902
Er scheint aus einer guten Schule hervorgegangen zu
sein und erhielt 1883 in London eine bronzene Me-
daille für seine Geigen.
Peat, Richard. — 1896
Englischer Geigenmacher vom Ende des 19. Jahr-
hunderts.
Peborch, Hans van. — Antwerpen. 1558
Ein Instrumentenmach r, der 1558 in die Gilde der
Clavecinmacher aufgenommen wurde.
Peccate (Peccatte), Dominique. — Paris. Geb.
15. Juli 1810 in Mirecourt, f 13. Jan. 1874
Er war der Sohn eines Barbiers und trat bei einem
Geigenmacher in die Lehre, verlegte sich aber bald
ausschließlich auf das Bogenmachen und brachte es
Peccatte — Pellizon
375
darin zu großer Meisterschaft. Nachdem er von 1826
bis 1837 bei J. B. Vuillaume gearbeitet hatte, machte
er sich in der Rue d'Angivilllers selbständig und be-
wohnte dieselben Räume, die der kurz vorher verstor-
bene Fran?ois Lupot innehatte. Im Jahre 1847 ging er
nach Mirecourt zurück, wo er auch starb. Seine Stan-
gen können denen von Tourte als gleichwertig bezeich-
net werden. Er verwandte nur manchmal seine Brand-
marke.
Peccatte, Charles. — Paris. Geb. 14. Okt. 1850
in Mirecourt
Sohn von Fr. Peccate; er kam zu J. B. Vuillaume m
die Lehre, wo er unter der Leitung von F N. Voirin
arbeitete, ging später zu Lenoble, ließ sich 1870 m
Paris als Bogenmacher nieder und wohnt seit 1878 in
der Rue de Valois Nr. 8. Er erhielt in Antwerpen 1885
und in Paris 1889 silberne Medaillen. Seine Bogen
(von sehr schöner Ausführung) sind wie die seines
Vaters mit »Peccatte« bezeichnet.
Peccatte (»Peccatte jeune«), Fran?ois. — Mire-
court, Paris. Geb. 1820 In Mirecourt,
t l.Nov. 1855 In Paris
Jüngerer Bruder von Dom. P. und wie dieser ein vor-
züglicher Bogenmacher. Von 1840—1850 arbeitete er
selbständig in Mirecourt und ging dann nach Paris,
wo er erst drei Jahre lang bei J. B. Vuillaume arbeitete
und dann seine eigene Werkstatt in der Rue Lavan-
dieres Opportune eröffnete. Seine Bogen, die sehr
schön sind, werden oft mit denen seines Bruders ver-
wechselt, da sie auch nur den Namen »Peccatte« tra-
gen, sie können jedoch durch die dickeren Buchstaben
der Marke leicht unterschieden werden.
Peccenlnl, Alessandro, gen. »del Leuto«. —
Bologna. 1581. 1595
Der Name kommt in verschiedener Schreibweise vor:
Pecinini, auch »Piznin dal Liuto« usw. Er war ein tüch-
tiger Musiker, Sohn des Leonardo Maria P., der gleich-
falls einen Namen als Musiker hatte. Er stand zeit-
weilig in Diensten des Herzogs von Ferrara, war Lehr-
meister der Herzogin von Urbino usw. und soll ver-
schiedene Instrumente, darunter die Pandora, erfun-
den haben. Als Lautenmacher stand er in hohem An-
sehen, docfi ist mir nicht bekannt, daß sich Arbeiten
von ihm erhalten haben. Nach Fetis unbeweisbarer An-
'gabe soll er noch 1630 gelebt haben.
Pedrazzl, Fra Pletro. — Bologna. 1784
Ein Dominikanermönch, der einige Geigen gemacht
hat.
Pedrlnelll, Antonio. — Crespano. Geb. 21 . Juli
1781, t 1-Junl 1854 In Crespano
Er war ursprünglich Tischler, und zwar Sargmacher,
und ging erst später zur Geigenmacherei über, in der
er es zu bemerkenswerter Meisterschaft brachte. Er
studierte die alten Meister sehr eingehend und erwarb
sich schätzenswerte Kenntnisse in der Lehre der Aku-
stik, was seinen Arbeiten sehr zustatten kam. Er arbei-
tete nach Stradivari, Maggini u. a. und verstand sich
trefflich auf die Wahl des Holzes. Zum Boden nahm
er gerne das Buchenholz von alten Rudern, die er im
Arsenal zu Venedig kaufte. Sein Lack ist beinahe orange-
rot. Er machte alle Arten von Geigen und verwendete
verschiedene Zettel, auf denen sich meist in der oberen
Ecke eine Nummer befindet, die bezeichnet, das wie-
vielte Werk des angegebenen Jahres die jeweilige Geige
war.
Geigenzettel : No. 43 Antonio Pedrinelli / Fe in Cre-
spano 1844 (gedruckt). — Antonio Pedrinelli / ad
imitationem Stradivarii ,' fecit in Crespano Anno 1840
(gedruckt).
Peerboom, Henderlck. — Haag, f vor 1592
Ein holländischer Geigen- und Lautenmacher, der mir
durch das Inventar, das nach dem Tode seiner Frau
aufgenommen wurde, bekannt ist. Nach diesem wurde
vorgefunden: »Eine Zither, eine Geige, eine Gitarre,
von ihm gemacht, ferner ein Teil einer Geige und eine
angefangene, jedoch nicht vollendete Geige«. (Vgl. das
Nederland. Familieblatt 1845.)
Pehr, Andre. — Wien
Identisch mit Andr. Bär (Beer) (s. diesen !). Es sei hier
nachgetragen, daß er am 14. Januar 1681 das Wiener
Bürgerrecht erlangte,
Peleger, Martin. — Trebltsch. 1771. 1780
Er wird in den Urkunden des Trebitscher Stadt-
archivs als Geigen- und Lautenmacher erwähnt.
Pelle, Christian. — Antwerpen. 1659
Er wird nur als Clavecinmacher genannt.
Pellecchio, Francesco. — Neapel. 19. Jahrh.
Mandolinenmacher.
Pellegrl. — Parma
Besserer italienischer Bogenmacher des 19. Jahrhun-
derts.
Pellegrlno s. Mlchell
Pelllclarl, Roberto. — S. Cesarlo sul Panaro.
1887
Ein Geigenmacher ohne Eigenart und ohne bemer-
kenswerte Geschicklichkeit.
Pellizon, Antonio I. — Görz. Geb. um 1759 In
Gabria bei Savogna, f 27. Okt. 1850
Ein tüchtiger Geigenmacher, dessen Violinen, Violon-
celli und Bässe jetzt schon gesucht sind. Seine Arbeit
geht auf die Amatischule zurück, hat aber manches,
was sie eigenartig erscheinen läßt. Am auffälligsten
sind seine Schnecken, bei denen die sog. Ohren un-
verhältnismäßig weit hervorstehen. Leider hatte er kein
gutes Deckenholz, so zeigen fast alle seine Geigen nur
breitjähriges, oft schwammiges Deckenholz, was die
Schönheit des Tons wesentlich beeinträchtigt. J. Lüls-
dorff reparierte eine Violine von ihm aus dem Jahre
1819. Der gelbe Lack war noch heller als bei Joseph
Gagliano, die F-Löcher standen etwas zu steil, im
übrigen erinnerten die Umrisse an ein Stradivarimodell.
376
Pellizon — Penzl
Pellizon hatte vier Söhne, die gleichfalls Geigenmacher
wurden und fast alle gleich ihm ein hohes Alter er-
reichten. Eine gute Violine von ihm kaufte Cav. Gau-
denzio Tosi in Scariano bei Savogna für 300 fl. Sonst
erreichten seine Arbeiten vor dem Kriege freilich nur
etwa 300 M. Geigenmacher Ferenczy in Wien besitzt
eine Violine von ihm aus dem Jahre 1823.
Geigenzettel: Abb. 620.
Pellizon, Antonio II. — Görz. Geb. um 1815,
t9.Dez. 1869 in Görz
Dritter Sohn von Antonio 1 F. und dessen Schüler,
wenn auch dem Vater nicht ebenbürtig. Er hat nicht
viele Geigen selbständig gemacht und beschäftigte sich
hauptsächlich mit Ausbesserungen.
Pellizon, Carlo. — Görz. Geb. 1 8 1 1 , f 20. Nov.
1891
Zweiter Sohn von Antonio I P. und als Geigenmacher
nicht ungeschickt, wenn auch etwas handwerksmäßig.
Seinem Vater steht er sehr nach, seinen Brüdern aber
kommt er gleich.
Pellizon, Filippo. — Görz. Geb. 1817,
t 30. Jan. 1897
Vierter Sohn von Antonio I P. ; der letzte und vielleicht
der unbedeutendste Geigenmacher aus der Familie.
Seine Arbeit ist ohne Eigenart, er hat nur wenig Selb-
ständiges geschaffen.
Pellizon, Giuseppe. — Görz. Geb. um 1799,
t 15. Dez. 1874
Altester Sohn von Antonio I P., dessen Schüler und
Nachfolger. Er war, wie seine Brüder, hauptsächlich
Reparateur, doch hat er auch einige neue Geigen ge-
macht.
Pelz, Robert, hatte m Chicago eine Werkstatt
und betreibt jetzt hauptsächlich einen
Handel mit Geigen
Pemberton, Edward. — London. 1660
Vielleicht ein Sohn oder Enkel von J. Pemberton. Wenn
die Geigen, die seinen Namen tragen, echt sind, dann
war er kein Meister. Seine Arbeit ist roh, der Lack
aber nicht schlecht und auch der Ton manchmal weich
und angenehm.
Pemberton, J. — London. Um 1580
Ein seinerzeit ziemlich berühmter englischer Lauten-
macher, dem auch die mit untenstehender Marke be-
zeichnete Violine von sehr eigentümlicher Form des
Earls of Warwick (im South K. M. 1 872 ausgestellt) zu-
geschrieben wird. Die Decke scheint übrigens neueren
Datums zu sein. Diese Violine — ihre Echtheit vor-
ausgesetzt — wäre demnach das älteste bekannte Bei-
spiel einer in England gemachten.
Gei^enzettel : 15 / I P / 78 (gedruckt).
Penscher, Maria (Mario? Marco?). — Cre-
mona. 1686
Ein Cello mit diesem Namen, der jedenfalls falsch ge-
lesen ist, weist das Nie. Selhofsche Auktionsverzeich-
nis auf.
Penze s. Penzl
Penzel, P. Robert. — Markneukirchen. Geb.
2. Jan. 1873 in Markneukirchen
Nach beendigter Lehrzeit ging er 1892 zu Otto Schüne-
mann nach Schwerin i. M. und blieb bei ihm bis 1898,
seine künstlerische Ausbildung nach jeder Richtung
vollendend. Nachdem er dann noch in Frankreich und
England längere Zeit gearbeitet hatte, machte er sich
in seiner Vaterstadt selbständig. Er ist ein außerordent-
lich geschickter Meister, einer der wenigen, die alles
an ihren Geigen einschließlich der Schnecken von Grund
auf selbst machen ; dabei arbeitet er mit peinlicher Sorg-
falt. Seine Vorbilder sind Guarnen und Stradivari, her-
vorzuheben sind dabei seine Kopien der »Messias«. Eine
Miniaturgeige von ihm aus Holz, deren Corpus an der
breitesten Stelle etwa dem Durchmesser eines Fünf-
pfennigstückes entspricht, die aber in allen Teilen
genau wie eine große Geige gearbeitet ist, besaß Pablo
de Sarasate.
Geigenzettel: Abb. 585.
Penzel, Rob. Paul. — Adorf i. V. Geb. in
Adorf 5. Okt. 1872
Von 1887 — 1891 Schüler von Reinhold Schmidt in
Markneukirchen. Nach einer mehrjährigen Gehilfen-
zeit, in der er u. a. bei Rud. Heckel in Dresden arbeitete,
begründete er 1897 in seinem Heimatsorte sein eigenes
Geschäft. Er kopiert alte Meisterinstrumente und bringt
in seinen Arbeiten einen Stempel an.
Penzenetti, Antonio. — Bologna. 1801 (?)
Der Name war schlecht leserlich, die Violine von sehr
großem Patron und gutem Holz.
Penzl, A. Lorenz. — Fleissen. 1893. 1903
Seine eigene Werkstatt eröffnete er 1893 und gilt
seinen Abnehmern als guter Streichinstrumenten-
macher.
Penzl (Penze), Ignaz. — (Schönbach oder
Fleissen?). 1757. 1776
Auf der Mehrzahl seiner Zettel erscheint der Name
»Penze« oder »Benze«, selbst »Ponze« gedruckt, ob in
folge eines Druckfehlers oder in bewußter Absicht, lasse
ich dahingestellt sein. Seiner Arbeit nach muß er ein
Deutschböhme gewesen sein, der wie die benachbarten
vogtländischen Geigenmacher seiner Zeit (Hamm,
Ficker, Pfretzschner usw.) durch den Wortlaut seines
Zettels, bei Unkundigen die Vermutung aufkommen
lassen wollte, man habe es mit einem Cremoneser zu
tun. Seine Zettel sind merkwürdigerweise von seinen
Landsleuten schon in alter Zeit nachgeahmt worden
und treten dann mit allzu frühen Jahreszahlen, die bis
I
Pera — Perr
377
1702 hinaufreichen, auf. Er scheint demnach bei Leb-
zeiten einen guten Absatz gehabt zu haben. Das Modell
ist nicht übel und auch Arbeit und Holz manchmal
recht gut, — aber durchaus nicht italienisch, und er-
innert in seinen besten Arbeiten an das Stainermodell,
wobei er die Wölbung etwas niedriger nahm. Der Ton
ist weich und voll, der Lack aber (gelbrot oder braun)
schon in Wasser löslich und schlecht. Eine Geige von
ihm besitzt J. Rommel in Elisenhof bei Werneuchen,
eine andere Dr. Hitschfeld in Lahn (Schles.) usw.
Geigenzettel: Ignatio Penzl p. Italia/ InGremona 1757
(gedruckt)^). — Nacio Pence / Italia et Gremona (ge-
druckt).
Pera, Gerolamo. — Pordenone (Portus Naonis,
Prov.Udine). 1846. 1847
Wenig bekannter, aber guter Geigenmacher, von dem
sich in Erfurt ein überaus kräftig gebautes Violoncello
nach Gaspare da Salö befindet, Corpuslänge 72 cm,
obere Breite 32,5 cm, untere Breite 41,5 cm, am Bügel
24 cm. Zargenhöhe 10,5 cm. Höhe der gesamten Wöl-
bung 16,8 cm. Der Lack ist mattgelb ohne Feuer.
Gelgenzettel : Hieronimus Pera Portusnaonensis / Fecit
anno 1846 (geschrieben).
Peraln s. Perrln
Perault (Perrault). — Paris. 1775. 1777
Er wohnte Rue du Petit-Muse, ist aber sonst so gut
wie unbekannt.
Peregrinlo, Giovanni. — Lucca. 1689
Da er bisher fast immer mit den mehr als 100 Jahre
älteren Brescianern Zanetto und Peregrino (de Miche-
lis) verwechselt wurde, hat sein Name einen gewissen
Klang bekommen, der kaum berechtigt erscheint. Siehe
auch »Storino«.
Geigenzettel : Abb. 586.
Peregrino, Zanetto s. Micheli
Pereira(Perreira)-Coelho, Jose. — Lissabon
Seiner Arbeit nach dürfte er noch dem 18. Jahrhundert
angehören. Er ist nur als Gitarren- und Mandolinen-
macher bekannt.
Geigenzettel : Jose Pereira-Coelho a fez / am Lisboa,
as Pocco los Negros / a Cruz da Esperan^a (gedruckt).
L
issabon.
1870.
Pereira-Santos, Manuel.
1888
Portugiesischer Lautenmacher aus der zweiten Hälfte
des 1 9. Jahrhunderts. Von ihm besitzt die staatl. Samm-
lung in Berlin eine sechschörige Zither (Nr. 602) und
eine portugiesische Zither (Nr. 629).
Perette, s. Perret
Perez, Francisco. — Cadix. 1760
Guter Gitarren- und Lautenmacher.
^) Auf späteren Zetteln ist Gremona richtig mit C ge-
druckt und statt »In« A oder la,
Perfumo, Juan. — Cadix. 1846
Er machte hauptsächlich die bei seinen Landsleuten
üblichen Gitarren und Mandolinen, die er hübsch mit
Rosenholz eingelegt hat.
Geigenzettel: Me hizo en Cadiz Juan Perfumo 1846
(gedruckt).
Pergamaly. — Syra. 1 867
Griechischer Gitarrenmacher aus dem letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts.
Perger, Franz Michael. — Freising. 1794 (?)
Guter Meister, der der Füssener Schule nahezustehen
scheint. Apoth. E. Meisner in Nymphenburg bei Mün-
chen besitzt ein Dreiviertelvioloncello von ihm mit
weichem und gutem Ton. Die Decke ist dunkelbraun,
der Boden schwarz lackiert, die F- Löcher sind schwung-
voll, die Schnecke originell.
Geigenzettel : Franciscus Michael Perger / Lauten- und
Geigenmacher / fecit Freysing anno 1794 (?) (gedr.).
Pergette, Hans. — München. 1599. 1602
Er wird ausdrücklich im Verzeichnis der Künstler usw.
unter Albert V., Wilhelm V. und Maximilian I. als
Geigenmacher bezeichnet. Eine große Gamba von ihm
befindet sich im Germanischen Museum in Nürnberg.
Geigenzettel: Hans Pergette von Mün- / chen 1599
(gedruckt).
Perignon, Nicolas. — Nancy. 1724
Da er im Taufschein seines Sohnes lediglich als In-
strumentenmacher bezeichnet wird, steht nicht fest,
ob er als »Luthier« in Betracht kommt.
Penn s. Cerin
Perner s. Berner
Perollo, Luigi. — Palermo. 1894
Ein Liebhaber, der sich im Anfertigen von Lauten und
Orgeln versuchte.
Perou, Nicolas. — Paris. 1775. 1790
Er wohnte 1 775—1 779 in der Rue de l'Arbre-Sec, 1 783
Rue Mauconseil, 1785 Place de la Comedie frangaise
und noch 1788 in der Rue Richelieu. Bei ziemlich ge-
wöhnlicher Arbeit und gelbbraunem Lack erinnern
seine Geigen, die nicht gerade selten vorkommen, an
das Gagliano-Modell. Man kennt auch Bässe, Lauten
und Theorben von ihm. Er machte ferner die von dem
Abbe de Morlane erfundene »spanische Lyra« und ge-
brauchte die Brandmarke: Nr. 71.
Geigenzettel : Perou, luthier de S. A. R. MEH la Du-
chesse d'Orleans / Paris 1787, rue Richelieu, pres la
Comedie italienne (gedruckt).
Perr, Hans. — Wien. 1600
Ein wenig bekannter Geigenmacher, der wahrschein-
lich aus dem Salzkammergut stammte, wo Mitglieder
einer Familie seines Namens noch im 18. Jahrhundert
378
Perr — Peterson
als Geigenmacher ansässig waren. Die Geige, aus der
der folgende Zettel stammt, war gut, aber nicht her-
vorragend.
Gel genzettel : Hans Perr Geigen / Macher in Wienn 1 600
(geschrieben).
Perr, Josef. — Goisern. 1785. 1810
Seine Geigen sind denen Keffers sehr ähnlich. Er hatte
ein großes, flaches Modell und gelben Lack. Die Arbeit
ist handwerksmäßig.
Geigenzettel : Josef Perr, Geigen und Lauten- / macher
in Goysern (gedruckt).
Perr, Michael. — Goisern. 1787
In der Arbeit steht er auf gleicher Stufe wie die übrigen
Geigenbau seines Orts, übertrifft sie aber im Lack, der
von schöner bernsteingelber cder goldrcter Farbe ist.
Perr (Peer), Paul. — Ramsau. 1735
Er war Spielmann (Musiker) und Geigenmacher und
darf als der Stammvater der Familie angesehen wer-
den. Sein Name kommt in den Kirchenbüchern zu
Goisern (wohin die Ramsau eingepfarrt ist) mehrfach
vor.
Perre, Mylonakos. — Gythion. 1867
Griechischer Saiteninstrumentenmacher, den Grillet
erwähnt.
Perret (Perette), L. — Rouen. 1884. 1902
Von Hause aus Uhrmacher, wandte er sich später dem
Geigenbau zu und war eine Zeitlang als Repara-
teur für A. Klein beschäftigt. Er hat auch einige neue
Violinen gemacht.
Perrln, fils, E. — Mirecourt. 1840
Gute Firma, die in ihren Geigen oft auch Paris als
Ursprungsort nennt. Die Instrumente haben großes
Patron, gutes Holz und einen orangefarbigen Lack.
Mirecourt. 1779.
Pernn (Perain), Frangois.
1789
Seine Geigen sind von echtem Mirecourter Aussehen,
erinnern in den Umrissen an das Guarnerimodell und
tragen gewöhnlich einen Brandstempe!, der »Fran<;ois
Perrin«oder »perain «gelesen werden kann. Sein Orange-
lack ist besser als der vieler seiner Landsleute. Eine
gute Violine von ihm besitzt Herrn. Glassl in Mün-
chen.
Perry, James. — Dublin. 1780. 1790
Vielleicht ein Bruder des bekannteren Thomas P. Eine
irische Zister von ihm besitzt T. W. Taphouse. Von
ihm dürfte auch eine schöne Zister im Besitze des Prof.
Dr. Gurt Sachs in Berlin herrühren.
Perry, Thomas. — Dublin. 1767. 1830
Ein sehr fleißiger Geigenmacher. Er machte u. a. viele
Zitherviolen (»Suitana«) und war eine Zeitlang mit
William Wilkinson verbunden. Ihre Arbeiten sind aus
gutem Holz und klingen schön. Außer seinen Zetteln
verwendete er auch oft eine Brandmarke mit seinem
Namen. Eine Viola von ihm vom Jahre 1794 befindet
sich in der Sammlung Galpin, Hatfield.
Geigenzettel : Made by Thos. Perry and W"^ Wilkinson /
musical Instrument makers, / No 4 Anglesea Street
Dublin 1827 (gedruck).
Persois. — Paris. 1820. 1850
Arbeitete von 1821—1843 für J. B. Vuillaume. Aus-
gezeichneter Bogenmacher. Seine Stangen tragen die
Marke P.R.S. Er zeichnete aber nur jene Bogen, die er
auf Bestellung machte, und auf die er besondere Sorg-
falt legte. Solche Bogen, die eine große Seltenheit sind,
sind denen Tourtes ebenbürtig und werden heute sehr
hoch bezahlt. Er selbst aber erzielte nur so geringe
Preise, daß er schließlich froh war, eine Stelle als Por-
tier eines Hauses in der Rue Saint Honore zu bekom-
men, wo er auch starb. Vidal schreibt den Namen
»Peisoit«.
Person, Sven. — Norraryd um 1800
Sein Name findet sich in einigen Violinen.
Perton. — Paris. 1757
Von diesem sonst nicht bekannten Geigenmacher be-
sitzt die Stiftskirche in Laufen eine gute Violine. Boden
und Zargen von schön geflammtem Ahornholz, die
Schnecke gut gestochen, die Umrisse elegant und der
Lack von schöner, gelbbrauner Farbe. Auf der Mitte
des Bodens ist ein altes Siegel eines früheren Besitzers
angebracht.
Geigenzettel : Perton Lutier / a parici 1 757 (gedruckt).
Perugia s. Del Perugia
Pesi s. Isep
Pescorino s. Bellone
Pessetti, G. B. — Mantua.
Kunsttischler, Formschneider,
cimbelmacher aus Castiglione delle Stiviere. (Bei Ber-
tolotti S. 1 11 erwähnt.)
Peter, .... — Wien. Nach 1418 und vor 1436
Er wird als »Lawtenmacher Peter« erwähnt und dürfte
der älteste nachweisbare Vertreter seiner Kunst in
Wien sein. Vgl. Schlager, Wiener Skizzen I. S. 166.
Peters, Gh. — Lübeck. 1806
Ein Dilettant, der ziemlich viele Geigen geflickt zu
haben scheint.
Geigerizettel : Rep. : von Gh. Peters / Lübeck 1806 (ge-
druckt).
Peters, Michael. — Wegberg. 1801
Wahrscheinlich ein Dilettant, der Instrumente geflickt
hat. In der Sammlung Snoeck (jetzt in Berlin) befindet
sich eine Baßviola von 1627 (Nr. 488) mit dem Zettel:
Dieses Instrument / ist gemacht anno / 1627 / Arran-
schirt von Michael Peters / In Wegberg anno / 1801
(geschrieben).
Peterson, P.A., lebt seit ungefähr 1875 als
Geigenmacher in Chicago
1674
Lauten- und Klavi-
Petersson — Petz
379
Petersson, Axel u. K. M. — Kellna-Kirchspiel
(Schonen). 1908
Zwei schwedische Bauernmusiker, Mitgheder des sog.
Kellna-Trios, die auf ihren selbstgefertigten Holzschuh-
Fiedeln viel Erfolg hatten. Den Korper ihrer Fiedeln
bildet ein gewöhnlicher Holzschuh, die Schallöcher der
Decke erinnern an die Schlangenlinien der alten Violen.
Hals und Schnecke sind von der üblichen Gestalt. Das
Nordische Museum in Stockholm besitzt drei solcher
Fiedeln, die von den Mitgliedern des -Trios gemacht
sind.
Pethenck, Horace. — Croydon. 1895
Der bekannte Geigenkenner und Schriftsteller, Ver-
fasser von Biographien Stradivaris und Guarneris usw.
Er hat auch eine Anzahl Geigen nach einem eigenen
Modell, das in der Mitte zwischen Gasparo da Salo
und Maggini liegt, gemacht.
Geigenzettel : Horace Petherick / Fecit / in Croydon
1891—3 (gedruckt).
Petit. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, als deren Stammvater der
Tischler, Geigen- und Instrumentenmacher Rene Petit,
der in den Jahren 1 730 und 1 733 vorkommt, bezeich-
net wird. Später kommen Dominique pere und Do-
minique fils P. zwischen 1760 — 1780 vor und gleich-
zeitig ein Nicolas Petit.
Petit, L. — St. Omer. 1856. 1870
Em Musiker, Violmlehrer an der Musikschule in St.
Omer, der auch Geigen repariert hat.
Petitgerard, Claude. — Mirecourt. 1 753
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Petitjean, L'aine. — Paris
Fleißiger Geigenmacher vom Anfang des 19. Jahrhun-
derts. Seme Arbeiten tragen seinen Namen und Paris
als Brandmarke. Eine Viola von ihm besitzt Alfr. Keil
in Lissabon.
Petitjean. — Paris?
Guter französischer Gitarrenmacher, vielleicht der Sohn
des vorigen. Eine mit Engelsköpfen bemalte Gitarre von
ihm besitzt Baron de Lery.
Petraschenitsch, ein russischer Geigenmacher,
der in Simferopol lebte und 1881 in Moskau
Violinen ausgestellt hat
Petri, Anton. — Zsombolya. 1902
Seines Zeichens ist er Friseur und Raseur und hat nach
seinem eigenen Ausspruch »eine patentierte neuför-
mige Geige« erfunden, »die eine neue Ära auf dem
Gebiete der Geigenbautechnik bedeutet«, und die »be-
rufen sein wird, die bisherige Geigenform gänzlich in
den Hintergrund zu stellen«. — Wir wollen es ab-
warten! — Seine Geige ist sehr hoch gewölbt, die
)(-Ausschnitte fehlen, dagegen ist dort, wo das Kinn
aufliegt, ein herzförmiger Einschnitt angebracht; die
F-Löcher stehen umgekehrt, wodurch das Einstellen
des Stimmstocks erleichtert werden soll.
Petrobono, gen. Dal Chitarrino. — Ferrara.
1445. 1446
Ein bei Valdnghi (2393) erwähnter Lautenmacher,
dessen Familienname jedoch Guarino war, s. d.
Petroni, Antonio. — Rom, 1867
Als Geigenmacher nicht ungeschickt, aber ohne künst-
lerische Bedeutung.
Pettersson, August. — Kungsöhr (Schweden).
1893
Erfinder einer Vorrichtung zur Anbringung von Neben-
saiten auf Streichinstrumenten.
Pettre, Petter. — Lüttich. 1637
Wurde 1637 als »feuseur de violon« in die Gilde der
Zimmerleute aufgenommen. In Lüttich wurden also
die Lautenmacher nicht als Künstler wie in Antwerpen
angesehen, wo sie bekanntlich zur Lukasgilde gehörten.
Petz (Betz), Franz. — Vils. Geb. 2. Dez. 1702,
t 21. April 1772 in Vils
Sohn des Johannes B. und der Sabina Hartmann. Er
heiratete am 1 7. April 1 747 die Witwe Monika Schwarz.
Außer diesen Daten, die Dr. Fr. Waldner ermittelte,
ist über sein Leben nichts bekannt. Seine Geigen sind
von guter Tiroler Arbeit, aber ohne besondere Vorzüge.
Er schreibt seinen Namen meistens Betz.
Geigenzettel : Franz Betz Lautten- und Gei- / gen-
macher. Fils im Tyrol (gedruckt).
Petz, Jakob. — Vils. Geb. 22. Juli 1742,
121. Jan. 1824
Sohn des Johann Georg (Hansjörg) P. und der Ottilia
Wörl, Neffe von Franz P. Er heiratete am 27. Januar
1772 die Witwe Anna Maria Gschwend. Er war einer
der besten Meister aus Vils. Er folgte dem Amati-
modell, verwendete gutes Holz und arbeitete auch recht
sauber nach Stainer und Klotz. Seine Violinen haben
einen vollen, weichen Ton. Dr. Oswald Oellacher in
Innsbruck besitzt eine sehr gute Violine von ihm aus
dem Jahre 1 796.
Geigenzettel : Abb. 626.
Petz, Jakob. — Wien. 1832
Ob er mit Marianus Petz verwandt war, kann nicht
festgestellt werden, seine Arbeiten sprechen sogar da-
gegen, denn sie haben vieles, was an eine Herkunft
aus Schönbach denken läßt. Mindestens ist es wahr-
scheinlich, daß er seine Schnecken aus Schönbach be-
zogen und bei billigen Geigen auch seinen Zettel in
Schönbacher Arbeiten geklebt hat. Bei solchen fehlen
auch oft die Eckklötzchen. Seme besseren, immerhin
noch mittelmäßigen Geigen zeigen das Wiener Modell
und den damals beliebten dunklen Lack. Der Adler
auf seinem Zettel mag irgendein Privilegium andeu-
380
Petz — Pfanzelt
ten, das er sich erworben hat. Daß er sich im Gegen-
satz zu dem Wiener Gebrauch statt Geigenmacher
»VioKnmacher« nennt, bestärkt mich noch mehr in der
schon angedeuteten Vermutung, daß er nicht aus der
Wiener Schule hervorgegangen ist.
Geigenzettel ; Abb. 605.
Petz, Johann. — Budapest
Ein sonst nicht bekanntes Mitglied der Vilser Familie.
Nach Dr. J. Geyer soll er im Anfang des 19. Jahrhun-
derts \n Ungarn gearbeitet haben.
Petz. Marianus. — Wien. 1 770. f 1 . Dez. 1 781
Er dürfte aus Vils oder Füssen stammen, übernahm
1774 die Werkstatt von Jos. Ferd. Leidolff, bei dem
er wohl vorher als Gehilfe gearbeitet hatte, und legte am
12. Februar desselben Jahres den Bürgereid ab. Er
wohnte als Lauten- und Geigenmacher Schottenviertel,
Tiefer Graben Nr. 363 und kommt von 1775 bis 1781
in den Steuerbüchern vor. Seine Arbeiten sind im gan-
zen recht gut und sauber gemacht und sehen denen der
Leidolffs oft zum Verwechseln ähnlich. Eine Baßgeige
von ihm aus dem Jahre 1 774 befindet sich im Schotten-
stift zu Wien.
Geigenzettel : Marianus Petz / Viennae 1774 (gedruckt)
und Abb. 610.
Petz. — Füssen. 1770
Vielleicht mit Marianus P. identisch. Der Vorname
war auf dem mir vorliegenden stark verletzten Zettel
abgerissen und die Geige stark vom Wurm zerfressen,
die Schnecke dagegen sehr schön.
Geigenzettel : . . . s Petz Lauten- und / . . . macher in
Füssen / 1770 (gedruckt).
Petzel, J. — Krakau. 1878
Reparaturzettel.
Petzold. — Markneukirchen
Dieser Familie gehören die folgenden Gelgenmacher
an:
PetzoU, August Ferdinand. — Geb. 3. April
1825
Sein Sohn war :
Petzold, August Robert. — Geb. 4. Nov. 1850,
f I.März 1875
Petzold, Ernst Hermann. — Geb. 24. Nov.
1856
Petzval, Josef
Bekannter und ausgezeichneter Physiker, Mathema-
tiker und Techniker, der sich auch mit musiktheore-
tischen Studien befaßte und mehrere Musikinstru-
mente erfunden hat, darunter im Jahre 1862 eine »Guit-
harfe« genannte Vereinigung der Gitarre und der Harfe.
Das Instrument ist doppelt so groß wie eine Gitarre
und hat zwei Griffbretter, ein schräges mit 6 Violinsaiten
und ein horizontales mit 6 Baßsaiten. Er Heß seine Er-
findung von Job. Gottfr. Scherzer in Wien ausführen.
Peynaud, Pierre. — Taillan par Eysines (Gi-
ronde)
Erfand 1891 eine Geige mit Klaviatur.
Pezzardi. — Brescia. 1660. 1690
Seine Arbeiten sollen Berührungspunkte mit denen
Magginis haben; so soll er auch durch doppelte Ein-
lagen auffallen. Nur seine F-Löcher, heißt es, seien im
Stile Amatls geschnitten. Sein Lack wird als dünn und
hellgelb beschrieben. Es war mir nicht möglich, eine
glaubwürdige Probe seiner Kunst ausfindig zu machen.
Ob die angegebenen Jahreszahlen richtig gelesen sind,
konnte ich daher nicht feststellen. Bei manchen Schrift-
stellern wird er sogar um 100 Jahre früher angesetzt,
was sicher falsch ist.
Pezzoni, Wm. V., lebt in Brooklyn
Pfab, Friedr. August. — Hamburg. Geb. 1822
in Zwota, f am 3. Juni 1904 im 82. Lebens-
jahre
Er hatte seine Lehrzeit in Klingenthal durchgemacht,
arbeitete 1844 in Hamburg bei Sauke und ging dann zu
Stoß nach Wien, bis er 1852 in Hamburg seine eigene
Werkstatt eröffnete. Er machte Geigen und Violoncelli
nach einem eigenen, dem Stradivari verwandten Mo-
dell und galt als Kenner alter Instrumente. Er erhielt
1873 in Wien eine Verdienstmedaille und 1889 in Ham-
burg die goldene Medaille. Am 1. März 1902 wurde
Julius Hempel sein Nachfolger.
Geigenzettel: August Pfab (gedruckt).
Pfandler, Joseph. 1844. — ?
Ist mir nur durch seinen Zettel bekannt geworden.
Geigenzettel: Joseph Pfandler / Anno 1844. No. 39
(gedruckt).
Petzold, Franz Paul.
Schöneck i. S. 1865
Schüler von Gustav Roth, machte sich 1885 In Gab-
lenz als Gelgenmacher selbständig und siedelte dann
nach Chemnitz über. Er verwendet Spirituslack.
Geigenzettel : Franz Paul Petzold / Chemnitz i, S. 18 . .
(gedruckt).
Pfanschel (Pfantschel), Peter. — Rom. f 1582
Ein deutscher, in Rom ansässiger Lautenmacher, des-
sen Name in dieser Schreibart urkundlich überliefert
ist; er wird wohl Pfanzel oder Pfantzelt geheißen haben
und war vielleicht ein Vorfahre des Straßburger Mei-
. /^ 1 ■ **^'^* ^°^^ Pfanzelt. Eine Ebenholzlaute von ihm wird
Chemnitz. Geb. m in einem Testament erwähnt.
Pfanzelt, Jörg. — Straßburg. 1635
Bei Jul. H. Zimmermann in St. Petersburg wurde im
Jahre 1904 eine Laute aus Elfefibeln und Palisander-
holz mit schön geschnitztem, hölzernem Dachstern re-
pariert, die den Zettel enthielt: Jörg Pfanzelt in Stras-
burg / 1635 (gedruckt).
Pfeiff
er
Pfretzschner
381
Pfeiffer, Johann Baptist. — Graslitz. Geb.
13. Febr. 1808, lebte noch 1863
Er war der Sohn eines Handschuhmachers, lernte in
Schönbach und soll nicht ungeschickt gewesen sein,
arbeitete aber hauptsächlich für Händler.
Pfingstgraeff, Friedrich. — f um 1899 in
Hermannstadt, wo er ein Geigengeschäft
hatte. 1901 hieß die Firma Pfingstgraeff jun.
Beide waren nicht selbst Geigenmacher.
Pfretzschner. — Markneukirchen
Aus dieser alten vogtländischen Familie sind viele Gei-
genmacher hervorgegangen. Es sind dies:
Pfretzschner, Adolf. — Stettin. Geb. 1849 in
Markneukirchen
Zweiter Sohn von Carl Gottlob Pfr. und seiner Frau,
geb Ficker. Schüler seines Bruders Carl Friedrich Pfr.
Er ließ sich vor etwa 30 Jahren in Stettin nieder.
Geigenzettel: Adolf Pfretzschner / Geigenmacher /
Reparirt: Stettin, d. 18 . . (gedruckt).
Pfretzschner, Adolf Heinrich. — Geb. 4. Juni
1869
Pfretzschner, August. — Geb. um 1810, f um
1865
wurde er angehalten, Stege und Saitenhalter zu schnei-
den; mit 16 Jahren machte er schon fertige Geigen.
Nach dem Tode seines Vaters ging er nach Leipzig zu
L. Bausch jun , wo er seine Ausbildung vollendete. Als
Ernährer seiner Mutter wurde er nicht sofort zum Mi-
litär genommen, verheiratete sich 1869, wurde aber
1870 bei Ausbruch des Krieges zu den Fahnen gerufen
und hat den ganzen Feldzug mitgemacht. Er ist em
sehr geschickter Gelgenmacher, und auch seine beiden
Söhne erwählten den gleichen Beruf. Sein ältester
Sohn Ist:
Pfretzschner, Carl Friedrich III. — Geb. nach
1870
Pfretzschner, Carl Gottlob. — Geb. 23. Jan.
1807, t 28. Aug. 1863
Sohn und Schüler von Christian Gottfr. Pfr. Nach
vollendeter Lehrzeit arbeitete er etwa vier Jahre in
Dresden und ebenso lange in Hamburg. Nach semer
Rückkehr machte er sich selbständig und heiratete die
Tochter des Geigenmachers Johann Ficker (gen. Ficker-
hansel). Er war einer der geschicktesten Geigenmacher
seiner Zeit, doch hinderte ihn an der vollen Entfaltung
seiner Fertigkeit ein über 30jähriges Siechtum, dem er
mit Heldenmut trotzte. Nur zuletzt mußte er 1^/., Jahre
im Bette liegend zubringen. Er machte seine Geigen
sowohl aus freier Hand wie auch über die Form.
Geigenzettel: Carl Pfretzschner /' Instrumentenma-
cher / Neukirchen a Sachsen / 1838 (gedruckt).
Sohn und Schüler von Christian Gottfried Pfr. Von ^ , nL • ^ r t^f,," A
Hause aus talentvoll, ergab er sich später dem Trünke Pfretzschner, Christian Gottfried
und starb im Armenhause.
Pfretzschner, Carl Friedrich I. — Geb. 1743,
t 25. Mai 1798 im Alter von 54 Jahren
6 Monaten und 6 Tagen
Er wurde am 21. Mai 1766 nach Erfüllung sämdicher
Vorschriften und Anfertigung des Meisterstücks Meister
und gehörte zu den besseren Vogtländer Geigen-
machern. Er verwendete abwechselnd hohe und flache
Wölbung und kannte offenbar Italienische Vorbilder,
— Geb.
1 . Dez. 1784 in Markneukirchen, f 29. März
1857
Seine Hauptarbeitszelt fällt mit dem tiefsten Verfall
der vogtländischen Gelgenmacherei zusammen. Es
wurden damals nur ganz geringwertige Geigen gemacht
und so beschränkte auch er sich lediglich darauf, die
billigsten Dutzendgelgen herzustellen. Seine beiden
Söhne Carl Gottlob und August wurden gleichfalls
Geigenmacher.
WolDung una Kannte onenuai iiaiicnisi-uc vuiunuci, _,, . . n \ \ C V,
die er auch nachahmte, aber doch nicht so gut, daß Pfretzschner, Christian Uottiob. — L.eb. um
1746. 1766
Nach Erfüllung aller Vorschriften und Vollendung
eines einwandfreien Meisterstückes wurde er nach sei-
ner Rückkehr aus der Fremde am 7. Juli 1766 als Mei-
ster in die Zunft aufgenommen.
Pfretzschner, Elias s. Joh. Elias Pfr.
man sich durch seinen Zettel verleiten lassen könnte,
Ihn für einen aus Bayern eingewanderten Cremo-
neser zu halten, wie dies mehrere, u. a. noch Nieder-
heitmann und Grillet, taten. Falsch ist es auch, ihn in
den Anfang des 18. Jahrhunderts zu setzen, was durch
schlechtes Lesen der geschriebenen Zahl 7. die für
1 genommen wurde, vorkam. Brandmarke: C F P 1774.
[ Geigenzettel : Carl Friedrich Pfretzschner, / prope Vio-
llnocarRespontent/RomanlCremonaAo 1773 (sie!) pfretzschner, Friedrich Adolf. — Geb. nach
(gedruckt). — Carl rnednch Pfretzschner / Lremo-
-- 1872
Sohn von Carl Friedrich II Pfr.
Carl Friedrich Pfretzschner / Cremo-
nlen Hlronlml FUl Antonl Ne. / p s fecit Ao. 1773. (sie !)
(gedruckt).
Pfretzschner, Carl Friedrich II. — Geb.
17. Nov. 1845
Sohn und Schüler von Carl Gotdob Pfr., bei dem er
eine gute Schule durchmachte. Schon mit 10 Jahren
Pfretzschner, G. A. — Markneukirchen
Inhaber dieser Firma, die eine Anzahl Gelgenmacher
beschäftigt, sind jetzt Adolf und Kurt Pfretzschner
Die Firma M. C. R. Andorff ging seinerzeit in den
382
Pfretzschner, Hermann Richard — Pfretzschner, Wilhelm August
Alleinbesitz von Adolf Pfr. über, der sie später seinem
Sohne Hans Pfr. und dem alten Geschäftsleiter Max
Martin abgetreten hat. (Jetzt heißt diese Firma:
Deutsche Signal-Instrumentenfabrik Pfretzschner &
Martin vormals M. C. R. Andorff.)
Pfretzschner, Hermann Richard. — Markneu-
kirchen. Geb. 1857 in Markneukirchen
Trefflicher Bogenmacher; er war zuerst Schüler semes
Vaters und ging 1874 zu seiner weiteren Ausbildung
nach Paris zu J. B. Vuillaume. Im Jahre 1880 begrün-
dete er sein eigenes Geschäft, das bald zu großem An-
sehen kam. Nachdem er schon seit Jahren für die
sächs. Hofkapelle alle Arten von Bogen geliefert hatte,
wurde er 1901 zum kgl. Hoflieferanten ernannt. Er
arbeitet nach J. B. Vuillaume, Tourte und Voirin und
nach eigenem Modell die sog. Wilhelmj-Bogen für
Künstler, die tatsächlich hochgespannten Anforde-
rungen entsprechen und den besten französischen
und englischen Bogen ebenbürtig sind. Seine Stangen
sind nicht lackiert und tragen den Namen H. R.
Pfretzschner schwarz aufgestempelt.
Pfretzschner, Johann Adam I. — Geb. um
1696, lebte noch 1738
Sohn von Job. Elias I Pfr. Er wurde am 15. Dezember
1716 als Meister in die Zunft aufgenommen, obwohl
er so wenig, wie sein Vater »die Kunst erlernt halte*.
Er sollte sich deshalb auf '»Handel und Wandel« be-
schränken.
Pfretzschner, Johann Adam II. — Geb. um
1720, lebte noch 1750
Neffe von Joh. Adam I. Er wurde am 13. November
1 738 Meister. So lange man nicht weiß, wann Johann
Adam I Pfr. gestorben ist, wird es schwer bleiben,
beider Arbeiten von einander zu unterscheiden.
Pfretzschner, Johann Carl. — Geb. 1739,
t 12. Aug. 1797
Wahrscheinlich ein Sohn von Johann Adam Pfr. ; er
wird ausdrücklich als Geigenmacherssohn bezeichnet
und wurde am 28. Mai 1760 gleichzeitig mit sechs
anderen Geigenmachergesellen Meister. Er erreichte
ein Alter von 57 Jahren 10 Monaten 5 Tagen.
Pfretzschner, Joh. Elias I. — Geb. um 1680,
lebte noch 1730
Vermutlich der Stammvater der Familie. Er war kein
gelernter Geigenmacher und vielleicht der erste Geigen-
händler, der sich in (M.)-Neukirchen niedergelassen
hat. Durch seine vielfachen Beziehungen zu den Gei-
genmachern und wegen der Vorteile, die ihm eine Zu-
gehörigkeit zur Zunft bringen mußte, bewarb er sich
darum, als Meister aufgenommen zu werden. Er schloß
am 13. März 1713 einen Vertrag mit der Zunft, daß
er lediglich Handel treiben wolle. Als in der Haupt-
quartalsversammlung sämtliche Meister beisammen
waren und niemand Einspruch erhob, wurde er am
15. Juni 1713 gegen Erlegung von 21 Talern als Zunft-
meister aufgenommen. Es erscheint demnach fraglich,
ob die Geigen, die seinen Namen tragen, wirklich von
ihm sind.
Pfretzschner, Johann Elias II. — (Mark)Neu-
kirchen. Geb. um 1709. 1735
Wahrscheinlich ein Sohn Joh. Elias I Pfr. Er erlernte
das Geigenmachen regelrecht, war Geselle und wurde
am 6. Februar 1730 als Meister in die Zunft aufge-
nommen.
Pfretzschner, Johann Elias III. — Geb. um
1750, lebte noch 1780
Sohn von Johann Adam II Pfr. Er verwendete eine
Art Hopf-Modell. Der Boden ist bei ihm gewöhnlich
besser als die Decke, Schnecke und F-Löcher von häß-
licher Form. Auf seinen Zetteln hebt er in sinnlosem
Latein Cremona als Ursprungsort anzugeben. In den
Markneukirchener Geburts- und Sterberegistern ist
er nicht zu finden.
Pfretzschner, Johann Gottfried. — Geb. 1733,
t9.Aug. 1771
Sohn von Johann Elias I Pfr. Er wurde am 5. Oktober
1 75 1 Meister und gehörte zu den Neukirchener Geigen-
machern, die gerne »Cremona« als Ursprungsort an-
gaben oder Jacob Stainer zum Erfinder der Violine
ernannten. Er scheint talentvoll gewesen zu sein und
hat wahrscheinlich italienische Geigen gekannt, doch
starb er schon im Alter von 38 Jahren und 35 Tagen.
Seinen Namen schreibt er manchmal einfach »Pfretsch-
ner«.
Geigenzettel : lohann Gottfried Pfretzschner / erfunden
von lacob Stainer / in Absom Ocni pontum (sie) /
1768 (gedruckt).
Pfretzschner, Johann Gottlob. — Geb. 15. Aug.
1753, t 12.JuH 1823
Der Geschickteste aus seiner Familie. Nachdem er ur-
sprünglich noch eine Art Stainer-Modell verwendet
hatte, war er einer der ersten Vogtländer, die das Stra-
divari-Modell mit Verständnis nachzuahmen suchten.
Die Arbeit ist gut, das Patron lang und schmal, die
Wölbung anfangs meist stark und steif, später aber
flach mit schmalem Rand. Die F-Löcher sind zierlich
und die Schnecke klein mit langem Wirbelkasten. Er
verwendete verschiedene Zettel.
Geigenzettel : Johann Gottlob Pfretzschner / Jacobus
Stainer in Absahm prope / oeni pontum anno 1778
(gedruckt). — Aus / J. G. Pfretzschners / Musicalisch.
Instrumentenhandlung ,' in Neukirchen bei Adorf (ge-
druckt) und Abb. 627.
Pfretzschner, Richard. — Markneukirchen.
Geb. 15. Febr. 1832, f 9. Sept. 1893
Als tüchtiger Bogenmacher geschätzter Meister.
Pfretzschner, Wilhelm August. — Markneu-
kirchen. 1905
Bogenmacher (Fabrik).
I
I
Pfrim — Pichen
383
Pfrim, Adam. — Leipzig, Würzburg. 1809.
1810
Die beiden folgenden Zettel dürften jedenfalls nur
einem Geigenmacher zuzurechnen sein: A. Pfrim /
Geigenmacher in Leipzig , 1809 (gedruckt). — Adam
Pfrim Geigenmacher in Würzburg / 1810 (gedruckt).
Pfuntmair, Lienhart. — München. 1566
Ein Musikinstrumentenmacher, der u. a. für den bay-
rischen Hof tätig war, und wohl auch Lauten gemacht
hat.
Pfuntmichel, Johannes. — Mittelwalde?
(Schlesien, Kreis Habelschwerdt, Reg.-Bez.
Breslau). 1808
Paul de Wit veröffentlicht seinen Zettel, auf dem zwi-
schen dem zweimal vorkommenden Taufnamen das
hier ganz unversändliche Wort »einer« steht. Da es in
Mittenwald in Bayern keinen Geigenmacher dieses
Namens gegeben hat, könnte nur Mittelwalde i. Schi,
in Frage kommen, aber auch dort war nichts über ihn
zu ermitteln.
Geigenzettel: Johanes einer Johanes Pfuntmichel /
Geigen und Bogenmacher in Mittel / walt 1808 (ge-
druckt).
Phaenga s. Fenga
Phelan. — Thomastown. Mitte des 19. Jahr-
hunderts
Seine Geigen sind nicht auffallend durch Arbeit und
Lack, klingen aber nicht schlecht.
Philbert, Joseph. — Mirecourt. 1 770
Bogenmacher.
Philippi, P. de. — Rom. 1855
Eine gut gearbeitete, aber nur mittelmäßige Violine
trug einen Zettel mit diesem Namen.
Philips, A. E. s. Hill & Sons
Philips (Philipp), Johannes. — Koblenz. 1733
Ein Lauten- und Geigenmacher, der auch in Antwer-
pen gearbeitet haben soll. Alfred Keil in Lissabon be-
sitzt ein sechssaitiges Alto von ihm. Im Koblenzer
Stadtarchiv war leider nichts über ihn zu ermitteln,
auch nicht, ob er dort jemals einen Vorgänger gehabt
hat.
Guigh
la
Pianazzi * (Pianassi), Domenico.
(Modena). 1760. 1780
Er machte recht gute Violen und Violinen, die aber
sehr selten vorkommen.
Piat, Jean. — Mirecourt. 1760. 1789
Bogenmacher.
Piattellini, Gaspero. — Florenz. 1738. 1780
Vermutlich ein Mitschüler von Gabbritlii Seine Gei-
gen sind sehr flach, seinen (braunen) Lack hat er ge-
wöhnlich sehr dünn aufgetragen. In der Arbeit steht
er etwa in der Mitte zwischen Gabbrielli und dem
Pisaner Brandini. Am besten sind seine Violoncelli.
Geigenzettel: Gaspero Plattellini Fece / In Firenzze
.Anno Domini 1738 (geschrieben). — Gaspero Piatte-
lini / fece l'Anno 1780 / in Firenze (gedruckt).
Piattellini, Luigi. — Florenz. 1789. 1821
Sohn und Schüler Gaspero P.s, den er jedoch nicht er-
reicht; am besten gelangen ihm seine Violoncelli.
Picard (Picquard), Nicolas. — Mirecourt. 1 747.
1779
Er wird als Geigenmacher bezeichnet, doch kennt man
noch keine .Arbeiten von ihm.
Picciati, Ippolito. — S. Giovanni m Persiceto.
1850. 1856
Er machte Geigen und Kontrabässe von gewöhnlicher
Gattung. Der Name wird auch Piccioli gelesen.
Piccinetti, Giovanni. — 1677
Sohn des Jacopo P. Em italienischer Violen- und Lau-
tenmacher, den Valdrighi (2418) erwähnt.
Pichler, vgl. auch Püchler (Puchler)
Pichler, Marcell. — Hallein. 1673
Tüchtiger Lauten- und Geigenmacher des 17. Jahr-
hunderts und vielleicht einer der Begründer der fast
hundert Jahre lang in Hallein (im Salzburgischen)
blühenden Geigenindustrie. In den Matrikelbychern
wer bisher nichts über ihn zu finden, er scheint daher
eingewandert zu sein. Die in den Matrikeln vorkom-
menden Mitglieder der Familie werden bald als Kalk-
brenner, bald als Schiffsleute, aber nicht als Geigen-
macher bezeichnet, was zu der Vermutung führt, daß
sie nur in arbeitsloser Zeit ihr Brot als Geigenmacher
suchten. Marcell P. schreibt seinen Namen bald Pich-
ler, bald Bichler und selbst PuCchler, seinen Tauf-
namen Marcell und Mercell. Es liegt daher nahe, ihn
für einen Sohn des Salzburger Meisters Marcell Puech-
1er zu halten. Eine hübsche Arbeit von ihm besitzt
das städtische Museum Carolino-Augusteum in Salz-
burg. Es darf darauf aufmerksam gemacht werden, daß
nach einer alten Überlieferung ein sehr geschickter
Geigenmacher des Namens Pichler in Stainers Werk-
statt gearbeitet und den kranken Meister oft vertreten
habe. Fleming glaubt, daß damit Tecchler gemeint sein
könne. Wahrscheinlicher ist es aber, daß der Halleiner
oder Salzburger Meister jener angebliche Gehilfe Stai-
ners war.
Geigenzettel: Marcellus Pichler Geigenmacher all-
hier (gedruckt).
Pichol. — Paris
Dieser Name ist nur bei Hart zu finden.
Pichon. — Lyon. 1859
Übernahm nach dem Tode von Pierre Silvestre das
von diesem und dessen Bruder begründete Geschäft,
das dann an den jüngeren Hippol. S. überging.
384
Picinetti — Pierray
Picinetti, Giovanni. — Florenz.- 1677. 1682
Er war der Sohn des Jacopo P. und hatte seine Werk-
statt bei der Kirche der Madonna dei Ricci (in der
heutigen Via del Corso). Wenn er auch nicht zu den
großen itahenischen Meistern zu zählen ist, so war er
doch recht geschickt, wie eine Tenorgeige mit röthch-
gelbem Lack in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln (Nr. 906) beweist.
Geigenzettel: Gio Picinetti fio / ao 1682 (geschrieben).
Picino, Giuseppe. — Neapel
Mandolinenmacher.
Picino s. auch Bagatella P.
Pickard, Handel. — Leeds. 1862. 1865
Ein geschickter Geigenmacher, der aus Gesundheits-
rücksichten das Geigenniachen aufgeben mußte und
Hotelwirt wurde.
Pidelot, Frangois. — Nancy. 1737
Von A. Jacquot nachgewiesener, sonst unbekannter
Geigenmacher.
Pieczatkowski, Joseph. — Ostrog. 19. Jahrh.
Sein Name findet sich auf einem Reparaturzettel in
einer Geige von Sienkiewicz.
Piegendorfer, Georg. — Augsburg. Geb.
9. Febr. 1849 in Kläham bei Ergoldsbach in
Niederbayern, f 1906 in Augsburg
Einer der besten bayrischen Geigenmacher. Von Ju-
gend auf beschäftigte er sich schon mit Musik und kam
zunächst zu einem Kunsttischler in die Lehre. Er ar-
beitete bereits als Gehilfe in verschiedenen Städten, als
1866 der Krieg ausbrach. Freiwillig trat er beim bayr.
Inf. -Leib-Regiment ein und machte den Feldzug als
Signalist bei der 8. Schützenkompagnie mit. Nach dem
Friedensschluß wurde er der Regimentskapelle zuge-
teilt und hier erst eigentlich zum Musiker ausgebildet.
Im Juli 1869 zur Reserve entlassen, wurde er schon
1870 wieder einberufen und machte den ganzen Feld-
zug 1870/71 als Hoboist mit. Hierauf trat er dann als
Waldhornist bei einem Theaterorchester ein und kam
als Musiker auf Konzertreisen weit in Deutschland und
der Schweiz herum. Im Jahre 1874 wurde er veranlaßt,
eine schadhafte Geige auszubessern. Gewohnt, feine
Arbeiten auszuführen, gelang ihm der Versuch so über
alles Erwarten, daß man ihm von allen Seiten zuredete,
sich dem Geigenbau zu widmen, und einer seiner
Freunde brachte ihm Wettengels bekanntes Lehrbuch.
Er studierte dieses mit großem Eifer durch und ver-
schaffte sich dann noch andere Lehrbücher, so daß er
gut vorgeschult war, als er 1873 als Volontär bei F. Chr.
Edler eintrat, der ihn nach bestem Können ein Jahr
lang unterrichtete. Im Jahre 1877 baute er in Winter-
thur mit ziemlich unzulänglichen Werkzeugen seine
erste Violine, und zwar nach einem eigenen Modell,
die ihm über Erwarten gut gelang. Er machte nun
rasche Fortschritte und kam 1879 als Mitglied des
städtischen Orchesters nach Augsburg, wo er sich 1 880
. verheiratete und eine Geigen-Reparaturanstalt grün-
dete, die so viel Zuspruch fand, daß er seine Stellung
als Musiker aufgeben konnte. Er übernahm dann die
gut eingeführte Saiteninstrumentenhandlung von Ant.
Scherlein in Augsburg und hat seitdem Jahr für Jahr
eine Anzahl Geigen gemacht, die schnell ihre Liebhaber
fanden, da sie überaus sorgfältig gearbeitet und sehr
gut im Ton sind. Er arbeitete nach Stradivan und Guar
neri und verwendete schönes, altes Holz und einen guten
gelben Lack, der neu vielleicht nicht bestechend aus-
sah, gewiß aber im Alter an Schönheit zunehmen wird.
Er war ein ebenso feinsinniger, wie rastlos strebender
Künstler, dem man auch eine wertvolle Monographie
über die schwäbischen Geigenmacher von 1600 bis auf
unsere Zeit (Leipzig 1902) verdankt. Sein Nachfolger
ist Otto Ebner.
Geigenzettel : Abb. 623.
Pieri, Constantino, ein Italiener, der im 1 9. Jahr-
hundert in der Mitte der 60 er Jahre lebte
und Geigen flickte
Pieron s. Pierron
Pieroni (Pierotti?), Luigi. — Gubbio. 1833.
1847
Wahrscheinlich ein Landmann, der sich im Winter mit
der Geigenmacherei beschäftigte. Seine Geigen sind
handwerksmäßig gemacht und schlecht lackiert.
Geigenzettel: Luigi Pieroni / Fecit in Gubbio 1833
(geschrieben).
Pierrard, Louis. — Brüssel. 1882. 1902
Nachkomme einer Mirecourter Familie, von dei ein
Nicolas Pierrard schon 1 760 als Geigenmacher in Mire-
court vorkommt. Louis P. war Schüler von Mougenot.
Er begründete 1882 seine eigene Werkstatt und hat
auf den Ausstellungen in Antwerpen 1894 und in Brüs-
sel 1897 silberne Medaillen erhalten. Er ist Geigen-
macher des kgl. Konservatoriums in Gent und ver-
öffentlichte 1890 eine Broschüre: »Traite de Lutherie«
und 1902 eine zweite: »Le Violin. Son histoire et son
origine« usw.
Pierray, Claude. — Paris. 1698. 1726
Einer der besten Vertreter der alten Pariser Schule,
der, wie alle seine Zeitgenossen, nach italienischen Vor-
bildern arbeitete. Er wohnte in der Rue des Fosses-
Saint-Germain-des-Pres und 1725 »proche la Come-
die«. Seine Geigen zeigen sowohl großes als kleines
Patron und meist hellroten oder gelben Lack, der jetzt
sehr nachgedunkelt erscheint Das Holz ist gut, wenn
auch oft unscheinbar, nur ungleich in den Stärken-
verhältnissen. Der Ton ist immer kräftig, wenn auch
nicht sehr ansprechend. Er stand schon bei Lebzeiten
in hohem Ansehen und bildete eine Reihe tüchtiger
Schüler aus. In Thomas Brittons Katalog liest man:
»a violin by Gl. Pierray as good as a Cremona«. Bessere
Arbeiten von ihm werden jetzt von Liebhabern oft mit
Preisen bezahlt, die freilich in keinem Verhältnis zu
ihrem tatsächlichen Wertestehen. Da er sehr fleißig war,
kommen seine Geigen nicht selten vor. Eine hübsche
Gamba von ihm besitzt das Mus. d. Pariser Konserv.
i
Pi
lerre
Piltz
385
(Nr. 173), ein Violoncello Dr. med. Lang in Wiesbaden,
eine Viola da Gamba von 1708 die Sammlung W. Gal-
pin (Hatfield); eine Geige von 1710 aus der Sammlung
Snoeck (Nr. 526) ist jetzt in Berlin.
Geigenzettel: Claude Pierray / proche la Comedie / ä
Pari's 1725 (gedruckt) und Abb. 609.
Pierre, Jean-Etienne. — Mirecourt. f 26. Juli
1786
Seine Violinen sind nach A. Jacquot sehr gut, originell
in der Form, kommen jedoch selten vor. Er gebrauchte
die Brandmarke: I. E. P. Von derselben Familie sind
noch als Geigenmacher Anloine P. 1758, Nicolas-
Etienne P. 1766 und Jean-Nicolas P 1779 zu nennen.
Pierron, Joseph. — Mirecourt. 1788
Bogenmacher.
Pierrot. — Lyon. 17. — 18. Jahrhundert
Diesen Namen fand ich bisher nur bei Hart aufgeführt.
Ich vermute, daß hier eine Verwechslung mit Meriotte
(s. d ) vorliegt.
Piesendel, Ernst Albin. — Markneukirchen.
Geb. 14. Okt. 1865 in Markneukirchen
Einer Familie entstammend, der auch der berühmte
Geiger Joh. Gg. Pisendel (| 1 755 in Dresden) angehörte.
Piete, Noel. — Paris. Geb. um 1760, lebte
noch 1810
Schüler von Saunier. Man kennt recht gute Violinen
und Violoncelli von ihm.
Pietri, Pietro. — Venedig. 1690
Ein Lauten- und Geigenmacher, den nur Valdrighi
(2427) erwähnt.
Pilar, Anton. — BerHn. Geb. 10. Juni 1881 in
Altpaka in Böhmen
Schüler von Benj. Patocka. Nachdem er als Gehilfe in
'Kuttenberg und Graz gearbeitet hatte, kam er zu Os-
wald Möckel, bei dem er acht Jahre lang blieb. Ostern
1909 machte er sich selbständig und verstand es, sich
bald einen ansehnlichen Kundenkreis zu erwerben.
Seine Arbeit sowohl im Neubau wie in der sorgfältigen
Wiederherstellung alter Geigen wird sehr gelobt.
Geigenzettel : (Violinschlüssel) Antonius Pilar / fecit /
Berolinensis 19 . . (Baßschlüssel) (gedruckt).
Pilät, Paul. — Budapest. Geb. in Benesov bei
Prag 1860
Schüler von Thomas Zach in Wien, arbeitete als Ge-
hilfe bei Gab. Lemböck und David Bittner in Wien
und bei Jos. W. Schunda, dann bei Ed. Bartek m Buda-
pest, dessen Geschäft er 1883 übernahm. Er macht sehr
gute Geigen, und besitzt ein Patent für einen »rekon-
struierten« Baßbalken. Er bringt Bernsteinlack in An-
wendung und hat seit 1885 eme große Zahl von
Medaillen und Auszeichnungen erworben. Er ver-
wendet auch Brandmarken.
Geigenzettel : Abb. 600.
V. L ü tgc nd orf f , Geigen- und Lautenniacher. Bd. H
Pilichowski, Woycech. — Krakau. 1799
Guter polnischer Lautenmacher, von dem die Gesell-
schaft der Musikfreunde in Wien eme polnische Zither
(Kithara) besitzt.
Geigenzettel: Woycech Pilichowski / zrobil w Kra-
kowie 179^ (gedruckt).
Pillement (Pillementi), Fran^ois. — Mirecourt.
1774. 1830
Seine Arbeit ist sehr ungleichwertig: neben sehr mittel-
mäßigen Violinen findet man manchmal auch solche,
die recht gut klingen. Seme Geigen kommen häufig
vor, doch sind seine Violoncelli, deren Böden meist
aus einem Stück gefertigt sind, in der Regel besser.
Sein Lack ist ziemlich dunkel. Er verwendete eine
Brandmarke: Pillement ä Paris. Auf seinem Zettel be-
zeichnet er sich als F. Pillement pere. Es scheint also
auch sein Sohn Geigenmacher gewesen zu sein; viel-
leicht ist dies jener »Lete Pillement« in Turin, dessen
Namen man in einer Gitarre las, oder jener Jean Pille-
ment, der um 1788 als Geigenmacher und Händler in
Mericourt nachweisbar ist. Die staatl. Sammlung in Ber-
lin besitzt aus der Sammlung Snoeck eine Geige von
Pillement (Nr. 532), eine andere Karl Stceber in Würz-
burg.
Geigenzettel: PILLEMENT pere / ä MIRECOURT
fecit anno 1 799 (gedruckt).
PiUyser. — Brüssel. 1911
Belgischer Geigenmacher unserer Zeit, dessen Violinen
sowohl in der Arbeit, als in ihrem guten roten Lack
Anerkennung finden.
Pilosio (Pelosio), Francesco. — Görz. Geb.
I.März 1754 (?). fnach 1778
In den Kirchenbüchern von Görz kommt ein einziger
Francesco Pelosio als Sohn des Andrea und der Teresa
vor. Ob dieser mit dem Geigenmacher identisch ist,
muß dahingestellt bleiben. Da manche die Jahreszahl
1778 auf einem seiner Zettel mit 1748 lesen wollen, so
müßte vielleicht der am 16. November 1715 geborene
Francesco Andrea Pelosio (Sohn des Giacomo und der
Maddalena P.) als der Verfertiger der Geigen usw.,
die den Namen »Pilosius" tragen, angesehen werden,
obwohl das durchaus unwahrscheinlich wäre ^). Fran-
cesco Pilosio war besonders als Violenmacher recht ge-
schickt. Violinen von ihm habe ich nicht gesehen.
Geigenzettel: Franciscus Pilosius fecit in Gorizia
1778 (geschrieben).
Pilotti, Giuseppe. — Bologna. Geb. 1784,
t 1838
Ein Musikinstrumentenmacher von wenig hervorragen-
den Eigenschaften.
Piltz (Pilz), Gottfried. — (Mark)Neukirchen.
1732. 1752
Er hat erst als Musketier gedient und sich dann in
Markneukirchen niedergelassen, wo er Bürger wurde
^) Der Name Pelos kommt in Görz sehr häufig vor.
25
386
Piltz
Piet
und als Autodidakt das Geigenmachen erlernte. Da er
sich getraute, damit sein Brot zu verdienen, bat er, in
die Zunft als Meister aufgenommen zu werden, und
berief sich dabei auf seine dem Kurhause geleisteten
Dienste. Da man schon früher den Simon Pöllmann,
der auch kein gelernter Geigenmacher war, zugelassen
hatte, kam man ihm ebenfalls so weit entgegen, daß
man ihn gegen Bezahlung von 15 Talern als »Innungs-
verwandten« in die Zunft aufnahm. Er lebte noch 1752.
(Mark-)Neukirchen.
Piltz, Hans Georg.
1752
Sohn von Gottfried P. Sein Name ist ebensowenig wie
der seines Vaters in den Markneukirchener Pfarrbüchern
zu finden. Er scheint also weder dort geboren noch
dort gestorben zu sein. Doch wurde er, nachdem er
regelrecht gelernt und seine Gesellenjahre abgedient
hatte, am 21 . November 1 752 als Meister in die (Mark)-
Neukirchener Geigenmacherzunft aufgenommen.
Pimpard. — Jenzat. 1870. 1889
Er war lange Werkführer bei Pajot, machte sich 1881
selbständig und macht Bauernleiern (>>Viellen<') wie
die Pajots. Sein Sohn Pimpard-Cousin ist sein Ge-
schäftsteilhaber. Sie führen den Werkstattnamen »ä la
Vielle Bourbonaise«.
Pingrier (Pingrie), Frederic. — Paris. 1882.
1890
Schüler von Jos. M. Chardon ; er ist jedoch nicht Gei-
genmacher von Beruf, sondern nur aus Liebhaberei.
Pinto, Antonio Joachim. — Saö Paulo. 1911
Brasilianischer Mandolinenmacher der Gegenwart.
Piotti. — Montebello
Italienischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts, der
eine Brandmarke mit seinem Namen verwendet.
Pique, Fran^ois-Louis. — Paris. Geb. in Rorei
(Roret) bei Mirecourt 1758, f in Charenton
Saint-Maurice bei Paris 1822
Schüler von Saunier. Er kam um 1 777 nach Paris,
wohnte erst in der Rue Coquilliere, »au com de la rue
du Bouloy« und zog 1778 in die Rue Plätriere; 1790
wohnte er wieder Rue Coquilliere, diesmal aber »vis-
ä-vis le roulage de France«; von da verlegte er seine
Werkstatt nach der Rue de Grenelle St.-Honore,
und dort blieb er bis 1816, in welchem Jahre er sich
auf sein Besitztum in Charenton St. -Maurice zurück-
zog; doch scheint sein Geschäft noch eine Zeitlang
weiterbestanden zu haben; wenigstens findet sich in
der Sammlung Snoeck eine Geige mit seinem Zettel
und der Jahreszahl 1830. Er war ein sehr feiner Kopist
von Stradivari und zeichnet sich durch musterhafte
Arbeit aus. Das Holz ist sehr gut, die Schnecke zier-
lich, die F-Löcher schwungvoll und der Lack von
schöner roter oder rotbrauner Farbe, nur manchmal
zu dick und nicht durchsichtig genug. Spohr stellt
seine Geigen denen von Lupot fast gleich, was um so
mehr berechtigt ist, als tatsächlich feststeht, daß Lupot
für Pique Geigen gemacht hat, die dieser lackierte und
mit seinen Zetteln versah. P. war Lieferant des Konser-
vatoriums und hat ziemlich viele Geigen gemacht. Eine
Theorbe von 1 779 besitzt das Pariser Konservatorium
von ihm, eine Geige von 1806 Fürst Lobkowitz auf
Schloß Raudnitz.
Geigenzettel: Abb. 583, 591 und 603.
Pircher, Sebastian. — St. Leonhart (Passeyer).
Geb. 15. Mai 1859 zu Schweinsteg (Passeyer)
Nach Dr. F. Waldners Nachrichten über tirol. Lauten-
und Geigenbauer (Ferd.-Ztschr. III F, 55. Heft) ein
Bauernsohn, der in Sterzing die Tischlerei erlernte und
jetzt als Tischlermeister aus Liebhaberei Geigen macht.
Er ist ein talentvoller Autodidakt, der jede Gelegenheit
benutzte, sich an guten Vorbildern zu schulen.
Pirot, Claude. — Paris. 1795. 1833
Ein verdienstvoller Geigenmacher, der vielleicht in Mi-
recourt gelernt, aber die Italiener gut studiert hat und
Lupot manchmal nahekommt. Die Wölbung nahm er
ziemlich flach und schnitt die F-Löcher besonders
schön. Sein roter oder rotbrauner Lack ist ziemlich
dick und nicht durchsichtig genug. Zwei Violinen von
ihm von 1803 und 1813 besitzt das Museum des Pa-
riser Konservatoriums (Nr. 29 und Nr. 1012) und eine
Violine von 1810 Berlin aus der Sammlung Snoeck.
Geigenzettel : Abb. 593.
Pirouel. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, als deren Stammvater man
Georges Fran^ois P., der schon 1688 vorkommt, an-
sehen kann. Vielleicht war Michel P. (1737. 1757) sein
Sohn. Dieser hatte einen Sohn Nicolas I und einen am
20. April 1766 geborenen Enkel Nicolas II P.
Pisani. — San Angelo. 1756
Einige Geigen von hochgewölbtem Modell, aus gutem
Holz gemacht, führen seinen Namen.
Piskorsch, Raphael. — Mistek. 1862. 1871
Mittelmäßig in seiner Arbeit und nur als Reparateur
öfter vorkommend.
Geigenzettel : Repanrt von / Raphael Piskorsch / Vio-
linmacher in Mistek (gedruckt). — Rafael Piskorsch /
Geigenmacher in Mistek. — 1862 (gedruckt).
Pitais. — Paris. 18. Jahrhundert
Nach Grillet ein Zeitgenosse von Bocquay. Er arbeitete
nach Amati und gebrauchte eine Brandmarke mit sei-
nem Namen. Ich halte ihn für einen mittelmäßigen
Mirecourter, der vielleicht zur selben FamHie wie Pitet
gehörte oder mit ihm identisch war.
Pitet. — Paris. 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
Violen und Violinen von ihm sollen äußerst selten vor-
kommen, dagegen kennt man mehrere Bässe von ihm,
auf deren Zargen er seinen Namen, von einem latei-
nischen Spruch umgeben, anbrachte.
Pitts ~ Flacht
387
Pitts, John. — London. 1679
Älterer englischer Geigenmacher, von dem m der Lon-
doner Music Loan Exhibition 1904 eine Viola da Gam-
ba aus dem Besitz von W. E. Hill & Sons ausgestellt
war
Piva, Giovanni. — Modena. 1860. 1880
Als Geigenmacher war er eigentlich nur Dilettant und
hat höchstens ein Dutzend Geigen gemacht. Er er-
fand ein »Metallicord«, ein Geigeninstrument von
altertümlicher Form mit Metallsaiten, das sich aber
nicht bewährt hat.
Pizzinino s. Peccenini
Pizzoni (Pezzoni) hieß ein Geigenmacher, der
Ende des 19. Jahrhunderts in Brooklyn lebte
Pizzurno (Pizzurnius), Ant., lebte um 1760 in
Genua
Pizzurno, Davide. — Genua. 1 760. 1 763
Seine Geigen, die gewöhnlich von mittlerer Größe
sind, scheinen häufig von Händlern verwendet worden
zu sein, um »etwas Besseres«, d. h. eine Amati oder
dergleichen, zu machen. Er ist daher nur wenig be-
kannt, trotzdem findet man seinen Namen oft in Vio-
linen, denen man von weitem ansehen kann, daß sie
nicht in Italien entstanden sind.
Geigenzettel: Abb. 397.
Placht. — Schönbach b. E.
Eine Geigenmacherfamilie, aus der die folgenden in
Schönbach gebheben sind :
Placht, Anton
Kommt schon 1826 als Meister vor.
Placht, Elias I s. auch Plachte
Placht, Elias II. — Schönbach. 1773
Sohn oder Enkel von Elias (1) Placht (Plachte). Nach
einem Violoncello zu urteilen, war er kein besonders
geschickter Meister.
Geigenzettel : Elias Blacht in Schön- / bach 1 773 (ge-
schrieben).
Placht, Ferdinand I
Ein geschickter Meister, von dem es Geigen aus den
Jahren 1730-1745 gibt.
Placht, Ferdinand II
Er wird 1826 unter den Meistern erwähnt und hat
vieles zur Hebung der Geigenindustrie in Schönbach
getan, selbst aber nur handwerksmäßig gearbeitet.
Placht, Franz I. — Sohn von Ferdinand I PI.
1760. 1788
Er heiratete am 1 2. Oktober 1 765 und ist wahrschein-
lich der Begründer des Rufes seiner Familie. Er wohnte
Haus Nr. 18 und war sehr fleißig. Geigen von ihm
kommen nicht gerade selten vor; sie haben kein beson-
ders schönes Modell, sind sonst aber gut gemacht und
klingen nicht schlecht. Seine Zettel sind mit deutschen
Buchstaben gedruckt und am Rand verziert.
Geigenzettel: Franz Placht Geigen u. Instrument- /
macher in Schönbach Anno 17.. (gedruckt).
Placht, Franz II. -1825. 1826
Er war von Hause aus Geigenmacher, erlernte mit sei-
nen Brüdern Ignaz und Johann in Budapest das Gi-
tarrenmachen und führte diesen Zweig der Musikin-
strumentenindustrie um das Jahr 1825 zuerst in Schön-
bach ein.
Placht, Georg
Arbeitete von 1770 — 1805. Seine Geigen kommen noch
ziemlich oft vor. Sie sind nicht schlecht gemacht, haben
ziemlich hohe Wölbung, gelben Spirituslack und guten
Ton.
Geigenzettel : Georg Placht / Schönbach 1803 (geschr.).
Placht, Ignaz.— 1825
Bruder von Franz II PI. Er erlernte in seiner Jugend
dieGeigenmacherei, war aber einer der ersten Gitarren-
macher seines Heimatsorts. Sein Bruder war:
Placht, Johann I
Placht, Johann II
Ist noch als Streichinstrumentenmacher tätig.
Placht, Johann Franz. — 1774. 1787
Wahrscheinlich ein Sohn von Franz PI., an dessen Ar-,
beit die seine erinnert; auch seine Zettel sind ähnlich
gehalten. Eine Violine von ihm besitzt die St. Peters-
kirche in Prag.
Geigenzettel: Johann Franz Placht, Geigen- und In- /
strumentenmacher in Schoenbach 1787 (gedruckt).
Placht, Johann Georg. — 1776
Er verheiratete sich am 14. Mai 1776 mit Klara
Heinrich.
Placht, Josef I.- 1825-1845
Seinerzeit galt er als geschickter Geigenmacher, da
aber ein gleichnamiger Namensvetter weniger gute Ar-
beiten hinterließ, wird man ihm schwer gerecht werden
können. Er galt als guter Lehrmeister und hat mehrere
tüchtige Schüler herangebildet.
Placht, Josef II, war 1826 schon Meister,
ebenso auch :
Placht, Lorenz, dessen Geigen manchmal nicht
schlecht smd
Placht, Martin Wenzel
Arbeitete von etwa 1 770— 1 826. Er war einer der besten
Schönbacher Meister seiner Zeit. Er wohnte Haus
Nr. 12. Seine Geigen sind dem Stainermodell nachge-
ahmt und zeichnen sich durch tadellose, saubere Arbeit
aus ; weniger gut ist der meist braune Lack. Eine hüb-
sche Violine von ihm besitzt Gehring in Basel.
Geigenzettel: Martin Wentzl Placht / Geigen und In-
strumentenmacher in / Schö(n)bach 1785 (gedruckt),
25*
388
Flacht — Pliverics
Flacht, Mathäus, lebte 1739, 1740
Sein Modell ist hochgewölbt, weicht aber von Stainer
in den Umrissen wesentlich ab.
Flacht. Mathias Wenzel I. — 1708. 1740
Er hatte ein längliches Modell und verwendete dunkel-
roten Lack, scheint jedoch keine hübschen Schnecken
gehabt zu haben. Die Orgelschule in Prag besitzt
eine Violine von ihm.
Geigenzettel: Matthias Wentzel Flacht / Geigen- und
Instrumenten- / macher in Schönbach / 17 (gedruckt).
Flacht, Mathias Wenzel II. — 1765. 1791
Sohn von Elias 1 Flacht (Flachte). Er war Bürger und
Geigenmacher in Schönbach und war seit 2. Juli 1765
mit Elise Ostermann verheiratet. Seine zweite Frau
war Magdalene geb. Elgass. Seine Geigen entsprechen
dem Schönbacher Stil seiner Zeit, sind aber in ihrer
Arbeit nicht schlecht.
Geigenzettel Abb. 599.
Flacht, Rudolf, lebt noch als Geigenmacher
Flacht, Wenzel I.— 1772
Er wohnte im Hause Nr. 1 2. Ein anderer Wenzel Flacht
ist heute noch tätig.
Flacht, Wenzeslaus, kommt um 1740 vor
Flacht, Gebr. — Schönbach, Wien
Eine seit den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts be-
stehende Firma, die Niederlagen in Budapest und New
York hat und mit Schönbacher Erzeugnissen handelt.
Flachte, Anton. — H 1744
Em sehr guter Geigenmacher, auf dessen Zettel leider
der Wohnort unleserlich geworden ist. Ich besitze von
ihm eine Bratsche von vorzüglichem Ton. Das Modell
erinnert an die nordböhmische Schule; die Arbeit ist
überall gediegen, der braune Lack klar und das Holz
gut. Er dürfte italienische Vorbilder gekannt haben;
die Wölbung ist von mittlerer Höhe, und da die Zargen
jetzt erhöht sind, scheint er diese niedrig genommen zu
haben. Der Boden ist aus einem Stück.
Geigenzettel : Anton Flachte / Geigen und / Lauthcn
Macher in H Anno 1744 (gedruckt).
Flachte (Flacht), Elias. — Schönbach b. E.
Geb. zu Niemes um 1690. 1723
Er wird in der Taufmatrikel 172! als Förster, im Jahre
1723 aber ausdrücklich als Geigenmacher bezeichnet.
Da die Matnkelbüchcr nicht über 1698 zurückreichen,
so ist dies der älteste urkundlich nachweisbare Meister
Schönbachs, obwohl feststeht, daß die Geigenindustrie
hier wesentlich weiter zurückreicht. Der Name Flachte
dürfte von dem böhmischen Worte »plachta« abgeleitet
sein. Elias Flachte gilt übrigens als der Stammvater
der heute noch blühenden Familie Flacht.
Flachte, Franz Elias. — Schönbach. 1759
Vielleicht ein Sohn von Elias Fl. Ein gutes Violoncell
von ihm besitzt Albert Berr in Böhmischbruch.
Geigenzettel : Franziskus Elias plachte / fecit me Schon-
bach 1759 (geschrieben).
Flane (nicht Flain), Walter. — Glasgow. Geb.
um 1804 in Edinburgh, f um 1879 in Glas-
gow
Er war ursprünglich Tischler und kam um 1848 nach
Glasgow, wo er einen kleinen Laden als Geigenmacher
innehatte. Er machte viele Geigen und Violoncelli nach
Stradivari, die als recht gute Orchesterinstrumente
gelten können. Eine Zeitlang hatte er viel Zuspruch,
später aber kam er in seinem Vermögen so herunter,
daß er im Armenhause gestorben sein soll. Sein Holz
war gut, nur der braune Lack etwas zu hart.
Geigenzettel : Walter Flane / Glasgow / 1851 (gedruckt).
Flani, Agostino de. — Genua. 1750. 1778
Rohe Arbeit, stumpfer Lack und näselnder, schwacher
Ton sind die hervorstechenden Eigenschaften seiner
Geigen.
Geigenzettel : Abb. 596.
Planquet, Jules. — Faris. 1860. 1875
Eine Violine, die ich von ihm gesehen habe, war zwar
ganz sauber gemacht, hatte aber nur sehr kleinen Ton.
Flanta, Ulrico. — Florenz. 1838
Er soll eigentlich Zimmermann gewesen sein. Seine
Geigen sind von unkünstlerischer, man kann Scigen,
liederlicher Arbeit.
Platner, Michael. — Rom. 1735. 1750
Vermutlich ein Landsmann D. Tecchlers, dem er in
der Arbeit sehr ähnlich ist. Er arbeitete manchmal nach
Andrea Guarnen, meist aber benutzt er ein hochge-
wölbtes Modell. Sein Lack ist goldgelb; besonders
schön aber sind seine Schnecken.
Geigenzettel: Abb. 595.
Plesber siehe Presbler
Fley lebt in Brüssel
Fleyel, Ignace. — Fans. Geb. 1757 in Rupers-
thal bei Wien, t 1831
Der berühmte Komponist, Klavier- und Harfenmacher,
der hier nur erwähnt werden muß, weil er auch Gi-
tarren und Lauten gemacht hat. Eine Lyragitarre von
ihm aus dem Jahre 1810 besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen.
Fliverics, Emil. — Berlin. Geb. 15. Mai 1878
in Oedenburg (Sopron) in Ungarn
Er lernte fünf Jahre lang bei Aug. Setzer in Budapest
und arbeitete von 1895 — 1909 sieben Jahre lang bei
Oswald Möckel, dann bei Fiorini, Züst, E. Keßler,
van der Meer und Poetisch freres. Er benutzte auch
die Gelegenheit, in Frankreich und Italien Erfahrungen
zu sammeln, und erwarb am 1. Mai 1909 das Geschäft
von Joseph Hornsteiner in Berlin, das er unter der
Firma »Jos. Hornsteiner Nachfl. Emil Fliverics« weiter-
führt. Er macht alles an seinen Geigen selbst, stellte
vorzügliche Kopien nach berühmten Meisterwerken
her und erfreut sich als Reparateur des besten Rufs.
Plu
merel
Pöpel
389
Plumerel, Charles. — Angers. 1822. 1856
Vielleicht ein Nachkomme des Mirecourter Plumerel.
Manche seiner Geigen haben das Aussehen von Mire-
courter Arbeiten, es gibt aber einzelne sehr gute
Violinen und Violoncelli von ihm. Er war namentlich
geschickt in der Lackmiitation und im Schnitzen der
Schnecke geradezu ein Künstler. Instrumente, die er
ohne Gehilfenmitarbeit fertig gemacht hat, tragen
Namen und Jahreszahl auf der oberen Hälfte des Bo-
dens handschriftlich auf dem Holze. Ein Violoncello,
das einer Arbeit Vuillaumes sehr nahe kommt, besitzt
W. Th. Jaura.
Geigenzettel: Repare par Charles Plumerel luthier /
rue Baudriere n" 4. Angers 1837 (gedruckt). — ■ Par
Charles Plumerel, Luthier / rue Baudriere, No. 4,
Angers (1836) / Magasin de toutes sortes d'instrumens
de musique (gedruckt).
Plumerel, Jean. — Mirecourt. 1727. 1751
Vidal fand diesen Namen und die Jahreszahl 1740 ein-
gebrannt in einem Baß von gewöhnlicher Arbeit und
gelbem Lack. PI. wird oft den Parisern zugezählt, aber
A. Jacquot weist nach, daß er als Geigenmacher in
Mirecourt ansässig war.
Focht, Erhard. — Arzl bei Innsbruck. 1460.
1486
Ein sehr angesehener Tiroler Lautenmacher, den nach
Dr. Fr. Waldners Nachrichten über Tirol. Lauten- und
Geigenmacher namentlich der musikliebende Herzog
Sigmund viel beschäftigt hat. Für zwei Lauten bekam
er u. a. 6 fl., für jene Zeit ein ansehnlicher Preis.
Pöhland (Böland). — Klingenthal. Als Geigen-
macher gehören dieser Familie an :
Pöhland, Friedrich Hermann. — 1865. 1875
Pöhland, Hans Andreas. — 1 729. Der Stamm-
vater der Familie. Sein Enkel war:
Pöhland (Böland), Johann Andreas, der sich in
Brunndöbra niederließ und 1765 noch am
Leben war
Er war handwerksmäßig geschickt und verwendete gutes
Holz, arbeitete aber nach einem schlechten Modell. Die
Mensur ist bei Geigen, die noch den ursprünglichen
Hals haben, immer zu kurz, die F-Löcher sind gerade-
zu häßlich, und die Einlage ist durch eine aufgemalte
Linie ersetzt.
Geigenzettel : Johann - Andreas - Böland, / Violin-
macher in Brundebra Ao. 1765 (gedruckt).
Pöhland, Johann Christian, war der Sohn von
Hans Andreas P. in Klingenthal. 1754. 1756
Pöhland, Karl Hermann, war um die Mitte des
19. Jahrhunderts tätig
Pöhland, Otto. — Geb. 1870
Sohn von Friedr. Hermann P. Er erlernte von 1884 bis
1888 die Geigcnmacherei und ist seit 1888 selbstän-
diger Meister.
Pöhland, Wilhelm, wohl ein Urenkel von Hans
Andr. P., lebt in Brunndöbra, wo auch die
Firma Gebr. Pöhland vorkommt
Pohls, Franz. — Gressow bei Tressow i. M.
Geb. 25. März 1863 in Barkow bei Neu-
stadt i. M.
Ein Lehrer, der durch das Buch von Appian Benne-
witz angeregt wurde, sich mit dem Geigenbau zu be-
schäftigen. Er ahmt das Stradivarimodell nach, fertigt
auch die Schnecken selbst und verwendet nur OUack.
Auf der Mecklenburgischen Landesausstellung in
Schwerin 191 1 war er mit zwei guten Violinen, die eine
bemerkenswerte Handgeschicklichkeit erkennen ließen,
vertreten.
Polier (Poller), Johann Georg J., ein Exulant
aus Graslitz, der 1677 unter den Gründern
der Geigenmacherzunft in (Mark-)Neu-
kirchen vorkommt
Pöllmann, Simon. — (Mark)Neukirchen.
1688. 1696
Der Name dieses Geigenmachers soll schon 1688 vor-
kommen. Er war Bürger und »Defensioner«, da er aber
in seiner Jugend nicht die übliche Lehrzeit durchge-
macht hatte, wollte ihn die Neukirchener Geigen-
macherzunft nicht aufnehmen. Er wandte sich schließ-
lich an den Rat der Stadt und wurde durch dessen Ver-
mitdung am 24. Juni 1796 als Mitmeister zugelassen.
In Urkunden liest man auch Pöhlmann und PoUmann.
:h Boli
!)
(Vgl. auct
Pölzl, Bernhard, Markneukirchen, ist noch tätig
Pöpel, Johann Adam. — Brück. 1664
In einer Geige im Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg findet sich sein Zettel. Der Wohnort Brück
kann nur jenes kleine Dorf (Gemeinde Neudorf) im
Gerichtsbezirk Wildstein bei Eger sein, aus dem eine
Anzahl von Familien über die Grenze nach dem nahe-
gelegenen Markneukirchen ausgewandert ist. — Die
Jahreszahl könnte auch 1604 gelesen werden.
Geigenzettel: Johann Adam Pöpel , in Brück 1664
(gedruckt).
Pöpel (Popel), Johann Adam. — (Mark)Neu-
kirchen. 1677
Vermutlich mit dem 1664 noch in Brück vorkommen-
den gleichnamigen Geigenmacher identisch.
Pöpel (Böpel), Johann Gottfried. — (Mark)-
Neukirchen. 1678
Wahrscheinlich ein Bruder von Johann Adam P. Er ist
nur dem Namen nach bekannt geworden.
390
Pöpel - Pollastn
Pöpel (Böpel, Bopel), Johann Gottlieb. —
(Mark)Neukirchen. 1690
Bei der häufigen Verwechslung der Namen Gottfried
und Gottlieb ist es nicht ausgeschlossen, daß Johann
Gottfried und Johann Gottlieb P. identisch sind.
Pötscher s. Pötzscher
Pötzl
Egerländische Geigenmacherfamilie, deren Mitglieder,
wenn es nicht anders angegeben ist, in Schönbach an-
sässig waren oder sind :
Pötzl, Anton. — Geb. um 1805, f 1881
Pötzl, Franz, lebt in Fleissen, wo er 1888 sein
Geschäft begründete
Pötzl, Hermann, lebte in Unter-Schönbach,
war Geigen- und Baßmacher und f 1910
Pötzl, Johann I und Johann II, sind noch tätig,
ebenso:
Pötzl, Jozef. — Warschau. 1877
ist mir nur nach seinem Zettel bekannt geworden;
auch ein Wilh. P. war in Warschau ansässig.
Geigenzettel : Jozef Pötzl / J + P / w Warszawie / 1877
No. 49 (gedruckt).
Pötzl, Karl
Pötzl, Rudolf ^ lebt in Steingrub
Pötzl, Wenzel, arbeitet noch
Pötzscher, Carl Gottlob. — Zwota. Geb.
19. Febr. 1784 in Zwota, f nach 1830
Er war der Sohn eines aus Schöneck stammenden Lein-
wandhändlers und scheint seinen Wohnsitz in seinen
letzten Lebensjahren verlassen zu haben. In den Ma-
trikelbüchern, die damals von der Pfarrei in Schöneck
geführt wurden, wird er Geigenmacher oder Violin-
macher genannt. Seine Arbe'ten entsprechen den gleich-
zeitigen vogtländischen.
Geigenzettel: Carl Gotdob Pötscher / musikalischer
Instrumenten Macher / aus Zwota.
Pötzscher (Pötzschner), Johann Karl. — Klin-
genthal. 1782
Nur aus den Innungslisten dem Namen nach bekannt.
Pötzschner, Friedrich.
1897. 1901
Markneukirch
en.
Leiter der Schülerwerkstatt an der Fachschule in Mark-
neukirchen. Diese Schule bezweckt in der Hauptsache
die theoretische und musikalische Ausbildung ihrer
Schüler; seit einigen Jahren ist auch eine Werkstatt-
abteilung eingerichtet worden mit fakultativem, wö-
chentlich zweistündigem Unterricht für Saiteninstru-
mentenmacher.
Pohl, H. U., lebt als Geigenmacher in Kansas
City
Poiron, s. Porion
Poiron. — Mirecourt. 1889
Ein tüchtiger Geigenmacher, der jedoch nicht selb-
ständig aufgetreten ist, sondern als erster Arbeiter bei
Laberte Humbert freres angestellt war.
Poirot, Louis. — Mirecourt. 1777. 1789
Sein Name fand sich in einer Violine von gewöhnlicher
französischer Arbeit. Auch in Brunis Inventaire wird
er erwähnt. Aus seiner Familie waren auch Demenge
Poirot (1772) und Leopold P. (1789) Geigenmacher.'
Poirot aine. — Mirecourt. 18./19. Jahrhundert
Gewöhnliche Arbeit, mittelmäßiges Holz, brauner Lack.
Brandmarke mit dem Namen.
Poirson, Elophe. — Lyon. Geb. 6. Sept. 1840
in Landaville (Vosges)
Ein Liebhaber, der es ohne eigentlichen Lehrer zu
anerkennenswerter Geschicklichkeit im Geigenmachen
gebracht hat, so daß von ihm gemachte Instrumente
z. B. in englischen Verzeichnissen mit guten Preisen
angesetzt werden. Er hat bereits über 200 Geigen, auch
Bratschen und Violoncelli gemacht und sich viel mit
der Frage des Geigenlacks beschäftigt. Er stellt seit
1898 einen ätherischen Lack her, der im Aussehen
manche Ähnlichkeit mit dem Cremoneser hat. P. ver-
spricht, jedes neue Instrument, das er neu lackiert
(nachdem er es vorher abgewaschen), im Ton wesentlich
zu verbessern (?). Er besitzt bereits mehrere Medaillen
und hat 1900 eine solche abgelehnt, da er nicht Berufs-
geigenmacher, sondern Chef des Zentral-Telephon-
Bureaus in Lyon ist.
Geigenzettel: Abb. 613.
Poirson, Justin. — Paris. Geb. 1851 in Mire-
court
Geschickter Bogenmacher, der einer alten Geigen-
macherfamilie zugehört. (Ein Pierre P. wird schon 1732
bis 1742 genannt.) Justin P. war Schüler von Nicolas
Maire, bei dem er 1865 in die Lehre trat. Nachdem er
als Gehilfe bei J. B. Vuillaume und Gand & Bernardel
gearbeitet hatte, machte er sich 1879 in Paris selbstän-
dig. Seine Bogen tragen die Marke »Poirson ä Paris«.
Poli, Giovanni. — Mailand. 1850. 1882
Italienischer Geigen- und Mandolinenmacher, der nur
wenig Kunstfertigkeit besaß.
Polis, Luca (de). — Cremona. 1751
Seme Arbeit erinnert zwar in den Umrissen an die
A. Amatis, ist aber wenig schön in den Einzelheiten.
Pollastri, Antonio. — Modena. Geb. 1765. 1800
Sohn oder Bruder von Giuseppe Pollastri. Erwar eigent-
lich Musiklehrer und hat einige recht gute Violen
gemacht. Auch bei Valdrighi (2477) wird er erwähnt.
Generalauditeur a. D. Anton Ritter v. Knözinger in
München besitzt eine edel klingende und durchaus
PoUastri
once
391
(selbst am Hals) rot lackierte Viola mit dem hand-
schriftlichen Zettel: Antonio Pollastri / fecit Mutinae
1765. Prächtiges, engjähriges Deckenholz, derbe Ein-
lage und unschöne, aber eigenartige F-Löcher. Wenn
es nicht zwei gleichnamige Pollastri gegeben hat,
müßte nach der Jahreszahl auf dem Zettel das bisher
angegebene Geburtsjahr wohl um 20 — 30 Jahre zu-
rückgesetzt werden.
Pollastri, Augusto. — Bologna. 1900. 1910
Schüler von Raffaele Fiorini. Ein talentvoller und ge-
schickter Geigenmacher, der nach Stradivari arbeitet
und einen roten Lack verwendet, der in der Farbe an
Pressenda erinnert. Er versteht es vorzüglich, die
äußere Erscheinung alter Geigen nachzuahmen.
Pollastri, Giuseppe. — Modena. 1764. 1783
Man kennt Violen und Gitarren von ihm, doch sind
diese nicht sehr lobenswert in ihrer Arbeit.
Poller, Anton. — Wien. Geb. 4. Febr. 1873 in
Fleissen
Lernte bei Josef Ringer in Absroth, ging dann zu
seiner weiteren Ausbildung nach Markneukirchen und
arbeitete als Gehilfe in den ersten Werkstätten in Leip-
zig, Dresden, Berlin, Amsterdam, Prag und zuletzt in
Wien bei Lutz und Stübiger. Wohl vorbereitet, im
Neubau und im Wiederherstellen alter Geigen erfahren,
machte er sich im Jahre 1904 in Wien selbständig. Seine
Arbeit ist sauber, er verwendet schönes Holz und
macht seine Geigen in allen Teilen selbst, meist nach
Stradivari, und verwendet einen rötlichgelben Ollack.
Geigenzettel : Abb. 622.
Poller (Boller), Anton. — Mitten wald. Geb.
12. Jan. 1766
Sohn von Michael Poller. Wenn er auch die gewöhn-
liche Geschicklichkeit seiner Orts- und Zeitgenossen
besaß, so gehört er doch zu den weniger guten Ver-
tretern seiner Schule.
Geigenzettel: Antoni Boller Gei- / genmacher in
Midten- / waldt an der Issar 17 . . (gedruckt).
Poller, Johann. — Mitten wald. 1761. 1769
Gewöhnliche Arbeit im Geschmack der Klotz-Schule,
gutes Holz, brauner Lack. Manchmal sind seine F-
Löcher und Schnecken recht schön. Seinen Namen
schreibt er, wie fast alle seine Verwandten, bald mit
P., bald mit B.
Poller (Boller), Korbinian. — Mittenwald. 1 779
Gute Klotz-Schule; saubere Arbeit und weicher Ton
machen seine Geigen bemerkenswert.
Poller (Boller), Michael I.
1741. 1803
Mittenwald a. I.
Ähnlich wie Korbinian P. und stellenweise noch besser.
Er verwendet einen braungelben Lack. Seine wert-
vollsten Geigen stammen aus den Jahren 1765 — 1782.
Diese zeichnen sich durch gefällige Form und hübsche
F-Löcher aus und klingen recht gut. Der Lack ist von
der gleichen Beschaffenheit wie bei den meisten Mit-
tenwaldern seiner Zeit.
Geigenzettel : Abb. 607.
Poller, Michael II. — Mittenwald. 1846
Wenn er auch seinen tüchtigeren Vorfahren nicht
gleichkommt und nicht mehr alles an seinen Geigen
allein gemacht hat, so besaß er doch eine nicht zu unter-
schätzende Geschicklichkeit. Sein Modell zeigt an-
nähernd die Umrisse einer A. Amati-Geige; der Lack
ist rotbraun.
Poller. Ulrich. — Mittenwald. 1783
Ahnlich wie Michael I P., ohne ihn ganz zu erreichen.
Geigenzettel: Ulrich Poller von / Mittenwald 1783
(gedruckt).
Polli(?), Francesco. — Guastalla. 1616
Ein Geigenmacher, dessen Namen Valdrighi (4361)
veröffentlicht; doch ist es nicht einmal sicher, daß der
Name richtig gelesen ist.
PoUmann s. Pöllmann
PoUusca (PoUuska), Antonio. — Rom. 1750.
1754
Dem Namen nach ein Böhme und auch seiner Arbeit
nach mit der Prager Schule verwandt, wenn er auch
unter Tecchlers Einfluß stand. Er ist nur wenig be-
kannt, gehörte aber jedenfalls zu den besseren römi-
schen Geigenmachern seiner Zeit.
Polverino, Rinaldo, gen. dal Chitarrino. —
Ferrara. 1467
Vielleicht identisch mit dem von Valdrighi erwähnten
Dal Chitarrino. Ob er Lautenspieler oder Lautenmacher
war, wird nirgends gesagt, doch macht der Beiname
beides wahrscheinlich. Der gelehrte ferraresische Ge-
schichtsforscher Boschini führt ihn in seinem Manu-
skript (Biblioteca Comunale) nur mit dem Namen an :
»1467 — Rinaldo Polverino, detto dal chitarrino.«
Pommersbach, Clays von. — Köln. 16. Jahrh.
Ein seiner Zeit berühmter Lautenmacher. Baron er-
wähnt ihn in seiner »Untersuchung des Instruments
der Lauten« mit den Worten: »Clayß von Pommers-
bach zu Collen, wie er sich geschrieben, ist auch einer
mit von denen besten und ältesten ; seine Arbeit ist
vortrefflich, und mag man sich gratuhren etwas davon
zu haben«.
Ponce, Jean-Fran^ois. — Mons. 1740
In einem Violoncello in italienischem Stil fand sich
der unten wiedergegebene Zettel. Es wäre möglich, daß
dieser Ponce zur Familie Pons gehörte. C. C. Snoeck
besaß eine Geige, auf deren halb verwischtem Zettel
er Fonce 1751 lesen wollte. Wahrscheinlich sollte es
Ponce heißen.
Geigenzettel : Joannes franciscus / Ponce monsensis /
me fecit anno / 1740 (gedruckt).
392
Pens — Posch
Pons, Cesar. — Grenoble. 1750. 1808
Tolbecque besaß von ihm eine sehr schöne >>vielle or-
ganisee«. Eine Lyra-Gitarre von 1808 von ihm befindet
sich in der Sammlung W. Galpin (Hatfield). Seine
Geigen haben ein breites, hochgewölbtes Modell und
sind von guter Arbeit.
Geigenzettel : Abb. 589.
Pons, Louis. — Grenoble. 1798. 1827
Jüngerer Sohn von Cesar P., den er aber nicht erreicht.
Gutes leistete er eigentlich nur als Gitarrenmacher. Zu
seinen Geigen soll er viele Mirecourter »Schachteln«
verarbeitet und nebenbei auch Harfen und Klaviere
gemacht haben. Eine violinförmige Taschengeige von
ihm vom Jahre 1798 besitzt das Bachhaus in Eisenach.
Auf dem Zettel bezeichnet er sich ausdrücklich als
»fils cadet*. Eine sauber mit Bein und Perlmutter ein-
gelegte Gitarre besaß Felix Herrmann.
Geigenzettel : Fait par pons / fis (sie) cade (sie) ä /
Grenoble 1 798 (gedruckt) und Abb. 592.
Pons. — Paris (?). 1788. 1800
Wahrscheinlich der ältere Sohn von Cesar P. Seine
Geigen sind handwerksmäßig gemacht, dagegen war
er als Gitarrenmacher bekannt und geschätzt. Seine
Gitarren sind leicht daran zu erkennen, daß sie kürzer,
aber breiter als die gewöhnlichen sind. Er verwendete
eine Brandmarke: Pons / ä Paris.
Pontiggio, Vittorio. — Como. 1853
Sein Name findet sich nur selten in Geigen, und nach
diesen konnte er nur bescheidenen Ansprüchen ge-
nügen.
Ponze s. Penzl
Ponzi, Giulio. — Mailand. 1850
Wenn auch kein großer Künstler, so doch immer ein
Geigenmacher, der den alten Mailändern ehrlich nach-
strebte.
Popel s. Pöpel
Popella
Dieser Name kommt in Schuberts Lexikon als der
eines älteren, hervorragenden Geigenmachers vor und
wird in gleicher Weise auch in anderen Werken ge-
nannt. Weder Valdrighi und de Piccolellis noch Vidal,
Hart u. a. kennen einen Meister dieses Namens. Man
hat es, wenn überhaupt dem Namen etwas zugrunde
liegt, vermutlich mit einem Mitgliede der Familie Pöpel
zu tun.
Poppe, Reinhold. — Mainz. 1896
Zettel in einer sauber gearbeiteten Geige: Reinhold
E
Poppe / Mainz 1896 F R (gedruckt).
Poppenberger, Johann. — Preßnitz i. B. 1851.
1893
Machte hauptsächlich Gitarren und Harfen,
Porgt, Ludwig. — Regensburg. 1525
Er war Lautenmacher und »Lautenschlager« und ge-
hörte zu den berühmteren deutschen Meistern seiner
Zeit.
Porion (Poiron), Charles. — Paris (?). 1707
Wahrscheinlich ein Mirecourter, der richtig Poiron
hieß. Nach Fetis war er Hoflautenmacher unter Lud-
wig XIV. Eine ihm zugeschriebene Pandore besitzt das
Museum des Konservatoriums in Brüssel (Nr. 257).
Porlon s. Borion
Porta s. Dalla Porta
Portoghese, Francesco. — Rom. 1616
Er stammte aus Sizilien und war in der via dei liutarei
als Lautenmacher in Rom ansässig. Mehr ist vorläufig
nicht über ihn bekannt.
Wien. Geb. 1677,
Posch (Bosch), Antony.
t 10. April 1742
Seinem Namen nach dürfte er aus Vils stammen '^).
Nach Wien gekommen, heiratete er die Witwe des
Math. Fux, wohnte im Kärntner Viertel und legte am
20. Juni 1707 den Bürgereid ab. Er war ein tüchtiger
Meister, der m großem Ansehen stand, Hoflauten-
macher wurde und als solcher auch in den österreichi-
schen Hof- und Staatsschematismen von 1721 — 1739
aufgeführt erscheint. Seine Arbeit ist recht sauber, die
Schnecke kunstvoll, nur arbeitete er Boden und Decke
gegen die Ränder zu dünn aus, so daß heute bei fast
allen seinen Instrumenten die Einlagen durchgebrochen
sind. Der Ton ist gut, aber nicht besonders edel. Die
Geigen seiner ersten Zeit erscheinen jetzt meistens ganz
schwarz, da er sie vor dem Lackieren gebeizt hatte.
Da aber das Deckenholz durch das Beizen leicht fleckig
wird, lackierte er später die Decken ungeheizt, infolge-
dessen kommen viele Geigen von ihm vor, die eine
lichte Decke haben, während alle übrigen Teile
schwarzbraun nachgedunkelt sind. Es gibt aber auch
Geigen von ihm, die er glücklicherweise gar nicht ge-
beizt hat, so besitzt die kaiserliche Hofkapelle m Wien
fünf Violinen von ihm aus den Jahren 1723 — 1725, die
einen schönen rötlichgelben Lack zeigen. Eine gute
Viola von 1702 befindet sich im Stift St. Florian in
Oberösterreich, eine Viola mit der Jahreszahl 1701
(1707?) und einen Kontrabaß von 1730 besitzt Fürst
Lobkowitz auf Schloß Raudnitz, eine siebensaitige
Viola da Gamba mit Mohrenkopf von 1736 das Mu-
seum der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. —
Man kennt zweierlei Zettel von ihm, der ältere ist ohne
den Adler, den er erst gebrauchte, seit er Hoflauten-
macher war, die Schrift jedoch auf beiden Zetteln die
gleiche.
Geigenzettel: Abb. 617.
Posch (Bosch), Anton Stephan.
1701. t 3. Sept. 1749
Wien. Geb.
Sohn von Antony P., wohl auch dessen Schüler, wie
er von 1746 an sein Nachlolger als Hoflautenmacher
') Eine ApoUonia Bosch heiratete in Vils im Jahre 1664
einen Georg Schonger.
Posch — Poulto
393
gewesen ist, nachdem er vorher schon von 1729 an im
Hofschematismus als sem Adjunkt bezeichnet wurde.
Arbeit und Lack sind wie bei seinem Vater, an dessen
Geigen er ja schon seit den zwanziger Jahren mitge-
arbeitet hatte. Sein Modell ist hochgewölbt. Er wohnte,
wie sein Vater, im Kärntner Viertel und legte am
3. Juni 1733 den Bürgereid ab. In den Steuerbüchern
kommt er bis zu seinem Tode vor. Eine neunspänige
Bastardlaute von ihm (Nr. 3) mit sechs einfachen
Saiten aus dem Jahre 1749 besitzt die Musikinstru-
mentensammlung des Bachhauses in Eisenach.
Geigenzettel : Antonius Stephanus Posch / Kais. Kön.
Hoflautenmacher in Wien 1746 (gedruckt). — Anto-
nius Stephanus / Posch Kayserlich-Kö- mglicher Hof-
lauten- macher in Wien / Anno 1749. [in der Mitte
der österr. Adler] (gedruckt).
drighi dagegen findet seine Arbeit gewöhnlich. Er liebt
ein flaches Modell und verwendet rotgelben oder rot-
braunen Lack. Außer Geigen hat er auch Gitarren ge-
macht und war als Reparateur nicht ungeschickt. Im
Jahre 1824 schreibt er in eine Geige »Opus 214*.
Geigenzettel: Andrea Postacchini Amici filius Fecit
Firmi, anno 1810 opus . . (gedruckt).
Postacchlnl.Andreall. — Fermo. 1810. 1857
Sohn des Andrea I und jedenfalls auch dessen Schüler.
In seinen älteren Zetteln beruft er sich ausdrücklich
auf seinen Vater (»Andreae filius«). Er hatte das Laden-
schild: »Zum Erzengel Raphael«. Von seinen Geigen,
deren Umrisse an Amati erinnern, gilt dasselbe wie
von denen seines Vaters.
Geigenzettel : Abb. 584.
Postel, Otto. — Erfurt
Geigenmacher der Gegenwart.
Posch (Bosch, Boss), Laux. — Schongau. 1 550.
1564
Zweifellos einer der berühmtesten Lautenmacher sei-
ner Zeit, der wohl aus Füssen oder Fils eingewandert
war. Da die Magistratsakten in Schongau nicht bis
1350 zurückgehen, war etwas Näheres über ihn nicht
zu ermitteln. Wohl aber ist es bekannt, daß er für den
bayrischen Hof und andere große Herren seiner Zeit
viel zu tun hatte. Eine ganze Reihe von Arbeiten von
ihm befand sich in Raymund Fuggers Musikkammer.
Das erhaltene Verzeichnis aus dem Jahre 1566 zählt
die folgenden auf : *No. 66 eine Lauten von Flader
von Laux Bosch zu Schongau. No. 68 Ein Baß von
Fladerholz von Laux Bosch zu Schongau, No. 69 Ein
Diskäntle von Fladerholz, roth, von gedachtem Meister
No. 70 eine alte Lauten mit einem grünen Bärtle von
L. Bosch. No. 71 Ein Diskant von rothem Flader, von
Gedachtem No. 78 Eine Baß von Cypreßen von Pott S. Bott
Schongau . . . No. 82 Ein Baß von Eibenholz von Schon-
gau, No. 83 Eine Lauten, halb Elfenbein und halb Pouget (pere et flls)
Neapel. Geb. H.Juli
Postiglione, Vincenzo.
1835 In Neapel
Kam mit 12 Jahren zu Vincenzo Jorio in die Lehre,
blieb dort 5 Jahre lang und gilt jetzt als einer der be-
sten neueren Geigenmacher Neapels. Seine Nach-
ahmungen Guarneris und Stradivaris sind recht gut.
Es wird behauptet, daß es auch im 18. Jahrhundert
schon einen Vincentius Postiglione gegeben haben soll,
doch ist dies durch nichts erweisbar.
Geigenzettel : [Initialen und Kreuz im Kreis] Vincetius
(sic)Pottiglione [undeutbares Zeichen] Me fecit Neapoli
Anno / 1873 (gedruckt).
Ardente bei Chateau-
Sandl, 1 Baß von Schongau.« Vgl. Stockbauer, Kunst-
bestr. unter Albrecht V. und Wilh. V. S. 83. — In
den bayrischen Hofrechnungen unter Albrecht V. vom
Jahre 1564 heißt es: »Laux Possen, dem Lautenmacher
von Schongau, von wegen 3 trüchel (Trögel) die er
gemacht .... 405 fl.« (Vgl. Westenrieder Beitr. III.
S. 75.) Schon 1554 erhielt er für vier Elfenbein-Lauten
101 Gulden 1 Seh. Vgl. A. Sandberger, Beitr. z. Gesch.
d. Bayr. Hofkapelle S. 2.
Poss (Boss), Wolf, lebte als Lautenmacher in
Prag. 1592. 1593
Geigenzettel: 1666, 1. setembre in Millano / da capo
dl contrada Larga / ne la botega di Cristofaro Posta
(geschrieben).
Posta, Cristofaro. — Mailand. 1666
Seine Arbeit erinnert an die Brescianer Schule, so daß
u. a. ein Violoncello von ihm lange Zeit für eine Arbeit
G. da Salös galt.
Postacchini, Andrea I. — Fermo. Geb. Ende
des 18. Jahrhunderts, lebte noch 1824
Sohn des Amico P. Seine Arbeiten sind sehr ver-
schieden in ihrem Werte; Folegatti lobt ihn sehr, Val-
roux. 1866
Ich kenne nur Bauernleiern von gewöhnlicher Arbeit
von ihnen.
Geigenzettel: Pouget pere et fils / fabncants d'instru-
ments , Ardente pres Chateauroux / 1er Mars 1866
(gedruckt).
Pouille, Joseph. — Lille. 1865. 1879
Ein Geigenmacher, der mir nur als Reparateur bekannt
wurde.
Geigenzettel: Repare ä Lille / par Pouille, luthier/ rue
Basse, en 1879 (gedruckt).
Poulsen, Hans. — Kopenhagen. Geb. 2. März
1861 in Ullerslev auf Fyen
Nachdem er ausgelernt hatte, ging er auf die Wander-
schaft und vervollkommnete sein Können in Deutsch-
land und gilt jetzt als sehr tüchtiger dänischer Geigen-
macher. Er arbeitet recht sauber und geschmackvoll
und besitzt bereits mehrere Medaillen.
Poulton, R. — HuU. 1827
Er handelte mit Musikinstrumenten aller Art, wie auch
die seinen Zettel umgebende Zeichnung andeutet. Es
394
Pouxa — Praga
erscheint deshalb fraghch, ob die Gitarren, in die er
seinen Zettel klebte, auch seine eigene Arbeit sind.
Geigenzettel : R. Poulton / Musical Instrument / Maker
& Repairer / Chapel Lane / Hüll / 1 827 (gedruckt).
Pouxa, Jacques. — Paris. 1802
Ein von Fetis erwähnter Luthier, von dem man bis-
her nur eine Streichzither kennt. Der Name sowohl
als das Instrument lassen vermuten, daß er kein Fran-
zose war.
Powell, Royal I. — London. 1787. 1800
Von ihm gilt dasselbe wie von seinem Bruder Thomas I.
Powell, Thomas I. — London. 1780. 1808
Ein geschickter Geigenmacher, der viel für William
Forster & Sohn arbeitete. J. T. Chapman besitzt eine
von ihm im Jahre 1 780 gebaute Violine.
Geigenzettel : Made by Thomas / Powell. No. 18
Clemens / Lane, clare Market / 1793 (gedruckt).
Powell, Thomas II und Royal II. — London.
1800
Die beiden Söhne von Thomas I P. ; sie waren Gei-
genmacher und wohnten um 1800 in St. Jones Square
St. Lukes. Näheres über sie ist nicht bekannt.
Powers, Clark. — Boston. Geb. m Vermont
(V.St.Am.) 1856
Nachdem er 25 Jahre als Gehilfe gearbeitet, darunter
zwei Jahre lang in England, Deutschland und Oster-
reich, ließ er sich im Jahre 1888 als Geigenmacher in
Boston nieder. Er arbeitet nach Cremoneser Vorbil-
dern und nach einem eigenen Modell, wobei er einen
Nachdruck auf das Gleichgewicht legt. Er verwendet
Ol- und Spirituslack. Viele seiner Geigen scheinen je-
doch Markneukirchener Fabrikat zu sein.
Geigenzettel : No. . . . The Equipoise / Clark
Powers, Maker, Boston. / Pat. No. 625 058, May 16,
1899 (gedruckt).
Pozzlni (Pazzmi), Caspare. — Brescia. 1691.
1699
Die ihm zugeschriebenen Geigen haben einige Ähn-
lichkeiten mit denen Magginis. Er dürfte ein Sohn
Giovanni Gaet. Pazzinis gewesen sein. Valdnghi be-
vorzugt die Schreibweise Pozzini.
Pozzmi, Giov. Gaet. s. Pazzmi
Prachatschek, .... — Graz. 1864
Er soll in Prag gelernt haben, ließ sich um 1860 in
Graz nieder und war ein geschickter Reparateur, der
an Ferdinand Rothmüller einen tüchtigen Werkführer
hatte.
Pradl(?), Leonhard. — München. Ende des
17. Jahrhunderts
Eine Laute mit diesem Namen befindet sich im bay-
rischen Nationalmuseum in München. Es ist jedoch
wahrscheinlich, daß der Zettel verstümmelt und »Pradl-<
identisch ist mit dem Prager Meister Leonhard Pradter.
Pradter, Josef. — Prag. 1714. 1736
Vermutlich ein Sohn von Math. P. Er heiratete am
25. April 1714 im Pfarrsprengel St. Egidi, zu dem auch
Math. P. gehörte. Eine Viola von ihm mit flachem
Boden besitzt die Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien aus dem Jahre 1727, ferner ein Violoncello von
1722 Med. Dr. E. Schnapka in Oderberg und ein
solches von 1736 Fabrikant Hostomsky in Pelhi'imov.
Geigenzettel : Joseph Protter / Lauten- und Geigen-
macher / in der königl. Alten-Stadt Prag / 1727 (ge-
druckt).
Pradter, Leonhard. — Prag (Kleinseite). 1 675.
f vor 1692
Er stammte aus Tirol, wahrscheinlich aus der Nähe
vonVils^), wurde 1675 Bürger zu Prag (Kleinseite),
heiratete im selben Jahre die 1654 geborene Tochter
Anna Barbara des Geigenmachers Andr. Ott und er-
langte am 21. November 1675 das Bürgerrecht. In den
Urkunden wird sein Name meist Brater geschrieben,
auch Broder, Prodter; sogar Prantner (Brantner)
kommt vor; er selbst schrieb den Namen »Pradter«.
Er war ein vielbeschäftigter Meister, der u. a. von 1682
bis 1684 eine ganze Reihe von Instrumenten für den
Chor der Prager Lorettokirche machte. Eine theor-
bierte Laute (863 mm lang, 300 mm breit) befindet
sich in den kunsthistorischen Sammlungen (Sammlung
alter Musikinstrumente) in Wien mit der Inschrift:
Leonhardt Pradter ,' Prag 1 689. Rücken aus 9 schwarz-
lackierten Holzrippen mit Elfenbeinreifchen, 1 1 Doppel-
und 2 Einzelsaiten. Eine Laute im Münchner National-
museum trägt einen Zettel, auf dem »Leonhart Pradl«
gelesen wird. Wenn meine Vermutung richtig ist, so ist
es ein Werk unseres L. Pradter, der demnach, bevor er
nach Prag ging, in München gearbeitet hätte.
Pradter, Mathias s. Mathäus Prather
Pradter (Pratis, Fratis), Stephan. — Prag. 1674.
1695
Vielleicht ein Bruder von Leonhardt Pr., da die Form
»Pratis« oder »Fratis« nicht richtig ist. Er wohnte als
Lautenmacher in dem Pfarrsprengel Maria de Lacu.
Aus den Kirchenbüchern geht nur hervor, daß seine
Frau Ludmilla hieß, und daß er am 21 . Dezember 1675
eine Tochter auf den Namen Eva Ludmila taufen ließ.
Praga, Eugenio. — Genua. Geb. in Casale
Monferato H.April 1847
Schüler von Nicolö Bianchi und seit 1869 dessen Nach-
folger. Er macht neue Geigen nach jener Guarneri, die
als Geige Paganinis in Genua aufbewahrt wird, aber
auch nach Stradivari. Er verwendet ätherischen und
Spirituslack und ist ein gesuchter Reparateur und ge-
schickter Bogenmacher. Er besitzt eine bronzene und
drei goldene Medaillen.
Geigenzettel: Eugenio Praga fece / Genua Anno ....
(gedruckt).
') Der Name Prader oder Brader kommt heute noch
mehrfach in Tirol, namentlich in der Gegend von
Meran vor.
Prager — Presbler
395
Prager, Gustav Oskar. — Geb. 30. Mal 1866,
und
Prager, Max. — Geb. 4. Juli 1872, leben als
Geigenmacher in Markneukirchen
Prager, Wilhelm Heinrich. — Frankenberg i.S.
Geb. 13. März 1840
Ein tüchtiger Musiker, der in Neustadt a. O. gelernt
hat und seit 1877 in Frankenberg ansässig ist. Aus
Liebhaberei studierte er die Geigenmacherei und hat
seit etwa 1880 eine Anzahl von Violinen und Violen
gemacht, die alle in festen Händen sind und wegen
ihres guten Tons gelobt werden.
Pranger, Melchior. — Leipzig. 1569
Ein Lautenmacher aus Landsberg, der 1 569 zum Leip-
ziger Bürger angenommen wurde.
PratasinI, Giovanni. — Turin. 1780
Bisher nur als geschickter Mandolinenmacher bekannt.
Grillet kennt eine wunderschöne kleine Mandoline von
ihm.
Prather (Proder, Pratter, Prodr, Protr), Ma-
thäus. — Prag. Geb. in Miland bei Brixen,
getauft 6. Sept. 1657 in Brixen, f 2. Dez.
1697 in Prag
Sohn des Taglöhners Bartholomäus Fr. und der Maria,
geb. Hofer. Vielleicht ein Verwandter von Leonhard
und Stephan Pradter. Am 28. August 1681 wurde er
Prager Bürger in der Altstadt. Seine Frau, von der er
zwei Kinder hatte, hieß Regine. Er liegt in der Teiner
Marienkirche in Prag begraben.
Pratis s. Pradter
Prediger, Friedrich Sigmund. — Ansbach.
Geb. 1 . Jan. 1 700 in Ansbach, f daselbst 1 765
Ein seinerzeit weitberühmter Meister, der alle Instru-
mente für die markgräfliche Kammermusik anfertigte,
hauptsächlich aber war er Orgelbauer. Er entstammte
einer alten, angesehenen Buchhändler- und Buchbin-
derfamilie Ansbachs, war für einen gelehrten Beruf
bestimmt und setzte es nur mit großer Mühe durch.
Instrumentenmacher werden zu dürfen. Er begann
ohne eigentlichen Lehrer heimlich eine Orgel zu bauen,
machte rasche Fortschritte und brachte es schließlich
zu vielseitiger Kunstfertigkeit. Die Markgräfin Chri-
stine Charlotte ernannte ihn zum Hof-, Stadt- und
Land-Orgel macher. Es gibt einige gute Lauten mit
seinem Namen, bei denen allerdings die Jahreszahlen,
wenn sie richtig gelesen wurden, falsch sein müssen.
Vgl. Dr. Meyer, Onoldina II, S. 33 34. (Ansbach
1909.)
Prell, Hermann. — Markneukirchen. 1920
Bestand im Jahre 1 920 als Geigenmacher die Meister-
prüfung.
Prell, Hermann W. — Markneukirchen. Geb.
29.JuH 1875 zu Brambach
Sehr geschickter Bogenmacher; Schüler von Heinrich
Hoyer. Als Gehilfe arbeitete er bei den besten Mark-
neukirchener Meistern und begab sich dann zur wei-
terer Vervollkommnung im Jahre 1895 nach Berlin und
1897 nach Paris zu Eugene Sartory, wo er seine Aus-
bildung abschloß. Nach seiner Rückkehr eröffnete er
im Jahre 1898 seine eigene Werkstatt und gehört jetzt
zu den angesehensten Bogenmachern.
Preller, Andreas. — Geroldsgrün, Hof. Geb.
1845 in Hof
Ein emerit. evangel. Pfarrer, der als Autodidakt zu
einem eigenen System des Geigenbaus gekommen ist,
das er in einer kleinen lesenswerten Schrift »Hofer-
Geigen« mitteilt, und das in der strengsten Vermei-
dung jeder Spannung, die das freie Schwingen der
Töne verhindert, besteht. Das bedingt eine veränderte
Reihenfolge in der Fertigstellung der einzelnen Teile
und eine besondere Bearbeitung des Stimmstocks und
des Baßbalkens. Seine Geigen klingen tatsächlich sehr
gut.
Presbler (Plesber, Plesbler), Francesco. —
Mailand. 1730. 1773
Dem Namen nach wohl ein Deutscher. Sein Zettel
scheint öfter gefälscht worden zu sein, oder er selbst
hat es mit der Rechtschreibung seines Namens nicht
genau genommen, so daß allerlei Lesarten möglich
sind, Valdrighi liest sogar Presbleel (Nr. 2512). Ende
der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts arbeitete er
gemeinsam mit seinem Sohne Giuseppe, wie der erste
Zettel einer reich mit Elfenbein, Ebenholz, Schildpatt
und Perlmutter verzierten Mandoline in der Sammlung
Robert Leibbrand in Berlin ausweist. Er scheint haupt-
sächlich Mandoren, Pandurinen und Mandolinen ge-
macht zu haben, letztere gewöhnlich mit fünf Doppel-
saiten und neun Bünden. Eine Pandurina in der Crosby
Brown-Sammlung in New York, als deren Verfertiger
der Katalog »Plisbel, Mailand 1715« nennt, dürfte
von einem Plesber herrühren. In der Instrumenten-
sammlung des böhm. Landesmuseums in Prag befindet
sich eine Mandoline mit dem folgenden zweiten Zettel.
Geigenzettel : Francesco Plesber, e Giuseppe figlio /
in Milano ' nella Contrada della Dogana al Segno del
Sole 177.. (gedruckt). — Francesco Plesber in Milano /
nella contrada dclla Dogana ' al segno del Sole 1773
(gedruckt).
Presbler (Plesber), Giuseppe.
1760. 1801
Mailand.
Sohn von Francesco P. und sein Nachfolger. Er wohnte
in der gleichen Straße und führte den gleichen Schild
wie dieser, und auch bei ihm schwankt die Schreibart
des Namens. Seine Lauten zeichnen sich durch kunst-
volle Verzierungen, gravierte Elfenbeinrippen und der-
gleichen aus. Eine von ihm gemachte Mandore von
1778 besaß Scheurleer. Eine Mandoline von 1801 aus
der Sammlung Snoeck befindet sich in Berlin, eine
396
Pressenda — Proder
aus der Kollektion Lery stammende siebenchörige Man-
dora von ihm von 1796 besitzt W. Heyers Musikhisto-
risches Museum in Köln (Nr. 526). Valdrighi setzt
seine Zeit 1595 — i597(!) und erwähnt eine Hsaitige
Laute dieses Meisters.
Geigenzettel : Giuseppe Presbler ,' in Milane / nella
contrada della dogana / all insegne del sole 1796 (ge-
druckt).
Pressenda,
magnola
Gianfrancesco. — Alba, Car-
später Turin. Geb. in Sequio
Berra oder Turin 1777, f daselbst 1854
Sohn des Wandermusikanten, Raffaello Pr., der ihn
im Geigenspiel unterrichtete. Gianfrancesco kam
nach Cremona und wurde hier Schüler von L. Sto-
rioni. 1814 ließ er sich in Alba, wo auch sein Vater
wohnte, als Kunstschreiner und Geigenmacher nieder.
Für kurze Zeit siedelte er nach Carmagnola über und
ging von hier 1820 nach Turin, wo sich der Hofmusik-
direktor Polledro seiner besonders annahm. Er ist einer
der wenigen Geigenmacher des 19. Jahrhunderts, deren
Arbeiten schon heute nachgeahmt werden. Seine Vio-
linen stehen mit Recht hoch im Preise und sind meist
nach Stradivari gemacht, nur die Zargen nimmt er
gerne etwas höher. Mit Ausnahme der Schnecke sind
alle Einzelheiten vorzüglich durchgeführt, und ganz
besonders ist sein schöner dunkelroter, ins Braune
spielender oder braungelber Lack hervorzuheben. Er
legte großen Wert auf die Wahl des Holzes, auf das er
sich vorzüglich verstand, und erzielte einen wunder-
vollen Ton, der auch seinen gewöhnlicher durchge-
führten Violinen nachgerühmt werden muß. Eine 1814
gebaute Dreiviertelgeige von ihm besitzt W. Heyers
Musikhistorisches Museum in Köln (mit geschriebenem
Zettel).
Geigenzettel : Abb. 608.
Pressenda, Raffaello. — Turin.(?) 1790
Nach der Erzählung seines Sohnes hat er gleichfalls
Geigen gemacht, doch ist mir nie eine Arbeit von ihm
in die Hand gekommen.
Preston, John. — London. 1774. 1800
Er wohnte Strand No. 105, später Nr. 97. Seine Arbeit
ist namentlich bei Geigen sehr mittelmäßig; auch zum
Boden nahm er Tannenholz und verwandte rotbraunen
Spirituslack. Eine kleine Gitarre von ihm besaß Snoeck.
Ob der Londoner Preston mit dem in York identisch
ist, steht nicht fest, ist aber unwahrscheinlich. Er hat
sich zuletzt nur mehr auf den Musikverlag und Handel
verlegt und seinen Zettel in fremde Arbeiten geklebt.
Im Jahre 1800 übergab er sein Geschäft seinem Sohne
Thomas P.
Geigenzettel : Abb. 61 1 .
Preston, John. — York. 1789
Manchmal nicht ungeschickt, wie ein von ihm 1800
gemachtes Instrument im Museum in Kopenhagen be-
weist.
Geigenzettel: John Preston, York ; 1791 Fecit (ge-
druckt) und Abb. 618.
Pretts, A. — London. 1851
Ein Geigenmacher, der etwa mit Sim. A. Forster auf
gleicher Stufe steht. Er arbeitete mit Sorgfalt und er-
zielte einen vollen Ton. Er besaß mehrere Ausstellungs-
medaiUen.
Prevot (Prevost), P.Charles. — Paris. 1775.
1788
Wahrscheinlich wie die Familie La Prevotte aus Mire-
court. Er wohnte Rue de la Verrerie Nr. 102 und hatte
das Ladenschild »Au Dieu Apollon«. Seine Geigen sind
recht mittelmäßig.
Geigenzettel : Repare par Prevost / rue de la Verrerie
ä Paris en 1786 (gedruckt).
Prevotte s. La Prevotte
Priestley, A. W., lebte im 19. Jahrhundert in
Leeds
Priestnall, John. — Rochdale. Geb. um 1819,
t nach 1899
Seine Geigen sind im ganzen gut gearbeitet, ohne daß
bestimmte Modelle nachgeahmt erscheinen. Sie haben
auch einen hübschen Ollack.
Prieur, Claude-Edm.-Jean. — Paris. 1775.
1789
Er wohnte erst Rue de la Pelleterie, später (1779 bis
1 789) Rue de la Calandre und scheint nur wenige Geigen
gemacht zu haben.
Primenus
Fingierter Name, den man in vogtländischen Geigen
finden kann, die von einem Klingenthaler oder Neu-
kirchener herstammen. Der gedruckte Zettel lautet:
Carl Ferdinand Primerius ' musikalischer Instrumen-
tenmacher in / Italia. v. P. A. N. Anno 1774. Vielleicht
sollen die Buchstaben P. A. N. auf den Verfertiger
deuten; N bedeutet dann wohl Neukirchen?
Printen, C., hat ein Geigengeschäft in Chicago
Probst, Georg Christian. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 1. Juni 1798 Bürger
wurde.
Prochazka (Prochaska), Johann. — Prag. Geb.
28. Dez. 1818 in Prag, f daselbst B.Dez.
1880
Er war ein Schüler Joh. Bubeniks. Seine ältesten Ar-
beiten gehen bis 1836 zurück. Im Jahre 1841 erwarb er
das Bürgerrecht und wohnte zuerst Altstadt Nr. 856
und von 1859 an Nr. 604. Er besaß eine gewisse Ge-
schicklichkeit, kam aber doch nicht recht vorwärts,
so daß er die Stelle eines Kirchendieners in der Tein-
kirche annahm.
Proder s. Pradter
Prokop — Psennef
397
Prokop, Anton. — Hlinsko. Geb. 9. Okt. 1777
in Hlinsko, t daselbst 21 . Aug. 1862
Er besaß sowohl als Geigenmacher wie als Klavier-
macher einen guten Ruf und soll selbst Sohn eines
Geigenmachers gewesen sein. Doch war es mir nicht
möglich, etwas Sicheres hierüber zu erfahren.
Prokop, Dominik Franz Seraf Matheus. —
Hlinsko. Geb. 4. Okt. 1803, t 19. Dez. 1862
in Hlinsko
Nachdem er bei seinem Vater Anton Pr. ausgelernt,
ging er zu seiner Vervollkommnung nach Wien, ar-
beitete dort jahrelang bei Staufer, ging dann für
6 Jahre nach Budapest und machte sich zuletzt in seiner
Vaterstadt selbständig. Seine Instrumente zeichnen
sich nicht nur durch guten Ton, sondern auch durch
gediegene Ausarbeitung und meist auch durch reiche
Einlagen und künstlerische Dekoration aus. Auf der
Londoner Ausstellung erhielt er die goldene Medaille.
Seine Instrumente werden jetzt gut bezahlt. Einige
schöne Arbeiten von ihm bewahrt das böhmische Lan-
desmuseum. Er hatte drei Söhne, von denen nur Ladi-
slav das väterliche Kunsthandwerk ergriff. Die Klavier-
virtuosin Cermäk in Kgl. Weinberge bei Prag besaß
eine schöne, reich mit Perlmutter (auch an Zargen und
Hals) eingelegte Geige von ihm.
Geigenzettel: Franz Dominik / Prokop / verfertigt alle
Arten / von / Streichinstrumenten , in Hlinsko (ge-
druckt) und Abb. 624.
Prokop, Ladislav Fr. — Chrudlm in Böhmen.
Geb. 15. Aug. 1843 in Hlinsko
Schüler seines Vaters Dom. Franz Pr., arbeitete von
1862 — 1864 bei Hofinstrumentenmacher David Bittner,
ließ sich 1870 in Hlinsko als Geigenmacher und Nach-
folger seines Vaters nieder und verlegte seinen Wohn-
sitz 1875 nach Chrudim, wo er auch ein großes Musik-
instrumentengeschäft begründete. Er arbeitet nach
Stainer, Amati und Stradivari, sowie nach einem eigenen
Modell, welches dem Stainerschen ähnlich ist, aber der
modernen Spielweise mehr entspricht, und hat außer-
dem Verbesserungen am Halse sowie am Wirbelkasten
der Violine angebracht, um das Lockern des Halses
und das Nachgeben der Wirbel zu verhindern. Er ver-
wendet Spirituslack und hat mehrfach Medaillen er-
halten.
Geigenzettel : Ladislav F. Prokop Hotovitel / hudebnich
nästroju v Chrudimi (gedruckt).
Prott, Fran^ols. — Mirecourt. 1775
Nur von A. Jacquot genannt.
Protter s. Pradter
Prudhomme, Jean-Pierre. — Paris. 1753
Dieser Name ist mir bisher nur durch die Erwähnung
bei Grillet bekannt geworden.
Geigenzettel : Fait par Jean Pierre Pru- dhomme
l'annee 1753 / ä Paris (gedruckt).
PrüUer. — Schönbach b. E.
Eine Familie, der folgende Geigenmacher angehören:
Prüller, Anton. 1825
Er erlernte in Wien und Budapest das Gitarrenmachen
und war einer der ersten, der dieses nach Schönbach
verpflanzte.
PrüUer, Franz, kommt 1826 als Meister vor
Prüller, Johann, lebt in Wien
und überrascht seine Kunden durch die Schnellig-
keit, mit der er eine neue Geige herzustellen imstande
ist. Man sagt, daß er schon einmal in 48 Stunden
eine Violine fix und fertig machte.
Prüller, Karl. — Geb. 23. Mai 1859
Schüler von Carl Loos, betreibt seit 1877 in seiner Ge-
burtsstadt das Geigenmachergewerbe selbständig.
Prüller, Lorenz, gehörte der Zunft um 1826
bereits an
Prüller, Wenzl. - Geb. um 1800, f 1880
Pruggner, ein von Trautmann genannter
Lautenmacher des 16. Jahrhunderts
Psenner, Johann Georg I. — Innsbruck. Geb.
um 1680 in Bozen, f 25. Okt. 1762 in Inns-
bruck
Was sich über sein und seines Sohnes Leben mitteilen
läßt, verdankt man den verdienstvollen Forschungen
Dr. Fr. Waldners. (Ferdinand. Ztschr. III. F. Heft 55.)
Diese ergeben, daß Psenner schon 1703 beim chur-
bayrischen Einfall in der Scharnitz und im Achentale
Kriegsdienste leistete und dann noch 20 Jahre lang
bei der Landmiliz diente. Am 9. Februar 1722 heiratete
er in Innsbruck Maria Baumgartner, aber erst im Jahre
1732 wendet er sich an den Magistrat, um als Einwoh-
ner und Lautenmacher zugelassen zu werden. Das Ge-
such wurde am 9. September genehmigt. Im Jahre 1 753
erwirkte er außerdem seine Zulassung als Saitenmacher,
und nebenbei betrieb er noch eine Kramerei mit Bän-
dern und Spitzen (»Flor- und Fleckkrämerei«). Am
23. September 1743 ging er eine zweite Ehe mit Marie
Mayr aus Bruneck ein. — Wo und wann er das Geigen-
und Lautenmachen erlernt hat, steht nicht fest; er galt
als tüchtiger Meister, Arbeiten von ihm sind mir aber
bisher nicht bekannt geworden.
Psenner, Johann Georg II. — Innsbruck. Geb.
17. Febr. 1747 in Innsbruck, f nach 1798
Sohn zweiter Ehe des Joh. Gg. I Ps. Schüler von Georg
Kl^tz in Mittenwald, bei dem er seil 1761 fünf
Jahre lang lernte, worauf er noch l\ , Jahre bei Se-
bastian Klotz als Gehilfe arbeitete. Da starb seine Mut-
ter, die die Saitenmacherei ihres verstorbenen Mannes
fortgesetzt hatte, so daß der junge Joh. Georg Ps. nach
Hause eilen mußte, um das väterliche Geschäft zu
übernehmen. Er erhielt die obrigkeitliche Bewilligung
398
Puechler
uzzini
dazu im Jahre 1768 und heiratete am 21. Oktober 1771
Maria Witting, die aber schon nach drei Jahren starb.
Am 3. Oktober 1775 ging er eme zweite Ehe mit Maria
Kerschdorf aus Schwaz und nach deren Tod im Ok-
tober 1794 eine dritte mit Barbara Paufler ein. Er hatte
bei Georg und Sebastian Klotz etwas Tüchtiges ge-
lernt ; um den Wettbewerb mit den Mittenwaldern aus-
halten zu können, mußte er wohl auch billige Geigen
machen, und das erklärt, daß es neben sehr schönen,
tadellos ausgeführten Geigen auch solche gibt, bei denen
Holz, Lack und Arbeit nur bescheideneren Ansprüchen
genügen. Sein Modell schwankt zwischen Stainer und
Amati, bei seinen guten Arbeiten ist der Lack hell-
braun. Das Ferdinandeum besitzt von ihm außer
einem Violoncello und einer Geige auch eine sehr schön
mit Perlmutter eingelegte Mandoline; eine Viola von
ihm befindet sich auf dem Pfarrchor in Bozen.
Geigenzettel: Joan. Georg. Psenner, Lauten- ' Geigen-
und Saitenmacher in Ins-/ brück. An. 1789. (Mit Rand-
verzierung, gedruckt.)
Puechler (Puchler), Marzell. — Salzburg. 1 601
Er ist wahrscheinlich aus dem salzburgischen Land-
gebiet in die Stadt gekommen und war vielleicht der
Vater Marzell Pichlers (s. d.), der sich in Hallein
niedergelassen hat, wo sich das nötige Holz wohl leich-
ter beschaffen ließ. Eine große Viola von ihm, an die
Brescianer Schule erinnernd, hochgewölbt mit gelb-
braunem Lack, befindet sich in Prag.
Geigenzettel : Marcellus Puchler in / Saltzburg Fecit
Ao. 1601 (geschrieben).
Pürckl, Christ. — Regensburg
Er wird von Mettenleiter als »Instrumenten- und Or-
gelmacher« bezeichnet; ob er aber auch Geigen und rurdey S. Button
Lauten gemacht hat, konnte ich nicht ermitteln.
zu machen, und zwar, wie behauptet wird, mit solchem
Erfolge, daß die ersten Künstler und Kenner, wie Ca-
millo Sivori, der Herzog von Campo Seiice, Johann
Wolf, Marco Sarti u. v. a. seinen Geigen die trefflichsten
Eigenschaften nachrühmen, sie den Cremonesern so-
wohl in bezug auf den Adel des Tons als auf den herr-
lichen Lack gleichstellen und sie, was die Tonstärke
anbelangt, sogar vorziehen sollen (?). Er hat ein eigenes
Modell, das dem des Stradivari ziemlich ähnlich ist.
Pupunat, Franq:oIs-MarIe. — Lausanne. 1837.
t vor 1870
Er war ursprünglich Tischler und entwickelte sich zu
einem geschickten Geigenmacher. Sehr saubere Ar-
beit, dunkelgelber Spintuslack, verschiedene Modelle.
Außer seinem Zettel verwendete er auch einen Brand-
stempel mit seinem Monogramm. Eine gute Geige von
ihm befindet sich im Museum des Pariser Konser-
vatoriums (Nr. 1014). Eine Geige von ihm nach
Stradivari besaß Jul. H. Zimmermann in St. Peters-
burg. Saubere Arbeit, etwas zu flache Wölbung.
Geigenzettel : Franciscus Maria Pupunatus / fecit Lau-
sannae anno 1844 / F. M. P. (gedruckt). — Franciscus
Maria Pupunatus / Fecit. / Lausannae Anno 1837 [und
Monogramm] (gedruckt).
Purdy. — London. 1851
Er soll eine Zeitlang mit Fendt zusammen gearbeitet
haben. In einem Kontrabaß fand ich auch die Firma
Purdy & Fendt. 1851 erhielt er eine Ausstellungsme-
daille. Seine Arbeit wird gelobt; er verwendete einen
guten Kopallack.
Pürtzel (Pirtzl, Bürzel, Perzl, Perczl), Adam. —
Prag, Kleinseite. Geb. in Schlaggenwald in
Böhmen 1663 (getauft am 31. Aug. 1663),
tum 1699
Er war der Sohn von Adam und Margarete Pürtzl,
dürfte gegen 1690 nach Prag gekommen sein, erlangte
zwischen 1692 — 1696 das Bürgerrecht und war seit
1696 mit Anna Marie Schweller aus Aussig verheiratet.
Da seine Witwe schon am 6. Juni 1700 den Lauten-
und Geigenmacher Seb. Rauch heiratete, dürfte er
1699 gestorben sein.
Pugh, Johannes. — Altona. 1905
Erfinder eines Streichquartetts (Tischgeigen), das er
unter dem Namen 1 . Diskant-Violinett, 2. Alt-Vioh-
nett, 3. Tenor-Violinett und 4. Baß-Violinett in den
Handel brachte. Er macht auch Zithern.
Puppati, Dr. Francesco. — Udine. Geb.
31. Okt. 1838 In Udine
Er ist von Beruf Jurist (Notar) und als Dilettant Vir-
tuose auf der Geige. Ein begeisterter Verehrer der klas-
sischen Meisterwerke der Cremoneser Schule, begann
er nach gründlichen Vorstudien um 1880 selbst Geigen
Purkholtzer (Burkholtzer), Hans. — Füssen.
1589. 1612
Er stammte aus Trauchgau, heiratete die Tochter des
Lautenmachers Magnus Helmer und erlangte dadurch
im Jahre 1589 das Bürgerrecht in Füssen. Er gehörte
zu den Begründern der Lautenmacherzunft und er-
scheint 1612 noch als Mitunterzeichner der Beschwerde
gegen den Verkauf des besten, von den Lautenmachern
gebrauchten Eibenholzes ins Ausland, an dem übrigens
sein eigener Schwager beteiligt war. In der Wiener
Sammlung alter Musikinstrumente befindet sich eine
theorbierte Laute von ihm, die auf dem Rücken 21
Elfenbeinrippen zeigt. Das Griffbrett ist 330 mm lang,
75 — 107 mm breit, mit acht mobilen Saitenbünden,
1 1 doppelchöngen Saiten und zwei Sangsaiten. An der
Untersaite der Griffbrettes befindet sich ein durch-
brochenes Rankenwerk aus Elfenbein mit dem Mono-
gramm M W (eines Besitzers? vielleicht M. Welsers?).
Dis Gesamthöhe beträgt 874 mm. Im Innern zwei Zet-
tel : der des Verfertigers und der Thom. Edlingers, der
die Laute im Jahre 1705 ausgebessert hat.
Geigenzettel: Hanns Burkholtzer Luaten / maher in
Fiessen 1596 (geschrieben).
Puzzini, Benedetto.
Mandolinenmacher.
R
om.
1876
Pycroft — Radeck
399
Pycroft, Ernest. — Manchester. 1874
Gute Orchestergeigen tragen seinen Namen.
Pyne, George. — London. 1891
Guter englischer Geigenbauer der Gegenwart.
Qualzatta s. Gualzatta
Quarmandi s. Guarmandi
Quenoll, Charles. — Paris. Geb. 8. April 1878
in Mirecourt
Ein geschickter Geigenmacher, der sich in Paris nieder-
gelassen hat.
Geigenzettel: CHARLES QVENOIL / No . . . / 8.
Faub. St. Denis 8 — Paris: 19 . . (gedruckt).
Quinerius, Hieronimus
In einigen älteren Geigen findet man den Zettel mit
dem Namen: »Hieronimus Quinerius Cremona Anno
1692«, — ein Beweis, daß der Geigenschwindel auch
früher schon in plumpester Form im Schwange war,
denn Amati und Guarneri mußten m diesem Falle bei
der Erfindung des Zettels Gevatter stehen. Von
Quinerius zu »Primerius« war dann nur noch ein
Schritt.
Quinot, Dominique. — Mirecourt. 1689
Wahrscheinlich ein naher Verwandter des in Paris
tätigen Jacques Qu.
Quinot, Jacques. — Paris. 1670. 1680
Richelet bezeichnet ihn als einen der geschicktesten und
am meisten geschätzten Pariser Geigenmacher. In der
Sammlung Loup befand sich eine lange, rebekartige
Taschengeige mit geschnitztem Köpfchen und gelbem
Lack von 1670. Der Name fand sich auch eingebrannt.
Geigenzettel : Jacques Quinot / ä Paris 1 670 (gedruckt).
Quintal, Antonio. — Funchal (Madeira).
19. Jahrhundert
Vater und Sohn, nur als Mandolinenmacher erwähnens-
wert.
Geigenzettel : Antonio Quintal / Fabricante de Instru-
mentes / de corda / Rua dos Tanueiros / Funchal (ge-
druckt).
R. C. F. s. C. F. R.
Raab, Anton. — Schönbach. Geb. vor 1850,
t 1898 in Schönbach
Ich kenne Geigen von ihm mit der Jahreszahl 1870.
Gute Schönbacher Arbeit.
Raab, Hans. — München. Geb. 1855 in einem
Pfarrdorf bei Nürnberg
Schüler von Enzensberger in Wien, bei dem er seit 1868
durch 7 Jahre lernte. Von 1875—1884 arbeitete er bei
Xaver Thumhart in München und später 1 ^i. Jahre in
Salzburg. 1885 machte er sich in München selbständig.
Er ist ein geschickter Geigenmacher, verlegte sich aber
in der letzten Zeit mit Erfolg auf das Gitarrenmachen.
Raab, Johann jun., lebt noch in Schönbach, wo
seine Werkstatt seit 1865 besteht
Raab, Karl. — Zombor (Bacska). 1885. 1903
Besserer ungarischer Musikinstrumentenmacher und
-händler der Gegenwart, der außer Streichinstru-
menten auch Schlag- und Blasinstrumente anfertigt.
Geigenzettel: Jävitotta / Raab Karoly / mühegedü-
keszitö. Zombor (gedruckt).
Rabaglietti, Antonio. — Verona. 1652
Ein Geigen- und Lautenmacher, der in Valdrighis Ver-
zeichnis (3870) vorkommt.
Rabatta, Carlantonio. — 1 707
Er soll Geigenmacher gewesen sein; Valdrighi (4371)
erwähnt ihn ohne Ortsangabe.
Rabe, Johann Volkmann. — Nordhausen. 1742
Ein tüchtiger Harfenmacher, der wahrscheinlich auch
Lauten gebaut hat. Eine hübsche chromatische Harfe,
ein Schwesterstück zu der im Katalog des Musik-
historischen Museums in Kopenhagen unter Nr. 262
aufgeführten Harfe, befindet sich in der Sammlung
Robert Leibbrands in Berlin.
Racceris (?), Nicolo (?). — Mantua. 1670
Ein auch von Vidal erwähnter Geigenmacher, dessen
Name übrigens nicht feststeht. Manche glauben statt
Racceris »Raineri* lesen zu müssen. Seine Geigen
erinnern an die Arbeiten der Gagliani ; mit einem der-
selben soll er zusammen gearbeitet haben. Auch Stra-
divari ahmte er gelegentlich nach. Er scheint eine Vor-
liebe für kleine Modelle gehabt zu haben. Merkwür-
digerweise wird sein Name auf gefälschten Zetteln in
allerlei alten, aber sicher nicht italienischen Geigen ge-
funden und zwar mit Jahreszahlen, die bis 1839 reichen.
Rachete, Franfois. — ? 1762
Ein französischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts,
dessen Zettel Grillet mitteilt.
Geigenzettel : Franfois Rachete / annee 1762 (geschr.).
Radeck (Radek), Johannes. — Wien. 1778.
1797
Er wohnte wie Philipp Wurm und später Jak. Fux im
Tiefen Graben Nr. 369 und legte am 18. September
1779 den Bürgereid ab. In den Steuerbüchern kommt
er bis 1787 vor. Nach einer Viola und einem kräftig
klingenden Violoncello zu urteilen, war er zwar nicht
ungeschickt, aber auch nicht hervorragend. Auch in
Graz war ein Radeck ansässig.
Geigenzettel: Johannes Radeck, bürgerl. Lau- / ten-
und Geigenmacher in , Wien 1793 (gedruckt). — Jo-
hann Radeck bürgerl. / Lauten- und Geigenmacher /
fecit. Vienne 1789 (gedruckt).
400
Radel Rallich
Radel, Philippe.
Bogenmacher.
Mirecourt. 1778
V. Radivanowsky. — St. Petersburg. 1885
Ein kaiserl. russischer Oberst und Adjutant des Zaren,
der sich Verdienste um die Erforschung des altita-
lienischen Geigenlacks erworben hat.
Radler, Emil, war im 19. Jahrhundert in
Schäßburg (Segesvär) ansässig
Radrizzoni, Angelo. — La Tour de Peilz bei
Vevey. 1914
Er gilt als geschickter Geigenmacher, ebenso sein Sohn
Carlo.
Rae, John. — London (Battersea). Geb.
31. Oktober 1847
Durch Versuche und eifriges Studium kam er zu einem
eigenen Modell, dem Meredith-Morris in »The Strad«
(1900, 128) besondere Vorzüge nachrühmt.
Geigenzettel: No. 19 /JOHN RAE, Maker / London
1899. (gedruckt).
Raeburn, Geo R. — West Calder. Geb. 1846
Bruder von John R. Seine Geigen sind nach Cremoneser
Muster und nach eigenen Ausmessungen gebaut. Auch
sein Bruder Alex. R. in Leven Fife soll gute Geigen
gemacht haben.
Raeburn, John. — St. Andrews. Geb. 1833 in
»Bungs of Cassingrae« (Schottland)
Ein Großneffe des berühmten schottischen Malers
Henri Raeburn und selbst ein geschickter Maler und
Dichter usw. neben seinem Beruf als Geigenmacher.
Er war der Sohn eines Bergmanns und begann auch als
solcher seine Laufbahn. Sein Vater war aber nebenbei
ein tüchtiger Geiger und unterrichtete ihn frühzeitig
im Vioiinspiel. So kam es bald, daß er sich für das
Geigenmachen interessierte. Von Liebhabern er-
muntert, wagte er seine ersten Versuche, und im Anfang
der 60er Jahre machte er seine ersten Geigen. Eifriges
Studium und eine angeborene Geschicklichkeit halfen
ihm dabei ; jetzt gilt er als einer der besten schottischen
Geigenmacher und erhielt mehrere Ausstellungs-
medaillen. Er benutzt verschiedene Modelle, haupt-
sächlich aber die des Stradivari und des Guarneri. Er
arbeitet sorgfältig, macht im Jahre nur fünf Geigen und
verwendet braunen oder goldgelben Ollack. Seine Bio-
graphie findet sich in »The Strad«, ferner in The
Peoples Journal (16. Aug. 1902) usw.
Geigenzettel : John Raeburn / Maker / Largoward, St.
Andrews / 1 902. (gedruckt).
Raetzen, Daniel. — Hamburg. 1732
Eine Altviola aus der Boersschen Sammlung im Rijks-
museum in Amsterdam trägt diesen Namen. In Ham-
burg ließ sich ein Geigen- und Lautenmacher D.
Raetzen nicht nachweisen. Gleichwohl gehört er zu den
besten Hamburger Meistern und kommt den Italienern
sehr nahe. Lack und Arbeit sind sehr schön.
Geigenzettel : Daniel Raetzen / Fecit, Hamburg Anno
1 732 (gedruckt).
Raffaele s. Ravanelli
Raffy, J.— Avignon. 1893
Ist mir nur als Reparateur bekannt geworden.
Geigenzettel: Repare par J. Raffy ;' Avignon 1893 (ge-
druckt).
Ragona, Pietro. — Palermo. 1840
Siebensaitige Gitarren von ihm sind nicht schlecht ge-
arbeitet, wenn sie auch keine bemerkenswerte Meister-
schaft bekunden.
Ragus (Rogus?), Antoine. — Nantes. 1749
Der Name auf seinem Zettel in einer Violine war nicht
sicher zu lesen.
Geigenzettel: Antoine Ragus a Nantes, 1749. (ge-
druckt).
Rahm, Heinrich Hermann. Geb. 29. März
1846, lebte als Geigenmacher in Markneu-
kirchen
Rahn, Wf". — Minneapolis (Minn.). Geb.
1859 in Friedrichroda
Schon als Kind erlernte er von seinem Vater, der ein
Böttchermeister war und aus Liebhaberei die sog.
Thüringer Waldzither anfertigte, das Zithermachen.
Seit seinem achten Lebensjahre wurde er als Geiger
ausgebildet und versuchte sich wiederholt als Geigen-
macher, wobei ihm der sachkundige Beistand eines
Markneukircheners nicht fehlte. 1882 ging er als
Musiker nach Amerika: 1885 nahm er das Geigen-
machen wieder auf und gilt jetzt als tüchtiger Repa-
rateur. Er macht auch Harfen und betreibt einen
Handel mit alten Geigen. 1900 besuchte er Deutsch-
land wieder und kam dabei mit zahlreichen Geigen-
machern in Beziehung.
Railich, Giovanni (Zuane). — Padua. 1672
1678
Er war der Lehrer von Mathias Klotz und jedenfalls
ein Verwandter (vermutlich der Sohn) von Pietro R.
Auf dem Lehrbrief unterschreibt er sich »Zuane
Railihe«. Auch er führte das Ladenschild »al Santo«.
Von ihm dürfte ein Calascione in der Sammlung
Correr in Venedig herrühren.
Geigenzettel : Abb. 656.
Railich (Relich), Matteo. — Brescla. Geb. um
1614, lebte noch 1655
Er war der Sohn eines Andrea R. und von deutscher
Herkunft. In seiner Steuererklärung von 1655 nennt
er sich *>cittadino et habitante in Brescia, con l'essercitio
di far liuti e chitare« und glbi seine Wohnung an in der
»contrata della Palada«. Auch erwähnt er, daß er seinem
Bruder, dem Lautenmacher Pietro R. in Venedig,
250 L. schuldig sei.
Railich — Rance
401
Railich, Pietro. — Venedig, Padua. 1644. 1670
Sohn des Andrea R. und Bruder von Matteo R. Er
lebte bis ]655 in Venedig und später in Padua. Eine
Laute von ihm, aus Venedig datiert (später [1695] von
Matth. Hummel »zugericht«), besitzt das Germanische
Museum in Nürnberg; eine andere (aus Padua) be-
findet sich im großh. Museum in Darmstadt (Nr. 482);
eine hübsch eingelegte Gitarre besitzt die Sammlung
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien (Nr. 35)
und eine Taschengeige mit der vielleicht falsch ge-
lesenen Jahreszahl 1690 T. W. Taphouse.
Geigenzettel: Pietro Railich / alla Givia Venetia 1644
(gedruckt). — Pietro Railich / AI Santo in Padova 1655
(gedruckt).
Raimondi s. Dr. G. Young
Raison, Ferry. — Mirecourt. 1770
Bogen mache r.
Raistrick, John W. — Bradford. 1810
Geigenmacher und Reparateur.
Rakeman, Nicolas. — Brügge. 1449. 1515
Er wird in den Archivalien als »maistre Nicolas Rake-
man lutemakere« bezeichnet.
Rakowski, A. — Paris, Grenoble. 1834. 1856
Ein polnischer Violoncellist, der 1834 in Paris und
später in Grenoble als Lehrer seiner Kunst ansässig
war. Er hat allerlei Erfindungen gemacht, u. a. Violin-
und Violoncellobogen, die er wohl auch berufsmäßig
herstellte. A. Sowinski bezeichnet ihn ausdrücklich als
»luthier*.
Rambaux, Claude -Victor. — Paris. Geb. in
Darney (Vogesen) am 25. Februar 1806,
t am 25. Juni 1871 in Mirecourt
Einer alten Geigenmacherfamilie entstammend, kam er
mit seinen Eltern bald nach seiner Geburt nach Mire-
court, wo er im Alter von 14 Jahren bei L. Moitessier
in die Lehre trat. Von 1824 — 1827 arbeitete er bei
Thibout in Caen, wendete sich dann nach Paris und
trat am 22. August 1827 bei Gand (Vater) ein. Bei
diesem reifte er zum Künstler heran, so daß er bald
erster Gehilfe wurde. Er blieb bei Gand bis 1838 und
eröffnete am 7. Juni 1838 im Faubourg Poissonniere
Nr. 18 seine eigene Werkstatt. Daß er neben Lupot,
Pique, Gand, Bernardel und Vuillaume schnell zu
großem Ansehen gelangte, beweist am besten die Vor-
züge seiner Kunst. Im Jahre 1857 gab er sein Geschäft
in Paris auf und zog sich nach Mirecourt zurück, aber
immer noch aus Liebhaberei fleißig schaffend. Die
Nachricht, daß sein jüngerer Sohn bei Beifort gefallen
sei, brach dem sonst noch so rüstigen Manne das Herz,
und er überlebte den schweren Schlag nicht lange. Er
war eine echte Künstlernatur, ein feiner Kenner und
von nimmermüder Arbeitslust. Im Neubau leistete er
Hervorragendes, doch hat er nicht allzu viele Geigen ge-
macht, da er hauptsschlich als Reparateur beschäftigt
wurde. Sein Lack war zu dick und hat wenig Leucht-
kraft. Ein besonderes Geschick besaß er in der Ver-
V. Lii t ge n d o rf f , Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II
kleinerung (»recoupage«) zu großer alter Violoncelli
und Bässe. Weniger glücklich war er mit seinen Ver-
suchen, die Wölbung, die Zargen und selbst die äußere
Form der Geigen zu ändern. Erfolglos bemühte er sich
auch, ein Verfahren zu erfinden, um das Holz künstlich
alt zu machen, die Wölbung durch Biegen über dem
Feuer herzustellen und den Ton durch Einsetzen eines
doppelten Bodens zu erhöhen. Sein ihn überlebender
Sohn ist nicht Geigenmacher geworden,
Geigenzettel : Abb. 646.
Ramftler, Franz. — München. Geb. 23. Mai
1834 in München
Schüler von Andreas Engleder, bei dem er auch, nach-
dem er ausgelernt hatte, noch verblieb. Nach kurzem
Aufenthalt in Karlsruhe gründete er 1 864 sein Geschäft
in München und wurde bald zum Hofinstrumenten-
macher ernannt. Er verlegte sich zunächst auf Repa-
raturen und den Handel mit italienischen Instrumenten
und reiste alljährlich zweimal zu diesem Zwecke nach
Italien. Im Jahre 1889 setzte er sich zur Ruhe, und erst
von da an machte er mit größerem Eifer neue Geigen
nach Stradivari, die er mit einem von ihm erfundenen,
seit 40 Jahren erprobten Lack lackiert, dem er es
hauptsächlich zuschreibt, daß seine Geigen sofort gut
klingen und leichte Ansprache haben. Für seine
Geigen, sehr gute Orchesterviolinen mit schönem Holz,
Lack und Ton, erhielt er schon 1873 in Wien ein An-
erkennungsdiplom. Auch ein Wilhelm R. war 1882 in
München tätig.
Geigenzettel : Franz Ramftler / Hofgeigenmacher (ge-
druckt).
Ramolo, Giovanni. — Rom. 1626
Er stammte aus Genua und war in Rom als Lauten-
macher in der Nähe der Kirche S. Lorenzo ansässig.
Ramsay, William. — Biggar. Geb. 16. Januar
1869 in Biggar
Ein Liebhaber, der eine Anzahl guter Violinen nach
Stradivari gemacht hat. Er verwendet Ollack.
Geigenzettel: W. Ramsay / Biggar / 1897 (gedruckt).
Ramusio, Giovanni. — Turin. 1779
Selten vorkommender Lautenmacher. Eine Mandoline
von ihm besitzt das Landesgewerbemuseum in Stutt-
gart (Nr. 9, 19).
Ranaldi, Antonio. — Neapel. 1898
Er sowohl als sein Sohn gelten als gute Mandolinen-
macher.
Rance, Thomas. — Brüssel. 1681
Verschiedene Schriftsteller erwähnen, aus der gleichen
Quelle schöpfend, diesen Namen, der sich auf einem
geschriebenen Zettel in einer Geige befunden haben
soll. Es war mir jedoch unmöglich, irgendwelche Doku-
mente für die Existenz dieses Geigenmachers zu ver-
schaffen. Auch Vidal und de Piccolellis kennen ihn
nicht.
26
402
Ranta — Ra
Ranta, Pietro. — Brescia. 1733
Im Anfang des 1 9. Jahrhunderts gehörte er noch zu den
von Geigern bevorzugten italienischen Meistern. Seine
Geigen müssen durch das Alter statt gewonnen, ver-
loren haben, da es sonst nicht begreiflich wäre, daß man
gerade ihn einmal besonders schätzte ; denn er war nur
ein schwächlicher Amatinachahmer.
Rantzeler, Balthasar. — Hamburg. 1690
Der Name dieses Instrumentenmachers kommt im
Hamburger Retardenbuch am 14. November 1690 vor.
Raphael. — Brescia. 19. Jahrhundert
Nach Valdrighi (2558) ein in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts vorkommender Geigenmacher.
Raphanelli s. Ravanelli
Rapolt, Georg. — Regensburg. 1 603
In Urkunden wird er »Leuermacher« genannt. Ob er
Leiern oder Lauten gemacht hat, ließ sich bis jetzt nicht
feststellen.
Rasche, Hermann, lebte im 19. Jahrhundert in
Hannover
Rasmussen, Anders. — Aarhus, Kopenhagen.
Geb. 25. Januar 1862
Schüler von F. W. Hansen in Randers. Er ließ sich als
Geigenmacher erst in Gandlöse (Viksö), im Jahre 1888
in Aarhus und zuletzt in Kopenhagen nieder; er
arbeitet hauptsächlich nach Stradivari und verwendet
einen Lack von eigener Zubereitung. Seine Geigen
tragen nachfolgenden Brandstempel. Er gilt als einer
der besseren dänischen Geigenmacher der Gegenwart.
Brandstempel: Anders Rasmussen / Aarhus 1888.
Rastelli (Pastelli?). — Genua. 1822
Ein braver Geigenmacher, aber kein Künstler, dessen
Arbeiten indessen durch das Alter ein wenig gewonnen
haben.
Rasura, Vincenzo. — Lugo. 1 785
Vidal, Valdrighi (2560), Grillet usw. kennen ihn nur
dem Namen nach, und auch mir war es nicht möglich,
Arbeiten von ihm ausfindig zu machen.
Rau, August. — Markneukirchen. Geb.
26. Juni 1866 m Siebenbrunn
Er lernte von 1880 — 1884 das Bogen machen und setzte
seine Studien noch als Gehilfe fleißig fort, so daß er bei
Wilhelm Knopf in Dresden Aufnahme fand, wo er sich
zu einem vollkommenen Künstler in seinem Fache aus-
bilden konnte. Er arbeitete dann noch bei A. R.
Weichold und eröffnete im Jahre 1890 in Markneu-
kirchen seine eigene Werkstatt. Da er zur Herstellung
seiner Bogen nur das allerbeste Material verwendet,
eine seltene Handfertigkeit besitzt und ein genauer
Kenner der Tourteschen Schule ist, verstand er es bald,
sich in Musikerkreisen einen großen Ruf zu verschaffen.
und darf heute als einer der tüchtigsten Bogenmacher
nicht nur Markneukirchens, sondern ganz Deutschlands
betrachtet werden. Gleich seinen Violinbogen sind
auch seine Violoncellobogen ausgezeichnet, sie be-
stehen aus einem Stück echten Pernambukholz, das
sich spalten läßt, mit harten, genau durch die Mitte der
Stange laufenden Jahren, und wiegen trotz ihrer un-
übertrefflichen Festigkeit doch nur 74 — 75 g. Seine
Bogen kommen den besten französischen gleich. Sem
talentvoller Sohn Charles (geb. 7. September 1891)
erlernte bei ihm das Bogenmachen, arbeitete dann in
Amsterdam und war als ein hervorragender Künstler in
seinem Fache angesehen. Als der Krieg ausbrach,
folgte er freudig dem Ruf zu den Fahnen und ist leider
auf dem Felde der Ehre gefallen.
Rau, Johann Friedrich. — Nürnberg. Geb.
13. August 1820, f 29. Oktober 1902
Er war ursprünglich Paternostermacher (Beinknopf-
drechsler) und lernte als solcher in Wien einen Geigen-
macher kennen, von dem er die ersten Anleitungen im
Bau von Musikinstrumenten erhielt. Durch eifrige
Studien vervollkommnete er sich darin so, daß er, als er
nach Nürnberg zurückkam und sich verheiratete, im-
stande war, sich 1 848 als Geigenmacher niederzulassen.
Seine sorgfältige und gediegene Arbeit verschaffte ihm
bald einen festen Kundenkreis, bei dem er in hohem
Ansehen stand. Doch war er ein schlichter, ehr-
licher Mann, der jeder Ruhmredigkeit abhold war, so
daß sein Ruhm nicht in weitere Kreise drang. Er hat im
ganzen etwa 160 neue Geigen, 48 Violen und etwa
40 Violoncelli gemacht. In den siebziger Jahren des
19. Jahrhunderts machte er auch viele Zithern, die sehr
gelobt werden. In der Wiederherstellung alter Geigen
war er seiner Zeit hochgeschätzt; er war ein gewiegter
Kenner alter Instrumente und hat u. a. zwei Harfen des
Germanischen Museums so genau kopiert, daß man sie
mit den Originalen verwechseln konnte. Diese Harfen
kamen in das Brüsseler Museum. Er hat auch allerlei
wertvolle Erfindungen gemacht, so eine Beinknopf-
maschine, einen Specksteinbrenner für Gaslampen
usw. — Für seine Geigen erhielt er 90 — 200 Mk., in
einzelnen Fällen jedoch auch 500 Mk. Manche davon
sollen jetzt mit italienischen Zetteln versehen im Handel
vorkommen und hohe Preise erreichen. ■ — Ein recht
gutes Violoncello von ihm besitzt sein Sohn Georg
Rau, Solocellist und Mitglied des Bühnenfestspiel-
Orchesters in Bayreuth.
Rau, Karl. — Nürnberg. Geb. 28. Oktober
1870 in Nürnberg
Sohn und Schüler von Joh. Friedr. R. Nachdem er
schon seit 1893 der väterlichen Werkstatt vorgestanden,
wurde er 1896 der Nachfolger seines Vaters, nach dessen
strengen Grundsätzen er mit Geschick weiter arbeitet.
Er hat bisher 30 neue Violinen, 8 Violen, 12 Violoncelli
und 11 Viole d'amore gemacht; er ahmt die alten
Italiener sorgfältig nach, bereitet seinen Lack (Mastix
und Spirituslack) selbst und gibt ihm goldgelbe
oder braune Färbung. Seine Kopien alter Liebesgeigen
sind von lobenswerter Treue und Klangschönheit. Er
ist ein ausgezeichneter Geiger und spielte schon seit
seinem 15. Jahre im jetzigen Bruchschen Orchester
R
au
Rauch
4Ö3
(früher Winderstein) in allen Konzerten mit, was ihm Rauch, Johannes. — Komotau (Böhmen)
als Geigenmacher sehr zum Vorteil gereicht. Seine
Arbeit ist bei Musikern sehr beliebt.
Geigenzettel: Carl Rau • Nürnberg / Lauten- u.
Geigenmacher, (gedruckt).
Rau, Paul. - Nürnberg. Geb. 1857, f 1882 in
Nürnberg
Sohn und Schüler von Joh. Friedr. R. Er berechtigte
zu schönen Hoffnungen und hat etwa 12 neue Geigen
selbständig gebaut, die in jeder Beziehung vollendet
waren, doch erlag er schon in jungen Jahren einem
Gehirnleiden.
Rauch, Christoph Johann. — Komotau. Geb.
H.März 1728. t nach 1792
Sohn des Johannes R. und wahrscheinlich auch sein
Schüler. Er war seit 23. Februar 1749 in erster Ehe mit
Maria Kath. Fr. Schmidt verheiratet, von der er drei
Söhne und drei Töchter hatte. Seine zweite Frau hieß
Magdalena; von dieser hatte er auch einen Sohn.
Seine Arbeit ist oft originell, der Lack braunrot. Das
Stift Ossegg besitzt eine Viola d'amore von ihm aus
dem Jahre 1747 (Kat. Nr. 20).
Geigenzettel: Christoph Rauch Lauten- und Gei-
(geschrieben). —
1720. 1760
Vielleicht Sohn des Prager Sebastian R. Er verhei-
ratete sich am 13. Januar 1739 mit Anna Kath. Webs in
Komotau und hatte drei Söhne und drei Töchter. Seine
Geigen sind nach der Form gemacht, die Wölbung nach
Stainer, der Öllack von gelbbrauner Farbe, der Ton
ansprechend und gut. Das Stift Ossegg besitzt eine
Geige von ihm (Kat. Nr. 28.), eine Taschengeige das
Kopenhagener Museum (Nr. 413).
Geigenzettel: Johannes Rauch Violin und / Lauten-
macher in Commotau Ao. 1760 (gedruckt). — Johannes
Rauch Geigen- und Lauten / Macher in Comothau /
Anno 1742 (gedruckt) und Abb. 644.
Rauch, Johannes. — Kirchberghausen, Mitter.-
wald
Ein schwer leserlicher Zettel aus einer mittelmäßigen
Geige, der der Schrift nach dem 18. Jahrhundert ange-
hört, lautet : Johannes v. Kirchberghausen / Rauch (in ?)
Mittenwald. In Mittenwald ist dieser Rauch bisher
nicht nachzuweisen gewesen. Ob er mit dem Komo-
tauer Meister in Verbindung gebracht werden kann,
wage ich nicht zu behaupten, doch wäre es denkbar.
genmacher in Co.r.othau 1764 ,^ . ■ \y
Christoph Rauch, Lauten- u. / Geigenmacher in Com- Rauch, Johann Sebastian. — Komotau. 1 738.
759
motttau ; 1 747 (gedruckt).
Rauch,Jakob.Bruck(imPinzgau?). 1713. 1715
Er stand wahrscheinlich in f ürstbischöfl. salzburgischen
Diensten und soll auch in Salzburg selbst tätig gewesen
sein. Eine Geige von ihm befindet sich im städtischen
Museum Carolino-Augusteum in Salzburg. Ob er mit
dem gleichnamigen Mannheimer Meister identisch ist,
was der Zeit nach nicht unmöglich wäre, will ich nicht
entscheiden.
Geigenzettel : Jacob Rauch, Hof- und bürgl. / Geigen-
macher in Brugg 1715 (gedruckt).
Rauch, Jakob. — Mannheim. 1720. 1763
Er stand in Mannheim, wo er seit mindestens 1 723 Hof-
Lauten- und Geigenmacher war, in einem gewissen An-
sehen; seine Liebesgeigen mögen auch recht gut ge-
wesen sein ; besondere Sorgfalt auf die Wahl des Holzes
verwendete er jedenfalls nicht, und seine Violinen und
Bratschen zeigen recht gewöhnliche Arbeit. Das meist
breite Modell erinnert an die schwäbische Schule ; hohe
Wölbung, unschöne F-Löcher, Hals und Schnecke oft
aus Birnbaum, trüber, braungelber Lack. In den Hof-
kalendern und Hof Orchesterbesoldung ;listen kommt er
1723, 1734 und 1745 vor; 1747, 1748 und noch 1759
wird er auch als >>Calcant<> bezeichnet. In Geigen findet
man noch die Jahreszahl 1763. Das Mannheimer
Theaterorchester besaß im Jahre 1820 noch eine Alt-
viola und zwei Violinen von ihm aus den Jahren 1 746
und 1756 und ein Violcncello von 1734. Der Mann-
heimer Altertumsverein besitzt ein Violoncello von ihm
vom Jahre 1740.
Geigenzettel: Jacob Rauch, Geigenmacher / in Mann-
heim Anno 1763 (geschrieben). — Jacob Rauch Hoff-
Lauten- und Geigen- / macher in Mannheim. Anno
1740 (gedruckt).
Sohn von Johannes R.? Er war mit einer Maria Kath.
verheiratet und hatte einen Sohn und eine Tochter.
Geigenzettel : Sebast. Rauch / feci Komotau / ano 1759
(gedruckt).
Rauch, Josef. — Würzburg. Geb. 19. März
1701 in Prag, lebte noch nach 1760
Ältester Sohn von Sebastian Rauch und wohl auch
dessen Schüler, Bruder von Th. Rauch in Breslau, dem
er in vieler Hinsicht gleichkommt.
Rauch, Josef I Johann. — Komotau. Geb.
I.November 1722, t nach 1795
Sohn und Schüler von Johannes R., den er nachahmte
aber nicht erreichte. Seine erste Frau, die er am
18. Januar 1744 heiratete, hieß Anna Kath. Dobrauer
(t 1769). Er hatte zwei Söhne und zwei Töchter. Er
arbeitete nach der Form und verwendete einen dunkel-
braunen Spirituslack. Eine Geige von ihm aus dem
Jahre 1762 besitzt das Benediktinerstift St. Margareth
bei Prag, eine von 1776 die St. Thomaskirche in Prag.
Geigenzettel: Joseph Rauch Lauthen- und Geigen- /
macher in Commothau. 1795 (gedruckt) und Abb. 641.
Rauch, Josef II. — Komotau. 1834
Wahrscheinlich ein Sohn von Jos. R. I. In der fürstlich
Lobkowitzschen Sammlung auf Schloß Roudnic be-
finden sich drei Violinen von ihm aus dem Jahre
1834.
Geigenzettel : Joseph Rauch me fecit / Comotovii anno
1834 (gedruckt).
26*
404
Rauch — Rauer
Rauch, Sebastian. — Prag. 1700. 1724
Er soll aus dem Augsburgischen stammen und nach
Prag gekommen sem, nachdem er vorher bei Schelle in
Nürnberg gearbeitet hatte. Er wohnte auf der Klein-
seite und erlangte am 7. September 1700 das Bürger-
recht, nachdem er schon am 6. Juni desselben Jahres
Anna Marie, die Witwe des Geigenmachers Pürtzel,
geheiratet hatte. Er kam bald zu großem Ansehen und
war ein sehr tüchtiger Meister. Er hatte zwei Söhne:
Joseph und Thomas. Seme Tätigkeit läßt sich in Prag
bis 1724 verfolgen; er scheint dann gestorben zu sein,
wenn man nicht annehmen will, daß er ausgewandert
ist, wozu er keinen erkennbaren Grund gehabt hätte.
Immerhin kommen Geigen vor, die 1725 von einem
Sebastian Rauch in Hamburg gefertigt sein sollen.
Dort aber läßt sich ein Seb. Rauch urkundlich nicht
nachweisen. Da der Name Sebastian Rauch oben-
drein von mehreren Geigenmachern geführt wurde,
könnte, selbst wenn ein solcher Nachweis gelänge, die
Identität mit dem Prager Meister nicht leicht fest-
gestellt werden. Seine Arbeit ist manchmal unschön in
der Form, immerhin aber sehr sorgfältig und originell;
auch nahm er die Wölbung häufig flacher als seine Zeit-
genossen ; besonders schön ist jedoch sein gelber Lack,
und den Ton verstand er zweifellos vortrefflich zu be-
rechnen. Eine Geige von ihm aus dem Jahre 1714 be-
sitzt das Stift Ossegg, eine andere war auf der Prager
ethnographischen Ausstellung von 1895 zu sehen.
Einen Kontrabaß von 1713 besitzt die Prager Kreuz-
herrenkirche, eine Violine von 1713 besaß die Aller-
heiligenkirche in Prag.
Geigenzettel : Abb. 635 und 642.
Rauch, Sebastian. — Breslau. 1730. 1779
Wahrscheinlich ein Sohn von Thomas und Enkel von
Sebastian Rauch, jedoch nicht identisch mit dem später
in Leitmeritz ansässigen Seb. Rauch. Auch er hatte ein
eigenes, hochgewölbtes Modell und arbeitete nicht
schlecht; nur nahm er das Holz meist viel zu dünn.
Sein Lack ist fast ganz schwarz. Eine Viola und ein
Violoncello von ihm besitzt K. Friedrich in Posen.
Geigenzettel : Sebastian Rauch / fecit Wratislawiae 1 779
(gedruckt). — Sebastianus Rauch me / fecit / Wratis-
laviae 1 753 (gedruckt).
Rauch, Sebastian. — Komotau, Leitmeritz.
Getauft 1 . Dezember 1711 in Prag, f 28. No-
vember 1801
Sohn des gleichnamigen Prager Meisters, daher
keinesfalls mit ihm identisch, wie manche glauben
wollen. Er heiratete m Komotau am 3. Februar 1739
Anna Kath. geb. Lessig und scheint wiederholt in
Komotau gearbeitet zu haben, wie eine von dort im
Jahre 1761 datierte Violine vermuten läßt. Am 1 1. Jan.
1774 ging er in Leitmeritz eine zweite Ehe mit Josefa
Beck ein. Im Jahre 1744 kaufte er in der Vorstadt
Dubina ein Haus, erlangte am 13. Mai 1755 das
Bürgerrecht in Leitmeritz und war seit 1770 Eigen-
tümer des Hauses Nr. 1 46 in der Rauchfangkehrergasse.
In den Urkunden wird er »fidifex« und »fidenifex« ge-
nannt. Er arbeitete nach der Form und hatte ein ei-
genes, dem Stainerschen ähnliches, hochgewölbtes
Modell. Seine Arbeit ist sehr sauber, der (Spiritus)-
Lack meist schwarzbraun, seltener goldgelb. Der Ton
ist weich, trägt jedoch nicht, so daß seine Instrumente
im Orchester wenig Wert haben.
Geigenzettel : Sebastian Rauch, Lauten- und/ Geigen-
macher in Leitmeritz 1 780 (gedruckt).
Rauch, Thomas. — Breslau. Geb. 17. Dez.
1 702 in Prag, lebte noch nach 1 746
Sohn von Seb. Rauch in Prag und vielleicht ein Schüler
seines Taufpaten Thomas Edlinger, an den seine
besseren Arbeiten erinnern. Er hatte ein eigenes, hoch-
gewölbtes Modell und verwendete einen jetzt sehr
dunkel aussehenden Lack. Arbeit, Holz und Ton sind
recht gut. In Breslau ist er schon 1737 nachzuweisen.
Eine sehr schöne, an Tielkes Arbeiten erinnernde Viola
d'amore mit geschnitztem Köpfchen befindet sich in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln.
Geigenzettel : Abb. 639.
Rauch. — Hamburg
In vielen Verzeichnissen wird ein Rauch als Hamburger
Geigenmacher angeführt. Hart nennt ihn Sebastian und
gibt das Jahr 1725 an. Es wäre ja möglich, daß der
Prager Meister, der dort nur bis 1724 nachweisbar ist,
nach Hamburg übersiedelte, aber nachweisen läßt sich
das. nicht. Vielleicht ist der Hamburger Rauch jedoch
dadurch entstanden, daß der Engländer Burney, der
1772 nach Antwerpen kam, erzählt, er habe dort im
Hause der hanseatischen Kaufleute (der Osterlinge) eine
Sammlung von 30 — 40 teilweise ungewöhnlich großen
Flöten (Schalmeien) aus älterer Zeit gesehen, die in
»Hamburg angefertigt« gewesen wären und den Namen
Caspar Rauchs Scrattenbach trugen. Es waren wahr-
scheinlich große Pommern, die von Hamburger Kauf-
leuten dorthin gebracht wurden; ihr Verfertiger aber
lebte nicht in Hamburg, sondern in Schrattenbach
(zwischen Kaufbeuren und Kempten), wo noch andere
Mitglieder der Familie in gleichem Berufe tätig waren
(so Hans Rauch, von dem eine Baß-Pommer im
Münchener National-Museum sich befindet). Aus dem
Burneyschen Buch ging der Name Rauchs als eines
Hamburger Meisters wohl in andere Schriften über;
allmählich verwandelte er sich dabei in einen Geigen-
macher, und Fetis gab ihm sogar den Namen Gaspard
Rancho. Es wäre immerhin — so unwahrscheinlich es
an sich ist — möglich, daß Caspar R. auch Lauten-
instrumente gemacht haben könnte; möglich ist ferner,
daß Sebastian Rauch, der ja aus dem »Augsburgischen«
(ein weiter Begriff) nach Prag gekommen sein soll, aus
Schrattenbach stammte.
Rauche, Michael. — London. 1762. 1770
Ein Lautenmacher, dessen Name sich in einer mit
Elfenbein eingelegten Theorbe im South Kensington
Museum findet. Eine Zither von ihm stellte A. F. Hill
in der Londoner Music Loan Exhibition 1904 aus.
Geigenzettel: Rauche in Chandos Street / London,
1 762 (gedruckt).
Rauer, Georg. — Wien. 'Geb. 1879 in Wien
Schüler von Carl Haudek, bei dem er im Jahre 1893 in
die Lehre trat und nach beendigter Lehrzeit noch zwei
Rauser — Ravenna
405
Jahre lang als Gehilfe blieb. Er arbeitete dann von 1898
bis 1899 in Budapest und war darauf sieben Jahre lang
bei W. Th. Jaura tätig. Im Januar 1907 machte er sich
in Wien selbständig und begründete ein Zweiggeschäft
in Karlsbad, das er jedoch wieder aufgab, um seine
ganze Kraft seinem nun vergrößerten Hauptgeschäft m
Wien widmen zu können. Er ist ein talentvoller Geigen-
macher und geschickter Reparateur. Am 1. Juni 1910
kaufte er das Geschäft von C. H. Voigt und verlegte es
in die Friedrichstraße Nr. 4.
Geigenzettel : Abb. 629.
Rauser (Rauscher), Sebastian. — Verona. 1590.
1605
Baron nennt ihn in seiner Untersuchung der Instr. des
Lauten irrtümlich »Rausgier«, und seitdem fmdet man
ihn überall in dieser Schreibart angeführt. Baron
schreibt : »Sebastian Rausgier, der Anno 1 594 (wo aber,
ist mir nicht bekannt) gelebt, hat gute Lauten mit
breiten Spanen gemacht.« Wahrscheinlich stammte er
aus Füssen oder Vils, wo der Name Rauscher heimisch
ist. so war Katharina, die Mutter des Geigenmachers
Anton Rief eine geborene Rauscher. — Eine Laute von
ihm befindet sich in der Kunst- und Altertümer-
sammlung auf der Veste Koburg.
Geigenzettel: Sebastian rauser in Verona 1605 (gedr.).
Raut, Jean. — Rennes (Bretagne). Geb. um
1719, t 1791
Nicht ungeschickt; die wenigen Geigen, die man von
ihm kennt, zeigen zwar gutes Holz, gute Arbeit und
roten Lack, sind aber plump In der Form und haben
einen näselnden Ton.
Rautmann, Carl. — Braunschweig. Geb.
7. Oktober 1818, t 16. September 1895
Er ließ sich 1845 als Geigenmacher in Braunschweig
nieder, wo er später zum herzogl. Hofinstrumenten-
macher ernannt wurde. 1873 erhielt er auf der Wiener
Weltausstellung ein Anerkennungsdiplom.
Rautmann, Gustav. — Braunschweig. Geb.
1849 zu Braunschweig, f 21. Januar 1917
Schüler seines Vaters Carl R. (von 1863 — 1869) und
seit 1895 dessen Geschäftsnachfolger. Er dehnte das
Geschäft weiter aus und arbeitet hauptsächlich nach
Stradivari, aber auch nach anderen Modellen, und
wendete sowohl Ol- als Spintuslack an.
Geigenzettel: C. Rautmann, / Hofinstrumenten-
macher / Braunschweig (gedruckt).
Rautmann, Hermann. — Magdeburg. Geb.
1853 m Braunschweig
Schüler seines Vaters Carl R. Im Jahre 1877 übernahm
er die Werkstatt Ferd. Haases und gilt heute als der
beste Magdeburger Geigenmacher. Er arbeitet nach
guten italienischen Vorbildern, ist sorgfältig in der
Ausführung und setzt seinen Lack nach eigenem Re-
zept zusammen. Als Reparateur wird er sehr gelobt.
Geigenzettel : fecit / Hermann Rautmann , Magdeburg
18 . . (gedruckt).
Rauwolf (Rauchwolf f), Sixtus. — Augsburg,
Geb. um 1556, t nach 1619
Zufolge des Augsburger Hochzeitsprotokolls erhielt der
Lautenmacher Sixt Rauwolf am 27. Januar 1577 den
obrigkeitlichen Konsens, sich zu verheiraten. Der Ein-
trag lautet: »Six Rauwolf und Margreth Schlaurin,
weyland Sturms Lauttenmachers, seligen, nachge-
lassne Wittib, bede Burgere; seyn Beystand Ulrich
Rauwolf, Handelsmann, uff ihre saitten (d. i. ihr Bei-
stand) Jcremias Sturm, Kistler«. Wahrscheinlich war er
Geselle bei dem Augsburger Lautenmacher Sturm und
hat nach dessen Tode die Witwe geheiratet. In einem
Meisterregister von 1619 wird er noch angeführt und
sein Alter auf 63 Jahre angegeben. Danach wäre er
um 1556 geboren. Er dürfte ein Verwandter des gleich-
zeitig lebenden bedeutenden Arztes, Botanikers und
Orientreisenden Leonhard Rauwolf von Augsburg ge-
wesen sein. Er war ein sehr angesehener Meister und
stand auch in Diensten der Fugger, für die er auf dem
Schloß Kirchberg bei Ulm tätig war. Eine Laute mit
dem Fuggerschen Wappen im Schalloch und mit der
Umschrift »Her Jacob Fugger Her zu Kirchberg und
Weissenhorn 1577« befindet sich im Besitze des
Fürsten von Fugger-Babenhausen in Augsburg (1,18
lang, 0,32 breit). Auch Claudius in Kopenhagen be-
sitzt eine Laute mit sechs doppelten und vier einfachen
Saiten von ihm. Eine andereLaute (von 1 593) kam aus der
Sammlung Galpin nach Boston. Nicht mehr vorhanden
sind die beiden Lauten, die das Inventar der Stutt-
garter Hofkapelle aus den Jahren 1589 — 1594 aufzählt.
Die eine hatte 16 Saiten, braunen Kragen und Steg, die
andere war aus Eibenholz »mit Filetlein eingelegt«,
und hatte gleichfalls 16 Saiten. Ebenso weiß man nicht,
wohin die Baß-, Mittel- und Oktav-Lauten hinge-
kommen sind, die für 23 fl. 48 kr. im Jahre 1585 bei ihm
gekauft wurden und die im Jahre 1610 von ihm er-
worbene »Pandura«.
Geigenzettel: Sixtus Ravwolf / Avgvstanvs ann. 1598
(gedruckt). — Sixtus Ravwolf / Augustanjus (sie !) 1 599
(gedruckt). — Sixt. Rauchwolff / in Kirchberg 1577
(gedruckt).
Ravanelli (Raphanelli) (?). — Brescia. 1652.
1700
Sein Name steht nicht fest; Vidal nennt ihn ohne
weitere Angaben Raffaele Nella, andere kurz Raffaele
oder Della Raffaele. In Brescia war nur eine Familie
Ravanelli nachzuweisen, der u.a. der 1436 vorkom-
mende Architekt G. B. Ravanelli angehört, weshalb es
vielleicht erlaubt ist, anzunehmen, daß aus dem
schlecht gelesenen Namen durch Trennung der Silben
der sonderbare Rafa(el) Nella entstanden ist. Echte
Geigen von ihm konnte ich nirgends erfragen, doch
heißt es, daß er Maggini nachgeahmt, seine Arbeiten
oft reich eingelegt und braun lackiert habe. Es wäre
wünschenswert, einen unbezweifelbaren Zettel von
ihm k
ennenzulernen.
Ravenna, Gio. Battista, lebte als Geigen-
macher im 19. Jahrhundert in Lavagna
406
Ra
Rebh,
an
Rawlins, Henry. — London. 1775. 1781
Ein mittelmäßiger Violinenmacher und Reparateur,
den jedoch Giardim, der Kapellmeister der italienischen
Oper in London, begünstigt zu haben scheint.
Geigenzettel : Henricus Rawlins , Londini 1 779. (ge-
druckt). — Restauratus Henricus Rawlins / auspicio
Giardini Londini 1781 (gedruckt).
Ray (Rech, Recht), Christophe. — St. Avold,
Geb. um 1710 (?) lebte noch 1775
Dem Namen nach scheint er kein Franzose gewesen zu
sein. A. Jacquot hat mit Sorgfalt alle Urkunden nach
ihm durchforscht. Die Schreibweise seines Namens ist
ebenso schwankend, als die Bezeichnung seines Berufs.
Er kommt bald als Luthier und Musikinstrumenten-
macher, und bald als Drechsler vor. Im Jahre 1751
starb ihm eine achtzehnjährige Tochter in Nancy.
Ray, Jacques. — Mirecourt. f 1748
Vielleicht ein Bruder von Christophe R. — A. Jacquot
ermittelte über ihn nur, daß er im Jahre 1 744 geheiratet
hatte.
Lond
ondon.
1620.
Raymann (Rayman), Jakob.
1657
Er soll um 1620 in England eingewandert sein; ob wirk-
lich aus Tirol, wie man annimmt, ist jedoch ungewiß.
Tatsache ist nur, daß seine Geigen deutsche Schule
verraten, manchmal auch an die Arbeiten Marianis in
Pesaro erinnern und sich sehr von den damals in Eng-
land gemachten unterscheiden. Sein Modell steht im
allgemeinen zwischen der Stainer- und Brescianer-
schule, ist aber wenig elegant in der Form. Dagegen ist
der schöne, gelbbraune Lack, der oft einen feinen Stich
ins Rötliche hat, sehr zu loben ; auch im Ton sind seine
Arbeiten gut, so daß er die Wertschätzung, die er heute
noch findet, vollauf verdient. Er ist einer der ersten, die
in England Violinen gemacht haben; bei diesen sind die
F-Löcher sehr klein, ebenso die Schnecke, die jedoch
gut ausgestochen ist, während die übrige Arbeit weniger
sorgfältig ist. Eine im Jahre 1657 von ihm gebaute
Violine besitzt P. T. Chapman. Verschiedene Arbeiten
von ihm waren in der Wiener Musikausstellung zu
sehen. Seine Zettel geben seine Wohnungen an.
Geigenzettel : Jacob Rayman Dwelling in Blackman ,
Street Long Southwark ' 1691 (gedruckt). — Jacob
Rayman, at ye Bell / Yard in Southwarke / London 1648
(gedruckt) und Abb. 647.
Raynaldi, Antonio, gen. Simonetta. — Langres,
Rom. 1517
Ein Lautenmacher, den auch Valdrighi (3872) erwähnt-
Razenzo, Carole. — Barcelona. 1690
Ein am Ende des 17. Jahrhunderts m Barcelona an-
sässiger Lauten- und Geigenmacher, der dorthin aus
Italien eingewandert sein soll.
Razzoli, Feiice. —Villa Minozza (Modena). 1 880
Beim Wiederherstellen alter Geigen bewies er eine ge-
schickte Hand und Verständnis, so daß man glauben
kann, daß auch seine neuen Geigen gut waren.
Realli, Cosmo Battista. — Parma. 1667
Sein Name findet sich in einer Taschengeige (Pochette)
mit fünfeckigem Boden und braunem Lack in der
Sammlung Snoeck (Nr. 420) (jetzt in Berlin).
Geigenzettel: Cosmo Battista Realli / in Parma 1667
(gedruckt).
Reber, Franz Hermann. — Bremen. Geb.
5. März 1880 m Wernesgrün bei Auerbach
im Vogtl.
Am 15. Mai 1894 trat er bei dem Geigenmacher-Ober-
meister W. Julius Kretzschmann in die Lehre. Nach
dem schon im Oktober des gleichen Jahres erfolgten
Tode W. J. Kr. 's setzte er seine Lehrzeit bei dem Sohne
C. Rieh. Kr. fort. Aber auch dieser starb, 35 Jahre alt,
schon im November 1895, so daß Reber sich noch nach
einem dritten Lehrmeister umsehen mußte. Er lernte
dann bei Hans Jaeger aus, bei dem er auch als Gehilfe
blieb, bis er seiner Militärpflicht Genüge leisten mußte.
Hierauf arbeitete er noch bei J. H. Schult in Lübeck,
Winterling in Hamburg und machte sich am 1 . August
1904 in Bremen selbständig. Er arbeitet nach Stradivarl
und nach einem eigenen Modell und verwendet einen
schönen goldbraunen oder roten Lack. Seine Arbeit ist
sorgfältig.
Reber (Röber), Pankratius. — Düsseldorf,
Mainz. 1716 (?). 1765
Er scheint nur ganz kurze Zeit in Düsseldorf gearbeitet
zu haben und stand als Musiker in Chur-Trierischen
Diensten. Er war als Geigen- und Lautenmacher nicht
ungeschickt, verwendete einen guten, goldgelben Lack
und soll um 1765 in Mainz gelebt haben. Wenn man
der Inschrift der Viola, die Dr. Knappe in Leipzig be-
sitzt, Glauben schenken will, hat er in Mainz noch im
Jahre 1784 gearbeitet. Man muß jedoch annehmen, daß
die allzuweit nach rückwärts hegenden Jahreszahlen in
seinen Geigen unsicher gelesen oder unecht sind, sonst
müßte Reber ein ungewöhnlich hohes Alter erreicht
haben. Eine Altviola von ihm besaß nach dem 1820 auf-
gestellten Verzeichnis das Theaterorchester in Mann-
heim. Eine vom Jahre 1 733 aus Mainz datierte Geige
von ihm besitzt C. Stoeber in Würzburg. Eine andere,
von 1763 (?). nach Stainer gearbeitet, besitzt Ernst
Geisser.
Geigenzettel: Pancratius Reber fecit / Moguntii Ao.
1763. (gedruckt). — Pancratius Reber / Chur Trie-
rischer Musicus Anno 1 722 (gedruckt) und .Abb. 662.
Rebhan, Otto. — Stembach bei Sonneberg
(Thüringen). Geb. M.Mai 1869 in Stein-
bach
Er ist von Beruf Porzellan-(Puppenkopf-)Maler und
beschäftigt sich aus Liebhaberei mit dem Geigen-
machen, das er autodidaktisch erlernt hat. Er ver-
wendet primitive Werkzeuge (Taschenmesser, Raspel
usw.) und benutzt als Lack braune Politur. Seine ersten
Geigen waren aus gewöhnlichem Holz (Tannen und
Buchen) und zu dünn ; später machte er Fortschritte,
baute Geigen , die recht gut aussehen und einen
weichen Ton haben.
Rechardini Reichel
407
Rechardini (Recardini), Pietro. — Venedig.
1617
Ich habe nur eine einzige Geige mit diesem Namen bei
einem Geigenmacher gesehen. Sie war ziemlich hoch
gewölbt, die Umrisse nach Amati, gutes Holz, präch-
tiger, goldroter Lack. Die Schnecke war weniger schön,
der Ton weich und ansprechend. Es soll übrigens auch
im 19. Jahrhundert einen Pietro Recardini gegeben
haben, der noch um 1867 lebte.
Rechardini, Zuane (d. i. Giovanni). — Vene-
dig. 1605. 1609
Man kennt sowohl Lauten als Geigen von ihm. Die
Arbeit ist gut, wenn auch nicht außergewöhnlich. Die
staatl. Sammlung in Berlin besitzt eine reich eingelegte
italienische Gitarre von 1609 und eine romanische
Theorbe dieses Meisters. De Piccolelhs und Vidal
schreiben Rechiardini und setzen irrtümlich das
18. Jahrhundert als seine Lebenszeit an; andere lasen
gar Bechardini. In einem Terzino di Contrabasso
(Baryton) der Sammlung Correr in Venedig findet sich
der nachfolgende Zettel. Andere lesen übrigens »del
bosco«, statt del Basso.
Geigenzettel: Zuane Rechardini di Venezia / all'
insegna del Basso 1605 (gedruckt).
Recio, Jose. — Cadix. 1854
Mittelmäßiger, spanischer Lautenmacher des 19. Jahr-
hunderts
Reegan. — Llmerick. 1806
Em Irländer, der wohl nur aus Liebhaberei Geigen ge-
macht hat, sich aber auf den Ton verstand. Er ver-
wendete geschriebene Zettel.
Regenspurger, Matthias. — Wien. 1680. 1731
Er wurde am 16. Mai 1681 Bürger und wird als
»Lauten- und Geigenmacher« bezeichnet. Eine Viola
von ihm auf den Kgl. Weinbergen bei Prag trägt den
Zettel : Matthias Regenspurger Lauten / vnd Geigen-
macher in Wienn Anno 1690 (gedruckt).
Reggianl, Francesco. — S. Martine d'Este
(Modena). 1836. 1837
Nach Valdrighi (2183) hat er Geigen und Gitarren ge-
macht.
Rehbock, Johannes. — Oldenburg. 1921
Ein Instrumentenmacher, der eine neue Laute (Gitarre)
erfunden hat, an deren Hals mehrere federnde Tasten
angebracht sind, die von rückwärts mit dem Daumen
gespielt werden. Bei einfachster Handhabung ermög-
licht die Erfindung das Spielen aller Tonarten.
Regnault (Regnault) s. Renault
Rehm s. Rem
Reichel. — Markneukirchen
Name einer weitverzweigten vogtländischen Geigen-
macherfamihe, der in älterer Zeit auch Reichelt und
Reicholt geschrieben wurde. Geigenmacher aus dieser
Familie sind:
Reichel, August Anton. — Geb. 20. Februar
1841 in Markneukirchen
Sohn von Friedrich August II R. Nachdem er die
Schule als Erster in seiner Klasse verlassen hatte, kam
er zunächst zu seinem Oheim Wilhelm Voigt in die
Lehre, bei dem er das Gitarrenmachen erlernte. 1859
trat er bei seinem Vater ein, wurde nun noch zum
Geigenmacher ausgebildet und kam dann zu dem Hof-
geigenmacher R. Weichold nach Dresden, wo er bis
1863 blieb, um dann seiner Militärpflicht zu genügen.
Die damals üblichen längeren Urlaubsfristen verbrachte
er teils bei seinem Vater, teils bei Weichold. 1866 mußte
er mit in den Krieg, machte u. a. die Schlacht bei
Königgrätz mit und kam schließlich bis Wien, von wo
er nach dem Friedensschluß wieder heimkehrte. Am
9. Januar 1868 verheiratete er sich mit Auguste Chri-
stine Geipel aus Fleissen bei Eger, wurde Bürger und
Meister und begründete seine eigene Geigenmacher-
werkstatt. Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen
Kriegs wurde er wieder eingezogen und kam, von einer
Verletzung der großen Zehe abgesehen, in allen
Schlachten glücklich durch. Zurückgekehrt, arbeitete er
gemeinsam mit seinem Vater und hat viel für R.
Weichold — auch Gitarren und Baßbogen — ange-
fertigt. Seine Geigen sind sauber und sorgfältig in allen
Teilen ausgeführt; er fand viel Zuspruch und konnte
sich 1875 ein Haus in der Neuen Straße kaufen, das er
noch bewohnt. Auch seine beiden Söhne August Otto
R. und Max Hugo R. sind Geigenmacher geworden.
Daß er ein tüchtiger Lehrer ist, beweist die große Zahl
geschickter Geigenmacher, die seine Schüler gewesen
sind.
Reichel, August Ferdinand. — Geb. 13. März
1806, t 6. November 1866
Reichel, August Otto. — Geb. 24. September
1873
Sohn von August Anton R.; verheiratet mit Marie
Voigt. Ein talentvoller Geigenmacher, der die Instru-
mentenmacher-Fachschule in Markneukirchen mit
Auszeichnung besucht hat.
Reichel, Carl August. — Geb. 27. November
1835, 1-29. Februar 1858
Reichel, Carl Friedrich. — 1768. 1769
Er wurde nach Erfüllung aller Vorschriften und nach-
dem er das übliche Meisterstück verfertigt, am 7. Aug.
1769 als Meister in die Zunft aufgenommen. Da sein
Name in den Pfarrbüchern zu Markneukirchen fehlt,
scheint er dort weder geboren, noch gestorben zu sein.
Reichel, Carl Gottlob. — Geb. 5. März 1800,
t 29. April 1865
Reichel, Carl Hermann. — Geb. 6. Februar
1837, t in Erlbach 16. Oktober 1885
Reichel (Reicholt), Christian I. — 1677. f um
1697
Ein Exulant aus Graslitz; er gilt als der erste Geigen-
macher, der sich in Neukirchen niedergelassen hat, und
408
Relchel, Christian
war 1678 und 1688 im Zunftrate. Im Zunftbuche wird
er unter den Gründern der Neukirchener Geigen-
macherzunft an erster Stelle genannt. Sein Name kommt
irrig auch als Reinhardt vor, er soll einer der ersten in
Deutschland gewesen sem, die bei ihren Violen den da-
mals noch vorherrschend üblichen flachen Boden auf-
gegeben haben.
Geigenzettel : Christianus Reicholt / anno 1695 in Neu-
kirchen (geschrieben).
Reichel, Christian II. — 1697. f vor 1749
Sohn des Johann Caspar R. Nachdem er seine Lehr-
und Gesellenjahre regelrecht abgedient hatte, wurde er
»wegen Gebrechlichkeit« von der Pflicht, ein Jahr lang
auf die Wanderschaft zu gehen, befreit und am 31 . Mai
1697 als Meister aufgenommen. Er kommt mehrfach im
Zunftrate vor, so von 1715 — 1732. Er wird 1738 und
1744 noch erwähnt, war aber 1749 schon tot. Er soll
ein geschickter Geigenmacher gewesen sein.
Relchel, Christian III. — Geb. um 1718
Sohn und Schüler von Johann Caspar II R. Er wurde
am 29. Juni 1 738 als Meister in die Zunft aufgenommen.
Reichel, Christian Friedrich I. — Geb. 22. März
1729, t 9. Juni 1814
Er gehört zu den besseren vogtländischen Meistern
seiner Zeit. In den Umrissen nähert er sich italienischen
Vorbildern. Der Lack ist dünn und über einer Beize
aufgetragen, das Deckenholz gut, der Baßbalken ge-
wöhnlich mit der Decke aus einem Stück. Weniger
schön ist das Holz zum Boden. Die Schnecke ist gut
geschnitten, hat aber wenig Schwung.
Reichel, Christian Friedrich II. — Geb.
16. Januar 1788, f 1 1 . November 1837 in
Pr.-Münden
Seme Geigen sehen so verschieden aus, daß sein per-
sönlicher Anteil daran nur gering sein kann. Er hat
vermutlich viele Gehilfen gehabt, die er selbständig
arbeiten ließ, und selbst mehr den Handel betrieben.
Reichel, Christian Gottlob I. — Geb. 23. Juni
1771, t 11. September 1835. Sohn von
Johann Gottfried I R.
Reichel, Christian Gottlob II. — Geb. 19. Mai
1785, t im Dezember 1835. Sohn von
Johann Gottfried HR,
Reichel, Ernst August. — Geb. 27. Februar
1829, t ? in Dresden
Reichel, Ernst Friedrich. — Geb. 1857
Enkel von Carl Gottlob R. Schüler von Ludwig Gläsel
sen. Als Gehilfe arbeitete er bei Heinrich Theodor
Heberlein und machte sich 1879 selbständig. Er gehört
zu den wenigen Geigenmachern seines Wohnorts, die
keine »Schachteln« verarbeiten. Er ahmt die Modelle
von italienischen Meistern nach und verwendet Spiri-
tuslack in allen Farben.
— Reichel, Johann II,
Reichel, Friedrich August I. — Geb. 28. April
1804, t Dezember 1872
Reichel, Friedrich August II. — Geb. 28. Febr.
1815
Sohn von Johann Gottlob R. Nachdem er in seiner
Heimat das Geigenmachen erlernt und in einigen
größeren Werkstätten gearbeitet hatte, wurde er 1838
Meister und konnte somit 1888 sein goldenes Meister-
jubiläum feiern. Er war mit Christiane Caroline, geb.
Voigt (t 1 . Dezember 1868) verheiratet. Er lebte zuletzt
bei seinem Sohne Aug. Anton R. und arbeitete noch
rüstig als Geigenmacher.
Reichel, Friedrich Wilhelm. — Geb. 22. Juni
1784, t 14. März 1872
Ein Bruder von Johann Adam R. und wohl aus der
gleichen Schule hervorgegangen. Es scheint auch, daß
er eine Zeitlang mit seinem Bruder gemeinschaftlich
gearbeitet hat.
Reichel (Reicholt), Georg. 1682. 1729
Sohn und Schüler von Christian R. Er scheint noch
in Giaslitz geboren und schließlich anderwärts ge-
storben zu sem, da sein Name in den Pfarrbüchern
fehlt. Dagegen kommt er in den Zunftakten oft vor;
er wurde am 23. November 1682 Meister und war seit
1709 mehr als achtmal im Zunftrate und u. a. im Jahre
1722 einziger Obermeister.
Reichel, Georg Adam. — 1/12
Sohn und Schüler von Johann Caspar I R. Er wurde
am 5. Juni 1712 unter Befreiung von der sog. Mutung
als Sohn des ehem. Vormeisters sofort als Meister auf-
genommen. Er dürfte, wie sein Vater, in Grashtz ge-
boren sein und ist vielleicht auf einer Reise gestorben,
wodurch sich das Fehlen seines Namens in den Pfarr-
büchern zu Markneukirchen leicht erklären ließe.
Reichel, Heinrich Adolf. — Geb. 1 1 . Sept. 1841
Reichel, Johann I. — 1697. 1740
Er war ein Sohn von Christian I R. und dürfte auch
dessen Schüler gewesen sein. Nach dem Tode seines
Vaters übernahm er dessen Werkstatt und Haus und
wurde, »da seine Mutter ohne seine Beihilfe nicht haus-
halten könnte«, unter Befreiung von der zweijährigen
Wanderpflicht am 3. Mai 1697 als Meister in die Zunft
aufgenommen. Er war u. a. im Jahre 1722 »Schlüssel-
meister«, 1734 »Vormeister« und saß 1740 noch im
Zunftrat. Seine Arbeit ist nicht schlecht, das Modell
aber wenig schön und der Lack ohne Glanz und Feuer.
Er wird mehrfach im Zunftbuch erwähnt.
Reichel (Reicholt), Johann II. — 1708
Ältester Sohn von Georg R. Auf sein an den Landes-
herrn gerichtetes Gesuch erhielt er 1 708 eine »Gnaden-
stelle« als Mitmeister der (Mark) Neukirchner Geigen-
macherzunft, d. h. er wurde gebührenfrei aufge-
nommen.
Reichel, Johann III. — Reichel, Johann Friedrich III.
409
Reichel, Johann III. - Geb. 1697, f 27. Dez.
1751
Vielleicht ein Sohn von Johann Caspar I R. Er erreichte
ein Alter von 54 Jahren 8 Monaten und 7 Tagen.
Reichel, Johann IV. — Geb. um 1 704, f 27. Fe-
bruar 1761
Älterer Sohn und Schüler von Johann I R. Er wurde
am 3 1 . Juli 1 724 Meister. Seine Geigen sehen äußerlich
oft besser aus als die seines Vaters, sind aber im Innern
weniger sorgfältig gemacht. Er ließ die Eckklötzchen
gerne fehlen und machte die Decke und den Baßbalken
aus emem Stück.
Reichel, Johann Adam I. — Geb. um 1710.
1734
Zweiter Sohn von Johann I R. Er wurde, nachdem er
seine Gesellenzeit ordentlich abgedient, am 20. Mai
1734 als Meister in die Zunft aufgenommen. Rech-
nungsrat K. Friedrich in Posen besitzt ein Violoncello
von kleinem Patron mit dem Namen Johann Adam
Reichel und der Jahreszahl 172! . Wenn die Jahreszahl
richtig gelesen ist, müßte es noch einen älteren gleich-
namigen, bisher nicht nachweisbaren Geigenmacher
gegeben haben. Vielleicht war der als Johann I be-
zeichnete Reichel schon nach seinem Taufschein be-
rechtigt, die Namen Johann Adam zu führen.
Reichel, Johann Adam II. — Geb. 6. Januar
1782, t 25. November 1836
Einer der besten und fleißigsten Geigenmacher aus
seiner Familie. Wie viele seiner Zeitgenossen brachte
er auf seinen Zetteln in sinnlosem Latein das Wort
»Cremona« neben seinem Namen an oder gab Italien
für seine Heimat aus. Am besten sind meist seine zier-
lichen Violoncelli. Er verwendete auch eine Brand-
marke: I. A. R. Ein Violoncello von ihm mit sehr
kleinem Korpus und langem Hals besitzt K. Friedrich
in Posen.
Geigenzettel: Abb. 651 .
Reichel, Johann (Hans) Caspar I. — 1677,
t 8. Februar 1706
Bruder von Christian R. Er kam als Emigrant aus
Graslitz nach Neukirchen, wurde dort Bürger und
1688, 1696—1704 Mitglied des Zunftrats. Von ihm er-
zählt die Chronik: »Hans Caspar Reichelt, Geigen-
macher, hatte einen guten Fürniss gekocht, und da er
solchen vom Feuer aufhub, ihn auff den kalten Erd-
Boden satzte, sprengte die Gewalt der siedenden
Materie die oben übergebundene Rindsblasen auf,
fuhr in heftigkeit zusammen heraus, entzindete sich in
Feuer und breitete sich aus, daß es über ihn und zwey
nebenstehende Personen sich ergoss, welche die
Kleider vom leibe mit der Haut des Fleisches jämmer-
lich weggebrand, daß Er nach erlittenen heftigen
Schmerzen abends 9 Uhr, weil auch inwendig Zunge,
Mund und Halz ganz verbrand war, seinen Geist auf-
gab.« 8. Febr. 1706.
Reichel (Reicholt), Johann Caspar II. — Geb.
1693, t 21. August 1755
Sohn von Johann Caspar I R. Er wurde schon am
8. Juni 1 708 — also im Alter von 1 5 Jahren — Meister
und hat dafür als Meistersohn die halben Gebühren
bezahlt. »Ist demnach dieser gleich andern vor einen
ehrlichen Zunftverwandten und Meister zu estimiren«
heißt es im Zunftbuch, wohl mit besonderer Beziehung
auf das jugendliche Alter. Er kam bald zu Ansehen und
saß von 1740 — 1743 im Zunftrat. Seine Geigen sind
schwach im Holz, schmal und hochgewölbt, sprechen
aber gut an.
Geigenzettel : Johann Caspar Reichel Violin- / macher
in Neukirchen, Ao. 1 729 (gedruckt).
Reichel, Johann Christian. — Geb. 5. August
1764, t 15. Januar 1836
Sohn von Johann Gottfried I R. Nicht ungeschickt,
aber namentlich in seiner letzten Zeit sehr handwerks-
mäßig arbeitend.
Reichel (Reichelt), Johann Conrad I. — Geb.
um 1715. 1762
Dritter Sohn von Johann I R. Er wurde am 13. Nov.
1 737 als Meister in die Zunft aufgenommen.
Reichel (Reichelt), Johann Conrad II. — Geb.
um 1738. 1760
Vielleicht ein Sohn von Johann Conrad I R. Er wurde
am 28. Mai 1760 als Meisterssohn in die Zunft auf-
genommen und bezahlte 8Taler 6 Gr. für das ihm ver-
liehene Meisterrecht.
Reichel (Reichelt), Johann Friedrich I. — Geb,
1724,1 18. Juni 1792
Jüngster Sohn von Peter R. — Er wurde am 1 1 . Juni
1745 als Meister in die Zunft aufgenommen und galt
als geschickter Geigenmacher. Er starb im Alter von
68 Jahren 4 Monaten und 6 Tagen.
Reichel (Reichelt), Johann Friedrich II. —
Geb. 1745, t 19. März 1826
Sohn und Schüler von Johann IV R. Da er die Werk-
statt seines Vaters, der 1761 starb, übernehmen mußte,
wurde er schon mit 16 Jahren Meister und als solcher
am 27. August 1762 von der Zunft aufgenommen. Er
war der erste, bei dem es im Zunftbuch heißt, daß er
außer den üblichen Gebühren für die Aufnahme auch
12 Groschen für Pfeifen und Tabak ausgeben mußte.
Er war sehr geschickt, wenn auch nicht eigenartig,
arbeitete bis in sein hohes Alter und starb mit 80 Jahren
9 Monaten 1 Tag.
Reichel, Johann Friedrich III. — Geb. 14. No-
vember 1751, t 9. Januar 1820
Sohn von Georg II R. Er soll viel auf Reisen gewesen
sein und mit seinen Geigen die Märkte bezogen haben.
Ich sah eine Geige mit seinem Namen aus dem Jahre
1819, die ihm aber wenig Ehre machen konnte.
410
Reichel — Reinzer
Reichel (Reichelt), Johann Georg I. — 1722
Jüngster Sohn von Georg R., der am 2. Januar 1722 als
Meister in die Zunft aufgenommen wurde. Es ist
schwer, die Arbeiten der verschiedenen Joh. Gg. R.
auseinanderzuhalten .
Reiche!, Johann (Hans) Georg II. — Geb. 1717,
t 5. April 1744
Vierter Sohn von Johann I R. Er wurde am 13. Nov.
1738 als Meister in die Zunft aufgenommen. Er war
fleißig und geschickt. Die Chronik nennt ihn gelegent-
lich des Berichts, daß am 15. Juli 1750 sein vierjähriges
Töchterchen in den Bach fiel und ertrank. Er erreichte
ein Alter von 56 Jahren 6 Monaten und 23 Tagen.
Reichel (Reichelt), Johann Georg III. — Geb.
um 1720
Ältester Sohn von Peter R. Er wurde am 4. Februar
1740 als Meister in die Zunft aufgenommen.
Reiche!, Johann Georg IV. — Geb. 1725,
t 9. September 1787
Sohn von Joh. Adam R. Wegen der Gleichnamigkeit
sind seine Arbeiten von denen seiner Namensvettern
schlecht zu unterscheiden ; mit einiger Sicherheit können
ihm nur solche aus den Jahren 1 775 — 1 787 zugeschrieben
werden. Er wurde 62 Jahre 2 Monate weniger 7Tage alt.
Reiche! (Reichelt), Johann (Hans) Georg V. —
Geb. um 1740. 1762
Sohn und Schüler von Johann Conrad I R. Er wurde
am 2. Juni 1762 als Meister in die Zunft aufgenommen.
Reiche!, Johann Georg VI. — Geb. um 1750.
1771
Sohn von Johann Adam 1 R. Er war Geigen- und Baß-
machergeselle, als er sich im Jahre 1770 um Aufnahme
in die Zunft bewarb. Nach Erfüllung der Vorschrift
und Anfertigung einer eingelegten Baßgeige als Meister-
stück wurde er am 22. Mai 1771 Meister. Von den In-
strumenten, die seinen Namen tragen, können ihm nur
die Bässe mit einiger Sicherheit zugeschrieben werden.
Reichel, Johann Georg VII. — Geb. 27. Dez.
1768, t I.März 1839. Sohn. von Johann
Gottfried I R.
Reiche! (Reichelt), Johann Gottfried I. — Geb.
um 1735. 1770
Er wurde am 22. Februar 1751 Meister und wird als
Meisterssohn bezeichnet. Vielleicht der beste Geigen-
macher aus seiner Familie. Er schrieb in seine Geigen,
daß sie von »Jacob Stainer erfunden« seien, doch kannte
er schwerlich eine Originalarbeit. Reicheis Geigen
können daher nur als sehr oberflächliche Stainernach-
ahmungen gelten; sie haben einen mageren gelb- oder
rotbraunen Lack, klingen aber meistens sehr gut.
Geigenzettel : Johann Gottfried Reichel / arfunden von
Jacob Stainer in Apsam (gedruckt).
Reiche!, Johann Gottfried II. — Geb. 5. Dez.
1759, t 30. Sept. 1819. Sohn von Johann
Gottfried I R.
Geigenzettel : lohann Gottfried Reichel / Cremonien
Hieronimi Fili / Antoni Nepos 1780 (gedruckt).
Reiche!, Johann Gottfried III. — Geb. 3. Febr.
1773, t ?
Reiche!, Johann Gottlob. — Geb. 30. Nov.
1753, t 23. Oktober 1831
Sohn von Johann Georg II. — Er war einer der ersten
im Vogtland, die sich ausschließlich auf das Bogen-
machen verlegten.
Reiche!, Max Hugo. — Geb. 21 . Juni 1876
Sohn von August Anton R. Nach beendeter Militärzeit
verheiratete er sich mit Sophie Martin und ist recht
tüchtig in seinem Fache.
Reiche!, Peter. — 1713
Als Sohn eines Meisters und Emigranten aus Graslitz
wurde er am 16. Juni 1713 in Neukirchen von der
Geigenmacherzunft als Meister aufgenommen, soll
aber in der Fremde gestorben sein.
Reiche!, Wilhelm Ludwig. — Geb. 28. Juli
1859
Reif. — Meiningen, f um 1890
Ein Kammermusiker, der sich mit der Wiederher-
stellung alter Geigen beschäftigte und es darin im
Laufe der Zeit zu einer gewissen Geschicklichkeit ge-
bracht hatte.
Reina, Giacomo. — 1708
Der Name findet sich ohne Ortsangabe in einem
italienischen Violoncello.
Reinhart, Ulrich. — Salzburg. 1680
Obwohl er nach seinem Zettel im Dienste des Salz-
burger Erzbischofs stand, ist es mir nicht gelungen.
Näheres über ihn zu erfahren oder eine Arbeit von ihm
nachzuweisen.
Geigenzettel: Ulrich Reinhart Hof-Lauten- / u. Gei-
genmacher in Saltzburg / 1680 (gedruckt).
Reinhold, Heinrich. — Kassel. Geb. 17. Dez.
1859 in Kassel
Schüler von Josef Schonger. Am 1 . Oktober 1 877
machte er sich selbständig und befaßt sich jetzt haupt-
sächlich mit dem Handel und mit der Reparatur alter
Streichinstrumente. Für zwei Streichquartette nach
Stradivari und Guarneri erhielt er im Jahre 1905 in
Kassel die silberne Medaille.
Reinzer, Anton. — Prag. 1829
Geigenzettel: Ant. Reinzer / in Prag Anno 1829 (ge-
druckt).
Reisinger — Remondini
41
Reisinger, Ludwig. — Wien. Geb. 15. Juli
1863 in Wien
Schüler von Ig. Joh. Bucher sen., bei dem er von 1877
bis 1887 tätig war. Im letztgenannten Jahre begründete
er sodann sein eigenes 'Geschäft, das bald einen guten
Ruf erwarb. Er macht auch sehr gute Zithern und
Gitarren .
Gamba von Vinc. Ruggeri schnitzt. Daß er ein ebenso
gewandter Geiger und Violoncellist wie Lautenspieler
ist, kommt ihm für seine Arbeit sehr zustatten. —
Vorzüglich ist auch das von ihm hergestellte Kolo-
phonium. Im Jahre 1906 erhielt er in Nürnberg die
silberne Medaille.
Geigenzettel: Johann Reiter / Streichinstrumenten-
macher/' Mittenwald 1889 (gedruckt).
Reisse, Jean-Fran^ois. — Straßburg i. E. 1 776.
1802
Sein Name findet sich auf Reparaturzetteln in vielen
Geigen. Er war Musiker und wird auch im Bevöl-
kerungsregister von 1796 als »musicien« mit dem Zu-
satz aufgeführt, daß er sich seit 1776 in Straßburg be-
finde. Neue Geigen dürfte er schwerlich gemacht haben.
Reiter, Johann Baptist. — Mittenwald. Geb.
19. Mai 1834, t 22. Januar 1899 in Mitten-
wald
Er war der jüngste Sohn des Mühlenbesitzers .Mois R-
in M. und schon mit 12 Jahren Waise. Sein Vormund,
der Instrumentenverleger Joh. Baader, brachte ihn zu
Jais in die Lehre. Tüchtig vorgebildet kam er dann zu
Jean Vauchel nach Würzburg, der später von König
Max II. eine besondere Gratifikation erhielt, damit er
den jungen Reiter in alle seine Geheimnisse einweihte.
Reiter führte nach Vauchels Tode noch iVo Jahre
dessen Geschäft fort, erwarb dann von Vauchels Erben
die ganzen Werkzeuge des Meisters und ging 1857, nun
ein Meister in seiner Kunst und auch musikalisch ge-
schult^), nach Mittenwald zurück. Hier wurde ihm die
Leitung der Wanderschule für junge Geigenbauer
übertragen, die bis 1865 bestand. 1867 erhielt er in Rem, Jeremias.
Reltle?, Andreas. — 1740
Romer in Freiburg hat ein sehr großes, hochgewölbtes
Violoncello (Korpus 78,5 cm) zur Wiederherstellung
bekommen, in dem sich ein geschriebener Zettel fand,
auf dem der Wohnort leider nicht mehr leserlich war :
Andreas Eltier Lauten- , und Geigenmacher in / . . . .
anno 1 740. Ich vermute, daß der Name nach rückwärts
gelesen werden muß. Dem schwäbischen Klang des
Namens widersprach die Arbeit nicht.
Rellstab. — Berlin
Das Musikhistorische Museum in Stockholm bewahrt
ein Violoncello und eine Violine von ihm aus dem Be-
sitze der Landesuniversität. Hauptsächlich scheint er
Händler gewesen zu sein, und so wird er in den Akten
des kgl. preuß. Staatsarchivs, die seine Zollbefreiung
in den Jahren 1792—1796 behandeln, auch nur als
>:>musikalischer Instrumentenhändler« bezeichnet.
Rem, Hans. — Füssen. 1606
Wohl ein Nachkomme des im Jahre 1529 aus Musau in
Füssen eingewanderten Jakob Rem. — Er stand, in
hohem Ansehen und war i. J. 1606 Fürgesetzter
(Aeltermann) der Füssener Lautenmacherzunft.
Fü
ussen.
1621. t vor 1666
Paris ein Anerkennungsdiplom, 1873 in Wien ein
Ehrendiplom, 1896 in Nürnberg die silberne Medaille.
In seinem Sohne erzog er sich einen tüchtigen Schüler
und Nachfolger. Er machte auch sehr gute Bogen nach
Tourteschen Originalmodellen. Sein Grab schmückt
eine herrliche Marmorplatte mit seinem Bildnis in
Bronze und der Inschrift: Dem Meister der Geigen-
baukunst von seinen auswärtigen Freunden. Sept. 1899.
Seine Biographie findet sich in De Wits Zeitschrift f.
Instr. 1899, Nr. 15.
Reiter, Johann. — Mittenwald. Geb. 7. März
1879 in Mittenwald
Sohn, Schüler und seit 1899 Nachfolger von J. B.
Reiter. Er ist gegenwärtig fast der einzige selbständig
arbeitende Geigenmacher in Mittenwald, da alle
übrigen für die beiden großen Fabriken tätig sind.
Seine Arbeit ist tadellos; die von seinem Vater und
Vauchel gesammelten Modelle und Zeichnungen ver-
steht er gut zu benutzen; auch seine Bogen ver-
dienen Lob. Er bereitet sich seinen Lack selbst und
verwendet außer seinem Zettel manchmal auch eine
Brandmarke: J. REITER. Sehr gelobt werden seine
Reparaturen. Außer Geigen baut er auch gute
Lauten, wobei er in letzter Zeit den Kopf nach einer
^) Am Kirchenchor in Mittenwald wirkte Reiter als
ständiger Violoncellist.
Er wurde am 3. Oktober 1621 als Meister in die Lauten-
macherzunft aufgenommen und wohnte im ersten (vor-
nehmsten) Stadtviertel. Seine Witwe setzte nach seinem
Tode sein Geigen- und Lautenmachergeschäft fort.
Remenyi, Mihäly (Michael). — Budapest. Geb.
in Budapest 1867
Schüler von Georg Tänczer. Begründete, nachdem er in
sieben Jahren bei verschiedenen Meistern seine Aus-
bildung vollendet hatte, im Jahre 1890 sein eigenes
Geschäft. Er besitzt bereits eine Anzahl von Aus-
stellungsmedaillen und Anerkennungsschreiben. Seine
Geigen macht er nach J. Guarneri und Stradivari. Bei
neuen Geigen verwendet er Ol-, bei Reparaturen
Spirituslack. Seine Arbeit ist auch an dem Baßbalken,
dem er eine etwas veränderte Form und eine vom ge-
wöhnlichen abweichende Lage gibt (»hangfokozo
gerenda«) zu erkennen, wobei er auf »Einteilung der
Spannkraft« besonderes Gewicht legt. Seine Erfindung
sind die Geigenkästen aus Aluminium.
Geigenzettel: Remenyi Mihäly /mü-hegedii keszi't'i /
Budapest 18... Opus (Auf Pergamentpapier).
Remondini, Andrea. — Bologna. 1720. 1723
Wenn auch nur wenig begabt, gehörte er doch einer
guten Schule an, so daß ihm einzelne Violinen recht
gut gelangen.
412
Remy — Re
Remy, Claude I le Vleux. — Mirecourt. 1733.
1764
Nach A. Jacquot heiratete er im Jahre 1733. Sein Sohn
Claude II, le Jeune, kommt 1743 — 1761 vor.
Remy, Claude III. — Mirecourt. 1750. 1789
Er war 1761 erwählter Zunftmeister.
Remy, Dominique. — Mirecourt. 1776. 1785
Er schemt zumeist für die größeren Werkstätten ge-
arbeitet zu haben.
Remy, Hippolyte. — Paris. 1837. f um 1869
Altester Sohn von Jean Math. R., der stets im Ge-
schäfte semes Vaters tätig war und daher wenig hervor-
getreten ist.
Remy, Jean-Mathurin. — Paris. Geb. in Paris
(Rue Tiquetonne). 1770. f 1854
Sohn, Schüler und Nachfolger von Math. Franz R. Im
Jahre 1817 verlegte er seine Werkstatt in die Rue de
Grenelle-Saint-Honore Nr. 30. Seinen Vater übertraf
er in mancher Hinsicht : er war sorgfältiger in der Wahl
des Holzes; auch sein Lack ist besser. Seine beiden
Söhne wurden Geigenmacher.
Paris. Geb. in Paris 1813,
Remy, Jules.
f 1876
Sohn und Schüler von Jean-Mathurin R., dessen Ge-
schäft er fortsetzte und aus der Passage Brady um 1 872
in die Rue du Faubourg-Saint-Denis Nr. 60 verlegte.
Er machte aus Liebhaberei viele Taschengeigen, die
seinen Namen eingebrannt zeigen; auch verwandelte
er gerne alte Leiern (Viellen) in eigenartige Lauten und
Theor'cen, die von Nichtkennern gern gekauft wurden.
Aus Liebhaberei beschäftigte er sich ferner auch mit
der Anfertigung von Oboen.
Remy, Jules-Hippolite. — Paris. 1894
Bis jetzt der letzte aus der Familie Remy, der sich dem
Geigenmachen widmet.
Remy, Mathurin -Fran^ois. — Paris. 1760.
1800
Ein nicht ungeschickter Geigenmacher, der sich 1760
in Paris, Rue Sainte-Marguerite-Saint-Antoine nieder-
ließ und später nach der Rue Tiquetonne zog. Er
arbeitete ziemlich handwerksmäßig im Geschmacke
der Guersan, Saint -Paul und Gavinies, doch ver-
wendete er meist gelben Öllack. Am besten sind seine
Gitarren und Harfen; auch seine Bogen waren gut.
Eine Pochette von ihm ist im Besitz von C. J. Read
(England). Er ist der Begründer der Geigenmacher-
familie, die anderthalb Jahrhunderte in Paris ansässig
war.
Geigenzettel: Abb. 655.
Remy, Nicolas. — Mirecourt
Der Stammvater der Familie.
1689.
Remmy (Remy). — London. 1840
Ein in England ansässiger Franzose, der zwar gute
Geigen machen konnte, diese aber dadurch verdarb, daß
er das Holz künstlich alt machte und seinen Lack nach-
träglich zerstörte, damit auch dieser recht alt aussah.
Renaudin, Christophe. — Mirecourt. 1689
Bisher nur von A. Jacquot erwähnt.
Renaudin (Regnaudin), Fran^ois. — Mire-
court. 1682
Als Instrumentenmacher das älteste Mitglied der
Familie.
Renaudm, Leopold. — Gent, Paris. Geb.
1 . März 1 756 (nach anderen 1 749) in Mire-
court, f 7. Mai 1795
Wenn die Ziffern auf seinem Zettel richtig sind, dann
ist er um 1 775 nach Paris gekommen, wo er Geigen-
macher der kgl. Musikakademie wurde. Auf seinen
Zetteln war die von einer Gloriole umgebene Lilie
der Bourbonen und ein Schiff angebracht. Er scheint
also damals sehr königstreu gewesen zu sein. Während
der Revolution schlug er jedoch ganz in das Gegenteil
um. Er gehörte zu den blutdürstigsten Mitgliedern des
Tribunals Fouquier-Tinville und wurde auch zugleich
mit Fouquier und 15 anderen am 7. Mai 1795 selbst
guillotiniert. Näheres hierüber findet sich in Dr. H. M.
Schletterers '>Geschichte der Spielmannszunft in
Frankreich« im Nachtrag S. 147. — Es ist erwiesen, daß
ein Geigenmacher Leopold Renaudin um 1781 in Gent
ansässig war. Die ältesten Instrumente aus Paris von
ihm mit zweifellos echten Jahreszahlen sind von 1783.
Wenn man nicht annehmen will, daß er einen gleich-
namigen Vetter gehabt hat, so muß man vermuten, daß
er entweder erst nach 1781 in Paris eingetroffen ist,
oder daß er seinen Pariser Aufenthalt für einige Zeit
unterbrochen hatte. Als Geigenmacher war er zweiten
Ranges; die Arbeit ist nicht schlecht, das Modell aber
unfein, die Wölbung ziemlich hoch und die Schnecke
plump; am schlechtesten ist sein jetzt oft rissiger Lack
von schmutzig rot-gelber oder fast schwarzer Farbe.
Er hatte eine hübsche Geschäftskarte (Abb. II.
S. 577) und benutzte verschiedene Zettel.
Geigenzettel : Abb. 658.
Renault, Didier. — Mirecourt. f Vor 1612
Nur dem Namen nach bekannt.
Renault, Henry. — Mirecourt. 1728. 1758
Vielleicht mit dem später in Paris tätigen Geigenmacher
identisch.
Renault, Henry. — Paris. 1761. 1779
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammend. Arbeiten von
ihm sind mir nicht bekannt geworden.
Renault (Regnault, Regnaut), Jacques. —
Paris. 1666. 1684
Wahrscheinlich ein Enkel, wenn nicht ein Sohn von
Nicolas R., dessen Nachfolger er war. Man kennt bisher
Renault — Retourna
413
nur Taschengeigen von ihm. Eine davon hat sehr breite
Einlagen, eine andere von 1682, im Besitz von Blondm
in Choisy-le-Roy, hat silberne Rippen. Eine dritte mit
einem Negerköpfchen am Wirbelkasten besitzt die
staatl. Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin aus
der Sammlung Snoeck (Nr. 427). Auch Generalkonsul
J. Jahnson in Stockholm besitzt eine hübsche Taschen-
geige von ihm.
Geigenzettel: Jacques Regnaut / k Paris 1666 (ge-
druckt). — Jacques Regnault / Paris 1 684 (geschrieben).
Renault, Nicolas. — Nancy, Paris? Ende des
16., Anfang des 17. Jahrhunderts
Der Stammvater der Familie, angeblich Schüler von
»Tywersus« in Nancy.
Renault, Sebastien B. — Paris. 1765. 1804
Er war Teilhaber der Firma »Renault et Chatelain«, hat
aber auch allein gearbeitet. Seine Geigen sind nach
einem hübschen Modell gut gearbeitet und haben
gelben Lack. Häufiger als diese kommen Theorben,
Zithern und Harfen von ihm vor. Beispiele dafür im
Museum des Pariser Konservatoriums (Theorbe und
interessante Zither), in W. Heyers Musikhist. Museum
in Köln (hübsche Pedalharfe von 1802) und in Berlin
(Pedalharfe).
Geigenzettel : S. -B.Renault, Luthier / rue Sainte Avoy
vis-avis / celle de Braque au marais / Paris 1804 (gedr.)-
Renault et Chatelain. — Paris. 1772. 181 1
Eine Firma, die fast 40 Jahre bestand. Teilhaber waren
F. Chatelain und S. B. Renault. Sie machten außer
guten Geigen auch Lauten, Zithern und Harfen usw.
Eine sehr schöne Theorbe mit prachtvollem dunkel-
orange Lack von 1781 befindet sich in der Sammlung
F. Wildhagen in Haiensee bei Berlin. Bemerkenswert
ist an diesem Instrument auch die glückliche Lösung
des Halsproblems mit den beiden Wirbelkästen.
Geigenzettel : A la renome rue de Braque, au marais, /
Renault et Chatelain, luthiers / fönt et vendent, louent
achetent / et raccommodent toutes sortes / d Instru-
ments de musique etc. / ä Paris (gedruckt) und Abb. 663.
Renisto. — Cremona
In vielen Büchern wird ein Cremoneser namens
»Renisto« aufgeführt ; er wird als Schüler C. Bergonzis
ausgegeben und in das Jahr 1738 gesetzt. Es ist leicht
einzusehen, daß dieser »Renisto« aus dem mißver-
standenen Wort »reuisto« (revisto, d. i. nachgesehen)
entstanden ist, mit dem die Italienischen Geigen-
macher ihre Reparaturzettel zu beginnen pflegten.
Rens. — Gent. 1860
Verfertigte eine. Violine aus Kupfer. (Sammlung C. C.
Snoeck.)
Renz, August Albin. — Geb. 31. JuH 1871 in
Tetschen, arbeitet als Geigenmacher in
Markneukirchen
Resch, Ch. — Frankfurt a. M. 1880. 1881
Er bezeichnete sich als Saiteninstrumentenfabrikant.
Als Geigenmacher war er nicht bedeutend, doch hat
er ganz gute Gitarren und Zithern gemacht und auch
eine zusammenlegbare Zither erfunden.
Resche, Peter
Im Altonaer Museum befindet sich eine durch ein Rad
anzustreichende Gitarre (»Guitarre en vielle«, vgl.
Dict, raisonn. des sciences, Planches Vol. V. Lutherie
p. V. Fig. IV). Das Instrument stammt aus der Gegend
von Neumünster und hat die Inschrift: »Allen zu ge-
fallen ist unmöglich. / Peter Resche.« / (Ohne Ort und
Jahreszahl.)
Resle, Andreas. — Füssen. 1720. f 2. April
1756
Einer der besten Füssener Meister seiner Zeit. Er
scheint auch bei G. Aman in Augsburg gearbeitet zu
haben ; wenigstens sagtPiegendorfer, daß seine Arbeiten
denen Amans zum Verwechseln ähnlich sehen. Seine
Geigen sind in allen Teilen meisterhaft durchgeführt;
der Ton ist einschmeichelnd und der Lack von
schöner, rotbrauner Farbe, nur manchmal sehr nach-
gedunkelt. Das Deckenholz ist immer sehr schön. Eine
prachtvolle Geige von ihm befindet sich in der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (aus der
Sammlung Snoeck), eine Viola d'amore von 1743 im
Landesgewerbemuseum in Stuttgart (Nr. 9, 30). Eine
gute Viola von ihm besitze ich selbst.
Geigenzettel : Andreas Resle in / Fuessen me fecit 1 727
(gedruckt). — Andreas Resle / fecit Fiessae / 1740 (ge-
druckt).— Andreas Reßle Lauten- und / Geigenmacher
in Fiessen 1 745 (gedruckt).
Resle, Johann Baptist. — Füssen (?). 1793
Vielleicht ein Sohn von Andreas, dessen Name ohne
Ortsangabe sich in einer Viola vorfand.
Resuche, Charles. — Lyon, Bordeaux. Geb.
in Mirecourt 1 1 . Dezember 1858
Schüler von Didion und später von Gand & Bernardel.
Im Jahre 1890 begründete er mit Justin Diter zu-
sammen eine Werkstatt in Lyon in der Passage de
l'Argue. Später wohnte er in der Rue de l'Hötel de ville
69. Die beiden Genossen trennten sich nach 1897
wieder; Diter ging nach Marseille und Resuche nach
Bordeaux, wo er 1899 F. Meynieus Firma übernahm.
Er kommt in seiner Arbeit seinen Lehrern sehr nahe
und wird von Kennern geschätzt. Er arbeitet haupt-
sächlich nach Stradivari, Guarneri und Amati und ge-
braucht einen hübschen Ollack.
Geigenzettel : Abb. 648 und 649.
Retfi, lebt als Geigenmacher in Chartres
Retourna, Emile. — Mirecourt. Geb. zu
Bequecourt 24. Oktober 1856
Schüler von Victor Durand. Er trat bei der Firma
Laberte ein und wurde da artistischer Direktor. Er
konstruierte eine '/>, Violine, die Beifall fand, und be-
sitzt allerlei Auszeichnungen.
414
Reubusch — Richter
Reubusch, Johann. — Boskovic (Boskowitz)
Ein mittelmäßiger Geigenmacher aus der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Arbeit, Lack und Modell sind
unschön.
Geigenzettel : Johann Renbusch Bürger & / Instru-
mentenmacher m / Poskowitz (gedruckt).
Reum. — Bleicherode. 1778. 1791
Ein Stadtmusikus, der auch alte Geigen mit mäßigem
Geschick zusammenfhckte. Eine von ihm reparierte
Geige von »Ignatio Penze« (Penzl) besitzt Juhus
Rommel in Ehsenhof bei Wemeuchen.
Revalo s. Ohlhaver
Revolti s. Rivolta
Reynaud, Andre. — Tarascon. 1755. 1766
Die wenigen Geigen, die man von ihm kennt, sind nicht
besonders gut ; dagegen müssen seine Violoncelli gelobt
werden, eines davon wird geradezu als meisterhaft be-
zeichnet. Aus seinem Zettel geht hervor, daß er ehe-
mals Geistlicher gewesen ist.
Geigenzettel: Andreas Reynaud olim / Canonicus y
Terascone in gallo Provincia 1766 (gedruckt).
Rez, Antoine. — Mirecourt. 1734
Arbeiten von ihm scheinen sich nicht erhalten zu haben.
Ribarits (Ribancs), Johann. — Steinamanger.
Geb. um 1840 In Ödenburg, f 1900
Schüler von Gründler und von Karl Brandl; ge-
schickter Geigenmacher, der auch als Reparateur viel
beschäftigt wurde. — Ein Josef Ribarits ist noch jetzt in
Steinamanger als Geigenmacher tätig.
Ribarits, Stefan. — Steinamanger. 1880
Sohn und Schüler von Johann R. Ein talentvoller
Geigenmacher, der nur leider schon in seinem 30. Le-
bensjahre starb.
Riber, Johann. — Wien. 1836
P. de Wit veröffentlicht zwar einen Geigenzettel mit
diesem Namen, ein Johann Riber läßt sich jedoch in
Wien als Geigenmacher nicht nachweisen.
Ricci, Luigi. — Neapel. 1898
Seine Mandohnen werden gerne gespielt.
Ricevuti, Aurelio. — Florenz. 1650
Ein Instrumentenmacher, der als Sohn des ApoUonio
bezeichnet und von Valdnghi (2612) aufgeführt wird.
Richard, Robert. — Paris. 1756
Geschworner Zunftmeister für 1 756. Sonst ist vor-
läufig nichts über ihn bekannt. Valdrighi nennt ihn
einen Reparateur. Es soll auch einen Geigenmacher
Fran(;:ois Richard gegeben haben, der noch im 19. Jahr-
hundert gelebt hat.
Richards, Edwin. — London. Geb. 1859,
t 1894
Ein sehr geschickter Geigenmacher, der sowohl prak-
tische als theoretische Kenntnisse in hervorragendem
Maße besaß und bei Kennern in hoher Achtung
stand. Auch sein Vater soll schon Geigenmacher ge-
wesen sein.
Richards, John. — Llanrwst (Wales). Mitte
des 18. Jahrhunderts
Ein walisischer Harfen- und Lautenmacher, von dem
sich eine Harfe in der Sammlung Galpin (Hatfield) be-
findet.
Richardson, George. — Nottingham. 1899
Seinen Geigen wird ein schöner Ton nachgerühmt,
doch sollen ihm Violen am besten gelingen.
Richelme, Antoine-Manus. — Marseille. Geb.
1832, t 1896
Schüler von Yong in Marseille; arbeitete bei Coviaux,
Lippy und Daniel und machte sich 1867 selbständig.
Ein talentvoller Geigenmacher, der das Heil seiner
Kunst dann erblickte, daß man zur alten Violenform
zurückkehre. Er machte verschiedene Geigen und
Bratschen nach diesen Prinzipien, die sich durch vollen
Klang auszeichnen, und gab 1868 eine Schrift unter
dem Titel : »Etudes et observations sur la lutherie
ancienne et moderne« heraus. Sein Nachfolger wurde
Diter.
Richer, O. H. — Montreal. 1886
Vielleicht mit Thomas Richer-Francis verwandt.
Besserer kanadischer Geigenmacher aus dem letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts
Richer-Francis, Thomas, englischer Geigen-
macher dritten Ranges, der nach 1880 vor-
kommt
Richter, Casp. Wilh. Christian. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 19. Mai 1797 Bürger
von Hamburg wurde.
Richter, Christian. — Borstendorf. Geb. 1680,
t 8. April 1755
Er soll zur vogtländischen Familie semes Namens ge-
hören oder diese zur Borstendorfer.
Richter, Christian Adam. — Klingenthal.
1724
Einer der älteren Klingenthaler, der schon 1724 im
Geigenmacher-Kassenbuch als Meister bezeichnet
wird. Er ist vermutlich mit dem Christoph Adam R.,
der 1708 in Markneukirchen in die Innung aufge-
nommen wurde, identisch. Eine Verwechslung von
Christian mit Christoph findet sich in den damaligen
Urkunden ebenso häufig wie von Gottfried und Gott-
lieb usw.
Richter, Christian Friedrich. — Klingenthal.
1736
Sohn von Christoph Adam R. Wie sein Vater nur aus
den Innungslisten bekannt.
Richter — Riechers
415
Richter, Christoph Adam. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. um 1685. 1708
In den Innungsbüchern heißt es von ihm am 8. Juni
1708: »Weiln dann dieser (Christoph Adam Richter,
Geigenmachers Geselle) keines Meisters Sohn noch
weniger seine zwey Wanderjahre nicht verwandert. Er
vielmehr bei Ihre Hochfürstl. Durchl. unterthänigst
angesuchet, ohne Wanderung (ihm) zu einem Mit-
meister auff- und anzunehmen, (hat er) auch dafür
10 Thaler Hochfürstl. Cammer abtragen müssen . . .«
Er war vermutlich ein Eingewanderter und scheint
dann auswärts gestorben zu sein — vielleicht in
Klingenthal — , da sein Name in den Markneukirchner
Pfarrbüchern nicht vorkommt. Von ihm ist vielleicht
die sechssaitige Tenor- Viola di Gamba in der Samm-
lung Claudius in Kopenhagen, auf deren Zettel man
f reihch nur den Namen Richter mit der Jahreszahl 1712
entziffern kann. Er scheint identisch zu sein mit dem
bereits 1 705 in den Zunftbüchern erwähnten Christian
Adam R.
Richter, Johann Georg. — Borstendorf. Geb.
1692, t 16. April 1732
Vielleicht ein Bruder von Christian R. Man weiß von
ihm nur, daß er bei Hans Vogel und Christian Richter
gelernt hat.
Richter, Karl, hat In Wien eine Werkstatt und
beschäftigt einen Gehilfen als Reparateur
für Geigen
Richter. — Modena. 1808
Ein Deutscher, der sich am Anfang des 19. Jahr-
hunderts als Gitarrenmacher in Modena niederließ. Er
soll jedoch auch Geigen gemacht haben. Auch bei
Valdrighi (2617) wird er erwähnt.
Richter & Jühllng s. Jühllng
Rlcolazl, Ludovlco. — Cremona. 1729
Ich kann diesen Namen nur auf Vidals Autorität hin
hier anführen. Irgendwelche Belege, daß ein Geigen-
machei L. Ricolazi wirklich in Cremona gelebt habe,
waren nicht aufzufinden. Dagegen wurde von einem
Davide Ricolazi in Cremona, Via lunga 1 74 . . . vor
einigen Jahren in London eine Violine zum Verkaufe
angeboten.
Rlcozali, Nicolo. — Civitavecchla. 1759
Hofsekretär A. Gerschey in Lissabon besaß eine hoch-
gewölbte Violine mit breiter, aus vier Holzfasern be-
stehender Einlage dieses Geigenmachers, in der Arbeit
an die Art Giglis erinnernd. Der Boden bestand aus
einem Stück, die F-Löcher waren schön, der Lack
gelblich und der Ton zwar etwas hohl, aber doch gut.
Auf dem geschriebenen Zettel war der Name Ricozali
zu lesen. Er gehörte wohl zu derselben Familie wie
Ricolazi, — welche Lesart ist richtig?
Rlcordl, Giovanni. — Mailand
Eine Geige ohne Datum mit der Inschrift : »Giovanni
Ricordi Milano« befindet sich im Mathiasdom zu Ofen
(Budapest). Der Zettel deutet wohl den Verkäufer
(Musikalienhändler), nicht aber den Verfertiger an.
Ricque, Henri. — Brüssel? 1459. 1460
Ein Brabanter Meister, dessen Name urkundlich nach-
zuweisen ist. Vgl. »Archives des Arts« (Brüssel).
Riechers. — Hannover. 1835. 1848
Der Vater von August Riechers. Der letztere schreibt
von ihm : »Schon als Knabe lauschte ich gern den Er-
zählungen meines Vaters, der als Musiker in Hannover
lebte und nebenbei als Autodidakt die Geigenmacherei
betrieb ... Er erwähnte es stets als ein besonderes Er-
eignis und betrachtete es als eine große ihm zuteil ge-
wordene .Auszeichnung, daß er die Guarnerigeige
Paganinis öffnen und reparieren durfte. Obgleich der
große Künstler die .Arbeit lobte und durch die Repa-
ratur vollständig zufriedengestellt war, iand er doch die
angesetzte Rechnung von 3 Talern zu hoch, so daß sich
dieser darüber sehr ärgerte und den Italiener samt seiner
Geige verwünschte . . .<<
Riechers, Albert. — Wiesbaden, London,
Toronto, San Francisco. 1880. 1893
Ältester Sohn von August Riechers und dessen Schüler.
Er wurde auch als Geiger ausgebildet, arbeitete in ver-
schiedenen Städten und wanderte 1892 nach Amerika
aus.
Riechers, August. — Hannover, Berlin. Geb.
8. März 1836 in Hannover, f 4. Januar 1893
in Berlin
Als Sohn eines Musikers, der sich auch mit dem .Aus-
bessern alter Geigen beschäftigte, hat er schon mit
1 2 Jahren eine Geige selbständig zu machen versucht,
kam aber trotzdem, sehr gegen seinen Willen, zu einem
Klaviermacher in die Lehre. Hier hielt er es nicht lange
aus; nun erst setzte er es durch, nach Markneukirchen
geschickt zu werden, wo Carl Friedrich Ficker, genannt
»Fickerhansl", sein Lehrer wurde ^). Als Gehilfe
arbeitete er hauptsächlich bei L. Bausch. Wenn er
beiden Meistern auch viel verdankte, so hat er es doch
erst durch rastloses Selbststudium zu jener Voll-
kommenheit gebracht, die ihn vor anderen Geigen-
machern auszeichnete. 1862 ließ er sich in seiner Vater-
stadt Hannover, Bübelingenstr. Nr. 1 1 , nieder und hatte
das Glück, daß Joachim auf ihn aufmerksam wurde, ihn
förderte und ihn schließlich im Jahre 1872 veranlaßte,
seine Werkstatt nach Berlin zu verlegen. Er arbeitete
fast ausschließlich nach den Modellen von Stradivari,
wobei er immer wieder neue Versuche anstellte, und
daher kommt es auch, daß seine ältesten Geigen zu
dick im Holz sind, während seine späteren oft zu dünn
erscheinen. Gut aber sind sie alle; nur unter den
Gelgen aus seiner allerletzten Zelt, an denen er wenig
selbst gearbeitet hat, und die nicht immer von ge-
schickten Gehilfen herrührten, findet man solche, die
minderwertig genannt werden dürfen. Er arbeitete un-
gemein gewissenhaft und sorgfältig und verstand sich
gut auf das Holz, wenn auch seine Ansicht, daß das
^) Im Gegensatz zu Riechers' eigener Angabe soll,
wie in Markneukirchen erzählt wird, nicht Ficker-Hansel,
sondern Carl Wilhelm Aug. Ficker, geboren 1818, f 1868
sein Lehrer gewesen sein.
416
Riede
RIedl
en
Holz, wenn es fünf Jahre lang zugeschnitten gelagert
habe, fertig zum Geigenmachen sei, nicht allgemein
geteilt wird. Gewöhnlich verwendete er Spirituslack
mit einem kleinen Zusatz von Terpentinöl. Im ganzen
hat er über 1600 neue Geigen gemacht, und es wird
kaum einen Geigenmachcr in Deutschland geben, der
mehr italienische Meisterinstrumente repariert hat a's
er; darunter sollen mindestens 300 »echte Stradivari«
gewesen sein. Daher konnte man seine Werkstatt auch
als eine Hochschule für junge Geigenmacher ansehen ;
denn eine bessere Gelegenheit, sich zu vervollkommnen,
als bei Meister Riechers, gab es damals nirgends. Er
war ein wirklicher Kenner und hat auch eine kleine
Schrift »Die Geige und ihr Bau« (4. Aufl. Berlin 1 91 2)
hinterlassen. Auch als Bogenmacher war er ausgezeich-
net, kurz, ein echter Künstler, der auch schon in der
äußeren Erscheinung für sich einnahm. Gussow hat ihn
in seiner Werkstatt gemalt. Ein sehr gutes Violoncello
von ihm besaß Prof. Hausmann in Berlin.
Geigenzettel : Abb. 654.
Riedel, Joseph Alexander. — Braetz, Meserltz,
Danzig. Geb. am 1 5 . September 1810 in
Weissig (Kreis Steinau in Schlesien), f 1866
in Danzig an an der Cholera
Einer der besseren deutschen Geigenmacher aus der
Mitte des 19. Jahrhunderts. Er erlernte ursprünglich in
Glogau das Tischlerhandwerk und ließ sich als
Tischlermeister 1832 in Braetz (Kreis Meseritz) nieder,
wo er am 23. Dezember 1834 auch das Bürgerrecht
erwarb. Schon als Knabe wollte er immer Geigen-
macher werden, und als ihm in den vierziger Jahren der
Meseritzer Kreisphysikus Dr. Keßler eine Geige zur
Reparatur anvertraute, erwachte seine alte Leidenschaft
wieder. Er führte nicht nur die Reparatur zu allseitiger
Zufriedenheit durch, sondern fertigte auch eine über
Erwarten gelungene Kopie der Geige an. Er fand nun
an Dr. Keßler einen warmen Freund und Gönner, der
ihm alle Lehrbücher des Geigenbaus verschaffte und
ihm in jeder Weise an die Hand ging. Er suchte die
besten Instrumente, deren er habhaft werden konnte,
zu kopieren, studierte ihre Vorzüge mit Eifer und
wissenschaftlichem Ernste, und unterstützt von einer
seltenen Handgeschicklichkeit brachte er es bald zur
vollen Meisterschaft. Als 1850 Riedels Frau starb, gab
[er seine Tischlerei ganz auf und verlegte sich von da an
ausschließlich auf das Geigenmachen. Schon in den
ersten Jahren seiner Kunstübung hatte er die Genug-
tuung, daß ihm von einem polnischen Grafen eine
Geige gezeigt wurde, die dieser als echte Stradivari ge-
kauft hatte, die Riedel aber sofort als seine eigene Arbeit
erkannte. Im Jahre 1854 wurde er vom kgl. preuß.
Handelsministerium durch eine Geldprämie von
100 Talern ausgezeichnet und verlegte am 30. De-
zember 1855 seinen Wohnsitz in die Kreishauptstadt
Meseritz. Dort arbeitete er, fleißig studierend, weiter
und baute von 1859 — 1863 auch Orgeln. In letzt-
genanntem Jahre siedelte er nach Danzig über, wo er
leider schon nach drei Jahren der Choleraepidemie zum
Opfer fieP). Im Anfang betrieb er das Geigenmachen
^) Seinen Nachlaß kaufte Hofinstrumentenmacher
Grimm in Berlin.
ganz wie die alten Tiroler Meister, indem er im Winter
jährlich etwa 15 Geigen machte, mit denen er dann im
Sommer auf Reisen ging; immer aber arbeitete er mit
der größten Sorgfalt, so daß er, da er jedes Instrument
von Grund aus selbst machte, im Jahre selten über
20 Instrumente (Violinen, Bratschen und Violoncelli)
fertigstellte. So ist die Arbeit an allen seinen Geigen bis
ins kleinste außen und innen tadellos ; er war ein feiner
Holzkenner und verarbeitete nur das allerbeste Holz,
das sich zu verschaffen, er kein Opfer scheute; weniger
gut ist sein Lack, der (meist goldgelb) nicht das Feuer
der italienischen Geigen besitzt. Er bevorzugte das
Guarnerimodell, arbeitete aber auch nach Stradivari.
Im Anfange schrieb er seine Zettel; später verwendete
er auch gedruckte Zettel mit handschriftlich hinzu-
gefügter Nummer, oder er kopierte den Zettel des
Originalinstruments, das ihm als Vorlage diente, und
setzte geschrieben oder gedruckt darunter: »Josephus
Riedel in Meseritz (Danzig) imitabat Anno 18 . .« Eine
Geige, die nicht so gut war, wie er es verlangte, zer-
brach er lieber, ehe er sie aus den Händen gab. Leider
hatte er nur wenig materiellen Erfolg, so daß sein
Idealismus um so höher anzuschlagen ist, da er sich nie
dazu hergab, Fabrikware herzustellen. Heute werden
seine Arbeiten bereits teuer bezahlt. Eine sehr gute
Violine von ihm besitzt Konzertmeister Willy Gehreken.
Geigenzettel : Abb. 634.
Riedele, Mathias. — Augsburg. 1760. f vor
1802
Seiner Arbeit nach muß er ein Schüler von G. F.
Wenger gewesen sein, den er mit bestem Erfolge nach-
ahmte. Er machte besonders vorzügliche Bässe, aber
auch viele Geigen von kleinstem Umfang, Taschen-
geigen u. dgl. Da er im Adreßkalender von 1792 noch,
in dem von 1802 aber nicht mehr vorkommt, dürfte er
in der Zwischenzeit gestorben sein.
Geigenzettel : Mathias Riedele / Lauten- u. Geigen-
Macher / in Augsburg fecit 1 767 (gedruckt).
Riedl, Joseph. — Schönbach (?). 1793
In einer Violine von gutem Schöhnbacher Aussehen
fand ich seinen geschriebenen Zettel, auf dem der
Wohnort (wie es schien, absichtlich) unleserlich ge-
macht war.
Riedl, Wenzl. — Oberschönbach b. E. Geb.
1854 m Oberschönbach
Schüler von Joseph Siebenhüner, bei dem er seit 1869
lernte. Bis 1893 arbeitete er in verschiedenen Werk-
stätten und machte sich 1894 selbständig. Er ist nicht
identisch mit Wenzl Riedl, der um 1884 in Stockerau
als Geigenmacher tätig war. Ein anderer Riedl war im
1 9. Jahrhundert in Preßburg ansässig.
Riedlen, Gottlieb Friedrich. — Bonn. Geb.
1749 in Tuttlingen. 1785
Ein Mechaniker und Instrumentenmacher, der allerlei
Musikinstrumente mit Klaviaturen erfand, unter
anderen ein solches, das die -Wirkung eines Streich-
quartetts mit Flöten hervorgebracht haben soll. Er kam
1782 nach Bonn, doch hat er mit seinen Erfindungen
keinen nachhaltigen Erfolg erzielt.
Rief — Rieger
417
Rief, Anton. — Vils. Geb. 22. Februar 1694
in Vils, t daselbst 25. August 1766
Was über die Mitglieder der Familie Rief in den Vilser
Pfarrmatrikeln, die bis 1688 zurückreichen, zu er-
mitteln war, hat Dr. Fr. Waldner in seinen Nachrichten
über Tiroler Geigen- und Lautenmacher (Ferdmand.
Zeitschr. III F. 55. Heft) veröffentlicht. Anton Rief
war der Sohn des Conrad R. und der Katharma
Rauscher und vermählte sich am 13. September 1719
mit Maria Elisabeth Wörl. Seine Geigen sind von guter
Tiroler Arbeit und haben zumeist schönes Deckenholz.
Der Lack ist braun.
Geigenzettel: Anton Rief in Vils / im Tyroll / 1725
(gedruckt).
Rief, Antoni. — Vils. 1810
Ein von Dr. Fr. Waldner nicht erwähntes Mitglied der
Familie Rief, von dem ich jedoch zwei Geigen, beide
mit der Jahreszahl 1810, in Händen gehabt habe. Die
Arbeit kam den besseren Mittenwaldern jener Zeit sehr
nahe, nur der Lack war recht dürftig.
Geigenzettel: Antoni Rief in Vils / 1810 (gedruckt).
Rief, Dominicus. — Vils. Geb. am 13. Januar
1759 in Vils, t das. 3. Dezember 1814
Sohn und wohl auch Schüler von Matthäus R. Er
heiratete am 24. Februar 1 787 Maria Franziska Schon-
ger und war vielleicht der beste Geigenmacher aus
seiner Familie und sicher einer der besten seines Wohn-
sitzes. Seine Arbeit ist sehr sorgfältig, das Holz gut ge-
wählt und der Ton groß, nur manchmal etwas näselnd.
Sein Lack hat stark nachgedunkelt. Er verwendete ge-
schriebene und gedruckte Zettel. Eine Violine von ihm
besitzt Konzertmeister Fr.Eibl in Innsbruck, eine große
Viola mit Perlmuttereinlagen am Griffbrett und ein
Violoncello das Ferdinandeum.
Geigenzettel: Dominicus Rief / in Vils in Tyroll 1810
(gedruckt) und Abb. 652.
Rief, Johann Georg. — Vils. Geb. 1 . April
1765 in Vils, t daselbst 1 . Januar 1848
Sohn des Matthäus R. und jüngerer Bruder von Domi-
nicus R. Er heiratete am 18. April 1798 Magdalena
Heng und war Geigenmacher und Sakristan der Vilser
Stadtpfarrkirche. Seine Arbeit ist der der übrigen Mit-
glieder seiner Familie sehr ähnlich; nur scheint er eine
etwas höhere Wölbung bevorzugt zu haben. Sein Lack
ist braun. Eine sauber gearbeitete Violine von ihm be-
sitzt K. Frei in Göppingen, eine Viola die Kirche in
Vils.
Geigenzettel: Joh. Georg Rief in Vils / in Tyrol 1797
(gedruckt).
Rief, Joseph Matthäus I. — Vils. Geb. 6. Sept.
1799 in Vils, t daselbst 10. Juni 1848
Sohn des Dominicus R. Verheiratet war er seit dem
19. April 1830 mit Marianne Sandbiller. Seine Arbeit
weicht in Nebensachen von der der übrigen Mitglieder
seiner Familie etwas ab: vielleicht hat er nicht in Vils
gelernt, da er erst 15 Jahre alt war, als sein Vater starb.
Er hatte einen hellbraunen Lack, arbeitete sauber; die
V. Lü t g-e n d o rf f , Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II
Backen des Wirbelkastens machte er breit ; die Schnecke
ist gut gestochen und die F-Löcher verraten eine ge-
wisse Eigenart. Er soll sich viel mit allerlei Versuchen
abgeplagt haben. So befindet sich eine Violine mit
doppeltem Boden in W. He)-ers Musikhistorischem
Museum in Köln. Seine Arbeiten sind von denen seines
nur um zwei Jahre jüngeren, gleichnamigen Vetters da-
durch zu unterscheiden, daß er sich auf seinen Zetteln
kurzweg Joseph Rief nennt, während jener beide Vor-
namen anwendete.
Geigenzettel : Joseph Rief Lauten- / macher in Vils 1829
(geschrieben) und Abb. 640.
Rief, Joseph Matthäus II. — Vils. Geb.
2. Januar 1801 in Vils, f daselbst 2. März
1879
Sohn von Johann Georg R. und wohl auch dessen
Schüler. Am 17. Juli 1826 heiratete er in erster Ehe
Regina Balbina Erd, in zweiter am 25. September 1844
Maria Anna Hartmann. Er arbeitete ähnlich wie Joseph
Matth. I und sauber, nur manchmal etwas plump in der
Form. Er war der letzte Geigenmacher in der Familie.
Der Großbetrieb in Mittenwald machte der Geigen-
macherei in Vils den Garaus, und in den letzten
zwanzig Jahren seines Lebens soll sich Jos. Matth. !I R.
nur noch selten mit dem Geigenbau beschäftigt haben.
Seine beiden noch lebenden Söhne besitzen eine
Violine von ihm.
Geigenzettel: Joseph Matthäus Rief / Geigenmacher
zu Vils / 1857 (geschrieben).
Rief, Makarius? — Vils. 1789
Wenn der schwer leserliche Zettel nicht doch dem
Matthäus zuzuweisen ist, wie ich glauben möchte, hätten
wir noch ein bisher nicht bekanntes Mitglied der
Familie zu verzeichnen.
Rief, Matthäus. — Vils. Geb. in Vils am
19. September 1728, f daselbst 27. März
1794
Sohn und wahrscheinlich auch Schüler von Anton R.
Er war seit dem 10. Januar 1757 mit Maria Schwarz
verheiratet. Er gehört zu den besseren Meistern aus
seiner Familie; seine Geigen sind sauber gearbeitet und
klingen gut. Eine recht wohlgelungene Violine von ihm
mit ziemlich flacher Wölbung und länglichem Modell
besitzt C. Stoeber m Würzburg.
Geigenzettel: Matthäus Rief in / Vils im Tyrol 1789
(gedruckt).
Rieger, Andreas I. — München. Geb. 1836 in
Mittenwald
Sohn von Josef Rieger ; Schüler seines Vetters Johann R.
Von 1852 — 1859 arbeitete er bei Bauer in Stuttgart,
nach seiner Militärzeit bei Tiefenbrunner in München
und gründete dort 1870 sein eigenes Geschäft. Er ver-
legte sich hauptsächlich auf das Ausbessern alter
Geigen und den Handel und machte zu diesem Zwecke
größere Reisen. Als sein Schwiegersohn Fiorini in das
27
418
Rieger Rieller
Geschäft eintrat, änderte er die Firma in »Rieger und
Fiorini«, zog sich 1896 in das Privatleben zurück und
kehrte in seinen Geburtsort heim, wo er noch zum Ver-
gnügen als Geigenmacher tätig war, bis es ihm das hohe
Alter unmöglich machte. Er war mit Wally, geb. Frey,
vermähltd 3. Februar 1901).
Rieger, Andreas II (»Anderl«). — Mittenwald.
Geb. 1852, t 1899
Ein Vetter von Andreas I R. Er arbeitete nur im Wmter
als Geigenmacher für die Verleger; im Sommer war er
immer in den Bergen und galt auch als zuverlässiger
Führer.
Rieger, Anton. — Mittenwald. 1780
Einer der besten Geigenmacher aus seiner Familie.
Rieger, Caspar. — Mittenwald. Geb. 7. Januar
1766. 1790
Sohn von Joh. R. Ihm dürfte eine mittelmäßige Violme
zuzuschreiben sein, die den Zettel trug: K. Rieger,
Geigen- / macher in Mittenwaldt / 1 790 (gedruckt).
Rieger, Franz Jonas. — Füssen (?). 1683
Der Name ist nicht ganz sicher zu lesen und auch der
Ort nicht deutlich. Manche wollen Neyß lesen. In
Neiße war nie ein Rieger ansässig, dagegen war am
Ende des 17. Jahrhunderts der Familienname Rieger in
Füssen heimisch, und es liegt nahe, daß die Mitten-
walder Rieger aus Füssen eingewandert sind. Ob die
Vermutung, daß die Ruger (Rugger) in Cremona in
einem Füssener Rieger ihren Stammvater erblicken
müssen, mehr als eine Vermutung ist, wird schwer fest-
zustellen sein. Eine Geige von ihm besitzt das Ger-
manische Museum in Nürnberg.
Geigenzettel: Franciscus Jonas Rieger (?) / renovavit /
musicus instrumentalis/Vyess.Ao. Do. 1683 (gedruckt)
Rieger, Georg. — Mittenwald. 1760. 1791
Seine Geigen unterscheiden sich in mancher Beziehung
von den übrigen Mittenwaldern. Er arbeitete nach
einem eigenen Modell, das am ehesten an Ruggeri
erinnert und war auch ein sehr geschickter Baßmacher.
Holz und Arbelt sind stets gut, nur der Lack ist manch-
mal zu dunkel.
Gelgenzettel : Abb. 632.
Rieger, Johann I. — Mittenwald. Geb. um
1735, t nach 1768
Es kommen nur wenige Arbeiten mit seinem Namen
vor, und diese sind nicht bemerkenswert. Im Jahre 1 761
war er schon verheiratet. Er darf als der Stammvater
der jetzt noch blühenden Familie betrachtet werden.
Noch gegenwärtig arbeiten 10—12 Geigenmacher
namens Rieger für die großen Mittenwalder Fabriken.
Rieger, Johann II. — Mittenwald. 1860
Seine Geigen zeigen ein volles Modell, haben lange
spitze Ecken, schöne F-Löcher und einen rotbraunen
Lack. Die Schnecken scheint er nicht selbst geschnitten
zu haben. Da er meistens für die Verleger tätig war,
kommen Geigen mit seinem Zettel verhältnismäßig
selten vor.
Gelgenzettel: Johann Rieger Mittenwald 1860 (ge-
schrieben).
Rieger, Johann Nikolaus. — Mittenwald. Geb.
29. Januar 1764
Sohn von Johann R., scheint jung gestorben zu sein.
Rieger, Joseph. — Mittenwald. 1792. \ 1837
Sohn und Schüler von Philipp J. R. Ein sehr fleißiger
Gelgenmacher, der, ohne gerade ein Künstler zu sein,
doch recht gute Gelgen gemacht hat. Auch seine
Gitarren sind brave Arbeiten. Eine solche von 1792
besitzt das Historische Museum in Basel.
Geigenzettel: Joseph Rieger Geigen- und / Violon-
m.acher in Mittenwald / an der Isser 1827 (geschrieben).
— Joseph Rieger Geigen- ,' macher in Mittenwald an /
der Iser 17.. (gedruckt). — Joseph Rieger / Instru-
mentenmacher in Mittenwald/ an der Isar. 1830 (ge-
druckt).
Rieger, Korbinian I. — Mittenwald, fum 1880
Ein talentvoller, sorgfältig arbeitender Gelgenmacher,
der aber fast ausschließlich für die Mittenwalder Ver-
leger tätig war.
Rieger, Korbinian II. — Mittenwald, f um
1916
Er galt zu seiner Zelt als der beste Violoncellobauer in
Mittenwald.
Rieger, Mathlas. — Mittenwald. 1760. 1767
Ähnlich wie die Jais arbeitend, verwendete er einen
sehr mageren, farblosen Lack. Dagegen sind seine
Schnecken sehr hübsch geschnitzt.
Rieger, Mathias Alois. — Mittenwald. Geb.
14. September 1768
Sohn von Georg R. Gelgen von ihm sind mir nicht be-
kannt geworden.
Rieger, Philipp Jacob. — Mittenwald. Geb.
I.Mai 1768. 1801
Sohn von Joh. Rieger. Seine Geigen können als gute
Mittenwalder Durchschnittsarbeit bezeichnet werden.
Geigenzettel: Philip Rieger in / Mittenwald 1801 (ge-
druckt).
Rieger & Fiorini. — München. 1892
Gelgen- und Zithermacherfirma im letzten Jahrzehnt
des 19. Jahrhunderts, die Andreas Rieger mit seinem
Schwiegersohne Fiorini begründete.
Rieller, Johann. — Mittenwald. 1804
Wenig bekannter Gelgenmacher der Mittenwalder
Schule.
Gelgenzettel: Johann Rieller Geig. / in Miettenwald,
an der Isar 1804 (gedruckt).
Riemann Rinaldi
419
Riemann, Carl. — Posen, Ende des 19. Jahr-
hunderts
Ein Zahnarzt und Zahntechniker, der sich aus Lieb-
haberei mit dem Geigenbau beschäftigte und emige
Geigen (unter anderem mit Löwenköpfchen am
Wirbelkasten) gemacht hat.
Riemer, J.G. — Würzen. 1882. 1891
Häufiger als Geigen, die er selbst gemacht hat, kommen
Wiederherstellungsarbeiten von ihm vor.
Geigenzettel: Repar: / von J.G.Riemer. / Würzen
1882 (gedruckt).
Riemeyer, Albert. — Zürich. 1920
Nachdem er durch Liebhaberei zum Geigenbau ge-
kommen war und sich durch Selbststudium allerlei
Handgeschicklichkeit erworben hatte, machte er noch
eine regelrechte Lehrzeit bei Jos. Hofmann durch und
imitiert jetzt mit Erfolg alte Geigen nach einem Ver-
fahren, von dem er überzeugt ist, daß in diesem das
sog. Geheimnis der großen Cremoneser bestand.
Riesenberg, J. H. — Hamburg. 1834
Er wohnte Kurze Straße Nr. 204 und war ein tüchtiger
Meister, der sehr flache Geigen nach Stradivari ge-
baut hat.
Geigenzettel : J. H. Riesenberg / Hamburg Ao. 1834 /
den 14en Dec. (gedruckt).
w
len.
1820.
Bamberg. Geb. um 1720,
Rieß, Andreas.
t 1777
Wahrscheinlich ein Sohn und Schüler von Joseph R.,
mit dem er wohl auch verwechselt wird. Er gehört zu
den wenigen deutschen Geigenmachern des 18. Jahr-
hunderts, die schon bei Lebzeiten einen gewissen Ruf
besessen haben, wobei ihm freilich zugute kam, daß
Joseph R. sein Vorgänger gewesen ist. Andreas R. war
schon 1750 Hofgeigenmacher, und daß er auch ein
tüchtiger Musiker war, geht daraus hervor, daß er zum
Rector chon am Dom ernannt wurde. Auch als Orgel-
bauer hat er sich betätigt. Er bezog ein Gehalt von
80 fl. jährlich, wurde aber für besondere Dienste be-
sonders belohnt. So heißt es in den Hofkammer-
Rechnungen: »1751, Febr. 4. Andreas Rieß, Hof-
geigenmacher (erhält) für einen nach Hof gefertigten
großen Violen 24 fl. Ferner 1753, März 3. Andreas
Rieß Hofgeigenmacher und Musico für dessen Be-
mühung bey aussuch und Liberirung der Hofmusi-
kalien 12 fl.« (Vgl. E. Frhrr. v. Marschalk, Die Bam-
berger Hofmusik unter den drei letzten Fürstbischöfen.
Bambg. 1885.) Seinen Geigen, die hochgewölbt sind,
wird ein ansprechender Ton nachgerühmt.
Rieß (Ris), Joseph. — Bamberg. 1719. Soll
1737 noch gelebt haben
Arbeiten von ihm kommen noch mehrfach vor; seine
Geigen schließen sich an das Stainermodell an und sind
recht gut gemacht. Leider fehlt sein Name in den Hof-
kammer-Rechnungen usw. Eine Arbeit von ihm aus
dem Jahre 1719 besitzt das Museum in Kopenhagen.
Rieß (Ries), Nikolaus Georg.
1843
Er wohnte als Lauten- und Geigenmacher auf der
Landstraße (111. Bezirk) Nr. 106, legte am 21. März
1823 den Bürgereid ab und war im Jahre 1843 Mitvor-
steher der Geigenmacherinnung. Eine besondere Ge-
schicklichkeit bewies er als Gitarrenmacher. Seine
Zettel versah er mit einem Siegelabdruck seines Pet-
schafts.
Geigenzettel : Nicolaus Ries / Guitar u. Geigenmacher /
in Wien 1820 (in Geigen) (gedruckt). — Nach dem
Modell des / Luigi Legnani / (L. S.) (Emblem) /
Nikolaus Georg Ries / in Wien (in Gitarren) (gedruckt).
Riez, du s. Du Riez
Rifry, Johannes. — Freiburg i. Schweiz. 1632
Nach Grillets Mitteilung sind von ihm Violoncelli und
Bässe bekannt geworden. Bedot in Genf besitzt die
Zargen und den Wirbelkasten eines Instruments von
ihm. Da er wahrscheinlich kein Bürger war, fehlt sein
Name in den Freiburger Bürgerbüchern ; auch sonst
kommt sein Name in den Akten des Freiburger Archivs
nicht vor. Auch der St. Lukasbrüderschaft gehörte ein
Rifry nicht an, so daß es leider nicht gelang, mehr über
ihn zu erfahren, als was Grillet meldet.
Righi, Antonio. — • Modena. 1817
Sohn des Ambrosio R. Er war seines Zeichens ein
Färber, der, vielleicht nur als Dilettant, Bässe von ge-
wöhnlicher Arbeit gemacht hat.
Geigenzettel: Antonius Righi tinctor, / filius Ambrosii,
fecit Mutinae, anno 1817 (gedruckt).
Rlgondeau, Theodore. — La Rochelle. 1840.
1860
Ein tüchtiger Geigenmacher, der sich später mit seinem
jüngeren Bruder, der hauptsächlich Klavier-, Har-
monium- und Orgelmacher war, zu der Firma Rigon-
deau freres verband. Am 1. April 1874 wurde ihr
Schüler E. Ferrand ihr Nachfolger. Beide Brüder sind
bereits vor 1899 gestorben.
Geigenzettel : Abb. 631 .
Riley, Henry. — Liverpool
Er wird als geschickter Geigenbauer bezeichnet.
Rinaldi, Celeste. — Modena. 1878
Er wohnte als Geigenmacher in der Vorstadt La Ma-
donnina in Modena. (Valdnghi 2631).
Rinaldi, Gioffredo Benedetto. — Turin. 1850.
t 1888
Lieblingsschüler von Pressenda; ein geschickter Gei-
genmacher, dessen Violoncelli sehr geschätzt sind. Auch
als Kenner alter Geigen und als Händler war er bekannt.
Er stand in Verbindung mit Tarisio und war nach
dessen Tod einer der geschicktesten Entdecker alter
Instrumente in Italien. Er gab in Turin 1873 eine
Schrift heraus unter dem Titel : Classica fabbricazione
di violini in Piemonte, in der das Ausführlichste über
Pressenda berichtet wird.
27*
420
Rinaldi
Ritti
'g
Rinaldi, Lodovlco. — Rimlni. 1804
Gitarren und Mandolinen, die ihm zugeschrieben
werden, verraten keine sehr geschickte Hand.
Rinaldi s. Marengo-Rinaldi
Ringer, Josef. — Absroth. Geb. 21. Februar
1844 in Absroth
Schüler von Johann Werner. Im Jahre 1878 machte er
sich in Leibitschgrund selbständig und stellte gute,
billige Geigen her.
Rinne, Friedrich Wilhelm. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 27. April 1798 das
Bürgerrecht erwarb.
Rinozz, Mattheo, J. — 1799
Eine dunkel lackierte Violine nach Amati mit diesem
(wohl falsch gelesenen) Namen bot Withers zum
Kauf an.
Rlppel, Christian. — Glatz. 1765
Eine interessante Viola, ohne Einlage, trägt den ge-
schriebenen Zettel: Christian Rippel / Geigenmacher,
Glatz/ 1765 (gedruckt).
Riß s. Rieß
Ristonni, Gianfrancesco. — Florenz. 1678
Sohn des Giovanni R. Ein Lautenmacher, den Val-
drighi (2636) anführt.
Rltchle, Archibald. — Dundee. Geb. 3. Okt.
1833 in Woodend, Banchory, f vor 1904
Er war lange Jahre im Eisenbahnbau tätig und hat alle
seine freie Zeit darauf verwendet, die Geigenmacherei
zu studieren; er begann damit schon als Knabe. Ernst-
hafter beschäftigte er sich damit seit 1863 und hat über
150 Violinen gemacht, die alle recht gut sind und eine
geschickte Hand verraten. Seine älteren Geigen sind
nach Stradivan gemacht und haben Spirituslack, die
späteren nach Guarneri mit OUack. Er verwendet auch
einen Brandstempel mit seinem Namen.
Geigenzettel : A. Ritchie / Maker / No. 1 1 3 Dundee
1895 (gedruckt).
Ritmüller (Rittmüller), Gottlieb Wilhelm. —
Göttingen. Geb. um 1 770 im Eichsfelde (?),
t vor 1830
Er wurde am 17. November 1794 als Eingewanderter
zum Bürger angenommen, und legte am 5. August 1795
den Bürgereid ab. Ursprünglich machte er Lauten,
Gitarren und Harfen; später verlegte er sich haupt-
sächlich auf den Bau von Klavichorden und Klavieren
und wurde der Gründer der heute noch bestehenden
berühmten Klavierfabrik, die somit jetzt die älteste in
ganz Deutschland ist. In den Kirchenbüchern wird er
stets »Instrumentenmacher« genannt; bei wem er ge-
lernt hat, steht nicht fest; sein Vater war Weißbinder-
meister in Göttingen. Am 12. Oktober 1800 heiratete er
Dorothea Schenterlein, von der er mehrere Söhne
hatte; zwei davon, der am 26. Juni 1802 geb. Johann
Wilhelm und der am 12. Dezember 1803 geb. Johann
Martin, wurden gleichfalls Musikinstrumentenmacher
und setzten das väterliche Geschäft fort. Ob er jemals
Geigen gemacht hat, ließ sich nicht ermitteln; es ist
aber wahrscheinlich. Seine Gitarren waren seiner Zeit
sehr gesucht ; eine solche befindet sich in der städtischen
Altertümersammlung in Göttingen. Auf einigen
wenigen Zetteln, die in lateinischer Sprache ge-
schrieben waren, übersetzte er den Namen Gottlieb in
»Theophilus«; im übrigen verwendete er nur den
folgenden gedruckten Zettel: G. W. Rittmüller / in /
Göttingen / verfertigt Piano, Forte in Flügel / und
aufrecht stehender Form / Clavichorden, Pedal Har- /
fen u. Guitarren. — Sein Bruder, der Vater des Kari-
katurenzeichners, war ebenfalls Lautenmacher, Ar-
beiten von ihm sind in der Städtischen Altertums-
sammlung in Göttingen erhalten.
Rittberg (Riesenberg?). — Hamburg
Angeblich ein im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts in
Hamburg tätiger Geigenmacher.
Ritter s. Melsinger
Ritter, Franz Richard. — Markneukirchen,
Gunzen. Geb. in Schöneck am 10. Mai 1857
Schüler seines Schwagers Wenzel Himmer. Nach Be-
endigung seiner Militärzeit arbeitete er als erster Ge-
hilfe in größeren Werkstätten und machte sich 1883 in
Markneukirchen selbständig, siedelte aber 1889 nach
Gunzen bei Zwota über, wo er auch das Amt eines
Gemeindedieners versehen soll.
Ritter, Hermann. — Würzburg. Geb. 16. Sept.
1849 in Wismar
Der Erfinder der Viola alta, des dreifüßigen Stegs, der
fünfsaitigen Viola, eines neuen Streichquartetts usw.^)
Ein ausgezeichneter Geiger und Virtuose auf seiner
Viola alta sowie tüchtiger Musikgelehrter und Musik-
schriftsteller. Er lebt als Professor in Würzburg.
Ritter, Paul. — Schöneck 1. S. Geb. in
Schöneck 1867
Schüler von W. Neumärker, seit 1887 selbständig,
macht nach den Modellen italienischer Meister Vio-
linen, Violen, Violoncelli, Bässe usw. und erfand eine
Reform-Gitarre, bei der das Greifen der linken Hand
in Wegfall kommt. Er klebt teils eigene Zettel, teils
solche mit den Namen der Meister, deren Modelle er
nachahmt, ein.
Rittig (oder Rlttio, vielleicht Raillch ?), Christo-
farus. — Genua. 1680. 1692
Ein Violoncello in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 923) trägt diesen Namen. Die
F-Löcher sind auffallend groß, sonst ist die Arbeit gut.
Geigenzettel: Christopharus Rittig fe- / cit Genuoe
anno 1680 (gedruckt).
1) Vgl. Keller, Phil, und Hörlein.
Ri
Roclii
421
Riva, Giovanni. — Piacenza. 1884
Es gibt Geigen mit diesem Namen, die jedoch wenig
bemerkenswerte Eigenschaften haben.
Rivolta, Giacomo. — Malland. 1800. 1834
Er führte das Ladenschild »all' insegna de! S'^° Re
Davide«. In der Arbeit und dem Lack ein geschickter
Nachahmer der Gaghani und wahrscheinlich aus deren
Schule hervorgegangen. Besser als seine Violinen sind
seine Violoncelli, am besten jedoch seine Gitarren. Sein
goldgelber Lack ist sehr schön. Ein Kontrabaß von ihm
aus dem Jahre 1834 (Gesamtlänge 184,5 cm) befindet
sich im Mailänder Konservatorium.
Geigenzettel : Jacobus Rivolta / fecit Mediolani 1821
(gedruckt). — Giacomo Rivolta ' fece Milano 1828
(gedruckt). — Giacomo Rivolta fece, 1834 / Premiato
dl medaglia d'argento indi diquella d'oro ' per aver
fatto risorgere la scuola del celebre Stradivari (gedr.).
Rizzottl, Nicola. — Novellara (Modena). 1880
Obwohl er sich nur autodidaktisch zum Geigenmacher
ausbildete, hat er doch gute Violinen und Violoncelli
gemacht.
Roberts, R. C, ist seit 1880 als Geigenmacher
in Bolton ansässig
Roberts s. Cope
Robertson, John H. — Calperum (Süd-Austr.).
1908
Ein Liebhaber, der gute Geigen zu bauen versteht; nur
sein Lack läßt zu wünschen übrig.
Robinson. — Manchester. 1885. 1889
Englischer Geigenmacher aus dem letzten Drittel des
19. Jahrhunderts
Robinson, Robert. — Boston. Geb. 12. Sept.
1 85 1 m Sandusk}^ (Ohio, Amerika)
Nachdem er von 1871 — 1877 in Des Meines, Iowa, von
1882—1884 in Denver Colorado, New York, von 1885
bis 1891 wieder in Des Moines, von 1891—1892 in
Salt Lake, Utah, von 1893 — 1894 in Chicago und von
1897 — 1898 in San Francisco gearbeitet hatte, machte
er sich 1899 in Boston als Geigenmacher selbständig.
Er macht neue Geigen nach Stradivari und Guarneri
und hat ein eigenes Modell, das zwischen beiden liegt.
Er verwendet einen Spintuslack eigener Zusammen-
setzung von bernsteingelber bis dunkelroter Farbe.
Geigenzettel : Abb. 633.
Robson, A.
Guter schottischer Geigenmacher.
Rocca. — Genua. 1762
In den Umrissen ahmte er Joseph Guarneri nach. Sein
Modell ist flach gewölbt, die Schnecke sehr eigentüm-
lich in der Form. Ich kenne nur geschriebene Zettel
von ihm.
Rocca, Enrico. — Genua. 1887. I9I4
Geschickter Geigen- und Mandolinenmacher, Sohn
und Nachfolger von Giuseppe R. Seine Arbeiten sind
auch in England beliebt.
Rocca, Giovanni Domenico. — Turin. 1809
In einer nach Guarneri gebauten Violine fand sich ein
Zettel mit dem Namen dieses sonst nicht bekannten
Mitglieds der Familie Rocca.
Geigenzettel: Joh. Domin. Rocca / Taurini 1809 (ge-
schrieben).
Rocca, Giuseppe. — Genua. 1854
Der Vater Enricos und nicht identisch mit dem gleich-
namigen Turiner Meister. Er arbeitete recht gut nach
Guarneri.
Rocca, Giuseppe Antonio. — Turin, Genua
Geb. um 1 8 1 0 in Alba (Piemont), f nach 1 868
Bis zu seinem 20. Jahre arbeitete er bei seinem Vater
als Bäcker, fing dann aus Liebhaberei an, Geigen zu
machen, und wurde später Schüler von Pressenda, in
dessen Art er arbeitete, und dem er sehr nahekam; nur
sein Lack ist weniger gut und oft zu dick, am besten der
von rotbrauner Farbe. Er wählte schönes Holz, machte
den Boden gern aus einem Stück und erzielte einen
großen, edlen Ton. Von ihm gibt es sehr gute Kopien
nach den alten Meistern (Stradivari, Maggini, Guar-
neri usw.). Er besaß Medaillen von den Ausstellungen
in Paris, London, Genua und Turin. Er verwendete
verschiedene Zettel und brachte in der Mitte der Innen-
seite der Decke und über dem Hals beim Eingang in
den Wirbelkasten und oft noch an mehreren anderen
Stellen gleichzeitig die Brandmarke G.R an. Leider
ergab er sich in seinen letzten Lebensjahren dem
Trünke und fand zuletzt im Rausche durch einen Un-
glücksfall seinen Tod. Den Namen Rotta zu lesen und
dann Rota daraus zu machen, ist falsch. Eine gute
Violine von ihm besitzt Ingenieur Richard Renner in
Tutzing. — In neuerer Zeit tauchen sehr viele Fäl-
schunsen seiner Arbeit auf, und fast alle tragen die
Jahreszahl 1831!
Geigenzettel : Josephus Rocca, Taurini 1830 (gedruckt).
— T G R Joseph Rocca fecit , Taurini anno Domini
1 843 (gedruckt). — Joseph Rocca fecit 0 R (ur d Kreuz) /
Premiato di Medaglie alle Esposizione , di Torino,
Genova, Londra e Pangi / Taurini anno Domini 18 . . '
I H S (gedruckt) und Abb. 665.
Roche, Nicolas. — Mirecourt. f 6. April 1785
Er war mindestens seit 1 757 tätig.
Roche. — Marseille. 1908
Erfinder eines lyraförmigen Saiteninstruments, das er
»La Vega« nennt.
Rochi, Christofilo. — Padua. 1620
Baron (1727) erwähnt ihn mit folgenden Worten:
»Christofilo Rochi und Sebastian Rochi haben beyde
Anno 1620 florirt; der erste lebte zu Padua, der andere
aber zu Venedig*.
422
Rochi — Röselmüller
Rochi, Sebastiane. — Venedig. 1620
Ein Lautenmacher, den Baron (1727) hervorhebt, der
mir aber sonst nicht bekannt wurde.
Rockwell, N.-Boston. — 19. Jahrhundert
Einer der vielen, die sich vergebHch mit der »Ver-
besserung« der Geige abgeplagt haben. Er vergrößerte
den Umfang und kam schließlich zu ganz falschen
Proportionen.
Rodiani (Rudiani), Giovita. — Brescla, Bo-
logna. Geb. um 1545, t nach 1624
Die Namen dieses Meisters kommen in der Literatur in
unglaublichen Entstellungen vor; Fetis nannte ihn
Javietta (auch Juvento) Budiani und Vidal Francesco B.,
und es ist ein Verdienst Valdrighis, die Namen richtig-
gestellt zu haben. Giovita war der Sohn Giovanni
Francesco Rudianis und hielt sich um 1572 wohl nur
vorübergehend in Bologna auf. In Urkunden kommt er
vor als »Ser Jovita R. che fa violini in Bressia«oder als
»fabricator a violinis«. Er wohnte in der Contrada della
Tresanda di Sto. Rocco. Die Geigen Rodianis ent-
sprechen dem Stile G. d. Salös, bei dem er viel-
leicht als Gehilfe gearbeitet hat, später auch denen
Magginis, und haben gelben Bernsteinlack. Er erreichte
ein Alter von etwa 80 Jahren. Eine prachtvolle Geige
von ihm besitzt Abt Sales Bauer in Rein (Steiermark).
Geigenzettel : Giouita Rodiani in Brescia (gedruckt).
RodilH, Lulgi. — Nancy. 1511
Er wird als Musikinstrumentenmacher erwähnt und
dürfte aus Italien eingewandert gewesen sein.
Rodriguez, Antonio Maria. — Lissabon. 1896
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher vom
Ende des 19. Jahrhunderts.
Röber s. Reber
Roediger, Aug. — Aschersleben, Magdeburg.
1890. 1900
Von Hause aus Musiker, verlegte er sich erst später auf
das Geigenmachen und unterhält jetzt eine Reparatur-
werkstatt in Magdeburg.
Geigenzettel : Reparirt August Roediger / Aschersleben
1892 (gedruckt).
Roediger, Fr. — Halberstadt. 1921
Ein Geigengeschäft mit Instrumentenbau- und Repa-
raturwerkstatt.
Röllig, G. — 1801
Baute Streichklaviere.
Röpcke, Johann Friedrich. — Wismar. 1845.
1874
Er erwarb am 18. Dezember 1845 als Instrumenten-
macher das Bürgerrecht und erscheint zuletzt 1874 im
Wismarer Adreßbuch. Es gibt einige ganz gute Geigen
von ihm, die in ihrer Arbeit erkennen lassen, daß er bei
genügender Förderung ein tüchtiger Meister geworden
wäre. Er hatte aber schwer zu kämpfen und verarbeitete
gewöhnlich nur minderwertiges Holz. Sein Patron ist
lang und schmal. — Leider haben die Geigenmacher in
Wismar wie an manchen anderen Orten das greuliche
Wort Instrumentenmacher für klangvoller gehalten.
Was für Instrumente sie gemacht haben, wird dadurch
so verschleiert, daß man von den in den Wismarer
Bürgerbüchern vorkommenden Instrumentenmachern
Joachim David Christian Heyl (1828, 22. November),
Christian Heinr. Ludw. Erhardt (1829, 16. Juni),
Wilh. Karl Jak. Schröder (1831, 9. Juli), Friedr. Wilh.
Lemmert (1832, 14. Juli), Karl Heinr. Vöge (1840,
20. Februar) und Heinr. Alb. Döring (1840, 14. Mai)
nicht sagen kann, ob sie als Vorgänger Röpckes in Be-
tracht kommen.
Geigenzettel : Reparirt / von / Johann Friderich Röpcke
Instrumentenmacher/ in Wismar Anno 18.. (gedruckt).
Rösch, Andreas. — Mittenwald. 1796
Vielleicht der geschickteste aus seiner Familie.
Geigenzettel : Andreaß Rösch in / Mittenwald an der
Is. afio 1796 (geschrieben in Druckschrift, mit kalligr.
Verzierungen).
Rösch, Johann Joseph. — Mittenwald. Geb.
12. November 1763. 1790
Sohn von Jos. R. Eine mit sehr farblosem Lack über-
zogene Violine von nicht ganz richtiger Mensur trug
einen Zettel, auf dem nur zu entziffern war: »Johann
Rö waldt 1790«, die ich dem Sohne von Jos.
Rösch zuschreiben möchte.
Rösch, Joseph. — Mittenwald. 1750. 1767
Er gehört, wie alle seine Zeit- und Ortsgenossen, zur
Klotzschule, und demgemäß sind seine Geigen nach
M. Klotz und Jakob Stainer gebaut. Sie sind alle sehr
hoch gewölbt und braun lackiert. In den Kirchen-
büchern kommt er zuerst 1760 und zuletzt 1767 vor,
scheint aber noch nach 1780 gelebt zu haben.
Bremen. 1865. f um
Röscher, C.H.W.
1880
Er war von Hause aus Tischler und hat sich frühzeitig
mit der Wiederherstellung alter Musikinstrumente be-
faßt. Er hatte dabei ein gewisses Geschick, und so sind
auch die Geigen, die er selbst gemacht hat, wenn sie
auch nicht als Kunstwerke gelten können, ganz gut
gelungen. Es gibt allerdings auch verschiedene Geigen,
die seinen Zettel tragen, die aber so vogtländisch aus-
sehen, daß es sehr zweifelhaft erscheint, ob sie wirk-
lich von ihm gemacht worden sind.
Röselmüller, August Hermann. — Kreuznach,
Königsberg i. Pr., Markneukirchen, Dessau.
Geb. 10. November 1855 in Markneu-
kirchen
Schüler von Chr. W. Seidel, arbeitete als Gehilfe bei
Hampe in Amsterdam und J. Diehl in Hamburg. Nach
einem vierjährigen Aufenthalt in Kreuznach, wo er die
Geigenbauwerkstätte der Gebr. Wolff einrichtete und
leitete, ließ er sich in Königsberg nieder und blieb hier
Rösendahl Roismann
423
fünf Jahre lang. Um 1890 kehrte er In seine Vaterstadt
zurück. Im Jahre 1900 wurde er veranlaßt, seine Werk-
statt nach Dessau zu verlegen, und brachte es dort zu
besonderem Ansehen und wird als tüchtiger gewissen-
hafter Meister allgemein geschätzt. Er arbeitet sorg-
fältig nach Stradivari und ist auch ein vielbeschäftigter
Reparateur. Schon 1885 erhielt er in Königsberg für
ein von ihm gebautes Quartett eine silberne Medaille
und seitdem noch manche andere .Auszeichnung.
Rösendahl s. Weber
Roeser, Johann. — Würzburg. 1872. 1878
Er begründete 1872 sein Geschäft in Würzburg und
machte nach seiner eigenen Anzeige »Violinen in Cre-
moneser Manier«. Daß er die »Cremoneser Manier«
gut getroffen habe, will ich nicht behaupten.
Roger, G. — Montpellier. 1820
Seme Geigen sehen wie mittelmäßige Mirecourter
Fabrikware aus und sind unsauber in der Arbeit. Er
soll allerdings auch bessere gemacht haben, doch sind
sie mir nie vorgekommen.
Rogeri^), Giovanni Battista. — Brescia. Geb.
um 1650. 1730
Er stammte aus Bologna und kam zu Nikolaus Amati in
Cremona, wo er ein Mitschüler Stradivans wurde.
Beide waren von großem Einfluß auf seine Entwicklung,
und so verwendete er auch mit Vorliebe ein amati-
siertes Stradivarimodell. Seine Arbeit ist in allen Teilen
vortrefflich, der Lack sehr schön und von goldroter
oder hellrötlicher Farbe, die Schnecke zierlich, aber von
edlem Schwünge. Die F-Löcher erinnern an N. Amati.
Besonders klangvoll sind seine Violoncelli. Auf seinem
Zettel gibt er nach seinem Namen auch in Abkürzung
seine Heimat an. Dieses »Bon(oniensis)« wurde oft
mißverstanden und ihm der Beiname »il Bon« ge-
geben ! Seine Zettel sind schwarz oder rotgedruckt.
Geigenzettel: Jo: Baptista Rugerius Nicolai Amati /
Cremonae alumnus Brixiae fecit anno 1709 (gedruckt)
und Abb. 645.
Rogen, Pietro Giacomo. — Brescia. Geb. um
1680, t nach 1730
Sohn von Giambattista R., dessen Schüler er wahr-
scheinlich gewesen ist. Er ahmte seinen Vater nach,
ohne ihn ganz zu erreichen; auch ist sein Modell
schlanker. Er war sehr fleißig und hat alle Arten von
Geigen gemacht. Am besten gelangen ihm Violen und
Violoncelli. Holz und Lack sind recht gut.
Geigenzettel : Petrus Jacobus Ruggerius de Nicolai /
.Amati Cremonensis Fecit Brixiae 1700 (gedruckt). —
Petrus Jacobus Rogeri / fecit Brixiae 1710 (gedruckt).
^) Nicht zu verwechseln mit der Familie Rugeri. Es ist
ein Verdienst de PiccoUelis', den Nachweis erbracht zu
haben, daß zwei verschiedene Familien in Betracht
kommen, die selbst, um bei der Namenähnhchkeit einer
Verwechslung vorzubeugen, Zusätze gemacht haben.
Giov. B. Rogeri gab seine Heimat >>Bon.« an, und die
Rugeri fügten »detto il Per« hinzu. In bezug auf die Ortho-
graphie ihrer Namen verschuldeten übrigens beide
Familien selbst die häufigen Verwechslungen, da sie sich
bald mit 0 und bald mit U schrieben.
Rogierl, Domenico. — San Valentino, Cre-
mona (?). Um 1750
Semem Zettel nach stammt er aus Reggio. Ob er in
irgendeiner Beziehung zu den Familien Rogeri oder
Ruggien stand, ist nicht nachzuweisen. Er ahmt ein
Amatimodell nach, und wenn er zeigen wollte, was er
konnte, arbeitete er recht sorgfältig, verwendete einen
guten, goldgelben Lack, machte doppelte Einlagen und
erzielte auch einen sehr guten Ton. Er scheint sich je-
doch frühzeitig auf die Herstellung ganz billiger Geigen
verlegt zu haben; bei diesen läßt er die Einlagen ge-
wöhnlich fehlen und verwendet das nächstbeste Holz,
dem er dann durch aufgemalte Flammen ein besseres
Aussehen zu geben versucht. Solche Geigen gleichen den
sog. »Bauern-Testore«. Es gibt Zettel von ihm mit dem
Wohnort »Cremona". Wenn dabei aber Jahreszahlen,
die gewöhnlich um ein Jahrhundert zu früh angesetzt
erscheinen, zu finden sind, halte ich die Zettel für un-
echt, und wahrscheinlich sind dann auch die Geigen
selbst unecht, denn in einer wirklich guten Violine von
ihm, die Franz Hagemann in Köln-Kalk besitzt, liest
man ausdrücklich 1746. Es soll übrigens auch unechte
Zettel mit seinem Namen und dem Wohnort Brescia
geben. — Vermutlich war Domenico Ronchetti sein
Nachfolger und vielleicht auch der Verfertiger der un-
echten Geigen mit Rogieris Namen. C. Schmidl in
Tnest besitzt eine gute Dreiviertelgeige mit dunkel-
rotem Lack von ihm mit der allerdings fragwürdigen
Jahreszahl 1689.
Rohrmann, Ludwig. — Krauschwitz bei
Muskau (O.-L.). 1875. 1898
»Tonwarenfabrik von Apparaten und Gefäßen für
chemische Zwecke«. Er machte interessante akustische
Versuche und stellte in der Berl. Mus.-Ausst. 1898
Geigen aus Ton im Gewichte von 600 — 700 g aus. Das
Patron bestand aus einem Gemisch verschiedener Ton-
matenalien und Infusorienerde, hart gebrannt, porös,
und hatte ]e nach Notwendigkeit der Klangwirkung
eine verschiedenartige Wandstärke von 1 — 2 mm
(Modell Stradivanus). Alle übrigen Teile waren wie
bei den Violinen aus Holz. Der Klang ist stärker, aber
weniger ansprechend als bei Holzgeigen. Zwei solche
Geigen sind in Berlin in der staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente, Nr. 908 und 909.
Roht (Roth), Johann. — Nürnberg. 1672
Ein selten vorkommender Nürnberger Meister, von
dem Sekretär G. Endres in Fürth eine sehr schöne
Viola besitzt.
Geigenzettel: Johann Roht / 16 Nürnberg 72 (gedr.).
München. Geb. in München
Roider, Ignaz.
1866
Schüler von Hans Wach. Nach einer Lehr- und Wandet
zeit von 1884 — 1901 übernahm er von Josef Lederer
Xaver Thumharts Werkstatt, die er jetzt fortführt. Er
machte hauptsächlich Zithern, aber auch Violinen.
Roismann, Johannes. — Breslau. 1630. 1680
In seiner Arbeit erinnert er in bezug auf die prächtigen
Einlagen an Joachim Tielke. Eine reichverzierte.
424
Rolß — Romer
wahrscheinlich der Kapelle Ludwigs XIV. ent-
stammende Geige befindet sich im Museum des
Pariser Konservatoriums (Nr. 5).
Roiß, Maximilian. — Wien. 1763. 1767
Er war der Schwiegersohn von Andre Nikolaus Parti
und folglich Mich. Andr. P.s Schwager. Da der letztere
schon seit 1728 seine eigene Werkstatt hatte, ist es be-
greiflich, daß Roiß, der am 3. März 1764 den Bürgereid
ablegte, das Geschäft seines Schwiegervaters übernahm.
Er läßt sich in Wien nur bis 1767 verfolgen und wird in
diesem Jahre als »abwesend« bezeichnet.
Rol. -Paris. 1753
Wenig gekannter, aber sehr geschickter Geigenmacher,
der im »Cour Saint-Denis de la Chartre« wohnte. Eine
hübsche, große Pochette von ihm besitzt das Pariser
Konservatorium (Nr. 120).
Rolin. — Paris. 18. Jahrhundert
Er nannte sich einen Schüler von Cousineau. In Geigen
von gewöhnlicher Arbeit findet sich der Zettel: Rolin
luthier de Paris (gedruckt). Häufiger kommen sog.
stumme Geigen von ihm vor.
Rolin, Charles. — Nancy. 1848
Er stammte aus Mirecourt und war einer der besten
Mitarbeiter von Charles Jacquot, starb aber schon in
jungen Jahren.
Rolini, Giambattista. — Pesaro. 1471
Ein nur dem Namen nach bekannter Lautenmacher.
Wenn Valdrighi von ihm (Nr. 3558) behauptet, daß er
schon Violinen gemacht habe, so ist das durch nichts
zu beweisen und wird durch die Geschichte der Violine
hinlänglich widerlegt.
Rolle, Caspar. — Wien ?
Ein aus dem 18. Jahrhundert stammendes Violoncello
mit diesem fragwürdigen Namen besaß ein Dr. Samter
in Posen, der später nach Berlin verzogen ist.
Romagnoli, Francesco. — Bologna. 1821
Ein Gitarren- und Mandolinenmacher gewöhnlichen
Schlages.
Romani, Giulio Cesare. — Rom. 18. Jahr-
hundert
Er wird gelegentlich auch »Giulio Romano« genannt;
ob er sich selbst so genannt hat, oder wie sein wirk-
licher Name lautete, war nicht zu ermitteln.
Romanmi, Antonio. — Cremona. 1705. 1740
Wenig hervortretender Cremoneser Meister, von dem
es u. a. auch gute Violen d'amore gibt. Vidal liest irrig
Romafini. Ein anderer Romanini soll noch 1808 tätig
gewesen sein.
Geigenzettel: Abb. 661 .
Romano, Pietro. — Pavia
Ein dem 18. Jahrhundert angehörender Geigenmacher,
dessen Zettel Vidal mitteilt.
Geigenzettel : 1 7 . . / Pietro Romano in Borgo di Pavia
(gedruckt).
Romarius, Antonius. — Cremona. 1703
Das Stockholmer musikhistorische Museum besitzt
eine Viola d'amore mit einem gedruckten Zettel, der
diesen sonst nie gehörten Namen trägt. Der Zettel
wird um so verdächtiger, als deutlich zu erkennen ist,
daß er über einen andern geklebt ist, der vielleicht
den wirklichen Verfertiger des Instruments nennt.
Rombouts, Pieter. — Amsterdam. Geb. 1674,
t nach 1735
Er erwarb als »Fiolenmaker« im Jahre 1707 in seiner
Vaterstadt das Bürgerrecht und wohnte auf dem
Bootermarkt. Er war ein sehr tüchtiger Meister, der bei
H. Jacobsz gelernt hat und alle Arten von Geigen
machte. Seine Arbeit ist sorgfältig, nur sein Lack bei
aller Leuchtkraft etwas zu dick. Zur Einlage nahm er
gern Fischbein. In jüngeren Jahren nannte man ihn
wohl Pieter, Jacobsz Schüler, daraus entstand dann ein
»Pieter Jacobsz«, der auch bei Vidal noch vorkommt.
Es gibt kein einziges echtes Instrument mit diesem
Namen, der daher in das Reich der Fabel gehört.
Eine Violine von 1712 war in der Sammlung Scheurleer,
eine Kniegeige von 1708 besitzt Berlin; das Sei-
hof sehe Auktionsverzeichnis (1759) weist drei Knie-
geigen von ihm aus den Jahren 1 703, 1719 und 1 720 auf.
Eine Diskant-Gamba von 1 729 besitzt W. Heyers
Musikhistorisches Museum in Köln. Gamben und
Nonnengeigen von ihm sind ferner im Museum des
Liceo filarm. in Bologna und eine Nonnengeige im
gleichen Museum in Neapel. Ein Violoncello von 1 720
besitzt E. A. Sandeman.
Geigenzettel : Pieter Rombouts / Amsterdam 1 708 (ge-
druckt).
Romer, Adolf. — Freiburg i. Br. Geb. 29. Juni
1863 in Ettenheim
Einer der geschicktesten deutschen Geigenmacher der
Gegenwart. Er kam als Kind mit seinen Eltern nach
Freiburg, wo seine Vorliebe für das Geigenspiel früh-
zeitig zutage trat. Da er keine Geige besaß, machte er
schon als sechsjähriger Knabe den Versuch, sich selbst
eine solche zusammenzuzimmern. Er setzte diese Ver-
suche jahrelang fort und schließlich mit solchem Er-
folg, daß der kgl. Chordirigent Joh. Diebold auf den
damals 12 jährigen Knaben aufmerksam wurde und sich
erbot, ihn unentgeltlich im Violinspiel zu unterrichten.
Auch hierin machte er schnelle Fortschritte, und
so war es ganz natürlich , daß er, nachdem er die
Schule verlassen hatte, in die Musiklehre kam. Je
vertrauter er mit seinem Instrument wurde, desto leb-
hafter interessierte ihn dasselbe auch in seinem Bau.
Er war aber zunächst Musiker geworden und lernte von
1880 — 1887 Künstlers Erdenwallen im Guten und
Bösen kennen. Er kam in ganz Deutschland und der
Schweiz herum, und überall, wo er Gelegenheit fand,
von Geigenmachern etwas zu lernen, tat er es, wenn er
auch seine Absicht, bei einem solchen m die Lehre zu
treten, zunächst nicht verwirklichen konnte. Endlich
aber ward es ihm möglich, bei Schünemann m Schwerin
einzutreten. Freilich blieb er dort nicht lange, weil er
Gelegenheit fand, zu Hörlein nach Würzburg zu kom-
men. Da er mit guten Vorkenntnissen und einer ange-
borenen Handgeschickhchkeit ausgerüstet war und
Romieux - Roß
425
sehr fleißig arbeitete, wurde er schon nach zwei Jahren
Gehilfe, arbeitete als solcher in verschiedenen besseren
Geigenmacherwerkstätten und vervollkommnete sich
mehr und mehr. Im Jahre 1892 machte er sich in Frei-
burg selbständig. Er fing sehr klein an ; da er jedoch ein
echter Künstler ist, äußerst sorgfältig arbeitet und alles
an seinen Geigen selbst macht, ja sogar auf die Mit-
arbeit eines Gehilfen verzichtet, um kerne fremde Hand
an seine Werke zu bringen, gelang es ihm bald, die An-
erkennung der berufensten Kenner zu erwerben, so
daß er jetzt fortdauernd mit Bestellungen überhäuft ist,
und als Frucht seines rastlosen Fleißes ein hübsches
Landgut besitzt, wo er ferne dem Getriebe der Stadt in
stiller Werkstatt emsig schafft. Er besitzt mehrere Me-
daillen und ist, denn er dürfte der einzige Schüler
Hörleins sein, jetzt wohl am besten in den Bau der
»Ritterbratschen« (Viola alta) eingeweiht. Er besitzt
tüchtige theoretische Kenntnisse, ahmt die Modelle
Stradivaris und Guarneris nach und verwendet
schönstes Holz und Öllack. Im Jahre 1904 erfand er
einen sehr zweckmäßigen neuen Saitenwirbel für
Streichinstrumente, der wohl bald den bisher üblichen
verdrängen wird. Auch seine Violen für kleine Hände
sind wegen ihrer Tonfülle eine wertvolle Neuerung.
Im Jahre 1909 wurde er zum fürstl. Fürstenbergischen
Hofgeigenmacher ernannt.
Geigenzettel: Adolf Romer / (Wappen) Hof-Geigen-
macher / Freiburg i. B. / No. 92 faciebat anno 1911
(gedruckt) und Abb. 650.
Romieux & Berney. — Genf
Musikinstrumentenfabrik, deren einer Inhaber Schüler
von Pupunat war. Die Firma wurde unter dem Titel
»Union artistique« 1893 gegründet und besitzt für ihre
guten Leistungen bereits fünf Weltausstellungs- und
sechs Schweizer AusstellungsmedaiUen.
Geigenzettel: (Fabrikmarke) Union Artistique / Lu-
therie soignee / reparations. (Adresse) Geneve (ge-
druckt).
Romney, George. — London. 1830
Vielleicht ein Sohn oder Enkel des berühmten gleich-
namigen Malers (f 1802). Arbeiten von ihm kommen
selten vor. Eine von ihm im Jahre 1830 gebaute Violine
stellte Mrs. C. Prodgers in der Londoner Music Loan
Exhibition 1904 aus.
Ronchettl, Domenico. — S. Valentino Reggio.
1760. 1769
Angeblich der Nachfolger von Domenico Rogieri und
vielleicht auch der Verfertiger vieler unechter Geigen
mit dessen Namen. Ein Geigenmacher dritten Ranges.
Die leichte Ansprache seiner Instrumente ist wohl
hauptsächlich eine natürliche Folge ihres Alters.
Ronchini, Raffaello. — Fano. 1851
Ein Geigen- und Bogenmacher des 19. Jahrhunderts,
der nach Stradivari, etwa in der Art des C. G. Testore,
gearbeitet hat. Er verwendete kleingeflammles Holz
und trug seinen braungelben Lack ohne jeden Unter-
grund auf. Hauptsächlich besaß er als Reparateur einen
gewissen Ruf.
Geigenzettel : Abb. 653.
Rondanl, Ernesto. — Turin. 1884
Seine Geigen sind ohne Eigenart und ohne besondere
Vorzüge.
Rook, Joseph. — London (Carlysse). 1 777. 1 830
Vielleicht ein Schüler der Forster, an deren Arbeit
seine Geigen erinnern.
Roos. — Straßburg. 1868
Erfinder einer Verbesserung am Baßbalken.
Ropiquet. — Paris. 1815
Orchestermitglied der Pariser Oper und Vater der
Tänzerin Ropiquet, der aus Liebhaberei einige Geigen
machte und mit seinem Namen bezeichnete.
Rosa, Agostmo. — Rom. 1795
Sohn des Nicola Rosa in Neapel. Ein Mandolinen-
macher gleichen Namens kommt 1 791 auch in Rieti vor.
Geigenzettel: Agostino Rosa figlio ' di Nicola Napo-
litano l'anno 1795 / Roma (gedruckt).
Rosa, Nicola. — Neapel. 1680. 1720
Ein neapolitanischer Lautenmacher, von dem sich nur
wenige Arbeiten erhalten haben dürften. Er soll
übrigens ein Verwandter des Malers, Dichters und
Musikers Salvator Rosa gewesen sein.
Rosa. — Lissabon. 1899
Teilhaber der Firma Caldeira & Rosa, die Mandolinen
und Gitarren herstellt.
Rosano, P. und Sohn. — Catania. 1898
In guten Mandolinen findet sich diese Firma.
Rose, John s. Roß
Roselli, Antonio. — Sassuolo (Modena). Geb.
17. Januar 1798, f 22. Februar 1870
Seine Geigen sowie seine Reparaturen sind nicht be-
sonders gut. Er war ein Mensch, der alles mögliche ver-
suchte : so war er Blasinstrumentenmacher, Maler, ein
ganz guter Musiker und sogar Barbier usw. Trotz alle-
dem starb er doch im tiefsten Elend und mußte betteln,
um sein Leben zu fristen.
Rosenwald, lebt als Nachfolger G. E. Bergs In
Kopenhagen
Rosiero, Rocco. — Cremona. 1 730
Arbeiten von ihm kommen selten vor, sind jedoch nicht
schlecht, so daß die Vermutung nahe liegt, daß viele
seiner Geigen jetzt unter berühmteren Namen im Ver-
kehr sind.
Rosio, Paolo. — Verolanova. 1857
Er ist nur als Baßmacher bekannt.
Roß, Donald. — Edinburgh. Geb. 1 . Februar
1817 in Ederton, Rossshire
Ein Inspektor des Edinburgher Wasserwerks, der aus
Liebhaberei über 50 Violinen, hauptsächlich nach
Maggini, gemeicht hat.
426
Roß — Rossini
Roß (Rose, Rosa), John. — London (Bnde-
well). 1562. 1599
Berühmter altenglischer Lautenmacher, dem Hawkms
die Erfindung der Pandore (emer Zitherart, die im
1 7. Jahrhundert in Aufnahme kam) zuschreibt. Bei
John Mace in seinen »Musicks Monument« (erschienen
London 1676) wird er neben Bolles als einer der besten
Lautenmacher gepriesen. R. North in seinen »Me-
moirs of Music« (London 1846) macht auf eine Anzeige
in John Carrs Ariensammlung »Tripla concordia« (er-
schienen 1667) aufmerksam, durch welche eine Viola
von J. Roß vom Jahre 1598 ausgeboten wird. Auch das
Selhofsche Auktionsverzeichnis (Haag 1 759) führt eine
Gamba von John Rose Brattwell 1599 auf. Das als
»Laute der Königin Elisabeth« bekannte Zithennstru-
ment trägt den Zettel : Joannes Rosa Londini / fecit in
Bridwell, / the 27th of July 1580 (gedruckt). Eine Viola
mit Vogelahornboden und dunklem Lack und mit der
Jahreszahl 1598 von ihm besitzt der Landschaftsmaler
Wildhagen in Haiensee. Am Wirbelkasten befindet sich
ein Frauenkopf.
Roßbach, Adam. — (Mark) Neukirchen. Geb.
1732, t 4. April 1800
Sohn eines gleichnamigen Bürgers und Sägenschmiede-
meisters. Nachdem er ordentlich gelernt hatte und
Geigenmachergeselle gewesen war, wurde er am
24. Januar 1752 Meister und erreichte ein Alter von
68 Jahren 1 Monat und 2 Tagen.
Roßbach, Adam Friedrich. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 23. Sept. 1 766, 1 20. Sept. 1 836
Sohn, Schüler und Nachfolger von Adam R., den er an
Geschicklichkeit übertraf. Er ist mütterlicherseits der
Großvater von Ernst Friedrich Reichel.
Roßbach, August Herrmann. — Markneu-
kirchen. Geb. 23. März 1833, f 22. April
1894
Da er meist für Wiederverkäufer beschäftigt war, hat
er seine Geigen selten bezeichnet und hauptsächlich
Handelswaren hergestellt.
Roßbach, Christian Gotthilf. — (Mark) Neu-
kirchen. Geb. 1776, t 4. März 1843
Jüngerer Sohn von Adam R. Er arbeitete nicht un-
sauber, benutzte aber die von anderen vorgearbeiteten
Bestandteile und hatte einen unschönen, harten Spiri-
tuslack. Als er starb, war er 67 Jahre 5 Monate und
14 Tage alt.
Roßbach, Friedrich Gotthilf. — Markneu-
kirchen. Geb. 1. Juni 1801, f 26. Dezember
1860
Angeblich Schüler von Christian Gotthilf R., an den
seine Geigen auch erinnern. Ein Heinrich Roßbach,
geb. 24. Juli 1864, lebt noch als Geigenmacher in Mark-
neukirchen. Er soll lange in Holland, so in Tilburg usw.
gearbeitet haben und galt als recht tüchtig.
Rossi, Enrico. — Pavia. Geb. im März 1848
m Pavia
Sohn und Schüler von Giovanni Rossi, bei dem er sich
seit seinem siebenten Jahre mit dem Geigenmachen
beschäftigte. Er arbeitet nach den Modellen von
Guameri, Stradivari, Guadagnini und Testore. Seine
Arbeit ist gut, ebenso der Lack, den er selbst bereitet.
Im Jahre 1877 erhielt er eine Medaille. Sein Sohn
Villelmo ist gleichfalls Geigenmacher und jetzt Teil-
haber der Firma Enrico Rossi & Figlio.
Geigenzettel: (Med. 1877) Enrico Rossi / Fabbricante
d'istrumenti a / corde / Pavia, Piazza del Carmine / 1 888
(gedruckt).
Rossi, Ferdmando. — Modena. 1880
Er galt als geschickter Wiederhersteller alter Geigen;,
seine neuen sind dagegen nicht besonders lobenswert.
Rossi, Gaetano. — Mailand. 1 9. Jahrhundert
Vielleicht ein Sohn und Schüler von Nicola R. Ein in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts tätiger,
tüchtiger Baßmacher, doch machte er auch alle anderen
Streichinstrumente. Seine Geigen sind weniger gut als
seine Violoncelli; aber er war als sorgfältiger Repara-
teur berühmt. Sein Lack war dünn und rötlich. Statt
eines Zettels verwendete er öfters eine Brandmarke:
»Rossi, G., Milano«, die er mehrfach einbrannte. Ein
großes Violoncello von ihm besitzt das Mailänder Kon-
servatorium.
Rossi, Giovanni. — Pavia. 1847. 1858
Es gibt gute Kontrabässe und einige Violinen von ihm.
Er soll Schüler von Pallota in Perugia gewesen sein und
dort schon um 1821 gearbeitet haben. Auch in Rom
war im 19. Jahrhundert ein Giovanni Rossi in der Via
dei Serviti tätig.
Rossi, Giuseppe. — Triest. 1851
Ein Geigenmacher, der mir bisher nur durch seinen
Reparaturzettel in einer Amatigeige bekannt wurde.
Rossi, Nicola. — Mailand. 1842. 1844
Seine Arbeit ist gut, der Lack drachenblutrot. Einen
Kontrabaß von ihm besitzt das Mailänder Konser-
vatorium.
Geigenzettel: Nicola Rossi / Fabbricatore e ristau-
ratore / d'istrumenti a corde armoniche / Abita in
Milano / Contrada S. Mattia alla Moneta / al civico
3137 / Fece nell Febraio del / 1844 (gedruckt).
Rossi, Villelmo. — Pavia. Geb. um 1875
Sohn von Enrico Rossi und jetzt sein Teilhaber. Er
erhielt auf der Turiner Ausstellung bereits eine Aus-
zeichnung.
Rossini, Giovanni Maria. — Ravenna. 1775.
1766
Ein wenig bekannter Geigenmacher, von dem Ober-
förster R. Thiermann in Wolfsgrün i. Erzgeb. seit
langen Jahren eine sehr gute, flachgewölbte Violine be-
sitzt, die sich durch prächtigen Lack und einen vollen
und doch weichen Ton auszeichnet. Auf dem Boden
Rossio Rottenburgh
427
findet sich zweimal ein runder Brandstempel, der
vielleicht seine Taufnamen angibt, oder, wenn der
erste Buchstabe als S gelesen werden muß, als »Santa
Maria« gedeutet werden kann. Das dritte Zeichen ist
undeutlich, kann ebensogut als 4 wie als R gelesen
werden. Am Wirbelkasten ist ein hübsch geschnitztes
Löwenköpfchen — was bei italienischen Geigen aller-
dings als Ausnahme betrachtet werden muß. Da
Ravenna nicht allzuweit von Pesaro liegt, könnte der
Geigenmacher immerhin ein Vorfahre des »Schwans
Von Pesaro« gewesen sein.
Geigenzettel : lohannes Maria Rossini fecit / Ravenna
A. D. 1775 (gedruckt). (Die Jahreszahl ist undeutlich.)
Rossio, Giovanni, lebt als Saiteninstrumenten-
macher in Rom
Rota, Giovanni. — Cremona. 1795. 1810
Seine Arbeit zeigt deutlich den Verfall der Kunst In
Cremona. Seine Geigen sind roh gearbeitet, die Einlage
liederlich gemacht, das Holz unschön, der gelbe Lack
unscheinbar. Einige wenige bessere Geigen mit röt-
lichem, fettem Lack zeigen jedoch, daß er immerhin
aus einer guten Schule hervorgegangen war. Vidal ver-
mutet, daß er schon 1703 gelebt habe, was aber falsch
ist; es kann nur 1805 in Frage kommen.
Geigenzettel : Joannes Rota fecit / Cremonese Anno
1808 (gedruckt). — Joannes Rota fecit / Cremone anno
1805 (gedruckt).
Rotella, Bernardino. — Spoleto. 1827
Ein Geigenmacher, der nur bescheidenen Ansprüchen
genügen konnte.
Roth, Albert. — Würzburg. Geb. 7. April
1887 in Markneukirchen
Sohn des Lautenmachers Gustav Adolf R. Nachdem er
in seiner Vaterstadt seine Ausbildung vollendet hatte,
arbeitete er mehrere Jahre hindurch als Gehilfe und
hat sich im Jahre 1919 in Würzburg niedergelassen und
als Lautenmacher selbständig gemacht.
Roth, Christian. — (Angeblich Augsburg oder
Nürnberg, auch Prag 1 675)
Es gibt Lauten undTheorben mit seinem Namen. Hart,
Sandys und Forster erwähnen ihn, doch war es mir
nicht möglich, in Augsburg etwas über ihn zu finden.
Ebenso unbekannt ist er in Prag. Er war vielleicht ein
vogtländischer, wahrscheinlich (Mark) Neukirchener
Geigenmacher, der von Markt zu Markt zog. Vgl. Roht.
Geigenzettel: Christian Roth Violin und / Lauten-
macher aus Prag Ao 17.. (gedruckt).
Roth, Ernst Heinrich. — Markneukirchen.
Geb. 3. April 1877
Sohn von Gustav Robert R. Er ist gelernter Geigen-
macher und trat 1900 als persönlich haftender Gesell-
schafter in die Firma Gustav Roth ein.
Roth, Gustav. — Markneukirchen. Geb.
29. Mai 1852
Schüler von Bausch. Im Jahre 1870 begründete er sein
Geschäft, dessen Firma seit 10. September 1900 Gustav
Roth & Co. lautet, nachdem der Sohn Teilhaber ge-
worden war. Er erhielt 1897 in Leipzig eine silberne
Medaille. Sein Bruder Gustav Robert R. war Bogen-
macher.
Roth, Johann. — Darmstadt? 1675. (Vogt-
länder?)
Er wird als Darmstädter Meister bezeichnet, im Groß-
herzoglichen Haus- und Staatsarchiv waren jedoch
Nachforschungen nach ihm ohne Erfolg.
Roth, Otto. — Markneukirchen. 1905
Wurde durch seine Riesenbaßgeige (4,20 m hoch vom
Hals bis zum Stachel, Korpus 2,10 m), die er für das
Orchester der Oper in Chicago gebaut hat, bekannt.
— Auch Carl Wilhelm Roth, geb. 7. Oktober 1876, ist
Geigenmacher geworden.
Roth. - Straßburg. 1856
Er hatte um die Mitte des 19. Jahrhunderts seine Werk-
statt in Straßburg und führte ziemlich viele Repara-
turen aus. Geigen von ihm habe ich nicht gesehen. Er
hielt sich gute Gehilfen, und so hat auch Simoutre bei
ihm gearbeitet. Vielleicht ist er identisch mit jenem
Roth, der in Paris in der Rue Geoffroy-Marie eine
Werkstatt hatte.
Rothmüller, Ferdinand. — Graz. 1887. Geb.
1851 in Wien
Er hatte in Wien gelernt, kam im Jahre 1879 als Gehilfe
nach Graz zu Prachatschek und machte sich 1887
selbständig. Er war im Ausbessern und Wiederher-
stellen alter Geigen recht tüchtig und hat auch neue
Geigen gebaut.
Rothy(?), Georg Friedrich. — 18. Jahrhundert
Eine vogtländische Geige im Besitz von Ernst Geißer
trägt diesen (wahrscheinlich fingierten) Namen, der
wohl aus »Roth« entstanden sein dürfte.
Geigenzettel : George Friedrich Rothy , fec. v. p. Jacob
Stainer in Apsam oenipuntum Ao. 17.. (gedruckt).
Rotta, Gius. Ant. s. Rocca
Rottenburgh, Jan Hyacinth Joseph. — Brüssel.
1743. 1745
Eine weitverzweigte Musikerfamilie^), von der einige
Mitglieder auch als Instrumentenmacher, und zwar
hauptsächlich als Blasinstrumentenmacher vorkommen,
(Vgl. V. d. Straeten, B. V. S. 180 ff.) Jan Hyacinth war
Hofgeiger und hat auch einige Instrumente gemacht,
die eher an die Tiroler Schule als an Amati erinnern.
Sein Lack ist rotbraun.
Geigenzettel: Joannes Hyacinthus Josephus / Rotten-
burgh Aul. violonisius / me fecit Bruxelles 1743 (ge-
druckt) und Abb. 659.
') Der Name wird in der Literatur in unglaublichen
Entstellungen (Rottembrouck usw.) wiedergegeben.
428
Rottenburgh, Jean Hyacint (major).
1752. 1753
Ähnlich wie J. H. J. Rottenburgh und möghcherweise
mit ihm identisch.
Geigenzettel : Abb. 660.
Rottenburgh — Ruddiman
Roudhloff, D. und A. — London. 1 . Hälfte
des 19. Jahrhunderts
Französische Geigenmacher, die in der Charles Street,
Fitzroy Square Nr. 81 wohnten.
Brüssel. Royer, Alexis. — Mirecourt. 1768
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Roze. — Orleans. 1701. 1760
Seine Arbeit ist sorgfältig und erinnert an die Schule
von Mirecourt; das Modell ist hübsch und der Lack
von gelber Farbe. Die F-Löcher, die in der Mitte sehr
weit sind, zeigen trotzdem guten Schnitt, dagegen ist
die Schnecke ziemlich plump.
Geigenzettel : Abb. 666.
Roudhlof-Nauchand, F. — Paris. Anfang des
19. Jahrhunderts
Guter Gitarrenmacher, der schönes Rosenholz ver-
arbeitete. Er klebte geschriebene und gedruckte Zettel
ein, manchmal beide zugleich. Eine Lyra-Gitarre von
ihm befindet sich im Museum des Konservatoriums in
Brüssel (Nr. 266).
Roumen, J. — Amsterdam. 1860
Sohn und Nachfolger von L. W. Roumen und diesem
in der Arbeit ähnlich. »Un vieux luthier et tres-estlme
connaisseur en instruments de jadis« sagt v. d. Straeten
von ihm.
Roumen, L. W. — Amsterdam. 1829
Seine Geigen sind kräftig gebaut, haben braunroten
Lack und klingen nicht schlecht.
Rouse (Rouze), J. — Oakham, Rutland. 1807
Seine Geigen erinnern an das Stainermodeil ; am besten
gelangen ihm Violoncelli.
Rousselot. — Marseille. 1830
Neue Geigen hat er schwerlich gemacht, doch kommt
sein Reparaturzettel öfter vor.
Geigenzettel: Repare par Rousselot / ä Marseille en
1830 (geschrieben).
Rousselot. — Valence. 1900
Vielleicht aus Marseille stammend. Em Geigenmacher,
der kurze Zeit in Valence ansässig war und später nach
Avignon verzog, ohne sich jedoch dort dauernd nieder-
zulassen.
Rovati, Christof oro. — Bazzano. 1789
Handwerksmäßige Arbeit und verständnislose Holz-
wahl sind die hervorstechenden Eigenschaften seiner
übrigens selten vorkommenden Geigen.
Rovetta (Rovelta), Antonio. — Bergamo. 1 840.
1884
Ein nicht ungeschickter Nachahmer der alten Meister.
Er stellte 1 864 in Brescia eine gute Violine aus und soll
später auch in Mailand gearbeitet haben.
Rowlnsky, W., war im 19. Jahrhundert In
London ansässig
Rozet. — Paris. Um 1691
Vidal zitiert aus Du Pradels »Livre commode«: »Le
sieur Rozet est renomme pour les Instruments de
musique de la garde-robe du roi ; il demeure rue Neuve-
Saint-Eustache.« Rozet war kein Geigenmacher,
sondern Blasinstrumentenmacher. Geigen von ihm
sind nie bekannt geworden, wohl aber Blasinstrumente,
so eines im Museum des Konservatoriums in Paris
(No. 497).
Rub (1, ini?), Aug. (oder Ang.) de. — Viterbo.
Ein Dilettant, der schöne Geigen gemacht hat, die auch
im Ton nicht schlecht sind.
Geigenzettel : Aug.de Rub. ad animi delectationem /
Fecit Viterbi 1763 (gedruckt).
Rublnl. — Bologna
Ein Gitarrenmacher des 19. Jahrhunderts.
Rubino, Gennaro. — Neapel. 1899
Gilt als guter Mandolinenmacher.
Ruch s. Ruth
Ruchsgewand, Zacharlas. — Nürnberg. 1587
Ein Lautenmacher, von dem die Stuttgarter Hofkapelle
Saiten bezog.
Rucklinski (Ruchlinski), Johann Anton. — ?
17. oder 18. Jahrhundert
Dem Namen nach ein Pole, vielleicht in Ungarn an-
sässig gewesen. Eine vierchörige Laute mit der am
Halse eingravierten Inschrift: Fecit / loan: Ant: /
Rucklinsky befindet sich im ungarischen National-
museum in Budapest.
Ruddiman, Joseph. — Aberdeen. Geb. in
Aberdeen 1733, f 25. Februar 1810 daselbst
Er war der Sohn eines Zimmermanns und hat wahr-
scheinlich in seiner Jugend dasselbe Handwerk gelernt,
sich aber frühzeitig dem Geigenbau zugewandt und
war vor Matthew Hardie der beste schottische Geigen-
macher. Seine ersten Geigen sind nach Stainer ge-
macht; später ahmte er ein großes Stradivarimodell frei
nach. Sein Holz war gut, aber der Lack schlecht; er
sieht jetzt dunkelgrau oder fast schwarz aus und läßt
das Holz nicht mehr durchschimmern. In den Holz-
stärken weicht er von italienischen Vorbildern oft ab,
aber die Arbeit ist recht gut und der Ton gewöhnlich
schön. Ruddiman hat außer Violinen und Violen auch
Rudert — Ruggeri
429
Violoncelli, Zithern und Gitarren gemacht. Sein
Geigenzettel ist von einer Rokokoumrahmung mit
Musikinstrumenten umgeben. In Gitarren pflegte er
nur die Buchstaben J. R. F A. (J. Rudiman Fecit Aberd.)
anzubrmgen.
Geigenzettel: Ruddiman / Maker / 17 Aberdeen 69
(gedruckt). — Rudiman / Abdn Dg. (gedruckt).
Rudert, David. — (Mark) Neukirchen. 1677
Unter den Emigranten aus Graslitz, die sich in Neu-
kirchen als Geigenmacher niedergelassen haben, wird
auch sein Name genannt.
Rudert, Henryk. — Warschau. 1844. 1847
Vermutlich der Sohn von Jan R. Seine Arbeiten smd
origineller und schöner als die Jans. Er ahmte das
Stradivarimodell nach und gebrauchte einen rotgelben
Lack. Eine von ihm reparierte Stainergeige besitzt
Rechnungsrat Friedrich in Posen.
Geigenzettel: Henryk Rudert ,' Zrobil w Warszawie
r. 1846 (gedruckt). — Henricus Rudertus / correxit
Varsoviae anno 1 847 (gedruckt).
Rudert, Jan. — Warschau. 1840
Dem Namen nach stammt er aus dem Vogtlande ; auch
seine Geigen widersprechen dieser Annahme nicht.
Rudert, J. G. (?) — (Mark) Neukirchen. 1750
Eine Geige von geringem Wert und wenig schöner
Form enthielt einen sehr verblaßten Zettel, auf dem
die Buchstaben der Taufnamen und die Jahreszahl nur
noch geraten werden konnten.
K
orneuburg,
Rudert, Johann Michael. ■
Wien. 1809. 1837
Dem Namen nach dürfte er aus dem Vogtlande
stammen, doch schloß er sich an die Wiener Meister an.
Gutes Holz und dunkler ÖUack sind Kennzeichen
seiner im übrigen gewöhnlichen Arbeit. Im Einrei-
chungsprotokoU der Stadt Komeuburg kornmt er 1809
zum ersten Male vor, 1812 bittet er um Überlassung
eines Gewölbes (Verkaufsladens) im Rathause, aber
schon 1813 legt er seine Geigenmacherbefugnis in
Korneuburg nieder und bittet um seine Entlassung. Er
siedelte wohl von da direkt nach Wien über, wo er je-
doch nicht hervortrat.
Geigenzettel : Johann Michael Rudert / fecit Komeu-
burg 1809 (gedruckt). — Johann Michael Rubert (sie) /
fecit Viennae 1837 (gedruckt). — Johann Michael
Rudert / bürgerl. Lauten und Geigen- Macher A.
1810 (gedruckt) und Abb. 636 und 638.
Rudert, P. — Warschau. 1856
Ein Instrumentenmacher, der (nach A. Sowinski) in der
Krakauer Vorstadt zu Warschau em Geschäft besaß.
Rudger s. Ruggeri
Rudolf. — Augsburg. 1412
Man kennt wahrscheinlich nur den Taufnamen, der
mit der Bezeichnung »Lautenmacher* im Augsburger
Steuerregister von 1412 vorkommt.
Rudolph, Johann. — Wien. 1770. 1780
Ein zwar geschickter, aber wenig bekannter Wiener
Geigenmacher des 18. Jahrhunderts, den ich weder in
den Steuer- noch in den Bürgerlisten finden konnte.
Geigenzettel: Abb. 637.
Rückbeil, Job. Heinr. — Sondershausen. 1863
Seinen Namen fand ich nur auf einem Reparaturzettel.
Rückers (Rückaerts), Andreas d. A. — Ant-
werpen. 1579. 1615
Sohn von Hans R. d. Ä., wurde am 30. Aug. 1579 ge-
tauft. Die Mitglieder dieser Familie haben fast aus-
schließlich klavierartige Instrumente gemacht und sind
nur dafür berühmt, doch machten sie viele Harfen, und
die Möglichkeit, daß sie auch einige Lauten angefertigt
haben, ist daher nicht ausgeschlossen.
Rückers, Hans d. J. — Antwerpen
Sohn von Hans R. d. Ä., wurde am 15. Januar 1578
getauft.
Rückers, Jan (Hans), genannt der Altere. —
Antwerpen. Geb. um 1555, f 1641 (?)
Er wurde 1579 in die Gilde aufgenommen und war der
bedeutendste Antwerpener Clavecinmacher. Er lebte
noch 1623 — wahrscheinlich bis 1641 —und war mit
Adrienne Knaeps verheiratet. Er hatte vier Söhne:
Franz (geb. 1576), Hans (1578), Anders (1579) und
Anton (1581).
Rüdiger, M. — Frankfurt a. M. 1820
Ist mir bisher nur durch einen Reparaturzettel bekannt
geworden.
Rüdiger, Moritz. — Brieg. 1886. 1890
Er war hauptsächlich Klavierhändler, beschäftigte sich
aber viel mit dem Geigenmachen und machte allerlei
Versuche und Erfindungen. So schlug er 1886 in De
Wits Zeitschrift die Verwendung von Stegen aus
Tannenholz vor und erfand mit Carl Bögel »Spannungs-
rippen für die Resonanzböden der Geigen«, — eine Er-
findung, die sich in keiner Weise bewähren konnte.
Ebenso erging es seiner Übungsgeige (mit gedämpftem
Ton), an der er namentlich die F-Löcher veränderte.
Ruelle, Pierre. — Paris. 1754
Sein Name ist nur dadurch bekannt, daß er geschwo-
rener Meister der Pariser Lautenmacherzunft für 1 754
war.
Ruffini. — Neapel. 19. Jahrhundert
Ein neapolitanisches Musikinstrumentengeschäft,dessen
Besitzer jetzt A. Colle ist. Die Firma, die verschiedene
Ausstellungen beschickte, führt ihre Gründung bis
1744 zurtick und hat auch in Rom Niederlagen.
Ruggeri (Rugieri, Ruggieri, Rugier, Ruger,
Rudger)
Es ist schon bei Erwähnung der Brescianer Rogerl
darauf aufmerksam gemacht worden, daß die Familien
Rogeri und Ruggeri nicht verwechselt werden dürfen.
430
Ruggieri — Ruppert
Die Ruggeri sind übrigens auch sonst in der Musik-
geschichte hervorgetreten. Ein Antonio Ruggeri war
um 1640 ein berühmter Sänger und Giovanni Maria
Rügen ein bekannter venetianischer Tondichter, von
dem unter anderem 1696 »Marianne*, 1698 »Miltiade«,
1702 »Amor por Vendetta«, 1709 »Arato in Sparta« und
1710 »Armida abandonata« erschien.
Ruggien, Antonio. — Cremona. 1723
Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie, dessen
Zettel P. de Wit veröffentlicht. Hiernach war er ein
Sohn von Giacinto.
Geigenzettel: Antonio Ruggieri figlio , del fu Giacinto
fece / in Cremona. 1 723 (gedruckt).
Ruggeri, Domenico s. Rogieri
— Cremona.
Ruggeri (Rugien), Francesco.
1645. 1700
Der älteste und bedeutendste Geigenmacher der
Familie. Er wohnte in der Contrada Coltellai Nr. 7 und
war ein Schüler Nicola Amatis, den er nachahmte. Nur
seine F-Löcher sind kürzer und weiter, die Wölbung
etwas höher und das Modell ein wenig breiter; die Um-
risse sind schwungvoll, die Einlage breit und der Lack,
der leuchtend und durchsichtig wirkt, ist meist von
dunkelgelbroter oder hellgelbroter Farbe. Das Holz ist
in der Regel vortrefflich und oft auch schön geflammt.
Häufiger als seine Violinen kommen Violoncelli von
ihm vor, deren Modell allerdings ein wenig zu lang
erscheint ; auch verwendete er bei diesen manchmal zu
Zargen und Boden geringere Holzarten, immer aber
verstand er, einen edlen vollen und schönen Ton zu
erzielen. Ein echtes Violoncello von ihm ist heute nur
zu sehr hohem Preis zu haben, doch besitzt der Violon-
cellist Bertie Withers ein solches aus dem Jahre 1679.
Auf dem Zettel der von Ole Bull gekauften Geige
Schlossers (aus dem Jahre 1665) nennt er sich Fran-
cisco Ruger, und auch auf späteren Zetteln kehrt diese
Schreibweise des Namens wieder, ebenso auch : Rugier,
Ruggieri und Ruggeri. Eine sehr schöne Geige von ihm
besitzt Th. Hämmerle in Wien.
Geigenzettel : Abb. 664.
Ruggeri (Rugieri), Giacinto Gio. Battista. —
Cremona. 1666. 1696
Sohn von Francesco R. und dessen Schüler. Auf seinen
älteren Zetteln nennt er sich Gio. Battista, später aber
nur Giacinto, und beruft sich dabei darauf, ein Sohn
Francescos zu sein. Seine Arbeit entspricht seiner
Schule; auch er machte hauptsächlich Violoncelli und
verwendete allerlei Holzarten. Sein Model! ist breit,
ziemlich gewölbt, der Ton sehr gut und der Lack von
dunkelbrauner Farbe. Er kommt seinem Vater zwar
nicht ganz gleich, ist aber doch sein würdiger Schüler.
Eine Violine von ihm besitzt Carl Stoeber in Würzburg.
Geigenzettel: Gio Battista Rugier detto il per / fecit
Cremonae Anno 1666/7 (gedruckt). — Giacinto filio di
Francesco / Rugier detto il per 1692 (gedruckt). —
Giacinto filio di Francesco / Ruggerie detto il Per 1696
(gedruckt).
Ruggeri (Rugieri), Guido. — Cremona. 1720
Ein Meister dieses Namens wird mehrfach erwähnt,
doch kenne ich weder Arbeiten noch Zettel von ihm,
und wenn Bagatella einen »Giannuario Ruggier« lob-
preist, so scheint er wohl Giacinto zu meinen. Noch
zweifelhafter ist ein Giorgio R., doch gibt es tiroler
Geigen mit dem schlecht gefälschten Zettel »Georgius
Ruscheri 1680«, an denen höchstens das gut geschnitzte
Löwenköpfchen einen gewissen Reiz hat.
Ruggeri, Pietro Giacomo s. Rogeri
Ruggeri (Rugieri), Vincenzo, detto il Per. —
Cremona. 1690. 1735
Sohn des Francesco R. Wenn auch weniger bedeutend
als der Vater, dessen Beinamen er gleichfalls annahm,
so hat er doch einige sehr schöne Geigen, hauptsächlich
aber Violoncelli gemacht. Sein Holz ist gut, der Lack
gelbbraun. Eine prachtvolle Viola da Gamba von ihm
aus dem Jahre 1702, die merkwürdigerweise schon
einen gewölbten Boden hat, besitzt die staatl. Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 838). Im allge-
meinen ist seine Arbeit weniger sorgfältig durchgeführt
als die der übrigen Mitglieder der Familie. Beethoven
besaß bekanntlich eine Viola von ihm (von 1690), ein
Geschenk des Fürsten Lichnowsky.
Geigenzettel : Vicenzo Rugier detto il Per / In Cremona
1714(gedruckt)und Abb. 657.
Rummelhoff s. R. Hansen
Ruperti, W. — Wismar, f nach 1860 in Wismar
Die älteste Arbeit, die mir von ihm bekannt wurde,
stammte aus dem Jahre 1847. Er machte neue Geigen
und war als Reparateur tätig, scheint aber das Bürger-
recht in Wismar nicht erworben zu haben.
Geigenzettel : Repariert von W. Ruperti / Wismar d.
20. Nov. 1848 (gedruckt).
Ruperti. — Hamburg. 18 . .
Mittelmäßiger Geigenmacher, der um die Mitte des
19. Jahrhunderts in Hamburg tätig war.
Ruppert, Franz. — Erfurt. 1800. 1809
Vielleicht ein Sohn oder Enkel von Joh. H. R. Ein
fleißiger, aber sehr handwerksmäßig arbeitender Gei-
genmacher. Seine Instrumente sind flach gewölbt und
stark im Ton. Man rühmte sie wegen ihrer »Leichtig-
keit«; diese stammt aber daher, daß er die Zargen nicht
bereifte, die Klötzchen in den Ecken fehlen ließ usw.
Er wechselte übrigens Patron und Wölbung sehr oft.
Sein Lack ist von schwarzbrauner Farbe.
Ruppert, Joh. Heinrich. — Erfurt. 1719. 1736
Seme Geigen sind meist flach gewölbt, manchmal sogar
zu flach, doch gibt es auch solche, die dem Stainer-
modell sich nähern. Die Köpfchen, die er gern am
Wirbelkasten anbringt, zeigen eine geschickte Hand.
In besonderem Ansehen stand er als Gambenmacher.
[, Ein »Violoncello piccolo« von ihm vom Jahre 1724 mit
Rupf — Rymwid-Mickiewicz
431
fünf Saiten, und zwei Violinen (eine von 1736) besaß
nach dem Inventar vom 9. Dezember 1773 die ehe-
malige Köthener Hofkapelle.
Geigenzettel: Johann Heinrich Ruppert anno 1719 in
Erfurt (gedruckt). — Johann Heinrich Ruppert , in
Erfurt 1728 (gedruckt).
Rupf (Rief?), Euphroslus. — Vils. 1783
Diesen Namen liest man auf einem sehr ungelenk ge
schriebenen Geigenzettel. Ich glaube, der Schreiber
wollte Rief schreiben, und es ist nur gegen seme Absicht
»Rupf* daraus geworden.
Ruprecht, Wilhelm.— Wien. 1839. f 4. Febr.
1862
Er war ein sehr talentvoller und geschickter Geigen-
macher. Er ahmte vorzugsweise Guarneri del Gesü
nach, baute aber auch in künstlerischer Weise nach
Brescianer Vorbildern. Geigen dieser Art zeigen ver-
schiedenartiges Bodenholz und doppelte Einlagen;
viele haben außerdem auf dem Boden einen sog.
Drudenfuß eingelegt. Er hatte einmal Gelegenheit,
einen Ahornbaum zu kaufen, dessen Holz ganz mit
schwarzen Adern durchzogen war, und dieses Holz
findet man auf fast allen Geigen, die er gebaut hat.
Manche seiner Kopien der alten Brescianer werden als
Originale verkauft. Seine Geigen galten schon zu seiner
Zeit etwa 350 M. In der Ausstellung, auf die er sich mit
seinem Zettel beruft, war er mit einem Violoncello und
drei Geigen vertreten, von denen eine mit Buchsbaum
und Ebenholz eingelegt war. Er wohnte 1839 Land-
straße Nr. 102 und 1856 auf der Wieden Nr. 767.
Geigenzettel : (f W R) Wilhelm Rupprecht / fecit
Vienne (gedruckt) und Abb. 630.
Russo, Domenico. — 16. Jahrhundert (?)
Das Innsbrucker Ferdinandeum besitzt nach einer
freundlichen Mitteilung Dr. Waldners seit kurzer Zeit
eine interessante alte und reichverzierte Gambe mit
fünf Saiten von besonders breitem Bau. Der 600 mm
lange Schallkörper ist unten 410 mm, in der Brust
zwischen den spitz ausladenden )( 220 mm und oben
350 mm breit. Auf dem 280 mm langen Hals sitzt ein
auf allen Seiten mit erhabenen Verzierungen ver-
sehener 190 mm langer Wirbelkasten, der mit einem
nach vorn gestreckten, fein geschnitzten Faunkopf
endigt. Die Zargen sind nach alter Brescianer Weise
mit einem Holzstreifen belegt, unten 140 mm, in der
Mitte 130 mm und oben 130 mm hoch. Der Boden aus
Kastanienholz ist flach, oben abgedacht, die breit-
jährige Decke schwach gewölbt. Die Schallöcher sind
breit, C-förmig mit ausgezacktem Innenrand; unter
dem Griffbrett befindet sich ein schön gegitterter Dach-
stern. Griffbrett und Saitenhalter sind mit Festons usw.
in Buchsbaum-Intarsia verziert. Die Decke ist rund-
herum mit zehn quadratischen Feldern aus verschieden-
farbigem Elfenbein in Florentiner Mosaik eingelegt,
ein elftes gleiches Quadrat sitzt in der Mitte zwischen
Griffbrett und Saitenhalter. Der Lack ist dunkelbraun.
Auf einem schmalen Papierstreifen liest man: Domi-
nico Rvsso. Nach der ganzen Bauart und nach dem
Schnitt der Schallöcher gehört das Instrument noch
dem 16. Jahrhundert an, nur das verhältnismäßig
schmale Griffbrett mit seinen Intarsien und der Saiten-
nalter stammen aus einer späteren Zeit und dürf-
ten bei einer Reparatur erst nachträglich hinzugefügt
worden sein. Könnte dieser Dominico Russo nicht mit
Joannes Dominico oder mit Dominico da Pesaro in Be-
ziehung gebracht werden?
Ruth (Ruch), Longinus. — Neuenbürg. 1747
Er besaß einen gewissen Ruf und scheint wohl als
Hausierer mit seinen Geigen weit herumgekommen zu
sein. Arbeiten von ihm kommen ziemlich oft vor, und
doch ist weder sein Name noch sein Wohnort einwand-
frei festzustellen. .Auf der Mehrzahl seiner Zettel, von
denen einzelne rot gedruckt sind, liest man Ruth, auf
anderen aber ausdrücklich Ruch, so daß man geneigt
sein könnte, diesen Longinus der Familie Rauch zuzu-
zählen. Als Wohnort kommt wohl Nellenburg unwei-
von Stockach in Baden, an der Landstraße gegen
Radolfzell am Unter-(Boden-)See in Betracht. Dort
liegen auf einem Ausläufer der Liptinger Höhen die
Reste der im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Feste
Nellenburg^). Die ehemalige Grafschaft Nellenburg
kam 1465 an Österreich, 1805 an Württemberg und
1810 an Baden. In seiner Arbeit ist R. nicht hervor-
ragend. Die Wölbung ist gewöhnlich sehr hoch, die
F-Löcher sind weit offen, die Schnecke unschön, der
Lack mager. Die Einlagen fehlen gewöhnlich, dagegen
ist der Ton nicht schlecht. Von ihm besitzt das Ger-
manische Nationalmuseum in Nürnberg eine Diskant-
geige, das Benediktinerstift St. Margareth bei Prag eine
Violine, eine andere Dir. Paul Müller in St. Gallen
(mit dem Namen Ruch).
Geigenzettel: Longinus Ruch in / Nellenburg. (ge-
druckt). — Longinus Ruth / in Nellenburg, Tyrol 1 747
(gedruckt).
Rutherford, John. — London. 1905
Wird mir als guter Geigenmacher bezeichnet.
Rutsch, Fr. — Beuthen, O.-S. 1885
Wurde mir nur durch einen Reparaturzettel bekannt.
Ruzicka, Josef. — Troppau. 1914
Ein Troppauer, der in Prag lernte, als Gehilfe bis nach
Braunschweig kam und sich 1903 in seiner Vaterstadt
selbständig machte. Er stimmt Boden und Decke har-
monisch ab, baut nach Stradivari und Guarneri und
wird von Kennern gelobt. Eine gute Violine von ihm
besitzt Vinc. Prießnltz in Gräfenberg.
Ruzout
1795
Paris.
Grillet teilt folgenden Zettel mit: Mis en etat par
Ruzout , rue de Grenelle Honore ä Paris 1 795 (geschr.).
Od
essa.
Geb.
Rymwid-Mickiewicz, Joseph.
in Preli-Witebsk 1869
Schüler von Wladimir W. Ivanoff in St. Petersburg,
arbeitete von 1891 — 1897 zusammen mit A. Didelot als
^) Leider ist das Stockacher Archiv im 18. Jahrhundert
größtenteils ein Raub der Flammen geworden, so daß auch
dort nichts zu finden war.
432
Saby — Salier
Gehilfe bei E. Geißer und machte sich 1897 in Odessa
als Geigen- und Bogenmacher selbständig. Er arbeitet
nach Guarneri del Gesü und nach eigenen Modellen,
bevorzugt große Formate und eine sehr flache Wöl-
bung. Sein Lack ist gelblich oder rotgelb, aber dünn
und erinnert an gew. Politur. Der Ton seiner Geigen ist
kräftig, nur die G-Saite fällt etwas ab. Auch als Repa-
rateur besitzt er in Südrußland einen sehr guten Ruf.
Er erhielt schon 1894 auf der Antwerpener Weltaus-
stellung ein Ehrendiplom.
Geigenzettel: Abb. 643.
Saby. H. H. — Kapstadt. 1910. 1911
Hauptsächlich Händler, der auch eine Reparaturwerk-
statt unterhält.
Sacchinl, Sabbattino (Sebastiano). — Pesaro.
1670. 1686
Ein Schüler oder guter Nachahmer Marianis. Er machte
außer Violinen von kleinem Patron auch zierliche
Taschengeigen. Ein Instrument von ihm besitzt Val-
drighi.
Geigenzettel : Sebastiano Sacchini / da Pesaro l'anno
16 . . (gedruckt). — Sabbattino Sacchini / da Pesaro,
1686 (gedruckt).
Sacconi, B. — 1911
Italienischer Geigenmacher unserer Zeit, dessen Arbeit
dem ^uten Durchschnitt entspricht, wenn auch der
Lack zu wünschen übrigläßt.
Sacquin. — Paris. Geb. um 1811. 1860
Angeblich ein Schüler von Aldric. Er war seiner Zeit
ein geschätzter Geigenmacher und besonders wegen
seiner Bässe beliebt. Er kopierte Stradivari und wen-
dete Ollack an. Ein Brandstempel im Innern findet sich
neben seinem gedruckten Zettel. Dr. W. Trapp in Ber-
lin besitzt eine recht gute Violine von ihm.
Sacquin, Philippe. — Mirecourt. 1770. 1790
Arbeiten von ihm sind nicht bekannt. Er war wahr-
scheinlich der Großvater des Pariser Geigenmaehers
gleichen Namens und der Vater des um 1 775 in Mire-
court vorkommenden Meisters Nicolas Sacquin.
Sadtler, Josef Anton. — Linz a. D. — Geb.
12. April 1820 zu Ahornswald (Heinrichs-
grün i. Erzgeb.), f 8. März 1908 in Linz
Er war Professor der Physik und begann in seinem
38. Lebensjahre aus Liebhaberei Geigen zu machen,
nachdem er vorher die einschlägige Literatur sorgsam
studiert hatte. Er besuchte die Geigenmacher in Wien,
Prag, München, Graslitz, Klingenthal, Schönbach und
Mittenwald und erlernte die nötigen Handwerkskennt-
nisse bei Ignaz Hofmayr in Steyr. Immerhin ist Sadtler
nicht als Geigenmacher, sondern als forschender Phy-
siker anzusehen, da die einzelnen von ihm gebauten
Instrumente ihm nur als Prüfer seiner auf wissenschaft-
lichem Wege gefundenen Grundsätze des Geigenbaus
galten. Im Ton sind die noch erhaltenen Arbeiten von
ihm ausgezeichnet. Weniger ist das Äußere zu rüh-
men ; er bevorzugte eine kleine Mensur und verwendete
einen Spintuslack. Obwohl er sehr fleißig war, sind
seine Geigen selten geworden, da er alle früheren Ar-
beiten, die er seiner Zeit verschenkt hatte, oft mit gro-
ßen Opfern zurückkaufte und dann vernichtete, weil sie
seinen fortschreitenden Forschungsergebnissen nicht
mehr entsprachen. In Franz Fuchs fand er einen treff-
lichen Schüler, der nun als der Erbe der Lebensarbeit
des trefflichen Gelehrten in seinem Sinne weiterbaut.
S. verwendete nur geschriebene Zettel: J. A. Sadtler,
Linz.
Sälcher, Hans. — Augsburg. 1483. 1484
Ein Lautenmacher, der im Augsburger Steuerregister
erwähnt wird.
Sagliocca, Ed. & Co., eine noch bestehende
Saiteninstrumentenfirma in Neapel
Sagmayr, Wolfgang. — Graz. 1 690. f vor 1 702
Einer der ältesten, nachweisbaren Geigen- und Lauten-
macher in Steyermark. Als seine Tochter Eva Rosina
im Jahre 1702 den Geigenmacher Joh. Michael Alban
heiratete, wird er im Trauungsbuch bereits als »Ehren-
vester vndt khunstreicher gewester Burger und Lauten-
vndt Geigenmacher seelig« bezeichnet, war damals also
schon gestorben. Er war ein geschickter Merster. Seine
Arbeit erinnert an die von Hanns Khögl, bei ihm findet
man dieselben langen Mittelbügel und dieselben F-
Löcher. Am häufigsten kommen Violen von ihm vor.
Einen flach gewölbten Violaboden von ihm besitzt
Gymn.-Prof. Anton Mayr in Wien (44^/, cm lang,
20^/, und 24', ., cm breit, in der Brust 1 5 cm, Länge der
)( 13 cm). Eine hübsche Laute vom Jahre 1700 von
ihm befindet sich im Kärntner Landesmuseum in Kla-
genfurt.
Geigenzettel: Abb. 717.
Sailer (Seiler), Anton. — Mittenwald. Geb.
11. Juni 1767. lebte noch 1840
Sohn und Schüler von Joh. S. Seine Arbeit zeigt gute
Mittenwalder Schule. Auf seinem Zettel fehlt oft die
Ortsangabe.
Sailer, Johann. — Mittenwald. 1757. 1770
In seiner Arbeit steht er Knilling nahe; sein Modell
nähert sich der Amatischule. Er ist wahrscheinlich mit
dem schon 1746 vorkommenden Johann Joseph S.
identisch.
Sailer, Joseph, Mittenwald. 1756
Guter Mittenwa'der Durchschnitt.
Sailer (Seiler), Math. — Mittenwald. 1820
Wahrscheinlich ein Sohn von Johann S., den er jedoch
nicht ganz erreicht.
Geigenzettel : Math. Seiler Geigenmacher in / Mitten-
wald an der Isar 1820 No. 124 (geschrieben).
Sainprae — Salle
433
Sainprae (Sainpra), Jakob. — Berlin. 1 7. Jahr-
hundert
In Berlin war nichts über ihn zu ermitteln; sein Name
wurde nur dadurch bekannt, daß eine Viola di Bordone
(»Baryton«) von ihm, die aus dem Besitze von Quantz
stammen soll, im South Kens. Museum 1872 ausge-
stellt war. Das Instrument samt Bogen ist Eigentum
des Viktoria- und Albert-Museums in London. (Richtig
geschrieben dürfte der Name Saintpre, Paintprex oder
Saint-Preux gelautet haben.)
Geigenzettel: Jaques Sainprae A Berlin (gedruckt).
Sainsione, Giovanni. — Rom. 1725
Ein auch von Valdrighi (2772) erwähnter, geschickter
Lautenmacher, der reich mit Bein und Schildpatt em-
gelegte Mandolinen gemacht haben soll. Vielleicht ein
Nachkomme des venetianischen Lautenmachers »Ma-
stro Sanson«, oder des aus Sizilien stammenden Musi-
kers Batt. Sansone, der im 16. Jahrhundert in Rom
lebte, wenn man nicht lieber annehmen will, wozu ich
am ehesten geneigt bin, daß Valdrighi oder sein Ge-
währsmann den Namen falsch gelesen hat. Es dürfte
eine Verwechslung mit Giovanni Smorzone (s. d.) vor-
liegen.
Saint-Clair (Salnt-Clas, Sinclas), Jean-Bap-
tlste. — Mlrecourt. 1765. 1790
Er wurde 1767 in die Zunft aufgenommen und 1776
Meister.
Saint-George, George.
1911
London, Kew. 1908.
Ein trefflicher Musiker, Virtuose auf der Viola d'amore,
die er auch sehr gut zu bauen versteht und über die er
wertvolle Abhandlungen veröffentlicht hat.
Saint-Jean, Jean-Claude genannt. — Mirecourt.
1768
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Salnt-Paul. — Paris. 1640?
Fetis erwähnt einen Geigenmacher Saint-Paul in Paris,
der um 1640 gelebt haben soll. Weder Vidal noch andere
haben über diesen St. P. etwas finden können. Er soll
das Amatimodell ähnlich wie Boquay kopiert, dunkel-
roten Lack angewendet und Bässe von schönem Ton
gemacht haben.
Saint-Paul, Antoine. — Paris. 1768. 1789
Wahrscheinlich ein Sohn von Pierre St.-P. Er war der
Schwiegersohn und Nachfolger von Guersan und hatte
seinen Laden mit dem Schild »Au luth royal« in der
Rue des Fosses Saint-Germain-des-Pres. Er betrieb
einen ausgedehnten Musikinstrumentenhandel, war
aber als Geigenmacher nicht hervorragend. Er ver-
suchte es auch wiederholt, Boquay zu kopieren, er-
reichte ihn aber nie. Sein Lack ist schlecht und von
blaßgelber Farbe. Ob die geschnitzten Köpfchen, die
er am Wirbelkasten gerne anbrachte, seine eigene Ar-
V. Lütgendorff, Geigfen- und Lautenmacher. Bd. II
beit waren, erscheint zweifelhaft. Er war geschworener
Meister der Pariser Geigenmacherzunft für 1768.
Geigenzettel : Antonius Saint-Paul, prope Comoediam /
Gallicam Lutetiae, anno 1772 (gedruckt).
Saint-Paul, Pierre. — Paris. 1740. 1743
Seine Geigen haben kleines Patron und bei aller Roheit
der Ausführung einen ziemlich guten Ton, aber immer
einen schlechten, gelbgrauen Lack. Besser sind seine
Quintone durchgeführt. Er wohnte erst in der Rue
de la Comedie franfaise, seit 1 772 in der Rue St. Andre
des Arts und führte das Ladenschild: A la lyre d'Apol-
lon. Eine Arbeit von ihm wird in Brunis Inventaire
erwähnt ; auch war er auf der belgischen retrospektiven
Ausstellung von 1878 vertreten.
Geigenzettel: Abb. 677 und 714.
Sajot. — Paris. 1720. 1734
Unbedeutend und handwerksmäßig ; seine Violen haben
platten Boden und gelbbraunen Lack.
Geigenzettel: Abb. 704.
Sales, Ambroise. — Caen. 1768. 1785
Ein Drechsler, der auch Geigen gemacht hat.
Sales-fils, Jacques. — Caen. 1778. 1790
Wahrscheinlich ein Sohn von Ambroise S. Sein ge-
schriebener Reparaturzettel fand sich in einer Geige;
wahrscheinlich war er nur Händler, worauf das M*^ Lu-
thier (Marchand Luthier) zu deuten scheint, es sei
denn, daß die Abkürzung M^ (Maitre) gelesen werden
muß.
Geigenzettel : Raccommode par Sales f ils / M^^ Luthier
a Caen / rue Saint-Etienne 1 784 (geschrieben).
Sales, Pierre. — Caen. 1768. 1790
Vermutlich der Vater oder Bruder von Ambroise S . Auch
er war Drechsler und Geigenmacher und arbeitete
allein in einem kleinen Verkaufsladen.
Salf. — Mirecourt. Um 1850
Ein Mirecourter Geigenmacher, der besonders wegen
seiner Geschicklichkeit im Wiederherstellen alter Gei-
gen einen guten Ruf besaß. Da er den Werkstattnamen
«ä la ville de Venise« führte, kann man ihn vielleicht
für den Nachfolger von Dominique Didelot halten.
Geigenzettel : Repare par / Salf, a Mirecourt (Vosges)
(gedruckt).
Salino, Giov. Batt. — Rom. 1760
Seine Geigen haben sehr wenig von dem italienischen
Stil seiner Zeitgenossen; sie sind hochgewölbt, der
Lack ist braun, ins Schwärzliche spielend, und die
Arbeit ungenau.
Geigenzettel: J. B. Salino ,' fecit Roma anno 1760
(gedruckt).
Salle, le Pere. — Paris. 1825. 1850
Tüchtiger Reparateur und feiner, anerkannter Kenner,
der einen ausgedehnten Handel mit italienischen In-
strumenten trieb. Einige wenige Geigen soll er jedoch
selbst nach dem Guarnerimodell gemacht haben, die
als gut gelungen bezeichnet werden dürfen.
28
434
Salo — Sandberg
Salo, Caspare da s. Bertolotti
Salomon. — Reims. 1745. 1755
Eine Geige von ihm aus dem Jahre 1745 stellte Em.
Mennesson 1895 in der retrospektiven Ausstellung zu
Reims aus.
Geigenzettel : Abb. 669.
Salomon, Jean- Baptist -Deshayes. — Paris.
1740. tum 1772
Er soll aus Reims um das Ende der dreißiger Jahre des
18. Jahrhunderts nach Paris gekommen sein und war
vermutlich ein Sohn oder Bruder des m Reims tätigen
Salomon. Er führte das Ladenschild »A Ste Cecille«,
wohnte erst Rue de l'arbre sec und dann Place de
lEcole, wo seine Witwe von 1772 an das Geschäft
unter Namys Leitung fortführte. Sie verlegte dasselbe
später nach dem Quai de la Megisserle und behielt es
bis 1789. Salomon war ein ziemlich talentvoller Gei-
genmacher, den auch seine Kollegen schätzten, die ihn
1 760 zum geschworenen Zunftmeister erwählten. Seme
Arbeit erinnert an die Chappuys, sein gelbbrauner Spi-
rituslack dagegen mehr an Guersan. Das Holz zu den
Decken nahm er stets, wie er es gerade hatte; den
Boden hielt er ziemlich flach; so gibt es recht gute,
aber auch sehr mittelmäßige Violinen von ihm. Besser
sind seine Violoncelli und seine Liebesgeigen. Eine
solche von 1740 befindet sich in der Sammlung Savoye
in Paris, eine andere mit hübsch geschnitztem Köpf-
chen besitzt das Pariser Konservatorium (Nr. 1 56), eine
ähnliche das Konservatorium in Brüssel, eine Violine
ist aus der Sammlung Snoeck nach Berlin gekommen.
Auch als Harfenmacher wurde er gelobt. Er gebrauchte
verschiedene Zettel sowie gelegentlich auch den Brand-
stempel SALOMON, den er außen am Boden an-
brachte.
Geigenzettel: du Salomon / de paris 1740 (gedruckt).
— Parisiis apud Salomonem ad insign. / St* Caeciha
Scolae Palatio 1752 (gedruckt) und Abb. 700, 709, 766.
Saltinari, Giacomo. — Marano sul Panaro
(Modena). 1880
Nur als Reparateur von einigem Wert.
Salvador!, Giuseppe. — Pistoja. 1861. 1863
Geigen- und Gitarrenmacher aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts ohne bemerkenswerte Vorzüge.
Geigenzettel: Abb. 689.
Salvaterra, Francesco. — Mailand. 1609
Ein Liebhaber, dem es in trüben Stunden zum Trost
gereichte. Lauten zu bauen, oder der andere damit
trösten wollte. Der treffliche Maler Prof. Otto Seltz
in München besaß eine Mandoline von ihm mit dem
Zettel: Franciscus Salvaterra civis Mediolani / pro
Solatio fecit Anno 1609 (gedruckt).
Salviati, Francesco
Salzard, Ernest- Andre. — St. Petersburg,
Moskau. Geb. 24. Juni 1842 in Mirecourt,
t 9. September 1897
Schüler seiner Vaters Frangois S. Im Jahre 1858 kam
er nach Paris, ging 1860 auf drei Jahre nach St. Peters-
burg und ließ sich dann in Moskau als Geigenmacher
nieder, wo er schon ein Jahr später zum Geigenmacher
des Konservatoriums ernannt wurde. Er war in ganz
Rußland als tüchtiger Meister und Kenner der alten
Italiener anerkannt und ebnete seinen französischen
Kunstgenossen den Weg nach Rußland. Sein Nach-
folger wurde Spidlen.
Mirecourt. Geb. 1808,
Nc
itali
her Ge
euerer italienischer L>eigenmacher
Salzard, Fran^ois.
t 1874
Er soll eine Zeitlang in Paris gearbeitet haben und er-
öffnete 1836 in Mirecourt seine Werkstatt. Seine Arbeit
erinnert an Chappuy ; nur ist sein Lack noch schlechter.
Sein Modell dagegen wird, wenn auch ohne ersicht-
lichen Grund, heute noch nachgeahmt. Auch sein Va-
ter dürfte schon Gelgenmacher gewesen sein, und die-
sem müßten die mittelmäßigen Geigen, die im Innern
einen Brandstempel: »D. Salzar« tragen, zugeschrieben
werden. (Der Buchstabe 1 dieses Stempels scheint ver-
letzt gewesen zu sein, so daß man beinahe »Saizar«
lesen könnte.)
Geigenzettel: Abb. 693.
Salzard, Jean. — Mirecourt. 1780. 1790
Bogenmacher.
Salzedo (Salsedo), Luigi
Man kennt eine sehr schöne, in spanischem Stil ge-
arbeitete Mandoline mit diesem Namen.
Salzer (Saltzer), Johann. — Prag. 1602
Er gehörte mit Merkle und Faust zu den älteren Lauten-
und Geigenmachern Prags und stammte aus der Herr-
schaft Burgau im Bistum Augsburg, also aus derselben
Gegend, wie die meisten in Prag eingewanderten Gei-
genmacher. Er erlangte am 10. Juli 1602 das Bürger-
recht der Prager Altstadt. Sichere Arbeiten von ihm
sind mir noch nicht bekannt geworden.
Samuel, Jean -Claude. — Mirecourt. 1757.
1760
Bogenmacher.
Sanchez, Juan. — Linares. 19./20. Jahrh.
Hauptsächlich Mandolinen- und Gitarrenmacher.
Sanctia s. Ormthio
Sanctis, Giovanni de. — Rom. 1884
Ein Mandolinen- und Gitarrenmacher aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Sandberg, Erik. — Stockholm. 1770. 1800?
Sein Lehrmeister ist unbekannt; im Jahre 1770 arbei-
tete er bei Johann Öhberg. Drei Jahre später hatte er
Sander — Sandner
435
bereits seine eigene Werkstatt und baute sowohl Violen,
wie Violoncelli, Harfen und Zithern. Er war sehr flei-
ßig und ließ im Jahre 1778 bereits seine 268. Viola
abstempeln. Ein Violoncello von ihm vom Jahre 1776
besitzt Generalkonsul Claudius in Kopenhagen.
Geigenzettel: Erik Sandberg / Stockholm 1776 (ge-
druckt).
Sander. — Kaiserslautern. 1880
Musiker gaben ihm das Zeugnis anerkennenswerter
Geschicklichkeit.
Sandherr, Adolf. — Laupheim i. Wtbg. Geb.
29. Mai 1846, t 8. März 1916
Er trat mit 15 Jahren in die Lehre bei Jos. Anton Haff
sen., bei dem er noch weitere fünf Jahre verblieb.
Nachdem er bei L. Kriner in Stuttgart und Lud.
Neuner in Berlin gearbeitet hatte, übernahm er im
Jahre 1871 das Geschäft seines Vaters, in dem haupt-
sächlich Zithern gemacht wurden. Als Reparateur von
Geigen hat er wegen seines Geschicks und seiner Sorg-
falt das beste Andenken im ganzen württembergischen
Oberland hinterlassen. Seine drei Söhne sind Geigen-
macher geworden.
Sandherr, Josef. — Dresden. Geb. 22. Nov.
1883 zu Laupheim i. Wttbg.
Sohn und Schüler von Adolf S. Er vollendete seine
Lehrzeit bei G. Fiorini in München, bei dem er fünf
Jahre lang blieb. Er arbeitete dann bei Nöbe, kurze
Zeit in Brüssel und dann bei Möckel in Berlin und in
Dresden, wo er die Filiale leitete. Bei Ausbruch des
Krieges wurde er zu den Fahnen gerufen. Im Jahre
1920 aus französischer Gefangenschaft zurückgekehrt,
eröffnete er sein eigenes Geschäft in Dresden und be-
schäftigt sich vorzugsweise mit dem Neubau von Vio-
linen nach den besten Modellen alter Meister. Schon
während seiner Tätigkeit bei Möckel hatte er sich das
Vertrauen der Dresdener Künstler erworben, das ihm
auch treu blieb, seit er sich selbständig machte. Be-
sonders geschätzt ist er auch als feinsinniger Repara-
teur.
Sandherr, Karl. — Geb. 2. Januar 1900 in
Laupheim
Jüngster Sohn von Adolf S. Schüler von Otto Möckel,
bei dem er in Dresden seine Lehrzeit begann und in
Berlin vollendete. Nachdem er dann noch bei Pilar
gearbeitet hatte, ging er nach Norwegen, wo er noch
tätig ist.
Sandherr, Markus. — Berlin. Geb. 26. April
1890 zu Laupheim i. Wttbg.
Schüler seines Vaters Adolf S. Als Gehilfe arbeitete
er dann bei Fiorini in München, Max Möckel, Plive-
rics (Hornsteiners Nachf.) in Berlin und erwarb am
1. Juli 1920 das angesehene Geschäft von K. Lüde-
mann, das er mit großem Erfolg fortführt. Er hat ein
schönes Lager alter Meistergeigen und erfreut sich des
besten Rufs als besonders begabter Wiederhersteller
feiner Streichinstrumente.
Sandner. — Schönbach b. E.
Aus dieser Familie gingen a's Geigenmacher hervor:
Sandner. Alexander. — 1840. 1860
Obwohl er gelernter Geigenmacher war, beschränkte
er sich doch darauf, Geigenhälse zu schneiden.
Sandner, Andreas, arbeitet noch
Sandner Anton, desgl.
Sandner, Egid. — Geb. 1851 in Oberschönbach
Schüler von A. Schäfer. Im Jahre 1875 errichtete er
sein eigenes Geschäft, in dem hauptsächlich Stamer-
Geigen nachgeahmt werden. Er verwendet sog. eng-
lischen Geigenlack. Da seine Geigen besonders für den
Export bestimmt sind, tragen sie die Marke : Copy of /
Jakobus Stainer / Made in Austria (gedruckt).
Sandner, Ferdinand. — 1772. 1775
Wahrscheinlich ein Sohn von Johann I S. Einer der
besseren Schönbacher Meister seiner Zeit. Er wohnte
Haus Nr. 165. Vermutlich sein Sohn war der 1826 als
Meister genannte :
Sandner, Georg
Sandner, Ignaz, lebt noch
Sandner, Johann I, wird 1742 erwähnt und
war nicht ungeschickt
Sandner, Johann IL — 1826. 1869
Obwohl er handwerksmäßig arbeitete, nie aus seinem
Heimatsorte hinausgekommen war und kaum je eine
wirklich gute Geige gesehen hat, kann er doch wegen
seiner Geschicklichkeit neben den Brüdern Lutz und
Anton Fischer als einer der besten Schönbacher Mei-
ster seiner Zeit gelten. Auch hat er sich als tüchtiger
Lehrmeister bewährt.
Geigenzettel: Johann Sandner / in Schönbach 1843
(geschrieben).
Sandner, Johann Georg. — 1774. 1826
Er wohnte Haus Nr. 43 und galt als geschickter Geigen-
macher.
Sandner, Johann Mathias. 1740. 1745
Bis jetzt der älteste bekannte Geigenmacher seiner
Familie.
Sandner, Josef, arbeitete in Absroth
Sandner, Josef. — Geb. 1845
Schüler seines Vaters Alexander S. Nach der Lehrzeit
begab er sich auf die Wanderschaft und arbeitete in
Österreich, Ungarn, Bosnien, in der Schweiz, in Tirol,
Frankreich und in Deutschland, bis er sich 1870 selb-
ständig machte. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit
der Herstellung von Bestandteilen (Hälsen und Schnek-
ken) für Streichinstrumente und hat es dann zu an-
erkannter Meisterschaft gebracht. Er gilt als gewiegter
Holzkenner und besitzt Medaille und Ehrendiplom der
Wiener Weltausstellung von 1873.
28*
436
Sandner — Santini
Sandner, Karl, lebt noch als Nachfolger von
Johann II. S.
Sandner, Ignaz. — Prag. Geb. in Schönbach
(Nr. 125) 24. Dezember 1822, f 31. Mai
1847 in Schönbach
Sohn des Fleischhauers Wenzel S. Er kam zuerst zu
einem unbedeutenden Geigenmacher in die Lehre,
dann zu Anton Lutz in Schönbach und ging hierauf
nach Prag zu dem gelehrten Michael Weber, der ihm
sein ganzes Vermögen hinterließ (1844). Seine Werk-
statt befand sich 1847 in der Ferdinandstraße Nr. 147;
damals hatte er auch einen Laden in der Husova tfida
Nr. 230. Er hatte ein eigenes Modell, das er oft
hochgewölbt ausführte. Sein Nachfolger wurde J. B.
Dvof'äk.
Sandner, Johann. — Absroth bei Schönbach.
1852
In der Arbeit dem gleichnamigen Schönbacher Geigen-
macher sehr ähnlich. Seine Geigen haben ein etwas
breites Modell, aber vollen Ton, und sind mit Hand-
werksgeschicklichkeit gemacht.
Geigenzettel: Johann Sandner / in Absroth 1852 (ge-
druckt).
Sandner, Johann Josef. — Stein (Böhmen).
1794
Er stammte wahrscheinlich aus Schönbach und dürfte
hauptsächlich dort vorgearbeitete Schachteln fertig ge-
macht haben. Sein Holz ist mittelmäßig und sein Spi-
rituslack schlecht.
Geigenzettel : Johann Joseph Sandner / Violin Macher
in Stein A: 1794 (geschrieben). — Josef Sandner /
Violinmacher in Stein / 1794 (gedruckt).
Sandner, Venzeslaus (Wenzel). — Budapest.
1875. 1900
Arbeitete bei J. W. Schunda und hat sich in Budapest
niedergelassen und dort eine »Multiplicator'- genannte
Erfindung zur Tonverbesserung an Streichinstrumen-
ten gemacht, die allerdings dem Vernehmen nach ihren
Zweck nicht erfüllt. — Aus Schönbach stammte wie er
wohl auch der Geigenmacher Sandner, der 1897 noch
in Hannover ansässig war.
Geigenzettel : V. Sandner. / Musik- Instrumenten-Ver-
fertiger / Ecke der Ungar- und Zuckergasse / Pest 1878
(gedruckt).
Sangelia (?), Lorenzo. — Florenz. 1777
Wenn er auch kein bedeutender Vertreter der Floren-
tiner Schule war, so zeigen seine freilich sehr selten
vorkommenden Geigen doch eine geschickte Hand.
Sanguino, Francisco. — Sevilla. 1759
Ein spanischer Lautenmacher, dessen Gitarren usw.
reich mit Perlmutter eingelegt und durch ihre beson-
dere Dicke bemerkenswert sind.
Sangliez, Diego. — Madrid. 1821
Geschickter Lauten- und Gitarrenmacher, der seine
Arbeiten mit Perlmutter und Ebenholz reizvoll zu ver-
zieren verstand.
Geigenzettel: Compuesto , Por Diego Sangliez / Ma-
drid 1821 (gedruckt).
Sanhudo, Sebastiäo. — Porto. 1860
Ein sehr handwerksmäßig arbeitender Portugiese, der
einen schlechten Spirituslack verwendet und viele gute
Geigen zu Tode repariert hat.
Sanoni, Giovanni Battista. — Verona. 1 680 ( ?).
1740
Einer der wenigen Geigenmacher seiner Zeit, die sich
von den großen Meistern nicht beeinflussen ließen. Er
arbeitete nach einem eigenen, hochgewölbten Modell
und gebrauchte einen rötlichen Lack. Seine Arbeit ist
gut.
Sanson (»Mastro«). — Venedig
Ein von Valdrighi (3987) ohne Quellenangabe genann-
ter Lautenmacher des 15. Jahrhunderts. — Em Mae-
stro Battista Sansone aus Sizilien lebte als Musiker
um 1540 in Rom.
Santagiuliana, Gaetano. — Vicenza. 1804
A. Dölling in Erfurt besitzt ein prachtvoll klingendes
und vorzüglich gearbeitetes Violoncello von ihm mit
feurigem dunkelbraunen Lack. Der Boden ist zwei-
teilig und die Schnecke prächtig gestochen.
Geigenzettel: Cajectanus / Santagiuliana fecit. / Vicen-
tiae Anno 1 804 (gedruckt). — Cajectanus Santagiuliana /
Fecit Vicentiae (gedruckt).
Santagiuliana, Giacinto. — Vicenza, Venedig.
1770. 1830
Nachdem er anfangs in Vicenza gearbeitet hatte, ließ
er sich nach 1780 in Venedig nieder, wo er in hohem
Alter starb. Er soll jedoch in der Zwischenzeit mehr-
fach nach Vicenza zurückgekehrt sein und dort ge-
arbeitet haben. Seine Geigen sind nicht besonders gut.
Geigenzettel : Jacintus Santagiuliana , fecit Venetia,
anno 1830 (gedruckt) — und Abb. 683.
Sante. — Pesaro. 1670
Ein von Vidal ohne Quellenangabe mitgeteilter Name.
Sante (Santo), Giuseppe. — Rom. 1778
Unbedeutender Geigenmacher, dessen beste Arbeiten
sich nicht über die Mittelmäßigkeit erheben. Sein
Modell ist meistens unschön in den Umrissen und ziem-
lich hoch gewölbt.
Santi, Cristoforo. — Sestino. 1748
Die einzige Violine, die ich mit seinem schlecht leser-
lichen Zettel zu sehen bekam, erinnerte an die Schule
von Pesaro, ohne im übrigen bemerkenswert zu sein.
Santini, Gebrüder. — Castelnuovo di Vicenza.
1898
Gute Mandolinenmacher.
Santo di Bartolomeo — Sattler
437
Santo di Bartolomeo. — Venedig. 1536
Ein von Valdrighi (3984) aufgezählter Lautenmacher.
Santo (auch Santi), Giovanni. — Neapel. 1 700.
1740
Er ahmte Nie. Amati nach ; seine Violinen haben klei-
nes Modell und roten Lack und sind nur von geringer
Schönheit.
Santo (Sanzo, Sanzio), Santino. — Mailand.
1684. 1700
In seinen besten Arbeiten kommt er Grancino nahe,
an dessen Modell das seine auch erinnert. Vida!
schreibt SSntino.
Santo s. Seraphin
Santos, Antonio. — Coimbra. 1867
Portugiesicher Gitarrenmacher aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts.
Santos, Augusto Nuues dos. — Coimbra. 1 896
Wahrscheinlich Sohn von .Antonio S. und wie dieser
Gitarren- und Mandolinenmacher.
Sapino (Serpino, Sarpino)
Vgl. auch Acero. — Sapino heißt Tannenholz; auf der
Innenseite einer Decke fand man das mit Bleistift ge-
schriebene Wort, das der Finder nicht verstand und
für einen Namen hielt. Bald wurde dieser Sapino einer
Schule zugewiesen und in die Mitte des 16. Jahrhun-
derts gesetzt: schließlich wurde er zum Schüler von
Cappa ernannt, Saluzzo zu seiner Heimat gemacht, und
es dauerte nicht lange, da fand man bei Händlern so-
gar verschiedene diesem Sapino zugeschriebene Violen
und Violinen, selbstverständlich mit Zettel ! Daß se'bst
Vidal, der doch die Wortbedeutung von Acero und Sa-
pino kannte und mitteilte, diesen fingierten Meister
noch aufzählt, entbehrt nicht eines gewissen komischen
Beigeschmacks.
- Fl
orenz.
Saracini (Saraceni), Domenico.
1655
Sohn des Mariotto S. Ein seiner Zeit geschätzter Lau-
ten- und Geigenmacher, der gleichwohl diese Wert-
schätzung nicht sonderlich verdiente.
Saracini, Giambattista. — Florenz. 1667
Sohn des Domenico S. und dessen Schüler. Als Lauten-
macher war er ganz gut; seine Geigen dagegen sind
minderwertig.
Saraillac, Fran^ois. — Lyon. 1670. 1711
Man kennt sehr wenig von ihm. Eine Taschengeige
von 1678 und eine sechssaitige (früher siebensaitige)
Baßviola aus der Sammlung Snoeck (No. 489) be-
finden sich in Berlin. Die Baßviola ist braun lackiert.
Geigenzettel: Fran<;ois SaraiUac / ä Lion 1711 (ge-
schrieben).
Saratelli, Carlo Antonio. — Modena. 1913
Italienischer Geigenmacher unserer Zeit.
Sarazzino, Antonio. — Brescia. 1674
Vielleicht der Sohn eines Mariotto Saracini. Ein bis-
her nicht bekannter, auch von G. Livi nicht erwähnter
Brescianer, dessen nicht ganz einwandfreier Zettel
lautet : Antonius Sarazzinus / in Brescia f e- , cit anno
1674 (gedruckt).
Sardi. — Venedig. 1649
Nur als mittelmäßiger Violenmacher bekannt. Eine
Arbeit von ihm war 1881 in Mailand ausgestellt.
Sardini, Carlo. — Madrid. 1733
Wahrscheinlich ein Neapolitaner, der um 1708 nach
Spanien gekommen ist. Seine Geigen haben großes
Modell und eine flache Wölbung, die fast ganz ohne
Hohlkehle aufsteigt. Der orangegelbe Lack erinnert
noch an italienische Vorbilder.
Geigenzettel : Carolus Sardini Madriti ,' feci Anno 1 733
(gedruckt).
Sarini, F. — Mailand. 1763
Eine schmucklose, konisch gemachte Gitarre von ihm
befindet sich in Berlin in der staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente (Nr. 652).
Sarle, T., hat in London ein Geigengeschäft
Sartori. — Bar-le-Duc (?). 18. Jahrhundert
Eine Gitarre der Sammlung Scheurleer trägt diesen
Namen. Die Ortsbezeichnung las der Besitzer de Bar
oder Debar; es dürfte also Bar-le-Duc gemeint sein,
das ja auch kurzweg »Le Bar« genannt wird.
Sartory, Eugene. — Paris. Geb. in Mirecourt
22. September 1871
Sehr guter Bogenmacher. Schüler seines Vaters, der
bei einem Bogenmacher gelernt hatte. Im Jahre 1890
ging er nach Paris zu Charles Peccatte, dann zu Alfred
Lamy und machte sich 1893 am Boulevard Nouvelle
selbständig. Seine Bogen tragen die Brandmarke »Sar-
tory«.
Sassi, Alessio. — Mailand? 1784
Ein italienischer Geigenmacher ohne künstlerische
Eigenschaften. Auf seinen Zetteln fehlt gewöhnlich der
Wohnort; auch Valdrighi (281 1) weiß diesen nicht an-
zugeben. Am besten sollen noch die Violoncelli Sassis
sein.
Sassi, Ettore, lebt in Pistoja
Satchell & Forschle. — London. 1794.(1744?)
Eine englische Firma, die von Sandys und Forster ohne
nähere Angaben erwähnt wird. Vermutlich eine Händ-
lerfirma, die bei verschiedenen Geigenmachern ar-
beiten ließ.
Sattler, David.
1836
Silberbach. Geb. 31 . Januar
Sohn und Schüler von Ignaz II S. Er arbeitete seine
besseren Geigen nach Wiener Modellen, im übrigen
viel für Händler. Seit sich sein Sohn selbständig machte,
arbeitet er bei diesem.
438
Sattl
er
3avick
Sattler, Ignaz I. — Silberbach b. Graslitz.
Geb. 1773, t 20. Juli 1840
Einer alten Geigenmacherfamilie aus Graslitz entstam-
mend. Da er in seine Geigen nur sehr selten Zettel ein-
klebte, dürfte es schwer fallen, Arbeiten von ihm nach-
zuweisen.
Sattler, Ignaz II. — Silberbach. Geb. 2. Febr.
1797, t 6. Januar 1866
Sohn und Schüler von Ignaz 1 S. Er galt als ein ge-
schickter Geigenmacher, arbeitete aber fast ausschließ-
lich für Händler.
Sattler, Josef. — Silberbach b. Graslitz. Geb.
1866 in Graslitz
Schüler seines Vaters David S. Er arbeitet viel für
den Handel, aber nur in die von ihm selbst nach einem
Modell von Math. Thir gemachten Geigen klebt er
seinen Zettel. Er verwendet Spiritus- und OUack.
Sauke, Julius J. C. — Hamburg. Geb. 1800,
t 1856
Ein für seine Zeit nicht untüchtiger Instrumenten-
macher, der namentlich recht gute Gitarren gemacht
hat und noch 1854 in München ein schönes Violon-
cello ausstellte. Seine Violinen sind stark im Holz,
zeigen eine geschickte Hand und klingen voll. Der Lack
ist gelb oder gelbbraun. Er bevorzugte ein großes Stra-
divari-Modell, von dem er nur abwich, wenn er für
Cellier arbeitete.
Geigenzettel: Rep. v. J. Sauke / Hamburg 1840 (ge-
druckt). — J. Sauke / Instfumentenmacher / Hamburg
(gedruckt) und Abb. 726.
Sauli, Natale. — Alessandria. 1689
Ein Geigenmacher, der sich bei Valdrighi (4404) ver-
zeichnet findet.
Saunders, S. — London (Twickenham). Geb.
27. April 1840 in Winterbourne
Ein Liebhaber, der recht gute Geigen baut, für die er
bereits mehrfach Ausstellungsmedaillen erhalten hat.
Er klebt keine Zettel ein und verwendet nur eine Brand-
marke.
Saunier. — Mirecourt. 1 740
Nach A. Jacquot war er und nicht, wie Fetis annimmt,
Edmond S. Schüler des Tischlers und Instrumenten-
machers Lambert in Nancy.
Saunier, Edmond. — Bordeaux, Paris. Geb.
um 1730, t nach 1783
Vielleicht ein Sohn des Mirecourter Meisters seines
Namens. 1754 — 1764 war er in Bordeaux, um 1770
aber in Paris, wo er erst in der Rue Tiquetonne und
von 1775 — 1783 in der Rue des Prouvaires wohnte.
Er hat recht gute Geigen gemacht, doch ist er be-
rühmter als Mandolinen- und Gitarrenmacher gewe-
sen. Piete und Fourier (Nicolas) waren seine Schüler.
Am Boden außen findet man oftmals seinen Brand-
stempel: SAUNIER.
Geigenzettel : Saunier / ä Bordeaux . 1 754 (gedruckt)
Sa vage, Henry. — 1610
Ein englischer Gambenmacher vom Anfange des 17.
Jahrhunderts soll diesen Namen geführt haben.
Savani (Scavani), Giuseppe. — Carpi. 1809
Ein Dilettant, der als Baßmacher nicht ungeschickt
war.
Savart, Felix. — Paris. Geb. in Mezieres
30. Juni 1791, t in Paris 1841
Ein ausgezeichneter Physiker, der sich viel mit den
Gesetzen der Akustik beschäftigte und wertvolle Unter-
suchungen der Geige vornahm, wozu ihm Vuillaume
die kostbarsten italienischen Geigen zur Verfügung
stellte. Eine Frucht seiner Studien ist: »Memoire sur
la construction des instruments a cordes et ä archet«
(1819). Schließlich erfand er auch eine Geige in der
Form eines Trapezoids, die er 1819 der Akademie der
Wissenschaften in Paris vorlegte, und veranlaßte auch
den Bau mehrerer Geigen von trapezförmiger oder zy-
lindrischer und von vierkantiger Gestalt. Beispiele da-
für finden sich sowohl aus der Sammlung Snoeck in
Berlin als auch im Museum des Pariser Konservato-
riums. Wenn diese Versuche auch wenig Erfolg haben
konnten, so hat S. sich doch durch seine wissenschaft-
lichen Arbeiten um den Geigenbau verdient gemacht.
Savicki (Sawitzki), Carl Nikolaus. — Wien.
Geb. 1792 in Lemberg, f 13. Oktober 1850
in Wien
Er entstammte einem polnischen Adelsgeschlecht und
war ursprünglich für den geistlichen Beruf bestimmt.
Als er das Gymnasium besuchte, wohnte er bei einem
Geigenmacher, und ohne Vorwissen seines Vaters, der
Schulvorstand war, erlernte er den Geigenbau. Er
scheint dann lange gewandert zu haben. Als er nach
Wien kam, mußte er, da er nicht in Wien gelernt hatte,
erst um die Bewilligung zur Niederlassung ansuchen.
Im Jahre 1824 erscheint er dann als »befugter Gelgen-
macher« eingetragen. Er war einer der allerbesten Wie-
ner Geigenmacher und arbeitete nach einem großen,
breiten Stradivari-Modell und verwendete das schönste
Holz. Ränder und Schnecke hielt er ziemlich kräftig,
sein Lack ist bräunlich bis rotgelb. Er hat auch einige
Kopien nach Guarneri del Gesü gebaut und unter an-
deren eine so getreue Kopie von Paganinis Geige an-
gefertigt, daß der große Geiger selbst ganz entzückt
war und Savicki in einem Zeugnis vom 10. August 1828
für ein »außerordentliches Genie« erklärte »sowohl in
der Verfertigung neuer Violinen als in der unübertreff-
lichen Art, alle Streichinstrumente zu reparieren«. Der
Ton seiner Geigen ist voll und sehr kräftig. Eine reich
mit Perlmutter eingelegte Violine mit dem Zettel:
Smae. C. R. Apostolica Malestati / Ferdinando 1"^°
Austrias imperatori / dedicavit in signum Venerationis
et submissionis / Carol. Nicol. Sawicki Leopolitanus
Sayher — Schäfer
439
Viennae A. 1837. aus Gabriel Lemböcks Besitz erwarb
W. Th. Jaura, durch den sie In die Sammlung von
Pater Eugen Haas, Kämmerer im Stifte Herzogenburg,
kam. Zwei vollständige Quartette nach Stradivarl be-
saß der oldenburgische Hofkapellmeister Aug. Pott,
der in Graz seine letzten Jahre verlebte, das eine Quar-
tett rot, das andere gelb lackiert. Besonders schön waren
die rote erste Violine und die Viola und das gelbe Vio-
loncello. Seine .Arbeiten sind m festen Händen und
kommen daher im Handel nur selten vor. Seme Geigen
werden jetzt recht hoch bezahlt. Wie sehr er schon
zu Lebzeiten geschätzt wurde, geht aus zahlreichen,
über ihn veröffentlichten Aufsätzen hervor. Auch im
16. Bändchen von Ordepps großem Instrumental- und
Vokalkonzert (Stuttgart 1841) wird ihm ein Loblied
gesungen.
Geigenzettel : C. Nicolaus Savicki / reparabit anno 1824
Viennae (gedruckt). — Nicolaus Sawitzki Leopolitanus/
fecit Viennae Anno 1834 (gedruckt) und Abb. 736
und 765.
Sayher s. Socher
Sayller s. Syller
Sbordoni, Giacomo. — Brescia. 1857
Erfinder einer Gitarrenlaute.
Scappia, Francesco
Neuerer italienischer Geigenmacher.
Scarabelli, Agostino. — Mont'Orso (Modena).
1884. 1894
Seiner Arbeit nach zu urteilen, dürfte er das Geigen-
machen nur als Liebhaberei betrieben haben.
Scarampella, Angelo. — Brescia. Geb. 2. Juni
1852 in Brescia
Sohn von Paolo Sc. Ursprünglich wie sein Vater ge-
lernter Zimmermann, verlegte er sich später mit Er-
. folg auf das Gitarrenmachen.
Scarampella, Giuseppe. — Paris und Florenz.
Geb. 25. August 1838 in Brescia, f in Varese
nach 1885
Sohn von Paolo Sc. Schüler von Niccolö Bianchi aus
Genua, ging dann nach Paris wie sein Lehrer und blieb
dort bis 1866. Hierauf zog er nach Florenz und trat als
Gehilfe bei Luigi Castellani ein; nach dessen Tode
machte er sich selbständig und wurde Konservator der
Sammlung des Florentiner Konservatoriums. De Picco-
lellis erklärte ihn für den besten Reparateur seiner Zeit,
wobei er ihn allerdings sehr überschätzt hat. Seine
neuen Geigen waren ohne jede Eigenart, wenn auch
sauber gemacht, und hatten rötlichen Lack.
Gelgenzettel : Giuseppe Scarampella / Fece in FIrenze
anno 1885 (gedruckt).
Scarampella, Paolo. — Brescia. Geb. 25. Sept.
1803, t 7. April 1870
Obwohl seines Zeichens ein einfacher Zimmermann,
machte er doch viele Violinen, Violoncelli, Gitarren und
Mandollnen mit beachtenswertem Geschick in der Art
von Palotta in Perugia. Am besten gelangen ihm seine
Violoncelli.
Scarampella, Stefano. — Mantua. Geb.
17. März 1843
Sohn von Paolo Sc, der begabteste aus seiner Familie.
Schüler seines Bruders Giuseppe; tüchtiger Geigen-
macher, der viele Violinen gemacht hat, die ein wenig
an Balestrieri erinnern. Leider ist sein Lack sehr man-
gelhaft. Drei Geigen von ihm finden sich in der Samm-
lung Pasifti in Brescia.
Geigenzettel: Abb. 675 und 710.
Scardigli, Ettore. — Siena. 1889
Ein Musikinstrumentenmacher, der auch Geigen an-
gefertigt oder doch ausgebessert haben soll.
Schaar, Timotheus. — Lübeck. 1647. 1650
Er wird in den Kirchenbüchern Instrumenten- und
Violenmacher, aber auch »Schulmeister« genannt, ließ
zwei Töchter taufen und wohnte in sei. M. Andreas
Poelekes Haus In der Kurzen Königsstraße.
Schachinger(Schächinger), Hans. — München.
1551
Franz Trautmann sagt von ihm: »In das 18. Jahrhun-
dert herüber war In Streichinstrumenten jeder Art auch
Hans Schächinger berühmt.« (Die Altmünchener Mei-
ster, Jahrd. f. Münch. Gesch. I. S. 63.) Er war auch
Organist. In den Rechnungen der Münchener Hof-
kapelle liest man u. a.: »Item d. 25. August 1551 be-
zahlt dem usw. Hans Schächinger für Macherlohn
etlicher Instrument 19 Gulden 6 Seh. 20 D.«
Mark
neu-
Schädlich, Christian Gottlob.
kirchen. 1830
Wahrscheinlich identisch mit Christ. Gotd. II Sche-
telig. Die Geigen mit seinem Zettel sind von gewöhn-
licher Vogdänder Arbelt und haben einen dürftigen
braunen Lack.
Geigenzettel: Christian Gottlob Schädlich / Neu-
kirchen 1830 (geschrieben).
Schädlich, Hermann. — Schönbach b. E.
t 1907
Er war Violoncellomacher und als solcher nicht un-
geschickt. — Die Familien Schädlich Im Egerlande und
Schetelig im Vogtlande sind zweifellos eines Stammes.
Schäfer, Andreas. — Schönbach b. Eger. 1 826
Er gehörte 1826 bereits der GeigenmacherInnung an,
scheint jedoch nicht viele seiner Gelgen mit Zetteln
versehen zu haben.
Schäfer, Anton.
1896
Gottesgab (Böhmen). 1 860.
Weniger als Geigenmacher als dadurch für Schönbach
bedeutend, daß er in Znaim das Zithermachen erlernte
440
ScKäfer — Schaller
und dann der erste Zithermacher im Schönbacher Be-
zirk wurde. Er galt auch als guter Lehrmeister. Em
anderer Anton Schäfer arbeitet in Steingrub b. E. als
Geigenmacher.
Schäfer, Anton. — Schönbach b. E. Geb. 1 834
Er besitzt viel Handgeschicklichkeit, hat aber fast zeit-
lebens für fremde Rechnung gearbeitet.
Schäfer, Anton Josef. — Schönbach b. E. Geb.
1860 in Schönbach
Sohn von Anton Seh.; Schüler von ifis. Schuster.
Nach beendeter Lehr- und Wanderzeit machte er sich
in seiner Vaterstadt selbständig und macht Violinen
und Violoncelli »nach der Form« nach italienischen
Modellen, die er auch im Lack nachahmt. Die Zettel
klebt er »nach dem Modell« ein.
Schäfer, Josef. — Schönbach b. E. 1826
Seine Violinen wären nicht schlecht, wenn er ein bes-
seres Modell gehabt hätte und weniger sorglos in der
Wahl des Holzes gewesen wäre. — Ein Josef Karl
Schäfer arbeitet noch jetzt in Schönbach.
Schäfer, Michael. — Schönbach b. E. 1826
Einer der geschicktesten Geigenmacher aus seiner Fa-
milie, von dem heute besonders gute Bratschen ge-
schätzt werden.
Schäffler, Joseph I. — Scharnitz. 1748.
t 16. August 1758
Er war (nach Dr. F. Waldners Ermittelungen) ein Sohn
des Mathias Seh. und der Maria Gaugg, die mit ihm
aus Mittenwald, wo er wohl auch geboren sein und
gelernt haben wird, in die Scharnitz übersiedelten.
Seme Frau hieß Theresia Doli. Er gehörte zur Klotz-
schule und es soll auch Geigen von ihm geben, die
aus Mittenwald datiert sind. Sein Lack ist etwas dürf-
tig und das Holz der Decke oft zu engjähng; er ver-
wendete meist Lärchen- statt Fichtenholz.
Geigenzettel : Josephus Schäffler in / der Scharnitz
1756. (gedruckt).
Schäffler, Joseph II. — Scharnitz. Geb. 21 .Mai
1759, t nach 1792
Sohn des Josef I Seh. Von ihm sah ich eine Geige, die
mehr an das Amati- als an das Klotzmodell erinnerte,
mit folgendem Zettel :
Geigenzettel: Joseph Schäffler Geigenmacher/ in der
Scharnitz bei Mittenwaldt / A. 1 792 (gedruckt).
Schaffner, Max. — Markneukirchen, Hamburg.
Geb. 1870 in Markneukirchen
Nachdem er bei seinem Stiefvater das Bogenmachen
regelrecht erlernt hatte, ging er noch zu seinem Oheim
C. Dreier nach Leipzig, um sich auch als Geigenmacher
auszubilden. Als Gehilfe arbeitete er bei H. Philipp
und Julius Heberlein und nach seiner Militärzeit bei
R. Heberlein in Nürnberg. Im Jahre 1896 machte er
sich in Markneukirchen selbständig und ging 1906 nach
Hamburg, wo er jetzt als Geigen- und Bogenmacher
seine Werkstatt hat und auch als Reparateur viel be-
schäftigt ist.
Schaendl s. Schandl
Schafroth, Bernhard. — Wien. 1801. 1809
Er wohnte als Lauten- und Geigenmacher Stadt Nr.l 50
und legte am 17. Juli 1801 den Bürgereid ab. Geigen
von ihm kommen selten vor; sie sind, ohne besonders
gut zu sein, nicht schlecht in der Arbeit; nur ist der
Lack zu spröde und jetzt oft stark abgesprungen.
Schaller, Adalbert. — Prag. Geb. 20. April
1793 in Prag, t 12. August 1866
Von seinem Leben ist nur bekannt, daß er als Sohn
der Schuhmacherseheleute Johann und Magdalena
Seh. in Prag Nr. 395/1 geboren wurde und im Jahre
1817 Marie Simäc'ek (f 1855) heiratete. Er wechselte
seine Wohnung ziemlich oft und wohnte vielleicht am
längsten in der Neustadt, »Stepanska ulice Nr. 653,
wo er nach 1828 zu finden war. Er scheint sich haupt-
sächlich mit dem Ausbessern alter Geigen beschäftigt
und selten Zettel in seine neuen Geigen geklebt zu
haben.
Geigenzettel : Adalbert Schaller / Geigen und Guitar-
macher / auf der Neustadt Stephans- / gaße N. C. 653 /
in / Prag, (gedruckt).
Schaller, Anton. — Schönbach b. E. Geb. 1849
Sohn und Schüler von Josef II Seh., bei dem er im
Geigenbau gründlich ausgebildet wurde. Als Gehilfe
arbeitete er eine Zeitlang in Markneukirchen und be-
gründete 1875 sein eigenes Geschäft. Er befaßt sich
jetzt nur mit der Anfertigung von sog. Violin- und
Violoncelloschachteln und -körpern und wird als tüch-
tiger Meister geschätzt.
Schaller, Christian Traugott. — Markneu-
kirchen. Geb. 9. Februar 1816 in Brunn-
döbra, t H.Mai 1889
Er war Geigenmachermeister, arbeitete meistens für
die Handelshäuser seiner Heimat und verarbeitete die
von anderen angefertigten Bestandteile. Einige wenige
Geigen, die er zu seinem eigenen Vergnügen gemacht
hat, beweisen gleichwohl seine Geschicklichkeit.
Schaller, Friedrich Wilhelm I. — Markneu-
kirchen. Geb. m Brunndöbra bei Klingen-
thal. 1835
Er kam frühzeitig nach Markneukirchen und hat dort
in einem arbeitsreichen Leben zahlreiche Geigen ge-
macht, freilich fast immer für fremde Rechnung, und
arbeitet heute noch. Sein Sohn Friedrich Wilhelm II,
geb. 7. November 1865, arbeitet gleichfalls als Geigen-
macher.
Schaller, Heinrich Reinhold. — Löbtau bei
Dresden. Geb. 22. März 1859 in Markneu-
kirchen
Schüler seines Vaters Fr. Wilh. Seh. Ließ sich 1896
in Chemnitz nieder und verlegte 1898 seinen Wohn-
Schaller — Schandl
441
sitz nach Löbtau. Er kopiert Stradivari, Amati und
Stainer und verwendet meistens einen gelbbraunen
Spiritus-, manchmal auch Öllack.
Geigenmacher: Reinhold Schaller /' Geigenbauer m
Chemnitz Anno 1897 (gedruckt). — Reinhold Schal-
ler, Geigenbauer / in Löbtau bei Dresden. Anno 1899
(gedruckt).
Schaller, Ignaz.
1830
Schönbach b. E. 1820.
angewandte Grundierung, die er alten Vorbildern nach-
ahmt, und der er große tonbildende Kraft zuschreibt.
Er ist ein Urenkel Friedr. Aug. Gläseis.
Geigenzettel : Abb. 692.
B
rux
i. B. Geb.
Als Geigenmacher nur ein geschickter Handwerker
ohne jede Eigenart, was wohl daher kam, daß er von
anderen angefertigte Bestandteile zusammensetzte. Zu-
letzt soll er sich ganz darauf verlegt haben, Geigen für
fremde Geigenmacher vorzuarbeiten.
Schaller, Johann I. — Schönbach b. E. 1826
Sein Modell weicht von dem bei den meisten Schön-
bacher Geigenmachern seiner Zeit gebräuchlichen so
sehr ab, daß es wahrscheinlich ist, daß er längere Zeit
auswärts, vielleicht in Prag bei Adalbert Seh., gearbeitet
hat.
Schaller, Johann II. — Schönbach b. E. Geb.
in Schönbach. 1863
Sohn von Josef II Seh., bei dem er auch als Korpus-
macher gelernt hat. Nach dem Tode des Vaters ar-
beitete er bei seinem Bruder Anton und ist jetzt als
geschickter Korpusmacher geschätzt. Auch handelt er
mit Geigenholz.
Schaller, Johann III. — Schönbach. Geb. 1878
Sohn von Anton Schaller, bei dem er als »Korpus-
macher« ausgebildet wurde. Er arbeitet jetzt selb-
ständig.
Schaller, Josef I. — Schönbach b. E. Geb. um
1806, t 1876
Er gehörte 1826 bereits der Geigenmacherinnung an
und soll recht tüchtig gewesen sein.
Schaller, Josef II. — Schönbach b. E. Geb. in
Schönbach 1821 , t 28. August 1882
Schüler seines Vaters Ignaz Schaller. Er verstand das
Geigenmachen von Grund aus, war als Fachmann und
Kenner angesehen und wurde viel von fremden Geigen-
machern aufgesucht — so auch von Schünemann — ;
aber die Verhältnisse brachten es mit sich, daß er sich
fast sein ganzes Leben hindurch darauf beschränken
mußte, nur Geigenbestandteile anzufertigen.
Schaller, Oswald. — Frankfurt a. 0. Geb. am
6. September 1857 in Markneukirchen
Schüler seines Vaters Fr. W. Seh. Bevor er sich im
Jahre 1881 in Frankfurt a. 0. als Geigenmacher und
Reparateur niederließ, arbeitete er bei Louis Otto in
Düsseldorf. Seine Geigen sind nach italienischen Mo-
dellengemacht und mit einem selbstverfertigten, durch-
sichtigen Öllack (meist rötliehgelb oder mahagonifarbig)
überzogen. Eigentümlich ist ihm eine innen und außen
Schallowetz, Franz. ■
13. Oktober 1858
Im Jahre 1884 begründete er in Brüx ein Musikinstru-
mentengeschäft und befaßt sich auch mit der Anferti-
gung von Streichinstrumenten und deren Wiederher-
stellung.
Schandl (Schändl), Anton. — Mittenwald.
1750. 1799
Jedenfalls ein Sohn von Michael Seh., an den seine
Arbelt sehr erinnert. Er scheint einen gleichnamigen
Sohn gehabt zu haben, der noch um 1830 arbeitete und
den gleichen gedruckten Zettel gebrauchte.
Geigenzettel: Antony Schändl, Geigenmacher / in
Müttenwald 1774 (geschrieben) und Abb. 670.
Schandl, Johann. — Mittenwald. 1762. 1763
Der Unbedeutendste aus der Familie; trotzdem kom-
men vereinzelt Gelgen von ihm vor, die denen der
Hornsteiner usw. nicht nachstehen.
Schandl, Johann. — Stuttgart. 1880
Er erlernte zwar in Mittenwald die Geigenmacherei,
verlegte sieh aber frühzeitig fast ausschließlich auf das
Zithermachen. In seinen Anzeigen bezeichnete er je-
doch seine Werkstatt ausdrücklich als beste »Repara-
tur-Werkstatt für Violinen etc.«.
Schandl, Karl. — Mittenwald. 1914. 1919
Er gilt als guter Lautenmacher, verlegte sich aber ganz
auf den Holzhandel und die Landwirtschaft. — Ein
Andreas Schandl ist Geigenwirbelmacher.
Schandl, Michael. — Mittenwald. 1730.
t 8. Dezember 1749
Einer der besseren Meister seiner Heimat, dessen Gel-
gen manche originelle Züge aufweisen, wenn sie auch
noch auf das Stalnermodell zurückgehen. Er nimmt die
Wölbung ziemlich steil ansteigend und in der Mitte
flach. In der Regel ist die Decke schöner gearbeitet
und weniger gewölbt als der Boden, der aus engge-
flammtem Holz besteht. Auffällig ist die tiefe Hohl-
kehle. Die F-Löcher sind Klotz nachgeahmt, und die
Sehnecke ist stark gesehweift. Die Einlage ist 4' ^ mm
vom Rande entfernt, der Lack dünn und ohne Feuer.
Seine Violinen haben folgende Maße: Länge 355 mm,
obere Breite 165 mm, mittlere Breite 107 mm, untere
Breite 205 mm, Zargenhöhe oben 32 mm, unten 33 mm.
— Die Scharnitz, auf die er sieh auf seinem Zettel
bezieht, ist der bekannte befestigte Engpaß, der noch
den Franzoren w'iederholt zu schaffen machte.
Geigenzettel: Michael Schandel, Lautenmacher in
Mittenwaldt in der Grafschaft Werden- / fels im Tyro-
lisehen Gebürgs gelegen / nächst an der Sehörmz 1735
(gedruckt).
442
Seh,
anner
Schelle
Schanner, Michael. — Graz. 1856
Es gibt einige gute Gitarren von ihm. Daß er auch
Geigen gemacht hat, erscheint fraglich.
Schantz, Johann. — Wien. 1780—1790
Er nannte sich »Bürgerl. Orgel und Instrument Macher«
und hat u. a. vielleicht auch Gitarren und Harfen ge-
macht; einen Namen hatte er jedoch nur als Klavier-
fabrikant ; als solcher war er neben Anton Walter der
bedeutendste seiner Zeit.
Schanz, Gustav, arbeitet als Geigenmacher in
Brambach
Schedlich s. Schetelig
Schefferna, Johann Nepomuk. — Kaschau.
Geb. 1823 zu Budapest, f nach 1871
Schüler von Teufelsdorfer, den er mit Geschick nach-
ahmte. Bevor er sich in Kaschau niederließ, soll er auch
bei Schweitzer gearbeitet haben.
Geigenzettel: Kaschau. / Johann Nep. Schefferna,
Schüler des / G. Teufelsdorfer in Persh. 1846 (ge-
druckt). — Schefferna Jänos, hegedukeszitö / Peströl,
lakik Kassan 1870 (gedruckt).
Schefferna, Karl. — Kaschau. Geb. 1860
Schüler von Nemessänyi.
Schefferna, Koloman. — Kaschau. Geb. 1869
Sohn von Joh. Nep. Seh.
Scheffernä, Robert J. — Kaschau. 1879
Soll hauptsächlich als Reparateur tätig gewesen sein.
Scheffler, Louis, bezeichnet sich als »Musik-
warenfabrikant« und hat sein Geschäft in
Bukarest
Scheib, Franz. — Szabadka. 1865
Er stammte aus Budapest und war ein Schüler von
Schweitzer.
Scheinert, Christoph. — Berlin. 1895
Erfinder eines Vibrierhammers für Streichinstrumente.
Scheinlein, Georg Michael. — Langenfeld bei
Neustadt an der Aisch. 1820
Wahrscheinlich ein Sohn von Joh. Mich. Seh. Eine
Geige von ihm mit gedrucktem Zettel besitzt C. Stoe-
ber in Würzburg.
Geigenzettel : Georg Michael Scheinlein / in Langen-
feld prope Nürnberg 1820 (gedruckt).
Scheinlein, Johann Michael. — Langenfeld bei
Neustadt an der Aisch. Geb. 1 75 1 , f n. 1 794
Dritter Sohn und Schüler von Matthäus Friedr. Seh.,
der ihn schon im zwölften Jahre streng zur Arbeit an-
hielt, auf seinen Reisen nach Tirol usw. mitnahm und
in die besten Geigenmacherwerkstätten führte, damit
er dort noch etwas Neues lernen konnte. Er übertraf
seinen Vater sowohl in der Genauigkeit seiner Arbeit,
als auch an Verständnis und arbeitete seit 1 780 nach
dem größten Stainermodell. Er nahm die Wölbung
jedoch etwas flacher und erzielte einen vollen und an-
genehmen Ton. Er war schon bei Lebzeiten sehr ge-
schätzt und erhielt für eine Violine vier Louisdor. Vgl.
die von ihm selbst herrührenden Angaben in Gerbers
Lexikon.
Geigenzettel : J. M. Scheinlein fecit Langenfeld / prope
Nürnberg Ao 1780 (gedruckt).
Scheinlein, Matthäus Friedrich. — Langen-
feld bei Neustadt an der Aisch. Geb. 1710,
I 1771
Er war ursprünglich Musiker, tüchtiger Violinist und
Harfenspieler und begann zunächst mit der Herstel-
lung von Harfen. Seine sog. Davidsharfen waren bald
sehr behebt. Da er gleichzeitig einen Geigenhandel be-
trieb, kam es von selbst, daß man ihm auch Geigen
zur Reparatur brachte. Er wagte sich daran, und als
ihm einmal gelungen war, einer alten Geige eine neue
Decke zu machen, fand er Geschmack an der Geigen-
macherei ; er reiste nach Mittenwald, um einzukaufen
und bei dieser Gelegenheit den dortigen Meistern ihre
Kunst »abzusehen«. Er mußte jedoch mehrmals die
Reise wiederholen, ehe es ihm gelang, ein zufrieden-
stellendes Instrument zu machen. Erinnern seine ersten
Instrumente noch an seine Tiroler Vorbilder, so zeigen
seine späteren und besseren Geigen ein originelles Mo-
dell. Der Ton seiner Geigen ist gut und in der Höhe
scharf; nur hat er sie im ganzen zu schwach gemacht.
Er hinterließ sechs Kinder, von denen nur sein dritter
Sohn die väterliche Kunst fortsetzte. Eine gute Violine
von ihm besitzt K. Friedrieh in Posen.
Geigenzettel: Abb. 671.
Schelle (Schell), Sebastian. — Nürnberg. 1 700.
1745
Schüler und vielleicht Schwiegersohn von Math. Hum-
mel; der bedeutendste Nürnberger Lauten- und Gei-
genmacher seiner Zeit. Baron sagt von ihm in seiner
Untersuchung des Instruments der Lauten (S. 97):
»M. Hummel ist ein Lehrmeister des . . . Schelle ge-
wesen, welcher bey ihm so viel gutes profitirt, dass
er sich mit seiner bewährten Arbeit so wohl in Italien,
Frankreich, Ober- undNieder-Teutsehland und andern
cultivirten Theilen von Europa schon sehr signalisiret
hat. Seine Lauten sind öffters so wohl gerathen, dass
diejenigen Meister, welche sie von ihm um einen bil-
ligen Preiss bekommen, schon bissweilen das Glück
gehabt haben, wenn sie dieselben vorhero ein wenig
ausgespielt, an Kenner und Liebhaber theils vor hun-
dert theils vor sechtzig biss siebentzig Reiehsthaler
wieder anzubringen. Seine Instrumente sind von mit-
telmässigen Stock, fast vor Jedermanns Faust, haben
eine schöne und accurate Proportion am Gebäude und
Saitenlage, sind flach, breitspänicht, länglicht und werf-
fen den Thon weit in die Ferne. Er hat einen grossen
Vorrath von allerley raren, ' trueknen und schönen
Holtze, das sich zu Instrumenten am besten schickt
und kann man sich seiner mit guten Suecess bedienen.«
— Eine Arbeit von ihm besitzt das städtische Museum
Schelmayer
cherzer
443
Carolino-Augusteum in Salzburg (von 1719), einetheoi-
bierte Laute (von 1727) das Museum des Pariser Kon-
servatoriums (Nr. 218), eine 24saitige Theorbe von
1721 R. Leibbrand in Berlin, eine sehr ähnliche Laute
von 1 744 das Germanische Museum in Nürnberg. In
der staatl. Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin
sind mehrere Instrumente, die er repariert hat. In
London bei Withers befindet sich eine hochgewölbte
Violine von ihm mit dem geschriebenen Zettel: »Se-
bastianus Schelle Cremona 1701«. Wenn der Zettel
echt ist, hätte man anzunehmen, daß er in semen Wan-
derjahren in Cremona gearbeitet habe, was nicht gerade
unglaubwürdig erscheint.
Geigenzettel : Sebastian Schelle, Lauten und / Geigen-
macher in Nürnberg, zugericht, 1737 (gedruckt). —
Sebastian Schelle / Lauten und Geigenmacher / in
Nürnberg Hummels ,' Erben. .'Xn. 1744 (gedruckt).
Schelmayer, Christian. — Köln. Um 1750
Seine .'\rbeit steht etwa mit der seiner vogtländischen
Zeitgenossen auf einer Stufe. Am besten sind seine
Violen. Eine Taschengeige von ihm aus der Samm-
lung Snoeck befindet sich in der staatl. Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin.
Geigenzettel: Christian Schellmayer / Musik-lnstru-
mentenmacher in der / Blmdgasse zu Köln No. 6022
(gedruckt). — Christian Schelmayer / Musik instru-
menten macher in Köln no 602 . . (gedruckt).
Scheltma, Maxim, arbeitet als »Luthier« in
Brest
Schembera (Sembera, Schombera), Karl. —
Prag. Geb. 6. November 1781 in Bezejovic,
I 6. November 1821
Sohn eines Müllers. Schüler von Kaspar Stmad, mit
dem er verwandt gewesen sein könnte, da seine Mutter
Katharina eine geborene Strnad war. Karl S. ließ sich
in Prag nieder, wo er am 4. Juni 1806 das Bürgerrecht
erlangte und einen Monat später die Hausbesitzers-
tochter Josepha Koläfik (geb. 1782) heiratete, wobei
Kaspar Strnad sein Trauzeuge war. Er hatte seine
Werkstatt am Annaplatz Nr. 210 (Altst.). Seiner Ehe
entsprossen vier Söhne. Außer Geigen machte er auch
Gitarren. Im allgemeinen folgte er seinem Meister
Strnad. Der Name kommt auch »Schombera« ge-
schrieben vor. Richtig wäre nach der jetzt gültigen
Orthographie die Schreibweise h^embera.
Geigenzettel: Carolus Schombera / fecit Pragae 1806
(gedruckt).
Schemmel. — Berhn. 1861
Ein fast vergessener Geigenmacher, der in den sechzi-
ger Jahren seine Werkstatt auf dem Molkenmarkt hatte.
Schemmerling, Jos. Christoph. — (Mark)-
Neukirchen. 1748. Geb. um 1720 in
Dürpersdorf
Er hat nicht in (Mark)Neukirchen gelernt, kam aber
als Geselle dorthin und wurde am 27. Juni 1748 als
Meister in die Zunft aufgenommen. Er heiratete die
älteste Tochter des Geigenmachers Gottfr. Pilz.
Schenk, Friedrich. — Wien. 1839. 1850
Schüler von Joh. Georg Staufer. Wie sein Lehrer ver-
legte auch er sich mehr und mehr auf das Gitarren-
machen und war namentlich wegen seiner schönen
Lyragitarren berühmt. Auf der Wiener Ausstellung
von 1839 war er mit einer Terzgitarre von eigentüm-
licher Form vertreten.
Geigenzettel : Friedrich Schenk / Instrumentenmacher/
Wien, Margarethen, Grohgasse No 179 (gedruckt).
Scherlein, A. — Augsburg. Geb. 8. Juni 1826
in Pfaffenhofen a. d. lim, f nach 1882
Musiker und Geigenmacher. Er übernahm die Werk-
statt Haffs und wurde namentlich als sorgfältiger Wie-
derhersteller alter Geigen geschätzt. Sein Nachfolger
war Piegendorfer.
Scherr, Emelius N.
' Eine dem 19. Jahrhundert angehörende Gitarre der
Sammlung Crosby Brown in New York trägt den Zettel :
Emelius N. Scherr, / 84 Harbour street (gedruckt).
Schertel, Christian. — Bayreuth. Geb. 7. Nov.
1865 in Ramsenthai b. Bayreuth
Ursprünglich Musiker, diente er mehrere Jahre als
Hoboist im 7. Bayr. Inf. -Regiment und widmete sich
dann dem Instrumentenbau, den er in Markneukirchen,
Siebenbrunn i. S., Graslitz, Schönbach, Steingrub
i. B., Mittenwald und Mirecourt gründlich erlernte.
Er macht hauptsächlich Streichquartette und wird von
den Mitgliedern des Bayreuther Festspielorchesters
seiner Tüchtigkeit wegen gelobt.
Scherzer, August Theodor. — Markneu-
kirchen. Geb. 10. September 1851, f 1910
Schüler von Heinrich Gläsel und derMarkneukirchener
Fachschule. Im Jahre 1875 begründete er sein eigenes
Geschäft und war Obermeister der Streichinstrumen-
tenmacherinnung. Er kopierte alle Meister, wenn es
verlangt wurde, und arbeitete hauptsächlich für die
großen Versandtgeschäfte, so daß nur wenige Gelgen
seinen Namen tragen ; die meisten erhielten jene Zettel,
die die bestellenden Händler vorschrieben. Er war auch
ein tüchtiger Musiker und wurde als Lehrer geschätzt.
Scherzer, Johann Gottfried. — Wien. 1843.
t M.Januar 1870
Wahrscheinlich aus dem Vogtlande eingewandert. Er
war zwar »Lauten- und Geigenmacher«, verlegte sich
jedoch mehr auf die Herstellung von Gitarren ; er soll
die Ferrarische zehnsaitige Gitarre in Osterreich ein-
geführt und besonders gute Gitarren mit 13 Saiten ge-
macht haben. Er stellte selbst allerlei Versuche an und
verkehrte viel mit Physikern und Gelehrten, auf deren
Gedanken er gerne einging. So baute er auch die Petz-
valsche Githarfe. Eine solche befindet sich in der
Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.
Er wohnte erst Hundsturmstraße 65, später Marga-
rethen 99.
Geigenzettel: Erfindung von Josef Petzval 1862 / aus-
geführt von J. Scherzer. Wien (gedruckt).
444
Scherzer — Schetelig
Scherzer, Julius Walter. — Markneukirchen.
Geb. Dezember 1 869 in Schöneck, f um 1 901
Einer der vielen Geigenmacher seiner Heimat, die, im
Dienste der Händler stehend, nur für den Tag ge-
schaffen haben.
Scherzer, Moritz. — Schöneck i. S. Geb.
28. Juni 1870
Schüler von Oswald Schilbach. Von 1887 an arbeitete
er sieben Jahre lang als Gehilfe und begründete 1894
ein eigenes Geschäft, arbeitete dann aber wieder für
andere Meister.
Sches, Beernaert. — Brügge. 1650
In der jetzt in Berlin befindlichen Sammlung Snoeck
wird eine Taschengeige von ihm aufbewahrt, die im
ganzen nicht schlecht gearbeitet ist.
Geigenzettel: Beernaert Sches tot Brugghe 1650 (ge-
druckt).
Schetelig. — Markneukirchen
Dieser Familie gehören als Geigenmacher an :
Schetelig, Christian Gottlob I. — Geb. 4. Jan.
1767, t 19. Dezember 1821
Sechster Sohn von Johann Gottfr. Seh. Er verheiratete
sich am 29. Oktober 1789 mit Eva Regine Lippold
(geb. 1766, t 1830) und hinterließ sechs Kinder. Er
war ein talentvoller Geigenmacher, dessen Geigen ziem-
lich flach gearbeitet und nur am Rande, von wo aus die
Wölbung sofort beginnt, etwas vertieft sind. Die F-
Löcher stehen ein wenig zu steil.
Geigenzettel: Christian Gottlob Schedlich / Musika-
lischer Instrumentenmacher / in Neukirchen Anno
1792 (gedruckt).
Schetelig, Christian Gottlob II. — Geb.
19. Juni 1791. t 31. August 1862
Sohn und Schüler von Christian Gottlob 1 Seh. In
seinen Geigen macht sich die Verwendung vorgearbei-
teter Bestandteile stark bemerkbar, und der Lack läßt
viel zu wünschen übrig. Daß nur wenige Geigen mit
seinem Zettel vorkommen, hat vielleicht seinen Grund
dann, daß er seinen Namen auch »Schädlich« schrieb.
Er heiratete 1815 Christine Erdmuthe Woller (f 1860).
imstande, Geigen herzustellen, die besser sind, als der
Markneukirchener Durchschnitt. Zu einer Viola d'a-
more hat er sich selbst ein Modell konstruiert. Geigen,
in die er seinen Zettel klebt, sind m allen Teilen seine
eigene Arbeit.
Schetelig, Heinrich Wilhelm. — Geb. 1 . Febr.
1835
Sohn und Schüler von Johann Georg II Seh. Er gab
das Geigenmachen jedoch wieder auf, wanderte nach
Amerika aus, wo er sich in Baltimore als Messmgblas-
instrumentenmacher niederließ und jetzt Henry W.
Schetlich nennt.
Schetelig, Johann Christian (Christoph). —
Geb. um 1706, t nach 1756
Er wurde am 4. Januar 1 729 Meister ; da er sowohl als
seine Frau, die Tochter eines Geigenmachers, im Jahre
1 756 noch lebten, ist seine Lebenszeit einigermaßen
zu bestimmen. Er scheint übrigens in Markneukirchen
weder geboren noch gestorben zu sein, darf aber als
der Stammvater der noch heute bestehenden, wahr-
scheinlich aus Böhmen^) eingewanderten Familie be-
trachtet werden.
Schetelig, Johann Christian Gottfried. — Geb.
10. Januar 1732, f 12. Dezember 1782
Einziger Sohn von Joh. Christof Seh. und seiner Frau
Anna Rosine. Ein geschickter Geigenmacher, der am
22. Februar 1751 Meister wurde und am 18. November
1755 Johanna Rosine Meinel heiratete, mit der er neun
Kinder hatte. Geigen von ihm kommen schon vor 1751
vor. Es gibt auch Zettel, auf denen er Innsbruck als
Ursprungsort angibt ; ob er jemals dort gearbeitet hat,
oder nur, wie seine Zeitgenossen, einen beliebigen Ort
fingierte, konnte nicht festgestellt werden. Vielleicht
war er, wie Dr. Fr. Waldner vermutet, während der
Minderjährigkeit von J. G. Psenners Sohn bei der
Witwe als Geschäftsführer tätig.
Geigenzettel : Christian Gottfried Schedelich / Violin-
macher in Inspruck Ao. 17 (gedruckt).
Schetelig, Christian Wilhelm.
1795, t23.JuH 1856
In seinen jüngeren Jahren hat er einige bessere Geigen
gemacht, wenn er auch kein gutes Modell gekannt zu
haben scheint. Später arbeitete er hauptsächlich für
Händler und beschränkte sich darauf, billige Ware her-
zustellen.
Schetelig, Ernst. — Geb. 12. JuH 1864
Schüler von Ad. Paulus (Bausch Nachf.). Von 1883
bis 1890 arbeitete er als Gehilfe und machte sich dann
in seiner Vaterstadt selbständig. Da er gute Vorbilder
studiert und eine gute Lehre durchgemacht hat, ist er
Schetelig, Johann Georg I. — Geb. 8. Juli 1 764,
t 18. Dezember 1837
Fünfter Sohn von Johann Gottfried Seh. Er heiratete
1788 Eva Regine Wild (geb. 1767, f 1823) und hinter-
ließ sechs Kinder. In seinen Arbeiten erkennt man
Geb. /. April noch die Schule der Ficker, Pfretzschner usw.; das
Holz ist bei ihm meist schöner, die innere Ausarbeitung
jedoch oberflächlicher.
Schetelig, Johann Georg II. — Geb. 14. Aug.
1791, t 29. November 1854
Zweiter Sohn von Johann Georg I Seh. Er heiratete
1815 Regine Sophie Heberlein und hinterließ neun
Kinder. Seine Geigen sind mit wenigen Ausnahmen
nicht besser als gewöhnliche Fabrikarbeit.
') In Schönbach, Graslitz usw. findet man noch heute
die Schädlich usw.
Schetelig Schiller
445
Schetelig, Johann Gottfried. — Geb. 5. Dez.
1815, t 3. März 1871
Obwohl Geigenmacherssohn, war er doch der Unbe-
deutendste aus der Familie. Seine Arbeitszeit fällt in
die Jahre, in denen die Markneukirchener Geigenmdu-
strie nicht mehr auf der alten Höhe stand und der neue
Aufschwung sich erst vorbereitete.
Scheverle (Schäferle, Schefferle), Johann. —
Prag. 1731. t nach 1769
Er scheint, wie die meisten älteren Prager Geigen-
macher, aus Augsburg eingewandert zu sein und war
wahrscheinlich ein Mitschüler Joh. Georg Hellmers.
Er wurde am 4. Juni 1 73 1 Altstädter Bürger und wohnte
1733 Altstadt Kailovä ul. »beim weißen Rößlein«
Nr. 168, von 1741—1743 »beim goldenen Hecht«
Nr. 180 und 1752 »u Klusä«. Von seiner Frau Antonie
Marie A. hatte er sechs Kinder, als deren Taufzeugen
Joh. G. Hellmer, Thomas Edlinger und Frau Johanna
Hellmer vorkommen. Er war ein seiner Zeit geschätzter
Virtuose auf der Laute und schrieb für sein Instrument
mehrere Kompositionen, die lange im Stift Strahow
bewahrt wurden. Daß er 1769 noch lebte, beweist ein
Violoncello auf dem Chore der Stiftskirche in Braunau
(Böhmen) mit dem untenstehenden Zettel. Seine Arbe.t
erinnert an Edlinger. Seinen Namen schrieb er auch
Schewerle, selbst Schewrtle. Eine Viola von 1751 und
ein Violoncello von 1773 befindet sich bei St. Jakob
in Prag.
Geigenzettel : Joannes Scheverle fa-/ ciebat Pragae 1 769
(gedruckt) und Abb. 694.
Schicht, Theo, war im letzten Jahrzehnt des
19. Jahrhunderts in Rochester (New York)
ansässig
Schiefler, Erasmus. — Hannover. 1837. 1868
Um 1837 hat er sich in Hannover selbständig gemacht
und dann mit seinem Bruder Sebastian verbunden zu
der Firma »Gebrüder Schiefler«. Erasm. Seh. war Kon-
servator des Violinkabinetts des bekannten Geigen-
kenners und Sammlers Major E. A. B. von Magius in
Hannover und wurde von diesem für einen der treff-
lichsten Geigenmacher seiner Zeit erklärt. Jedenfalls
kam es Schiefler sehr zustatten, daß Magius ihm alle
seine Zeichnungen und Berechnungen nach italieni-
schen Meisterwerken übergab, die er in mehr als 40
Jahren eifrig gesammelt hatte.
Geigenzettel : Erasmus Schiefler Instrumentenmacher
Hannover. 1868 [Initialen und Lyra im Kreis] (ge-
druckt).
Schiefler, Sebastian. — Hannover. 1847
Teilhaber der Firma Gebrüder Schiefler; ein Mann
von bedeutender technischer Geschicklichkeit.
Schifferl, Anton. — Straubing. 1863. f um
1868 m Landau
Er lernte bei Peter Schulz, dessen zweiter Lehrling er
war, und machte sehr schöne Geigen im Stile seines
Lehrmeisters. Seine Geigen gehen jetzt fast ausnahms-
los unter dem Namen von Peter Schulz, .außerdem
war er ein vorzüglicher Musiker, namentlich Geiger,
und wendete sich schließlich, nachdem er nur kurze
Zeit in Straubing ansässig war, ganz der Musik zu.
Schifner, Rudolf. — Düsseldorf. 1898. 1903
Ein Geigenhändler, der sich als Autodidakt im Geigen-
machen versucht haben soll.
Schilbach, Oswald. — Schöneck i. S., New
York. 1880. 1898
Schüler von E. Wilhelm Neumärker. Nachdem er einige
Zeit bereits selbständig in Schöneck gearbeitet hatte,
siedelte er 1887 nach Amerika über.
Schiller. — Koburg. 1873. 1880
Er betrieb ein Musikinstrumentengeschäft und hielt
eine Reparaturwerkstatt. Sein Nachfolger ist Galdert.
Schiller. — London
Ein gutes Violoncello trug seinen Namen.
Schiller. — Markneukirchen
Dieser Familie gehören als Geigenmacher an:
Schiller, Anton Josef; er kam aus Grün in
Böhmen und f 7. November 1899
Schiller, Carl Friedrich. — Geb. 29. März
1812, t 27. Juni 1876. Sohn von Johann
Georg Seh.
Schiller, Ernst Hermann. — Geb. 12. Januar
1868
Schiller, Ernst Richard. — Geb. 20. März
1861
Schiller, Heinrich Wilhelm. — Geb. 21 . März
1828, t 10. Dezember 1885. Sohn von Carl
Friedrich Seh.
Schiller, Johann Georg. — Geb. 1 783, 1 1 9 März
1839. Er wurde 55 Jahre 11 Monate und
3 Tage alt
Seine Violinen sind von guter vogtländer Arbeit, be-
sonders aber sind seine gut klingenden Violen zu loben.
Schiller, Johann Nikolaus, der Stammvater der
Familie; er wird schon 1748 erwähnt. Sein
Sohn war :
Schiller, William Max. — Geb. 17. August
1872, Bruder von Ernst Richard Seh.
Schiller, Albin. — Schöneck. f 1917
Ein geschickter Geigenbauer, der als Landsturmmann
auf dem Felde der Ehre gefallen ist.
446
Schilter — Schmelz
Schilter, Franz Meinrad. — Am Sattel (Kanton
Schwyz). 1829
Wahrscheinlich ein Autodidakt, dessen Geigen jedoch
ganz gut sind. Er verwendete gutes Holz und einen
gelbroten Lack. Sein Patron erinnert an das große
Guarnerimodell; die Wölbung ist ziemlich hoch und
eigenartig, man könnte sagen »geschwollen«, der
Rand ist ebenfalls hoch und die Einlage sauber ge-
macht. Seine Geigen klingen gut.
Geigenzettel: Franz Meinrad Schilter / am Satte! /
1829 / Kanton Schwyz (gedruckt).
Schimansky s. Szimanski
Schlegel, Elias. — Altenburg. 1730
Ein Instrumentenmacher, der außer Lauten auch Har-
fen und Tasteninstrumente gemacht hat.
Schlicht, O., lebt in Chicago
Schlick, W. — Dresden. 1830. 1860
Ein tüchtiger Musiker (kgl. Kammermusikus), der sich
aus Liebhaberei dem Geigenmachen zuwandte und es
darin zu großer Fertigkeit brachte. Auch er suchte un-
ablässig das »Geheimnis des italienischen Geigenlacks«
zu ergründen und durchforschte zu diesem Zwecke die
Italienischen Archive, ohne jedoch zu einem Ergebnis
zu kommen. Glücklicher war er in der Auffindung von
gutem Holz. Er betrieb das Geigenmachen als Kunst,
und als ihm ein reicher Mann das Geld zur Begründung
einer Geigenfabrik anbot, lehnte er ab, weil man
»Kunstwerke« nicht fabrikmäßig herstellen könne.
Geigenzettel: Abb. 720.
Schlimbach, Johann Kaspar. — Königshofen
im Grabfelde. Geb. 3. Januar 1820
Em Orgelbauer, der in seinen Mußestunden auch
Gitarren gemacht hat. Eine solche besitzt die staatl.
Sammlung in Berlin (Nr. 656). — Näheres über
die Orgelbauerfamilie Schlimbach teilt Georg Kinsky
in seinem trefflichen Katalog des Kölner Musikhisto-
rischen Museums mit (Bd. I S. 261).
Schlosser, Carl, lebt als Geigenmacher in
Zwota i. S. Vor 1900 waren dort auch ein
Ferdinand und ein Fnedr. Schlosser an-
sässig. Ein Chr. Fr. Schlosser lebte von
1856—1864 in Mittenwalde
Schlosser, Emil. — Rehna i. Mecklenburg.
1880
Ein Uhrmacher, der Geigen »flickte«; seine Arbeit ist
dilettantisch.
Schlosser, Hermann. — Erlbach
Die Londoner Firma G. Foucher brachte seit ungefähr
1895 seine Geigen in den englischen Handel.
Schlosser, Klingenthal
Dieser Familie gehören an:
Schlosser, Eduard, arbeitet noch als Geigen-
macher
Schlosser, Ferdinand, war um 1830 — 1845
tätig und tüchtig in seinem Fache
Schlosser, Friedrich, wird nach 1750 und noch
1754 als Geigenmacher erwähnt
Schlosser, Johann Christian. — 1738. 1773
Fleißiger Geigenmacher, der bei einem Hopf oder
Pfretzschner gelernt zu haben scheint. Er verwandte
meist recht gutes Holz; die Einlage ist sauber, die
Ecken sind sehr spitz, die F-Löcher ein wenig steif.
Geigenzettel: lohann Christian Schlosser, violin /
macher in Klingenthal. 1738 (gedruckt).
Schlosser, Johann Georg
Er wird 1 761 erwähnt und war wahrscheinlich der Sohn
und Nachfolger Johann Christ. Schis, und vielleicht
der Besitzer des Brandstempels ; st^ I >|< G >]< S >tc Die
Geigen mit dieser Marke sind denen von Johann
Christ. Schi, sehr ähnlich.
Geigenzettel : lohann Georg Schlosser, Violin- /
macher in Klingenthal. 17 . . (gedruckt).
Schlüter. — Barntrupp. 1840. 1890
Eine Geigenmacherfamilie, die durch drei Generatio-
nen ihrem Berufe treu blieb und für ihre Geigen im
ganzen Lippeschen Kreis stets dankbare Abnehmer
fand.
Schmahl, Carl. — Regensburg, f 1815
Er wird von Mettenleiter in seiner Musikgeschichte der
Stadt Regensburg als »Orgel- und Instrumenten-
macher« bezeichnet. Sein Reparaturzettel findet sich
manchmal in Streichinstrumenten, es ist aber ungewiß,
ob er auch neue Geigen gemacht hat. Er war unver-
heiratet und scheint in jungen Jahren gestorben zu
sein.
Schmalzried, Paul. — Ulm. Geb. 12. August
1872 in Welzheim (Württemberg)
Ein bekannter Maler und Professor, der sich lange mit
der Theorie des Geigenbaus beschäftigt hat, aber erst
in seinem 40. Lebensjahre begann, selbst Geigen zu
machen. Seitdem hat er über 30 Violinen in allen Teilen
eigenhändig und mit selbst angefertigten Werkzeugen
gebaut, die sowohl durch ihren edlen vollen Ton als
leichte Ansprache überraschen. Er arbeitet nach einem
eigenen, an Stradivari erinnernden Modell unter be-
sonderer Berücksichtigung des spezifischen Gewichts
von Decke und Boden. Er verwendet einen nach eige-
nem Rezept hergestellten Ollack in allen Schattierun-
gen, der alle Merkmale eines guten Geigenlacks auf-
weist. Außer seinem Zettel verwendet er eine Brand-
marke auf dem Zäpfchen mit seinem Monogramm.
Geigenzettel: P. Schmalzried / Ulm a/D 19 . .
Schmelz, Otto, lebt in Ingolstadt und ist dort
Stegmaiers Nachfolger
Schmerler — Schmidt
447
Schmerler, Rob., hatte im 1 9. Jahrhundert
seine Werkstatt in Zwota
Schmid. — Landshut. 1820
Er dürfte jung gestorben sein, wodurch es sich erklärt,
daß Arbeiten von ihm schwer nachzuweisen sind.
Seine Witwe heiratete 1829 den Geigenmacher Lorenz
Kriner.
Schmid (alias Kresser), Michel. —Stuttgart (?)
1572. 1597
Von ihm wird berichtet, daß er eine Tenorgeige für
die Stuttgarter Hofkapelle wiederhergestellt und dem
Herzog Ludwig von Württemberg im Jahre 1572 ein
Clavichordion zum Geschenk gemacht habe.
Schmidbauer, Jakob. — Regensburg. 1837
Vorzugsweise mit dem Ausbessern alter Geigen be-
schäftigt, hat er in der kurzen Zeit seiner Wirksamkeit
nur wenige selbständige Arbeiten hinterlassen. Er
machte einige ganz hübsche Geigen und namentlich
gute Bässe und war nebenbei auch ein guter Geiger.
Nur hatte er wenig Arbeitslust und vernachlässigte
schließlich seine Werkstatt.
Geigenzettel: Jacob Schmidbauer / fecit Ratisbonae
1837 (geschrieben).
Schmied (Schmidt), J. G. — Leipzig
Ein Lautenmacher, der 1714 (nach Baron) ein Schüler
von Joh. Christian Hoffmann gewesen sein soll.
Schmidt, C. — Bützow. 1841
Ein Mann, der seiner Zeit manche gute Geige verdorben
hat, indem er sie auseinandernahm und innen und
außen beizte. Eine solche Geige, an der allerdings nicht
viel zu verderben war (mit schlechtem Löwenkopf,
Beinbereifung, Buchenholzgriffbrett und schlechtem
Holz) trug den Zettel: Repariert und im Ton / veredelt
von C. Schmidt in Bützow 1841 (gedruckt).
Schmidt, Carl Franz.
t 1875
Wien. Geb. 1839,
Sohn von Franz Schmidt. In der Imitation alter Mei-
stergeigen war er nicht ungeschickt. Besonders gut ge-
langen ihm Kopien nach Maggini ; auch seine übrigen
Arbeiten verraten eine kunstgeübte Hand. 1873 er-
hielt er auf der Wiener Weltausstellung ein Anerken-
nungsdiplom. Da er auch theoretisch gebildet war,
wurde er als Lehrmeister geschätzt.
Geigenzettel: Carl Franz Schmidt / bürgl. Instrumen-
tenmacher / in Wien restauravit anno 1862 / Stadt
Klostergasse No. 4 (gedruckt) und Abb. 722.
Schmidt, Franz. — Wien. Geb. 1814,
t6. Februar 1870
Ein aus Labs. Kostelec in Böhmen gebürtiger und von
dort eingewanderter Geigen- und Gitarrenmacher, der
im allgemeinen recht sauber arbeitete, wenn er auch
nicht gerade als Künstler angesehen werden kann. Er
war hauptsächlich Reparateur und hat nur wenig neue
Geigen gemacht. Sein Neffe Wenzel Schmidt arbeitete
mit Dvo! äk und Bina bei Patzelt.
Geigenzettel: Schmi-t in Wien /Anno 1838/(zub2iden
Seiten eine Geige) und Abb 746.
Schmidt, G. A. — Königsberg, Volkach. 1 859.
1884
Ein Musiker, der Geigen reparierte und zuletzt Stadt-
musikus in Volkach war.
Schmidt, Heinrich. — Goldberg i. Schi. 1840.
t um 1885 m Liegnitz
Ein Tischlermeister, der Musikinstrumente, darunter
auch Geigen, »ausbesserte«.
Schmidt, Johannes. — Kassel. 1834
In der Kasseler Bürgerrolle wird im Jahre 1834 die
Aufnahme des Schreiners und Instrumentenmachers
Johannes Schmidt verzeichnet. Es wird zwar gesagt,
daß er aus Kassel gebürtig war, doch fehlt leider die
Jahreszahl. Es läßt sich daher nur vermuten, daß er ein
Sohn des J. G. Schmidt gewesen sei, wenn man nicht
annehmen will, daß J. G. Schmidt selbst m alten Tagen
noch das Bürgerrecht erworben habe.
Schmidt, J.Christoph. — Fürth. Geb. 1853,
f 8. Febr. 1918
Er begründete 1886 sein Geschäft als Saiteninstrumen-
tenmacher und machte u. a. Versuche, die Form der
Geige zu ändern, indem er die Zargen gebogen und
nach außen gewölbt anbrachte.
Schmidt, Johann Georg. — Ellwangen. 1740
bis 1770
Da die Ellwanger Familienregister erst 1808 beginnen,
war nichts Näheres über ihn zu ermitteln. Er war wahr-
scheinlich ein Schüler von Benedikt Wagner, nach des-
sen flachem Modell er arbeitete ; die Schnecke ist eigen-
artig steil. Er verwendete gutes Tonholz und guten,
gelbbraunen Lack ; die Zargen sind ziemlich hoch und
die Einlage fehlt gewöhnlich, der Ton aber ist nicht
schlecht.
Geigenzettel: Johann Georg / Schmidt in EUwang /
Anno 17.. (gedruckt).
Schmidt, J(ohann?) G(ottfried?). — Kassel.
1790. 1825
Unter den Geigenmachern, die den Namen Schmidt
führen, wohl der bedeutendste; er soll in Leipzig ge-
lernt und auch dort gearbeitet haben. In Kassel ist er
mindestens seit 1 800 nachweisbar, doch scheint er das
Bürgerrecht nicht erworben zu haben. Es wird be-
hauptet, daß er hübsche Violen mit Engelsköpfchen
am Wirbelkasten gemacht habe, doch sind mir solche
nicht bekannt geworden. In seinen Violinen ahmte er
mit Erfolg italienische Vorbilder, besonders Stradi-
vari, nach, doch machte er die Ecken breiter als dieser;
nur in der Holzwahl war er nicht immer glücklich;
die Decke zeigt abwechselnd feinjähriges und grob-
jähriges Holz, der Boden ist nur selten schön geflammt,
und auch die Dicke von Boden und Decke nimmt
448
Schmidt — Schmit
er willkürlich oder nach einem jetzt nicht mehr erkenn-
baren Grundsatz. Am Rand ließ er die Hohlkehle fast
ganz fehlen ; die Einlage nahm er 6 — 7 mm vom Rand
und die Zargen überall gleich hoch. F-Löcher und
Schnecke lassen den rechten Schwung vermissen; die
letztere ist tief ausgestochen. Auch der Lack läßt zu
wünschen übrig und ist oft spröde oder durch einfache
Politur ersetzt.
Schmidt, Johann Martin. — Preßburg. 1805.
1809
Vermutlich ein Sohn von Karl Schmidt aus Köthen.
Seine Geigen sind denen des nach ihm lebenden Ham-
berger ähnlicher als denen seines Zeitgenossen Leeb.
Ein Violoncello von ihm befindet sich auf dem Preß-
burger Domchor.
Geigenzettel : Johann Martin Schmidt / Pressburg 1805
(gedruckt) und Abb. 738.
Schmidt, Karl. — Preßburg. Geb. Ende des
18. Jahrhunderts in Köthen
Ein Mechaniker und Instrumentenmacher, der als Er-
finder eines »Polyplektron« (eines sog. Geigenklaviers)
einen gewissen Ruf besaß.
Schmidt. — Markneukirchen
Dieser Familie gehören an :
Schmidt, Albin Theodor. — Geb. 12. Nov.
1864
Schmidt, Anton Otto. — Geb. 25. Februar
1874. Schüler von Theodor Scherzer und
seit 1895 selbständig
Schmidt, August Hermann. — Geb. 27. Jan.
1871. Schüler von Wilhelm Ficker und seit
1895 selbständig
Schmidt, Christian Paul. — Geb. 25. Dez.
1 877. Sohn von Anton Schmidt und Schüler
von Theodor Scherzer
Schmidt, Ernst Albin. — Geb. 21 . März 1863
Schüler von August Anton Reichel. Er besuchte auch
mit Auszeichnung die Markneukirchener Fachschule
und ging später nach Holland (Amsterdam).
Schmidt, Ernst Reinhold. — Geb. 1 . Januar
1857
Schüler von Jul. Kratzschmann. Als Gehilfe arbeitete
er bei 0. Bausch, Emde, H. Hammig und von 1874
bis 1877 bei Riechers. Im September 1880 gründete
er die Fabrik E. R. Schmidt & Co., die sich sehr aus-
dehnte, und stand ihr bis 1902 vor. Am 1 . Januar 1903
liquidierte diese Firma, und S. führte die Fabrik von
nun an unter der Firma E. Reinhold Schmidt (ohne
den Zusatz »& Co.<') weiter. Seit 1920 ist sein Sohn
und Schüler der Geigenbaumeister Remhold Willy
Schm. (geb. 26. Okt.^1885) Mitinhaber der Firma
und seinem Vater vollkommen ebenbürtig. Ihre sorg-
fältig gearbeiteten Streichinstrumente genießen als
»Schmidts Standard« im Handel einen Weltruf und
wurden schon 1892 in Wien und 1913 in Leipzig
mit goldenen Medaillen ausgezeichnet. Sie ver-
wenden Ol- und Spirituslack; die Zettel tragen den
Namen der Firma, die im Laufe der Jahre einen großen
Umfang annahm und jetzt auch treffliche Lauten
und Mandolinen herstellt.
Schmidt, Friedrich Hermann. — Geb. 31 . Okt.
1862, ist nach Amerika ausgewandert
Schmidt, Moritz Eduard. — Geb. 24. Juli
1832, t 23. Oktober 1899, war Besitzer der
Firma »Moritz Schmidt jun.«
Schmidt, Richard Ludwig. — Geb. 23. Dez.
1866, Bruder von Ernst Albin Schmidt
Schmidt, Wenzl. — Schönbach b. E. Geb.
1865
Schüler von Josef Neudörfer. Als Gehilfe arbeitete er
mehrere Jahre lang in Leipzig bei Bausch, in Dresden
bei Heckel, in Breslau bei Liebich usw. Nach beendeter
Militärdienstzeit kehrte er im Jahre 1889 nach Schön-
bach zurück und gilt jetzt als geschickter Geigenmacher
und Reparateur.
Schmied, Josef. — Preßburg. 1811
Er soll nach Dr. Geyer ein Schüler von Geissenhof
gewesen sein und ihn nachgeahmt haben.
Geigenzettel: Josef Schmied /Preßburg 181 1 (gedruckt).
Schmied, Soma.
1896
Ein ungarischer Geigenmacher, der auf der Budapester
Ausstellung im Jahre 1896 mit einer reichverzierten
Violine vertreten war.
Schmirler, Josef. — Schönbach. Geb. 1818,
t 1857
Schüler von Karl Werner in Schönbach. Obwohl er nie
aus Schönbach, wo er das Haus Nr. 195 bewohnte,
fortkam, entwickelte er sich doch zu bemerkenswerter
Meisterschaft. Seine Arbeit war tadellos, sein Lack, den
er selbst bereitete, meist von rotgelber oder rotbrauner
Farbe. Bausch in Leipzig war einer seiner Hauptab-
nehmer, der ihm für eine unlackierte Geige 5 — 12 Taler
bezahlte. Da er viel für Händler arbeitete, kommen
Arbeiten mit seinem Namen sehr selten vor.
Schmit, Johann. — Karlsbad. Geb. um 1776
in Schneidmühl bei Karlsbad, f 12. Oktober
1853 in Karlsbad
Frühzeitig zum Musiker bestimmt, kam er schon als
11 jähriger Knabe mit einer Musikkapelle nach Ham-
burg, bald darauf nach Hannover, wo der Herzog von
Cambridge den vielseitig begabten Jüngling in seine
Dienste nahm, um mit ihm Violine zu spielen. In Han-
nover vervollkommnete er seine Ausbildung, und als
Schnabl — Schnettner
449
er 1806 nach Karlsbad kam, wurde er dort der Refor-
mator des ganzen Musikwesens der Badeanstalt und
hat sich unvergessene Verdienste erworben. Er leitete
die Brunnenmusik als Direktor, bis 1833, da ihn Krank-
heit nötigte, sein Amt niederzulegen. Als Geigenmacher
war er Autodidakt. Schon mit 14 Jahren begann er
Geigen zu reparieren, und im Jahre 1819 machte er
seine erste neue Violine. Von da an beschäftigte er
sich eifrig mit dem Geigenmachen und hat mehr als
250 neue Geigen gemacht, von denen die meisten nach
Norddeutschland gingen. Seine Arbeit ist im ganzen
recht gut, der Ton weich und voll; selbst Paganini
lobte Joh. Schmits Geigen. Vgl. D. Rudolf Mannl :
Karlsbad in medizinischer, topographischer und gesell-
schaftlicher Beziehung. 3. Aufl. Karlsbad 1857. In der
Sterbematrikel wird sein Name Schmied geschrieben;
er selbst schrieb sich jedoch stets Schmit.
Geigenzettel: Abb. 725.
Schnabl, Eduard. — Gossengrün i. B. 1900
Geigenmacher der Gegenwart.
Geigenzettel : Eduard Schnabl / Streichinstrumenten-
macher / Gossengrün b. Falkenau i, B. (blau gedruckt).
Schnabel, Josef und Simon, arbeiten beide als
Geigenmacher in Schönbach b. E.
Schnarchendorff, Daniel. — Berlin. 1848
Einer der unbedeutendsten Berliner Instrumenten-
macher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Daniel Schnarchendorff/ Instrumenten-
macher / in Berlin 1848 (gedruckt).
Schnebele (Schnebler), Jacob. — Landshut.
1568. 1573
Ein Lautenmacher aus dem Gefolge des musiklieben-
den Prinzen, nachmaligen Herzogs Wilhelm V. von
Bayern, der mit seiner jungen Gattin Renata von
Lothringen auf der Trausnitz bei Landshut Hof hielt.
Die Hofzahlamtsrechnung von 1573 führt auf: »Dem
Jacob, Lautemacher hier, so die Laute Ihrer fürstl.
Gnaden (Herzogin Renata) gebessert, so der Bär in des
Welschen Christels^) Kammer zerbrochen. Macher-
lohn 1 fl. 30 kr.« Weiter heißt es in dieser Rechnung:
»Jacob Schnebler (am anderen Ort: »Jakob Schnebele
Lautenmacher«) erhält für Arbeit 1 fl. 20 X r., ferner
30 X r.« Als Wilhelms Hofhaltung 1579 auf der Traus-
nitz aufhörte, dürfte Schnebele auch Landshut ver-
lassen haben. Das Landshuter Museum besitzt ein klei-
nes Kupferbild des »Testut- und Baßchordenmaisters
Jakobus Schnebele A. D. 1573«.
Schneidenbach, Georg Adam. — Klingenthal.
1787. 1799
Wenig bekannter, aber sehr sorgfältiger Geigenmacher,
der der Innung als Meister angehörte. In W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln befindet sich eine
braungelb lackierte Doppelvioline von ihm mit einem
gemeinsamen Boden (Nr. 895).
^) Wohl ein Franzose oder Lothringer des Gefolges,
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Schneider, Anton Joseph, — (Mark-)Neu-
kirchen. 1810
Vermutlich aus Klingenthal stammend. Seine Arbeiten
zeigten das »Hopfmodell«.
Schneider, Christian Friedrich. — Klingenthal.
1769
Sohn von Johann Caspar Sehn. Es gibt gute Orchester-
geigen von ihm; seine Zettel klebte er gewöhnlich an
versteckte Stellen an den Zargen, die nur gesehen wer-
den können, wenn die Decke abgenommen wird.
Schneider, Christoph Carl. — Klingenthal.
1769. 1789
Bruder von Christian Friedr. Sehn., mit dem er die
Werkstatt geteilt zu haben scheint. Sein Modell er-
innert an die Arbeiten der »Hopf«; äußerlich sehen
seine Geigen gut aus, sind aber im Innern sehr unsauber
durchgeführt, ohne Bereifung, oft auch ohne Eckklötz-
chen.
Geigenzettel: Carl Schneider, Violin- / macher in
Klingenthal 1777 (gedruckt).
Schneider, F. Edmund. — Stockholm
Ein Musiker, der alte Gelgen ausbesserte und sich 1894
als Instrumentenmacher in Stockholm niederließ.
Schneider, Johann Caspar. — Klingenthal.
1748
Geigen von ihm sollen noch vorkommen. Es wird von
ihm erzählt, daß er nur im Winter Geigen gemacht
habe, die er dann im Sommer von Markt zu Markt
ziehend verkaufte.
Schneider, Johann Michael. — Schreit (?)
Aus der Sammlung Snoeck befindet sich in Berlin eine
Quinteme (Nr. 330). Als Wohnort gibt Snoecks Ka-
talog Schreit an; der Ort ist auf der Karte nicht zu
finden und dürfte wohl falsch gelesen sein.
Schneider, N. — Klingenthal. 1880. 1890
Ihm verdankt Klingenthal zum guten Teil das Wieder-
aufblühen seiner Geigenindustrie, die im Laufe des
19. Jahrhunderts durch die Fabrikation anderer Musik-
instrumente sehr gelitten hatte.
Schnell, Bonifacius. — 1782 (?)
In einer nicht ungeschickt gemachten Geige fand sich
der nicht mehr ganz leserliche Zettel, der der Schrift
nach dem Anfang des 19. Jahrhunderts angehören
könnte. Vermutlich war die Geige die Arbeit eines
Mönchs.
Geigenzettel: . . . Bonifacius Schnell, Prof . . . / in
Monasterio Theres. me fec(it) / . . 82 58. . . .
(geschrieben).
Schnettner, Oskar Max. — Markneukirchen.
Geb. 3. Oktober 1870
Ein Geigenmacher, der nur kurze Zeit in Markneu-
kirchen ansässig war.
29
450
Schniep - Schönfelder
Schniep, Ulrich. — München. 1558. 1578
Vielleicht ein Sohn des Holzblasinstrumentenmachers
(Pfeifenmachers) Hans Schniep in Wiesensteig. Ein
vielseitiger Mann, der sich sowohl als Uhrmacher wie
als Musikinstrumentenmacher betätigte und auch vom
Hof als solcher wiederholt beschäftigt und schon 1558
mit Instrumenten nach Heidelberg geschickt wurde.
Schödler, Simon. — Passau. 1750. 1785
Er hat wahrscheinlich in Augsburg oder Mittenwald
gelernt und vielleicht bei D. A. Stadimann als Geselle
gearbeitet. Seine Violinen erinnern an die Josef Horn-
steiners. Er bevorzugte ein Stainermodell mit zarten
Ecken und scharfkantigem, aufgeworfenem Rand. Sein
Lack ist gelb- oder orangebraun und oft etwas trübe.
In manchen seiner Arbeiten kommt er dem Prager Ed-
linger sehr nahe; sehr sauber sind auch seine geschnitz-
ten Hälse, durchbrochenen Schnecken usw. ausgeführt.
Obwohl er »Hochfürstl. Hof-Lauten- und Geigen-
macher« war, gelang es mir doch nicht, irgend etwas
aus Archiven über ihn zu erfahren. Eine Violine und
eine zur Viola umgearbeitete Viola d'amore befindet
sich in der Sammlung Eugen Haas in Herzogenburg.
Eine Laute von 1762 mit fünf Doppelsaiten, eingeleg-
tem Griffbrett und einem Dachstern mit dem bay-
rischen Weckenschild besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen. Eine prächtig ausgeführte »Viola Baryton« von
ihm befindet sich im Musikhistorischen Museum W.
Heyers in Köln. Vgl. über diese P. de Wit: »Ein sel-
tenes Streichinstrument von einem vergessenen deut-
schen Meister«. Zeitschr. für Instr. B. 20. Nr. 8. Ein
ähnliches, im Jahre 1 782 gebautes Instrument von ein-
facherer Ausstattung bewahrt die Wiener Sammlung
alter Musikmstrumente.
Geigenzettel: Abb. 695.
Schölnast. — Preßburg. 19. Jahrhundert
Ein Blasinstrumentenmacher, der sich gelegentlich mit
dem Geigenbau beschäftigt haben soll.
Schöner, Johann. — Schönbach b. Eger. 1826
Er gehörte schon 1 826 der Geigenmacherinnung an und
soll selbst ein Geigenmachersohn gewesen sein.
Schönfeld, Nikolaus. — Bologna. 16. Jahrh.
Er wird gewöhnlich als Nicola Sconvelt angeführt und
mag auch seinen Namen selbst so geschrieben haben.
Im Verzeichnis von Raymund Fuggers Musikkammer
aus dem Jahre 1 566 heißt es sowohl unter Nr. 60 als
Nr. 63 ausdrücklich: »Eine alte Lauten von Nicola
Schönfeld«. — Nr. 64: »Eine dergleichen Lauten von
Gedachtem«. (Vgl. Stockbauer, Kunstbestr. unter
Alb. V. und Wilh. V. S. 83.) Er dürfte ein Schüler
oder Gehilfe von Laux Maler gewesen sein.
Schönfelder. — Markneukirchen
Eine um die Geigenindustrie Markneukirchens sehr
verdiente Familie. Der Name kommt in älterer Zeit
vereinzelt auch kurz »Schönfeld« geschrieben vor. Die
aus dieser Familie hervorgegangenen Geigenmacher
sind:
Schönfelder, August Ferdinand. — Geb.
8. Dez. 1838, t in Adorf 6. Aug. 1879,
Bruder von :
Schönfelder, Carl August. — Geb. 6. Aug.
1828, t 26. Aug. 1887
Schönfelder, Carl Gotdob. — Geb. 14. Nov.
1789, t 4. Okt. 1876
In seinen besten Jahren hat er recht gute Geigen ge-
macht, die eine gewisse Eigenart besitzen. Er hatte ein
ziemlich flaches Modell; die Wölbung von Decke und
Boden beginnt sofort nach der Hohlkehle am Rand und
wird gegen die Mitte zu flach. Die F-Löcher stehen
etwas gerade; die Schnecke ist nach Amati geschnitten.
S. stand auch als Lehrmeister in Ansehen; einer seiner
Schüler war Joh. Gottl. Heberlein.
Geigenzettel: Carl Gottlob Schoenfelder / in Neu-
kirchen bey Adorf / Fecit 1814 (gedruckt).
Schönfelder, Caspar (Joh. Georg Caspar),
wird 1677 und noch 1714 erwähnt
Er war ein Exulant aus Graslitz, gehörte 1677 zu den
Gründern der Geigenmacherzunft und saß 1710 und
1713 im Zunftrate und war bis 1690 Vormeister.
Nebenbei betrieb er auch die Bäckerei. Seine Frau
wurde am 8. Februar 1706 in Hans Caspar Reichelts
Haus geholt, um dort einen frisch gekochten, trefflich
gelungenen Geigenlack zu bewundern. Der Lack ent-
zündete sich, und sie erlitt dabei solche Brandwunden,
daß sie elf Tage später, am 19. Februar, starb.
Schönfelder, Christ. Gottfried. — Geb. 1736,
t 3. Juni 1806
Sohn und Schüler des Geigenmachers und Bürgers
Georg Simon Seh.; wurde am 10. Januar 1755 Meister.
Seine Geigen sind sauber gemacht, wenn auch weder
im Modell noch im Holz besonders schön. Er wurde
am 6. Juli 1806 »unter freiem Himmel, und zwar hinter
dem Berge neben einem Stadtfelde tot gefunden;
wahrscheinlich war er am .Friesel' gestorben«. Er er-
reichte ein Alter von 69 Jahren 7 Monaten und 1 1
Tagen.
Schönfelder, Christian Gottlob. — Geb.
H.Sept. 1797, t 21. März 1872
In seinen jüngeren Jahren folgte er noch den Werkstatt-
überlieferungen seiner Familie; später bemühte er sich,
italienische Vorbilder nachzuahmen, und soll das »Alt-
machen« gut verstanden haben.
Schönfelder, Conrad Adam. — 1 704. 1 743
Jüngerer Sohn von Simon Seh. Er wurde am 19. Mai
1 704 Meister und saß 1 732 im Zunftrate und war 1 743
Vormeister.
Schönfelder, Friedrich Wilhelm. — Geb.
24. Oktober 1803, t 21-. September 1869
Bruder von Christian Gottlob Seh. und teilweise auch
dessen Schüler.
Schönfelder — Scholtz
451
Schönfelder, Georg Simon — Geb. 1707,
t 6. September 1 762
Vermutlich Sohn und Schüler von Simon Seh. Er
wurde am 5. Juni 1727 Meister und erreichte ein Alter
von 55 Jahren weniger 2 Monate und 2 Tage.
Schönfelder, Johann I
Ein Exulant aus Graslitz, der im Jahre 1677 zu den
Gründern der Markneukirchener Geigenmacherzunft
gehörte.
Schönfelder, Johann II. — Geb. um 1675,
t vor 1729
Er war ein Sohn von Simon Seh. und wurde, nachdem
er vorschriftsmäßig gelernt und als Geselle gearbeitet
hatte, unter Befreiung von der Wanderpflicht am
31. Mai 1697 als Zunftmeister angenommen.
Schönfelder, Johann III. — Geb. um 1705
Sohn von Johann I Seh. Er wurde 1729 Meister,
scheint aber in Neukirchen weder geboren noch ge-
storben zu sem.
Schönfelder, Johann (Hans) Adam^). — Geb.
1707, t 21. Januar 1763, 56 Jahre weniger
5 Monate alt
Sohn von Johann II Seh. Er wurde am 3. Januar 1729
als Meister in die Zunft aufgenommen und im gleichen
Jahre als Bürger bezeichnet. Seine Arbeit ist recht gut,
ebenso das Holz, der Lack gelbbraun oder rotbraun.
Auch ergab wiederholt »Tirol« als Ursprungsland sei-
ner Geigen an, obwohl sie nichts weniger als tirolisch
aussehen. Eine gute Geige von ihm aus dem Jahre 1752
besitzt das Gothenburger Museum.
Geigenzettel: Johann Adam Schönfelder Violin- /
macher in Neukirchen Ao 1752 (gedruckt).
Schönfelder, Johann Christian. — Geb. 3. Okt.
1775, t 28. August 1821
War ein Bruder von Johann Georg II Seh. und ge-
hörte zu den Neukirchenem, die mit ihren Geigen von
Markt zu Markt zogen.
Geigenzettel : Johann Christian Schönfelder, / Violin-
macher aus Markt Neukirchen (gedruckt).
Schönfelder (Schönfeld), Johann Georg I,
wird zuerst 1677 erwähnt. 1712
Er kam als Exulant aus Graslitz nach dem Vogtlande
und darf als der Stammvater der heute noch blühenden
Familie betrachtet werden. Er gilt als der Vater Simon
Schs. Auf dem Boden seiner Geigen brachte er auch
die Brandmarke: I. G. S. an. Eine Geige von ihm be-
sitzt Ragsch in Schweidnitz.
Geigenzettel : Joannes Georgius Schönfelder / probe
Violino in Cremona / 1712 (gedruckt).
^) Einen Johann August Seh. gab es nicht.
Schönfelder, Johann Georg II. — Geb. 1750,
t 26. Dezember 1824
Er war Landrekrut, als er am 7. August 1769 mit Er-
laubnis seines Hauptmanns in die Zunft aufgenommen
und Meister wurde. Doch mußte er geloben, sein Mei-
sterrecht nicht als Grund zu einer Dienstbefreiung ver-
wenden zu wollen. Er war einer der besten Geigen-
macher aus seiner Familie ; er hatte ein großes Modell
und im Gegensatz zu vielen Vogtländern einen mehr
gelben als braunen Lack. Außer seinen Zetteln, auf
denen oft Cremona als Ursprungsort angegeben
erscheint, verwendete er auch die Brandmarke:
■^ I T-r G T-c S TK . Er stand in großem Ansehen, war
seit 1810 Stadtvogt und wurde 74 Jahre und 12 Tage
alt.
Geigenzettel: lohann Georg Schoenfelder / Lauten-
und Geigenmacher in Neukir- / chen bey Adorf 1 794
(gedruckt) und Abb. 747.
Schönfelder, Johann Georg III. — Geb.
16. November 1771, f 19. Januar 1844
Nur die aus den letzten 20 Jahren seines Lebens stam-
menden Geigen können ihm mit Sicherheit zugeschrie-
ben werden.
Schönfelder, Johann (Hans) Martin. — Geb.
uml680,t vor 1739
Sohn von Caspar Seh. Er wurde am 29. Februar 1704
Meister; da er die Handwerksgebühren nicht gleich
bezahlte, bürgte Johann Reichel (Reichelt) für ihn.
Er hatte keine Söhne; seine jüngste Tochter heiratete
1739 den Geigenmacher Hans Georg I Kretzschmann.
Schönfelder, Simon, kommt 1677 und noch
1723 vor
Er kam mit seinem Vater Johann als Exulant aus Gras-
litz, war der erste Jungmeister der Zunft und saß 1677,
1678, 1709, 1710, 1712, 1719 und 1722 im Zunftrate
und war 1723 Vormeister.
Schöttl, Peter. — Mittenwald. 1906. 1919
Er wohnt Haus Nr. 63 und war 1906 auf der Nürn-
berger Ausstellung vertreten und ist jetzt auch Schul-
hausmeister.
Scholes, A. L. — Northampton (Rushden).
1906. 1913
Geschätzter englischer Geigenmacher und vielbeschäf-
tigter Reparateur.
Schollin, Mathias. — Novy Hradec. 1754
Seme Arbeit ist eigenartig; er hatte ein längliches Mo-
dell und bräunlichen Lack.
Geigenzettel: Mathias Schollin, Instrument: / fecit
Neo-Hradecii, 1 754 (gedruckt).
Scholtz, Daniel. — Guhrau i. Schi. 1789
Die Geige, in der sich sein Zettel fand, war aus ge-
wöhnlichem Holz, ohne Einlage und von unschönem
29*
452
Schonger — Schorndorfer
Modell. In Guhrau war über einen Geigenmacher die-
ses Namens nichts zu erfragen.
Geigenzettel : Daniel Scholtz / Guhrau Ano 1 789 (ge-
schrieben).
Schonger, Carl. - Erfurt. 1776. 1820
Ältester Sohn und Schüler seines Vaters Franz Seh.,
dessen Geschäftsnachfolger er in verhältnismäßig jun-
gen Jahren wurde.
Schonger, Franz. — Erfurt. 1750. 1776
Schüler seines Vaters Georg S. ; er hat jedoch im Gegen-
satz zu diesem nicht nach eigenem, sondern nach italie-
nischen Modellen gearbeitet und war ein gesuchter Re-
parateur. Er liebte hohe Wölbung und breite Brust;
da er die Decke etwas zu dünn machte, haben viele
seiner Geigen einen schreienden Ton, sind im übrigen
jedoch gut. Es gibt auch einige recht gute Violoncelli
von ihm. Er verwendete braunen Lack. Von seinen drei
Söhnen wurde nur der älteste Geigenmacher; von den
beiden anderen starb der eine als Domherr zu Breslau,
der andere als Polizeirat zu Erfurt.
Geigenzettel: Franz Schonger / Lauden& Violinmach-
er in Erfurt Ano 1769 (geschrieben).
Schonger, Georg. — Erfurt (?). Geb. um 1666,
tum 1740
Der Stammvater der Familie. Er ist jedenfalls in Vils
geboren und wird dort auch gelernt haben. Auf der
Wanderschaft dürfte er nach Italien gekommen sein,
wo sein Name in damals üblicher Weise verwälscht
wurde, so daß der Famihentradition, er habe »Scong-
neri« geheißen, etwas Tatsächliches zugrunde liegen
kann. In Vils ist die Familie Schonger heimisch ge-
wesen; schon 1638 wurde dort ein Georg Schonger
geboren, wie mir Dr. Waldner mitteilt, ferner 1654 ein
Johann Georg Seh. Im Jahre 1666 wurde am 17. März
ein Johann Georg (Eltern Martin und Maria Seh.) und
am 5. Dezember desselben Jahres ein Georg Nikolaus
Seh. geboren, dessen Eltern Georg Seh. und ApoUonia
Bosch seit 1664 vermählt waren. Dieser Georg Niko-
laus ist vielleicht mit dem Stammvater der Erfurter
Familie identisch. — Ob unter den älteren Mitgliedern
der Familie Schonger in Vils schon Geigenmacher wa-
ren, kann ich noch nicht beweisen, halte es aber für
sehr wahrscheinlich. Die Mütter J. U. Eberles und
Georg Amans sowohl, als die Frau des Dom. Rief
waren geborene Schonger.
Schonger, Joseph. — Kassel. Geb. m Erfurt
1. Februar 1812, f in Kassel 15. Mai 1888
Ursprünglich zum Priester bestimmt, gab er doch bald
die gelehrten Studien auf und wurde Schüler seines
Vaters Carl Seh. Nachdem er ausgelernt hatte, blieb
er noch bis 1838 in Erfurt und kam im Mai des ge-
nannten Jahres besuchsweise nach Kassel, wo ihn Spohr
veranlaßte seinen bleibenden Wohnsitz aufzuschlagen,
im Anfange seines Kasseler Aufenthaltes machte er
noch viele Geigen, die denen seines Vaters ähnlich
waren ; da sich sein Ruf als Reparateur aber immer
mehr ausbreitete, verlegte er sich schließlich ganz auf
die Ausbesserung alter Instrumente und trieb bloß mit
neuen Tiroler und Vogtländer Streichinstrumenten
Handel. Er arbeitete bis an seine letzten Lebenstage
fleißig und war von großer Begeisterung für seine Kunst
erfüllt. Nur in seiner Anfangszeit klebte er Reparatur-
zettel in die von ihm wiederhergestellten Instrumente;
später unterließ er es, da er für schlechte, nach ihm
an den Instrumenten vorgenommene Reparaturen nicht
seinen Namen hergeben mochte. Er erfand auch einen
jetzt vielverbreiteten Kinnhalter.
Schorn, Johann Joseph. — Salzburg. 1716.
1726
Ein Sohn oder Bruder von Johann Paul Seh., der viel-
fach mit diesem verwechselt wird.
Geigenzettel : loannes losephus Schorn / fecit Salis-
burgi, anno 1726 (gedruckt).
Schorn, Johann Paul. — Innsbruck, Salzburg.
1680. 1716
Er war Musiker und Lautenmacher, stammte wahr-
scheinlich aus Füssen, und war bis 1696 in Innsbruck
ansässig. Er trat dann in die Dienste des Erzbischofs
von Salzburg und wohnte in der Vorstadt Mülln bei
Salzburg. Im Archiv der Landesregierung in Salz-
burg wird er zuletzt im Jahre 1713 erwähnt. Seine
Arbeit ist der von Alban nahestehend, sein Modell ist
hochgewölbt, hat schwungvolle Ecken, sein Lack ist
sehr gut. Die staatl. Sammlung alter Musikinstrumente
in Berlin bewahrt von ihm eine sog. Brettlgeige, die
als die Geige, auf der Mozart als Kind spielte, über-
liefert worden ist. Am Wirbelkasten befindet sich ein
schön geschnitzter Löwenkopf. Eine kleine, wunderbar
erhaltene Viola d'amore von 1701 mit 6 Spiel- und
6 Aliquotsaiten, goldgelb lackiert und mit einem En-
gelskopf am Wirbelkasten ist in der Sammlung Fritz
Wildhagens in Haiensee bei Berlin. Eine schöne Vio-
line von ihm aus dem Jahre 1692 besitzt die Stifts-
kirche in Laufen, eine vorzügliche Viola d'amore von
1716 und eine polnische Zither die Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien, eine Viola d'amore von 1700,
eine Violine von 1703, eine von Schorn 1700 repa-
rierte Violine und eine polnische Zither von 1700 das
Kärntener Landesmuseum in Klagenfurt und eine
Viola d'amore das städtische Museum Carolino-
Augusteum in Salzburg. — Wenn J. Hart einen Jakob
und einen Johann Schorn unterscheidet, so scheint
ihm eine Verwechslung mit Jakob Schrot untergelaufen
zu sein. Da Schorn die meisten Zettel schrieb, haben
sie einen oft wechselnden Wortlaut. Die beiden Vor-
namen scheint er erst angewandt zu haben, seit auch
Johann Joseph Schorn in Salzburg arbeitete.
Geigenzettel: Johannes Schorn fecit in / Milln prope
Salisburg 1689 (geschrieben). — Joannes Schorn Salis-
burgensis 1701 (geschrieben). — Joannes Schorn /
Salisburgi 1700 (geschrieben). — Joannes Schorn /
reparavit 1703 (geschrieben) und Abb. 672 und 744.
Schorndorfer, Daniel. — Stuttgart. 1580. Be-
graben 4. April 1602 •'
Sohn eines gleichnamigen Vaters. Er war in der würt-
tembergischen Hofkapelle als Instrumentenmacher mit
Schott — Schrott
453
dem Gehalt eines Sängers angestellt und hatte für
sämtliche Instrumente, auch Pfeifen, zu sorgen. Ob er
ein Schüler seines Vaters oder seines Stiefvaters Hans
Thanner war, ist ungewiß. Er heiratete am 9. Novem-
ber 1589 Anna, die Tochter des Jörg Steck.
Schott, Carl Friedr. — Hamburg
Wurde als Instrumentenmacher am 1 1 . Dezember 1789
Bürger.
Schott, Konrad. — Stuttgart. 1584. 1636
Er arbeitete für die Hofkapelle, die im Jahre 1504 vier
Zithern von ihm erwarb. Auch für den Herzog Fried-
rich von Württemberg mußte er eine Zither anfertigen,
für die ihm 6 fl bezahlt wurden. Er hat also zweifels-
ohne Saiteninstrumente gebaut ; in den Urkunden wird
er aber gewöhnlich nur als der »blinde Orgelmacher«
bezeichnet und erhielt als solcher wiederholt ein Leib-
geding von 20 — 44 Gulden.
Schott, Martin. — Prag. 1680. 1682
Seiner Arbeit nach scheint er in seinen Wanderjahren
auch in Italien gewesen zu sein; namentlich werden
seine Theorben, die er nach römischen Vorbildern
machte, geschätzt. Baron hebt ihn in semer Unter-
suchung des Instruments des Lauten (S. 96) besonders
hervor : »Doch ist . . . auch daselbst (in Prag) einer,
Martin Schott genannt, wegen der Romanischen Theor-
ben, die er vortrefflich nachgemacht, sehr berühmt ge-
wesen.«
Schovanek, Wenzel. — Geb. um 1859, Schüler
von Jos. Metelka, f 1879 als Soldat während
der Okkupation der Herzegowma
Schrader.G. Adolf L.- Bremen. 1870. 1902
Ein nicht ungeschickter Geigenmacher und tüchtiger
Wiederhersteller alter Geigen, der von 1870 — 1901 als
Leiter der Geigenmacherwerkstatt der Instrumenten-
fabrik A. E. Fischer in Bremen angestellt war. Er hat
dort viele Violinen, Violen und Violoncelli gemacht
und schwierige Reparaturen ausgeführt, so an Prof.
Davidoffs kostbarem Stradivari-Violoncell. Er lebt
jetzt von einer Invalidenrente.
Schräge, Theodor. — Berlin. 1913. 1920
Er war als vortrefflicher Reparateur lange bei Aug.
Hermann & Söhne tätig, fand aber auch mit seinen
neuen Geigen, die er gerne nach Vuillaume baut, viel-
seitige Anerkennung. Er gilt als vorzüglicher Kenner
der alten Meister.
Schramm, Johann Gott(fried?). — Gotha.
1805. tum 1850
Da er als Geigenmacher sein Auskommen nicht fand,
wurde er — Theaterdiener. Er war nicht ungeschickt
und als Reparateur vielbeschäftigt. Seine neuen Geigen
sind freilich nur mittelmäßig, doch erfreute er sich als
Bogenmacher eines besonderen Rufes. Ein Schramm-
scher Bogen wurde s. Z. mit einem Dukaten bezahlt.
Geigenzettel: Joh: Gott. Schramm ' Anno 1809 in
Gotha (geschrieben).
Schrammen? (Schramm), em von Trautmann
erwähnter Münchener Lautenmacher des
16. Jahrhunderts
Schreck, Rudolph. — BerHn. 1725
Einer der ältesten nachweisbaren Geigenmacher Ber-
lins. Arbeiten von ihm habe ich nicht erfragen können.
Geigenzettel : Rudolf Schreck Violin- / macher in Ber-
lin 1725 (gedruckt).
Schree (Schnee?), J. G. — Leipzig
Eine Gitarre mit Wirbelbrett in Lyraform mit diesem
Namen besitzt die staatl. Sammlung alter Musikinstru-
mente in Berlin.
Schreiber, Anton. — Hamburg. Geb. am
6. September 1891 zu Schönbach b. Eger
Schüler von Anton Hoyer, arbeitete als Gehilfe in Han-
nover, dann bei Louis in Saarbrücken und G. Winter-
ling in Hamburg. Hierauf ging er nach Wien zu Dr. To-
mastick und von da nach Budapest zu Robert Lau-
mann. Der Krieg unterbrach seine Tätigkeit, er machte
den Feldzug mit und arbeitete auch nach dem Friedens-
schluß wieder bei Laumann, bis er Gelegenheit fand,
gemeinsam mit dem Geigenbaumeister Anton Lugert
das in bestem Ruf stehende Geschäft von G. Winter-
ling in Hamburg zu kaufen, das beide am 1 . November
1920 übernahmen, und beide haben durch gediegene
Arbeit sich als die berufensten Nachfolger ihres frü-
heren Meisters erwiesen.
Schreiber, Philipp. — Antwerpen. 1903
Schüler (und Schwager) von Holm Viertel. Als Gehilfe
arbeitete er u. a. drei Jahre lang bei J. W. Briggs in
Glasgow und ließ sich 1902 in Antwerpen nieder.
Geigenzettel: Fait par Ph. Schreiber . Anvers. L'an
19.. (gedruckt).
Schroeder, J. G. — New York. Geb. 1870 in
Neuhaus (Hannover)
Er ging, tüchtig vorgebildet, erst in reiferen Jahren zum
Geigenbau über, suchte bei den besten amerikanischen
Meistern Unterweisung und eignete sich im Laufe der
Zeit eine besondere Handfertigkeit an. Nachdem er mit
allen tauglichen amerikanischen Hölzern interessante
Versuche gemacht hatte, kam er doch zu der Über-
zeugung, daß diese nicht geeignet seien, die tiroler
Fichte und ungarischen Ahorn zu ersetzen, geschweige
denn zu verdrängen. Als Virtuose auf der Gitarre legte
er auch großen Wert auf die Vervollkommnung dieses
Instruments, und seine Gitarren und Mandolinen
zeichnen sich ebenso durch schöne Arbeit als vollen
Klang aus.
Schröder, J. H. — St. Petersburg. 1820
Ein Lautenmacher, der namentlich gute Gitarren
baute. Er wohnte Gartenstraße Nr. 21.
Schrott (Schrot), Jakob. — Innsbruck. Geb.
1805 in Innsbruck, f das. 3. JuH 1843
Er war gelernter Tischler. Da er seine Zulassung als
Meister nicht durchsetzen konnte, verlegte er sich auf
454
Schubert - Schulz
den Bau von Musikinstrumenten (Kontrabässen usw.)
und wurde dann im Jahre 1835 als Musikinstrumenten-
macher aufgenommen und heiratete Maria Tiefen-
brunner und erwirkte 1838 die Erlaubnis, auch die
Kunsttischlerei ausüben zu dürfen. Außer Bässen hat
er auch Gitarren, Zithern und Bauernharfen gemacht,
schwerlich aber Violinen. Die Sammlung des Brüs-
seler Konservatoriums besitzt eine von ihm ausgebes-
serte Gitarrelaute. In Geigen sind mir nur Reparatur-
zettel von ihm vorgekommen.
Geigenzettel : Jakob Schrot reparirt / in Innsbruck 1838
(gedruckt). — Jakob Schrott / Instrumentenmacher /
in Innsbruck 1835 (gedruckt).
Schubert, Anton. — Görlitz. 1885
Stellte 1885 in Görlitz Geigen aus, für die er die sil-
berne Medaille erhielt.
Schubert, F. — Eilenburg. 1867
Ist mir nur durch einen geschriebenen Reparaturzettel
bekannt geworden.
Schubert. — Epinal. 1830. 1835
Wahrscheinlich nur ein Händler, der auch Repara-
turen übernahm.
Geigenzettel: Repare chez Schubert, Epinal, 1831
(gedruckt).
Schuberth, August Richard, eröffnete 1899
sein Geschäft in Markneukirchen
Schüller, Ernst, arbeitet als Geigenmacher in
Markneukirchen
Schünemann, Otto. — Schwerin, Hamburg.
Geb. 17. Dezember 1837 in Dargun i. M.,
t 15. Mai 1914
Nachdem er von Musikdirektor Carl Schulz in Rostock
zum Geiger ausgebildet worden war, kam er nach
Dresden, Leipzig usw. und dann mit Dr. Wirsing nach
Prag, wo er seine ersten Versuche im Geigenbau
machte. Er hatte so viel Freude daran, daß er sich ent-
schloß, sich ganz auf diese Kunst zu verlegen. Zu-
nächst ging er nach Hamburg als erster Geiger und
verwendete jede freie Minute zum Geigenmachen, bis
er nach neunjährigen eifrigen Studien seine Arbeiten
der Öffentlichkeit übergab. Brodsky, Halir, Heermann
und Sarasate spielten in Konzerten auf seinen Geigen ;
er fand allseitige Anerkennung und wurde 1887 nach
Schwerin berufen, wo er mit ministerieller Unter-
stützung (aus dem sog. Industriefonds) eine deutsche
Geigenmacherschule ins Leben rief, die dort am 2. No-
vember 1887 unter dem Protektorat des Großherzogs
ins Leben trat. Trotz des guten Erfolges der Schule
fand er in Schwerin auf die Dauer doch nicht den ge-
wünschten Wirkungskreis und siedelte daher 1898 wie-
der nach Hamburg über, wo er als geschätzter und viel-
beschäftigter Geigenmacher tätig war, bis er sich in
das Privatleben zurückzog.
Geigenzettel: Abb. 719.
Schütze, Wilh. — Forst, Guben. Geb. 25. Okt.
1836 in Magdeburg, f nach 1890
Ein Musikinstrumentenmacher und bescheidener Gei-
genreparateur. Er war zuerst in Forst (N.-L.) ansässig
und verlegte später seinen Wohnsitz nach Guben, wo
er in recht dürftigen Verhältnissen nur sein Dasein
fristen konnte.
Schuldt, Johann. — Lübeck. 1647. 1649
Ein Lautenmacher, der 1647 Bürger wurde und 1649
in zweiter Ehe Katharina Lüders heiratete.
Schult, Ernst Fried. Ludw. Dav. — Lübeck.
Geb. 16. September 1897 in Lübeck
Sohn und Schüler von J. H. Seh. Nach Absolvierung
der Oberrealschule trat er bei seinem Vater in die Lehre
und hatte eben seine Gesellenprüfung mit ausgezeich-
netem Erfolge bestanden, als er zu den Waffen gerufen
wurde. Er machte den Krieg als Einjährig-Freiwilliger
mit, wurde schwer verwundet und geriet in Gefangen-
schaft. Er kam dann in die Schweiz und arbeitete unter
Leitung seines Schicksalsgenossen, des tüchtigen Gei-
genmachers Jos. Hofmann, bei Stemblowski in Engel-
berg hei Luzern, wo er Gelegenheit hatte, sein Kön-
nen zu vertiefen. Nach Friedensschluß durfte er in die
Heimat zurückkehren und arbeitet jetzt bei seinem
Vater und zeichnet sich durch Talent und große Ge-
schicklichkeit aus.
Schult, J. H. — Lübeck. Geb. 24. April 1866
in Bliefensdorf bei Neustadt i. M.
Schüler von Otto Schünemann. Nachdem er in Rostock,
Hamburg usw. als Gehilfe gearbeitet hatte, ließ er sich
1896 in Lübeck als Geigenmacher nieder und fand
durch seine ungewöhnliche Kunstfertigkeit bald einen
ausgedehnten Kundenkreis und vielseitige Anerken-
nung. 1907 wurde er zum großherzoglich-mecklenbur-
gischen Hofgeigenmacher ernannt und erhielt in
Schwerin und Turin 191 1 Medaillen usw. Er ist jetzt
einer der besten deutschen Geigenmacher, ebenso
tüchtig im Neubau wie in der Wiederherstellung alter
Geigen, verarbeitet prachtvolles, altes Holz und be-
reitet sich einen Lack eigener Zusammensetzung von
vortrefflichen Eigenschaften. Er gehört zu den wenigen
Geigenmachern, die alles an ihren Arbeiten selbst an-
fertigen. Seine Geigen und Violoncelli sind tadellos
und zeichnen sich ganz besonders durch Schönheit und
Fülle ihres Tones aus. Außer seinem Zettel gebraucht
er auch eine Brandmarke. Sein jüngerer Bruder und
Schüler hat sich in Hannover selbständig gemacht.
Geigenzettel: (Lübecker Wappen), J. H. Schult /
Streich-Instrumentenmacher / Lübeck, Anno 190
(JHS und Kreuz im Kreis) und Abb. 708.
Schultz, Jürgen Wilhelm. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, von dem man nur weiß, daß
er am 25. August 1797 Bürger wurde.
Schulz, August. — Nürnberg. Geb. 12. Sept.
1871
Er lernte bei Aug. Roth in Markneukirchen und machte
sich im Jahre 1902 in Nürnberg selbständig. Seine
Schulz — Schumacher
455
Violinen baut er nach Stradivari und verwendet mei-
stens Öllack. Er macht außerdem Lauten, Mandolinen,
Gitarren und Zithern und ist seit langer Zeit wieder
der erste Lautenmacher, der in Nürnberg arbeitet.
Seine Instrumente sind sorgfältig durchgeführt und
sowohl im Ton wie in der äußeren Form recht gut.
S. besitzt daher auch eine ganze Reihe von Auszeich-
nungen und Anerkennungen. Er verwendet auch einen
Brandstempel mit seinem Namen und der Nummer.
Geigenzettel : Preisgekrönt Stuttgart 1 908 ( 1 906 Gold .
Medaille) August Schulz (1905 Silb. Medaille) / Kunst-
werkstätte für Instrumentenbau / Nürnberg / Feinstes
Spezialgeschäft / für Gitarren, Lauten, Zithern und
Saiten. (Weiße Schiift auf schwarzem Grund (gedr.).
Schulz, Friedr. Wüh. — Magdeburg. 1895
Er hat bei einem Blechinstrumentenmacher gelernt
und sich später auch mit Geigenreparaturen beschäf-
tigt.
Schulz, Petrus. — Regensburg. Geb. 17. Juli
1808 in Regensburg, f 2. April 1871
Schüler von Jos. Fischer. Er arbeitete bei Vauchel in
Würzburg, Bausch in Dessau und in Rotterdam (wahr-
scheinlich bei den Brüdern Coenen), wurde der Nach-
folger seines Lehrmeisters im Geschäfte und führte
dieses im gleichen Hause (Pfarrergasse E. 149 II) wei-
ter, so daß die Geigenmacherei hier 73 Jahre lang un-
unterbrochen betrieben wurde. Schulz gehört zu den
hervorragenden deutschen Geigenmachern, und seine
besten Instrumente, die sich noch im Besitze seines
Schülers und Nachfolgers Kerschensteiner befanden
und jetzt auf dessen Sohn übergingen, sind Meister-
werke ersten Ranges. Er arbeitete vorzugsweise nach
Stradivari, Guarneri und Maggini und wendete fetten
Öllack an. Außerdem galt er auch für einen der besten
Gitarren- und Zithernmacher. Prachtvolles Holz und
tadellose Arbeit sind Kennzeichen seiner Geigen. Er
verband sich 1865 mit seinem Schüler X. Kerschen-
steiner und erhielt von 1854—1869 viele Medaillen.
Geigenzettel : Reparavit Petrus Schulz Ratis- / bonae
anno 1861 (gedruckt) und Abb. 699, 715.
Schulze, Carl. — Berlin. 1896. 1903
Er macht seine Geigen, wie er ankündigt, »nach phy-
sikalischen Gesetzen, nach den bisher geheimen, von
mir erforschten Grundsätzen der alten Cremoneser
Schule«. Als klassische Vorbilder dienen, wie er sagt,
die Werke von Stradivari aus den Jahren 1700 — 1725.
Er bemüht sich, auf Grund der physikalischen Gesetze
der Intervalle »ein gewissermaßen typisches Stradi-
varimodell« herauszubilden. Bei seinem Modell teilt
der Stegpunkt die Grundlänge im Verhältnis von 6 : 5,
entsprechend dem Intervall der kleinen Terz. Die Länge
des Oberteils ist zu der des Mittelteils wie 5 : 4, der
großen Terz entsprechend. Das Verhältnis des Unter-
teils zum Mittelteil 3 : 2 gibt die Quinte. Der Stand
der Stimme teilt die innere Länge in zwei Teile im
Verhältnis von 4:3 gleich dem Intervall der Quarte;
das Intervall der Oktave 2 : 1 findet sich in der Teilung
des Luftraums durch den Stand der Stimme. Als Ver-
such führte er eine Geige ohne Zargen aus, deren
Längen- und Querschnitte Ellipsen bilden. Zweck die-
ses Versuchs war, festzustellen, ob sich Bogen und Wöl-
bungen in Ellipsenform oder reine Zirkelbogen besser
für das Geigenmachen eignen. Der Ton der Geige war
besser als man vermuten sollte, aber es zeigte sich doch,
daß die Zirkelbogen für den Geigenbau günstiger sind
als Ellipsen, Parabel und Hyperbel. Seit dem Bestehen
der staatl. Sammlung alter Musikinstrumente zu Berlin
repariert er für diese die Streich- und Rupfinstrumente.
Er schrieb das Buch: »Stradivaris Geheimnis. Ein aus-
führliches Lehrbuch des Geigenbaues« (Fussingers
Buchhandlung. Berlin W. 35), in welchem er auf Grund
mühevoller Untersuchungen zu manchen neuen Ge-
sichtspunkten kommt. Er maß die Teile der Geige von
innen und fand, daß die alten Meister sich bemühten,
Interferenzen der Schwingungen zu vermeiden, und
daß die Längenmaße den Verhältniszahlen der Kon-
sonanzen, die Breitenmaße denen der Dissonanzen in
der Musik entsprechen. In bezug auf die Eigentöne
von Decke und Boden kommt Schulze übrigens un-
gefähr zu denselben Ergebnissen wie Dr. Großmann.
Schulze bestimmt auch hier die arithmetischen Ver-
hältnisse für die freischwingenden Flächen, als inner-
halb des Zargenkranzes, während Dr. Großmann die
überstehenden Ränder und die aufgeleimten Teile ganz
unberücksichtigt läßt.
Geigenzettel: Gef. Carl Schulze in Berlin 18 . . . / No
(gedruckt).
Schulze, Joachim. — Flensburg. Geb. 3. Jan.
1861 in Ziepel (Altmark)
Als Sohn eines Landmanns besuchte er die Dorfschule
und sollte Landmann werden. Da er eine besondere
Begabung für die Musik verriet, erhielt er Musikunter-
richt und bezog 1879 das Konservatorium in Magde-
burg. Er trat dann Sls Hoboist in Militärdienste, bis
er eine Zivilanstellung erhielt. Schon seit 1887 be-
schäftigte er sich mit dem Geigenbau, den er durch
Selbststudium erlernte und eröffnete, nachdem er
sich pensionieren ließ, 1893 eine Geigenmacherwerk-
statt. Er stimmt seine Decken ab und hat auch
einen Lack erfunden, dem er die höchsten Vorzüge
nachrühmt und mit dem er jede Geige verbessern zu
können überzeugt ist.
Schumacher, Anton. — Laufen. 1906. f 1916
Ursprünglich Lehrer, bildete er sich autodidaktisch
zum Geigenmacher aus. Er stimmte Decke und Boden
akustisch zueinander und berechnete auch das vom
Korpus eingeschlossene Volumen der Luft dazu. Das
Ahornholz bezog er aus Böhmen, das Deckenholz aus
dem Schweizer Alpengebiet. Seine Geigen lackierte
er nach dem Verfahren von Wilhelm Christ in Basel ^)
— Brandmarke innen auf dem Boden: siehe Brand-
marke Nr. 6.
Geigenzettel: Anton Schumacher in Laufen / Wilhelm
Christ in Basel / gebaut anno (gedruckO-
1) Nach Schumachers Tod veröffentlichte W. Christ
in einer kleinen Schrift sein Verfahren. Er nimmt an,
daß die alten Italiener ihre Geigen zuerst mit reiner Tem-
pera grundierten.
456
Schunda — Schuster
Schunda, Franz. — Budapest. 1850. 1871
Schüler seines Bruders Josef, bei dem er um 1850 in
die Lehre trat. Er wurde Teilhaber der Firma und trat
1871 aus dieser aus.
Schunda, Josef. — Budapest. Geb. In Sibrin
in Böhmen 1818, f nach 1871
Er kam um 1842 nach Budapest zu J. Nagy, dessen
Werkstatt er später übernahm, und wurde dann Grün-
der der am 16. Januar 1848 errichteten und noch heute
bestehenden großen Musikmstrumentenfabrik.
Geigenzettel: Josef Schunda / Instrumentenmacher
Pest / fecit ad formam Strad. (gedruckt).
Schunda, Wenzel Josef. — Budapest. Geb.
am 19. Mai 1845 in Duber in Böhmen
Schüler seines Bruders Josef, der ihn, da er selbst kin-
derlos war, 1856 bei sich aufnahm. Nach siebenjähriger
Lehrzeit wurde er Geselle; drei Jahre ging er zu seiner
Vervollkommnung auf Reisen, wurde 1868 Teilhaber
und 1871 alleiniger Inhaber der Firma, die zwar auch
sehr gute Streichinstrumente herstellt, ihr Hauptver-
dienst aber auf dem Gebiete des Cymbalbaues hat.
1900 war S. Mitglied der Ausstellungsjury in Paris.
Schuster, Andreas, arbeitete im letzten Jahr-
zehnt des 19. Jahrhunderts als Geigen-
macher m Schönbach b. E.
Schuster, Bartelmo. — Augsburg. 1 499 — 1 5 1 6
Lauten- und Hackbrettmacher. Dieser Meister kommt
bald allein mit dem Taufnamen, bald mit beiden
Namen in den Augsburger Steuerregistern vor.
Schuster, Carl August. — Markneukirchen.
Geb. 19. April 1818, t 10. April 1851
Sohn von Carl Friedrich Seh. Wenn auch kein hervor-
ragender, so doch ein geschickter Meister, der freilich
hauptsächlich billige Geigen machte.
Schuster, Carl Friedrich. — Markneukirchen.
Geb. 25. April 1788, f 2. Dezember 1864
Sohn von Joh. Christ. Seh. Er arbeitete von 1812 bis
1860 als Geigenmacher und gehörte zu den besten vogt-
ländischen Geigenmachern seiner Zeit.
Schuster, C. G. jun. (Carl Gottlob). — Mark-
neukirchen. Musikinstrumenten-Manufak-
tur, gegr. 1824
Eine der angesehensten Firmen ihres Ortes. Die jetzi-
gen Inhaber Raimund und Ulrich Schuster, die vor-
her nach ihren Modellen und Angaben bei verschie-
denen Meistern arbeiten ließen, errichteten 1895 eine
eigene Geigenbauwerkstätte, in der u. a. musterhaft
gearbeitete Geigen und Violoncelli nach physikalischen
Gesetzen mit abgestimmten Resonanzplatten hergestellt
werden.
Geigenzettel: Gebaut nach physikalischen Gesetzen /
mit abgestimmten Resonanzplatten / von Carl Gottlob
Schuster jun. / Markneukirchen, im Jahre .... (ge-
druckt).
Schuster, Friedrich Wilhelm . — Stößen . 1 845 .
1888
Ein Musiker, der 1845 die Preismedaille der Berliner
Akademie erhielt, dann Hornist war und später nach
Amerika ging. Er glaubte den »Amati-Lack« erfunden
zu haben und ließ sich 1888, nach seiner Rückkehr aus
Amerika, als Geigenreparateur in Stößen nieder.
Schuster, Georg I. — (Mark)Neukirchen.
Geb. 1685, t 12. Juli 1759 im Alter von
74 Jahren und 6 Monaten
Er ist wahrscheinlich der Stammvater der heute noch
blühenden Familie, gehörte jedoch der Neukirchener
Zunft nicht als Meister an. Vermutlich wohnte er nicht
in (Mark)Neukirchen selbst, auch soll er fast immer
auf Reisen gewesen sein.
Schuster, Georg II. — (Mark)Neukirchen.
Geb. 1718, t 19. Juni 1807 in Markneu-
kirchen
Sohn und Erbe der Werkstatt von Georg I Seh. Er
war Bürger und Geigenmachergeselle, als er sich im
Jahre 1748 um die Aufnahme in die Zunft bewarb.
Nachdem er allen Vorschriften entsprochen hatte, wurde
er am 10. April 1749 gegen Erlegung von 25 Talern
als Meister angenommen ; er galt also nicht als Meisters-
sohn. Er stand in einem gewissen Ansehen und starb
im Alter von 88 Jahren 6 Monaten und 1 5 Tagen.
Mark
arkneu-
Schuster, Heinrich Moritz. -
kirchen
Jüngerer Bruder von Hermann Seh. Ein Musikinstru-
mentenhändler, der sein Geschäft im Jahre 1871 be-
gründete, nachdem er vorher jahrelang in Rußland und
Frankreich gewesen und den Krieg 1870/71 als Frei-
williger mitgemacht hatte. Nach vielfältigen Versuchen
gelang es ihm im Jahre 1909, ein Verfahren zu erfinden,
um das Geigenholz auf natürlichem Wege klangvoller
zu machen, was verhindern soll, daß neue Geigen rauh
und holzig klingen. Er ist überzeugt, daß die alten
Geigenmacher das gleiche Verfahren angewendet haben
und tatsächlich sind die mit diesem Holz hergestellten
Geigen, die er »M. S. -Violinen« nennt, von einer Reihe
von Fachleuten als recht gut klingend anerkannt wor-
den.
Schuster, Hermann. — Warschau. Geb. um
1830 in Markneukirchen, lebte noch 1870
Sohn eines Lohgerbers, der das alte Stammhaus der im
Vogtlande weitverzweigten Familie Schuster innehatte.
Er schrieb seinen Namen auch in polnischer Recht-
schreibung: »Hermann Szuster«. Seine Arbeit sieht der
der Vogtländer seiner Zeit sehr ähnlich. Er trieb auch
einen ausgedehnten Handel mit altitalienischen Geigen.
Schuster, Johann. — Wien. 1710. 1758
Ein Geigenmacher dieses Namens wird mehrfach er-
wähnt; doch scheint er das Bürgerrecht in Wien nicht
erworben zu haben, und auch in den Steuerbüchern
kommt er nicht vor, Vielleicht ein Vogtländer?
Schuster — Schwalm
457
Schuster, Johann, arbeitet als Gelgenmacher in
Schönbach b. E.
Schuster, Johann Christian. — (Mark)Neu-
klrchen. Geb. 13. Dezember 1753. j 13. Aug.
1820
Sohn von Georg II Seh. Seine Geigen waren nicht
schlecht ; doch hielt auch er es für nötig, seinen Wohn-
ort unrichtig anzugeben und sich als einen Violin-
macher »aus Prag« zu bezeichnen.
Geigenzettel : Johann Christ. Schuster / Violinmacher
aus Prag 17 . . (gedruckt).
Schuster, Joseph I. — Schönbach b. E. 1766.
1790
Seine .Arbeit ist sauber; er bevorzugte große Modelle
und verwendete einen nußbraunen Lack. Die Ränder
legte er öfter mit Beinstreifen ein. Er wohnte in dem
Hause Nr. 53 und ließ auch bei anderen Schönbachern
für sich arbeiten. In solchen nicht von ihm selbst ge-
machten Geigen soll er Zettel angebracht haben mit
seinem Namen und dem Zusatz »Musikinstrumenten-
fabrik«.
Geigenzettel: Joseph Schuster Geigen und / Instru-
mentenmacher in Schön- / bach 1790. (gedruckt). —
Joseph Schuster ,' bürgerl. Lau- ,' ten u. Geigenmacher
a Correspon- / dent a Cremona Anno 17.. (gedruckt).
Schuster, Josef II. — Schönbach. Geb. 1851
Schüler von Emanuel Hoyer. Nachdem er in verschie-
denen Werkstätten als Gehilfe gearbeitet hatte, machte
er sich 1877 selbständig.
Schuster, Joseph Anton. — Schönbach. 1778.
1780
Einer der besten Schönbacher Geigenmacher seiner
Zeit. Seine Geigen haben vollen Ton, sind gut gemacht;
nur das Holz läßt manchmal zu wünschen übrig.
Geigenzettel : Abb. 697.
Schuster, Josef Ignaz. — Fleißen i. B. Geb.
22. April 1865
Schüler seines Oheims, des Bogenmachers Emanuel
Schuster. Schon im Jahre 1882 machte er sich selb-
ständig und brachte es durch Fleiß bald zu gutem
Rufe. 1894 siedelte er nach Fleißen über und gilt jetzt
für einen der besten österreichischen Bogenmacher.
Er besitzt etwa 10 Medaillen usw.
Schuster, Josef Johann. — Fleißen
Erhielt für seine Bogen auf der Teplitzer Ausstellung
eine silberne Medaille.
Schuster, Kurt. — Leipzig. Geb. I.Oktober
1878 in Markneukirchen
Nachdem er bei Ernst Gläsel die .Anfangsgründe des
Geigenbaues erlernt hatte, kam er nach München zu
Aug. Fiorini, als dessen Schüler er sich betrachtet. Er
arbeitete bei ihm zwei Jahre lang, ging dann auf ein
Jahr zu E. Gärtner und nach Beendigung seiner Militär-
dienstzeit zu Meinel in Basel, später zu Hjorth & Söner
nach Kopenhagen. Er bereiste noch Holland, England
und Frankreich und ließ sich dann in Leipzig nieder,
wo er sich 1908 selbständig machte. Seine Arbeit ist
tadellos und wird von Kennern sehr gelobt, ebenso sein
goldgelber Ollack.
Schuster, Mathias. — (Mark)Neuklrchen.
1820
Vermutlich aus Schönbach eingewandert, weshalb sein
Name auch in den Kirchenbüchern nicht vorkommt.
Seine Geigen sind gute Vogtländer Arbeit; sein Lack
erscheint heller als der von den übrigen Neukirchenern
gebrauchte.
Schuster, Michael. — (Mark)Neukirchen.
1820
Vielleicht ein Bruder von Mathias. Er liebte ein flaches
Hopfmodell, braunen Lack und erzielte einen guten
Ton.
Schuster, Michael, jun. — Markneukirchen.
1862. 1890
Eine Fabriksfirma, die ihr Bestehen bis 1817 zurück-
führte und um 1890 erloschen sein soll. Hauptsächlich
aber erzeugte sie Blechinstrumente und brachte un-
gewöhnlich billige Geigen in den Handel. Eine ähn-
liche Firma hieß »Brüder Schuster«.
Schuster, Rudolf, hat sich 1 900 als Saiten- und
Instrumentenmacher In Düsseldorf nieder-
gelassen, sich jedoch bald darauf ins Ausland
begeben
Schutte, Hans. — Hamburg. 1718
Er wird ausdrücklich als Violenmacher bezeichnet und
erlangte am 6. Mai 1718 das Bürgerrecht.
Schwab, Ernst. — Hohendorf 1. S. 1910
Guter Bogenmacher.
Schwalcher, Leopold. — Florldsdorf b. Wien.
1770. 1813
Seine Geigen sind denen von Dalinger und Gaissenhof
nahestehend, wenn auch weder im Holz noch im Lack
besonders schön.
Geigenzettel : Leopold Schwaicher Lauten- / und Gei-
genmacher in Florisdorf nächst Wien (geschrieben). —
Leopold Schwaicher , Lauten und Geigenmacher /
18 Floridsdorf nächst Wien 13 (gedruckt).
Schwalgl s. Schweigl
Schwalm, Alexander Augustowitsch. — St.
Petersburg. 1896. 1911
Schüler von Ernst Geißer. Um 1895 machte er sich
selbständig und wurde bald Geigenmacher der kaiserl.
Theater in St. Petersburg. Seine Arbelt ist ungemein
sauber. Er arbeitet hauptsächlich nach einem Stradi-
varimodell von 1718, doch ist er in der Wahl des Holzes
458
Schwartz — - Schwarzmann
nicht sorgfältig genug, auch sind seine Schnecken in
der Regel zu klein. Am besten sind seine Violoncelli,
gleichfalls nach Stradivari, die einen großen Ton haben.
Er verwendet einen von ihm selbst zusammengesetzten
Lack.
Schwartz, Antonius. — Breslau. 1758
Sein Modell ist sehr hochgewölbt und geht auf Stainer
zurück, der Lack gelbbraun, die Arbeit im ganzen nicht
hervorragend.
Geigenzettel: Antoni Schwartz Laut / und Geigen-
macher in / Bresslau. 1758 (gedruckt).
Schwartz (Schwarz), Bernhard. — Straßburg
i. E. Geb. um 1744 in Königsberg i. Pr.,
t 1822
Solange in Straßburg die Zunftverfassung bestand
(d. 1. bis 1 789), wurden die Lauten- und Geigenmacher
dort zu den Schreinern gezählt, und so wurde auch
B. Schwartz i. J. 1780 als »Schreiner« in die Zimmer-
leutezunft aufgenommen. Im Bevölkerungsregister von
1796 wird er als »luthier« bezeichnet, wohnhaft Fin-
kenweiler (Straße) Nr. 69, 52 Jahre alt, Vater von einem
Sohn und vier Töchtern. In seiner Arbeit schloß er
sich bald der französischen Schule an und machte so-
wohl Violinen als Violoncelli von guter Arbeit.
Geigenzettel: Repare par Schwartz/ ä Strasbourg. 1817
(gedruckt).
Schwartz, Georg Friedrich. — Straßburg.
Geb. 7. April 1785, t 29. Dezember 1849
Sohn und Schüler von Bernhard Schwartz, dessen Ge-
schäft er mit seinem Bruder Theophil Wilhelm von
1821 an fortsetzte. Er verlegte sich vorzugsweise auf
die Bogenmacherei und benutzte hierzu den Brand-
stempel: Schwartz, Strassbourg. Seine Bogen sind sehr
gesucht, wenn sie auch für den heutigen Geschmack
etwas zu schwer erscheinen.
Geigenzettel : Repare par Schwartz / ä Strasbourg 1823
(gedruckt).
Schwartz, Theophil Wilhelm I. — Straßburg
i. E. Geb. 13. Oktober 1797, f 29. JuH 1861
Sohn und Schüler von Bernh. Schw., dessen Geschäft
er mit seinem Bruder übernahm und fortsetzte. Er hat
an 100 Violinen und etwa 30 Violoncelli gemacht, unter
denen recht gut klingende sich befinden. Auch als
Händler mit alten Geigen hatte er Bedeutung. Die
Brüder bedienten sich anfangs der gleichen Zettel wie
ihr Vater.
Geigenzettel: Freres Schwartz / ä Strasbourg 1835 /
No. 18 (gedruckt).
Schwartz, Theophil Wilhelm II. — Straß-
burg i. E. Geb. 3. September 1821
Sohn und Schüler von Theoph. Wilh. I Schw.; über-
nahm 1852 das väterliche Geschäft. Er hat sich haupt-
sächlich auf das Ausbessern verlegt und nur wenige
neue Geigen gemacht, die den Zettel tragen : Schwartz /
ä Strasbourg 18 . . (gedruckt).
Schwarz, Giovanni. — Venedig. 1899
Neffe und Schüler von Eugenio Deganl, bei dem er
7 Jahre lang arbeitete.
Schwarz, Heinrich. — Leipzig. 1894
Am Ende des 19. Jahrhunderts tätig. Mir ist nur eine
Violine mit seinem Zettel bekannt geworden, die sich
nicht wesentlich von Markneukirchener Fabrikswaren
unterschied, nur das Griffbrett war eigenartig. — Er
soll einen guten Absatz nach England gehabt haben.
Schwarz, Lorenz. — Obersontheim. 1870
Vermutlich ein Dilettant, der jedoch nicht ungeschickt
war.
Geigenzettel : Lorenz Schwarz in / Obersontheim 1 8, 3
70 (geschrieben).
Schwarz, Simon, lebte im 19. Jahrhundert in
Fleißen
Schwarz, Thomas. — Schwäbisch-Hall. 1592.
1600
Er wird ausdrücklich als Geigenmacher bezeichnet und
wie die Rechnungen ausweisen, lieferte er für den
württembergischen Hof u. a. eine Diskant- und eine
Tenorgeige für 8 Gulden 42 Kr., ferner eine »Hand-
geige* und einen Baß, sowie auch Geigenbögen, die er
das Stück zu 3 Batzen (34 Pfennige) anfertigte.
Schwarzbach, Franz Elias. — Löbau i. S. Geb.
6. April 1791 zu Seitendorf (Zittauer Anteil),
t 4. April 1850 in Löbau
Bei dem Stadtmusiker in Görlitz erlernte er »kunst-
mäßig« die Musik, heiratete 1813 in Langenau Marie,
geb. Fest aus Kolitz und kam um 1816 als Musiker
nach Löbau, wo er das Amt eines Türmers und Feuer-
wächters erhielt. Solange er diese Stelle bekleidete,
wohnte er auf dem Turme der Nikolaikirche. Er war
ein vielseitiger Mann, denn er war auch Leinenweber-
meister und beschäftigte sich außerdem mit der Gei-
genmacherei. Als Musiker entfaltete er »auf allen nöti-
gen Instrumenten« eine rühmliche Tätigkeit. Daß er
auch neue Geigen gemacht hat, ist nicht bekannt ge-
worden; wohl aber hat er mit großem Geschick viele
alte Geigen ausgebessert. Er erlag einem Schlaganfall
und hinterließ 5 Kinder (von 13), von denen mehrere
sich der Musik gewidmet haben.
Geigenzettel: Aptirt Löbau 1844 / F. E. Schwarz-
bach (gedruckt).
Schwarzer, Franz. — Washington (Missouri).
Ende des 19. Jahrhunderts
Bekannt durch seine große 42saitige Salon-Harfen-
Zither (der Harfen-Laute von Light verwcindt).
Schwarzmann, Anton
Ein Vogtländer des 18. Jahrhunderts, der sich auf sei-
nen Zetteln Musikant und Geigenmacher nennt und
»Mittetwald (sie) in Tirol« als Ursprungsort nennt.
Schwehrer — Secchi
459
Schwehrer (Schwerer), Anton. — Fünfkirchen.
Geb. um 1855, tum 1895
Schüler von W. J. Schunda; ein talentvoller Geigen-
macher, der leider kaum 40 Jahre alt starb.
Schweiger (Schweigger), Jos. — Stadtamhof
bei Regensburg. 1798. 1830
Er war Kunstschreiner, Orgelbauer und Harfenmacher,
der unter anderem sehr gute Lyragitarren machte. Eine
vortreffliche, mit schönen Schnitzereien versehene Ha-
kenharfe von ihm befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln, eine ähnliche im Bach-
haus zu Eisenach und eine Lyragitarre von eleganter
Ausführung bei Rob. Leibbrand in Berlin. Es soll
Arbeiten von ihm geben, die das durch Umstellen der
Buchstaben entstandene Pseudonym Schwerig (Schwe-
rigg) tragen.
Geigenzettel : Joseph Schweiger / Instrumentenmacher/
in Stadtamhof , ' bey Regensburg 18.. (gedruckt).
Schweig] (Schwaigl), Franz Xaver. — Wien.
Geb. 1804, t 9. Oktober 1834
Schüler von Martin Stoß. — Jedenfalls ein naher Ver-
wandter jenes Ignaz Schweigl, der 1785 eine Violin-
schule herausgab, die 1 794 in zweiter Auflage erschien^).
Er wohnte als Lauten- und Geigenmacher in der Vor-
stadt St. Ulrich Nr. 70 und legte am 4. August 1831
den Bürgereid ab. Da er nur 30 Jahre alt wurde und
nur drei Jahre selbständig war, hat er nicht allzuviel
Arbeiten hinterlassen können. Besonders tüchtig war
er als Violoncellomacher; er kam darin seinem Lehr-
meister so nahe, daß die meisten seiner Violoncelli
heute als Arbeiten von M. Stoß verkauft werden. Nach
seinem Tode wurde sein Zettel von Hofmann, Ham-
berger usw. in allerlei minderwertige Geigen geklebt,
weshalb sein Name unverdienterweise alle Geltung
verloren hat.
Geigenzettel : Franciscus Xav. Schweigl / fecit Viennae
Anno 1831 (gedruckt).
Schweins, Johann. — Darmstadt. Anfang des
19. Jahrhunderts
Lauten- und Klaviermacher. Gitarren kommen noch
oft von ihm vor, ebenso große Lauten.
Geigenzettel : Johann Schweins / in Darmstadt / ver-
fertigt alle Arten von Guitarren / aufrechtstehende Flü-
gel, Fortepiano (gedruckt).
Schweitzer, Johann Baptist. — Budapest. Geb.
um 1790 in Wien, f 1865 in Budapest
Schüler von Franz Geissenhof. Im Jahre 1825 ließ er
sich In Pest nieder, wo er bald als der beste Meister
seines Faches galt und namentlich als Violoncello-
macher berühmt wurde. Er kam seinem Lehrer sehr
nahe, verstand es trefflich, die Italiener zu kopieren,
und ahmte vornehmlich das Amatimodell nach. Seme
Arbeit Ist in allen Teilen sorgfältig, das Holz sehr
^) Bemerkenswert durch eine darin enthaltene Anlei-
tung, mit Flageolettönen zu spielen.
schön ; nur sein Lack Ist weniger gut, obwohl er sich
sein Leben lang mit Versuchen plagte, den italienischen
Lack herauszubringen. In seiner Villa am Schwaben-
berge hatte er sich ein ganzes Laboratorium eingerich-
tet und verbrachte dort alle seine Mußestunden. In
frischem Zustande soll der Lack ganz gut ausgesehen
haben, er verblaßte aber mit der Zeit und nur unter
Griffbrett und Saitenhalter sieht man noch die ur-
sprüngliche rotbraune Farbe. Seine Arbeiten sind heute
ihres guten Tones wegen so gesucht, daß in Markneu-
kirchen seine Arbeit nachgeahmt und mit semem Zettel
versehen (meist mit der unsinnigen Jahreszahl 1813)
ausgeboten wird. Er verwendete sehr verschiedene Zet-
tel; viele davon tragen den Vermerk: »fecit ad formam
HIeronymi Amati* oder »ad formam Antonii Stradi-
varii«. Seine Violoncelli sind meist nach Santo Sera-
phin gebaut. W. Th. Jaura entdeckte auch das Original,
das ihm zum Muster diente, in dem noch jetzt zu lesen
ist: »Dieses Cello ist Eigentum von Ladislaus Freiherrn
von PIrkher, Erzbischof von Erlau. Repariert von Joh.
Bapt. Schweitzer in Pesth 1829>. Sehr verdienstvoll
war er auch als Lehrmeister; zu seinen besten Schülern
gehören Gab. Lemböck und Anton Sitt. Sein lang-
jähriger Gehilfe Thomas Zach wurde sein Nachfolger,
der das Geschäft nach 15 Jahren an J. Schunda ver-
kaufte.
Geigenzettel : Abb. 730 und 759.
Schwerigg s. Schweiger
Sconvelt s. Schönfeld
Scoppio, Francesco. — Ende des 19. Jahrh.
Italienischer Geigenmacher unserer Zeit.
Scoti, Antonio. — Mailand. 1733. 1747
Eine Mandoline von ihm aus dem Jahre 1723 befindet
sich im städtischen Museum in Braunschweig; eine
große Mandora (Griff mit Elfenbein und Perlmutter
ausgelegt) besitzt die Sammlung der Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien.
Geigenzettel: Antonio Scoti / Mllano 1747 (gedruckt).
Scott, Joseph. — Newmarket. 19. Jahrhundert
Seine Gelgen sind sauber gearbeitet.
Scotto. — Verona. 1511
Ein Geigen- und Violenmacher, den Valdrighl (2909)
erwähnt.
Scrinarms s. F. E. S.
Scrosati s. Serasati
Sebastian, Carl. — Hamburg
Am 26. Januar 1798 wurde er als »Instrumenten-
macher« Bürger von Hamburg.
Secchi, Eliseo. — Carate-Brianza. 1891
Mandolen- und Mandolinenmacher vom Ende des
19. Jahrhunderts. Eine Cistre von ihm befand sich in
der Sammlung C. C. Snoecks.
460
Seckendorf — Segher
Seckendorf, Paul Richard. — Markneukirchen.
Geb. 28. Oktober 1887 in Markneukirchen
Schüler von M. Schmidt, 0. B. Helnel und Robert
Penzel in Markneukirchen. Um sich weiter zu vervoll-
kommnen, arbeitete er in Mittenwald, dann bei Stößel
in Köln, C. Schuster in Leipzig, C. Lüdemann und
O. Seifert (»Neu-Cremona«) in Berlin, ferner bei Ten-
nucci in Zürich, Gustave Bazin In Mirecourt, C. Glae-
sel in Brüssel und R. Brückner in London. Nachdem
er so eine allseitige Ausbildung erlangt und einen gründ-
lichen Einblick in die Arbeitsweise der Geigenbauer
im In- und Ausland gewonnen hatte, machte er sich
im Jahre 1914 in seiner Vaterstadt selbständig und gilt
als trefflicher Meister.
Secker, H. — Hyde. 1910
Geigenmacher und Reparateur.
Seeger, Alfred. — St. Gallen.
Atelier für Geigenbau.
1910
Seelandt (auch Sehling), Martin. — Lübeck.
1633. 1656
Er besaß seit 1636 das Haus Nr. 905 (jetzt 50) in der
Mühlenstraße am Klingenberg und war Instrumenten-
macher. Er war zweimal verheiratet, zuerst mit einer
Katharina, dann mit einer Wendula. In Hamburger
Privatbesitz sollen sich eine gute Laute und eine Viola,
beide mit der Jahreszahl 1633 befunden haben, über
deren Verbleib sich nichts ermitteln ließ.
Seelandt, Martin d. J. — Lübeck. Geb. um
1600, t Juli 1663
Sohn erster Ehe von Martin S. ; in jungen Jahren ging
er mit Cathanna Wichmann eine richtige Liebesheirat
ein, denn sie brachte ihm außer einigem Hausrat nichts
in die Ehe. Nach längerem Witwerstand heiratete er
dann 1657 Anna von Buhren; damals wohnte er am
Klingenberg im Hause seines Vaters. Er errichtete am
20. November 1662 sein Testament, das am 17. Juli
1663 eröffnet wurde. In diesem vermachte er nach Ab-
zug der gesetzmäßigen Legate alles seiner zweiten Frau,
die sich aber sehr schnell getröstet und nach Ablauf des
Trauerjahrs wieder geheiratet hat. Schon Im Jahre 1665
ließ der zweite Gatte der Witwe, der Kaufmann Joh.
Bakhusen, einen Sohn taufen. Das noch erhaltene Te-
stament nennt nichts, was auf seine Tätigkeit bezug
hat, doch wird er In allen Urkunden ausdrücklich als
Instrumentenmacher bezeichnet und dürfte als solcher
der Schüler seines Vaters gewesen sein.
Seelos (Seilos, Seluß, Seelauß), Georg I. —
Innsbruck. 1647. f zwischen 1668—1672
Am 9. August 1 647 erteilte Ihm der Erzherzog Ferdinand
Karl einen »Freybrieff« das »erlernte« Lauten- und
Geigenmacherhandwerk unbehindert ausüben zu dür-
fen. Außerdem war er vom Jahre 1647 — 1662 Leib-
trabant des Erzherzogs. Im Jahre 1647 heiratete er die
Uhrmacherstochter Anatolla Saurwein (vgl. Dr. Fr.
Waldners Nachrichten über Tiroler Lauten- und Gei-
genmacher). Als Lauten- und Geigenmacher stand er
In Ansehen, doch sind nur wenige Arbeiten von ihm
erhalten geblieben. Er scheint auch Beziehungen zu
Jakob Stainer gehabt und die Saltenmacherel betrieben
zu haben, wenigstens Ist bekannt, daß Stainer von dem
Hofuhrmacher Andreas Seelos (der wahrscheinlich
Georgs Bruder war) für 24 fl. Saiten gekauft hat. Der
Name Seelos Ist in Füssen heimisch, Ich halte es daher
für wahrscheinlich, daß Georg S. aus Füssen stammt,
und nehme diese Füssener Heimat und eine Verwandt-
schaft zwischen dem Innsbrucker Meister und den in
Venedig tätigen Seilas um so eher an, als auch ein
Georgius Sellas vorkommt. Eine Viola von Georg I
Seelos besitzt Konzertmeister Elbl In Innsbruck, eine
kleine Viola da Gamba war auf der von der holländi-
schen Gesellschaft »Pulchrl studio« im Jahre 1893 ver-
anstalteten Ausstellung zu sehen.
Gelgenzettel: Georg Seelos In / Innspruck 1662. (Mit
got. Lettern gedruckt.)
Seelos, Georg IL — Innsbruck. Geb. um 1650
in Innsbruck, f nach 1682
Sohn und wahrscheinlich Schüler von Georg I S. Nach
dem Tode des Vaters scheint die V/Itwe mit den beiden
Söhnen, die Geigen- und Lautenmacher geworden
waren, das Geschäft zunächst fortgeführt zu haben. Als
Michel Straub aus Venedig sich In Innsbruck nieder-
ließ, war sie es, die dagegen Einspruch erhob. Erst 1681
bewarb sich Georg II S. um einen kaiserlichen Frei-
brief, den er am 5. Mal 1681 auch erhielt. Mehr konnte
Dr. F. Waldner über ihn nicht ermitteln. Eine gute
Violine von Ihm befindet sich auf dem Chor der Ser-
vitenkirche in Innsbruck Abb. 705.
Seelos, Johannes. — Linz a. D. Geb. am
20. Juli 1654 in Innsbruck. 1712
Sohn und Schüler von Georg I S. Er soll in Salzburg
gearbeitet haben und um 1684 In Linz eingewandert
sein; da er aber dort das Bürgerrecht nicht erworben
hat, fehlen persönliche Nachrichten über Ihn. Er war
jedoch ein angesehener Lauten- und Gelgenmacher,
dessen Instrumente sich großer Beliebtheit erfreuten.
Wenn sie sich auch Im äußeren nicht sonderlich aus-
zeichnen, so haben sie doch durchwegs einen edlen
Ton. Eine Viola d'amore und eine Viola dl Baryten
besitzt das Museum Francisco-Carolinum In Linz, eine
Laute von einfacher Arbeit aus dem Jahre 1699 das
Museum des Pariser Konservatoriums (Nr. 216)'),
ferner eine Laute von 1710 das Kärntner Landes-
museum in Klagenfurt.
Geigenzettel : Joannes Seelos in Linz 1684 (geschrieben).
— Joann Seelos 1712 (gedruckt). — Joan. Seelos In
Lintz A . . . (gedruckt).
Segher, Girolamo. — Cremona. Geb. 1646.
1682
Ein Schüler Amatls, der von 1680 — 1682 bei ihm ge-
arbeitet hat. Möglicherweise gehört er zu derselben
Familie wie Stegher; s. d.
') Chouquet liest Irrig: »Seclos«.
Segizo Seifert
461
Segizo (Seglsso), Girolamo Maria. — Modena,
Geb. 1503, t 15. November 1553
Ein modenesischer Instrumentenmacher, der wahr-
scheinlich auch Lauten gemacht hat. Er starb durch
einen Sturz vom Pferde. (Valdrighi 2916.)
Seidel. — Markneukirchen
Als Geigenmacher gehören dieser Familie an:
Seidel, Carl Friedrich Wilh. Bernhard. — Geb.
21 . Juli 1868, hat eine Zeitlang in Hannover
gearbeitet
Seidel, Christian Friedrich. — Klingenthal.
Geb. um 1817. 1840
Wahrscheinlich Sohn von Joh. Gottlob S. Er ließ sich
in Klingenthal nieder und arbeitete nicht ungeschickt
nach einem flachgewölbten Modell. Seine Böden sind
meist aus einem Stück, manchmal auch die Decke.
Die F- Löcher lassen zu wünschen übrig; die Schnecke
scheint S., wie seine meisten Zeitgenossen im Vogt-
land, nicht selbst gemacht zu haben.
Geigenzettel : Christian Friedrich Seidel / in Klingen-
thal 1840 (geschrieben).
Seidel, Christian Wilhelm.
1815
Geb. 10. April
Seidel, Johann Gottlob. — Geb. 26. Januar
1788, t H.Februar 1868
Schüler seines Vaters Johann Georg S. In seinen jün-
geren Jahren arbeitete er nach dem üblichen Vogtländer
Modell ; später ist das Bestreben erkennbar, italienische
Vorbilder nachzuahmen. Wenn er auch keine Meister-
werke schuf, gehören seine Geigen doch in der Regel
zu den besseren. Einen Zettel hat er nur selten einge-
klebt.
Seidel (Seydel), Johann Michael I. — Geb.
1702, t 28. November 1754
Er wurde am 23. November 1723 Meister und Bürger,
war ein fleißiger Geigenmacher und hatte manchmal
einen ziemlich guten Lack von gelblicher Farbe, unter
dem das Holz nur sehr wenig gebeizt erscheint. Er
erreichte ein Alter von 52 Jahren 7 Monaten und
19 Tagen.
Seidel, Johann Michael II. — Geb. 1731,
t 28. Februar 1810
Jüngerer Sohn und Schüler seines gleichnamigen Va-
ters. Er wurde am 13. Juni 1753 Meister, übernahm
schon im darauffolgenden Jahre die Werkstatt seines
Vaters und arbeitete ganz in dessen Art weiter. Er
wurde 79 Jahre weniger 3 Monate und 4 Tage alt.
Sohn und Schüler Joh. Gottlob Seidels. Seine Lehr-
und Studienjahre währten von 1829 — 1844. Im letzt-
genannten Jahre machte er sich in seiner Vaterstadt
selbständig, indem er das väterliche Geschäft über-
nahm. Er arbeitete nach verschiedenen italienischen
und deutschen Modellen und ward namentlich durch
sein eigenes Modell »Seidels Geigen« bekannt. Diese
Geigen haben gutes Holz, guten, meist gelben Lack,
ansprechende Form, hübsche Schnecke und infolge der
sauberen Arbeit auch guten Ton. Auf dem Boden findet
sich die Brandmarke: i-i Seidel -:•--. Er setzte sich 1889
zur Ruhe und feierte 1898 in voller körperlicher Frische
sein 60jähriges Bürgerjubiläum.
Seidel, Heinrich Alexander. — Geb. 8. Januar
1852
Seidel, Heinrich Robert. - Geb. 29. Dez. 1859
Schüler seines Vetters Christian Wilhelm S., bei dem
er am 2. April 1873 in die Lehre trat. Nachdem er in
mehreren Werkstätten als Gehilfe gearbeitet hatte,
machte er sich im März 1884 selbständig und trat ein
Jahr später in die Innung ein. Er arbeitet unter anderem
nach dem Seidelmodell. Auch sein Sohn wurde Geigen-
macher.
Seidel, Johann Georg. — Geb. 26. Februar
1760, t 22. Dezember 1813
Sohn und Schüler von Johann Michael II S. Seine Gei-
gen, die die Brandmarke I. G. S. tragen, kommen nicht
gerade selten vor. Er hat viele gewöhnliche Schul-
geigen, aber auch einzelne bessere Instrumente gemacht.
Seidel, Ehrhard.
t 1893
Oldenburg i. Gr. 1850.
Ein Instrumentenmacher, der sich auch mit der Her-
stellung von Geigen beschäftigte, ohne darin Beson-
deres zu leisten.
Seidel, Paul. — Berlin, f 1 . Juni 1915
Ein talentvoller Geigenmacher, der als treuer Mitarbei-
ter bei Emil Pliverics Gelegenheit hatte, seine Ge-
schicklichkeit zu beweisen. Sein Heldentod auf einem
russischen Schlachtfeld entriß ihn vorzeitig seiner
Kunst.
Seifert (Seiffert), Georg. — Marburg (Hessen).
1850. 1880
Er stammte aus Gersfeld und arbeitete sauber nach
Guarneri. Er war vielleicht ein Schüler von Kaudetzky.
Apoth. E. Meisner in München-Nymphenburg besitzt
eine gute Viola von ihm mit braunem Lack und doppel-
ter Einlage. Die Schnecke ist etwas flach, aber sauber
gearbeitet. In einer seiner Geigen liest man : In usum
Dom. Wolff Music. Dir. Univers. lit. / fecit Georgius
Seifert, Gersfeldensis / Marpurgi anno 1877 (gedruckt).
Seifert, Otto. — Berlin. Geb. 23. Dezember
1866 zu Markneukirchen i. S.
Im Jahre 1880 trat er bei Albin Brückner in die Lehre,
arbeitete dann als Gehilfe bei Heckel in Dresden und
von 1885—1886 bei David Bittner in Wien, 1887 bei
Rieger in München. Später arbeitete er noch in Frank-
furt a. 0. und Berlin usw., machte sich Ende 1896 in
Berlin selbständig und betreibt als Spezialität den Ba
462
Seil
eiler
Seil
as
von Streichinstrumenten nach Dr. Großmanns Theorie
wobei er insofern mit dem Erfinder zusammen ar-
beitete, als dieser Seifertsche Geigen nachprüfte und
einen dementsprechenden Vermerk in die Geigen ein-
trug. Seine ersten Geigen zeigten im Äußeren manche
Übereinstimmung mit den Werken der alten deutschen
Schule. In neuerer Zeit verband er sich mit Dr. Groß-
mann u. a. zur Gründung der Geigenfirma »Neu Cre-
mona«.
Geigenzettel : Gebaut nach Dr. Grossmann's Theorie /
mit im Quintverhältniss abgestimmten Re- / sonanz-
platten von / Otto Seifert in Berlin 1899 (gedruckt)
Seiler s. Sailer
Seitz, Georg. — Bayreuth. 1843. 1853
Nur als Reparateur bekannt.
Geigenzettel : Reparirt Georg Seitz / in Bayreuth 1 853
(gedruckt).
Seiz (Seitz), Anton. — Mittenwald. Lebte um
1842
Obwohl er sehr kränklich war, baute er seiner Zeit in
Mittenwald die schönsten Geigen nach Stradivari, die
auch durch ihren leuchtenden Ollack hervorragen. Da
er aber fast ausschließlich für M. Neuner (Nr. 94) ar-
beitete, ist er beinahe ganz unbekannt geblieben.
Mittenwald. 1750.
Seiz (Seitz), Bernhardus.
1793
Seine Arbeit ist im ganzen recht gut, wenn er auch
unter den Mittenwaldern nur als Meister zweiten
Ranges gilt. Seinen Taufnamen schreibt er manchmal
auch »Pernhardtus«.
Geigenzettel : Bernhardus Seitz, in Mitten / Waldt 1 750
(gedruckt).
Seitz, Ferdinand. — Mittenwald. 1841
Angeblich ein Bruder von Anton S., dem er sehr nahe-
kam.
Seiz, Franz. — Mittenwald 1 760. 1 768
Ein guter Mittenwalder Meister, wenn auch keiner der
hervorragenden.
Seiz, Franz Xaver.
12. Februar 1761.
Mittenwald. Geb.
799
Sohn von Franz Seiz. Ihm dürfte eine recht gute
Bratsche, mehr an Stainer als an Klotz erinnernd, zu-
zuschreiben sein, die den Zettel trug: Fr. Seitz Geigen
Macher / in Midtenwalt an der Iser / 1799 (geschr.).
Seitz, Johann. — Mittenwald. 1919
Arbeitet als Geigenmacher für die Verleger.
Seiz (Seitz), Johannes. — Mittenwald. 1771
Vermutlich ein Bruder von Franz S.
Geigenzettel: Johannes Seitz in / Mittenwald, a. 1771
(geschrieben).
in jungen
Seiz, Johann Georg. — Mittenwald. Geb.
26. Februar 1768
Sohn von Franz S. und wohl auch dessen Schüler.
Seiz, Joseph. — Mittenwald. 1763. 1790
Vielleicht der beste Geigenmacher aus seiner Familie.
Er arbeitete sauber nach dem Klotzmodell und soll
viel für die sog. Verleger gemacht haben. Eine Altviola
von ihm aus dem Jahre 1 790 befindet sich in der Samm-
lung Savoye in Paris. — Ein noch jetzt lebender Joseph
S. ist als guter Schneckenmacher geschätzt.
Seiz, Martin. — Mittenwald. Geb. 28. Dez.
1767. 1800
Sohn von Joseph S. Die einzige Geige, die ich von ihm
sah, war recht mittelmäßig.
Seiz, Mathias Ignaz. — Mittenwald. Geb.
31.JuH 1758, t ?
Schüler seines Vaters Bernhard S. Er soll
Jahren gestorben sein.
Seiz (Seitz), Michael. — Mittenwald. 1845
Ein braver Geigenmacher, der hauptsächlich für die
Verleger seines Heimatortes arbeitete und daher seinen
Namen gewöhnlich nur mit Bleistift auf die Innenseite
der Decke schrieb. Sein Lack ist rot, aber dürftig.
Geigenzettel: Michael Seitz / Geigenmacher / in /
Mittenwald 1845 (gedruckt).
Seiz (Seitz), Nikolaus I. — Mittenwald. 1791 .
1799
In einer Viola und einer wohl dazugehörigen Kniegeige
fand ich nur den Namen Nikolaus Seitz. Die Arbeit
hatte Mittenwalder Charakter, so daß wohl anzuneh-
men ist, daß er ein Mitglied der dortigen Familie seines
Namens war.
Geigenzettel: Nikolaus Seitz in / Mitten Walt 1799
(geschrieben).
Seitz, Nikolaus II. — Mittenwald. 1919
Als Violoncellomacher für die Verleger tätig.
Selis. — Groningen
Ein holländischer Geigenmacher, der nach einen eige-
nen Modell gearbeitet hat, über den jedoch nichts
Näheres bekannt ist.
Sellas, Georgius. — Venedig. 1624. 1627
Wahrscheinlich ein Angehöriger der Familie Seelos
(s. d.) und, wie ich vermute, ein Deutscher, der viel-
leicht aus Füssen oder Innsbruck nach Venedig ein-
gewandert war. Er führte das Ladenschild »alla Stella«,
wie aus der Bemerkung bei Baron (1727) hervorgeht,
wo es kurz heißt: »Georgius sella alla Stella lebte Anno
1624 in Venedig«. — Wenn hier kein Irrtum bezüglich
des Wohnortes^) mit unterlaufen ist, dann haben wir
vielleicht einen Bruder von IVlatteo Sellas (»alla Co-
rona«) vor uns. Der Vater oder der Sohn würde das
^) Venedig statt Innsbruck.
Sella
Seraphi
463
Werkstattschild nicht geändert haben. Georgius S. wird
übrigens auch von Valdrighi (N. 2918) angeführt. Ar-
beiten mit seinem Namen tauchen mehrfach auf, so
wurde eine prachtvoll eingelegte Laute von ihm im
Dezember 1909 bei Puttik & Simpson in London ver-
steigert.
Sellas, Matteo. — Venedig. 1600. 1639
Der bedeutendste venezianische Lautenmacher neben
Magnus Tieffenbrucker, der vielleicht sem Lehrer war.
Von ihm haben sich noch viele treffliche Arbeiten er-
halten. Er führte das Ladenschild »alla Corona«, das
er auch als Brandmarke verwendete oder durch eine
Krone andeutete. Das Liceo comunale dl musica in
Bologna besitzt eine große Gitarre von 1639 von ihm,
im South Kensington-Museum war 1872 eine Baßlaute
ausgestellt, im Museum des Pariser Konservatoriums
befinden sich zwei Lauten (Nr. 230, 231), im Brüsseler
Konservatorium ein Chitarone und eme Laute bei
Claudius in Kopenhagen von ihm. Das Musikhisto-
rische Museum von W. Heyer in Köln enthält eine
Mandoline, eine Gitarre und eine Theorbe und die
Sammlung Correr in Venedig mehrere Calascionen
dieses Meisters.
Brandmarke: Alla Corona (oder Krone darunter M. S.)
Geigenzettel : Matteo Sellas / alla Corona in Venezia
(gedruckt).
Seile, Hans. — Czarnlkau (Posen). 1900. 1901
Ein Dilettant, der sich mit Geigenausbesserungen be-
schäftigte, auch lackierte und vorher die Instrumente
mit Saffran grundierte.
Seile, Louis. — Mühl hausen, Erfurt. 1861.
1865
Er wohnte 1861 noch in Mühlhausen und 1863 und
noch 1865 in Erfurt. Ich kenne ihn nur aus Reparatur-
zetteln.
Selling, 0. F. — Stockholm. 1851
Als Wiederhersteller alter Instrumente nicht unge-
schickt.
Sellos s. Seelos
Sembera s. Schembera
Semola s. Simone dal Liuto
Seni, Francesco. — Florenz. 1634
Sohn des Vincenzo S. Ein wenig bekannter Lauten-
und Geigenmacher.
Sennewald, Carl. — Rudolstadt, Berhn. Geb.
23. Mal 1888 in Aachen
Er wollte ursprünglich Elektrotechniker werden und
bereitete sich dazu durch den Besuch des Kaiser-
Wilhelm-Gymnasiums in Aachen und der Oberreal-
schule in Magdeburg vor. Sein Interesse am Geigenbau
bestimmte ihn aber, diese Absicht aufzugeben. Nach-
dem er sich durch Selbststudium und praktische Arbeit
genügend vorgebildet hatte, trat er bei einer Markneu-
kirchener Geigenfirma als Volontär ein und machte da
so rasche Fortschritte, daß ihm sein Lehrherr schließ-
lich ein glänzendes Zeugnis ausstellte. Bereits im Jahre
1905 machte er in München seine ersten Geigen. Er
stimmt Decke und Boden harmonisch ab, ahmt die
Modelle von Stradivan und Guarnen nach und ver-
wendet altgoldgelben, rötlichen oder altbraunen Lack.
Er bezeichnet jede seiner Geigen mit einem weiblichen
Vornamen, klebt einen handschriftlichen Zettel ein und
bringt im Innern einen Monogrammstempel an. Von
1907 — 1910 war er in Rudolstadt ansässig und über-
siedelte im Januar 1911 nach Berhn. Seine Arbeiten
werden von hervorragenden Geigern gelobt.
Senta, Felicio (oder Fabrizio). — Turm. An-
fang des 18. Jahrhunderts
Wenig hervortretender Lauten- und Geigenmacher,
der auch in Florenz gearbeitet haben soll. Eine Diskant-
viola dl Gamba von ihm ist in Kopenhagen, eine gute
Viola d'amore in Florenz. Auch im Verzeichnis der
Musikinstrumente des Herzogs von Florenz, das Cristo-
fori 1716 angefertigt hat, wird er erwähnt: Nr. 40 »Un
bassetto di Fabrizio Senta, di Tunno ...<<.
Sentchordi, Hermanos. (-Gebrüder). —
Valencia. 19. Jahrhundert
Ihre Gitarren und Bordonen waren recht gut. Ob die
Geigen, die in ihrem Geschäfte verkauft wurden, von
ihnen selbst gebaut waren, konnte ich nicht fest-
stellen.
Serangeli. — Paris. 1773
Er soll ein geborener Römer und Schüler eines nicht
nachweisbaren Pariser Meisters David gewesen sein.
Nach seinem Zettel wohnte er in der Rue Jean Jacques
Rousseau, Maison Bouillon.
Seraphin, Giorgio. — Venedig. 1742. 1747
Enkel oder Neffe von Santo Seraphin, von dem er je-
doch nur wenig mehr als den Namen erbte. Die Arbeit,
das Holz und der Lack sind gut ; auch die Schnecke
ist hübsch geschnitzt; nur der Ton ist zu schwach. Er
verwendete auch eine Brandmarke.
Geigenzettel: Georgius Seraphin, Sancti nepos / fecit
Venetiis 1747 (gedruckt).
Seraphin, Santo. — Udine, Venedig. 1678
1737
Seiner eigenen Angabe nach war er ein Schüler von
Nicolaus Amati; seine älteren Instrumente lassen je-
doch eher darauf schließen, daß er bei einem Tiroler
Meister gelernt hat. Er stammte aus Udine, wo er in
den ersten 10 oder 20 Jahren seiner Tätigkeit nach-
weisbar ist. Es ist ja immerhin möglich, daß er ur-
sprünglich bei einem Tiroler gelernt hat und dann als
Gehilfe zu Amati gekommen ist. In seinen reifen Wer-
ken steht er ebenso unter dem Einfluß Amatis als Fran-
cesco Ruggens. Er ist seit mindestens 1710 in Venedig
ansässig gewesen und darf unbestritten als der bedeu-
tendste venezianische Geigenmacher betrachtet wer-
den. In bezug auf die Sorgfalt der Ausführung wird er
nur von Stradivari übertroffen. Die F-Löcher und die
Schnecke machte er zeitlebens nach Stainer; auch die
Wölbung der Decke, die er ziemlich hoch nimmt, hat
Anklänge an Stainers Modelle behalten. Der Boden ist
464
Serapine — Sgarbi
dagegen wesentlich flacher, die Ecken treten kräftig
hervor. Das Holz der Decke ist sehr schön, der Boden
meist klein geflammt; von nicht minder hervorragen-
der Beschaffenheit ist auch sein rötlicher oder gelb-
brauner Lack. Wie nicht anders zu erwarten, ist der
Ton wundervoll klar, gleichmäßig und edel, so daß es
begreiflich erscheint, wenn für seine Violinen große
Summen bezahlt werden. Ebenso trefflich und ebenso
gesucht sind seine Violoncelli und seine Bässe. Auf
seinen älteren, aus Udine datierten Zetteln nennt er
sich einen Amatischüler; seine Venezianer Zettel haben
die auf Zettel 674 abgebildete bekannte Umrah-
mung. Außerdem brannte er auch seinen Namen in
seine Instrumente ein, wobei die Schrift hell auf dunk-
lem Grunde erscheint. Gewöhnlich liest man oberhalb
des Knopfes Santo und unterhalb Seraphin. Wenn
Vidal auf einem älteren Zettel die Jahreszahl 1648
liest, so ist die Zahl entweder gefälscht oder muß
1678 gelesen werden. Eine schöne Violine von ihm
besitzt unter anderen Theodor Hämmerle in Wien.
Geigenzettel: Abb. 674 und 71 1 .
Serapine, G. — Neapel
Ein Mandolinenmacher vom Ende des 19. Jahrhun-
derts.
Serasati (Scrosati?), Domenico. — Neapel.
1710. 1775
Obwohl er bei Lebzeiten einen gewissen Ruf besaß,
gelang es mir nicht, eine zweifellos echte Arbeit von
ihm kennenzulernen. Er scheint später nach Mailand
übergesiedelt zu sein. G. Siefert in Leipzig besitzt von
ihm eine Viola von unbedeutender Arbeit, aber guter
Wölbung, der Lack stark braungelb, mit dem ge-
schriebenen Zettel : GioH' Domenico Scrosati / Fece in
Milano al Segno / del Colosso 1775. Dennoch steht
nicht einmal der Name einwandfrei fest, oder es gab
zwei Meister mit gleichem Taufnamen und ähnlich
klingenden Familiennamen.
Serdet, Paul. — Paris. Geb. 10. Januar 1858 in
Mirecourt
Schüler von Gaillard und Derazey, arbeitete von 1877
bis 1883 in Lyon bei H. C. Silvestre, siedelte mit ihm
nach Paris über und blieb weiter bei ihm bis 1894,
in welchem Jahre er seine eigene Werkstatt eröffnete.
Seine Arbeit ist künstlerisch; er arbeitet nach Stradi-
vari und Guarnen und verwendet Ollack. Nachdem er
schon 1889 eine silberne Mitarbeitermedaille erhalten
hatte, wurde er 1900 in Paris für seine Geigen mit der
goldenen Medaille ausgezeichnet.
Geigenzettel : Abb. 688.
Serelnicki, Alexander. — 1791
Ein polnischer Lautenmacher, von dem Fritz Wild-
hagen in Haiensee bei Berlin in seiner Sammlung eine
mit Perlmutter eingelegte Cister mit konvexer Rosette
besitzt.
Serri, Piero. — Florenz. 1730
Eine kleine florentiner Mandoline im Kölner Musik-
historischen Museum trägt einen geschriebenen Zettel
mit diesem sonst nicht bekannten Namen.
Settani, Pasquale, lebt in Brooklyn
Setzer, August. — Budapest. Geb. 1859,
t 6. Dezember 1896
Schüler von Engleder. Als Geselle arbeitete er bei W. J.
Schunda, ferner in Wien, Dresden und Stuttgart usw.
und machte sich 1887 selbständig. Solange er gesund
war, galt er als ein recht geschickter Geigenmacher;
langandauernde Krankheit aber verhinderte es, daß er
zur eigentlichen Vollendung kam.
Sexton, John. — London. 1720
Sem Name findet sich in einer Violine im Besitz von
J. T. Chapman.
Seyd, Ernest August. — London. Geb. 28. Juni
1866 in London
Sohn eines Londoner Hotelbesitzers deutscher Ab-
stammung '). Er hat eine gediegene musikalische Aus-
bildung erhalten, spielt alle Instrumente und ist ein
Virtuose auf dem Saxophon. Das Geigenmachen be-
treibt er zwar nur aus Liebhaberei, aber mit großem
Ernst und schönem Erfolg. Er studierte die alten Mei-
ster und fertigte mehrere Kopien nach Stradivari an,
hat aber schließlich sein eigenes Modell gefunden, das
auch in den Umrißlinien manche Abweichungen von
den italienischen Vorbildern aufweist.
Geigenzettel: Ernest August Seyd. fecit / Londini.
Anno Domini MDCCCXC (gedruckt).
Seymour. — Leamington. 1889
Eine gut gebaute Violine mit seinem Namen ließ eine
geschickte Hand erkennen.
Sgarabotto, Cavaliere Gaetano. — Mailand.
Vicenza, S. Feiice. 1910. 1920
Ein geschickter Geigenbauer, der schon auf der Turiner
Ausstellung eine silberne Medaille erhielt und sich seit-
her sehr vervollkommnet hat, so daß er jetzt als einer
der besten unter den lebenden italienischen Geigen-
bauern gilt. Auch als Kenner alter Instrumente ist er
sehr geschätzt.
Sgarbi, Antonio, ein im letzten Viertel des
19. Jahrhunderts in Rom ansässiger Instru-
mentenmacher. Daselbst bestand auch eine
Firma: Gius. Sgarbi & Figli
Sgarbi, Giuseppe, gen. Jarino. — Finale nell'
Emilia (Modena) 1841. 1887
Ein geschickter Geigenmacher, der für seine Violinen,
Violen, Violoncelli und Bässe mehrfach Medaillen er-
hielt. Er bevorzugte ein flaches Modell. Sein Lack ist
nicht schlecht ; namentlich der rote besitzt gute Eigen-
schaften. Im Jahre 1894 wurde Messori sein Nach-
folger.
^) Vgl. Genealogisches Handbuch bürgerlicher Fami-
lien. Bd. II (Charlottenburg 1889, Mähler).
Sliackleton — Siebenhünef
465
Shackleton, Daniel. — Bedford. 1888
Besser als Violinen gelangen ihm Violen.
Shaw, John. — London. 1655. 1698
Eine Anzahl recht guter Violen trägt seinen Zettel mit
der Angabe seines Ladenschilds und seiner Wohnung.
Er wurde zum Hofgeigenmacher ernannt.
Geigenzettel: John Shaw att the Goulden harp / and
Hoboy nere the May pole / in the Strand 1656 (ge-
druckt). — lohn Shaw at the golden Harp and Ho- /
Boy, next door to the Fountain Tavern / in the Strand
near the Savoy London / 1 688 (gedruckt).
Shaw, Thomas. — Cove. Geb. 13. März 1864
Ein Liebhaber, der etwa ein Dutzend Violinen nach
Stradivari gemacht hat und roten Bernsteinlack ver-
wendet.
Geigenzettel: Tom Shaw / Cove / Dumbartonshire.
(geschrieben).
Shrimpton, ein australischer Geigenmacher,
der seit mehr als 20 Jahren in West Geelong
(Victoria) ansässig ist
Shrosbee, Henry James. — Adelaide
Seine Geic:en gelten als recht gut und sein Lack wird
gelobt, auch hat er einen neuen Steg erfunden.
Siani, Valentine. — Florenz. 1630. 1640
Zierliche Geigen und gute Violen mit hübschem, gelb-
braunem Lack tragen seinen Namen.
Geigenzettel: Valentine Siani / Florent. 16 . . (gedr.).
Siciliano (Ciciliano), Antonio. — Venedig
1630. 1660
Arbeiten von ihm sind mehrfach erhalten, die ihn als
tüchtigen Meister erkennen lassen. Er stammte aus Bo-
logna und nannte sich daher zeitweise auch kurzweg
»Antonius Bononiensis*, z. B. auf dem Zettel einer
Gamba mit abgerundeten Ecken im Museum des
Lyceo filarmonico in Bologna. In einer Baßviola da
Gamba (in derselben Sammlung) schreibt er seinen
Namen Ciciliano. Vidal macht drei verschiedene Mei-
ster daraus: 1. Ant. Ciciliano, 2. Ant. Siciliano und
3. Ant. Bononiensis. Ein Chitarrone (rom. Theorbe)
besitzt die staatl. Sammlung in Berlin mit geschmack-
voller Rose (Nr. 722). In der Sammlung des Grafen
Correr in Venedig befindet sich eine Viola da Gamba
von ihm. Eine Theorbe mit doppeltem Wirbelkasten
bewahrt das städtische historische Museum in Frank-
furt a. M. (1,95 m lang). Eine ganz aus Elfenbein ge-
baute Laute mit fünf Doppelsalten und hübschem mit
Maßwerk durchbrochenem Dachstern besitzt C. Clau-
dius In Kopenhagen. Ein vollständiges Gambenterzett
findet sich in der Wiener Sammlung alter Musikinstru-
mente. De Piccolellis führt nur den Namen Siciliano
ohne weitere Bemerkungen an.
Geigenzettel: Abb. 681.
Siciliano, Gioacchino. — Venedig, 1670. 1680
Sohn des Antonio S. Nach anderen lautet sein Tauf-
name Giov. Battista, und so wird sein Name auch in
dem Katalog der Sammlung Correr in Venedig an-
gegeben, wo eine Gamba von ihm aufbewahrt ist.
V. Lütg'eiidoiff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Sidtler (Sidler, Sittler), Gregor. — München.
1762. 1800
Schüler von Seb. Wolfram in München. Zu seiner
weiteren Ausbildung ging er nach Wien und wurde
nach Kämbls Tod nach München berufen als »Geigen-
und Lautenmacher der Hofinusik«. Er folgte diesem
Rufe und kaufte das Geschäft seines Lehrmeisters
Wolfram. Obwohl er ein geschickter Meister war, ver-
stand er es doch nicht, sich mit den Herren bei Hof
gut zu stellen, und als Claudius Boiteux sich 1786 in
München niederließ, war es diesem nicht schwer, ihn
völlig zu verdrängen. Erst nach dem Wegzug des Boi-
teux von München um 1 799 erhielt er wieder Aufträge
von der Intendanz.
Geigenzettel : Gregorius Sidtler fesit / Monachij Anno
1791 [Initialen im Kreis] (gedruckt).
Sidvab, Svalsecnew s. Baudis
Siebenhüner, Anton. — New York, Zürich.
Geb. 1851 in Schönbach
Schüler von Gabriel Lemböck in Wien. Als Gehilfe
arbeitete er zunächst zwei Jahre in Budapest bei A. Eng-
leder und ging dann zu dessen Bruder Andreas E. nach
München und dann wieder nach Wien zu Th. Zach.
Nach kürzerem Aufenthalt in Leipzig und Berlin trat
er 1872 als erster Mitarbeiter bei Georg Gemünder in
New York ein, machte sich z.vei Jahre später dort selb-
ständig. Im Jahre 1876 erhielt er auf der internationalen
Ausstellung in Philadelphia den ersten Preis, kehrte
aber 1878 krankheitshalber wieder nach Europa zu-
rück und begründete in Zürich sein heute noch blü-
hendes Geschäft. Er arbeitet sehr sorgfältig nach Stra-
divari, hat gutes, altes Tonholz und verwendet einen
feurigen, meist roten Lack, der sich sehr gut bewährt
hat. Auch als Reparateur und Bogenmacher erfreut er
sich des besten Rufs. Im Jahre 1915 nahm er seinen
jüngsten Sohn als Teilhaber in das Geschäft auf, des-
sen Firma jetzt A. Siebenhüner & Sohn heißt. Auch
seine Tochter ist seine gelehrige Schülerin und arbeitet
fleißig mit.
Geigenzettel: Anton Siebenhüner/ Zürich Anno 19 . .
[Initialen und Kreuz, in einem Kreis] (gedruckt). —
Anton Siebenhüner / Zürich Anno 18 . . [Initialen
und Ki'euz, in einem Kreis] (gedruckt).
Siebenhüner, Bernhard. — Schönbach b.Eger,
1778. 1826
Er wohnte Haus Nr. 208 und war in seiner Weise
nicht ungeschickt. Seine Geigen haben zwar kein be-
sonders schönes Modell, klingen aber meist recht gut.
Siebenhüner, Josef. — Schönbach b. Eger.
1826
Wahrscheinlich ein Sohn von Bernhard S. und diesem
in der Arbeit sehr ähnlich.
Siebenhüner, Karl. — Zürich. Geb. 1885 in
Zürich
Jüngster Sohn und Schüler von Anton S. Seine Aus
blldung schloß er bei Thibouville-Lamy in Mirecour
ab, wo er dann auch in anderen Werkstätten arbeitete.
30
466
Siebenhüner — Silva
Nach vierjährigem Aufenthalte kehrte er 1906 nach
Zürich zurück, wo er seine vielfachen Erfahrungen zum
Vorteil der väterlichen Werkstatt verwendete, die er
sehr gut zu vergrößern verstand. Er ist ebenso geschickt
und begabt wie sein Vater und hat auch die seit vielen
Jahren angelegte Sammlung alter Meistergeigen in
wertvoller Weise zu bereichern gewußt.
Siebenhüner, Martin. — Schönbach b. Eger.
1826
Vielleicht Josef S.s Bruder. Auch seine Geigen sind
denen von Bernhard S. ähnlich.
Siebert, Fr. — Berlin. 1895
Bis 1895 Inhaber der Firma Carl Grimm.
Siefert, Christian Heinrich. — Eisenach,
Leipzig. Geb. 23. Januar 1831 zu Eisenach,
t 18. Juni 1889 in Leipzig
Er war ursprünglich Besitzer eines Schneidergeschäfts
und dabei als Dilettant ein ziemlich guter Geiger. Im
Jahre 1861 kam er durch Zufall in den Besitz einer
echten Stradivangeige, und seitdem begann er sich
auch für das Geigenmachen zu interessieren ; schließ-
lich machte er mit den einfachsten Werkzeugen den
Versuch, selbst Geigen herzustellen, was ihm bei seiner
besonderen Veranlagung über alles Erwarten gelang.
Tüchtige Musiker wurden auf ihn aufmerksam und
ermunterten ihn, sich ganz dem Geigenmachen zu
widmen, was er zuletzt auch tat. Er vervollkommnete
sich in dieser Kunst immer mehr und erwarb sich bald
einen Namen. Im Jahre 1875 siedelte er nach Leipzig
über und brachte es durch fortgesetztes Studium da-
hin, daß er zu den geschicktesten deutschen Meistern
seiner Zeit gerechnet werden kann. Er war Autodidakt,
studierte aber unablässig die Werke Stradivans und
besonders die in seinem Besitze befindliche Geige, die
er sich zum Vorbild genommen hatte. In der Arbeit
war er ungemein gewissenhaft ; das Holz wählte er so
sorgfältig als nur möglich und bildete sich schließlich
ein eigenes Modell (drei verschiedene Patrone). Übri-
gens fertigte er zu jeder Geige eine eigene Zeichnung
an. Bratschen und Violoncelli hat er nur selten gemacht.
Seine Violinen tragen einen handschriftlichen Zettel,
und solche, an denen fremde Hände mitgearbeitet
haben, sind ausdrücklich als »Schülergeigen« bezeich-
net. Sein Lack ist schön und wirkt nur deshalb zu hell,
weil er das Holz vorher zu beizen oder zu färben ver-
schmähte. Der Ton ist edel, die Ansprache weich, und
seine Violinen gehören zu denen, die versprechen, von
Jahr zu Jahr besser zu werden. Daß er bei der Gewissen-
haftigkeit, die ihn auszeichnete, auch ein trefflicher
Wiederhersteller alter Geigen war, ist kaum besonders
zu erwähnen.
Siefert, Gustav. — Leipzig. Geb. 23. März
1856
Sohn, Schüler und Nachfolger von C. Heinrich S.
dessen Werkstatt er 1889 übernahm, nachdem er vor-
her schon seit 18 Jahren der Gehilfe seines Vaters ge-
wesen war. Seine Arbeit kommt der seines Vaters gleich
und ist in bezug auf Holz und Lack tadellos. Er be-
sitzt viele Anerkennungen erster Meister und wohl-
verdiente Auszeichnungen.
Siegert, Franz. — Schönbach b. E. 1826
Unter den Meistern, die 1826 der Innung angehörten,
findet sich auch dieser Name.
Siemenroth, A. F. — Küstrin. 1870
Ob die neuen Geigen mit seinem Zettel in allen Teilen
von ihm selbst gemacht sind, will ich nicht entscheiden ;
dagegen scheint er im Ausbessern und Wiederherstellen
Sorgfalt und Geschicklichkeit besessen zu haben.
Geigenzettel : .Aptirt und Reparirt von , A. F. Siemen-
roth / in Cüstrin 1870 (gedruckt).
Sienkievicz. — Reczyca. Anfang des 19. Jahr-
hunderts
Seine Geigen sind nicht schlecht gearbeitet, kommen
jedoch selten vor.
Geigenzettel : Sienkievicz / in Reczyca. (geschrieben).
Siercks, Martin. — Lübeck. 1712. 1714
Ein Instrumenten- und Klaviermacher, der im An-
fange des 18. Jahrhunderts in Lübeck mehrfach er-
wähnt wird.
Sigismondo, Mastro. — Venedig. 1514
Ein deutscher Lautenmacher, der jedenfalls mit Sigis-
mund Maler (s. dort) identisch ist.
Signorini, Serafino, arbeitete seit etwa 1875 in
Florenz als Geigenmacher
Sikora s. Sykora
Silier vgl. Syller
Silier, Johann. — ?
Eine dunkel lackierte Violine trug einen schwer leser-
lichen Zettel; die Jahreszahl fehlte, und der Ort war
nicht zu entziffern. Vielleicht gehört er derselben Fa-
milie wie Veit Syller an.
Silliwanow. — Zarewokokschaisk (Gouv.
Kasan, Rußland). 1900
Russischer Streichinstrumentenmacher der Gegenwart.
Silva s. auch Vieira
Silva, Joäo Maria da. — Lissabon. 1887. 1897
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher, der
auf der Lissaboner Ausstellung 1888 den ersten Preis
für das beste nationale Musikinstrument erhielt. Seine
Gitarren zeichnen sich durch guten Ton, schöne Ein-
legearbeit und öfters auch durch hübsch geschnitzte
Köpfchen am Wirbelkasten aus.
Silva, Julio Thomas da. — Porto. 1899
Wie die meisten Instrumentenmacher der Gegenwart
in Portugal macht auch dieser nur Gitarren und Man-
dolinen.
Silvestfe — Simon
467
Silvestre, Hippolyte. — Lyon. Geb. 14. Dez
1808 in Saint-Nicolas-de-Port, f in Sommer-
villers 3. Dezember 1879
Jüngerer Sohn von jenem Pierre S., der bis 1790 m
Luneville Benediktinermönch gewesen ist, und durch
die Stürme der Revolution aus seinem Kloster getrie-
ben und Lehrer in Mirecourt geworden war. Hippo-
lyte war acht Jahre alt, sein Bruder fünfzehn, als der
Vater starb und die Familie mittellos hinterließ. Beide
mußten es daher für ein Glück ansehen, daß Meister
Blaise sie in die Lehre nahm. Hippolyte ging später
noch zu J. B. Vuillaume nach Paris, wo er seine Aus-
bildung abschloß. Im Jahre 1831 trat er als Teilhaber
in das Geschäft seines Bruders Pierre ein, wo er bis
1848 blieb. Später zog er sich nach Sommervillers zu-
rück. Nach dem Tode seines Bruders übernahm er 1859
die Werkstatt wieder und behielt sie bis 1865. Er ging
dann abermals nach Sommervillers, wo er auch starb.
Seine Arbeit war künstlerisch und sicherte ihm einen
dauernden Nachruhm.
Silvestre, Hipp C. ('Silvestre neveu«), s.
Chretien
Silvestre, Pierre. — Lyon. Geb. 9. August
1801 in Sommervillers (Meurthe), f 1859 in
Lyon
Schüler von Blaise in Mirecourt. Als Gehilfe arbeitete
er bei Lupot und Gand-Vater in Paris und vollendete
bei diesen seine künstlerische Ausbildung. Im Jahre
1829 eröffnete er in Lyon seine eigene Werkstatt, die
er von 1831 an in Gemeinschaft mit seinem Bruder
Hippolyte führte, der jedoch nur bis 1848 bei ihm
blieb. Pierre Silvestre arbeitete dann allem weiter und
kam zu hohem Ansehen. Er war ein geschickter Mei-
ster, dessen Arbeiten nicht nur im Ton, sondern auch
in der äußeren Durchführung tadellos sind. Er schnitzte
auch gern Frauenköpfchen, Porträts u. dgl. am Wirbel-
kasten und folgte im allgemeinen dem Stradivanmodell.
Er hat an 350 Violinen und Violoncelli gemacht und
wird seinem Bruder Hippolyte entschieden vorgezogen.
Nach seinem Tode kam seine Werkstatt an seinen Bru-
der zurück und ging von diesem auf Pichon über, von
dem sie Hippolyte Chretien, Neffe der Brüder Sil-
vestre, übernahm. Eine Violine von tadelloser Arbeit
und wundervollem Lack von ihm vom Jahre 1854 be-
sitzt Universitätsprofessor Dr. Disselhorst in Halle a.S.
Leider hat das Instrument wenig Ton, da das Holz
gebacken ist. Demnach scheint auch er mißglückte Ver-
suche mit künstlich alt gemachtem Holze vorgenom-
men zu haben. Im allgemeinen aber sind gerade seine
Violinen wegen ihres edlen, gesangreichen Tons denen
seines jüngeren Bruders vorzuziehen.
Geigenzettel: Abb. 685, 703, 761.
Silvestre & Maucotel. — Paris
Im Jahre 1900 vollzogene Vereinigung von Hipp. C.
Silvestre und Ernest Maucotel.
Geigenzettel: Abb. 707.
Silvestri, Francesco. — Verona. 1808
Er soll auch an anderen Orten gearbeitet haben, ist
aber nur als Gitarrenmacher bekannt geworden.
Simbalcli, Giuseppe. — Rimini. 1741
Einen Geigenmacher dieses Namens führt Valdrighi
(4416) an. Ich vermute, daß der Name richtig Sinibaldi
lauten muß.
Simcock, John. — Bath. 1700
Von ihm ist ein »Bellharp« genanntes Psalterium, des-
sen Korpus den Umriß einer Glocke zeigt, bekannt.
Simensen, M. — Fredrikshald. 1840 (?)
Ein ncweg. Artillerist, der sich aus Liebhaberei mit
dem Geigenbau beschäftigte.
Geigenzettel : Repareret af Artillerist / M. Simensen /
1 F-Hald 18 (unleserlich) (geschrieben).
Simmann (Simann), Franz. — (Mittenwald)
1838
Seiner Arbeit nach zweifellos ein Mittenwalder, wenn
er auch seinen Wohnort auf seinen Zetteln nicht angibt.
Geigenzettel : Franz Simann / Geigenmacher in Tirol /
1838 (lith.).
Simman, Georg. — Mittenv^ald. 18. Jahr-
hundert
Sein Name ist in der Literatur merkwürdigen Entstel-
lungen ausgesetzt. Während einige Simon lesen, lesen
wieder andere Stimmann, Valdrighi gar Umman, und
doch gehört gerade Georg Simman zu den besseren
Mittenwaldern, und hat namentlich auch schöne Violen
(auch d amore) gemacht.
Simman, Johann Michael. — Mittenwald.
1765. 1785
Ein tüchtiger Meister, von dem einzelne Geigen den
besten Arbeiten der Familie Klotz gleichkommen. Eine
mit Elfenbein eingelegte Gitarre von ihm aus dem
Jahre 1780 besitzt W. Heyers Musikhistorisches Mu-
seum in Köln.
Geigenzettel: Johann Michael Simman Geigen /
macher in Mittenwald an der Isar / 1765 (gedruckt)
und Abb. 741.
Simman, Matthias. — Mitten wald. 1919
Guter Lauten- und Gitarrenmacher.
Simo Gabor. — Marosväsärhely. 1913
Ein Lehrer, der aus Liebhaberei originelle Geigen baut,
die er ohne Einlagen läßt und auch nicht lackiert, die
aber trotzdem nicht schlecht klingen sollen.
Simon. — Lyon. 1568. 1573
Dieser Lautenmacher kommt merkwürdigerweise in
den Urkunden nur mit seinem Vornamen vor — die
Stelle für seinen Familiennamen ist in den Schrift-
stücken freigelassen — ; er wird dabei als »joueur et
faiseur de luths« bezeichnet und wohnte im Quartier
St. Paul, Rue de la Pomme-Rouge. Vgl. Coutagne,
Duiffop.
30*
468
Simon
Simon. — Brüssel. 1757. 1772
Am bekanntesten durch seine an der Harfe angebrach-
ten Verbesserungen.
Simon. — Paris. 1801
Wenig bekannter Reparateur. Vielleicht mit Claude
Simon verwandt.
Simon, Claude. — Paris. 1783. 1800
Er war wahrscheinlich der Sohn der *Witwe Simon«,
deren Geigen 1785 sich eines gewissen Rufes erfreuten.
Er selbst wohnte Rue de Grenelle-Saint-Honore und
dürfte mit seiner Mutter aus Mirecourt nach Paris ge-
kommen sein ; seine Arbeit zeigt stets den Mirecourter
Stil seiner Zeit.
Simon, Fran^ois. — Mirecourt. 1785
Bis jetzt der älteste bekannte Geigenmacher seiner
Familie.
Simon, Franz. — Salzburg. Geb. 1757 in
Mittenwald, f im Juni 1803 (1804?) in Salz-
burg
Er dürfte zur Familie Simman gehören und erhielt 1 791
das [Bürgerrecht in Salzburg. Er war fürstbischöfl. Hof-
Lauten- und Geigenmacher und verfertigte alle Arten
von Geigen und Lauten. Seine Arbeit ist gut und steht
der Klotzschule nahe. Er hat, wahrscheinlich als Ton-
versuche, auch Geigen gemacht, bei denen sowohl
Decke als Boden aus Fichtenholz sind. Das städtische
Museum Carolino-Augusteum in Salzburg besitzt sechs
Instrumente von ihm. Er ist der einzige Geigenmacher,
der in Benedikt Pillweins Salzburger Künstlerlexikon
(1823) erwähnt wird, und zwar mit Ausdrücken höch-
sten Lobes. Pillwein schöpft dabei aus einem Manu-
skript des Historikers Hübner und gibt 1803 als Todes-
jahr an. Im Archiv der k. k. Landesregierung in Salz-
burg wird aber der Geigenmacher »Franz Simoni« noch
1804 erwähnt.
Geigenzettel: Franz Simon. Hof- und bürgerl./ Lauten-
und Geigenmacher zu / Salzburg 1 795 (gedruckt) und
Abb. 734.
Simon, Hermann. — Essen. Geb. um 1859
Er ist städtischer Kirchhofsgärtner und Totengräber
und baut seit 1887 aus Liebhaberei Geigen. Zum Vor-
bild nahm er sich eine Magginigeige vom Jahre 1647,
nimmt aber die Wölbung flacher. Sein Holz kauft er in
Markneukirchen und hat es schließlich ohne Lehr-
meister zu einer gewissen Geschicklichkeit gebracht.
Simon (Siman), Ignaz. — Haidhausen (bei
München). Geb. 15. Februar 1789 in
Mittenwald, f 16. März 1866 in München
Nach G. Kinskys Ermittlungen war er ursprünglich
Ziegelarbeiter, der es durch unablässigen Fleiß und
besondere Begabung dazu brachte, seiner Zeit der
beste Münchener Zithermacher zu werden. Er stand
bei Herzog Max in besonderer Gunst und hat diese
auch verdient Ich kenne nur Zithern von ihm, die
älteste mit der Jahreszahl 1810, doch gibt es auch Zettel
von ihm, auf denen er sich ausdrücklich als Geigen-
macher bezeichnet. Ein solcher findet sich in einer 1844
gebauten Schlagzither im Kölner Musikhistonschen
Museum (Nr. 450), das noch vier gleiche Instrumente
von ihm aus den Jahren 1842 — 1851 besitzt. Eine bay-
rische Zither von ihm ist m der staatl. Sammlung in Ber-
lin (Nr. 623), je eine gleiche im Museum zu Landsberg
und bei C. Claudius in Kopenhapgen. Seine Werkstatt
übernahm sein Pflegesohn Johann Haslwanter, der
dieser schon seit etwa 1851 vorstand.
Geigenzettel: Ignatz Simon Zittermacher / in Haid-
hausen 1839 (gedruckt). — Repariert / Ignaz Siman /
Saiten u. Instrumentenmacher / in Haidhausen / bei
München 1850 (gedruckt).
Simon, Johann. — Großwardein
Von Dr. J. Geiger erwähnter Geigenmacher unserer
Zeit.
Simon, Johann. — Mittenwald. 1812
Seine Gelgen sehen etwas unbeholfen gemacht aus,
sind aber nicht uninteressant. Sein Lack ist hellbraun.
Simon, Johann Baptist. — Mittenwald. 1786
Vielleicht ein Schüler eines Hornsteiner.
Geigenzettel : Johann Babtist Simon in / Mittenwald
ao 1786 (geschrieben).
Simon, P. — Paris. Geb. 1808 in Mirecourt,
f Paris Dezember 1882
Sehr guter Bogenmacher, der 1838 nach Paris kam und
hier ein Schüler vonD.Peccatte wurde, dessen Geschäft
er 1847 kaufte, nachdem er vorher jahrelang bei Vuil-
laume gearbeitet hatte und seit 1846 selbständig war.
Von 1848 — 1851 arbeitete er mit Henry zusammen,
seitdem aber immer eillein. — Marke: Simon, Paris.
Simon, Rene. — Auch (Dep. Gers). Geb.
1844 in Castera-Verduzan (Dep. Gers)
Sein Vater war ein reisender Musikinstrumentenhänd-
1er und brachte ihn 1860 nach Mirecourt zu Fran^ois
Salzard in die Lehre, wo er auch mit Joseph Hei ein
dauerndes Freundschaftsbündnis schloß. Er arbeitete
dann nacheinander bei Lab. Humbert, Grandjon, Ni-
colas Vuillaume und August Darte, 1866 bei Guerin
in Marseille und 1867 bei Gautrot in Paris. Im Jahre
1873 machte er sich in Auch selbständig; ursprüng-
lich wollte er da nur vorübergehend arbeiten, schließ-
lich blieb er aber dauernd da. Seit 1880 verwendet er
einen trefflichen Ollack, den er selbst zubereitet. Seine
Arbeit ist sehr schön ; er pflegt die Überlieferungen der
Vuillaumeschen Werkstatt, in der zehn Jahre lang ge-
arbeitet hat, und besitzt mehrere Ausstellungsmedaillen.
Simon, Thomas Stani.
1870
Mittenwald. 1820.
Wahrscheinlich ein Verwandter von Franz S. und wie
dieser wohl ein Abkömmling der Familie Simman. Er
war Gitarrenmacher und verkaufte seine Arbeiten als
Hausierer. Um seinen Konkurrenten sein Absatzgebiet
nicht zu verraten, spielte er gewöhnlich abends im
Gasthaus zur Post Karten, machte sich dann nach
Simone — Simpson
469
10 Uhr auf den Weg nach Innsbruck und war, ohne daß
seine Abwesenheit bemerkt worden war, am anderen
Abend rechtzeitig wieder bei seiner Kartenpartie. Er
legte so einen Weg von etwa 70 km zu Fuß zurück,
und das noch in einem Alter von 60 Jahren.
Simone dal Liuto. — Brescia. 1580. 1592
Er wird mehrfach als Verkäufer von Lauten und Gei-
gen erwähnt, die er wohl auch selbst angefertigt haben
dürfte. Es liegt nahe, ihn mit jenem Simone Semola
zu identifizieren, von dem Sekretär G. Endres in Fürth
eine Geige besitzt mit dem Zettel: Simone Semola
fecit Bresciae 1 592 / De onore tutti II Sannti (gedruckt).
Simonet, Etienne. — Mons. 1730
Ein wenig bekannter belgischer Gelgenmacher, von
dem sich ein Violoncello aus der Snoeckschen Samm-
lung In Berlin befindet.
Gelgenzettel : Falt par Etienne Simonet / ä Mons, 1 730
(gedruckt).
Simonetta s. Raynaldi
Simonin, Charles. — Mirecourt, Genf, Tou-
louse. Geb. um 1815 in Mirecourt, lebte
noch 1875
Vielleicht der Sohn eines gleichnamigen MIrecourter
Meisters und Enkel eines 1750—1766 vorkommenden
Michel S. Schüler von J. B. Vulllaume und später einer
von dessen geschicktesten Gehilfen. Nachdem er sich
verheiratet hatte, arbeitete er eine Zeidang für sich In
Mirecourt, begründete 1841 sein Geschäft In Genf
und siedelte 1849 Im September nach Toulouse über.
Er gehört zu den besseren MIrecourtern, arbeitete u. a.
nach GIus. Guarnerl und wurde auf allen von Ihm be-
schickten Ausstellungen ausgezeichnet. Der Lack Ist
gewöhnlich von rötlicher Farbe, das Holz gut, wenn
auch nicht Immer besonders schön.
Gelgenzettel: Repare par Gh. Simonin / luthler ä Tou-
louse / eleve de M. Veuillaume (sie) de Paris (gedruckt).
— Charles Simonin / ä Mirecourt (gedruckt).
Simonis, Loretto (Soretto oder Dorello?). —
Mantua. 1800
Der Zettel, namentlich der Vorname, Ist schwer zu
entziffern. E. Gärtner besitzt eine Violine mit diesem
Namen, im Modell an Andreas Guarnerl erinnernd,
mit tiefgestochener Schnecke und kastanienbraunem
Lack. Die Violine, die Im Aussehen In der Mitte zwi-
schen den Arbeiten der Klotzschule und der Cremo-
neser Schule liegt, stammt aus einer württembergischen
Kirche.
Simoutre, Nicolas. — Mirecourt, Metz. Geb.
1788 in Mirecourt, t 1870 in Metz
Schüler von Nicolas Lupot in Paris. Im Jahre 1817
begründete er seine Werkstatt In Mirecourt. Da er ein
tüchtiger Meister war, hatte er bald einen Zulauf der
talentvollsten Gehilfen , von denen die Brüder Vulllaume
und Mougenot hervorgehoben werden müssen. In den
ersten Jahren seiner Selbständigkeit machte er meist
Gitarren für Pariser und ausländische Häuser, seit 1 838
aber nur mehr Violinen. Anfangs der vierziger Jahre
des 19. Jahrhunderts siedelte er nach Metz über, wo
er während der Belagerung starb. Er war ungemein
fleißig und hat an tausend Violinen und Violoncelli
gemacht. Er bevorzugte ein großes Patron und kopierte
alle Meister, hauptsächlich aber Stradivari und Guar-
nerl. Sein Holz Ist gut, aber selten schön; auch sein
Spirituslack Ist nicht besonders zu loben.
Gelgenzettel: Abb. 679.
Simoutre, Nicolas Eugene. — Basel, Paris.
Geb. in Mirecourt 19. April 1839, f im
Januar 1 908 in Genf
Sohn und Schüler von Nicolas S. Nachdem er 1852
bei Darche, 1856 bei Roth In Straßburg gearbeitet hatte,
zog er 1859 nach Basel, wo er unter der Protektion von
His-Burkhardt seine eigene Werkstatt eröffnete und
um 1862, unter der Leitung seines Bruders ein Zweig-
geschäft In Mülhausen, das jedoch nicht allzulange be-
stand. Er wurde bald In weiten Kreisen als tüchtiger
Meister geschätzt. Im Jahre 1890 siedelte er nach Paris
über und wohnte erst In der Rue de l'EchiquIer Nr. 38.
Er machte allerlei Erfindungen, die er auch In kleinen
Broschüren beschrieb. Die hauptsächlichste davon be-
steht übrigens nur in dem Ausfüttern zu schwach ge-
machter Gelgen; als Neuerung konnte man lediglich
den Umstand bezeichnen, daß er zur Bodenfütterung
Fichtenholz verwendet und die Unterlaghölzer nicht
nach den Jahren einsetzt, sondern sich kreuzen läßt.
Er nennt dies »harmonisches Unterlagholz«. Er Ist ein
gebildeter und denkender Künstler, der mehrfach lite-
rarisch aufgetreten Ist und.u. a. zu Ritters Erfindung
der Viola alta (In Le Monde musical) Stellung nahm.
Jetzt Ist sein Sohn Schüler und Erbe seines Geschäfts.
GelgenzettehAbb. 686, 712, 713.
Simpson, J(ames ?). — London. 1790
Sohn von John Simpson und Teilhaber des Ge.;chäftes
seines Vaters.
Simpson, J(ohn?). — London. 1785. 1794
Ursprünglich führte er sein Geschäft allein, später zu-
sammen mit seinem Sohne J(ames?). Es ist fraglich,
ob die Geigen, die Ihren Zettel tragen und meist sehr
fabrikmäßig hergestellt sind, wirklich von Ihnen ge-
macht wurden. In der Arbelt sind Ihre Gelgen gut und
erinnern an deutschen Stil oder erinnern an ein Amatl-
modell; die Schnecke Ist dünn und armselig, die Ein-
lage fehlt und der Lack ist dunkelorangegelb. Sie hießen
James und John, wie aber der Vater und wie der Sohn?
Eine viersaltige Altviola dl Gamba von Ihnen besitzt
C. Claudius In Kopenhagen.
Geigenzettel- J. & J. Simpson / Musical Instrument
Makers / At the Bass VIol & Flute / In Sweeting's Allye/
Opposite the East Door of the Royal Exchange / Lon-
don (gedruckt).
Simpson, Thomas. — Birmingham. 1909.
1912
Guter Reparateur und Bogenmacher.
470
Sl
nclair
Skc
Sinclair, William. — New-Pltsligo. Geb. in
New-Pitsligo. 1836
Wahrscheinlich französischer Abstammung. Er hat
etwa 40 Geigen nach Guarneri gemacht und die ersten
mit Spiritus-, die späteren mit rotem OUack versehen.
Bekannt wurde er durch seine eigenartigen Versuche.
Er hat dreieckige Viohnen mit mitschwingenden Saiten,
ferner Geigen mit zwei spielbaren Saitenbezügen über-
einander usw. »erfunden«.
Geigenzettel : William Sinclair / New Pitsligo / Aber-
deenshire N.B. / 1892 (gedruckt).
Slntner s. Sulttner
Sir, Leo. — Marmande. Geb. 18. August 1881
in Bordeaux
Sein Vater Leon S. betrieb das Geigenmachen aus
Liebhaberei mit großem Eifer und schönen Erfolgen
und konnte daher seinem Sohne die ersten Anleitun-
gen geben. Von 1901 — 1902 arbeitete Leo Sir zu seiner
letzten Ausbildung bei Brugere. Er gilt als recht talent-
voll und ist jetzt im Geschäfte seiner Mutter, die früher
in Langon ansässig war, tätig. Sein Modell ist originell
und steht zwischen Stradivari und Amati, doch erklärt
er selbst, daß er dasselbe, wenn es ihm nötig scheinen
sollte, noch verändern würde. Sein besonderes Augen-
merk verwendet er auf einen schönen Öllack. Er ist
dabei schon zu günstigen Resultaten gekommen, wenn
auch sein Lack (von goldroter Farbe) noch den Fehler
hat, m das Holz einzudringen.
Geigenzettel: Sir ä Marmande / Anne? 1901 No. . . .
(handschriftlich).
Sirifan, A. — London. 1790
In altem Familienbesitz befindet sich in Freiburg i. Br.
eine Violine, in der sich ein geschriebener Zettel be-
findet, den der Eigentümer »A Sirifan a / London
Ao. 1790« liest. Vielleicht müßte »Sirjean" gelesen
werden ?
Sirjean, Charles. — Mirecourt. Geb. um 1730,
t 6. April 1785
Er gehörte zu derselben Familie, wie Jean I und Jean II
S. und Louis S., die alle ungefähr gleichzeitig tätig
waren.
Sirjean, Henry. — Mirecourt. 1778. 1789
Geigen von ihm kommen noch manchmal vor. Sie
zeigen Mirecourter Stil und tragen eine Brandmarke
mit seinem Namen.
Sirjean. — Paris. 1818
Er hatte seine Werkstatt Rue de l'Ecole Nr. 31, war
aber nur als Bogenmacher von Bedeutung.
Sirottl, Nicola. — Spilamberto. 19. Jahr-
hundert
Valdrighi (2989) erwähnt Ihn als »Geigenmacher«, er
war aber nur ein Dilettant und seines Zeichens ein
Schuster, nebenbei auch Musiker,
Sisty, Joseph. — Mirecourt. 1757. 1764
Vielleicht ein Enkel von Nicolas S.
Slsty, Nicolas. — Mirecourt. 1698
Er wird als »facteur de violons« bezeichnet und soll
nicht ungeschickt gewesen sein.
Sltt, Anton. — Prag. Geb. 5. Februar 1819 In
Val (Ungarn, Stuhlwelßenburger Komitat),
t 19. November 1878 zu Prag
Sohn des Gärtners Sitt und seiner Frau Franziska aus
Tabajd. Von 1834—1840 war er Schüler von Joh.
Schweitzer in Budapest, bis 1843 dessen Gehilfe, später
bei A. Hoffmann In Wien, Bausch in Leipzig, dann bei
Mich. Weber. 1848 kam er zu Kulik nach Prag, dessen
Tochter Sophie er noch im selben Jahre heiratete, mit
der er drei Söhne, darunter den 1850 geborenen Kom-
ponisten und Kapellmeister Hans Sitt, und drei Töch-
ter hatte. Seine Werkstatt befand sich 1848 In der Vel.
Karl ul. Nr. 184 und 185, von 1857—1859 auf dem
Altstädter Kleinen Ring Nr. 144 und von 1860 an In
der Anenskä ul. Nr. 8. Er arbeitete nach Stradivari und
Guarneri; seine Geigen sind dick im Holz und von
vorzüglichster Durchführung. Infolge der zu starken
Spannung des Baßbalkens ist der Ton seiner Gelgen
jedoch nicht sehr edel und nicht in allen Lagen gleich
ansprechend. Seine Violoncelli haben einen großen und
vollen Ton. In seiner Handfertigkeit war er unübertreff-
lich und ein vollendeter Künstler und fand schon bei
Lebzeiten vielfache Anerkennung; auch Schebek und
Hajdecki waren seines Lobes voll. Daß er einer der
genialsten Reparateure war, sei schließlich nebenbei er-
wähnt, wenn er auch hier im Ton nicht das Höchste
erreichte. Ein prachtvolles Quartett von ihm nach
Jos. Guarneri del Gesü sowie eine Geige nach Petrus
Guarneri und eine Bratsche nach Amati (aus dem
Jahre 1847) besitzt sein Sohn Prof. Hans Sitt.
Geigenzettel : Antonius Sitt / ad formam Petrus Guar-
nerii fecit Pragae 1863 [Initialen mit Kreuz im Kreis]
(gedruckt). — Antonius Sitt , ad formam Stradivari
fecit Pragae 1862 [Initialen mit Kreuz im Kreis] (ge-
druckt).
Skefflngton, William Kirkland. — Glasgow.
Geb. in Ayr 1845
Unter den vielen Schotten, die das Gelgenmachen aus
Liebhaberei betreiben, gehört er zu den talentvolleren.
Die erste Anleitung schöpfte er aus Ottos bekannter
kleiner Schrift.
Geigenzettel: Wm. K. Skefflngton / Glasgow 1895
(gedruckt).
Skomal. Nikolaus Georg. — Graz. 1 790. 1 820
Ein guter Lauten- und Gelgenmacher, von dem es
auch verschiedenerlei Gitarren gibt. Seine Arbelt er-
innert hier und da an die Prager Schule. Die Gelgen
seiner ersten Zeit sind flach, haben weit vorstehende
Ecken, dünne Ränder und dunklen Lack. Später machte
er die Ränder dicker und verwendete einen schönen
gelbbraunen Lack. Das Deckenholz ist Immer gut,
dagegen ist der Ahornboden häufig wurmstichig ge-
Skopal - - Smith
471
worden. Da er sich auf einzelnen Zetteln nur Niklas Sk.
schrieb, wollen manche einen älteren Gelgenmacher
Georg Sk. annehmen, was aber irrig ist. Im Kommerz-
und Zivilschema des Herzogtums Steiermark für 1803
wird Niklas Sk. als »Violinen- und Lautenmacher in
Postamtsgasse No. 426* genannt. Auf seinen Zetteln
nach 1800 befindet sich in der Mitte ein kleiner .Adler.
Seine Geigen werden als gute Orchesterinstrumente
geschätzt und dementsprechend auch bezahlt. Em
Violon von ihm in verjüngtem Maßstabe besitzt die
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, eine Violine
Jos. Müller in Schönbach.
Geigenzettel: .'\bb. 762.
Skopal lebte im 19. Jahrhundert in Raab
Skotschofsky, Johannes Georg. — Darm-
stadt (?). 1715
Ein tüchtiger Geigenbauer deutscher Schule, dessen
Wohnort ich noch nicht sicher feststellen konnte.
Geigenzettel : Abb. 678.
Skoula, Joh. — Dresden, f um 1892
Er hatte seine Werkstatt Wallstraße 16 und arbeitete
früher bei Joh. Dvofäk in Prag.
Slaghmeulen s. Van der Slagmeulen
Smart, John. — London um 1700
Einer der ältesten englischen Baßmacher, der Oxford
Road wohnte, und wohl auch Violen und Violinen ge-
baut haben dürfte. Seine Bässe haben flachen Boden
und violenartige Umrisse.
Smid, Erhard. — Peißenberg (Bayern). 1433
Ein Instrumentenmacher, der alle Arten von Musik-
instrumenten anfertigte, vornehmlich aber als Orgel-
bauer berühmt war. Vom Herzog Ernst von Bayern
wurde ihm seiner Kunstfertigkeit wegen Steuerfreiheit
gewährt. Er baute unter anderen die Orgel in der alten
Marienkirche in München. (Vgl. Öfele, Script, rer. boic.
Bd. II, S. 318.) Vielleicht ist die E. S. gezeichnete
Cister Dr. K. VoUs in München eine Arbeit E. Smids.
Smillie, Alexander. — Glasgow. Geb. 25. Jan.
1847 In Hallside
Er bildete sich ohne Lehrer zum Geigenbauer aus,
ahmt hauptsächlich das Stradivarimodell, gelegentlich
auch Guameri nach und verwendet Whitelaws Bern-
steinlack von rötlichgelber oder dunkelorange Farbe.
Seine Arbeit ist sorgfältig, das Holz gut und die Einlage
sauber. Er hatte bereits 1890 über 130 Violinen, ver-
schiedene Violen und ein Dutzend Violoncelli gemacht.
Seine Biographie veröffentlichte Meredith-Morris in
»The Strad« 1900, Nr. 126.
Geigenzette! : .Mex. Smillie, Fecit Crosshill, Glasgow.
No.^105 1897 (lith. in Schreibschrift).
Smit (Smith), Domenico. — Mantua. 1647
Vermutlich ein naher Verwandter von Giovanni S.
Die öfter vorkommende Schreibweise des Namens mit
th könnte vielleicht auf einen Engländer schließen
lassen, wahrscheinlicher aber war er ein in Mantua
ansässiger deutscher Lautenmacher. (Bei Bertolotti
S. 104 erwähnt.)
Smit (Smith), Giovanni. — Mailand. 1646
In der Wiener Sammlung alter Musikinstrumente be-
finden sich zwei kleine Chltarre battenti (Terzgitarren)
mit gewölbtem Boden aus schwarzen Spänen und
Elfenbeinrippen, die Decke mit Perlmuttereinlagen,
Hals und Griffbrett mit Gravierungen. Statt des Zettels
ein Elfenbeinplättchen unten am Korpus : »Giovanni •
Smit Milano 1646«. Im Stift Ossegg befindet sich eine
Gitarre mit der Inschrift: »Giovanni Smith in Milano«
ohne Jahreszahl.
Smith. — Whitchurch (Shropshire). 1694
Ein geschickter Geigenmacher, der ein .Amatimodell
zum Vorbild nahm und sich auch auf den Ton ver-
stand. Er soll seine besten Abnehmer in Liverpool ge-
funden haben.
Smith, Alexander Howland. — Edinburgh.
Geb. im März 1859 in Edinburgh
Es gibt über 50 Violinen nach Stradivari und Guameri
und mehrere Violoncelli von ihm. Er verwendet Bern-
steinlack.
Geigenzettel: Alexander Howland Smith / Edinensis,
hoc fecit, 1897 (geschrieben).
Smith, Henry. — London. 1629. 1633
Berühmter Violenmacher, den Thom. Mace (1676) zu
den allerbesten zählt. InCarrs »Tripla concordia*(1667)
befindet sich eine .Anzeige über einen Kasten mit Vi-
olen »made by Mr. Henry Smith who formerly lived
over against Hatton house in Holboum containmg 2
trebles, 2 tenors, 2 basses, the ehest was made in the
year 1633«.
Smith, John. — Falkirk. Geb. 26. April 1859
in Fauldhouse
Er war der Sohn eines Maschinenbauers und erlernte
regelrecht die Tischlerei. Im Jahre 1891 begann er sich
auf das Geigenmachen zu verlegen und wurde ein
ein Schüler John Carrs. Er verarbeitet schönes altes
Holz und nimmt zu den Klötzen Zedemholz. Er ahmt
im allgemeinen Stradivari nach und verwendet rot-
gelben Bernsteinlack.
Geigenzettel : Made by / John Smith / Falkirk ' No
1893 (gedruckO. — John Smith Maker/ Falkirk. 1896
(gedruckt).
Smith, Thomas. — London. 1750. 1799
Schüler von Peter Wamsley, an dessen Arbeiten seine
Instrumente auch in den Umrissen erinnern; nur sind
sie stärker im Holz und werden, wenigstens in England,
geschätzt. Ob er jemals Violinen gemacht hat, ist min-
destens zweifelhaft; dagegen gibt es viele größere
Streichinstrumente von ihm. Er ahmte das Stainer-
modell nach, etwa in der Art John Johnsons. Die Arbeit
ist gut, aber nicht hervorragend, der Ton ansprechend.
472
Smith — Socchi
aber nicht groß, und der Lack mager, von schwacher,
braungelber Farbe. Seine Zettel gleichen so sehr denen
von Wamsley, daß Sandys und Forster annehmen, er
sei auch der Geschäftsnachfolger seines Meisters ge-
wesen. Er soll einen Sohn namens John gehabt haben.
Geigenzettel: Abb. 729.
Smith, William. — London, Hedon (York-
shire). 1770. 1786
Wenig bekannter Geigenmacher, der später nach He-
don übersiedelte. Sandys und Forster geben die Mög-
lichkeit zu, daß es zwei Personen dieses Namens, die
Geigen machten, gegeben habe.
Geigenzettel : William Smith / Violin Maker / Hedon
1 786 (gedruckt). — Wni Smith / Real Maker / London
1771 (gedruckt).
Smith, W. E. — Wetherby. 1905. 1906
Er hat vielleicht in Leeds gelernt, baute im Jahre 1905
seine erste Violine, im Jahre 1906 bereits die dreiund-
zwanzigste und hat seitdem noch schöne Fortschritte
gemacht.
Smith & Tilton (Amerikaner) haben einen
Baßbalken erfunden, bekannt in Europa
unter dem Namen '^Withers-Balken«, da
E. Withers & Co. diesen Balken in England
zuerst eingeführt haben
Smolka, Francesco. — Rom. 1849
Begründete 1849 sein Geschäft, dessen Firma jetzt
Smolka Fratelli lautet.
Smorzone (Smorsone), Giovanni. — Rom.
1720. 1724 (vgl. Sainsione)
Ein Lautenniacher, den Valdrighi (3000) erwähnt. Von
ihm besitzt C. Claudius in Kopenhagen eine Mandoline
und W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln
eine kleine Oktavlaute (Pandurina).
Geigenzettel: Giovanni Smorzone / In Roma 1724 (ge-
druckt).
Sneider, Joseph. — Pavia. 1701 . 1718
Ein Schüler Nicola Amatis und wahrscheinlich, wie
sein älterer Mitschüler Leopold »Tedesco«, von deut-
scher Abstammung. Er ahmte seinen Meister nach,
arbeitete sehr schön, hatte einen guten, durchsichtigen
Lack von gelber oder hellbrauner Farbe. Die Wölbung
nahm er mäßig hoch, schnitt schön geschwungene F-
Löcher und eine hübsche Schnecke.
Geigenzettel : Abb. 668.
Snip s. Knipp
Snoeck (Schnoeck), Egidius. — Brüssel. 1 700.
1730
Einer schon im 16. Jahrhundert vorkommenden In-
slrumentenmacher-(Orgelbauer-)Familie entstammend
und ein Vorfahr des vielverdienten Instrumentensamm-
lers C. Snoeck. Egidius Snoeck darf mit Recht für einen
Schüler und Nachfolger Peeter Borbons gelten; ihre
Arbeiten sind sich sehr ähnlich, und die Jahreszahlen
sprechen nicht dagegen. S. war Hof- Lautenmacher; in
seinen Geigen, die recht lobenswerte Arbeit zeigen,
nähert er sich dem Amatimodell. Sein Lack ist rotbraun
und von guter Beschaffenheit. Eine Geige von ihm be-
sitzt Mahillon, und ein halbes Violoncello befindet sich
aus der Sammlung Snoeck, in der auch zwei Violinen
von ihm waren, jetzt in Berlin.
Geigenzettel: Egidius Snoeck tot Brüssel 1714 (gedr.).
— Egidius Snoek a Bruxelles. 1727 (gedruckt).
Snoeck, Henri -Augustin. — Brüssel. 1762.
1764
Sohn und Schüler von Marc. Snoeck. Nach dem Tode
seines Vaters wurde er zum Hof-Geigenmacher ernannt.
Als aber 1764 seine Ernennung zum ersten Violinisten
der Hofkapelle erfolgte, übertrug er seine bisherigen
Funktionen auf Michiels und Neumanns, um sich aus-
schließlich dem Berufe als Musiker hinzugeben. Geigen
von ihm smd mir nicht bekannt.
Snoeck (alias Brochet oder Broche), Marc. —
Brüssel. 1720. t zwischen 27.— 3 I.März
1762
Wahrscheinlich ein Sohn von Egidius Snoeck und
dessen Nachfolger als Hof-Lautenmacher. Schon 1 726
erscheint er in den Listen als »faiseur repetitieur et
directeur des instruments« und gleichzeitig unter sei-
nem Pseudonym Brochet oder Broche als Ballettmeister
und Komponist. Seine Arbeiten verdienen alles Lob;
em schönes Violoncello von ihm findet sich aus der
Snoeckschen Sammlung in Berlin und ebenda ein in
Nordfrankreich entdeckter Baß, der sein Pseudonym
und das Ladenschild »au roy David« auf dem Zettel
nennt. Eine originelle Inschrift aus einem von ihm
ausgebesserten Instrument teilt van der Straeten mit:
Cette Bas : Par Marc. Snoeck repare povr faier voier
a ces envieuz. Mon adresse est pres l'eglise de S. Gery
a Brvxelles ancien luthieu. 74. Ein im Jahre 1720 von
ihm gebautes Violoncello befindet sich aus der Samm-
lung Galpin jetzt in Boston.
Geigenzettel: Marcus Broche a Bruxelles / Au roy
David, l'an 17 . . (gedruckt).
Soboll (Sobol), Franz. — Olmütz. Geb. 1794,
f 5. Dezember 1837
Einer der besten Olmützer Geigenmacher, der jedoch
nur selten Zettel in seine Arbeiten klebte, weshalb es
heute schwer ist, Geigen von ihm nachzuweisen ; allzu
viele hat er wohl auch nicht gemacht, da er noch im
besten Lebensalter einem Schlagflusse erlag.
Socchi, Vincenzo. — Bologna. 1661
Das Museum des Pariser Konservatoriums besitzt eine
Taschengeige von eigenartiger Form, die diesen Ver-
fertigernamen trägt (Nr. 1 10).
Socher
Sommer
473
Socher (Soher, Sayher), Hans. — Füssen. 1 606.
f im Januar 1614
Einer aus Burggen stammenden Familie angehörend.
Er war ein sehr angesehener Meister, dessen Arbeiten
sich durch geschmackvolle Verzierungen auszeichnen.
Im Jahre 1612 war er »Fürgesetzter* (Altermann) der
Füssener Lautenmacherzunft.
Socher, Lukas. — Füssen. 1666
Ein geschickter Lautenmacher, der in der Füssener
Vorstadt wohnte.
Socol, Pio. — Genua
Ein Geigenmacher des 1 9. Jahrhunderts, der wenig Ruf
besaß.
Socquet, Louis. — Paris. 1750—1800
Ein Geigenmacher zweiten Ranges aus Mirecourt, der
das Ladenschild : »Au Genie de THarmonie* führte und
1775 — 1779 Place du Louvre wohnte. Er arbeitete
fabriksmäßig, wenn auch nicht unsauber. Vidal erzählt,
daß die Mirecourter, wenn sie eine recht gewöhnliche
Geige in die Hand bekämen, geringschätzend sagten:
»Das ist eine Socquet«, und daß diese Redensart sich
als Sprichwort bis heute erhalten habe. Seine Violon-
celli haben kleines Patron. Sein Lack Ist schmutzig gelb.
Seine älteren Arbeiten sind durchaus vorzuziehen, er
scheint übrigens erst in der zweiten Hälfte seines Le-
bens zur handwerksmäßigen Arbeit herabgesunken zu
sein. Man hat daher schon die Behauptung aufgestellt,
daß es zweiSocquets gegeben haben müsse, einen guten
und einen schlechten, wofür aber jeder Beweis fehlt.
Geigenzettel: Abb. 698.
Socquet vgl. auch Coquet
Soffrittl, Ettore. — Ferrara. 1885. 1911
Italienischer Geigenmacher der Gegenwart, der auf der
Turiner Ausstellung 191 1 eine goldene Medaille erhielt.
Soher s. Socher
Sohet. — Lüttich. 1805
Er arbeitete nur handwerksmäßig und ist wenig be-
kannt. Eine Violine von ihm besaß C. C. Snoeck.
Geigenzettel: Abb. 690.
Sohn (?), Walter. — Wien
Eine Gitarre in der Snoeckschen Sammlung in Berlin,
die wohl aus dem Anfange des 19. Jahrhunderts stam-
men dürfte, trägt den untenstehenden Zettel : »Walter
Sohn / in Wien.« Da über diesen Meister in Wien
nichts zu erfahren war, kann ich nur der Vermutung
G. Kinskys beipflichten, der es für wahrscheinlich hält,
daß der Sohn des trefflichen Klavierfabrikanten Anton
Walter der Verfertiger der obengenannten Gitarre ist.
Die Firma hieß bekanntlich Anton Walter & Sohn.
Soldato s. Guadagnini, Gius. I
Soliani, Angelo. — Modena. Geb. 1752
(1772?), lebte noch 1810
Zuerst soll er in Mantua ansässig gewesen sein. Seine
Arbeit ist recht gut und erinnert manchmal an Gua-
dagnini ; er hat ein sehr flaches, langgestrecktes Modell
bevorzugt, machte aber auch gelegentlich höhere Wöl-
bungen. Besonders zu loben ist sein bernsteingelber
oder orangeroter feuriger Lack. Die Schnecke ist klein,
schwungvoll und tief ausgestochen. Das Holz ist
meistens recht schön. Seme Geigen sind gute, hell-
klingende Orchesterinstrumente. Außer seinem Zettel
verwendete er auch Brandmarken, unter anderen eine
auf seinen Namen anspielende Sonne, die er auch auf
seinen Zetteln gerne anbrachte.
Geigenzettel: Angelus Soliani Fecit / Mutinae 1792
[mit Sonne] (gedruckt).
Sollner, Franz Josef. — Tachau i. B. Geb.
1848 in Tachau
Neffe von W. J. Schunda, Schüler von Gabriel Lem-
böck. Nach Beendigung seiner vierjährigen Lehrzeit
arbeitete er als Gehilfe in Wien und Budapest und er-
öffnete 1876 in seiner Vaterstadt seine eigene Werk-
statt. Im Jahre 1888 folgte er einem Rufe nach London,
ging 1890 nach Budapest zu seinem Oheim auf zwei
Jahre als Werkführer und kehrte dann nach Tachau
zurück. Er arbeitet meist nach den ModeHen von
Stradivari, Guarneri und Maggini und verwendet einen
schönen Spintuslack eigener Zusammensetzung. Seine
Arbeit ist lobenswert, der Ton weich und das Holz
recht gut. Auch im Wiederherstellen alter Geigen er-
weist er sich als würdiger Schüler seines trefflichen
Meisters.
Geigenzettel: Franz Jos. Sollner, Tachau 1901 (gedr.). .
— Reparirt: Franz Jos. Sollner/ Tachau 1901 (gedr.).
Solmann, Friedrich. — .Augsburg. 1802
Ist mir nur nach seinem Zettel bekannt geworden.
Geigenzettel : Friedrich Solman, Lauten, / und Geigen-
macher, in Augs- . bürg. Anno 1802 (gedruckt).
Somer, Nicolas. — Paris. 1725. f vor 1776
Er gehörte einer bekannten Orgelbauerfamilie an und
ist mir selbst auch nur als Orgelbauer bekannt. Doch
war er geschworener Meister der Lautenmacherzunft
für 1 749 und später Syndikus ; auch finde ich Geigen
von ihm in englischen Händlerverzeichnissen ausge-
boten. Seine Witwe, die Pont au Change wohnte, führte
das Geschäft von 1776 — 1783 fort.
Somerauer s. Sumerauer
Somers, Laurentius. — Antwerpen. 1781
Ein mittelmäßiger Geigenmacher, von dem nur selten
Arbeiten vorkommen.
Geigenzettel: Laurentius Somers tot Antwerpen 1781
(gedruckt).
Sommer, Egyd. — Absroth, Schönbach b. E.
1896. 1900
Ein Baß- und Violoncellomacher, der in Eger und
Aussig silberne Medaillen erhielt. Es sollen noch meh-
rere Mitglieder dieser Familie als Geigenmacher tätig
gewesen sein, so ein Hermann Sommer, der am 13. Juli
1870 in Wien starb.
474
Sommer — Speirs
Sommer, Hermann. — Wien. Geb. um 1660,
t 1720
Selten vorkommender Alt- Wiener Meister.
Sommerset s. Strong
Soncini, Luigi. — Mont' Orso und San Mar-
tine d'Este. 1831
Ein von Valdrighi (3022) erwähnter Geigenmacher des
19. Jahrhunderts.
Soriot. — Mirecourt. 19. Jahrhundert
Da er sich »Soriot fils« bezeichnete, scheint auch der
Vater Geigenmacher gewesen zu sein. Zu irgendeiner
Bedeutung hat es aber keiner von beiden gebracht.
Sorsana, Spirito. — Com. 1714. 1736
Seine Geigen erinnern in einzelnen Teilen an die
Cappas und stehen unter dem Einfluß der Amati-
schule.
Geigenzettel : Abb. 691 .
Sostegni, Salvatore. — Florenz. 1704
Sohn des .Antonio S. Ein florentinischer Lautenmacher
ohne Ruf.
Sottler (Sattler?), Josef Karl. — Graslitz. Geb.
um 1800, tum 1840
Vermutlich ein Vorfahre der heute noch blühenden
Familie Sattler. Seine Geigen entsprechen denen der
Schönbacher Meister seiner Zeit.
Geigenzettel : Joseph Karl Sottler, Gei- / genmacher in
Graßlitz (gedruckt).
Soukup, Wenzel. — Wien. Um 1850
Er hat wahrscheinlich bei Nik. G. Rieß gelernt oder
längere Zeit bei ihm gearbeitet. Wie dieser machte er
hauptsächlich Gitarren. Als Geigenmacher war er nicht
bedeutend.
Geigenzettel : .-Xbb. 757.
Soulier. — Paris. 1830
Sein Name findet sich ab und zu in Geigen, die nicht
schlecht sind ; doch scheint er wenig bekannt geworden
zu sein, da nicht einmal seine Landsleute Vidal,
Grillet usw. ihn erwähnen.
Mirecourt. 1785.
Sourd, le s. Nicolas
Sourdot, Jean-Fran^ois.
1787
Auch A. Jacquot kann nur seinen Namen mitteilen.
Souza (Sousa), Joäo Joze de. — Lissabon.
18. Jahrhundert
Einer der besten portugiesischen Instrumentenmacher
seiner Zeit, der bei französischen Geigenmachern ge-
arbeitet zu haben scheint, wofür bis zu einem gewissen
Grade auch sein Zettel spricht, auf dem er »französi-
sche Violen« empfiehlt. Eine flandrische Gitarre von
ihm besitzt das Museum des Konservatoriums in
Brüssel (Nr. 260). — Im Anfang des 19. Jahrhunderts
soll auch ein Antonio Jose de Sousa gelebt haben, von
dem Alfr. Keil in Lissabon eine Gitarre besitzt.
Geigenzettel : Joao Joze de Souza / artista de / Violas
francesas e Liras, Rabecas e / Rabecoes ; vende cordas
para osmesmos instru- / mentos em Lisboa na calcada
dos Caldas / No. 86 (gedruckt).
Spadari, Francesco. — Pesaro. 1603. 1670
Em Geigen- und Lautenmacher, den u. a. auch Val-
drighi (3891) erwähnt. Grillet liest den Namen wohl
unrichtig: '>Spedoni«.
Spadari, Giovanni Battista. — Pesaro. 1721
Sohn oder Enkel von Francesco Sp. und wahrscheinlich
auch dessen Schüler. Eine zur Viola umgearbeitete
Viola d'amore von ihm verrät eine geschickte F'and
und gute Holzwahl.
Neiß,
e.
Spadaro, Bertuccio, lebt in Messina
Spalner (Spölner), Johannes Caspar.
1733
Eine Violine von ihm vom Jahre 1734 besitzt die alte
kath. Pfarr- und Kreuzkirche in Neiße i. Schi. Sein
Name ist mir sonst nur auf dem Reparaturzettel einer
Geige im Germanischen Museum m Nürnberg vor-
gekommen.
Geigenzettel: renov. Joanes Casparus / Spalner Nissa
in Silesia Ao. 1733 (gedruckt). — Johan Caspar
SpöUner / Lautten and Geägen / macher in Neyß
Ao 1734 (geschrieben).
Spannbauer, Alexander. — Wien. 1876. 1910
Er war ursprünglich Uhrkastentischler, verlegte sich
später auf das Zithermachen und begründete im Jahre
1876 sein Musikinstrumentengeschäft, in dem auch
Streichinstrumente repariert werden. Er hat auch einige
wenige neue Geigen gemacht.
Spat, Franz. — Regensburg, f 23. Juli 1786
Er wird mehrfach als »Instrumentenmacher* erwähnt,
es gelang mir jedoch nicht, Arbeiten von ihm zu er-
fragen.
Spedoni s. Spadari
Speiler
Hart erwähnt ihn als Tiroler Meister. Bei anderen wird
er kurzweg als Deutscher des 18. Jahrhunderts bezeich-
net. Arbeiten von ihm habe ich nie zu Gesicht be-
kommen. Übrigens glaube ich, daß der Name falsch
gelesen ist.
Speirs, Stewart. — Ayr. 1860. 1864
Ein tüchtiger Musiker, der aus Liebhaberei Geigen
nach Ottos Anweisung gemacht hat. Die ersten ge-
rieten etwas zu dünn im Holz; später aber vervoll-
kommnete er sich und fand sogar ein eigenes Modell.
Geigenzettel: Stewart Speirs / Maker, Ayr / 1862 (ge-
druckt).
Spells — Sprenger
475
Spells, Johan. — Styra. 1825
Ein skandinavischer Geigenmacher, dessen Violinen
manchmal nicht schlecht sind.
Spengler, Georg, kommt 1678 In (Mark-)Neu-
kirchen vor
Spetel (Spedel, Spöttl), Matthias. — Füssen.
1625. 1626
Seine Familie dürfte ihren Namen von dem Hofe Spöttl,
der zwischen Weißensee und Gunzenberg liegt, ab-
geleitet haben. Matthias Sp. wurde am20. August 1625
in die Lautenmacherzunft aufgenommen; er muß einen
guten Ruf gehabt haben, da er selbst die Stuttgarter
Hofkapelle zu seinen Kunden zählte.
Spicer, John. — London. 1667
Wenig hervorragender Lauten- und Violenmacher, der
Russell Street, Crown Court wohnte, und von dem
bisher nur eine Arbeit bekannt geworden ist. Vielleicht
ein in London eingewanderter Holländer (Spyker);
noch um 1824 soll ein William Spicer gelebt haben, von
dem man Violoncelli kennt.
Geigenzettel : John Spicer. In Crown Court In Rvssell
Street 1667 — His / Half Penny [mit Krone] (gedruckt).
Spldlen, Franz. — Moskau, Prag. Geb. 1867
in Böhmen
Talentvoller Schüler von Metelka und Vitäcek. Im
Jahre 1894 ließ er sich in Kiew in Rußland als Geigen-
macher nieder. Nach E. Salzards Tode übernahm er
dessen Werkstatt in Moskau, wo er Geigenmacher des
Konservatoriums w^ar. Im Jahre 1909 siedelte er aus
Gesundheitsrücksichten nach Prag über. Er arbeitet
sehr sauber; besonders schön ist immer der Boden
seiner Geigen. Seine Moskauer Werkstatt übernahm
sein Neffe Vitäcek. Er besitzt bereits verschiedene Aus-
stellungsmedaillen, darunter solche aus Prag 1895,
Kiew 1897 und Paris 1900. Er ahmt das Stradivari-
und Guarnerimodell nach, verwendet einen bräunlichen
ÖUack und bringt auf dem Boden seiner .arbeiten seinen
Namen durch Brandstempel an.
Spiegel, Johann. — Budapest. Geb. 1876 in
Ödenburg
Schüler von Pilät, später von W. J. Schunda. Er hat
sich 1898 selbständig gemacht und bevorzugt das
Guarnerimodell .
Geigenzettel: Spiegel Janos ' Budapest 1912 (geschr.).
Spilman, Dorigo. — Padua 1591
Ein Llnarolo nahestehender Meister wahrscheinlich
deutscher .Abstammung. Prof. Dr. Julius v. Schlosser
teilt In seinem ausgezeichneten Katalog der Wiener
Sammlung alter Musikinstrumente aus dem hand-
schriftlichen Inventar der Ambrasersammlung des
trefflichen Primlsser von 1788 (Vol. III, 1333, Nr. 8)
die Beschreibung einer leider verlorengegangenen
Taschengeige von Dorigo Spilman mit: »Ein gar hüb-
sches Tanzmeistergerglein mit einem schlanken Leibe
von braunem Holz mit vergoldeten Strichen nebst
einem Bogen von Doncus Spllmann in Padova 1591,«
Damit wird erfreulicherweise die Zeit und der Wohn-
ort dieses alten Meisters festgestellt, von dem ich doch
noch annehme, daß er auch in Venedig tätig war. Er-
halten ist von ihm außer dem Bogen der Taschengeige
nur ein sehr frühes Violoncello in der Wiener Samm-
lung (C. 111). Ob >>Spilman« der angestammte Fa-
milienname oder aus der Berufsbezeichnung Spiel-
mann (= Musiker) entstanden ist, lasse ich dahin-
gestellt.
Geigenzettel: Dorigo Spilman (geschrieben).
Spiß, Johann. — Zell a. Ziller (Tirol). Geb.
um 1805, t nach 1861
Von Hause aus Tischler und Drechsler, kam er durch
seine Musikliebe dazu, sich mit dem Bau von Musik-
instrumenten zu beschäftigen. Er hatte Geschick zu
allerlei Hantierungen und brachte es durch Fleiß und
fortgesetztes Studieren guter Geigen dazu. Beachtens-
wertes auch als Geigenmacher zu leisten. Dr. Fr. Wald-
ner erzählt von Ihm in seinen Nachrichten über Tiroler
Lauten- und Geigenbauer, daß er seiner Liebe für den
Musikinstrumentenbau — er machte außer Geigen
auch Zithern, Gitarren und selbst Flöten und Klan-
netten — seine wirtschaftliche Existenz zum Opfer
brachte und schließlich als Schleifer durch das Land
zog. Eine schöne Geige von ihm von 1847 besitzt das
Kloster Fiecht, eine minder gute aus dem Beginn seiner
Tätigkeit als Gelgenbauer das Innsbrucker Museum.
Gelgenzettel : Johann Spiß zu Zell am Ziller / in Tiroll
1847 (geschrieben).
Spöllner s. Spalner
Sprague, Arnos D., hat ein Geigengeschäft m
Chicago
Spranger, Carl Wilhelm. — Khngenthal. 1 772
Vielleicht ein Sohn von Johann Gabriel Spr. Einer der
weniger bekannten vogtländlschen Meister seiner Zeit.
Spranger, Johann Gabriel. — Schöneck,
Klingenthal. 1734. 1764
Der 1764 in Klingenthal vorkommende Meister lebte
nach dem gedruckten Zettel einer gut gewölbten, gelb
lackierten Geige (im Besitze von G. Siefert in Leipzig)
1734 in Schöneck.
Geigenzettel : Johann Gabriel Spranger / Violinmacher
In Schoeneck me fecit Anno 1734 (gedruckt).
Sprenger, Adolf. — Stuttgart. Geb. 24. Nov.
1872 in Neu-Ulm (Bayern)
Schüler seines Vaters .Anton Spr., ging nach beendigter
Lehrzelt erst für ein Jahr zu Zach nach Wien (1892),
von da nach New York, arbeitete in Philadelphia vom
Jahre 1893 an bei Charles F. Albert und 1896 in
Chicago. Nach seiner Rückkehr übernahm er (1897)
das Geschäft seines Vaters, das er in gleicher Weise
fortführt; auch er macht neue Geigen und Violoncelli
476
Sprenger
nach Stradivari, Guarneri usw., wendet einen fetten
Spirituslack und seit einigen Jahren einen ätherischen
Öllack an. Im Jahre 1896 erhielt er in Stuttgart eine
goldene Medaille. Am 24. Januar 1900 wurde er zum
Hof-Instrumentenmacher ernannt und ist Lieferant des
Kgl. Konservatoriums. Wie sein Vater befaßt er sich
auch mit der Herstellung quintenreiner Saiten.
Geigenzettel : [Württemberger Wappen] Adolf Sprenger
fecit / Stuttgart anno [Griech. Kreuz in einem Kreis,
unter dem Querbalken A S| (gedruckt). — Adolf
Sprenger / Königl. Hofinstr.-Macher / Fee. Stuttgart
(gedruckt).
Sprenger, Anton I. — Mittenwald, Würzburg.
1820
Em sehr geschickter Meister, der als Gehilfe zu Vauchel
gekommen war und seit etwa 1820 m Würzburg selb-
ständig arbeitete. Arnold Voigt in Markneukirchen be-
sitzt eme wundervolle, rotlackierte Viola von ihm.
Sprenger, Anton II. — Biberach, Ulm a. D.'
Stuttgart. Geb. S.April 1833 in Mitten-
wald, t das. 27. Oktober 1900
Schüler von Gg. Tiefenbrunner, ging zu seiner weite-
ren Ausbildung nach Augsburg, Passau, Linz und Wien,
machte sich zunächst in Biberach selbständig, zog dann
nach Ulm und verlegte 1870 sein Geschäft nach Stutt-
gart, wo er Nachfolger Martin Baurs und später Hof-
instrumentenmacher wurde. Er befaßte sich vorzugs-
weise mit dem Neubau von Geigen und Violoncelli
nach Stradivari und Guarneri und verwendete Bern-
stein-, Ol- und auch Spirituslack. Seinen Instrumenten
wird edler Ton und saubere Arbeit nachgerühmt; er
besaß zahlreiche Ausstellungsmedaillen und Ehren-
diplome und ist der Erfinder der bekannten Ton-
schraube. Diese besteht aus einem Klangstabe, der vom
Hals bis zum Knöpfchen durch das Instrument geführt
wird und die natürliche Spannung der Saiten künstlich
erhöhen und die Vibration dem Körper des Instruments
gleichmäßiger mitteilen soll. Schlechte, tonarme In-
strumente können durch die Tonschraube verbessert
werden, für eine gute Geige aber ist sie nicht zu emp-
fehlen. Wird die Tonschraube angespannt, sitzt der
Stimmstock zu locker, will man den Stimmstock aber
nicht stören, darf die Schraube nicht angezogen wer-
den. Sprenger erfand ferner den sogenannten Paganini-
Kinnhalter und beschäftigte sich mit der Herstellung
quintenreiner Saiten. Im Jahre 1897 übergab er sein
Geschäft seinem Sohne. Eine von ihm im Jahre 1881
gebaute Violine befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln.
Geigenzettel: [Württemberger Wappen] AntonSprenger
fecit / Stuttgart anno 18 . . [Griech. Kreuz in einem
Kreis, unter dem Querbalken A S] (gedruckt).
Sprenger, Augustin.
1848, t 1896
Nürnberg. Geb. um
Sohn und Schüler seines Vaters Carl Spr., in dessen
Art er arbeitete. Er begründete um 1878 ein neues Ge-
schäft, das aber, da keiner seiner Söhne Geigenmacher
geworden ist, nach seinem Tode wieder aufgelöst wurde.
Sprenger, Carl Bonifacius. — Nürnberg. Geb.
in Mittenwald 1805, f 1875 zu Nürnberg
Erlernte in Mittenwald das Geigenmachen und arbeite-
te später mit Vauchel zusammen. Namentlich seine
Violoncelli waren beliebt und sind heute noch geschätzt.
Er verwendete selbstbereiteten Öllack, manchmal auch
Spirituslack.
Sprenger, Eugen. — Frankfurt a. M. Geb.
7. Januar 1882 in Stuttgart
Sohn und Schüler von Anton II Spr. Nachdem er in
Stuttgart die Oberrealschule bis zur Obersekunda be-
sucht hatte, ging er nach Mittenwald zu seinem Vater,
arbeitete dann noch ein Jahr lang bei seinem Bruder
Adolf Spr., um sich auch in der Wiederherstellung
alter Geigen zu vervollkommnen, und begab sich nach
dem Tode seines Vaters in die Fremde, arbeitete
in München, in der Schweiz, Frankreich und England
bei den ersten Meistern und lernte da als Gehilfe
Geigenmachers Freuden und Leiden in vollem Um-
fange kennen. Im Jahre 1907 ließ er sich in Frankfurt
nieder und brachte es durch seine Geschicklichkeit
bald zu verdientem Ansehen. Mit dem Ausbruch des
Krieges zu den Fahnen gerufen, mußte er seine Werk-
statt schließen, die er erst im Jahre 1919 wieder eröff-
nen konnte. Er ist ein ideal veranlagter vielseitiger
Meister, der außer Geigen auch treffliche Lauten baut.
Geigenzettel : Eugen Sprenger / Lauten- und / Geigen-
macher in Frankfurt a. M. — Eugen Sprenger . Fecit /
Frankfurt a. M. Anno 19 . . und Monogramm (ge-
druckt).
Sprenger, Fritz. — St. Gallen, Geb. 1879
m Arbon am Bodensee
Nachdem er 13 Jahre als erster Gehilfe bei Züst in
Zürich gearbeitet hatte, eröffnete er im Jahre 1917
seine eigene Werkstatt in St. Gallen. Er baut seine
Geigen nach Maggini, Guarneri und Stradivari von
Grund auf eigenhändig und verwendet einen selbst-
bereiteten goldgelben, gelbbraunen oder rotbraunen
Öllack. Er arbeitet sehr sauber und erfreut sich be-
reits eines wohlverdienten Rufs. Charakteristisch für
seine Geigen ist der besonders schön herausgearbeitete
Rand mit einer leichten Einsenkung der Einlage beim
Bodenplättchen. Auch als Wiederherhersteller alter
Meisterwerke wird er sehr gelobt, namentlich als einer
der Wenigen, die die schwierige Arbeit des manchmal
unvermeidlichen Fütterns in künstlerischer Weise
verstehen.
Sprenger, Johann. — Mittenwald. 1879
'Arbeitete hauptsächlich für die Firma Neuner & Horn-
steiner, schrieb aber seinen Namen und die Jahreszahl
mit Bleistift auf die Innenseite der Decke, wo er ge-
funden werden kann, wenn die Violine geöffnet wird.
Sprenger, Josef Ferdmand. — Nürnberg. Geb.
in Nürnberg am 15. Juni 1846
Schüler seines Vaters Carl Sprenger und von Vauchel.
Nach dem Tode seines Vaters übernahm er dessen
Geschäft (1873) und befaßte sich seitdem mit dem
Sprenger Stadimann
477
Neubau aller Streichinstrumente (Geigen, Violen,
Violoncelli, Kontrabässe, Philomelen, Streichmelo-
dions), sowie auch mit dem Bau von Konzertzithern,
Gitarren und Bogen. Er arbeitete nach Stradivari,
Guarneri, Amati, Maggini usw., zieht im allgemeinen
jedoch großes Patron und flache Wölbung vor. Den
Lack (Öl und Spritus) bereitet er sich nach seines
Vaters und Vauchels Vorgang selbst; er ist ein guter
Holzkenner und arbeitet seine Instrumente sehr sorg-
fältig aus. Er betreibt auch die Saitenspinnerei für alle
Instrumente.
Geigenzettel : Ferd. Sprenger / vormals / Carl Spren-
ger / Saiteninstrumentenmacher, Nürnberg (Bayern)
(gedruckt).
Sprenger, Matthias. — Karlsruhe, New York.
1840. 1850
Ein tüchtiger, wahrscheinlich aus Mittenwald stam-
mender Geigenmacher, der eine Zeitlang in Karlsruhe
ansässig war, und am 19. August 1846 nach Amerika
auswanderte. Eine sehr gute Violine von ihm besitzt
Professor Billing in Karlsruhe.
Geigenzettel: Matteo Sprenger / fece a Carlsruhe 1841
(geschrieben).
Spyker, Jakobus. — ?
Ein vlämischer Geigenmacher, der nach Amati arbeitete.
Squler, J. B., lebt in Boston, und V. C. Squier
in Battle Creek (Mich.)
Ssemenow. — St. Petersburg. 1 9. Jahrhundert
Ein Russe, der als Geigenmacher einen gewissen Na-
men hat.
Stadler, Caspar. — München. 1705. 1735
Er stammte wahrscheinlich aus Füssen, wo sein Fa-
milienname heimisch ist. Seine selten vorkommenden
Geigen sind gut gemacht, haben dunklen Lack und hohe
Wölbung. Er scheint auch Musiker gewesen zu sein
und gehörte als solcher wohl einer Kapelle als »Trabant«
an. Eine Viola d'amore von ihm besitzt das Germani-
sche Museum in Nürnberg.
Geigenzettel : Caspar Stadler Traban(t ?) / in München
Ao 1714 (gedruckt). — Kaspar Stadler Lauten- / und
Geigenmacher in München / 1 735 (gedruckt).
Stadler, Jakob. — 18. Jahrhundert
Eine dem 1 8. Jahrhundert angehörige, reich verzierte
und sauber gearbeitete Gitarre besitzt die Sammlung
alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Mu-
seums in Wien. Auf einem Elfenbeinplättchen graviert:
»Giacobus Stadler Ft.«
Stadimann, Antoni. — Wien (?). 1730. 1783
In einer Geige von gewöhnlicher Arbeit fand sich der
untenstehende gedruckte Zettel. Wenn keine Fälschung
vorliegt, was ich für wahrscheinlich halte, hätte man es
da mit einem sonst nicht bekannten Mitgliede der Fa-
milie zu tun. Jedenfalls hat ein Antoni Stadimann
weder das Bürgerrecht in Wien erworben, noch findet
man ihn in den dortigen Steuerbüchern. Einen noch
weniger glaubwürdigen (geschriebenen) Zettel trägt
eine im Jahre 1842 von X. Thumhordt in Ingolstadt
reparierte, gelb lackierte und im übrigen gute Geige,
die Pfarrer W. Schmerl in München besitzt. Vielleicht
hat ein Vogtländer oder Böhme nach bekanntem Vor-
bild den Wiener Namen, den er nur von Hörensagen
kannte, mißbraucht.
Geigenzettel: Antoni Stadimann / Von Wien, 1783 (ge-
druckt). — Andoni Starkmann Lauten und / Instru-
mentenmacher in Wien / ao 1730 (geschrieben).
Stadimann, Daniel Achatius. — Wien. Geb.
um 1680, t 27. Oktober 1744
Er legte am 5. August 1707 den Bürgereid ab und
wohnte im sog. Stubenviertel und war mit Heinrich
Kermers Tochter verheiratet. Er gehört zu den tüch-
tigsten Wiener Geigenmachern und galt als der beste
Nachahmer Stainers. Sein Holz ist vortrefflich; nur
arbeitete er die Decke ein wenig zu dünn aus. Auch sein
Lack von hochgelber Farbe (wahrscheinlich Bernstein-
lack) ist sehr schön, so daß man annehmen kann, daß
St. auf seiner Wanderschaft bis nach Italien gekommen
ist und dort manches gelernt hat. Dafür spricht auch,
daß er gerne doppelte Einlagen, wie die Brescianer sie
liebten, anwendete. Er arbeitete seine Geigen über die
Form und nahm die Wölbung der Decke höher als die
des Bodens (der mitunter aus Vogelahorn besteht). Er
war ein fleifjiger, vielbeschäftigter Meister, und man
findet Geigen von ihm in vielen Sammlungen und
Orchestern. Die Kgl. Sammlung in Berlin bewahrt eine
Viola di Bordone mit eigenartigen Schallöchern und
schön geschnitzter Rose von ihm (Nr. 843). Die
Braunauer Stiftskirche besitzt eine Geige von ihm aus
dem Jahre 1724. Eine Geige mit dem gleichen Zettel
aus dem gleichen Jahr besitzt auch das Benediktiner-
stift St. Margareth b. Prag, eine Viola Baryton das
Musikhistorische Museum W. Heyers in Köln.
Geigenzettel: Abb. 731 und 740.
w
len.
Geb.
Stadimann, Johann Joseph.
1720, t 27. November 1781
Sohn von Dan. Ach. St. und dessen Nachfolger. Am
15. Dezember 1745 legte er den Bürgereid ab, wohnte
im sog. »Wübmer-VierteU< und kommt bis zu seinem
Tode in den Steuerlisten vor. Im k. k. Hof- und Staats-
schematismus wird er von 1750 — 1781 als Hoflauten-
macher angeführt (in den letzten 1 1 Jahren mit den
falschen Vornamen Franz Joseph, statt Johann Joseph).
Von 1781—1786 führte seine Witwe das Geschäft fort;
ihr Mann scheint ihr nichts hinterlassen zu haben, denn
ein Vermerk im Steuerbuch sagt von ihr: »ist sehr arm,
wird von ihrer Schwester erhalten«. — Und doch war
Joh. Jos. St. ein Künstler ; er arbeitete wie sein Vater sehr
sorgfältig nach der Form, ahmte das Stainermodell
nach, nur daß er die Wölbung oft noch höher nahm.
Der Ton ist recht gut; weniger ist dies bei seinem
braunen Lacke der Fall, der jetzt oft schwarz erscheint.
Merkwürdigerweise war aber gerade dieser Lack bei
den Wiener Meistern des 18. Jahrhunderts sehr beliebt,
und man findet ihn auch bei Michael Ignaz Stadimann,
wie bei den Partls und Thirs immer wieder. Einzelne
Instrumente von ihm haben Boden und Zargen sehr
dunkelbraun, während die ungebeizt-lackierte Decke
jetzt hellrotgelb erscheint. Zwei solche Violoncelli von
1 755 und 1 758 besitzt die ehemalige Hof kapelle in Wien.
478
Stadl
mann
Stainei*
Eine Viola di Bordone von 1750 besitzt Fürst Eszter-
hazy in Eisenstadt (Ungarn), eine Viola d'amore von
1756 mit einem Frauenköpfchen am Wirbelkasten die
Staat). Sammlung in Berlin (Nr. 869).
Geigenzettel : Abb. 732.
Stadimann, Joseph. — 1807
Einen Beweis für den guten Klang des Namens Stadi-
mann liefern die vielen Geigenzettel mit fmgierten Vor-
namen (wie Antoni, Joseph usw.), die sich in zwar alten,
aber gewöhnlich wertlosen Instrumenten finden.
Stadimann, Michael Ignaz. — Wien. Geb. um
1756^), t 10. März 1813 m Wien
Sohn von Joh. Jos. St. Er legte am 9. Mai 1772 den
Bürgereid ab, hatte seine Werkstatt im »großen Preuer-
haus in der Dorotheergasse* und kommt in den Steuer-
listen bis 1787 vor. Er war gleichfalls, wie sein Vater,
Hoflautenmacher, und zwar seit 1784; \orher war er
schon seit 1776 Adjunkt und wird als solcher im Hof-
und Staatsschematismus bis 1781 geführt"). Er kommt
seinem Vater und Großvater nicht nur gleich, sondern
übertrifft sie in einzelnen Fällen. Er hat das Stainer-
niodell aufgegeben und schon bald die Vorzüge einer
flachen Wölbung erkannt und Stradivari zum Vorbild
genommen. Er arbeitete sehr sorgfältig, und durch
seinen durchsichtigen, rotbraunen Lack schimmert das
Holz mit schönem Goldglanz. Zwei prächtige Geigen
und eine Viola von 1 787 (die den besten Arbeiten von
Geissenhof gleichwertig sind) besitzt die ehemal. Hof-
kapelle in Wien, eine Gitarre die Gesellschaft der
Musikfreunde. Ferner sind gute Arbeiten im Ferdi-
nandeum in Innsbruck; auch waren solche in Wien ge-
legentlich der Musikausstellung zu sehen. S. war ein
tüchtiger Musiker und von 1799 — 1813 als Violinist
Mitglied der Kaiserl. Hofkapelle. Seine Werkzeuge und
Ladeneinrichtung vermachte er seinem Gehilfen Math.
Daum.
Geigenzettel : Abb. 673 und 748.
Stadimayer, Georg und Simon. — Regensburg.
1603
Beide werden in dem Verzeichnis der 12 Rotten »Muß-
gattierer und Schützen« der Regensburger Bürgerwehr
als »Zithermacher* aufgeführt.
Stäger. — Willisau (Luzern). 1910
Erfinder eines Stimmstocks, der sich von dem üblichen
nur dadurch unterscheidet, daß er zweimal horizontal
durchbohrt ist.
Staenz, lebt als »Luthier« in Chambery
Stainer, Andreas. — Absam. 1660. 1690
Ein urkundlich nicht nachweisbares Mitglied der
Familie des berühmten Meisters. Man will eine Viola
dl Baryton von ihm kennen.
•") Wenn der Katalog der Sammlung Crosby Brown in
New York die Jahreszahl 1 733 bei einer von Mich. Ign. St.
verfertigten Viola d'amore angibt, so muß der Zettel ent-
weder gefälscht oder die Jahreszahl falsch gelesen sein.
^) Auf den älteren Zetteln findet sich daher auch an
Stelle des Schnörkels das Wort Adjunkt.
Stainer, Jakob. — Absam (Tirol). Geb. 1 4. Juli
1621 in Absam, f Ende 1683
Sohn des Martin Stainer und der Sabina geb. Gra-
finger. Der größte Meister der deutschen Schule und
ein Künstler, der, wenn er auch andere Wege einschlug,
nur in Amati und Stradivari seinesgleichen findet. Es
ist unbekannt, wessen Schüler er war; die Behauptung,
daß er bei dem berühmten Orgelbauer Daniel Herz in
dem seinem Geburtsorte nahen Wilten zuerst in der
Lehre gewesen sei, erscheint schon deshalb hinfällig,
weil Herz in der Jugendzeit Stainers noch gar nicht in
Wilten lebte. Wahrscheinlicher ist es, daß er bei irgend-
einem Absamer Bauern, der, wie viele andere in Tirol,
im Winter sich mit der Bildschnitzerei und dem Geigen-
machen beschäftigte, die erste Anleitung erhielt. In
seiner frühesten Jugend wird er auch eine Zeitlang
Hirtenknabe gewesen sein, und seine ersten Versuche,
sich eine Fiedel zu schnitzen, mag er damals unter
Gottes freiem Himmel gemacht haben. Eine immer
wiederkehrende Sage macht ihn zu einem Amatischüler.
Ein urkundlicher Beweis dafür fehlt aber leider. Die
Möglichkeit, daß er in jungen Jahren nach Cremona ge-
kommen sei, muß ohne weiteres zugegeben werden. Er
könnte dort noch bei Antonius Amati gelernt haben,
der erst nach 1640 starb, also zu einer Zeit, da Stainer
das 19. Jahr erreicht hatte. Wahrscheinlicher ist, daß er
während der üblichen Wanderjahre seiner Gesellenzeit
auch in Cremona — vielleicht bei Nicolaus Amati —
gearbeitet hat. Diese Annahme wird durch einen neuen
Fund in überraschender Weise unterstützt. Der Gei-
genliebhaber Theodor Hämmerle in Wien erwarb von
C. H. Voigt eine aus VuiUaumes Besitz stammende
Violine mit einem Zettel der Brüder Amati. Trotz des
italienischen Aussehens und des Zettels sprach doch so
viel an dem Instrument für die Hand Stainers, daß
Voigt die Geige von vornherein nur als eine Arbeit
Stainers gelten lassen wollte. Zum Zwecke der Repa-
ratur mußte sie geöffnet werden, und bei dieser Ge-
legenheit fand sich unter dem Hals am Klotz versteckt
ein zweiter Zettel (in der ganzen Höhe der Zargen).
[Siehe die Abbildung!] Leider ist die Jahreszahl ver-
wischt. Der Zettel scheint echt zu sein. Dies voraus-
gesetzt, darf man annehmen, daß Stainer bei den
Brüd<;rn Amati als Gehilfe gearbeitet hat, und da er als
solcher in eine in der Werkstatt der Amati und für diese
gebaute Geige seinen Zettel nicht öffentlich anbringen
durfte, brachte er ihn an einer Stelle an, wo ihn nie-
mand sehen konnte. Glauben wir, daß er in Cremona
bei den Brüdern Amati war, dann ist auch die Frage,
wo er hinter das Geheimnis des italienischen Lacks ge-
kommen ist und wo er seine alle andern deutschen
Geigenmacher übertreffende letzte Ausbildung er-
fahren hat, leicht beantwortet. Er war aber viel zu sehr
Künstler, als daß er ein bloßer Nachahmer hätte werden
können. Er ging seine eigenen Wege, nahm die Wölbung
höher und bevorzugte die deutsche Form der F-Löcher
und der Schnecke; lediglich den Lack behielt er bei.
Man muß seine Abweichung von seinen italienischen
Vorbildern als das Ergebnis künstlerischer Erwägung
ansehen, denn er entsprach mit seinem Modell tatsäch-
lich den Anforderungen der damaligen Geiger besser
als die Amati. Daß er seine Kunst gut verstand, hat er
sein Leben lang bewiesen ; er muß aber auch eine ver-
hältnismäßig gute Schulbildung genossen haben.
Stainer
479
Außerdem war er ein vorzüglicher Geiger und soll sogar
als Mechaniker durch merkwürdige Kenntnisse be-
rühmt gewesen sein. Es wird stets erzählt, daß er schon
1639 seine ersten Geigen auf den Markt in Hall ge-
bracht habe, was durchaus glaubwürdig ist. Im Jahre
1643 kam er nach Salzburg, mußte dort, wie das Zahl-
meister-Kassejournal ausweist, »etliche Geigen bei der
hochfürsd. Instrumentenstube<' ausbessern und ver-
kaufte eine schöne Viola. Weiter weiß man von ihm,
daß er niit der blutarmen Kleinbürgerstochter Mar-
garethe Holzhammer (geb. 1624, f 1693) ein Liebes-
verhältnis hatte, das nicht ohne Folgen blieb. Sobald er
aber großjährig geworden war, heiratete er Margarethe
am 26. November 1645. Im darauffolgenden Jahre
finden wir ihn in Venedig, wo er sich aufhielt, um Ma-
terialien einzukaufen, und im gleichen Jahre überreichte
er seinem Fürsten eine Bittschrift mit dem .Anerbieten,
die Instrumente für die Hofkapelle machen zu wollen,
wobei er sich großherzig erbot, damit eine Schuld von
412 fl. seines Schwiegervaters Georg Holzhammer,
»gewesten Bergmeisters bei dem Salzberg«, an das
Pfannhausamt abtragen zu wollen. Der Erzherzog
Ferdinand Karl willfahrte dieser Bitte ' ). Auf den Haller
Märkten kam er mit allerlei Handelsleuten zusammen :
dort mag er auch den jüdischen Händler Salomon
Huebmer aus Kirchdorf in Oberösterreich kennen ge-
lernt haben, der ihn überredete, mit nach Kirch-
dorf zu kommen. Huebmer wird ihm wohl goldene
Berge versprochen haben, denn es ist nicht einzusehen,
was einen Geigenmacher gerade nach diesem Orte hätte
locken können. Stainer blieb bis zum Frühjahr 1648 in
Kirchdorf und wohnte bei Salomon Huebmer. Er
mußte gewiß sehr fleißig arbeiten, den Verdienst aber
wird wohl der Händler eingesteckt haben, denn als
Stainer wieder abreisen wollte, stellte sich bei der Ab-
rechnung heraus, daß er nicht nur gar nichts erhielt,
sondern noch 24 Gulden für Miete aufgerechnet bekam,
die er schuldig bleiben mußte. Als er wieder nach Hause
kam, mußte er sofort seiner Verpflichtung, die Instru-
mente der Hofkapelle instand zu halten, nachkommen,
und damals hat er wohl den Erzherzog Ferdinand Karl
und dessen Frau Anna, Großherzogin von Toskana, zu-
erst persönlich kennen gelernt. Der Erzherzog, dem
Stainers seelenvolles Geigenspiel ungemein gefallen
hatte, ließ ihn mehrfach nach Innsbruck kommen, was
viel heißen will, denn am erzherzoglichen Hofe standen
fortwährend italienische Virtuosen im Sold, aber auch
bei diesen erfreute sich Stainer großer Wertschätzung;
trotzdem währte es noch zehn Jahre, bis ihm der
Landesfürst am 29. Oktober 1658 den Titel eines Hof-
musikers und erzfürstlichen Dieners verlieh, womit das
Recht verbunden war, mit »ehrsamer und fürnehmer
Herr« angeredet zu werden. Leider starb Ferdinand
Karl schon 1662 und sein Bruder löste die italienische
Hofkapelle auf, starb aber auch schon am 24. Juni 1 665.
Tirol kam nun an Kaiser Leopold, und an diesen
richtete Stainer 1668 ein Gesuch um Bestätigung seines
Titels. Der Vizekanzler Dr. Paul Hocher befürwortete
dieses Gesuch wärmstens, und der Kaiser erttsprach
^) Näheres hierüber und über den Hofmusiker J. Chr.
Hegele, der schließlich die Restforderung an Stainer vom
erzherzoglichen Hofe erbettelte, findet man in Dr. Fr.
Waldners mehrfach erwähnter, trefflicher Schrift über die
tirolischen Geigenmacher.
ihm auch laut Diplom vom 9. Januar 1669. Stainer hatte
damals seine künstlerische Höhe erreicht und war
bereits zu Ruf und Ansehen gekommen. Er war viel-
beschäftigt, seine Violinen wurden ihm schon mit 40 fl.
bezahlt und er hatte sonach die besten Aussichten,
einen gewissen Wohlstand zu erreichen. Schon am
12. November 1666 hatte er von seinem Schwager Paul
Holzhammer das Haus W. 39 in Absam gekauft, das,
von hohen Linden umgeben, dem Krippschen Herren-
sitze gegenüber liegt. Und doch hatte er damals schon
mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. 1667 erhielt er
plötzlich vom Landgericht in Thaur eine Vorladung,
und es wurde ihm mitgeteilt, daß der Jude Huebmer
seine alte Forderung für die Mieteschuld eingeklagt
hätte. Stainer hat die Berechtigung dieser Forderung
wohl nie wirklich anerkannt, aber er zahlte zunächst
15 fl. und erklärte sich bereit, den Rest von 9 fl. ge-
legentlich des nächsten Haller Marktes zu bezahlen.
Er unterließ dies jedoch und so wurde er 1669 gericht-
lich gemahnt, und zwar, was ein eigentümliches Licht
auf die Person des Gläubigers wirft, nochmals um die
ganze Summe, ohne Anrechnung der bereits geleisteten
Zahlung. Als Stainer sich dazu nicht verstand, ging
Huebmer an das Gericht in Kirchdorf, welches der
Stadt Hall die Eintreibung gebot. Es half ihm nichts,
er mußte nochmals bezahlen, und vergeblich wandte er
sich noch 1677 an den Kaiser, um das ihm widerrecht-
lich Abgenommene zurückzuerhalten. Mag er damit
auch viel Ärger gehabt haben, das Unglück seines
Lebens war sein Konflikt mit dem fürsterzbischöflichen
Konsistorium in Brixen. Es war die böse Zeit der
Gegenreformation, und Stainer wurde im Januar 1669
beschuldigt, gemeinschafdich mit dem Schneider Jakob
Meringer (Mehringer) lutherische Schriften gelesen
und sogar ketzerische Redensarten geführt zu haben.
Ob die Klage überhaupt berechtigt war, kann heute
kaum entschieden werden, genug, das geistliche Gericht
verurteilte beide. Sie sollten im Büßergewande mit
Geißel und brennender Kerze in den Händen öffendich
abschwören, während die Bücher verbrannt wurden.
Beide legten Berufung ein, und es spricht sehr für das,
selbst von katholischem Standpunkt aus betrachtet,
geringe Verschulden beider, daß das wehliche Gericht
sie nach Möglichkeit in Schutz nahm, so daß die Geist-
lichkeit auf Geißel und Kerzen verzichten mußte. Die
Bücher wurden verbrannt, aber Stainer sowohl als
Meringer weigerten sich hartnäckig, abzuschwören.
Nun zog das Konsistorium die Saiten straffer an und
verlangte die Verhaftung beider, die leider wirklich ver-
fügt wurde. Stainer fügte sich auch diesem Gewaltakt
lieber, als daß er etwas gegen seine Überzeugung getan
hätte; er bat nur um Aufschub gegen Bürgschaft, da er
noch Geigen für das Kloster Rothenbuech in Bayern
fertigzumachen hatte; man gestattete ihm aber nur,
daß er diese im Gefängnis vollende. Er wurde ein halbes
Jahr lang gefangengehalten und hat sich dabei wohl den
Grund zu der Krankheit geholt, der er später erlag. Als
man ihm die Freiheit wiedergab, war er ein gebroche-
ner Mann, sein Vermögen war in Verfall geraten, und er
konnte sich nicht mehr emporarbeiten. Er saß wohl
noch fleißig in seiner Werkstatt, da er aber alles mit der
größten Gewissenhaftigkeit ausführte und keine fremde
Hilfe an seinen Werken duldete, arbeitete er nur sehr
langsam und die Einnahmen standen dann in keinem
Verhältnis dazu. Er hatte eine große Familie zu er-
48Ü
St
ainef
nähren^), und so erdrückten ihn dieSorgen schließlich,
daß er in Geistesnacht verfiel. Sein Todestag ist unbe-
kannt '), aber sein Andenken ist lebendig geblieben, und
1898 wurde ihm ein würdiges Denkmal gesetzt. Wie
Stradivari war er vielseitig in seiner Kunst, und es gibt
kaum ein zu seiner Zeit gebräuchliches Streichinstru-
ment, das er nicht gemacht hätte. Er schlug neue Wege
ein, wenn er sich auch dem Einflüsse der Amatischule
nicht entziehen konnte. Doch nahm er, wie schon be-
merkt, nur an, was seinen Absichten entgegenkam. Er
veränderte die Umrisse, die Stärkenverhältnisse des
Holzes und die Wölbung, bei der auffällt, daß er die
Decke höher als den Boden machte. Seine Geigen er-
hielten dadurch jene eigentümliche, fast mehr an den
Flöten- als an den Geigenton erinnernde Klangfarbe,
die noch durch das ganze 18. Jahrhundert das Ent-
zücken aller Musiker war. Das individuelle Gepräge
aller Arbeiten Stainers fällt sofort in die Augen. Auch
seine kurzen F-Löcher mit ihren kreisrunden Endi-
gungen sind charakteristisch. Daß er manchmal unter
dem Griffbrett noch ein rundes oder öfters ein stern-
förmiges Schalloch und am Wirbelkasten gerne Löwen-
köpfchen u. dgl. angebracht hat, sei nur nebenbei er-
wähnt, da das auch andere unter seinen Zeitgenossen
taten. Sein Lack ist sehr schön und kommt dem
italienischen sehr nahe. Wenn er in Venedig »Mate-
rialien einkaufte«, so wird der Lack dabei sicher eine
Hauptrolle gespielt haben, da er gewiß Holz, wie er es
brauchte, in seiner Heimat selbst haben konnte '). In
der Farbe ist der Lack gelbrot gewesen, zeigt aber jetzt
oft einen an Mahagoni erinnernden Ton. Er hatte drei
verschiedene Modelle, ein kleines, ein mittleres und ein
großes. Die technische Vollendung seiner Geigen blieb
allen seinen Nachahmern unerreichbar, aber auch er
dürfte von einem Grundgedanken ausgegangen sein,
den er als Geheimnis mit ins Grab genommen hat. Man
nennt u. a. Klotz und Alban seine Schüler; sie waren
sehr geschickt, aber an den Meister reichten sie nicht
heran. Bald nach dem Tode Stainers wurde sein Name
so berühmt, seine Geigen so gesucht, daß -zahlreiche
Fälschungen vorkamen, und selbst Klotz soll m seinen
besten Geigen den Namen Stainers angebracht haben.
In Deutschland und England wurde er von den Geigen-
inachern zum alleinigen Vorbild genommen; auch in
Frankreich fälschte man seine Arbeit, wie eine zweifel-
los französische Geige im Museum des Konser-
vatoriums in Brüssel beweist, in der sich der unsinnige,
gedruckte Zettel befindet: »Jacobus Staainer Films, in
absam prope omni pontum 1558«. Selbst in Italien
wurde sein Modell nachgeahmt, ganz abgesehen von
^) Er hatte acht Töchter und einen Sohn Jakob, der
starb, ehe er ein Jahr alt wurde.
') Der im Jahre 1842 von Seb. Ruf errichtete Grabstein
fingierte nur ein wahrscheinliches Datum : »Freitag nach
Aegidi vor Sunnenaufgang«.
^) Es wird erzählt, daß er sich tagelang in Wäldern auf-
gehalten habe, um die Stämme abzuklopfen und auszu-
suchen, die er zum Geigenbau brauchen konnte. Weniger
glaubwürdig ist die Erzählung, daß er in Italien das Holz
eines abgebrochenen Altars gekauft und 7 Geigen daraus
gemacht habe, die er den 7 Kurfürsten zum Geschenk
machte, die dann unter dem Namen Kurfürstengeigen als
seine besten Arbeiten gegolten haben sollen.
dem Einfluß seiner Arbeit auf D. Tecchler und die
Schule von Rom. Ja, der Glanz seines Ruhmes hat im
achtzehnten Jahrhundert in allen germanischen Län-
dern die größten italienischen Meister überstrahlt. Erst
die erhöhten Anforderungen an die Geige und die
Kraft ihres Tons im neunzehnten Jahrhundert, denen
die Stalnergeigen nicht ganz zu entsprechen vermögen,
brachten es mit sich, daß man jetzt die Cremoneser
überall bevorzugt. Ihren Sammelwert behalten die
Stalnergeigen aber für alle Zeit, und so kommt eine
echte Arbeit von ihm fast noch seltener im Handel zum
Vorschein als eine echte Stradivari. Die schönsten
Stainergeigen befinden sich in englischem Besitz; was
in Deutschland noch vorkommt, ist nicht immer
zweifellos echt. In echten Arbeiten fanden sich bisher
nur handschriftliche Zettel, so daß es fraglich erscheint,
ob er jemals gedruckte verwendet hat. Es wäre wün-
schenswert, daß einmal ein Verzeichnis der wirklich
echten Stainergeigen und ihrer Besitzer zusammen-
gestellt würde. Von größeren Sammlungen seien hier
nur die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, das
Museum des Pariser Konservatoriums, die staatl. Samm-
lung in Berlin, die fürstl. Lobkowitzsche Sammlung
auf Schloß Raudnitz m Böhmen (ein Kontrabaß von
1677, Violinen von 1652, 1653, 1657. 1661 und 1667)
erwähnt. Eine Viola und drei Violinen, darunter eine,
die zu Stainers schönsten Arbeiten gehört, besitzt
Hämmerle in Wien, eine ähnliche Prof. Anzoletti in
Mailand (ein Erbstück seiner aus Bozen stammenden
Künstlerfamilie), ferner eine Violin» aus dem Jahre
1675 Dr. A. Heusch in Aachen. Eine Violine von
1660 ist in der Kirche am Strahov, eine von 1676 in der
Prager Kreuzherrenkirche, einen Kontrabaß besitzt der
Kirchenchor in Murnau am Staffelsee. Auch einige
bayrische und österreichische Klöster dürften noch im
Besitz echter Arbeiten Stainers sein. So glauben das
Chorherrenstift Neustift bei Brixen in Tirol zwei
Geigen von 1655 und 1661, das Stift St. Florian (O.-Ö.)
eine Violine von 1670 und die Dechantei des Marktes
Obervellach (Kärnten) eine ähnliche ihr eigen zu nennen.
Eine sehr schöne Stainergeige, leider ohne Zettel, bc
sitzt ferner Prof. Gust. Holländer in Berlin, eine Viola
da Gamba von 1667 W. E. Currey und eine Viola
d'amore das Museum Carolino Augusteum in Salzburg,
ein Violoncello Max Eisenberg in Hamburg, eincTenor-
gamba, die ihrer prachtvollen Arbeit halber, trotz des
gedruckten (statt geschriebenen) Zettels für echt gelten
kann, Fritz Wildhagen in Haiensee b. Berlin, eine
Bratsche Rechnungsrat Friedrich in Posen. Eine in
allen Teilen im ursprünglichen Zustand erhaltene Vio-
line erbte das Kloster Niedermünster in Regensburg
von dem Kirchenkomponisten HuUer. Stainers Leben
wurde wiederholt zum Gegenstand novellistischer Ar-
beiten gemacht^); eine wirklich wertvolle Biographie
schrieb der verdienstvolle Kaplan des Irrenhauses in
Hall Seb. Ruf (geb. 1802, f 1877). Nach ihm sind nur
noch zwei Funde von dem Archivbeamten Klaar ge-
') Z.B. von J. Schuler (abgedruckt in Schulers Werken,
Innsbruck 1861 bei Wagner) und in »Jakob Stainer, Der
Geigenmacher von Absam in Geschichte und Dichtung«,
(wo auch Herm. v. Gilms Gedicht »J. Stainer« Aufnahme
fand), ferner H. Jäger: »Der Geiger von Absam oder der
klingende Baum«, abgedr. in »Des Knaben Lust und
Lehre«, Glogau bei Fleming usw.
2i
St
ainer
Stark
481
macht worden, die uns einen genaueren Einblick in
Stainers Schicksale gestatten. Vgl. Prof. Dr. F. Lent-
ners »Jakob Stainers Lebenslauf im Lichte archivali-
scher Forschung«.
Geigenzettel : Abb. 667, 721 .
Stainer, Karl.-? 1735
P. de Wit veröffentlicht einen Reparaturzettel eines
sonst nicht bekannten (vielleicht in Italien tätigen)
Carlo Stainer : Rivisto e ristaurato da me / Carlo
Stainer. A. 1735 (gedruckt).
Stainer, Marcus. — Absam, Kufstein, Laufen
a. Traun. Geb. um 1619, f nach 1680
Jakob Stainer hatte zwei ältere Brüder, Paul und
Marcus. Paul wurde Tischler, Marcus war vielleicht ein
Schüler desselben Meisters, bei dem Jakob St. lernte.
Er ließ sich zuerst in Kufstein als bürgerlicher Lauten-
und Geigenmacher nieder, wo er im Jahre 1647 schon
und 1 659 noch ansässig war. Dann zog er nach Ober-
österreich, wo er in dem Marktflecken Laufen seine
Werkstatt aufschlug. Sein Leben scheint ohne be-
merkenswerte Ereignisse verflossen zu sein ; m Archi-
valien fand sich bisher nichts über ihn. So fehlt auch
jeder Beweis dafür, daß er Klosterbruder geworden sei,
wie behauptet wurde. Kam er auch seinem Bruder an
Talent und Können nicht gleich, so war er doch recht
geschickt und soll Jakobs Arbeiten mit Erfolg nachge-
ahmt haben. Daß er seinen Namen mißbraucht hat, ist
nicht anzunehmen, wohl aber, daß andere seine Arbeiten
mit gefälschten Zetteln versehen haben. Die ihm zu-
geschriebenen Geigen haben schönes, großes Modell,
rötlichgelben oder rotbraunen Lack und sind m allen
Einzelheiten tadellos ausgeführt. Am Wirbelkasten
brachte auch er gerne geschnitzte Köpfchen an.
Namentlich seine Gamben und Violen sollen gut sem.
App.-Ger.-Rat v. Renner besitzt eine Geige von ihm,
eine andere (vom Jahre 1677) das Ferdinandeum in
Innsbruck. Eine Tenorgamba, die jetzt einen ge-
schriebenen unechten Zettel von Jacobus Stainer trägt,
früher aber, nach Piegendorfers Bericht, einen echten
von Marcus Stainer mit der Jahreszahl 1665 aufwies,
besitzt Fritz Wildhagen in Haiensee. Sie zeichnet
sich durch schöne Arbeit, gelbbraunen Lack, Ro-
sette und prachtvolles Löwenköpfchen am Wirbel-
kasten aus.
Geigenzettel: Marcus Stainer Burger u. / Geigen-
macher in Kuefstein / anno 1 659 (gedruckt). — Marcus
Stainer / bürgerl. Lautten- und / Geigenmacher in
Kufstein / in TyroU 1 647 (gedruckt).
St
aininger s. Steininger
Stamer, J. — Heilbronn. 1884
Ein Tanzlehrer, der einen kleinen Geigenhandel be-
trieb und auch eine Reparaturwerkstatt einrichtete, in
der er Mittenwalder oder Markneukirchner Gesellen
beschäftigte. Die Werkstatt ging jedoch schon sehr bald
wieder em.
Geigenzettel: J. Stamer fecit / Heilbronn, 1884 (ge-
schrieben).
V. Lütg-endorf f , Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Stamm, F. E. — Estebrügge, Hamburg. 1884.
1895
Ein Musiker und Färbermeister, der sich als leiden-
schaftlicher Geigenfreund frühzeitig dem Geigenbau
zuwendete. Da er sich die Druckstöcke für seine
Färberei stets selbst geschnitten hatte, brachte er eine
gewisse Handfertigkeit mit, als er die ersten Versuche
machte. Durch eifriges Studium erlangte er dann eine
recht anerkennenswerte Geschicklichkeit, und solange
er in Estebrügge blieb, hat er sehr viele recht sauber
durchgeführte Geigen gebaut, an denen alles seine
eigene Arbeit war, bis auf die Schnecken, die er von
Sauke in Hamburg kaufte. Als er sein Ladengeschäft in
Hamburg eröffnet hatte, fehlte ihm die Muße zu
eigenem Schaffen ; er bezog Geigen von den bekannten
Fabriken, die er dann nur überarbeitete und durch
Ausschachteln zum guten Teil verdarb. Er war auch
vielfach als Reparateur tätig.
Geigenzettel : Reparirt / von F. E. Stamm / in Ham-
burg / 1 895 (gedruckt). — Reparirt / von / F. E. Stamm /
Estebrügge. / 1884 (gedruckt).
Stampfer, Sebastian. — Wien. Geb. 1792,
t 23. März 1822
Am 15. Dezember 1820 legte er den Bürgereid ab und
hatte in der Aisergasse Nr. 72 seine Werkstatt. Wenn
auch nicht ungeschickt, hatte er doch wenig Gelegen-
heit, sich auszureifen, da er ja erst fünf Vierteljahre
selbständig war, als er starb.
Stangel, Alois. — Mittenwald. 1792
Er war nur ein Handwerker. Seine Geigen von ge-
wöhnlicher Arbeit sind flach gebaut, haben unschein-
baren dunkelbraunen Lack und dumpfen Ton.
Geigenzette! : Alois Stangel / in Mittenwaldt 1 792 (ge-
schrieben).
Stanza, Gmseppe. — Venedig. Geb. um 1663
Man weiß von ihm nur, daß er 168! und 1683 Schüler
von Nie. Amati war und aus Venedig stamn^te.
Starck, Johann. — Brück (?). 1 723
Eine zierliche Geige mit rötlichem, durchsichtigem
Lack und hübsch gearbeiteter Schnecke, von mittlerer
Wölbung und mit erhabenen Rändern trägt einen Zettel
mit dem Namen »Johann Starck aus Prug«. Es könnte
auch Prag gelesen werden. In Prag ist aber kein Geigen-
macher dieses Namens nachzuweisen. Brück liegt bei
Wildstein in Böhmen, 6 Kilometer von Markneu-
kirchen entfernt, und war der Wohnsitz mehrerer
Geigenmacherfamilien, die später in Markneukirchen
vorkommen. Sollte aber wirklich Prag gelesen werden
müssen, dann war Starck vielleicht ein Markneu-
kirchener, der, wie manche andere, den Ursprungsort
seiner Arbeiten verschleierte.
Stark, August. — Straßburg i. E. Geb. 6. Jan.
1871 zu Rohrbach bei Brambach i. S.
Schüler seines Bruders Hermann St., arbeitete fast vier
Jahre als Gehilfe bei Meinel-Grunwald in Basel und
eröffnete am I . Oktober 1899 in Straßburg seine eigene
Werkstatt als Geigenmacher und Reparateur. Er
31
482
Stark — Stauffer
ist als Geigenbaumeister »Meislerbeisitzer« in der
Handwerkskammer für Elsaß-Lotbringen und Vor-
sitzender der Gehilfenprüfungen für Musikinstru-
mentenmacher. Er ahmt das Stradivari- und Guar-
nerimodell nach und verwendet einen Lack eigener Zu-
sammensetzung. Auf seinem Zettel führt er das
Wappen von Cremona als Schutzmarke.
Geigenzettel: (Wappen von Cremona.) A Stark, /
Saiteninstrumentenbauer / Strassburg i./E. Anno ....
(gedruckt).
Stark, Heinrich Albin. — Geb. 20. März 1871
in Erlbach, arbeitet als Geigenmacher in
Markneuki rchen
Stark, Gustav. — Rohrbach b. Brambach. Geb.
1. September 1861
Bruder von Hermann St., mit dem er zusammen
arbeitet. Er war ursprünglich Bogenmacher und hat
nachträglich bei seinem Bruder das Geigenmachen
erlernt.
Stark, Hermann. — Rohrbach b. Brambach.
Geb. in Rohrbach 14. August 1865
Schüler von August Voigt. Nachdem er bei H. Hammig
als Gehilfe gearbeitet hatte, übernahm er schon 1885
das Geschäft von Jul. Theod. St. ; er macht nach den
Modellen der besten alten Meister gute, billige Geigen
und bevorzugt Ollack. Sein noch lebender Vater ist
Geigenhändler.
Stark, Walter. — Markneukirchen. 1920
Mandolinen- und Lautenfabrik, die früher in Erlbach
war.
Statler, Andree. — Genua. 1715
Er soll ein Schüler von Hier. Amati, dem Sohne des
Nicola, gewesen sein. Der Name ist übrigens unsicher
gelesen, und manche lesen ».'\nderl Statlle«, was jedoch
falsch zu sein scheint.
Stauber. Anton. — Köln. Geb. 24. Juli 1850
Schüler von Georg Tiefenbrunner. Er machte sich 1874
selbständig und ließ sich in Köln als Geigenmacher
nieder. Seine Arbeit ist recht gut. Sein Sohn Heinrich
St., der ebenfalls Geigenmacher wurde, ist hauptsäch-
lich als Reparateur tätig.
Staudinger (Stautinger), Mathaeus Wenzes-
laus. — Würzburg. 1745. 1775
Einer der besten deutschen Meister seiner Zeit in
Franken, von dem noch hübsche Lauten und Geigen
aller Art vorkommen. Zwei hübsche Lauten von ihm
(eine aus der Sammlung Snoeck) sind in der Berliner
ehemal. Kgl. Sammlung (Nr. 704). Der eine Vorname
kommt auf Zetteln auch Winceslaus und der Familien-
name Stautinger geschrieben vor. Eine Geige von 1774
und eine Viola aus dem gleichen Jahre von ihm besitzt
C. Stoeber in Würzburg. Auch einige gute Violoncelli
von ihm sind mir bekannt geworden.
Geigenzettel: Mathaeus Wenceslaus / Staudinger me
fecit / Wirceburgi 1757 (gedruckt) und Abb. 724.
Stauffer (Staufer), Joh. Anton. — Wien
(Kaschau). Geb. um 1805, f nach 1843
Sohn, Schüler und Gehilfe von Joh. Georg St., mit dem
er, selbständig geworden, eine Zeitlang, mindestens
von 1840 — 1843, gemeinsem arbeitete und dem er auch
nach Kaschau folgte. In den Wiener Bürger- und
Steuerbüchern kommt sein Name nicht vor. Geigen,
die seinen Zettel tragen, sind denen seines Vaters sehr
ähnlich, haben aber Ecken und Ränder von zierlicherer
Ausführung. Eine Gitarre von ihm ist aus der Samm-
lung Snoeck nach Berlin gekommen (Nr. 352).
Geigenzettel : Abb. 682 und 723.
Stauffer (Staufer), Johann Georg. — Wien
(Kaschau). Geb. 1778, f 24. Januar 1853
Ursprünglich Kunsttischler, verlegte er sich bald aus
Liebe zur Musik auf den Bau von Gitarren und be-
nutzte jede Gelegenheit, auch die Anfertigung von
Streichinstrumenten zu erlernen. Natürliche Anlage,
Handfertigkeit und ein gewisser Forschertrieb kamen
ihm dabei zu Hilfe, so daß er, als er am 20. Juni 1800 den
Bürgereid ablegte, bereits als Lauten- und Geigen-
macher bezeichnet wurde. Er hatte seine Werkstatt
Stadt Nr. 150 und beschränkte sich anfangs darauf,
Gitarren zu bauen, die nicht nur sehr gut im Ton
waren, sondern auch äußerlich hübsch ausgestattet, auf
der Decke, um das Schalloch und den Saitenhalter mit
aus schwarzem Holz geschnittenen Blumen usw. ver-
ziert waren. Seine Gitarren waren sehr beliebt und
wurden ihm mit 32 fl. C. M. bezahlt^), ein für jene Zeit
sehr hoher Preis, der begreiflich erscheint, wenn man
weiß, daß Stauffer unbestritten als der beste Wiener
Gitarrenmacher seiner Zeit galt. Er erfand unter
anderen 1821 die »Guitarre d'amour«, die ähnlich wie
ein Violoncello mit dem Bogen gespielt wurde. Auch
nach den Modellen anderer fertigte er Gitarren; eine
solche besitzt das Musikhistorische Museum in Stock-
holm (Nr. 29). Als die Gitarre mehr und mehr aus der
Mode kam, zum Teil auch durch die von Ant. Kiendl
verbesserte Zither verdrängt wurde, begann Stauffer
sich mehr auf den Bau von Streichinstrumenten zu ver-
legen. Seine Arbeit ist auch hier von peinlichster
Sauberkeit. Er verarbeitete nur das allerschönste Holz,
kopierte nicht nur Stainer und die Italiener recht gut,
sondern auch den Engländer William Forster. Da er
große, flachgewölbte Modelle bevorzugte, arbeitete er
zumeist nach Guarneri oder »ad normam Antonii Stra-
duarii« (sie), wie er ausdrücklich auf seinen Zetteln
angibt, die er in den ersten vierziger Jahren des 1 9. Jahr-
hunderts gebrauchte, als er sich mit seinem Sohne
J. Anton St. vorübergehend in Kaschau in Ungarn auf-
hielt"). Besonders schön sind immer seine Schnecken,
die »wie gegossen« erscheinen. Sein Lack ist gelb,
^) Wie ein Kalender für 1821, den Stauffer als Ein-
schreibebuch benutzte (jetzt im Besitz von W.Th. Jaura),
ausweist. Als Käufer erscheint hier der seinerzeit berühmte
Prof. Schimansky.
-) Vermutlich leitete der Sohn die Kaschauer Werk-
statt, während der Vater in Wien weiter arbeitete. Dafür
spricht auch eine von 1841 datierte Stradivarikopie, die er
zusammen mit dem Klaviermacher Fr. Wolff herstellte.
Stautinger — Steger
483
seltener rotbraun, aber glasig und hart. Trotz ihrer vielen
guten Eigenschaften fehlt seinen Geigen das, was sie erst
zum echten Kunstwerk erheben würde. Sie lassen
daher den Kenner kalt, und das erklärt auch, warum
Stauffer von seinen Berufsgenossen lange nicht für voll
angesehen wurde. Der Ton seiner Geigen ist kräftig,
aber ohne Schmelz. Er selbst fühlte recht gut, daß seine
Streichinstrumente seinen Gitarren nicht gleichkamen.
Er war daher unablässig bemüht, Verbesserungen zu
erfinden, von denen sich freilich keine bewährt hat;
einerseits wollte er den Ton veredeln, anderseits die
Widerstandsfähigkeit erhöhen. So baute er Geigen mit
zweifachem Boden, damit der Ton nicht durch das An-
liegen der Hand oder des Körpers gedämpft werde, oder
er belegte die Zargen innen statt der Bereifung ganz
mit Ahorn. Im Jahre 1832 baute er Violinen von einem
schmalen, aber sehr langen Modell, aber auch dadurch
erreichte er die erhoffte Tonveredlung nicht. Bei
zu dünn ausgearbeiteten Decken suchte er den Ton
dadurch zu verbessern, daß er im Innern von einem
Klotz zum andern einen runden Holzstab einfügte,
öfters auch eine Stahlstange (wie bei den Kontra-
gitarren). Das Beispiel von Chanot veranlaßte ihn,
Geigen ohne Ecken zu bauen, wobei er den Saiten-
halter auf der Decke befestigte. Eine solche Geige ist in
Berlin in derstaatl. Sammlung (Nr. 906). Man sieht, daß
eine ganze Reihe von Erfindungen, die in den letzten
Jahren aufgetaucht sind, durchaus nicht als neu gelten
darf. Erst in neuerer Zeit erreichen Stauffers Geigen
bessere Preise; er selbst brachte es jedoch zu keinem
Wohlstand und starb im Bürgerversorgungshaus. Eine
sechssaitige Gitarre von ihm besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Geigenzettel : Joannes Georgius Staufer / fecit Viennae
anno 1812 (gedruckt). — 126 / Georg Stauffer / Wien /
im Schulhof No. 448 (gedruckt). — Nach dem Modell /
des Luigi Legnani 1565 / Johann Georg Staufer / Anno
838 Wien N^ 480 (gedruckt). (In der Mitte eine Lyra
mit Blumen, an der Seite ein Siegel mit dem öster-
reichischen Adler) und Abb. 682, 735.
Stautinger s. Staudinger
Stecher, Josef. — Salzburg. Geb. in Salzburg
1828. 1884
Schüler von Johann Stöhr. Nachdem er längere Zeit bei
Lemböck in Wien gearbeitet hatte, machte er sich in
seiner Vaterstadt selbständig und erhielt bereits 1873
eine silberne Verdienstmedaille für eine Geige, deren
schönes Modell, gelungene Ausführung und ita-
lienischer Ton besonders gelobt wurden. Er ist ein sehr
fleißiger und kenntnisreicher Meister, und daher auch
als beeideter Schatzmeister angestellt, und besitzt ver-
schiedene Auszeichnungen. Eine von ihm im Jahre 1884
gebaute Violine ist in der Sammlung des Museums
Carolino-Augusteum in Salzburg.
Ste.d..m(Stehelln?),Jonas.— Straßburg. 1596
Eine Laute in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln trägt den fast ganz unleserlich gewordenen ge-
schriebenen Zettel: 1596 / Jonas Ste . d . . m (?) /
Argent.; darunter der geschriebene Reparaturzettel:
Johann Adolph Böningk / in Böltingen, habe die
lauthe / renoviret. (Siehe Jonas Stehelin. S. 484.)
Steffanini (Stephanini), Carlo. — Mantua.
1764. 1790
Ein Lauten- und Mandolinenmacher, der große Sorg-
falt auf die äußere Ausstattung seiner Arbeiten legte.
Eine Mandoline von ihm besitzt die staatl. Sammlung in
Berlin (Nr. 743), eine Pandurina die Crosby-Brown-
Sammlung in New York (Nr. 2229). Gustav Hering in
München besaß eine Mandoline von ihm mit kürbis-
förmigem Körper, kurzem Hals und zwölf Wirbeln
vom Jahre 1785, 53 cm lang.
Geigenzettel : Carlo Steffanini / fece in Mantova L'anno
1785 (gedruckt).
Steffens, E. — Magdeburg. 1878
Nach einer ungeschickt gemachten Geige von häßlichem
Modell, kümmerlichen F-Löchern, magerem Spiritus-
lack und steiler Schnecke zu urteilen, war er sicherlich
kein gelernter Geigenmacher.
Geigenzettel : E. Steffens / Instrumentenmacher /
Magdeburg. 1878 (gedruckt).
Stegemann, Ernest. — Berlin. 1920
Erfinder einer neuen Geige, deren Körper nicht aus
Holz hergestellt ist.
Steger, Franz. — Hermannstadt. 1890 — 1895
Ein Geigenmacher, der zuletzt im Hermannstädter
Adreßbuch für das Jahr 1895 genannt wird.
Steger, Lorenz. — Salzburg. 1576
Er wird im Salzburger Bürgerbuch als Lautenmacher
aus »Gintzpurg (Günzburg) im AUgey« aufgeführt. Er
ist vielleicht der Vater Magnus Steghers in Venedig.
Die Familie Steger (Stegher) war in Schwaben ziemlich
verbreitet, ein Georg St. »Dürlauinganus« studierte im
Jahre 1625 in Dillingen.
Steger, N.Franz. — Ofen (Budapest). 1796
Seine Arbeiten erinnern in mancher Beziehung an
Leeb. Eine Geige von ihm aus dem Jahre 1796 befindet
sich im Math. -Dom zu Budapest (Ofen).
Geigenzettel: Franciscus Steger / in Ofen 1796 (ge-
druckt).
Steger (Stegher), Magnus. — Venedig. 17.Jahr-
hundert
Vermutlich ein Sohn oder Bruder von Lorenz St., wo-
für auch der im Allgäu sehr beliebte Taufname Magnus
zu sprechen scheint. Da er der Aussprache zuliebe
seinem Namen ein h einschob, lasen manche seinen
Namen Stegner, und daraus entstanden im Laufe
der Zeit noch weitere Entstellungen. Ein Chitarrone
in der Sammlung Galpin (Hatfield) läßt deutlich
»Steger« lesen. Mit h geschrieben, also Stegher, findet
sich der Name in einem Chitarrone der Sammlung Wild-
hagen (Korpus 68 cm, ganze Länge 192 cm), sowie in
einer Mandola in Berlin (ehem. Kgl. Sammlung Nr. 73 1 )
und in einer Laute im Liceo commun. di Musica in
Bologna. Er machte außer Lauten auch gute Baßviolen,
arbeitete sehr sauber und schnitt die Dachsterne gerne
in Kleeblattform aus dem Deckenholz.
31*
484
Stegmaiei - Steiner
Stegmaier, F. — Ingolstadt. 1852
Er war Bisch- und Streichinstrumentenmacher und
Händler und hat wohl nur Reparaturen ausgeführt.
Sein Nachfolger ist 0. Schmelz,
Stehelin, Bernhard. — Füssen. Um 1580
Ein aus den Jahren 1589 — 1594 stammendes Ver-
zeichnis der Musikinstrumente der Stuttgarter Hof-
kapelle führt eine von ihm gekaufte dreiundzwanzig-
saitige Laute aus Ahornholz an.
Stehelin (Stehele), Hans. — Füssen. 1603.
1612. t 17. Mai 1655 (?)
Er war Bürger, heiratete am 21. Juli 1603 die Maiia
Brait und war Mitglied der Lautenmacherzunft. Ob er
mit dem im Jahre 1655 verstorbenen Träger seines
Namens identisch ist, kann nicht sicher behauptet
werden.
Stehelin, Jakob. —Straßburg, Um 1594
Vielleicht ein Bruder von Jonas St. Er ist nur durch
eine im Inventar der Stuttgarter Hofkapelle aufge-
zählte »Laute mit 15 Saiten von Pflaumenbäumen Holz
mit weißen Reifen« bekannt.
Stehelin, Jonas. — Straßburg. 1582. 1602
Er war aus Füssen eingewandert, erwarb nach dem im
Straßburger Stadtarchiv aufbewahrten Bürgerbuch
(III. 378) am 3. Januar 1582 das Straßburger Bürger-
recht und mußte, da die Lautenmacher dort keine eigene
Zunft hatten, sich der Zimmerleutezunft anschließen.
Er scheint sich in Straßburg verheiratet zu haben, doch
läßt sich das nicht feststellen, da das Kirchenbuch für
die in Betracht kommenden Jahre bei den Heiraten eine
Lücke aufweist. Man weiß daher nur, daß die Frau den
Namen Ursula führte. In den Taufbüchern der Neuen
Kirche sind in den Jahren 1594 — 1602 fünf Kinder von
ihm eingetragen, und noch heute kommt der Name
Stehelin im Elsaß vor. Die Zunftbücher können auch
keinen näheren Aufschluß über ihn geben, da die
ältesten erhaltenen erst viel später beginnen. Arbeiten
von ihm kommen noch mehrfach vor und beweisen, daß
er ein sehr tüchtiger Meister war. Eine gute Knickhals-
laute aus 1 7 Elfenbeinspänen vom Jahre 1594 besitzt
Fritz Wildhagen in Haiensee b. Berlin, eine andere aus
Ebenholz und Elfenbein befindet sich im Kölner
Musikhistorischen Museum (Nr. 494).
Geigenzettel: Jonas Stehelin / in Argentina 1594 (ge-
schrieben).
Stehelin, Mathias. — Hausen an der Fils, 1 585
Vielleicht der Vater von Bernhard und Jonas St. Er
verkaufte im Jahre 1585 Lautenmacherwerkzeug,
darunter »Hohlnepper« (Bohrer) an Baisch nach Stutt-
gart und hat damals vermutlich seine Werkstatt auf-
gegeben, um nach Füssen zurückzukehren.
Stehle, J. — Odessa. 1870
Auf seinen Zetteln nennt er sich Geigenmacher, doch
scheint er nur als Reparateur tätig gewesen zu sein.
Geigenzettel : J. Stehle / Geigenmacher / Odessa. 1 870 /
(gedruckt).
Stehlik, Johann. — Budapest. 1915
Arbeiten von ihm sind mir noch nicht bekannt ge-
worden.
Stehlik, Ludwig. — Budapest. 1908
Er wohnte Joszef-Körüt 71 und empfahl sich als Re-
parateur und Geigenhändler.
Steif, Martin, arbeitet als Geigenmacher in
Steingrub b, E,
Stein. — Markneukirchen, 1845. 1852
Ein kleiner, aber geschickter Geigenmacher, der freilich
nur billige Geigen gemacht hat.
Stein, Heinrich. — Preßburg
Er stammte aus Augsburg und erwarb am 2. Oktober
1810 als Saiten- und Blasinstrumentenmacher das
Bürgerrecht auf dem Preßburger Schloßgrund. Es soll
gute Gitarren von ihm geben.
Stein, Johann Georg. — Berlstedt (Sachs. -
Weim.) ? 1753
In einer Laute mit diesem Namen, der vielleicht unvoll-
ständig ist und Steiner heißen dürfte, ist der Wohnort
»Berlstaedt« zu lesen. Andere wollen »Bernstadt« lesen.
In Bernstadt in Sachsen kommt jedoch zwischen 1750
bis 1760 der Name gar nicht vor, und in Bernstadt in
Schlesien ist um die genannte Zeit nur ein Erbmüller
Johann Christian Stein, aber kein Lautenmacher nach-
zuweisen. Welcher Ort kann also mit Berlstaedt allen-
falls noch gemeint sein?
Sftinbrinck, Joh. Andr. Ant. — Hamburg.
1792
Ein Instrumentenmacher, der am 27. April 1792
Bürger wurde.
Steiner, Johannes Anton. — (Mark-)Neu-
kirchen? 1760. 1773
Sehr gewöhnliche Vogtländer Arbeit und unschönes
Modell; trotzdem wird auf den Zetteln Cremona als
Ursprungsort fingiert.
Geigenzettel: Johannes Anton Steiner / Musikus-In-
strumentalis / Caresp. Cremona 1 760 (geschrieben).
Steiner, Johann Georg Joseph. — 1604
Th. Kurth besitzt eine gute Violine, derer Umrisse,
F-Löcher und Schnecke sowie die Wölbung dem be-
kannten Modell Jak. Stainers entsprechen, mit dem
geschriebenen Zettel: Johann Georg Joseph Steiner/
Violin et Lauden Mager / Anno 1 604. Wenn die Violine
von Tiroler Herkunft ist — wofür der Zettel nicht
gerade spricht — , könnte man in diesem Steiner einen
Verwandten Jakob Stainers vermuten, wahrscheinlich
gehört er aber zu derselben Familie wie Johann Georg
Stein (s. diesen).
Steiner, Johann Joseph. — (Mark-)Neu-
kirchen? 1774. 1792 '
Wahrscheinlich ein Sohn von Johannes Anton St. Seine
Arbeit ist ebenso wertlos. Er gibt Mittenwald — oder.
Stelner — Stelninger
485
wie er schreibt, Mittenbald — als Wohnort an, obwohl
der Vogtländer Ursprung unverkennbar ist. Auch ein
Ludwig St. kommt vor mit dem Zettel: Ludwig
Steiner in Absam a / Tyrol fecit me. Anno 17 . . (ge-
druckt).
Geigenzettel : Joseph Steiner in Mittenbald / Anno 1 792
(gedruckt).
Stelner, Josef. — Lengberg b. Nikolsdorf
(Tirol). Geb. am 27. Februar 1862 auf dem
Schlosse Lengberg, t daselbst 18. November
1908
Er war der Sohn des Tischlermeisters Jos. St. und er-
lernte zunächst das Tischlerhandwerk bei seinem Vater,
ging aber bald zur Geigenmacherei über. Da er haupt-
sächlich auf schöne Form und sorgfältige Arbeit Wert
legte, hätte er es darin vielleicht zu etwas bringen
können. Da glaubte er plötzlich den Beruf eines Malers
in sich zu spüren und ging nach München, wo' er mit
Unterbrechung sieben Jahre lang die Kunstakademie
besuchte. In der Zwischenzeit (1888) arbeitete er in
Mittenwald als Geigenmacher und machte immer wieder
Geigen und Zithern. Eine recht gute Zither von ihm be-
saß Prof. Fr. v. Defregger. Steiner war jedoch weder
mit seinen Erfolgen als Geigenmacher noch als Maler
zufrieden, und so tauchte er plötzlich wieder in seiner
Heimat auf und arbeitete auf dem Felde mit Haue und
Spaten und erklärte, sein eigentlicher Beruf sei doch nur
die richtige Bauernarbeit. Lange hielt er es aber nicht
aus, er ging wieder nach München, wo es ihm zuletzt
so schlecht ging, daß er in seiner Heimat die Stelle
eines Kirchenmeßners annahm. Er verlegte sich nun-
mehr auf das Erfinden. Erst wollte er die alte Fresko-
maltechnik wieder erfinden und dann den alten Cre-
moneser Geigenlack. Er verschrieb sich dazu die Be-
standteile, namentlich Kopal, aus allen Weltteilen und
tat Wochen- und monatelang nichts anderes als Lack
sieden. Ganz aufgegeben hat er das Geigenmachen nie,
wenn er auch zeitweise wieder zur Palette griff und
Bildnisse malte, oder zum Hobel. Das Erfindenwollen
war bei ihm zur Manie geworden, die vielen Ent-
täuschungen untergruben seine Gesundheit, und auch
da wollte er das Heilmittel gegen seine Krankheit selbst
erfinden. Er aß fast nichts mehr und mischte irgendeine
Wurzel in alle seine Speisen. Aber das Kraut gegen den
Tod hat er nicht gefunden. Er war im übrigen ein
liebenswürdiger humorvoller Mensch, sang recht
hübsch und hat einige sehr sauber durchgeführte
Geigen gemacht, bei denen freilich der Ton nicht ganz
dem schönen Äußeren entspricht. Der Bruder Jos.
Steiners besitzt noch sieben oder acht unvollendete
Geigen von ihm.
Geigenzettel : Jos. Steiner, Lengberg (Lienz) / fecit me.
Anno 1890 NH 8 (gedruckt). — Joseph Stainer / fecit
me Anno 1897 / N' 24 / Lengberg Lienz (Tirol) (ge-
druckt).
Steiner, Peter. — Graz. 1918
Ein städtischer Wachmann, der sich in seinen Frei-
stunden sehr fleißig mit dem Geigenbau beschäftigt
und es darin zu anerkennenswerter Geschicklichkeit
gebracht hat.
Steinert, Jacob. — ? 18. Jahrhundert
Eine in meiner Sammlung befindliche vogtländische
Geige mit weitjähriger Decke, Buchenholzboden,
gelbem Lack, ohne Einlagen, die aus dem Besitze des
Dichters Mathias Claudius stammt, trägt den folgenden
geschriebenen Zettel. Ob ein Jacob Steinert wirklich
gelebt hat, oder ob Jacob Stainer der Taufpate der
Geige war, will ich nicht entscheiden.
Geigenzettel : Jacob Steinert / ad modum Cremonens.
fecit (gedruckt).
Steinheibl (Steinhäubl), Georg (Jörg). —
Füssen. 1606. 1612
Er dürfte von dem nördlich bei Lechbruck liegenden
Hofe Steinhäubl nach Füssen gekommen sein. Er war
Bürger und muß in besonderem Ansehen gestanden
haben, da er im Jahre 1612 »Fürgesetzter« (Älter-
mann) der Lautenmacherzunft war.
Steininger, Franz Xaver (Fran^ois). — Darm-
stadt, Frankfurt a. M., Paris, St. Petersburg.
Geb. in Mainz 3. Juni 1778, f um 1850
Sohn und Schüler von Jakob St. Als sein Vater von
Frankfurt nach Aschaffenburg berufen wurde, ging er
auf die Wanderschaft, arbeitete hauptsächlich in Linz
und Wien und kam vermutlich bis nach Paris. Im Jahre
1800 war er wieder in .^Echaffenburg und erhielt einen
Ruf als Hofgeigenmacher nach Darmstadt. Dort
scheint er jedoch keine ausreichende Beschäftigung
gefunden zu haben, denn schon 1801 siedelte er nach
Frankfurt über, wo er seine Lehrzeit zugebracht hatte
und wo ein Geigenmacher sehr nötig war. Er fand bald
einen großen Kundenkreis, und als er sich 1802 um das
Bürgerrecht bewarb, konnte er eine Reihe glänzender
Zeugnisse vorlegen. Gegen die Verpflichtung, nur von
ihm gemachte Gelgen zu verkaufen und die Instru-
mente der städtischen Kapelle an der Katharinenkirche
lebenslänglich unentgeltlich zu unterhalten, wurde ihm
und seiner Frau, einer geborenen Bemritter aus
Aschaffenburg, 1803 das Bürgerrecht erteilt. Nun
kamen aber schlechte Zeiten und schwere Schicksals-
schläge für ihn. 1805 starb seine Frau, die Kriegsjahre
von 1806 an brachten ihn in seinem Erwerb zurück, die
unerschwinglichen Kriegslasten ruinierten ihn vollends,
so daß er sich entschloß, eine Kunstreise zu unterneh-
men. Er ließ seinen jüngeren Bruder in der Frankfurter
Werkstatt zurück und ging nach St. Petersburg, wo er
bald so reichliche Anerkennung und lohnende Arbeit
fand, daß er seinen Bruder, der ohne ihn nicht leben zu
können angab, nachkommen ließ. Vorher war er wohl
wieder in Paris ; auch In London scheint er sich aufge-
halten zu haben, wie auch in Berlin und Warschau.
Erst im Jahre 1818 kehrte er, nur ungern in St. Peters-
burg entlassen, nach Frankfurt zurück und erhielt das
Bürgerrecht wieder. Sein Gesuch darurn wurde von
den ersten Musikern, darunter von Louis Spohr, der
damals Operndlrektor in Frankfurt war, wärmstens
unterstützt. Im Jahre 1819 heiratete er Elisabeth Kauth
aus Bensheim und blieb jetzt mit kurzen Unter-
brechungen bis 1835 in Frankfurt ; nur von 1827—1828
arbeitete er in Paris. Die Frankfurter Gewerbekalender
486
Steininger — Stelzner
führen ihn bis 1835 als »streichenden Instrumenten-
macher in der Meisengasse wohnhaft« auf. Die Frank-
furter Adreßbücher von 1832 — 1852 nennen ihn als
auswärts wohnenden Bürger, und zwar als Geigen-
macher in St. Petersburg. Von 1853 ab fehlt sein Name ;
er scheint also um diese Zeit schon gestorben gewesen
zu sein. Er war ein feiner Künstler, der auch Verbesse-
rungen am Baßbalken anbrachte, die sich bewährt
haben. Seine Arbeiten beweisen, daß er die Italiener
studiert hat; die französische Schule ist ebenfalls nicht
ohne Emfluß auf ihn gewesen, ja, die Franzosen rech-
nen ihn kurzweg zu den Pariser Meistern. Besonders
schön sind seine Violoncelli, von denen eines von 1828
auf einer Pariser Auktion schon 1887 mit 650 Fr. bezahlt
wurde. Er nahm nur sehr schönes Holz und war auch
im Lack nicht schlecht.
Geigenzettel: F. Steininger / Paris 1827 (geschrieben).
Steininger, Jakob. — Passau, Mainz, Frank-
furt a. M., Aschaffenburg. 1775. 1818
Er scheint aus der Gegend von Füssen zu stammen und
war möglicherweise der Sohn eines gleichnamigen
Vaters. Nach 1 775 kam er vermutlich aus Passau nach
Mainz, wo er der Schwiegersohn des Geigenmachers
Nikolaus Döpfer wurde und den Titel eines kurfürstl.
mainzischen Hofgeigenmachers erhielt. Um 1790 war
er in Frankfurt a. M. ansässig und siedelte gegen 1800,
einem ehrenvollen Rufe Folge leistend, nach Aschaffen-
burg über, wo er noch 1818 lebte. Seine Frau Katharine
starb nach den Matrikeln der Agathe-Pfarrei am
24. Juni 1809, hat ihn also nicht überlebt, wie mehrfach
behauptet wurde. Über Steininger selbst ist in den
Matrikeln nichts zu finden. Er hinterließ zwei Söhne,
die gleichfalls Geigenmacher waren. Eine ''^ -Geige von
ihm besitzt Edward Speyer in England. — Wenn
Valdrighi 1 705 liest, so scheint er eine Geige von 1 795
gesehen zu haben. Eine Viola d'amore aus dem Jahre
1777 befmdet sich aus der Sammlung Snoeck in Berlin.
Geigenzettel : Abb. 752.
Steininger, J. — Prag, St. Petersburg- Geb,
um 1785. tum 1835
Jüngerer Sohn von Jakob St. Schüler seines Vaters und
Bruders, dem er nach Petersburg folgte, wo er auch
starb, nachdem er angeblich um 1810 in Prag tätig war.
Er blieb dann zeitlebens der Gehilfe seines Bruders und
ist nicht mehr selbständig aufgetreten. In seiner letzten
Zeit war er fast ausschließlich Reparateur. Die wenigen
Geigen, die er (namentlich in Prag) gemacht hat, sind
sehr schön, wenn man von den Schnecken absieht. Das
Modell ist breit, die F-Löcher nach Stradivari, die
Ecken schmal und elegant. Der Lack ist dunkelrot-
braun.
Steininger, Martin. — Aschaffenburg, St.
Petersburg. Geb. um 1780. Lebte noch um
1830
Wahrscheinlich der ältere Sohn von Jak. St. Er arbeitete
bis 1809 in Aschaffenburg und ging dann nach Rußland,
wo er, wie sein Bruder Franz, es zu großem Ansehen
brachte.
Geigenzettel ; Abb. 749.
Steltzer (?), Vlncenzo. — Brescla. 1619
In einer hochgewölbten, ursprünglich goldgelb
lackierten Violine mit flacher, kleiner Schnecke fand
sich der Zettel : Vincenzo Steitzer / feci (sie) in Brescia
anno 1619. Vermutlich ein Deutscher (Füssener?), der
in Brescia gearbeitet hat.
Stelzel, Ludwig Conrad. — Geb. 17. Februar
1864, Ist in Markneukirchen als Gelgen-
macher ansässig
Stelzner, Alfred, Dr. phll. — Dresden, f 1 4. Juli
1906
»Auf die Gefahr hin, Anstoß zu erregen« — schrieb
Dr. Stelzner in de Wits Zeitschr. für Instr.-Bau am
1 . Oktober 1895 — , »behaupte ich, künftig noch für die
erste Autorität auf dem Gebiete des Streichinstru-
mentenbaues gewürdigt zu werden, in wörtlichem
Sinne als Urheber der endgültigen Form der Resonanz-
körper der Streichinstrumente.« — Es läßt sich nicht
leugnen, daß unter den neueren Versuchen, das Geigen-
machen zu reformieren.die Stelzners die interessantesten
sind, weil er immerhin zu nicht zu unterschätzenden
Resultaten gelangt ist. Sein Bestreben war darauf ge-
richtet, die Energie der im Geigenkörper schwingenden
Luftmoleküle zu erhöhen, was ihn zu einer Änderung
der Umrißlinien der Geigen veranlaßte. Er führte die
Umrißlinien und Wölbungen zurück auf die Kegel-
schnitte der Ellipse und Parabel und die Flächen, die
sich ergeben, wenn man diese Kurven sich um ihre
Achsen gedreht denkt. Künstler wie Ysaye, Wilhelm],
Massenet und viele andere haben über die Stelzner-
Instrumente glänzende Zeugnisse ausgestellt. Eine
glückliche Schöpfung Dr. Stelzners ist jedenfalls die
Violotta, eine Armgeige von der Länge (42 cm Korpus-
länge) und Mensur einer mittelgroßen Bratsche mit vier
Saiten in Quinten gestimmt, eine Oktave tiefer stehend
als die Violine und in einem neuen G-Schlüssel, dem
umgekehrten Violinschlüssel notiert. In der bisherigen
Besetzung des Streichquartetts sind die vier ver-
schiedenen Stimmen nur durch drei verschiedene Ton-
werkzeuge vertreten. Die Violotta füllt nach Tonum-
fang und Klangfarbe diese bereits von Händel, Gretry,
Spohr und anderen empfundene Lücke zwischen Viola
und Cello aus und ist Repräsentant der Tenorstimme.
Auch ein Cellone hat Dr. Stelzner erfunden, eine Knie-
geige, kaum merklich größer (nur 2 cm länger im
Korpus) als das Violoncell, mit vier Saiten in Quinten,
und zwar eine Oktave tiefer als die Violotta, also zwei
Oktaven tiefer als die Violine gestimmt und im Baß-
schlüssel notiert, wie die Töne klingen. Die Streich-
instrumentenfamilie sollte also nach Dr. Stelzner außer
dem Kontrabaß, dem mächtigen, unersetzbaren Funda-
ment des Orchesters, bestehen aus drei G-Geigen, der
Violine, der Violotta und dem Cellone, je um eine
Oktave in der Stimmung verschieden und den da-
zwischen stehenden, bisherigen zwei C-Geigen, der
Viola und dem Violoncell. Es gibt bereits eine kleine
Literatur für »Stelzner- Instrumente«. Unter anderen
schrieb A. E. Gerspacher ein Streichquartett für Vio-
line, Viola, Violotta und Cello; Felix Draeseke ein
Streichquintett mit Violotta, und Arnold Krug, Fd.
Behm, Otto Kaletzsch und andere Streichsextette mit
Stembersky — Stjepusin
487
Violotta und Cellone. Im Orchester verwendete zuerst
Max Schillings die Violotta, und zwar als Soloinstru-
ment in seiner vielerorts aufgeführten Oper »Der
Pfeifertag«, und in zwei Opernwerken Stelzners, dem im
Dresdner Hoftheater 1902 zuerst aufgeführten »Rübe-
zahl« sowie in dem Musikdrama »Swatowits Ende«, das
seine Erstaufführung 1903 im Hoftheater zu Kassel
erlebte, sind vom Verfasser die Violotta und das Cellone
durchgehends als »gleichberechtigt und gleichbe-
pflichtet« mit den übrigen Streichinstrumenten notiert
und in mehrfacher Besetzung erfolgreich zur Ver-
wendung gelangt.
Geigenzettel: Abb. 733.
Stembersky s. Stembersky
Stemplowsky, Alexius. — Engelberg, Ob-
walden (Schweiz). 1920
Ursprünglich Maler und dabei ein tüchtiger Musiker,
der auch als Konzertmeister tätig ist, brachte ihn seine
Geigenliebhaberei frühzeitig dazu, sich mit dem
Geigenbau zu beschäftigen. Er verwendete ein fünf-
jähriges Studium darauf, und da er nicht darauf ange-
wiesen war, aus seiner Liebhaberei vorzeitig einen Ver-
dienst zu machen, konnte er seine Ausbildung als Gei-
genmacher allseitig vollenden. Ein eingehendes Er-
forschen der Arbeitsweise der größten alten Meister
und vielfältige Versuche wurden schließlich von
schönem Erfolge gekrönt. Seine Violinen wurden im
Vergleichsspiel mit einer echten Guarnen und als dieser
vollkommen ebenbürtig anerkannt. St. arbeitet haupt-
sächlich nach Guarnen, verwendet auserlesenes Holz
und einen schönen OUack.
Stener, Jacobus. — 1827
Eine Violine mit diesem (vielleicht schlecht gelesenen)
Namen besitzt die Sammlung Savoye in Paris.
Stenger, Willibald C. — Topeka, Chicago.
Geb. 1877 bei Roanoke (Illinois) von
deutschen Eltern
Hat sich durch Selbststudium zu einem tüchtigen
Geigenbauer ausgebildet und machte sich im Jahre 1 903
zuerst in Topeka (Kansas) selbständig und siedelte 1909
nach Chicago über. Er baut nach einem eigenen, an
Stradivan erinnernden Modell, verwendet einen gold-
braunen Lack und geschriebene Zettel. Der Ton seiner
Geigen wird von Fachleuten ebenso gelobt als die
Arbeit.
Stenkjöndalen, Knut Ellefsen. — Bo. 1897.
1900
Er stammt aus Stenkjöndabn und nahm den Orts-
namen als Familiennamen an. Er ist ein geschickter
Geigenmacher und macht hauptsächlich sog. Har-
dangergeigen.
Stentor.ein Mirecourter aus Vuillaumes Schule
Stentzel, August. — Breslau. 1765
Hauptsächlich Harfenmacher. Eine Pedalharfe von ihm
aus dem Jahre 1765 besitzt das Schlesische Museum für
Kunstgewerbe in Breslau (Nr. 8352).
Stenzel, Carl Albin, geb. 9. November 1858,
und sein Bruder Carl August Stenzel, geb.
24. September 1860, arbeiten in Markneu-
kirchen als Geigenmacher
Stephaninus, Carolus s. Steffanini
Stephannis, gen. Nepos. — Cremona. 1507
Ein von Valdnghi (3066) erwähnter Cremoneser
Lautenmacher aus der vorklassischen Zeit.
Stephenson, M. — Leeds 1887
Vielleicht ein Liebhaber, der sich eine gewisse Ge-
schicklichkeit angeeignet hat.
Sternberg, Hinrich Franz. — Lüneburg. 1729
P. de Wit veröffentlicht zwei Zettel dieses mir sonst
nicht bekannt gewordenen Geigenmachers.
Geigenzettel : Hinrich Frantz Sternberg / fecit. Lüne-
burg. 1729 (gedruckt).
Stembersky (Stembersky), Hans Heinrich. —
Prag. 1725.
Wahrscheinlich ein Sohn von Heinrich St. Über ihn ist
bisher nur bekannt, was er selbst auf seinem Zettel, der
sich in einer Violine befand, sagt : Hans Heinrich Stem-
bersky / Bass- und Geigenmacher in der Altstadt Prag
1 725 (gedruckt).
Stembersky (Stembersky), Heinrich. — Prag.
Geb. nach 1600, f 17. April 1697
Sein Name ist nur dadurch bekannt, daß Andreas Ott
im Jahre 1659 eine Beschwerde gegen ihn bei der Hof-
kanzlei einreichte. Er starb im Pfarrsprengel Maria de
Lacu und wurde über 90 Jahre alt.
Sterzin. — Erfurt. 1653
In einer gut gearbeiteten Gamba befand sich der
schlecht leserliche Name dieses Lauten- und Geigen-
machers. Leider war in Erfurt über ihn nichts zu
ermitteln.
Nivelles (Belgien).
Stevens, Pierre- Joseph.
1738
Seine Violinen zeichnen sich namentlich durch gutes
Holz aus und haben eine kleine Schnecke. (Snoeck las
den Namen irrtümlich Steveny.)
Stevens. — Leyden. 1743
Eine größere Geige von ihm wird im Selhofschen Ver-
steigerungsverzeichnis erv.'ähnt.
Stewart, S. S. — Philadelphia. 1884. 1885
Banjomacher, Lehrer des Banjospieles, Verfasser einer
Banjoschule und Herausgeber von S. S. Stewarts
Banjo- und Gitarrejournal.
Stjepusin, Janko. — Sissek
Kroatischer Tamburitzenmacher der Gegenwart.
488
Stinbcrg — Stöhr
Stinberg(?) (Steinberg?), Jakob. — Weimar.
1679
Eine interessante sechssaitige Viola da Gamba mit
Dachstern und geschnitztem Kopf am Wirbelkasten
besitzt die Musikinstrumentensammlung des Bach-
Hauses in Eisenach (Nr. 40). In Weimar war über ihn
nichts zu ermitteln.
Geigenzettel : Jacob Stin Berg / In Weimar 1 674 (ge-
druckt).
Stingl, Johann, arbeitet als Geigenmacher in
Schönbach
Stingl, Josef. — Schönbach b. Eger. 1826
Seine Geigen zeigen eine geschickte Hand, wenn auch
wenig Künstlerschaft. Die F-Löcher sind weit, die
Zargen hoch und der Lack dunkelbraun. Er gehörte
1826 bereits der Innung als Meister an.
Stingl, Martin. — Schönbach. 1860. f um 1890
Er kam als Geigenmacher nach Wien, wo er das Zither-
machen erlernte. Heimgekehrt war er einer der ersten
von denen, die die Zithermacherei nach Schönbach
verpflanzten.
Stirrat (nicht Stirbat), David. — Edinburgh.
1810. tum 1820
Schüler von Matthew Hardie, ein talentvoller Geigen-
macher, der sicher seinen Lehrmeister übertroffen
hätte, wenn er nicht vorzeitig gestorben wäre. Seine
Arbeit erinnert sehr an die Hardies, besitzt aber trotz-
dem viele eigene Züge. Er hatte einen gelben Spiritus-
lack. Er läßt sich von 1810—1820 in Edinburgh nach-
weisen. Eine prachtvoll gearbeitete Violine von ihm
vom Jahre 181 1 besitzt Dr. Geo. Young in New York.
Geigenzettel: D. Stirrat Fecit / Edinb. 1811 (mit Blei-
stift auf den Boden geschrieben).
Stirtzer s, Stürtzer
Stobeil (Strobel?), Cunradt. — Wien. 1661
Das Historische Museum in Basel besitzt einen Kontra-
baß von 1661 dieses sonst nicht bekannten Wiener
Meisters.
Stoeek, Wenzel. — Prag. Geb. 1849 in Vel.
Barchov,t 25. Oktober 1880
Er wohnte in Nuslc Nr. 109 und starb im Allg.
Krankenhause in Prag.
Stock, Christoph. — Stuttgart. 1593
Die württembergische Hofkapelle kaufte bei ihm u. a.
eine »Diskantgeige«, 10 Geigenstege und Zinkenmund-
stücke; er war also ein vielseitiger Mann, der sowohl
..•treich- als Blasinstrumente machte. Wenn er außer-
dem als »Schreiner« bezeichnet wird, so dürfte das nur
insofern seinen Beruf bezeichnen, als er wahrscheinlich
Mitglied der Schreinerzunft werden mußte, da die
Lauten- und Geigenmacher in Stuttgart sich dieser
anschließen mußten.
Stöckl, Tobias. — Aschach. 1872
Ein Dilettant, der sich mit Ausbesserungen alter Geigen
beschäftigte.
Geigenzettel : Rep. von Tobias Stöckl / in Aschach 1 872
(gedruckt).
Stöckelmaler, Franz. — Kempten. 1861
Ein Musiker, der Gelgen geflickt und Schachteln recht
dilettantisch lackiert hat.
Stöger, Anton. — Salzburg. 1865
Ein Geigenmacher von handwerksmäßiger Geschick-
lichkeit. Am besten sollen seine Zithern gewesen sein.
Geigenzettel : Anton Stöger / Geigenmacher in Salz-
burg / 1865 (gedruckt).
Stöhr, Anton. — St. Polten. Geh um 1800.
1850
Vielleicht ein Sohn von Jakob St. Er erwarb 1828 das
Bürgerrecht als Geigenmacher, scheint aber nur wenige
neue Geigen gemacht zu haben.
Stöhr, Jakob. — Schwechat, St. Polten. 1798.
1829
Wahrscheinlich der Stammvater der St. Pöltener
Familie und der beste Geigenmacher aus dieser. Sein
Modell geht in den Umrissen auf Stradivari zurück, nur
nimmt er die Wölbung höher. Die Ränder sind kräftig
und die Ecken treten weit über die Zargen hervor. Das
Holz ist gut, wenn er auch kein geflammtes Ahornholz
gehabt zu haben scheint. Der Boden ist fast immer aus
einem Stück. Die Schnecke wirkt durch ihre tiefe Aus-
höhlung und das starke Hervortreten der Ohren recht
originell. Sein Lack ist immer lichtbraun. Um 1827
siedelte er von Schwechat nach St. Polten über, wo er
zu gutem Rufe als Geigenmacher kam. Ein Quartett
von ihm aus dem Jahre 1826 besaß W. Th. Jaura; ein
sehr guter Kontrabaß befindet sich in der Kirche zu
Schwechat.
Geigenzettel : Jakob Stöhr in St. Polten / a. d. Traissen
bei Herzogenburg (gedruckt). — Jakob Stöhr / bürgl.
Lauten- und Geigenma- / eher in St. Polten 1829 (ge-
druckt) und Abb. 755.
Stöhr, Johann. — Salzburg. 1831. f nach 1840
Wahrscheinlich aus St. Polten stammend. Sein Ge-
schäft wurde noch 1845 von der Witwe fortgesetzt.
Geigenzettel : Johann Stöhr / Geigenmacher in Salz-
burg 1837 (gedruckt).
Stöhr, Johann, arbeitet als Geigenmacher in
Steingrub b. E.
Stöhr, Karl. — St. Polten. Geb. 1825,
130. September 1909
Enkel von Jakob St. Er erwarb 1860 das Bürgerrecht,
galt als geschickter Meister ynd war auch Saiten-
niacher. In seinen jüngeren Jahren hat er ganz gute
Geigen gemacht, wenn er hierin auch seinen Großvater
nicht erreichte.
1
StöKr — Storck
489
Stöhr, Karl. - Graz. I9I0
Schüler von Joh. Stübiger und Nachfolger von G.
Hansch. Er arbeitete sorgfältig nach Stradivari und
hätte es sicher zu gutem Ruf gebracht, wenn er nicht
schon, kaum 30 Jahre alt, gestorben wäre.
Stoß, Andreas. — Mittenwald. 1786
Geschickter Geigenmacher der Klotzschule, wahr-
scheinlich zur Familie Stoß gehörend.
Geigenzettel : Andreas Stöss in Mittenwaldt 1 786 (ge-
schrieben).
Stössel, Georg. — Köln a. Rh. Geb. 1 . Mal
1867 In Würzburg
Die ersten Anleitungen im Geigenbau erhielt er von
Fr. Wittstadt in Würzburg. Er kam dann zu David
Bittner und Ignaz Bucher, hauptsächlich zu Jos. Ham-
f berger nach Wien, denen er seine künstlerische Aus-
bildung im Geigenbau verdankt. Hierauf arbeitete er in
Budapest und Agram und begab sich im Jahre 1889
nach Italien, besuchte Cremona und alle Glanzstätten
des italienischen Geigenbaues. Nachdem er dann noch
in Zürich und Mittenwald seine Kenntnisse bereichert,
berief ihn Hörlein nach Würzburg, bei dem er vorzugs-
weise Ritterbratschen baute. Im Jahre 1900 machte er
sich in Köln selbständig. Seine Arbeit ist ungemein
sorgfältig; er ist ein Meister in der Imitation und in der
Wiederherstellung alter Geigen. Eine sehr interessante
Arbeit von ihm ist eine prachtvoll ausgeführte Gambe,
die als Schoßgeige gespielt. Im Orchester an Stelle des
Violoncellos treten kann. Das Instrument, das er für
seinen eigenen Gebrauch gebaut hat, hat eine Mensur
von 57^/o cm und eine schwingende Länge von 40 cm ;
obere Deckenbreite 31 cm, Zargenhöhe 82 mm, Boden,
Zargen und Schnecke sind aus schönem Rosenholz ge-
arbeitet, reich eingelegt mit Bein, Ebenholz und
Messing. Unter dem Griffbrett befinden sich 12 Ali-
quotsaiten. Der Ton des Instruments, das auch das Fa-
milienwappen des Erbauers trägt, ist gesangreich und
voll und hat eine an das Harmonium erinnernde Klang-
farbe.
Geigenzettel: Abb. 716.
Stolzenberg (Stoltzenberg), H. B. — Lüne-
burg. 1699. 1715
Ein tüchtiger Meister, der in Hamburg gelernt haben
könnte. Eine Taschengeige mit Löwenköpfchen von
ihm besitzt das dänische Volksmuseum in Kopenhagen.
Storch, Georg. — Danzlg. Anfang des 18. Jahrh.
P. de WIt veröffentlicht seinen Zettel, von dem die
obere Hälfte zu fehlen scheint. Arbeiten von Ihm kenne
ich nicht.
Geigenzettel : Georgen Storch zu Dantzigk (gedruckt).
Storch, Gregor s. Karg
Storch, Ignaz. — Wolfersdorf. 1868
Wenn die Geige, I^i der sich sein geschriebener Zettel
befand, nicht Vogdänder Arbeit war, wie Ich vermute,
besaß er eine gewisse Handgeschicklichkeit.
Gelgenzettel: Ignaz Storch in / Wolfersdorf 1868 (ge-
schrieben).
Storch, Stefan. — Mertendorf 1. B. Geb.
21 . Januar 1868
Schüler von Bernhard Pötzl. Er ist Streich- und Blas-
instrumentenmacher und begründete 1895 sein Ge-
schäft.
Storck, Georg Dietrich. — Straßburg I.E.
Geb. um 1742, t nach 1800
Er wurde 1 770 In die Zunft aufgenommen und war mit
Salome Schnitzler verheiratet. Im Bevölkerungsregister
von 1796 heißt es von ihm, daß er 54 Jahre alt und
Vater von zwei Söhnen und einer Tochter sei. Seine
Gelgen sind von sehr gewöhnlicher Arbeit.
Geigenzettel: Abb. 680.
Storck, Johannes Friedrich. — Augsburg.
1750. 1780
Er dürfte aus Straßburg stammen und ist nach Piegen-
dorfer von 1750 — 1780 In Augsburg nachweisbar. Er
arbeitete nach dem Stalnermodell und verwendete
gutes Holz und verschiedenartigen Lack. Am besten
gelangen ihm Violen, deren Ton recht gut ist, während
seine Violinen in dieser Beziehung zu wünschen übrig-
lassen. Sein Reparaturzettel von 1764 findet sich In der
Fuggerschen Laute von SIxtus Rauwolf.
Geigenzettel: Abb. 737.
Storck, Johann Friedrich. — Slraßburg i. E.
1766
Ein Lauten- und Gelgenmacher dieses Namens wurde
1766 In die Zunft aufgenommen, ist aber nicht weiter
nachweisbar. Es wird angenommen, daß er fortgezogen
oder bald gestorben sein müsse. — Meiner Ansicht nach
liegt es am nächsten, ihn für einen Bruder Georg
Dietrich und Johann Reinhart St.s zu halten und mit
dem Augsburger Meister zu Identifizieren. Die Brüder
mögen ihn veranlaßt haben, helmzukehren, doch die
Überzeugung, In Augsburg ein besseres Feld der Tätig-
keit zu besitzen, bestimmte Ihn dann bald, dorthin
zurückzuwandern .
Storck, Johann Reinhart. — Straßburg. 1766.
tum 1785
Wohl ein Enkel Johann Valentin St.s. Er hatte das
Ladenschild *Au concert de clgognes« und wohnte bei
der Rabenbrücke. Er nannte sich »facteur d'Instru-
ments de musique« und veröffentlichte 1784 ein Preis-
verzeichnis, das jetzt als ein wertvolles Dokument für
die damaligen Preise der Musikinstrumente gelten darf.
Er wurde 1 766 in die Zunft aufgenommen und gehörte
ihr bis 1785 an. Sein Zettel Ist dem von Georg Dietrich
St., dessen Vater oder Bruder er gewesen sein dürfte,
ähnlich.
Storck, Johann Valentin. — Straßburg I.E.
1686
Schwiegersohn von Joh. Kasp. Wolff ; im Jahre 1686
wurde er in die Zunft aufgenommen und war ein ge-
schickter Lautenmacher.
490
Stori
no
Stoß
Storino, Giovanni. — Lucca? 1725
Eine hübsche Theorbe im Konservatorium zu Brüssel
(Nr. 254) trägt einen Zettel mit diesem Namen; auf
dem Griffbrett liest man außerdem »11 pellegnno*.
Möglicherweise ist »Storino<< der Familienname des
1689 vorkommenden »Peregnnio«.
Geigenzettel : Joannes Storino fecit Anno Domini 1 725
(gedruckt).
Storionl. Carlo. — ? 1888
Der Erbe des Namens, aber nicht der Kunst Lorenzos.
Es soll übrigens noch einen älteren Carlo Storioni ge-
geben haben, der in Cremona lebte; wenigstens
kommen Violinen vor mit dem Zettel : Carolus Storioni-
Fecit Cremonae 1805 (gedruckt), die nach dem großen
Stradivarimodell gebaut sind, deren Schnecke mit weit-
ausladenden Ohren aber eher an Bergonzis Art er-
innert. DerTon ist gut, weniger der rotbraune Spintus-
lack.
Storionl, Lorenzo. — Cremona, Turin. Geb.
1751, t nach 1801
Er wird mit Recht als der letzte große Cremoneser be-
zeichnet, wenn man auch in vielen seiner Werke unver-
kennbar den Niedergang der Schule von Cremona er-
kennt. Er pflegte noch die Überlieferungen seiner be-
deutenderen Vorgänger, hat aber sicher dadurch mit
dazu beigetragen, daß das »Geheimnis des Lacks* ver-
loren gehen konnte, daß er nach einem neuen Lack
suchte und den rotbraunen Lack der Neapolitaner vor-
zugsweise anwendete und schließlich die Lackierung so
vernachlässigte, daß seine letzten Arbeiten weniger
Wert haben. Dabei fällt auf, daß er den Boden oft heller
lackierte als die Decke. Auch legte er nur auf den Ton-
wert des Holzes Gewicht und achtete die Schönheit der
>'Flammen« usw. oft gering. Er scheint außerdem
vielerlei Versuche angestellt zu haben ; daher ist er in
der Arbeit wie in der Wahl des Holzes sehr ungleich,
und die F-Löcher brachte er mitunter an den sonder-
barsten Stellen an. Seine Schnecken sind kraftvoll in
der Linie, aber nicht sonderlich elegant, die Einlagen
oft geradezu roh behandelt. Seine besten Arbeiten
zeigen ein großes, an Guarneri erinnerndes Modell, er
erzielte fast immer einen sehr edlen Ton. Deshalb
spielte z. B. auch Vieuxtemps jahrelang auf einer
»Storioni«, die er allen ihm bekannten Geigen vorzog.
Geigen aus St. 's Blütezeit, die in die Jahre 1775 — 1795
fällt, werden sehr hoch bewertet. Auch seine Bässe sind
sehr gut. Er war recht fleißig und wohnte in der Via
Coltellai Nr. 3 beim Dominicusplatz. Eine schöne
Violine von ihm besitzt Theodor Hämmerle in Wien,
eine Viola von 1776 Kammervirtuose A. Spitzner in
Dresden, eine Viola von 1786 A. Botzenhardt in
München, zwei schöne Violinen A. Wecker in Heil-
bronn, eine ebensolche Karel Azynman in s'Hertogen-
bosch. — Außer seinen Zetteln gebrauchte er auch
manchmal die Brandmarke L S.
Geigenzettel: Laurentius Storioni restauravit / Cre-
monae 1770 (gedruckt). — Laurentius Storioni Cre-
monensis / fecit Anno 17.. (gedruckt) Abb. 702.
Stoß, Alois s. Joseph Alois Stoß
Stoß, Benedikt. — Hermannstadt. 1803
Vielleicht ein Sohn von Eustachius St. .»Ms Geselle mag
er zu Leeb und von da weiter durch Ungarn bis nach
Siebenbürgen gekommen sein, wo er sitzen blieb.
Geigenzettel: Benedict Stoß Geigenmacher / in Her-
mannstadt 1803 (gedruckt).
Stoß, Bernhard s. Plus Bernhard Anton Stoß
Stoß, Eustachius. — St. Polten. Geb. In
Füssen 20. Dezember 1752, f um 1820
Sohn des Geigenmachers Jos. Ant. St. und der Regina
Lutz und Vetter von Martin St. in Wien. Da seine
.Arbeit an die Füssener Schule erinnert, dürfte er wohl
auch dort gelernt haben. Er war recht tüchtig in seinem
Fache und erwarb 1786 das Bürgerrecht in St. Polten,
kam aber auf keinen grünen Zweig, so daß er von
Martin St. oft unterstützt und mit Arbeitsmaterial be-
schenkt wurde.
Geigenzettel : Abb. 743 und 764.
Stoß, Florian. — St. Polten. 1810. 1825
Wahrscheinlich ein Sohn und der Arbeit nach sicher
ein Schüler von Eustachius St. Sein Lack ist rotbraun,
das Model! in den Umrissen frei nach Stradivari.
Geigenzettel : Florian Stos, Lauten- und , Geigenmach,
in St. Polten 1815 (gedruckt).
Stoß, Franz. — Klosterneuburg. 1826
Er scheint nur kurze Zeit in Klosterneuburg gelebt zu
haben. Sein Verwandtschaftsverhältnis zu den übrigen
Mitgliedern der Familie seines Namens konnte ich noch
nicht feststellen. Vielleicht war er ein Sohn von Martin
Stoß in Wien, dem er in seiner Arbeit sehr nahe steht;
nur der gelbbraune Lack läßt zu wünschen übrig. Eine
gute Viola von ihm befindet sich in der Sammlung von
Pater Haas in Herzogenburg.
Geigenzettel: Franz Stoß / Klosterneuburg 1826 (ge-
druckt).
Stoß, Franz Antoni. — Füssen a. L. Geb. in
Füssen am 6. Mal 1737, f 3. Februar 1814
Sohn des Jos. Ant. St. und der Regina Lutz. Er hei-
ratete 1766 Juliana Klotz und in zweiter Ehe Maria
Elis. Greisel aus Nesselwang. Als Trauzeugen werden
Michael Maldoner und Matthias Geisenhof genannt.
Er hatte drei Söhne: Magnus Benedikt, geb. 9. Nov.
1 770, Franz Joseph, geb. 25. Sept. 1 778, und Pius Bern-
hard Anton, geb. 10. März 1784. Er war eingeschickter,
fleißiger Meister, der im Hause Nr. 30 wohnte, wahr-
scheinlich Italienische Arbeiten gekannt und selbst
allerlei Versuche gemacht hat. Daher wendet er auch
verschiedene Modelle an, deren Umrisse übrigens
schlanker als bei den anderen Füssener Geigenmachern
sind ; auch bevorzugte er eine flachere Wölbung. Das
Holz läßt er stark und erzielt einen weichen Ton. Nur
der Lack ist nicht einwandfrei. Er verwendete ver-
schiedene, auch geschriebene Zettel.
Geigenzettel : Franz Antoni Stoss / in Füessen am
Türoll / 1801 (gedruckt) und Abb. 727 ')•
^) Aus dem Musikhistorischen Museum des Herrn
Fr. Nicolas Manskopf in Frankfurt a. M.
Stoß, Franz Urbin — Stoß, Magnus Stephan
491
Stoß, Franz Urban. — Füssen. Geb. 25. Mai
1711, tum 1798
Sohn des Herrn. Jos. St. und der Marie Stadler. Er
wird als Chelifex bezeichnet, heiratete am 12. Aus:.
1736 Katharina Heel (Hell) und hatte einen Sohn
Magnus Jeremias (geb. 10. Mai 1738), und einen
zweiten Sohn Franz Engelbert^), der im Jahre 1774
sechsundzwanzig Jahre alt war.
Stoß, Hermann Joseph. — Füssen. Geb. um
1680. 1741
Wohl ein später Nachkomme des 1373 aus Burgleiten
(bei Stöken am Auerberg) in Füssen eingewanderten
Heinz Stoß. In den Füssener Umlageregistern von 1737
und 1741 wird er noch als Lautenmacher aufgeführt.
Am 23. November 1705 heiratete er Marie Stadler und
ging am 19. Oktober 1716 eine zweite Ehe mit Mag-
dalena Miller ein. Eine Geige mit der Bezeichnung »H.
J. Stoß, Tirol« führt das N. Selhofsche Auktions-
verzeichnis auf.
Stoß, Ignaz. — St. Polten. 1813
Jedenfalls Sohn und Schüler von Eustachius St., von
dem seine Arbeit nur durch den hellen rödichen Lack
zu unterscheiden ist. Geigen scheint er nur selten ge-
macht zu haben, dagegen kommen merkwürdigerweise
ziemlich häufig 'VrVioloncelli von ihm vor.
Geigenzettel : Abb. 705.
Stoß, Joh. Bapt. — Prag. Geb. in Füssen
(Nr. 25) am 18. Februar 1784, f 8. Juli 1850
in Prag an der Cholera
Sohn und Schüler seines Vaters Magnus Stephan St.
Seit er in Prag ansässig war, arbeitete er 1816 in der
Altstadt, Dominik, ul.- (jetzt Husovä tf.-) Nr. 227, im
Jahre 1824 Nr. 229, 1826 in Nr. 230, von 1827-1831
wieder in Nr. 227, von 1831—1846 wieder Nr. 230,
1847 in der Mala Karlova ul. Nr. 147 und zuletzt
wieder Husova ti\ Nr. 352. Seine Frau hieß Theresia
(geb. 1 790) und starb fünf Tage später wie er, gleich-
falls an der Cholera. Er war in den Jahren 1836 — 1842
beeideter Sachverständiger und war einer der schwäch-
sten Vertreter der Prager Schule, wenn er auch sehr
gute Gitarren machte, die von tadelloser Arbeit sind.
Eine solche mit prächtigem, orangegelbem Lack besitzt
das böhmische Landesmuseum in Prag, eine andere die
Gesellschaft der Musikfreunde In Wien, eine Violine
von 1845 die Teinkirche in Prag.
Gelgenzettel: Johann Stoß / Gelgen- und Guitarren-
macher ' Altstadt Dominikanergasse No 227 Prag (ge-
druckt) und Abb. 728, 751, 758.
Stoß, Joseph. — Günzburg. 1718
Ist mir nur durch den von P. de Wit veröffentlichten
Zettel dem Namen nach bekannt geworden. In Günz-
burg konnte ich nichts über dieses Mitglied der
Füssener Familie erfahren.
Geigenzettel: Joseph Stoß landen , vnd geig. Macher
In / Günzsburg äo 1718 (geschrieben).
^) Im Füssener Umlageregister für 1741 wird der Sohn
kurzweg »Franz« genannt.
Stoß, Joseph Alois. — Füssen. Geb. 5. Nov.
1787, lebte noch 1826
Sohn des Magnus Stephan und der Victoria Claas. Er
war in erster Ehe mit Creszenzia Neff, in zweiter Ehe
mit Karoline Schweiger verheiratet und wohnte als
Geigenmacher im Haus Nr. 25. Seine Geigen haben
dunkelbraunen Lack, klingen gut und lassen durch die
Arbeit die Vermutung aufkommen, daß er in Mitten-
wald gelernt hat.
Geigenzettel : Allois Stoß Geigenmacher/ Füssen 1826
(geschrieben).
Stoß, Joseph Anton. — Füssen. Geb. m
Füssen am 13. Februar 1707. 1780
Sohn von Herrn. Jos. St. und Marie Stadler. Er hei-
ratete am 20. Juni 1735 Anna Maria Regina Lutz. Im
Füssener Umlageregister von 1 737 wird er aufgezählt
mit einem einjährigen Sohne Joseph Hermann und dem
vierjährigen Sohne Franz Anton. Im Jahre 1741 fehlt
Joseph Hermann, dagegen kommt das \\, jährige Söhn-
chen Mang Stephan dazu'). Er arbeitete nach ita-
lienischen Vorbildern und hatte ein Modell, das auf
Guarneri zurückzugehen scheint. Seine Arbeit ist sehr
gut, ebenso sein Lack. Nach einem seiner Zettel muß
man annehmen, daß er auch in Padua gearbeitet hat,
wodurch die Anklänge an die italienische Schule in
seinen Geigen eine einfache Erklärung finden. Er
könnte allerdings auch Passau (Castra Batava) gemeint
haben.
Geigenzettel: Josephus Antonius Stoss / Fecit Patavii
1729 (gedruckO. — Jofeph Antoni / Stofs Füeffen 17 . .
(geschrieben).
Stoß, Magnus (Mang) Stephan. — Füssen.
Geb. 11. Dezember 1748. 1820
Sohn und Schüler von Joseph Anton St., doch scheint
er auch in Mitten wald als Geselle gearbeitet zu haben.
Er wohnte im Hause Nr. 25 und war seit 1777 mit
Viktoria Claas (Trauzeugen : Thomas Claas und Anton
Geisenhof), seit 1 782 mit Maria Anna Fichtl verheiratet.
Er hatte sieben Söhne, aus der ersten Ehe: Johann
Martin, geb. 12. Sept. 1778, Joseph Anton, geb. 10. Okt.
1779, und Johann Kaspar, geb. 3. Jan. 1781 ; aus der
2. Ehe: Johann Bapt., geb. 18. Febr. 1784, Joseph
Alois, geb. 5. April 1787, Magnus Benedikt, geb.
11. Nov. 1794, und Simon Anton, geb. 1 1 . Mai 1799.
Er scheint in Mittenwald seine letzte Ausbildung
erhalten zu haben, wofür sowohl der Umstand
spricht, daß seine Geigen nach Joseph Klotz ge-
macht sind, als auch, daß seine Frau wahrschein-
lich eine Mittenwalderin war. Er bevorzugte eine
flache Wölbung.
Geigenzettel : Mang. Stephanus Stoss / Geigenmacher
in Füssen 1792 (gedruckt). — Stäffan Stoss Geigen-
macher / in Fuessen anno 1810 (geschrieben).
') Im Jahre 1774 werden als seine Söhne Bernhard,
geb 1752, Stephan, geb. 1753, und E;ustach, geb. 1756,
genannt. Die Geburtsdaten stimmen hier nicht mit den
Kirchenbüchern überein.
492
Stoß ~ Stradi
ivari
Stoß, Martin (Johann Martin). — Wien. Geb.
12. Sept. 1778 in Füssen, f 9. August 1838
Sohn von Magnus Stoß in Füssen. Er Heß sich früh-
zeitig in Wien nieder und war mit Anna Dangl aus
Wien (geb. 1781, f 1854) verheiratet. Er wohnte bei
St. Ulrich Nr. 4 und hatte zuerst seine Werkstatt in
Lerchenfeld. Dort wurde er im Jahre 1809 von den
Franzosen völlig ausgeplündert, und er selbst erzählte
noch oft, daß man ihm selbst die schwarze Halsbinde
weggenommen hatte. Im Jahre 1810 zog er dann in die
obere Bräunergasse Nr. 1 209 (jetzt Habsburger Gasse 4)
in das Liharziksche Haus. Am 25. Juli 181 1 legte er den
Bürgereid ab. Er gilt als einer der besten Wiener Gei-
genmacher, und im Bau von Violoncelli wurde er kaum
von einem deutschen Meister übertroffen. Er wählte
sein Modell nach Stradivari, machte die Ränder sehr
kräftig und arbeitete ungemein sauber. Die Violoncelli
seiner ersten Zeit sind dunkelbraun, da er das Holz vor
dem Lackieren gebeizt hatte. Aber schon von 1810 an
gab er dieses Verfahren auf und verwendete einen
gelben, später einen sehr durchsichtigen roten Lack,
den er sich selbst aus in Leinöl gelöstem Bernstein
(Agtstein) bereitete^). Den goldgelben Untergrund
trug er mit Saffran und Leim auf, den roten Farbstoff
zog er aus Fernambukholz. Die rotlackierten Violon-
celli haben fast immer sehr schönes breitgeflammtes
Ahomholz, die Böden sind meistens aus einem Stück.
Für die Decke nahm er gern Fichtenholz mit sog.
Vogeltritten. Er verkaufte seine Violoncelli durch-
schnitdich für 60 fl. C. M., heute s'nd sie nur noch um
schweres Geld zu hab n. Seine Geigen und Violen
reichen zwar an seine Violoncelli nicht heran, da sie
meistens zu massiv sind, aber sie sind doch immer die
Werke eines Meisters und werden auch stets als solche
bewertet. Er befaßte sich viel mit Versuchen, den Stimm-
stock zu verändern. Um die Spannung auszugleichen,
wollte er einen Stimmstock erfinden, den man im
Innern nach Belieben verlängern oder verkürzen
könnte. Bei seinen Violoncelli machte er den Hals
immer zum Abschrauben. Er stand in hohem Ansehen,
war Hofgeigenmacher und beeideter Schätzmeister.
Nach seinem Tode hieß die Firma »Stoß & Hof mann«,
bis Anton Hofmann am 1 7. Oktober 1844 das Geschäft
durch Kauf erwarb.
Geigenzettel : Martin Stoß / in der obern Breuner- /
Straße No. 1 209 / in Wien 1817 (gedr.) und Abb. 676, 739,
754, 760.
Stoß, Pius Bernhard Anton. — Wien. Geb.
10. März 1784 in Füssen, f 1. Mai 1854
Jüngster Sohn des Franz Anton St. und der Juliana
Klotz" . Im .Anfang des 19. Jahrhunderts kam er nach
■*) Wegen der Feuergefährlichkeit durfte er seinen Lack
nicht im Hause kochen, sondern mußte seinen Herd auf
der »Schmelz« (jetzt Exerzierplatz) aufstellen. Er bediente
sich dabei einer hermetisch verschließbaren Kupfer-
flasche, die W. Th. Jaura noch jetzt als Reliquie auf-
bewahrt.
-') Er wird öfters als Sohn von Magnus Steph. St. aus-
gegeben. Dieser aber hatte keinen Sohn namens Bernhard,
sondern nur einen Bruder, den am 18. August 1746 ge-
borenen Magnus Bernhard.
Wien und wohnte wie Martin St. bei St. Ulrich Nr. 4.
Seine Werkstatt hatte er in der Grünangergasse. Am
21. Oktober 1813 legte er den Bürgereid ab. (Im
Bürgerbuch wird der Vorname irrtümlich Peter ge-
schrieben, er selbst nannte sich stets kurzweg Bernhard
St.) Er ist seinem Vetter Martin in der Arbeit voll-
kommen ebenbürtig, wenn er ihn auch in seinen Violon-
celli nicht völlig erreicht. Seine Geigen haben ein
schönes Stradivarimodell und einen prächtigen gelben
oder roten Lack. Sie sind ungemein sorgfältig gemacht
und sicher denen aus Geissenhofs bester Zeit gleich-
wertig. Charakteristisch für ihn ist, daß er zu seinen
Decken immer breitjähriges Holz verwendet. Seine
Geigen werden jetzt gut bezahlt. Eine schöne Vio-
line von 1835 besitzt Val. Walter in Grulich i. B. Eine
Violine mit gitarrenähnlichem Körper (vom Jahre 1821)
ist im Museum der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien.
Geigenzettel : Abb. 742.
Stoß, Stephan s. Magnus Stephan Stoß
Stott, George T. — Liverpool. 191 1
Geigenmacher und Händler.
Stourdza, Fürst Gregor. • — Wien usw. 1873
Auch einer von den vielen, die über Stradivari hinaus-
wollten und zwecklose Erfindungen machten. Er kon-
struierte Geigen nach einem »neuen Prinzip«, die von
dem Wiener Geigenfabrikanten Zach nach den An-
gaben des Fürsten hergestellt wurden. Der Grund-
gedanke der Konstruktion beruhte darauf, daß der
wesentlich vergrößerte Schallkörper der Geige mög-
lichst der Ellipse genähert wird. Die beiden Hälften des
Instruments rechts und links neben den Saiten sind
ungleich, wodurch das Ganze verschoben aussieht. Der
Ton war stark, aber rauh und schnarrend, und selbst so
ausgezeichnete Künstler wie Hellmesberger und Popper
konnten den Instrumenten nichts abschmeicheln. Er
nannte seine Instrumente: »Violino arpa«, »Violino
chitarra« usw. Mehrere der von ihm erfundenen
Geigen, die jetzt im Museum des Pariser Konser-
vatoriums aufbewahrt werden, waren 1873 in Wien auf
der Weltausstellung zu sehen.
Stowasser, Johann. — Budapest. Geb. 1846
Ein trefflicher, aus Böhmen stammender Blasinstru-
mentenmacher, der seit 1867 in Budapest lebt und sich
gelegentlich auch als Geigenmacher versucht hat.
Stradivari, Antonio. — Cremona. Geb.
zwischen 1640—1650, f 18. oder 19. Dez.
1 737 in Cremona
Schüler von Nicolas Amati. Der Meister aller Meister
der Geigenmacherei, ein genialer Künstler, der nicht
mehr erreicht und noch weniger übertroffen werden
konnte. Obwohl er schon zu Lebzeiten in hohem An-
sehen stand, sind doch nur spärliche Nachrichten über
sein Leben auf uns gekommen; die wenigen zuver-
lässigen Angaben verdankt man hauptsächlich den
Forschungen Paolo Lombardinis, Sacchis und Man-
dellis, der seine Forschungen den Brüdern Hill über-
ließ. Desto mehr aber erzählen uns seine herrlichen
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494
Stradivari, Antonio
Werke. — Stradivari entstammt emer alten Patrizier-
familie, deren Name auch Stradiverdi (Strativerti) ge-
schrieben wurde; schon 1127 bekleidete em Otto-
linus Stradivanus die Würde eines »Senator patriae«;
den gleichen Titel führte 1 168 Egidius Stradivari; um
die Mitte des 14. Jahrhunderts werden zwei Rechts-
gelehrte Grisandro und Gughelmo Stradivari erwähnt.
Der Name soll übrigens auf »Stratiarus«, d. i. Zollein-
nehmer, zurückgehen. Antonio war der Sohn des
Alessandro Stradivari (geb. 1602) und der Anna geb.
Moroni. Seine Geburt ist in den Matrikeln der Stadt
nicht verzeichnet, und es hegt daher nahe, zu vermuten,
daß er nicht in Cremona selbst, sondern vielleicht auf
einem nahen, der Familie gehörigen Landgute geboren
sei. Nicht einmal auf das Jahr seiner Geburt könnten
wir schließen, wenn er nicht in eine seiner Arbeiten
neben seinen Namen und die JahreszaW 1732 ge-
schrieben hätte »82 Jahre alt«. Er muß also, wenn diese
Angabe genau war, erst um 1650 geboren sein^). Aus
den Kirchenbüchern erfährt man ferner, daß er am
4. Juli 1667 Francesca Feraboschi, die Witwe Gian
Giacomo Capras, heiratete, von der er sechs Kinder
hatte. Francesca war 1640 geboren — also wohl zehn
Jahre älter als Stradivari — und starb am 25. Mai 1698.
Am 24. August des darauffolgenden Jahres ging er eine
zweite Ehe ein mit Antonietta Zambelli (geb. 1664,
f 3. März 1737), die ihn gleichfalls mit fünf Kindern
beschenkte. Er kaufte am 3. Juni 1680 von den Brüdern
Picenardi ein Haus an der Piazza San Domenico Nr. 2
(heute Piazza Roma Nr. 1) für 7000 Lire Imperiale. Er
muß schon damals recht wohlhabend gewesen sein,
später aber wurde er ein reicher Mann ; ja, das Sprich-
wort: »Reich wie Stradivari!« soll sich bis auf den
heutigen Tag in Cremona erhalten haben. Leider ist
bisher kein sicheres Bildnis des Meisters bekannt ge-
worden; man ist daher darauf beschränkt, sich nach der
Schilderung des Geigers Polledro in Turin (1781 bis
1853), dessen Lehrer Stradivari gut gekannt haben
wollte, die eigenartige Persönlichkeit des größten
Geigenmachers vorzustellen. Danach war Stradivari ein
großer, hagerer Mann, der bei der Arbeit stets eine
weiße Wollmütze und weiße Lederschürze getragen
hat. Er hat in seiner Jugend gewiß eine für seine Zeit
sehr gute Schulbildung erhalten ; wann er bei Nicolas
Amati in die Lehre trat, und wie lange er bei ihm blieb,
ist nicht bekannt; er wird wohl, wie es damals üblich
war, sechs Jahre gelernt haben und scheint auch nach
) Fetis erzählt von einer Geige, die im Hause Salabue
aufbewahrt worden sein soll, in der neben der Jahreszahl
von Stradivaris Hand geschrieben steht : »anno aetatis 92«,
und nimmt daher 1644 als Geburtsjahr. Ob er diese Geige
selbst gesehen, ist fraglich. Niederheitmann erwähnt diese
Geige ebenfalls mit der Bemerkung: »Wichtig als einzige
Quelle für das Alter Stradivaris«, und zählt drei Zeilen
später die sog. »Schwanengesanggeige« von 1737 auf und
sagt dazu: »Dieses Instrument enthält die handschriftliche
Einzeichnung des Meisters ,d'anni 93' «. Also wäre die erste
doch nicht die einzige Quelle für das Alter. Nun kennt
aber auch W. E. Hill mehrere Geigen mit .'Mtersbezeich-
nungen, die 1650 als Geburtsjahr wahrscheinlicher er-
scheinen lassen. Wenn man das Mittel aus den merk-
würdig schwankenden Altersangaben der Steuerlisten
zieht, spricht auch mehr für 1650 als für 1640.
seiner Lehrzeit noch bei Amati geblieben zu sein; ja,
man glaubt in einigen Geigen Amatis aus der Zeit vor
1667 die Hand Stradivaris deutlich zu erkennen^). Da
er 1667 heiratete, wird man auch in dieses Jahr seine
Selbständigmachung zu setzen haben. Dem entspricht
auch die Tatsache, daß die ältesten Geigen, die seinen
Namen tragen, zwischen 1668 und 1670 entstanden
sind. Schon seine ersten Arbeiten verraten seine seltene
Begabung, aber er steht da noch ganz im Banne der
Amatischule. Er war gewiß selbst ein trefflicher Geiger,
und als solcher erkannte er, was den Amatigeigen noch
fehlte; sobald er darüber klar war, begann er eigene
Versuche anzustellen, und 30 Jahre lang hat er ver-
sucht, bis er endlich fand, was er wollte. Man weiß, daß
er einen fabelhaften Fleiß besaß ; es gibt aber aus der
Werdezeit seiner Kunst doch nur verhältnismäßig
wenig Geigen; er muß also alle, die ihm nicht völlig
entsprachen, wieder vernichtet haben. Man teilt sein
Schaffen in drei Perioden ein ; die erste setzt man von
1668 — 1686. Damals legte er auf die Schönheit des
Holzes noch wenig Wert ; wenn es nur gutes Tonholz
war, war es ihm recht. Aber schon m dieser ersten Zeit
sucht er das überkommene Amatimodell zu verbessern;
wenn er auch noch wenig änderte, so gab er doch bald
der Schnecke eine schwungvollere Form und stach sie
tiefer aus. Ein gutes Beispiel für diese Periode ist die
aus dem Jahre 1679 stammende sog. »Hellier- Violine«.
Er scheint inzwischen einige Meisterwerke der Bres-
cianerschule kennengelernt zu haben. Er wollte nun
ihren volleren Klang mit dem süßen Schmelz der
Amatigeigen verbinden, und so zeigen die Arbeiten
seiner zweiten Periode, die man von 1686 — 1694 setzt,
manches, was an die Brescianer erinnert, aber er nimmt
jetzt die Wölbung flacher, macht die Geigen etwas
größer, schweift die )( kühner aus und schneidet die
F-Löcher, die er jetzt weniger steil anordnet, feiner aus.
Auch das Holz wird schöner, wie er überhaupt damals
eine gewisse Freude an der Ausstattung gehabt zu
haben scheint, da er verschiedene Instrumente mit
Elfenbeineinlagen verzierte '). Möglicherweise wurde er
durch besondere Bestellungen dazu veranlaßt; so
machte er 1687 mehrere Geigen für den spanischen Hof,
1684 und 1690 solche für Cosmo von Medici, die be-
sonders schön ausgestattet wurden. Der Brescianer
Einfluß macht sich besonders bemerkbar m den Geigen,
die er schon nach 1687 herzustellen begann, und die in
ihren Maßen an Magginis beste Arbeiten erinnern. Er
nahm das Modell in der Mitte schmäler als vorher oder
nachher; die Geigen sehen dadurch etwas länger aus,
und so hat man das Patron »allonge« genannt. Auch
diese Versuche befriedigten ihn nicht, obwohl er damit
schon alle seine Vorgänger übertroffen hatte. Die
Schnecke zeigt in dieser Zeit einen mitteltiefen Stich,
der zweite Ring ist um ein Drittel schmäler als die
Augenbreite, die äußere Windungskante steht im
rechten Winkel zu den äußeren senkrechten Linien.
1690 wird das Modell größer, die Wölbung schöner, er
nähert sich wieder dem Amatimodell, und es entsteht
das sog. »amatisierte Patron«. Um 1693 ist sein Modell
^) Auch die Geigen mit dem Zettel: »Nicolai Amati
alumnus« werden ihm zugeschrieben.
') Man kennt etwa ein Dutzend solcher reichverzierter
Arbeiten von Stradivari.
Stradivari, Antonio
m
etwa 35,8 cm lang. Die obere Breite beträgt 16,8,
zwischen den )( 1 1 ,4 und die untere Breite 20,9 cm. Der
Boden ist in den Backen schwach gehalten. Die dritte
Periode beginnt nach 1695, erreicht ihren Höhepunkt
1714 und währt bis 1720. Es ist dies die eigentliche
Glanzzeit des Meisters; jetzt hat er gefunden, was ihm
vorgeschwebt hatte. Er ist über seinen Vorarbeiten und
Studien ein Fünfziger geworden , seine eigenste
Schöpfung, das charakteristische, in jeder Beziehung
vollkommene Stradivarimodell, war jetzt fertig, und
von nun an weichen seine .Arbeiten in den Hauptsachen
nur wenig voneinander ab. .Ms nach 1 720 die Sicherheit
der Hand etwas nachläßt, will er durch einen neuen
Versuch seine Arbeiten auf der alten Höhe erhalten,
und er schafft das sog. große Stradivarimodell. Es ist
das die kurze Zeit der Nachblüte, dann aber macht sich
das Greisenalter doch mehr und mehr fühlbar, er macht
die Wölbung ohne sichtbaren Grund spitzer, die
Geigen klingen weniger klar, selbst der Lack ist nicht
mehr so schön wie früher und zeigt jetzt vorzugsweise
eine braune Farbe von mattem Glanz, während er
früher Goldgelb oder Blaßrot in verschiedenen Ab-
stufungen, aber immer glänzend und feurig, ange-
wendet hatte. Es gibt allerdings viele, die gerade den
»letzten* Lack des Meisters zwar nicht für den
schönsten, aber doch für den besten halten. — Wenn
man die Tätigkeit Stradlvaris überblickt und auch da-
von ausgeht, daß Kunstwerke nicht auf wissenschaft-
lichem Wege hervorzubringen sind, so muß man doch
bezweifeln, daß er zu seinen Ergebnissen rein empirisch
gekommen sei und sich lediglich von Erfahrungstat-
sachen und Schönheitsgefühl leiten ließ. Die Geigen-
macher in Cremona wurden als Künstler von ihren
Zeitgenossen betrachtet, die Söhne vornehmer Fa-
milien wendeten sich dieser Kunst zu, und gewisse, auf
wissenschaftlicher Grundlage beruhende, geheimge-
haltene Werkstattraditionen hat es zweifellos gegeben,
die einem gebildeten und denkenden Künstler die
Richtung für seine Versuche wiesen. Nur dadurch wird
es erklärlich, daß es den neueren Geigenmachern, unter
denen doch gewiß viele künstlerisch hochbegabte
Meister waren oder sind, denen weder Erfahrung und
Verständnis noch Schönheitssinn fehlte, noch nie ge-
lang, eine Geige herzustellen, die einer tadellosen Stra-
divari wirklich gleichkäme. Es sind ihnen Kopien ge-
lungen, die bis in die letzte Kleinigkeit von bewunde-
rungswürdiger Treue waren, — aber die eigentliche
Seele fehlte doch. Bei dem heutigen Stande der Kunst
des Geigenmachens ist es aber immer noch das Sicherste,
so getreu als möglich zu kopieren. Stradivan nahm zur
Decke das leichteste, klarjährigste Holz. Die Wölbung
bildete der Fuge entlang eine sog. Kettenlinie, wie auch
die Querprofile der Decke Kettenlinien bilden. Die
Deckenstärke beträgt in den Backen 2^2 rnm, an der
Stelle des Stegs (in der Brust) 4 mm. Der Durchmesser
des kleinen Schallkreises mißt 40 mm ; sein Mittelpunkt
befindet sich in der Fuge unter dem Steg; 3,5 mm da-
von entfernt nach oben ist der Mittelpunkt des großen
Schallovals, das 95 mm lang und 70 mm breit ist. In
diesem Oval ist die Decke 3^2 Tini stark. Zum Boden
nahm er schönsten .'\horn, nach dem Spiegel gespalten ;
die Brusthöhe betrug bei ihm wie bei der Decke 1 4 bis
15 mm. Die Stärke des Bodens schwankt oft und geht
bis zu 6 mm. Die Zargen sind so hoch als die Wölbung
von Boden und Decke zusammen, also 30 mm, so daß
die Gesamthöhe 60 mm beträgt. Dieses Maß suchte er
jedenfalls immer zu erreichen, denn wenn er die Wöl-
bung etwas flacher nahm, machte er die Zargen um das
Fehlende höher ^). Die Höhen der Oberzargen ver-
ringerte er um 2' ■>_ mm ; Riechers meint, um der Decke
eine Spannung zu verleihen und dem Halse den nötigen
Widerstand zu gewähren ; wahrscheinlicher ist, daß er
es nur tat, um der kleineren Luftkammer ein ent-
sprechend geringeres Volumen zu verschaffen. Dem
Inneren wandte er die gleiche Sorgfalt zu wie dem
Äußeren, vielleicht sogar noch mehr; es wird daher
auch kein Zufall sein, daß er die Klötze aus leichtem
Weidenholz machte. Der Baßbalken ist schwach und
hat den .Anforderungen, die zu den Zeiten des Meisters
an eine Geige gestellt wurden, auf das beste ent-
sprochen, muß aber freilich heutzutage durch einen
stärkeren ersetzt werden. Die F- Löcher, deren untere
Lappen stets ausgestochen erscheinen, sind in ihrem
edlen Schwung unübertrefflich; die Hohlkehle ist
4 mm vom Rand entfernt und flach. Die Schnecke ist
voll in der Form und nicht mehr so tief ausgestochen
wie in der zweiten Periode. Am Boden befindet sich
oben und unten ein .Ahornstift, der zur Hälfte in die
Einlage gebohrt ist, um den Boden auf die Form zu
heften. Der goldgelbe Grundlack ist mit einem hell-
roten Lack überzogen und wirkt jetzt etwas bräunlich.
Er ist von schönstem Feuer, weich und elastisch und
hat die Eigentümlichkeit, daß er heute noch, wenn man
den Finger länger darauf ruhen läßt, den Eindruck der
Hautlinien zeigt. Das Gesamtgewicht einer Stradivari-
violine beträgt ohne Wirbel, Griffbrett und Saiten-
halter 260 — 275 g. In der Hauptsache zeichnet sich das
Modell durch die Verbreiterung des unteren Teiles und
eine relative Verengerung des mittleren Teiles aus, was
dem Ganzen ein elegantes Aussehen verleiht. Die Um-
risse sind am Ansatz des Halses und beim Saitenhalter
nur wenig gekrümmt und scheinen in der Mitte der )(
fast ganz gerade; die Ecken sind vorspringend und
breit. Die F-Löcher, die ihre Abstammung von Amati
noch erkennen lassen, sind klein und fein geschnitten
und stehen etwas geneigt, um den Raum zwischen den
oberen runden Enden zu verringern. Diese Beschrei-
bung kann aber, wie gesagt, nur in der Hauptsache
stimmen, denn im einzelnen gestattete er sich noch
immer kleine .Abweichungen, die wohl durch die Eigen-
schaften des ihm jeweils zu Gebote stehenden Materials
veranlaßt und diesem angepaßt wurden. Stradivari ent-
wickelte eine unglaubliche Fruchtbarkeit; aber selbst
wenn er jede Woche nur eine Geige fertiggebracht
hätte, so gibt das bei seiner sechzigjährigen Arbeits-
dauer immerhin etwa 3000 Geigen. Er erhielt für eine
Geige 10 — 15 Zcchir.en oder 5 — 8 Pistolen, was
aber bei der damaligen Kaufkraft des Geldes schon
einen ziemlich hohen Preis darstellt")- Es ist daher
^) War die Decke höher, dann nahm er den Boden
flacher, um die Gesamthöhe von 60 mm zu erreichen.
^) Sechzig Jahre nach seinem Tode hatte sich der Wert
einer Stradivari violine bereits verdreifacht. Im Jahre 1824
zahlte Habeneck 2400 Frs., und allmählich stiegen die
Preise weiter bis 5000 Frs. Gegen 1870 schnellten die
Preise wesentlich in die Höhe. 1875 wurde eine Stradi-
varius von 1714 für 7900 Frs., eine von 1716 für 15 000 Frs.
496
Stradivari, Antonio
sicher, daß seine Geigen von allem Anfang an von
Ihren Besitzern als wertvolle Kunstwerke behandelt
und als solche vererbt wurden, und so könnte die An-
nahme Hills, daß sich etwa 1000 bis in unsere Zelt
erhalten haben, vielleicht das Richtige treffen. Wenn
man aber die zweifellos echten Werke zusammenzählt,
so wird man schwerlich einige 100 herausbekommen.
Die Brüder Hill haben versucht, eine vollständige Liste
der noch nachweisbaren Geigen Strad.'s aufzustellen,
haben die Arbeit aber unausführbar gefunden. Es ge-
lang ihnen jedoch, 540 Geigen, 12 Bratschen und
50 Violoncelli nachzuweisen. Stradivan war peinlich
genau in der Arbeit, und als echter Künstler hat er nur
in Geigen, die tatsächlich aus seiner Hand hervor-
gegangen waren, seinen Zettel geklebt. Von Gehilfen
ließ er sich nur die untergeordneten Vorarbeiten
machen und in Geigen, die zwar in seiner Werkstatt,
aber nicht von ihm selbst fertiggemacht wurden, be-
merkte er ausdrücklich »sub disciplina« oder »sotto la
disciplina di Antonio Stradivari« usw.^). Wenn gleich-
wohl einige echte Werke von ihm vorkommen, die nicht
ganz auf seiner sonstigen Höhe stehen, so ist das darauf
zurückzuführen, daß die Söhne des Meisters nach
seinem Tode auch die unvollendeten Geigen und die-
jenigen, die er nur zu Versuchszwecken gemacht hat,
mit seinen Zetteln versahen und verkauften. Er selbst
gab solche Arbeiten nicht aus den Händen, und Tat-
verkauft, und die letztere erzielte einen Monat später
bereits 20 000 Frs. Die »Messias« von 1716 kaufte Allard
noch für 25 000 Frs. Die Violine Prof. Waldemar Meyers
aus dem Jahre 1716 (lange eine der schönsten Arbeiten des
Meisters in deutschem Besitz), die angeblich für König
Georg I. von England angefertigt worden war, kaufte
Riechers im Jahre 1889 für 20 000 M. und verkaufte sie
bald darauf für 25 000 M. weiter.
^) Bei einigen Geigen, die noch den ursprünglichen
Hals besitzen, findet man an diesem die Buchstaben P. S.,
die man mit Paolo Stradivari — dem Namen des jüngsten
Sohnes des Meisters ^deutet. Es fragt sich allerdings sehr,
ob diese Deutung zulässig ist. Es ist durch nichts erwiesen,
daß Paolo Str., der ja Tuchhändler wurde, jemals versucht
hat, eine Geige zu machen. Auch sind die bis jetzt be-
kannten sechs Geigen mit diesen rätselhaften Buchstaben
so schön, daß kein Grund vorhanden ist, die Mitarbeit
einer fremden Hand anzunehmen. Möglicherweise ist
P. S. die Marke des Halsschnitzers, was wieder beweisen
würde, daß Stradivari selbst bei Nebensachen darauf hielt,
daß das,was er in einzelnen Fällen nicht eigenhändig ge-
macht hat, gekennzeichnet wird. Sollte P. S. aber wirklich
auf Paolo Str. hinweisen, so sind die Buchstaben wahr-
scheinlich nur ein Eigentumsvermerk. Ein hübsches Bei-
spiel hierfür ist die erst seit 1896 bekannte »Brancaccio«
(Besitzer: Brancaccio — Hamma — Vormbaum —
Bernardel — Rehfuos — Hammig — Carl Flesch). Die
Violine trägt die Jahreszahl 1725 und am Originalhals
P. S. (vgl. die Abb. in Hills Buch). Die Geigen, die den
Zettel »sotto la disciplina« tragen, weichen oft auffällig von
den üblichen Stradivarimodellen ab, er scheint also seinen
Schülern, wenn sie etwas Ordentliches gelernt hatten,
ziemlich freien Spielraum gelassen zu haben. Eine solche
Violine eines Stradivarischülers von trefflicher Arbeit, mit
großem schönen Ton, aber von dem Meister stark ab-
weichendem Modell besitzt Major Zieckwolf in München.
Sache ist es, daß aus den Jahren 1670 — 1690, also aus
der Zeit, in der er an der Herausbildung seines eigenen
Modells arbeitete, nur sehr wenig Geigen vorhanden
sind. Die Zahl der ehrlichen Stradivarinachahmer ist
Legion; bei den Preisen, die die Stradivarigeigen jetzt
erreichen, ist es auch bis zu einem gewissen Grade er-
klärlich, daß die Zahl der unehrlichen Nachahmer und
Fälscher nicht minder groß ist. Unter 15 000 M. war
schon vordem Kriege keine »Stradivari« mehr zu haben ;
jetzt sind die Preise In Mark zwanzigmal höher anzu-
setzen, für die besterhaltene Geige des Meisters, die sog.
»Messias«^), zahlten Hill & Sons 1893 die Summe von
50 000 Frs. ; die »Herkules «, im Besitze Ysayes in Brüssel,
wurde um 26000 Frs. gekauft. In welcher Weise die
Preise stiegen, ersieht man aus der Tatsache, daß die aus
demBesItze desStahlfederfabrlkantenGIllot stammende,
»der Kaiser« (the Emperor) genannte Geige 1872 Lei
Christie für 5800 M. verkauft wurde, 1904 schon
20 000 M. kostete und dann für 93 000 M. in den
Besitz Jan Kubellks übergegangen ist. Das Violoncello
von 1714, das Alex. Batta besaß — eines der herrlichsten
Werke des großen Meisters — , erwarb er 1836 für
7500 Frs.. und Hill kaufte es 1893 für 80 000 Frs. Nicht
die beste, aber eine der interessantesten Violinen soll
das Haus Salabue besitzen, die eine Angabe des Alters
Stradivaris neben der Jahreszahl 1736 von dessen
eigener Hand enthält. Ein Jahr nach der Vollendung
dieser Violine starb er. Schon im Jahre 1729 kaufte er
sich in der 1869 abgebrochenen Kirche San Domenico
ein Familiengrab, an dem er die Inschrift »Sepolcro di
Antonio Stradivari e suoi Eredi An. 1729« anbringen
Heß. Der Stein wird jetzt Im Rathause zu Cremona auf-
bewahrt, aber die Gebeine des Meisters wurden beim
Abbruch der Kirche achtlos in ein Massengrab ge-
worfen. — Was eine Künstlerhand im Geigenmachen
zu leisten vermag, Stradivari hat es geleistet. Das Holz
ist so vortrefflich und so schön, als es sein kann, der
Lack nicht minder, und den Wohllaut, den Glanz und
die Kraft des Tons zu beschreiben, wäre ein vergeb-
liches Unterfangen. Auch seine Vielseitigkeit muß Be-
wunderung erregen, denn man kennt alle Arten von den
zu seiner Zeit üblichen Streichinstrumenten, also außer
Violinen auch Violen, Violoncelli, Gamben usw. und
Bässe, auch Taschengeigen, selbst allerlei Lauten und
Harfen von ihm. Sogar mit dem Ausbessern alter In-
strumente hat er sich gelegentlich beschäftigt, wie der
Zettel In einer Viola beweist, auf dem man liest: »Cor-
retto da rhe Antonio Stradivari«. Für seine Violoncelli
hatte er zwei Modelle, ein großes und ein kleines ").
Geigenzettel: Abb. 687, 701, 767, 768.
^) So genannt, weil der Sammler Tarisio, der sie besaß,
immer von ihr sprach und sie doch nie nach Paris brachte,
so daß man dort auf sie wartete wie die Juden auf den
Messias.
") Eine Reihe von Besitzern echter Stradivarigeigen zählt
Hill in seinem Life etc. of Strad. (1902) auf. Auch bei
J Niederheitmann »Cremona« S. 94 sind verschiedene
genannt. Diesen Verzeichnissen könnte hinzugefügt
werden, daß die herrliche Violine von 1714 aus dem Be-
sitz von Fran^ols van Hai nach dessen Tod von Prof. Jenö
Hubay erworben wurde. Sarasate besaß zwei Violinen von
Stradivari, eine gelbe mit auffällig weitjährigem Decken-
holz und eine rötliche, ungleich wertvollere, doch zog er
Stradivari - Straub
497
Stradivari, Francesco. — Cremona. Geb.
I.Februar 1671, f 1 1 . Mai 1743
Sohn und Schüler von Antonio Stradivari. Nach dem
Tode seines Vaters arbeitete er eine Zeitlang mit seinem
Bruder Omobono zusammen. Zettel mit seinem Namen
klebte er in seine Arbeiten erst nach dem Tode seines
Vaters ein. Seine Geigen haben noch das Gepräge des
Stradivarischen Geistes und sind herrlich im Ton, aber
bei weitem weniger sorgfältig ausgeführt als die seines
Vaters, den er so wenig erreichte, als er seinen besseren
Mitschülern gleichkam. Der Lack ist bräunhch-
orangegelb und die Schnecke recht hübsch. Eme
wundervolle Geige von ihm aus dem Jahre 1735 besitzt
Hofkonzertmeister Prof. Karl Prill in Wien.
Geigenzettel: Franciscus Stradivarius sub disciplina /
A. Stradivarli 1700 (gedruckt) und Abb. 684.
Stradivari, Omobono. — Cremona. Geb.
14. November 1679, f 8./9. Juni 1742
Jüngster Sohn erster Ehe von Antonio Str., unter
dessen Leitung er auch, nachdem er ausgelernt hatte,
arbeitete. Nach dem Tode des Vaters teilte er die Werk-
statt mit seinem Bruder Francesco. Er erbte nur wenig
von der Kunst seines Vaters, und mit ihm verschwindet
der Name Stradivari aus der Geschichte des Geigen-
baues, da sich seitdem kein Nachkomme des Meisters
mehr der Kunst des großen Ahnherrn zugewendet
hat. Omobono gebrauchte zierlich geschriebene
Zettel, die aber erst nach Antonlos Tod nachzu-
weisen sind.
Geigenzettel: Homobonus Stradivarius / sub dis-
ciplina A. Stradivari 1725 (gedruckt) und Abb. 718.
Strangewood, F. E. — Melbourne. 1888. 1900
Australischer Geigenmacher der Gegenwart, der die
Holzarten seiner Heimat zum Geigenmachen wieder-
holt mit Erfolg verwendet hat.
Strati, Michael (?). — Verona (?). 1792
Kammermusiker Salzwedel besitzt eine gute Violine
mit dem untenstehenden Zettel. Die Umnßlinien
gehen auf Guarneri zurück; die Ränder sind scharf ge-
schnitten, die F- Löcher nach innen abgeschrägt; die
Arbeit erinnert an französische Schule, ist sehr sauber,
wenn auch beide Hälften nicht ganz symmetrisch er-
scheinen. Das Holz ist recht gut, der Lack gelb und der
Ton weich, wenn auch nicht groß. Die Schnecke
scheint nicht von gleicher Hand herzurühren. Einen
Geigenmacher namens Strati hat es in Verona nicht ge-
geben. In den Registern der Geborenen und Ge-
storbenen der Stadt Verona kommt während des
ganzen 18. Jahrhunderts der Name »Strati« nicht vor;
auch andere alte Register wurden vergebens durch-
forscht, so daß mit ziemlicher Sicherheit gesagt werden
kann, daß ein Geigenmacher dieses Namens nicht ge-
lebt habe. Da der gleiche Zettel trotzdem in mehreren
Geigen gefunden wurde, so kann nur angenommen
werden, daß man es mit einem fingierten Namen zu
tun hat, der vielleicht dadurch entstanden ist, daß dem
Verfertiger eine Inschrift vorschwebte, die wie unten-
stehender Zettel aussah. Die untere Zeile konnte dann
leicht in Verona verwandelt werden.
Geigenzettel : Michael Strati / Verona 1 792 (gedruckt).
— Stradi- / var. Ano 17 . . (gedruckt).
Stratton. — Leipzig-Gohlis
Eine längst eingegangene Gelgenfabrik, die erst an
Ehrlich, dann an die Fabrik Leipziger Musikwerke
überging, und deren Räume 1888 von einem Stickerei-
fabrikbesitzer gekauft wurden.
Straub, Andreas. — Budapest, f 1872
Ein wenig bedeutender Geigen- und Saitenmacher.
Straub, Balthasar. - Graz. 1790. 1828
Solider Geigenmacher, der vielleicht als Gehilfe bei
Mich. Ign. Stadimann gearbeitet hat, wodurch es sich
erklären ließe, daß seine Arbeit der von Math. Daum
so ähnlich sieht. Seine Geigen haben kräftige Ränder
und rotgelben Lack. Dem Namen nach stammt er viel-
leicht aus dem Schwarzwald. Diese Annahme wird da-
durch unterstützt, daß um die Mitte des 19. Jahr-
hunderts ein Sohn des 1854 gestorbenen Joh. Gg. Str.
aus Löff Ingen auswanderte, »um zu seinem Oheim nach
Steiermark zu gehen«.
Straub, Franz. — Fnedenweiler. 1696
Vielleicht der Vater von Marx, Matthias und Simon
Str., die wohl alle drei seine Schüler waren. Er dürfte
aus Füssen nach Friedenweiler gekommen sein. Eine
violenförmige Taschengeige von ihm besitzt das
Historische Museum in Basel.
Geigenzettel : Frantz Straub / zue Friedenweiler 1 696
(gedruckt).
die gelbe weitaus vor. Eine Violine von 1693 besitzt Dr.
Fried. Hegar in Zürich, eine von 1700 Prof. Henri Petri in
Dresden, eine von 1707 Franz Schörg in Brüssel, eine von
1709 und eine von 1717 Theodor Hämmerle in Wien, eine
von 1719 Direktor W. Kux in Wien, eine von 1725, wie
schon erwähnt, Flesch in Berlin, eine von 1734 der König
von Sachsen. Ein Violoncello von 1724 besaß Prof. Rob.
Hausmann in Berlin. Bekannter ist das Violoncello, das in
den 70er Jahren von dem verstorbenen Cellisten Krumb-
holz in Stuttgart für 7000 M. gekauft wurde. Nach dessen
Tod erwarb es der Frankfurter Kaufmann Kaiser für die
gleiche Summe. Von ihm kam es an C. G. Meier aus
London, der es für 10 000 M. dem Geheimrat E. Laden-
burg verkaufte, von dem es dann Robert von Mendelssohn
in Berlin für 40 000 M. erwarb — 1890 noch ein sehr
hoher Preis — obwohl Boden und Zargen der Schönheit
der Decke nicht ganz entsprechen und das Violoncello
außerdem ein Futter hat. Der Preis hat sich also in kaum
zwei Jahrzehnten fast versechsfacht. Bei der zunehmenden o, i r' /!•• \ C- M^"IC
Seltenheit einwandfrei echter Arbeiten Stradivaris ist der Straub, Georg (Jorg). - hussen. 1623
Wert auch noch immer im Steigen begriffen, ganz abge- Wahrscheinlich ein Bruder von Sebastian Str. Er
sehen von der Preissteigerung, die die geringe Kaufkraft wurde, wie dieser, am 20. August 1625 als Meister in
unserer Mark im Gefolge hat. die Lautenmacherzunft aufgenommen.
v. Lütge n d o r ff , Geig-en- und Lauterimaclier. Bd. II 32
498
Straub, Johann — Straub, Sebastian
Straub, Johann. — Friedenweiler. 1704
Wenn die Jahreszahl richtig gelesen ist und nicht 1 764
gelesen werden muß, vielleicht ein Bruder von Franz
Str. und wie dieser aus Füssen in den Schwarzwald
gekommen.
Straub, Johannes. — Röthenbach b. Neu-
stadt (Schwarzwald). Geb. um 1760,
t 1847
Er stammte aus Rudenberg bei Friedenweiler und ver-
mählte sich am 19. Mai 1786 mit Magdalena Schäfer.
Von ihm stammen 1 1 Kinder, darunter Johann Georg
Str. Seine Geigen, wie auch die der übrigen Mitglieder
der Familie Straub, stehen auf ziemlich gleicher Stufe
mit denen von Rief in Vils. Meist unscheinbar im
Äußern, handwerksmäßig in der .'\rbeit, aber ziemlich
gut im Ton. Was er im Winter fertigbrachte, verkaufte
er im Sommer, auf Märkten unherziehend. Er ge-
brauchte verschiedene (geschriebene und gedruckte)
Zettel.
Geigenzettel: Johann Straub Geigen- / macher in
Röthenbach bei Neu / Stadt im Schwarzwald 1 833 (ge-
schrieben). — • Johannes Straub Geigenmacher nächst
bey Neustadt in Röthenbach auff dem / Schwarzwald
1 799 1) (gedruckt).
Straub, Johann Georg. — Röthenbach und
Löffingen (Schwarzwald). Geb. 31. März
1798, f 17. Mai 1854
Er war ein talentvoller Geigenmacher und sehr tüch-
tiger Geiger und hieß im Volksmund nur der »Geigen-
hannes«. In seinen reiferen Jahren vernachlässigte er
jedoch das Geigenmachen und zog als Musiker umher,
seine Kunst auf der Straße und in Wirtshäusern zum
besten gebend. Löffingen war damals ein Knotenpunkt
für den Schwarzwaldhandel, besaß einen großen Korn-
markt, und so fand der fröhliche Geiger stets eine ge-
neigte Zuhörerschaft, die ihn mehr mit Getränken frei-
hielt, als ihm gut war. Er ward dadurch zum Trinker,
was ihn als Geigenmacher wie als Musiker sehr zurück-
brachte. Seine Geigen sind manchmal recht gut, oft
aber sehr roh gearbeitet.
Geigenzettel: Johann Straub / Geigenmacher in
Röthenbach (lith.).
Straub, Josef. — Röthenbach. 1783. 1811
Vielleicht ein Sohn von Simon II Str., dessen Arbeit
mit der seinen übereinstimmt. Sein Modell ist von
mittlerer Größe, sein Lack dunkel. Auf seinen Zetteln,
die in gleichem Wortlaut geschrieben und gedruckt vor-
kommen, fehlt oft die Jahreszahl.
Geigenzettel : Joseph Straub Geigenmacher / bey Neu-:
statt in Röthenbach (geschrieben). — Jos. Straub /
Geigenmacher bey / Neustatt in Röthenbach 1 807 (ge-
druckt).
^) Die gedruckte Jahreszahl erscheint auf späteren
Geigen durchstrichen und durch die neue (z. B. 1805)
handschriftlich ersetzt.
Straub, Markus (Mar.x) I. — Friedenweiler.
1751
Vielleicht ein Sohn von Franz Str. und wahrscheinlich
dessen Schüler. Er war nicht ungeschickt, wenn er auch
nur handwerksmäßig arbeitete.
Geigenzettel: Abb. 756.
Straub, Markus (Marx) II. — Röthenbach und
Löffingen (Schwarzwald). 1770. 1777
Einer der besseren Schwarzwälder Geigenmacher, viel-
leicht Sohn oder Neffe von Marx Str. in Friedenweiler.
Er war mit Katharina Faller verheiratet und hatte nur
eine 1777 geborene Tochter. Im Kirchenbuche wird er
ausdrücklich als »Geigenmacher* bezeichnet. Er hatte
ein eigenes, an die Tiro!er Bauart erinnerndes Modell
und ist nicht unsauber in der Arbeit.
Geigenzettel : Marx Straub Geigen- / Macher in Stadt
Löf fingen auf / dem Schwarzwald 1 770 (gedruckt).
Straub, Martin. — Urach. 18. Jahrhundert
Seine Geigen sind sehr handwerksmäßig gemacht,
haben keinen Kunstwert und sind weder im Holz noch
im Ton gut. Musikdirektor P. Müller in St. Gallen be-
sitzt eine Violine von ihm.
Geigenzettel : Martin Straub geigen- / macher in Vrach
im / schwartz waldt bei neustadt (geschrieben).
Straub, Matthias. — Friedenweiler. 1750
Fleißiger Geigenmacher, der auch gedruckte Zettel
verwendete. Gutes Deckenholz, meist ordinärer Boden,
ohne Einlagen, trüber Lack, aber ziemlich guter Ton.
Geigenzettel: Mathias Straub zu Fnedenwiller / auf
dem Schwartzwald anno 17.. (gedruckt).
Straub, Michel I. — Füssen. 1615. 1616
Er wurde am Sonntag Lätare 1616 als Meister in die
Füssener Lautenmacherzunft aufgenommen, nachdem
er schon im Jahre vorher die Susanna Gast geheiratet
hatte. — Da es vielfach üblich war, dem Enkel den
Taufnamen des Großvaters zu geben, darf man ihn
vielleicht für den Großvater von Michel II Str. halten.
Straub^), Michel II. — Venedig, Innsbruck.
1677. 1680
Ein deutscher, wahrscheinlich aus Füssen stammender
Meister, der erst in Venedig ansässig war und sich um
1677 in Innsbruck niederließ, wo er Geigen und Lauten
verkaufte. Da er damit in die verbrieften Rechte des
jüngeren Georg Seelos eingriff, wurde er im April 1677
ausgewiesen und scheint dann wieder nach Venedig zu-
rückgekehrt zu sein, da es von dort datierte Arbeiten
von ihm mit der Jahreszahl 1680 gibt, so z. B. eine
Taschengeige in Form eines Rebeks im Konserva-
torium in Brüssel. — Vielleicht war er ein Bruder von
Franz Str., der ja auch Taschengeigen baute.
Straub, Sebastian (Bastian). — Füssen. 1628
Er wurde am 20. August 1625 in die Lautenmacher-
zunft aufgenommen. Es wurde ihm aufgegeben, die
^) Manche wollen »Straus« lesen.
Straub — Strobl
499
Lauten und Theorben, die er anfertigte, zuerst der
Zunft zum Kaufe anzubieten. Falls diese sie aber nicht
kaufen konnte oder wollte, war es ihm freigestellt, sie
einem »Ausländischen« (d. h. nicht in Füssen seß-
haften) Käufer zu überlassen.
Straub, Simon I. — Friedenweiler. 1706
Der beste Meister aus der Familie. Eine Viola Bastarda
von hübscher Arbeit befindet sich aus der Sammlung
Snoeck (Nr. 491) in Berlin.
Geigenzettel: Simon Straub von / Friedenweiler 1706
(gedruckt).
Straub.Simonll. — Röthenbach. 1766. 1780
Er war mit Katharina Winterhalter verheiratet und
hatte drei Kinder: Josef, Marie und Andreas; in den
Kirchenbüchern wird er bald »Musicarius«, bald
»operarius« genannt. Seine Geigen haben oft gutes
Deckenholz, Birnbaumschnecken und Buchengnff-
brett, sind in der Form nicht besonders schön, Decke
und Boden ungleich gewölbt, klingen aber manchmal
recht gut.
Geigenzettel: Simon Straub Geigen / Macher in
Rethenbach 1780 (geschrieben).
Straube, Johann Augustin. — Berlin. Geb.
15. Mai 1725 zu Alt-Brandenburg, f in
Berlin am 18. April 1802^)
Er war »musikalischer Instrumentenmacher« und er-
warb als solcher im Jahre 1 764 das Berliner Bürgerrecht
(Berl. Bürgerbuch B. 28, VIll., S. 611); er hat, wie
auch J. A. Otto erwähnt, Geigen gebaut und repariert.
Nach glaubwürdigem Ausspruch war er ein geschickter
Meister. Es war mir aber nicht möglich, einer Geige
von ihm habhaft zu werden. Auch über sein Leben und
seine Persönlichkeit war nichts zu erfahren; selbst in
Ledeburs Tonkünstlerlexikon Berlins wird er mit zwei
Zeilen abgetan. Er soll die Italiener gekannt und Bern-
steinlack angewandt haben. Größere Bedeutung hatte
er jedenfalls als Klavierbauer.
Strauch (Straucho), Matteo. — Modena. 1640
Ein deutscher Lautenmacher, der mehrfach als »Matteo
Straucho (Strauchio), Tedesco, Liotare« in Urkunden
erwähnt wird und für den Hof beschäftigt war. Be-
sonders wird er als Verfertiger von Colascionen (drei-
saitigen, langhalsigen Lauten) angeführt.
Straus, Michel s. Straub
Strauss, Joseph. — Neustadt. 1750. 1775
Mehrfach kommen mittelmäßige Geigen mit diesem
Namen und der Ortsangabe vor, doch ließ sich nicht
feststellen, welches Neustadt gemeint ist. Ich vermute
aber mit gutem Grund, daß es sich um das schwarz-
wäldische Neustadt handelt und daß der Name richtiger
Straub gelesen werden muß.
Streetz (Stretz) s. Strotz
^) Georg Kinsky ist es gelungen diese Daten zu er-
mitteln, die er in seinem trefflichen Katalog des
Musikhist. Museums in Köln veröffentlichte.
Stregner s. Stegher
Stritzke (Stritzko), Christoph. — Breslau.
1710. 1711
Ein Musikinstrumentenmacher, der auch Geigen und
Lauten repariert, schwerlich aber selbst gebaut hat. Er
scheint hauptsächlich Blasinstrumente gemacht zu
haben. In der handschriftlichen, um 1720 geschriebenen
Breslographia von Kretschener (Stadtbibl. Breslau,
Ztschr. R. 595, fol. 159) wird ein zwischen der Drechs-
lerzunft und Christoph Stritzke ergangener »Bescheid«
erwähnt, demzufolge dem Stritzke die Anfertigung von
»Flöten, Hautebois und Bassons« untersagt, die von
Waldhörnern und Trompeten aber gestattet wurde.
Geigenzettel : Christ. Stritzko repar. / Wratislawiae Aö.
1710 (gedruckt).
Strnad, Caspar. — Prag. Geb. 6. Januar 1752
in Prag, f 13. November 1823 (am Blutsturz)
Schon bei seiner Taufe finden wir den Geigenmacher
Joh. Hellmer als Zeugen. Er wurde Schüler von
Thomas Hulinzky und heiratete am 13. September
1787 Margarethe Chalipar aus Strakonic (geb. 13. Juli
1758); 1791 erwarb er das Bürgerrecht, wohnte auf der
Neustadt Nr. 761 G^tzt Jungmannovo näm.) und war
von 181 1 — 1823 Obervorsteher der Geigenmacherzunft
und beeideter Sachverständiger. Er arbeitete sehr genau
nach Stradivari (großes Format, aber nicht nach der
Form, flachgewölbte Decke, starkes Holz, oft wunder-
barer roter ÖUack, der nur manchmal nicht durch-
sichtig genug ist, großer, edler Ton, hübsche, kleine
F-Löcher). C. Strnad war einer der ersten Prager
Geigenmacher, die das hochgewölbte Stainermodell
aufgaben und sich den klassischen Italienern zu-
wandten. Vor ihm haben nur Krieg und Hulinzky in
wenigen Fällen eine flache Wölbung angewendet; er
machte auch treffliche Gitarren. Neben seinen guten
Geigen kommen auch minderwertige vor, deren Ton
immerhin noch recht gut ist. Er verwendete ver-
schiedene Zettel mit allerlei Emblemen; manchmal
tragen die Zettel auch Nummern, die aber nicht durch-
laufend zu verstehen sind, sondern nur für das jeweilige
Jahr gelten. Geigen von ihm kommen in Böhmen noch
häufig vor; der Komotauer Kirchenchor besitzt eine
Violine von 1 775, die Braunauer Stiftskirche eine solche
aus dem Jahre 1791, eine Violine aus dem gleichen
Jahre das Kloster Strahov, eine andere die Teinkirche,
eine Viola von 1822 das Prager Konservatorium; eine
Viola von 1800 und einen Kontrabaß von 1799 aus der
Kirche in Bfeznic sind in Privatbesitz übergegangen.
Geigenzettel : Caspar Strnad / Fecit Pragae Anno 1 793
(gedruckt). — Caspar Strnad / Pragae 1801 Nr. 4 (ge-
druckt) und .^bb. 750, 753, 763.
Strobel, Cunradt s. Stobell
Strobl, Johann I. — Hallein. Geb. um 1645,
t 20. Januar 1 700, 55 Jahre alt
Er wird ausdrücklich als Geigenmacher in den Ma-
trikeln geführt und war wahrscheinlich der Bruder von
Elias Str., der als Stadtgeiger bezeichnet wird und
wohl auch Geigen gebaut hat.
32*
500
Strobl — Strotzinger
Strobl, Johann II. — Hallein. Geb. um 1657,
t 15. September 1717 in Hallein, 60 Jahre
alt
Er scheint kein eingeborener Halleiner gewesen zu sein,
da sich in den dortigen Matrikeln weder sein Tauf-
noch sein Trauschein eingetragen findet. Es könnte
daher naheliegen anzunehmen, daß er aus Füssen ein-
gewandert war, wo der Familienname Strobl heimisch
ist. Man müßte dann allerdings auch seinen Vater Elias
Str., der als Stadtgeiger im Alter von 48 Jahren am
1 1 . Juni 1 678 in Hallein starb, schon für einen Füssener
halten. Er erfreute sich als Geigenmacher eines ge-
wissen Ansehens. Das Deckenholz ist meist gut, die
Einlage fehlt oft, die Wölbung ist ziemlich hoch, die
F-Löcher sauber geschnitten, aber unschön in der
Linie. Bei größeren Geigen liebt er Köpfchen statt der
Schnecken. Der Lack ist glanzlos und gewöhnlich. Auf
seinem Zettel erscheint der Name infolge eines Druck-
fehlers auch Srtobl gedruckt.
Geigenzettel: Abb. 696.
Strobl, Johann III. — Olmütz. Geb. in Hallein
16. September 1700, f um 1753
Sohn des Johann Strobl und dessen Frau Ursula.
Wahrscheinlich ein Schüler seines Vaters; er kam aus
Wels in Oberösterreich, doch dürfte er auch in Prag
gearbeitet haben. Abgesehen davon, daß seine Geigen
denen von J. G. Hellmer ähnlich sehen, spricht auch
der Umstand dafür, daß auf seinem Zettel in der Mitte
derselbe Greif mit der Laute erscheint, den Hulinzkys
Zettel zeigt. Er soll seit 1724 selbständig in Olmütz
gearbeitet haben und brachte es zu einigem Wohlstand,
so daß er am S.Mai 1731 mit seiner Ehefrau Anna
Regina das Stadthaus Nr. 281 in der Wassergasse
(jetzt Elisabethstr. Nr. 28) um 670 Gulden rhein.
kaufen konnte. Die Stadt sah es offenbar gerne, daß er
sich dauernd seßhaft machte, denn sie schenkte ihm zur
Aufrichtung seines Hausschildes 2000 Ziegel, aber sie
verlangte auch von ihm, daß er sich der Ordnung halber
in die Olmützer Bildhauerzunft aufnehmen ließe, was
er denn auch tat. Als Meisterstück fertigte er eine Viola
d'amore und eine doppelte Harfe an. Seine Mitbürger
wußten ihn zu schätzen; neben andern Ehren-
ämtern erhielt er im Jahre 1741 auch die Ernennung
zum Stadtquartiermeister mit einem Gehalte von
wöchentlich einem Gulden rhein. Sem Haus wurde am
1. Juli 1753 um 11 74 Gulden rhein. an einen Müller
verkauft. Er scheint vorzugsweise Violen gemacht zu
haben. Diese sind ungewöhnlich groß, flachgewölbt
und hellgelb oder rotbraun lackiert. In seinen letzten
Lebensjahren soll er in Prag gelebt und im dortigen
Musikleben eine Rolle gespielt haben.
Geigenzettel: Johann Strobl / Lauten und Geigen- /
macher in Olmütz 1741 (gedruckt).
Strobl, Michael. — Berlin. Geb. 1867
Schüler der Mittenwalder Geigenmacherschule. Er
arbeitete jahrelang bei J. J. Held in Beuel, dann in ver-
schiedenen Städten als Gehilfe un 1 machte sich 1894 in
Berlin selbständig. Er Ist ein gesch'ckter Meister, dessen
Geigen vor einigen Jahren bei dem Geigenwettstreit in
Paris als die am besten klingenden deutschen Instru-
mente bezeichnet wurden.
Geigenzettel: Repariert / Michael Strobl / Berlin 19
(gedruckt). — Michael Strobl , Berlin / fecit anno 19
(gedruckt).
Strobl, Tobias. — Krems. 1726. Geb. 1670,
t 12. Juni 1763 in Krems
Er war der Vorgänger von M. A. Fichtl und baute sehr
gute Violen ; seine Violinen sind hochgewölbt, sorglos in
der Wahl des Holzes, aber doch mit einem gewissen
Geschick gemacht. Er war dreimal verheiratet, hinter-
ließ jedoch keine Nachkommen. Auch irdische Glücks-
güter hat er nicht erwerben können, und so starb er als
Greis von 93 Jahren im Armenhause zu Krems.
Geigenzettel: Tobias Strobl / Geigenma- / eher in
Crembs. 1 736 (gedruckt).
Ström. — Helsingborg. 1895. f 7. April 1907
Einige ganz brav gearbeitete Violinen tragen seinen
Zettel.
Geigenzettel: Ström, Helsingborg 1895 (geschrieben).
Strötz, Franz, arbeitet als Geigenmacher in
Schönbach b. E.
Strötz (Stretz), Josef. — (Mark-)Neukirchen.
Geb. (in Bayern) 1715, f 17. September
1760 (nicht 1790!)
Er war von Hause aus Tischler und Musiker und
wanderte in Markneukirchen ein, wo er der erste
wurde, der die Bogenmacherei dort betrieb. Vorher be-
zogen die Markneukirchner ihre Bogen angeblich aus
Schmalkalden ^). Strötz starb schon mit 45 Jahren und
6 Monaten ; nach seinem Tode vervollkommneten der
Stadtmusiker Schulz und der Tischler Otto die Bogen-
macherei in ihrem Orte mehr und mehr.
Streng, John. — Somerset. Um 1640
Eine Viola von ihm war 1872 in South Kensington aus-
gestellt. Er war vielleicht von den Brescianern beein-
flußt, verwendete doppelte Einlagen und hatte eigene
Modelle. Er dürfte auch der Verfertiger der angeblich
von Lord Sommerset erfundenen achtsaitigen Baß-
gamba gewesen sein, die Prinz 1649 erwähnt.
Geigenzettel : John Strong Sommerset 16.. (ge-
druckt).
Strotzinger, Rudolf. — Linz a. D. Geb. 1822,
t 25. Mai 1872
Schüler von Engleder in München. Er hatte seine
Werkstatt Hofberg Nr. 12 und war ein tüchtiger, wenn
auch nicht hervorragender Meister.
^) Die Wahrheit dieser oft wiederholten Angabe ur-
kundlich festzulegen, ist mir trotz sorgfältiger Nach-
forschungen nicht gelungen.
Strupf — Sturm
501
Strupf, Geo. M., eine Händlerfirma in Wild-
stein b. E., die 1861 begründet wurde, nach
dem Tode des Inhabers aber wieder er-
loschen ist
Struve, Heinrich N. — Arendsee. 1904
Soll sich hauptsächlich als Reparateur betätigt haben.
Geigenzettel: Heinr. N. Struve / fecit Arendsee 1901
(Name gedruckt).
Stüber, Johann. — 's Gravenhage. 1921
Von Geburt ein Schwabe, kam er m jungen Jahren zu
Oswald Braun nach Markneukirchen und arbeitete dann
als Gehilfe in Berlin, Zürich und St. Gallen und kam
im Jahre 1912 zu Eugen Gärtner, der von größtem Ein-
fluß auf seine Arbeit war, so daß St. Ihn als seinen
eigentlichen Lehrmeister verehrt. Zwei Jahre später
kam er zu van der Meer nach .Amsterdam, doch wurde
er bald zu den Fahnen gerufen, um den Krieg mitzu-
machen. Nach seiner Entlassung arbeitete er wieder bis
1 920 bei Eugen Gärtner und ging dann neuerdings nach
Holland, wo er zuletzt bei Vedral tätig war. .Am 4. .-Xpril
1921 machte er sich im Haag selbständig. Er ist ein
ernst strebender, gebildeter und ideal veranlagter
Geigenmacher, von dem man noch viel Schönes er-
warten kann.
Stüblger, Adam. — Fleissen. Geb. in Flelssen
18. Dezember 1859
Schüler von Jos. Lutz in Schönbach. Im Jahre 1884
machte er sich in seinem Geburtsorte selbständig und
gilt als geschickter Geigenmacher.
Stübiger, Johann. — Wien. 1891. 1910
Geboren in Fleissen, ein Verwandter von .-Xdam St., bei
dem er längere Zeit als Gehilfe gearbeitet hat. Er kam
dann nach Wien zu Thomas Zach, bei dem er mehrere
Jahre blieb, und begründete 1891 sein eigenes Geschäft.
Er arbeitet sauber nach Stradivari und verwendet einen
roten Lack. Seine Geigen erinnern an die seines
Meisters Th. Zach. Seit 1910 ist er handelsgerichtlich
beeideter Schätzmeister.
Stümpel, C. H. — Minden. 1830. f 1861
Ein Instrumentenmacher von besonderer Handge-
schicklichkeit, der aber hauptsächlich Blasinstrumente
machte.
Stümpel, H. C. — Minden i. W. Geb. 1 2. Nov.
1838 in Minden
Schüler und seit 1861 Nachfolger seines Vaters. Ein
sehr fleißiger Geigenmacher, der sich ein besonderes
System ausgearbeitet und nach diesem verschiedene
Modelle konstruiert hat, die er »Fa^on Bagatella«
(hochgewölbt), '>Guarnerius«, »Stradivarius«, »Faust«
(sehr flach), »Joachim« (mittlere Wölbung) und »Sara-
sate« nennt. Auch er ließ sich seinerzeit bestimmen, das
Holz der Balsamfichte zu verwenden, kam aber sehr
schnell davon ab. Er hat billige und teure Geigen ge-
macht, und darunter sind solche, die sehr gelobt werden.
Seit etwa 1900 machte er keine Violinen mehr. Er hat
u. a. auch zwei Tasterzirkel für Geigenmacher er-
funden, um die Holzstärken zu messen; der eine
ermöglicht dieses Messen auch, wenn die Geige nicht
geöffnet ist. Er verwandte verschiedene Zettel, auf
manchen fehlt, dem Wunsche seiner Abnehmer ent-
sprechend, sein Name.
Geigenzettel: (Schematisch dargestellte Geige) M. i.
W. ; 1893./Fagon Pablo de Sarasate (gedruckt).
Stürtzer, Johann Michael I. — Breslau vor
1725. 1729
Baron sagt von ihm : »Die Breslauer Lauten sind auch
nicht zu verachten, und hat daselbst Michael Stürtzer
sowohl auf die Zierlichkeit als Wohl-Klang
gesehen.« (Hist.-theor. u. prakt. Untersuchung des
Instr. der Lauten, S. 97.) Eine Laute von ihm aus dem
Jahre 1729 bewahrt das Schlesische Museum für
Kunstgewerbe in Breslau auf (No. 97, 07).
Stürtzer (Stirtzer), Johann Michael II. —
Breslau. 1748. 1760
Wenn die Jahreszahlen richtig gelesen sind, vielleicht
ein Sohn von Johann Michael I St. Besser als seine
Violinen sind seine Violoncelli und seine Kontrabässe.
Sein Modell erinnert an die Stainerschule. Bei den
Bässen brachte auch er gerne statt der Schnecke ge-
schnitzte Köpfe am Wirbelkasten an. In einer Laute
des Schlesischen Museums für Kunstgewerbe und
Altertümer findet sich sein Reparaturzettel. Mirzer
statt Stürzer (Stirtzer) zu lesen, ist falsch.
Geigenzettel: Johann Michael Stirtzer / Lauten und
Geigenmacher ; in Breslau 1 748 (gedruckt). — Jean
Mic. Stürzer / m'at reparre (gedruckt)
Stützer, Leonhard. — Heilbronn a. N. 1864
Ein Klaviermacher, der sich auf dem Reparaturzettel in
einer Schlagzither, im Besitz des Kölner Musik-
historischen Museum, als »Instrumentenmacher« be-
zeichnet.
Stüwe, Conrad Hinnch. — Hamburg. 1726
Man weiß von ihm bisher nur, daß er am 8. November
1 726 als Instrumentenmacher Bürger wurde.
Stuiber, H. — Magdeburg. 1900
Sturge, H. — Bristol, Huddersfleld. 181 1 .1853
Sein Name ist mir nur in Geigen, die er ausgebessert
hat, begegnet.
Sturm, Nikolaus. ■
hundert
Man wollte ihn für einen Sohn des Augsburger Lauten-
machers St. halten; es ist aber wahrscheinlicher, daß er
ein Sohn oder Enkel des um 1 572 noch lebenden Orgel-
machers Caspar Sturm war und auch selbst haupt-
sächlich Orgeln gemacht hat.
Sturm. — Augsburg, f vor 1577
Ein angesehener Lautenmacher, dessen Witwe Mar-
gareth, eine »geborene Schlaurin«, 1577 den nachmals
berühmten Lautenmacher S. Rauwolf heiratete.
München. 17. Jahr-
502
Stymovicz — Sundberg
Stymovicz, Anton Kazimir. — Iserlohn, f um
1906
Mitglied des Geigenbauerverbandes. Er erfand 1903
einen neuen Baßbalken.
Sualis Narano, Antonio. — Constantia (Se-
villa). 1888
Ein spanischer Gitarrenmacher, der namentlich wegen
seiner schönen Einlegearbeit geschätzt wird.
Succo, Johann Relnhold. — Riga. Geb.
30. November 1842 zu Wugarten bei Friede-
berg i. N., t 8. (21 .) Juni 1908 in Riga
Schüler von A. Freytag. Als Sohn eines Pfarrers hatte
er eine gute wissenschaftliche und musikalische Vor-
bildung, arbeitete in mehreren besseren Werkstätten
und siedelte im Herbst 1864 nach Riga über. Er machte
sowohl neue Geigen, als er auch alte wiederherstellte,
und erfreute sich bei russischen Geigern besonderer
Wertschätzung.
Süss, Johann Christian. — Markneukirchen.
Geb. 6. Dezember 1829 in Mühlhausen bei
Bad Elster, f 12. Oktober 1900
In seiner Jugend machte er nur Bogen aus Buchenholz,
die als billige Marktware Absatz fanden. Später kam er
zu Christ. Knopf nach Dresden, erlernte dort erst das
Bogenmachen von Gi und aus und brachte es darin zu
bemerkenswerter Künstlerschaft. Er machte sich dann
in Markneukirchen selbständig und war nicht nur der
beste Bogenmacher seines Wohnortes, sondern einer
der besten in ganz Deutschland. Er arbeitete vor-
wiegend nach Tourte und kommt Voirin gleich. Be-
dauerlicherweise hat er wohl keinen seiner Bogen be-
zeichnet.
Süß, Johann Georg. — Adorf i. V. 18. Jahr-
hundert
In den Adorfer Kirchenbüchern wird er »Musicus
instrumentalis« genannt. Es gibt auch Geigen mit
seinem Namen. Wahrscheinlich aber war er haupt-
sächlich Händler, der mit den Arbeiten anderer herum-
reiste.
Sütterlln, J. Friedrich. — Straßburg 1. E.,
Wiesbaden. Geb. in Egisholz-Wollbach
1846, tum 1893
Ein echter Künstler, der mit beinahe unerreichbarer
Sauberkeit arbeitete und jede Einzelheit an seinen,
meist nach Stradivari gebauten Geigen eigenhändig
machte, wie er auch treffliche Schnecken zu schneiden
verstand. Der Lack, den er selbst zubereitete, hatte
recht gute Eigenschaften, kam in Farbe und Glanz dem
der Cremoneser nahe, nur mußte er wenigstens ein
halbes Jahr lang trocknen und war oft auch dann noch
klebrig. Anfangs 1883 siedelte S. auf Veranlassung
Prof. Wilhelmjs nach Wiesbaden über. Er machte auch
Versuche mit der Balsamfichte, kam aber sehr bald
davon ab ; auch einen Baßbalken aus diesem Holze, den
er in eine Geige Wilhelmjs setzen mußte, entfernte er
wieder, da er sich nicht bewährt hatte. In seiner letzten
Zeit konnte er nur wenige neue Geigen machen, da er
schwer leidend war und wiederholt einen Blutsturz
bekam.
Suittner (Suitner), Johann. — Mittenwald.
Geb. 1822. t 1907
Er hat zwar das Geigenmachen erlernt und begann sehr
vielversprechend, begründete jedoch 1855 sein Ge-
schäft als Zithermacher, nachdem er vorher bei Tiefen-
brunner in München gearbeitet hatte. Er galt als
tüchtiger Lehrmeister, seine Geigen sind sehr schön
gebaut, haben roten, dicken Lack, und auch seine Gi-
tarren zeigen liebevolle Arbeit.
Suittner, Joseph. — Mittenwald. 1788
Tüchtiger Meister, der sehr sauber nach Stainer ar-
beitete. Er verwendete gutes Holz und einen weichen
gelblichen Lack. Seine Schnecken sind zierlich, die
F-Löcher getreu nach Stainer geschnitten und auch die
Einlagen mit großem Geschick angebracht. Den Boden
hat er mit Vorliebe aus einem Stück gemacht. —
Manche lesen den Namen Sintner, doch scheint nach
dem Zettel Suittner richtiger zu sein.
Geigenzettel: Joseph Suittner / in Mittenwald. 1788
(geschrieben).
Sulot, Nicolas. — Dijon. 1829. 1839
Ob die Geigen, die er gemacht hat, gut waren, konnte
ich nicht ermitteln. Er hat allerlei Versuche zur Ton-
verstärkung angestellt und ließ sich mehrere Erfin-
dungen, so z. B. wellenförmige Böden und dreifache
Resonanzplatten patentieren. Bewährt haben sich diese
Erfindungen so wenig wie alle anderen ähnlichen.
Sulz, A. &Co. — Wien. 1873
Eine Firma, die auf der Wiener Weltausstellung ver-
treten war und eine Verdienstmedaille für Geigen
erhielt, deren guter, starker Ton gelobt wurde.
Sumerauer (Summerauer), Georg. — Wien.
1575
Im Jahre 1575 wurde er als Lautenmacher Wiener
Bürger.
Sumerauer, Hans. — Salzburg. 1557
Im Salzburger Bürgerbuch wird em Lautenmacher
dieses Namens, der im Jahre 1557 das Bürgerrecht
erhielt, aufgeführt. Er war vielleicht der Vater von
Georg und Reinhart S.
Sumerauer, Reinhart. — Wien. 1578
Wohl ein Bruder von Georg S. Er wurde 1578 Bürger
von
w
len.
Sundberg, Carl Erik. — Stockholm. 1804
Ein schwedischer Lauten- und Klaviermacher, der sich
der Tischlerzunft anschloß und als Meisterstück eine
Pedalharfe anfertigte. Er darf nicht mit P. Lundborg
verwechselt werden.
Suover — Syvarth
503
Suover, Giovanni. — Florenz. 1637
Sohn des Giovanni S. Ein Lautenmacher, wahrschein-
lich von deutscher Abstammung, den ich nur bei
Valdrighi (3099) aufgeführt finde.
Sup s. Epp
Surow, E. F.— Moskau. 1881
Russischer Gitarrenmacher des 19. Jahrhunderts.
Sursano s. Sorsana
Suter, Aloys. — Nieder-Urnen, Brunnen,
Näfels. 1842. 1870
Ein Schweizer Geigenmacher, der wahrscheinlich
Autodidakt war, aber sich eine gewisse Handfertigkeit
angeeignet hat. Er bevorzugte em großes Modell von
plumpen Umrissen. Sehr fein smd stets seine Einlagen
gearbeitet, während seine Schnecken aussehen, als ob
sie von oben her zerdrückt wären. Das Deckenholz ist
feinjährig, der Ahornboden nach der Schwarte ge-
schnitten. Am schlechtesten fand er sich mit dem
Lackieren zurecht. Er grundierte seine Geigen mit
Nußbaumbeize und überstrich sie dann mit dunklem
Schellack. Trotzdem klingen seine Geigen oft recht gut.
Geigenzettel : Repparirt von / Alois Sutter in Brunnen /
anno 1 842 (geschrieben). — Alois Suter ' Instrumenten-
mehr. / 1860 / Brunnen Ct. Schwyz (schabloniert).
Sutor (Suttor), Johann Martin. — Wien. Geb.
um 1684, t 25. April 1758
In den Wiener Steuerbüchern, wo sein Name mehrfach
Suder geschrieben erscheint, kommt er von 1 749 — 1 758
vor. Seiner Witwe wurde im Jahre 1 759 »wegen Armut"
die Steuer nachgelassen. Seme Geigen sind gut und
kommen in der Arbeit denen des Wieners Fichtl nahe,
sind aber schlechter lackiert. Er scheint sich erst um
1 749 selbständig gemacht zu haben, wodurch sich das
seltene Vorkommen seiner Arbeiten leicht erklärt.
Geigenzettel: Abb. 745.
Suzuki, Masakichi. — Nagoya (Japan). 1893.
1902
Ein Japaner, der auf der .Ausstellung in Chicago 1893
mehrere Geigen, die gut im Ton und von guter Arbeit
waren, ausgestellt hatte. Er soll auch schon recht gute
Violoncelli gebaut haben.
Svanström, Anders. — Strengnäs. Geb. 1766
in Strengnäs, f 26. Oktober 1833 daselbst
Er war der Sohn eines Bürgers, erlernte die Geigen-
macherei wahrscheinlich in Stockholm und heiratete
.Anna Brita Stenholm, die ihm einen Hof in Strengnäs
in die Ehe brachte. Er wird ausdrücklich als Geigen-
macher bezeichnet, kam aber in seinen Verhältnissen
doch so zurück, daß er schließlich im städtischen
Armenhause starb. Eine Violine von ihm aus dem
Jahre 1797 besitzt das Nordische Museum in Stock-
holm, eine von ihm 1799 ausgebesserte Geige das
Gothenburger Museum.
Geigenzettel : Förfärdigad af / A. Svanström / i Streng-
näs 1798 (geschrieben).
Swarts, Job. — Amsterdam. 1643
Eine Viola von ihm (mit Löwenköpfchen) befindet sich
in der Scheurleerschen Sammlung.
Swosil, Johann. — Wien, f vor 1900
Ein Gitarrenmacher, der auch Geigen reparierte;
schwierigere .Arbeiten ließ er jedoch von Vinz. Pathan
ausführen. Seine Witwe Theresia führte das Geschäft
nach 1900 noch fort. .Auch ein Josef Sw. war m Wien
ansässig.
Syde, Willem van der. — Amsterdam. 1702
Er arbeitete recht brav im Stile von H. Jacobsz nach
Amati. Eine Geige von ihm besitzt der ehem. Sekretär
der südafrikanischen Republik Dr. Leyds.
Geigenzettel: Willem van der Syde ,' Me fecit in
Amsterdam / 1702 (gedruckt).
Sykora, Mathias. — Trebitsch. 1829. 1852
Er war Geigen- und Gitarrenmacher und galt als be-
sonders geschickter Meister. Er war nach den Amts-
akten der Stadt Trebitsch bereits seit den zwanziger
Jahren selbständig und ist um 1852 oder 1853 nach
Wien übergesiedelt und angeblich dort verschollen.
Syller (Sayller), Veit. — Bollingen. 1678
In der .Arbeit erinnert er an die Füssener Meister. Von
ihm ist eine gut gemachte Viola im Museum Franzisco-
Carolinum in Linz a. D., die den untenstehenden, ge-
schriebenen Zettel trägt. Ein Bollingen gehörte seiner-
zeit zum Ulmer Land. Wenn auch im Ulmer .Archiv
nichts zu finden war, so glaube ich doch, daß nur
dieses Bollingen in Betracht kommt, um so mehr, als
der Name Sayller in Ulm heimisch ist ^).
Geigenzettel: Veith Syller Geiger / Unnd Geigen-
macher in / Bollingen A. 1678 (gedruckt).
Syrbius, Otto. — Hannover. 1885. 1891
.Auf der Norddeutschen Gewerbe- und Industrie-Aus-
stellung in Bremen 1890 war er gut vertreten. Er
arbeitete nach alten Meistern und eigenen Modellen.
Syrovy, Wenzel, arbeitete 1839 bei Lc-hner,
später bei Skopal
Syvarth, Conrad Heinrich. — Oldenburg i. Gr.
1823. 1838
Im Juni 1823 wurde er als Bürger aufgenommen und
, lebte noch 1838. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit
dem Geigenmachen, machte aber auch Harfen und
Gitarren.
Syvarth, Ferdinand. — Oldenburg i. Gr. 1 866.
t 1896
Sohn oder Enkel von C. H. Syvarth. Er war Instru-
mentenmacher und Harmoniumbauer und hat nur
nebenbei Ausbesserungen an Streichinstrumenten vor-
genommen.
') Um 1650 lebte in Ulm u. a. der ausgezeichnete Uhr-
macher Johann Sayller.
504
Szag — Tacke
Szag. Georg. — Leipzig. 1885. 1887
Ein Geigenmacher, der am I.Oktober 1885 seine
Werkstatt eröffnete, aber 1887 nach Amerika aus-
wanderte.
Szalay. Julius (Gyula). — 1880
Schüler von K. Zach. Er soll angeblich aus Ungarn
nach Rußland ausgewandert sein, wo er verschollen ist.
Szalay, Stefan (Istvan). — Szekes Fehervär
(Stuhlweißenburg). 1880. f 1907 in Stuhl-
weißenburg
Bruder von Julius Sz. Schüler von Engleder. Nemes-
sänyi und dann von Karl Zach in Wien. Um 1880 ließ
er sich in Stuhlweißenburg nieder und war namentlich
als Reparateur geschätzt.
Geigenzettel: Javitotta Szalay Istvän / Szekesfehervär
1883 (geschrieben).
Szentessy, Koloman (Kälmän). — Budapest,
tum 1859
Ein Schüler von Thomas Zach. Er war hauptsächlich
für die Firma Schunda tätig und starb in jungen Jahren.
Szepessy, Bela (Adalbert). — London. Geb.
1856 m Budapest
Schüler von Samuel Nemessanyi, bei dem er von 1868
bis 1874 lernte. Er arbeitete hierauf fünf Jahre lang bei
Zach in Wien, von 1879—1881 in München und ging
dann nach London, wo er seine eigene Werkstatt er-
öffnete. Er arbeitet hauptsächlich nach Stradivari, zu-
weilen auch nach Guarneri und nur in vereinzelten
Fällen nach Nie. Amati. Er nimmt die Decke jedoch
am oberen und unteren Klotz stärker im Holz und ver-
wendet einen selbstverfertigten, weichen Öllack, zu
dem er Harz, goldgelbe Farbe und ein durchsichtiges
Rot mischt. Bis 1900 hatte er 160 Geigen, 5 Violen und
3 Violoncelli hergestellt. Für seine Geigen erzielt er
durchschnittlich gute Preise. Auszeichnungen und
Medaillen, die man ihm mehrfach angeboten hat, lehnte
er ab. Bei aller Hochachtung für die alten Meister, die
er eingehend studierte, ist er doch der Überzeugung,
daß eine aus gutem und gesundem Holz gemachte neue
Geige einer alten im Tone gleichkommen und ihr vor-
gezogen werden muß.
Geigenzettel: Szepessy Bela No (Dcppelkreuz) 146
London 1899 (gedruckt).
Szimanski (Schimansky), Heinrich. — Berlin.
Geb. 14. November 1867 in Cölleda
Ursprünglich für den Beruf eines Orgelbauers be-
stimmt, kam er zunächst bei dem Hoftischlermeister
Müller in Rudolstadt in die Lehre, wo er sich die nötige
Handfertigkeit und gründliche Holzkenntnisse an-
eignete. Er vervollkommnete sich dann noch als Gehilfe
in verschiedenen feinen Werkstätten, trieb musi-
kalische Studien und brachte es namentlich als Zither-
spieler zu einer bemerkenswerten Geschicklichkeit. So
war auch das erste Musikinstrument, das er herstellte,
eine Konzertzither. Im weiteren Verlauf baute er Gi-
tarren, die so viel Anklang fanden, daß er sich im Jahre
1 897 als Musikinstrumentenmacher selbständig machen
konnte. Von 1902 an verlegte er sich dann auch auf den
Geigenbau, den er jetzt fast ausschließlich betreibt.
Seine theoretischen Kenntnisse schöpfte er aus dem
Werke von Appian-Bennewitz und benutzte jede Ge-
legenheit, sich praktisch zu vervollkommnen. Seine
Arbeiten werden von Musikern sowohl wegen ihres
Tones als auch wegen ihres Aussehens gelobt und sind
peinlich sauber gearbeitet. Außer nach seinem eigenen
Modell arbeitet er auch nach italienischen Vorbildern.
Er macht alle Teile seiner Geigen selbst und ebenso
seine Bogen. Gewöhnlich verwendet er einen selbst-
bereiteten Ollack. Seine neuesten Geigen tragen neben
dem Zettel auch seine Brandmarke mit der Jahreszahl,
wie auch seine Bogen seinen Namen eingepreßt zeigen.
Auch seme Söhne sind tüchtige Geigenmacher ge-
worden, der älteste, Johannes, geb. in Rixdorf (Neu-
kölln) am 2. September 1894, der zweite, Paul, geb. am
3. April 1896 in Berlin, der dritte, Franz, geb. 15. Febr.
1903 in Berlin. Alle drei arbeiten mit dem Vater, auch
der vierte Sohn hat Ostern 1920 als Geigenmacher aus-
gelernt und ist jetzt in der väterlichen Werkstatt be-
schäftigt.
Geigenzettel : Heinrich Schimansky ' Berlin O. Frank-
furter Allee No. 100 Atelier für Kunst-Geigen, Cello-
bau ' und Reparatur , sowie feinster Künstler-Bogen
(gedruckt).
Taborsky, Franz. — Wien. 191 1
Inhaber eines Streichinstrumentengeschäfts im II I.Wie-
ner Bezirk.
Tacconi, Enrico. — Rom. 1884
Ein Mandolinenmacher aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Tachmardi. — Cremona. 1690
Vidal ist der erste, der diesen Namen erwähnt. Arbeiten
von ihm sind nirgends nachweisbar, so daß der Ver-
dacht aufkommen kann, daß der Name aus Taningard
(Tanigardi) entstanden ist und der Wohnort willkürlich
angenommen wurde.
Tacke, Anton sen. — Düsseldorf. 1816.
1846(?)
Eine dem Hamburgischen Museum für Kunst und Ge-
werbe angebotene Laute von Dalla Porta trug den Re-
paraturzettel : ».Ausgebeßert von Anton Tacke / Senior
in Düßeldorf 1816.« Wenn es keinen Anton T. jun.
gegeben hat, dann ist wohl Wilhelm T. als der Sohn
von Anton T. anzusehen.
Tacke, Wilhelm. — Düsseldorf. 1840. 1850
Nur als Reparateur bekannt; vielleicht mit T. K. Gra-
bensee identisch. Er wusch gerne den alten Lack ab
und ersetzte ihn durch einen spröden Spirituslack.
(Aus der Wohnungsangabe: »Grabenstr.« scheint »Gra-
bensee« entstanden zu sein.)
Geigenzettel: Reparirt von Wilhelm Tacke in Düssel-
dorf auf der Casernenstr. N^ 1098 (gedruckt). —
Reparirt von Wilh. Tacke in Düsseldorf / auf der
Grabenstrasse No. 1135 (gedruckt).
Tadolini — Tarasconi
505
Tadolini, Giuseppe. — Modena, Bologna. Geb.
in Bologna (?) um 1796, f um 1870
Er war ursprünglich Lehrer des Violoncello- und Baß-
spiels am Hofe zu Modena und verlegte sich später auf
die Herstellung von Bogeninstrumenten.
Tadolini, Ignazio. — Modena. Geb. 1797,
t 1873
Bruder von Giuseppe T. Er machte nicht nur Gitarren,
sondern auch Klaviere, war aber am besten als Bogen-
macher.
Tängel (oder Tengel, auch Dengel), Job. —
(Mark-)Neukirchen. Angeblich geb. um
1657, t nach 1704
Ein aus Danzig eingewanderter Geigenmacher, der die
Witwe des Joh. Friedr. Dörfel heiratete und sich in
Neukirchen oder Klingentha! dauernd niederließ und
unter Berücksichtigung dieses Umstandes am 25. No-
vember 1701 als Meister in die Neukirchener Geigen-
macherzunft aufgenommen wurde. Es wird erzählt, daß
er den Neukirchener Geigenmachern eine neue Art der
Lackbereitung gelehrt habe, die angeblich viel zum
Aufschwünge der jungen Geigenindustrie des Vogt-
landes beitrug. Da die ältesten sicheren Vogtländer
Geigen eine Beize unter der sonst mageren Lackschicht
zeigen, scheint Tängels Verfahren weniger im Lackie-
ren als im Beizen bestanden zu haben. — In Danzig
kommt ein gleichnamiger Geigenmacher noch in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrh. vor.
Tängel, Johannes. — Danzig. 1763
In einer leidlich guten Geige, von mittlerer Wölbung
und etwas breitem Modell, fand sich dieser Name.
Auch ein Händler in Nürnberg besitzt eine solche.
Tängel (Dengel), Johann Friedrich. — 1780.
1784
Ein Vogtländer, vermutlich ein Nachkomme von Joh.
Tängel, von dem Ernst Geißer eine gelblackierte Geige
besitzt. Häufiger kommen Violoncelli von ihm vor.
Geigenzettel : lohann Friedrich Dengel erfunden von
lakobus Stainer. , 1 784 (gedruckt).
Taffelli, Alessandro. — Mantua. 1619
Ein Lautenmacher aus Rom. der 1619 in Mantua das
Privilegium erhielt, die Kunst, »Saiten für die Laute zu
machen«, auszuüben.
Taffmi s. Tassmi
Talhnger s. Dahnger
Tanczer, Georg. — Budapest, Debreczen. Geb.
m Kecskemet (Ungarn). 1855
Schüler von Samuel Nemessänyi und Adolf Mönmg
von 1869 — 1873. arbeitete dann bei W. J.Schunda,
machte sich 1882 in Budapest selbständig und beschäf-
tigte sich hauptsächlich mit Reparaturen. Beim Neubau
imitiert er Stradivan und Jos. Guarneri und verwendet
emen gelblichroten Bernsteinlack. Er führte eine Ver-
besserung am Baßbalken ein, die sich bewährt haben
soll. Um 1 899 war er in Debreczen ansässig und arbeitet
jetzt für die Firma Stowasser.
Geigenzettel : Georg Tanczer / Kunstgeigenmacher /
Budapest. (Seine Zettel sind handschriftlich; oder der-
selbe Text ungarisch.)
Tanegia, Carlo Antonio. — Mailand. 1725.
1731
Ein Mailänder zweiten Ranges, der nur wenige Geigen
gemacht hat und ein Nachahmer Grancinos war.
Geigenzettel : Carolus Antonius Tanegia fecit in Via
Lata Medio ,' lani .Anno 1 725 (gedruckt).
Tanhager, Paul. — Freydenstein, Oberwallsee
(Oberösterreich). 1755
Eine Viola im Mus. Franc. -Card, in Linz trägt den
Zettel : Paul Tanhager , Geigenmacher zu ; Freyden-
stein , Oberwallsee , 1755 (geschrieben).
Taningard, Gio. Giorgio. — Rom. 1735. 1750
Er wird gewöhnlich Tanigardi genannt, einer seiner
Zettel gibt den Namen jedoch ausdrücklich »Tanin-
gard« an, so daß man an einen verwelschten deutschen
Namen (Tannengart?) denken kann. Er steht wie die
meisten Römer Tecchler nahe und verwendet braun-
roten Lack. Seine Violoncelli sind recht gut.
Geigenzettel : Giorgius Tanigardus fecit Romae anno
1735 (gedruckt). — Giorgio Tanigardi / fecit Romae
anno 1745 (gedruckt) und Abb. 779.
Tantino, Constantino. — Modena. 15. Jahr-
hundert
Ist mir nur als Lehrmeister seines Sohnes Giovanni
bekannt.
Tantmo, Giovanni. — Modena. 1475
Schüler seines Vaters Constantino T. Em Instrumen-
tenmacher, den Valdrighi (4435) erwähnt.
Tantino, Sesto. — Modena. 1461. 1490
Vermutlich ein Sohn oder Bruder von Giov. T. Ein
von Valdrighi (3120) erwähnter Instrumentenmacher,
von dem mir nur bekannt ist, daß er Cimbeln machte.
Tarasconi, Carlo. — Rom. 1903
Vielleicht ein Verwandter von Giuseppe T. Direktor
O. Hiß in Brunn besitzt eine Geige von ihm ; die Arbeit
sieht dilettantisch aus, das Holz ist ohne Sorgfalt ge-
wählt, der L=ick armselig gelb.
Geigenzettel . Carolus Tarasconi / No 36 fecit Romae
1903 (gedruckt).
Tarasconi, Giuseppe. — Mailand. 1888. 1908
Von Beruf Kontrabassist, verlegte er sich nebenbei auf
den Handel mit alten Geigen, die er selbst reparierte.
Allmählich ging er dann dazu über, sich auch im Neu-
bau von Geigen zu versuchen. Seine .Arbeit ist ohne
künstlerischen Wert.
506
Tardieu — Tecchler
Tardieu. — Tarascon. 1705
Ein Geistlicher, dem man irrtümlich nachrühmte, daß
er um 1705 dem Violoncello seine heutige Einrichtung
gab; sein Violoncello hatte fünf Saiten; erfunden hat
er das Instrument jedoch ganz sicher nicht, da es schon
dem Praetorius bekannt war. Das Wort Violoncello ist
ein Diminutiv von Violone (Baß), und sonderbar ist es,
daß es gebräuchlich wurde, die Diminutivendung allein
( — cello) für das ganze Instrument zu brauchen.
Targhetta
Beiname der Familie di Virchi, besonders des Giovanni
Paolo di Virchi (s. daselbst).
Tarotanus, Antonius. — Novara (?). 1623
Eine gute Violine im Besitz des Reg. -Rates Thorade in
Osnabrück von italienischem .Aussehen, auf dem Boden
ornamentiert mit den bourbonischen Lilien, trägt den
etwas rätselhaften Zettel: *S. Salvator Novara / F. An-
tonius Tarotanus faciebat A. D. 1623 << Ein Geigen-
inacher dieses Namens ist in Novara bisher völlig un-
bekannt.
Tarr, William. — Manchester. Geb. 1809,
t 1892
Er machte recht gute Geigen, doch erwarb er sich
liauptsächlich durch seine Kontrabässe einen gewissen
Ruf. Ende der fünfziger Jahre gab er eine Zeitlang das
Geigenmachen auf und war Photograph geworden,
kehrte später aber wieder zu seinem eigentlichen Be-
rufe zurück. Einen sehr schönen Baß von ihm besitzt
F. Garret. Ein J. Tarr lebte in Sheffield, und ein
James T. ist noch jetzt in Brooklyn ansässig.
Tartaglia (Tartoglio), Francesco. — Strop-
piana. Biella (Novara). 1883
Mittelmäßiger Geigenmacher aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts.
Tartrot, Jean. — Mirecourt. 1761. 1773
Mehr Händler als Geigenmacher.
Tassini, Bartolommeo. — Venedig. 1740. 1756
Er scheint aus der Schule von Testore hervorgegangen
zu sein, doch erreicht er ihn nicht, wenn er auch besse-
res Holz nahm. Den Boden machte er gerne aus einem
Stück und verwendete hübschen goldgelben Lack.
Nach unverbürgten Quellen soll er auch in Rom ge-
arbeitet haben.
Geigenzettel: Abb. 783.
Tauber, Andreas. — Preßburg. 1820. 1830
Er dürfte in Wien, vielleicht bei Geissenhof, gelernt
haben und erlangte im Jahre 1829 das Preßburger
Bürgerrecht. Seine Geigen ahmen ein großes, breites
Stradivarimodell nach, haben flache Wölbung und dicke,
stark abgerundete Ränder. Die Schnecke ist, wie bei
allen Preßburger Meistern, groß und beinahe plump.
Er verarbeitete gutes Holz, machte den Boden gerne
aus einem Stück und trug seinen braunen Lack, der
jetzt sehr hart ist, ganz gleichmäßig auf. Seine Arbeiten
sind wegen ihres kräftigen Tons sehr beliebt und wer-
den jetzt oft recht gut bezahlt. Eine Violine von ihm
(ohne Ort und Datum) besitzt der Preßburger Domchor.
Sein Zettel gleicht bis ins einzelne dem von Karolus
Ertl, so daß man fast annehmen kann, daß für beide
die gleiche Kupferplatte nach Änderung des Namens
gedient habe.
Tauber, Ludwig. — Graz. 1846
Angeblich ein Sohn von Andreas T. Er arbeitete bei
G. Kürschner, dessen Geschäft er später übernahm.
Er ist übrigens nur als Zithermacher bekannt ge-
worden.
Taus, Andreas. — Siena. 1621
Vermutlich ein Deutscher, von dem sich eine Chitar-
rone im South Kensington Museum befindet.
Tauscher, Eduard. — Erlbach b. Markneu-
kirchen. Geb. 26. Februar 1867
Schüler von Wilhelm Meisel. Er begründete 1890 unter
der Firma Ed. Tauscher & Co. sein eigenes Geschäft
und hatte einen netten Erfolg mit seinen Geigen,
deren Decken aus Jahrhunderte alten Dachschindeln
hergestellt waren.
Tausend, Fr. — Straßburg-Schiltigheim
Einer der vif^len Erfinder, die glauben, hinter das Ge-
heimnis der alten Meister gekommen zu sein. Im Jahre
1913 kündigte er »Viktonageigen'' an, von denen er
behauptet, daß sie ebensogut seien wie die von
Stradivari usw. Decke und Boden seien harmonisch
auf den Eigenton des Holzes abgestimmt, das aber
könne nur der von ihm beschäftigle Meister zustande
bringen.
Taylor, Nathan Sleeper. — Lewiston (Maine,
V.St.v.A.). Geb. 11. April 1841 in Le-
wiston
Nachdem er die Schule verlassen hatte, kam er in
mannigfache Beziehung zu den musikalischen Kreisen
seiner Vaterstadt, und bald vertiefte er sich in das
Studium des Geigenmachens. Seine erste Geige machte
er 1865. Er brachte es im Laufe der Zeit zu anerken-
nenswerter Geschicklichkeit und ahmt vorzugsweise
Joseph Guarnen nach. Er verwendet einen guten Ollack
und schnitzt recht hübsche Schnecken.
Taylor, William. — London. Geb. vor 1750,
lebte noch 1820
Angeblich ein Schüler von V. Panormo. Es kommen
gutklingende flachgewölbte Violen und Violinen von
ihm vor. Am besten aber sind seine Bässe. Er wohnte
Princess Street, Drury Lane und war als sorgfältiger
Wiederhersteller alter Geigen sehr geschätzt. Ein
James Taylor eröffnete 1867 in Aberdeen ein Geigen-
geschäft.
Geigenzettel : Gulielmus Taylor 1 798 (gedruckt).
Tecchler (Thecler), Andreas, — Rom, 1748
Vielleicht ein Sohn oder jüngerer Bruder von David T.,
an den seine Arbeit erinnert. Josef Vedral in s'Graven-
hage besitzt ein sehr sauber gearbeitetes Violoncello
I
Tecchler — Tentzel
507
von ihm mit dickem, goldgelbem Lack. Das Instrument
ist 76,4 cm lang, die obere Breite beträgt 34 cm, die
mittlere 24 cm und die untere 43 cm. Der Boden ist
schön geflammt, und alle Teile sind noch in ursprüng-
lichem Zustand.
Tecchler (Tekler), Anton Hieronymus. —
Rom(?). 1735
Er nennt sich einen »Nepos« von David T. Das könnte
wohl Enkel heißen, wird aber nach dem vorherrschen-
den Gebrauch des Wortes (Nipote) in Italien wohl mit
Neffe übersetzt werden müssen. Er war wohl auch
Schüler von David T. Eine Violine von sehr schöner
Arbeit von ihm besitzt die Lorettokirche in Prag mit
dem Zettel : »Antonius Hieronymus Tekler / Davidis
Nepos Lautaro fecit 1735 (gedruckt).
Tecchler (Tekler), David. — Salzburg, Vene-
dig, Rom. Geb. 1666, t nach 1743
Der Name kommt auch Techler, Tekler, Deckler,
Dechler usw. geschrieben vor. Seine ältesten, wahr-
scheinlich noch in Salzburg gemachten Geigen zeigen
unverkennbar der Stainerschen Stal. Um 1705 nach
Rom gegangen, schließt er sich mehr den Italienern an
und erreicht hier seine höchste Vollendung. Er ist der
bedeutendste Geigenmacher Roms, kommt N. Amati
sehr nahe und zeichnet sich sowohl durch prachtvolle
Arbelt als auch durch Tonfülle seiner Gelgen aus. Er
wählte meist große Modelle, nahm wundervolles Holz,
das er freilich in der Dicke nicht allzu genau berechnete,
und besaß einen reichen Lack von gelbrötlicher Farbe.
Charakteristisch für ihn ist die Verlängerung der Ecken,
die breiten etwas schräg stehenden und oft zu weit
geöffneten F-Löcher und der schwache Wirbelkasten.
Außer Violinen machte er auch hervorragend schöne
Violoncelli, von denen man über 50 kennt, und Bässe,
die allerdings sehr breit ausfielen, aber nur sehr wenige
Violen, deren Modell, wie auch die Abbildung zeigt,
sich in den Umrissen von seinen Violinen wesentlich
unterscheiden. Seine Schnecken sind eigenartig, die
Einlagen breit und schwungvoll. Von seinem Leben ist
wenig bekannt, es wird nur erzählt, daß er in Venedig
von den Einheimischen Geigenmachern sehr angefein-
det wurde und deshalb nach Rom übersiedelte, wo er
u. a. eine Zeitlang in die Schweizer Garde des Papstes
eingereiht gewesen sein soll. Ein Violoncello von ihm
besitzt das kgl. Hoforchester In München, eine Violine
von 1 703 C. Stoeber In Würzburg, eine Viola d'amore
von 1684 und eine Laute mit sechs Doppelsaiten von
1734^) C. Claudius in Kopenhagen.
Gelgenzettel: David Techler fecit / an. Dni 1743 /
aetatis suae 77 (gedruckt). — David Dechler /' fecit
Rom 1710 (gedruckt). — David Tecchler Liutaro fecit /
Romae Anno 1703 und Abb. 792.
Tedesco (Todesco), Leopoldo il. — Rom. Geb.
um 1625. 1658
Von 1652 — 1654 arbeitete er In Cremona bei Nie.
Amatl. Dann ging er nach Rom, wo er noch 1658 vor-
kommt. Er arbeitet nach dem Amatimodell, ist aber
nicht besonders sauber in der Ausführung, dagegen hat
sein Lack lobenswerte Eigenschaften. In Brunis In-
ventar (S. 5) wird eine Violine von ihm aus dem Be-
sitze des Marquis Chabert de Cogolin (f 1805) auf-
geführt, deren Zettel BrunI sichtlich nicht lesen konnte;
er las: »Leopoldo per rebere tedesco alievo di Nicolas
Amatls Cremone 1750«. Abgesehen von der falschen
Jahreszahl und Schreibfehlern ist das unverständliche
»per rebere« — wenn es nicht peregre (d. h. In der
Fremde) geheißen — •, vielleicht der eigentliche Fa-
milienname oder die Heimatsbezeichnung gewesen, da
»11 Tedesco« doch nur ein Beiname war.
Teixeira (?). — Porto (Oporto). 1817
Ich sah von ihm eine Laute mit vier Doppel- und zwei
Baßsaiten. Der Zettel war nur unsicher leserlich.
Geigenzettel : Teixeira .... rua Nova / d'Almada.
Porto. Anno 1817 (geschrieben).
Teixeira, M. C. — Lissabon. 1895. 1898
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher vom
Ende des 19. Jahrhunderts.
Tempis, Joseph v. — Znaim. 1805
Vielleicht ein Schüler von Wassermann, an den seine
Arbeit erinnert. Seine Geigen sind nach einem guten,
flachgewölbten Modell gebaut und haben nach Stradi-
varl geschnittene F-Löcher. Das Holz Ist gut, der
Boden schön geflammt, nur die Ecken und die Ränder
sind etwas ungeschickt und dilettantisch gemacht. Der
Lack Ist rotbraun. A. Kreuzinger In Znaim besitzt
seinen Zettel, den P. de Wit veröffentlicht hat.
Geigenzettel: Von mir Jos. von Tempis / Znaim 1805
(handschriftlich).
Tennant, James. — Lesmahagow. Geb. um
1 790, lebte noch 1860
Ein tüchtiger schottischer Gelger, der auch Violen und
Violoncelli gemacht hat.
Tentzel (Denzel), Benedikt. — Neapel (?).
1717
In einer Violine von gutem Mittenwalder Aussehen
fand sich ein stark verletzter Zettel mit diesem Namen,
von dessen Ortsangabe nur noch . . . pol . . mit einiger
Sicherheit zu lesen war. Ich möchte dies auf Neapel
deuten und werde durch die rätselhafte Inschrift in
Brunis Inventalre (S. 18) aus einer Geige des Grafen
Choiseul-Gouff ier darin bestärkt. Dort heißt es : »Ben
den Chaus d'Alclante, Napolitain«. Der unverstandene
und schlecht gelesene Zettel dürfte gelautet haben:
»Ben. Denzel aus d. Alblande*. Die Richtigkeit dieser
Konjunktur angenommen, könnte dieser aus dem
Alpenlande stammende Geigenmacher der Mitten-
walder Familie zugezählt werden.
Tentzel (Dänzel), Johann.
1716. 1723
Mittenwald.
') Repariert 1755 von Job. Ud. Eberle In Prag.
Er wird in den .'Xktcn als Lautenmacher bezeichnet und
nennt sich auch selbst so. Seine Gelgen sehen den
508
Tentzel — Testore
Klotzschen sehr ähnlich, so daß er als direkter Klotz-
schüler betrachtet werden kann. Auch er soll jedoch in
die meisten seiner Arbeiten Stainers Namen geklebt
haben.
Geigenzettel : Abb. 785.
Tentzel (Dänzel), Paul. — Mittenwald. 1740
Sohn und Schüler von Joh. T., den er in jeder Be-
ziehung nachahmte.
Tenucci, Eugen. — Zürich. Geb. 1874
Schüler von Züst, bei dem er sieben Jahre gearbeitet
hat. Seit 1899 Leiter der Geigenbauwerkstatt der Firma
Hug & Co. Seine Geigen sind nach Stradivari und
Guarneri gebaut, und seine Reparaturen werden gelobt.
Er verwendet Spiritus- und Ollack. Auf der Schweizer
Landesausstellung erhielt er die höchste Auszeichnung,
den »Grand Prix«.
Geigenzettel Abb. 777.
Teoditi, Gerolamo. — Rom. 1711
In einer Viola, die vielleicht noch dem 17. Jahrhundert
angehört hat, fand sich der schwer leserliche Name
Hieronymus Teoditi ohne Ortsangabe, in einer Violine
liest man jedoch deutlich Rom 171 1. Er war vielleicht
ein Verwandter Giovannis.
Teoditi, Giovanni. — Rom
Ein Geigen- und Lautenmacher des 17. Jahrhunderts,
den Vidal ohne Quellenangabe erwähnt. Seine Geigen
sollen an Tecchler, noch mehr aber an Tiroler Meister
erinnern.
gen. Napalden. — S. Agata
Terapatini (?),
Lugo. 1879
Bei Valdrighi (3140) wird er als Verfertiger von Violon-
cellen erwähnt.
Terasconi s. Tarasconi
Termanini (Ternianini), Giuseppe. — Modena
1755. 1773
Er war eigentlich Priester, worauf auch das D. (Don)
deutet. Seine Violinen haben guten, goldgelben Lack
und weichen Ton. Sie sind nicht immer eingelegt und
gleichen denen Pietro Ts., sind aber in der Arbeit
weniger sorgfältig gemacht.
Geigenzettel : D. Joseph Termanini / fecit Mutinae a :
1755. opus No 5 (gedruckt).
Termanini, Pietro. — Modena. 1755. 1773
Gleichzeitig mit Don Giuseppe T. kommt Pietro T.
vor. Beide waren vielleicht Brüder. Ihre Geigen sind
schwer zu unterscheiden, doch war Pietro der bessere.
Seine Geigen sind originell in der Form, von schönem
Holz und prachtvoll goldgelb lackiert, nur die Einlagen
fehlen meistens. Der Ton ist ziemlich gut. T. machte
auch Lauten und namentlich Klavizimbeln.
Termont. — Gent. 1859
Mittelmäßiger Streichinstrumentenmacher des 1 9. Jahr-
hunderts.
Terne, C. — Leipzig. 1852
Zwei Geigen, die ich mit seinem Zettel gesehen habe,
waren entweder in Markneukirchen ganz hergestellt
oder doch dort vorgearbeitet. Er soll hauptsächlich
Handel getrieben und nur eine Werkstatt für kleine
Ausbesserungen unterhalten haben.
Geigenzettel: C. Terne / Leipzig 1852 (gedruckt).
Teschner, Hermann. — Fürsten walde bei
Berlin. 1880
Ein Klaviermacher, der mit allen Instrumenten han-
delte und alle vorkommenden Falles auch geflickt
hat, sich schwerlich aber in der Neuherstellung von
Geigen versucht hat.
Testator il Vecchio. — Mailand
Der Name ist wahrscheinlich eine Bildung, die auf das
Wort »Testudo« zurückgehen soll. Ein Meister, von
dem weder eine Arbeit noch sonst etwas bekannt ist,
von dem nicht einmal der Nachweis erbracht ist, daß
er je gelebt hat. Trotzdem wurde ihm mit einer ge-
wissen Hartnäckigkeit die Erfindung der Violine zu-
geschrieben. Fürst Jussupoff sagt in seiner Lutho-
monographie (Frankfurt 1856), er sei der erste gewesen,
der die Idee hatte, die Viola zu verkleinern und ihr den
Namen Violine zu geben. Nun scheint aber die Violine
gar keine Verkleinerung der Viola zu sein und ist wahr-
scheinlich, wie Hajdecki glaubwürdig nachzuweisen
sucht, aus der Lyra hervorgegangen.
Testore, Carlo Antonio. — Mailand. Geb. um
1688, lebte noch 1764
Alterer Sohn und Schüler von Carlo G. T. Er arbeitete
nach Nie. Amati, Guarneri und Stradivari, verwendete
meist sehr gutes Holz und einen goldgelben, ins Bräun-
liche spielenden Lack, der nur zu dick ist und wenig
Feuer hat. Er wohnte in der Contrada Larga ijnd hatte
wie sein Vater den Ladenschild »all' aquila«, weshalb
er auch auf dem Boden innen über dem Zettel und
außen auf dem Bodenzäpfchen eine Brandmarke an-
brachte, auf der sich in einem Kreis über den Buch-
staben C. A. T. ein Doppeladler zeigt. Diese Brand-
marke findet man manchmal auch mehrfach, (oft vier-
mal) symmetrisch um den Zettel eingebrannt, nament-
lich in seinen größeren Geigen, Violoncelli usw. In
seinen letzten Jahren arbeitete er gemeinsam mit seinem
Sohne Giovanni. Ihre Geigen zeichnen sich durch
Tonfülle aus.
Geigenzettel: Abb. 790 und 795.
Testore, Carlo Giuseppe. — Mailand. Geb. in
Novara um 1660, f vor 1710
Ein Schüler Giov. Grancinos und vielleicht auch
Cappas, ließ sich 1687 in Mailand nieder, wo er in der
Contrada larga wohnte und den Ladenschild »all'
aquila« hatte. Da auf dem Zettel seines Sohnes vom
Jahre 1710 von ihm als einem schon Verstorbenen die
Rede ist, kann er nicht nach 1770, wie oft behauptet
wird, noch gelebt haben. Er war der Bedeutendste aus
seiner Familie, doch kommen nicht viele Geigen von
ihm vor. Entweder hat er nur wenige gemacht oder es
gehen jetzt viele unter dem Namen Grancinos oder gar
Testore - Thannet*
509
Cappas, in welch letzterem Falle es nicht schwer ist,
ihm seine Arbeit zurückzugeben. Er arbeitete nach
verschiedenen Modellen und nahm vortreffliches, aber
nicht immer schönes Holz. Der Lack ist braungelb oder
gelb mit rotbrauner Schattierung, die Schnecke oft
etwas flach, wenn auch von hübschem Schwung. Der
Ton meist edel und weittragend. Seme Violoncelli und
Bässe sind gleichfalls recht gut, obwohl er den Boden
meist aus Birnbaumholz hergestellt hat. Die Rückseite
seiner Schnecken zeigt oft eine etwa einen Finger
breite, flache Stelle, über der die Hohlkehlen zu beiden
Seiten plötzlich beginnen. Bei seinen Violoncelli findet
man die Brandmarke (einen Adler) gewöhnlich mehr-
fach eingebrannt. Daß er auch in Cremona gearbeitet
hat, ist unerwiesen. Zwei Violinen von ihm (von 1692
und 1708) besitzt das Mailänder Konservatorium. Die
von 1 708 hat eine Gesamtlänge von 58,8 cm, Korpus
35,5, Breite zwischen den )( 7,9, Zargenhöhe 2,9 cm.
Seine Violoncelli waren gewöhnlich 72,5 cm lang. Eine
%-Geige befindet sich in der Sammlung C. Claudius
in Kopenhagen. Viele seiner Geigen haben folgende
Maße: Länge: 35,6 cm, obere Breite: 16,8 cm, mittlere
Breite: 11 cm, untere Breite: 20,5 cm, obere Zarge:
2,9 cm, untere Zarge: 2,9 cm, Länge der Schnecke:
10,5 cm.
Geigenzettel : Carlo Giuseppe Testore, allievo / di Gio
Grancino in contrada / Larga di Milano 1690 (gedr.).
— Carlo Giuseppe Testore in Con / trada larga di
Milano al / segno dell' aquila 1700 (gedruckt) und
Abb. 794.
Testore, Gennaro (?). — Mailand. 1767
Stadtrat Blessig in Riga besaß eine sehr gutklingende
Viola mit dem Zettel : ». . . . aro Testor f iglio / del f u
Paolo 1767*. Demnach wäre der Verfertiger ein Sohn
von Paolo Antonio T. gewesen. Die Arbeit entspricht
auch tatsächlich den Werkstattsgewohnheiten Paolos
und ist im ganzen nachlässig, das Holz unschön, der
Boden Pappelholz, hohe Zargen und dunkelbrauner
Lack. Auffällig ist der geschnitzte Beinknopf am Kopf
des Wirbelkastens. Der Ton aber ist gesangreich und
tragend. Das ganze Instrument ist 69 cm lang, Korpus
42,5, obere Breite 19,5, untere Breite 23,5, zwischen
den )( 13,5, Zargenhöhe unten 4,3, oben 4,1 cm.
Testore, Giovanni. — Mailand. 1764
Das jüngste Mitglied der Familie, Sohn von Carlo
Antonio T. und dessen Geschäftsteilhaber, wie eine
Geige (Guamerimodell) aus der Sammlung Snoeck
(Nr. 5 1 1 ) in Berlin beweist. Kann er auch den Vergleich
mit seinem Großvater nicht aushalten, hat er doch die
Traditionen seines Hauses sorgsam gepflegt und ein-
zelne sehr gute Geigen gemacht.
Geigenzettel: Carlo Antonio e Giovanni Padre e f iglio /
Testori, il quäl Carlo e figlio Maggiore / del fu Carlo
Giuseppe Testore, abitanti / in Contrada larga al segno
deir aquila / Milano 1764 (gedruckt).
Testore, Paolo Antonio. — Mailand. Geb. um
1690, t nach 1760
Jüngerer Sohn von Carlo Gius. T. Bis 1710 arbeitete
er mit seinem Bruder zusammen und von da an allein ; er
war sehr fleißig, hat sich jedoch mehr auf das Lauten -
und Gitarrenmachen verlegt, weshalb nur wenige
Geigen von ihm vorkommen. Als Geigenmacher er-
reicht er seinen Vater nicht. Er läßt die Einlagen gern
fehlen oder bringt sie nur an den Geigendecken an,
während sie auf dem Boden durch schwarze Linien
ersetzt sind. Bei gut erhaltenen Arbeiten von ihm ist
der Lack manchmal nicht schlecht, oft aber recht
mangelhaft und von blaßgelber Farbe. Er ahmte das
Guarnenmodell nicht ungeschickt nach, nahm aber
meist armseliges Holz (ohne Flammen usw.). Den
Adler benutzte auch er als Brandmarke. Ein gutes
Violoncello von ihm aus dem Jahre 1732 besitzt Van-
denbrinck in Godesberg. Die Gesamtarbeit daran ist
allerdings ziemlich grob, das Deckenholz geradezu
häßlich, mit vielen Asten durchsetzt, dagegen sind die
Zargen aus schönem Spiegelholz und der Boden von
hübscher Wölbung. Der Wirbelkasten ist groß, nur hat
die Schnecke selbst auffallend kleine Ohren. Der gelb-
braune Lack ist von guter Beschaffenheit. Eine hübsche
Taschengeige mit goldgelbem Lack aus dem Jahre 1 738
besaß Valdrighi.
Geigenzettel: Abb. 786.
Teubner, Otto. — Magdeburg. 1900
Aus Markneukirchen stammend, beschränkt sich haupt-
sächlich auf den Handel mit Musikinstrumenten.
Teufelsdorfer, Peter. — (Buda-)Pesth. Geb.
1784, t 1845
In seinen jungen Jahren arbeitete er in Wien bei
Geissenhof, als dessen Schüler er gelten kann. Er war
ein angesehener und vielbeschäftigter Meister, der auch
als Lehrer verdienstvoll wirkte und um 1837 Ober-
vorsteher der Innung wurde. In seiner Arbeit steht er
den gleichzeitigen Wienern sehr nahe. Er arbeitete
nach Stradivari, doch kenne ich auch zwei sehr gut
gelungene Magginikopien von ihm. Er verwendete
schönes Holz und einen rotgelben Lack. Ein vortreff-
liches Quartett von ihm stellte A. Poller auf dem Ber-
liner Geigenmachertag 1910 aus. In der Budapester
Servitenkirche befindet sich ein trefflicher großer Baß
von ihm.
Geigenzettel : Peter Teufelsdorfer in Pesth / fecit Ao.
1828. (geschrieben). — Petrus Teufelsdorfer / fecit
Pestini 1836 (geschrieben).
Teuf fei. — Breslau. 18. Jahrhundert
Derselben Schule wie Joh. Casp. Goebler zuzuzählen;
er arbeitete nach ähnlichen Modellen und verwandte
den gleichen Lack.
Thanner (Danner), Johann (Hans). — Stutt-
gart. 1573. t 1581
Ein vielseitiger und geschickter Musikinstrumenten-
macher, der auch ein besonders tüchtiger Musiker war
und als solcher in der Hofkapelle angestellt war. Er
bezog einen auskömmlichen Gehalt vom Hofe (während
andere nur 30 f 1. und weniger erhielten). Um die Kapelle
von den auswärtigen Instrumentenmachern unabhängig
zu machen, gründete er 1578 mit Christof Frey »als
Laboratorium« eine eigene Musikinstrumentenwerk-
statt, in der alle Arten von Instrumenten hergestellt
51Ö
TKe
Thibouville
wurden, selbst Waffen zu musikaliscfien Aufführungen.
Die Werkzeuge kaufte er bei Ulrich Schniepp in Mün-
chen. Das Inventar der Stuttgarter Hofkapelle von
1589 weist eine Harfe von ihm auf.
Theeuwes (Teeus), Jakob. — Antwerpen. 1558
Urkundlich als Clavecin- und Lautenmacher nach-
weisbar. Arbeiten von ihm scheinen nicht erhalten zu
sein.
Theeuwes (Teeus), Lodewyck. — Antwerpen.
1558
Wahrscheinlich ein jüngerer Bruder oder Sohn von
Jacob Th.
Therese, Fran^ois. — Mirecourt. 1761
Vielleicht der Großvater von Charles Th.
London. 1840.
Theress (Therese), Charles.
1850
Geboren in Mirecourt, kam er als Gehilfe zu seinem
Landsmanne Maucotel nach London und machte sich
später dort selbständig. Er wohnte King Street, Soho.
In Aachen befindet sich von ihm eine große schöne
Viola, die gut nach Amati kopiert ist. Sein Zettel be-
weist, daß er das Englische nicht tadellos schreiben
konnte.
Geigenzettel : Abb. 788.
Therlot (Thlerriot), Jean-Baptiste. — Paris,
1783
Wahrscheinlich ein Sohn von Prud. Thierriot; s. d.
Thibout, Aune-Justin. — Caen. Geb. Februar
1808. t 1868 in Nizza
Jüngerer Sohn des Jacques-Pierre Th. Seine Geigen
sind meistens von gewöhnlicher Arbeit und haben dann
wenig Wert. Er war der Lehrmeister von Victor Ram-
baux.
Thibout, Albert. — Paris. Geb. 28. April
1839, f 25. Dezember 1865
Sohn von Gabriel -Adolphe und Nachfolger seines
Oheims Gabriel-Eugene als »luthier de l'Opera«. Sein
frühzeitiger Tod verhinderte, daß er sich voll ent-
wickelte. Seine Nachfolger waren die Brüder Gand
Thibout, Antoine. — Caen. 1790
Von Armand Benet in seinen Notes sur les Artists
Caennais du XVIII^'"« siecle (1899) erwähnt.
Thibout, fils. — Caen. 1774
Da er sich Thibout fils nannte liegt die Vermutung
nahe, daß auch sein Vater Geigenmacher war, wofür
aber ein Beweis fehlt. Er war kein besonders geschickter
Meister, scheint sich mehr mit Flickarbeit als mit dem
Neubau beschäftigt zu haben und war hauptsächlich
Händler. Thibout fils ist das älteste nachweisbare Mit-
glied der Familie.
Geigenzettel: Racommode par Thibout fils / Md luthier
rue Saint-Jean k Caen / 1 774 (gedruckt).
Thibout, Gabriel -Adolphe. — Paris. Geb.
1804 in Paris, f daselbst H.Juni 1858
Sohn und Schüler von Jacques Pierre Th., dessen lang-
jähriger Gehilfe er war, bis er 1838 die väterliche Werk-
statt übernahm. Er benutzte hauptsächlich die Modelle
seines Vaters, den er jedoch nicht erreichte, und ver-
wendete rotbraunen Lack ; den Boden machte er meist
aus einem Stück.
Thibout, Gabriel -Eugene. — Paris. Geb.
11. Juni 1825. 1861
Sohn von Jacques Pierre Th. und Schüler seines Bru-
ders Gabriel -Adolphe, dessen Nachfolger er 1858
wurde, doch zog er sich schon im Jahre 1861 von dem
Geschäfte zurück und siedelte nach Boulogne-sur-Mer
über.
Thibout, Hector. — Calais. Geb. 1856
Sohn von Gabriel-Eugene Th. Er ist »Musikinstrumen-
tenmacher«, ob er auch Geigen baut, konnte ich nicht
erfragen.
Thibout, Jacques -Pierre. — Paris. Geb.
16. September 1779 zu Caen, f 4. Dezember
1856zuSt. Mande
Wahrscheinlich ein Sohn von »Thibout fils«. Er kam
1796 nach Paris, wo er bei Koliker arbeitete. Er ver-
heiratete sich 1800 und eröffnete 1807 in der Rue Mont-
martre Nr. 24 seine eigene Werkstatt, die er 1810 in
die Rue Rameau Nr. 8 verlegte, wo er den Ladenschild
»Au Roi David« führte. Er war der bedeutendste
Geigenmacher seiner Familie und hatte sich bei Koliker
zu einem sehr feinen Kenner entwickelt. Er bildete sich
ein eigenes Modell; seine Arbeit ist ungemein sauber
und schön, der Lack (Bernstein auf rötlichem Grund)
vortrefflich und der Ton fast den Italienern gleich, so
daß seine Violinen schon jetzt fast wie seine alten
Vorbilder bezahlt werden. Auch als Stegschnitzer war
er seinerzeit berühmt. Er besaß viele Medaillen und
Auszeichnungen und war »luthier de l'Academie royale
de musique«. Ein ganz vorzügliches Instrument von
ihm besitzt das Museum des Pariser Konservatoriums
(Nr. 45.)
Geigenzettel: Au roi David / Thibout, / Luthier de
l'Academie / Royale de Musique, Rue Rameau, / No. 8,
ä Paris (gedruckt) und Abb. 778, 789. 796.
Thibout, Pierre-Louis. — Caen. 1768. 1790
Ein geschickter Meister, über den sich einige Angaben
in Benets »Notes sur les Artists Caennais duXVIII^'"^
siecle« finden. Vielleicht der Vater von Jacques-Pierre
Th.
Thibouville.
1825
Moullns-sur- Alller. 1800.
I
I
Man weiß von ihm nur, daß er der Lehrer und Vor-
gänger Nicolas Bigourats war.
4
I
Tliibouville — Tnir
51
Thlbouvllle-Lamy, Louis - Emile -Jerome. —
Mirecourt und Paris (Grennelle und La
Couture). Geb. in Mouettes 1 . Februar 1833
Besitzer einer der ältesten (gegr. 1 790) und jetzt wohl
der bedeutendsten Musikinstrumentenfabrik Mire-
courts, die alle Sorten Instrumente, selbst Drehorgeln,
Automaten und Saiten, herstellt, darunter jährlich an
30—40 000 Geigen nach allen gangbaren Modellen.
Die Fabrik, die früher die Firma Thibouville & Co.
usw. führte, beschäftigt 600 Arbeiter und besitzt von
allen großen Ausstellungen seit 1862 Medaillen. J. Thi-
bouville-Lamys Teilhaber ist Alfred Acoulon, ferner
Blondelet. Die Geigen zeigen eine Brandmarke : T.& L.
Gelgenzettel: Abb. 770.
Thielemann (Thielmann), J. G. — Berlin.
, 1800. t März 1821
Er soll außer Gitarren und Lauten auch Tasteninstru-
mente gemacht haben. Sein Nachfolger war J. A. Ma-
thes. Eine hübsche Lyragitarre von ihm war auf der
Berliner Gewerbeausstellung 1896 zu sehen. Gitarren
von ihm befinden sich in der Sammlung Fritz Wild-
hagen in Haiensee, in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln und in anderen Museen.
Geigenzettel : J. G. Thielemann, / Academischer Künst-
ler / zu Berlin / 1813 (gedruckt).
Thier s. Thir
Thierriot, Prudent. — Paris. 1772. 1775
Er wohnte Rue Dauphine, war geschworener Meister
der Lautenmacherzunft für 1772 und ein ausgezeich-
neter Holzblasinstrumentenmacher ; seine Arbeiten be-
zeichnete er kurzweg nur mit seinem Vornamen Pru-
dent. Sein Sohn setzte das Geschäft bis 1830 fort. In
einem amerikanischen Händlerverzeichnis werden aller-
lei Geigen mit seinem Namen und der Jahreszahl 1 772
ausgeboten. Es liegt aller Wahrscheinlichkeit ein Miß-
brauch des Namens vor.
Thiery
In einem Kindervioloncello von echtem Mirecourter
Aussehen (19. Jahrhundert) findet sich der Zettel:
»Thiery ä Paris«.
Thiphanon s. Tiphanon
Thir (Thier, Thirr), Andreas. — Preßburg.
Geb. in Preßburg am 1 1 . August 1765,
fnach 1798
Sein Vater war Anton Th., seine Mutter Barbara geb.
Denn. Der Beruf des Vaters ist in der lateinischen
Taufmatrikel abgekürzt angegeben, es steht bloß:
»Lau«, was sicher mit Lautarius zu ergänzen ist^).
Schon mit 21 Jahren heiratete Andreas Thir die fast
gleichalterlge ApoUonia Michaeli. Die Matrikel enthält
hierüber folgenden Eintrag: »Sponsus: Coelebs An-
dreas Thier, Civis, Instrumentorum musicorum Con-
^) Im Taufschein seines jüngeren Sohnes Anton II
wird er dagegen ausdrücklich als »fidifex« bezeichnet.
fector, Sponsa: Apollonia Michaelia annorum 21«. Er
schrieb seinen Namen mit schwankender Orthographie,
meist aber Thirr. Das Bürgerrecht erwarb er am
30. Dezember 1785. Er war ein sehr talentvoller
Meister, der vielleicht bei Job. G. Leeb gelernt hat, er
war jedenfalls einer der besten Geigenmacher Ungarns
seiner Zeit. Er arbeitete nach demselben Amatimodell
wie Leeb und nahm die gleiche flache Wölbung, nur
machte er die Ecken nicht so übertrieben klein. Die
F-Löcher sind sehr elegant geschnitten, und die
Schnecke, wenn auch noch an die Preßburger Schule
erinnernd, ist doch besser als bei Leeb. Geigen, die
noch den Originallack zeigen, sind von besonderer
Schönheit und jetzt sehr schwer zu haben. Eine
hübsche Amatikopie von ihm aus dem Jahre 1798 be-
sitzt Gymnasialprofessor Winkler in Wien. Im Mathias-
Dom in Ofen (Budapest) befinden sich Violoncelli,
Violen und Bässe von ihm, alle aus dem Jahre 1790.
Geigenzettel: Andreas Thirr / in Preßburg 1798 (ge-
schrieben).
Thir(Dirr),AntonI. — Preßburg. 1750. 1790
Er stammte aus Steingaden in Bayern (in der Nähe von
Füssen) und scheint zuerst bei seinen Verwandten in
Wien gearbeitet zu haben. Um 1750 hat er sich in
Preßburg niedergelassen, erlangte dort das Bürgerrecht
am 27. Mai 1757 und war mit Barbara Denn (Dähn)
verheiratet. Nach 1790 ist er in Preßburg nicht mehr
nachweisbar, er dürfte also um diese Zeit gestorben
sein. Er ahmte ein hochgewölbtes Stainermodell nach,
erinnert manchmal in der Arbeit an Leidolff und hatte
einen feurig rotbraunen Lack; nur in seinen jungen
Jahren lackierte er seine Geigen fast schwarz. Die
Schnecke ist derb, das Holz fast immer sehr schön, der
Ton gut, so daß seine Arbeiten mit Recht geschätzt
sind. Eine prächtige Violine von i 754 besitzt die ehem.
kais. Hofkapelle in Wien.
Geigenzettel: /\ntonius Thir Lauten / und Geigen-
macher / in Prespurg .Anno 1762 (gedruckt).
Thir, Anton II. — Preßburg. Geb. 6. Oktober
1767 in Preßburg, fnach 1799
Zweiter Sohn von Anton 1 Th. Er scheint lange in
Schönbach als Geselle gearbeitet zu haben, wo er sich
die dortige Arbeitsweise so angewöhnte, daß seine
Arbeiten ganz wie die der gleichzeitigen Egerländer
aussehen. Vielleicht verarbeitete er auch Schönbacher
Schachteln. Da er die Zettel seines gleichnamigen,
ungleich geschickteren Vaters verwendete, hat er dem
Nachruf des Vaters durch seine oft vorkommenden
minderwertigen Arbeiten sehr geschadet, obwohl die
Arbeiten beider leicht auseinanderzuhalten sind.
Thir (Thier), Anton I. — Wien. Geb. um
1765, f 29. Dezember 1837
Sohn des Mathias Th. Er scheint bei seinem Vater
gearbeitet und dessen Geschäft fortgeführt zu haben.
Am 22. April 1790 wurde er Wiener Bürger. Er schrieb
seinen Namen ThlCr; die ältesten Arbeiten mit seinem
eigenen Zettel stammen aus den neunziger Jahren des
18. Jahrhunderts. Seine Geigen sind flach gewölbt,
nach einem hübschen Stradivarimodell mit ziemlich
512
Thir - Th
oma
starken Rändern gebaut und dunkelweichselbraun
lackiert. Die Arbeit ist sehr sauber, der Ton recht gut.
Eine Gitarre von ihm aus türkischem Haselnußholz
mit elf Metallsaiten vom Jahre 1795 besitzt die Gesell-
schaft der Musikfreunde in Wien (Nr. 36).
Thir (Tirr), Anton II. — Wien. Geb. um 1783,
t B.November 1848
Er wohnte im Jahre 1826 in der Stadt Nr. 897, war
beeidigter Sachverständiger und schrieb seinen Namen
zum Unterschied von Anton 1 T. immer Tirr. Seine
Geigen gehen auf ein Stradivarimodell zurück, erinnern
an Geißenhofs Arbeiten; die Wölbung ist tadellos, die
Schnecke viel schöner als die der anderen Mitglieder
der Familie Th. Die Ränder sind seit 1815 zart, Boden,
Decke und Zargen auffallend glatt, das Holz sehr schön,
der Lack gelbbraun oder oft auch rot auf goldigem
Grund. Arbeiten von ihm kommen ziemlich selten vor.
Geigenzettel: Antonius Tirr / fecit Viennae 1815 (ge-
druckt).
Thir (Thier), Johann Georg. — Wien. 1738.
fnach 1781
Er legte am 1 . September 1 738 den Bürgereid ab und
wohnte bis etwa 1776 im sog. Wübmer Viertel,
dann heißt es im Steuerbuch von ihm: »der Thir ist in
der Stadt behaust«. Einer der besten Wiener Geigen-
macher. Seine Geigen haben langes schmales Patron
und hohe (Stainer-)Wölbung. Die F-Löcher stehen
enge (45 mm) beisammen ; die Zargen sind 32 — 33 mm
hoch. Die Schnecke ist groß und schön. Bei seinen
Violoncelli bevorzugt er ein großes Patron. Wie die
meisten Wiener Geigenmacher beizte auch Joh. G. Th.
in seiner ersten Zeit seine .'\rbeiten sehr dunkel vor dem
Lackieren. Von 1750 — 1760 an bevorzugt er dagegen
einen goldigen Grund, den er dann mit einem schönen,
durchsichtigen Lack überzog. Seine Geigen sind jetzt
sehr beliebt und werden je nach ihrer Schönheit und
ihrem Lack (schwarz, weichselbraun oder rot) sehr gut
bezahlt. Da er sehr fleißig war, sind seine Arbeiten
nicht selten. Zwei gute Geigen von ihm aus den Jahren
1768 und 1773 besitzt das Schottenstift in Wien. Im
Jahre 1 781 wurde Fr. Geißenhof sein Nachfolger; dieser
scheint die von J. G. Thir unvollendet hinterlassenen
Geigen allmählich fertig gemacht und noch nachträg-
lich mit Thirs Zettel versehen zu haben, da es noch
Geigen mit Thirs Namen und der Jahreszahl 1791 gibt
Geigenzettel: Abb. 771, 775, 776.
Thir, Josef. — Wien
Ein alter Mann, der 1885 in Wien als achtzigjähriger
Greis starb, gab sich als ehemaligen Geigenmacher und
letzten Nachkommen der Familie Th. aus. War das
erstere schon unwahrscheinlich, trotz einiger Werk-
zeuge, die er aus Staufers Nachlaß besaß, so kann das
zweite schon deshalb nicht richtig sein, da er in Wirk-
lichkeit nicht Thir oder Thier sondern Jos. Tühr hieß.
Thir (Thier, Tihr. Dier), Mathias. — Wien.
1770. 1795
Bruder von Joh. Gg. Th., berühmter Lauten- und
Geigenmacher, der im sog. Kärntnerviertel in der
Himmelpfortgasse (im Bader-Haus) wohnte und am
17. März 1770 den Bürgereid ablegte. Er ist wohl
der bekannteste von allen älteren Wiener Geigen-
machern. Da seine Geigen gut aussahen und gut
klangen und er trotzdem nur 4 fl. für das Stück ver-
langte, hatte er so großen Zulauf, daß er oft ein Dutzend
Gesellen beschäftigen konnte. Arbeiten von ihm sind
daher auch heute noch überall in Osterreich anzutreffen
und selbst im Ausland weit verbreitet. Daß er seine
Laufbahn in Preßburg begonnen hat, wie man annimmt,
konnte ich bisher nicht feststellen. Seine Geigen sind
sauber nach der Form gearbeitet, haben ziemlich hohe
Wölbung und sehr guten Ton ; auch sein brauner oder
dunkelrotbrauner Ollack ist recht gut. Zwei Geigen
von ihm aus den Jahren 1 774 und 1 796 besitzt das
Schottenstift in Wien, eine Geige von 1 772 der Mathias-
Dom in Ofen, eine Violine von 1771 der Preßburger
Dom, eine Viola d'amore von 1 779 die Gesellschaft der
Musikfreunde in Wien.
Geigenzettel: Abb. 773 und 774.
Thir, Thomas. — Trevi (?). 1692
Wahrscheinlich ein Deutscher, der sich in Trevi (lat.
Trebia) vorübergehend aufgehalten oder niedergelassen
hat und kein geborener Trevianer, wie er sich wohl nur
in mangelhafter Sprachkenntnis bezeichnet. Er dürfte
der Ahnherr der Familie Thir sein. Eine Viola von ihm
befindet sich im Stift St. Florian in Oberösterreich.
Geigenzettel: Thomas Thir Trebiano / in Italia 1692
(gedruckt).
Thiriot (Tiriot), Joseph. — Mirecourt. Geb.
um 1750, 120. März 1786
Er fertigte nur gewöhnliche Mirecourter Geigen nach
einem eigenen breiten Modell an, verwendete einen
braunen Lack und den Brandstempel: »TIRIOT /
A PARIS«. Sein Bruder Nicolas Th. war Bogenmacher
und lebte noch 1789.
Thoma, Jakob. — Wien. 1880. 1892
Er war ursprünglich Uhrmacher. Als seine Tochter
unter Prof. Grün am Wiener Konservatorium zur
Violinspielerin ausgebildet wurde, erwachte auch sein
Interesse für die Geige und ihren Bau, und er begann
schließlich als Dilettant selbst Geigen zu machen. Mit
Fleiß und Sorgfalt brachte er es schließlich darin so
weit, daß er die Anerkennung einiger Professoren fand,
auf deren Gutachten hin ihm auf sein Ansuchen der
Gewerbeschein als Geigenmacher ausgestellt wurde.
Seine Instrumente sind nicht ungeschickt gemacht. Als
seine Tochter nach Amerika heiratete, folgte er ihr
dorthin.
Geigenmacher: Jacobus Thoma / fecit Viennae anno
1880 (gedruckt).
Thomä, Adolf. — Hohendorf b. Brambach i. S.
Geb. 28. März 1872 in Bärendorf
Ein sehr tüchtiger Bogenmacher, Schüler von Herm.
Thomä. Er macht Bogen riach allen Modellen und
zeichnet sich durch besondere Gewissenhaftigkeit und
Sorgfalt in seiner Arbeit aus.
i
Thornä — Thouvenel
513
— Schönberg i. S. Geb.
Thornä, Hermann.
um 1861
Geschickter und fleißiger Bogenmacher
Thomann, Eduard. — Baden (Schweiz). Geb.
1869
Von Beruf Ingenieur, führte ihn seine Liebe zur Musik
zum Geigenbau. Er kam in Beziehung zu G. Fiormi
in Zürich, unter dessen Anleitung er dann eine Anzahl
Violinen nach Stradivari baute. Seine beruflichen
Kenntnisse kamen ihm dabei sehr zustatten, und man
darf noch schöne Arbeiten von ihm erwarten.
Geigenzettel : E. Thomann ,' Baden (Schweiz) (geschr.).
Thomas. — Verviers
Ein Alto in der Sammlung Snoeck trug den Namen
»Thomas ä Verviers« ohne Jahreszahl.
Thomassin. — Paris. Geb. um 1788. 1852
Einer der besten Gehilfen Clements, der in der Zeit Thonet, Gebrüder.
Thompson, Robert. — London. 1749. 1764
Seine Arbeit ist gut; er arbeitete, wie seine meisten
Zeitgenossen in England, nach dem Stainermodell.
Um 1764 betrieb er sein Geschäft mit einem seiner
Söhne gemeinschaftlich, wohl mit Charles, der der
älteste gewesen zu sein scheint.
Geigenzettel : Made by / Thompson & Son at the Bass
Violin , the Westend of / St. Pauls Church Yard /
London 1 764 (gedruckt). — Robert Thompson att the
Bass Violin , In Pauls AUy St. pauls church yard /
London 1749 (gedruckt).
Thompson, Samuel. — London. 1775. 1794
Sohn von Robert Th. Er arbeitete zuerst mit Charles Th .
und dann mit Peter Th. zusammen.
Thomson, James. — Berwick-on-Tweed. 1 848
Ein geschickter schottischer Dilettant.
Wien. 1892
von 1825 — 1845 auch eine Reihe von ziemlich guten
Geigen gemacht hat, die er mit seinem eigenen Namen
zeichnete.
Paris. Geb. 1855 in
Bekannte Fabriksfirma, deren Möbel aus gebogenem
Holz viel verbreitet sind, und die Versuche mit Geigen-
decken aus gebogenem (gepreßtem) Holz machte, die
sich jedoch ebensowenig bewährten wie ähnliche Ver-
suche von Hagspiel oder von Mirecourter Fabriken.
Die Zargen wurden samt Bereifung und Klötzen aus
einem Stücke hergestellt.
Thomassm, Louis.
Mirecourt
Guter Bogenmacher, Schüler von Charles Bazin. Im
Jahre 1872 ging er nach Paris zu F. N. Voirin und blieb
nach dessen Tod noch fünf Jahre lang bei der Witwe Thorley, N. — Manchester. 1840
alsGehilfe, bis er sich 1891 auf dem Boulevard Roche- £;^ braver Geigenmacher, dessen Arbeit ehrliches
chouart selbständig machte. Seine Bogen tragen die Streben verrät.
Marke »L. Thomassin«.
Thomastik, Dr. Franz. — Wien. 1912. 1921 Thorley, Thomas. — Failsworth bei Man-
Ein Anthrcposoph und Erfinder aus Holleschau i.M-,
dessen Geigen in neuartigem Toncharakter eine ver-
dreifachte Klangfülle erreichen sollen. Er veranlaßt
auch den Boden mitzuschwingen und die im Körper
vorhandene Luftmenge an der Tonerzeugung maß-
gebend mitzuwirken. Auch will er die harmonische
Abstimmung aller Teile der Geige durchgeführt wissen.
Ein von ihm 1920 im Vortragssaal des Ost. Museums in
Wien ausgestelltes Quartett hat tatsächlich Beifall ge-
funden.
Thompson, Charles. — London. 1775. 1785
Er arbeitete zusammen mit seinem Bruder Samuel
Thompson und war vielleicht der älteste und erst-
verstorbene Sohn von Rob. Th. In der .'\rbeit steht er
seinem Vater nahe.
Geigenzettel: Made and Sold by / Chas and Saml
Thompson / in St. Pauls Church Yard (gedruckt).
ehester. 1890. 1895
Ein Enkel von N. Thorley, der durch Selbstunterricht
zum Geigenmacher wurde.
Thorn, William. — South Molton. 19. Jahr-
hundert
Er hat u. a. einige gutklingende Violoncelli gebaut.
Thorowgood, Henry. — London. 18. Jahr-
hundert
Sandys & Forster kennen von ihm nur die Kopie seines
gedruckten Zettels, und wo er sonst erwähnt wird,
geschieht dies lediglich nach diesem Zettel.
Geigenzettel : Made and Sold by , Henry Thorowgood /
at the Violin & Guitar under the / North Piazza of the
Royal Exchange / 17.. London (gedruckt).
Thompson, E. A., arbeitet als Geigenmacher in Thouvenel, Charles. — Mirecourt, Luneville.
Mmneapolis
Thompson, Peter. — London. 1794
Ein Sohn von Robert Th., der mit Samuel Th. zu-
sammen arbeitete.
Geigenzettel: Samuel and Peter Thompson / Instru-
ment Makers and Music Seilers / No 75 St. Pauls
Church Yard (gedruckt).
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
1786. 1788
Er war zuerst in Mirecourt ansässig und eröffnete am
21. Oktober 1788 seine Werkstatt in Luneville.
Thouvenel, Henry. — Mirecourt. 1850. 1869
Schüler von Colson. Seine Violinen sind im Mire-
courter Stil nach dem Stradivarimodell gemacht und
33
514
Thouvenel — Thumhart
meist hell lackiert. Er verlegte sich übrigens mehr auf
die Herstellung von Gitarren und Radleiern. Eine solche
besitzt die Sammlung alter Musikinstrumente in
Berlin (Nr. 1003); auch in der Sammlung Hammer
(Stockholm) befand sich eine solche.
Thouvenel pere. — Mirecourt, Ende des 18.,
Anfang des 19. Jahrhunderts
Vielleicht der Vater von Henry Th. Eine Bauernleier
in Gitarrenform mit geschnitztem Kopf besaß
C. C. Snoeck.
Thouvenin, Charles. — Mirecourt. 1 780. 1 781
Bisher nur von A. Jacquot erwähnt.
Thürer, H. — Biberach. 1895
Er besserte alte Geigen aus und trieb auch einen klemen
Handel mit Musikinstrumenten, hat aber schwerlich
selbst Geigen gemacht.
Thumhardt, Gottlieb Alois. — Straubing.
1817. 1830
Sohn und Schüler von Stephan Th., dessen Nachfolger
er im April 1817 wurde. In den Magistratsakten heißt
es: »i/4 1817 erscheinen Stephan Dumhardt und sem
Sohn Alois D. und erklären, daß der Vater sein bisher
exerziertes Geigen- und Saitenmachergewerbe abtrete
und letzterer dieses Gewerbe fortsetzen zu dürfen bitte.
Das Anwesen sei bereits dem Sohne übergeben und
für Erhaltung des Vaters gesorgt. Alois D. sei des
Gewerbes vollends kundig und nur deswegen hierauf
nicht gewandert, weil er seinem Vater zum Gewerbe-
betrieb zu Hause immer unentbehrlich gewesen sei.«
Am 10. April 1817 erhielt Alois Th. die Konzession,
und in der Entschließung heißt es, daß Alois Th. die
Geigen- und Saitenmacherkunst bei seinem Vater als
einem diesfalls bewährten Meister und Künstler ordent-
lich erlernt und auch schon die empfehlendsten Proben
abgelegt habe. Er scheint jedoch schon 1830 gestorben
zu sein und hinterließ nur zwei Töchter, die später
verarmt — die eine im Spitale, die andere in der
Deggendorfer Krcisirrenanstalt — gestorben sind. Er
folgte nach dem Vorgange seines Vaters der Art Buch-
städters und hat einige gutklingende Geigen gemacht,
die aber recht mittelmäßig in der Arbeit und armselig
in ihrem trüb-braungelben Lack aussehen.
Geigenzettel : Gottlieb Alois Thumhart / Guitarre- und
Geigenmacher / in Straubing 18 . . (gedruckt).
Thumhart, Johann. — Ingolstadt. 1723
Wohl der Stammvater der Familie und vielleicht der
Vater von Johann Georg Th. Er hatte ein längliches
Modell von mittlerer Wölbung und hellbraun-rötlichem
Lack. Arbeiten von ihm kommen selten vor.
Thumhardt.Joh. Georg. —Amberg. 1740. 1784
Den Münchener und Regensburger Geigenmachern
nahestehend, ist er einer der Tüchtigsten aus seiner
Familie. Er verwandte schönes Holz und braunen Lack
und verstand sich gut auf den Ton. Er war viel be-
schäftigt, da seinerzeit in Amberg am Hofe die Musik
eifrig gepflegt wurde.
Geigenzettel : lohann Georg Thumhart / Lauten- und
Geigenmacher / in Amberg, anno 1 784 (gedruckt).
Thumhart, (Johann) Stephan. — München.
1835. 1860
Aus Amberg nach München gekommen, brachte er es
durch eine gewisse Geschicklichkeit bald zu Anerken-
nung und wurde Hofgeigenmacher, scheint aber nur
wenig Geigen gemacht zu haben.
Geigenzettel: Stephan Thumhart / in München 18 . .
(gedruckt). — Stephan Thumhart / Kön. Hof u. bürgerl.
Geigenmacher / in München Anno 18 . . [in der Mitte
Bayrisches Wappen] (gedruckt).
Thumhardt, Joh. Stephan. — Straubmg. Geb.
1749, t 26. Dezember 1817
Nach dem Straubinger Gewerbekataster machte er sich
dort im Jahre 1 769 als Geigen- und Saitenmacher an-
sässig, verheiratete sich 1 773 und übergab seine Werk-
statt und sein Anwesen seinem Sohne Alois Im Jahre
1817. Er war vielleicht ein Schüler von Buchstädter,
dessen Arbeit er ziemlich genau nachahmte. Seine
besseren Geigen zeigen ein charakteristisches schmales
Modell mit in die Länge gezogenen Mittelbügeln und
klingen recht gut; sein braungelber oder brauner Lack
ist jedoch meist glanzlos geworden. Sein Grabstein
steht noch auf dem Straubinger St. -Peters-Friedhofe,
und darauf liest man : »Von seinen Mitbürgern ward er
geschätzt und in seinen Kunstwerken wird ihn die
Nachwelt noch rühmen. R. J. P.« Als seine besten
Geigen werden jene zwölf bezeichnet, die er angeblich
für einen reichen Kenner und Sonderling anfertigte.
Für die erste erhielt er einen Dukaten, was ihm zu
wenig schien, doch schwieg er, als er sofort den Auftrag
bekam, eine zweite, noch bessere zu machen. Der Be-
steller zahlte dann zwei Dukaten dafür und verlangte
noch eine bessere, für die er drei Dukaten und so fort
bis zu zwölf Dukaten gab. Wegen Ihrer Zwölfzahl
werden diese Geigen »Apostelgeigen« genannt, eine
davon (vom Jahre 1793) besitzt heute noch Land-
gerlchtsrat F. Ebner in Straubing. Im gleichen Besitz
ist eine Viola von 1782; eine solche von 1809 hat
Musiker Schmid in Straubing. Auf dem dortigen
Kirchenchor zu St. Jakob sind auch noch zwei Violinen
von 1814 und 1815, woselbst sich auch ein besonders
schöner Baß (1815) von Stephan Th. befindet. Für
seine Gelgen wurden schon recht gute Preise, für seine
Bässe noch höhere bezahlt.
Geigenzettel: Stephan Thumhard / Geigenmacher in
Straubing / 1800 (gedruck) und Abb. 781.
Thumhardt. Josef. — Amberg. 1780. 1834
Sohn und Nachfolger von Johann Georg Th. Er ist
nicht ganz so gut wie der Vater, besaß aber viel Hand-
fertigkeit und bevorzugte ein hochgewölbtes Modell.
Thumhart, Joseph. — München. Geb.
16. Februar 1846 in Ingolstadt, f 24. Juli
1888 m München
Schüler seines Vaters Xaver Th., der 1847 nach
München übersiedelte. In den siebziger Jahren über-
nahm er selbst die alte Firma (Xaver Th.) und verlegte
sich hauptsächlich auf den Bau von Zithern. Er wurde
Hoflieferant und erlag einem Schlaganfall. Nach seinem
Tode ging das Geschäft zunächst auf die Witwe über.
ThumKärt — Tieffenbrucker
515
Thumhart, Xaver I. — Ingolstadt, München
Begründete im Jahre 1839 sein Geschäft in Ingolstadt
und verlegte es 1847 nach München. Er hat nur wenige
Geigen gebaut, dagegen hatte er einen guten Ruf als
Zither- und Gitarrenmacher.
Geigenzettel: Xaver Thumhart / Instrumentenmacher
in / Ingolstadt 1842 (geschrieben).
Thumhart.Xaver II. — München. 1888. 1920
Der letzte Instrumentenmacher der Familie, der das
alte 1839 begründete Geschäft von Joseph Th. 1888
übernahm und 1901 in Ignaz Roider einen Nachfolger
fand.
Geigenzettel : Reparirt / Xaver Thumhardt / München /
Schäfflergasse No. 16 (gedruckt).
Tibbets, Mrs. Jas H. — Brunswick (Maine).
Geb. 1821
Eine amerikanische Dilettantm, die mit unzulänglichen
Werkzeugen (Taschenmesser, Glas usw.), nachdem sie
fast 78 Jahre alt geworden war, begann, einige Geigen
zu machen, von denen in Amerika viel Aufhebens ge-
macht wurde.
- M
ire-
Tiblemont (Thiblemont), Charles,
court. 1724. 1733
Wenig bekannter Mirecourter Meister.
Tiblemont, Mansuy. — Mlrecourt. 1 743. 1 774
Obwohl er anfangs mit Not zu kämpfen hatte, arbeitete
er sich allmählich empor und kam zu einem gewissen
Ansehen, wobei es ihm vielleicht dienlich war, daß er
in nahen verwandtschaftlichen Beziehungen zu den
Familien Harmand und VuiUaume stand.
Tiburtius s. Centuno
Tichy, Johann. — Olmütz. Geb. zu Klein-
Pentschltz 1809, f 2. Februar 1871 nach
13 jähriger Ehe
Schüler von Franz Soboll. Er ist der letzte Olmützer
Geigenmacher, der selbständig neue Geigen gemacht
hat. Er erfand eine große Bratsche, die mit C-G-D-.A-
Saiten bespannt war, um die Violoncellopartien mit
einem Violinspieler besetzen zu können. Das Instru-
ment war trotz seiner Größe handlich und leicht spiel-
bar. Seine Violinen sind von sehr schönem Aussehen
und klingen namentlich auf den A- und E-Saiten hell
und edel, während D-G schwächer und dumpf daneben
klingen. Sein Geschäftsnachfolger war Peter Koutny.
Auch ein Wenzel T. war um 1850 in 0. ansässig.
Tieffenbrucker, Caspar. — Lyon. Geb. 1514
in »Pruck«, f 16. Dezember (?) 1570 oder
1571 in Lyon
Besser bekannt in der verwelschten Form seines Na-
mens als Gaspard Duiffoprugcar. Er stammte nach der
Angabe eines Verzeichnisses der Füssener Bürger-
aufnahmen ^) aus »Pruck«, worunter man wohl am
besten Tiefenbruck bei Roßhaupten versteht. Er er-
langte durch die Verheiratung mit einer Bürgerstochter
am 22. April 1544 das Bürgerrecht in Füssen. In seinen
Wanderjahren mag er schon weit umhergekommen
sein, da wurde es ihm in der Heimat zu eng und er zog
wieder hinaus in die Fremde und kehrte nach Lyon
zurück, wo er schon im Jahre 1 533 nachweisbar ist. Ob
er seine junge Frau mit genommen hat, oder ob ihr Tod
den Anlaß zu seiner Auswanderung gab, läßt sich nicht
feststellen. Daß er zuerst in Bologna ansässig war, wird
zwar mehrfach behauptet, beruht aber jedenfalls auf
einer Verwechslung mit Wendelin T. — Urkundlich
nachweisbar ist er später nur in Lyon, und gleich auf
dem ältesten Schriftstück vom 23. November 1553, in
dem er vorkommt, wird er als Deutscher bezeichnet.
Seinen Namen schreibt er da: »Duiffobrocard«; eine
andere Urkunde (vom 4. November 1 555) unter-
zeichnet er »Gaspard Duiffoprougar«. Von seinem
Leben ist wenig bekannt. Seine Heimat und das Ge-
burtsjahr 1514 erfährt man aus einem Dekret Hein-
richs II. vom Januar 1558, durch welches Caspar zum
französischen Bürger aufgenommen wird. Das Geburts-
jahr bestätigt auch Pierre Woeriots Porträt des Meisters,
das ihn im Alter von 48 Jahren zeigt. Das wenige, was
über ihn festzustellen war, verdankt man dem treff-
lichen Dr. Henry Coutagne (f 1896), der in seiner inter-
essanten Schrift (Paris 1893) die Ergebnisse seiner
Forschungen mitteilt und dadurch alle früher von
J. B. B. Roquefort-Flamericourt, Fetis u. a. aufge-
stellten Behauptungen zu Fall brachte. Auf welchem
Umweg Caspar Tieffenbrucker nach Lyon gekommen
ist, ließ sich bisher noch nicht ermitteln. Im Jahre 1533
wohnte er dort in der Nähe der Franziskanerkirche. Er
scheint sehr fleißig und sparsam gewesen zu sein und
kam zu einigem Vermögen, so daß er im Jahre 1556
einen Weinberg »a la cöte Saint Sebastian« kaufen
konnte, auf dem er sich ein Wohnhaus mit Hof und
Garten erbaute. Acht Jahre lebte er da mit den Seinen
in Ruhe und Frieden, da wurde aber die Errichtung
einer Zitadelle beschlossen, und da nach ihrer Voll-
endung Tieffenbruckers Haus im Festungsgraben lag,
verfiel es der Expropriation. Der Wert des Besitztums
wurde auf 9245 Lires 14 Sols und 4 Deniers festgesetzt,
und Tieffenbrucker mußte ausziehen. Vergeblich
hoffte er, die versprochene Entschädigungssumme zu
erhalten; er geriet in Not und starb schließlich in
bitterster Armut und hint-erließ seine Frau Barbe;
geb Homeau, und seine Kinder in größtem Elend.
Auch die Witwe konnte die Auszahlung des Geldes für
ihr Haus nicht durchsetzen und mußte schließlich froh
sein, wenigstens eine lebenslängliche, kleine Rente zu
erhalten. Es unterliegt keinem Zweifel, daß C. Tieffen-
brucker ein sehr angesehener Meister war. Die ihm
mit einiger Wahrscheinlichkeit zugeschriebenen Ar-
beiten zeichnen sich vornehmlich durch ihre reiche Ver-
zierung aus, und es ist nicht gut einzusehen, warum
man gerade ihn zum Erfinder der heutigen Violine
»machen« wollte. Man kann nur annehmen, daß er
verschiedene Lyren gemacht hat, und die Ähnlichkeit
der Lyra mit der Violine hat dazu geführt, die Mei-
^) Handschrift in der fürstl. Öttingenschen Bibliothek
in Maihingen. Sign. I. 3. Fol. 12.
33*
516
Tiefenbrucker, JacKomo — Tieffenbrucker, Magnus
nung aufkommen zu lassen, er habe auch die ersten
Violinen hergestellt. Man kennt auch tatsächlich sechs
Violinen, die als seine Arbeit galten, aber alle sechs
haben sich als Fälschungen neueren Datums erwiesen
und sind wahrscheinlich in ihrer Art geniale Mach-
werke, z. B. Vuillaumes^). Als Fälschungen erweisen
sie sich auch durch ihre Zettel mit Jahreszahlen, die
lange vor der Geburt Caspars liegen oder Bologna als
Wohnsitz angeben. In Italien hat Caspar schwerlich ge-
arbeitet; mehr Wahrscheinlichkeit hat die Vermutung
Jacquots, daß er sich um 1560 am Hofe des Herzogs
Carl III. von Lothringen in Nancy aufgehalten habe.
Es wird sogar behauptet, daß Caspar T. ursprünglich
Mosaikarbeiter gewesen sei; ob dies der Fall ist, fällt
nicht ins Gewicht; die übrigen Erzählungen aber, die
davon berichten, daß er für König Franz I. gearbeitet
habe usw., erweisen sich schon durch das Geburtsdatum
Tieffenbruckers als falsch. Den Geburtsort liest Cou-
tagne in der Bürgerrechtsurkunde »Fressm ville imperi-
ale enAllemagne« und meint, damit könne nur Freising
bei München gemeint sein. Offenbar liegt hier ein Lese-
fehler vor, in der Urkunde muß Fuessin stehen. In
Füssen war die Familie Tieffenbrucker von alters her
ansässig, und noch heute leben mehrere Tief fenbrugger
in der Füssener Gegend. Bemerkenswert ist auch, daß
der gleichzeitig in Lyon ansässige Johann Helmer
ebenfalls einer Füssener Familie angehört haben dürfte.
Sichere Arbeiten von ihm sind kaum bekannt, wenig-
stens haben sich bisher die meisten seinen Zettel
tragenden Instrumente als Fälschungen, oder als
Werke anderer Meister erwiesen. Echt ist vielleicht
eine Viola da Gamba von 1550 in der Sammlung
Donaldson. Ein reich eingelegtes Instrument mit
seinem Namen befindet sich in der Sammlung des
Abtes Sales Bauer in Rein (Steiermark) usw.
Geigenzettel : Gaspard Duiffopruggar a la coste Saint
Sebastien ä Lyon (?) (gedruckt) und Abb. 793.
Tiefenbrucker, Jachomo. — Mailand. 1 S.Jahr-
hundert
In der ehemaligen Sammlung Artigoni in Mailand soll
ein »Arciliuto* diesen Namen getragen haben.
Tieffenbrucker (Duiffoprucart), Johann. —
Lyon. 1585
Es ist Coutagne gelungen, einen Sohn Gaspards nach-
zuweisen, der ausdrücklich als »falseur de luth« be-
zeichnet wird, also das väterliche Geschäft fortgesetzt
hat. Günstigen Falles sind manche Instrumente, die
heute dem Gaspard zugeschrieben werden, von dem
Sohne gebaut, der möglicherweise auch die Zettel
seines Vaters verwendet hat.
Tieffenbrucker, Leonhard (Leonardo) l. —
Padua(?). 16. Jahrhundert
Ein Geigenmacher, von dem nur der Name bekannt ist ;
E. G. Baron rühmt ihn (1727) wegen seiner gar feinen
Arbeit, und sein Sohn Wendelin nennt ihn auf seinen
Zetteln. Man hat diesen Leonardo für einen Sohn
Caspars halten wollen, und solange Caspar in die Zeit
von 1480 — 1539 gesetzt wurde, wäre dies auch glaub-
würdig gewesen. Nun ist aber Caspar erst 1514 ge-
boren, und Wendelin war ein jüngerer Zeitgenosse
Caspars. Ich möchte daher eher annehmen, daß
Leonardo sowohl der Vater Caspars als auch Wendelins
gewesen sei, der mit seinen Söhnen aus Füssen nach
Italien eingewandert ist. Caspar verwelschte erst in
Frankreich die Schreibweise seines Familiennamens ;
Leonardo und Wendehn behielten die heimische Ortho-
graphie bei.
Tieffenbrucker, Leonhard IL — Venedig. 1590
Vermutlich ein Sohn von Wendelin T. Er ist bisher nur
durch die Stelle bei Baron, wo er Härtung als den
Schüler des »gantz jüngeren Leonhard T.* welcher auch
»gar feine Arbeit gemacht«, bezeichnet, bekannt. Er
könnte also der Enkel des »älteren« Leonhard gewesen
sein.
Tieffenbrucker, Magnus.
1621 (?)
Venedig. 1557.
Vielleicht ein näherer Verwandter Caspar T.s, da er
allein unter den Mitgliedern seiner Familie seinen
Namen in ähnlich verwelschter Form schrieb (»Dieffo-
pruchar«, »Dieffoprughar«usw.). Die weit auseinander-
liegenden Jahreszahlen können die Vermutung auf-
kommen lassen, daß man es mit zwei gleichnamigen
Meistern, vielleicht Vater und Sohn, zu tun hat, wenn
die letzten Ziffern sich als einwandfrei erweisen sollten.
Zuerst finde ich ihn in einer in Modena aufbewahrten
Urkunde vom 7. April 1557 als »Magnifico Mastro
Magno, leutaro«, also ebenso auszeichnend wie seinen
Vorgänger Siglsmund Maler, erwähnt. Er kann damals
nicht mehr ganz jung gewesen sein; denn in dem 1566
angefertigten Verzeichnis der Raymund Fuggerschen
Kunstkammer werden seine Arbeiten ausdrücklich
schon als »alte« bezeichnet^). Er muß auch ein sehr
hohes Alter erreicht haben — oder es gab zwei gleich-
namige Meister in Venedig — , denn in einer Mandola,
die die staatl. Sammlung in Berlin besitzt, liest man aie
Jahreszahl 1621. Er stand in hohem Ansehen und war
ein vorzüglicher Lautenmacher, von dem auch heute
noch treffliche Arbeiten in verschiedenen Sammlungen
zu finden sind. Eine Laute von 1560 bewahrt das
Schlesische Museum für Kunstgewerbe und Altertümer
in Breslau, eine Mandola von 1607 die Sammlung des
Fürsten Lobkowitz auf Schloß Raudnitz, eine große
Laute von 1608 das Donaldson-Museum (Royal College
of Music) in London, eine Laute von 1609 (rep. von
Andr. Jauck in Dresden 1 746) der Landschaftsmaler
Fr. Wildhagen in Haiensee, eine Theorbe das Museum
Modena, eine Archilaute von 1610 das Muslkhistonsche
Museum W. Heyer in Köln und eine gleiche aus dem-
^) Vuillaume machte schon 1827 nach einer Gamba von
Caspar eine derartige Violine.
^) Eine alte Lauten vom Meister Mang. Dieffen-
prugger. Nr. 72. Eine alte rothe Lauten von Mang.
Dief fenprugger. (Auch hier mache ich darauf aufmerksam,
daß die Form Mangnus für Magnus eigentlich nur in
Füssen vorkommt.) Nr. 75. Eine Lauten von Ebano von
M. Dieffenprugger. Vgl. Stockbauer, Die Kunstbe-
strebungen usw. unter Albert V. und Wilhelm V. Wien
1874.
i
Tiefenbrucker — Tiefenbrunner
517
selben Jahre Berlin aus der Sammlung Snoeck. Auf der
Brust der Mandola von 1607 findet sich das neben-
stehende Meisterzeichen: MIH das nicht ganz zu
deuten möglich ist. EineTheorbe mit 7 doppelten und
4einzelnen Saiten von 1 584 (repariert 1741 vonJoh.Chr.
Hoffmann in Leipzig) besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen. .Abt Sales Bauer in Rein (Steiermark) besitzt eine
vom Jahre 1606 datierte Arbeit von ihm ; ein 21 späniger
Chitarrone mit drei Dachstemen und doppeltem
Kragen findet sich in der Wiener Sammlung alter
Musikinstrumente.
Tiefenbrucker, Moises. — Venedig. 18. Jahr-
hundert
Das Museum des Pariser Konservatoriums besitzt eine
Chitarra von diesem sonst nicht bekannten Mitgliede
der Familie. Der Krieg machte es mir unmöglich, mich
zu überzeugen, ob der Vorname richtig gelesen ist, denn
ich vermute, daß statt Moises »Magnus« zu lesen sein
wird.
Tiefenbrucker, Ulrich (Uldrich). — Venedig,
Bologna (?). 1521
Das Selhofsche .Auktionsverzeichnis führt eine Elfen-
beinlaute mit 13 Saiten von »Ulrich Dieffenprugkher
in Venezia« auf. Nach W. J. v. Wasielewski, der als
Uldrich Tiefenbruckers Wohnsitz Bologna angibt, be-
sitzt die Familie Heimsoeth in Bonn eine Laute von
Uldrich T., deren Wölbung des Resonanzkastens aus
Elfenbeinspänen gebildet ist.
Tieffenbrucker, Wendelin. — Padua. 1572.
1611
Wenn die Deutung seines Zettels richtig ist, ein Sohn
des Leonardo T. Er nennt sich darauf »Vendelinus«
oder häufiger Wendelino Venere de Leonardo usw.
»Venere« dürfte identisch sein mit »Genere". Häufig
verwendete er nur die obere Hälfte seines Zettels, so
daß nur »Wendelio Venere« mit Ort und Jahreszahl
blieb, was dazu führte, daß seit Baron ein Lauten-
macher »W. Venere in Padua« als besonderer Meister
aufgeführt wird. Auf den halbierten Zetteln kann man
öfters noch aus den Buchstabenresten der abgetrennten
zweiten Zeile diese selbst rekonstruieren, so in einer
Laute des Kaiserl. Hofmuseums in Wien. Die Gründe
für diese Art der Zettelbenutzung lassen sich heute
freilich nicht mehr erkennen; aber seit etwa 1595
scheint er mit Vorliebe die halben Zettel eingeklebt zu
haben. Außerdem verwendete er auch gerne eine Brand-
marke, die sich am Halsrande zu finden pflegt und aus
einem Anker mit den Buchstaben V und T oder W E be-
steht. Von ihm und Magnus T. sagt Baron in seiner
Untersuchung des Instruments der Lauten : »Magnus
und Vendelino Tieffenbrucher und Vendelino Venere,
welche sehr berühmt und alt, haben an ihrer Arbeit
viele Proportion proprete bewiesen, und nach der
neuesten und am meisten aestimirten Art, nemhch
länglicht oder etwas flach gearbeitet. Was die Tieffen-
bruckerische .Arbeit anlanget, so schätzt man sie weit
höher als die Füssner und sind selten zu bekommen.
Diese jetzt angeführte Meister haben meistentheils in
Venedig zwischen Anno 15 und 1600 gelebt.« —
Arbeiten von Wendelin T. finden sich noch oft in Samm-
lungen, so eine Laute von 1572 in der Sammlung
Snoeck G^tzt in Berlin), eine von 1 578 im Städtischen
Museum zu Braunschweig, eine von 1582 und ein
Lyrone im ehemaligen Museum Modena in Wien, eine
Laute von 1587 in der Sammlung der Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien, eine von 1592 im Museum
zu Darmstadt, eine Laute mit umgeschlagenem
Kragen in W. Heyers Musikhistorischem Museum
in Köln, eine von Seb. Schelle zur Theorbe umge-
arbeitete Archilaute mit drei schönen, kleeblattartig
angeordneten Dachsternen (Rosetten) in der Wartburg
(Gesamtlänge 143 cm, Korpus 65 cm lang, 38 cm
breit); eine von Jos. J. Edlinger und G. .A. G. Otto
reparierte Laute mit 14 Wirbeln besitzt Prof. Streicher
in Köthen ; auch Th. Körners Laute (jetzt im Körner-
Museum in Dresden) ist eine Arbeit Wendelins. Ein
Violoncello ! mit seinem Namen besitzt Rat Friedrich in
Posen. Die Wiener Sammlung alter Musikinstrumente
besitzt von ihm zwei Diskantlauten, eine elf spänige
Oktavlaute, eine theorbierte Laute von 1595, eine
paduanische Theorbe von 1611, sowie eine (vielleicht
von ihm erfundene) 42 saitige Harfenzister und eine
eigenartige Lira da Gamba.
Geigenzettel: In Padua Vendelinus Tieffenbrucker
(gedruckt). — In Padoua / Vvendelio Venere / de
Leonardo Tiefembrucker 1582 (gedruckt). — 1595 /
In Padova Vvendelio Venere (gedruckt) (die untere
Hälfte des Zettels abgetrennt) und Abb. 769.
Tiefenbrunner, Adolf. — München. Geb.
5. Mai 1865 in München, f 14. Februar 1900
Sohn zweiter Ehe von Georg T. Nachdem er das
Gymnasium (»Holland. Inst.«) absolviert und bereits die
Universität besucht hatte, wurde er von seiner Vorliebe
für das Instrumentenmachen und durch Geschäfts-
interesse veranlaßt, am 23. April 1891 das väterliche
Geschäft zu übernehmen. Da ihn der Vater stets im
Instrumentenmachen unterwiesen hatte, brachte er die
besten Vorkenntnisse mit. Auch er verlegte sich fast
ausschließlich auf die Zitherfabrikation, wie er auch
ein trefflicher Zitherspieler war. Er besaß viele Aus-
stellungspreise und erlag den Folgen der Influenza.
Seine Witwe setzte das Geschäft fort: der jetzige In-
haber der Firma ist der Instrumentenmacher Heinz
Raab.
Tiefenbrunner, Balthasar. — Mittenwald.
1825. 1855
In bezug auf handwerksmäßige Geschicklichkeit ist er
seinen Mittenwalder Zeitgenossen ebenbürtig, hat aber
ebensowenig wie diese hervorstechende persönliche
Eigenschaften. Seine besten Arbeiten fallen in die
Jahre 1830—1850.
Tiefenbrunner, Georg. — München. Geb.
1812 in Mittenwald, f 10. Oktober 1880 in
München
Schüler von Kriner in Landshut. Mit einem Taler in
der Tasche kam er zu Fuß nach München und ward
Gehilfe bei Engleder, bei dem er seine Ausbildung als
Geigenmacher vollendete, worauf er in Augsburg die
518
Tiefenbrunner — Tielkc
Meisterprüfung ablegte. Er heiratete die Tochter des
Zithermachers Krenn, dessen Geschäft in der Send-
hngergasse er 1842 übernahm. Dadurch wurde er ver-
anlaßt, sich mehr und mehr dem Zitherbau zuzu-
wenden, und es gelang ihm, aus dem damals noch recht
armseligen Volksinstrument ein höheren musikalischen
Ansprüchen genügendes Tonwerkzeug zu schaffen, so
daß ihn der Komponist Franz d. P. Ott geradezu den
Vater der heutigen Zither nennt. Dazwischen machte
er jedoch vereinzelt auch Geigen und war seiner sorg-
fältigen Ausbesserungen wegen recht beliebt. Er
brachte sein Geschäft in Blüte und wurde zum Hof-
instrumentenmacher ernannt, zog sich aber schon 1875
vom Geschäft zurück, das seine Frau bis 1881 weiter-
führte und dann ihrem Sohne Adolf übergab.
Geigen Zettel : Reparirt / Georg Tiefenbrunner / in
München 1 856 (gedruckt). — Georg Tiefenbrunner. /
Saiten-Instrumentenmacher in München 1847 (ge-
druckt).
Tiefenbrunner, Georg. — Mittenwald. Geb.
1854 in München
Sohn (I.Ehe) und Schüler von Gg. Tiefenbrunner.
Er machte sich 1876 in München selbständig und ver-
legte sein Geschäft 1880 nach Mittenwald, wo er seit-
dem ausschließlich die Fabrikation von Zithern und
eine Saitenspinnerei betreibt. Er besitzt mehrere Me-
daillen und ist nassauischer Hoflieferant.
Tiefenbrunner, Georg Ferdinand. — Mitten-
wald. Geb. 19. Oktober 1757. 1780
Sohn und wahrscheinlich auch Schüler von Joh. Casp.
T., mit dem und für den er fast ausschließlich ge-
arbeitet haben soll.
Tiefenbrunner, Johann Caspar. — Mitten-
wald. 1750. 1769
Der beste Geigenmacher aus seiner Familie. Seine
Arbeit ist recht gut ; er hat hauptsächlich Violinen und
Violen gemacht, doch soll es auch einzelne Bässe mit
seinem Zettel geben. Er schrieb seinen Namen häufig
mit ff.
Geigenzettel ; Johann Caspar Tieffenbrunner, Lauten-
und Gei- / genmacher von Mittenwald an der Jser 1 768
(geschrieben).
Tiefenbrunner, Korbinian. — Altötting. Geb.
U.Dezember 1836 in Mittenwald, f ?
Mitte der sechziger Jahre ließ er sich in Altötting
nieder und hat dort hauptsächlich Zithern, aber nur
wenige Geigen gemacht. Da er keine ausreichende Be-
schäftigung fand, kehrte er in seinen Geburtsort zurück
und arbeitete meist für die dortigen großen Händler.
Geigenzettel : Korbinian Tiefenbrunner / aus Mitten-
wald / Saiteninstrumentenmachcr / in / Altötting Rep.
1866 (gedruckt).
Tiefenbrunner, Martin. — Mittenwald. Geb.
I 1687. 1720
Angeblich Sohn des Joachim T. (dessen Beruf nicht
feststeht). Sein Taufpate war (6. November 1 687)
Math. Klotz, und er dürfte auch dessen Schüler ge-
wesen sein. Eine ihm zugeschriebene Viola war recht
gut, doch fehlte ihr die alte Schnecke, und da sie auch
neu lackiert war, kann sie zur Beurteilung nicht gut
herangezogen werden. Dagegen besitzt Gymnasial-
direktor Dr. Schmitt in Neumünster eine Viola von
ihm, gutes Klotzmodell, mit dem Zettel: Martin
Dieffenbrunner / Mittenwaldt aö 17 . . (gedruckt).
Martin T. darf als der erste Geigenmacher der Familie
gelten.
Tiefenbrunner, Matthias. — Mittenwald. 1832
Ein geschickter Geigenmacher, der einen schönen
gelben Lack verwendete. Da er hauptsächlich für die
Verleger arbeitete, schrieb er seinen Namen, Wohnort,
Tag und Jahr gewöhnlich nur mit Bleistift auf den
Boden und die Decke.
Tiefenbrunner, Sebastian. — Mittenwald.
1808. 1830
Ein geschickter Geigenmacher, der aber nur wenig
hervorgetreten ist.
Tiefenbrunner, Simon. — Mittenwald. Geb.
um 1810, t 26. Dezember 1883 1
Ein tüchtiger Geigenmacher, der zwar im Sommer
hauptsächlich als Landwirt tätig war, im Winter aber
um so fleißiger Geigen machte, wobei er das Stainer-
modell am liebsten zum Vorbild nahm.
Tielke (Thielke), Gottfried. — Königsberg.
1653. 1671
Eine Geige von ihm führt schon der .Auktionskatalog
der Selhofschen Sammlung auf. In W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln befindet sich ein sehr
großer fünfsaitiger Violone, ein Frachtinstrument im
Geschmack Magginis mit der etwas unklaren Inschrift
auf der Rückseite : Santo Maggini Brescia ! • / Gott-
fried Thielke : • / Me fecit. .^nno 1662 : ■ Hat Tielke
den Vjolone bei Santo Maggini gemacht? Das anzu-
nehmen läge am nächsten. Oder soll die Inschrift an-
deuten, daß der Kontrabaß nach einem Vorbilde von
Maggini gebaut ist? Gottfr. T. dürfte ein Bruder oder
der Vater Johanns gewesen sein. Für die Verwandt-
schaft mit Joachim spricht auch der Umstand, daß
Joachims ältester Sohn (geb. 1668) gleichfalls Gottfried
getauft wurde.
Geigenzettel: Gotfrid Tielke/ In Königsberg 1671 (ge-
schrieben).
Tielke, Joachim. — Hamburg. Geb. 14. Okt.
1641, t 19. Sept. 1719 in Hamburg
Einer der berühmtesten deutschen Lauten- und
Geigenmacher seiner Zeit, der namentlich in der künst-
lerischen Ausschmückung das Höchste leistete, was
überhaupt je geleistet worden ist. Er war der Sohn von
Johann T., mit dem er schon in jungen Jahren nach
Hamburg eingewandert war. Er entstammte zweifellos
einer alten Lautenmacherfamilie, deren Heimat sich
noch nicht feststellen ließ. Der Name ist von ausge-
sprochen norddeutschem Klang, also dürfte der"
Stammsitz der Familie Tielke viel eher in Königsberg
Ticlkc. Johann - - Ticikc, Willicln.
519
als in München zu suchen sein. Auf seinen Wander-
fahrten scheint Joachim T. auch nach Itahen ge-
kommen zu sein, wofür sowohl seine Arbeit als auch
der Umstand spricht, daß sich in der Sammlung
Hammer in Stockholm eine reich eingelegte Laute von
glockenförmigem Umriß mit der Inschrift: »Joachim
Tielke in Fiorenza fecit«^) befand. Im Jahre 1669, am
9. Juli, erwarb er das Bürgerrecht, wobei er die Gebühr
für solche, die keine Bürgerssöhne waren, bezahlte. Im
selben Jahre, am 7. September, heiratete er Katharina
Fleischer (geb. 10. April 1646, f 7. Dezember 1724),
die wohl auch einer Lautenmacherfamilie entstammte.
Joachim Tielke kam zu großem Ansehen und übte seine
Kunst als Freimeister aus, da die Lautenmacher in
Hamburg keiner Zunft zugeteilt waren. Er wurde von
nah und fern mit Aufträgen überhäuft, arbeitete für
Fürstenhöfe und wurde von den bedeutendsten
Künstlern aufgesucht. Baron, der ihn noch selbst ge-
kannt haben könnte, schreibt in seiner »Untersuchung
des Instruments der Lauten«: »Unter denen neuen
Meistern, welche in Teutschland viel Renommee er-
worben, ist besonders Herr Joachim Tielke, welcher im
Hamburg gelebet, zu remarquiren. Man hat Lauten
von ihm gesehen, da das Corpus von lauter Elfenbein
und Ebenholtz verfertiget, der Hals aber sehr künstlich
mit allerlei Gold, Silber und Perlen-Mutter ausgelegt
gewesen. In der Holtz-Arbeit ist er auch glücklich ge-
wesen, und klingen seine Instrumente nicht gar be-
sonders stark, doch ganz delicat und angenehm. << Die
reiche Einlage mag den Ton manchmal abgeschwächt
haben, im übrigen aber hat er sicher treffliche Kennt-
nisse der Gesetze der Akustik besessen. In den Um-
rissen wich er von den Cremonesern ab, in der Schön-
heit der .Arbeit ist er ihnen ebenbürtig, deshalb sind
seine Arbeiten auch heute noch in fast allen bedeu-
tenden Museen als kostbare Prunkstücke zu finden.
Ein Verzeichnis einer größeren Anzahl Tielkescher
Instrumente gibt De Wit ") in seiner Zeitschrift (Jahrg.
1899/1900). Nach dem Zeugnis Conrads von Uffen-
bach'O erhielt Tielke für eine Laute »hundert Mark
oder fünfzig Gulden schweren Geldes", ein Preis, der
auch 1790 von Lautenisten noch gerne bezahlt wurde.
Er hatte sieben Kinder, drei Töchter und vier Söhne,
von denen keiner Lautenmacher wurde; wohl aber
scheinen sie ihm behilflich gewesen zu sein, seine
Lauten mit Schnitzereien und Einlagen zu verzieren ^).
Joachim T. feierte am 7. September 1717 noch in voller
Rüstigkeit das Fest der goldenen Hochzeit, und einen
Beleg für das Ansehen, dessen er sich erfreute, gibt eine
^) Die im Katalog angegebene Jahreszahl 1547 kann
nur auf einem Lesefehler beruhen.
") Der selbst eine Laute, eine Quinterne, zwei Gamben
und eine Viole von J. Tielke besaß. (Jetzt in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln.) Ein weiteres
chronologisches Verzeichnis Tielkescher Werke enthält
G. Kinskys trefflicher Katalog S. 275, 276 und 645, 646.
*) Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen. Ulm
1753. S. 80 u. 88.
*) Gottfried T., geb. 1668, stand im Dienste des Land-
grafen von Hessen -Kassel, Joachim, geb. 1673, war Sekre-
tär der verwitweten Herzogin von Mecklenburg, Martin
Gabriel, geb. 1685, war Kaufherr und Oberalter der Kauf-
mannschaft, Christoff er, geb. 1670, starb 1706.
Festschrift, die damals erschien und manche wertvolle
Beiträge zur Biographie des Meislers enthält, die um
so willkommener sind, als Tielke gerade in Hamburg
im 19. Jahrhundert einer unverdienten Vergessenheit
anheimfiel. Eine Anfrage, die ich im Interesse des vor-
liegenden Werkes an das Hamburger Archiv richtete,
gab den Anlaß zu Dr. H. Nirmheims Aufsatz in den
Mitteilungen des Vereins für Hamburgischc Geschichte
(Bd. VII, Heft 1, Nr. 7): »Zur Geschichte des Musik-
instrumentenbaues in Hamburg*, welcher alles enthält,
was sich im Archiv über Tielke ausfindig machen ließ.
Im Jahre 1897 (14. Dezember) war bereits ein Aufsatz
über Tielke von Julius Thias im Hamburger Fremden-
blatt erschienen, im selben Jahre (20. Dezember) ein
gleicher, der schon früher geschrieben war, von Dr. J.
Heckscher im Hamburger Korrespondenten, und von
demselben Verfasser, der die Festschrift zur goldenen
Hochzeit Tielkes auffand, ein weiterer Aufsatz in den
Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte,
der die biographische und genealogische Ausbeute
dieser Festschrift enthält. Aus der H. v. Bülow-
Stiftung kaufte das Hamburger Museum für Kunst und
Gewerbe in den letzten Jahren einige hübsche Arbeiten
Tielkes ; eine gute Laute besitzt das Lübecker Museum,
eine Taschengeige das Städtische Museum in Budweis,
eine Tenorgamba von 1695 mit gewölbtem Boden, rot-
braunem Lack und dem typischen Frauenkopf am
Wirbelkasten die Sammlung Fritz Wildhagen in Haien-
see bei Berlin, eine reicheingelegte, sechssaitige Viola
da Gamba das Historische Museum in Basel; andere
Arbeiten sind im Münchener Nationalmuseum, im
Städtischen Museum in Braunschweig, m Stockholm,
bei Claudius in Kopenhagen usw. Im übrigen sei auf.
das schon genannte Verzeichnis in P. de Wits Zeit-
schrift hingewiesen, das die schönsten erhaltenen Ar-
beiten nennt. Außer seinen Zetteln findet man auch
manchmal in den Elfenbeinbelag graviert: Tielke in
Hamburg fecit (1700).
Geigenzettel: Joachim Tielke / in Hamburg An. 1672
(gedruckt). — Joachim Tielke / in Hamburg Afio 1 703
(gedruckt). — Tielke in Hamburg / fecit 1 700 (gedruckt)
und Abb. 772.
Tielke, Johann. — Hamburg. 1635
Der Vater Joachims. Er wanderte mit seinem Sohn in
Hamburg ein'^), da er aber das Bürgerrecht nicht er-
warb und auswärts gestorben zu sein scheint, kommt
sein Name in den Archivalien nicht vor. Ein eigen-
artiges Streichinstrument mit vier Darm- und drei
Aliquotsaiten mit seinem Namen war auf der Wiener
Musik- und Theaterausstellung zu sehen. (Dasselbe
soll in Kottbus aufbewahrt werden.) Ein C. Tielke soll
in Hamburg schon um 1551 vorkommen, was mir un-
glaubwürdig erscheint.
Tielke, Wilhelm. — München. 1 7. Jahrhundert
In welcher Beziehung er zur Hamburger Familie steht,
ist nicht klar. Franz Trautmann sagt von ihm (»Die
^) Daß auch Joachim nicht in Hamburg geboren ist,
geht aus einem Gedichte seines Enkels in der Festschrift
zur goldenen Hochzeit hervor, in welcher es unter
anderem heißt: »...Wen Gott / wie Abraham / aus
seinem Land hieß ziehen / Und schickt ihn in ein Land /
da er ein Fremdling war« usw. usw.
520
Tietgen — Tobiä
Altmünchener Meister.« Jahrb. f. Münch. Gesch. I.,
S. 63): »Wilhelm Tielke machte treffliche Geigen und
reichverzierte Viole di Gamba.« Ich kenne einen
Wilhelm Tielke nur aus dieser Quelle und fürchte fast,
daß Trautmann durch die im Münchener National-
museum befmdlichen, für den bayrischen Herzog ge-
fertigten Prachtarbeiten Joachims verführt wurde, an
einen Münchener Meister namens Tielke zu glauben.
Tietgen, Hans. — Itzehoe, Hamburg, New
York. Geb. 29. April 1857 in Stolpe
In ländlicher Umgebung aufgev^'achsen, mußte er als
kleiner Junge Gänse hüten. Um sich die Zeit zu ver-
treiben, begann er Peitschenstiele aus gewundenem
Weidenholz zu schnitzen, womit er sich ab und zu einen
Groschen verdiente, im Winter schnitzte er Spazier-
stöcke, doch war es sein einziger Wunsch, Musiker zu
werden. Den ersten Geigenunterricht gab ihm der Stol-
per Schulmeister, nach seiner Konfirmation kam er dann
zu einem Stadtkapellmeister nach Neumünster, wo er
eine fünfjährige Lehrzeit durchmachen mußte und auf
allen Streich- und Blasinstrumenten spielen lernte. Er
kam dann nach Holzminden und als Soldat nach Span-
dau. Als nach längerer Zeit seine musikalischen Fähig-
keiten bemerkt wurden, reihte man ihn in die Regi-
mentskapelle ein. Nach beendigter Militärzeit lernte er
Künstlers Erdenwallen recht genau kennen, so daß er
sehr froh sein mußte, in Itzehoe eine dauernde Stelle
als Musiker zu erhalten. Er hatte immer fleißig allerlei
kunstvolle Schnitzereien angefertigt und es machte sich
dabei ganz von selbst, daß er auch anfing Musikinstru-
mente auszubessern. Bald verlegte er sich mit Feuer-
eifer auf den Geigenbau, eignete sich vieles durch
Selbststudium an und holte sich bei G. Chr. Adam in
Berlin die ihm bisher fehlende Unterweisung. So wurde
er in Itzehoe, wo er auch seine Frau kennen lernte, zum
Geigenmacher und ging dann mit seiner Familie im
Jahre 1886 nach Amerika. Anfangs machte er haupt-
sächlich Bässe und trieb einen Handel mit Geigen, die
er selbst mit zunehmendem Erfolg baute. Er versuchte
vieles und sammelte reiche Erfahrungen, aber so sehr er
auch Anerkennung fand, war er doch nie zufrieden, und
als er seine 350. Geige gebaut hatte, wollte er den
Geigenbau überhaupt aufgeben und sich ausschließlich
auf den Handel verlegen. Er reiste mehrmals nach
Europa, bereiste ganz Italien und brachte eine stattliche
Anzahl wertvoller Meistergeigen mit nach Amerika.
Im Verkehr mit dem Maler Tr de Haven, der selbst
ein tüchtiger Gelgenbauer ist, und mit Dr. George
Young fühlte er sich zu neuem Schaffen angeregt;
jetzt begann seine eigentliche Blütezeit, und er wird jetzt
von Kennern als der beste New Yorker Geigenmacher
geschätzt, obwohl er keinerlei Reklame macht und nach
wie vor sehr zurückgezogen lebt. Er hat die alten Mei-
ster gründlich studiert, kopiert sie aber nicht, sondern
bildete sich ein eigenes Modell aus, das eher an die
Brescianer als an die Cremoneser Schule erinnert, und
verwendet am liebsten einen leuchtenden roten Lack.
Er besitzt eine seltene Handgeschicklichkeit und erzielt
einen wundervollen Ton. Er ist eine echte Künstler-
natur von einer herzgewinnenden Bescheidenheit. Bis-
her hat er über 400 Geigen gebaut.
Geigenzettel: Hans Tietgen / XIII / New York, 1913
[und Monogramm HT.] (gedruckt).
Tilley, Thomas. — London. 1774
Bisher ist nur sein Name bekannt geworden.
Tilmann, Abraham. — Antwerpen. 1602
Eine Laute mit flachem Boden, reich mit Perlmutter
eingelegt und mit bemalter Decke, befindet sich in der
Sammlung des Kunstgewerbe-Museums in Berlin. Der
Name Tilmans fehlt In den Verzeichnissen der Ant-
werpener Gilde; er scheint also ausschließlich Lauten
und vielleicht auch Geigen, aber keine klavierartigen
Instrumente gemacht zu haben.
Tiphanon (Thiphanon), Jean - Fran?ois. —
Paris. 1775. 1800
Er wohnte in der Rue St. Honore du Louvre und dann
Rue St. Thomas du Louvre und ist durch allerlei Er-
findungen ohne nachhaltigen Erfolg bekannt gewesen.
Besser als seine Geigen sind seine Lauten.
Geigenzettel : Tiphanon rue St. Thomas- / du-Louvre
ä Paris, 1 780 (gedruckt).
Tiriot s. Thiriot
Tirler, Carlo. — Bologna. 17. Jahrhundert
Dem Namen nach jedenfalls ein Deutscher. In einer
wahrscheinlich dem 17. Jahrhundert angehörenden
Laute, im Privatbesitz in Bologna, findet sich sein
Zettel ohne Jahreszahl.
Geigenzettel: Carlo Tirler, Leutar / in Bologna fece
(gedruckt).
Tischenant (Tismant), Franz. — Budapest.
1843. 1854
Um 1843 kam er aus seinem Geburtsorte Erlau nach
Budapest, arbeitete bei P. Teufelsdorfer und übernahm
dann die Werkstatt seines Oheims Fr. Hackhofer. Ein
fleißiger Geigenmacher, dessen Arbeiten wegen ihres
glänzenden dunklen, oft schwarzen Lackes bei den
Zigeunerkapellen noch jetzt sehr beliebt sind. Eine
gute, flachgewölbte Violine von ihm besitzt Demuth in
Lübeck.
Geigenzettel: Tischenant Ferentz / Hegedü keszito
Pesten 18... (gedruckt).
Tissier, Pierre. — Jenzat. 1895
Ehemaliger Gehilfe von J. B. Pajot und wie dieser aus-
schließlich mit der Herstellung von Bauernleiern be-
schäftigt.
Tivoli, Augusto. — Triest. 1873. 1883
Wenig bekannter Geigenmacher, der übrigens auch an
anderen Orten gearbeitet haben soll.
Tkalrir. — Agram. 1903
Kroatischer Lauten-(Tamburitza-)macher der Gegen-
wart, der mit Tomay zusammen arbeitet.
Tobias, Willem. — ? 1670
Ein alter, holländischer Geigenmacher, über den nichts
Näheres bekannt ist.
♦
TobI
Tor
521
Tobin, Richard. — London. 1790. f um 1836
in Shoreditch
Er war in Dublin geboren und war ein Schüler von
Perry. Da er viel für John Betts arbeitete, kommen nur
wenige Geigen mit seinem Zettel vor. Er besaß eine
außerordentliche Handgeschicklichkeit und erkannte
auch frühzeitig die Vorzüge der Stradivari- und
Guarnenmodelle, die er ausschließlich nachahmte. Be-
sonders schön sind seine Schnecken ausgeführt; auch
im Ton sind seine Geigen sehr gut, und seine Violon-
celli gehören zu den besten, die in England gemacht
wurden. Trotzdem starb er in größter Armut.
Tobin. — London. 1844
Sohn und Schüler von Richard T. ; er hat fast nur für
fremde Geigenmacher und Händler gearbeitet.
Todini, Michele. — Rom. Geb. m Saluzzo
1625. 1676
Ein piemontesischer »Tausendkünstler«. Er kam aus
Saluzzo nach Rom, wo er nächst dem Arco della Ciam-
bella sein Haus hatte, und war mehr Mechaniker als
Geigenmacher, vor allem aber ein tüchtiger Musiker.
Er soll der erste gewesen sein, der im römischen
Streichorchester den Kontrabaß eingeführt hat'). Er
versuchte sich in allerlei Erfindungen an Lauten und
Geigen, baute Orgeln und kustvolle Uhren und gab eine
kleine Schrift heraus unter dem Titel: Dichiaratione
della galleria armonica eretta nella sua habitatione posta
all' arco della Ciambella. (In Roma, per Francesco
Tirroni 1676. 12 . 12S.) Vgl. auch A. Bertolotti: »Un
musico mecanico« (Artisti subalpini in Roma [1877/79.]
S.56ff.).
Todini, Pietro. ^ — Rom. 1675
Vielleicht ein Sohn Micheles. Er machte Lauten, be-
sonders aber schöne Harfen und Zimbeln.
Todt, Heinr. Hermann. — Markneukirchen.
Geb. 29. Dezember 1862
Nachdem er 1877 bei seinem Oheim in Erlbach das
Bogenmachen erlernt hatte, ging er zum Geigenbau
über und trat nochmals in die Lehre bei Wilh. Schaller,
der gleichfalls sein Oheim war. Nach vollendeter Lehr-
zeit arbeitete er dann bei (seinem jetzigen Schwager)
Carl Rieh. Ficker, ferner in Budapest usw. und machte
sich bereits im Jahre 1882 selbständig und arbeitete zu-
nächst für die Markneukirchener Händler, 1890 be-
gründete er sein Geschäft, dem er bald einen sehr guten
Ruf verschaffte. Er handelt auch mit alten Geigen.
Tolbecque, Auguste. — Paris, Niort. Geb.
30. März 1830 in Paris
Sohn des Hofballmusikdircktors Isidor Tolbecque, ein
trefflicher Violoncellist, der als solcher 1849 den ersten
Preis des Konservatoriums in Paris erhielt. Von be-
sonderer Neigung getrieben, verlegte er sich auf das
Geigenmachen, lernte bei Rambaux, hat eine Anzahl
^) Man hat ihm sogar die Erfindung des Kontrabasses
zuschreiben wollen, was schon deshalb unrichtig erscheint,
weil dieser schon 1619 bei Praetorius abgebildet zu
finden ist.
trefflicher Kopien nach alten Meistern gemacht und
sich auch als Reparateur große Geschicklichkeit er-
worben. Im Jahre 1858 ließ er sich in Niort, Deux
Sevres, nieder, wo er sich auch mit Erfolg als Orgel-
bauer versuchte. Seine wertvolle Sammlung alter
Musikinstrumente kaufte 1879 das Brüsseler Konser-
vatorium. Seine Zettel zeigen ein merkwürdiges
Sprachengemisch: A'^. Tolbeque fils fecit / Parigi,
anno 1852 (gedruckt).
ToUa, Nicola s. Nelli
Tomaschew, Daniel. — Moskau. 1906. 1911
Er gilt als der beste Schüler von Paul A. Chilinski, bei
dem er auch noch als Gehilfe gearbeitet hat. In gleicher
Eigenschaft war er vier Jahre lang bei E. Geißer in
St. Petersburg und machte sich dann 1906 in Moskau
selbständig. Er baut alle Streichinstrumente und wird
als Reparateur geschätzt. Er nimmt die Decke etwas zu
stark im Holz, was die Schönheit des Tons beein-
trächtigt. Er trägt seinen braunroten Lack gleichmäßig
auf.
Tomasi, Carlo Gasparo. — Modena. 17. oder
18. Jahrhundert
Valdrighi (3610) kennt nur eine prachtvoll lackierte
Viola d'amore von ihm, deren Stil dem des 17. — 18. Jahr-
hunderts entspricht.
Tomasowski, K. F. s. K. Ferenczy-Toma-
sowski
Tomay. — Agram. 1900
Kroatischer Lautenmacher der Gegenwart, der mit
Tkalcic zusammen arbeitet und hauptsächlich dieTam-
buritza herstellt. Eine .Arbeit von beiden befindet sich
in der Sammlung Crosby Brown in New York (Nr. 1 027).
Geigenzettel : Tomay i TkalciC / Zagreb (gedruckt).
Tonna. — Lavaletta (Malta). 1851 . f n. 1860
Auf der Insel Malta hat es nach der Auskunft des
dortigen Gouverneurs niemals berufsmäßige Geigen-
macher gegeben, wohl aber Leute, die Musikinstru-
mente ausbesserten, oder Dilettanten, die Geigen
machten. Ein solcher war auch Tonna, der immerhin
eine gewisse Geschicklichkeit besaß und für einen
Kontrabaß aus Vogelahorn mit abgerundeten Ecken in
London 1851 eine ehrenvolle Erwähnung erhielt.
Tononi, Carlo. — Bologna. 1689. 1717
Sohn von Feiice T. Er bevorzugt ein großes, mäßig ge-
wölbtes Patron. Seine Arbeit ist sehr gut, der Lack gelb
und der Ton groß und edel. Eine zierlich eingelegte
Taschengeige von 1698 war 1881 in Mailand ausge-
stellt ; eine Geige besitzt das Museum des Liceo f ilar-
monico in Bologna (aus dem Jahre 1717).
Geigenzettel : Carolo Tononus fecit Bononiae / in
Platea Castaelionis, anno Domini 1698 (gedruckt). —
Carolus Tononi fecit / Bononiae anno 1717 (gedruckt) —
Carolus Tononi fecit Bononie in Via / Sancti Ma-
mantis sub Signo Sancte Caecilie Anno Domini 1716
(gedruckt). — Fornito di me Carlo Tononi in Bo-
logna / in S. Mamolo all' Insegna di S. Cecilia. / Anno
1717 (gedruckt).
522
To
Töth
Tononl, Carlo (Antonio). — Venedig (auch
Rom?). 1721. 1768
Wahrscheinlich ein Sohn von Carlo T. Man hat die Be-
hauptung aufgestellt, daß der Bologneser und der
Venezianer Carlo T. ein und dieselbe Person seien, da
beide das gleiche Ladenschild »zur heil. Cäcilie*
führten. Abgesehen davon, daß man ihm dann ein
Lebensalter von mindestens 100 Jahren zubilligen
müßte, unterscheidet sich auch die Arbeit des Vene-
zianers sehr von der des in Bologna arbeitenden
Meisters. Carlo Antonio T. ist wesentlich schwächer;
er arbeitet nach Nie. Amati, erinnert aber auch an
Stainer, dessen hohe Wölbung er wenigstens in der
Decke nachgeahmt zu haben scheint; sein Orangelack
ist dem von Serafino Santo, der wahrscheinlich sein
Lehrer war, ähnlich; selbst die Brandmarke, die die
Buchstaben hell auf dunklem Grunde erscheinen läßt,
ist nach dem Vorbild Serafinos angefertigt, das Holz
sehr verschieden, manchmal prachtvoll und oft recht
gewöhnlich. Er brannte seinen Namen auch am Knopf
des Saitenhalters ein. Gallay teilt einen Zettel von der
zweiten Art aus dem Jahre 1768 mit, der den Zusatz
enthält: »e dal 1728 defini di far prove e gl' istrumenti
principio«. Ernst Löwenfeld in Wien besitzt eine ■
Violine von ihm vom Jahre 1726 mit dem beim Knopf
des Saitenhalters eingebrannten Namen »Carlo Tonon«.
Arbeit und Ton sind sehr gut.
Geigenzettel: Carolus de Tononis / fecit Venetiis 17 . .
(gedruckt). — Carolus Tononi Bonon, fecit / Venetus
sub titulo S. Ceciliae / anno 1 739 (gedruckt) und
Abb. 791 und 797.
Tononl, Felice. — Bologna. 1670. 1710
In seinen späteren Jahren arbeitete er mit seinem Sohne
Giovanni (nach anderen: Guido) gemeinsam. Ge-
diegene Arbeit, hochgewölbtes Modell, sehr guter, hell-
gelber oder gelbbrauner Lack. Besonders gut im Ton
sind seine Violoncelli. Daß er auch in Rom gearbeitet
hat, ist nicht erwiesen.
Geigenzettel : Tononi di Bologna / fecit, anno 1670 (ge-
druckt). — Tononi di Bologna / fece anno 1681 (ge-
druckt).
Tononi (»de Tunonis«), Giovanni. — Bologna
(auch Venedig? Rom?). 1689. 1740
Sohn von Felice T., den er aber in jeder Beziehung
übertraf. Er arbeitete nach verschiedenen Modellen,
besonders nach Nie. Amati ; nur vergrößerte er das
Patron. Am besten sind seine Violen und Violoncelli.
Sein Lack ist meist hell braunrot oder gelb, aber immer
sehr schön. In St. Petersburg befinden sich zwei voll-
kommen übereinstimmende Violoncelli von ihm aus den
Jahren 1698 und 1699 (Korpuslänge 77.5 cm).
Geigenzettel: Joannes de Tononis / fecit Venetiis 17 . .
(gedruckt). — loannes de Tononis Fecit Bononiae / in
Via Mamuli Anno 1699 (gedruckt) und Abb. 780.
Tononi, Guido. — Bologna und Rom. 1690.
1760
Wenn er wirklich existiert hat, dürfte er ein Bruder von
Giovanni T. gewesen sein. Er soll nach Nie. Amati ge-
arbeitet haben.
Tononi, Pietro. — Bologna. 1713
Ein Mitglied der Familie mit dem Vornamen Pietro
wird zwar in der Literatur mehrfach erwähnt, es gelang
mir jedoch nicht, eine echte Arbeit von ihm zu er-
mitteln.
Geigenzettel: Pietro Tononi / me fecit Bologna 1713
(gedruckt).
Toppani (Tappani), (Michel) Angelo (de). —
Rom. 1735. 1750
Einer der besseren römischen Geigenmacher seiner
Zeit. Er verwendet ein hochgewölbtes Modell von stark
geschwungenen Umrißlinien und steht im ganzen
David Tecchler nahe. Sein Lack ist goldgelb, der Ton
einschmeichelnd.
Geigenzettel : .Abb. 787.
Toralba. — Florenz (?). 13. Jahrhundert
Ein Lauten- und Zithemmacher, den ich bisher nur
bei Valdrighi (4444) erwähnt gefunden habe.
Torelli. — Verona. 1625
Bei Vidal wird ein Geigen- oder Lautenmacher dieses
Namens ohne nähere Angaben erwähnt. Da die Familie
Torelli im i 7. Jahrhundert in Verona ansässig war (wo
1667 der bekannte Maler Felice Torelli geboren wurde),
ist wohl nicht zu zweifeln, daß Vidal den Namen richtig
gelesen hatte.
Toring (Torring). — London. — Anfang des
19. Jahrhunderts
Ein Violinspieler, der auch Geigen machte und
namentlich .Ausbesserungen vornahm.
Torossi, Cesare. — Novara. 1841. 1846
Wenig bekannter Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Cesare Torossi / in Novara, l'anno 1841
(gedruckt).
Torrano. — Turin. 1700
Er wird auch bei Valdrighi (3196 »Torranus«) erwähnt,
ist aber wenig hervorgetreten.
Torres, Jesus Maria. — Bogota (Südamerika)
Mandolinen- und Gitarrenmacher des 1 9. Jahrhunderts.
Torresan, Antonio. — Crespano. Geb. 20. Sept.
1802, t 16. Sept. 1872
In Anbetracht der billigen Preise, die er verlangte, sind
seine Geigen recht gut zu nennen.
Tortobello, Francesco. — Rom. 1680
Dem Anscheine nach stand er unter dem Einflüsse der
Schule von Brescia.
Toth, Janos (Johann). — Szolnok, Budapest.
Geb. 26. Mai 1875 in Magyarkanizsa
Er machte seine Lehrjahre bei Budapester Geigen-
machern durch, bei denen er sich die nötige Hand-
geschicklichkeit aneignete. Hervorragende Begabung
Tolh — Toussaint
523
und unablässiges Studium ließen ihn eine ungewöhn-
liche Meisterschaft erreichen. Im Jahre 1910 machte er
sich selbständig und verlegte sich besonders auf den
Neubau. Heute gilt er als der beste ungarische Geigen-
macher. Er arbeitet nach Stradivari und Guarnen del
Gesü und verwendet einen gelbroten Lack. Seine
Geigen werden von E. v. Hubay, A. Gobby usw. sehr
gelobt, und Karl Bodo v. Szelefarmos, Leiter der Szol-
noker Musikschule, hat einen ."Xufsatz über ihn ver-
öffentlicht. Seine Geigen tragen seinen Namen in Gold-
buchstaben und das Zeichen JHS. und eine Nummer.
Er ist auch literarisch tätig und hat verschiedene Ar-
beiten über die Geige veröffentlicht, die auch in fremde
Sprachen übersetzt wurden. Sein Geschäftsteilhaber ist
Komäromi.
Toth, Sandor (Alexander) jun. — Szegedin.
Geb. 1 868 in Szegedin
Sohn eines Saitenmachers ; Schüler von W. J. Schunda,
bei dem er von 1880—1887 war. Er arbeitete als Gehilfe
bei Voigt und Lemböck in Wien, darauf von 1891 bis
1 894 bei Riechers in Berlin, ferner in Prag und Budapest
und machte sich um 1895 in seiner Vaterstadt selb-
ständig. Im Jahre 1900 wurde er von der Regierung
zum Studium der Weltausstellung nach Paris geschickt.
Er ist einer der besten unter den jüngeren ungarischen
Geigenmachern.
Touet s. Jouet
Touly, Claude. — LuneviUe, 1752
Vielleicht ein Sohn oder Bruder von Jean T. Er bevor-
zugte eine hohe Wölbung und gelben Lack und machte
sowohl Geigen im Stile Guersans, als Lauten. Eine
fünfsaitige Bratsche befindet sich aus der Snoeckschen
Sammlung in Berlin, eine Laute im Konservatormm m
Brüssel. Außer seinem Zettel verwendete er auch eine
Brandmarke: »C. Touly«.
Geigenzettel: Par Claude Touly / ä Luneville 1732
(gedruckt).
Touly, Jean (Bapt.). — Nancy. 1730. 1747
Nach den wenigen von ihm bekannt gewordenen Ar-
beiten zu urteilen, nur ein mittelmäßiger Geigen-
macher. Er war mit Fran<;oise Gerard verheiratet; seine
Tochter Marie wurde am 28. Oktober 1754 die Gattin
von Fran?ois Lupot.
Geigenzettel: Fait par moy Jean / Touly, a Nancy /
1 747 (gedruckt).
Tournier, Jos. Alexis. — Geb. in Huningue
6. November 1842
Fabrikant aller Sorten von Musikinstrumenten.
Tourte. — Paris. 1740. 1780
Einer der ersten Lautenmacher, die das Bogenmachen
zum Lebensberufe erwählten. Vater von X. und F.
Tourte. Er arbeitete von etwa 1740 — 1775 zusammen
mit seinem ältesten Sohne und hat sich gewiß große
Verdienste um die Verbesserung des Bogens. nament-
lich seines Kopfes, erworben, wenn auch nicht nach-
gewiesen ist, daß er wirklich, wie behauptet wird, an
Stelle der früher üblichen Zahnstange die Schraube des
Bogens erfunden hat. Seine Bogen sind schon von ganz
ansprechender Gestalt, haben kannelierte Stangen und
sind auch ziemlich leicht, aber die meisten sind aus
mittelmäßigem Holze geschnitten, die Stangen zu dünn
und zu gerade und die Spitze von schlechter Form; des-
halb entsprechen sie auch nicht mehr ganz den heutigen
Anforderungen.
Tourte, Fran^ois. — Paris. Geb. zwischen
1747 und 1750, t April 1835
Der Stradivari in der Kunst des Bogenmachens. Er war
ursprünglich Uhrmacher und trat erst, nachdem er acht
Jahre als solcher gearbeitet hatte, in die Werkstatt
seines Vaters und Bruders ein. Eine ganz eigentümliche
Begabung und die peinliche Genauigkeit, die er bei der
Uhrmacherei erlernt hatte, brachten es dahin, daß er
eine vorher nie dagewesene und auch jetzt noch kaum
wieder erreichte Meisterschaft erlangte. Anfangs nahm
er das Holz von Zuckerfässern zu seinen Bogen, die er
dann für 20 — 30 Sous verkaufte. Bald erkannte er aber,
woraufesbeieinemgutenBogenhauptsächlichankommt,
und nun versuchte er alle verwendbaren Holzsorten,
bis er das Femambukholz fand. Das mag um 1775 bis
1780 gewesen sein. Er war unablässig bemüht, seine
Bogen zu verbessern, und schließlich gab er dem
Bogen seine heutige Gestalt und stellte die Maße fest.
Er ward sehr bald berühmt und erhielt gerne für seine
Bogen bis zu 1 5 Louisdor ; aber er zerbrach jeden
fertigen Bogen, wenn das Geringste daran auszusetzen
war. Die Stange schnitt er nicht bogenförmig, sondern
gerade aus dem Holze und bog sie über dem Knie,
nachdem er sie über gelindem Kohlenfeuer erhitzt
hatte. Er hat auch seine Stangen nie lackiert, sondern
nur mit Öl und Bimstein geschliffen. Er war sich seiner
Künstlerschaft bewußt, obwohl er nicht einmal lesen
und schreiben gekonnt haben soll. Bekannt ist, daß er
auch Stege wundervoll zu schnitzen verstand. Er war
sehr fleißig und machte noch in seinem 77. Jahre treff-
liche Arbeiten. Seine Tochter soll seine treue Gehilfin
gewesen sein. Zum Unterschied von seinem Bruder X.
wurde er auch »Tourte le jeune« genannt. Manche
seiner Bogen tragen eine Etikette, wie z. B. : Cette
archet ä ete fait par ,' Tourte en 1823 age de 76. Mehr
über ihn berichtet nach Vuillaumes Erzählung Fetis in
seinem Buche über Stradivari (S. 118 — 128).
Tourte, Xavier. — Paris. 1770. 1786
Ältester Sohn des Geigen- und Bogenmachers T. ; ge-
wöhnlich »Tourte l'aine« zum Unterschied von seinem
genialen Bruder Fr. T. »le jeune<< genannt. Auch er hat
sich Verdienste um die Verbesserung des Bogens er-
worben. Seine älteren, von 1770 — 1780 stammenden
Stangen sind zwar sehr leicht, aber nicht immer aus
gutem Holz hergestellt. Später aber hat er bemerkens-
wert schöne Bogen nach dem Modell seines Vaters ge-
macht, dem er völlig gleichkam.
Toussaint, Emil. — Gumbinnen, Berlin. Geb.
1845. 1908
Er soll von Hause aus Kaufmann (Lederhändler) ge-
wesen sein und begründete 1878 in Gumbinnen eine
524
Toussaint — Tresselt
Geigenmacherwerkstatt. 1897 siedelte er nacK Berlin
über. In De Wits Zeitschrift veröffentlichte er einen
Aufsatz »Über das Geheimnis der Cremoneser Geigen«
(1897) und nennt sich »Entdecker des Verfahrens der
alten italienischen Geigenbauer«.
Toussaint, Jean. — Hamburg. 1716
Als »Instrumentenmacher« ist er am 21. Februar 1716
Bürger geworden.
Trapanl, Raffaele. — Neapel. 1800. 1826
Er suchte nach einem neuen Modell, ohne daß es ihm
gelungen wäre, etwas Besseres als seine Vorgänger zu
finden. Die F-Löcher, die er spitz verlaufen läßt, sind
geradezu häßlich. Die Arbeit ist im übrigen gut, das
Patron groß, mit stark hervortretenden Ecken und guter
Einlage. Der Lack ist ziemlich dick und von rotbrauner
Farbe. Die Schnecke erinnert an die Brescianer Schule.
Am besten sind vielleicht seine Violoncelli. Eine ge-
nauere Beschreibung einer Geige von ihm ist bei Vidal
zu finden. F. S. Kandier schreibt von ihm in seinem.
Aufsatz über »Neapel im Jahre 1826« (Ztschr. f. d.
musik. Welt, Bd. VI. Heft 24):» Meister Trappani
(Strada S. Arniello) ist ein geschickter Mechaniker, der
aber gegenwärtig seine ganze Aufmerksamkeit auf die
Vervollkommnung eines erfundenen Mobile perpetuum
gerichtet hat.«
Geigenzettel : Raffaele Trapani / Napoli No . . (ge-
druckt).
Trapp, Hermann. — Wildstem b. Eger. Geb.
27. April 1855 in Neukirchen b. Eger
(Böhmen)
Im Jahre 1880 begründete er seine Musikinstrumenten-
firma, der er als tüchtiger Kaufmann eine große Aus-
dehnung zu verschaffen wußte.
Ti-asny, Josef. — Schönbach b. E. Geb.
19. April 1825
Schüler von Josef Flacht und seit 1850 als Geigen-
macher in Schönbach selbständig. Seine Arbeit wird
gelobt.
Trautner, Hans. — Ansbach. Geb. 27. März
1870 in Hof
Er lebt seit 1892 in Ansbach, wo er bis 1907 als Barbier
tätig war. Selbst Geiger, interessierte er sich frühzeitig
für den Geigenbau und begann im Jahre 1898 als Auto-
didakt Geigen zu machen. Er ging dann auf 14 Tage
nach Markneukirchen, um sich dort einige Handgriffe
zeigen zu lassen. Er arbeitete rastlos weiter und hatte
bis 1906 bereits 65 Violinen, 2 Violoncelli, mehrere
Violen und einen Kontrabaß gebaut. Im Jahre 1907 gab
er sein Barbiergeschäft auf und verlegte sich ganz auf
den Geigenbau. In Nürnberg hatte er 1 906 verschiedene
Violinen, Violen und Violoncelli ausgestellt. Er baut
nach keinem bestimmten Modell, entwirft sich die Um-
risse selbst und wählt die Größe und die Wölbung nach
eigenem Gutdünken.
Travniczek, Franz. — Brunn. Geb. 9. Sept.
1877 in Iglau
Nachdem er seine Lehrzeit bei der Firma Gabr. Beer
Söhne, wo er von den Gelgenmachern Johann Prüller
und Aug. Röselmüller ausgebildet wurde, abge-
schlossen hatte, arbeitete er ein Jahr lang als Gehilfe bei
dem Nachfolger Jacob Kliments. Hierauf genügte er
seiner Militärpflicht, arbeitete dann noch in Wien und
machte sich im Jahre 1902 in Brunn selbständig und
übernahm zwei Jahre später Jos. Kliments Werkstatt.
Er arbeitet nach Stradlvari, Guarneri und Maggini und
verwendet einen langsam trocknenden feurigen Öllack
(rot und gelb) von guten Eigenschaften. Seine Arbeit
sowohl im Neubau wie in der Wiederherstellung wird
sehr gelobt, und 1907 und 1908 erhielt er in Wien und
in Paris Ausstellungspreise.
Geigenzettel : Franciscus Trawniczek / fecit Brunensis
Anno 19. . [in verzierter Umrahmung] (gedruckt).
Tregellar, T. H. — Melbourne. 1888
Em Hufschmied, der in Melbourne eine von ihm aus
Zinn verfertigte Geige ausgestellt hat.
Treiber, Kaspar. — Mittenwald. Geb. 1863
Sohn von Ludwig Tr. Ein sehr geschickter Lauten- und
Gitarrenmacher. Er arbeitete mehrere Jahre in Rio de
Janeiro, dann von 1900 — 1910 in Mittenwald und ging
dann wieder in die Fremde.
Treiber, Ludwig. — Mittenwald. 1830. 1874
Ein mittelmäßiger Geigenmacher, dessen Arbeiten
dunkel lackiert sind. Er wanderte von Ort zu Ort und
flickte alte Geigen.
Trentin, Gregono. — Padua. — Geb. 1768 in
Conselve (bei Padua), f 1854 in Padua
Er war Cembalist und Instrumentenmacher. Er fing
mit Gitarren, Lauten und Harfen an, ging aber früh-
zeitig zum Klavierbau über und erlangte erst auf
diesem Gebiete seine eigentliche Bedeutung.
Tresselt, Hans Adam. — (Groß-)Breitenbach.
1730
Vater von Wolfgang Nikolaus Tr. und wohl auch
dessen Lehrer.
Tresselt, Johann Balthasar. — Großbreiten-
bach. 1739. 1750
.Arbeiten von ihm kommen mehrfach vor und verraten
eine geschickte Hand.
Tresselt, Johann Nikolaus. — Großbreiten-
bach. Geb. 8. Oktober 1702, f 1779
Sohn von Theodor Tr. und von dessen Frau Elisabeth.
Wahrscheinlich Schüler seines Vaters, dem er nahekam.
Von seinem Leben ist nur bekannt, daß er mit Rebekka
Rißland verheiratet war.
Tresselt — Troszczyiiski
525
Tresselt, Lorenz. — (Groß-)Breitenbach. 1 774
Wahrscheinlich der Sohn von Joh. Balth. Tr., dem er
in der Arbeit ähnlich ist.
Geigenzettel: Lorentz Tresselt / a Breitenbach 1774
(geschrieben).
Tresselt, Theodor. — Groß-Breitenbach. Geb.
um 1675, lebte noch 1740
Soweit bis jetzt bekannt, der älteste Geigenmacher der
Familie. Das Selhofsche Versteigerungsverzeichnis
führt eine Viola d^ Braccio von »Th. Tresselt Bachbreis
1739« an. »Bachbreis« wird ein Druckfehler für Breit-
bach sein. Es spricht zweifellos für seme Geschicklich-
keit wie für sein Ansehen, daß ein so gewiegter Kenner
wie Seihof eine Arbeit von ihm besaß.
Tresselt, Wilhelm Jakob. — Großbreitenbach.
Geb. 17. Februar 1751, f 21. Februar 1825
Sohn von Johann Nikolaus Tr. Nach seinem Tode
haben noch mehrere Mitglieder dieser Familie in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Nebenbeschäf-
tigung das Geigenmachen betrieben ; der letzte Geigen-
macher namens Tresselt soll um 1850 nach Amerika
ausgewandert sein.
Tresselt, Wolfgang Nikolaus. — (Groß-)
Breitenbach. Geb. 27. März 1 732, f 1 7. April
1778
Vielleicht ein Bruder von Lorent Tr. Seine Geigen
sind gut gemacht, doch scheint er sich kein schönes
Holz zu verschaffen gewußt zu haben ; auch sein Lack
war dürftig.
Geigenzettel: Wolffg. Nicol. Treßelt / in Breitenbach
1778 (geschrieben).
Trevlllot, Claudel. — Mlrecourt. 1697. 1698
Einer der älteren Mirecourter Geigenmacher, der in
Diensten des Herzogs Leopold von Lothringen stand,
und der Stammvater einer zahlreichen Geigenmacher-
familie. A. Jacquot zählt aus dieser die folgenden auf:
Gerard Tr. 1643, 1677. Charles 1 Tr. Sohn des vorigen,
geb. 1645, t vor 1718. Claude 11 Tr. 1682, 1715, dessen
Sohn Jean-Dominique Tr., geb. 10. Nov. 1684. Joseph I
t vor 1735, heiratete Barbe Medard, von der er 1714
einen Sohn Joseph II hatte, der sein Schüler war. Jean
Tr., Geigenmacher und Organist, f 2. Mai 1 703. Jean 1 1
Tr., t vor 1726, hatte einen gleichnamigen Sohn
Jean 111, der 1 738 noch lebte. Fran?ois Tr. 1726, 1729.
Jean IV Tr. 1 703. Jean V Tr. 1 704, 1 749. Charles 1 1 Tr.
1703, 1739. Claude -Philippe Tr., geb. I.Mai 1728,
lebte noch 1756, und Pierre, der noch 1761 und 1762 in
Urkunden erwähnt wird. So viele Geigenmacher aus
dieser Familie auch hervorgingen, es gelang mir noch
nicht, die Arbeit auch nur eines einzigen davon kennen-
zulernen.
Treyer, Jean-Baptiste (nach anderen : Joseph),
gen. L'Empereur. — 1750. 1770
Er war hauptsächlich Klaviermacher, hat aber auch eine
Anzahl geschätzter Saiten- und Streichinstrumente ge-
macht. Im Jahre 1750 war er geschworener Zunft-
meister der Pariser Lautenmacher. Ob er einer ur-
sprünglich deutschen Familie oder vielleicht der in
Brescia ansässig gewesenen Orgelmacherfamilie Trajer
entstammt, ist nicht festzustellen.
Trieber (?). — Mittenwald. 1813
Die Sammlung Crosby Brown in New York besitzt eine
Taschengeige, die auf dem Zettel des Verfertigers
diesen Namen tragen soll, der zwar in Füssen heimisch
ist, in Mittenwald aber nicht vorkommt. Wahrschein-
lich muß Treiber gelesen werden.
TrmeUi, Giovanni. — Scandiano. Geb. m
Vlllalunga, Regglo Em., f um 1815
Ein modenesischer Geigenmacher, der sich, wenn er
auch nicht sehr sorgfältig arbeitete, immerhin sehr gut
darauf verstand, seinen Geigen einen runden, vollen
Ton zu verleihen. Er liebte großes Format und ließ
das Holz dick, so daß seine Geigen heute gern ge-
kauft werden.
Geigenzettel: Johannes Trinelli. 1810 (gedruckt).
Trioli, Giacomo
Eine Mandoline aus dem Jahre 1 768 mit diesem Namen
befand sich in der Sammlung Loup.
Trocard, Jean. — Mlrecourt. 1 75 1 . 1 789
Sohn von Christophe Tr. Er war nicht ungeschickt und
gebrauchte eine Brandmarke mit einer heraldischen Lilie
und zwei Heizen, darunter den Namen Trocard.
Trolanl, Francesco. — Rom
Mittelmäßiger Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Tromlltz, H. — Buer 1. W. 1892
In einer nicht sehr glücklich wiederhergestellten
Geige fand sich der Zettel: Repar. v. H. Tromlitz,
Bueri.W. 1892 (geschrieben).
Tron(Trond)-Issaksen. — Fladebö(y). 1758.
1768
Sohn des Isak Nielssen und wahrscheinlich auch dessen
Schüler. Eine Hardangergeige von ihm in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln hat Bein- und
Ebenholzeinlagen.
Geigenzettel: Tron Issaksen / Fladeby 1768 (gedruckt)
und .Abb. 782.
Trost, E. — Heidelberg. 1875
Geigenzettel: Repariert , E. Trost , Heidelberg 1875
(gedruckt).
Trost, Georg Martin. — Hamburg. 1795
Ein Instrumentenmacher, der am 17. April 1795 das
Bürgerrecht erwarb.
Troszczynskl, Karol. — Warschau. 1830
Vielleicht Sohn von Szymon Tr. Ihre .Arbeiten sehen
sich ähnlich.
Troszczynskl, Szymon. — Warschau. 1830
Mittelmäßiger, polnischer Geigenmacher.
526
Trotto — Tye
Trotte, Gioacchino. — ? 1 792
Eine sechssaitige sog. spanische Gitarre, die sich in
W. Heyers Musikhistorischem Museum in Köln be-
findet (Nr. 555), enthält diesen Namen.
Geigenzettel: Gioacchino Trotto fecit / Anno 1792
accosto le / Grade di S. Demetno (gedruckt, in Um-
rahmung).
Trucco, Girolamo. — Savona. 1839. 1840
Ein geschickter Handwerker, der recht gute Geigen,
Gitarren und auch Harfen machte.
Geigenzettel: Abb. 784.
Trusiano
Wahrscheinlich der ursprüngliche Familienname des
unter dem Namen Panormo berühmt gewordenen
Geigenmachers. Siehe Panormo.
Truska, Simon Joseph. — Strahow. Geb.
5. April 1 734 in Roudnic (Böhmen), f 14. Jan.
1809 im Stifte Strahow
Er trat am 8. Dezember 1 758 in das Prämonstratenser-
stift Strahow (Prag) ein, wurde am 1 . Januar 1761 zum
Priester geweiht und war ein tüchtiger Musiker und
Komponist, der mit großer Geschicklichkeit allerlei
Musikinstrumente, Klaviere, Violinen, Violen aller Art
und Baßgeigen, gemacht hat.
Trussardi, Paolo, lebt als Geigenmacher in
Arqua-Polesine (Rovigo)
Tschernow, Dmitri Konstantinowitsch. — St.
Petersburg. 1908. 1911
Ein Professor der Metallurgie, der aus Liebhaberei
Streichinstrumente verfertigt, die in den Umrissen nach
Stradivari gebaut sind. Die Stärke von Decke und
Boden bestimmt er jedoch auf Grund seiner eigenen
Berechnungen. Seine Instrumente sind bereits wieder-
holt bei Streichquartettaufführungen öffentlich ge-
spielt worden.
Tubbs. — London
Eine Familie, die bereits durch vier Generationen
treffliche Bogenmacher aufzuweisen hat. Die Firma
heißt jetzt: James Tubbs & Son und hat ihren Sitz in
der Wardour Str. 94.
Tubbs, E., lebt als Geigenmacher in New York
Tuccio lebt als Gitarrenmacher in Palermo
Türcke-Bebie, W. — Schloß Salenstein bei
Mannebach (Thurgau). Geb. 12. Januar
1888 in Bologna
Sohn eines Schweizer Ingenieurs. Er kam im Alter von
14 Jahren in die Schweiz und erwarb 1910 das eidge-
nössische Diplom als Architekt; seine Neigung führte
ihn jedoch zum Geigenbau; und er begann 1914 durch
Selbstunterricht vorbereitet seine erste Violine zu
bauen. Um sich weiter zu vervollkommnen, trat er im
Jahre 1916 in Zürich mit G. Fiorini in Verbindung, der
ihn nun fachmännisch anleitete und bald dahin brachte,
wirklich Gediegenes zu leisten. Er baut mit Vorliebe
nach Guarneri del Gesü. Sein echt künstlerisches
Streben verspricht noch bemerkenswerte Fortschritte.
Er gebraucht außer seinem Zettel auch eine Brand-
marke.
Geigenzettel : W. Türcke-Bebie / Salenstein (gedruckt).
Turchi, Gian Martino. — Pisa, Rom. 1606
Ein Pisaner Lautenmacher, der um 1606 auch in Rom
arbeitete und dort in der Klagesache des Giovanni di
Enrico vernommen wurde.
Turnbull, William. — Dundee. 1876
Arbeitete recht gut nach Guarneri.
Turner. — London. Anfang des 19. Jahr-
hunderts
Mehr Händler als Geigenmacher. Er bezog aus Mitten-
wald und Markneukirchen Schachteln (unfertige
Geigen) in großer Zahl mit Löwenköpfchen usw. am
Wirbelkasten. Er machte die Geigen dann fertig,
lackierte sie, versah sie mit allerlei unechten Zetteln
und machte dann ein leidlich gutes Geschäft damit. —
Ein John Alvey Turner machte auch japanische Fiedeln.
Turner, William. — London. 1650
In einer sehr schönen Viola di Bordone der Sammlung
Gautier fand sich der folgende Zettel : William Turner
at ye / Hand and crown in / gravelle lane neare /
Aldgate London 1650 (gedruckt).
Turtur, Nicola, lebt in Bitonto (Bari)
Tury, Julius (Gyula). — Budapest. Geb. 1866
in Czegled
Ein bekannter ungarischer Maler, der aus Liebhaberei
mit großem Geschick nach einem eigenen Modell
Geigen baut.
Geigenzettel : Julius Tury pictor hungarus / fecit secun-
dum ipsius formam / Budapestini 1912 (gedruckt).
I
Tweedale, Charles L.
1908. 1911
Weston, Warfedale.
Guter, englischer Geigenmacher der Gegenwart »of
Otley«, der sehr sauber nach Guarneri usw. arbeitet.
Er benennt seine einzelnen Violinen nach berühmten
Musikern usw.
Tye, J. — London. Mitte des 19. Jahrhunderts
Englischer Geigenmacher, der im Stadtteil Lambeth
wohnte. Seine Violinen sind nicht ungeschickt gemacht,
ohne durch besondere Vorzüge aufzufallen. Auch in
Liverpool war ein gleichnamiger Geigenmacher an-
sässig und vielleicht mit dem Londoner identisch.
Geigenzettel : J. Tye, Maker / 37 Agnes-Street York
Road / Lambeth (gedruckt).
Tywersus — Uhlschmidt
527
Tywersus. — Nancy (Lothringen). 16. Jahr-
hundert
Er war nach J. A. Gallay u. A. Geigenmacher der
Herzöge von Lothringen am Anfange des 16. Jahr-
hunderts. Auch Hart und Vidal wissen nichts Näheres
zu sagen. Alle Angaben über ihn sollen übrigens auf
einer Erzählung Nie. Lupots beruhen, der sich vielleicht
auf eine alte Familientradition berufen konnte, den
Namen aber jedenfalls nicht mehr richtig überliefert
erhielt. Trotzdem gilt Tywersus in Frankreich als einer
der ältesten französischen Geigenmacher; man hat ihn
sogar schon zu einem Gründer der Mirecourter Geigen-
industrie machen wollen. Arbeiten von ihm sind bisher
nicht bekannt geworden. Alfred Keil in Lissabon be-
sitzt allerdings ein Trumscheit (Nonnengeige), das
diesem Tywersus zugeschrieben wird, mit der Jahres-
zahl 1 530. Die Malereien auf dem Instrument stammen
aber aus dem Jahre 1627, in diese Zeit wird daher wohl
auch die Entstehung der ganzen Nonnengeige zu setzen
sein. A. Jacquot hat alle Archive vergebens nach diesem
Tywersus durchforscht, wohl aber fand er den Namen
Tridemus. Es wäre ja nicht unmöglich, daß em Tri-
demus Geigenmacher war und daß sein Name sich m
der Überlieferung allmählich in Tywersus verwandelt
hätte.
Ubermann, Ludwig. — Stuttgart. 1616. 1626
Er wird mehrfach als Johann Mayers Nachfolger er-
wähnt und war wie dieser für die Hof kapeile tätig.
Schon 1616 fertigte er für Joh. Price eine von diesem
erfundene Viola an, wofür er 240 fl. erhielt. Im Jahre
1618 baute er für die Damen des württembergischen
Hofs, oder, wie man damals sagte »für das fürstliche
Frauenzimmer« ein neues Clavichord.
Uebel (Übel), Johann Andreas. — Klingenthal.
1748. 1752
Wahrscheinlich ein Bruder von Johann Christian Ue.
Seine Geigen entsprechen im .Aussehen und im Ton-
wert denen der meisten seiner Klingenthaler Zeit-
genossen.
Uebel, Johann Christian. — Klingenthal. Geb.
um 1710, t nach 1782
Er scheint in Markneukirchen geboren zu sein und
dort gelernt zu haben. Er wurde auch dort 1 729 Meister
und kommt erst seit 1731 in den Innungslisten der
Klingenthaler Geigenmacher vor. Er gilt als der Stamm-
vater der noch blühenden Familie und ist einer der
besten Geigenmacher aus dieser gewesen. Eine Violine
von ihm besitzt das Musikhistorische Museum in
Stockholm.
Geigenzettel : Johann Christian Uebel / Violinmacher
in KÜngenthal 1750 (gedruckt).
Uebel, Johann Michael. — Klingenthal. 1753
Sohn und Schüler von Johann Christian Ue., dem er
nachstrebte, ohne ihn zu erreichen, da er meist
schlechteres Holz verwendete.
Uebel, Max. — Klingenthal. Geb. 3. Juni
1866
Ein Nachkomme der alten Familie, der noch jetzt in
seinem Heimatsorte als Geigenmacher ansässig ist.
Uebel. — Markneukirchen
Dieser Familie gehören als Geigenmacher an :
Uebel, August Moritz. — Geb. 19. Dezember
1860 in Erlbach, f 7. August 1894
Uebel, Karl Friedrich Wilhelm, hatte im
19. Jahrhundert seine Werkstatt Zimmer-
loh 290
Uebel, W., begründete 1868 sein noch be-
stehendes Geschäft
Uffel, Frans van. — Antwerpen. 1606
Obwohl urkundlich von ihm nur feststeht, daß er 1606
als »Clavecinmacher« in die Gilde aufgenommen wurde,
ist er doch hier aufzuführen, da er jedenfalls der Ver-
fertiger einer Theorbe ist, in der man nur noch den
Namen »Uffel« entziffern konnte.
Ugar, Crescenzio. — Rom. 1788. 1790
Wahrscheinlich ein Deutscher, der vielleicht Ungar
oder Unger hieß. Seine Arbeit hat ein deutsches Aus-
sehen, ebenso sein brauner Lack.
Geigenzettel : Crescentius Vgar , fecit romae anno /
1790 (gedruckt).
Ugar, Pietro. — Arezzo. 1800. 1804
Möglicherweise ein Sohn von Crescenzio U. Es soll
Gitarren und Mandolinen von ihm geben, doch scheint
er sich mehr mit dem .Ausbessern als mit dem An-
fertigen von Geigen beschäftigt zu haben. Er wird auch
bei Valdrighi (3252) erwähnt.
Uhlen (Ulen), Nicolaus, G. — New York,
Chicago. 1887. 1900
Erst in New York ansässig, scheint er um 1893 nach
Chicago übergesiedelt zu sein. Er bezeichnet sich als
Streichinstrumentenmacher und erfreut sich eines ge-
wissen Rufes.
Uhlig s. Olert
Uhlschmidt, Anton. — Schönbach. Geb. 1883
Schüler seines Vaters Balthasar U. und der Schön-
bacher Fachschule für Geigenbau. Er baut nach den
besten Meistern, und seine .Arbeit wird sowohl in der
Ausführung als im Ton sehr gelobt. Der Krieg, an dem
er teilgenommen, hat zwar seine Tätigkeit jahrelang
unterbrochen, doch gelanges ihm schnell, nach seiner
Rückkehr seine Werkstatt wieder in Gang zu bringen.
Wie sein Vater besitzt er eine besondere Geschicklich-
keit im Schnitzen der Schnecken und Hälse, die er auch
für viele auswärtige Geigenbauer herstellt.
528
Uhlsclimiclt - Unseld
Uhlschmidt, Balthasar. — Schönbach. Geb.
1854
Nachdem er als Geigenmacher regelrecht ausgelernt
hatte, verlegte er sich frühzeitig auf das Schnitzen von
Hälsen und Schnecken, worin er es zu einer nicht ge-
wöhnlichen Fertigkeit gebracht hat.
Uhlschmidt, Franz. — Schönbach
Jüngster Sohn von Balthasar U. Schüler seines Vaters,
der ihn zum Geigenbauer ausgebildet hat. Als Gehilfe
arbeitete er m den besten Werkstätten m Brunn, Wien,
St. Gallen und Danzig, dann bei E. Gärtner in Stutt-
gart und zuletzt bei Keller in Würzburg.
Uhrmacher, Peter. — Pfaffendorf. Um 1800
bis 1830
Joh. Stüber im Haag besitzt eine gute Violine mit
mäßig hoher Wölbung, in der sich der untenstehende
geschriebene Zettel befindet. Die Arbeit erinnert an
Schwarzwälder Geigen und an die Mittenwalder
Schule. Es war nicht zu ermitteln, weiches Pfaffendorf
in Frage kommt, schließlich erscheint auch der Fa-
milienname bis zu einem gewissen Grade seltsam, so
daß man vielleicht annehmen könnte, daß der eigent-
liche Familienname »Peter« war, und daß der Mann
gleichzeitig Uhrmacher und Geigenmacher war.
Geigenzettel: Peter Uhrmacher / Geigenmacher zu
Pfaffendorf 18(3 .. (?) (geschrieben).
? (San Vito?)
Uitenus (Vitenus), Nicolas.
1650
Eine Baßgeige (oder Violoncello) mit dem möglicher-
weise falsch gelesenen Namen: »Nicolas Uitenus, 1650«
weist das Verzeichnis der Selhofschen Sammlung (ver-
steigert im Haag 1 759) auf.
Ullmann, Georg. — Mailand, Zürich. Geb.
9. September 1879 in Bad Elster
Er kam als Lehrling zu Reinhold Schmidt in Markneu-
kirchen und besuchte dort drei Jahre lang die Fach-
schule für Instrumentenbau. Er arbeitete als Gehilfe
bei Kurth und bei 0. Möckel in Berlin, später bei
Dvofäk in Prag und ging dann zu Degani nach Venedig.
Im Jahre 1901 siedelte er nach Mailand über und
machte sich dort selbständig. Durch den Krieg war er
gezwungen, Italien wieder zu verlassen, weshalb er
seine Werkstatt nach Zürich verlegte. Er ist sehr ge-
schickt und arbeitet sauber nach Stradivari.
Geigenzettel: Georgius Ullmann / fecit / Mediolani
1909 (gedruckt in Umrahmung).
Ulrich, Diederich. — Lübeck, Hamburg. Geb.
um 1740
Er soll ein Nachkomme von Olert (Olrichges) gewesen
sein, was nicht unmöglich wäre. Er hatte seine Werk-
statt zuerst in seiner Vaterstadt und ging im Jahre 1 771
nach Hamburg, wozu ihn aber, wie es scheint, nicht
sein Beruf als Geigenmacher veranlaßt hat. Im Lü-
becker Staatsarchiv wird nämlich noch ein Schreiben
des geistlichen Konsistoriums an den Rat der Stadt
Hamburg aufbewahrt, in dem dieser ersucht wird, die
geplante Ehe des Lübecker Bürgers und Violenmachers
Dietrich Ulrich, jetzt bei Caspar Wegener in der Spital-
straße sich aufhaltend, zu verhindern, da Ulrich in
Lübeck verheiratet sei und drei Kinder habe, die er
böswillig verlassen hätte. In dem Schreiben heißt es:
»Sie wollen großgonstig geruhen, solche Bigamiam
nicht vorgehen zu lassen, sondern dieselbe durch zu-
längliche Mittel nicht allem zu behindern, sondern auch
diesen Dieterich Ulrich alda wegschaffen und wieder-
umb anhero zu seinem Weibe und Kindern verweisen
zu lassen.« Seine Geigen erinnern in den Umrissen und
den F-Löchern an die Brescianer Schule. Die Einlagen
fehlen gewöhnlich, der Lack ist meistens gelb, und
statt der Schnecken liebt er Löwenköpfchen am Wirbel-
kasten anzubringen.
Geigenzettel: Abb. 798.
Unbehaven (Unbehauen, Unbehagen), Hen-
rich. — Halle a.S. ?, Erfurt. 1687
Er gehört vielleicht einer alten Familie aus Schwä-
bisch-Hall an, wo der Name schon 1396 vorkommt
und noch 1578 ein David Unphaben, Sohn des
Kaspar U., geboren wurde. Der Name ist allerdings
auch in Volkstädt a. S. heimisch, wo bekanntlich
Schiller bei dem Kantor und Schulmeister Unbehaun
wohnte. U. soll lange in Erfurt und Halle gearbeitet
haben, doch konnte ich über seinen Aufenthalt in beiden
Städten nichts ermitteln Nur in J. Ph. Eiseis Musicus
(/.rTnhlhay.To; (Erfurt 1738) wird er ausdrücklich als
Erfurter bezeichnet bei der Aufzählung der besten
Gambenmacher. Seine Arbeiten sind oft reich eingelegt
und erinnern in dieser Beziehung an Tielke. Doch
scheint er auch die Italiener gekannt zu haben, denn im
Modell hatte er wohl die Absicht, N. .^mati nachzu-
ahmen.
Geigenzettel : Henrich Unbehaven / Hall. Anno 1 687.
(gedruckt).
Undeutsch, Ernst, ein Musiker, der eine
Geigenwerkstatt in Hannover hat
Ungarini (Ungherini), Antonio. — Fabriano.
1762
Ein Violenmacher, der behauptete, aus der Schule
Stradivaris hervorgegangen zu sein.
Ungarini, Raynaldo. — Fabbriano. 1800. 1806
Sohn von Antonio U. In Fabbriano weiß man nur von
einem im 18. Jahrhundert vorkommenden Maler seines
Namens. Seine Kunst war sehr bescheiden; vielleicht
ist er mit dem Geigenmacher identisch.
Geigenzettel : Reynaldus Ungarini Fabrianensis / An-
tonii filius ; De Stradivarii Schola perfecit / Anno 1800
(gedruckt).
Unseld (Ansold), Georg. — Ulm. 1609
Vielleicht ein Sohn von Christian Ansold. Von ihm
bezog die Stuttgarter Hofkapelle seit 1609 Saiten. Er
soll als Lautenmacher sehr geschätzt gewesen sein.
Unverdorben — Vaillant
529
Unverdorben, Marx (Max). — Venedig. 1515
Ein Deutscher, der wahrscheinlich aus Schwäbisch-
Hall stammte^), wo der Name heimisch ist. Wenn man
ihn, wie das geschieht, schon In das Jahr 1415 setzt,
vergreift man sich sicher um hundert Jahre. In Ray-
mund Fuggers Kunstkammer befand sich im Jahre
1 566 laut Nr. 65 des Verzeichnisses >^Eine große alte
Lauten von Max Unverdorben -). In der Fürstl. Lob-
kowitzschen Sammlung auf Schloß Raudnitz, früher in
Eisenberg in Böhmen, befindet sich noch jetzt eine
schöne, leider schlecht erhaltene Laute mit dem unten-
stehenden Zettel. .Auch in Trient kommt der Name im
16. Jahrhundert vor.
Geigenzettel: Marx Unverdorben a. Venetia (ge-
druckt).
Upmann, F., begründete 1854 sein in Celle
noch bestehendes Geigengeschäft, mit dem
eine Musikinstrumenten- und Pianohand-
lung verbunden ist
Urban, Joseph. — Prag, New York, S. Fran-
cisco. Geb. 1821 inCernucb. Welwarni.B.,
t 25. Dezember 1893 in S. Francisco
Schüler von Em. A. Homolka, bei dem er auch musi
aber gute Violinen nach Stradivari gemacht. Besonders
schön ist der von ihm selbst zubereitete Ollack.
Geigenzettel: Donald Urquhart Tain N. B. 1896
(geschrieben).
Urquhart (Urquehart), Thomas. — London
Geb. 1625. 1666
Dem Namen nach muß er aus Schottland stammen. Er
dürfte aus derselben Schule wie Jakob Rayman hervor-
gegangen und der Lehrer Edw. Pamphllons gewesen
sein. Er hatte ein großes und ein kleines Modell, beide
sehr hochgewölbt, mit ziemlich stumpfen Ecken. Seine
Arbeit ist recht gut; der Lack von gelbbrauner oder
rötlichbrauner Farbe ist überraschend schön. Auch im
Ton sind seine Geigen vorzüglich, die von Nicht-
kennem schon oft für echte Stainer oder gar Gasp. da
Sal6 genommen wurden. Arbeiten von ihm waren u. a.
auf der Wiener Musik- und Theater-Ausstellung zu
sehen. (Vgl. Katalog, England. S. 18.)
Ursim, 0. — Rom. 1635
In Böhmen ist eine Laute von ihm erhalten, der Name
ist mir jedoch sonst nicht vorgekommen.
Utili, Nicola. — Castel Bolognese. Geb. 1888
Ein talentvoller Geigenmacher, dem nur leider eine
gute Schule fehlt..
kaiisch ausgebildet wurde. Nach beendigter Lehrzeit
ging er nach Wien und Oedenburg, 1847 New Yo^rk und Yaelbej^g (Valbeke), Lodewyk van. — Brüssel.
1294. 1312
1852 nach Kalifornien, wo er 1 1 Jahre blieb. 1863 kam
er nach Prag zurück und eröffnete hier am Jungmanns-
platz Nr. 764 seine Werkstatt. Er hielt es nicht lange
aus und ging wieder nach S. Francisco, wo er auch
starb. Da er in Europa nur wenig selbständig arbeitete,
kommen Geigen von ihm äußerst selten vor; er war je-
doch nicht ungeschickt, und wenn er wollte, konnte er
sehr sauber arbeiten.
Geigenzettel : Joseph Urban Violin and Guitar Maker
San Francisco 1860 (gedruckt).
Urblch. — Löbau. Nach 1870
Ein Stadtmusiker, der sich auch als Geigenmacher ver-
suchte. Rud. Koeppel in Pyrmont besitzt eine flache,
unbeholfen gemachte Violine von Ihm mit dem Zettel :
Urblch musicus urbis , me fecit Lobauiae anno 1 87 . .
No 1 (gedruckt).
Uri, Fran^ols. — Mirecourt. 1748
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Urquhart, Alex. — Invergordon. Geb. 1867
Er hat einige gute Geigen gebaut.
Urquhart, Donald. — Tain. Geb. 17. August
1859 Baiblair
Er hat aus Liebhaberei zwar nur eine kleine Anzahl,
^) Ein Michel Unverdorben (geb. 1574) war Bürger Vaillant,
und Prokurator der Reichsstadt Schwäblsch-Hall (f 27. Mai
1627).
-') Vgl. Stockbauer, Die Kunstbestr. unter Albrecht V.
und Wilhelm V.
V. Lütgcndorff, Gcig-cn- und Lautenmacher. Bd. II
»VIollst & luthier.« Ein berühmter Brabanter Saiten-
Instrumentenmacher und Spielmannskönig (»rol des
menestrels«) des 13. Jahrhunderts, von dem bekannt
Ist, daß er Fiedeln, Rebeksund Leiern verfertigte. Jean
de Boendale setzt seinen Tod in das Jahr 1312; nacf
anderen soll er bis 1358 gelebt haben, was übrigens un
wahrscheinlich Ist. In einer Urkunde von 1307 wird ei
als »Magister Ludovicus de Valbeke, viellator« be-
zeichnet.
Vaillant, Claude Joseph. — Mirecourt. 1778
1790
Ein Verwandter des Pariser Meisters, für den er auch
gearbeitet haben soll.
Vaillant, Fran?ois. — Paris. 1736. 1783
Die gewöhnlich vorkommenden Gelgen mit seinem
Namen stehen selten über der Mittelmäßigkeit und
sind schlecht lackiert. Da aber einzelne seiner Arbeiten
denen von Boquay und Pierray nahekommen, so Ist
anzunehmen, daß die erstgenannten nur Werkstatt-
arbeiten sind. Er wohnte zuerst Rue de la Julverle und
wenigstens von 1775 an In der Rue N.-D.-de Bonne
Nouvelle.
Gelgenzettel: Fran^ois Vaillant rue de la Julverle i ä
Paris 1738(gedruckO.
19. Jahr-
Nicolas. — Bordeaux.
hundert, f um 1880
Auch Nicolas de Bordeaux genannt. Er arbeitete sehr
gut, hatte aber ein plumpes, großes Patron bei seinen
34
530
Vainert — Vande
Geigen. Die Schnecke ist dagegen sehr schön aus-
gestochen, sein roter Lack durchsichtig und dick. Seine
Violoncelli sind seinen Violinen gleichwertig. Sein Vor-
gänger soll Lutzemberger geheißen haben, sein Nach-
folger Delannoy.
Vainert s. Weinert
Valdastri. — Modena. 1805
Bisher kennt man von ihm nur einige Taschengeigen,
die eine geschickte Hand verraten.
Valente. Raffaele. — Rom. 1898
Gilt als guter Mandolinenmacher.
Valentin (Valantin). — Angouleme. 1900
Er war »Luthier«; sein Nachfolger ist Javelland-Labbe.
Valentin, Rudolf. — Berlin. Geb. 1 1 . Juli 1 870
in Berlin
Ursprünglich Feinmechaniker, wendete er sich als
tüchtiger Geiger durch Selbststudium vorgebildet dem
Geigenbau zu, und da er ein guter Zeichner ist und
große Handgeschicklichkeit besitzt, fielen schon seine
ersten Versuche über alles Erwarten gut aus. Dieser
Erfolg ermunterte ihn zu weiterem Streben, und da
ihm auch die Zusammensetzung eines guten Lacks ge-
lang, ließ er sich bestimmen, den Geigenbau zu seinem
Berufe zu machen. Im Jahre 1909 eröffnete er seine
Werkstatt, und es fehlt ihm nicht an wertvollen .'Aner-
kennungen; treffliche Geiger loben seine Arbeit.
Geigenzettel: Rudolf Valentin Berlin angefertigt
Anno 19 . . (geschrieben).
Valenzano (Valenciano), Giovanni Maria. —
Valenza, Rom. Trlest. 1771. 1825
Er stammte aus .Asti, zog viel umher und soll (nach
Valdrighi) (3268) auch in Neapel, nach anderen inPadua
gearbeitet haben. Seine Arbeit ist handwerksmäßig,
und sein Modell schwankt zwischen dem der Mailänder
und dem der Neapolitaner Schule. Auf vielen seiner
gedruckten Zettel füllte er den jeweiligen Ort seines
Aufenthalts handschriftlich aus. Er ist jedenfalls auch
identisch mit jenem Valenzane, der um 1813 in Mont-
pellier Geigen ausbesserte.
Geigenzettel: Joannes Maria Valenzano astensis fecit
Romae 1825 (Ortsname und Jahreszahl geschrieben).
Joannes Maria Valenzano astensis in Valentia fecit
1804 (Ortsname und Jahreszahl geschrieben).
Valetianus, (Valletianus) Joannes. — Madrid.
1799
Der französischen Schule sehr nahestehend; flaches
Modell, ähnlich dem des J. B. Guadagnini. Seine
Violinen sind besonders gut im Ton; das bestätigte
schon Spohr, als er im Juni 1828 in der Musikalischen
Zeitung mitteilte, daß er gebeten sei, eine Geige dieses
Meisters zu verkaufen, und hinzufügte, daß sie »einer
besseren Stradivari ebenbürtig« sei.
Geigenzettel : Joannes Valletianus fecit Matrito anno
1799 (gedruckt).
Valle, Nicolas del. — Granada
Alterer spanischer Lautenmacher.
Vallejo, D. Rafael. — Baza (Spanien). 1789
Das D. vor dem Taufnamen wird man vielleicht »Don«
lesen müssen, dann wäre dieser Lautenmacher als ein
Ordensgeistlicher anzusehen. Er war nicht ungeschickt
und hat recht hübsche, eingelegte Lauten angefertigt.
Geigenzettel : D. Rafael Vallejo me hizo en baza,
1789 (gedruckt).
Vallentine, William. — London. 1870. f um
1877
Er hatte seine Werkstatt in der Wardourstreet und soll
einige gute Kontrabässe gemacht haben.
Valier. — Marseille. 1683. 1700
Er wird zwar in der Literatur, so bei Hart u. a., mehr-
fach, aber stets ohne nähere .Angaben erwähnt. Es war
mir aber weder in Marseille noch überhaupt in Frank-
reich möglich, etwas über diesen Geigenmacher oder
seine Werke zu erfahren.
Vallier, lebt als 'Luthier« in Le Havre
Vallini, Giulio. — Cremona. 18. Jahrhundert
Ein Cremoneser Geigenmacher, den ich nur bei Val-
drighi (3909) erwähnt gefunden habe.
Valoncini, Frederic, ein Geigenhändler in
Nizza, der auch eine Reparaturwerkstatt
unterhält
Valonini, Zanoli (Gianolo?). — Venedig. 1765.
1783
Obwohl Geigen mit seinem Zettel nicht gerade selten
vorkommen, gelang es mir doch noch nicht, festzu-
stellen, wie er wirklich geheißen hat. Vgl. Zanoli.
Valte, Dominique. — Mirecourt. 1734. 1743
Ein nur von A. Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Valtrin, Didier. — Mirecourt. f vor 1698
Von A. Jacquot nachgewiesener Geigenmacher. Es gab
auch noch einen Jean-Dominique 1 Valtrin um 1677,
einen Jean-Dominique II von 1698 — 1707, ferner zwei
Jean-Joseph V. von 1714—1757 und von 1740—1749.
Der Name kommt auch Vaultrin geschrieben vor, und
ein Joseph Vautrin, der im 19. Jahrhundert in Mire-
court tätig war, gehört jedenfalls in diese Familie. Auch
die Jean -Joseph Watrin (1744) bezeichnete Violine der
Sammlung Snoeck rührte jedenfalls von einem Mit-
glied dieser Geigenmacherfamilie her.
Vandelli, Giovanni. — Fiorano (Modena).
Geb. 1796, t 1839
Seine Geigen sind recht sauber gearbeitet, haben jedoch
keinen großen Ton und zeichnen sich auch sonst nicht
aus, so daß sie trotz ihres guten .Aussehens nicht hoch
geschätzt werden.
Vanderhaeoen — Varotti
531
Vanderhaegen, A., lebte im 19. Jahrhundert in
Gent
Van der Heyden. — Brüssel (?). 1888
Ein Belgier, der 1888 in Brüssel einen Fortschrittspreis
für einen fünfsaitigen Kontrabaß erhielt.
Van der Linden, Jan. — Antwerpen. 18. Jahr-
hundert
Eine Violine von ihm in deutschem Stil, mit langen,
steilen F-Löchern besaß Cl. Snoeck.
Geigenzettel: Joannes Vanderlinden tot .Antwerpen ,
17 . . (gedruckt).
Van der Linden, Lorenz. — Brüssel. 1618. 1621
Hoflautenmacher; der Stammvater einer ganzen Mu-
sikerfamilie und jedenfalls der Vater des Lautenisten
Lorenzino \ . d. L., — wenn nicht dieser selbst.
Vanderlist. — Paris. 1788. 1801
Vermutlich besaß er eine Geige von Guadagninil, die er
sowohl im Modell als im Lack nachzuahmen sich be-
mühte. Seine Arbeiten sind gute Durchschnittsware ;
am besten waren noch seine Harfen. Er besaß auch eine
Brandmarke mit seinem Namen. Auf anderen Zetteln
ist auch »Paris« angegeben.
Geigenzettel : Abb. 806.
Van der Meulen, Antonius Mattheus Con-
radus. — s' Hertogenbosch. Getauft 26. Nov.
1793 (in der kath. Kirche St. Jans St. Pieter
in Hertogenbosch), f 1 0. Okt. 1 872 in Drunen
Sohn des Pieter Frans V. d. M. und der Cornelia
Pauline Spykers; ein Nordbrabanter Geigenhändler,
der sich auch als Instrumentenmacher bezeichnete,
aber wahrscheinlich nur fremde Arbeiten mit seinem
Zettel versehen hat, den er oft einfach über den Zettel
des wirklichen Verfertigers klebte.
Geigenzettel : Gerepareert door / A. M. C. van der
Meulen. , 's Hertogenbosch 1858 (gedruckt). — A. M.
C. van der Meulen Muziek-Instrumentmaker in de
Kerkstraat, E 36 te 's Bosch (gedruckt).
Van der Slaghmeulen, Joh. Bapt. — Ant-
werpen. 1660. 1679
Der Lukasgilde gehörte er nicht an ; eine Geige von ihm
führt das Selhofsche Verzeichnis (1 759) auf. Ein Violon-
cello aus dem Jahre 1672 stellte Willmotte 1878 m Paris
aus. Gute Arbeit, mattbrauner Lack, schöne, aber
große F-Löcher, hübsche Einlage mit Goldverzierung,
an die Brescianer Schule erinnernd. Wenn der folgende
Zettel, den Grillet mitteilt, echt ist, dann müßte der
Name allerdings Van der Staghmeulen gelesen werden.
Geigenzettel : .Abb. 809.
Van der Syde (Zeyden) s. Syde
Vandewiele. — Gent. 19. Jahrh.
Wahrscheinlich ein Dilettant, der sich als Erfinder ver-
suchte.
Vandey, Gust. fils, begründete 1886 ein Ge-
schäft in Cannes
Vangelisti (Evangelisti), Pier Lorenzo. —
Florenz. 1700. 1745
Ein Geifeenmacher dritten Ranges, von dem es jedoch
einige recht gute Violinen und namentlich gute Bässe
gibt. Er hatte kein ausgesprochenes Modell und ar-
beitete im Stile Gabriellis; nur seine im oberen Teile
scharf gebogenen F-Löcher sind eigenartig. Eine
Violine von ihm befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln, eine andere besitzt
Oskar Mez in Freiburg i. Br. Er gebrauchte ver-
schiedene Zettel, was darauf schließen läßt, daß er
fleißig gearbeitet hat. Es muß daher auffallen, daß seine
Geigen jetzt ziemlich selten vorkommen. Sie sind ent-
weder einem raschen Verfall ausgesetzt gewesen oder
aber von Händlern mit berühmteren Namen versehen
worden.
Geigenzettel : Abb. 612.
Vanhese. — Gent. 1820
Seiner .Arbeit nach hat er in Mirecourt gelernt oder
Mirecourter Schachteln verwendet. Eine Violine von
ihm besaß C. C. Snoeck.
Vannucchi, Nicolo. — Florenz. 1703
Sohn des Domenico V. Er war vorzugsweise Lauten-
macher und scheint überhaupt keine Geigen gemacht
zu haben.
Va-ou-il-me-plait, Fran^ois. — Mirecourt. 1 789
Mit diesem etwas sonderbaren Namen findet sich in
den Akten seines Heimatortes ein Bogenmacher ver-
zeichnet.
Varagnoli, Petruccio. — Venedig
Italienischer Geigenmacher unserer Zeit.
Varjü, Karl. — Budapest. 1888
Ursprünglich Tischler, später Cymbalmacher wie sein
Bruder Stefan V., begründete ein Musikinstrumenten-
geschäft und beschäftigte sich dann auch mit Bau und
Reparatur von Geigen. 1888 verband er sich mit Stefan
Horvath, der das Geschäft später allem fortsetzte.
Varotti, Giovanni. — Bologna. 1786. 1815
Er scheint aus der ländlichen Umgebung (aus .Argile?)
Bolognas zu stammen und aus keiner besseren Schule
hervorgegangen zu sein. Seine älteren Geigen sind da-
her auch mehr eigenartig als schön in der Form, klingen
aber nicht schlecht und erreichen deshalb gute Preise.
Im Laufe der Zeit vervollkommnete er sich aber, und
es gibt Geigen von ihm, die noch höher bewertet
werden. Eine schöne, goldgelb lackierte Violine von
großem weittragenden Ton von ihm besitzt Eman. Ed.
Homolka. Die Schnecke und die doppelte Einlage er-
innert an die Schule von Brescia, die F-Löcher sind
dagegen nach Andreas Guarneri geschnitten. Eine
prächtig klingende Violine von 1792 besitzt Studien-
rat Dr. Freund in Breslau.
Geigenzettel: Abb. 814.
34*
532
Varquain — Vauchel
Varqualn (Varquin). — Paris. 1742. 1751
Er wohnte an der Ecke der Rue deBussy und hat haupt-
sächlich Leiern gemacht. Eine solche (Vielle) war im
South Kens. Mus. 1872 ausgestellt, doch soll er auch
Geigen verfertigt haben.
Geigenzettel: Varquain, Carrefour de Busy Faubg
St. Germain, Paris 1750 (geschrieben).
Vasallo, Giov., ein Schüler von Grancino,
lebte in Mailand
Vasi, Marco. — Ravenna. 1830
Nur als Umarbeiter einer Baßviola da Gamba im
Kölner Musikhistorischen Museum bekannt geworden.
Vasväry, Istvän, lebte 1887 als Geigenmacher
in Arad und f um 1894
Vauboam s. Voboam
Vauchel, Jean Com. — Offenbach a. M.,
Mainz, Würzburg, Damm. Geb. 9. März
1 782 zu Offenbach a. M.^), f 1 0. Januar 1 856
in Damm bei Aschaffenburg
Sein eigentlicher Name soll Vauchelle ") gewesen sem;
er war der Sohn eines Franzosen, der als politischer
Flüchtling nach Deutschland gekommen war und da
sein Brot als Graveur zu verdienen suchte. Im Tauf-
protokoll der ehemaligen deutsch-reformierten Kirchen-
gemeinde Offenbach a. M. steht (1782, S. 280): "Im
Jahre Christi Siebzehnhundert und zwemndachtzig.
Nachts um 1 1 Uhr wurde dem Bijouterie-Arbeiter
Joseph Vauchel, röm.-kath. von seiner Ehefrau Char-
lotta Amalia geb. Schmidt, ein Sohn geboren und Sonn-
tags den 10. März getauft, wobei er die Namen Johannes
Cornelius erhielt. Gevatterinnen waren: 1. Johanna
Vauchel, Grossmutter des Kindes, hinterlassene Wittwe
des weiland Weinhändlers zu Paris, Pierre Vauchel,
welche bei der Taufe durch Johann Hemrich Pruere,
Sohn des verstorbenen Fabrikanten Peter Pruere und
seiner Ehefrau Cornelia geb. Schmidt, vertreten wurde,
und 2. die genannte Cornelia Pruere geb. Schmidt,
Schwester der Mutter des Kindes.« Nach dem Aus-
bruch der Revolution kehrte der Vater mit semer Fa-
milie wieder nach Paris zurück, wo Jean V. das Geigen-
machen erlernte und auch bei Tourte, mit dem er be-
freundet war, arbeitete. Er scheint dann um 1809 allein
nach Deutschland gegangen zu sein und zwar zunächst
in seine Geburtsstadt, wo er sich niederließ, und, wie
eine im Münchener Privatbesitz befindliche Violine
durch ihre Inschrift beweist, Hofgeigenmacher des
immer lustigen Königs Jfrome von Westfalen wurde.
Wann er nach Würzburg kam, ließ sich nicht feststellen ;
da er sich aber in einem Gesuch vom 7. April 1823, in
dem er um eine neue Wohnung bittet, darauf beruft,
daß er schon seit 12 Jahren Hofgeigenmacher sei, muß
^) Der Geburtstag wird auch in einem erhaltenen
Briefe von der Großmutter des Geigenmachers so ange-
geben.
^) Auch in den Würzburger Adreßbüchern wird Jean V.
in den Jahren 1838 — 1841 Vauchelle genannt.
er schon unter dem Großherzog Ferdinand (1806 bis
1814) nach Würzburg gekommen sem. Dieses Gesuch
sowie der ganze handschriftliche Nachlaß Vauchels, der
interessante Aufschlüsse über sein Leben gibt, befindet
sich als treubehütetes Erbstück bei I. Reiter in Mitten-
wald. Ob Vauchel vor seiner Niederlassung in Würz-
burg in Mainz gearbeitet hat, wie behauptet wird,
konnte ich nicht ermitteln. Der Vater blieb jedenfalls in
Frankreich, denn in einem Schreiben Vauchels heißt es :
"Mein Vater Joseph Maria Vauchel entflieht am
27. Dezember 1827.« Er scheint also zu den Feinden
des Ministeriums Karls X. gehört zu haben und dürfte
seinen Lebensabend bei seinem Sohne beschlossen
haben. — Jean Vauchel, der es schnell zu Ansehen und
wohlverdienter Anerkennung gebracht hatte, wohnte
zuerst bei J. Röder, dann im Johannitergebäude, 1838
in der Teufelstorgasse bei Christoph Pfaff und dann
seit 1841 in der Hofstraße im sog. Katzenwicker, wo
jetzt ein Realgymnasium (»Maxschule«) steht. Als der
Katzenwicker im Jahre 1853 abgebrochen wurde, ver-
ließ Vauchel, der stets als sonderbarer Kauz geschildert
wird, im Verdruß darüber Würzburg und zog nach dem
Dorfe Schweinheiin bei Aschaffenburg. Dort ver-
wendete er seine ganze freie Zeit auf die Taubenzucht.
Als aber die Schweinheimer Burschen auf seine Tauben
schössen, zog er nach Damm und wohnte dort zuerst in
der jetzigen Haidstraße Nr. 8 und dann in der jetzigen
Mühlstraße Nr. 61 (früher lit. A Nr. 7). In einem
Nebengebäude richtete er sich eine Werkstatt ein, in
der er mit seinem Gesellen I. Reiter aus Mittenwald,
der auch in Schweinheim bei ihm war, fleißig arbeitete.
Er vermied selbst mit den nächsten Nachbarn jeden
Umgang und verkehrte nur hie und da mit einem
Franzosen namens Regnier (oder Renier), der in der
Dammer Porzellanfabrik in Stellung war. Auch mit
seiner Tochter Katharina hatte er sich überworfen, als
diese sich mit einem Musiker namens Kraft nach Stutt-
gart verheiratete. Seine Frau scheint frühzeitig ge-
storben zu sein; nach Damm brachte er eine Haus-
hälterin (Babette Schneider) mit, die einen dreijährigen
Sohn besaß, als dessen Vater Vauchel bezeichnet wurde.
Personen, die sich des Meisters noch erinnern, schildern
ihn als einen großen, hageren Mann, der, wenn er aus-
ging, stets einen braunen Zylinder und einen bis tief
unter die Knie reichenden, langen Rock trug. Er war
sich seines Wertes v/ohlbewußt und ließ von dem
Preise, den er für seine Geigen forderte, keinen Pfennig
ab. Als ein Händler einst eine Geige bei ihm bestellte
und nachträglich zu feilschen begann, ergriff der leicht
zum Zorne gereizte Vauchel seine Arbeit und zerschlug
sie in tausend Stücke. Seme Geigen wurden ihm gut
bezahlt; Spohr und Paganinl schätzten ihn als einen
der besten Geigenmacher der Welt, und er konnte be-
haglich leben. In Damm umgab er sich mit allerlei
Geflügel und hatte eine schön eingerichtete Wohnung,
in der es mancherlei kostbare Altertümer u. dgl. zu
sehen gab. — Seinem letzten Wunsche entsprechend
wurde er nicht in Damm, sondern (am 13. Januar 1856)
auf dem Friedhofe in Aschaffenburg begraben. Sechs
Männer trugen ihn von Damm zum Kapuziner- oder
Karlstor nach Aschaffenburg, und von dort begleiteten
ihn drei Geistliche zu seiner letzten Ruhestätte. So an-
gesehen Vauchel auch in Künstlerkreisen war, so
lebendig sein Andenken in seinen Werken blieb, sein
Vaiiltrin — Velvarsky
533
Grab wurde doch bald vergessen, und erst Herr Dr.
Julius Krieg hat das Verdienst, die Stelle wieder er-
mittelt zu haben. Im Beerdigungs- oder Lagerbuch für
die Jahre 1836—1856 findet sich, daß »Vauschel,
Johann, k. b. Hofgeigenmacher aus Würtzburg«, im
Jahre 1 856 am 1 3. Januar im ältesten Teil des Aschaffen-
burger Friedhofs beerdigt worden ist und zwar im
2. Quadrat 25. Reihe, 18. Grab. Der Grabstein war
schon 25 Jahre nach Vauchels Tod bei der Neu-
planierung beseitigt worden und in dem Grabe wurden
1882 ein Mann und bald darauf ein Kind beigesetzt, bei
welcher Gelegenheit die Gebeine Vauchels jedoch nicht
aus dem Grabe genommen wurden. Als Dr. J. Krieg er-
fuhr, daß die Neuplanierung dieses Grabes wieder
bevorstand, erwirkte er, daß man davon Abstand nahm.
Der Magistrat stellte ihm einen großen Grabstein von
einem alten Grabe zur Verfügung, auf dem er die In-
schrift anbringen ließ: Hier ruht Jean Vauchel , emer
der berühmtesten Geigenmacher der Welt. / Geb.
9. März 1782 zu Offenbach a. M., gest. 10. Januar
1856 in Damm, , begraben 13. Januar 1856 an dieser
Stelle. Neu errichtet im Januar 1911 V.J.Krieg.
So erhielt der treffliche Meister ein würdiges Denkmal;
gleichzeitig hat Dr. Krieg erwirkt, daß das Grab in die
Liste derjenigen aufgenommen wurde, die auch in Zu-
kunft Neuplanierungen nicht unterworfen werden
sollen. Herr Stöber in Würzburg besitzt eine Violine
von iiim mit dem Zettel: J. Vauchel d'Offenbach fecit
et / von J. Reiter, dessen Eleven aus Mittenwald a. Isar ,
vollendet in Damm bei Aschaffenburg , anno 1857.
Bei der Ausbesserung dieser Violine kam ein zweiter
Zettel an der oberen Zarge im Innern zum Vorschein
mit dem Wortlaut: »J. Vauchel starb d. 1 1 . Januar 1856
in Damm bei Aschaffenburg, und ich, J. Reiter, dessen
Eleve aus Mittenwald a. d. Isar machte seine Arbeiten
vollends fertig anno 1856 — 1857 in Damm bei
Aschaffenburg.« Auf der Rückseite liest man noch:
»Er machte 48 Stück, wovon 4 Cello, 6 Violen, die
übrigen Violinen sind.« Diese Angabe scheint sich
lediglich auf den Nachlaß zu beziehen und unter »Er«
ist wohl nicht Vauchel, sondern J. Reiter zu verstehen.
— In seinen jungen Jahren nahm er das Holz manch-
mal zu dünn und machte Versuche mit einer allzu-
flachen Wölbung. Er fand aber bald den richtigen Weg
und erhob sich zu echter Meisterschaft. Es wäre wert-
voll, die Besitzer aller Arbeiten Vauchels zu kennen,
denn er war ein Meister, wie wenige seiner Zeit-
genossen, kurz, eine echte Künstlernatur, bei der
Wollen und Können sich die Wage hielt. Er arbeitete
mit tadelloser Sorgfalt und besaß feines Empfinden und
wertvolle Kenntnisse der akustischen Gesetze. Der Ton
seiner Geigen kommt in der Tat dem echter italie-
nischer sehr nahe. Sein Schüler I. B. Reiter erwarb von
den Erben Vauchels Werkzeuge und viele persönliche
.Andenken an den von ihm über alles geschätzten
Meister.
Geigenzettel: Jean Vauchel d'Offenbach , fecit 1851
(gedruckt).
Vaultrln (Vautrin) s. Valtnn
Vecchi, Orazio. — Modena. 1880
Er stammte aus Scandiano und hat verschiedene Bässe
von kleinem Patron gemacht.
Vedral, Josef. — Haag. 1908
Geigenmacher der Gegenwart.
Veichtner, Johann Georg. — Regensburg. 1 760
Ein braver Meister, der, ohne Hervorragendes zu
leisten, bei seinen Instrumenten eine geschickte Hand
verrät. Er ist wahrscheinlich identisch mit dem an-
geblich schon 1603 vorkommenden Johann Beichtner.
Geigenzettel : Johann Georg Veichtner, ' Lauten- und
Geigenmacher in Regenspurg, Anno 1760 (gedruckt).
Veinar, Anton. — Hoiovlc, Wien. 1856. 1860
Er kam 1860 aus Hof ovic nach Wien, scheint aber sehr
bald gestorben zu sein. Arbeiten von ihm kommen fast
gar nicht vor.
Geigenzettel : Anton Veinar fecit Viennae Anno 1860
(gedruckt). — Anton Weinar ' Geigen & Guitare-
macher Wien / Wieden Preßgasse No. 4 (gedruckt).
Veinar, Franz. — Hoiovic, Kiew, Moskau
Sohn von Ant. V. Er ist auch Musiker, lebte 1873 bis
1875 in Ho'" ovic und jetzt in Moskau.
Geigenzettel : Frant. Veinar / 18 B, 10 73 (geschrieben).
Veith, Alois. — Glatz. Geb. um 1803 zu
Köchendorf, f nach 1835
Er erlangte als Instrumentenmacher am 15. September
1 827 das Bürgerrecht in Glatz und besaß dort das Haus
Nr. 81.
Velondio. — Athen. 1867
Griechischer Mandolinen- und Gitarrenmacher.
Veltcm, Jacobus van. — ?
Ein belgischer Meister des 18. Jahrhunderts, der u. a.
eine Taschengeige, deren Form an die französische
gigue des Mittelalters erinnert, gemacht hat, die sich
jetzt in der Sammlung des Konservatoriums in Brüssel
(Nr. 232) befindet.
Velvarsky von V«^tsin, Heinrich Felix (böh-
misch: lindiich Stästny). — Kutnä Hora-
Kuttenberg. 1620. f 28. März 1624
Er gehörte einer um die Mitte des 16. Jahrhunderts in
den böhmischen Adelstand erhobenen Familie an, die
sich in die Zweige Velvarsky und Kourzlmsky von
Wietschin (böhmisch: z Vttsina) teilte. Dem Namen
nach .scheint er aus Welwarn zu stammen und war
Musiker und Lautenmacher. Er war vermögend und ur-
sprünglich Protestant, trat aber zur Zeit der Gegen-
reformation zum Katholizismus über, was ihm inso-
ferne einen Vorteil brachte, als ihn der Oberstmünz-
meister Wilhelm von Wreschowitz am 9. Mai 1622
zum ersten Schöffen erwählte. Sein Zeitgenosse, der
böhmische Chronist Nicolas Dai'icky von Heslova,
schreibt (1622) darüber: »Und es wurde zum ersten
Schöffen ein gewisser Heinrich Welwarsky, welcher
sich erst unlängst in Kuttenberg ansässig machte und
früher ein Geigenmusiker war. Dadurch wurde das
Amt herabgesetzt.« (!) — Er starb am Donnerstag
Abend des 28. März 1624, wurde in der St. Barbara-
534
V,
enere
Ve
Kirche in Kuttenberg begraben und hinterließ eine
Witwe namens Johanna, wahrscheinlich aber keine
Kinder. Da er ausdrücklich als Geiger bezeichnet wird,
dürfte er auch Geigen gemacht haben. Eine gute Laute
von ihm besitzt Bohuslav Lantner in Prag.
Geigenzettel: Iindiich Velwarsky z Vt'tsina Mus.
Instrumental' 1620 , na Horäch Kutnych (gedruckt).
Venere, Vendelio s. Tieffenbrucker
Veneziano s. Alessandro
Venios, Em., ein Saiteninstrumentenmacher,
der in Konstantinopel lebt
Ventapane (Ventupane), Lorenzo. — Neapel.
1809. 1828
Er arbeitete oft recht gut im Stil der Gagliani und
ahmte das Stradivarimodell nach, doch nahm er die
Brust gerne breiter. Das Holz ist gewöhnlich schön, der
Lack orangegelb, aber häufig nachgedunkelt. Der Ton
seiner Geigen ist groß, wenn auch nicht weich genug.
Auch seine Violoncelli sind gut. Seine Arbeiten stehen
jetzt ziemlich hoch im Preise. Im Jahre 1828 wohnte ei
in der Strada Donnaregina Nr. 2. Auch ein Gius. V.
kommt vor.
Geigenzettel : Lorenzo Ventapane Fabbricante di
Strumenti armonici Strada Donnaregina No 33
Napoli 1809 (gedruckt).
Ventapane, Pasquale. — Neapel. 18. Jahr-
hundert
Vielleicht der Vater oder Bruder Vincenzo V.s, dem er
in der Arbeit nahekommt. Er scheint vorzugsweise
Violoncelli gemacht zu haben.
Ventapane, Vincenzo. — Neapel. 1750. 1799
Gute Gaglianoschule. Er ahmt das Stradivarimodell
(mittlere Größe) nach und hat einen gelben oder gelb-
braunen Lack. Der Ton ist gut. In manchen Arbeiten
erinnert er an Tomaso Eberle.
Ventura, Annibale. — Viadana. 1740
Vielleicht ein Sohn oder Enkel von Giovanni V. Wenn
er auch sorgfältiger arbeitete als dieser, so gehört er
doch nur zu den Geigenmachern dritten Ranges. Er
soll auch in Mailand gearbeitet haben.
Ventura, Giovanni. — Parma (?). 1622
Angeblich stammte er aus Viadana. Bisher sind nur
rohe Arbeiten seiner Hand bekannt geworden.
Venturi, Leonello (Lenelli)
In einigen Geigen, die an sich nicht schlecht sind, im
günstigsten Falle aber vom Ende des 18. Jahrhunderts
stammen, findet sich der gedruckte Zettel: Lenelli
Venturi fecit Venetiis An. 15 . . Der Zettel ist eine
plumpe Fälschung; selbstverständlich ist Ventura
Linarolo damit gemeint.
Venzi, Andrea. — Florenz. 1636
Er wird als Sohn eines Simone V. bezeichnet und als
Geigenmacher von Vidal erwähnt.
Verbeek, Gisbert. — Amsterdam. 1671
Eine Geige von ihm führt das Verzeichnis der 1759 im
Haag versteigerten Selhofschen Sammlung auf.
Verbrugghe. — Ostende
C. C. Snoeck besaß eine Viola von ihm.
Verbruggen, Theodor. — Antwerpen. 1641
Lautenmacher und Musiker. Er hat 1641 einen Baß für
den Kirchenchor angefertigt.
Verini, Andrea. — Modena (?). 1884
Wahrscheinlich Sohn Serafino V.s. .Auch er beschäf-
tigte sich mit dem Geigenmachen.
Verini, Serafino. — Arceto, Cascogno (Mo-
dena). Geb. 1799, t 1868 zu Montebonello
bei Frignano
Sohn des Bcrnardino V. Ein tüchtiger Feldmesser, der
sich als Dilettant auf den Bau von Geigen und Bässen
verlegte, ohne es dann sonderlich weit zu bringen.
Bessere Erfolge hatte er — als Bienenzüchter.
Verle, Franz. — Padua. Um 1590—1600
Wahrscheinlich ein Tiroler oder Schwabe; vgl. Werle,
Wöhrl, auch Vörle.
Geigenzettel : In Padova Francesco Verle (gedruckt).
Vermare (Vermarre) lebt als »Luthier« in
Lyon
Vermesch (Vermersch), Pater. — Beaumont
s.Oise. 1781. 1812
Ein Minontenmönch. der ohne besondere Kenntnisse
Geigen von sehr hoher Wölbung und schlechten Ver-
hältnissen machte. Ebenso mangelhaft wie seine Arbeit
ist auch sein trüber Lack.
Geigenzettel : Fait par le P. Vermesch rel. minime
ä Beaumont-sur-Oise / 1781 (gedruckt).
Vernon. — London. 1823
Ein Neffe von John Betts, in dessen Geschäft er als
Ladendiener half. Nach dem Tode seines Oheims er-
öffnete er 1823 ein eigenes Geschäft, und es gibt
Geigen, die seinen Namen tragen. Er hat aber nie in
seinem Leben eine Geige selbst gemacht noch je eine
solche repariert.
Verny (Vernier) s. Verpy
Veron, Antolne. — Paris. 1720. 1750
Seme Geigen kommen denen von Pierray manchmal
nahe. Eine fünfsaitige Viola von ihm befindet sich im
Museum des Pariser Konservatoriums (Nr. 139).
Geigenzettel: Abb. 813.
Veron (Verron), Pierre- Andre. — Paris, 1711.
1750
Seme Geigen verraten zwar das Bestreben, italienische
Vorbilder nachzuahmen, docli geschieht dies ohne
Sorgfalt und ohne Erfolg. Trotzdem soll er seinerzeit
ein gewisses Ansehen besessen haben.
Verona — VieKveib
535
Verona, Pietro. — Corregglo. 1606
Ein Geigenmacher, den ich bisher nur bei Valdnghi
(4459) erwähnt gefunden habe.
Veronesi, Camillo. — Bologna
Musikinstrumentenmacher des 19. Jahrhunderts.
Verpy, Jean-Baptiste. — Mirecourt. 1767. 1789
Ein Geigen- und Bogenmacher, den A. Jacquot erwähnt,
der aber wahrscheinHch richtig Verny (Vernier) hieß.
Verpy. — Blois. 1801
Vielleicht mit dem Vorigen identisch. Er ist übrigens
nur als Reparateur bekannt.
Verzella, Francesco. — Konstantinopel. 1890
Ein Neapolitaner, der sich in Konstantinopel nieder-
ließ und dort Gitarren und Mandolinen herstellte, aber
hauptsächlich Händler war.
Vetorazzo (Vettorazzo), Giovanni. — Vicenza.
1793
Eine ihm zugeschriebene Baßgeige zeigte gutes Holz
und leidlich saubere .Arbeit: bekannter ist er als
Harfenbauer. Näheres über ihn war nicht zu erfahren.
Vetrlni (Vettrinl), Battista. — Brescla. 1629.
1630
Einer der besseren, wenn auch weniger bekannten
Meister der Brescianer Schule. Er bevorzugte ein ziem-
lich kleines Modell, verarbeitete schönes Holz und
einen guten, gelben Lack.
Vetter, Georg. — Straßburg. 1672
Vermutlich der Vater oder wahrscheinlicher Großvater
von Joh. Chr. I.V. Das Musikwissenschaftliche Semi-
nar der Universität Freiburg i. Br. besitzt eine Viola di
Gamba von ihm. Auf seinem Zettel übersetzt er, wie
später öfter auch Joh. Chr. I. V. seinen Namen ins
Französische.
Geigenzettel : George Cousin ä Straßbourg Georg
Vetter in Straßburg 1672 (gedruckt).
Vetter, Johann Christoph I. — Straßburg i. E.
Geb. um 1693, t 3. März 1761
Er war ein tüchtiger Lauten- und Geigenmacher und
wurde 1722 in die Zunft aufgenommen. Ein von ihm
reparierter Kontrabaß befindet sich aus der Sammlung
Snoeck in Berlin. .Auf seinen Zetteln übersetzte er ge-
legentlich Tauf- und Familiennamen in »Jean Chri-
stophe Cousin« und verwendete zweisprachige Zettel.
Geigenzettel : Jean Christophe Vetter / Strasbourg 1 744
(gedruckt).
Vetter, Johann Christoph II. — Straßburg i. E.
Geb. um 1738, t 3. Juni 1761
Sohn und Schüler von Joh. Christ. I V. Er soll recht
talentvoll gewesen sein ; da er aber schon mit 23 Jahren
an der Schwindsucht ein Vierteljahr nach dem Tode
seines Vaters starb, hatte er keine Gelegenheit, sich als
selbständiger Meister zu betätigen.
Vezzelli (Verzeih), Pietro. — Bologna. 1888
Ein Blasinstrumentenmacher, der auch mit Geigen ge-
handelt haben soll.
Vian, Giovanni Battista. — 1868
Eine Zither von ihm besitzt das Ferdinandeum in
Innsbruck.
Viard, Jean Claude. — Mirecourt. 1741
Vielleicht der Vater von Nicolas V.
Viard. Nicolas. — Versailles. 1760. 1790
Wenig bedeutender französischer Geigenmacher aus
der zweiten Hälfte des 18, Jahrhunderts. Seinen Zettel
teih Vidal mit.
Geigenzettel: Fait par Nicolas Viard, ä Versailles
1 790 (gedruckt).
Vibert,J.B. — Paris. 1775. 1783
Er wohnte Rue de Seine und wird als »Luthier« be-
zeichnet. Ich kenne jedoch nur Sackpfeifen von ihm.
Vlbrecht (Wiebrecht), Gysbert. — Amster-
dam. 1700. 1710
Vidal u. a. zählen einen Geigenmacher dieses Namens
auf. — Sollte hier nicht eine Verwechslung mit dem
schon 1671 vorkommenden Gisbert Verbeek vorliegen ?
Vicenzo (Vicentius). — Prato. 1610. 1612
Es soll Lauten mit seinem Namen geben: mir sind nur
cymbalartige Instrumente von ihm bekannt geworden
Vichtelt s. Fichtold
Vidudez, Alfred. — Genf
Neuerer schweizer Geigenmacher.
Viedenhofer (Wiedenhofer), Bernhard. —
Pesth (Budapest). 1790. 1812
Schüler von Andr. Hueber: er gehört zu den besseren
ungarischen Geigenmachern und kommt Leeb sehr
nahe. Seine Arbeit ist sehr genau und das Holz gut;
das Modell geht auf italienische Meister zurück. Em
Münchener Hofmusiker besaß zwei Violinen von ihm,
die beide nach Maggini gebaut waren. Eine ähnliche
wurde im Dezember 1907 bei Puttick und Simpson in
London versteigert. Sein Lack ist sehr dunkel und
oft rissig.
Geigenzettel: Bernaid Viedenhofer in Pesth 1791
(gedruckt).
Vieira, Augusto. — Lissabon. 1896
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher vom
Ende des 19. Jahrhunderts.
Vieira da Silva, Joann. — Lissabon. 1700
Von ihm ist mir nur eine mit Elfenbein und Schildpatt
eingelegte Zither bekannt geworden.
Vielweib, Alois. — Burghausen. Geb. um
1 756 in Ried, f 8. Januar 1 82 1 in Burghausen
Er war der Sohn eines Kunstschleifers und selbst seines
Zeichens Schleifer und Stadtmusikant ; auch zwei von
536
Viertel — Vi
seinen Söhnen, die ihn (von ]0 Kindern) überlebten,
waren Kunstschleifer. Er machte also nur als Dilettant
Geigen, wenn er sich auch »Geigenmacher« nannte.
Seine Arbeit erinnert an Mittenwalder Vorbilder; er
war nicht ungeschickt, wenn man ihm auch die unge-
schulte Hand ansah.
Geigenzettel : Alois Vielweib, Stadtmusikant / und
Geigenmacher in Burghausen 1804 (gedruckt).
Geb. 1865 in
Aachen.
Viertel, Holm.
Zwickau
Mit vier Jahren verwaist, kam er zu dem Gitarren-
macher Gütter nach Markneukirchen. Durch Moritz
G., den einzigen Sohn seines Pflegevaters, wurde in
ihm die Lust erweckt, Geigenmacher zu werden; er
trat bei Reinhold Paulus (jetzt in Firma Weichold) in
die Lehre, ging 1884 nach Dresden und im selben Jahre
noch zu A. Riechers nach Berlin, bei dem er drei Jahre
lang blieb. 1888 machte er sich In Markneukirchen
selbständig, siedelte aber im August 1896 nach Aachen
über, wo seit dem Tode Darches kein Geigenmacher
mehr ansässig war. Er ist ein tüchtiger Künstler; bei
seinen neuen Geigen kopiert er Stradivari und wendet
den Riechers sehen Lack (Spirituslack mit etwas Ter-
pentinöl) an. Den Baßbalken setzt er erst nach dem
Lackieren ein, wodurch er den Ton der neuen Geigen
zu veredeln sucht. Er gilt als ein talentvoller Schüler
von Riechers und zeichnet sich durch tadellos saubere
Arbeit aus.
Geigenzettel: Holm Viertel .Aachen- Anno 19 (gedr.).
Viganzio, Lodovico. — Rom. 1623
Ein nur von Valdrighi (3913) erwähnter Lautenmacher.
Vignali, Giuseppe. — Veruchio. 191 1
Strebsamer italienischer Geigenmacher der Gegenwart.
Vigneron, Joseph-Arthur. — Paris. Geb. 1851
in Mirecourt
Trefflicher Bogenmacher, Schüler von Charles Husson.
Im Jahre 1880 ging er nach Paris zu Gand & Bernardel,
wo er acht Jahre lang blieb, worauf ersieh in der Rue de
Clery selbständig machte. Seine Bogen sind sehr schön
gearbeitet und tragen die Marke *A. Vigneron' ä Paris.
Vigoni, A. — Pavia
Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Villano d'Ascoli s. Odoardi
Villars, Paul. — Paris. 1741. f vor 1776
Schüler von Gh. Bizey. Er wohnte 1 769 Rue des Fosses-
St.-Germain-des-Pres und war Holzblasinstrumenten-
macher. Ob die Geigen, die jetzt im Handel mit seinem
Namen vorkommen, echt sind, erscheint mir sehr frag-
lich. Wahrscheinlich verwechselt man ihn mit Theo-
phile Villars.
Villars, Theophile. — Cusset (AUier). 1865.
t 1880
Seines Zeichens ein Buchdrucker, der von seinem
Oheim Montgilbert in der Geigenmacherei unterrichtet
wurde und wie dieser als Dilettant Geigen machte.
Villaume et Giron. — Troyes. 1791
Teilhaber dieser Firma waren (nach Kinskys Ermitt-
lungen) Alexis Villaume und Claude Giron. .Alexis
Villaume wurde 1766 in Mirecourt geboren und starb
am 31 . Dezember 1842 in Troyes. Er arbeitete 1 788 mit
Giron als Gehilfe bei Claude Aubert, machte sich 1789
selbständig und erwarb mit Giron im Jahre 1791
Auberts Werkstatt, die beide unter ihrer neuen Firma
fortführten. Wie lange sie gemeinsam arbeiteten, läßt
sich schwer nachweisen, da die Zettel meistens fingierte
Jahreszahlen von 1710 an aufweisen. Mit einer Jahres-
zahl nach 1800 ist mir keine Arbeit von ihnen vorge-
kommen. Ihre Geigen sind übrigens nicht schlecht,
auch ihre Gitarren klingen gut. Sie handelten mit aller-
lei Musikinstrumenten und hatten auch eine Saiten-
macherei.
Geigenzettel: .Abb. 810.
Vimercati, Gaspare. — Mailand. 1790
Es gibt nur wenige Geigen, die seinen Zettel tragen,
und bei diesen wenigen erscheint es noch fraglich, ob
sie Arbeiten seiner Hand sind. Dagegen war er ein ge-
schickter Lautenmacher und trefflicher Mandolinen-
spieler. Eine gute Mandoline von ihm besitzt A. Gautier
in Nizza.
Geigenzettel : Gaspare Vimercati / nella contrada della
Dogana di Milano, all segno ' della Luna (gedruckt).
Vimercati, Paolo. — Venedig. 1660. 1710
Sohn des Pietro V. Lernte bei Giovanni Tononi in
Venedig, den er jedoch übertraf. Er arbeitete nach Ant.
und Hier. Amatis kleinem Modell und verwendete
gelben Lack. Auch Brescianer Vorbilder ahmte er nach.
Geigenzettel : Paolo Vimercati / fece in Venezia A. 17...
(gedruckt).
Vimercati, Pietro. — Venedig. 1640. 1660
Nach den ihm zugeschriebenen Geigen schloß er sich
der Brescianer Bauweise an, ohne seine Vorbilder voll-
kommen zu erreichen. Besser gelang ihm dies bei seinen
Nachahmungen Amatis. Angeblich hat Jakob Stainer
bei ihm gearbeitet, wofür indessen jeder Beweis fehlt.
Vinaccia, Antonio I. — Neapel. 1734. 1781
Er wird als der Stammvater der heute noch blühenden
Familie betrachtet, ist aber vielleicht ein Sohn von
Nicolo V. und kann als ein Nachahmer von Gagliano
gelten. Er machte jedoch nur wenige Streichinstrumente
und verlegte sich frühzeitig auf die Herstellung von
Mandohnen, worin er es zu hoher Vollkommenheit
brachte. Im Museo Spagnuolo in Neapel (Palazzo degli
Studi) sind Arbeiten von ihm. die er für Carl 111. von
Bourbon anfertigte, erhalten, die seine Geschicklichkeit
glänzend erweisen. Gennaro und Gaetano waren seine
Söhne.
Geigenzettel : Antonius Vinaccia fecit Neap. , In via
Constantii 1734. / (1764 Strada Rua Catalana.) (gedr.).
Vinaccia, Antonio II. — Neapel. 1763. 1798
Sohn von Januarius V (Gennaro). Auch er kopierte
Gagliano und verwendete schönes Holz und gelb-
braunen Lack. Häufiger als seine Geigen kommen seine
Vinaccia — Vincent
537
reicheingelegten Mandolinen usw. vor. In seiner letzten
Zeit scheint er in die Via Constantii gezogen zu sein.
Eine Mandoline von ihm aus Palisander- und Ebenholz
usw. besitzt das Nordböhm. Gewerbemuseum in
Reichenberg.
Geigenzettel : Antonius Vinaccia Hllus Januarii feclt
Neapoli / alla Strada, Rua Catalana 1 763 (gedruckt) und
Abb. 811.
Vinaccia, Domenico. — Neapel. 1780
Gleichfalls nur als Mandolinenmacher bekannt.
Vinaccia, Gaetano. — Neapel. 1779. 1800
Sohn von Antonio I V. Er wohnte in der Strada Rua
Catalana Nr. 85 wohl mit seinem Bruder zusammen in
der väterlichen Werkstatt und ist hauptsächlich Gi-
tarren- und Mandolinenmacher gewesen. Geigen von
ihm sind mir nie vorgekommen. Geschickt wie alle
Mitglieder seiner Familie.
Geigenzettel: Gaietanus Vinaccia fecit / napoli 1795.
Nella Rua Catalana (gedruckt). — Gaietanus Vinaccia
Neapoli feclt Strada Rua , Catalana No 85 anno 1 779
(gedruckO und Abb. 802.
Vinaccia, Gennaro. — Neapel. 1755. 1778
Sohn von Antonio I V. Von den Mitgliedern der
Familie Vinaccia ist er es, der neben schönen Man-
dolinen, die am häufigsten vorkommen, auch zahlreiche
und gute Geigen gemacht hat. Er arbeitete in der Art
der Gagliani, hatte ein schönes Modell von mittlerer
Größe und dunkelgelben oder braunen Lack. Daß er
sich als Geigenmacher betrachtet wissen wollte, geht
schon daraus hervor, daß er '>sub slgno Cremonae«
arbeitete. Mandolinen von ihm sind in verschiedenen
Sammlungen zu finden, so in W. Heyers Musikhisto-
rischem Museum in Köln. Seine Geigen werden jetzt
durchwegs recht gut bewertet. Er wohnte, wie sein
Bruder, Strada Rua Catalana, wo auch der Vater ge-
wohnt hatte.
Geigenzettel: Januarius Vinaccia fecit Napoli / sub
Slgno Cremonae anno Domini 1757 (gedruckt).
Vinaccia, Giovanni. — Neapel. 1767. 1777
Sohn von Gennaro und wie dieser hauptsächlich Man-
dolinen- und Lautenmacher. Auf seinen gedruckten
Zetteln, auf denen für die Jahreszahl die Ziffern 176
vorgedruckt sind, erscheint sein Name mit o am
Schlüsse. Er verwendete diese für die sechziger Jahre
des 18. Jahrhunderts bestimmten Zettel auch in den
siebziger Jahren noch lange.^wie die im Städtischen
Museum in Braunschweig (Nr. 54) aufbewahrte Man-
doline beweist, wo über die Zahl 6 die Jahreszahl 77 mit
der Hand geschrieben erscheint. Es gibt auch Zettel,
auf denen er sich »Vinaccio« oder »Joannes Vinaces«
schreibt, so in einer Mandoline von 1773 in der Samm-
lung Rob. Leibbrand in Berlin und in einer reizend ge-
arbeiteten Pandurlna in der Sammlung Fritz Wildhagen
in Haiensee.
Geigenzettel: Joannes Vinaccio Filius Januarii fecit ;
Neapoli alla strada della Rua Catalana .'X.DI 777 (ge-
druckt).
Vinaccia, Nicolo. — Neapel. 1715(?)
Die Jahreszahl auf seinem Zettel, der sich m einer
Mandure im Germanischen Nationalmuseum in Nürn-
berg befindet, Ist schwer leserlich. Der Arbelt nach
wäre 1715 sehr wahrscheinlich; in diesem Falle dürfte
er als der Stammvater der Familie gelten.
Geigenzettel : Nicolaus Vinaccia fecit / Neapoli m Rua
Catalana 17(15)? 17(75)? (gedruckt).
Vinaccia, Mariano. — Neapel. 1796
Sohn von Antonio V. Hauptsächlich Mandolinen-
macher. Eine Arbeit von ihm befindet sich im Museum
des Konservatoriums in Brüssel (Nr. 250).
Geigenzettel: Marianus Vinaccia qu. Antonii / fecit
anno 1796 in via Costantll no 18 Neapoli (gedruckt).
Vinaccia, Pasquale. — Neapel. Geb. 20. Juni
1806, t zwischen 1881 und 1885
Sohn von Gaetano V. Ein tüchtiger Mandolinenmacher,
der besonders als Erfinder der Stahlsaiten, die die
früher gebräuchlichen Darm- und Messingsaiten der
Mandoline fast ganz verdrängten, bekannt ist. Er galt
als der beste, heute noch nicht übertroffene Mando-
linenmacher seiner Zeit, besaß viele Medaillen und
war Hoflieferant usw. Eine Lyragitarre von ihm besitzt
C. Claudius in Kopenhagen.
Vinaccia, Vincenzo. — Neapel. 1769. 1785
(1800)
Er bezeichnet sich als Sohn von Gennaro und wohnte
Calata de l'Ospedaletto Nr. 20. Seine Geigen sind nach
Joseph Guarnerius gemacht. Seine Mandolinen und
Gitarren zeichnen sich durch schöne Schildpatt-,
Elfenbein- und Perlmuttereinlagen aus.
Geigenzettel: Vlncentlus Vinaccio fecit Neapoli, / Sito
Nelfa Calata de Spitaletto AD 1785. (gedruckt). —
Vlncentlus Vinaccia , filius Januarii ,/ fecit Neapoli alla
rua Catalana ,' A. D. 1 775 (gedruckt).
Vinaccia, Fratelll, Gennaro e AchiUe (fu Pas-
quale). — Neapel. (Strada S. Maria la
Nova 25.)
Sehr angesehene Mandollnenfabnk, die auch einen
regen Handel ins Ausland betreibt, und
Vinaccia, Giuseppe. — Neapel. (Via Man-
cinelli 45)
Mandolinenmacher, sind die jetzigen Vertreter der
Familie.
Vinahlek s. Wmahlek
Vinatte, Andre. — Lyon. 1568. f 1572
Er war »faiseur de vloles" und wurde als Protestant in
der Bartholomäusnacht ermordet. Vgl. Coutagne,
Duiffopruggar.
Vincent. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamille, von der Claude V. von
1770—1788, Jean V. schon 1753 und Pierre-Nicolas V.
von 1733 — 1770 genannt werden.
538
Vincent — Virchi
Vincent, Dionisius. — Paris. 1752
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammend. Es gibt
Geigen und Lauten von ihm, die ihn jedoch auch unter
seinen Pariser Zeitgenossen nur als Meister dritten
Ranges erscheinen lassen.
Vincentl, M. — Florenz. Erste Hälfte des
19. Jahrhunderts
Em Geigenmacher, der als Erfinder einer Geige, die
18 Saiten hatte und mit zwei Bogen gespielt werden
mußte, bekannt wurde. Er wollte mit diesem sonder-
baren Instrumente, das er »Violon-General« nannte,
die Klangwirkung der Violine, der Viola, des Violon-
cells und des Basses gleichzeitig erzielen.
Vincentinus, Don Ascensio. — Madrid. 1775.
1790. S. Ascensio
Geigenzettel : Vincentinus, Ascensio. Presb. / Matti.
anno Domini 1775 (gedruckt).
Vincenzi, Luigi. — Carpi. Geb. in San Gio-
vanni Concordiese 1775, f nach 1818
Er hat nur wenige Geigen, dagegen verschiedene Bässe
gemacht. Seine Arbeit ist gut, der Lack bernsteinfarbig
und der Ton nicht schlecht. Es kommen übrigens
Geigen mit seinem Namen — namentlich in England —
im Handel vor, mit Jahreszahlen, die weit vor seiner
Geburt liegen und sich schon dadurch als Fälschungen
erweisen.
Geigenzettel: Aloysius Vincenzi Carpensis 1811 (ge-
druckt).
Vincolini (Fincolini ?), Giovanni Battista. 1 777
Unbekannter italienischer Geigenmacher des 18. Jahr-
hunderts, von dem mir nur der im Namen nicht einmal
sicher lesbare Zettel vorlag : Fece Gio : Batt" Vincolini
nel 1777 (gedruckt).
Violcete? (Violcetra, Violente), G. Giov. Casp.
— Cremona. 1685
Ein sehr zweifelhafter Name, der mir auf geschriebenen
und gedruckten Zetteln vorgekommen ist. Die Geigen
erinnern mehr an Brescianer als an Cremoneser Ar-
beiten. Vielleicht ist in »Casp.<' der eigentliche abge-
kürzte Familienname zu suchen. Jul. Heinr. Zimmer-
mann in St. Petersburg besitzt eine Violine mit dem
Zettel: G. Giov. Casp Violcete Cremonen. Ann. 1655
(gedruckt).
Violi s. Bertolotti
Vionllo s. Fiorillo
Virchi, Battista di. — Brescia. Geb. 1521,
fnach 1588
Bruder von Girolamo di V. Bisher ist nur eine Intarsia-
arbeit von ihm mit der Unterschrift »Batista Virchi
Brissiano — 1 553" in San Francesco in Brescia bekannt ;
es ist aber wahrscheinlich, daß er, wie seine Brüder,
auch Bildschnitzer und Lautenmacher war, und die
Vermutung, daß er der Verfertiger der Taschengeige
mit der Bezeichnung Baptista Bressano (s. d.) ist, hat
die größte Wahrscheinlichkeit für sich. Wie sich Giro-
lamo lateinisch »Hieronymus Brixiensis« bezeichnete,
könnte Battista sich italienisch »Baptista Bressano« ge-
nannt haben. Es scheint ihm übrigens nicht besonders
gut gegangen zu sein und zuletzt verlegte er sich auf das
Schnitzen von Holzschuhen.
Virchi, Benedetto di. — Brescia. Geb. um
1520, lebte noch 1568
Sohn des Bernardino und Bruder Gerolamos. Nach
seiner Steuererklärung von 1568 war er Lautenmacher
(citeraro), wie sein Bruder, außerdem aber auch Bild-
schnitzer und »Intarsiator", und eine Dornenkrönung
in Intarsiaarbeit in San Francesco zu Brescia trägt noch
jetzt (nach G. Livi) die Inschrift : Benedictus de Virchis
me fecit 1548. — Sein Sohn Bernardino wurde ein
trefflicher Orgelbauer.
Virchi (Virghi, lat. di Virchis, Virchinus,
Virga usw.), Gerolamo di. — Brescia. Geb.
um 1523, lebte noch 1573
Sohn des Maestro Bernardino di V. In seiner Steuer-
erklärung von 1563 nennt er sich selbst »Maestro de
instrumenti de Musica«, in der von 1568 »citeraro«. Er
war der Freund und vielleicht der Lehrer Gasparo da
Salos, dem er am 23. März 1 565 den erstgeborenen Sohn
Francesco aus der Taufe hob. Auch im Taufbuche
wird er »Hyeronimus de Virchis« genannt, und doch
glaube ich, daß sein eigentlicher Familienname Geraldi
war, wenn ich dafür auch nur eine Tatsache als Grund
angeben kann. Im alten Inventar der Ambrasersamm-
lung von 1596 wird bereits eine noch vorhandene
Zitherlaute ^) aufgeführt: »Ain Ziter, am Kragen die
Lucretia Romana geschnitten ... 12 Metallsaiten, wo-
von je zwei dicht nebeneinander gezogen sind. Alles mit
schöner Schnitzarbeit verziert, zum Theil gemalt und
vergoldet . . . Am Griffblatte der Name Hieronimus
Brixiensis. Auf der Rückseite das tyrolische und erz-
herzogliche Wappen.« -) An anderer Stelle wird dann
) Diese sechschönge Zither trägt die Inventarnummer
4059 und ist das berühmteste Stück der Sammlung. Sie ist
aus Palisanderholz, hat einen goldbraunen Bernsteinlack
und ein durchbrochenes, bemaltes und vergoldetes Schall-
loch. Am Ansatz des Griffbrettes nackte weibliche Figür-
chen, Mascarons und Ornamente. Auf der Rückseite das
Wappen des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Der Kragen
ist nach rückwärts in eine langnasige Fratze geschnitten,
das vordere Ende bildet das Brustbild der sich tötenden
Lucrezia, mit Perlenohrgehängen. Auf dem Griffbrett die
eingebrannte Marke: in einem Kreis ein geteiltes Wappen,
oben ein Adler (?), unten drei schwarze Rechtschrägen,
ringsherum als Legende :»Hieroni(mus) Brixiensis. «Rechts
und links vom Wappen I V (vielleicht Jerolamo Virchi?).
Länge 735 mm. — Die hier beschriebene Zither sieht
einem gleichen Instrument von G. P. Maggini im Museo
Modena sehr ähnlich.
-) Das auf Bestellung des Erzherzogs gemalte Tiroler
Wappen auf dem Boden der Lautenzither ist schuld, daß
F. Trautmann und andere die Bezeichnung »Brixiensis«
mit »aus Brixen (in Tirol)« deuten zu müssen glaubten;
komisch aber wirkt es, wenn Miß Stainer die Ortsangabe
»Bresa« (im Deutsch des 16. Jahrhunderts »Pressa«) mit
»Bresa in Silesia« deutet und dabei wohl an Breslau denkt.
Virchi - Vivenet
539
berichtet, wo oder bei wem die Instrumente gekauft
sind. Unter den wenigen angegebenen Namen fmdet
sich ein Hieronymus Geraldi. Im ganzen 16. Jahr-
hundert gab es aber m Brescia außer Hieronymus de
Virchis keinen zweiten Lautenmacher mit diesem Tauf-
namen. Es liegt daher gewiß nahe, Hieronymus
Brixiensis, Geraldi und di Virchi für ein und dieselbe
Person zu halten. Vidal teilt den Zettel: Hieronimo di
vir in Bresa mit; auch das Instrument, aus dem dieser
Zettel stammt, muß eine Arbeit Gerolamo di Virchis
gewesen sein. — G. Livi konnte feststellen, daß ver-
schiedene Mitglieder der Familie Virchi vor und nach
Gerolamo auch den Beinamen Targhetta geführt haben.
Von Gerolamo seilest liegt jedoch dafür kein Beleg vor.
Virchi, Giovanni Paolo, gen. Targhetta. —
Brescia, Ferrara, Mantua. Geb. 1552. 1612
Sohn von Gerolamo V. und vielleicht der Pate Magginis.
Er wurde als trefflicher Lautenspieler, Organist und
Komponist von Madrigalen bekannt, stand nachein-
ander in Diensten der Höfe von Ferrara und Mantua
und soll wie sein Vater vorzügliche Lauten gemacht
haben, wenigstens sagt Ottavio Rossi in seinem 1620
erschienenen Buch über die berühmten Brescianer von
ihm : >>Non fu mai toccata la cetra con maggiore dolcezza
quanto fu dal nostro Targhetta, che con Celeste armonia
le dava spirito, voce ed effetto angelicamente umano.
Ma non tanto era citaredo perfetto, quanto perfettissimo
artefice di questo strumento." Vgl. auch Fenaroli,
Dizionano degli Artisti Bresciani, wo nur nach Cozando
berichtet wird und von dem Mantuaner Aufenthalt
G. P. dl Virchi-Targhettas nicht einmal die Rede ist.
Vielleicht kann man in dem Kontrabaß von 1595 der
Sammlung Wildhagen eine Arbeit von ihm erblicken. —
Giovanni Paolos Sohn Fulvio zeichnete sich gleichfalls
als Musiker aus.
Vischer (Fischer), Johann Georg. — Jena. I 753
Vermutlich ein Sohn Joh. Sim. Vischers. Sem Repa-
raturzettel findet sich in einer Laute (Nr. 1) der Musik-
instrumentensammlung des Bachhauses in Eisenach.
Geigenzettel : Rebanret von Johann Georg Fisher
Musicalischer in strumentenmacher in Jena 1753
(geschrieben).
Vischer (Fischer), Johann Simon. — Jena.
1687. 1693
Er bezeichnete sich als: »Bildhauer, Lauten-, Harpen-
und Instrument-Macher« und wurde im Jahre 1687 als
Bürger der Stadt Jena verpflichtet. Eine Flügelharfe,
die er 1693 gemacht hat, befindet sich in Berlin aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 387).
Vischi. — Spilamberto. 1880
Ein Dilettant, der von Raffaele Fiorini unterwiesen
wurde und in seiner Jugend einige Violinen gemacht hat.
Visco, Bruto. — Piperno, Rom. 1600. 1608
Er nennt sich Visco da Piperno, wohnte 1608 in Rom in
der Via dei leutari und soll auch ein guter Lautenspieler
gewesen sein. Er sagt jedoch von sich in einer Urkunde
vom 14. September 1606 nur: »Jo faccio l'esercitio de
leuti et chitarre.«
Visconti, Gaetano. — Bologna. 1809
Bisher nur als Gitarrenmacher bekannt.
Vissenalre I. — Lyon. 1830. 1869
Er soll in Mirecourt gelernt haben, war haupt-
sächlich Händler und Gitarrenmacher und hat auch
einige Geigen gemacht.
Geigenzettel: Repare par Vissenaire M^ luthier ä
Lyon Place Confort N° 16 (gedruckt).
Vissenaire II. — Lyon. 1870. f um 1878
Alterer Sohn und Schüler von V. I und später Gehilfe
bei Bernardel. Er arbeitete meist mit seinem Bruder
Louis-Nicolas V. zusammen und erfand eine gute Kolo-
phoniummischung.
Geigenzettel : Abb. 804.
Vissenaire, Louis -Nicolas. — Lyon. 1865.
t 1891
Jüngerer Sohn, Schüler und Nachfolger von V. I. Ein
tüchtiger Geiger und als solcher Mitglied des Theater-
orchesters. Seine Geigen sind recht sauber ausgear-
beitet, wenn auch oft zu dick im Holz.
Geigenzettel: Abb. 807 und 808.
Vitäcek, Eugen. — Moskau. 1908. 1913
(Vielleicht der Sohn von Franz V.) Neffe von Franz
Spidlen, dessen Moskauer Werkstatt er übernommen
hat. Er arbeitet ungemein sauber und nimmt die Wöl-
bung sehr flach, nur macht er die Decken etwas zu dick.
Er ist als Reparateur sehr geschätzt.
Vitäcek, Franz. — Sklenähce-Glasersdorf i. B.
Geb. um 1854
Böhmischer Geigenmacher aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts. Er war ein Schüler von Jos. Metelka.
1884 stellte er in Pfibram eine Geige aus.
Geigenzettel : FrantiSek Vitärek , hotovitel hudebnich
nästrojll ve Sklenäficich u Vysokehe 1881 (gedruckt).
Vitelli. — ? ?
Neuerer italienischer Geigenmacher, dessen Namen ich
in einem guten Violoncello fand.
Vitor s. De Vitor
Vitry, Jean Claude. — Mirecourt. 1740. 1748
Bisher nur dem Namen nach bekannt.
Vivenet (Vivinet). — Landau. 18. 19. Jahr-
hundert
Wahrscheinlich ein Franzose, der in Mirecourt gelernt
und sich dann in der Pfalz niedergelassen hat. Das Ver-
zeichnis der Orchesterinstrumente des Mannheimer
Theaters von 1820 (Stadt. Arch. Mannheim) führt eine
.Altviole von »Vifme« auf. Der Name erscheint dann be-
richtigt »Vivenet«. Aber auch diese Berichtigung scheint
nicht ganz sicher zu sein, denn Prof. Tiedemann in
Wiesbaden kennt eine Violine mit dem Brandstempel
»Vivinet ä Landau«, deren Ton derrj einer Viola nahe-
kam. Musiklehrer Karl Wolf in Düsseldorf besitzt eine
540
VI
Voael
Altviola von ihm von gewöhnlicher Arbeit, dunkel-
braunem, glanzlosem Lack und dem Brandstempel:
»Vivenet ä Landau* außen unter dem Halse . Eine bessere
Viola nach Stradivari mit dickem, kirschrotem, aber
gleichfalls glanzlosem Lack befindet sich in Weimar in
Privatbesitz. Auch hier zeigt der Brandstempel die
Schreibwelse Vivenet.
Vivoli, Giovanni. — Florenz. 1642
Sohn des Andrea V. Ein Lautenmacher, den Vidal er-
wähnt.
Baßviola im Pariser Museum des Arts-et-Metiers mit
dem geschriebenen Zettel einem Sohne oder Enkel der
Genannten zuzuschreiben.
Geigenzettel : Voboam 1 730 (geschrieben).
Voel, E. — Mainz. 1840
Er arbeitete nach Stradivari, wurde aber von Jak. V.
übertroffen.
Vlaminck, Edmond de, Prof. — Paris. 1890.
1893
Erfinder einer Tastenvorrichtung für Streichinstru-
mente, die unter dem Titel »Melatetrophone- fabriks-
mäßig ausgebeutet wurde. Beschrieben und abgebildet
in De Wits Zeitschr. Jahrg. 13 (1893), Nr. 15.
Vlk, Franz. — Geb. 1863
Böhmischer Geigenmacher, Schüler von Jos. Metelka.
Er endete durch Selbstmord.
Voboam, Alexandre, le Jeune. — Paris. 1661.
1683
Jedenfalls der Sohn eines älteren Voboam, der jedoch
noch nicht sicher nachgewiesen werden konnte. Nach
Du Pradels »Livre commode« für 1682, worin nur seine
Kastagnetten hervorgehoben werden, wohnte ein
Alexandre Voboam Rue des Assis. Ein Instrument von
Ihm führt Brunis Inventalre auf, nämlich eine Gitarre
von »Alexandre Vogeant (sie) le jeune faite en 1664«
(S. 201). Eine reich mit Elfenbein eingelegte fran-
zösische Gitarre von 1682 besitzt das Pariser Konser-
vatorium des Arts-et-Metiers (Nr. 7006). Eine zur
Laute umgebaute, reich mit Elfenbein eingelegte
Theorbe befindet sich in Caternberg bei Essen in
Privatbesitz, diese trägt am Kopf eine viereckige Elfen-
beinplatte mit der fein gravierten Inschrift : Alexandre
Voboam / ä Paris / 1661. Der Name kommt in allen
möglichen Schreibweisen vor : Vauboam, Vogeant, auch
oft nur kurz Alexandre le Jeune. Geigen von ihm sind
nicht bekannt, dagegen außer sehr schönen Gitarren
auch zu Gitarren umgearbeitete Theorben. Besonders
interessant ist eine Zwillingsgitarre von ihm in der
Wiener Sammlung alter Musikinstrumente, eine Ver-
einigung einer Prim- mit einer kleinen Terzgitarre, die
zusammen wie »Mutter und Kind« aussehen.
Voboam, Jean. — Paris. 1676. 1699
Wahrscheinlich ein Sohn von Alex. V. le J. Von ihm
sind zwei schöne Gitarren, angeblich aus dem Besitze
des Frl. v. Nantes (Tochter Ludwigs XIV.) stammend,
von 1676 und 1687 bekannt. Im Museum des Pariser
Konservatoriums ist eine ungemein reich eingelegte
Gitarre von 1693; auch die Gitarre mit kunstvoller
Rose von 1699 in der staatlichen Sammlung, Berlin,
dürfte ihm zuzuschreiben sein.
Voboam. — Paris. 1730
Wenn man nicht annehmen will, daß Alex, oder Jean V.
ein .Alter von fast 100 Jahren erreicht hat, so ist eine
Voel. Jakob.
1840
Mainz, Frankfurt a. M. 1837.
(Sohn von E. Voel?) Er arbeitete recht sauber nach
Stradivari; nur die F-Löcher sind zu breit ausge-
schnitten ; die Schnecke ist dagegen recht hübsch ; auch
sein rötlichgelber oder rötlichbrauner Lack wäre nicht
übel, wenn er ihn besser geschliffen hätte.
Geigenzettel: J: Voel / in , Mainz , 1837 (gedruckt).
H
annover.
1873.
Völker, Carl August.
1901
Er ist gelernter Uhrmacher und hat sich seit 1873 auch
auf das Gelgenmachen verlegt. Er kopierte u. a. eine
Geige Duiffopruggars und hat sich viel mit der Theorie
des Gelgenbaues beschäftigt. In P. de Wits Zeitschrift
veröffentlichte er mehrere Aufsätze über »das Geheim-
nis der Cremoneser Geigen«, *den altitalienischen
Gelgenlack« usw. Das Geigenmachen soll er bei Diehl
erlernt haben.
Völler, Johann Heinrich. — Kassel. Geb.
7. März 1768 zu Angersbach bei Gießen,
lebte noch nach 1826
Er war der Sohn eines unbemittelten Ackersmanns und
wurde 180! zum Hofmusikinstrumentenmacher m
Kassel ernannt. Er ist hauptsächlich durch einige Er-
findungen an Tasteninstrumenten, u. a. einer »Apol-
lonlum« genannten Zimbel sowie eines Doppel-
klaviers, das mit einem Flötenwerk verbunden war, be-
kannt geworden; er soll auch Lauten und Gitarren ge-
macht haben, Geigen von ihm sind mir jedoch nicht
vorgekommen. Seine kurzgefaßte Biographie gab
Caspar Nödlng im Jahre 1823 heraus; er starb vor 1828.
Vörle s. Wörle
Vogel, Christoph. — Borstendorf. Geb. mi
November 1699, f 23. Dezember 1732
Sohn und Schüler von Hans V., den er nur um wenige
Jahre überlebt hat. Arbeiten von Ihm habe ich noch
nicht gesehen.
Vogel, Hans. — Borstendorf.
+ 15. April! 725
Geb. 1673,
Bis jetzt der älteste bekannte Gelgenmacher seines
Ortes. Er soll auch der Lehrmeister der Richter und
Wagner usw. gewesen sein -und sich durch ehrliches
Streben um den Aufschwung der Geigen macherei in
Borstendorf verdient gemacht haben.
Vogel — Voigt
541
Vogel (Vogl), Hanns. — Nürnberg. 1563. 1580
Obwohl er niclit ungeschickt war, wie ein Kontrabaß
von ihm im Germanischen Nationalmuseum in Nürn-
berg noch jetzt beweist, so scheint er doch in Nürnberg
selbst in keinem großen Ansehen gestanden zu haben,
da er in den einschlägigen Werken, auch denen nürn-
bergischen Ursprungs, nirgends erwähnt wird. Dagegen
scheint er auswärts besser geschätzt worden zu sein ;
wenigstens wurde er von der württembergischen Hof-
kapelle viel beschäftigt und mit seinem gleichnamigen
Sohne wiederholt nach Stuttgart berufen, wo er allerlei
Instrumente instand setzen mußte. Auch kaufte die
Hofkapelle von ihm u. a. eine große Viola für 50 fl., ein
Klavichord für 5 fl. und ein anderes Instrument sogar
für 130 fl., also wohl eine Orgel, und im Verzeichnis der
genannten Hofkapelle von 1589 — 1594 wird noch ein
Doppelbaß von ihm aufgezählt. Er scheint also ein viel-
seitiger Meister gewesen zu sein.
Vogel, Michael. — Nürnberg. 1756
Vielleicht ein Enkel von Wolf V. und vermutlich der
Sohn jenes .'Xnton, der seinen Namen auch »Vogler«
schrieb. Arbeiten von ihm kenne ich noch nicht, doch
findet sich laut freundlicher Mitteilung in einem Tauf-
büchlein des Nürnberger Stadtarchivs der Eintrag vom
18. März 1756: »Michael Vogel, Lauten- und Geigen-
macher und seiner Ehewirtin Anna ein Sohn Johann
Christoph getauft. Gevatter: Johann Christoph Uhle,
Handlungs-Bedienter. «
Vogel, Viktor. — Riga. Geb. 1 1 . 23. Dez,
1855 in Pilten (Kurland)
Ein russischer Staatsrat und Direktor des statistischen
Regierungsbureaus m Riga (der Erfinder der bekannten
Rechenmaschine »Spira«), der als Autodidakt seit 1903
etwa ein Dutzend Violinen gebaut hat, wobei ihm Frau
und Kinder eifrige Gehilfen waren.
Vogel, Wolf (Wolfgang). — Nürnberg,
t 18. Februar 1650
Vielleicht ein Sohn von Hanns V. Andreas Gulden sagt
(1660) in seiner Fortsetzung zu Neudörffers Nach-
richten von Wolf Vogel: »War ein berühmter Instru-
mentenmacher, und bey den Liebhabern der Musik
sehr in Ansehen. Er starb den 18. Febr. .Ao. 1650.« In
*>Norischcr Christen Freydhöfe Gedächtniß", Nürn-
berg 1682, ist die Abschrift seines Epitaphs mitgeteilt,
Th. 1 S. 1 14 Nr. 813: »Misericordias Domini cantabo
in Aeternum. — Hier liegt begraben der Erbar Wolf-
gang Vogel, verschied — und Elisabethe, eine geborne
Wahlm, sein eheliche Haußfrau, verschied den — auch
ihrer Leibes-Erben, denen GOtt genaden wolle. Amen".
(Vgl. auch Neudörffers Nachrichten, ferner Doppel-
mayr S. 298.) Er machte Musikinstrumente aller Art,
doch soll er besonders gute Blasinstrumente gemacht
haben.
Vogelhuber, Thomas.
t 1732
Kremsmünster. 1693.
Er erscheint zuerst 1693 und war viel für die Bene-
diktinerabtei beschäftigt. Im Jahre 1714 nennt er sich
'>Tischler und Geigenmacher*.
Vogl, Joh. Christ. — Eppendorf. Ende des
17. Jahrhunderts.
Eine Lautentheorbe von ihm besitzt das Münchener
Nationalmuseum. Ob das sächsische Eppendorf oder
der gleichnamige Hamburger Vorort usw. gemeint ist,
läßt sich nicht feststellen.
Vogler, Anton. -- Nürnberg. 1705
Es wird zwar vermutet, daß er ein älterer Bruder Joh.
Georg V.s in Würzburg gewesen sei, doch ist es wahr-
scheinlich, daß er der Vater des 1756 vorkommenden
Michael Vogel (s. d.) gewesen ist.
Geigenzettel : ."Xnton Vogler me fecit Nürnberg I 705
(gedruckt).
Vogler, Johann Georg. — Würzburg. Geb.
22. April 1692 in Hopferau bei Füssen, f in
Würzburg nach 1 750
Zweiter Sohn des Müllers Marquard V. Er kam in das
nahegelegene Füssen zu einem der besten Geigen -
macher in die Lehre und erlernte dort außer dem
Geigenmachen auch das Geigen- und Violoncellospiel
so gut, daß er als Musiker und Geigenmacher in die
fürstbischöfliche Kapelle in Würzburg eintreten konnte
und Hofgeigenmacher wurde. Er wohnte in der Vor-
stadt Pleichach, besaß sein eigenes Grundstück und war
Würzburger Bürger; das jüngste von seinen neun
Kindern war der nachmals so berühmte Abbe Vogler
(geb. 1749, f 1814). Joh. G. V.s Geigen sind von guter
Arbeit, wenn auch manchmal plump in der Form. Eine
.'\rbeit von ihm aus dem Jahre 1745 besitzt das Darm-
städter Museum (Inv. 1857 98 Nr. 22). Ein Violoncello
von ihm aus dem Jahre 1731 besaß noch 1820 das
Mannheimer Theaterorchester. Eine von Ed. Em.
Homolka reparierte Geige von 1751 befindet sich in
Segesvär.
Geigenzettel: .Abb. 818 und 819.
Vogt, Albert. — Mannheim, Frankfurt a. M.
Geb. 18. September 1845 in Fredeberg
(Westfalen)
Er begründete im Jahre 1875 sein Geschäft in Mann-
heim, von wo er 1885 nach Frankfurt a. M. über-
siedelte. Seine Werkstatt ist 1907 in den Besitz von
Alban Dick, geb. am 31 . Oktober 1876 zu Wohlhausen,
übergegangen und wird unter der Firma Albert Vogt
Nachf. weitergeführt. Der jetzige Besitzer lernte bei
.Albin Wilfer und kam 1899 als Gehilfe zu seinem Ge-
schäftsvorgänger.
Vogt, Jakob. — Freiburg i. Schw. 1467
Er stammte aus Luzern, wurde als Saitenmacher zum
Bürger aufgenommen und hat wohl auch Lauten ge-
macht. Vgl. das Freiburger Bürgerbuch S. 85 b (Per-
gamentband im Fr. Staatsarchiv).
Voigt (Voight), Martin. — Hamburg. 1726
Vielleicht ein Schüler von J. Tielke, in dessen Stil er
arbeitete. Ich kenne von ihm nur eine reich mit Elfen-
542
Voigt, Adam I. — Voigt, Johann Christian II.
bein eingelegte Viola da Gamba, die 1872 im S. Kens.-
Mus. in London ausgestellt war, und die noch dadurch
auffiel, daß auf dem Boden Apollo, Venus, Merkur und
Diana abgebildet erschienen.
Geigenzettel : Martin Voigt in Hamburgo , me f ecit
Anno 1 726 (gedruckt).
Voigt. — Markneukirchen
In älterer Zeit wird der Name auch Vogt geschrieben.
Dieser Familie entstammen die folgenden Geigen-
macher :
Voigt, Adam I. — 1699. t nach 1730
Er wurde am 9. August 1699 in die Geigenmacherzunft
aufgenommen und dürfte als der Stammvater der heute
noch blühenden Familie anzusehen sein.
Voigt, Adam II. — Geb. um 1708
Sohn von Adam I V. Er wurde am 6. Februar 1730 als
Meister in die Zunft aufgenommen als »Adam Voigt
der Jüngere*.
Voigt, Arnold. — Markneukirchen. Geb. Mai
1864 m Markneukirchen
Schüler von Heinr. Th. Heberlein, bei dem er sechs
Jahre lang blieb. Nach beendeter Militärdienstzeit ging
er zu Schünemann nach Hamburg und 1887 mit ihm
nach Schwerin. 1888 begab er sich nach London, wo er
neue Geigen anfertigte, die in allen Teilen seine eigene
Arbeit waren und auch unter seinem Namen durch
seinen Bruder (Firma .Alban Voigt & Co. in London) in
den Handel kamen. 1890 machte er sich dann in Mark-
neukirchen selbständig. Seine Arbeit wird sehr ge-
schätzt ; er kopiert mit vielem Geschick alle italienischen
Meister, mit Vorliebe jedoch Stradivari, und weicht nur
in einigen Nebensachen von seinem Vorbild ab. Er ver-
wendet je nach der Zeitdauer seiner Aufträge Ol- oder
Spirituslack. Mit dem verdienstvollen Appian-Benne-
witz war er in Freundschaft verbunden, und dieser ver-
dankte ihm wertvolle Beihilfe bei seinem Werke über
die Geige.
Geigenzettel : Arnold Voigt Geigenbauer / Markneu-
kirchen, Sachsen 1905 (gedruckt).
Voigt, August Albin. — Geb. 10. Dezember
1845, t 22. März 1918 in Markneukirchen
Voigt, August Ernst. — Geb. 6. Mai 1874
Voigt, August Moritz. — Geb. 6. März 1868
Bruder von Louis Gottwalt V. — Er soll eine Zeitlang
in Wohlhausen gearbeitet haben.
Voigt, Carl Hermann. — Wien. Geb. 24. März
1850 in Markneukirchen
Sohn des Gitarrenmachers Carl Ferdinand V. Bis zu
seinem 17. Jahre war er hauptsächlich Bogenmacher,
1867 kam er zu Bausch und 1868 zu Nemessanyi, der
sein eigentlicher Lehrer im Geigenbau wurde. Später
arbeitete er in Budapest auch bei Mönnig und bei Eng-
leder, bis er 1871 bei Gabriel Lemböck in Wien eintrat,
bei dem er schon in kurzer Zeit Geschäftsführer wurde.
Im Jahre 1876 übernahm er in Wien das Geschäft von
Schmidt )un. in der Klostergasse und eröffnete seine
eigene Werkstatt. Er brachte es durch besondere
Tüchtigkeit bald zu einem immer wachsenden Ansehen.
Seine Violinen sind nach Stradivaris sog. »Dolphin«
gearbeitet und haben goldroten Ollack. Hervorragendes
leistete er in der Wiederherstellung alter Geigen und
galt zugleich als ein Kenner ersten Ranges. Er war da-
her als Reparateur so viel beschäftigt, daß er nur sehr
selten dazu kam, neue Geigen zu bauen. Er hat große
Reisen gemacht und dabei jede Gelegenheit benutzt,
die besten Geigen durch eigene Anschauung kennen zu
lernen und zu studieren. Er war u. a. Vorsteher der
Wiener Streichinstrumentenmacher - Genossenschaft
und hat am 1 . Juni 1910 sein Geschäft an Georg Rauer
verkauft.
Voigt, Christian Heinrich. — Geb. 2. Mai
1813, t 22. Oktober 1855
In seiner Weise war er recht geschickt.
Voigt, Emil Robert. — Geb. H.November
1873
Voigt, Georg Adam . — Geb . 1 738 , f 1 5 . Januar
1824
Sohn und Schüler von Simeon V. Ein fleißiger und
tüchtiger Geigenmacher, der, nachdem er mehrere
Jahre in der Fremde war, am 28. Mai 1 760 gleichzeitig
mit seinem Bruder Joh. Christian V. Meister wurde. Er
erreichte ein Alter von 85 Jahren 10 Monaten und
22 Tagen .
Geigenzettel: Georg Adam Voigt Violinmacher in
Neukirchen. 1793 (gedruckt).
Voigt, Heinrich August. — Geb. 20. Januar
1837, arbeitet noch als Geigenmacher
Voigt, Johann Adam. — Geb. um 1710. 1740
Er scheint nicht in Markneukirchen selbst geboren zu
sein, wurde dort aber 1730 Meister.
Voigt, Johann Carl Wilhelm. — Geb.
1779, t 14. Juni 1857
Okt.
Auf seinem Zettel nennt er sich meist nur Johann
Wilhelm Voigt.
Voigt, Johann Christian I. — 1760. 1780.
Sohn von Simeon V.
Wurde am 28. Mai 1760 Meister.
Voigt, Johann Christian II. — Geb. 15. April
1766, t 13. Februar 1846
Sohn und Schüler von Johann Friedr. V. Er soll mit
seinen Geigen viel umhergereist sein und war ein
fleißiger Meister, dem übrigens am besten die Violen
gelungen sind. Auf seinem Zettel gab er sich für einen
Geigenmacher aus Prag aus und verwendete auch eine
Brandmarke mit seinen Anfangsbuchstaben und der
Jahreszahl, z.B.: I.e. V./J 796.
Geigenzettel: 5^ J. C. V. f Aus Prag / 1788 (ge-
druckt) und Abb. 820.
Voigt — Voirin
543
Voigt, Johann Christian III. — Geb. 2. Okt.
1781, t 16. Okt. 1849
Voigt, Johann Friedrich I. — Geb. 1732,
f 28. Juli 1818
Er wurde am 5. Oktober 1751 Meister und hat in
seinem langen Leben sehr viele Geigen gemacht, von
denen einzelne recht lobenswerte Eigenschaften be-
sitzen. Er wurde 85 Jahre 9 Monate und 4 Tage alt.
.Auch er schrieb gerne auf seine Zettel »aus Prag".
Geigenzettel: lohann Friedrich Voigt aus Prag 1769
(gedruckt).
Voigt, Johann Friedrich II. — Geb. 17. Dez.
1778, t 4. Okt. 1840
Voigt, Johann Georg I. — Geb. 1 748, f 27. Mai
1802
Sohn und Schüler von Johann Adam V. Er wurde am
1 . Mai 1 769 Meister und gehörte zu den Besten seiner
Familie. .Auf seinem Zettel erscheint der sonst übliche
lateinische Unsinn in den deutschen Text emgesprengt.
Er verwendete auch eine Brandmarke: I. G. V.
Geigenzettel: lohann Georg Voigt Brobe Violm-
inacher in Neukirchen bey Adorf im Voigtlande,
Correspontent / Cremona 1 798 (gedruckt). — lohann
Georg Voigt brobe Violinmacher in Neu- kirchen bei
Adorf im Voigdand (gedruckt).
Voigt, Johann Georg II. — Geb. 14. Februar
1752, t 16. September 1842
Sohn von Simeon V. Neben Reichel und Hamm der
erste Geigenmacher, der sich in Neukirchen ausschließ-
lich der Bogenmacherei zuwendete. Die Geigen, die er
in jüngeren Jahren machte, sind höher gewölbt als die
von Johann Georg 1 V.
Geigenzettel: lohann Georg Voigt, erfunden von Jacob
Stainer in / Absam brobe ocnibuntum. 1775 (gedruckt).
Voigt, Johann Georg III. — Geb. 13. April
1776, t 25. Januar 1829
Weniger geschickt als Johann Georg I V.
Geigenzettel: Johann Georg Voigt Violinmacher in
Neukirchen 1 796 (gedruckt).
Voigt, Johann Georg IV. — Geb. 14. Oktober
1785, t 5. Januar 1851
Nachdem er die Geigenmacherei erlernt hatte, mußte
er Soldat werden und machte am 5. und 6. Juli 1809 die
Schlacht bei Wasram mit, wo er verwundet wurde. Er
war mit einer geborenen Roth (f 1866) verheiratet und
bezog eine kleine Pension als ausgedienter Soldat. Er
machte sowohl Geigen als auch Gitarren und galt als
tüchtiger Meister.
Voigt, Johann Gottfried. — Geb. 1748,
t 6. März 1812
Dritter Sohn und Schüler von Simeon V. Er wurde am
10. Juni 1772 Meister und starb in einem Alter von
64 Jahren 1 Monat und 2 Tagen.
Voigt, Louis Gottwalt. — Geb. 3. Juli 1866
Voigt, Paul. — Manchester. 1910
Guter Reparateur und Händler.
Voigt, Richard August. — Geb. 6. April 1876
Schüler von R. 0. Glier, bei dem er von 1890—1894
war. Am 26. November 1894 trat er bei G. R. Schmidt
& Co. ein, wo er 1897 Werkführer wurde. Am 4. Okt.
1902 machte er sich selbständig und eröffnete seine
eigene Werkstatt.
Voigt, Simeon (Simon). — Geb. 1710, t8. Jan.
1781
Vermutlich der Sohn Adam I V.s. Er wurde am 16. April
1732 Meister und war sehr fleißig und geschickt. Seine
Geigen gelten als gute Orchesterinstrumente. .Auch
seine Söhne erzog er zu tüchtigen Geigenmachern. Er
erreichte ein .Alter von 70 Jahren 7 Monaten und
1 0 Tagen .
Geigenzettel: Simon Voigt, Violinmacher , in Neu-
kirchen. .Ao. 1770 (gedruckt).
Voigt, Wilhelm. — Geb. um 1815, f nach 1860
Sohn und Schüler von Johann Georg IV V. Er verlegte
sich später ausschließlich auf das Gitarrenmachen.
Voigt. — Quittenbach. 18. Jahrhundert
Seine Geigen zeigen gewöhnliche Vogtländer .Arbeit;
das Holz ist weder schön noch schlecht, der Lack, über
einer Beize aufgetragen, ohne Durchsichtigkeit. Der
Ton weich, aber klein.
Geigenzettel: Voigt Violinmacher in Quiddenbach
(geschrieben).
Voirin, Fran^ois-Nicolas. — Paris. Geb. 1 .Okt.
1833 in Mirecourt, f 4. Juni 1885 in Paris
Bruder von Joseph V. Nachdem er in seiner Heimat das
Geigenmachen erlernt hatte, kam er 1855 zu J. B.
Vuillaume nach Paris und blieb bei diesem über
15 Jahre. Hier vervollkommnete er sich namentlich als
Bogenmacher und eröffnete als solcher 1870 in der Rue
du Bouloi seine eigene Werkstatt. Er war nach Tourte
der beste Bogenmacher Frankreichs, und wenn man ihn
mit der Bezeichnung 'Tourte moderne« ehrte, so hat
er dies vollauf verdient. Englische Händler und Geigen-
bauer sollen ihm glänzende Anerbietungen gemacht
haben, wenn er in ihren Dienst treten wollte, er lehnte
aber ab mit der Bemerkung, daß seine .Arbeit seinem
Lande gehöre. Als er eben ein neues Meisterwerk ab-
liefern wollte, traf ihn auf der Straße ein Schlaganfall,
an dessen Folgen er, noch nicht 52 Jahre alt, verschied.
Seine Bogen tragen den Brandstempel: »F. N. Voirin«,
den allerdings auch seine Witwe noch benutzen ließ.
Sein Schüler ist .A. Lamy.
Voirin, Josef. — Paris, Chäteau-Thierry. Geb.
1830 in Mirecourt
Er erlernte das Bogenmachen in seiner Vaterstadt und
arbeitete einige Jahre in Paris als Gehilfe, bevor er sich
1855 in der Rue Sainte Marguerite selbständig machte.
544
Voinot-Gaulard
Vrer
Im Jahre 1867 ging er dann als Geschäftsleiter nach
Chäteau-Thierry zu Gautrot. Obwohl er zu den ge-
schicktesten Bogenmachern gehört, ist sein Name doch
wenig bekannt, da die meisten aus seiner Hand hervor-
gegangenen Bogen nicht seinen Namen tragen.
Voiriot-Gaulard, ein 'Luthier«, der in Troyes
sein Geschäft betreibt
Voiry, Nicolas. — Mirecourt. 1748
Nur dem Namen nach bekannt.
Voit, Carl
Hat sich in Bromberg als Streichinstrumentenhändler
niedergelassen und beschäftigte Geigenmachergehilfen.
doch ist das Geschäft schon vor 1913 wieder einge-
gangen.
Voit, C. A. — Gera. 1904
Wurde mir bisher nur durch seinen Reparaturzettel
bekannt.
Geigenzettcl : Rep. C. A. Voit Gera R. j. L. 1904
(geschrieben).
Voit, J. Var. (Ivar?). — Mirecourt
Nach A. Jacquot ein Geigenmacher, der in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts in Mirecourt tätig war.
Volkmann. — Schönbach b. E.
Dieser Familie gehören die folgenden Geigenmacher
an:
Volkmann, Anton, ist Geigenmacher und
Musiker, hat aber seit etwa 6 Jahren seine
Werkstatt aufgegeben
Volkmann, Christoph, begründete 1858 sein
Geschäft und fertigte hauptsächlich Violon-
cello und Bässe an, für die er 1892 in Eger
eine Medaille erhielt.
Geigenzettel : Christoph Volkmann / Instrumenten-
macher in Schönbach 1 867 (gedruckt).
Sem Nachfolger ist :
Volkmann, Heinrich, der noch jetzt tätig ist
Volkmann, Wenzl, hat eine Streichinstru-
mentenfabrik
Volkmann, F. — Glogau. 19. Jahrhundert
Handschriftlich vermerkter Name eines Reparateurs in
einer älteren Vogtland ischen Geige. Die Arbeit ent-
sprach der eines Musikers, der sich mit Reparaturen
beschäftigt.
Volkmar, Johann Tobias. — (Vogtland?)
Wenig bekannter Geigenmacher des 18. Jahrhunderts,
der Tirol als Heimat angab.
Voller, William. — London. Geb. 1860
Guter Kopist.
Vollrat, Hans. — Wien. 1424. 1436
Einer der ältesten Lautenmacher Wiens, der wenigstens
dem Namen nach bekannt ist.
Volps, Marco. — Spilamberto. 1820. f 1839
Er machte Violinen, Violen und Gitarren und soll bei
der Arbeit von einer sprichwörtlich gewordenen Lang-
samkeit gewesen sein. Sein Name findet sich auch bei
Valdrighi (3395), ist aber in Spilamberto selbst unbe-
kannt.
V,
oney s
DeV
oney
Vorerg, Alexander. — Eperjes. Um 1850
Mittelmäßiger Geigenmacher, der einen häßlichen
schwarzen Lack verwendete.
Geigenzettel ■- Alexander Vorerg Instrumentenmacher
wohnt im Eperjes im Kreszyter / Haus No 120 (ge-
druckt).
Vornenbergh, Peter. — Antwerpen. 1542.
1552
Der Name wird auch Vorenbergh und Vorenborch ge-
schrieben. Er stammte aus Köln und war der Sohn
eines gleichnamigen Vaters. Im Jahre 1542 wurde er
Bürger von Antwerpen und wird als Klavichordmacher
bezeichnet. Nach einer Privatmitteilung soll es auch
Lauten von ihm geben.
Vosgien, P. — Lüttich. 1840
Eine Violine von ihm befand sich in der Sammlung
C. C. Snoeck.
Voß, Arthur. — Charlottenburg b. Berlin
Geb. ll.JuH 1886 in Hamburg
Schüler von August Diehl. Als Gehilfe arbeitete er in
Lübeck, .Magdeburg, Bremen und Altona und zuletzt
durch acht Jahre bei Oswald Möckel in Charlottenburg.
Im Jahre 1915 machte er sich selbständig. Er hat sich
sowohl im Neubau wie in der Wiederherstellung treff-
lich bewährt und darf heute als der beste Wiederher-
steller musikgeschichtlich wertvoller alter Streich- und
Zupfinstrumente gelten, die er wie kein zweiter
studiert und erforscht hat und zu ergänzen oder zu
kopieren versieht. Dabei stellt er auch die dazu ge-
hörenden Löwen- und Frauenköpfchen usw. und
sonstigen Schnitzereien nach mustergültigen Vor-
bildern selbst her. In Anerkennung seiner hervor-
ragenden Tüchtigkeit auf diesem Gebiete wurde ihm
auch die Instandhaltung der ehemaligen Kgl. Samm-
lung alter Musikinstrumente in Berlin übertragen, wie
er auch für die Sammlungen Wildhagen, Leibbrand u.a.
fortgesetzt tätig ist.
Geigenzettel : Arthur Voss / 19 fecit 1 7 / Charlottenburg
(oval umrahmt, gedruckt).
Vrenz, J. — Rotterdam, 1792
Eine Violine mit diesem Namen war sauber gearbeitet
und klang auch voll und weich.
Vrle
Vuilla
545
Vries, Dirck de. — Antwerpen, f um 1628
Er war Clavecinmacher ; da aber die meisten seiner
Fachgenossen auch Lauten usw. gemacht haben, mag
er hier erwähnt werden.
Vrint, P. — London, f um 1898
Ein Holländer, der 1884 sein Geigengeschäft in London
begründete. Er war auch ein guter Geiger und Violon-
cellist. Sein Sohn Peter, geb. um 1868, ist sein Nach-
folger und als Reparateur, namentlich für Bögen, sehr
geschätzt.
Vuidard. — Paris. 1838
Schüler von Nicolas Simoutre in Mirecourt. Er hatte
seit 1838 eine Werkstatt in der Rue Greneta N°. 9 in
Paris und war hauptsächlich als Gitarrenmacher ge-
schätzt. Geigen von ihm kommen nur selten vor.
Geigenzettel: Repare par Vuidard ; luthier et m^ de
corde / rue Greneta N° 9 , ä Paris (gedruckt).
Vuillaume. — Mirecourt
Hervorragende lothringische Geigenmacherfamilie, von
der A. Jacquot eine ganze Reihe bisher wenig oder gar
nicht bekannter Mitglieder ermittelt hat.
Vuillaume, Anthoine. — Mirecourt. 1677
Er wird ausdrücklich als Geigenmacher bezeichnet.
Arbeiten von ihm lassen sich nicht nachweisen, ebenso
von dem 1677 — 1699 nachweisbaren und mit Margue-
rite Braux verheirateten
Vuillaume, Charles I.
Vuillaume, Charles II, war ein Sohn von
Anthoine V. lebte noch 1690
Vuillaume, Charles III, warder um 1730 ge-
borene Sohn von Jean-Fran^ois V. und der
Frangoise Geomier (Jomier)
Vuillaume, Charles-Fran^ois I. — 1721. 1730
Von ihm weiß man nur, daß er mit Barbe Harmand ver-
heiratet war.
M
ire-
Vuillaumes, Charles - Fran(;;ois II.
court. 1770. 1797
Charles-Fran?ois II V. lebte noch 1797 und war ein
Sohn von Glaude-Fran^ois I V. Sein Enkel war Jean
Bapt. V. Sohn von Claude-Fran^ois. Er war mit
Marguerite Besson verheiratet.
Vuillaume, Claude I. — Mirecourt (Nancy?).
1625
Er erscheint als Pate einer Tochter von Frangois II
Medard in Nancy. Als seine Heimat wird Mirecourt
ausdrücklich bezeichnet. Dies und der Umstand, daß
er einem Lautenmacher den Liebesdienst erweist, be-
rechtigt wohl zu der Vermutung, daß auch er gleichen
Berufs gewesen ist. Er ist also der älteste bis jetzt be-
kannte Ahnherr der Familie. Seine Frau Beatrice wird
schon 1605 und 1608 erwähnt.
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Vuillaume, Claude-Fran^ois I. — Mirecourt.
Geb. um 1730, lebte noch nach 1760
Sohn eines gleichnamigen Vaters, der jedoch einem
andern Beruf angehörte. Er selbst aber war Luthier.
Seine Arbeit zeigt den gewöhnlichen Mirecourter Stil
seiner Zeit, sein Lack ist dunkel . Ein Claude-Fran?ois 1 1 ,
sein Sohn war 1751 geboren; er hatte einen gleich-
namigenEnkel Claude-Fran<;oisI 1 1 , der noch 1 770 lebte.
Claude-Fran?ois IV V. (f vor 1802) war Luthier und
Drehorgelmacher. Sein am 20.Dezember 1 776 geborener
Sohn Claude-Fran?ois VI. V. war sein Nachfolger.
Vuillaume, Claude-Frangois V. — Mirecourt.
Geb. 1772. t 26. März 1834
Er war ein Sohn von Charles-Fran^ois V.und der Mar-
guerite Besson. Er war in erster Ehe mit der Spitzen-
klöpplerin Anne Ledere verheiratet. Die Söhne dieses
Paares haben dem Namen Vuillaume den höchsten
Glanz verliehen. In zweiter Ehe war er mit Marie
Anne Gand (Caud?) verheiratet.
Vuillaume, Claude-Fran^ois VII. — Mirecourt
Geb. 23. März 1807. 1862
Fünfter Sohn und Schüler seines Vaters Claude
Fran?ois V. Er gab das Geigenmachen frühzeitig auf
und wurde Kirchenorgelbauer; seinen Sohn Sebastian
ließ er dagegen wieder Geigenmacher werden.
Vuillaume, Fran?ois I. — Mirecourt. 1714
Sohn von Charles I V. und Schwiegersohn von Claude
Trevillot. — Fran?ois II V. war am 9. Juli 1727 ge-.
boren.
Vuillaume, Jean I. — Mirecourt. f 1700
Vielleicht der Vater und wohl auch der Lehrer von
Jean II V., der mit Elisabeth Urion verheiratet war.
Vuillaume, Jean III. — Mirecourt. 1702.
t 7. März 1752
Man hat ihn fälschlich für einen Schüler von Stradivari
ausgegeben. Vidal sah eine Geige von ihm, deren Aus-
sehen es wahrscheinlich macht, daß er nicht einmal eine
Arbeit von Stradivari auch nur gesehen hat ; sie erinnerte
am ehesten nochandasMagglnimodell. Diese Geige war
von gewöhnlichster Arbeit, die Reifchen durch einen
gemalten Strich ersetzt; auch die F-Löcher waren
häßlich und schlecht geschnitten. Der Lack war gelb,
die Zargen bemalt und zu niedrig, dagegen die Schnecke
hübsch geschnitzt. Übrigens läßt sich nicht feststellen,
von welchem der drei Jean Vuillaume diese Geige her-
rührte.
Geigenzettel : Fait par moy, Jean Vuillaume, / ä Mire-
court 1 738 (geschrieben).
Vuillaume, Jean -Baptiste. — Paris. Geb.
7. Oktober 1798 in Mirecourt, f 19. März
1875 in Paris
Sohn und Schüler von Claude Fran^ois V V. und der
Anne Leclerc. Ihm verdankt die Familie Vuillaume ihren
Ruhm. Er war kaum 19 jährig, als er in die Letesche
Werkstatt nach Paris berufen wurde, um dort für
35
546
Vuillaume, Jean-Fian^ois — Vuillaume, Joseph-Fran<;ois
F. Chanot Geigen nach dessen neukonstruiertem Mo-
dell anzufertigen. Im Jahre 1819 traf er in Paris ein und
arbeitete zunächst zwei Jahre lang für Chanot. Der
Verkehr mit diesem hochgebildeten und geistreichen
Manne hat jedenfalls nach mehr als einer Richtung hin
befruchtend auf den angehenden Künstler eingewirkt.
Lete war eigentlich Orgelbauer, aber als Schwiegersohn
^iques betrieb er auch einen Geigenhandel ; Vuillaume ;
der kurze Zeit allein in der Rue Croix des Pet. Champs
Nr. 30 gearbeitet hatte, wurde 1825 sein Geschäfts-
teilhaber, und die Firma lautete dann Lete et Vuillaume,
1828 aber trennte er sich von ihm, heiratete und er-
öffnete in der Rue des Petits Champs Nr. 46 seine
Werkstatt, die er erst 1860 nach der Rue Demours Nr. 3
verlegte. Er v/ar verheiratet mit Adele Guesnet aus
Clermont, einer feingebildeten Frau, die seinen Ar-
beiten das vollste Verständnis entgegenbrachte. Auch
er hatte anfangs unter dem weitverbreiteten Vorurteil
gegen neue Geigen schwer zu leiden, und so kam er
frühzeitig darauf, alte Meisterwerke, vornehmlich von
Stradivari ^), nachzuahmen. Er brachte es nach rastlosen
Versuchen dann zu einer unübertroffenen Meister-
schaft, so daß heutzutage gewiß viele »Stradivari« von
beschworener Echtheit Arbeiten Vuillaumes sein
dürften. So sind auch fast alle Duiffopruggarschen
Violinen, die heute gezeigt werden, von ihm hergestellt
worden. Die Sorgfalt seiner Ausführung erstreckte sich
bis in die kleinsten Einzelheiten ; sein Holz suchte er auf
weiten Reisen zusammen : er durchstöberte alte Kirchen ,
Trödlerbuden, und fand er einen alten Balken, ein
altes Möbelstück, das brauchbares Holz enthielt, so war
ihm kein Preis zu hoch. Er war ein feinsinniger Kenner,
der sich jedoch nicht auf das Gefühl allein verließ. Er
hatte die Vorzüge und Eigentümlichkeiten aller Meister
auf das eingehendste studiert und war stets bereit,
Forschern die Mittel zu weiteren Studien an die Hand
zu geben; so hätte z. B. Savart seine scharfsinnigen
Untersuchungen ohne Vuillaumes Beihilfe gar nicht
anstellen können. Er war freilich auch ein ebenso ge-
riebener Kaufmann als genialer Künstler und brachte
es zu großem Reichtum. Auch dem Lackieren wendete
er sein Leben lang die peinlichste Sorgfalt zu, und er
ist zweifellos der einzige Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts, der dann den alten Italienern wenigstens im
Aussehen der Lackierung gleichkam; aber er hielt sein
Verfahren geheim und nahm sein Wissen mit ins Grab.
Eine Zeitlang trocknete er sein Holz in einem be-
sonderen Ofen, was er aber unterließ, als er erfahren
mußte, daß die Geigen aus künstlich getrocknetem Holz
sehr bald ihre Tonfülle verloren. Er war fabelhaft
fleißig und hat an 3000 Instrumente gemacht, abge-
sehen von anderen Versuchen und Erfindungen (z. B.
dem »Oktobaß«, dem »Kontralto« usw.). Auch als
Bogenmacher war er ein Meister ersten Ranges. Was
den Gelehrten bisher nicht gelungen war. vollbrachte
hier der Künstler: die Aufstellung eines bestimmten
Gesetzes für die Konstruktion des Tourte-Bogens.
Seine Theorie ist aus einer Zeichnung ersichtlich, auf
der die mathematisch berechnete allmähliche Ver-
minderung des Umfanges der Stange die genaue Be-
^) Über die bis zur Täuschung ähnliche Kopie von
Paganinis Guarneri del Gesü vgl. »die Geige von Camillo
Sivori- in De Wits Zeitschr. 1894, Nr. 32.'
Stimmung der Form eines Tourte-Bogens ermöglicht.
Im Jahre 1834 beschäftigte er sich mit der Herstellung
von Bögen aus Stahl. Später erfand er einen Bogen mit
feststehendem Frosch, in dessen Innerem eine Ma-
schinerie aus Messing angebracht war, um die Span-
nung der Stange zu ermöglichen. Wenn er mit diesen
Versuchen auch keinen Erfolg hatte und selbst davon
abkam, so beweisen sie doch, daß er auch als Bogen-
macher ein schöpferischer Künstler war. Seine Bögen
sind jetzt nicht minder gesucht wie seine Geigen. Er
war nicht nur ein tüchtiger Lehrer im Geigenbau,
sondern hatte auch als Bogenmacher zahlreiche, später
zu Ehren gekommene Schüler. In seinem erfolgreichen
Leben wurden ihm zahlreiche Auszeichnungen zuteil,
und in der einschlägigen Literatur wird er überall aus-
führlich behandelt. Er gebrauchte verschiedene Zettel,
manchmal auch Brandmarken. Seine Arbeiten sind
jetzt meist in festen Händen. Carl Flesch in Amsterdam
besitzt eine Violine mit rotem Lack (ä la Lupot) von
1825. — Eine schöne Kopie der »Messias« (von 1865)
hat der frühere Hofsekretär A. Gerschey in Lissabon
und eine vorzüglich gelungene Kopie nach Guarneri
Valentin Walter in Grulich. Obwohl er sehr fleißig
war — eine Violine von 1864 trägt schon die Nummer
2537 — steigen seine Arbeiten fortwährend im Preise,
und es ist deshalb kein Wunder, daß seine Zettel auch
in Mirecourter Fabriksgeigen usw. zu finden sind.
Meist verwenden die Fälscher Zettel mit unrichtigen
Jahreszahlen, sehr gerne 1844 mit der Adresse 3 rue
Demours-Ternes, obwohl Vuillaume erst im Jahre 1860
dorthin gezogen ist. Eine prachtvolle Violine von ihm
besitzt Konzertmeister Benno Walter in Köln. Die
Echtheit seiner Arbeiten läßt sich bei den meisten
seiner bisher noch nicht geöffneten Geigen auch da-
durch feststellen, daß sie innen sowohl an der Decke
als am Boden (durch die F-Löcher unsichtbar) seinen
Namenszug und in der Mitte des Bodens eine Nummer
tragen. Die Geigen, die er von seinen Leuten ausführen
ließ, trugen den Zettel: Abb. 816.
Geigenzettel: J. B. Vuillaume No. 26 Rue Croix des
Petits Champs No. 30 , ä Paris en 1825 (geschrieben).
— J. B. Vuillaume A Paris 3 Rue Demours aux
Ternes Cl-devant rue Croix des Petits Champs (ge-
druckt) und ,^bb. 799, 800, 801, 805, 816.
Vuillaume, Jean-Frangois. — Mirecourt. Geb.
1720
Sohn von Fran(;ois IV. Von ihm weiß man nur, daß er
sich schon mit 18 Jahren mit Marie Claussier ver-
heiratete.
Vuillaume, Joseph-Fran^ois. — Lyon. Geb.
1804, t 9. Juni 1856
Em Sohn von Claude Fran(;ois IV V., der sich in Lyon
niederließ. — Er war der Schwager von Charles Jacquot .
als Geigenmacher jedoch nicht hervorragend.
Geigenzettel: Rue du Palais-Grillet N" 14 au 2"^«
Luthier Vuillaume Loue et Vend toutes sortes d In-
struments ä Cordes, les raccommode ainsi que les
serinettes ä Lyon Tient un assortiment de cordes
(gedruckt).
Vu
illaume
Wacke
547
Vuillaume, Nicolas I. — Mirecourt. 1698.
1739
Von ihm weiß man nur, daß er Luthier war. Nicolas 11
V. war ein Sohn von Claude-Fran?ois V. und starb am
6. April 1755 (?). Ein Nicolas III V. kommt in den
Jahren 1759 — 1761 vor und war mit .Anne Chevner
verheiratet.
Vuillaume, Nicolas IV. — Mirecourt. Geb. in
Mirecourt 21. Mai 1800 (»am Tage Ascen-
sion«), t um 1871
Dritter Sohn und Schüler von Claude-Frangois V V.
Er arbeitete von 1832 — 1842 bei seinem Bruder Jean-
Baptiste V. in Paris, ging dann nach Mirecourt zurück
und verlegte sich auf die fabriksmäßige Herstellung von
Geigen. Nach seinem eigenen Modell machte er Geigen,
denen er den Namen »Violons stentor<' gab. Seine
Geigen tragen die Brandmarke >'N. Vuillaume«. Er
erhielt 1855 eine Bronzemedaille. Sein Sohn Antoine,
der bei ihm lernte, starb schon mit 21 Jahren. Eine
dunkelrot lackierte Geige von ihm besaß C. C. Snoeck.
Geigenzettel ; N. Vuillaume (Autograph) und Abb. 817-
Vuillaume, Nicolas- Franc^ois. — Brüssel. Geb.
in Mirecourt am 13. Mai 1802, f 16. Januar
1876 in Brabant
Vierter Sohn und Schüler von Claude Fran^ois V V.
Er arbeitete bis 1828 bei seinem Bruder J. B. V. in Paris
und ließ sich dann in Brüssel nieder. Er kommt seinem
Bruder sehr nahe, machte ausgezeichnete Geigen nach
Stradivari u. a. und erhielt zahlreiche Medaillen sowie
den Leopolds-Orden. Auch seine Bogen sind sehr gut.
Geigenzettel : Abb. 815.
Vuillaume, Sebastien. — Paris. Geb. um 1835,
t 17. November 1875 in Paris (kinderlos)
Sohn von Claude-Frangois VI V., Neffe von Jean
Bapt.V. Ein tüchtiger Geigen- undBogenmacher '), der
seine Werkstatt Boulevard Bonne-Nouvelle Nr. 17
hatte und der »letzte Vuillaume« in Paris war. Erhielt
1867 und 1868 Medaillen und kam in seinen besten
.Arbeiten seinem Oheim manchmal nahe. Sein Gehilfe
Nestor-Dominique Audinot wurde sein Nachfolger.
Geigenzettel: Abb. 803.
Vuillemm, Jean-Didier. — Mirecourt. 1705
Wenig bekannter Geigenmacher.
Vuillemin, Claude-Joseph. — Mirecourt. Geb.
um 1750 in Poussay bei Mirecourt, f 25. April
1833
Obwohl er ein sehr hohes Alter erreichte, ist ei" doch
nur wenig hervorgetreten.
Wach, Hans. — München. Geb. in Mitten-
wald, t 1901 in München
In seiner Heimat erlernte er das Geigenmachen, doch
verlegte er sich, seit er in München ansässig war, fast
ausschließlich auf die Herstellung von Zithern und war
namentlich wegen seiner Streichzithern (»Streich-
melodion«) geschätzt. Im Jahre 1897 erlitt er einen
Schlaganfall und war seitdem bis an sein Ende bett-
lägerig. Ein Michael Wach lebt in München gleichfalls
als Zither-, Gitarren- und Lautenmacher.
Wacha, Albert. — Preßburg. 1822
Am 19. April 1822 erwarb er als Saiten- und Blas-
instrumentenmacher das Bürgerrecht auf dem Preß-
burger Schloßgrund. Er dürfte der Nachfolger Heinrich
Steins gewesen sein und hat wohl nur Gitarren, aber
keine Geigen gemacht.
Wächter, Anton. — Faulenbach b. Füssen.
1769. 1781
Besserer Geigenmacher der Füssener (Tiroler) Schule,
von dem noch einzelne, durch gutes Deckenholz und
guten Ton bemerkenswerte Violinen erhalten sind. Der
Lack ist dunkelbraun, die F-Löcher nach Stainer ge-
schnitten.
Geigenzettel: Abb. 827.
Wächter, Ferdinand. — Augsburg. 1812
Ein wenig bekannter Geigenmacher, der vielleicht ein
Sohn von Anton W. war und sich wohl nur vorüber-
gehend in Augsburg aufgehalten hat. In Rotterdam be-
findet sich in Privatbesitz eine Geige von ihm von
großem Patron mit hohen Zargen und orangegelbem
Lack. Die Geige ist dick im Holz und hat den Baßbalken
aus einem Stücke mit der Decke.
Geigenzettel: Ferdinand Wächter Geigenmacher in
Augsburg 1812 (geschrieben).
Wächter, Lorenz. — Bonn. 18. Jahrhundert
Mir ist eine Violine mit seinem Namen und Ort (ohne
Jahreszahl) vorgekommen. Die Arbeit war recht gut,
der Lack ähnlich wie bei den Füssener Meistern, die
Wölbung ziemlich hoch. Das Instrument dürfte in der
Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sein. Lorenz W.
soll Kurfürstlich Mainzischer Hoflauten- und Geigen-
macher gewesen sein; er dürfte sich nur vorübergehend
in Bonn aufgehalten haben, denn sein Name kommt
weder in den Kirchenbüchern noch in den Akten und
Registern des Bonner Stadtarchivs oder der Bibliothek
vor. J. J. Held in Köln besaß ein ziemlich hochge-
wölbtes, gut klingendes Violoncello mit gelbbraunem
Lack und langgestreckten F-Löchern von ihm. Auch
dieses Instrument erinnerte an die Arbeiten der Tiroler
Schule.
Wackerl ^), Ägidius. — Mittenwald. 1 757. 1 760
Besserer Vertreter der Klotzschule, von dem jedoch
Geigen verhältnismäßig selten vorkommen.
^) Er besaß die von J. B. Vuillaume kurz vor seinem
Tod erfundene Bogenschneidemaschine.
') Nicht Weckerl, wie manchmal irrig gelesen wird.
35*
548
Wackerl — Wasner
Wackerl, Johann. — Mittenwald. 1759. 1760
Vielleicht ein Bruder von Agidius, dem er auch in der
Arbeit nahesteht.
Wackerl, Johann Chrysostomus. — Mitten-
wald. Geb. 27. Januar 1757. 1797
Sohn von Agid. W. In einer »Johann Wackerl <■ be-
zeichneten Geige, die sich mehr italienischen Vor-
bildern nähert als die Arbeiten von Agidius und Johann
W. (s. d.), vermutet man ein Werk dieses sonst nicht
näher bekannten Sohnes von Agidius.
Wackerl (Wackherle), Joseph. — Mittenwald.
1790
Seine Geigen kommen öfter vor und sind sauber ge-
arbeitet, ohne hervorragende Eigenschaften zu verraten.
Geigenzettel : Joseph Wackherle / in Müttenwald. 1 790
(geschrieben).
Wackerl, Mattheus. — Mittenwald. 1856
Geschickter Geigenbauer, der sauber nach Stradivari
arbeitete. Sein rotbrauner Lack erscheint jetzt oft
gerissen, ist aber nicht schlecht. Semen Namen schrieb
er im Innern mit Bleistift an die Decke.
Wackerl, Thomas. — Mittenwald. Geb.
B.Dezember 1758. 1780
Sohn von Agidius W. Auch über diesen Geigenmacher
ist nichts Sicheres bekannt. In einer mittelmäßigen
Geige von 1 780 mit schwer leserlichem Zettel liest man
Th. Wackerl, — wenn es nicht Job. Wackerl heißen
soll.
Wackher, Wolf, ein Wiener Lautenmacher, der
1 577 das Bürgerrecht erwarb
Wäckerle, Lorenz. — Mittenwald. 1803
Vielleicht gehört er zur Familie Wackerl, obwohl er
seinen Namen deutlich Wäkerlc schreibt. Seine Geigen
sind sauber gemacht, aber schlecht lackiert.
Geigenzettel: Lorenz Wäkerle in / Mittenwalt ab 1803
(geschrieben).
Wade, Joseph. — Leeds. 1884. 1900
Seine Geigen gelten als gute Orchesterinstrumente.
Waemsley s. Wamsley
Wagener, Fritz. — Bielitz (Ö.-Schl.). Geb. in
Hessen-Kassel am 12. Januar 1867
Schüler von Heinr. Reinhold und Fnedr. Sütterlin. Als
Gehilfe arbeitete er in Magdeburg, Würzburg, Linz a. D.
und Wien und ließ sich 1891 in Bielitz nieder. Er macht
neue Geigen nach Stradivari und verwendet Spiritus-
lack. Eigentümlich ist ihm eine besondere Bearbeitung
des Baßbalkens.
Geigenzettel: Fritz Wagener, ' Geigenmacher & Repa-
rateur in Bielitz / Anno 189 (gedruckt).
Wagner, Benedict. — Dürrwangen, Ellwangen.
1720. 1796
Em tüchtiger Meister, der anfangs in Dürrwangen bei
Dinkelsbühl ansässig war und dann im Dienste des ge-
fürsteten Propstes von Ellwangen stand. Leider ent-
halten die Ellwanger Kirchenbücher keinerlei Nach-
richt über ihn^). Er soll 1720 geboren sein und muß
1 796 noch gelebt haben, da eine Häuser-Numerierungs-
liste aus diesem Jahre, die der Geschichts- und Alter-
tumsverein Ellwangen kürzlich erworben hat, den Ein-
trag enthält: Nr. 199 (zwischen dem Adelmannschen
Palast und dem Wirtshaus zur Kanne) Benedikt
Wagner, Geigenmacher. Seine Geigen haben meist
hohe Wölbung und sind groß, doch scheint er auch
Italienische Vorbilder gekannt zu haben, nach denen er
flache und zierlich durchgeführte Instrumente machte.
Sein Lack ist gelbbraun, dunkelbraun oder rot, der
Ton, namentlich bei den flachgewölbten Geigen, hell
und glänzend. Außer seinem Zettel verwendete er auch
Brandmarken: den Namen »Wagner* brannte er auf
dem Boden nächst der Halsplatte ein, auf den Zargen
unter dem Saitenhalterknopf die Ortsbezeichnung »EU-
wang*. Man unterscheidet bei ihm drei verschiedene
Modelle; zwei davon beschreibt Piegendorfer in seiner
trefflichen kleinen Schrift über die schwäbischen
Geigenmacher, das dritte hat flache Wölbung und
einen längeren Korpus (ähnlich wie Buchstädter). Die
Schnecke ist oft derbkräftig, aber immer originell.
Arbeiten von ihm aus den Jahren 1764 und 1775 sowie
eine Violine mit dem Zettel ; Benedict Wagner Geigen-
und / Lautenmacher in Dirrwang 1751 besitzt die
Stiftskirche in Ellwangen, eine Geige von ihm von 1731
das Benediktinerstift Metten in Bayern.
Geigenzettel : Benedict Wagner, Hochfürstlicher / Hof
Lauten und Geigenmacher / m Ellwangen Anno 1768
(gedruckt).
Wagner, Christian. — Borstendorf. Geb. 1690,
t 11. Februar 1771
Schüler von Hans Vogel. Er soll ein vielbeschäftigter,
geschätzter Meister gewesen sein.
Wagner, Christian Salomon. — Medingen^).
1786. 1800
Arbeiten von ihm kommen recht häufig vor; er machte
alle Arten von Musikinstrumenten, doch war etwas
Näheres über ihn nicht zu erfahren.
Wagner (Wangen?),
Chioggia. 1725
D
omini
ik Caspar. —
Auf dem allem erhaltenen Boden einer Geige von
eigenartigen Umrissen fand sich ein stark verblaßter
Zettel. Der Name konnte auch Wangen gelesen werden,
hieß aber vielleicht noch ganz anders.
^) Da Dürrwangen erst seit 1833 — 1834 Pfarrei ist,
waren auch dort die Nachforschungen vergeblich.
) Es gibt ein Alt- und ein Kloster Medingen im Lüne-
burgischen.
Wagner — Wainert
549
Wagner, Ernst Victor. — f 1903 in Lissabon
Er besaß eine Gelgenmacherwerkstatt; sein Sohn
Daniel (f 7. Januar 1905) war sein Nachfolger. Der
jetzige Inhaber des Geschäftes, Daniels Bruder
Hermann W., verlegte sich hauptsächlich auf den
Handel mit Klavieren.
Wagner, Henri. — Paris. 1911. 1914
Er nennt sich »Violinist-Luthier«. Die Geigen mit
seinem Namen zeigen dunkelroten Lack und klingen
gut.
Wagner, Johann. — Borstendorf. Geb. 1703,
t3. Mal 1762
Schüler seines Bruders Christian W. Eine fünfsaitige
Kniegeige im Museum zu Lübeck von ihm hat folgende
Maße : Korpus 48 cm, Gesamtlänge 77 cm, Zargenhöhe
mit Boden und Decke gemessen 9 cm. Der Lack ist
glanzlos, dagegen das Holz recht gut.
Geigenzettel: Johann Wagner / in Borstendorff (ge-
druckt).
Wagner, Josef. — München. 1730
Er scheint nicht immer Zettel eingeklebt zu haben, und
wenn er es tat, ließ er die Angabe des Wohnorts
meistens fehlen; daher kommt es auch, daß man nur
wenig von ihm kennt und auch nicht weiß, wie lange er
in München gearbeitet hat, oder wo er sonst noch
lebte.
Wagner, Joseph. — Konstanz. Geb. 1729
(1735?). tum 1781
Wahrscheinlich ein Sohn von Thomas Wagner aus
Oberammergau, der sich 1 728 in Konstanz verheiratete,
im Konstanzer Zählungsregister von 1774 heißt es von
ihm: »Josephus Wagner virtuosus in cheli (sie) und
Geigenmacher, lebet hiervon, das Haus ist eigen, Alter:
46 Jahre. Ehefrau : Maria Josepha, geb. Hauberin, alt :
38 Jahre.« Sein Haus hat er nach dem Grundbuch im
Jahre 1774 gekauft, wo es am 14. Juni heißt: »Jobs.
Hotz verkauft dem Joseph Wagner fürstl. Musico und
Beisassen sein Haus in der Neugasse zu Konstanz.^'
Seine Violinen und Violen erinnern an die Tiroler
Schule, doch soll er eine .Amatigeige besessen haben,
die er zum Vorbild nahm. Seine .Arbeit ist gut und das
Holz mit Verständnis gewählt. Charakteristisch für ihn
ist, daß er, wie allerdings viele seiner Zeitgenossen, die
Schnecke seiner sämtlichen Geigen aus Birnbaumholz
schnitzte. Daran kann man seine Arbeiten sicher er-
kennen, auch wenn gewissenlose Händler seinen Zettel
durch einen »klangvolleren*' ersetzt haben. — Da ich
keine Violinen von ihm kenne, die eine Jahreszahl nach
1781 tragen, und am 22. März 1781 sein Haus in der
Neugasse gerichtlich verkauft wurde, ist anzunehmen,
daß er vor dem März dieses Jahres gestorben ist. Eine
Violine, deren Umrisse im Rokokogeschmack ange-
ordnet sind, besitzt W. Heyers Musikhistorisches
Museum in Köln.
Geigenzettel: Me Fecit Joseph Wagner Constantiae
1768 (gedruckO und Abb. 828.
Wagner, Sebastian. — Meersburg a. B. 1788.
1799
Bruder von Jos. W. in Konstanz. Seine Geigen sind
weniger gut, klingen ein wenig dumpf und sind ober-
flächlicher in der Arbeit als die seines Bruders. Sie
erinnern an die gleichzeitigen Mittenwalder, der
Lack ist braungelb und nicht schlecht, die F-Löcher
kurz, nach Stainer geschnitten, die Schnecke etwas
schwerfällig, meist aus Birnbaumholz. .Außer einem
Brandstempel mit seinem Namen, den er am Boden
anbrachte, findet man auch öfters an den Unterzargen
Mörsburg eingebrannt. Eine Geige von ihm besitzt
Stadtrat Leiner in Konstanz.
Gelgenzettel : Abb. 842.
Wagner, Xaverl. — Ellwangen. 1802. 1822
Wahrscheinlich Sohn, Schüler und Nachfolger von
Benedict W. Es ist anzunehmen, daß er nicht in Ell-
wangen geboren und gestorben ist, da die dortigen
Kirchenbücher keinen auf ihn bezüglichen Eintrag ent
halten sollen.
Gelgenzettel: Abb. 843.
Wahl, Eugen. — Karlsruhe 1. B. Geb. 18. Dez.
1877 zu Heilbronn a. N.
Er erlernte in seiner Vaterstadt die Holzbildhauerei,
arbeitete in Zürich usw. und besuchte von 1896 — 1902
das Missionsseminar in Basel und war dann bis 1909
als Stadtmissionar In Karlsruhe tätig. Als tüchtiger
Geiger hatte er frühzeitig großes Interesse für den
Geigenbau, im Jahre 1908 begann er dann selbst
Geigen zu bauen, wobei ihm seine Kunstfertigkeit als
Holzbildhauer sehr zustatten kam. Durch eifriges
Studium der einschlägigen Literatur und Ihm zugäng-
licher Meisterwerke vervollkommnete er sich bald so,
daß er Anfang 1910 eine Geigenmacherwerkstatt er-
öffnen konnte. Er hat bisher über 30 neue Geigen ge-
baut, denen große Vorzüge nachgerühmt werden. Er
arbeitet nach Stradivari, Guarneri und nach einem
eigenen Modell, verwendet Spiritus- und Ollack und
sehr schönes Holz. Er stimmt nach einem selbst-
erfundenen System Decke und Boden ab. Gewöhnlich
braucht er zur Herstellung einer Geige, an der er alles,
mit der bei einem Holzbildhauer bemerkenswerten
Ausnahme der Schnecke, selbst macht, 1 4 Tage.
Geigenzettel: Op. (Handelszeichen) Eugen Wahl /
fec. Karlsruhe, B. 1910 (gedruckt).
Wainert (Weinert, Valnert), Antoni.
schau. 1806
War-
Wahrscheinlich ein Sohn des in jungen Jahren aus
Böhmen nach Polen eingewanderten Kapellmeisters,
Komponisten und Professors Anton Weinert, der im
Jahre 1850 hundertjährig starb und 16 Kinder hinter-
ließ, von denen einige als Sänger, Virtuosen usw. her-
vorgetreten sind. Der Instrumenteninacher .Antoni
Weinert scheint schon in jungen Jahren gestorben zu
sein. Er schrieb seinen Namen manchmal auch in
polnischer Schreibweise mit V. Seine Arbeit war unge-
mein sauber. Leider war in Warschau nichts über ihn
550
^aldenberger — Wannek
zu ermitteln. Eine schöne zisterförmige Gitarre (Guitar-
nno) von ihm befindet sich im Musikhistorischen
Museum von W. Heyer in Köln.
Geigenzettel : Fecit .'\ntoni Wainert Instrument-
Macher in Warschau 1806 (gedruckt).
Waldenberger, Georg. — Tübingen. 1616.
1617
Er wird nur als Orgelbauer bezeichnet, hat aber wahr-
scheinlich, wie die meisten schwäbischen Orgelbauer
seiner Zeit, auch Lauten und andere Musikinstrumente
gemacht.
Waldter, Daniel Adalbert. — Postelberg. 1 695
Ein Basselto von ihm aus dem Jahre 1695 besitzt das
Stift Ossegg (Kat. Nr. 5). Vgl. auch S. 566 D. A. Wolz.
Walker, Adam. — London. 1772. 1800
Eine Harfentheorbe von ihm befindet sich im South
Kens. Museum. Er war unter anderem der Erfinder
der »Celestina«, eines geigenartig klingenden Klaviers.
Walker, St. J. — Whitby. 1905
Seine Geigen sollen sauber gearbeitet sein.
Waller, Benedikt. — Amberg. 1883
Em Orgelbauer, der auch mit Mittenwalder Geigen
handelte und Geigen ausbesserte.
Geigenzettel: Benedikt Waller Orgelbauer und In-
strumentenmacher 1883 Amberg 1883 (gedruckt).
Walmsley s. Wam.sley
Walter, Georg Philipp. — Turnau. 1847
Nur als Reparateur bekannt.
Walter, Hans Jürgtn. — Lübeck. 1685
Em Lautenmacher; er heiratete 1685 Elisabeth Möller;
die Hochzeit fand in Bürgermeister Marquardts Hause
in der Königstraße statt.
Walter, Jean. — Paris. 1775. 1799
Er wohnte erst Rue Coquilliere, von 1776 — 77 Rue
St. Denis, gegenüber der Rue Mauconseil, 1779 in der
Rue Qumcampoix und von 1783 — 1799 in der Rue
Bourbon, ist aber sonst wenig bek.nnnt. Vgl. auch
Wolters.
Walther, Jean Baptist. — Haag. 1 727
Eine Geige von ihm führt das Versteigerungsverzeich-
nis des Nachlasses des Musikalienhändlers Nicolas
Seihof auf. (Die Versteigerung fand 1 759 statt.)
Walton, William. — Preston. Geb. in Lonetcn
7. August 1860
Em Eisenbahnbeamter, der aus Liebhaberei Geigen-
macher geworden ist und es zu besonderer Geschick-
lichkeit gebracht hat. Auch hat er vielfältige Lackver-
suche gemacht. Seine Biographie (mit Bild) hat Mere-
dith-Morris in -TheStrad« 1901 Nr. 132 veröffentlicht.
Geigenzettel: William Walton / Maker Longton,
Preston ; A. D. 1900 No 12 (gedruckt).
WambslerCr*), Michael. — Mittenwald. 1772
-Auf einem schwer leserlichen Zettel einer sehr guten
Mittenwalder Geige ergab sich als wahrscheinlichste
Lesart der Name Wambsler. Über einen Geigenmacher
dieses Namens war jedoch nichts zu erfahren. In
Mittenwald kommt nur eine Familie Wanner vor.
Wamsley (Walmsley, Waemsley), Peter. —
London (Piccadilly). Geb. 1715. 1751
Ursprünglich führte er das Schild »at ye golden Harp«
und vertauschte es später gegen »at the Harp and Haut-
boy«. Seinerzeit stand er bei seinen Landsleuten in
hohem Ansehen, und der Ton seiner Arbeiten wurde
sehr gerühmt. Da er diesen aber nur durch ein meiit
übermäßiges .Ausschachteln der Decke erzielte, haben
seine Geigen mit der Zeit sehr verloren. Er ahmte eine
Art Stainermodell nach, die Verhältnisse sind jedoch
unrichtig und die F-Löcher sehr häßlich. Statt der Ein-
lage zog er gewöhnlich nur eine Linie mit Tinte, und
Vidal sagt daher mit Recht : »En somme : lutherie tres
mediocre.<' Am besten ist noch sein dunkelroter oder
rotbrauner Lack, und die dunkler lackierten Geigen
von ihm werden für wertvoller gehalten. Einige wenige
Violinen und Violoncelli hat er aber doch gebaut, die
ihm Ehre machen, und recht gut sind seine Bässe. Er
verwendete verschiedene, meist gedruckte Zettel :
Made by Peter Wamsley at ye Golden Harp in Picka-
dilly London 1 727 (gedruckt). — Peter Wamsley
Maker at the Harp ' & Hautboy in Picadilly 17 Lon-
don 51 (gedruckt). — Made by Peter Wamsley at the
Harp and Hautboy in Pickadilly 1740 (gedruckt).
Wandinge, Carl Johan Ludwig. — Kopen-
hagen, Vordingborg, Naestved. Geb. I.Jan.
1777 in Kopenhagen, f im Juli 1848 in
Naestved
Jim Kunstdrechsler, der sich viel mit dem Geigen-
machen beschäftigte. Er war zuerst in Kopenhagen
ansässig, ließ sich dann um 1821 in Vordingborg als
Mechaniker nieder und zog 1832 nach Naestved, wo
noch heute sein .Sohn als Drechslermeister lebt. Die
Holzarbeit verstand er recht gut, aber die von ihm ge-
machten oder ausgebesserten Geigen verraten überall
den Dilettanten. Er scheint das Hauptgewicht darauf
gelegt zu haben, die Geigen recht fest zu machen; so
versah er den Baßbalken noch mit zwei Querbalken usw.
Geigenzettel : Reparert af Wandinge i Wording-
borg 1830 (gedruckt).
V. Wangenheim. — Gotha. 1854
Em Rittmeister, der sich aus Liebhaberei mit dem
Geigenmachen beschäftigte und teilweise das Chanot-
sche Modell nachahmte.
Wanke, Karl. — Brunn. 1816
Im Brünner Bürgerbuch wird er im Jahre 1816 fol. 37
als »Instrumentenmacher« eingetragen, doch ist es
fraglich, ob er Geigen- und Lautenmacher war.
Wannek (Vanok) lebte im 19. Jahrhundert m
Bukarest
Wanner — Waßl berger
551
Wanner, Michael. — Mittenwald. Um 1860
Einer der wenigen Mittenwalder seiner Zeit, der nicht
ausschließlich für die großen »Verleger<' arbeitete.
Geigenzettel: Michael Wanner Geigenmacher
Mittenwald, Oberbayern (gedruckt).
Wanssura, Alois. — Prag
Ein geschickter Instrumentenmacher vom .-Xnfang des
19. Jahrhunderts. Er schemt übrigens nur Lauten und
Gitarren gemacht zu haben. Eine solid gebaute Gitarre
von ihm besitzt E. E. Homolka.
Ward. — Dublin
Inscher Geigenmacher ohne besondere Eigenart.
Warnecke, L. Georges. — Nancy. 1826. 1827
Wahrscheinlich aus Deutschland stammend. Seine
Geigen sind recht sauber gemacht. Er brachte seinen
Brandstempel mit Monogramm zwischen den F-
Löchern unter dem Steg an. Er erfand auch ein
»Gitanebasson« genanntes Instrument. Eine gute
Violine von ihm besitzt Massen in Paris.
Brandmarke siehe: Nr. 79.
Warrik, A. — Leeds. 1889. 1906
Nachdem er acht Jahre bei Chanot gearbeitet hatte,
eröffnete er 1889 seine eigene Werkstatt, arbeitete nach
einem Stradivarimodell und erhielt auf der Inter-
nationalen Ausstellung in Leeds 1893 eine goldene
Medaille.
Waser. — Zürich. Ende des 18., Anfang des
19. Jahrhunderts
Wahrscheinlich ein Musiker, der aus Liebhaberei
Geigenmacher wurde. Seine Geigen und Violoncelli
sind zwar zu flach gewölbt, im übrigen jedoch nicht
schlecht, von gutem Holz und sauber eingelegt.
Wasner (Waßner), Joh. Benedict 1.
1716
B
runn.
Über seine Persönlichkeit war in Brunn nichts zu er-
fahren, doch kommen mehrfach .Arbeiten von ihm vor,
die entweder keine Jahreszahl tragen oder nicht über
1716 hinausgehen. Entweder ist er bald nach dieser
Zeit gestorben oder von Brunn weggezogen und hat
sich vielleicht in Passau niedergelassen. Seine Geigen
haben manche Verwandtschaft mit Tiroler .Arbeiten,
sind hochgewölbt, aber derb lackiert, und haben nur
kleinen Ton.
1793 erbat eine derselben die Erlaubnis, das Geschäft
verkaufen zu dürfen (Kgl. Kreisarchiv Landshut).
Eine Viola d'amore von ihm befindet sich im Bay-
rischen Nationalmuseum in München.
Wasserer, Franz Joseph. — Füssen. 1737.
t 9. November 1764
Er wird im Füssener Umlageregister für 1 737 als
Lautenmacher aufgeführt.
Wasserer (Wässerer), Johann Joseph . — Füssen .
1737
Vielleicht der Bruder von Franz Joseph W. Im Füssener
Umlageregister für 1737 kommt er als Lautenmacher
mit einem 15 jährigen Sohne Christian vor.
Wassermann, Joseph. — Znaim. 1785. 1814
Ein tüchtiger und fleißiger Meister, dessen Arbeiten
noch ziemlich häufig vorkommen und wegen ihrer
guten Eigenschaften gern gekauft werden. Er scheint
italienische Vorbilder gekannt zu haben und ver-
wendete einen gelbbraunen oder orangebraunen Lack.
Musikdirektor Fiby besitzt eine Viola von ihm von
eleganter, großer Form und edlem Ton. W. war der
Lehrer von M. Daum.
Geigenzettel : Josephus Wassermann Lauten- und
Geigenmacher in Znavm 1785 (geschrieben) und
Abb. 830 und 835.
Wasslberger (Wäßlsberger), Antonj. — Hallein
1719
Vielleicht ein Bruder von Bernhard W. Im ganzen sind
seine .Arbeiten nicht besonders sorgfältig ausgeführt,
hochgewölbt, aber doch oft originell, auch scheint er
meist recht gutes Deckenholz verwendet zu haben. Bei
Violen bevorzugte er große Formate, wobei es be-
merkenswert ist, daß er in seinem Orte als einer der
ersten das alte Violenmodell mit flachem Boden auf-
gegeben hat.
Geigenzettel: Abb. 836.
Wasslberger (Wasselsberger, Waßlberger),
Bernhard. — Hallein. 1714
Wenn er auch häufig die Einlagen fehlen ließ und
minderwertige Hölzer verarbeitete, sind seine Geigen
in der Regel doch recht gut. Sie sind hochgewölbt und
braun lackiert.
Wasner, Johann Benedict II.
1759
assau
Waßlberger (Waßlperg), Christoph I. — Hal-
lein. Geb. um 1688, t 20. November 1718
Er wird als Geigenmacher in den Matrikeln geführt, da
er aber nur ein Alter von 30 Jahren erreicht hat, dürften
f vor wenige seiner Arbeiten auf die Nachwelt gekommen
sein.
Er war Fürstlicher Hofmusikus und Geigenmacher und
vielleicht ein Sohn des Brünner Meisters, wenn nicht
identisch mit diesem, was ich für sehr wahrscheinlich
halte. Seine Töchter »M. A.« und "C.« erbaten im
Jahre 1 759 das Recht, die Geigenmacherei ausüben zu
dürfen (also wohl das väterliche Geschäft fortzusetzen).
Waßlberger (Waslberger), Christoph II. —
Hallein. Geb. um 1690, f 22. November
1724
Er war Geigenmacher, erreichte aber auch nur ein
Alter von 34 Jahren.
552
Wasslberger — Weber
Wasslberger (Waßlsberger), Christoph III. —
Hallein. Geb. um 1730, | 13. Oktober 1779,
49 Jahre alt
Besonders tüchtiger Meister, dessen Violinen von
Kennern und Geigern gleich hoch geschätzt werden;
er scheint italienische Geigen gekannt zu haben und
nahm die Wölbung daher oft flacher als die übrigen
Halleiner Geigenmacher.
Geigenzettel : Christoph Waßlberger, Geigen- / und
Lautenmacher in Halle . . . ; 1 763 (gedruckt).
Waßlberger (Waßlberger), Dominikus. —
Hallein. Geb. um 1716, f 1 . Februar 1780
Er scheint der letzte Sprößling der Familie gewesen zu
sein, der das Geigenmachen als Beruf ausübte.
Wasslberger (Waißlberger), Michael I. —
Hallein. Geb. um 1666, f I.Juli 1736
Er wohnte »bei St. Georgen«, wird als '>Geigenmacher
und Spielmann« bezeichnet und darf seiner braven
Arbeit nach zur Tiroler Schule gerechnet werden.
Waßlberger (Waißlberger), Michael II. —
Hallein. Geb. um 1680, f 2. Juli 1736
Er wird als »Geigenmacher und Gleizimeister« be-
zeichnet und starb merkwürdigerweise einen Tag nach
seinem etwa 1 5 Jahre älteren gleichnamigen Ver-
wandten.
Waßlberger (Waßlberger), Philipp. — Hallein.
Geb. 1703, t 15. Januar 1743
Seine Geigen sind recht gut gemacht, kommen aber
selten vor, da auch er im besten Mannesalter starb.
Watkins, 0. — 1846
Englischer Geigenmacher aus der Mitte des 19. Jahr-
hunderts.
Watrin s. Valtrin
Watson, Frank. — Rochdale. 1905. 1910
Fleißiger englischer Geigen- und Bogenmacher der
Gegenwart; eine Violine von ihm vom Jahre 1905 trug
bereits die Nummer 67.
Watson, John (Reverend). — Lerwick (Shet-
land). 1905
Er macht Geigen nach einem eigenen Modell.
Watt, Alexander Stocks. — Edmburgh, Inver-
keithmg. Geb. 17. August 1859 m Edm-
burgh
Em Photograph und Erfinder wertvoller photo-
graphischer Apparate, der, selbst ein tüchtiger Geiger,
von Dr. George Dickson um 1875 zuerst veranlaßt
wurde, sich dem Geigenmachen zuzuwenden. Er hat
seitdem über 50 Violinen gemacht, die teils Stradivari,
teils Guarnen nachgeahmt und mit Ollack versehen
sind.
Geisenzettel : Alexander Watt Made at Inverkeithing, /
Edinburgh, 1893 (gedruckt). — Mr. Alex. S. Watt. /
Made in ye olde Burgh of Inverkeithing A. D. 1895
(gedruckt).
Watts, Walter. — Glasgow. 1886
Erhielt 1886 in Edinburgh für seine Geigen eine ehren-
volle Erwähnung. .'\uf der Glasgower Ausstellung hatte
er Geigen ausgestellt, die nach Stradivari gebaut
waren und zu denen er Holz vom alten »Glasgow
College« verwendete.
Wauschek, C. — Krems. 1870. 1900
Vater und Sohn, die als Geigenmacher und Reparateure
geschätzt sind und 1886 eine silberne Medaille in Wels
für vier Violinen erhielten.
Waylett, Henry. — London. 1765
Er wohnte Exeter Exchange, Strand, und war sauber
und genau in seiner Arbeit. Sein Modell schwankt
zwischen Stainer und Amati.
Weaver, Samuel. — London. 18. — 19. Jahr-
hundert
Mehr als er auf seinem Zettel von sich mitteilt, war
über ihn nicht zu erfahren.
Geigenzettel : .AU Sorts of , Musical Instruments, Made
and Sold by , Sam' Weaver / on London Bridge (ge-
druckt).
Weber, G. W. — Kingston (Ontario). 1886
Em im letzten Drittel des 1 9. Jahrhunderts in Kanada
täliger Geigenmacher, vermutlich deutscher Ab-
stammung.
Weber (gen. Rösendahl), Hemr. Eduard. —
Möllenbeck b. Rinteln. 1820. f 7. August
1885
Ein tüchtiger Meister, der schätzenswerte theoretische
Kenntnisse besaß und eine Reihe von recht guten
Geigen gemacht hat, von denen einzelne schon jetzt
sehr gut bezahlt werden. Einer seiner Schüler ist
O. Bernhard in Stadthagen.
Weber, Michael. — Prag. Geb. 7. Oktober
1 787 in Oberneustift Nr. 248 Pfarre Schot-
tenfeld (Wien), t 18. Februar 1844 in Prag
Sohn des .'\dam W. und der Barbara geb. Schweint. Er
erlernte seine Kunst in Wien, arbeitete dann in Prag
bei Casp. Strnad und ließ sich in der böhmischen
Hauptstadt bleibend nieder, wo er 1818 das Bürger-
recht erwarb und erst in der Karlsgasse, dann in der
Brenntegasse, zuletzt m der Ferdinandstr. Nr. 116
wohnte. Weber war ein hervorragender Theoretiker,
hatte zu vielen Prager Gelehrten persönliche Be-
ziehungen und besaß eine reichhaltige Bibliothek.
Webers Geigen sind auf das sorgfältigste ausgearbeitet,
I
Weemann — Weidlich
353
durchweg stark im Holze und dabei doch von schönem
Ton. Auch seine Gitarren waren gut. Sein Erbe war
Ignaz Sandner. Auf seinem Zettel ist eine Fledermaus
abgebildet. Auf seinem Reparaturzettel liest man statt
■>me fecit« — »me reparavit*.
Geigenzettel: Michael Weber ' me fecit Pragae 1843
(gedruckt).
Weemann, 0., hat seit etwa 1884 ein Geigen-
geschäft in Boston
Weel, Cornells. — Utrecht. Geb. um 1809 in
Hensbroek (Nordholland), f 13. Dez. 1871
Geigen, die er selbst gemacht hat, kommen selten vor.
Einige Reparaturen, die ich von ihm kennen lernte,
legen für seine Geschicklichkeit kein besonders gutes
Zeugnis ab. Eine Geige von ihm besitzt Frl. Nordwyn
in 's Gravenhage.
Geigenzettel : Cornelis Weel / Utrecht 1853 (gedruckt).
Wegner, Friedrich. — Wels. 1589
Im Handwerkerbuch für 1545—1660 (im Welser Stadt-
archiv) findet sich : »Friedrich Wegner, Instrumenten-
macher aus Saalfelden in Sachsen« am 17. November
1589 »zum Handwerk angemeldet*.
Wehn, C. — Göttingcn. Geb. 1793 in Köln
Bei wem und wo er gelernt hat, ist unbekannt; wahr-
scheinlich war er als Geselle zu A. L. Breiling nach
Göttingen gekommen, wo er am 12. Juni 1829 das
Bürgerrecht erwarb. Gitarren und Lauten verstand er
zu machen, Geigen besserte er aus; ob er sich auch
selbst als Geigenmacher versucht hat, ließ sich nicht
feststellen.
Geigenzettel : C. Wehn in ' Göttingen. Verfertigt
alle Arten geschmackvoller Guitarren nach der neuen
Angabe / des Luigi Legnani (gedruckt).
Wehrle s. Wörle
Weibeier s. Welnbiller
Weichold, August. — Dresden. Geb. 1800,
t 1862
Obwohl er kein gelernter Geigenmacher war, be-
schäftigte er sich viel mit Wiederherstellungen alter
Geigen und begründete 1834 ein Geschäft, das sein
Sohn später zu Ansehen brachte.
Weichold, Richard. — Hamburg, Dresden.
Geb. 1823, t 8. Januar 1902
Sohn von August W. Schüler von Pfretzschner in Mark-
neukirchen. Nach einigen Wanderjahren machte er sich
in Hamburg selbständig, zog aber nach Jahresfrist von
dort wieder fort, ging nach Dresden zurück und ver-
heiratete sich mit Christiane Engst aus Dahlen. Er
fand bald einen weiten Kundenkreis, wurde Lieferant
des Hoftheaters, der katholischen Kirche usw. und be-
kam den Hoftitel. Er verfertigte alle .Arten von Geigen,
ferner Gitarren und Zithern und war ein gewiegter
Kenner. 1860 erfand er ein neues Verfahren, um
quintenreine Saiten herzustellen, und machte auch
recht gute Bogen. Weniger Erfolg hatte er mit seinen
Versuchen, das Geigenholz künstlich alt zu machen.
(Vgl. seinen .Aufsatz in De Wits Zeitschr. 1894, Nr. 33:
'>Ein neues Präparationsverfahren zum Altmachen von
Tonhölzern <-.) Wegen zunehmender Schwerhörigkeit
verkaufte er 1881 sein Geschäft an Liebhold Meyer,
arbeitete aber noch fort und stellte viele Versuche an ;
auch mit der Lackfrage beschäftigte er sich (vgl. »Zur
Geigenlackfrage«, De Wits Zeitschr. 1894. Nr. 7). An-
fangs der neunziger Jahre zog er sich dann ganz in das
Privatleben zurück. Seine Ehe war kinderlos geblieben,
das Geschäft besteht jedoch noch fort und ist auf
.August Paulus übergegangen, der seit 1902 Hof-
lieferant ist. S. Paulus. .■Xug.
Weickert. — Halle a. S. Um 1800
Er wird bei Hart als Geigenmacher erwähnt. Nach
anderen soll er der »Erfinder* des Verfahrens, Geigen
mit einer Mischung von in Terpentin aufgelöstem
Kolophonium zu tränken, sein. Dadurch sollten die
»verschwundenen Harzteile« im Holz ersetzt werden ! —
In Halle a. S. konnte ich diesen Weickert urkundlich
nicht nachweisen. Vielleicht ist Hall oder Hallein sein
Wohnort und sein Name Weigert gewesen?
Weidemann, Richard. — Wiesbaden. 1887.
1904
Ein früherer Gehilfe Sütterllns, der 1887 sein Geschäft
begründete und seine Geigen nach Stradivari und
Guarnerl macht. Er arbeitet sehr schön, verwendet aus-
gezeichnetes Holz und einen vorzüglichen, durch--
sichtigen ÖUack, dem er verschiedene Färbungen zu
geben vermag. Für die Güte seiner .Arbeit spricht, daß
seine Geigen auch in England gern gekauft werden. Im
Jahre 1916 hat er ein neues Modell mit neuen Schall-
löchern nach eigenen Berechnungen entworfen; die
danach gebauten Gelgen werden als besonders klang-
schön und leicht ansprechend gerühmt.
Weidinger.J.A. — Nürnberg. 1885. 1904
Handelsfirma, die eine Werkstatt unterhält, die seiner-
zeit von Richard Heberlein eingerichtet wurde. Der
Sohn des Inhabers soll jetzt das Geigenmachen regel-
recht erlernt haben.
Weidlich, Anton, lebte im 19. Jahrhundert in
Aussig (Böhmen)
Weidlich, Friedrich August. — Brunndöbra.
Geb. um 1820
Im Jahre 1847 wurde er Gelgen machermeister und hat
In einem langen, arbeitsreichen Leben ziemlich viele
Geigen gemacht. 1897 konnte er seine goldene Hoch-
zeit feiern.
Weidlich, Oswald. — Budapest. Geb. 1863 in
Markneukirchen
Sohn eines Blechinstrumentenmachers, Schüler von
Heinrich Gläsel. Nachdem er bei Otto in Düsseldorf
gearbeitet hatte, siedelte er um 1886 nach Budapest
534
Weis
Weiß
über, wo er sich mit seinem Bruder Anton (Holzblas-
instrumentenmacher) verband und selbständig machte.
Er besitzt mehrere goldene Medaillen und war auf de-
Pariser Weltausstellung 1900 mit einem Streich-
quartett nach Stradivari gut vertreten.
Weigel, Daniel. — Glatz. Geb. um 1824 in
Glatz, t daselbst nach 1860
Er erlangte im Jahre 1848 in Glatz als Instrumenten-
macher das Bürgerrecht.
Weigert (Weigerth), Johann Blasius. — Linz
a.D. 1717. 1755
Obwohl er schon seit 1717 in Linz nachweisbar ist,
erlangte er die Geigenmachergerechtigkeit und das
Bürgerrecht doch erst 1755. Er war ein fleißiger und
vielbeschäftigter Meister, von dem sich u. a. viele
Liebesgeigen erhalten haben. Zwei solche befinden
sich im Museum Francisco-Carolinum in Linz, je eine
im Stift St. Florian (Oberösterreich), in der Sammlung
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien und im
städtischen Museum Carohno-Augusteum in Salzburg.
Das genannte Stift besitzt ferner einen guten Baß von
seiner Hand aus dem Jahre 1 726. Daß er auch ein ge-
suchter Reparateur war, beweist seine 1 732 erfolgte Be-
rufung nach Kremsmünster, wo er eine Mandora und
26 Violinen ausbesserte.
Geigenzettel : Joannes Blasius Weigert in Linz Anno
1717 (gedruckt). — Joann Blasius Weigert Lauden
und Geigenma- eher in Linz, Anno 1724 (gedruckt)
und .^bb. 834.
Weigl, Franz. — Salzburg. 1867. 1895
In seiner Gesellenzeit soll er zwar bei verschiedenen
Geigenmachern gearbeitet haben, hat sich aber fast aus-
schließlich auf das Zithermachen verlegt.
Weil, Christian. — Neuwied. Geb. 1804,
t5. Mai 1888 in Neuwied
Er war eigentlich Orgelbauer und als solcher Schüler
seines gleichfalls in Neuwied ansässigen Vaters. Selbst
ein vorzüglicher Geiger, hat er sich viel mit dem Gei-
genbau beschäftigt und viele Geigen repariert, schwer-
lich aber versucht, neue Geigen zu machen.
Geigenzettel : Reparirt von Christian Weil — in
Neuwied 1832 (gedruckt).
Weinbiller (Weibeler), Georg (Jerg). — Füssen.
1625
Er wurde am 20. August 1625 als Meister in die Lauten-
macherzunft aufgenommen. Dabei wurde ihm zur
Pflicht gemacht, daß er die "Lauten und Trochen«, die
er anfertigte, zuerst der Zunft zum Kauf anbieten solle.
Wenn diese die Arbeiten nicht kaufe, dann sollte es ihm
freistehen, sie einem »Ausländischen" zu überlassen.
Weineisen, Mathias. — Mittenwald. Geb. 1860
Sehr tüchtiger, sorgfältig arbeitender Mittenwalder
Geigenmacher, dessen Geigen sowohl wegen ihres
guten Tons als ihres goldgelben Lacks sehr gelobi
werden. Er läßt, wie das in älterer Zeit vielfach üblich
war, seine fertigen Decken und Böden vor dem
Lackieren in der Sonne hangen und hält die Farbe, die
das Holz dabei annimmt, als den besten Grund für den
Lack.
Weis, Cajetan. — 17. 18. Jahrhundert
Vinzenz Prießnitz in Gräfenberg besitzt eine gute
Violine von ihm. Der schwer leserliche Zettel zeigt
außer dem Namen usw. einen Wappenadler.
Weis, Carl Mettus. — Kopenhagen. Geb.
1806, t 1872
Ein hoher dänischer Beamter (Departementsdirektor
im Kultusministerium), der als Liebhaber sehr gute
Geigen gemacht hat. Sein Berater war der Geigen-
macher E. Hjorth und seine Frau Angelika seine eifrige
Gehilfin. Mehrere Geigen mit Widmungsinschriften
werden im Instrumenten-Museum in Kopenhagen auf-
bewahrt. Er schrieb auch »Oin Violiner og deres
Bygning«. Kopenhagen 1861.
Geigenzettel : C. Weis fec. E. Hjorth cor. / Havnise
(geschrieben). — Weis adjuvante / Angelica uxore 8
(geschrieben). - — Auribus, non oculis Havniae. C.Weis
1867 (gedruckt).
Weis, Markus. — Köln (?)
Eine Laute des Darmstädter Museums (Nr. 484) trägt
neben anderen kölnischen Namen auch den Namen
Markus Weis.
Weishaupt, Johann Caspar. — (?) 1829 (?)
Die staatliche Sammlung m Berlin besitzt eine derb
gemachte Viola da Gamba, die auf der Hinterseite des
Schallkastens eine Inschrift mit diesem Namen und
nicht ganz verständlichen Jahreszahlen aufgemalt trägt.
Geigenzettel: 1726 Johann Casp. Weishaupt 1829 (ge-
druckt).
Weiß, Claus. — Füssen. 1581
Als Lautenmacher und Bürger erwähnt. (Vgl. Geiger,
Arch. Zeitschr. N. F. 18, 1911, S. 282, Nr. 118.)
Weiß, Eugenio. — Triest. 1880
Ein tüchtiger Geiger und Violinlehrer, der sich seit
1880 auf das Geigenmachen verlegte und namentlich in
bezug auf den Ton sehr beachtenswerte Ergebnisse
erzielte. Sein Lack ist goldgelb.
Weiß, Jakob. — Salzburg. 1714. 1740
Ein fleißiger und geschickter Meister, von dem zwar
nur selten noch Violinen vorkommen, dagegen ziemlich
häufig Violen und Lauten. Seine Arbeit ist sorgfältig
und der Lack gut. Am Wirbelkasten brachte er gerne
Engelsköpfchen u. dgl. an. Eine Viola d'amore von ihm
besitzt das Ferdinandeum in Innsbruck, eine Laute von
1714 das Stift Kremsmünster. Eine siebensaitige Viola
mit geflügelten Engelsköpfen am Wirbelkasten befindet
sich im Bach-Haus zu Eisenach. Eine sehr große, treff-
liche Bratsche (Armgeige) mit dunkelrotbraunem Lack
und charaktervollem Löwenköpf am Wirbelkasten be-
sitzt Fritz Wildhagen in Haiensee bei Berlin.
Geigenzettel: Abb. 826.
Weiß - Werner
555
Weiß (Weisz), Johann Ambrosius. — Basel.
1585. 1621
Er ist nach Leus Schweizer Lex. im Jahre 1585 aus
Füssen nach Basel gekommen und hat dort das Bürger-
recht erworben. Eine Laute m Berlm aus der Sammlung
Snoeck trägt den hier mitgeteilten Zettel. Das Badische
Museum für .Mtertum in Karlsruhe besitzt eine
deutsche Laute von ihm (67 cm lang), die von Chr.
Holländer 1754 umgearbeitet worden ist.
Geigenzettel: Johan Ambrosius Weisz in Basel 1621
(gedruckt).
Weiß, Joseph. — Füssen. 1625
Er wurde am 20. August 1625 als Meister in die
Lautenmacherzunft aufgenommen.
Welcker, Heinrich. — Frankfurt a. M., Darnn-
stadt. Geb. in Gontershausen (Hessen)
1811, t 15. Juni 1873 in Darmstadt
Nach seinem Geburtsort schrieb er sich »Welcker von
Gontershausen" und nannte sich einen Verfertiger
musikalischer Tonwerkzeuge. In einer Reihe von
theoretischen Schriften über den Instrumentenbau be-
schäftigte er sich auch näher mit dem Geigenmachen.
Weller, Carl August Wilhelm. — Markneu-
kirchen. Geb. 9. März 1850
Schüler seines Vaters Carl Wilhelm W. Im Jahre 1879
begründete er unter der Firma August Weller junior
sein eigenes Geschäft und war 1888 Mitglied des Ge-
sellen- und Lehrlingsausschusses.
Weller, Carl Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 16. Dezember 1822, f 30. August 1889
Schüler von Wilhelm Reichel. Wenn er auch haupt-
sächlich billigere Geigen machen mußte, so besaß er
doch schätzenswerte Kenntnisse und war seinen
Schülern ein tüchtiger Lehrer.
Weller, Hermann. — Odessa. 1895
Nachdem er in Deutschland und Ungarn als Geigen-
machergehilfe tätig gewesen war, ließ er sich in Odessa
nieder.
Weller, Friedrich Wilhelm. — Markneu-
kirchen. Geb. I.Juni 1854
Bruder von Carl Aug. W., als Geigenmacher ein Mann
von ehrlichem Können. Er begründete seine Werkstatt
1881.
Wendtner s. Wöndner
Wenger^), Gregori Ferdinand. — Augsburg.
Geb. vor 1680, t nach 1757
Er stammte aus Wien und heiratete am 23. Oktober
1701 die Witwe des Augsburger Lautenmachers Jakob
Fichtl. Ob er in Wien gelernt oder gearbeitet hat, läßt
^) Bei Valdrighi findet sich der Name entstellt in
Vinzer und sogar Singer !
sich nicht feststellen. Auf der Wanderschaft scheint er
bis Venedig gekommen zu sein ; daß er aber in Salzburg
gelebt hat, wie so oft behauptet wird, erscheint ganz
ausgeschlossen, da noch nie eine Arbeit von ihm, die
von dort aus datiert wäre, zum Vorschein kam. Er ge-
hört zu den besten Augsburger Meistern ; sein Modell
erinnert an Stainer und Alban, ist aber originell in den
Umrissen und den Einzelheiten. Die Halbkreislinien
sind beim Hals und beim Klotz gerade abgeplattet,
die Einlagen sind 3'^ mm vom Rand abstehend, die
Hohlkehle ist tief und die Wölbung ziemlich hoch, das
Holz ist gut gewählt, der Boden meist nach der
Schwarte geschnitten, der Lack wechselt ab von hell-
roter bis dunkelbrauner Farbe. Die Schnecke ist klein
und hat einen gestreckten Wirbelkasten, doch finden
sich hier häufig Engels- oder Tierköpfchen (Löwen,
Bären usw.). Die Maße teilt Piegendorfer mit. Im Ton
sind seine Violen und Violoncelli am besten. Arbeiten
von ihm besitzen u. a. das Nationalmuseum in Mün-
chen, das Germanische Museum in Nürnberg (Violine
von 1754), Berlin aus der Sammlung Snoeck (Zither
von 1750), W. Heyer usw. Er machte auch viele
Lauten und Thcorben. Geigen von ihm kommen
ziemlich häufig vor. Eine Viola von 1715 besitzt
C. Stoeber in Würzburg. Zwei sechschönge Knickhals-
lauten von 1 744 und 1 752 mit hübschen, aus der Decke
geschnittenen Rosetten besitzt Fritz Wildhagen in
Haiensee b. Berlin.
Geigenzettel: Gregori Ferdinand Wenger Lauten-
und Geigen-macher / fecit Augustae 1 757 (gedruckt). —
Gregori Ferdinand Wenger / Lauten- und Geigen-
Macher in Augspurg 1738 (gedruckt) und Abb. 833
und 840.
Wenger (!). — Padua
Aus dem älteren Katalog der Sammlung der Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien, in dem eine Theorbe von
»Benn Dellio Wenger inPadua 1622" (unter Nr. 31) auf-
geführt wird, ging der Name Wenger als der eines
padnanischen Lautenmachers in die Literatur über.
Gemeint ist natürlich Wendelin Tieffenbrucker (s. d.),
von dem es halbe Zettel gibt, auf denen nur >>Vvendelio
Venere* zu lesen ist.
Wcntzhüller (?), Johann. — Graslitz. 1791
Ein Geigenmacher, dessen Name sich bei Valdrighi
(4474) findet. Es ist jedenfalls ein Johann Wenzl Hüller
gemeint.
Wentzki (Wentzke), Hans. — Leipzig. 1645.
1680
Der älteste noch nachweisbare Leipziger Geigen-
macher, der als solcher 1645 das Leipziger Bürgerrecht
erwarb. Er stammte aus Röthgen.
Geigenzettel: Hannß Wentzki in Leipzig. 1674 (ge-
schrieben).
Werl s. Wörl
Werner, Anton Ulrich Carl. — Frankfurt a. M.
t 5. Februar 1852
Er war Schreinermeister und beschäftigte sich auch mit
der Herstellung von Musikinstrumenten und machte
namentlich Gitarren, die recht gut gewesen sein sollen.
556
Werner — Whitaker
Werner. Franz. — Wien. 1813. 1825
Ein Schüler von Geißenhof, der in der Stadt Nr. 869
seine Werkstatt hatte und am 8. Juh 1813 den Bürger-
eid ablegte. Seinem Lehrmeister, den er nachahmte,
steht er nach, ist aber nicht ungeschickt gewesen. Seine
Geigen sind sauber nach Stradivari gebaut, aber etwas
massiger als die von Geißenhof, während die Decken
etwas zu dünn gehalten sind. Sein Lack ist braungelb
und von schönem Feuer, der Ton gut, weshalb Arbeiten
von ihm gut bewertet werden.
Werner, Franz Emanuel. — Wien. 1909. Geb.
in Schönbach, f das. 29. Juni 1910
Nachdem er viele Jahre bei dem Instrumentenhändler
Richter in Wien als Gehilfe tätig war, machte er sich im
Jahre 1909 selbständig und arbeitete nach Stradivari.
Seine Violinen sind sorgfältig durchgeführt und gleich-
mäßig rotgelb lackiert. (Mit Franz Werner war er nicht
verwandt.)
Werner, Josef. — Brunn. Geb. 29. September
1869 zu Schönbach
Er lernte in seinem Heimatsorte bei Vincenz Lutz, kam
während seiner Gehilfenjahre zu Lidl nach Brunn und
machte sich 1910 selbständig. Er arbeitet sauber nach
Guarneri und verwendet einen tiefroten Lack.
Geigenzettel : Josef Werner / Spezialist für Geigenbau /
Brunn, Elisabethstraße 7 (gedruckt).
Werner. — Schönbach b. E.
Eine egerländische Geigenmacherfamilie. Ihr gehören
an:
Werner, Emanuel, arbeitet in Steingrub
Werner, Franz Josef, lebt noch
Werner, Ignaz, war auch in Absroth tätig
Werner, Karl, wird unter den Innungsmeistern
von 1826 schon aufgeführt
Werner, Johann, von 1858—1890
Werner, Josef I, war schon 1826 in der Innung
Werner, Josef II, arbeitete um 1895 in
Leibitschgrund
Werrot, Henry. — Markneukirchen. 1920
Er bestand im Sommer 1920 die Meisterprüfung.
Westerhoff, August Heinrich. — Hamburg.
1842
Ein geschickter Meister, der mitunter ganz vorzügliche
Geigen nach Stradivari baute.
Geigenzettel: In formam Stradivarii ' Aug. Heinrich
Westerhoff / Fecit Hamburg Anno 1842 (gedruckt).
Westerholm. — Sundsvall, Vesternorrlandslän
(Schweden). 1897
Von Beruf Schuhmacher, beschäftigt er sich in seinen
Muf3estunden mit der Geigenmacherei und hat 1897 in
Stockholm einige Violen ausgestellt.
Weston, Arthur T. — Minneapolis. Geb.
1 6. Deze mber 1 858 in Lake City (Minnesota)
Erst im Jahre 1892 verlegte er sich ausschließlich auf
das Geigenmachen und brachte es seitdem zu einer
gewissen Geschicklichkeit. Er bevorzugt das Modell
von Guarneri del Gesü, ohne es sklavisch zu kopieren.
Geigenzettel: A. T. Weston, / Maker, / Minneapolis,
Minn. , Nr A. D (gedruckt).
Wettengel, Georg Victor Alexander. — Mark-
neukirchen. Geb. 28. Mai 1855
Geigenmacher, Sohn von G. V. E. W. und Mitbesitzer
der väterlichen Fabrik.
Wettengel, Georg Victor Emanuel. — Mark-
neukirchen. Geb. 1838, t 18. November
1898 im Alter von 60 Jahren 8 Monaten
14 Tagen
Sohn von G. A. Wettengel. Er war gelernter Tischler
und Mandolinenmacher und beschäftigte sich wie sein
Vater mit theoretischen Studien. Er war Lehrer an der
Fachschule für Instrumentenmacher in Markneu-
kirchen und veröffentlichte u. a. in dem Berichte der
Fachschule 1883 eine lOOteilige Konstruktion des
Geigenkörpers'). Er begründete 1854 eine von den
Söhnen fortgeführte Fabrik, deren Haupterzeugnisse
Gitarren und Mandolinen sind.
Wettengel, Gustav Adolf. — (Mark)Neu-
kirchen. 1820. 1830
Von Hause aus war er Geigenmacher und hatte eine
gute Schulbildung genossen, die ihn befähigte, ein um-
fassendes Lehrbuch für Geigenmacher herauszugeben,
das lange als das beste in seiner Art gelten durfte und
heute noch Wert hat. Er verlegte sich jedoch schon
frühzeitig ausschließlich auf das Bogenmachen und
soll auch eine Saitenfabrik besessen haben.
Wetterhan. —Erfurt. Um 1850
Nur als Reparateur bekannt.
Wey, N. — Besanfon. 19. Jahrhundert
Ein Dilettant, der einige Geigen gemacht hat.
Weynmann (Weymann, Weyemann), Cornelis.
— Amsterdam. 1682
Obwohl er unter den holländischen Geigenmachern
einen gewissen Ruf hat und oft genannt wird, war es
mir nicht möglich, sichere Arbeiten von ihm kennenzu-
lernen oder nachzuweisen.
Whitaker (Whittaker). — London. 1811. 1829
Eine Zeitlang war er mit Button verbunden; die Firma
hieß damals Button & Whittaker. Beide scheinen haupt-
sächlich Händler gewesen zu sein, die andere für sich
arbeiten ließen. Die Violinen und Violoncelli, die
Whitakers Namen tragen, sind trotzdem nur mittel-
mäßig. Die Einlage fehlt gewöhnlich, der Lack ist von
rotbrauner Farbe.
') Auch H. Fischer, Professor am Polyt. in Dresden,
gab eine lOOteilige Konstruktion heraus.
Whitcomb
557
Whitcomb, W. B., lebt in Milwaukee
Whitelaw, James. — Glasgow. Geb. um 1850
in Johnstone
Zwar kein Geigenmacher, aber der Hersteller eines
sehr guten, in England viel angewendeten Geigenlacks.
Whiteside, Henry. — Liverpool. 1749. 1824
Seine Geigen sind nach Slradivari gebaut, nur die
F-Löcher schnitt er nach Stainer.
Whitmarsh, E. — London. 1883. 1910
Geigenmacher und -händler der Gegenwart, der schon
1885 für seine Geigen und Bratschen eine Bronze-
medaille erhielt. Die Firma heißt jetzt E. Whitmarsh
& Son.
B^
rn.
18. Jahr
Wichy (Wicky), Joseph,
hundert
Eine Zither mit zwei einzelnen und vier doppelten
Stahlsaiten von ihm befindet sich im Musikhistorischen
Museum in Stockholm.
Wickström, Daniel. — Stockholm. Geb. um
1753, t 8. März 1821
Er trat im Jahre 1771 bei dem Tischlermeister Necter-
gahl in die Lehre und kam zwei Jahre später als Lehr-
ling zu Erik Sandberg und arbeitete später als Geselle
bei Johan 1 1 Öhberg, bis er um 1 780 selbständig wurde.
Das Bürgerrecht erlangte er 1789. In zweiter Ehe war
er mit Johanna Elisabeth Wahlbrecht (f 1820) ver-
heiratet. Im Musikhistorischen Museum in Stockholm
befindet sich als Geschenk von Generalkonsul Carl
Claudius in Kopenhagen ein Violoncell von ihm aus
dem Jahre 1782, ferner eine Viola von 1805. Andere
Arbeiten von ihm besitzen Lektor D. Fryklund in
Sundsvall, Albin Gneis und V. Berg in Stockholm,
Direktor B. O. Ekman in Gothenburg usw. usw.
Geigenzettel: Forfärdigad af D. Wickstrom , Instru-
mentmakare i Stockholm 1799 (gedruckt).
Widemann, Johann. — Wien. 1804
Es gibt einige größere Gitarren mit seinem Namen, die
er jedoch nicht selbst gemacht haben soll. Er war
»bürgerlicher Tischlermeister und Harfenmacher ^',
wohnte in der Leopoldstadt, Haupt- oder Taborstraße
Nr. 296, und machte Harfen »mit den von Wolfenau
erfundenen Verbesserungen*.
Widhalm, Gallus Ignatius. — Nürnberg. Geb.
19. März 1752, f 29. September 1822
Zweiter Sohn und Schüler von Leopold W. Nach dem
im Jahre 1781 erfolgten Tode seiner Mutter scheint er
gemeinsam mit seinem Bruder M. Leopold W. die
väterliche Werkstatt übernommen zu haben. Dafür
spricht, daß er in diesem Jahre am 24. Oktober den zur
Geschäftsübernahme notwendig gewordenen Bürger-
schutz erwarb. Vorher soll er auf der Wanderschaft bis
nach Italien gekommen sein. Er war zweimal ver-
heiratet. Von seiner ersten Frau (geb. 1764?) sind nur
die Vornamen Maria Anna bekannt. Sie starb am
18. Mai 1804. Seine zweite Frau Maria Theresia, geb.
Meier, soll aus Erlangen gewesen sein. Er besaß ein
Haus in der Vorstadt Gostenhof Nr. 16 üetzt Haupt-
straße Nr. 1 ), das er bewohnte, sowie ein Haus in Würz-
burg (im IV. Distrikt Nr. 70) mit großem Weinkeller,
das dem Kloster St. Stephan zins- und lehenspflichtig
war. Er hatte neun Kinder und starb als wohlhabender,
hochangesehener Mann, der verschiedene Ehrenämter
bekleidete, Stiftungspfleger usw. war. Seine Sterbe-
urkunde lautet: "Auf Grund pfarramtlicher Sterbe-
matrikel vom Jahre 1822 pag. 290 wird hiermit bezeugt,
daß Widhalm, Gallus Ignaz, Stiftungspfleger und
Lauten- und Geigenmacher, wohnhaft in Gostenhof,
am 29. Sept. 1822 »am Schleimschlag* in einem .Alter von
69 '; I /) Jahren gestorben und am 2. Oct. desselben
Jahres auf dem St. Rochus-Friedhofe durch Herrn
Stadtpfarrer Ulrich Kügel nach katholischem Ritus
beerdigt worden ist.« Der Erbleilungsplan vom
5. November 1825, in dem seine Instrumente mit
Nummern angegeben sind, ist noch vorhanden; auch
sein Grab ist noch erhalten, der Grabstein stammt aus
dem 16. Jahrhundert und gehörte ursprünglich dem
Weißbierbrauer Ammon und seiner Frau. — Ign.
Gallus W. soll namentlich mit Amsterdam in reger Ge-
schäftsverbindung gestanden haben. Sein Sohn
Leopold schreibt: »Die Instrumente meines Vaters
waren weit und breit berühmt und deshalb viel begehrt.
Sie wurden nach aller Herren Länder verschickt, z. B.
nach Frankreich, Rußland, England, Spanien und
Amerika.« Auffällig ist nur. daß weder mir, noch
anderen Geigenforschern je eine Geige mit dem Namen
Gallus Ignatius W. vorgekommen ist. Er scheint also
auch nach dem Tode seines Bruders die alte, berühmt
gewordene Firma Leopold W. beibehalten zu haben,
um sie seinem Sohne J. M. Leopold W. zu vererben.
Ihm können daher nur die Geigen mit dem Namen
»Leopold W.* und Jahreszahlen von 1806 — 1822 mit
einiger Sicherheit zugeschrieben werden, eine seiner
letzten Arbeiten dürfte ein meisterhaft ausgeführtes, an
Guadagnini erinnerndes Violoncello mit schönem roten
Lack von 1822 gewesen sein, das Gustav Siefert besaß.
Er hat das Stainermodell aufgegeben, seine F-Löcher
ähneln denen Stradivaris, nur seine Schnecken und
Löwenköpfe (meist aus Birnbaumholz) sind noch ganz
im Stile seines Vaters gehalten, der Lack ist der gleiche
wie bei seinem Bruder. Von ihm ist jedenfalls auch die
Violine vom Jahre 1807, die das Germanische National-
museum in Nürnberg besitzt.
Widhalm, Johann Martin Leopold. — Nürn-
berg. Geb. 20. Oktober 1799 in Nürnberg,
fnach 1825
Sohn erster Ehe und Schüler von Gallus Ign. W. und
dessen Nachfolger. Er übernahm 23 Jahre alt die väter-
liche Werkstatt und wurde am 15. Mai 1823 Schutz-
bürger. Im Jahre 1825 heiratete er die 1793 geborene
Aloysla Wagner aus Wildeneppenried. Die Ehe scheint
kinderlos geblieben zu sein, auch ließ sich sein Todes-
jahr bisher nicht ermitteln, doch scheint er schon in
jungen Jahren gestorben zu sein.
^) Genauer : 69 Jahre 6 Monate und 9 Tage — er starb
vorm. 1 1 Uhr.
558
Widhalm, Johann Veit — Widhalm, Martin Leopold
Widhalm (Withalm), Johann Veit. — Wien,
Nürnberg. 1768 (?). 1773
Vermutlich ein Neffe von Leopold W. Er meldete am
14. Juni 1773 bei dem Pfarramt Wöhrd (Nürnberg) ein
illegitimes, totgeborenes Kind an und wird als Geigen-
macher aus Wien bezeichnet. Von ihm ist vielleicht eine
Violine in der Sammlung Friedrich in Posen, ziemlich
hochgewölbt, F-Löcher nach Stainer, schönes, eng-
jähriges Deckenholz, Boden zweiteilig, geflammt,
gelber, stellenweise rötlicher Lack, tiefausgestochene,
mittelgroße Schnecke, Zettel von Arabesken umrahmt.
Geigenzettel: I. Withalm in Nürnberg me fecit 1768
(gedruckt).
Widhalm (Wiedhalm), Joseph. — Nürnberg.
1737
In einer zweifellos alten, sonst aber sehr mittelmäßigen
Geige, deren Lack geradezu schlecht war, fand sich ein
Zettel mit diesem Namen, doch könnte die Echtheit des
Zettels angezweifelt werden. Irgendein urkundlicher
Beleg für die Existenz dieses Widhalm ließ sich bisher
nicht auffinden.
Widhalm, Leopold. — Nürnberg. Geb. 2. Okt.
1722, t 10. Juni 1776 in Nürnberg (Gosten-
hof)
Sein Geburtstag ergibt sich mit einiger Sicherheit aus
seiner Sterbeurkunde. Er war vermutlich ein Schüler
und wohl auch Schwiegersohn des Seb. Schelle oder
der Mann seiner Witwe. Im Juli 1746 heiratete er
Barbara Sibylla Schelle') und eröffnete im gleichen
Jahre in der Vorstadt Gostenhof seine Werkstatt. Er
war einer der allerbesten deutschen Lauten- und
Geigenmacher seiner Zeit. Er nahm sich zwar Stainer
zum Vorbild, doch wußte er dabei seine Originalität zu
wahren und bevorzugte ein großes Modell. Die Wöl-
bung ist elegant, das Holz sehr gut gewählt, die Ein-
lagen sind breit und sehr sauber angebracht, die
Schnecken oder Köpfchen (meist aus Birnbaum) sind
tadellos in ihrer Ausführung. Sein Lack beweist einer-
seits, daß er italienische Vorbilder gekannt hat, ander-
seits, daß er bemüht war, ihn immer mehr zu ver-
bessern ; so zeigen die .Arbeiten aus seinem letzten Jahr-
zehnt entschieden einen besseren Lack als die früheren.
Ich halte es für wahrscheinlich, daß er bei den regen
Handelsbeziehungen Nürnbergs zu Italien den Lack,
oder mindestens die Bestandteile dazu, von dorther
bezog. Im allgemeinen bevorzugte er hierbei eine rot-
braune Farbe, die er heller oder dunkler wählte, je
nachdem es ihm besser gefiel, wie er auch den Lack
dünner oder dicker auftrug, was in jedem Fall seine
Ursachen gehabt haben wird, wenn wir diese auch nicht
erraten können. Immer aber ist sein Lack von hohem
Glanz. Bei seinen Violen behielt er das alte Modell mit
flachem Boden bei. Er war ein vielseitiger Meister und
hat außer Geigen auch alle Arten von Lauten gemacht
und selbst Harfen, die sehr gut gewesen sein sollen. Er
besaß einen weit über Nürnberg hinausgehenden Ruf
und soll namentlich alle Klöster in der näheren und
weiteren Umgebung zur Kundschaft gehabt haben. Er
') Geb. 3. Dezember 1719, f 26. März 1781.
war ungemein fleißig, und deshalb kommen .Arbeiten
von ihm noch ziemlich häufig vor, allerdings oft mit
Jahreszahlen, die bis 1720 zurückgehen. Will man
diese nicht ohne weiteres für Fälschungen erklären, so
müßte man annehmen, daß er einen gleichnamigen
Vorgänger (Vater?) gehabt hat, für den freilich bisher
jeder urkundliche Beleg fehlt. Eher zu erklären sind
seine Zettel mit Jahreszahlen, die bis 1825 reichen, da
von seinen sechs Kindern drei Söhne, die ihn über-
lebten '), Geigenmacher wurden und der älteste gleich-
falls den Namen Leopold trug, ebenso ein Enkel. Die
Söhne behielten kluger Weise die berühmte Firma
bei, was sie mit um so größerem Rechte tun durften,
als sie ja sicher zu Lebzeiten des Vaters als Gehilfen
ihren nicht zu unterschätzenden Anteil an den Arbeiten
der väterlichen Werkstatt gehabt haben werden. Außer
seinen verschiedenen Zetteln verwendete W. auch eine
Brandmarke L. W., der manchmal ein Reichsadler bei-
gefügt erscheint. Eine Violine von ihm mit Elfenbein-
rand vom Jahre 1763 und eine Viola von 1783 besitzt
C. Stoeber in Würzburg. Im Germanischen National-
museum in Nürnberg befinden sich von ihm eine
Violine von 1769, eine Theorbe von 1757 und eine
Bratsche aus demselben Jahre "). Eine sehr schöne
Violine von 1769 besitzt Mr. Boullee in L'Isle sur
Serein (Yonne). Karl Rau hatte zwei sehr große Kontra-
bässe von ihm, die er als das Schönste und Beste be-
zeichnet, was er je an Bässen gesehen hat. W. wurde am
14. Juni 1776 bei St. Rochus begraben. Vgl. Gh.
Boullee: Leopold Widhalm, Luthier allemand, in
"L'.Actualite musicale^' (15. Juli 1910), ferner Meusels
Künstlerlexikon usw. usw. Der Familie zu Ehren ist
eine Straße in Nürnberg Widhalmstraße genannt.
Leopold W.s Nachkommen leben in den Familien
Fuchs und Krauß heute noch fort.
Geigenzettel: Abb. 823, 831, 838.
Widhalm, Martin Leopold. — Nürnberg. Geb.
3. Juni 1747 in Nürnberg (Gostenhof)^),
fdas. 16. März 1806
Altester Sohn und Schüler von Leopold W. Er über-
nahm nach dem Tode seines Vaters die Werkstatt und
nannte sich in seinen .Arbeiten kurzweg wie der Vater
"Leopold Widhalm". Ihm müßten daher die Geigen
usw. mit den Jahreszahlen 1776 — 1806 zugeschrieben
werden. Er ist dem Vater durchaus ebenbürtig, nur im
Lack steht er ihm manchmal nach; seine besten Ar-
beiten haben prächtigen granatroten Lack, für billigere
Geigen scheint er in Spiritus gelöste Harze verwendet
und eine braune Farbe bevorzugt zu haben. Seine
Schnecken haben gewöhnlich etwas breitere Ohren als
die seines Vaters. Ein schöner großer Alto von 1 777 be-
findet sich aus der Sammlung Snoeck in Berlin. W.
starb unverheiratet und liegt bei St. Johannis begraben.
Geigenzettel: Abb. 821.
) Drei starben schon in früher Kindheit. .Aus den
Taufscheinen der Kinder geht hervor, daß Leopold W.
u. a. Korporal der Bürgergarde war.
") Eine weitere Geige mit seinem Namen läßt die
Jahreszahl nicht mehr erkennen.
') Sein Taufpate war der bekannte Kunsthändler
Martin Tyroff.
Widha
Wilde
359
Widhalm (Withalm), Mathias. — Salzburg,
Nürnberg. 1716
Vielleicht ein älterer Bruder von Leopold W., wenn
nicht dessen Vater. Da sich in der Familie Widhalm
lange die Sage erhalten hat, daß ihr Ahnherr durch
Religionsverfolgungen gezwungen aus dem Süden nach
Nürnberg gekommen sei, wäre es denkbar, daß er zu
den vertriebenen Protestanten gehörte. Sein Salzburger
Aufenthalt ist freilich nicht einwandfrei belegt. Ich
fand bisher nur ein einziges aus Salzburg datieites
Instrument, ein Violoncello, das aber eher an die
böhmische, als an die tiroler Schule erinnerte. Der
kgl. Opernsänger Gustav Sjöberg in Stockholm be-
sitzt eine sauber gearbeitete, mittelhoch gewölbte
Violine von ihm mit gelbbraunem Lack und edlem,
festem und doch weichem Ton. Die Schnecke erinnert
an die .Amatischule, die F-Löcher mehr an Stainer.
Gutes Deckenholz, der wenig geflammte Boden ist aus
einem Stück. Körperlänge 335 mm, obere Breite
162 mm, untere 204 mm, zwischen den )( 1 1 1 mm,
Zargenhöhe überall 28 mm. Der Zettel sieht seiner
Schrift nach nicht unecht aus, aber daß das Wort Salz-
burg nicht mit tz gedruckt ist, was im 18. Jahrhundert
sehr gebräuchlich war, ist auffällig.
Geigenzettel: Mathias Withalm, Hof Lau- ten und
Geigenmacher in Salzburg 171 6 (gedruckt). — Mathias
Withalm Lauten- und Geigenmacher in Nürnberg
.A. 1739 (gedruckt).
Widhalm, Veit Anton. — Nürnberg, Stadt-
amhof bei Regensburg. Geb. 16. Januar
1756, t nach 1788
Dritter Sohn von Leopold W. und wohl auch dessen
Schüler. Sicheres über Ihn ist nicht bekannt und in
Nürnberg ist nur seine Geburtsurkunde zu finden. Es
liegt daher nahe, ihn mit dem Stadtamhofer Meister zu
identifizieren. Er scheint bei Buchstetter gearbeitet zu
haben und ließ sich nach dem Tode Buchstetters in
Stadtamhof nieder. In der Arbeit steht er diesem
Meister nahe und gehört wie dieser zu den besseren
deutschen Geigenmachern seiner Zeit. Sein Modell ist
elegant in der Form und gut im Holz; er ahmte das
mittlere Stainermodell, aber auch Stradivari nach, und
namentlich die Geigen der letzteren .Art gehören zu
seinen Meisterwerken. Auffällig an seinen Geigen, die
stark im Holz sind, ist es, daß er manchmal die Zargen
höher nahm, als üblich. Wie schon Buchstetter beizte
er seine Geigen vor dem Lackieren ; sein Lack ist dick
aufgetragen, meist dunkelrot, durchsichtig und hat sehr
lobenswerte Eigenschaften. Viele seiner Arbeiten
dürften jetzt als echte »Stainer« im Handel vorkommen.
Geigenzettel : Antonius Widhalm fecit Pedepont'
prope Ratisbonam 1781 (gedruckt). — Antonius Wied-
halm fecit ad Pedem Pontis Ratisbonensis 1784 (ge-
druckt).
Widmann, Conrad. — Nürnberg. 1459
Ein urkundlich nachweisbarer Lautenmacher (Kreis-
archiv Nürnberg).
Wiedemann, A. — Halle. 1880
Er soll eine Fabrik für billige Geigen und Gitarren be-
sessen haben.
Wiedenhofer s. Viedenhofer
Wigand. — Lübeck. 1312. f vor 1348
Ein Verfertiger der Rotte, also des harfen- oder psalter-
artigen Instruments, das im Mittelalter bei den Spiel-
leuten so beliebt war. Er wird in den Urkunden aus-
drücklich Wigandus Rottenmaker (Rotten mekere) ge-
nannt und kaufte im Jahre 1312 ein beim Rosengarten
des Johannis-Jungfrauenklosters gelegenes Haus. Da
seine Frau im Jahre 1348 als Witwe bezeichnet wird,
war er damals bereits verstorben.
Wightman, George — London. 1761
Ein in der Wood Street wohnhaft gewesener, wenig be-
kannter Geigenmacher.
Wilberger, Karl. — Mittenwald
Ein Geigenmacher, der sich wohl nur vorübergehend in
Mittenwald aufgehalten hat und mir nur durch seinen
Zettel bekannt geworden ist.
Geigenzettel: Karl Wilberger / in Mittenwald (ge-
druckt).
Wilczek, Rudolf, lebt als Streichmstrumenten-
macher m Wien
Wild, Franz Anton. — Brunn. 1790. 1832
Seine Geigen sind ziemlich hochgewölbt, mit tiefer
Hohlkehle, sonst sauber gearbeitet, aber sie klingen
ziemlich hart. Der braungelbe Lack ist über einem
Leimgrund aufgetragen und daher wenig haltbar.
F. A. Wild soll auch in Markneukirchen gelebt haben,
doch fehlt dafür jeder Beweis, auch in den Kirchen-
büchern wird er dort nie genannt.
Geigenzettel: Franz .Anton Wild, Bürgerl. Lauten-
und Geigenmacher Brunn anno 1832 (gedruckt).
Wild, Heinrich Adolf. — Markneukirchen.
Geb. 15. März 1843
Seine Arbeit wird gelobt, dasselbe gilt von:
Geb.
Wild, Heinrich Robert. — Erlbach.
2. Oktober 1845 in Markneukirchen
Wild, Johann Georg. — Markneukirchen. Geb.
15. Januar 1780, f 25. Januar 1840
Ein Vogtländer wie viele andere, ohne hervortretende
Eigenschaften.
Wild, Karl. — Markneukirchen. Geb. 1818,
t 26. Januar 1897, machte auch Gitarren
Wild, Ignaz. — Brunn. 1801
Wahrscheinlich der Sohn von Franz .A. W. Er erlangte
im Jahre 1801 das Bürgerrecht in Brunn als Geigen-
macher, doch gelang es mir nicht, Arbeiten von ihm zu
sehen.
Wilde, Johann. — St. Petersburg. Geb. in
Bayern.- 1741, f 1770
Seit 1741 kais. russ. Kammermusiker, 1764 alters-
halber pensioniert ; ein trefflicher Geigenspieler, der als
560
Wildr
Will
er
Dilettant verschiedene Instrumente und allerlei Er-
findungen gemacht hat, so einen Dämpfer, der mit dem
Kinn regiert wurde, eine Geige, deren Boden aus Per-
gament hergestellt war, ein sehr kleines, zusammenleg-
bares Cello; auch die sog. Nagelgeige und die sog.
Stockgeige (verlängerte Pochette) usw. usw. hat er er-
funden.
Wildmann, L. P. (oder L. T.), betreibt ein
Geigen- und Klaviergeschäft in Danbury
(Conn. Am.)
Wiifer, Albin. — Leipzig. Geb. 15. Januar
1870 in Bad Elster
Schüler von Friedrich Weller in Markneukirchen. Er
arbeitete als Gehilfe bei Carl Wilh. Weller, Hans Jäger
und Wilh. Ficker, dann bei Liebich in Breslau und
A. Hermer in Leipzig, bis er 1891 in Markneukirchen
sein eigenes Geschäft gründete. Im Oktober 1897 über-
nahm er die erste Meisterstelle bei Jul. Heinr. Zimmer-
mann in Moskau, kehrte aber nach einem Jahre wieder
zurück, da er sich in Rußland nicht behaglich fühlte,
und ließ sich in Leipzig nieder, wo er am 1 . Oktober
1898 sein Geschäft eröffnete. Er macht seine Streich-
instrumente sowohl nach italienischem als nach
eigenem Modell und verwendet Spiritus- und Ollack.
Vater, Großvater und Urgroßvater stammten aus
Nordböhmen und waren gelernte Geigenmacher, übten
aber die Kunst nicht aus. Außer seinem Zettel ver-
wendet er auch einen Brandstempel : -,\i A. TfC- W. ■;};■
Er hat auch einen neuen Saitenmesser erfunden.
Geigenzettel : Albin Wilfer / Geigenbauer in Leipzig /
1899 (gedruckt) und Abb. 839.
Wilfer. — Schönbach b. E.
Eine nordböhmische Geigenmacherfamilie; zu ihr ge-
hören :
Wilfer, Johann, arbeitet noch
Wilfer, Joseph. — Absroth
Erhielt für seine Geigenbogen auf der Teplitzer Aus-
stellung eine goldene Medaille.
Wilfer, Joseph Carl. — Geb. 5. Oktober 1855
in Absroth, arbeitet jetzt in Markneukirchen
Wilfer, Karl I, war recht geschickt und 1826
schon Meister
Wilfer, Karl II, lebt noch
Wilfer, Vitus, arbeitete um 1865 in Theusing
Wilfer, Wenzel (Wenzl), war 1826 Mitglied
der Geigenmacherinnung
Wilkinson. — Dublm. 1820
Teilhaber der Firma Perry and Wilkinson. In Leeds
hat noch 1890 ein S. B. Wilkinson Geigen gemacht.
Will, Josef. — Eckweißbach (unweit von Gers-
feld). 1809. 1825
Ein handwerksmäßig arbeitender, aber nicht unge-
schickter Geigenmacher aus der Röhn, von dem Carl
Stoeber in Würzburg eine flachgewölbte Viola besitzt.
Geigenzettel : Josef Will Geigenmacher / Lechweißbach
1825 (geschrieben).
Will, Leopold. — Genf. 1880
Es steht nur fest, daß er mit Geigen gehandelt hat ; ob
er selbst Geigenmacher war, wie behauptet wird,
konnte ich nicht in Erfahrung bringen.
Willems, Hendrick I. — Gent. 1651. 1698
Vielbeschäftigter Geigen- und Lautenmacher des
17. Jahrhunderts. Sein Modell erinnert ebenso an
Stainer wie an die Brescianer Schule: hohe Wölbung,
scharf hervortretende Ecken, steife und steile F-Löcher.
Die Arbeit ist sehr sauber, das Holz der Decke immer
sehr gut; nur zum Boden, der bei den Violen häufig
flach ist, nimmt er das Holz ohne Wahl, bald Ahorn,
bald Buche, Linde oder Nußbaum. Der Lack ist ge-
wöhnlich zu spröde. Am Wirbelkasten bringt er gerne
Löwen- oder Frauenköpfchen an. Arbeiten von ihm
sind in der Kathedrale von Gent. Aus der Sammlung
Snoeck ist eine fünf kantige Pochette von 1679 nach
Berlin gekommen.
Geigenzettel : Hendrick Willems Tot Ghendt 1679 (ge-
druckt).
Willems, Hendrick (Heyndrick) II. — Gent.
1717. 1743
Wahrscheinlich Sohn oder Neffe von Hendrick I W.,
von ihm sind verschiedene sorgfältig gemachte Geigen
und Violoncelli bekannt. Er folgt mehr dem Amati-
modell. Ein J.B.Willems — wohl der Sohn Hend-
ncks — , der noch 1760 vorkommt und wahrscheinlich
Musiker, vielleicht auch Blasinstrumentenmacher war,
heiratete eine Rottenbourg. Es soll allerdings auch
Geigen von ihm geben.
Geigenzettel: Heyndrick Willems tot Ghendt 1717 (ge-
druckt).
Willems, Jooris (Georg). — Gent. 1634. 1642
Wahrscheinlich ein Bruder von Hendrick I W. Er war
Kornetbläser und Geigenmacher. Seine Arbeit ist sehr
sorgfältig und erinnert im Modell an die Amatischule;
nur die Ecken sind wesentlich weniger hervorspringend
und der Lack spröde und fahl. Sein Sohn Nicolas war
Violist an der Genter Kathedrale. Eine Baßviola aus der
Sammlung Snoeck ist in Berlin.
Geigenzettel: Jooris Willems tot Ghendt, 1642 (ge-
druckt).
Willer, Johann Franz. — Prag. Geb. 18. Mai
1781 in Prag, f 6. September 1865
Schüler seines Vaters Joh. Mich. W.; arbeitete von
1812—1813 in der Bartholom. ul. Nr. 305, später, wie
auch früher schon, im väterlichen Hause, in der Zlata
ul. Nr. 274. Er war sehr wohlhabend, besaß eine
schöne Instrumentensammhing und machte mancherlei
Versuche, so auch in der Anwendung neuer Schall-
öffnungen statt der F-Löcher. Von 1831 — 1834 war er
Willer WinHisch
561
Obervorsteher seiner Zunft und 1836 beeideter
Schätzer für Geigen usw. Bei einigen seiner Zettel be-
nutzte er dieselben Embleme wie sein Vater.
Geigenzettel: Johann Franc Willer / musickalischer
Geigenmacher Prag 1817 (gedruckt). — Johann Franz
Willer / Bürger!, und Musickalischer Instrumenten-
macher / Pragae 1818 (gedruckt). — Joannes Fr. Willer
Reparavit Pragae / Anno 1829 (geschrieben).
Willer, Johannes Michael. — Prag. Geb.
25. August 1753 in Vils, t 7. Oktober 1826
in Prag
Sohn des Sebastian W. und der Maria Anna, geb.
Wörle. Er wurde am 2. Mai 1780 Bürger der Prager
Altstadt und heiratete Eva Stokanek, mit der er drei
Söhne und zwei Töchter hatte. Seine Werkstätte befand
sich 1781 Husovä tf-. Nr. 227/1, im Jahre 1786 Retezova
ul. Nr. 224, von 1789—1792 Nr. 222 und von 1805 an
in der Goldenen Gasse Nr. 274. 1825—1826 war er
Vorsteher der Geigenmacherzunft. Er arbeitete anfangs
nach Stainer und ging dann zu dem Stradivanmodell
über. Auch die Brescianer Meister ahmte er sehr ge-
schickt nach. Seine Geigen sind nach der Form ge-
macht, haben gelben Spirituslack oder schönen Ollack
und recht guten Ton. Es gibt aber auch minderwertige,
einfach weiß polierte Geigen mit seinem Namen, jeden-
falls Fälschungen, da Willer ein gewissenhafter und
vorzüglicher Meister war. Es ist bekannt, daß Jos.
Slavik in seinen Jugendjahren auf einer Willergeige
von 1804 spielte. In Prag finden sich noch eine Viola
von 1782 bei H. Castulus und ein Kontrabaß bei St.
Thomas von 1797. Fritz Wildhagen in Haiensee bei
Berlin besitzt eine Zither von ihm aus dem Jahre 1803.
Geigenzettel : Tonum Reparavit Michael Willer Pragae
1805 (gedruckt). — Johann Michael Willer / Musicka-
lischer Instrumentenmacher in Prag / Anno 1806 (In
der Mitte als Emblem ein Apollo) (gedruckt) und
Abb. 825.
Williams, Alfred. — Cheltenham. Geb. 1840
Er benutzt italienische Vorbilder und arbeitet nicht
ungeschickt.
Aberavon (Wales).
Williams, Benjamm.
1768. 1839
Er hat vielleicht bei Duke gearbeitet. Seine Violinen
sind nach Amati gebaut.
Williamson, J. — Fjeldmg, Monawatu (Neu-
seeland). 1902. 1908
Er hat mit Geschick und Erfolg Neuseeländische Hölzer
für seine Geigen verwendet, u. a. Kauriholz für die
Böden. Arbeit und Ton verdienen Anerkennung.
Wilmet, F. J. — Antwerpen. 1774
Eine Geige der Sammlung Snoeck (jetzt in Berlin) trägt
seinen Zettel (mit Cartouchenumrahmung). Andere
Arbeiten von ihm kenne ich nicht.
Geigenzettel: F. J. Wilmet, / ä Anvers, 1 774 (gedruckt).
V. Lütgendorff, Geigen- und Lautenmacher, bd. II
Wilschan (Willschan), A. F. — Moskau. 1881
Stellte 1881 Violinen aus, für die er ein »Ehrenzerti-
fikat« erhielt.
Wilson, Gavm. — Edmburgh. 1813
Er war ein Bootmacher, der ein Lederverhärtungsver-
fahren erfunden und, nach »Gentlemans Magazine<'
Bd. 13 (1813), aus gehärtetem Leder eine Flöte und
eine Geige verfertigt hat, die verhältnismäßig gut ge-
klungen haben sollen.
Wilson, James L. — Greenock. Geb. 13. April
1847 \n Galston
Er begann 1887 Geigen zu machen und wurde dann
von John A. Mann unterwiesen. Er arbeitet sehr sauber,
erhielt 1893 eine goldene Medaille und ahmt die Mo-
delle von Stradivari, Guarneri und Gasp. da Salö nach.
Statt einen Zettel einzukleben, schreibt er in seine
Geigen: Made by / James L. Wilson 18 98 No 16.
Wimmer, Franz Xaver. — Mittenwald. 1743
Selten vorkommender Meister der Klotzschule.
Geigenzettel: No. 3 / Franz Xaver Wimmer, Geigen- /
macher in Mittenwald an der Iser / Anno 1743 (ge-
druckt).
Winahlek (Vyhnälek), Franz. — Hermann-
stadt. 1895. 1901
Schüler von W. J. Schunda. Er galt als geschickter
^ Geigenmache rund hat sich später nach Temesvar be-
geben, wo er gestorben sein soll.
Winderling, Anton, arbeitet als Geigenmacher
in Stemgrub bei Eger
Windisch, Gustav. — Gyömrö (bei Budapest).
19. Jahrhundert
Schüler von W. J. Schunda, ein befähigter Geigen-
macher.
Windisch, Gustav. — Markneukirchen. 1920
Er baut u. a. Mandolinen mit acht verschieden ge-
stimmten Saiten.
Windisch, Otto. — Schilbach-Schöneck. Geb.
3. Januar 1866 in Schilbach (Sachsen)
Schüler von Himmer in Schöneck. Als Gehilfe arbeitete
er bei Gläsel und Herwig und begründete 1886 sein
eigenes Geschäft, das er, da er auch musikalisch ge-
bildet ist, bald in die Höhe brachte, so daß er jetzt
durchschnittlich mit 40 Hilfskräften arbeitet und dem-
nach eine der größten Streichinstrumentenfabriken
Deutschlands besitzt. Außer der Massenfabrikation —
es wurden bei ihm bereits Bestellungen auf 10 000 Stück
ausgeführt — widmet er sich mit besonderer Sorgfalt
der Herstellung von Künstlergeigen und erzielte sehr
schöne Erfolge. Vielfache Anerkennung finden auch
seine meist nach Stradivari gebauten Violoncelli, die in
allen Lagen leicht ansprechen und frei von den oft so
störenden Poltertönen sind. Viel Verbreitung fanden
seine sog. »Tielkelauten«. Im Oktober 1903 wurde eine
36
562
Windisch — Withers
Filiale der Fabrik mit Kontor und Lager in Schöneck
eröffnet. Auf der sächs.-thür. Ausstellung 1897 erhielt
er die silberne Medaille und auf der Internationalen
Industrieausstellung in Marseille 1898 die goldene
Medaille mit Ehrenkreuz, ebenso 1899 in Nizza, und die
große goldene Medaille in Leipzig 1901.
Windisch, Paul. — Schllbach-Schöneck. Geb.
1876
Bruder von Otto Windisch und seit August 1898 Teil-
haber der Firma Otto Windisch; Schüler seines
Bruders. Er ging mit 17 Jahren als Reparateur nach
Leipzig, wo er sich in einer vierjährigen Tätigkeit sehr
vervollkommnete. Gleichzeitig benutzte er dort die
Gelegenheit, sich kaufmännisch auszubilden, und trieb
eifrige Musikstudien. Im Oktober 1903 übernahm er
die Leitung der Schönecker Filiale der Fabrik (mit
Kontor und Lager) und hat durch seine geschäftliche
Tüchtigkeit viel zu dem Aufschwünge der Firma bei-
getragen.
Windt, Jörg. — Füssen. 1625
Er wurde am 20. August 1 625 als Meister in die Lauten-
macherzunft aufgenommen.
Winter, Josef. — Linz. Geb. 20. Dezember
1869 in Linz
Sohn des Blechblasinstrumentenmachers Jos. W.
Schüler von August Anton Reichel in Markneukirchen,
wo er von 1884 — 1887 auch die Fachschule besuchte.
Schon als Lehrling erhielt er auf der Linzer Kunst- und
Gewerbeausstellung 1887 die große silberne Medaille.
Als Gehilfe arbeitete er ein Jahr bei Hammig in Leipzig,
vier Jahre bei Voigt in Wien und weitere vier Jahre in
der Fabrik von Hamma & Co. in Stuttgart. Seit dem
Jahre 1896 ist er in Linz selbständig und gilt als tüch-
tiger Meister.
Winter. - Wakefield. 1852
Ist mir nur durch einen Reparaturzettel bekannt ge-
worden. Auch in Hüll war um 1883 ein Geigenmacher
dieses Namens tätig.
Winter. — Schönbach b. E.
Dieser Familie gehören als Geigenmacher an :
Winter. Ignaz. — 1890. f 1899
War Schüler von Andreas Heinrich und machte sich
1890 selbständig.
Winter, Johann, ist schon seit etwa 1880 tätig
Winter, Josef. — t 1910
Winter, Stanlslaus, gehörte schon 1826 der
Innung an
Winterling, Georg. — Hamburg. Geb. 21 . Dez.
1859 in Watzkenreuth
Nachdem er bei Benedict Klier, der als besonders
tüchtiger Lehrmeister gelobt wird, ausgelernt hatte,
arbeitete er in Frankfurt a. M., Dresden und Wien als
Gehilfe, kam dann zu Pfab nach Hamburg, bei dem er
nahezu fünf Jahre lang blieb. Im Jahre 1889 erhielt er
ein Mitarbeiterdiplom der Hamburger Ausstellung und
machte sich 1900 selbständig. Seine neuen Geigen
fanden Beifall, sie sind sorgfältig gearbeitet, haben
einen guten Lack und klingen gut. Auch als Reparateur
fand er allseitige Anerkennung. Er unterhielt stets ein
ansehnliches Lager alter Streichinstrumente. Er hat
s(ch jetzt in Krailling bei Planegg in der Nähe Mün-
chens niedergelassen. Seine langjährigen Gehilfen An-
ton Schreiber und Anton Lugert wurden seine Ge-
schäftsnachfolger.
Wirnitzer, Peter Sebastian. — Bozen. 1693
Dem Namen nach ein Steyrer oder Kärntner, der
vorübergehend in Bozen ansässig war, wo er vielleicht
als Gehilfe bei M. Alban gearbeitet hatte. In Bozen war
nichts über ihn zu ermitteln. Seiner Arbeit nach dürfte
er auch in Italien gewesen sein. Dr. med. Phil. Hilde-
brand in Duisburg- Wanheimerort besitzt eine schöne
Violine von ihm nach einem amatisierten Stradivari-
modell von kleinem Patron mit prächtigem, gelbröt-
lichem Lack und edlem Ton.
Geigenzettel : Peter Sebastian Wirnitzer / in Bulsani in
Tiroli Anno 1693 (gedruckt).
Wise, Christopher. — London. 1650. 1661
Die wenigen Violinen und Violen, die man von ihm
kennt, sind gut gemacht, haben kleines Patron, gute
Umrißlinien, mittlere Wölbung und gelbbraunen Lack.
Geigenzettel : Christopher Wise, in Half Moon Alley, /
without Bishops-gate London 1656 (gedruckt).
Wiseman. — Coventry. 1793
Ein mittelmäßiger englischer Geigenmacher, der kaum
die Vogtländer seiner Zeit erreicht.
Wisser, Johann Anton. — Waldshut. 1751
Vielleicht der Sohn und wohl auch der Schüler von
Peter W. Das bayrische Nationalmuseum in München
besitzt eine fünfchörige Zither mit seinem Namen.
Wisser, Peter. — Waldshut? 1708
Eine Cister aus der Sammlung Galpin von ihm be-
findet sich im Bostoner Museum.
Witaczek s. Vitäcek
Withalm s. Widhalm
Withers, Edward L — London. 1808. 1875
Ein tüchtiger Geigenmacher, der William Davis' Nach-
folger wurde und Coventry Street No. 31 wohnte. Er
arbeitete nach Stradivari und verwendete einen Ollack.
Sein Sohn besitzt noch heute ein von ihm gebautes
Quartett, das er für das schönste hält, das je in England
entstanden ist.
Withers, Edward II. — London, Geb. 22. Okt.
1844
Ältester Sohn und Schüler yon Edw. I W, und von
John Lott (»Jack Lott«). Er wurde der Nachfolger
seines Vaters und verlegte seine Werkstatt in die
Wardour Street Nr. 22, wo sie sich noch befindet. Er
With.
ers
w.
orl
563
arbeitet nach Stradivari und Guarneri, und da er sehr
sorgfältig ist, stellt er monatlich nur eine Geige fertig,
die er in allen Teilen allein ausführt und mit Bernstein-
lack (in verschiedenen Farben) lackiert. Auch als
Bogenmacher ist er geschätzt. Drei seiner Söhne sind
gleichfalls Geigenmacher geworden und arbeiteten in
der väterlichen Werkstatt: Edward Sidney Munns, geb.
30. August 1870, Sidney Bernard, geb. 22. Oktober
1873 und Douglas Sidney, geb. 10. August 1879.
Geigenzettel : Edward Withers, / 22 Wardour Street, /
London (gedruckt).
Withers, George. — London. 1886. 1902
Nachfolger von Edward I W. und Besitzer der Firma
Geo Withers & Co., die ihre Gründung auf Norris &
Barnes (1765) zurückführt und jetzt Withers, Sons
& Co. heißt. Er arbeitet nach Stradivari und verwendet
vorzugsweise emen gelben Ollack. Seine Geigen sind
kräftig im Holz und haben guten Ton, der sich durch
das Alter noch verbessern wird.
Geigenzettel : George Withers. / London (gedruckt).
Withers, Guarnenus. — London. 1910
Älterer Sohn und Teilhaber der Geigenfirma George
Withers & Sons. Er erlernte den Geigenbau in Mire-
court.
Withers. J. — London. 1879. 1901
Er eröffnete seine Werkstatt im Jahre 1879 und gilt als
recht geschickt.
Withers, Walter George. — London. 1910
Jüngerer Sohn von George W. und Teilhaber des
väterlichen Geschäfts. Er erhielt seine Ausbildung als
Geigenmacher in Mirecourt.
Witte, Caspar. — Lübeck. 1625
Der Name kommt auch Wilte, sogar Wietenbil ge-
schrieben vor. Er war Bürger und mit der Berechtigung
zur Ausübung seiner Kunst als Lautenmacher vom Rat
der Stadt Lübeck verlehnt.
Witting, Johann Georg. — Mittenwald. 1754.
1775
Arbeiten von ihm kommen ziemlich häufig vor und ver-
raten eine kunstgeübte Hand. Das Modell geht auf
Klotz zurück; das Holz ist häufig recht gut.
Geigenzettel : Abb. 824.
Witting, Joseph. — Mittenwald. 1788. 1795
Vermutlich der Sohn von Johann Georg W.
Geigenzettel: Joseph Witting / in Mittenwald 1795
(gedruckt).
Wittmann, Anton. — Wien. Geb. 2. Dezember
1878 in Wien
Nachdem er von 1892 — 1896 seine Lehrzeit bei Ed.
Heidegger in Linz beendet hatte, arbeitete er bei
Stowasser und J. Jobst in Graz und ging von da m seine
Vaterstadt zurück, wo er durch vier Jahre bei Johann
Stübiger tätig war, um dann bei C. H. Voigt einzu-
treten, bei dem er bis Februar 1910 blieb, worauf er sich
selbständig machte. Seine Arbelt wird sehr gelobt; er
verwendet einen guten Ollack und befaßt sich ebenso
mit dem Neubau wie mit der Wiederherstellung alter
Meisterwerke. Er hat den Krieg mitgemacht und ist
dabei in russische Gefangenschaft geraten.
Geigenzettel : Abb. 837.
Wittor, Emanuel. — Kattowitz. 1920
Erhielt 1920 ein Gebrauchsmuster für eine von ihm
erfundene Geigengitarre.
Wittstadt, Friedrich. — Würzburg
Er hatte im 19. Jahrhundert ein Geigengeschäft in
Würzburg; es gibt auch Geigen mit seinem Zettel, doch
ist es fraglich, ob diese seine eigene Arbeit waren. Sein
Nachfolger Ist J. Kriner.
Wjetschin s. Velvarsky
Wöginger, Clemens. — Hallein. Geb. um
1596, t 13.JuH 1682 (86 Jahre alt)
In der Sterbematrikel wird er als »Stadtgeiger* be-
zeichnet. Er dürfte als solcher der Nachfolger von Elias
Strobl gewesen sein und war vielleicht einer der ältesten
Geigenmacher in Hallein, da die Stadtgeiger seiner Zeit
und in seiner Gegend immer auch Geigenmacher
waren.
Wöhrlin s. Wörle
Wöller, Anton. — Schönbach b. E.
Er wird schon 1826 als Innungsmeister erwähnt. Ein
Johann W. kommt 1795 vor, und ein Joseph Wöller
arbeitet noch heute als Geigenmacher in Schönbach.
Geigenzettel : Johann Wöller in / Schoenbach 1 765 (ge-
druckt).
Woellern, Georg s. Wörle
Wöndner (Wendtner), Hans. — Regensburg.
1657. t 17. April 1670
Er wird ausdrücklich als >>Geigenmacher« bezeichnet.
Violen und Violinen von ihm kommen auch heute noch
vor; sie haben ein langes, flaches Patron und flache
Wölbung. In der Bauart erinnern sie am ehesten an die
Brescianer Schule; nur der Lack ist zu glanzlos und
braun.
Geigenzettel : Hansz Wöndner / Geigen- / macher in
Regenspurg 1657 (gedruckt).
Wörl (Wöhrl, Wörll), Conrad. — Wien. Geb.
1696, t 30. März 1771
Er wohnte im sog. Wübner Viertel und legte am
8. März 1 728 den Bürgereid ab. In den Steuerbüchern
kommt er bis zu seinem Tode vor. Er gehört wahr-
scheinlich zu der Vllser, Augsburger oder Mitten-
walder Familie des gleichen Namens. Seme Geigen und
Violoncelli sind groß, hochgewölbt und etwas schwer-
fällig in der Form, der Lack dunkelbraun. Sie erreichen
recht gute Preise. Sein Nachfolger woirde sein Sohn
Johann W.
Geigenzettel: Conrad Wörll Lauten und Geigen-
macher / Wien 1733 (gedruckt).
36*
364
Wörl Wörnle
Wörl (Wöhrl, Wehrll. Werl), Johann. — Wien.
1756. 1785
Sohn und Nachfolger von Conrad W. Er wohnte an-
fangs im Stubenviertel und legte am 23. Dezember 1 768
den Bürgereid ab. Er kam aber sehr zurück, und schon
1 776 heißt es im Steuerbuch von ihm : »Treibet Ar-
muths wegen kein Gewerb«, weshalb er auch der
Wiener Geigenmacherzunft nicht bis zu seinem Tode
angehörte. Er war nicht ungeschickt, und seine Geigen
sind denen von Christ. Parti ziemlich ähnlich. Nur
wenige davon sind als gute Orchesterinstrumente
höheren Wertes.
Geigenzettel : Johann Werll Lauten und Gei gen-
macher in Wien 1 756 (gedruckt).
Wörle (Vörle, Wörlin, Woellern), Georg. —
Augsburg. Geb. um 1620 in Vils, f nach
1674
Seine Lehrzeit dürfte er in der Heimat durchgemacht
haben; er ließ sich in Augsburg nieder, wo er die
»Krämergerechtigkeit" erwarb und am 7. Juli 1647 die
Catharina Negier heiratete. Im Hochzeitsamts-Proto-
koll heißt es darüber: »Georg Wöhrlin von Fils, Lauten-
macher, hat die Cramergerechtigkeit, & Catharina
Negerleiin von Wettenweiler unter Gotteshauß Wetten-
hausen, bede ledig« usw. usw. Er war ein geschickter
Meister, der außer Lauten u. a. auch recht hübsche
Taschengeigen gemacht hat. Eine solche von 1672 be-
sitzt das Musikhistorische Museum von W. Heyer in
Köln (hier lautet der Name, den er sehr verschieden
schrieb, «Woltern«), eine andere, von 1674, bewahrt das
Germanische Museum in Nürnberg.
Geigenzettel: Georgius Vörle Lauten- und Geigen-
macher in .Augsburg 1674 (gedruckt).
Wörle, Johann Paul. — Nürnberg, Preßburg,
Tyrnau. 1799. 1827
Er war erst in Nürnberg ansässig, dann taucht er in
Tyrnau auf und ließ sich zuletzt in Preßburg nieder.
Seine Arbeit steht zwischen der Wiener und Prager
Schule. Er ist nicht ungeschickt gewesen und ver-
wendete gutes Holz, gelben Lack und bevorzugte eine
flache Wölbung.
Geigenzettel: Joh. Paul Wörle Lauten- , und Geigen-
macher in Tyrnau 1804 (gedruckt). — Joh. Paul Wörle/
Lautten und (Greif mit Laute) Geigenmacher / in
Nürnberg A 1799 (geschrieben) und Abb. 822.
Wörle (Vörle, Wöhrlin), Mathias (Matthäus).
— Augsburg. Geb. um 1650, f vor 1695
Er stammt wie Georg Wörle (Vörle) aus Vils und hei-
ratete am 3. Mai 1 676 Ursula Schnitzler von Augsburg ;
im Hochzeitsprotokoll wird er ausdrücklich als Lauten-
macher bezeichnet. Nach Dr. Waldners freundlicher
Mitteilung wurden in Vils um die angegebene Zeit
zwei Mathias W. geboren. Einer am 3. Februar 1649
als Sohn des Jakob und der Maria W., der andere am
15. Februar 1651 als Sohn von Adam und Maria W.
Mit einem dieser beiden müßte der Augsburger Meister
identisch sein. Daß er vor 1695 schon gestorben sein
muß, geht daraus hervor, daß in diesem Jahre am
13. Februar seine Witwe den Geigenmacher Gg. Aman
aus Vils (geb. 28. März 1671) heiratete. Eine Taschen-
geige von ihm ist in Berlin aus der Sammlung Snoeck
(Nr. 429).
Geigenzettel : Mathias Wörle , .•Xugspurg 1689 (ge-
druckt).
Wörnle, Anton. — München. Geb. 1858 m
Mittenwald, f 1906
Sohn von Matthias W., Schüler von Johann Kriner.
Von 1871 an besuchte er durch drei Jahre die Geigen-
bauschule in Mittenwald und arbeitete dann bis 1897
für die großen Mittenwalder »Verleger«. Um sich zu
vervollkommnen, ging er hierauf m die Fremde,
arbeitete bei Geißer in Petersburg und trat 1899 als
Gehilfe bei 0. Möckel (Berlin-Charlottenburg) ein, wo
er Gelegenheit hatte, sich vorzüglich auszubilden. Er
blieb hier vier Jahre lang und machte sich 1903 in
München selbständig. Seine Arbeit fand Anerkennung,
da er sowohl im Neubau als auch in der Wiederher-
stellung alter Geigen sehr tüchtig war. Er ahmte die
Modelle von Stradivari und Guarneri nach und ver-
wendete einen Ollack.
Geigenzettel : Anton Wörnle Geigenmacher in
München 19 . . (gedruckt).
Wörnle, Christoph. — Mittenwald. Geb.
1784, t 1876
Ein braver Geigenmacher, der hauptsächlich für die
großen Mittenwalder Verleger tätig war, aber auch
bessere Geigen machte, die er mit seinem handschrift-
lichen Zettel versah. Auch sein Vater und Großvater
waren schon Geigenmacher.
Wörnle (Werndle,Werendle), Franz. — Mitten-
wald, Freising. 1751. 1760
Die Mittenwalder Familie Wörnle scheint eigentlich
Wörle geheißen zu haben ; doch herrscht die Schreibart
Wörnle so sehr vor, daß sie zuletzt allein Geltung er-
langte. Franz W. war ein angesehener, wohlhabender
Mann, der später nach Freising zog und dort zum
Bürgermeister erwählt wurde. Seine Geigen haben
mittlere und flache Wölbung, gelben Lack und sind
recht gut ausgearbeitet. Bei solchen mit hoher Wölbung
bemerkte er ausdrücklich auf dem Zettel, daß sie nach
Jacob Stainer gemacht seien.
Wörnle (Wörnlein, Wörle), Franz Sales. —
Mittenwald. Geb. 17. August 1758, lebte
noch 1819
Sohn von Georg W. Es gibt gute, aber auch sehr
flüchtig gearbeitete Geigen von ihm.
Geigenzettel : Franz Wörnlein / Mittenwald ao 1 796
(geschrieben) und Abb. 841.
Wörnle, Georg. — Mittenwald. 1757. 1770
Ein guter Mittenwalder Meister der Klotzschule.
Geigenzettel : Georgius Wörnle in Mitten- / Wald .An
der Isar Ao 1 758 (gedruckt).
Wörnle
Wolff
565
Wörnle, Matthias I. — Mittenwald. Geb. 1816,
t 1881
Sohn und Schüler von Christoph W. und wie dieser
hauptsächlich für die Verleger tätig.
Wörnle, Matthias II. — Mittenwald. 1919
Ein sehr geschickter Geigenmacher, der den Feldzug
mitgemacht hat und jetzt selbständig arbeitet.
Wörnle, (N.?). — Mittenwald. 1720
Der Name kommt auch »Wörle^ geschrieben vor. Er
verwendete ein flaches Modell von origineller Form
und gelben Lack.
Wohlenberg, Wilhelm. — Güstrow I. M. Geb.
1853 in Ohof bei Meinersen (Hannover)
Er war ursprünglich Musiker (Geiger) und als solcher
in Baden-Baden, in KroUs Etablissement in Berlin, in
Bad Homburg usw. engagiert. Aus lebhaftem Interesse
für sein Instrument erlernte er von Wunderlich das
Geigenmachen und vervollkommnete sich durch Selbst-
studium noch weiter. Im Jahre 1898 gründete er in
Güstrow seine Werkstatt für Geigenbau, verbunden
mit einer Musikalien- und Instrumentenhandlung.
Geigenzettel : Wilh. Wohlenberg, Güstrow. / Fecit 189 .
(gedruckt).
Wohner, Johann. — Schönbach b. E.
Unter den Meistern von 1826 findet sich auch sein
Name. Ein Vincenz Wohner arbeitet noch jetzt als
Geigenmacher in Schönbach.
Woldemar, Michel. — Orleans. Geb. 1750
Komponist, Violinist und Schriftsteller, Erfinder der
•>Violine- Viola«, einer Violine mit fünf Saiten. Wie in
unseren Tagen Ritter der Viola noch eine E-Saite hin-
zufügte, so ergänzte Woldemar die Besaitung der
Violine durch eine C-Saite.
Wolf, E., lebte als Geigenmacher m Halle;
1900 erscheint Elise Wolf als Inhaberm
semes Geschäfts
Wolf, Gustav.
1889
Straßburg I.E. Geb. 17. März
Sohn eines Musikalien- und Klavierhändleis. Von 1906
an war er Schüler von Caressa & Fran^ais in Paris. Durch
den Tod seines Vaters wurde er Ende 1908 veranlaßt,
in die Vaterstadt zurückzukehren, wo er in dem bereits
vom Großvater im Jahre 1825 begründeten Geschäft
seine Geigenmacherwerkstatt eröffnete. Auf seinem
Zettel führt er den Namen der Firma, also S. Wolf. Er
arbeitet nach Lupot und verwendet einen gelblichroten
Lack. Er befaßt sich besonders mit der Reparatur alter
Saiteninstrumente.
Geigenzettel: Monogramm S. Wolf, Strassburg i. E.
24, Meisengasse 24 / Kunstgeigenbauer. — Luthier
d'Art. / Schüler von / Caressa & Franpais vorm.
Gustave Bernardel, Paris (gedruckt).
Wolf, Jörg. — Füssen. 1493
Bis jetzt der älteste nachweisbare Füssener Lauten-
macher, der im Jahre 1493 das Bürgerrecht erwarb.
Sein Bürge war Hans Kegel (Kögl), den man wohl als
seinen Zunftbruder ansehen darf. (Vgl. Baumann. Ge-
schichte des Allgäus.)
Wolf, Johann Wolfgang. - 1798
Mit diesem Namen befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln eine fünfchörige
thüringische Volkszither.
Wolf, Josef. — Wien. 1860
Ein Klaviermacher, der auch einige Geigen und Violon-
celli von mittelmäßiger Arbeit gemacht hat.
Wolf, Karl, lebt als Streichinstrumenten-
macher m Neuhaus bei Budweis
Wolf, Raimund, lebt als Geigenmacher und
Händler in Heidelberg
Wolf, S. s. Gustav Wolf
Wolfaert, Eewont (Eduard). — Antwerpen.
1588
Gehörte als Clavecinmacher der Lukasgilde an. Ver-
mutlich hat er auch Lauten gemacht.
Wolff, Carl. — Berlin. Geb. 28. Juli 1795 zu
Bernstadt In Schlesien, f 2. Januar 1854
in Berlin
War anfangs Militärmusiker, wurde von Straube zum
Reparieren und zum Bau neuer Streichinstrumente
angeleitet und brachte es darin zu einer gewissen
Fertigkeit. Seine Streichinstrumente, die alle sehr
stark im Holz sind, finden im Orchester gute Ver-
wendung, sind aber oft roh ausgeführt und wenig
elegant in der Form. .^Xuch sein Holz und sein dunkler
Lack lassen zu wünschen übrig. — Sein Sohn, der noch
1861 lebte, war sein Nachfolger.
Wolff, Friedrich Phlhpp. — Wien. 1839. 1841
Er soll Klaviermacher gewesen sein und hat sich ge-
legentlich auch als Geigenmacher versucht. Als solcher
nannte er sich einen Schüler von J. G. Stauffer. Wenn
er ohne Mithilfe arbeitete, brachte er nur dilettantische
Instrumente zustande.
Geigenzettel : Einem Originale des Antonio Straduarit
(sie) in Cremona genau nachgefertigt , von J. G.
Stauffer, und Fried: Wolff, , in Wien Anno 1841 (ge-
schrieben).
Wolff, Gebrüder. — Kreuznach. 1879. 1900
Streichinstrumenten-undSaitenfabrik, die seinerzeitvon
Hermann RöselmüUer eingerichtet und von ihm durch
mehrere Jahre geleitet wurde. Erfinder einer verwend-
baren stummen Violine. Teilhaber und Chef war
Leopold Wolff, seit 1876 Kapellmeister des Kur-
orchesters in Bad Münster am Stein. Der spätere In-
haber Julius Wolff wurde 1918 für tot erklärt. Das Ge-
schäft ging auf die Witwe über.
566
Wolff - Woß
Wolff , Johann Kaspar. — Straßburg i. E. 1 680
Ein jetzt wenig bekannter, seinerzeit jedoch ange-
sehener Lautenmacher, der Schwiegervater von Johann
Valentin Storck, der wahrscheinlich seine Werkstatt
übernahm.
Wolfram (Wolfrum), Sebastian. — München.
t vor 1762
Hoflautenmacher. War als tüchtiger Meister geschätzt,
so daß der kurfürstliche Hof auch nach seinem Tode
der Witwe Maria W., die das Geschäft bis 1780 fort-
führte, allerlei Arbeiten (Neuanfertigung und Repa-
raturen, so 1 772 um 111 fl.) übertrug. Er war der
Lehrer von Greg. Sidtler, der später das Geschäft von
der Witwe kaufte.
Geigenzettel: Sebastian Wolfram Chur / fstl. Camer
und Bürgl.-Lautten und Geigenma / eher in München
1760 (gedruckt).
Wollenhaupt, Bruno Emil. — New York
Ein Professor, der eine Violine erfand. Er wollte die
Tonfülle und Tonstärke der Violine dadurch ver-
größern, daß er im Körper des Instruments Saiten an-
brachte, welche beim Anstreichen einer der vier Saiten
auf dem Griffbrett harmonisch mitklingen sollen. Es
waren 12 solcher Hilfssaiten vorhanden, welche von c
bis b oder von g bis fis in Halbtönen von außen mittels
Schlüssels gestimmt werden konnten. Durch eine
durch das Kinn zu bewegende Dämpferleiste können
die Hilfssaiten abgedämpft werden. Die Hilfssaiten
können auch durch einen Stahlkamm mit Zungen-
stimmen ersetzt werden. Die erste Violine nach diesem
System wurde von G. Gemünder sen. in Astoria ge-
macht. Bei seiner Reise durch Europa hat Prof. Wollen-
haupt auf seinem Instrument vor Prof. Joachim in
Berlin und anderen Autoritäten gespielt.
Wolters, Jean-Mathias. — Paris. 1740. 1777
Geschickter Geigenmacher deutscher Abstammung,
von dem Vidal eine gute Viola d'amore mit gelbem
Lack bekannt wurde. In der Sammlung Savoye befand
sich eine kleine, sechssaitige Viola von schöner Arbeit,
doppelt eingelegt, ebenfalls mit gelbem Lack. Von ihm
dürfte auch die Harfe in der Sammlung Fritz Wild-
hagen in Haiensee b. Berlin mit der Inschrift: Wolter
porte S. Denis / ä Paris stammen.
Geigenzettel: J. M. Wolters fecit Lut^etiae / parisiorum,
aux Faubourg / St. Antoine a paris 1 749 (geschrieben).
Wolz (Woß), Daniel Adalbert. — Postelberg.
Nach 1680
Frau Josefa Theuerle auf den Kgl. Weinbergen bei
Prag besitzt eine Viola mit dem untenstehenden Zettel,
der mir nur in einer Abschrift bekannt wurde. Das Stift
Ossegg bewahrt ein Bassetto von einem Daniel Adalbert
Waldter in Postelberg. Durch die Übereinstimmung
der beiden Vornamen und des Wohnorts könnte man
annehmen, daß es sich um einen und denselben Geigen-
macher handelt. Vermutlich ist der Name Waldter
(Wolter) abgekürzt geschrieben, so daß man allenfalls
Wolz lesen kann.
Geigenzettel: Daniel Adalbert Wolz Inn Postelberg
168 . . (geschrieben).
Wood, G. F. — London. 1905
In einer guten Geige fand ich seinen Namen.
Wood, T. — Blindley Head (Surrey). f 1890
Ein guter Geigenmacher, der besonders wegen seiner
Kunst zu lackieren ein gewisses Ansehen besaß.
Woodlad soll der Name eines von 1820 — 1840
vorkommenden englischen Gelgenmachers
gewesen sein, der ein flaches Modell hatte
und sauber arbeitete
Woodney, H. — Manchester. 18./19. Jahr-
hundert
Am besten als Violenbauer.
Worcken (?), Georg. — 1636
In zwei Taschengeigen, die ich nicht selbst gesehen
habe, soll dieser Name gelesen worden sein.
Worden, James. — Preston. Geb. 25. August
1839 zu Leyland
Er ist gelernter Orgelbauer und Klaviermacher, macht
aber auch recht gute Violinen, die er nach verschie-
denen Vorbildern sorgfältig baute. Er verwendet
Whiteiaws und Watsons Lack. Auf seinem Zettel ist
neben dem Namen das Osterlamm abgebildet. Er
pflegte jede seiner Geigen einem andern Heiligen zu
widmen. Als gut geschulter Musiker hat er sich auch
besondere Verdienste um die Hebung des Musik-
lebens in Preston erworben. Seine Biographie ver-
öffentlichte Meredith-Morris in »The Strad« 1901
Nr. 133.
Geigenzettel: (Osterlamm, darunter: P.P.) James
Worden Maker/ Preston 1909/ Sub Titulo St (ge-
druckt).
London. Geb. 1742,
Wornum, Robert.
t 1815
Ursprünglich Musikalienhändler, versuchte er sich
auch im Instrumentenbau und machte hauptsächlich
Gitarren, aber auch Geigen und Violoncelli. Er wohnte
Wigmore Street Nr. 42. Sein Sohn (oder Neffe) Rob.
Wornum (Store Street Beiford Square, London), 1780
bis 1852, ist der Erfinder des »Piano-Buffets«, das er in
den Jahren 1813 — 1827 fabrizierte.
Worschel, Antonio. — Malland, 1697
Em Deutscher, der wohl als Gehilfe nach Italien ge-
kommen und dort seßhaft geworden war. Seine Arbeit,
in der nur noch wenige Anklänge an die deutsche Schule
zu merken sind, ist sehr sorgfältig, das Holz gut ge-
wählt, der Lack braun. Am besten gelangen ihm die
Schnecken. Eine gute Violine von ihm besitzt Max
Schaffner in Hamburg.
Geigenzettel: Antonio Worschel / fecit Milano 1697
(gedruckt).
Woß s. Wolz
Wotruba — Wunderlich
567
Wotruba (Otruba), Josef, lebte um 1877—1881
In Nieder-Georgenthal
Wouldhave, John. — North Shields. 1859.
1865
Saubere, aber unkünstlerische Arbeit, mittelmäßiger
Spirituslack.
Wrlght, Daniel. — London. 1743. 1745
Von ihm ist nur bekannt, daß er eine Zeitlang in Hol-
bom wohnte, und auch dies nur nach seinem Zettel :
Made by Daniel Wright in Holborn London (ge-
druckt). Ein J. Wright war noch bis zur Mitte des
19. Jahrhunderts tätig.
Wrozina, Ignaz. — Perth. 1886
Erhielt 1886 auf der Edinburgher Ausstellung für das
schöne Modell und den guten Ton einer Geige die
silberne Medaille.
Wurf fei (Würfel), Jeremias. — Greifswald.
1686. f 1725
Er dürfte ein Sohn des Johannes W. und ein Enkel eines
gleichnamigen Hofmusikus des Königs Gustav Adolf
gewesen sein. Er war 1686 bereits Stadt- und Univer-
sitätsmusikus und verheiratet mit der Witwe des Stadt-
musikers Henning Bolte (f 1676). Er fertigte auch
Lauten und Geigen an, und von ihm dürfte die mit
J. Wurffei, Musicus I(nstrumentalis) bezeichnete
sechssaitige Altviole in der Berliner staatl. Sammlung
herrühren. Sie ist von auffälliger Bauart; der Unter-
körper des Schallkastens ist nochmals eingekerbt, auch
die Schallöcher sind eigenartig und die Zargen sehr
hoch. Decke und Boden mit Kreuzblumen eingelegt,
und am Wirbelkasten befindet sich ein hübsch ge-
schnitzter Löwenkopf. Sein gleichnamiger Sohn (geb.
1682, t 1766), war Organist an allen drei Greifswalder
Kirchen ; ob er auch Geigen gemacht hat, ist unbekannt.
Würffei, Johannes. — Greifswald. 1663
Eine schöne Viola di Gamba mit einem vergoldeten
Frauenkopf am Wirbelkasten, die 1883 auf der von der
hell. Gesellschaft »Pulchri Studio« veranstalteten Aus-
stellung zu sehen war, trug diesen Namen und Jahres-
zahl. Johannes W. war vermutlich ein Sohn jenes
Jeremias W., der schwed. Hofmusiker war und nach
1632 in Stettin gelebt haben soll, aber auch in Greifs-
wald nachweisbar ist. Johannes W. ist wohl auch der
Vater des 1678 geborenen nachmaligen Theol. -Pro-
fessors Johann Ludwig Würfel, der auch Organist an
der Nikolaikirche, Regimentsprediger Karls XII. und
Pastor an St. Marien war und 1719 starb. Vgl. Kirch-
hoff, Der Stadtkure- in Greifswald S. 23.
Württemberg, Wenzeslaus. — 1770
Eine Violine mit diesem sonst nicht bekannten Namen
bot vor mehreren Jahren Harr>- Dykes für 17' 2 Pfund
Sterling zum Kaufe an.
Wulff, B. — Kopenhagen. 1 794
Ein Deutscher, wahrscheinlich ein Musiker, der auch
Geigen machte.
Wunderlich, Albin. — Berlin-Charlottenburg.
Geb. 10. Juni 1873 in Wernitzgrün i. S.
Nachdem er seine Lehrzeit in seiner Heimat durch-
gemacht, arbeitete er in verschiedenen größeren Werk-
stätten, kam im Jahre 1901 nach Berlin und war hier
bei den besten Meistern tätig, bis er sich 1912 selb-
ständig machte. Durch äußerst saubere Arbeit, schönen
Ton und vorzüglichen Lack gelang es ihm, die unge-
teilte Anerkennung von Musikern und Kennern zu
verdienen.
Geigenzettel : Albin Wunderlich/ gebaut [Monogramm]
Berlin 19 . . (gedruckt).
Wunderlich, Friedrich. — Leipzig. Geb.
15. Juni 1878 in Zwota 1. S.
Nachdem er das Bogenmachen gründlich erlernt hatte,
kam er zu Albert Nürnberger als Gehilfe und blieb dort
mehrere Jahre lang, bis er sich im Jahre 1898 In Mark-
neuklrchen selbständig machte. Später verlegte er
seinen Wohnsitz nach Leipzig. Er macht alle Teile
seiner Bogen selbst, arbeitet hauptsächlich nach Tourte
und poliert die Stangen wie dieser ohne Schellack-
harz usw., so daß sie mit .'\lkohol gereinigt werden
können, ohne den Glanz zu verlieren. Er imitiert auch
alle andern Meister des Bogenbaus und betreibt dies als
Spezialität. Der Frosch ist bei ihm dadurch besonders
haltbar konstruiert, daß er den sog. Froschring ver-
bessert hat, auch den Kopf macht er kräftiger, so daß
der Bogen beim Neubehaaren keinen Schaden leiden
kann. Da er sich auch auf das Holz sehr gut versteht,
sind seine Bogen wirklich tadellos.
Wunderlich, Friedrich Albin. — Markneu-
kirchen. Geb. 24. Dezember 1864, f 1910
in Eubabrunn
Bruder von Wilhelm August W. Schüler von Hermann
Dölling sen. Seit 1882 arbeitete er selbständig und war
Vormeister der Gelgenmacherinnung ; er galt als ebenso
geschickt in der Neuherstellung wie in der Wieder-
herstellung alter Geigen.
Wunderlich, Gustav. — Leipzig, Berlin. Geb.
am 4. JuH 1872 in Hennebach-Landwüst
(Kr. Zwickau)
Schüler von Karl Köhler in Schönbach. Nachdem er
von 1890—1897 in Markneukirchen, Dresden, Mün-
chen und Leipzig als Gehilfe gearbeitet hatte, machte
er sich im letztgenannten Jahre in Leipzig selbständig
und verlegte später seinen Wohnsitz nach Berlin. Er
arbeitet sehr sorgfältig, und seine Geigen werden von
den besten Kennern sehr gelobt. Er hat sich auch durch
allerlei Erfindungen verdient gemacht und stellt sehr
• gute übersponnene Saiten her. Er hat u. a. auch das
»kleinste Streichquartett der Welt«' gebaut.
Gelgenzettel : Gustav Wunderlich / Leipzig (gedruckt).
Wunderlich, Otto Felix. — Moskau. Geb.
1873 in Markneukirchen
Schüler von C. Richard Mönnig in Markneukirchen.
Arbeitete seit 1891 als Geigenmacher in Köln a. Rh..
568
Wunde
Amstei dam, Karlsruhe usw. und kam 1 896 nach Moskau,
wo er sich 1898 selbständig machte und bald einen
guten Ruf als Geigenmacher erwarb. .Aiuch seine Bogen
werden gelobt.
Wunderlich, Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 1818, t 1901
Er erlernte zwar das Geigenmachen, wurde aber sehr
frühzeitig Gitarrenmacher.
Wunderlich, Wilhelm August. — Markneu-
kirchen. Geb. 19. März 1863
Geigenmacher und seit Th. Scherzers Tod Ober-
meister der Markneukirchener Saiteninstrumenten-
machermnung. Er hat als solcher die alten Meister-
bücher in Verwahrung, die eine Fundgrube für die
Geschichte des Geigenbaues im Vogtlande sind.
Wurlizer, Hans Adam. — (Mark-)Neukirchen.
1732. 1748
Er wurde am 2. Januar 1732 als Meister in die Zunft
aufgenommen. Er war ein Fremder und versprach die
Tochter eines Geigenmachermeisters zu heiraten. Er
wird in den Kirchenbüchern noch 1748 erwähnt;
weitere Nachrichten fehlen. Ein C. Rudolf W. lebt noch
als Saiteninstrumentenmacher in Cincinnati.
Wurm, Anton.— Aussig i.B. 1850 f um 1880
Er war gelernter Tischler und soll einige Zeit in einer
Vogtländer Instrumentenfabrik gearbeitet haben. Er
besaß eine gewisse Handgeschicklichkeit und hat ziem-
lich viele Geigen leidlich gut repariert; einige wenige
hat er neu gebaut. Als Gitarrenmacher war er wesent-
lich geschickter. Sein Sohn August war Gitarrenmacher.
Wurm (Wurmb), Philipp Jakob. — Wien.
1771. fnach 1787
Er war der Nachfolger von Johann Georg Huber und
legte am 9. Mai 1772 den Bürgereid ab. Er wohnte im
»Tiefen Graben« Nr. 369 und kommt von 1772 — 1775
in den Steuerbüchern vor; von 1775 — 1787 ist er »in
der Bürgerlaad« (Bürgerlade). Im Jahre 1787 wird
Jakob Fux sein Nachfolger, dem er das Geschäft wohl
noch bei Lebzeiten abgetreten hat. Da aber noch
Geigen mit der Jahreszahl 1803 vorkommen, so scheint
er noch als Privatmann weitergearbeitet zu haben.
Seine Geigen sehen denen von Jos. Ferd. Leidolff sehr
ähnlich, sind nach Stainer gebaut, hoch gewölbt und
haben zarte Ecken, auch die Schnecke ist zierlich. Der
Boden zeigt gewöhnlich klein geflammtes Ahornholz.
Der Lack ist dunkelbraun und durchsichtig.
Geigenzettel : Philippus Jacobus Wurm fecit Viennae,
1778 (gedruckt).
Wurmer, Antonius. — Garmisch. 1767
Seine Arbeit entspricht der Klotzschule; er war aller
Wahrscheinlichkeit nach ein Mittenwalder, da auch der
1830 in Garmisch als Forstwart gestorbene Cölestin
Wurmer — vielleicht ein Bruder unseres Geigenmachers
— am 6. August 1773 in Mittenwald geboren war.
Geigenzettel: Antonius Wurmer, in ' Garmisch, .Anno
1 767 (gedruckt).
Wutzlhofer (Wutzelhofer), Bernhard. — Brunn.
Geb. um 1785, tum 1865
Sohn von Sebastian W. und wohl auch dessen Schüler.
Er wurde im Jahre 1809 Bürger und stand der väter-
lichen Werkstatt jahrelang als Werkführer seiner
Mutter vor. Im Jahre 1853 erscheint er als Besitzer des
Hauses, das schon sein Vater von der Witwe des
Geigenmachers Hentschl erworben hatte. Er war ge-
schickt und hat recht gute Violinen gemacht, die als
lobenswerte Kopien nach Stradivari gelten können. Die
Firma bestand noch nach 1880. Sein Nachfolger ist
Josef Kliment.
Geigenzettel : Abb. 829.
Wutzelhofer, Sebastian. — Brunn. 1 782. f vor
1827
Er wurde als »incorporierter Lauten- und Geigen-
macher« am 3. Mai 1 782 Bürger von Brunn und wohnte
in der hinteren Rathausgasse Nr. 228 (jetzt Schwert-
gasse Nr. 8), und zwar noch 1806. Das Haus gehörte
ursprünglich der Witwe des Geigenmachers Hentschl.
Im Jahre 1827 ist Sebastians Witwe Anna Besitzerin
des Hauses. Wutzelhofer war demnach der Nachfolger
Hentschls und vielleicht auch dessen Schüler. Er steht
als tüchtiger Meister in gutem Andenken.
Geigenzettel: Sebastian Wurzelhofer Fecit Brün
.Anno 1795 (gedruckt) und Abb. 832.
Wyemann s. Weynmann
Xeneumont, Alexandre. — Lüttich. 181 1
Mittelmäßiger Geigenmacher, der ein großes Patron
hatte und große F-Löcher schnitt.
Yates, Richard. — Ardwick. Geb. 22. Nov.
1863 in Salford
Ein guter englischer Geigenmacher, der, durch das
Büchlein von August Riechers angeregt, sich durch
Selbststudium entwickelt hat. Er arbeitet nach Amati
und Stradivari. Seine Biographie hat Meredith-Morris
in »The Strad« 12, 138 mitgeteilt.
Geigenzettel : Richard Yates No . . . 39 Rylance
Street Ardwick 1900 (gedruckt).
Yeats, Henry. — London. 1905
Wird als geschickter Geigenmacher bezeichnet.
Yong. — Marseille. 1845. 1852
Er wohnte Rue de Noailles und war nur Händler und
von Hause aus gelernter Holzblasinstrumentenmacher,
doch hielt er eine Reparaturwerkstatt und beschäftigte
in derselben auch Geigenmacher.
Yoole, William. — • St. Andrews. Geb. 1806 in
Ceres (Fifshire), f 1868
Em schottischer Rechtsgelehrter und vorzüglicher
Geiger, der von Matthew Hardie und seinem Sohn im
Geigenmachen unterwiesen wurde und eine Anzahl
guter Geigen (Violinen, Violen und Violoncelli) ge-
macht hat.
York — Zach
569
York, Gillis. — Northampton. 1610
Das Selhofsche Auktionsverzeichnis führt zwei Gam-
ben auf, die erste mit: »Jorks dvelling Northamshire
1610* und die zweite »Gillis York, Northamshire«.
Daß »dveUing« das erstemal als Familienname ver-
standen wurde, kann man mehrfach finden.
Young, C, lebt in Indianapolis als Geigen-
macher
Young, Dr. Geo. — New York. 1914
Ein begeisterter Geigenfreund, der in seinen Muße-
stunden recht gute Geigen baut. Er verdankt die beste
.Anleitung dem trefflichen Hans Tietgen, der seine
Freude an diesem Schüler haben kann. In seme Geigen
klebt er einen Zettel mit dem Namen »Raimondi« (den
Familiennamen seiner Mutter, einer Itahenerm), den er
als Pseudonym gewählt hat, nebst einem Dreieck mit
den Initialen seines eigenen Namens.
Young, James. — Montrose
Neuerer schottischer Geigenmacher.
Young, John. — London. 1724
Sein Sohn Talbot Young war Violinspieler. Von beiden
ist nur der Name überliefert. Sie wohnten in St. Pauls
Church Yard und führten das Ladenschild : »at the
Dolphin & Crown". Von ihm sagt Purcell:
»You scrapers that want a good fiddle well strung,
You must go to the man that is old while he's
Young.
But if the same fiddle you fain would play bold,
You must go to his son, who eil be Young when
he's old.
There s old Young and young Young, both men of
renrwn.
Old sells, and young plays, the best fiddles in town ;
Young and old live together, and may they live long,
Young to play an old fiddle, old to seil a new song. «
Young, John. — Aberdeen. Geb. um 1812 in
Montrose, f 1866 in Aberdeen
Ursprünglich ein Tabaksdosendrechsler; er verlegte
sich später ganz auf das Geigenmachen und ahmte die
Umrisse des Stradivarimodells nach, nahm aber die
Wölbung ziemlich hoch. Er verwendete einen gelb-
rötlichen Spirituslack. Statt des Zettels pflegte er meist
nur eine Brandmarke: »Young Abdn.« anzubringen.
Geigenzettel : J. Yong Maker / Aberdeen (gedruckt).
Young, W. — London. 1728
Er soll in St. Pauls Churchyard gewohnt haben. Mehr
ist über ihn nicht bekannt.
Youngman, M. —Halifax. 1903
Seine Geigen werden von Musikern gelobt. Er arbeitet
nach guten Vorbildern und verwendet Whitelaws Lack,
gemischt mit Coffyn-Lack.
Aabel, August. — Tangermünde. 1812
Wahrscheinlich der Sohn von Gottfried Z. und wie
dieser ziemlich unbedeutend.
Zabel, Gottfried. — Tangermünde. 1 792. 1 803
Wahrscheinlich ein Schüler von Hildebrand. Im
übrigen war er nur ein mittelmäßiger Geigenmacher.
Zach, Carl. — Wien, Budapest, Mannheim.
Darmstadt usw. 1886. 1900
Sohn von Thomas Zach und dessen Nachfolger. 1897
hieß die Firma Carl Zach & Co., Kommanditgesell-
schaft, griech. Hoflieferanten, Patentinhaber usw. Die
Gesellschaft löste sich noch im Jahre 1897 wieder auf,
und J. Lutz übernahm den Instrumentenvorrat. Zach
imprägnierte das Holz mit Harz, um ihm »Nahrung zu-
zuführen«, erzielte jedoch, wie viele andere, damit
keinen Erfolg. Er verließ Wien und versuchte dann an
verschiedenen Orten seßhaft zu werden, was ihm nur
teilweise gelang. Die Geigen, die während des Be-
stehens der Kommanditgesellschaft hergestellt wurden,
tragen Zettel mit dem Namen des Prof. Ernst Fleischer.
Geigenzettel : (Links und rechts von der Spitze eines
gleichschenkeligen Dreircks die Initialen G Z, im
Dreieck selbst Kreuz, über den Initialen T Z.) Carl
Zach, Geigenmacher, Sohn des Thomas Zach Ge-
macht In Wien 1888 (gedruckt).
Zach, Franz. — Bukarest. 1872. f 1890
Er ließ sich als Saiteninstrumentenmacher in Rumänien
nieder und war ein Bruder und Schüler von Thomas
Zach.
Geigenzettel : Franciscu Zach Elevu fratele lui Toma
Bucuresci 1881 , Reparat (gedruckt).
Zach, Thomas. — Budapest, Szabadka, Fünf-
kirchen, Bukarest, Wien. Geb. 25. Okt.
1812inMale-Zi?ianyi.B.. t I.Jan. 1892 in
Wien
Er war ursprünglich Müllergeselle und lernte erst in
späteren Jahren das Geigenmachen bei J. B. Dvoiäk
und Sitt in Prag. Er kam dann zu Joh. B. Schweitzer
nach Budapest, bei dem er viele Jahre tätig war und
dessen Nachfolger er später wurde. Natürliche Ver-
anlagung und ernstes Streben ließen ihn zu einem be-
sonders tüchtigen Meister heranreifen. Nachdem er
15 Jahre seiner Werkstatt vorgestanden, verkaufte er
diese an J. Schunda und fing eine Kaffeewirtschaft an.
Diese Tätigkeit befriedigte ihn aber doch nicht ; nach-
dem er von 1863—1864 in Szabadka, von 1864—1865 in
Fünfkirchen, von 1865 — 1872 in Bukarest gelebt hatte,
wo er von dem Fürsten Sturdza viel beschäftigt wurde,
siedelte er nach Wien über und kam hier bald zu Ruf
und Ansehen. Auf der Wiener Wehaussteliung 1873
erhielt er die Fortschrittsmedaille für ein Streich-
quartett nach Guarneri, das unbestritten als das beste
erklärt wurde. Eine Neuerung fand sich am Saiten-
halter, wo die Saiten durch vier der Saitenlage ent-
sprechende Röhrchen geführt und durch Knöpfchen
befestigt wurden, was die Vibration regelmäßiger
machen sollte. (Etwas .Ähnliches hat übrigens schon
Spohr versucht.) Verheiratet war er mit Marie Swoboda
aus Plänic. Er war ohne Zweifel einer der besten
570
Zachar
i.aiser
Geigenmacher seiner Zeit; seine Geigen sind nach
Stradivari und Guarneri gebaut, das Holz ist gut ge-
wählt, der Lack schön, wenn auch etwas wachsartig und
nicht sehr haltbar.
Geigenzettel : Abb. 846.
Zachar (Zachat, Zacher), Maxlmihan. —
Breslau. 1730. 1770
Er verwendete ein großes, hochgewölbtes Modell mit
tiefer Hohlkehle und meistens gelben Lack. Eine sehr
große Viola d'amore mit acht Spiel- und acht Aliquot-
saiten (Korpuslänge 43 cm, 27,8 cm Breite) von muster-
hafter Arbeit und mit einem Frauenköpfchen am Wirbel-
kasten besitzt Fritz Wildhagen in Haiensee b. Berlin.
Eine gute Viola von ihm aus dem Jahre 1 735 besitzt
Rob. Leibbrand in Berlin. Eine Viola d'amore aus dem
Jahre 1730 mit hübsch geschnitztem Knabenkopf am
Wirbelkasten befindet sich in Berlin in der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente (Nr. 864), ein
gleiches Instrument von 1745 im Schi. Museum für
Kunstgewerbe in Breslau (Nr. 124: 05). Eine jetzt auf
vier Saiten reduzierte Viola d'amore von ihm besitzt
Rechnungsrat Friederich in Posen, eine Viola von 1737
Pfarrer Greulich in derselben Stadt.
Geigenzettel: Maxmilian Zachat fecit / Vratisl. 17.
(gedruckt) und Abb. 853.
Zacher, Antonius. — Eichstätt. 1706. 1726
Sohn von Franz Z. Die Familie Zacher ist in den
Kirchenbüchern von Eichstätt in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts nachweisbar ; der Name Anton kommt
jedoch nicht vor. Er kann daher in Eichstätt weder ge-
boren noch gestorben sein. Nur daß er in dem Pfarr-
bezirk St. Wallburg wohnte, geht daraus hervor, daß in
der Trauungsmatrikel dieser Pfarrei seine m Rennerts-
hofen bei Neuburg a. D. am 20. Oktober 1722 voll-
zogene Trauung eingetragen ist. Rennertshofen war der
Wohnort seiner Braut Margarethe Pfister, deren Vater
als Schreiber und Goldschmied bezeichnet erscheint^).
Zacher war damals Witwer. Auch seine erste Frau
Sybilla Vogel heiratete er in Rennertshofen am
29. Oktober 1706. In der Matrikel wird er ausdrücklich
als Sohn des Franz Z., »chelista« in Ingolstadt, be-
zeichnet. In den Magistratsakten wird er dagegen 1720
ausdrücklich als Geigen- und Lautenmacher erwähnt.
Ein Altquinton rnit einer Schnecke statt Köpfchen am
Wirbelkasten besitzt die staatl. Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin (Nr. 874). Eine Viola, die am
Wirbelkasten das Köpfchen der Justitia zeigte und
100 cm lang war, wurde 1890 durch Heberle in Köln
versteigert.
Geigenzettel: Antonj Zacher Hochfürstl / Hoflauten-
. und Geigenmacher ; in Eichstätt Ao. 1 725 (gedruckt).
Zacher, Franz. — Ingolstadt. 1700. 1706
Der Vater von Antonius Z. Seine Geigen haben hohe
Wölbung, stark ausladende Ecken und meistens dunkel-
roten oder rotbraunen Lack. Die Arbeit ist ziemlich
sauber, das Holz oft recht gut. Eine große, hochge-
wölbte Viola von ihm aus dem Jahre 1700mit originellen.
^) Mitteilung von Prof. Romstoeck in Eichstätt.
an Stainer erinnernden F-Löchern, rotbraunem Lack
und gemalten Linien statt der Einlage besitzt X. Ker-
schensteiner in Regensburg. Sie hat einen geschrie-
benen Zettel : Franz Zacher Lauttenmacher / in Ingol-
statt 1 700 (geschrieben). — Frantz Zacher / Lauthen- /
macher in ingolstatt / 1 706 (gedruckt).
Zaenker s. Zenker
Zafferrl. — ? 1784
Kammermusikus Rudel in Berlin besitzt eine vorzüg-
liche Violine mit dem geschriebenen Zettel: Zafferri
Physicus perfecit / legibus artis anno 1784. Arbeiten
dieses Zafferri, der sich einen Physikus nennt, sind mir
sonst nicht vorgekommen. Die Geige verrät eine kunst-
geübte Hand und ist sorgfältig durchgeführt; auch die
Zargen sind eingelegt. Die F-Löcher sind klein und
eigenartig, der Lack hellgelb, der Ton voll und edel.
Zaiser, Eugen. — Bregenz. Geb. 27. Mai 1868
in Bregenz
Als Stiefsohn des städtischen Musikdirektors A. Jaksch
erhielt er eine gründliche musikalische Ausbildung im
Geigen- und Klavierspiel und ist auch schon als Kom-
ponist mit Erfolg aufgetreten. Er beschäftigte sich sehr
frühzeitig mit dem Geigenbau und wurde dann im
Jahre 1892 von Joseph A. Haff, der damals in Lindau
wohnte, unterrichtet. Bis 1909 hatte er 55 Violinen ge-
baut. Während er anfangs das Stainermodell nach-
ahmte, baut er jetzt fast ausschließlich nach Stradivari.
Seine besten Arbeiten sind die, die eine Nummer von
55 an tragen. Besondere Sorgfalt verwendet er auf das
Lackieren, und es ist ihm nach 18 Jahre langen Ver-
suchen wirklich gelungen, einen Lack herzustellen, der
viele Eigenschaften des alten Cremoneser Lackes auf-
weist, den er nach Belieben auch so weich machen
kann, daß ein Fingerabdruck darauf sichtbar wird. Er
wählt die Farbe je nach dem Holze, das er verarbeitet.
Zwei Violinen, die ich von ihm in Händen hatte, ent-
sprachen sowohl im Ton wie im Aussehen hochge-
spannten Anforderungen, was auch von verschiedenen
Professoren der Konservatorien in Basel und Zürich
beim Vergleichsspiel mit echten, alten Instrumenten
anerkannt wurde. Als weitere Anerkennung seiner
künstlerischen Leistungen darf er die Tatsache be-
trachten, daß die Akademie für Musik in Wien seine
Stiftung einer Konzertgeige, die jährlich dem ersten,
mit dem Staatspreis ausgezeichneten Violinisten ver-
liehen werden sollte, angenommen wurde, da hierbei
Voraussetzung war, daß es sich um ein wirkliches
Meisterinstrument handeln müsse, da nur ein solches
als Praemium verliehen werden kann. Nach jahrelangen
Versuchen ist es ihm auch gelungen, ein neues Geigen-
modell zu konstruieren, das die heute so gesteigerten
Anforderungen der Violintechnik wesentlich erleichtert
und zugleich die Tonschönheit erhöht. Da er alles an
seinen Geigen selbst macht und jede Mitarbeit von
Gehilfen ablehnt, sind sie einheidich durchgeführte
Kunstwerke von ausgesprochener Eigenart. — Daß
Zaiser ein erfindungsreicher Kopf ist und allerlei wert-
volle Erfindungen auch auf anderen Gebieten gemacht
hat, sei nur nebenbei erwähnt.
Geigenzettel: Eugen Zaiser, Bregenz. / No. 55. 1909
(gedruckt).
Zaller — Zanotti
571
Zaller, Johann. — Brunn. 1806. 1808
Ein Lautenmacher, der 1808 das Bürgerrecht erwarb.
Im Protokoll der Tischlerzunft heißt es von ihm am
30. März 1806: »Johann Zaller, gebürtig von Brunn als
Instrumenten Baumelster bey der hiesigen Zunft gegen
dem inkorporirt worden, das er keine weitere Tischler-
arbeit als bloße Instrumenten verfertigen könne, und
das ihm die Gesellen nach gebührendem Range zuge-
lassen werden, hat erlegt 15 fl.«
Zanabon. Diesen Namen findet man ohne
weitere Angaben bei Valdrighi (3483)
Zander. — Stockholm. 1782
Ein schwedischer Hofmusiker, der sich mit dem Aus-
bessern alter Geigen beschäftigte.
Geigenzettel: Reparerad af Kongl. Hof- / Musicus
Zander 1 782 (gedruckt).
Zanetto, Pietro. — Brescia. Soll 1686(?) noch
gelebt haben
Mir sind mehrere Violinen mit dem Zettel: Pietro
Zanetto di Brescia bekannt geworden. Die Zettel sind
nicht immer einwandfrei gewesen, aber die Instrumente
waren im Brescianer Stil gehalten und erinnerten an
Maggini. Eine Familie Zanetto ist aber in Brescia nicht
nachweisbar. Es wäre möglich, daß dieser Pietro
Zanetto (= Gianetto, Koseform von Giovanni), wenn
er überhaupt gelebt hat, identisch mit dem mutmaß-
lichen Nachfolger Magginis Pietro Santo (Sanetto?
Maggini) sein könnte, ich halte es aber für wahrschein-
licher, daß Pietro Zanetto m Treviso der Taufpate aller
'>Zanetto«-Geigen ist. Mit Zanetto Michelis oder
Peregrmo di Zanetto kann dieser Pietro Zanetto nicht
in Verbindung gebracht werden. — Eine gute Geige
von ihm mit doppelter Einlage besitzt u. a. Lehrer
K. Kuhn in Reichenberg. — Vgl. auch Zanura.
Zanetto s. Michelis
Zanfi,Giacomo. — Modena. Geb. 1756, f 1822
Er war Musiklehrer, was er auch auf seinen Zetteln
betont. Seiner Arbeit nach, die nicht schlecht ist, dürfte
er sich Cassini zum Vorbild genommen haben. Er
machte Geigen aller Art und verwendete einen dunkel-
gelben Lack. Zwei Kontrabässe von ihm befanden sich
in der Sammlung Valdrighi.
Geigenzettel : Jakobus Zanf i Musicae professor / fecit
Mutinae 1809 / et restauravit 1822 [G Z / M in einem
Kreis stehend] (gedruckt).
Zani, Francesco. — Reggio (Emilia). 1724.
1765
Seine Violinen sind gewöhnliche Handwerksarbeit ohne
Stil und Kunstwert, klingen aber manchmal nicht übel.
In seinen geschriebenen Zetteln ahmt er gedruckte
Buchstaben nach.
Zanoll (Zaniol), Giacomo. — Venedig, Padua,
Verona. 1740. 1757
Sohn des Giov. Batt. Z. Anfangs arbeitete er in Venedig
und war 1740/41 in Padua. Er kehrte jedenfalls nach
dem Tode seines Vaters nach Verona zurück, wo er die
ererbte Werkstatt übernahm. Seine Arbeit ist meistens
ohne höheren Kunstwert, doch hat er auch einzelne
sehr schöne Violinen gebaut, eine solche besitzt Hugo
Seling. Die Wölbung nimmt Z. gerne nach Guarneri
und bevorzugt einen braunrötlichen Lack. Seinen
Venezianer Zettel scheint er sich selbst gesetzt und ge-
druckt zu haben.
Geigenzettel: Abb. 845 und 847.
Zanoll (Zanola), Giov. Battista. — Verona.
1760. 1757
Sehr ungleich arbeitender Geigenmacher, der viele
billige Geigen von roher Arbeit hergestellt hat, die
wenig Italienisches an sich haben. Er wendet ein ziem-
lich flaches Modell an und hat oft einen schlechten
Lack. Auch seine besseren Geigen haben keine schönen
Umrisse und auffallend kleine F-Löcher. Aber man
sieht doch, daß er, wenn er wollte, ganz gut arbeiten
konnte und sich auf das Holz verstand. Sein Modell ist
nicht ohne Eigenart: obere Breite 162 mm, untere 198,
Abstand der Ecken voneinander oben nur 142 mm,
unten 1 65 mm, Höhe der Wölbung samt Zargen 67 mm .
Die Schnecke ist oval.
Geigenzettel: Joannes Baptisla Zano- / li in Verona
17 . . (gedruckt). — Joannes Baptista Zanola / Verona
17 . . (gedruckt). — Joannes Baptista Zanoll / Verone
fecit 17 . . (gedruckt). (Auf anderen Zetteln vor der
Jahreszahl : anno.)
Zanoll, Valentino (?). — Venedig. 1733(?)..
1783
Vielleicht ist Zanoli (= Gianole) die Koseform des
Taufnamens, und statt Valentino »Valonini« zu lesen.
Die Geige, die ich von ihm in Händen hatte, trug einen
kaum mehr lesbaren Zettel, war von mittlerer Größe
und erinnerte an deutsche Arbeit. Der Ton war leidlich
gut. Sollte er doch zur Familie Zanoli gehören, könnte
er ein Sohn von Giovanni Battista gewesen sein.
Zanotti, Antonio. — Mantua. 1709. 1740
Er stammte aus Lodi und war ein tüchtiger Meister,
dessen Arbeit an Pietro Guarneri, manchmal auch an
Guadagnini erinnert. Er gebrauchte ein flaches Modell,
braungelben Lack und verschiedene Zettel. Zwei
Violinen von ihm besitzt Prof. Cav. Fr. Pasini in
Brescia. Eine sehr schön klingende Violine von ihm
besitzt Stefi Geyer.
Geigenzettel : Antonius Zanotus Lodegianus / Mantua
1 709 (gedruckt). — Antonius Zanotus fecit / Mantuae
anno 17 . . (gedruckt). — Antonius Zanottus Lodegia-
nus / fecit Mantuae, sub Titulo Fortunae ' 1727 (ge-
druckt).
Zanotti (Zannotti), Christofano. — Modena.
1685
Er wird als Bogenmacher in einer Urkunde von 1685
erwähnt (Valdrighi S. 283), war aber wohl Geigen- und
Lautenmacher, da damals die Bogenmacherei für sich
schwerlich betrieben wurde.
572
Zanotti — Zenker
Zanotti, Giuseppe. — Placenza. Um ]700
Ein Meister dritten Ranges, der vielleicht Brescianer
und Cremoneser Geigen gekannt hat, aber nicht nach-
zuahmen verstand - — wenn die Geigen mit seinem
Namen überhaupt echt waren.
Zanti, Alessandro. — Mantua. 1765. 1819
Er arbeitete nach den Modellen von Stradivari und Pet.
Guarneri. Seine Arbeit ist gut, ebenso der Ton, nur sein
Lack ist geradezu schlecht zu nennen, .^uch ein
Domenico Zanti kommt in Mantua vor.
Geigenzettel: Abb. 852.
Zanura (Zanure), Pletro. — Brescia. ? 1509(?)
Eine Viola mit rundem Schalloch, nicht viel breiter als
eine Pochette, die den Übergang vom Rebec zur Geige
illustriert, mit Zanuras Namen besitzt George H. M.
Muntz in Birmingham; sie war 1872 unter Nr. 106 im
Kensington-Museum in London ausgestellt. Der Name
»Pietro Zanura« kommt in Brescia nicht vor, so wenig
wie ein »Pietro Zanetto«, wohl aber, wie Livi nach-
weist, eine Familie Zamara, in dieser aber auch kein
Pietro. Wenn es wirklich einen Geigenmacher Zanura
gegeben hat, dann lebte er sicher nicht m Brescia, und
wenn die Ortsangabe nicht fingiert ist, käme vielleicht
Brixen als Wohnort in Frage.
Geigenzettel: Petrus Zanura Bnxiae (gedruckt).
Zara, Caspare. — Pontremoli. 1896. 1902
Im Besitz eines Lehrers in Capodistria sah ich zwei
gutgearbeitete Violinen mit seinem Namen.
Zarski, Tol.mir. — Warschau. 1892. f in Prag Zeiz
um 1900
Ein Maschinentechniker, der sich aus Liebhaberei mit
dem Geigenmachen beschäftigte und wohl nur geringe
Vorkenntnisse besaß. Er strebte eine Tonverbesserung
an, die ihm freilich nicht gelang, obwohl er behauptete,
je nach Wunsch Stradivari- oder Guarnen-Ton (?)
herstellen zu können. 1894 stellte er in Lemberg eine
Viola, ein Violoncell usw. aus und hat sich hierauf ganz
auf das Geigenmachen verlegt. Eine Zeitlang hielt er
sich in Wien auf; in Prag wohnte er Haus Nr. 475 I.
Zaubitzer, A. — Köln, f 1903
Die Geigen, die mit seinem Namen vorkommen, soll er
nicht selbst gemacht haben.
Zecherkopf, Ariossi (?). — Eichstätt. 1718
Ein Nürnberger Händler besaß eine Viola da Gamba,
die angeblich einen Zettel mit diesen sonderbaren
Namen enthielt, der wohl durch schlechtes Lesen aus
»Antoni Zacher hochf(ürstl. Lautenmacher)« ent-
standen sein wird.
Zeffirmi.Onofrio. — Cortona. f 7. August 1580
Ein seinerzeit berühmter Orgelbauer, der auch allerlei
Saiteninstrumente und Lauten gemacht hat. Auch sein
Sohn und seine Enkel usw. sollen als Orgelbauer
tüchtig gewesen sein, so Lorenzo, der Sohn Giacomos,
Francesco, der Sohn Andreas (im 16. Jahrhundert) und
Luca. der Sohn Bernardinos (im 17. Jahrhundert).
Zehnch (Zihnch), Anton. — Chemnitz. 1842
Eine sehr dilettantisch gebaute Violine trug seinen
schwer leserlichen Namen. In Chemnitz ist er in den
Meldebüchern usw. nicht zu finden gewesen.
Geigenzettel: Anton Zehrich aus Kemnitz 1842 (ge-
schrieben).
Zeidler. — 18. Jahrhundert
In einer nach Stainer gearbeiteten, braunlackierten
Violine ohne Einlagen, mit Buchenholzschnecke (die
noch das beste an dem ganzen Instrument war), mit
Buchsbaumwirbeln und einem mit Ebenholz furnierten
Griffbrett fand sich der folgende geschriebene Zettel,
auf dem der Vorname nicht mehr lesbar war (Ferdi-
nand?) In Hirschberg i. Schi, selbst war eine Familie
Zeidler nie ansässig.
Geigenzettel : . . . . nd Zeidler / Instrumentenmacher
bey Hirschberg (gedruckt).
Zeihe, Heinrich Louis. — Leipzig
Er war bis etwa 1896 in Leipzig ansässig, machte seine
Geigen aus gutem, Jahrhunderte altem Holze und war
nicht untüchtig in seiner Arbeit.
Zeitler, Carl Adolf. — Geb. 19. Juh 1871, lebt
als Geigenmacher in Markneukirchen
Zeltler, Fr. — Braunschweig. 1835
Er machte Geigen und Klaviere. Vermutlich waren
seine Klaviere besser als seine Geigen, an denen wenig
zu loben ist.
Name auf seinem Reparaturzettel ohne Orts- und Zeit-
angabe.
Zelas, Michel. — Genua
Er gehört wahrscheinlich dem 18. Jahrhundert an und
war vielleicht verwandt mit M. Sellas in Venedig. Eine
Theorbe im Konservatorium zu Brüssel (Nr. 544) zeigt
gute Arbeit.
Geigenzettel : Michel Zelas in Genova (gedruckt).
Zelle, Christian. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am H.August 1722
Bürger wurde.
Zenatto, Pietro. — Treviso. 1680. 1694.
(Nach anderen schon 1634 oder 1641 ?)
Obwohl er in gewissem Ansehen stand, ist er bisher
doch nur als wenig hervorragender Violenmacher be-
kannt geworden. Eine Viola da spalla, eine sechssaitige
Gamba, sechs Violoncelli und drei Bässe (darunter
einer von ungewöhnlicher Größe) von ihm besitzt die
Sammlung Correr in Venedig, eine Baßviola Alfred
Keil in Lissabon.
Geigenzettel : Petrus Zenattus fecit laurvisi anno 16 . .
(gedruckt) und .Abb. 850.
Zenker, Gottfried. — Rumburg. 1813
Seine Geigen haben eine ziemlich hohe Wölbung, die
Umrisse erinnern an Stainer und Amati. Er verwendete
Zencker — Zimmer
573
gutes, engjähriges Deckenholz, v/enig geflammtes
Ahornholz und gelbbraunen Lack. Der Boden ist m der
Regel zweiteilig.
Geigenzettel: Gottfried Zenker ; Geigenmacher /
Rumburg i. Böhmen / 1813 (geschrieben).
Zencker, Heinrich Gottlob. — Schreiberhau
i. Schi. Anfang des 19. Jahrhunderts
Seinen Zettel veröffentlicht P. de Wit. Im Gemeinde-
archiv in Schreiberhau findet sich kein Eintrag, der
über ihn Auskunft geben könnte. Geigen von ihm habe
ich nicht kennengelernt.
Geigenzettel : Heinrich Gottlob Zencker / Geigen und
Instrumentmacher / in Schreiberhau (gedruckt).
Zenker, Johann Christian. — Hermsdorf. 1 745
Ein nicht ungeschickter Geigenmacher, vielleicht der
Vater der beiden vorhergenannten. Eine gute Viola von
ihm besitzt Hr. v. Stäben in Hirschberg i. Schi.
Geigenzettel : Johann Christian Zänker Lautten- und
Instrumentenmacher in Hermsdorf unterm Kynast.
1745 (gedruckt).
Zentis, Girolamo (Hieronymus)de. — Viterbo,
Rom. 1633. 1680
Ein berühmter Zembalomacher, der außer Klavi-
zimbeln auch Lauten gebaut hat. Eine Theorbe von
ihm besaß Dvoi'ak in Prag. Er ist, wie G. Kinsky ver-
mutet, identisch mit Gerolamo de Leutis.
Zerboni, Antonio. — Mailand. 1829
Gust. Siefert besitzt eine kleine Viola von ihm, gut im
Ton, rötlich lackiert, mit dem gedruckten Zettel:
Antonio Zerboni / a Milano 1829 (gedruckt).
Zesserini soll der Name eines am Anfang des
19. Jahrhunderts geschätzten italienischen
Geigenmachers gewesen sein, bei dem u. a.
auch Lorenz Küntzel gelernt haben will
Zettler. — (Füssen?). 17. 18. Jahrhundert
Eine sechssaitige Diskantlaute aus Wurzelahorn besitzt
E. Löwenfeld in Wien. Sie trägt einen verstümmelten
Zettel mit dem Namen: 'Zettler . . . Der Arbeit na:h
rührt sie von einem Meister der Füssener Schule des
18. Jahrhunderts her. Die Zettler waren jedoch in
Füssen selbst nicht einheimisch, wohl aber in der
Kemptener Gegend, wo sich der Name bis in den An-
fang des 15. Jahrhunderts zurückverfolgen läßt.
Zettler, Andreas. — Wien. 1837
Er wird in Schuberts Lexikon als tüchtiger Geigen-
macher hervorgehoben: auch in J. G. Albrechtsbergers
sämtlichen Schriften über Generalbaß, Harmonielehre
und Tonsetzkunst (Wien 1837) wird er in der Reihe der
damals in Wien arbeitenden Geigenmacher aufgezählt;
doch gelang es mir nicht, eine Geige von ihm aufzu-
treiben. Seinem Zettel nach war er auch nicht Geigen-,
sondern Gitarrenmacher, er wird also wahrscheinlich
Geigen nur repariert haben.
Geigenzettel: Abb. 851 (Kupferstich).
Zeyden, van der, siehe v. d. Syde
Zharski, Ignatz. — Lemberg. 1847
Ist mir nur durch einen Reparaturzettel bekannt ge-
worden.
Geigenzettel: Ignatius Zharski repa- , ravit Leopoli
1847 (gedruckt).
Zlanni, Pietro. —Bologna. 1748. 1750
Er hatte ein schmales und flaches Patron, verarbeitete
gutes Holz, war aber kein großer Künstler. Dr. Lieber-
son in Charlottenburg besitzt eine Violine von ihm.
Geigenzettel : Petrus Zianni fecit / Bononiae anno 1 750
(gedruckt). — Pietro Zianni , Bologna 1748 (gedruckt).
Zidrich, Jakob. — Brunn. 1824
Ein wenig bekannter Instrumentenmacher, der 1824
das Bürgerrecht erwarb.
Ziegner, Herold. — Berhn. 1906. 1920
Guter Geigenmacher der Gegenwart, der bei Ernst
Keßler gearbeitet hat und auf der Weltausstellung 1911
in Turin gut vertreten war. Er verwendet geschriebene
Zettel und macht seine Geigen in allen Teilen eigen-
händig. Er baut sie über Form und gebraucht aus-
schließlich Öllack.
Ziernicki. — Krakau
Ein von A. Grabowski erwähnter Instrumentenmacher,
der eine Art Hackbrett erfunden hat.
Zielinski, Polikarp. — Warschau. 1850
Vermutlich aus Rudka stammend. Der Arbeit nach
könnte er ein Schüler Kanigowskis gewesen sein. Be-
kannter ist sein Bruder Michael Z., der ursprünglich
Musiker war, 1833 nach Frankreich ging, um Geigen-
macher zu werden, und schließlich Klavierbauer wurde.
Zillioli, Domenico. — Parma. 1792
Es gibt einige gute Geigen mit diesem Namen, den
auch Valdrighi (4478) aufzählt.
Zimbelmann, Fihppo. — Florenz. 1661
Sohn des Pietro Z. Ein Deutscher, der, wie zu seiner
Zeit viele, in Italien als Geigen- und Lautenmacher-
gehilfe einwanderte, wo er ang- blich erst in Florenz bei
Giovanni Suover arbeitete und sich dann selbständig
machte.
Zimmer, Karl. — Erlbach i. S. Geb. 1848,
. t 1882
Em talentvoller Geigenmacher, der als Gehilfe m den
ersten deutschen Werkstätten gearbeitet hat. Da er nur
wenige Jahre selbständig war und jung starb, hat er
nicht sehr viel Geigen gemacht ; die wenigen, die seinen
Namen tragen, werden jedoch sowohl wegen ihrer
.Arbeit als wegen ihres Tons geschätzt.
Zimmer, K. Otto. — Budapest. Geb. 20. Dez.
1865 in Erlbach i. S.
Schüler seines Bruders Karl Z. Zu seiner weiteren Aus-
bildung ging er zunächst nach Dresden, wo er bei
574
Zimmer Zöphel
Jühling und Weichhold arbeitete, später nach Leipzig
und Ostpreußen, von wo er 1892 nach Budapest be-
rufen wurde. Schon in Dresden machte er 1887 selb-
ständig eigene Geigen, die von Kennern gelobt wurden,
so daß er nichts unversucht ließ, was ihm die Möglich-
keit gewährte, seine Fähigkeiten besser zu entwickeln.
Im Jahre 1896 eröffnete er in Budapest seine eigene
Werkstatt und macht, zumeist nach Stradivari, sowohl
Geigen als Violoncelli. Besondere Sorgfalt verwendet
er auf die Ausarbeitung seiner Instrumente, die er rot,
gelb oder braun lackiert mit einem von ihm selbst her-
gestellten BernsteinöUack, der sich bewährt hat. Er hat
auf der Millenniums-Ausstellung in Budapest schon als
Gehilfe einen ersten Preis, auf der Pariser Weltaus-
stellung 1900 die silberne Medaille erhalten.
Geigenzettel: Abb. 844.
Zimmer, Max. — Nürnberg. Geb. 29. März
l874inGroßzöbern(Vogtl.)
Zuerst Schüler seines Bruders, des Zithermachers Otto
Z., arbeitete dann in Worms und in der Schweiz, zu-
letzt bei Haslwanter in München, und machte sich im
Jahre 1898 in seinem väterlichen Hause in Roßbach bei
Adorf selbständig. Er verlegte 1906 seine Werkstatt
nach Nürnberg und begann außer Zithern auch Lauten
und Geigen zu bauen. Er studierte die besten alten und
neuen Vorbilder und erwarb sich durch saubere Arbeit
und durch die Tonschönheit seiner Instrumente sehr
bald Anerkennung in weiten Kreisen. Seit er 1918 aus
dem Weltkrieg heimkehrte, hat er vorzugsweise Geigen
nach Stradivari und Guarneri gebaut, die er zumeist
mit Ollack versieht. Seine Arbeiten tragen in der Mitte
des Bodens die Buchstaben »M. Z. N.« als Brandmarke
und seinen Zettel. Er besitzt die goldene Medaille der
Nürnberger Ausstellung.
Geigenzettel: Max Zimmer / Instrumentenbauer /
Nürnberg [mit Vignette: Lautenspieler und Jahres-
zahl] (gedruckt).
Zimmer, Oskar, genannt Färber. — Geb. 1 1 . Mai
1870 m Markneukirchen
Schüler von Gustav Roth und der Fachschule seiner
Vaterstadt, die er mit Auszeichnung absolvierte. Seine
Ausbildung schloß er als Gehilfe bei Hans Jaeger, Emil
Hjorth in Kopenhagen und Piegendorfer in Augsburg
ab. Heimgekehrt eröffnete er seine eigene Werkstatt,
die sich bereits des besten Rufs erfreut. Er betätigt sich
als sorgfältig arbeitender Reparateur und zeichnet sich
auch im Neubau von Streichinstrumenten und Lauten
aus. Er verwendet Spiritus- und Öllack und versieht
seine neuen Instrumente auf dem Boden mit dem
Brandstempel: »Färber«.
Zimmermann. — Justingen (O.-A. Mün-
singen, Württemberg). 1850. 1860
Ein Schullehrer, der aus Liebhaberei Geigen nicht
ungeschickt machte und zu guten Preisen verkauft
hat.
Zimmermann, Julius Heinrich. — Petersburg,
Moskau, Leipzig, Berlin, Riga und London.
Geb. in Sternberg i. M. 1851
Fabrikant von Musikinstrumenten (Saiten-, Blech- und
Holzinstrumenten); errichtete sein Geschäft 1876 in
Petersburg, 1882 in Moskau, 1886 in Leipzig und 1905
in Riga; beschäftigt in den genannten Städten als Werk-
stattleiter tüchtige Fachleute wie Robert Hammig,
Reichel, Roth, Bohlig, Fischer und Paulowitsch. In
seinen neu eingerichteten Werkstätten werden jetzt
auch Luxuslauten und Gitarren in künstlerischer
Vollendung angefertigt. Auch unterhält er ein reich-
haltiges Lager alter Saiteninstrumente.
Geigenzettel: Jul. Heinr. Zimmermann. / Leipzig,
18 . . . No. . . . (gedruckt). — Jul. Heinr. Zimmer-
mann / St. Petersburg, 18 . . . No. . . . (gedruckt). —
Jul. Heinr. Zimmermann / Moskau, 18... No. . . .
(gedruckt) Jul. Heinr. / Zimmermann / Leipzig-
Berlin 19 . . (gedruckt).
Zimmermann, Matias. — St. Polten
Ein Geigenmacher, der 1677 Bürger der Stadt St.
Polten wurde, von dem mir jedoch bisher keinerlei
Arbeiten zu Gesicht gekommen sind.
Zimmermann, W. W., hat ein Geigengeschäft
in Riga
ZIpres (?) in Schongau
Ein von Trautmann erwähnter Lautenmacher des
16. Jahrhunderts. Da im Schongauer Stadtarchiv an-
scheinend keinerlei Akten erhalten sind, die sich auf
die einst dort ansässigen tüchtigen Lautenmacher be-
ziehen, ist es mir vorläufig nicht möglich, zu erraten,
wie der Name wirklich gelautet haben muß, den Traut-
mann sicher schlecht gelesen hat. (Vielleicht Ziprer,
Zipperer?)
Zobel, Wenzeslaus. — Budapest. 1786
Seiner Arbeit nach dürfte er aus der gleichen Schule
wie Sebastian Dalinger in Wien hervorgegangen sein,
wenn er nicht selbst ein Dalingerschüler war. Seine
Geigen erinnern so an die frühen Arbeiten Dalingers,
daß diese Annahme gerechtfertigt erscheint.
Geigenzettel : Abb. 848.
Zöccoli, Pietro. — Modena. 1753
Er war nach einer unverbürgten Angabe ein Schüler
von Domenico Bonardi. Seine Geigen haben gutes Holz,
kleine Schnecke und weite F-Löcher. Der Ton ist
unbedeutend.
Zölch, Julius, arbeitete im letzten Jahrzehnt
des 19. Jahrhunderts als Geigenmacher in
Fleißen
Zöphel, Adolf. — Magdeburg. Geb. 1874 in
Gürth bei Bad Elster
Er lernte drei Jahre lang in Markneukirchen bei
E. Hermann Petzold und kam 1 893 zu Faßmann nach
Zofahl — Zunterer
575
Magdeburg, 1897 leitete er selbständig eine Geigen-
macherwerkstatt und begründete 1899 sein eigenes Ge-
schäft, in dem er vielen Zuspruch findet. Er bereitet
seinen Lack selbst und baut Geigen und Violoncelli,
hauptsächlich aber beschäftigt er sich mit Reparaturen.
Er besitzt mehrere Medaillen und andere Aner-
kennungen.
Zofahl (Zofall), Georg. — Budapest. 1837
Mittelmäßiger Geigenmacher.
Zofahl, Rudolf. — Budapest. Um 1850
Vielleicht der Sohn von Georg Z. und mit diesem
gleichvi'ertig.
Zolfanelli, Giuseppe. — Florenz. 1690. 1697
Sohn des Francesco Z. Er machte allerlei Musik-
instrumente, hat aber auf keinem Gebiete etwas Her-
vorragendes geleistet.
Zoller, Oswald. — Innsbruck. Geb. 1774,
t 28. Dezember 1816
Er war Instrumentenmacher. Da der Magistrat von
dem sich um die Zulassung als Instrumentenmacher an
Stelle Zollers bewerbenden Joh. Fritz die selbständige
Anfertigung einer neuen Geige verlangte, so ist anzu-
nehmen, daß auch dieser sich als Geigenmacher be-
tätigte. Arbeiten von ihm kenne ich jedoch nicht.
Zollner (Zöllner), Salomon. — ? 1791
Eine achtsaitige Laute von ihm findet sich in der
Sammlung Henri Gosselins.
Zorzi s. De Zorzi
Zublrch (Zubisch?), Johann Friedrich. —
Breslau. 1778
Ziemlich selten vorkommender Geigenmacher, dessen
Arbeit nicht ungeschickt ist.
Geigenzettel : Johann Friedrich Zubirch / Lauten- und
Geigenmacher / in Breslau a. 1778 (geschrieben).
Zucchi, Giovanni. — Finale-Emilia (Modena).
1890
Sohn des Carlo Z. Er ist mir nur als Mandohnen- und
Gitarrenmacher bekannt geworden; auch Valdrighi
(4481) erwähnt ihn.
Zudeck (?), Christoph. — (Schwarzwald). 1 701
In einer Viola, die an Füssener Vorbilder erinnert, mit
hohen Zargen, innen ohne Reifchen, aber gut lackiert,
findet sich der im Namen nicht sicher lesbare (Ludeck?)
Zettel: Christoph Zudeck, Viol Schnützer / von
Schwartzwaldt Anno 1701 (geschrieben).
Züst, J. E. — Zürich. Geb. 1864 in St. Gallen
Schüler von Wilhelm Marks in München, arbeitete als
Gehilfe in Linz a. D., Straßburg i. E., Wiesbaden,
Kreuznach und Hildesheim, machte sich 1886 in St.
Gallen, wo sein Vater, ein tüchtiger Organist und
Orgelbauer, seit 1840 einen Instrumentenhandel be-
treibt, selbständig und siedelte 1893 nach Zürich über.
Er hat sich nicht nur durch seine selbstgebauten Vio-
linen, Violen und Violoncelli, bei denen er die Jos.
Guarnerimodelle bevorzugt, einen guten Namen ge-
macht, sondern besitzt auch einen ausgezeichneten Ruf
als Reparateur. Von Bedeutung sind seine Erfolge in
der Nachahmung alter italienischer Lackierungen. Für
seine Streichinstrumente hat er verschiedene erste
Preise erhalten; er arbeitet mit vier Gehilfen und
handelt auch mit alten Meisterinstrumenten.
Geigenzettel : Abb. 849.
Brandmarke: Nr. 17.
Zugolo, Pietro. — Udine. f 1888
Geschätzter Geigenmacher. Vielleicht zur Familie
Zoccoli gehörig. Auch ein Federico Z. lebte im
19. Jahrhundert in Udine.
Zunterer, Anton. — München. Geb. 1858 in
Mittenwald a. I., f 1917
Erhielt seine Ausbildung in der Geigenbauschule zu
Mittenwald, arbeitete dann bei A. Sprenger in Stutt-
gart und G. Lemböck in Wien sowie bei F. Ranftler in
München, dessen Nachfolger er 1888 wurde. Er machte
neue Geigen nach den Modellen von Stradivari und
Guarneri und verwendete je nach Bedarf Ol- oder
Spirituslack; er war Hoflieferant und beeideter Sachver-
ständiger für alte Musikinstrumente. Sein gleich-
namiger Sohn, der gleichfalls Instrumentenmacher ist,
und seine Geschwister führen mit der Witwe das Ge-
schäft fort.
Geigenzettel : Anton Zunterer ,' München (gedruckt).
Zunterer, Conrad. — Seefeld (Tirol). Geb.
17. Dezember 1717, f 12. Februar 1778
Er war (nach Dr. Fr. Waldner) der Sohn eines Schrei-
ners und hat hauptsächlich Bässe gemacht. Solche be-
finden sich auf dem Chor der Servitenkirche m Inns-
bruck und auf dem Chor der Pfarrkirche in Sterzing.
Geigenzettel: Konradt Zunterer / Seefeld Ao. 1775
(geschrieben).
Zunterer, Leopold. — Seefeld i. T. Geb.
H.November 1722, f I3.juh 1792
Bruder von Conrad Z. Er wird, wie Dr. Fr. Waldner
mitteilt, als Geigenmacher und Spielmann bezeichnet.
— Arbeiten von ihm kenne ich nicht.
Zunterer (Zunzerer), Pancraz. — Seefeld
(Tirol). 1749
Der Name Zunterer war in Seefeld sehr verbreitet, ein
Pancraz kommt jedoch in den Kirchenbüchern nicht
vor. Seine Existenz beweist aber eine Geige mit unten-
stehendem Zettel. Der Tiroler Stil ist unverkennbar,
wenn auch die Arbeit nur mittelmäßig genannt werden
kann.
Geigenzettel : Poncraz Zunzerer zu / Seefeld in Tyrol
1749 (gedruckt).
576
Zuzulas Zytomierzki
Zuzulas, Spiridion. — Athen. 1888
Ein griechischer Lauten(Mandolinen-)macher, der auf
schöne Ausstattung seiner Instrumente Wert legte.
Z Vetsina s. Velwarsky
Zwerger, Anton. — Mlttenwald. 1750. 1793
Vielleicht der Vater des gleichnamigen Passauer
Meisters. Seine Arbeit ist gut und der Klotzschule nahe-
stehend.
Geigenzettel : Antoni Zwerger Geigenma- / eher in
Mittenwald an der Iser / An. 1 790 (gedruckt).
Zwerger, Anton. — Passau, Salzburg. 1788.
1823
Wahrscheinlich aus Mittenwald, wofür auch seine
Geigen sprechen, die ganz den Stil und Lack der Klotz-
schule aufweisen. Die Decke ist meist von sehr gutem
Holz, der Lack rotgelb und der Ton ansprechend. Er
war in Passau bischöflicher Hoflauten- und Geigen-
macher und hat auch eine Zeitlang in Salzburg ge-
arbeitet. Eine Geige von ihm besitzt das städt. Museum
Carolino-Augusteum in Salzburg.
Geigenzettel : Anton Zwerger kurfürst. Hof- und
bürgl / Geigenmacher in Salzburg 1804 , reparavit.
(gedruckt). — Antoni Zwerger Hof Lauthen- und
Geigenmacher Passau anno 1 790 (gedruckt).
Zwerger, Blasius. — Mittenwald. Geb.
3. Februar 1768
Sohn von Ignaz Z. Eine Mittenwalder Geige mit ge-
schriebenem, schwer leserlichem Zettel und der Jahres-
zahl 1790 könnte von ihm herrühren, doch steht nicht
einmal fest, ob dieser Sohn von Ignaz Z. auch wirklich
Geigenmacher wurde.
Zwerger, Franz Xaver. — Neuburg a. D. Geb.
5. Juli 1763 in Mittenwald, f um 1830
Wahrscheinlich ein Sohn von Ignaz Z. Er ließ sich nach
Hollmayrs Tod in Neuburg nieder und erbat 1795 die
Aufnahme unter die dortigen Gewerbetreibenden. Er
arbeitete nach Stainer, wählte die Wölbung jedoch
flacher und ließ die Hohlkehle beinahe ganz fehlen.
Sein Holz ist gut, aber jetzt meist dem Wurmfraß ver-
fallen. Die Schnecke ist sauber gearbeitet, aber plump
in der Form, und der Lack spröde (meist zitronengelb),
dagegen ist der Ton oft recht edel.
Geigenzettel : Franz Xaver Zwerger Geigenmacher in
Neuburg / 1812 a/D. (gedruckt).
Zwerger, Ignaz. — Mittenwald, Neuburg a. D.
1755. 1770
Tüchtiger Meister, der nach Neuburg übergesiedelt
sein soll. Belege dafür sind nicht aufzutreiben gewesen,
und das Bürgerrecht in Neuburg scheint er auch nicht
erworben zu haben.
Geigenzettel: Ignati Zwerger, Geigenma- / eher in
Mittenwald. 1755 (gedruckt).
Zwerger. — Neuburg a. D. Mitte des 1 9. Jahr-
hunderts
Sohn von Franz X. Zwerger und wahrscheinlich auch
dessen Schüler, mit ihm aber in keiner Weise zu ver-
gleichen.
Zwiebelmann, C. J. J. F. H. — Lübeck, f 1897
Ein Musiker, der für untergeordnete Instrumenten-
händler Reparaturen in mangelhafter Weise ausführte.
Zymbrecht (?). — Füssen. 161 1
Eine sehr schadhafte Gamba, die ich auf dem Chore
einer Kirche im Allgäu gesehen habe, trug diesen
Namen. Es war wohl nur der Taufname (= Simbrecht
oder Simbert), der ja in Füssen sehr gebräuchlich war.
Zytomierzki, Kasimir. — Warschau. 1860
Em Zollbeamter, der aus Liebhaberei eigenartige
ßogeninstrumente gemacht hat.
DIE BEKANNTESTEN BOGENMACHER
WERKSTATTNAMEN UND LADENSCHILDER
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I.utlucr delAcadeime de. Mii/lqiie
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A PARIS
DIE BEKANNTESTEN BOGENMACHER UND EINIGE SOLCHE
GEIGENMACHER, DIE AUCH GUTE BOGEN GEMACHT HABEN
Acton, William J. * 1848. London, WooKvich.
Adam, Jean. 1790. 1820. Mirecourt.
Adam, Jean Dominique. * 1795, f 1864. Mirecourt.
Adam (Grandadam). * 1823, f 1869. Mirecourt.
Alban. Matth. *1621, f 1712. Bozen.
.Aubry, Fran?. 1757. 1767. Mirecourt.
Audi not, Nest. Dom. * 1842.
Bailly, Antoine. 1763. 1785. Mirecourt.
Barnes, Rob. 1765. 1794. London.
Baroux, Charles. 1772. Mirecourt.
Baroux, Charles. 1830. Paris.
Baur, Martin. 1793. f 1875. Stuttgart.
Bausch, L. CA. * 1805. f 1871. Dresden, Dessau,
Leipzig usw.
Bausch, Ludw.d.J. * 1829, t 1871. Leipzig.
Bausch, Otto. * 1841, t 1875. Leipzig.
Bazin, Charles. * 1847. Mirecourt.
Bazin, Louis. *I881. Mirecourt.
Bazin, Gustave. * 1871. Mirecourt.
Bernard, Jacques. 1780. Mirecourt.
Bichet. Mansuy. 1780. Mirecourt.
Bienfait, Paul Emile. * 1857. Paris.
Bohmann, Jos. * 1848. Chicago.
Bontemps, Dom. 1764. Mirecourt.
Braglia. Ant. 1790. f um 1820. Modena.
Breton, Fran?. * 1760, f 1830. Mirecourt.
Brown, James jun. * 1786, f 1860. London.
Cabasse (Gabasse), Jean. 1778. Mirecourt.
Cabley, Jean Claude. 1762. 1782. Mirecourt.
Chanot, G. * 1855. Manchester.
Claine, Jean. 1780. Mirecourt.
Claude, Vincent. 1779. Mirecourt.
Claudot, Charles. 1775. Mirecourt.
Colas, Prcsper. * 1842. Paris.
Colin, Louis. 1770. Mirecourt.
Colin, Nie. 1765. 1789. Mirecourt.
Collona. 1897. 1900. Paris.
Corsby. 1789-1830. London.
Cuniot- Hury, Eug. *1861. Mirecourt (Fabrik).
Darbey, G. 1882. 1900. Bristol.
Dassigny, Jacques. 1775. Mirecourt.
Delaine, Jean. 1788. Mirecourt.
Delette, Charles. 1775. Mirecourt.
Didelin, Nie. Henry. 1770. Mirecourt.
Diehl, August. * 1852. Hamburg.
Diter, Paul. * 1879. Marseille.
Dodd, Edw. 1705. f 1810. London.
Dodd, James sen. 1835. London.
Dodd, J: 1851.
Dodd, John Kew. 1752. fl839. London.
Dodd, Thom. sen. 1786. 1820. London.
Dollenz, Giov. 1800. i 1850. Triest.
Duchene, Nie. L 1780. Mirecourt.
Duchene, Nie. IL 1783. Mirecourt.
Duff, Will. * 1810, t 1882. Dunkeid.
Dupont, Fran?. f 1780. Mirecourt.
Eisele s. Heisele.
Eury, Frang. 1755. Mirecourt.
Eury. 1810. 1830. Paris.
Faßmann, Gust. 1858. 11893. Magdeburg.
Fischer. 1910. Brambach.
Fonclauze, Jos. * 1800, f 1864. Paris.
Forster, William IIL * 1764, f 1824. London.
Fran9ois(?). Paris.
Friedrich, John. * 1858. New York.
Gand & Bernardel. 1890. Paris.
Gaudet, Joseph. Mirecourt. XIX. Jahrh.
Gaudre, Nie. 1780. Mirecourt.
Gaulard. 1835. Troyes.
Gautrot (Fabrik). 1879. Chateau-Thierry.
Genin, Jos. 1778. Mirecourt.
Gläsel, Ernst. * 1849. Markneukirchen.
Gläsel, Oskar. * 1850. Markneukirchen.
Glaß, Franz Joh. * 1847. Leipzig.
Grandadam s. Adam.
Günther, Franz. * 1857. Halle, Potsdam, Berlin.1
Gütter, Wilh. Ernst. * 1840, f 1897. Markneukirchen.
Guinot, Claude Nie. 1760. 1780. Mirecourt.
Guinot, Jean. 1772. Mirecourt.
Harlott, Franf. 1757. 1772. Mirecourt.
Harmand. 1830. 1870. Mirecourt.
Havas, Stefan. * 1872. Budapest.
Heisele (Eisele), Jakob. 1614. 1629. Modena.
Henry, J. * 1823, f 1870. Paris.
Husson. Charles Claude I. 1850. 1870. Mirecourt.
Husson, Charles Claude II. * 1847. Paris.
Jacobsen, Thomas. 1810. f 1853. Kopenhagen.
Jacquot, Nie. II. * 1750, t 1841. Mirecourt.
Jühling, Franz. * 1838. Dresden.
Jühling, Walter. * 1880. Dresden.
Ivanoff, Wl.Wass. 1885. f nach 1890. St. Petersburg.
Kabinger, Jakob. 1840. 1857. Budapest, f 1876
in Kiew.
Kanigowski, Fried. 1840. 1850. Warschau.
Keiler, Jos. 1910. Dürngrün bei Schönbach.
Keßler, Ernst. * 1856. Berlin (Charlottenburg).
Kittel. Nik. 1839. 1870. St. Petersburg.
37*
580
Die bekanntesten Bogenmacher
Knopf, Christ. Fried. Wilh. * 1815, f 1897. Dresden.
Knopf, Christ. Wilh. * 1767, f 1837. Markneukirchen.
Knopf, Heinr. * 1839, f 1875. Berlin.
Knopf. 1873. 1837. Berlin.
Knopf, Hcn.y Rieh. * 1860. New York.
Knopf, Joh. Wlh. * 1835. Dresden.
Knopf, Karl Wilh. * 18J3, f 1860. Markneukirchen.
Köhler, Ludw. * 1859. Budapest.
Kowansky, Werzel. XVIII. (Böhmen.)
Kreul. 1910. Brambach i. S.
Künzel, Ernst. 1910. Hohendorf i. S.
Krolle, Jean Bapt. 1785. Mirecourl.
Lafleur, Jacques. * 1760, f 1832. Paris.
Lafleur, Jos. Rene. * 1812, f 1874. Paris.
Lagarde, Ant. * 1798. 1840. Mirecourt.
Lamy, Alfr. Jos. * 1850. Paris.
Leeb, Andreas Carl. 1784. 1813. (Preßburg) Wien.
Lefevre, Touss. Nie. G. 1762. 1789. Paris.
Leicht, Max. 1910. Hohendorf.
Leman, Anatol. * 1859. St. Petersburg.
Lenoble, Auguste. * 1828. f 1895. Paris.
Leykom. 1910. B ambach.
LhuUier, Jos. 1765. Mirecourt.
Lhullier, Jos. Phil. 1762. Mirecourt.
Lund, Niels Jensen. 1784. 1858. Kopenhagen.
Lupot, Fran^ois. * 1774, f 1837. Paris.
Maire, Michel. 1760. Mirecourt.
Maire, Nie. * 1800, f 1878, Paris.
Mal ine. Um 1850. Mircrourt.
Marchand, Jacques. 1784. Mirecourt.
Marchand, Jos. 1745. 1770. Mirecourt.
Martin, Wilh. Ernst. * 1862. Markneukirchen.
Massen, Claude Fran^. Mirecourt.
Mathieu, Fran^. 1774. Mirecourt.
Maury, Fran^. 1763. Mirecourt.
Meer, E. van der. 1906. Amsterdam.
Mentiply, Andrew. A. * 1858. Ladybank.
Merz. Aug. * 1851, t 1910. Altenburg i. S.-A.
Miquel, Claude. 1765. Mirecourt.
Miquel, Emile. * 1851. f 1911. Mirecourt.
Miquel, Jean Nie. 1780. Mirecourt.
Miquel, Nie. 1765. Mirecourt.
Miremont, Claud.Aug. * 1827, f 1887. Paris.
Möckel, Osw. * 1843, t 1902. Berlin.
Möller, Max. * 1875. Amsterdam.
Moinel, Barthelemy. 1789. Mirecourt.
Montefiori, Erminio. 1860. Genua.
Mousset, Jean Bapt. 1788. Mirecourt.
Nicolas, Jean. Mirecourt.
Norris, John. * 1739, f 1818. London.
.Nürnberger, Adolph. 1890. 1900. Markneukirchen.
Nürnberger, Franz Albert I. * 1826, f 1895. Mark-
neukirchen.
Nürnberger, Franz Albert II. * 1854. Markneukirchen.
Nürnberger, Joh. Christoph. * 1839, f 1899. Mark-
neukirchen.
Nürnberger, Karl Albert. 1908. Markneukirchen.
Nürnberger, Karl Gottlob. * 1793, f 1868. Mark-
neukirchen.
Nürnberger, Phil. Paul. * 1882. Markneukirchen.
Pacherel, Nie. 1762. Mirecourt.
Pageot (Pajeot). * 1791, f 1849. Mirecourt.
Pageos, L.Simon. 1780. 1795. Mirecourt.
Palfner, Alois. * 1884. Graz.
Panormo, Georg Louis. 1774. 1842. London.
Panormo, Joseph. 1773. 1825. London.
Paquotte, Jean Bapt. * 1827, f 1900.
Paulus, Joh. Gge. 1790. Potsdam.
Peacock, John. 1880. 1900. Melbourne.
Peccate, Charles. * 1850. Paris.
Peccate, Dom. * 1810, f 1874. Paris.
Peccatte, Fran?ois (Jeune). * 1820, f 1855. Paris.
Pellegri, XIX. Parma.
Persois. 1820. 1850. Paris.
Pfretzschner, Herm. Rieh. * 1857. Markneukirchen.
Pfretzschner, Rieh. * 1832, f 1893. Markneukirchen.
Pfretzschner, Wilh. Aug. 1905 (Fabrik). Markneu-
kirchen.
Pfuntmichel, Joh. 1808. Mittelwalde.
Philbert, Jos. 1770. Mirecourt.
Piat, Jean. 1760. 1780. Mirecourt.
Pieron, Jos. 1788. Mirecourt.
Pieron, Nie. 1789. Mirecourt.
Poirson, Justin. * 1851. Paris.
Praga, Eugenio. * 1847. Genua.
Prell, H. W. Markneukirchen. * 1875.
Radel, Philipp. 1778. Mirecourt.
Raison, Ferry. 1770. Mirecourt.
Rakowsky, A. 1834. 1856. Paris, Grenoble.
Rau, Aug. * 1866. Markneukirchen.
Rau, Charles. * 1891. Markneukirchen.
Reichel, Aug. Anton. *1841. Markneukirchen.
Reiche!, Joh. Gottlob. *1753, tl831. Markneukirchen.
Reiter, Joh. Bapt. * 1834, f 1899. Mittenwald.
Remy, Mathurin Fran?. 1760. 1800. Paris.
Riechers, Aug. * 1836, f 1893. Hannover, Berlin.
Ronchini, Raffaello. 1851. Fano.
Roth, Gust. * 1852. Markneukirchen.
Rymwid- Mickiewicz, Jos. * 1869. Odessa.
Salzard, Jean. 1870. Mirecourt.
Samuel, J. Claude. 1760. Mirecourt.
Sartory, Eugene. *1871. Paris.
Schaffner, Max. * 1870. Markneukirchen, Hamburg.
Schramm, Joh. G. 1805. f 1850. Gotha.
Schubert, Christ. Wilhelm. 1877. Markneukirchen.
Schubert, Wilhelm. 1876. Markneukirchen.
Schult, J. H. * 1866. Lübeck.
Schuster, Jos. Ig. * 1865. Fleißen.
Die bekanntesten Bogenmacher — Werkstattnamen und Ladenschilder
581
Schuster, Jos. Joh. 1890. Fleißen.
Schuster, Wilhelm. 1876. Markneukirchen.
Schwab, Ernst. 1910. Hohendorf i. S.
Schwartz, Georg Fried. * 1785, f 1849. Straßburg.
Simon, P. *1808, tl882. Paris.
Simpson, Thom. 1910. Birmingham.
Sirjean. 1818. Paris.
Sitt, A. * 1819. t 1878. Prag.
Stark, Gust. * 1861. Rohrbach bei Brambach.
Strotz, Jos. * 1715, t 1760. Markneukirchen.
Süß, Joh. Christ. * 1829, t 1900. Markneukirchen.
Szimansky, Heinr. * 1867. Berlin.
Tadolini, Ignazio. * 1797, f 1873. Modena.
Teufelsdorfer, Peter. * 1784, f 1845. Budapest.
Tielke, Joachim. * 1641, f 1719. Hamburg.
Theriot, Nie. (Thiriot, Tiriot). 1780. Mirecourt.
Thomä, Adolf. *1872. Hohendorf i. S.
Thomä, Hermann. * um 1861. Schönberg i. S.
Thomassin, Louis. * 1855. Paris.
Todt, Heinr. * 1862. Markneukirchen.
Tourte. 1740. 1786. Paris.
Tourte, Fran^ois. * 1747. f 1835. Paris.
Tourte, Xavier. 1770. 1786. Paris.
Tubbs (Familie, jetzt James Tubbs & Co.). London.
Va-ou-il-me-plait, Fran^. 1789. Mirecourt.
Verny (Vemier), Jean Bapt. 1777. Mirecourt.
(Verpy, J. B. 1767. 1773.)
Vigneron, Jos. Arthur. * 1851. Paris.
Vivaldi, Ant. XVIII. (Verbesserte den Bogen.)
Voigt, Carl Hermann. * 1850. Wien.
Voigt, Joh. Gg. II. * 1752, t 1842. Markneukirchen.
Voirin, Franf.Nic. * 1833, f 1885. Paris.
Voirin, Joseph. * 1830. Paris. Chateau-Thierry.
Vuillaume, Jean Bapt. * 1798, f 1875. Paris.
Vuillaume. Nie. Fran?. * 1802, | 1876. Brüssel.
Vuillaume, Sebast. * 1835, f 1875. Paris.
Watson, F. 1910. Rochdale.
Weichold, Richard. * 1823, f 1902. Hamburg, Dresden.
Wettengel. Gust. Ad. 1820. 1830. Markneukirchen.
Wild. Wilhelm. 1877. Markneukirchen.
Wilfer, Josef. 1820. Absroth.
Wunderlich, Friedr. * 1878. Leipzig.
Wunderlich, Heinrich Wilh. * 1841, f 1917.
Wunderlich, Otto Felix. * 1873. Moskau.
Zanotti, Cristofano. 1685. Modena.
Züst, J. E. * 1864. Zürich.
WERKSTATTNAMEN UND LADENSCHILDER
Ä l'accord parfait. Decombe. Paris. 1789. 1800.
.Accord, Au tendre. .Antoine Lecomte. Paris. 1775. 1800.
.Accords, Aux tendres. Ch. M. Gand. Versailles. 1748.
t 1820.
.Amateurs, Aux. L. Renaudin. Paris. 1749. 1795.
.Angele, AI segno del. Pietro Giov. Mantegazza u.
Brüder. 1750. 1790.
Antonio da Padua. AI segno di, S. P. .A. Bellone. 1691.
ApoUon, Au dieu. P. F. Grosset. Paris. 1744. 1762.
.Apollon, Au Dieu. Prevost. Paris. 1775 — 88.
Aquila, AI segno dell. Carlo G. Testore 1687 — 1720.
C. A. Testore 1 730—1 764. P. Ant. Testore 1 690—1 760 ').
Aquila d'oro, AU' insegna dell. Christ. Cocks in Venedig.
.Aquila. Neil'. G. F. Leoriporri. Mailand 1758.
Basso (Bosco), Dell'. Zuane Rechardini. Venedig. 1650.
1609.
Bass-Viol, At the. B.Norman. London. 1688. 1740.
Bass-Viol, .At the. Gross und Norman in London.
1715. 1751.
Bass violin, At the. Rob. Thompson. London 1749
bis 1764.
') Die Familie Testore brannte auch das Bild eines
• Adlers ein.
Cecile, .A Sainte. Mougenot. Rouen. 1713. 1766.
Cecile, A St^. Mennesson. Reims. Geb. 1842.
Cecile, St., de Thermes. J. Bapt. Vuillaumes Werk-
statt. XIX.
Ceciliae, Sub titulo S. Carlo H. Tononi. Venedia
1728. 1768.
CeciUe, Ä St^ Salomon. Paris 1740. 1771.
Chatdore, Au. Le Duc. G. Paris. 1646.
Cigognes, Auconcert de. Joh.Reinh. Storck. Straßburg.
1766. 1785.
Citern, At the. Miller. London 1750.
CoUosso. AI segno del. Giov. Domenico Serasati in
Mailand. 1775.
Corelli's Head, At. Sam. Collier. London. 1750. 1755.
Corona, AUa. M. Sellas. Venedig. 1600. 1639.
Corona, .AI segno della. Andrea Grancino. 1646. Auch
die übrigen Grancini in Mailand, ferner von 1737 an
Ferdinande Alberti.
Corone, AI segno delle due. Giov. I. Grancino 1645.
Cremona, AI insegna di. Matteo Gofriller. 1690. 1742.
Cremonae, Sub signo. Gennaro Vinaccia. Neapel
1755. 1778.
Cremonae, Sub signo. Dom. Montagnana. 1690. 1750.
Cremone, A la ville de. Charotte- Millot. Mirecourt
1810—48. auch N. Florentin.
582
Werkstattnamen und Ladenschilder
Cremone, A la ville de. Dld. Nicolas l'aine. Mire-
court. 1757 fl833.
Cremone, Ä la ville de. Nie. Duchene. 1742. 1774
Cremone, A la ville de. Louis Lagetto. Paris 1753.
Dominique Didelot. Mirecourt 1820, auch Domi-
nique II. Didelot.
Cremone, Au violon de. Gerard Deleplanque. Lille
1790.
Cremoneser, Zum (a Cremonaihoz). A. Bergmann.
Budapest 1898.
Cytre allemand. Au. Laurent. Paris 1774. 1789.
David, Au roi. Claude Vuillaume und Söhne m
Mirecourt.
David, Au roi. Jacques Pierre Thibout. Paris 1779
bis 1856.
David, Au roi. L. Harmand. Mirecourt. XVIII.
David, Au roy. J. R. Bertet. Paris 1754.
David, Au roy. Marc. Snoeck (Broche). Brüssel. 1726.
tl762.
Davide, All msegna del Santo Re. . . Giac. Rivolta.
Mailand 1800. 1834.
Dolphin and Crown, At the. John Young. London 1724.
Duc dore. Au (au chat dore). Leduc. Paris 1647.
Fortunae, Sab titulo. Ant. Zanotti. Mantua 1709. 1738.
Fortune, Ä la. E J. Ch. ve. Paris 1770.
Geigen, Hey den drey. Thom. Edlinger. Prag 1662.
tl729.
Genie de l'harmonie. Au. Jacquet. Paris 1765.
Giglio, AI isegno del. Carcassi in Florenz 1738. 1737.
Givia, Alla (?). Pietro Railich. Venedig 1644.
Guitarre des Dames de France, de la. Didelin. Nancy
1720—65.
Guitarre royale, A la. Claude Boivin. Paris 1730.
1754.
Hand and crov^n, At. ye William Turner. London 1650.
Harmonie, Au Dieu del'. J. Ch. L. Jeune. Paris 1776
bis 1822.
Harmonie, Au gerne del". Louis Socquet 1740 bis
1799 (vgl. Jacquet).
Harp and Crown, At the. Ed. Dickinson. London 1750.
1790.
Harp and Crown, At the. John Barret, Piccadilly.
Harp and Crown, At the. John Johnson. London 1753.
Harp and Flute. Joseph Hill, f 1784.
Harp and Hautboy, At the. Thom. Smith 1756—1799.
Auch Jos. Hill hatte um 1740 das gleiche Schild.
Harp and Hautboy, At the. P. Wamsley. London 1727.
1751.
Harp, At the goulden. John Shaw, London 1655.
1698.
Harp, At ye golden. Peter Wamsley. London 1727.
1751.
Harpe Royale, A la. Fran^. Le Jeune. Paris 1755 — 89.
Luna, Sub segno della. Caspare Vimercati. Mailand
1790.
Luth, A la. Des Rousseaux. Verdun 1755.
Luth royal. Au. Antoine Saint-Paul. Paris 1768. 1789.
Luth royal. Au. Antoine D'Hespont. Paris 1634.
Lyon, At the black.John Browne. London 1680. 1743.
Lyre d'Apollon, A la. Pierre Saint-Paul. Paris 1740
bis 1743.
Madonna del Ricci, Dalla. Lor. Carcassi. Florenz 1738.
■1757.
Melodie, Ä la. J. P. Michelot. Paris 1790.
Monteverdi, Claudio, sub signo Claudii Monteviridi.
Aristide Cavalli 1856—1901.
Musette de Colin, Ä la. Gaffino. Paris 1734. 1780.
Pallada, Alla. Gaetano Pasta. Brescia 1710. 1760.
Pasquino, AI. A. Lauro. Rom 1608. 1610.
Pierre, Ä l'Image de St. Jean Hurel. Paris 1686. 1717.
Prelude espagnol. Au, Deshayes. Paris 1775. 1825.
Raphaelis archang, Sub titulo. S. A. Postacchini. Fermo
1810. 1854.^
Renomme. A la. Renault et Chatelain. Paris 1772.
1811.
Roi des instruments. Au. Henri Huel. Paris 1770 bis
1783.
Santo, AI. P. Railich. Padua 1655. Giovanni Railich
1678.
Scala, Alla. Fr. Bresa. Mailand 1708.
Sirena, AI segno della. C. F. Landolfi und Sohn Pietro.
Mailand 1750. 1779.
Sole, AI insegno del. Francesc u. Gius. Presbler. Mai-
land 1730. 1801.
Spectacles, Golden. Collingwood. London 1760.
Stella, Alla. Georgius Sellas. Venedig 1624.
Trinitä, Alla. Giovanni Maestro (di Enrico?). Rom
1590.
Victoire, A la. P. J. Cousineau. Paris 1770.
Venise, A la ville de, Salf. Mirecourt, um 1850 (und
wahrscheinlich auch Dom. Didelot).
Vi eile bourbonnaise, A la. Cailhe-Decante. Charroux
XIX, auch Pimpard-Cousin XIX/XX.
Vielle royale, A Ja. Jean Louvet (II). Paris 1750. 1789.
Vi eile royale, A la. Pierre Louvet. Paris 1747.
Vielleuse, Ä la belle. Melling. Paris 1753.
Viol and flute, At ye. J. Hare. London. XVIII.
Violin, Ye. Joseph Hill II. "London 1715-1784.
BRANDMARKEN UND GEIGENZETTEL
Brandmarken Nr. 1 — 25
585
8
9
10
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13
14
15
17
18
19
20
21
22
23
24
25
AHH.
AL.
Alla Corona
A|S
W|C
A. W. oder * A * W. *
BB.
* C * F ^c- M ■
C ^:- G * K.
DAS
D. B.
D. B-M. Collen.
.Arnold Bernhardt, Markneukirchen. * 1874.
.'\ntonio Gragnani. Livorno. 1741. 1800.
Andreas Hansen Hjorth. Kopenhagen 1759. 1834.
Andreas Qrl Leeb. Wien 1784. 1805.
Matteo Sellas. Venedig 1600. 1639.
.Anton Schumacher & W. Christ.
Augustin Claudot, Mirecourt. 1840. 1850.
Albin Wilfer. Leipzig. * 1870.
Benjamin Banks. Salisbury 1727 — 1795.
Carlo Antonio Testore. * um 16S8. 1764.
Christ. Fried. Meinel. (Mark-)Neukirchen 1730.
Christian Gottfried Kretzschmann. Markneukirchen 1773. 1842. (?)
(Diese Brandmarke mit : »Disciplina AntoniiStradivarii« zu deuten,
scheint mir in Anbetracht der Geigen in denen sie sich fand,
etwas gewagt.)
David Bittner. Wien 1845. f 1887.
Dierich Bochem. Köln um 1673.
Eugen Gärtner, Stuttgart. * 1864.
E. J. Züst. Zürich, geb. 1864.
Oskar Zimmer, Markneukirchen. * 1870.
Fried. Aug. Gläsel. (Mark.)Neukirchen. XVllI. Jahrh.
Franz Feilnreiter. * um 1785. t 1866.
Franz Geissenhof. Wien. * 1754. f 1821.
Fran?. Marie Pupunat. 1837. 1870.
Georg Adam 111. Gütter 1761—1829.
Giorgio Bairhoff (?). 1757. 1786.
Giov. Balt. Ceruti, Cremona. * um 1755, f nach 1817.
586
Brandmarken Nr. 26 — 54
25
27
23
29
30
31
I. A. R.
32
J. B.
33
I. B. G.
34
35
A I * C -;r F A
* I * C * H *
35
I. C. V.
37
I. C
V.
/ S ^i;- P * K * A * G / 1796
38
39
I E P
V I * G * F V
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
G C.
G. F.
G. L.
G R (im Kreis).
Cra/u) a.
emn
d.
I G.S.
* I * G * S -:K-
* I * G ¥ S *
I. G. S.
X I X G X V X
* J X X K *
I. K.
J. K.
I. 0. B., darüber drei Kronen.
I. V.
J. V. S. 1799.
iT
L. G.
L K (im Kreis)
Giuseppe Cerutti. Cremona 1787 — 1860.
Gottfried Fischer in Wien, f um 1888.
Gabriel Lemböck. * 1814. f 1892.
Giuseppe Rocca. Turin 1800. 1865.
J. B. Grand-Gerard, Mirecourt 1771. 1820
ohann Adam Reichel. 1782 — 1836. Markneukirchen.
ohn Blair. Edinburgh 1790. 1820.
Giov. Batt. Gabbrielli. Florenz 1710. 1740.
oh. Christ. II. Ficker. * um 1735. 1780 Markneu kirchen.
oh. Christ. Hammig. Markneukirchen 1732. f 1816.
ohann Christian II. Voigt. (Mark-)Neukirchen 1796.
Derselbe.
ean Etienne Pierre, Mirecourt. f 1760.
ohann Gottfr. Fischer. (Mark-)Neukirchen 1770. 1825. (Auch
Joh. Gottl. Ficker.)
oh. Gottfr. Hamm. (Mark-)Neukirchen 1744. 11817.
oh. Gg. I. Schönfelder. Markneukirchen. 1677 — 1712.
oh. Georg II. Schönfelder. Markntukirchen. * 1750. f 1824.
ohann Georg Schlosser (?). Klingenthal 1761.
ohann Georg Seidel. (Mark-)Neukirchen 1760—1813.
ohann Georg I. Voigt. (Mark-)Neukirchen 1748. 1802.
ohann Georg Karner. Enns. 1810. 1830.
oseph II. Keffer. Goisern 1739—1813.
OS. Klimits. Wien 1783. 1866 (selten gebraucht),
ohann Öhberg. Stockholm. 1723. f 1779.'
erolamo di Virchl. Brescia. * um 1523. 1573.
Brandmarke emer norwegischen Hummel.)
ohann Keffer. Goisern, Ischl 1790. 1810.
L.Garceux. Paris 1797. 1809 (?).
Lorenz Kriner * 1838. Stuttgart. New York.
Brandmarken Nr. 55—79
587
55
56
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71
72
73
74
75
76
77
78
79
L (Reichs- IV /r
adler.) ^^^
I \Y/ (Reichs-
Maggini, Gio. Paolo. Name als Umschrift im
Kreis, darin drei Sterne und darunter Schnecke.
Marquis de l'air d'oiseau
MEINEL (Krone darüber).
M. L.
MÖRSBURG
M. S. (Krone darüber)
M J^ H
MZN
N|C
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N C. N.
v^
■4f^
^4c
R Nico LAS AjNE
J. Nicolas Fils
'A^A
W. E.,
dic/Mjdt'JfM.
PEROU
-M: Seidel ^
S. N.
(Sonne)
T. B. V.
T. & L.
dazwischen em Anker
W. T.
Leonhard Maussiel. Nürnberg 1708. 1757.
Leopold Widhalm. * 1722. f 1776 in Nürnberg.
Gio. Paolo Maggini
Charles Claudot, Mirecourt. * 1794. t 1876.
Fried. Wilh. Meinel. f 1802.
Mangno Longo. Padua 1599.
Sebastian Wagner. 1788. 1799. Meersburg a. B.
Matteo Sellas. Venedig 1600. 1639.
Magnus Tieffenbrucker. Venedig 1557. 1621 (?).
iMax Zimmer, Nürnberg. * 1874.
Nathaniel Gross. London 1700. 1751.
Couturieux. Toulon 1842. 1850.
Nicolas Lupot, Paris. * 1758. f 1824.
Siehe Abbildung auf dem Abteilungstitel Brand-
marken und Geigenzettel
Didier Nicolas, l'Aine. Mirecourt 1757. 1833.
Joseph, Nicolas. Mirecourt 1796. 1864.
Paul Claudot. Mirecourt, * 1890. f 1886.
Nicolas Perou, Paris 1775. 1790.
Christian Wilhelm Seidel. Markneukirchen. * 1815.
Simpert Niggel. Füssen 1739. 1780.
Angele, Soliani. Modena. 1772. 1810.
Thomas de Bome. Versailles 1788 — 1803.
Thibouville Lamy. Mirecourt. * 1833.
Wendelin Tielfenbrucker. I
Padua 1572. 1611.
Wendelin Tieffenbrucker. I
L. Georges Warnecke, Nancy. 1826. 1827.
588
Geigenzettel A Abbildung 1—16
MICHAF
meFeat
BAJVliJ
grcecy
A7
IwwilTfBtJJSM
MATTHIAS ALBANUS fccit
BulfaniinTyrolii^9^.
10
HARLESF ALBERT
'^^^ PHILAJJELPHIA |cFaJ
FECIT ANNO IS
guter. I SSi
(^ Petrus Ambrosi Fecit Sl
0 Brhdae ij/^^ [}
t^^ s^^ %^^ \^^^ \^^^ s^^ ^
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>„x »«• V—"' >-^ «^
11
Sub difciplina Nicolai Am^ti
in eiusOflidnaCremonz.'iCi'^
^ Hue (£c bussy , N° 3o. F.aub. St.-Gcrmain, ^
pres larue de Seine, a faris.
ALDRIC, Lathier,
^ Fait Violon , Alto, Violencelle et Guit^re. J^
12
C. Nicolaus Amati fecit
Bonomse i7->
13
Afox/Vwe ' ANOARD
Luthier- ^ Paria
Rue de Seine , N° 71, prcsceäc de Bu.
ALDRIC,
Luthier ä Paris . an 18^
14
-/^i^i?
N. AXJDINOT
17, Boulevard Bonne-Nouvelle
JL U-riM I E R V
FLE"VE de VUlLLAUIVtE . \ ;
i^
Geigenzettel A / Abbildung 17 — 23
589
P^it 'psffi'ÄmSrc^
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■%! . I fl. 1 I
17
Paulus Alletffee
fecit Monachii.
18
19
^ntonlus, Sc Hteronymus Fr. Aman
Cremonen. Andreae fil. F. I 630
20
HieroiiimusAmati Cremonensis
Pecit Anno Salutis l6^^
21
Nicolaus Amatus Cremon^il
Hieronymi fibi fecit .An r^i-/
22
'.f»,J3C!--^ .
■-rfvm-w^* '"W-.-,«*
a-ti^n Adams tjiiver,
23
590
Geigenzettel A— B / Abbildung 24—32
/>''/Antoniaz2r Romeo Tjr^fQof^^e '^
24
^ lN.r:V
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25
J/auten uricfGejgm^
machtr inJftumnJeri^
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11
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26
28
^J Jacques bOquay \
*t: Rvi v'Anor/r/rVJi,
A Pah,, 17
29
'<'i«<'ini!arh<M- in Wien Anno lli'j^T
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31
'^f •'iXr^s^ liK't/^'"^ ^t*-öiirt
32
30
Geigenzettel B / Abbildung 33—44
591
1* iiwffii AMk ■<>*< «aifc— .^^fc ■Jt.*>,..,iKj>i.. -- -"i -n -1 ^
^^ -i. -
CaroivS ColVmBVS ßi\vno /'Ct. •
FeCIT AÜGVSlAE TXvriNorVm ^:^,i- \
Anno Do/v\'iN! 4^/po ^C !
s^
33
Albertus Blanchi filius
d'Agostini fecit Nicaea
^.
'^' HEPARE PAR o
p BIAKCHI NICOLO, 't
* Luthier decore. ■»
.|a ^/^ ,s^>
39
34
^
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ävid •ßuchr^etcerVXamten-^'
v/Und 0eigenmacheip^'pedcpoiitj pro^i -
40
p *i i' j ", I --
35
TOS f, F'H }30 .'{ ' ] A \ \ «»"" '*55 s^jHsjsjj.
Manufacttircr " :-""*'"!!Lüf^
QiS#>^ -^S^P CHICAGO -/'--v'^
q^j^nm^aSmayi/t
41
'^•'^<?*''??y.''^' ' j£!E$^
36
I G h r F fi i a n us Fra n c i k n % -. Pa r t i 1
!„_: ^^-^^ Wien 17
42
r ^ '^^ i'/ [1^/14. et/iutj£l- Amhrofiüs Jöfephps Bogner
37
mad^ermÄei*» 179 K.
43
riLAVET. £b^^
Vi,. Ions et ai^
38
44
592
Geigenzettel B ' Abbildung 45—50
BAkTUVIENN
45
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46
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s J^ii- = = ;.,-, i/wüidsfa '<
182&
47
NICOLAS BÖNAFON,
yi F2
49
^^^te^^^äf^P^S^^^^ÄM^^Sl
Geigenzettel B Abbildung 51—56
593
lO Mödallles Or, Vermell, Argent et Bronze
A Paris, Sydney, Melbourne, etc
LUTHIF.R
Ancien feleve d« J. B. VUll.LAUME, de Pans
/(9 7. rve de Grenelle t'ARlS Annee igocf
52
Thoma5 BaFcftiieri Cfcndoc^cnfij
Fa^j£ Mj^hcu«. Anno. 17 •y/'
53
lAnfelmus Bellofius Fecit
^ Venetiis 17 ^^
54
\e::'^<y
^OX,i.üfKi€r,l?
^'57i4<.-^'!^"5r>ic.TniC^((^
55
Fclice Beretta alievo di Giufeppe Guadagnino
fece in Como TAnno 177^
56
V. Lütet-ndoiff , Geigen- und Lautenmacher. Ed. II
38
594
Geigenzettel B Abbildung 57 — 63
GUSTAVE BERNARDEL
Luthier du Conservatoire de Musique
ZHpZ _ ^JUitü) ^"^^ß
57
htON BERNARDEL, Luthier
40^5 Faub? Poissonniere
58
.ClB
CARLO BRVNO ^^.
fß^oeanno 190 m Torino
60
LEANDRO BISIACH della Scuola Cremonese
fece in Milapo \% ^ Ö Pi^za cicl Dugmo
61
Bne Vncon, A?y, MABSElLLFy. — :;\^
62
63
Gelgenzettel B , Abbildung 64—59
595
JOSEPH MSSÖTTf-wihkfT
Tir-Tj' I* j;i'Xf.TV.-1gn
64
11 Rue duFaub Poissomuere 11
PARIS: 1900
^
65
Claude B oivin
^a Paris iJ/J^y
66
Claude Boivin
rue de^renclle STMonore
a Paris. 1/5^
67
38*
596
Geigenzettel B / Abbildung 70—74
h^ ^'^c
Gei^ien u.GuitarmiaclieriiiWieii
tSt. Ulrich, Ro/ranaactsse ytif lX^.
70
F Brelon brevtte
M»^* M. 0UCHBSSB
de S. A. R-
DA^GOULEME
71
!S
A PARIS -/<f3y
11
MEDAILLE D'OR ET D'ARGENT
aux Exposiüons de 1844ell§4'9
BERNARDEL.Lutliier.Eleve de Lupol
A PARIS ISjyä^cAyv^^a^Qc^
73
|TEq&li#iSA;L' ANNO: wij^
^^.Ä#.ii»;?^^ä&i-ö-
Lü^^a
74
Geigenzettel B Abbildung 75—88
597
Benjamin Banks
Musical Instrument Maker
In Catherine Street, Salisbury 17^^
Jan Boumeefter
Anco %664^
82
IttrUTs
76
Franciscus
Bovis
Ni caensis
Fecil Anno l^Jß
Gabriel Däy/i6. Buchte tter, Lautteft-
und Geigenmacher, Pedeponti pro
pe Ratisbonam. Anno 17p ^26'.
83
L
77
Nicolaus Bcrgonzi
Crcmoncnfis faciebat
Anno 1755
u
;^..£äl.
84
78
n-iyji'g^^
wyw\ u ip
"iM ^(."'^,.,. .?T*'''^Mi»j*£':'^T'
F Breton , MüstcARiu§
.^Mi-iecupUi/anno i
Fait dans l'Atelier
DE P. B LAN CH ARD LYON i8^1
"85"
79
Glo. Mana del Bufsetlo
feeein Cremona. i66o
Andreas Borelli fecit Parmee
anno 1720
8C
Pietro Antonio ßellone detco il
Pelcorino fece in Contrada^,
Lar^a in Milano 169-^ al Sc
gno di S. Antonio da Padoua.
86
JACQUES BOQUAY
RUE D'ARCENTEUIL
A PARIS . 17/^
87
t
81
88
598
Geigenzettel B— C / Abbildung 89-102
fiSSi3«S?SSSsS>5:5s£555ik>
ncronymusBrenfm.': Bonon.
89
Adolph Baur fecit
Stuttgart annoi8^<f
90
Martin Baur fecit iff^
Stuttgart anno iSÖd^^tm
91
Gaipar Borbon
tot Bruffel i&^o
92
FAlT DANS L'ATELIER DE
PARIS 18 9^
94
jr Anno 17-^/ Carlo Bergonzi r^
Z} fece in Cremon^ *-
95
Gafparo da Salc , In Brefcia
96
97
wlOFREOVS CAPPA FECIT ^
^ISALVTVS ANNO 16^6 J
98 (Fälschung)
100
r;iiir>iGi7 r?r
21, Hue de Navariii, Paris. -An19<Pc?
101
H . C . Silvestre
a Paris i8j)J>
99
102
Geigenzettel C Abbildung 103— 1 16
599
Chardon Pere & Fils ^t
Luthiers
Paris ,-.^^ lg 0 0
A LA VILLE DE CREMONE.
TusEPH CHAROTTE-MILLOT.
(gjg(g@[£il3ag(ö) 0101111(3©® SISl IS IiaElE!H3Ba®©ül®0
f- . . E)
Ren E ChajvTP ro N , rue &: con\ |
|aei"EchellediiTerople,a Paris, 175 |
@i2gii5](ö]g0£diEEi(ö)Eiöia(3j£ö|gj©g(2i®@iHj(ai2jiiusaa®
104
Felix Mori Costa. ^. |r
Fecit Parmae fO)
110
;0 Antonius Gomuni
fecit Placentiae Anno iQ'2C
III
N.E.CltfrpItel a P^ris
l6 Fauboufj^ p^>is30ßüifcre li^2
112
anno 180^ ((i
m^B.
105
HC. SILYESTRE neveu
113
66
CHAROTTE-MILLOT,
'S}
^ ELEVE D'ALDRIC, DE PARIS, ®
m iabricQut ö' Instruments ^
;;|^0R.^ E TOM.° CARCASSI^
5 In Firenze ijell' Anno 1745
I Airinfegna delGlglio.
i
A raiRECOURT
(VOSCESj.
V^^
114
^i
Ä^;?
107
r?
"'.?;
,Pe trus Antonius CatiFlorentiniKTv
Joannes FrancifcusCelontiatus
fecitTauriniAnno 17? >^
a^/££ ^fuit
( aMtUt
109
116
600
Geigenzettel C Abbildung 1 1 7— 127
W ¥ -■
r -
: Ch.J.B.COLLIN-MEZIN
f '; t" ^ Lulhier a Paris
Riie du Faub^Poissonniere, N?29
117
J. CHARLES, Maitre Luthier de 1
j£ Paris, Neveu du fieur Guerfan, rue^
St. Ferr^ol, ä c6td du Cafe DupaiJ
;ij|l A Marfeille 178 ... '|
C^OtT , tixthief 4e la Reine,
*Äul^KoyaleriiföcrraHl'es j 1777 ™
'73^r'-
123
118
tm^\
i i-::t Taurim Anno ly^^" ^
|a1T PAR ^AB#Ä^^
124
Fait par Jean -Robert Chibon , ""
JVIaitre LjutMer , rue de la Sourdiere ,
au coin de la rue Saint Honorc.
A Parts f i"}' ^ /
120
]
fall sous la Direction
de Chardon & FllsLuthiers
6 Rue du Faub^ Poissonniere 6
Paris 10 oo
125
^^ TOMM A50 CARCASSI «$
121
,26
lacotos PMippus Oordanus
fecic Genux. Anno &1 17 7-^
127
Geigenzettel C Abbildung 128—134
601
^ Andre Cailagncri Faira Paris ^
^ a THöccI de SoilTons 1733.^
128
^^ulus Caftello Cqq.
y Genua? Anno 17^8 1
129
3o$cpk iLhiWÖon ii]^ixvxi^
130
^Js^liWS^'-t-^
t«j* • ' s.*< -<5^ •" •^*' r%,
fl loretizoCarcam^in Borge?' San Fririiano «j^
131
r^
132
Georges CUNAULT
r--
/ . r \ L U T H I E R
^Vj^'i"^,l^ue Clauzel, 6, PARIS — An 18^3
133
<4
•4
OvO « EO^j
MADE BY
G. A.CH ANOT,
ViOLIN, VIOLA, VIOLONCELLO &
BOWMAKER & RESTORER,
'ot-"*^^ MANCH ESTER. A D. 18^-
'°°'"* N?/^^., Model of J4>rx^<:.
^^>^
;^TTTTTTTTTTTTTTTTyTyVTTTTTTTTTTTTTTTTTTTt\
134
602
Geigenzettel C Abbildung 135—143
CLAUDCT LUTHIERä DIJON
VAN 1898 N? 67
11 Jo: Baptista Ceruti Cremonensis •'
J^ fecit Cremon^ An. 180-^ /Gg\ ^
136
t ANDREA CASTAGNERI nell tr
\ Pallazzo dl Soeffone,PariPPi 174^ l
137
Marcus , Antonius, Ceriii , Alumnus
Anfelmii , Belofii , Fecit Vcnctiae An . i.Jß 4-
W1
ib
141
143
I
Geigenzettel C—D Abbildung 144— 152
603
i:fi.ricu%^,Ceru!
'. .<
145
Cfi^öiise^ aDHG^ r^(yB»-F. C«o
X--
Anioaio Cafial
146
148
Fecer.> Cremoaa .«laoo tS
147
M A K £ R: 4
149
@et<iennta(^eu itt Sien '"•
I* f '
130
r. .Caroius Bon IHorak
■' fecil Pra^ae Anno 18
152
604
Geigenzettel D Abbildung 153 — 164
JOSEPH BA'^AGLIO
f F C I T IN MÄ N T ü i?
. • Anno iB.pX^_
i^^^^.
153
ii:n>tiiTiiiTrnri»[imn»fniriitr]iiBTi[iirr-jri-
DEGäNI EÜGENIO ^
FECe I
VENHZI A - ANInO ISiJ
159
Seb,afti:aii Dalinger.
Viennss Anno 1 80 5^
154
Anno //
160
-Ji*»"
Miudn Dih], Chiiti Mgynzifeher Lau-
161
i
155
'; J. B, Dwofäk f
I
■..-.-iL ■■.'■'
^^ feeit Pragae 18
.^- ^«sM
162
156
M ä rt i n Dornen
Wien 4716.
-" -*-!-'•»"§?""?»- -5;
INSTKUMi^TEKMA;CJaER
157
163
WT"
158
104
Geigenzettel D ' Abbildung 165 — 178
603
ü i^jldyUd-' iy4
165
/-^i^^ t{{imel-de-Vill',^I,i.Ve,i.7y^
■p3=^-:SJESS=s:f^^
S. A. Denoux
16,Rue Geoffnoy -Manie
N?//y Paris
189^
172
166
m
173
Pietro Antonio dalla Cofta
fece in Trevifo Anno 174/
167
An 18 SS:.
174
168
lllfilH
Vf\ (He a Paris
KuausT
\HAMikc
fecii
Anno 1911
175
169
176
z^^;^ du C/^
AlesBandruB d'Espine Ficit.'t
Taurini anno Domini 1^8.^
177
170
• • -.4.)
Nlcolau« \Dudos fec^ ch I4 ij^^äl^j-
ladel df 3^rcellorma^'^^imo >,'^^d,-^C^
171
178
606
Gelgenzettel D— E Abbildung 179-1 91
f
i
Robert Duncan Maker,
Aberdeen, 1740
179
MICAEL DECONET
Tecit Venctiis 1 754
180
Jö5tin DI TER
L u t h L e r
y\ n a C c xsT •"
Giuseppe dali' Al'Üo
Fecit Mantue 17^^?
181
182
Frjincifcus de Emilianis fecit
Roma: Anno Diii i72 8
183
187
Chriftoph Eberl Vblin und Lau-
tenmacher in Prag An. I> ^^
188
NcAp 1775"
189
*■
190
185
ITHOMAS EDLINGER
y^Latiten-und Geigemnacher.
186
5 Joannes Udalricus Eberle, §
§ fecit Pragse, 17 |
^ v«!?^^«^ <«s«^ 5tf»^ «<:?^ ^ic^ «^ «tfpj <^?>«<»^?4^Wyi xe^.^'as^
191
Gelgenzettel E Abbildung 192—200
607
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h Joh. €o]^ i Ergele , Lauten - und u^eji- M
'\ maclie?, fmt. Friburgi BrfsgoviaeV ^ •jk^'^
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JonasElö
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608
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' \ . mucftdr. .
Antnii f'ibcli"
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Geigenzettel F Abbildung 208—216
609
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211
aRartinuö SRat^ia^ gid^«,
Me Pedt in ^Xtm, hxi. VJ
212
■■^
G.FILLION Violia Malier
Soiiolar of W.Hiil&Soas
214
Mart LMLu? Mathias Ti^hd,
fec: Yierwixe 1 7 ^^
215
iwr-ry^"-,' u- M ■%ww._Mi .,<i
213
.216
V. Lüt^endor ff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
39
610
Geigenzettel F Abbildung 217 — 227
loaarte;
^Teßtnn et
222
217
l.i |K~^*(ti5^^) ^^w^' ^i;:^?^ —
Fiut par FEN T.
J Mairre Lutier, rue Montmatre,
Mi Cul-de-fac Saint Pietre ,a Paris.
ij'V
v^ .Andr£a$ Fischer, Ü
^f^^7^Jri06tr«Äentennla(^bir Vj,
, - "Ji-^^ja^ V^^t j
223
BenoisCFleury.rue desBouchenes
Faubourg S*^ Germain aParis i/j^
219
Gennaro fabricatore |
Anno i8 Napoli
^ vStrada 5. Giacomo n. 26.
220
Georg Flossmanii,
Saiten - Instrumenten - Fabrikant,
TÖlZ (Obex'bayern).
124
225
ffiiSc^S^llaChier|lts.Örnjik'^ S
Jofeph Antoni FinoJÜ in
Mihno, s TS S'
L.^
■.^^.^-.lil^aiiä^^'-^'-^i^^
226
Hannibal' JFötgnoU fecit (CSJj)
Taurini aön6 Dömini \qoM^
221
227
Geigenzettel F— G Abbildung 228—237
611
mjijiwr; m 1
228
|Gio.' Battifia Fabricatore ^ fecit .|
lAn. 1785. in S, M. dell' Ajuto.f
I Napol i f
230
Ferdinanu Js Gagliano Filius W
*- Kicolai fecit Neap ^^160%
232
Joannes Florenus Cuidantus Fecit
ßononije Anno 17 J/
231
*^ Jofeph Gagliano Filius ^
»^^ Nicolai fecit Neap i76{? A
235
RAFFAELE
, ED ANTONIO
CAGM.ANü
•FABBR'.CAiMI C NeGOZIANTI
Di Violini , V
iülc , Violoncelli ,
Conlrobassi,
e
Coicle anuonicKe
Strada ScJile <
Ji S. Giusrppc n. /^
. pnrno pianu
GAVINIES. me
S. Thomas du Lou-
vre ; a Pads ; i jj^o
236
233
39*
6t2
Gelgenzettel G / Abbildung 238—251
Antonius Gragiüni fecic
Libirni Anno I7c/
238
245
Joannes ßaptistaGuadagnini
fecit Parmsß lerviens
JZ S. R. 174I
NICOLAUS GIORG IS
freit TaurinI i ino XJSQ
246
239
J B Gagliano alomnus Stradivariu5
Fecit Cremone Anno 17 ^^
240
:: Vieilria^ /Inno 18^8: "^ v .
241
1^ Jofeph Guarntrius ^4^
j« Alumnus Andrea: Gisalkertl"^
247
ose|)h Guamenus $
1^ Alumnus AndrtaG 15 albert i $
& fecit Cremonffi^l7ö6 *
248 ""
Louis Joseph Germain LutKier
A Paris, Annee X^G? ^^
242
^Andrea« GifdJbeiti Tecii Parms^
lä) Anno falutlS 171 ^ cS
249
Emile Germain, a Paris
j.Faubourg Montmartre
243
g Andreas OifulBerti Fecit Parma?;!
Se Atino fafutis //// . J|
»tÄ
250
Äntomo Guadagnini fece .*p
Torino, anno 18 j^/ T
244
251
Geigenzettel G Abbildung 252^63
613
Julius Caefar Gigli Romanus
FeciL Romae Anno i/ö/
Ibl
258
^u-^cSrsr^C^ «^ e^ «^c^ «^ «^ c^ «^ c'V) «^ «''^ !5£
€ Petrus Guarnerius Filius Joseph. Jf
\ Cremouensis Fee it Vene tijs 3^
€ anao 17^0 ^
253
eUGCN
flfelier für
Kgl. Würffbg.
Hof -Geigenbauer
STUTTGART
QARTNeR
Kunst-geigenbau b'
FürsH, Hohenzoll (
Hoflieferanf. )
fecit k'
lH^3^^5^2^2Si:
S^^^^SS^SSf^
Euffen G&rtner
Atelier für Geigenbau
Stuttgart Jlc, 189 S^-
('^
255
I JOSEPH ET ANIONIVS §
^ GAGLIANI FILII NICO- ^
I LAJ ET NEPOTES JA- i
§g NUARJ F. NEAP. lyji g
256
259
iTiiiiiriTTTTTimrtnrTTrnirfinirFiiiiTlTirtTiiTffn
^jg^^aggjj^gsia^gg^sc&gg^^^fegi^csggg^^ P
TnirrTnT[i[iiiT[TTnTin'
EUGEN GÄRTNER
/Reeller für Hunstgeigenbau
«OL WÜBTTBO II fÜRSn HOHEHZOLL
MOF-OEIGEMBnUER ' HOFLIEFERANT.
fecit-
Stuttgart %
ftlflftiiiiiniiiilUiinutJlimtlliliJiiiniHitiiiiiiifTTTiTii.rrirrimTTTTTiiiiriiiiiitiiiiiiiinniiiiiiiitntiiirirMiTiirrffiffi^
260
Xouij ^^/t^o^e
/
pres la com me die Iran^oife
AParu) ips
261
Joannes Änl^o^lj
Guadagnini Ällevms^
Stradaanj fecit Taurini
xyöO
257
263
614
Geigenzettel G / Abbildung 264—276
5 GAFFlNO,Q*^di Callagneryi
^ rue des Prouvaires^ r
i'
^^
264
Fait par lOUlS GAlRAyO,
2 a Nantes, 1740 l.-^ g
I i
271
HeredeS q. Gafparo Francifcus Geiffenhof fecit.
Cargnono de Salodio n ^j y-^^^^^ ^nno 18
265
S|&ar.^v^ß.Äfe
272
LUDOVICUS GUERSAN. prope Co-
medam Gallicam Lutetiar ,anno 1753
266
273
Lavrentius Guadagnlni Pater,
8c alumnus Antonj Straduarj
fecit Placentie Anno 174 5^
S
I MON Gl LBERT , Luthicr , Muficien
de la Caihedrale. A Metz. 17 S4
267
274
Gae* a n o G u a cia gmu u le.ce« - ^ , ,^^
268
Joseph Guaraeriiis fecit ^
GremoQX anno 1741 iHS
269
V*«:
j'»^^
xjta/^ftxi
^ Petrus Guarncnus Fiii US Joleph 5^
Crcmonenfis fecit Veneti is . ^
]^ Anno 1 7^
275
Francifcus Gobetti
Fecit ^enetiis :i7//
i
276
270
Geigenzettel G Abbildung 277—287
615
^Joannes AiiÄ^s%edIerV Äe fv^
kn. Anno jK -^-"^ '^^'
'¥M
- ""i I -■•■ ■
273
Josef Guadagnmi Cremonensis
fecit Papiae anno i8o5
279
Charles GAILLARD
N°20, Ruf. Notre-Dame-de-Recoi-vrano; , N° 20
Paris, 18 ^5"
Januarius Gagljano filius
Alexandri fecit Neap. ij/^o
280
2-34
Nico laus Gagiiano Filius
Alexandri fecitNe^p. ijr^j
Malteo Goffrilleri^ecit
Venetijis anno ijz6'
Gio.& Prancff/cofraielircletJraTicwi,
286
282
Jft^ 0^ailui:?tiBl^ Neä&.
Samuel Gilkes
fecit London IZ12
283
287
616
Geigenzettel G / Abbildung 288—295
Gia.BaptGrancino in Cotitrada
Largha di Milano anno lOf^
288
Joannes Baptifta Guadagnini *
Cremoncnfis fccjt Taurini. GBG
alumnus Antonl Slradivaii ijjj
289
Z ifcLovicuJ Guersan.p rope Coiyictdi'arH
Gaäicam ^ Itii^ljce A?i7io ij
290
291
Mattio Gofrilleriin Venetia
Al'Infegna di Cremona i69/
292
loTeph Guarnerius fllius Andrcae fecit
Crcmone fub titulo S- Tcresic \^%^
293
Dehommais &c GermaiaäParis^
12.Rue Croixdes Petils Champs
294
Pabrique de MiTecourt, . (\"o{rrte's)
105 Boulfvaiil Sohastopol et Rin» Heanmur/i'
295
Geigenzettel G / Abbildung 296-303
617
b^
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299
CAJVD f RkRi:s,ltttliiePs de la Musique de l'Empereur
ctduCoiuervatoiFe Imperial deMnsiqae
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300
GAND &BERNARDEL F«««
LulLieps de la Musique de IRmpereur et du Conservatoire
Jl". ^w \S
301
GAND&BERNARDEL E^E^
Lxilliiers duCoiisei'A'atoire de Musique
3Xr ^^JUxi." i$
302
GAND aBERNARDEL
Luthiers du Conservatoire de Musique
?!,". iCv..^ ..__ id.
303
■618
Geigenz:ttel G Abb;ldung 304—312
^
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304
GAND Luthier duConservatoiro de Musique
305
GAXD.
Luthier de la Musique du Roi
pt du
Conservatoire de Musique,
-
ue Croix d
es Petits Champs, NT 24 .
Paris. l8
306
Andreas Gaarnerfns fecic Crcmon^ fub ciculo
IV73
Sandlsc Tcrcfi«
307
308
I
309
I
Nküf Guse ff« Bcyenlrnci
aCxemena ^Jl%
311
' ^eAviNiE^;--jue;
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S riiomas da Lon
vre- ,ä Puo|%\, X/l^ ^
310
312
Geigenzettel G— H Abbildung 313—324
619
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620
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» .. 'Mathias Hoftifteiner , ©etgCtDlia^ert- W
'^4 ^of(c&miet> in 5]RH(e^tt5alt) an 6et 3^.S
ift . ■ Anno 1803. - ~v ^ ^
330
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J^in Mittenwaid
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Gelgenzettel H / Abbildung 337—343
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Heinrich Th. Heb erleintr.
Markneukirchea /"Sy?,
Imitation.- Antonius Stradiuarius .
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338
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I loseph I-If)iii!)erger in Wien 18 __
I Copie nach losepfs Guarnerius 1HS~1
339
Thomas Earle Hesketh
Manchester Fecit 1'?
340
Ferflmandns Aul^ Homolka /-p-^-^N
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jl^SBSntiiwsBSMBSi;
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343
622
Geigenzettel H / Abbildung 344 — 353
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fecit Marktieukircb'sm Anno iBf^
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CkrMinn IMmrich Hittbel^
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347
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Ferdinand llaniborj^er,
^ Geigonmachcr in Pressburg. Anno 1 8
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351
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Emü Hjortli
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352
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Joseph- itirtöir -flajji >,*^feiA<f.'
a ^Mgsbn.r»; anno iST^Sj^'i
353
Geigenzettel H Abbildung 354—364
623
AlphonsiusVanHoof Liutaro^
Fecit Antverpi» Anno 19
Secundum
Santo Seraphino
Venetus
356
AU KOI DES INSTRÜMENS.
^%- ^^ H ü E L, •
MAIYRE LUTBIEK,
Fatric^äi^ & rciablj toutei forres d'infl:rür!y;,';S , |l
■^«^rrfn»c Violrns , Bafles ,^ipnfre-Baffe
j^t^-rcririotrc^ 3cc. ietoucaugour des AW-s eure, j«
•^ '^ii? demturc eßä tintoi^nurc df^^ tut du i|
:^far}dElurlmrQ/ ß^-S^iMartin, A Paris, j|
r
LT ChriTf Gottfried Hamm.
Yf{ probe Viohno Stadr J*4eukir-
chen, hey Aiori ainVojgi-
lande. Fecit Ao J
359
^Matthias Hornftainer.Ceigew 1
Xmacher .id Hoffchmied in Mit |
^'Unujaldander Ifar.An.il S 1.^^
360
(^'flfi ;0ciijcnmad)ü' u.
361
M, C. Hillebrandt
in Hamburg Ao. 1793
362
Jacobus Horil fecit
Romae ^1. i/yo
363
357 (Geschältskarte)
T71c/jA jy^^ J'^^n^r yj^
.r,yf,^.^.^ v/<^^^^/.ic.:^i/j/^^
Q,
353
Jofeph Fiorenflainer Muficanij
lin Mittenwald an der Ifer.i73j
364
624
Geigenzettel H / Abbildung 365—376
El
EXACT COPY OF 'THE BETTS
STRADIVARI, DATE 1704,
HART & SON,
25,Wardour Street, W.
15 • LONDON •*7^
I^'l
,:aQl
ö
d
©i[E)©(g)©Q©i[g)© B©{5}©(H]©tH]©tEI©B©tH]i0g]
G^HART & SON ,ö>
--C -c-3 M A K E Fl S , ^--<^e— ^
SS/Wardour Street, W
13 • LONDON -^
jJoannesGeoigius Huber |
fecit Vienn«,! 16\
357
<^<jjj ai thollurp and FlutP,Ci>_t-^
368
369
^
— 18^ —
^370
\,
r
371
Eugene HENRY Luthier
RuE STMartin, 151, Paris.
ANIMEE 18,
372
Made S^ S old by JOS. HiLL
atj^ Violin iwAn^eX Court
77 C^ö^esl/yiinj-ter. jT/
373
JOSEPH HILL & SONS MAKERS,
at the HARP and FLUTE,
in the Ha> Market.
London 1771
374
Bolo!
W.VD(JA-
376~
Geigenzettel H Abbildung 377—381
625
'i?J
^^. JS82
oii^Ois\s-^/eiS>?^i!>^t/gi^c^fQ
378
379
38a
,_e,^^^.i^\ Joseph HEIL
^y Luthier ä LILLE-19
381
V. L ü tg-en d o r f f , Geigen- und Lautenmacher. BJ II.
40
626
Gelgenzettel J Abbildung 382—393
Paul Jombar Luthier
20 Rue Rochechouart Paris
382
FaiL
sous la Direct
1
lo n
de
Pa
UL
JOMBAR
, L uthier
20,
Rue
Rochechouart ä
PARIS
383
42; Rue de l'EcKiquicr, a PARIS ^%}^
384
HEWRl JAIEIN
LONDON
ICCC
385
HtENDRIK JaCOJ5 ME FECIT
IN aUSTBjsJ>AH ^^J)^
386
3i.u.R.16of -
^^^S^
^«s
'^n^
<9/?<?/^
cfärabl
>iS^>
^cit J9
387
Joannes Jauck fecft ,
. .^iratcii. Anno 1735
388
389
^1 Joannes Jais meTecitlg^
iBulfani in TyrolijTji %
390
Wilhelm Thomas Jaura
in Wien feclt AnnolS
391
Carl tidger, Geigenmacher
HILDESEEIM 18.....
392
Anton jirowsky
ü eigen in ach er
Wien \Mg
393
Geigenzettel J-K / Abbildung 394—402
627
UVTHJER
lÖ.XueGambcUci.iO
NANCY !
,»
394
^ms^ßm^F^m
'^-?rtuf*rA7u*-j''
393
Anfon
in Wien
/^-"^^v
Jarasch
Anno 18 /^
._J
^'2S(
396
fei r JACQüot
NANCY.
397
398
"tf ij-f'^'-yg^^gir'
>flg3^.T' 1 A "u g u f i
A Leip'zig
Petersrrafse No. ii6.
:>yy
Antonius Kulhawj,
fecit Viennae la^A
il Joannes <:^aioius Kncl)baum, i
fe.icVieiiiiic, \j y^O
401
Ö \Aigtdim KloZj in Alttten
m
^U'vald ari der Ißr, / 7// ^
400
402
40*
628
Geigenzettel K / Abbildung 403—413
f!old(Mie Modaillo.
W> tAug. JCesslerjr.
Geigenbauer
J)/t atitt ft e i m.
■«
Ooldene Medaille.
403
M>ii<£aHiilVri[i'iiriii -'UfoMiMii i|ii"i5iiiiii iiim?ii
SgJB^paiiiTjhlffr iiii,iiiiiaii|6iiiaii^;a
4Ü4
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£^ - > - 1^, -'TV- . / ^-
■ '-'' ' '^■u^' ' ~'* I-'' ' "I %ß^
AJ3. ^ug.'^esstet *^t,
Geigenbauer^.^^^
405
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410
IJ«1?5i3<-'
ftumf'v^
^>>^rirC\
406
'%Sif Miuibf iiüliäilj I
MjDJCiir-LlJJjgl'JiiiLL
L» mt»»»» ICTi-Bi''—, f t'i-*
G^ör^ Klozj in Mitten-^
fwuald an der 1 (er, lYT^^
j-^^^^aM-a-gyr;-:?: 1—w ■ — iwn»7;i-^ ^ ■py»»>ii j
407
412
408
Geigenzettel K Abbildung 414 — 425
629
>'.i'^
414
421
1^- ©eigen tmtr^ttfttarenmac^er :|
Anno 18
r~
422
Frnnz loSeph Kistfchrr.aan, ;
^ itachcr-, 5Ti' 'S ras
423
417
^V—:^S^^^ir^:*-~''^ ■
XEdmuiiä ITünsißiVm Jena
424
Ainfterdam, i68
"Mfis&eft;
41ö
-f_j
630
Geigenzettel K , Abbildung 426 — 427
Ldus t)ßo .4di. To THa^iiio ,T6^7^.Tdd0ud..^
7 ;_*T.ttcslo to sollofcrito con mio Giiintmento d cnr-im'luc W nd, corwa \ ^^&f^''
dMdU\ACloz Jid^lliinMih hd. seruvio jjer Gdrdione ctoecKO/ieJtd miaj . -^^
^otte3dai I^uldTo 4t 5diilö ucowo dUTini SÄt con iiitta/jonotwiotez'" f ^^
' Sd.^J«delt<l Äi_pducT5i aimosfrdto fcmwrc pontuctic cbbedientc crno
n4etv.to nein conlo alcuno hauer aettnvalo tterimnt,i--!^I'd. proptid,
iTjnuWfionc e decoro dn7c ktko scvapre. <ifsa.Tnvid.rc nedle suc öpcr4t
.7^<^C li^ii-/^ ^/.^ ..^^^,» 5e,..^,^ ^,.,^ >.4.^//9<.d "
,- , ..'S
\
■ iX^'-i—^ Jr7*-iy<i^ ':*c,^\
.s::^^
426
5^ . 4hton. Wa.mJr ^ciorC
Vicario u^ OBrcnoma/no ^4^
427
Geigenzetlel K Abbildung 428—441
631
•"TT'
' Mathia?ICIoz,Sm%»tmaC§CC
433
NICOLAUS ^^ KITTEL
Pelropoli Anno is^^.
429
436
. — ^-^^ i '^"" ff
loAn, Carol, JÜoz, , /»^
{Mittenwald An. xjS^O
437
430
Sehqßmn ^Kloz , i;i
üttenmaldy AfVYj , v
'? George K/oz ut Mitten |*
.^ vvatd an da' Ijer iJJif ^j.
432
i^f ^i^ >7^ -^^ ^^ -Y ^*^ -4^ i4^ '^ 'V 'Y^ »^ V ;^^
I /Egülins Kloz m Mitten |^
4 i/^/z/r/ r/// der Ifer / /^^ ^^
433
^4.4. ^.^^^.Hr r^.4^4^ 4-^ -^-^ -«»>;
I Matthias K/oz in Mitten \
^i*^ yS. S^ >V «*»* «Ar ><^ VV s^ A/V v«v »»«.>** =>'y >« >i
^^ dj. '|l /,i /,l ,,< /.i. /,. y,V /|V /,v y,v >jv /A ^> /,v ^"
434
'^.-y ''
ft*!^
Y^lSebafiian KAfz^Wi
439
mitm^
440
441
632
Geigenzettel K Abbildung 442 — 456
^ /Egidim Kbzj in MittenM
^i^vald an der Jfer. i VCO^ g|
442
Mathias KIoz, i'mitmUUJCÖn?
inM/ttcßvvaJdt, Anno 17 9
443
K
FRIEDRICH KÖCHENDÖRFER
"^
t GEIGENMACHER - STUTTGART I896 .
444
Bmhol. Kamer in Mit-f
\tenwald an der Ifer 1 y )
445
M. G. S. Kellermann
Hofinstrumentenmacher
Zerbst (Anhalt) l8 9* ?;:
446
Q eorg- Adam Krausch \
Ge%en und LautenmacKer \
in AJWen xl^l
Ernst Kessler Berlin
feclt anno 19 No.
448
450
!®)K
FRIEDRICH KOCHENDÖRFER
ATELIER FÜR GEIGENBAU.
STUTTGART 190/
451
matt^ia;6 3oanne0 KoI^j9,
Hauten» u. CBeigenmac^er in
452
Jakob Krampera,
bürgl.
Instnimentenmacher in Znaim i8^^
453
ios
£>K««i»»JtB>JHiMi^T^^^
. Kriner, nrma: Fr. Wittstadt,
Saiten- Instnxmentenmacher
WÜrZbUrg, (Bayern ) I8
454
PM5-
Ernst Kessler
E. K.
fecit BERLIN 18^/
Johann ^ünzl,
Instrumentenmacher in Znaim.
Anno I8^y
449
ä: Anno 18 ^y t.
456
Geigenzettel L Abbildung 437 — 470
633
BOHUSLAV
FECIT PiUGUE
LANTNER
^ ANNO
*3iXx^c^dbOb«Jb<A>tJb«-ÄJtA3
J. N. Le ClERC , Luthier , aux Quinze vingt
A PARIS, ly 69
^«^V^^V^ry^ r^<^(j^fW^*y ryBr^fftT^ry»«^^
Sdjönbnrfi (iBöt)intMi).
464
/ose/Ja^dcr//
465
(Xe^
"V-
r raagois \ e J eune nie de la
\ Juivene/a Paris . Annee 175a
^-Ä
— Llym,\Ai>^\yC'^\j
'W^
459
Carlo Ferdinando Landolfi
nella Contrada di Santa Margarita
al Segno della Sirena.Milano 1 7^^
:)^:
466
S>
LAÜMAIflf ROBERT
Budapest. 18. _
460
467
Nicolas Lupot LutKier rue de
Granimout; a Paris Vsin^J^tii^
^■~
—^
N. LUPOT Fils, Luthier,
nie d'liliers , a Orlean s, 1 'An /70 0
it — t ji
461
dgenmaitec in Sien,
17 462
Jos. Rudolf Lenhart
Geigen- und Zitherbauer
Leitmeritz Anno /^O-f
463
468
469
fephus Laskeßouten unb ®«0cn-
ma£()cr in ^rag 17
470
634
Geigenzettel L Abbildung 471—482
471
-irr^
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'^ra.
■y
/v
^.y^
i tS^-r. "'(■''■>
^:r:-^..^y. • > --^^:__ ' / ,
CßtoUlJ» - J^ULLlisJ
477
-I- — ' ■
Fkancisco Lupoxfccii If
In Orlcnno, cinno 1775
Ü2
Irfhann Qeforge Lippold ,
® mosikalisÄherlpstrinBcntanajacheE in
^ '%ya Neukirchea bey., Adbrf, igo^'^
473
(L|t— [^JiSiSi^
478
Pietro Antonio figfio di
Carlo Ferdinando Landolfi
in Milano al Segne delJa
Seren aTAnno I77ß
479
G. B. De-Lorenzi ^, , ^ .. .^ .>
. , . /^ .. 5«coIau^ £eiborfF / ßjuttm^imö
Fece in Vicenza anno 1 8 ^^ ©rigenmofber in SBierttu 1700.
474
480
M
/j
"'^\
J. N.LAMBERT, (
rue Micnel-Ie Comte. .Pari
Santino Lauazia fece in
Milano in Contrada
Larga lyj ^
481
475
Revifta da Carlo Ferdinando
LandoM T Anno 17 4^1
r ■ ■ ^
"'AHaTOJlift /lewaH-b ß-b C.-rieTepßyprt. |
476
482
Geigenzettel L Abbildung 483-489
635
483
Louis LUTZ, luthier N.° 64
17, Riie des Fo.ntaines, 17, PARIS i^O /
484
N. Lupot Luthier de la Musiqne du Roi
et de 1 Ecole Rojale de Musiqiie
Paris. 182 <> (S^
485
2---^rm'
iqiQ Bergonzi lecit i^^ay^ ^^^ . 4^
486
/
>
tcrrc It-A
r.
yfiUeuo ddfh) £ahba^c
S'~Qcnnain eJ: Pari^ \)^^ *
487
Francois le Jeune rue dela
Juiverie a Paris ännee v^sl
488
jr? liETE, Luthier
K^S
489
636
Gelgenzettel L Abbildung 490—503
Nicolas lupot.LuiKierrue Croix
des pelits- CKamps. ä Paris,] an/c^//
490
Carolus Ferdinandus Landalphus
fecit Mediolani inViaS.Nfar
gantae anno ij^^
B-i*Arfi'ij^SSi
497
491
gewann e^riftopff gfibolff
Saufen . unb ß^etscnmacöer
in2Dtcnn/ 17 J" 7.
JVf a r 1 1 n L 1 p p
498
492
~T " •-, liTHliii
:^urjf (&fi^^umarBrr.
;?^p.lg^i^«^®rie«H#.
499
493
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Joannes Ciiriftophof US j
Leidolff. fecit Vien- 1
i.*'
"*'-•- -3>i
494
501
^^#y *: Ar ia ^^mtkwf^
a J!=-';:==.^rrr^^
^^^ħ|lliLl|-^%. j:j
fy^ -**;^-;ta..
^-
495
__:-?i*a
'^J' Francisco Lupdt fecit. ||j
In Ojleano j anno 177/^ t
502
-t% 503
'S
Geigenzettel L— M Abbildung 504—515
637
:!jVlarseille , chez LIPPl , Lutliicr et Mci. de Müsique ,^
Sur le Port, pres.la Loge , N.^ 2. ,^
v;-'-',ifc«;'<4-''-««(n*
304
i 'liht^'cfeKrilB»-.
^S)
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f?cit ftnntj
103
Oabiiel Lembock fVcit secueduiu
Fi" -a- •" 1 -i nr« ' /^ , ■■■■ ^ ijoscplii GiiainPti fromonrnsis ori-
aeimm 1
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510
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-' :- ^"^^^ f^ *^i^
512
508
Jofephus Antonius Laske
,, fecitPiagae, Anno 17^/
"Apud Franciscum Ic Piicur ,
lyetcri ^aVano Panfits, 'i
IT )
509
Carolus Maucotekis^
' fecit Londini 185 f (fS^
514
515
:*r.
v)i^^
638
Geigenzettel M Abbildung 516—523
3 JI*(SJ.|»,!(#.- •,,>., ^«,
Le onha r d u s M au s s i e|l
517
f [■■* V^it»^'
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518
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C^^H^
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rie^riQ^
^ .^oaryrJeJ' Q/osej^^bU^ tiJfCuJQßf^
520
.^^.,™.™^....:.,..,=,.:r^ j EMILE MEHNESSON da GUARIN:!
Adolphüs Möfiflig
.fecit Pestini 18^;
L uthier c\ ri'Tec . i e ä Äf/MS
521
Geigenzettel M Abbildung 324 — 538
639
}
524
551
ma^er in Dc&ent>urfl 27
- raiiBiaitiK^f w^.1- ,>ii.i|i rfi — '
^omnes Antonios Martldt,,
TecU Bononi« Anno 17^6
532
> xJu th i e r , ?Ä> ^ I^ u c (3 e Tr e v i s c
./ y- ■■ Paris. 186^
526
J. P. Miclielot ruc S^HonorePi^cs
SHlocli AlaAIelodie a Paris.1^60
K MOUGENOT, 5
^ A SaINTE CEC ILE» ^
rucGantcrie,äRoU€ii, w
533
"■^
527
534
H^ Johannes Antonius Marchi "^
jS fecit Bonoai2e Anno /^{i^
535
«U'Jf.
-rrrjT
fcttns Antonui.«} MaTvöltl:>;
JElorent. fecit Anno- tj Ö 4^
536
Petrus Joannes Manlegatia itfXX. Mc.
diolani in Via S. Margarilae 178^
Morglato Moreda
fece in Veiiecia \6(^
529
537
530
Gelgenmaoher — h o u el a i
Iglau. • Jlblava.
538
640
Geigenzettel M Abbildung 539—551
l^^^^r^
540
1-
546
PIETRO MESSORI
iioof:va
faUo l' Av/no 19
■^«!=
541
■V.V
;J?t
-ManUßalia Mediahui
inlia S-Maraarite anno
KAKEL VAN DER MEEB.
Luthier du Conservatoire.
AMSTERDAM 190
544
550
Antonio Mariani
Pefaro 167^
Dominicus Montagnana Sub Si-
gunum Cremon^e^netüs 17^0
545
551 (Fälschung)
Geigenzettel M Abbildung 552—538
641
^äcerUM-t a./zp..cr " ] ^ üirf eil I O'd" lac e ,^ A^
Anno T^.AT. ^~C^ .y - ^ t/.//^.^ A%
T'.ARIS. 44-- ye^/e 7^ a fTTe^ . ^^
552
.»^
^^z-
553
Carolus Meriotte , ab extremo Pontis fax^i,
juxta Forum - Argentarium fecit , Lugduni
anno 175^
554
Georges Mougenot, luthier du
^nservatoire Royal, Bruxelles i^f
555
Marengo • Romanus - Rinaldi,
Albensis, fecit Taurini Anno 189
557
tSSSSA
558
V. Lütffendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II.
41
642
Geigenzettel M— N Abbildung 559—567
/^AAXC^v/vayy'AA A>v\xv-\y\yw^
■ ' ^^^f ■ *
^.^k/^^AAX/^/^/^^</v.^^A/^^/wvAyv^A
559
■ k Montpelliev^ I8:f
"T
1 if»? ^, I., , <ii jj.'aa-
560
Gio.PaoIo Maggini, in Breicia
561
Synipertus Nigj^ell , Laiitei) und
Geigen- Macher in Füllen, i7Ji?
562
',/ccccc^z^c<\
563
Ch Neveu , Lutiuer.
Pari ^ , Aooee
inar
i
rr* Dl ( .0(1 1 f'i '1^,^-8 1^**?!
564
Petrus Valctitinus Nouellu«
Difclpulw Anfclml Bclloöi
fecic Venetijs ijfo
Karl Niedt
Würzburg fecit 19
565
567
Geigenzettel N— O Abbildung 568—578
643
r
:i
568
T
BARAK^TsiORMAN
zL Via
tfb S PaaL qAI.
London Te
569
^^ Bestaüre pab KIC0LÄS7
571
;.3-"
fS i ^ ■- heparirc ^ ..
576
573
ii<id^'icu5 Oiio. Coioniae
R^p<irav*!t Anno \%S^
l^T^'d^/ADRiD, Uno n i5
574
577
17 ^^
575
578
41^
644
Geigenzeltel O— P Abbildung 579—589
iH—°'
^
/m^?i€4 (ymona,
^3
A.D. ig
'=^-H5-
579
PAJOT FILS
-.^- ^^ AJENZAT
X
*if^'>r '■-■■■■ -^'y':^ ■•■:^%t. "■■■ . ■
582
583
Bonolamio'Obfci
in Verona 16^81
580
louis Otto
fecit Düsseldorf aamo 18^/
loannes Pcrcgrjnius
oqppUCPO CtPOCPOoaUL)UULHJLMX>UUUUUCO^OOUC>WH;W;UL'L*A*JOOU<AXJUUPC^
587
i ■ Andreas Tost'äccn^r^JJrmanusrfecil:'
584
P.Robert Penzel j^.
Markneuki rchen'/S .19
585
Geigenzettel P Abbildung 590—601
645
%^m^ ]>A.w®ii
oiiiv Makeifot '^•Ti::? —
MichäelPlatner fecit
Romat Anno 17,^7' •
^s»?
A-i '-^"?«?:;3
^
Auguliiniis de Plani^
fecit Germ« 1750
V }^2i^ii^4 ^efi^ i^ .J^oui/um ^/n.- ^/o /^ ü^r^i^] S
596
590
David Pizzurnus fecit
Genue Ann. 176J
597
591
»■^iiiMiiwtitiiiirliftVi^l«
am^i:^m^x^m^^««<ö«^^^mi^^i^«#»^^
L. pors^s FiLs,
L U T H I E R 'A G R E N O B L E , ^
•t , •
Fait toutes sortes d' Instrumens de musique.
•'^vy/^^yAVvy/wy/^(vv,y/y/y/y/\^'i!^'WW•WAOA^^^
^1
Johann Padewet fecit
Karlsruhe anno 18 (p)
598
^^^ ©eiöen^unöSnllrumenti»
madber in @d)6nbadb / 17^/
592
rtTgvmriTr irj-xi-rf i'i-i»i»ir>' »rütkTi'jvtr rrrjftTCria
j er PI ROT c^/
znT^arürnti*
599
Paulus Pilal
fecit Budapestini anno 18
600
©
593
PAQUOTTE Fröres Luthiers
99, Boulevard St-Germaiil
PARIS annee \<^oO
11 ir -^
I (Richard Weichold cpaulus
Dresden
601
594
646
Geigenzettel P Abbildung 602 — 612
L-TiSs^irf^Lv^ia::;;^^^ i
602
Pique ^ rue de (Jrenelle
St Honore, au com de Celle
cUs 2 Ecus ; ä Paris, l8
Joannes Franciscui Pre^senda^q. Ka|k1l&ti
fecit Taurioi anno Domin'i |840 '^
608
603
Giovan GaeUann I'azzini. allicno d>l!
Maggini di Brixise.
Fecit Firenze ^ -^uno 1 QoO
CLAUDE PIERRAY , rue des Foffes
Saint Germain-des-Pre'z a Paris, 1714-
604
609
^ Jacob Petz Violin-und Lau-
•'tenmacherin Wien An. iS--^
605
610
Antonius Pandolfi
Venetiis fecit Anno I'JJLq
606
' ^■frffjm^'^ -^ ty/'laAerrJ
611
5(MietenWäldan'(rÄller/-¥'y QM. 'f^^<^^^' Panormo, rue de lArbre-Sec,
'^ '^/'^^^^^^
607
612
Geigenzettel P Abbildung 613—623
647
ia'
Beiijainlu Fatocka,
Geigeamacher
in Jiöin 189
■ <) jjravil
BEISldAiVIlN PATOÖKA-
houslaf
614
619
i^
Jjaj'ep t .^ä ul i
in
613
m
620
Antoni Pauli Muficus
Inflrumentalis itlSagau
Anno 17
616
HOFF
^MACHER m
|5gS^Jte«-«-HIB
I jöfepbus. Pauli nie fecit
Lind 17
^^
621
•Posch! ^Ä Antonius Poller
L.AUTl-IEN,.i
ic^i5 Facieböf" f^^ viennse
^1. Pia
622
JoHnJreston, York.
^
618
Ö5. "Biet^f ndiorff r
648
Geigenzettel P— R Abbildung 624—632
^ 3 ti f t r \i m c n t m a m i w- ii ic ilter tu f] Itnfkc»^
.|4 i?ei1crtu]t alte arlcn ^citrn jirttmmeitte.
«St,v
624
R
\w
Mnccir/. l'jitban Ticniui^
ütWH) 18 Sf
-1
625
626
^hann Gottlob Pfretzfchner, ■
j prope Violino car Ketpontent
' Roinani cremona. Jl a a ^
^^l^^tl-'-^;-_:-,^u /H^
iMte
627
628
/,
^sJeiqenrAticKer ir. Wien /4r\r\ü 10 j^
629
§^. ■ RIGONDEäTJ,
^W.L.-
631
IX WIEK AN.VO ia*f|^.
lu-nicih luil ii<M- «iÜHTnoii Vt-rdit^iiKl -ikliHfjiJlif
bti i{i'.' Pr".idu(t<'u AusstHliins» <ie«.Jalr.?<«tv
630
@£^?| Pü«t4 ^%^^f llJVl' '
\,I . -».-i^
632
Geigenzettel R Abbildung 633 — 644
649
633
^üpmssgf-
-^mä
"^,
Josepli Hiedel m Mesemz
nacli GuÄinefiiii», a IS^^^JVSJ/^I^^
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039
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635
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JOa MICHA ELRUDERX
fedt Kornneubure igT/
^-^«^. . — -^jtt;^ T ■»■ - ~i"»T^^1
641
:;*^iirt
'ohann
642
OJ/
3o0attn "Mic^aet ^ubnf ,
Sauten^ unb ©eigen ?'3Äac^er
~ 638
riTCi'.'zialiäBarir. ".aganvroggggg
r^
Jozef Rvmwid Mickiewicz ?
[BotilwOdessieR.l^l
643
644
650
Geigenzettel R Abbildung 645—658
lo: Bapt. Rogerius Boiv. Nicolai Amati deCremo-
na alumnus ßrixias fecit Auno Domiui, i/-o 5
645
! Ciaode Victor Aarabaax ♦!♦
Srevetc a Faris 1846. f.YR.
646
Jacob Raymann, at ye Bell
Yard, in Southwark
London, {6So
^omlnirtuf 5tief in QJIfö
im ^proll. 7'tO>/
652
ÄaLta.e/« Ro^iY-^f rt6. Face
653
Auqust Riechers fecit
Berlin ^^ 3^6.^
654
647
F.MEYNIEU, Luthier. BORDEAUX
Charles RIsryche
Eleve de Gand e\ Bernardel
Fecit Anno N?
.^. .«■■^1-^
1 1 iTnihTBi^
R E M Y,
'JiuthUr , & J'fiHeur dt Harne , l
i . _^ . , ■_ . ^ F
AP AK i-U
».WHi- ■.■»■•
t*-
648
655
Charles Resuche
Eleve de Gand etBernardddßRiris
N ^ Lyon
18
649
Giovanni Railich
Xaüfaro in Padova
i 'Ö ..^^^^N. Adolf Romer f
Freiburg i. B.
650
656
ee «9 <* 9S 40 OO «3 i^ 09 09 ce CO
* Vicenzo Ruger detto il Per . *
\ InCremona 1735 \
w ao CO •• «o «^ «o «00 «1 ««•
657
T*:^
d^^aij..
Fait par leopold TJcnaudia
-Lutliiej'dc 1 Academie Koyaleae
€#, Islulique aParis il hM^
■ ^^
651
658
Geigenzettel R— S Abbildung 659—670
651
639
fftator^
^c
cV ^ /^-^^^.C-^^ ^'^Xl
660
Antoiüio Romanini fecit
Cremonensis anno 1740
661
w
'&B-k
^'^'UK^^-.<^^z dt- c:^ ob d^ t^ jtcX- A^
^ Renault & Chatelai.v , rue de ßraque,au G*
iÖ com de la rue Sie Avoje. A Paris, i/^tJ (^
663
667
vf Jofiph Sneider Papis , ^
CrerftWsei Mit Anno i7(?^
Francesco Ruggieri detto
il per Cremoiia lu 7^
664
JosfiPH Anton rus Bocca
fficit Taiirini
anno Doiniui j85f
663
^ R O Z E , nie Sainte !f^
^^ Catherine, ä Orleans, '-^'il
^'l pres leMartroy. 1756 '*•?
W%S?7Xr 7/?Cr T/Kr TJiilr 7Xr i,^f V -/rv.^ t^v- r,^ -p
666
^ i*3 t«e fi« J WW ««* "^«W «» J «M «H «» Mt^ ^
? Fd/7 ii 'Reims ^ ^
^ TarSALOMoiJj 175^5" ^
* e*: fr* 5fr9 Jti i^ ' e«^ i^e-: «tK- *5 «W (** Wr ?
669
i!!;^^^^>^^>Ä^^
^
m
Anton Sch^udl, Geigenmacherfj]
Mi^iVIittenwald An, 1750 llj
668
670
652
Geigenzettel S Abbildung 671—680
I
gelb tiiSL^s!^i£i^i^^ftüiiSd^
iMatthaeus Frideric
|ScheinIein fecity^ i^
p.angcn£ekit: 175^
671
Martin.
'■e/^^M
^
in Wien.
Stoss
0/ /
676
JOANN PAUL SCHORN ,
H. F. Muficus auch Lauten
und Geigeiimacher in Salz-
burg, c. /VT/
(Tl.
672
macAi
y.
U'niun,n.
673
677
Johannes Georgias
Skotschofsky fccit
in Heffen-Dannftatt
678
Nicolaüs Siinoutre
Lupot Nicolai discipulus
Bivoduri fecit 18
679
::'*i^.
STEFANO S&ARAMPELLA rftBrescial;
Fratello ed allievo di Giuseppe "■ -\^
f6ce in.cMxfjM.ir4X.r..A^.iiiii....'^9j?' 4
675
680
Geigenzettel S Abbildung 68! — 696
653
5\nt(»nia ^cilianoin Omftia
Giuseppe SalvOfiorl
in PJsioja 18^^ :
681
689
I Joannes Georgius et Antonius filnls Staufer
'. fecerurtt Vtennäe finno'IsVS.^^!^^^//
1 ad normam' Antonü Straditarii. -
l ' _^,. - ■•■■■■--- ^ - - ^ Ji-
^Ä*.
lohet ijegit
Ledait^i8ö5.
^f"^' *SÄ*«r-*'Ä*Ä
682
J ^i^ClINTUS SANTAGIULIANA FECIT
\ "^ViCETlAE^ Anno"^"! 6 / -J^ ;
690
e-^-
,A.
^(S
683
FrancifcnsStradivariusCremoDenUs
Filies AutoDülacicbac Anno ly^o
684
2 Spiritus Sorfana ^
^ fecit Cunei 1736 u
691
Oswald Schaller fecit
Frankfurt a. 0., anno 18
692
T
Petrus et Hipolitns Frairei SÜveStre
FeceruiilLllodlini..\iiiio 185* S^j£$
%,"B=A"-Vi.-»V«i"A«.VtVt^
-:
S
Ss I» 2
)
r.
Fr.A.NCois SAI7.AIUJ
I., «ÄaÄ?-?ÄWJ
685
^^° N. E. SIMOUTRE
reparavit Lutetiae Parisiorum A. D. i8q
686
iftae A niöhö^v
-»■
693
Joannes Scheverle fecit,
Prags An. 17;'
694
. -^
i-.
>_t(^v:
?^'-^&liuJ
687
695
t^AUL S ERDET
.Xycct/u^^ Oy Xa
^uJ .^g
688
. .5^_^^_.
■•.lohann Sfl-obrGeigenmach'er
696
654
Geigenzettel S Abbildung 697—703
gj machfrinS<:lid
Pierre Silveslre
a Lyon i8-^tf |
703
697
704
698
Petrus Schulz Chiltar- und Gei-
genmacher in Regensburg
anno 18
699
705
SALOMON
^Jb
rArbre-fecaSce. Cecille ^ W&!^ä^mW^!^m'^^
mmmmmmmmmmm^
706
700
Antonius Stradiuarius Cremonenfis
Faciebat Anno \z 16 f^j
Silvestre et MauCotel
Paris, ip N""
701
707
Laurencius Scorioni F^^iiJ
Creme na- VJS\
J. H. ScKult
Streich -JnstrumentenmacKer
Lübeck. Ar\Kt<i M%
702
708
Geigenzettel S Abbildung 709—718
655
Salornon^ I^vt/n^^. u rS^ c^dll^
' TLxoe de. Liecole a Par-ur. ij^ 6
709
1^ STEFÄHO SCÄRÄMPELll (// JM^^Ji l
n PREMIATO CON f^EDAGLlE' D'ÄRGEHTO^
f\ FRATELLO ED ALLIEVO DEL GlüS^PPE- ;>, .^:5■::f
Fece in- (^vsJUttJ ^^^y*''^ (900 Ji
710
Sanftus Seraphinus Nicolai Amati
CremouenfisAllumnusfaciebat. Udin^ A: i6^i)
711
jVe £• 8IMOUTBE ^t Fils, lutbiers ä PAKIS
21, Fautiourg Poissonniöre
Pres du Conservatoir© d© Musique
712
N» I¥. E SimOUTRE Inventeur brevete
des Supports harmoniques et de la Barre semi-adh^rente,
38, )-ue dt l'Echiquirr ä PARIS. — Annee 189
713
714
Petrus Schulz Ratisbonensis
faciebat anno i8
WolffgangSagmayr, Lauttcn-vnd
Geigenmacher in Graz, Anno 17
717
715
/^ep. von Gp. Sbösael
oficit 6oloniadnnoJ^0
iJmcbonu« StraAuartus/mlü Antoruj
Crtmont Tccit^Anno 17 4a; als.
718
716
656
Geigenzettel S Abbildung 719—729
^ @tiö gdjünemann.
Mathaeus Wenceslaus
Stautinger, mefecit,
Wirceburgi 177^
Geigenzettel S ' Abbildung 730—743
657
Joh. Bapt. Schweitzer DisCipulu^
F. G-. . Pestini 18
Joannes Friderici Storck / ^
Lauten - und Geigen - Mächet!
Föcit A4aguftx. _ j7^-<*' *^
730
737
IJ^UT f M' UND GE[GEKMäCHER::.k (( 3ü^ann martm (Bd)mm,
731
■■'r
L 3 i ^i Li i
bauten? unt) ©ciöiftunac^er
738
y n ri ^
f
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ff p .'
732
■^
^
^'Y'
/# c
739
tauten undlGcigenmacKeir in
733
740
Franz Simon, Hof- und bürgerl.
Lauten - und Geigenmacher 2u
Salzburg ^1^ Cl
v%
%\
734
3o^ann ^icf)aer Simman ©eigen»
macl^er in fDlittenmüld an ber 3far.
17
741
fÄ* Joannes Georgias' ^taufet
4 Ircü Viennae. aniio 18>2^^*
Bernardus Stoss
fecit Viennae 18
735
mfa
r/c/yj
736
743
V. Lütg-endorf f , Geigen- und Lautenmacher. Bd. II.
42
653
Geigenzettel S Abbildung 744 — 755
1 r^rg " I iW ^ i" ' " ' B"'!!!
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744
750
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V^hcgeri;^ ^,mmm-^mWßm % nie i^cir' Präge An, n
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743
751
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Probe V'lolino.Co)*esc*I ^^rem^na- i
747
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748
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r/i 7'YV' f'Av//
:- 111 \\ j eil
754
749
755
Geigenzettel S / Abbildung l%~lbb
659
^^yC^y^ rf^iV^^^% c\y<^^^'i/t^>- V -^Z
756
" '—■ J-rrT • — -. ^v.--. — — — «-Jr
761
762
757
763
duflac^ittl ^tof m et ^\i\%
764
/to
|J^ *s^Aiv;;Sips^> -«aic^»!^
[ Reparirt bey Blarlin Stofs ';.lv. IlotVeigen ..
ajacfeer seeligen Wiltwe iß Wien anao 184 ^„
Sa l o M ön
7öO
766
42*
660
Geigenzettel S— T / Abbildung Ibl—llA
f'--^^^;:zrTT-~~^
4 .
I ^#f
767
Antonius Stradiuarius Cremoi^fisJ
Faciebat Anno 17 i 9 i^^ i
768
,JSj^
^__-.l
In PadouaVvendelio Venere
de Leonardo Tiefembructej
7ö9
d'apres A. Stradi va riu s
I iW
V^t(^^ Thti
.4-: . ^;'-\jr ..
//:>
771 _ _ ^ __
JOACHIM TIELKE pathias T^i|* f«it|
772 "■•
Geigenzettel T Abbildung llo — 788
661
.^^dtttt ©eora Sffr/ SatifeH^
\
775
/ÖZ
Joannes Georgius Thir ,fecit
Viennse , Anno 1791 .
t-& r-: '. ^v:,^'-. •-:1fe^;j>4t.'ifei,
-i-r--- -^
V
783
(D][ä][g[D][ä][£]0[ä][n]0[ä][ö][ä]0[i][£][D][£][D][ä][£][ö][5][ä]00 IciROLAMO TRUCCO I
I ü Ä i GEBAUT VON E. TENUCCI 0 h FabbrLcame "
Y\ IM GEIGENBAU-ATELIER 0 i %
0 HUG & Co., ZÜRICH /^- 0 |ChitaTTe,Arpee Violini I
[c] 0 f in Savona i^/^Q f
777 7ö4
Nouveau procedc approu{?e parVIngituL
TuiBOUT, Luthier, rue Rameau,/
N". 8, a Paris, l835
JVa
Joh.T^ntielXautenmacher,
in Mittenvvald, fecit* ijz 0
783
778
Gio Giorgio Taningard
fecit . Romee Anno 1745
779
Paolo Antonio Teftorefiglio
di Carlo Giufeppe Teflore
inConiradaLarea di Mila-
no a] Segne dell Acquila.
786
I
r=y
Cannes Tunonas kcit Bononiz
in Piatea Pauaglioms.
^ Anoo Doinim.i(:;8^
733
Johan^: Steplmn Thuin3ia|^
tautfen-und'Gejgenraac*' '
781
4/bcLci bu c^cJAer^ss
4^ ^
788
662
Geigenzettel T Abbildung 789—795
^ Au Roi D.4riD. '&
§ Thibout , Luthior de TAcaclcmie Royalc de Musique , ^
Ilue Rameau, N". 8, ä Paris,
i
789
arlo Antonio Teftorc figlio maggiore
del fu Carlo Giufeppe in Contrada
larga al fegno deirÄquila . ^740
790
CArlo Tononi ßcrfogncicj
Fece in Voieziä i^::i t2^
791
David Tecchler Fecit
Rom f Anno Diii 172/
792
FAIT
PAR DVirrOPRVOCAR
Ah
1 cofle faind Sebaftien
Ä Lyon
793
Cirlo Giuftppe TtAcreinCon
erada Larg di Milai^o
Segne deli' AquiU iCao
794
Carlo Antonio Teflore figüo maggiore
del fü Carlo Giufeppe in Contradal&r
ga al fegno deH'Aquila Milano 17*0
795
Geigenzettel T— V Abbildung 796—802
663
.V
797
79o
Diederich Ulrich^
•^ombarg/ Anno 17.
798
J ß
799
Jean Baptiste Vuillaume a Paris
3, rue Demours -Ternes tS
800
jean Baptlstc Vuillaume ä Paris
3, rucDemours^ Ternes
X.
GAETAKcJ* VINA€CIA-Mt
Napoli Rua Catafana N.°.^6. i8l "
802
664
Gelgenzettel V Abbildung 803—810
Sebasticn Vuiihume a Paris
2 Z Boulevard Bonne Nouveiie v^^i V'
803
Vissenairo £vevo:r> . Lulhier.s
FoTii-nisseiirs du Conservatoire (
/^•i^^
K^J
Place des JarobiiisLyün.l an^/g^^ ■^
8U4
Jean ßaptiste Vuillaume a Paris
Rue Croixdes Fetits Champs (
805
7f^
806
Nicola? \i^s4^naire , Lulliier,
des Jacotins, ä hy^, l'an
ce
807
L N. \ isseiiaipe , Lulhier
r oiirni.sseui' du Conservatoire
Pioi-e des •Jae<)bius,Lyon,lan /^^^
808
Joannes ßaptiftaVänder Stagh.
Meulen , tot Andwerpen i&>0
o^A-U.
I
809
«.^^^a^^^Ä
fi VILLAUME & GIRON,,
Luthiers ä Troyes.
2 7 70 •
'^T^'rrr^Xi^f
'i^^rJ^rrr-
810
,1
Geigenzettel V— W Abbildung 811—821
665
Antonius Vinaccia Fecit
Neapoli Anno 1/80
81:
Tece r Anno i T^-^rn^Fireiite .
812
iTilliier Giifonservatüire lloyal de ^tusique, ;
Jiue de VEveque ,}^? ZO ,
815
816
/?
rae ck la. Tu/verie //^^ 6
13
JBonolii3a Anno ijf^\
814
4^
Nicolas Vuillauine nKTjV'
fecil a Mirecoiirt a ?in J'iö
817
3o^ann (Seorg t>ogIer, ilautens
unt) (Geigenbauer in Wiiv3burg ITyo
818
Joannes Geoigiiis Voglci^iil
me fecir, Wirccburgi 17
819
•jT-^
cm-'i^
820
edpold
::-,-.-iiiiiici]ei?sa Nürnberg, ftcit A, x?-
i^ ■ ■rfi«iä,.-^-.*n:i;.. -,
666
Geigenzettel W / Abbildung 822—835
Norimberg^
822
jk > 4.
7%.
823
97) ^üe^ i^^^^ /r/-^^
824
I loannes Michael Willer
Cv.'
>h
825
'i-r MJ ■■■ '
826
,«=' :—(-%:■'
im Saulenbac^ bn; Süßen 17/2
827
* Tecit Jofeph Wagner, Sereniff.
Princip. Camr. Muficus
l/Tff^«
Co TißantUt^ ^.-^■•^
e Bernardus Wutzlhofer , |
I fcclt Bmn« Anno xg /^
@ oöoa j«. 30 .T» ao 00 00 ■ iie» o<ic»«e« ooc^-k» Qi .'
829
830
poldüs Widhalxp^
/^7
831
'Seba/tinniis ^AViTzelhofc^r -^^
' ^^fecit. Briin.T Anno l-# '^^
832
833
Joann Blafius Weigert
Lauden- und Geigen»
nrachcr in Linz 172 /
834
Jofeph Waflermann fecit
in Znsim 18
828
835
Gelgenzettel W— Z ' Abbildung 836—848
667
«• ß
oeitPt^k
^/v
840
836
5S^^^^
:s2^s^?^^
Anton Wittmann
Geic^enmaclier Wien im Jahre 19
5rftnj Serie ©e^enmacöer ju 3KU
Um\^ an ter 3fet; * WX^
841
Leopold Widhalm, Lauten- und
Geigenmacher in Nürnberg fecit.A. i76^
838
g>iJj^iäSJjg§5JS^^^
FcwtSebaft. W^agner,
Hofmudcui in Mecr^
bürg igo^
842
Xaveri Wagner, Hochrürftlichee
Hof Laucen und Geigenmacher
in Ellwangen Anno iSCfi
843
839
1 ZIMMER K. OTTO |
ITii tiangszer Iceszitö =
= Budapest, VI., Terez-körut 4. sz. =
l)ti!=mi=ini=iiii=iiii=ii!i=tHi=iiii=iiii=iiii=iiii=iiii=iiii==
844
Thomas ^ZacK fecit
adforA.S. vtennoo 1869
^ Fj\to in Verona ^
di Giacomo Zanoli g
175/ f
845
846
»lacomo 2«5ai
IQJ
tttfta^^U^i^aeai^^;:
847
^ä;-^-
■!::•
SPeßiiir
:t
■X ■i^^'i
848
668
Geigenzettel Z Abbildung 849—533
fccrt anno 1<) (fiSi Zuricl)- J
849
PIETRO ZENATTO TEGE W
859
■*----- -^
*'.-¥>:,
851
Alexander Zanti fecir
1
lantux Anna t^-|
i^J^:^S2?=^5
852
SÖiaytmUion 3^cl)et;
?autcn*tin6 ©cigenmacl^er
. Anno 17^;
853
INHALTSVERZEICHNIS DES ZWEITEN BANDES
Alphabetisches Verzeichnis der Geigen- und Lautenmacher ... 7
Die bekanntesten Bogenmacher • • - - - ■ 579
Werkstattnamen und Ladenschilder . • . • . • • 581
Brandmarken (Nr. 1—79) = 585
Faksimiles von Geigenzetteln (Nr. 1 — 853) 588
Abbildungen Auf S3ite 5: Dar Lautenmacli^r. Holzschnitt von Jost Amman 1568; auf Saite 577: Geschäftskarte
von L. Renaudin, Paris; auf Seite 583: Brandmarke von L. Georges Warnecke, Nincy.
INHALTSVERZEICHNIS DES ERSTEN BANDES
Vorwort zur dritten Auflage • • • • 5
Überblick über die Geschichte des Geigen- und Lautenbaus • . . 17
Einleitung 17
Füssen 20
Italien 28
Frankreich 93
Großbritannien und Irland 127
Spanien und Portugal . . , . . ■■ . . 147
Holland und die Niederlande 150
Tirol, Salzburg, Bayern 158
Südwestdeutschland und die Rheinlande 199
Osterreich und Ungarn 220
Böhmen und Sachsen 245
670 Inhaltsverzeichnis des I. Bandes (Fortsetzung)
Mitteldeutschland 276
Norddeutschland .... . . . . ' 286
Schlesien und Mähren . 306
Polen und Rußland 3)4
Skandinavien und Dänemark 324
Die Schweiz . . . 33)
Griechenland und die Türkei 335
Amerika und Australien . . 336
Die Geigen- und Lautenmacher nach den Wohnsitzen geordnet . , 343
Literarischer Quellennachweis 403
Verzeichnis der Abbildungen im Text und auf Tafeln 421
Anhang: Tafel 1—98 / Einige F-Löcher (neben Tafel 1)
3 LJaLLs, .
5
Lütgendorff, Willibald Leo,
DATE DUE
t
-Ü^B
536289
BRANOEIS UNIVERSITY
UBRARY